Kr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. ?S« Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 5. Montag am H.5. Jänner Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganzjährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die f. k, Post unter Couvert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig i fl. C. M. , und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle l. f. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger »m Ra»n, Nr. 190, im ersten Stocke. Das letzte Brot. Erzählung von Leopold Kordesch. ?l n einem schönen Dörfchen, nicht weit vom großen Wien, Wo für die Noth des Armen so reger, edler Sinn, Daß sicher keine Hauptstadt in irgend einem Reich Der unsere» an dieser erhab'ncn Tugend gleich. D» lebten still und friedlich mit ihrer Kleinen Schar, Die wohl, genau betrachtet, ihr einz'ger Reichthum war. I n einem nieder« Hause zwei Frauen, wie verwandt. Indem die liebe Armuth die Herzen längst verband. Wohl fiel den beiden armen, verlass'nen Witwen schwer Die Sorge und Erziehung von ihrem Kindcrheer; Denn dreizehn Kinder losten (so viele hatten sie!) Wohl viele Sorg' und Plage, wohl manche schwere Müh! — D!rum halfen sie auch immer einander treulich »us. Gebrach etwa der Einen «m Brot im kleinen Haus; Die wahre Herzensgute wohnt unter niederm Dach Und wird beim kleinsten Nothruf des Nächsten reg' und wach. Auch kamen schlimme Tage, d» es gar oft geschieht. Daß Einer gern dem Andern von dem Verdienst entzieht. Da ging es knapp und traurig in ihrer Wirtschaft zu, D» ging man wohl bisweilen ohn' Abendbrot zur Ruh'. — Ach! nur die armen Kleinen, wenn sie den ganze« Tag Gefreut sich, und gewartet der Feierstunde Schlag — Trat dann die Mutter traurig und ohne Brot in's Haus. Wie brachen sie so kläglich zusammt in's Weinen aus! — D» warf sich die Betrübte auf ihre müden Knie: »O Herr, ich will j« hungern, nur gib mir Brot für sie; »Für sie nur gib mir Speise, die weinend um mich steh'«, »Und mir, vergeblich bittend, ins Mutterauge sehn!« — Schnell kam herbei die Freundin — vermocht' sie nicht durch That Der Armen gleich zu helfen, gab sie doch tröstend Roth; Und Gott half immer wieder, «eil er uns nie verläßt, Ist nur auch unser Glaube und das Vertrauen fest. So lebte« denn die Arme«, in Sorg' und Kummer zwar. Doch auch auf bess're Zeiten nicht aller Hoffnung bar; Sie hatten j« noch Etwas — das allerbeste Gut — Gesundheit und den frischen, den ungeschwächtcn Muth. Doch plötzlich kam das Schlimmste, was Arme treffe« kann. Es kam ein böses Fieber mit Sturmesschritt heran. Die Eine der zwei Frauen erfaßt e« schnell und hart. Vor Schmerzen, Frost und Sorgen, liegt dort sie halb erstarrt. Wohl sprang nach ihren Kräften die Nachbarin ihr bei. Doch fünfzehn zu ernähren und nur der Hände zwei — Das kann Bestand nicht haben, die Noth brach bald herein — Die armen, armen Kleinen! wer wird ihr Schützer sein? — »Ich kann euch nichts mehr geben, als dieses Laibchen Brot, »Ich muß hinaus »uf Arbeit und überlaß' euch Gott; »Theilt es unter einander, naht der Mittag heran, »Vielleicht, daß ich am Abend was Bcss'res bringen kann!« Des Abends kam die Mutter, — Ein Wagen steht vor'm Haus, Der sieht mit seinen Pferden besonders prächtig aus. Sie tritt in ihre Kammer und bleibt betroffen steh'«; Die Kinder aber jubeln, als sie die Mutter seh'n. — (Beschluß folgt.) Ter St. Barbara-Schacht zu Idria. (Fortsetzung.) und Mutier wollten mit Fragen und über Röschen herfallen, doch mit gefalteten Händen blieben sie stumm vor dem Mädchen stehen. Sie hatte so etwas Hohes in ihrem ganzen Gesichte, eine Art Verklärung überstrahlte sie, und Niemand getraute sich, ihr nur den leisesten Vorwurf zu machen. Seit dieser Zeit war alles Unbefangene aus ihrem Sinne gewichen. Eine gewisse Erhabenheit lag in allen ihren Bewegungen. Sie war wie Jemand anzusehen, wel­cher nach Abschluß seiner Rechnung nichts mehr fürchtet und nichts mehr hofft, jedoch im Innern seiner Kraftsich be­wußt ist, daß ihn auch das härteste Geschick nicht zu beu­gen vermag. Seit dieser Zeit erwähnte Niemand des armen An ­dreas mehr. Den Zudringlichkeiten des Verwesers aber, welche sich täglich mehrten, begegnete das Mädchen auf eine kalte, man konnte sagen, verächtliche Art, während sie in allem Uebrigen als das folgsamste Kind sich bewies. Vater und Mutter konnten sich dies Benehmen nicht erklären, hat­ten jedoch nicht den Muth, sie darüber zur Rede zu stellen, weil alle ihre Handlungen überlegt und geregelt sich dar­stellten; sie trösteten sich mit der Zukunft. — R8 Eines Abends war die Stube des Suppans festlich geschmückt; die angesehensten Nachbarn des Dorfes hatten sich zu einem Abendschmause versammelt.— I n der Küche herrschte eine außerordentliche Thätigkeit, und besonders wohlgemuth und freigebig bewies sich der Vater, indem er vom besten Weine eine Flasche nach der andern herauf trug. Es war ja der Vorabend des Geburtstages seiner Ehegat­tin, und dieser sollte alles dieses gelten, war man allge­mein der Meinung, doch als nicht die Mutter, sondern Röschen im vollen Staate zu Tische erschien, und kurz darauf auch der herrschaftliche Verweser in schwarzer Klei­dung in die Stube trat, ward man erst gewahr, daß hier etwas Besonderes zu Grunde liege. Man rieth hin und her, und war nicht wenig erstaunt, endlich aus dem Munde des Vaters zu vernehmen, daß seine Tochter Braut sei. Alles drängte sich zu ihr, die seelenvergnügt die dargebrach­ten Glückwünsche unter bescheidenen Knixen hinnahm. Man fragte der Gewohnheit gemäß nach dem Bräutigam. Alles schwieg, nur die Mutter deutete, geheimnißooll und wohlge­fällig lächelnd, auf den Verweser, der aufgeblasen in der Mitte der Stube stand und sich mechanisch berechnet gegen Jedermann, der auf ihn ben neugierigen Blick warf, ver­beugte. Nun war auch der Verweser zu Röschen getreten, um ihr nach der Mutter stillem Geheiße als seiner Braut die Hand zu küssen. Allein Röschen, welche seine Nähe bis nun gar nicht bemerkte, schien erst jetzt des Wortes Doppelsinn zu fassen; sie erblaßte und bebte an allen Glie­dern, und wäre beinahe in den nächsten Stuhl gesunken, wenn sie die Anwesenden nicht aufgefangen hätten. Hinweg mit dieser mir verhaßten Gestalt! schrie sie zornerglüht und streckte beide Hände gegen den Verblüfften aus, als wäre sie bereit, ihn mit aller Gewalt vonsich zu stoßen. Mein Gott, ihr wirren sich die Sinne! schrieen viele der Umstehenden, nicht ohne Besorgniß die Hände ringend. Fasse dich, mein liebes Röschen, es ist ja der Herr Ver­weser, dein geliebter Bräutigam, den du von dir stoßen willst'! rief die ängstlich besorgte Mutter, bald Letzteren, bald ihre Tochter mit ungewissen Blicken betrachtend. Mein Bräutigam? ihr irret euch gewaltig. Mein Bräutigam ist groß und herrlich! Millionen und Millwnen Herzen frohlocken und jauchzen in dem unendlichen Räume seiner ewigen Wohnung. Ihm ist alles Irdische Staub! erwiederte Röschen begeistert, indem sie ihre Rechte feier­lich zum Himmel erhob; darauf zog sie ein Schreiben aus dem Busen, und überreichte es der hocherstaunten Mutter. Es enthielt die Zusicherung der Aebtissin des Frauenklosters zu Münkendorf, daß Röschen in dasselbe aufgenommen sei. Ich bin Braut! ja, sag« sie ferner, mit einem himmlischen Lächeln, doch nicht des Mannes, dem Gott seiner Zeit ein gnädiger Richter sein wolle! — Ich bin des Himmels Braut! setzte sie beherzt und entschieden hinzu. Alles erstaunte; man konnte sich in diesen unvermuthe­ten Wechsel lange nicht finden. Ein Einziger, den dieser Worte Stachel besonders getroffen zu haben schien, hatte sich unbemerkt in den Hintergrund geschlichen, um die Bewe­ gungen seines Innern nicht öffentlich zur Schau auszustellen. Der Ortspfarrer war in die Stube getreten. Dieser würdige Mann, dem Röschen ihr ganzes Innere aufdeckte, dem sie ihre Neigung zu einem Manne offenbarte, der viel­ leicht in der weiten Welt einem ungewissen Schicksale durch die Ränke eines bösen Menschen entgegen gehen mußte, der übrigens vielleicht nie ein gewünschtes Ziel erreichen könne, nachdem er so lange Zeit nichts von sich hören lasse, den sie aber doch so innig liebe, daß es Verbrechen wäre, sich jemals in eines Andern Arme zu werfen, billigte im Ein­ verständnisse mit. ihrem Vater den Vorsatz, in das Kloster zu gehen, für welches sie seit ihrer Jugend eine besondere Vorliebe hegte. Dieser wackere Mann, dem die lieblosen Handlungen der Stiefmutter nicht entgangen waren, ahnte Röschens unangenehme Lage, welcher die Arme am heu­ tigen Abende ausgesetzt sein dürfte, und war, väterlich be­ sorgt, gerade zur rechten Zeit gekommen, die Stürme zu ebnen. Der Friede sei mit euch! sprach er im milden Tone zu den Anwesenden. Mari a hat den besten Theil erwählt, setzte er hinzu, auf Röschen weisend, welche unterdessen vor ihm auf die Kniee gesunken war, um seinen heiligen Segen zu empfangen. Er segnete die Fromme und reichte dann seine Rechte Röschens Vater hin, der dieselbe warm und innig, zuerst an seine Lippen, dann aber voll Ehrfurcht an das Herz drückte. Kann ich auch nicht alles fassen, so muß ich Ihren salbungsreichen Worten glauben, daß alles, was der Herr gemacht hat, wohl gemacht sei, sprach der Vater andachts­ voll, und eine Thräne perlte über seine erglühte Wange herab. Jetzt waren der Suppanin erst die Augen aufgegangen, Wehe mir! rief sie aus, zu dem Verweser gewendet und sich mit der geballten Faust vor die Stirne schlagend. Sie haben uns überlistet. Das ist die Frucht Ihrer Schonung, Ihres Geheimthuns gegen die entartete Dirne, welche im Einverständnisse' mit ihrem säubern Vater hinter meinem Rücken Pläne und Ränke gegen uns schmiedete, um uns schändlich vor der ganzen Welt zu beschimpfen. O unerhört! Für eine so geartete Beschimpfung werde ich Genugthuung zu finden wissen, nahm der aus dem Hintergrunde langsam getretene und nach dem Ausgange der Stube gewandte .Verweser das Wort. Ja, thun Sie das und rechnen sie auf meine eifrigste Unterstützung, klapperte die Mutter giftig lachend dem Ab­gehenden nach, da sie sich noch nicht für überwunden und kraftlos glaubte, Jene, die sie haßte, nicht mehr verfolgen zu können. Thun Sie nichts! rieth warnend der Pfarrer. Es ist ein Gott, der jede Unthat rächt. Der Pfarrer konnte leicht reden. Er vermuthete den ganzen Sachverhalt, denn Andreas war am Abende, als er nach Röschens Wunsche Egg nicht mehr sehen sollte, bei ihm gewesen, um ihm Röschens kostbares Geschenk zur Rückstellung zu übergeben. Dieser kannte des Verwesers Geschenke, welche Röschen von ihm empfangen hatte, be­schwichtigte den Jüngling, dessen innere Besorgniß er durch­ K» zublicken schien, rieth ihm, solche zu behalten und sich der frommen Geberin zu erinnern, und bestärkte denselben mit schonenden Worten in seinem Vorsatze, der. großen Gefahr so lange auszuweichen, bis seine Unschuld sich offenbaren müsse, wozu auch er thätigst beizutragen sich verband. (Fortsetzung folgt.) Kaliffa. Ein hebräisches Sittengemälde. Aus dem Französischen von M . Vehovar. I. Der Franzose. Kurze Zeit nach der Einnahme von Algier kam ein junger Franzose mit Regierungs-Depeschen an den General Clauzel in dieser Stadt an. Er nannte sich Emil von T o r v a l. Sorglos und freudig, wie man mit zwanzig Jahren ist, hatte er den Militärstand erwählt, und zwar wider den Willen seiner Mutter, einer alten Witwe, deren höch­stes Kleinod auf der Welt dieser einzige Sohn war. Bei seiner Abreise ergriff eine dunkle Ahnung, wie das Vorge­fühl des Todes, die arme Mutter; eine innere Stimme sagte ihr, daß sie ihren Emil, ihren geliebten Sohn, nicht mehr sehen werde. I n Thränen aufgelöst, ihn mit aller Kraft in ihre Arme pressend, beschwor sie ihn, sie nicht zu verlas­sen. Aber, Sohn eines alten Soldaten des Kaiserreiches, und selbst Soldat mit ganzer Seele, zeigte er statt aller Antwort seine von keinem Ordenszeichen geschmückte Br M — und reiste ab. Als Emil von Torval die Depeschen dem General überreicht hatte, gab man ihm ein Quartierbillet an die Witwe Lemuel, eine sehr reiche Jüdin, wie es hieß. — Er las den Namen der Gasse: 8auy-e1-I>je