^U 5A. Vierter Jahrgang. SA. Dezember KOOG. Im Winter. K»lls letzte Blatt cutfällt dem Baum, Der Schnee licgt öd' cutlaug der Flur — O könnt ich doch belauschen jetzt Dm Traum der schlafenden Natur! Was mag dcr altcu Eichc Traum, Was dcr der schlanken Rebe sein? Bringt er zurück vcrgaug'nc Zeit? Schließt er cm Hoffen, Ahnen ein? Und das Erwachen, ist es Lust? Wie? Oder schafft es Qualen nur? — O könnt' ich lauschen doch cin Mal Tcm Traum der schlafenden Natur! Iwei Finger. Erzählung von M. Pardoe. (Fortsetzung.) ^Vähreud dieses kurzen Zwiegespräches hatten sich die Blicke Mariens und des Fremden mehr als ein Mal begegnet; und während er sie wu unverstelltem Entzücken und Staunen betrachtete, fühlte sie ihrerseits zum ersten Male etwas wie Interesse an dem, was um sie vorging; ihre bleichen Wangen überzog die zarte Nöthe der wilden Nose, und die Lippen bebten vor innerer Bewegung, während sie das Haupt auf die VruN senkte uüd dein neuen, unbestimmten Gefühle keinen Namen geben konnte. Cin Lichtstrahl war gehcimniß->^l! in die Dunkelheit und Einöde ihrer Seele gedrungen, und sie fühlte zum ersten Male seit dem Tode ihrer Mutter, daß sie nicht allein war. Sie warf einen hastigen Vlick auf den Freund ihres Stiefvaters, den schwerfälligen,, seelenlosen Bauer, dcr sie zum Weibe nehmen wollte, und ihr Herz schwoll von Entrüstung und Eckel! der Blick wandte sich weg und ruhte für einen Augenblick auf der hohen, weißen Stirne, den wallenden Locken, und dem hellen Antlitz des jungen Reisenden, ihres Gastes für einige Stunden. Arme Marie! in diesem Augenblicke fühlte sie die ganze Bitterkeit ihrer Stellung. Wofür konnte er, dcr vor ihr stand, sie halten, außer für eine niedrige Magd, cin Geschöpf, das kommt und geht nach Jedermanns Befehl, der ihre Dienste mit Geld bezahlen kann, wahrend er — das arme Mädchen schauderte und j unterdrückte die Thränen, es durfte ja :n'cht einmal weinen ! über sich. ! Das Nachtmahl war aufgetragen und in weniger als ! zwanzig Minuten beendet) dann wurde Marie nochmals durch ! den rauhen Befehl ihres Stiefvaters, eine Kerze anzuzünden ^ und dem Herrn sein Zimmer zu zeigen, aufgeschreckt. ! Das arme Mädchen gehorchte schweigend :>nd führte den Fremden in ein großes, freundliches Zimmer die Treppe ! hinauf. ^ „Sie können nicht die Tochter des Wirthes sein?" sagte ^ Adolph v. Rosval, als, sie das Licht auf den Tisch stellte. Ich bin eZ nicht, mein Herr!" erwiderte Marie, und j eine lebhafte Nöthe flog über ihre Wangen. > „Ich dachte es. Diese weißen und zarten Hände und ^ diese geröthete Stirne beweisen das Gegentheil. Sind heute ! Nacht ricle Reisende im Hause?" ! „Sie sind der Einige." ! „Das freut mich Ihretwegen. Wie heißen Sie, Fräulein?" ! „Marie, mein Herr." „Der lieblichste aller Namen! Der paßt für Sie." ! „Wünschen Sie sonst noch Etwas?" fragte das Mädchen ' schüchtern. ! „Nichts," antwortete der junge Mann und verbeugte ! sich so höflich, als stände er vor einer hochgeborncn Dame. ! »Gute Nacht." Der Gruß wurde erwiedert, die Zimmerthüre geschlossen, ! und Marie ging die Treppe hinab und stolperte auf jeder ! Stufe. ! Adolph konnte sich von seinem Erstaunen nicht erholen. ^ Wer konnte das Mädchen sein? War es das Opfer einer Mystifikation? Nein, das war unmöglich; denn selbst seine ! eigene Familie wußte nicht, daß er Urlaub von dcr Militär« ! schule erhalten hatte, um die Glückwünsche seiner Freunde ! zu seiner Bcfördelung zmn Lieutenant zu empfangen. Was ! konnte es dann sein? Daß sie nicht die Tochter des rohen ! und ungeschlachtcten Wirthes war, hatte sie selbst zi-gestan« ! den, daß sie eine bloße Magd sei, war cin Gedanke, den er aufgab, ehe er ihn noch recht gefaßt hatte, und doch war ' sie offenbar hier zu Hause. Das Rosenbouquct auf seinem ! Allkleidctisch bewies es) es war von kcincr gcmcincn odcr 202 dienenden Hand geordnet. Die geschmackvolle Stellung der etwas dürftigen Möbeln und selbst der Faltenwurf der schneeigen Vorhange, die vom Vette und den Fenstern fielen, bezeugte ihre Sorgfalt und Sinnigkeit. Wer mochte sie sein? Als sein Nachdenken diesen Punkt erreicht hatte, siel eines der obersten Scheiter des hell lodernden Kaminfcuers prasselnd auf den Boden. Es mußte wieder zurecht gelegt werden, und diese kleine häusliche Milbe genügte, den Zauber zu breche». Was ging sie ihn überhaupt an? Er war er« müdet von der Neise, und daher entledigte sich der Herr Lieutenant v. Rosval schleunigst seiner Kleider, und warf sich, ohne das Licht auszulöschen, auf sein Bett. Als Marie in die Küche zurückkehrte, fand sie, daß ihr bauerischer Liebhaber eine plötzliche Aenderung des Wetters benützt hatte, um sich hcimzntrolleu, und daß die beiden Jungen zu Vett gegangen waren, aber ihr Vater war nicht allein. Gin zweiter Reisender hatte beim „großen König" eingesprochen, und sie betrachtete ihn mit einer plötzlich ent« stnndenen und unerklärlichen Neugierde. Vr war ein Mann von etwa vierzig bis fünfzig Jahren, groß und kräftig, mit breiten Schultern und gewölbter Vrust; sein grau gesprenkeltes Haar war tief in die Stirne gebürstet, und seine Augen hatten einen unheimlichen Ausdruck; aber seine Züge waren fein geschnitten und seine Manieren ruhig lind ge« fällig. Marie bemerkte augenblicklich, daß seine Erscheinung einen großen Eindruck auf ihren Stiefvater gemacht habe, der den Fremden mit der tiefsten Unterwürfigkeit bediente. „Ich denke, ich bin heute Nacht wohl Ihr einziger Gast," sprach der Fremde, während Marie eintrat, „denn die Leute, die Behaglichkeit schätzen, sind bei dem Unwetter Alle unterm eigenen Dach geblieben." „Bitte um Entschuldigung," lautete die Antwort; „das Zimmer neben dem Ihrigen ist bereits von einem jungen Manne besetzt, der vor einer Stunde ankam: aber Sie dürfen von ihm keine Störung befürchten, denn er ist einsehr artiger Herr und überdieß sehr ermüdet, und wird uns schon mit Tagesanbruch verlassen." Die Stirne des Fremden verfinsterte sich, und er gab keine Antwort. „Sorgen Sie," sagte er nach einigen Minuten, „daß ich morgen um sicbeu Uhr geweckt werde, denn ich muß Mittags in Tours sein. Ah, unter Andern,, ich brauche ein Reitpferd, — bestellen Sie mir eines, denn meine Zeit ist kostbar." „Mein Nachbar." erwiederte der Wirth, „hat den besten Klepper in der ganzen Gegend und wird schon um halb sieben bereit sein." „Gut," sprach der Gast, »dann will ich dem Beispiel Ihres anderen Inwohners folgen, und mich zur Ruhe be-geben." „Marie, ein Licht," lief Gbrard, und das junge Mäd» chen stieg nochmals die Treppen hinauf, um den neuen An-M kömmling in sein Zimmer zu führen. M I Adolph war, wie bereits gesagt wurde, schon zu Bette, während die Kerze am Tische noch fortbrannte. Er hatte bis jetzt noch nicht schlafen können; sein Geist war zu sehr beschäftigt. Sein eben erreichter Nang, die bevorstehende Begegnung mit seinen Eltern und Schwestern, und in Ver« bindung mit diesen erhebenden und glücklichen Gedanken das Geheimniß, das Marien umgab, hatte ihn wach erhalten; als er daher den schweren Tritt eines Mannes hörte, der im Gange und an seiner Thüre vorüberschritt, entging ihm kein Laut, Plötzlich durchsuhr ihn ein Gedanke; er sprang aus dem Vette, sperrte den Koffer auf, nahm seinen Säbel, der sich obenauf befand und legte ihn unter sein Kissen. Die alte Uhr in der Küche schlug Mitternacht, und Alles im Hause war todtenstill, aber Adolph blieb noch immer ohne Schlaf. Plötzlich wurde er durch ein Geräusch erschreckt, als ob Iemaud langsam einen Schlüssel im Thürschloß umdrehen wollte. Er horchte aufmerksam, aber da das Geräusch sich nicht wiederholte, glaubte er, es sei das Spiel seiner überreizten Nerven gewesen, und entschloß sich, indem er die Betttücher dichter um sich zog, die weuigcn Stunden zu benutzen und der Nuhe zu pflegen. Cr war kaum eingeschlafen, als er abermals gestört wurde; dicßmal aber war er sofort überzeugt, daß kein Irrthum obwalten konnte. Jemand suchte iu sein Zimmer zu dringen. Die Kerze war ausgebrannt, aber Adolph ergriff deu Säbel, schlich leise zur Thüre, und stellte sich dicht daneben auf. Etwa nach fünf Minuten hörte das Geräusch auf, und er hoffte, daß der Störer jeden Versuch, in sein Zimmer zu dringen, aufgegeben habe, was auch immer die Ursache des Versuches gewesen sein mochte. Er hatte die Zimmerthür sorgfältig geschlossen und fürchtete wenig, daß das Schloß aufgesprengt werden könne; aber als er zufällig zu Boden sah, bemerkte er im Moudlichte, das voll auf die Fenster des Zimmers schien, und jetzt, nachdem sich der Sturm gelegt, desto heller vom wolkenlosen Himmel leuchtete, daß eine Hand unter der Thür durchgesteckt war, welche versuchte, sie aus den Angeln zu heben. Dieß war zu viel. Adolph schwang hoch seinen Säbel und hieb mit aller Kraft auf die Hand, die sich iu so verdächtiger Weise beschäftigte. Er vernahm ein gedämpftes Stöhnen, dem ein halb artikulirter Fluch folgte. Daun hörte er den leisen Schall von Tritten, die längs des Ganges fortschlichen, und bald war Alles wieder still, — aber zwei blutige Finger blieben am Fuß« boden liegen. Adolph stürzte an den Kamin; einige Glutreste setzten ihn in den Stand, eine zweite Kerze anzuzünden, und dann begann er seine greuliche Sicgestrophäe zu betrachten. Zuerst schauderte er, die ersten Opfer seines jungfräulichen Schwer« teö zu berühren, aber er unterdrückte schnell diese Schwäche, hob die wegqehackten Finger auf, wusch sorgfältig das Blut ab, und wickelte sie in sein Sacktuch. „Auf Lieutenants-Ehre!" murmelte er für sich, „das war ein glücklicher Hieb, und wirklich, für einen Naubcr sind diese Finger ziemlich zart, und die Nägel erträglich rein. M 203 Nun, ich glaube, für beute Nacht wird wohl Alles vorbei sein, lmd da ich vor Kalte zittere, werde ich wahrlich besser thun, zu Bette zu gehen." Adolph war jung und ohne Furcht, und lag nach einer Viertelstunde im tiefsten Schlaf. (Schluß folgt.) Peschreilmng des Daues der Mägen dcr wiederkäuenden Haussängethicrc und der Verrichtung derselben. Die wiederkäuenden Haussäugethiere, nämlich das Rind, Schaf ui^d die Ziege, haben 4 Abtheilungen ihres Magens, oder wie man sagt vier Mägen. Diese Abtheilungen sind: 1. Der Pansen, Wanst oder Wampe. 2. Die Haube oder der Netzmagen. 3. Der Löser, Vlattermagen oder das Buch. 4. Der Labmagen. Der Wanst, Ranzen, Grasmagen, Doppelmagen, ist bei den erwachsenen Thieren die größte Abtheilung, er liegt link»' auf der untern Vnchwandung auf und füllt den größten Theil der Bauchhöhle aus, indem er sich mit seinen Hörnern vom Zwerchfelle bis in die Bcckenhöhle und zum Grunde der Harnblase erstreckt. Durch eine mit Fett ausgefüllte Rinne, welcher nach Innen ein Pfeiler oder Saum ent» spricht, wird der Pansen in eine rechte und linke Hälfte (Säcke oder Hörner) getheilt; beide erstrecken sich zur Flanken» gcgend (Hungergrube) dem Orte, wo bei den Wiederkäuern der Banchstich in der Trommelsucht vorgenommen wird, jedoch muß diese Operation in der linken Hungergrul'c stattfinden, weil rechts Darmwindungen auf ihm liegen. Das vordere Ende des Pansens steht mit der Schlund-röhre und Haube in Verbindung, das hintere Ende endet blind. Der Pansen besteht aus dichten Faferschichtcn, aus einer ziemlich starken MuZkclhaut, welche aus äußeren Ouerfasern und inneren Längenfasern besteht, und besonders an den Pfeilern ersichtlich sind. Die innerste Haut ist eine Schleim« haut, welche sehr kleine Schleimdrüsen in geringer Menge besitzt, welche eine alkalische Flüssigkeit zur Erweichung der Futterstoffe absondern. Die Schleimhaut besitzt ein dickes, graues oder schwärzliches, sich leicht loslösendes Oberhaut» j chen und ist theils glatt, theils bildet sie verschiedene Verlängerungen. Glatt ist die Schleimhaut an den Pfeilern und an der oberen Wand. Man trifft fadenförmige, zungen-förmigc, leierförmige, 1—7 Linien hohe, an der Spitze gekerbte Vlättchen, die entweder mehr zerstreut stehen, oder aber wie dichter Wald gehäuft sind, und dieser Haut das wollige Ansehen und ihre Rauhigkeit gibt; an einzelnen Stellen sieht man bloße Warzen. Der Pansen ist selbst bei hungernden Thieren mit einer ziemlichen Menge grob zerkleinerten, durchfeuchteten Nah-rungSmitteln gefüllt, welche hier mehrere Tage liegen bleiben, um entweder gleich in die Haube und den Löser zu ! geben, oder aber bissenweise durch ein natürliches Erbrechen in die Maulhöhle zurückzukehren; wo dieselben neuerdings gekauet werden. Die Haube, Mütze, Garn, Vienenkappe, Zellenmagen, Königsmiitze ist beim Rinde die kleinste der 4 Ab« tbeilungcn und nur ein Anhang des Pansens. Beim Schafe und der Ziege ist sie größer als der Löser. Die Schleimhaut besitzt eine dicke Oberhaut und bildet eine bedeutende , Menge von vorspringenden Falten, die den Vieuenzellen ähnlich sind. Die Fächer sind 4-, 3, oder 6eckig, die Falten am Rande derselben gekerbt. Am Grunde der H.iuptzcllen, welche 6—9 Linien tief sind, erheben sich kleinere Fältchen, deren Grund von Fältchen und Wärzchen besetzt erscheint. ! Die im Wanste enthaltenen Nahrungsmittel sind wenig uer» ändert, zeigen faserige Beschaffenheit und sind von wenig Flüssigkeiten durchdrungen, während in der Haube schon ! mehr Flüssigkeiten abgesondert werden, wodurch auch die Nahrungsstoffe mehr als im Pansen erweicht werden. Der Löser, Psalter, Mannigfalter, Kalender, Fleck-^ magcn, Faltenmagen, Presse. Der Loser hat ein vorderes Vnde, wo der Loser mit der Haube, und ein hinteres, wo er mit dem Labmagen beiderseits durch eine Oeffnung in ! Verbindung steht. Die Schleimhaut bildet durch Verlange-^ rungen Blätter, welche in der Mitte breiter, gegen die i Enden schmäler und den Blattern eines Buches nicht un» ! ähnlich, an einander gelegt sind. Die Blätter sind an ihren , Flächen und Rändern mit hakenförmigen, spitzen Warzen ,' besetzt, und die Schleimhaut, welche die Blätter bildet, ist ^ mit einem graucn, dicken Oberhäutchen versehen, das durch die Einwirkung der Futterstoffe sehr leicht losgelöst wird und an denselben hängen bleibt. Man unterscheidet große, l mittlere, kleine und sehr kleine Blätter, ihre Zahl betrug in einzelnen Fällen 92, 96 und 1l)6. Beim Schafe und der Ziege sind die kleinsten Vlättchen nur in Form von ^ Wärzchen angedeutet. Der Löser fühlt sich immer mehr oder ^ weniger derb an. Das kleingckauete Futter ist zwischen den einzelnen Blättern in Form von Scheiben eingeschichtet, wird seines flüssigen Inhaltes durch Aufsauguug beraubt, so daß dasselbe immer mehr oder weniger trocken erscheint. Der Labmagen, Nahm-, Käsemagen, Milchlab, Labsack, der eigentliche Daumagen, ist bei Embryonen und neu« gcboruen Thieren der größte. Der Lab stellt einen langgezogenen Sack dar, ist am vorderen Ende breiter, mehr ausgedehnt, das hintere Ende aber ragt nach rückwärts und wird schmäler. Die Schleimhaut ist weich, sammetartig, gelblich, grauröthllch, braunröthlich von Farbe, mit zahlreichen Drüsen versehen, welche den Magensaft absondern und den Namen Labdrüsen führen. Im erweiterten Theile, i gegen den Löser hin, bildet die Schleimhaut durch Verlängerung und Verdoppelung derselben 13 bis 16 schraubenförmig gewundene, gegen den Pförtner hin verlaufende ^ Falten oder Runzeln, die eine Höhe von 2—3 Zoll erreichen. Die Schleimhaut des Labes ist immer mit einem einzigen Schleim bedeckt. Die Länge des Labes beträgt im er- 204 wachsenen Zustande etwa 2^ Schuh, sein Inhalt bei sängenden Thielen ist in klumpen geronnene Milch, daher der Name Käsemagen rührt. Der Labmagen steht durch die vordere Mündung, wo eine klappenartige Vorrichtung ange> bracht ist, mit dem Löser; durch die hintere zur Zusammen« schnürung mit Zirkelfascrn versehene Pförtncrmündnng, mit dem Zwölffingerdärme in Verbindung und zeigt eine wulst-sörmige Ausdehnung. Der Magenschlnnd mündet sich am Halse des Pansens, setzt sich aber mittelst zweier muskulöser Säume (Lippen) durch die Haube bis zur Lösermündung hin folt, in welcher Gegend sich die Faserbündel unter einem stumpfen Winkel kreuzen, und so eine Ocffnung zurücklassen, wodurch das Dünnflüssige der Nahrungsmittel in den Löser gelangen kann. Die Schlundrinne ist 6 — 8 Zoll lang, die Ocffnung in den Löser betragt etwa einen Zoll im Durchmesser. Die Schleimhaut besitzt daselbst stumpf-kegelförmige, blumenkohlartige, hornige, spiralförmig gewundene, den Vogelklauen nicht un« ähnliche Auswüchse. Werden die Lippen der Schlundrinne zu einem Kanal geschloffen, so wird der Löser mit dem Magcnschlunde genau verbunden, und das Dünnflüssigere der Nahrungsstosse un« mittelbar in den Loser befördert; ist dagegen die Rinne offen oder entfernen sich die Lippen, so gelangen die Nahrungsmittel in die Haube und den Pansen, werden da herumgetrieben und erst nach längerer Einwirkung dcr Warme, der Flüssigkeiten und dcr Vauchpresse, zum zweiten Male in die Maulhöhle gebracht und dort gekaut, mit Speichel und Schleim vermischt, und so hiuabgeschluckt , wo sie dann bei geschlossener Ninne in den Löser gebracht werden. Durch die Wirkung dcr an der Ninne vorfindigen Längenfasern wird die Löscrmündung der Magenschlundmüudung genähert, durch die hierauf abwechselnd eintretende Wirkung der O-uer-fasern werden die Lippen genähert und die Ninne geschlossen. Ueber die Verrichtung dieser vier Abtheilungen des Magens dcr Wiederkäuer läßt sich Folgendes in Kürze bemerken, i Nach Versuchen steht fest, daß alle jene Nahrungsmittel, . welche im flüssigen Zustande und in geringer Menge genom- ^ men werden, z. V. Milch, Mehltränke u, s. w., durch die ^ Schlundrinne über die Haube uumittelbar in den Löser und i in den Lab gelangen, wo sie verdauet werden. Alle Nah- , rungsstoffe jedoch, welche in großen Nissen geschluckt werden ! uud nur grob zerkauet und, fallen in den Pansen, werden > daselbst erweicht uud können aus demselben und aus dcr mit ! ihm zusammeuhängenden Haube durch ein natürliches Er- > brechen neuerdings in die Maulhöhle gebracht werden, wor» ! auf sie, wenn sie klein gckauct sind, erst durch die Schlund- ^ rinne in den Löser gelangen und dort zwischen den Blättern ! desselben eingeschichtet werden, bis sie ihres flüssigen In-» ! Haltes beraubt sind. Diese natürliche Vorrichtung nennt man das Wider- ! kauen; dcr Pausen nnd die Haube sind, wie bei den Vögeln, ^ ! nur als ein großer Kröpf zur Aufbewahrung und Erwei- ^ chung der Futterstoffe zu betrachten, die groben Massen des« ^ selben (Stroh, Heu, Gras) werden, ohne gehörig zerklc^ ^ nert zu sein, so hastig verschluckt, als daß sie voin Lab« ! magen verdauet werden können und müssen daher bei gege- ! bencr Nuhe gewissermaßen nachträglich gekauet werden. Es ! ist jedoch nicht anzunehmen, daß der ganze Inhalt deS Pan- ^ seng wiederkäuet werden müsse, weil dazu eine viel zu lange Z?it erforderlich wäre. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß der ganze flüssige Inhalt desselben und alle zerkleinerten Stoffe unmittelbar in die Haube, den Löser und den Lab gelangen, ohne wiedergekäuet zn werden. Es scheint, daß nicht das Wiederzukauende aus der Haube in die Manlhöhle gelange, weil der Inhalt derselben immer mehr weniger flüssig ist, und die in die Waulhöhle durch das Erbrechen gelangten Vissen aus groben Futterstoffen, ^ Stroh, Heu u. s. w. bestehen, wie man sich bei lebenden ^ Thieren überzeugen kann. ' Vei dem Wiederkauen ist übrigens der Einfluß der ^ Willkür unverkennbar, und sie wird oftmals durch gewisse z Sinneseindrücke unterbrochen, welche die Aufmerksamkeit des ! Thieres auf etwas Anderes lenken, besonders wenn es ge-> schreckt, oder zu schnelleren Veweg.ungen angetrieben wird; l es fängt nber wieder zu wiederkäuen an, sobald diese Stö' ! rung vorüber ist. ^ Wie lange da° zerkleinerte Futter zwischen den Blättern des Löscrs verbleibe, ist nicht ausgemacht. Es scheint über« ^ Haupt der Löser mehr eine cinsaugcnde Thätigkeit zn äußern, ! ohue auf das Genossene wesentlich umändernd einzuwirken, ! denn die Verwandlung in Magenbrei (Olumu8) geschieht ! nur im Labmagen; in ihm allein wird Magensaft von den Labdrüsen abgesondert, daher er als der eigentliche Dau-magen anzusehen ist. ! Die Eugen »Insel. Oesterreichs ruhmwmdiger Feldherr, Prinz Eugen von Savoycn, dcr die Franzosen cben so gut, wie die Türken zu schlagen verstand, hat den Letztern am N. September 1697 bei Zentha an der Theiß eine Niederlage beigebracht, die in der Kriegsgeschichte beinahe unerhört zu uennen ist. Dieser Sieg allein hü'tte den großen Helden verewigt. Ein seltsamer Ncbennmstand setzte ihm noch cin besonderes Denk« mal. Die hölzerne Vrückc über dcn reißenden Strom, über welche gegen 20.000 Türken in Hast die Flucht ergriffen, ward zum Theil in Trümmer geschossen, zum Theil von der schweren Last der Fliehenden eingebrochen; Tausende derselben fanden in den Wellen ihr Grab und nicht weit hinter der Brücke staute sich dcr Strom durch die zahllosen Leichen, die mit ihrcn schweren Waffen und Nüstungcn im Schlamm stecken blieben. So bildete sich mitten im Strome cin Eiland, welches ma,^ zu Ehren des unsterblichen Siegers bis auf unsere Tage herauf die Eugcni-Insel zu ncnucn pflegt. Tnict und Vcrlcg von Ign. v. zNcimnayr L5 F. Vamberss in Laibach. — Bcrantwortlichcr Ncdacttur ^-. Bamderg.