Lllibacher Tublatt. SränumeralionSpreise: ^0tir Laibach: Ganzj. fl. 8 40; uftcDung inS Haus vrtlj. 25 kr. ?it der Poft: Ganzjähr. fi. 12. Red action und Expediti on: Bahnhvsgasie Nr. 15 Mittwoch, 18. Juni 1879. — Morgen: Iuliana. JnsertionSpreise: Sin« . „ _ „ .™. Wattige SPetitjeil« i. 4 fr., Sei \ O <>«, (ly/fV,-: Wiederholungi» ä 3 ft. An- Iv. —^lwt^«"■L' zeigell bis 5 Zeilen 20 k. u Erlkönig — Hohenwart. II. Wir haben in unserer ersten Betrachtung nachgewiesen, daß die Bergpredigt des Grafen Hohenwart an den krainischen Großgrundbesitz an unlösbaren inneren Widersprüchen kranke, indem sie einerseits vvrhält, daß der irregeleitete Großgrundbesitz seiner konservativen Natur untreu geworden sei, und ihm andererseits doch wieder die Ausgabe stellt, für die „Befriedigung" der „ändern" Nationalitäten einzutreten. Heute fügen wir noch die Bemerkung bei, daß der krainische Großgrundbesitz — so viel uns bekannt — den Kulturbestrebungen des slovenischen Volkes, in dessen Mitte er steht, nicht nur niemals hindernd entgegengetreten , sondern dieselben, hier durch das eigene Beispiel, dort durch materielle Unterstützung, vielfach zu fördern gesucht hat. Wir konstatieren weiters die Thatsache, daß zwischen diesem Volke und dem Großgrundbesitze in nationaler Hinsicht bisher voller Friede geherrscht hat, trotz der ununterbrochenen Hetzarbeit derjenigen, welche ebenso häufig oyne Mandat als auch ohne Talent sich als Wortführer dieses Volkes gerieren; — und können endlich mich den Umstand nicht unberührt lassen, daß wir wol viele — ja sxhr viele Landleute im slovenischen Volke gefunden, die sich glücklich preisen, die deutsche Sprache erlernt zu haben, aber noch keinen einzigen, der darüber Klage geführt hätte, daß ihm diese Wohlthat zu-theil geworden. Aus alledem darf wol gefolgert werden, daß der Vorwurf, welchen Graf Hohenwart in dieser Richtung dem krainischen Großgrundbesitze ent-aegenschleudert, ganz und gar ungegründet sei. Und in der That war die Rolle des krainischen Großgrundbesitzes auch den vorlautesten nationalen Heißspornen gegenüber in und außer dem Landtage niemals eine aggressive, sondern immer nur die der abwehrenden Verteidigung des Besitzes seiner eigenen Kultur -errnngenschast und der Mittel, dieses von Eltern und Voreltern ererbte kostbare Gut ungefährdet und ungeschmälert auch auf Kind und Enkel weiter zu vererben. Was an Concessionen nur immer möglich war und einen reellen und bleibenden Vortheil für das Volk versprach, wurde bereitwilligst zugestanden. Nur gegen nationale Utopien oder Uebertreibuugen, wie die Vereinigung der Sloveuen in ein neues Verwaltnngsgebiet, — die Errichtung einer slovenischen Hochschule bei dem gänzlichen Mangel aller übrigen hiezu unumgänglich nothwendigen Vorbedingungen, — der auf die Ausmerzung des Deutschen abzielende Sprachenzwang; — die kostspielige Nachäfferei von Einrichtungen anderer, bereits viel weiter fortgeschrittener Nationalitäten, welche Hierlands keineswegs der Gesammtheit des Volkes, sondern nur dem persönlichen Interesse einzelner Wortführer desselben zugute kommen sollten: nur solchen unzeitgemäßen und übertriebenen Versuchen und Bestrebungen ist der krainische Großgrundbesitz seiner Pflicht und bessern Einsicht gemäß entgegen getreten und hat dafür wahrlich iveit eher die Anerkennung jedes besonnenen Staatmannes und Vaterlandsfreuudes verdient, als den Tadel, welchen Graf Hohenwart ebenso unberufen als einseitig über de» Großgrundbesitz Krains ausschüttet. Wenn schließlich dieser Parteiführer dem Großgrundbesitze damit droht, daß gerade die von diesem freiwillig gewählten politischen Bundesgenossen an dem Privilegium seiner selbständigen Wahlgruppe rütteln und nach einer Wahlreform schreien, so scheint er vergessen zu haben, daß es in Krain gerade nur die national-klerikale Partei — somit seine Gefolgschaft war, — welche dies Sistem bekämpfte und in der slovenischen Presse das Landvolk in allen Tonarten gegen den Großgrundbesitz aushetzte. Er scheint weiters vergessen zu haben, daß der krainische Großgrundbesitz Verständnis genug hat, um es zu begreifen, daß das Wahlgesetz in Oesterreich, wie in allen ändern Verfassungsstaaten, sich den jeweiligen Bedürfnissen der Zeit anschließen, daher periodischen Reformen unterliegen müsse, und daß es unter dem krainischen Großgrundbesitze selbst mehr als einen intelligenten und freisinnigen Wähler gibt, der schon gegenwärtig gerne beistimmen wird, wenn bei einer Reform des Wahlgesetzes ein richtigeres Zahlenverhältnis zwischen den einzelnen Wahlgruppen festgestellt, oder der Census für die Gruppe des Großgrundbesitzes erhöht würde. Es verknattert daher auch dieser geradezu kindische Schreckschuß, ohne irgend welchen Eindruck aus den Großgrundbesitz Krains zu hiuterlassen. Was aber die Herrschaft der Parteigenossen des edlen Grasen für den nicht feudalen Großgrundbesitz zu bedeute» habe, davon hat dieser einen Vorgeschmack ans der zehnjährigen Periode, in welcher diese Parteigenossen in Krain ihr unseliges Regiment geführt haben. Der Großgrundbesitz hat cs noch nicht vergessen, wie diese Parteigenossen den Grafen Anton Auersperg (Anastasius Grün), diesen hochherzigen, au Geist uud Vaterlandsliebe allen vorangehenden, edlen und aufrichtigen Freund des Volkes durch Roheit und Gemeinheit aus dem krainischen Landtage hinaus» gejohlt hat; wie einer ihrer Matadore die Auerspergs, Apsaltreru u. a. m. als hergelaufene Fremde bezeichuete, die in Krain nichts zu suchen und nichts zu schaffen haben; — wie diese Partei für die Besserung der trostlosen Zustüude der Landgemeinden gar nichts gethan hat Aeuisseton. Eine Schwalbengeschichte. Von Dr. Hans Kraus. Feuchte Herbstnebel weben ihre kalten Schleier um die Tannenwipfel des Bergwaldes uud breiten sich in langgezogenen Falten über den tiefgeschnittenen Thalgrund zu seinen Füßen aus. Da zerreißt ein frischer Windstoß plötzlich das dichte Nebelgewebe und wirft es in grauen Flocken an die hohen Linden der Berglehne, welche unter so unheimlicher Berührung fröstelnd zusammenschauern und wie zur Abwehr ihre düunbelaubten Zweige schütteln. Nun bricht sich auch die Sonne durch die schweren Regenwolken Bahn, uud wie ihr erster voller Strahl hell und glänzend auf Busch und Baum, auf Wald und Wiese fällt, da glitzert es auf allen Halmen, von allen Blättern in diamantenfarbiger Strahlenpracht. Es sind das die Thränen, welche der Sommer um seine scheidenden Freunde weint. Denn dort oben aus den rothen Ziegeldächern des stattlichen Hofbauerngutes sitzen sie marschbereit, die flinken Schwalben, und ehe noch einige Tage vergehen, ziehen sie schlanken Fluges über Berg und Meer, um weit entfernt von der Stätte, wo sie ihr Nest gebaut uud ihre Kleinen aufgefüttert, für lange Wochen ein neues Heim aufzusucheu. Wie war's doch anders, als sie gezogen kamen. Zwar lag auch damals ein dichter Nebel auf der Flur; aber er war nicht so schwer und kalt, er war kein Leichentuch für eine absterbende Vegetation, sondern eine schimmernde Decke, welche der junge Frühling über seine aus dem Winterschlafe erwachenden Blumenkinder zog, um sie zu schützen vor des vertriebene« Winters letztem Frost-Hauch. Und wie freudig wurde damals die leichtbeschwingte Vorhut des nahenden Schwalbenheeres ausgeuommeu! Vor allen Hausthüren standen große und kleine Menschen mit freundlich lachenden Gesichtern, und wo immer einer Hütte Dach ein junges, liebewarmes Mädchenleben barg, da sah gewiß auch ein heiteres Mädchenaiitlitz zum Fenster hinaus in der stillen Hoffnung, daß sich unter den ersten Schwalben alte Bekannte finden und als solche auch Besitz von dem gut erhaltenen Nestchen unter den Dachsparren der kleinen Behausung nehmen würden. Droben am Waldessaume steht so eine Hütte. Sie hat ihre Thüre dem Tannengrün zugewendet, und wie, um das lärmende, neugierige Treiben der Heerstraße von dieser Stelle abzuwenden, senkt vor dem einzigen der Straße zugekehrteu Fenster-leiu ein stattlicher, breitgewipselter Apselbaum seine Aefte fast bis auf den Rasen nieder. Damals, als die Schwalben kamen, sah auch aus diesem Fenster ein jugendfrisches Mädchengesicht. Doch nicht dem Zickzackfluge der raschen Frühlingsboten folgten des hübschen Kindes blaue Sternenaugeu. Diese waren anderweitig beschäftigt und konnten sich gar nicht von den treuherzigen Zügen eines strammen Burschen trennen, der Röschens Hände fest in die (einigen geschlossen hielt. Und Röschen dachte auch gar nicht daran, ihre Hände frei zu machen. Ihr Liebster stand ja so nahe, daß sie der Arme gar nicht bedurfte, um ihn noch näher an sich zu ziehen, als sie ihr liebes Köpfchen mit den dichten goldbraunen Haarflechten au dessen Schulter legte. Wie sie aber so standen und sich ohne Worte doch so viel vom reinsten Glück des jungen Menschen-Herzens erzählten, wurden sie durch ein Helles, lustiges Zwitschern aus ihrer sprachlosen Seligkeit geweckt. Während drinnen im Dorfe jedes Haus der ersten Schwalben harrte, war deren erstes Pärchen unbemerkt in der kleinsten Hütte eingezogen, um nach altem Volksglauben den Liebenden unter seinem Neste die baldige Verwirklichung ihrer Wünsche zu prosezeihen.--------------- und nichts thun wollte, so daß die Sicherheit des Eigenthums und der Person des Eroßgrund^ besitz es am Lande arg gefährdet war und derselbe auch heute noch nur das als seinen Besitz bezeichnen darf, was er im täglichen Kampfe gegen die Eingriffe in sein Eigenthnm mit der Faust und seinen Knechten selbst zu vertheidigen ttn stande ist. Der Großgrundbesitz in Krain hat es noch nicht vergessen, wie die unverantwortliche Wirth-schast dieser Partei dem Lande immer neue und höhere Lasten ausgebürdert hat. Er hat es nicht vergessen, welche wenig beneidenswerthe Stellung ihm am Lande dadurch bereitet wird, daß in den Psarrhösen und Kaplaneien bei jedem Anlasse theils direkt, theils indirekt gegen ihn, gegen seine religiöse Ueberzeugung, seine liberale Gesinnung gehetzt wird; wie dort das Leibjournal aller Pfarrerköchinnen, der „Brencelj", um so mehrge-gefeiert wird, je gröber und unslätbiger sein Spott gegen jene Personen ist, denen der Großgrundbesitz in Krain sein Vertrauen schenkt, während andererseits jede politische Gegnerschaft sofort als Abfall von der Religion verdächtiget und gebrandmarkt wird; wie es genügt, sich ein deutsches Zeitungsblatt zu halten, um bei der unwissenden, aber bigotten Bevölkerung als „Lutheraner", „Freimaurer", „Nemskutar" denuncierr zu werden, und wie man dann oft die Dienstboten gegen den Dienstherrn aufreizt und elfteren dieselbe Denun-ciantenarbeit zutheilt, zu welcher Graf Hohenwart den Beamten gegenüber seinen Dr. Bleiweis bestellt hat. — Und das sollen weitershin die Bundesgenossen sein, welche Hohenwart dem Großgrundbesitze in Krain anempfiehlt? Nimmermehr! — Der Großgrundbesitz in Krain hat bisher unwandelbar treu zur Verfassung gehalten, ob sie auch manches Opfer von ihm gefordert ; er ist nicht wie das wankende Schilfrohr, das sich jetzt rechts — jetzt links neigt, je nach der Richtung des Windes, der von oben kommt; er hat das Gefühl für Ehre nocht nicht verwirkt, den Muth der Gesinnungstreue noch nicht verloren, und sich sein eigenes, weder von Lockungen noch von Drohungen beeinflußtes Urtheil treuer bewahrt, als daß er auf eine so plump gedrehte Leimruthe aussitzen würde. Wie das Kind zur Zeit der Gefahr und der Noth in 'die Arme seiner Mutter flüchtet und sich um so enger an sie schließt, so wird — dessen sind wir gewiß — der Großgrundbesitz Krains auch jetzt sich der Verfassung — dieser Mutter aller Völker Österreichs — anschließen und in ihren Armen den Muth zur Ausdauer finden. Dann aber hat es — um mit einer Mit Lerchenjubel und Blumenduft war der Frühling vollends in das Land gezogen; doch ob auch der alte, nunmehr im vollsten Blütenschmucke rangende Apfelbaum oftmals leise mahnend an as Frnsterlein der Hütte klopfte, so wollte sich dieses doch nicht öffnen. Wenn aber Röschen ab und zu doch einmal an das geschlossene Fenster trat, um dem munteren Treiben der Schwalben zuzusehen, wie sie, Insekten jagend, unter des Apfelbaumes dichtbelaubten Aesten weghuschten, so lag stets nur ein wehmüthiges Lächeln auf den blassen Zügen. Ernst und traurig blickten dann die früher so lebensfrischen Aeuglein in all' die Frühlingslust und Frühlingswonne hinaus, bis der hohle, dumpse Husten der kranken Muhme die bleiche Krankenwärterin wieder an das ärmliche Bett der kleinen Stube zurückrief. Die alte Mchme war ihre Pathe, sie hatte an ihr Mutterstelle vertreten, und Röschen war ihr auch ein gute*} dankbares Kind gewesen. Da kam die böse Krankheit, mit der Krankheit kam der Doktor, und als sie schlimmer wurde, auch der Pater. Es war das aber ein junger geistlicher Herr mit kalten, harten Zügen, der an der kranken Muhme Bett? trat, um ihr das Scheiden aus dieser Welt leicht zu machen. Und er sprach ihr zu, daß eS für den Menschen, welcher vor GotteS Richtstuhl Variante der schönen Ballade zu schließen — auch bezüglich dieses ,,Wahlkindes": mit Erlkönig Hohenwarts Lockung keine Noth, der Mutter Arm schützt es vor jähem Tod! Politische Tagesgeschichte. Ein Landtag für Bosnien. Es wurde bereits wiederholt der Wunsch ausgesprochen, die von Oesterreich occupierten Provinzen der Balkan-Halbinsel durch Bewilligung eines Landtags den Verhältnissen der übrigen Kronländer des Kaiserstaatcs näher zu bringen. Es würde hiedurch, wie ein Korrespondent der „D. Ztg." aus Serajewo schreibt, der Regierung Gelegenheit gegeben, sowol ihre Gegner als auch die Wünsche der Bevölkerung kennen zu lernen. Wie der betreffende Berichterstatter bemerkt, hat Bosnien ja schon früher infolge der bosnischen Constitution von 1865 einen Provinziallandtag besessen, in welchen die Muha-medaner und die Nichtmuhamedaner eines jeden Sandschakats je zwei von den einzelnen Religionsgenossenschaften gewählte Vertrauensmänner entsendeten. Den Borsitz in diesem Landtag, welcher bis zum Ausbruche der Jnsurreetion alljährlich in Serajewo zusammentrat, führte der jeweilige Gouverneur, und wenn auch der Kreis seiner Berathungs-gegenstände nur auf Vorschläge betreffs Straßeu-bauten und anderer öffentlicher Bauten und auf die Kundgebung von Wünschen in Bezug auf die Agrikultur-, Handels- und Steuerangelegenheiten beschränkt blieb, so waren damit doch die Anfänge einer Einrichtnng gegeben, auf welche hin die Bevölkerung zur regeren Theilnahme an der Verwaltung herangezogen werden konnte. Unter dem durchwegs corrumpierteu Regiments der Pforte mußte es natürlich bei diesen Anfängen bleiben. Was aber der Türkei unmöglich war, könnte wol ein Staat wie Oesterreich weiterführen. Ja, es ist das Bedürfnis hiefür um so mehr vorhanden, als bei dem derzeitigen Verwaltungssistem in den occupierten Provinzen schlechterdings kein Forum existiert, vor Welchem die Wünsche der Bevölkerung zum Ausdruck gebracht werden können. Zu den Militärkommanden traut sich niemand zu gehe», in die Beamten setzt die stark mißtrauische Einwohnerschaft nicht das nöthige Vertrauen, und die Regierung kann nicht über alles für das Land und Volk Notwendige unterrichtet sein. Wird ein noch so kleiner Mißgriff in der Verwaltung begangen, so macht man sofort die „fremde" Regierung verantwortlich, eine Thatsache, welche von Agitatoren in der umfangreichsten Weise ausgeuützt wird. treten wolle, gut sei, wenn er all' das Uebel ungeschehen zu machen trachtet, zu welchem er, wenn auch ohne böse Absicht, die Hand geboten hat. Das aber sei ein himmelschreiendes Verbrechen gewesen, daß sie als eine gut katholische Pflegemutter ihre Einwilligung zum Liebesverhältnis zwischen dem Sohn des lutherischen Hofbauern und ihrer Ziehtochter gegeben habe. Wenn sie aber glaube, daß sie in den Himmel entgehen könne, ehe dieses allen Vorschriften der alleinseligmachenden Kirche widersprechende Bündnis mit einem verdammungswürdtgem Ketzer gelöst sei, so wäre das nur eine Vorspiegelung de& höllischen Feindes, der ihre Seele zu verderben trachte. Wol stöhnte die alte Muhme bei solchem Zureden im tiefsten Schmerze, wenn sie an das Herzeleid dachte, das sie ihrem Röschen zufügen sollte. Als aber eine schwere Stunde kam, in der sie von der Welt scheiden zu müssen glaubte, und ihr der junge Kaplan mit den finster blickenden Augen sogar den Trost der Sterbenden verweigerte, wenn sie nicht anders das gelöst, was unter ihren Augen und zu ihrer Freude geknüpft worden war, da siegte die Furcht vor dem Jenseits. Mit ihrer Beisümmung beschwor der Beichtvater das arme Röschen, die reine Neigung deL unschuldigen KindeSherzenS dem Seelenheile der Serbische Wünsche. Einem alten Sprichwort gemäß ist den Serben über dem Essen der Appetit gewachsen. Wenigstens wird kein Mittel unversucht gelassen, uni für Serbien eine über die Bestimmungen des Berliner Vertrages hinausgehende Gebietserweiterung herauszuschlagen. Der neueste Versuch dieser Art ist originell genug, um als Beweis hervorgehoben zu werden, daß Fürst Milan und seine Rathgeber es auch gelernt haben, das in der neueren Politik wiederholt benützte Optionsrecht zu ihrem Vortheile zu verwerthen. Und zwar ist es die Bevölkerung der zu Bulgarien geschlagenen Bezirke Trn und Breznik, welche man dazu abrichtete, eine Kundgebung für eine Annexion an Serbien vom Stapel zu lasse». Dieselbe besteht in einer von hundert serbischen Häuptlingen der genannten Bezirke Unterzeichneten Petition an den Kaiser von Oesterreich, worin dieser ersucht wird, das österreichische Mitglied der internationalen Grenzreguliernngskommis-siou zu verständigen, daß die Grenzlinie zwischen Serbien und Bulgarien nicht nach den Bestimmungen des Berliner Vertrages, sondern nach den Wünschen der Serben gezogen werden soll. Es ist nun allerdings möglich, daß, wie in der betreffenden Petition hervorgehoben wird, eine große Zahl der Bewohner von Trn und Breznik sich als Serben fühlt und eben deshalb die Vereinigung mit dem Staate Milans der Herrschaft des Fürsten Alexander von Bulgarien vorziehen würde. Aber andere seits gehört doch wieder eine ganz merkwürdige Ansicht über den Werth internationaler Verträge dazu, wenn man glaubt, daß derselbe Kaiser von Oesterreich, welcher dem Berliner Vertrage seine Zustimmung gab und sich zur Einhaltung und Verthei-digung desselben verpflichtete, sich dazu herbeilassen wird, gegen eben diesen Vertrag zu agitieren. Zudem ist es sehr naiv, von Oesterreich zu verlangen, daß es die nicht zum geringsten Theik gegen Oesterreich gerichteten Großmachtsträumereien der Serben unterstützen soll. Englische Wirtschaft ans Cypern. Zu den wohlthätigen Resultaten, welche die Orientwirren trotz so vielen schwer zn verwindenden Unheils im Gefolge hatte», gehört vor allem die Richtigstellung des öffentlichen Urtheils über das stolze Albion. Dank seiner eigenartigen Entwicklungsgeschichte die älteste Heimat parlamentarischer Zustände, wurde England ganz ohne Rücksicht auf den kleinlichen Geist seiner Krämerpolitik doch noch vielfach mit einer gewissen pietätsvollen Verehrung Muhme zu opfern, und als nun ein bittender Blick der Kranken auf das gequälte Mädchen siel, da sagte dieses zu und schwur angesichts der Sterbestunde ihrer Pflegemutter einen heiligen Eid, vom geliebten Ketzer zu lassen. Die Muhme starb aber nicht, und als die Schwalben droben unterm Firste mit ihren Jungen den ersten Flug unternahmen, saß sie bereits wieder draußen auf dem. Bänklein unter dem Apfelbaum. Ihr zur Seite faß der junge Kaplan mit den harten, blutleeren Zügen und redete ihr gar beweglich zu, daß die Krankheit, in welche Schönröschen bald nach der Muhme Genesung verfallen war. sich bald geben werde, und daß sie sich einen Anspruch auf ein besonders gutes Plätzlein im Himmel erwerben könnte, wenn sie es dahin brächte, auS ihrer Pathe eine Braut des Himmels zu machen. Nachdem diese dem irdischen Bräutigam durch einen unverbrüchlichen Eid entsagt, werde ei ihr gewiß den Seelenfrieden wiedergeben, wenn sie sich dem Himmel auf ewig verloben und in das nahe Kloster der Elisabethinerinnen eintreten würde. Die alte Frau sah bei solchen verheißenden Redensarten ganz verklärt zn ihrem Seelenfreunde empor— drinnen aber, im dumpfen, engen Stübchen lag bleich, wie die Lilien im Vorgarten; das arme Röschen. DaS Fenster war dicht verhängt, doch betrachtet. Man vergaß dabei ganz darauf, daß die verknöcherten Verfassungsverhältnisse deS Inselstaates nicht auf gleiche Stufe mit jenen volks-thümlichen Einrichtungen zu setzen sind, wie sich dieselben unter gewaltigen revolutionären Erschütterungen und unter fortgesetztem heftigen Kampfe gegen die Reaction auf dem Kontinente Bah» brachen; man überhörte den Schmerzensschrei der Hindus in Ostindien, man ließ den sociale» Jammer unbeachtet, welcher die englischen Verhältnisse charakterisiert, um dafür mit wahrer Begeisterung alle Thatsachen zu constatieren, durch welche England, wenn auch nur im eigenen Vortheil, für die Forderungen der Humanität und des modernen Fortschritts eintrat. Der Orientkrieg hat den schnöden Eigennutz der englischen Politik und seine thaten-schene Feigheit in das grellste Licht gesetzt. Niemand fürchtet sich mehr, wenn der britische Löwe den zahnlosen Rache» cmfthut. Man weiß, daß er es bei dem bloßen Gebrülle bewenden läßt, und Bismarck hat auch eben deshalb keine besondere Heldeuthat verübt, als er dem meerbeherrschenden England gerade dort entgegentrat, wo man es für unangreifbar hielt — auf dem Gebiete seiner eroberungslüsternen Colonialpolitik. Heute ist auch hoffentlich niemand mehr so leichtgläubig, um dem pietistischen Gesalbader der englischen Regierung zu vertrauen, das sie jedesmal znm Besten gibt, so oft sie einen Grund sucht, sich in fremde Angelegenheiten zu mischen und gelegentlich im Trüben zu fischen. Wer aber doch noch kurzsichtig genug ist, im altersschwachen England einen Vorkämpfer der Eivili-fation zu suchen, der sehe zu, wie es die englische Verwaltung auf Cypern treibt. Als das stolze Albion diesen Antheil der Orientbeute in Besitz nahm, war viel davon die Rede, daß nun diese einst vielgerühmte Perle des Mittelnieeres rasch ihrem früheren Wohlstand entgegengeführt werden würde. Wie hat aber England diese Erwartungen erfüllt? Hören wir, was darüber aus Larnaka geschrieben wird, um uns einen Begriff darüber zu bilden, wie England seine Knlturmission im Orient auffaßt. Noch heute fehlt es dort an einer geregelten Verwaltung und an Gerichten, wie solche in zivilisierten Ländern bestehen. Ohne daß förmlich der Belagerungszustand proclamiert wäre, steht doch der Militarismus mit allen Mißbräuchen in schönster Blüte. Die Versprechungen, welche General Wolseley in Bezug aus die Durchführung der nothwendigsten Reformen gab, blieben unerfüllt. Dafür wird Cypevu von der englischen Regierung mit einer Reihe jener Verfügungen bedacht, welche das reiche England zum Blutsauger seiner Kolonien machen. Jnsbeson- stahl sich ein Heller Sonnenstrahl neugierig durch eine Lücke der Verhüllung und malte einen goldig glänzenden Streifen auf die Bettdecke. Die Kranke griff mit zitternder Hand darnach. Als nun aber gar der heimkehrenden Schwalbenfamilie vielstimmiges Gezwitscher bis zu ihr hereindrang, rollte eine brennend heiße Thräne der Sehnsucht und des Schmerzes über die blasse Wange. Armes Röschen! .... Der Herbst ist gekommen. Drinnen im Stübchen ists still und schweigsam; selbst die Schwalben auf dem First der Hütte haben ihre Köpfchen unter die Flügel versteckt, gerade so, als ob sie es trauernd Mitempfinden würden, daß drinn im en--gxn Gemache zwei Menschen Abschied nehmen für das Leben. Vor Röschens Bett kniet dir junge Hofbauer. Sie mußte ihn noch einmal sehen, das konnte ja nicht gegen ihren Eid verstoßen. Die alte Muhme sitzt am Fenster und schaut in dumpfer Verzweiflung hinaus in den bleigrauen Herbstmorgen. „Mariä Geburt ziehen die Schwalben forti" so murmelt sie leise, wie sie die leichtbeschwingten Lustdurchsegler auf den hohen Ziegeldächern des Hofbauerngutes zum Abrug sich rüsten sieht. Ja, aber auch Röschen geht fort, geht fort für immer------------------ dere sind es die Verfügungen über die Geldeircula-tion, die zu allgemeinen Klagen Anlaß geben. Vom 1. Juni angefangen wurde bas türkische Kupfergeld außer Kurs gesetzt und dafür der englische Kupferpiaster mit dem Bildnisse der Königin als gesetzliche Münze eingeführt. Man spricht davon, daß das Land mit 75,000 Pfd. St. in solchen Kupfermünzen überschwemmt werden soll. Hiebei ist noch fraglich, ob die Regierung dieses Kupfergeld an den Steuer-, Post- und anderen Staatskassen annehmen wird. Der innere Werth des neuen englischen Piasters beträgt nur die Hälfte vorn früheren türkischen Piaster. Zn dieser unehrlichen Finanzmaßregel gesellt sich noch, daß die rückständigen Steuern mit barbarischer Strenge eingetrieben werden, und sind infolge dieses Umstandes, sowie infolge der diesjährigen Dürre und des großen Futtermangels die Landwirthe ge* »öthigt, ihr Vieh itm Spottpreise nach Egypten zu verkaufen. Was aber allem die Krone aufsetzt, ist die Verfügung, welche allen Fremden den Ankauf von Grundbesitz untersagt. Nur Cyprioten oder Engländer dürfen die Erstehet sein; da aber die einheimische Bevölkerung nur in äußerst seltenen Fällen in der Lage ist, Besitzungen zu erwerben, wol aber viele Grundbesitzer zur Veräußerung ihres Eigenthums genöthigt sind, so sind es schließlich fast immer Engländer, welche die zum Verkaufe gelangenden Güter zu Spottpreisen an sich bringen. So kultiviert England, dasselbe England, welches immer aus der Lauer liegt, um irgend einen Schmerzensschrei unterdrückter Nationen zu hören; so zivilisiert dasselbe Albion, das seinerzeit heuchlerisch und frech genug war, selbst die humane Kriegführung Oesterreichs in Bosnien der Grausamkeit zu zeihen! Skandal in der französischen Kammer. Der bonapartistische Deputiertenpöbel der französischen Volksvertretung sieht in der Hervvr-rnfnng ärgerlicher Szenen das einzige ihm noch zu Gebote stehende Mittel, um das Ansehen der republikanischen Kammermajorität und' damit den Bestand der Republik zu gefährden. Unbekümmert darum, daß bei einem derartigen, nicht nur aller parlamentarischen Sitte, sondern selbst den gewöhnlichsten Umgangsformen Hohn sprechenden, brutalen Vorgehen die ganze Gehässigkeit desselben auf die Urheber des Skandals zurückfallen muß, unbeirrt durch die ihm erst jüngst gewordene Zurechtweisung setzte Paul de Cassagnac diesem ekelhaften Treiben in der Kammersitzung vom 16. d. die Krone auf. Anläßlich der Debatte über das Unterrichtsgesetz, durch welches den Klerikalen die unter dem zweiten Kaiserreich erworbenen Aufsichtsrechte über die Schule Zwei Tage darauf kam der junge Kaplan mit zwei Ministranten, und wie er dann vor dem offenen Sarge seiner Himmelsbraut mit dumpf-monotoner Stimme die Einsegnungsformel murmelte und der gedankenlos dremschauende Meßner mit näselndem Tone die Responsorien spracht wollte der alten Muhme das Herz brechen. Es ist ihr auch gebrochen, als die Leichenträger Röschens Sarg auf ihre Schultern hoben. Sie konnte ihm nicht folgen; nur der junge Hofbauer folgte seinem Röschen auf dem letzten Wege, und als dann der kleine traurige Zug am'Hofbauerngut vorüberkkm, hörten die Schwalben wie auf Kommandowort zu zwitschern auf, um sich im nächsten Momente, eine' dichte lebende Wolke, als Ehrengeleit in die Luft zu erheben; Gute Nacht, Röschen ! Draußen auf dem Friedhofe haben sie ein frisches Grab mit Rvsenstöcken bepflanzt, und wenn im nächsten Frühjahre die Schwalben wieder kommen, werden sie vielleicht dort ein Stündchen ausruhen, um sich zu erzählen von den blauen Sternenangen, die im Vorjahre hinter dem alten Apfelbaume hervor so heiter in die Welt hinauslugten und welche die Brautschaft des Himmels schon so bald unter die kalte Erde gebracht. entzogen und dem Staate, beziehungsweise dem Volke zurückgestellt werden sollen, behauptete Casfagnae, die Minister hätten Aktenstücke gefälscht. So gemein auch eine solche nur um des Skandals willen atff« gesprochene Beschuldigung erscheint, so erreichte fie doch bei den Bonapartisten und ihrem klerikalen Anhang den beabsichtigten Zweck. Die Rechte brach in wüstes Gejohle aus, und schließlich standen sich die Mitglieder der republikanischen Linken und 6et reactionären Rechten mit geballten Fäusten gegen« über. Vergeblich versucht Gambetta die Ruhe hetf« zustellen und verließ endlich den Saal, um durch eine Unterbrechung der Sitzung den erregten Ge* müthern Zeit zur Beruhigung zu lassen. Nach zwei« ständiger Panse erösfnete er die Sitzung wieder mit dem Bemerken, daß Cassagnac durch fein Vorgehen eine Rüge verdient habe. Unter heftigem Widerspruch der Rechten wird denn auch über den unverbesserlichen Störefried eine Rüge mit gleichzeitiger dreitägiger Ausschließung von den Sitzungen ver-hängt. Darüber geräth Cassagnac so außer sich, daß er dem Präsidenten, welcher ihn in Gemäßheit des erwähnten Beschlusses zum Verlassen des Saales aufforderte, die Worte ins Gesicht schleudert: „Jljfe seid insgesammt eine infame Regierung." Die Sitzimg mußte aufgehoben werden. Vermischtes. — Aus Klagen furt werden über da# bereits in unserer Montagsnummer in Kürze gemeldete Unglück bei der sonntägigen Feuerwehrübung noch folgende Details gemeldet: Vergangenen Sonn» tag war unsere freiwillige Feuerwehr zur Schau-und Hauptübung an der drei Stock hohen Jesuitenkaserne ausgerückt, wobei unsere erprobten Steiger Gelegenheit finden sollten, neue Proben ihrer Fertigkeit abzulegen. Einer der geübtesten Steiger, Herr Scherzinger, welcher vor zwei Jahren den Schein am Stadtpfarrthurme aufgesetzt hatte, war der erste, welcher die obersten Sprossen der hohen Schiebleiter erstieg, ihm folgten die Herren Gunblad}, Krischan und Rech; in dem Momente, als die Spritze in Thätigkeit gesetzt wurde, brach plötzlich die Leiter-sprosse, an welcher der obere Theil der Schiebleiter befestigt war; die obere Leiter, auf welcher sich die vier Steiger befanden, schoß mit rapider Schnelligkeit herab und mit ihr die wackem Feuerwehrmänner ; trotz der schrecklichen Gefahr, in der sie schwebten, verließ dennoch keinen die Geistesgegenwart, sie fuhren mit der Leiter herab und hielten sich an derselben fest, bis zu dem Momente, wo der obere Theil an die Erde anstieß und sie abgeschleudert und zu Boden geworfen wurden. Im ersten Momente konnte man die Folgen dieses durch einen unglückseligen Zufall herbeigeführten Ereignisses nicht bemessen, indeß sind die Herren Rech, Krischan und Gundlach, welche zuerst herabstürzten, glücklicherweise mit dem Leben und sogar ohne schwere Verletzungen davongekommen. Herr Rech erlitt eine Verwun>-dung am Finger und Kontusionen an den Flißen. Herr Krischan Kontusionen und Abschürfe am Finger, am rechten Arme und am rechten Fuße und Here Gundlach Abschürfungen am Arme. Weniger glücklich war leider Herr Scherzinger; derselbe befand sich auf der Spitze der Leiter, als der obere Theil derselben infolge des Sproffenöruches ins Rutsche« gerieth; krampfhaft und kunstgerecht hielt er sich an der Leiter fest, als jedoch der untere Theil an der Erde anstieß, da konnte sich der kräftige junge Mann nicht mehr halten, er stürzte rücklings herab und blieb bewußloS liegen; ein Schrei des Entsetzenn entrang sich fast jeder Brust, mehrere PersoneS wurden infolge des schrecklichen Anblicks ohnmächtig und mußten vom Platze getragen oder geführt werden, die verhängnisvolle Hauptübung hatte natürlich^ ein Ende. Der sofort zur Hilfeleistung herbetfcilent* Arzt der Feuerwehr, Herr Hock, constatierte Sei« Herrn Scherzinger, den man anfangs für todt hielt; einen Bruch des rechten Oberschenkels, eine Verletzung1 des linken KnieeS und eine wahrscheinlich schwere Gehirnerschütterung, und legte auch den ersten Noth-verband an. Der Zustand desselben ist zwar kein hoffnungsloser, doch lassen selbst für den Fall, als die Heilung des Beinbrnches keine Schwierigkeiten machen sollte, die Folgen der Gehirnerschütterung das Schlimmste fürchten. — Blanqui, der amnestierte Revolutionär, dessen Wahl in die französische Kammer dem Ministerium Waddington so große Schwierigkeiten bereitete, ist nach der Schilderung eines Berichterstatters der „Laterne" nur mehr ein schwergebeugter Greis, der von sich selbst sagt: „Es ist mit mir zu Ende." Interessant ist der von ihm selbst gezogene Vergleich zwischen seiner Persönlichkeit mit Victor Hugo: „Victor Hugo, obgleich älter als ich, hat sich besser erhalten; der aber ist ein Genie. Und dann ist er auch nicht, wie ich, rostig geworden. Um frisch zu bleiben, muß man nicht blos denken, fondern auch schreiben. Im Gefängnis ist das aber nicht leicht. Ich hatte immer Furcht, daß man mir meine Manuskripte wegnehme. Da vertieft man sich in Träumereien und wird rostig." Von der gegenwärtigen Kammer hat der unverbesserliche Revolutionär selbst verständlich keine gar zu große Meinung, indem er besonders den Compromiß mit den Orleanisteit als eine für die Zukunft der Republik gefährliche Bnn desgenosfenschaft hält. Lokal-und Provinzial-Angelegenheiten. — ( Laibacher Ge mein berat H.) Mor gen um 5 Uhr nachmittags findet im städtischen Rathssaale eine öffentliche Sitzung des Laibachcr Gemeinderathes mit folgender Tagesordnung statt: I. Wahl von drei Kommisfionsmitgliedern für die Wahl eines Abgeordneten der Landeshauptstadt Lai buch in das Abgeordnetenhaus des Reichsrathes. — II. Berichte der Polizeisection: 1.) über das Ergebnis der von dem Gemeinderathe eingesetzt ge> wesenen Sanitäts-Enquete; 2.) über die Ständig ertläntng des diesstädtischen Gesundheitsrathes; 3.) über die vollzogene Neuregulierung der Todten beschau in Laibach.— III. Berichte der Finauzsection 1.) über die Einführung von Ganggeldern für die magistratlichen Diener bei dienstlichen Excursen; 2.) über die Miethzinserhöhnng für die städtische Müdchenvolksschule; 3.) über die Kosten der Planierung der zur Aufforstung gebrachten städtischen Grnndparzellc auf dem Schloßberge; 4.) über die Abschreibung eines uneinbringlichen Pachtzinsrück-staudes; 5.) über bie vorgenommene Scontriernng ber städtischen Kassen und Foude. — Nach Schluß ber öffentlichen folgt eine geheime Sitzung. — (Liebhaber von Ebelmetall.) Der emer. Pfarrer Zagorjan von Tfchatesch unb dessen Nichte sind Liebhaber von Gold- und Silbermünzen und haben sich auch Dank ihrer Sparsamkeit einen kleinen, aus 500 Viertelgnldenstücken, 130 Silber-gülden, 180 eilten Zwanzigern, 60 Krenzthalern, 2 doppelten und 1 einfachen Dukaten, 2 spanischen Thalern und diversen deutschen Silberscheidemünzen bestehenden Metallschatz erworben, den sie neben dem für die Bedürfnisse des Haushaltes bestimmten Papiergeld in unversperrten Kästen aufbewahrten. Von letzterem Umstande mag nun ein Individuum Kunde besessen haben, das, ebenfalls von einer in diesem Falle jedoch verbrecherischen Vorliebe für klingende Münze geleitet, während der Frühmesse des Pfingstsonntags im Pfarrhofe einbrach und bei diesem Besuche nicht nur Gold und Silber, sondern auch das vorfindlichc Papiergeld mitgehen ließ. Der Gesarnmtschaden wird auf 550 fl. angegeben. Der freche Thäter ist unbekannt. — (Zu den Wahlmännerw ahlen.) Nach übereinstimmenden Berichten war die Betheiligung an den Wahlmännerwahlen für die Landgemeinden der Umgebung von Laibach eine äußerst geringe. Bei dem geringen sachlichen Verständnisse, welche die slovenische Landbevölkerung den politischen Utopien ihrer Führer entgegenzubringen vermag, ist diese Erscheinung leicht zu erklären. „Slov. Narod" weiß aber dafür einen anderen Erklärungsgrund, inbem er versichert, baß neben ben bringenben Felbarbeiten bie Urwähler sich nur beshalb in geringer Zahl an ber Wahlurne eingefimbeu haben, weil bei ber diesmal wegfallenben Agitation ber Beamten keine Gefahr für ben Ausgang ber Wahlen im nationalen Sinne vorlag. Wan wirb eitblich einmal bas nationale Organ aufhören, ben ehreuloerthen SBeamtenftanb Krains dadurch zu verunglimpfen, baß es ihn förmlich als Wahlbüttel behanbett, ber je nach Kommando von oben herab bie Stimmenabgabe ber Bevölkerung zu beeinflussen hat! — (Gegen ben „Slov. Narob") hat Bürgermeister Kecel von Stein beim Laibacher stäbtisch-beleg. Bezirksgerichte beshalb eine Klage eingereicht, weil die Redaction des nationalen Blattes im Widerspruche mit dem § 19 des Preßgesetzes die Aufnahme einer Berichtigung verweigert hatte. Die Gerichtsverhandlung über die Klage ist für den 20 b. vormittags um 11 Uhr bestimmt. — (Unfälle.) Trvtzbcm in ber Bahnhos-gasse bas schnelle Fahren verboten ist, kümmert man sich boch in vielen Fällen nicht weiter barum. So geschah es auch gestern nachmittags, baß ein mit leeren Bierfässern betabener Wagen im raschen Tempo aus ber Bahnhofgasse in bie Barmherzigergasse cinbog, als plötzlich der Wagen umwarf unb besten Labung auf bie Straße kollerte. Das hie-burch scheugeworbene Pserb konnte erst nach geraumer Zeit zur Ruhe gebracht werben. — Gestern nachmittags ist bem unvorsichtigen Lenker eines bnrch bie Wienerstraße in bie Stadt einfahrenden läublicheit Fuhrwerks das Malheur passiert, einen Milchwagen über ben Hausen zu werfen. Die In haberin verlangte Schabenersatz, welchen baut auch ber Schulbtragenbe angesichts ber rasch sich cm-sammelnden Zuschauermenge bereitwilligst leistete. — (Entgleisung) Heute vormittags um 11 Uhr ist bie Locomotive eines in ber Richtung gegen Villach abgehenden Lastenzuges in unmittelbarer Nähe bes Bahnhofs beim Uebergange vom Geleise ber Südbahn in jenes ber Rubolfbahit aus ben Schienen gerathen. Mit Ausnahme ber hieburch entstandenen Verkehrsstörung, inbem eS nämlich im Laufe ber Nachmittagsstunben nicht gelingen wollte, bie entgleiste Locomotive in ein anberes Geleise zu bringen unb ben Weg für bie verkchmiben Züge frei zu machen, ist kein weiterer Schaben zu beklagen. — (Zigeuner in Kraiu.) Wolnur wenige unserer Leser haben eine Ahnung bavon, baß in Kraiu nicht weniger als 75 Zigeuner in bem Sinne seßhaft sinb, baß sie entweber in ber Gemeiiibe ihres Aufenthaltsortes bas Znstänbigkeitsrecht besitzen, ober aber berselbeit nach § 19 bes Heimatsgesetzes vom 3. Dezember 1863 auch bann zngewicsen erscheinen, wenn sie theilweise, jeboch stets mit Reisepässen versehen, von Ort zu Ort herumziehen. Von biesen entfallen fünf Individuen auf bas Dorf Jarsche in ber Bezirkshauptmannschaft Stein, sieben auf Dbergamling, vierunbbreißig auf bie Ortschaft Rnjnule ber Bezirkshauptmannschaft Rudolfswerth, zwanzig auf Ossiuniz in Gottschce und acht auf Brezuik in der Bezirkshauptmannschaft Tscher-nembl. Der Aussatz bes verbienstvollen Statistikers Dr. Aböls Ficker im Junihefte ber „Statistischen Monatschrift", welcher wir biese Daten entnehmen, gibt bic Zahl ber seßhaften Zigeuner in Niederösterreich mit 60, in Steiermark mit 60, in Kärnten mit 28, in Böhmen mit 300 und in Galizien mit 2361 an. Oberösterreich hatte im Jahre 1878 nur eine, übrigens damals auf Reifen befindliche heimatsberechtigte Zigeunerfamilie unb Salzburg blos einen Zigeuner als Lanbesangehörigen zu verzeichnen. — (Die münblichen Maturitätsprüfungen) werben am hiesigen Gymnasium vom 11. bis 14. Juli unb ait ber Realschule vom 8. bis 10. Juli abgehalten werben. Der Schluß bes Schuljahres findet am 15. nächsten Monats statt. Witterung. Laibach, 18. Junn Nachts lebhaftes Blitzen, ferner Donner, Regen, heute wechselnde Bewölkung, schwacher SW. Wärme: morgens 7 Uhr + 13 7», nackimittaqs 2 Uhr + 212" 0. (1878 + 20-9-; 1877 + 228'1 C.) Barometer 731 98 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel der Wärme + 18’5°, um 01° über dem Normale; der gestrige Niederschlag 12'30 Millimeter Regen. Telegrafischer Kursbericht am 18. Juni. Papier-Rente 66 60. — Silber-Rente 68 25. — Gold-Rente 77 85. — 1860er Staats-Anlehen 125 50. — Bank-actien 828. — Kreditactien 259 30. — London 116'—. — Silber —. — K. f. Miinzdukaten 547. — 20-Franes-Stücke 9 24-/,. — 100 Reichsmark 56-95. Verstorbene. Den 16. Juni Maria Kosler, Handelsmanns-und Gutsbesitzerswitwe, 84 I , Schellenburggasse Nr. 3, Altersschwache unb Gicht. Den 17. I n lt i. Anna Wucherer, Berghutmanns-witwe und Spinnfabriksarbeiterin, Einödgasse Nr. 6, Tuberkulose. Danklagunq. Für die unzähligen Beweise der innigsten Theilnahme bei dem herben Berluste unseres innigstgeliebten, unvergeßlichen Kindes Robert, insbesondere für die vielen schönen Blumen-spenden, sprechen den tiesgcsühltesten Dank aus die trostlosen Eltern Earl und Kina Lnlchin. Frisch angekommene ailniihtr Kultkr zu haben bei (296) Peter Lassnik. Krn WeH. einjährig und zahm, ist zu verkaufen bei T Laibach, St. Petersvorstadt Nr. 6. Bger in (295) 3-1 *05) Allen, welche an Beschwerden der Ath-mungS'Orgaue, Brust oder Lunge leiten, kann das iUnflrirte Buch: $tt Brust- tin» Lnngenkrankheilen mit Recht n» ein benlirtir «»>>!-gebet empsohlen «erde». Die in diesem uorjflql. Buche*) enthaltene» Ralhschltige beruhen auslangsähr. Ersahruugen, sind leicht }U befolgen und haben sehr vielen Leidenden die ersehnt- Heilung selbst d-> noch verschlisst, wo jede Hossnung aus-gegeben war; versäume daher Niemand, sich rtitjtjeiiii) dasseib-a»,»schaffe». Aussichrlicher Pro-svect gratis und sranco durch $l|. fijolirnltituer, Ceipjig und Lasel. TT-g-ffSgg a »3 "-2, 8 " 2 mg-; <53 co 5' ~ O ^ CO “o* O' 2 3 5'% L-A e ^ ^ ^ f°Ss-|s- JU, C: ° ^ CO 3 • » • ' O ?' «»o§ g-«• p 3 b* B' L 633,5 ® «f Sff”§ ™ o°8 □OOCOOOOOOOOOOOOQ Verkttngen Sic gratis 8 bic 11 c u c ft c a Terno-Gewinntiste von der „Direktion der Deutschen Verlagsanstalt" (Professor und Schriftsteller der Mathematik Rudolf t. Orlicö in Berlin, Kurfürstenstraße 127), und sic wird Ihnen sofort gratis und franco übermittelt, a Wir wüufcheu jedem unserer Leser Glück zu einem U tüchtigen Ternotreffer, das nur allein dem Prof. Q Rudolf v. OrlieL immer so sicher gelingt. T (280) Der Referent dieser Zeitung. U oooooooooooooooö Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaetion verantwortlich: Franz Müller.