Nr. 20. ' SamÄüg den M. Nm 1865. , 9. IchlWg. ! Blätter aus Arain. !Ü (Bcilagc zur „Laibachcr Zeitung.") ^ >—._______,_______________________________________----------^----------—------------------------------------------------------------------------- > — . Die „Blätter aus Kram" erscheinen jcdcu Samstag, und ist der Prännmcrationsftrcis ganzjährig 2 si. üstcrr. Währ._________ Nach einem Fruhlingöwettcr. Fern verrollt der letzte Donner, Und — des Fricdcuö rcizcud Bild — Spiegeln sich im Abcndgolde Strom uud Waldung und Grfild. Ach, so glücklich, so gesegnet Armes Her;c, bist du nicht Ve:m ein kalter Netterfchauer Deine zarten Blüthen bricht! Wer ein großes Web erfahren Findet Trost wohl in der Zeit Doch es gibt ein böser Schatten Fort und fort ihm das Geleit. Und der Friede, den er findet, Ist gar trüb und schaucrvoll, Wie im Herbste, wenn es Winter, Tiefer Winter werden soll! Wllllenstcin in Laibach. Historisch-novellistische Skizze uon Leopold Kordes ch. Der 21. November des Jahres 1L10 war voll trüben ^chttcewettcrs und unfreundlich angebrochen und doch herrschte 'teudige Bewegung und ein sehr reges Leben in Laibach. Es war der sehnlich erwartete Tag der Ankunft des Erbregenten i "zherzogs Ferdinand II., der einen allgemeinen Landtag in '^ain ausschreiben nnd bosfen ließ, daß er auf längere Zeit mnen Aufenthalt in Laibach nehmen werde. Die Stände Krams hatten sich versammelt uud von allen Zeiten strömten die Landbewohner herbei, um den Herrscher ^ sehen und zu begrüßen. Das Etraßenleben dieses Tages Mch hßm Straßenleben einer großen Stadt, die Gaffen wimmelten uon Menschen. Gegen Abend, als del Erzherzog mit >e>Ner großen Suite eintreffen sollte, batte sich das Wetter gc-kssert, und so zog denn Alt und Jung, Vornehm und Niedrig Maus auf die Wienerstraße, wo dem Herrscher eine prächtige ^tiumphftforte erbaut worden war. Da der damalige Landcs-Hef und Landeshauptmann Udalrich Fürst zu Eggenberg nicht ''" Laibach, sondern in Wien sich befand und im Gefolge des ^ Zeit in Graz residirenden Erzherzogs in Laibach eintreffen ^°llte, so stellte sich der LandcZvcrwaltcr Jacob don Edling, ^n Stellvertreter, an die Spitze der Landschaft von Kram. "cse biloeten: der Vicedom (Camcral-Verwalter) Josef Painzol, ! "ktnhardin Varbo, Präsident der Veroroncten-Stclle, und die ^«ordneten: Augustin, Prior zu Freydnitz, Daniel Gall und Herward von Lamberg. An der Spitze der Geistlichkeit stand der berühmte, reli-swnZeisnge Fürstbischof Thomas Chron mit dem Tomprobst Andreas Krail, dem Tomcapitel und dem Abte des Elster- cicnscrstiftcs Sittich, Jacob Ncinprrcht. Der Stadtmagistrat mit ^ den 12 innern Räthen, die in Purpur gekleidet waren, und 2-4 äußern Räthen, die in schwarzen Talaren c'mhcrgingen, geführt vom Bürgermeister Adam Eppich und dem Stadtrichter Georg Viditsch, hatte sich ebenfalls eingefunden, hinter ihm der Lchrcrstand mit der Schuljugend und das Ganze umrahmte ^ eine dichte Volksmenge. ^ EZ dunkelte bereits, als vom Eastcllberge Kanonenschüsse donnernd das Herannahen dcs Herrschers signalisirten, der mit großem Gepränge in Laibach einzog. In seinem Gefolge bc- fand sich der früber erwähnte Landeshauptmann uon Kram, der vom Kaiser Mathias geschickte französische Feldobcrst, Heinrich ^ Turville Graf d'Ampierrc mit 500 Mann zu Pferd und 500 ^ Mann Fußvolk, dann Albrecht von Wallenstcin mit 200 von i ihm geworbenen Reitern, nebst vielen Hofcavalieren und Dienern. ! Man muß es den damaligen Zeiten nachrühmen, daß die ! Aufzüge bci solchen Empfangsfeierlichkeiten viel pomphafter und ! imposanter ausfielen, als in unserer gegenwärtigen, kalten, ! schwarzbcfrackten Zeit. .Der Erzherzog, so ernst und gemessen sonst sein Wcscn war, schien auf das Freudigste erregt bei den ^ so lauten Kundgebungen der Liebe und Verehrung seines treuen ^ Volkes. Man konnte den tausendstimmigen Jubel vernehmlich i durch 1)ie ganze Stadt schallen hören. ! Wie aber uon jeher ankommende Kricgsvüllcr, besonders ^ aber Reiter, die allgemeine Aufmerksamkeit erregten und noch erregen, ebenso damals. Waren auch die d'Ampierrcschen Küras-^ siere stattlich anzusehen, so fielen doch die Reiter Nallensteins ^ nocb stattlicher, noch schöner in die Augen. Wie maucrfest saßen diese löwenstarken, jungen Herculese zu Pferde, wie glänzten ihre Helme, wie gut kleideten sie ihre hochrothcn Schärpen, ihre schön anliegenden Leder-Eollcts, ihre Reitcrstiefel! Am Abend beim allgemeinen Stadtgespräch über die Empfangsfeierlichkeiten kam überall auch die Nedc auf die Wallcnstein'schen ^ Reiter, die sich sogleich die Sympathien der Bevölkerung erobert hatten. Aber sah man erst ihren Hauptmann und (5om-i Mandanten, den prächtigen Albrecht von Wallenstcin, der zu Pferde saß, wie ein junger Kricgsgott und sein feuriges Nos; ' mit so viel Ruhe, so viel Würde tummelte, so mußte man ! gestehen, nie etwas Ritterlicheres gesehen zu haben. ! Tie Stadt erglänzte in einem Lichtmeere der reichsten Be- ! lcuchtung und wurde bis tief in die Nacht von fröhlichen Schnuren ! der Bevölkerung durchwogt, obschon der Wind empfindlich kalt ! vom Norden blies. Der Regent und seine Umgebung hatten ^ sich, ermüdet von der damals sehr beschwerlichen Landreise, zurückgezogen, aber am andern Tage wohnte der Erzherzog mit seiner glänzenden Suite dem feierlichen Cäcilienfeste in der Tomkirche bei und Mittags gab er eine große Tafel, zu der die Vorsteher aller Behörden und die hervorragendsten Adeligen und Honoratioren von ganz Laibach beigczogcn wurden. Prachtvoll war die Auffahrt der Eingeladenen nin die Mittagszeit am neuen Markte. Daß Graf d'Ampierre und Wallenstcin zu den Eingeladenen zählten, ist selbstverständlich. Gegen das Ende der Tafel erhob sich Fürstbischof Chrön und brachte einen begeisterten Trinkspruch in lateinischer Sprache auf den Erzherzog aus. Das Gespräch gewann nun an Lebhaftigkeit und der Erzberzog neigte sich nach einiger Zeit vergnügt zu d'Ampierre und Wallenstein und sagte dann zum Letztern: „Lieber Wallenstein, es freut mich ausnehmend, Euch in dieser meiner Provinz zu begrüßen, und daß Ihr, der Ihr Euch im Kriege gegen die Türken und Kaiser Rudolf so tapfer gezeigt, nun auch in meinem Kriege gegen die Venetianer mitwirken wollet." Als sich Wallenftein ehrfurchtsvoll erhob und verneigte, fuhr der Erzherzog zu Eggenbcrg gewendet fort: „Ja meine Herren Landstände von Krain, ich stelle Euch in diefem jungen Feldhauptmann einen wahren Löwen, einen Helden vor, der in Gesellschaft des tapfern Grafen d'Ampierre uns mithelfen ^ wird, den stolzen ' Marcuslöwen zu demüthigen. Nur Etwas habe ich gestern bei unserm Einzüge bemerkt, was mir viel Spaß machte," sprach lächelnd der Erzherzog, das Gespräch fortsetzend. „Es kam mir vor, als wenn die 500 Reiter, die mir unser gütiger Kaiser zugesendet, finster dreinschauten, weil fast alle Blicke sich den stattlichen Reitern dieses Herrn (er zeigte auf Wallcnstcin) zuwendeten. Nun, nun, Graf d'Ampierre, ist ihre kaiserliche Cavallerie auch vielleicht nicht so zierlich, so ^ wird sie doch ebenso tapfer sein, wie die Wallcnstcincr, hosfc ich!" ! „Ja bei Gott, Erzherzogliche Durchlaucht! (so betitelte , man damals die Erzherzoge) das wird sie!" rief d'Ampierre, ! indem er zugleich versöhnlich dem stolz lächelnden Walleustcin ' die Hand reichte. ! Fürst Eggenberg brachte einen Toast auf die tapfere Armee ! in Friaul und sprach den Wunsch aus, dem geliebten Herrscher ! möge es recht lange in Laibach gefallen, weil fo auch sein ! ruhmreiches Heer von der Nähe des erzherzoglichcn Landcskerrn . clectrisirt und ermuntert werden müsse. Ein stürmischer Beifallssturm und Jubel tönte dnrch den ^ weiten Saal. Der Erzherzog nickte freundlich und versprach, ^ diesem allgemeinen Wunsche nachzukommen. Er war nach diesen ! lebhaften Scenen ganz gesprächig geworden, richtete dald an ! den Fürstbischof Chrön, bald an den Abt von Sittich, bald an den Landeshauptmann, an einen oder den Andern der Ver- ^ ordneten, oder an den Bürgermeister eine freundliche Ansprache, fcherzte wohl auch mitunter und zeigte zuletzt den Gästen an, daß Graf d'Ampierre und Wallenstein mit ihren Truppen binnen wenigen Tagen Laibach verlassen und zu dem Heere bei Görz ' stoßen werden. ! „Herr von Wallenstein," warf hier der Landeshauptmann Fürst von Eggenbcrg scherzweise ein, „Ihr und Eure Reiter ^ scheint in dem friedlichen Laibach einem Theile dcr Bevölkerung nicht minder gefährlich zu sein, als Ihr es dem Feinde gege" l über sein werdet, oder meine alten Augen haben mick gesterü ^ getäuscht!" ! Ein allgemeines beifälliges Gelächter fiel hier ein, mil der Fürstbischof und seine Geistlichkeit enthielten sich, hier w>? ! einzustimmen. Wallenstein aber, geschmeichelt von so unM dcutigem Lode, reichte dem Fürsten von Eggenberg, sowie de>ü Feldoberstcn d'Amvierrc die Hände, und sagte: „Wie >6 ! Ihnen, mein Fürst, für Ihr artiges Compliment verbindliO ! danke, ebenso verspreche ich Ihnen, Herr Oberst und mein CM Mandant, das; ich und meine Reiter nicht um Parade zu mache», sondern tapfer zu kämpfen nach Krain gekommen sind, und d^ l werden wir, mein Wort darauf!" ! Unter allgemeiner Fröhlichkeit endete die Tafel, als e? ! schon dunkelte, und die Gäste suchten, entzückt von der Leut' seligteit ihres Landesherr«, ihre Quartiere auf. Am zweiten Tage nach diesem Festmahle früh war Albrcä'l von Wallenstcin eben von einem Morgenritte, den er naB St. Veit gemacht batte, in seiner Wohnung angekommen, al? ihm gemeldet wurde, ein junger, hübscher Mensch wünsche W vorgestellt zu werden und ihn zn sprechen. ^ Fürst Eggenbcrg hatte ihm schon in Wien gasifreundliii Quartier angeboten, wenn er nach Laibach käme, daher woh'.^ ! Wallenstein auch im Hause des Landeshauptmanns. ^ „Laß den Menschen eintreten, Wenzel!" sprach dcr Fel°' ! hauptmann zu seinem Leibdicner. Tcr angemeldete junge Mann erschien. Von PurMrMhe ^ übergössen und mit großer Schüchternheit trat er vor Walles ! stein und sagte, als dieser eine Ansprache zu erwarten schie», mit ziemlicher Festigkeit: „Herr Fcldhauptmann, nehmt es mil nicht ungnädig auf, wenn ich frage, ob Ihr mich in dieSchaal Eucrcr Reiter aufnehmen wolltet, damit ich den Krieg nul' mache. EZ ist dieß der sehnlichste Wunsch meines Lebens-Unter einer Reitcrschaar dem Vaterlande zu dienen, von vec jetzt ganz Laibach spricht, das würde ich mir znr größten Ehtt, zum größten Stolze rechnen — ist es daher möglich —" „ Wallenstcin hatte während dieser Ansprache den junge» Menschen forschend gemustert und ein wohlgefälliges Lächel» spielte um seinen Mund, als er erwiederte: „Dein schüchtern^ und doch offenes Wesen, junger Fant, läßt Dir wM an. Auä bist Du gut gebaut und gefällst mir. Willigt Deine Fanüln' ein, fo sei es, Tu bist sofort aufgenommen!" „Ich habe keine Familie, ich bin eine vater-und n:::ttel'/ lofe Waise," gcgcnredete dcr junge Mensch. ^ i „Gut, gnt. Tu sollst also Deinen Willen haben, mN! sage mir, verstehst Tu auch Deine Landessprache wohl?" „Als geborner Kraincr muß ich sie gut verstehen, auä) kann ich gebrochen italienisch reden," erwiederte der neu angeworbene Recrut. „Desto besser, so könnte ich Dich in Friaul besonders gut brauchen., Vielleicht kannst Tu auch lesen und schreiben?" „Ich schmeichle mir, Beides zu können/' antwortete «lit i neuem Crröthen der junge Mann. „Abgemacht also! Stelle Dich meinem ersten Rottenmeister , vor, sage, Du kämest von mir und theile ihm mit, was eben hier gesprochen wurde und er wird Dir Dein Handgeld aus- ! zahlen und für das Uebrige sorgen, was Dir Noth thut. Gehe ! also — doch, noch Eins, wie heißest Du?" „Georg, gnädiger Herr Hauptmann, den Zunamen laßt mich verschweigen, ich bitte darum!" Vei diesen Worten ver- ! ließ cr das Gemach. ! „Sonderbar, wie der junge Mensch mich anspricht," ! monologisirte Wallenstein, als Georg nach tiefen Verbeugungen ! sich entfernt hatte. „Es ist etwas Magnetisches, Unerklärliches, ! was mich zu ihm hinzieht. Ich bin überzeugt, daß cr treu, ! ehrlich und mir zugethan ist, obschon ich noch keinen Beweis ! davon habe. Warum cr den Zunamen verschweigt? Was kümmerts mich? Der Grund ist gewiß harmloser, unschuldiger ! Natur. Erweckt doch sein Gesicht so viel Zutrauen, daß man ! ihm nicht gram sein könnte. Haben sich nicht gestern fünf Freiwillige aus Krain zu meinen Reitern anwerben lassen — und doch sind mir alle fünf ganz glcichgiltig!" In Nachdenken ver- i funken ging der Fcldhauptmann in sein Gemach, um sich zur ! Parade umzukleiden, die es an diesem Tage gab. (Fortsetzung folgt.) Beitrage M Geschichte der Dauern-Kriege und! Iufjiandc. Als der „Bund dcs armen Konrao"» unter den württem-berg'schen Bauern (1514) mit unglücklichem Ausgange losbrach, entzündete sich das allwärts unter der gedrückten Bauernschaft glimmende Feuer weit weg von dem Herde der Bewegung, in Krain und seinem Nachbarland Kärntcn. Von Innsbruck 19. Juni 1515 erließ Kaiser Maximilian einen Befehl an die,„Edlen z unser lieben getreuen verordneten Commifsarien und Räthe, so wie der Bauern halben in (nach) Krain gesandt haben." Er nimmt zur Kenntnis;, daß die Eommissarien die Verhandlungen mit dem Adel und der aufrührerischen Bauernschaft angefangen, aber noch von keiner Seite eine „endliche" Antwort erhalten haben: bloß die Ritterschaft habe angezeigt, die Bauern hätten j in einen Stillstand zum „Verhör" gewilligt. Er befiehlt die Empörung baldmöglichst zu stillen. Dem Vifchof von Freising sei bereits aufgetragen, sich zu den Eommissarien zu verfügen, diese sollen sich in Völkermarkt versammeln, wo sie am füg-lichstcn allen drei Landen (Steicrmark, Kärnten und Krain) zum Nutzen scin könnten. Was ferner den Antrag der Landeöver-wescr und Räthe in Stein und Kärnten betreffe, aller drei Lande „Hilfe" (bewaffnete Macht) zusammen kommen zu lassen, so wird dieß genehmigt, damit für den Fall des Nichterfolges der Unterhandlungen desto tapferer Widerstand geleistet werden könne. Gleichzeitig ergingen an die kaiserlichen Commissarien Befehle, sich in Völtcrmarkt zu versammeln. Von Klagcnfurt erließen diese am Montag vor E. Veitstag des h. Märtyrer einen Aufruf an die Bauernschaft in Kärnten, worin sie ihnen befahlen, zum Gehorsam zurückzukehren, und nicht ihr Bündniß Zu erweitern und Andere darein zu verwickeln, wie es ihre Absicht zu sein scheine. Haben sie Beschwerden, so sollen sie dieselben vor den Eommissarien vorbringen, die darin nach Ihrer kais. Maj. Instruktion nach aller Billigkeit handeln werden. Es sei jedoch den Eommissären zu Ohren gekommen, daß die Bauernschaft Botschaften herum fchicke, mit dem Vorgeben, der Aufstand sei kaiserlicher Majestät Willen und Meinung, um damit Andere zum Aufstande zu verleiten. Dagegen gebieten die Commissäre im Namen des Kaisers Allen Z von der Empörung oder dem „puntnuß" abzustehen, bei Ver-« meidung Ihrer Majestät schwerer Strafe und Ungnade. Wenn die Bauern im Gehorsam gegen den Kaiser verharren, werde cr sie auch als ihr allergnadigster Herr und Landesfürst in Ruhe schützen und schirmen und in aller Billigkeit halten, und dawider Niemanden keinerlei Unrecht oder Beschwerde zu thun gestatten. Das letzte, auf den Aufstand von 1515 sich beziehende Actenstück ist von R?m. kais. Maj. Landhofmeister, Marschalch, Canzlcr, Statthalter und Regenten zu Innsbruck 14. Juni 1515 an die wohlgebornen Edlen Festen Herren Röm. Kais. Maj. verordneten Räthen und Eommissarien so jetzt zu Klagenfurt oder ^) Völkermartt sein, unseren lieben und guten Freunden. Es ist die Erwiederung auf ein Schreiben der Eommissarien vom 11. Juni, das von obiger Regierung dem Kaiser per Post zugeschickt worden, nachdem es vorerst in Innsbruck geöffnet worden. Da aber die kaiserliche Entschließung wohl etliche Tage Verzug bringen möchte, so habe die InnZ-bruckcr Regierung den Eommissarien ihr „Gutbedünten" in etlichen Artikeln anzeigen wollen. Erstlich soll zwischen Adel, Prälaten und Bürgerschaft in Kärnten um des Anschlags willen sich eine Mißstimmung erhoben haben, die sollen sie beilegen, in ihrem eigenen Interesse, da der Bauernaufstand noch nicht gestillt ist. Ist einmal dieses geschehen, so sollen die Stände auf einem Landtage ihre gegenseitigen Beschwerden vorbringen und über dieselben verhandeln. Zweitens, was die Absicht der Eom-missärc betrifft, daß Adel und Prälaten mit dem gegen die Bauern aufgebrachten Kricgsvolk sich wieder von einander trennen und abziehen sollen, so würden dadurch die rebellischen Bauern bestärkt und die Gehorsamen in große Gefahr gesetzt, anch den Eommissären die Unterhandlung erschwert werden, da in Kärnten bei den Bauern noch kein Stillstand sei, sie auch täglich sich mehr zusammenrotten und empören. Die Prälaten und der Adel mit ihrem Kricgsvolt sollen daher in ihrer Rüstung bleiben und für jetzt noch nicht abziehen. Doch sollen sie sich lediglich defensiv verhalten. Drittens haben die Eommissäre wohl geschrieben, was sie mit den Bauern in Krain, dann dem Lauental (Lavant) und Iaunthal verhandelt, cs sei aber nicht zu entnehmen, was sie gegen die Empörung der Bauern im Geilthal und an der Traa (Dräu), auf Lucnctz (Lienz) herauf vorgenommen. Da nun die Empörung an diesen Orten wächst und sick gegen das Gebirg und alle Taucrn erstreckt, so sollen die Eommissärc auch dahin schreiben und die Bauern zum Stillstand bringen. Inzwischen soll das kaiserliche Krieasvoll su *) Da die Commissarim inzwischen sich. dem erhaltenen Befehle gcmäß, den'itü von Klaqenfnn nach Völkcrmartt verfügt haben tomitei:. schnell als möglich heranrücken. Ferner was daZ Begehren der ^ Bauern in Kiain betrifft, die Commissäre sollen sich zu ihnen ^ verfügen, so sei dies jetzt noch nicht rathsam, da die Empo- ^ rung iu Kärnten noch so groß. Es soll daher der Bischof von ! Frcising, der wohl schon bei den Commissärcn sein werde, mit ! Anderen aus den Commissärcn in Völkermartt bleiben, das den ! Landen allen eine gelegene Malstatt ist, dagegen sollen Einige z aus den Commisiären sich nach Krain verfügen und mit den ! Bauern dort dahin verhandeln, daß sie ihre Ausschüsse nach ! Völkcrmarkt schicken. „Versehen uns, sie (dic Bauern?) werden > dasselb nit abschlagen." Die kais. Majestät habe jetzt ein ernst- > lich Mandat, die Bauern sollen von ihrem Vündniß abstehen, ! oder wo sie das nicht thun wollen, sollen die treu gebliebenen ! Bauern „zuziehen" (sich bewaffnet sammeln) ergehen lassen, welches den Commisiären zukommen werde. Endlich sei der ! kais. Majestät auch zugeschrieben worden, daß Einige, welche zu ! Commissa'rcn verordnet worden, nicht erschienen sind, damit ^ ibnen dies ernstlich aufgetragen werde, auch wegen eines Sccrc- ^ tärs für die Commission. Im Uebrigen sollen die Commissäre i berichten, wie sich die Sachen täglich zutragen, doch stellt , die Negierung das Alles in das Gutdünken der Commissüre, ! sie sollen ganz nach eigenem Gutdünken und den Befehlen tais. Majestät verfahren. (Schluß folgt,) ! ! Minct oder Neberlegung, Vorbedacht und ^ Berechnung? z Einer meiner Freunde, erzählt Jemand in der „Garteulaube", hatte einen jungen Fuchs aufgezogen und dergestalt gezähmt, daß ihm derselbe auf Epazicrgangcn durch Wald und ^, Feld so getreu folgte, wie ein Hund. Bei aller Zahmheit konnte ! der Fuchs aber sein Gelüste nach frifchen Hühnern doch nicht völlig bezwingen und machte, um sich diefcn Genuß zu uer- i schaffen, nicht selten nächtliche Excursionen nach den benachbarten ! Hühnerställen, indem er die etwa (i — 7 Fuß hohe Umfriedung z dcs Hofes übersprang und sich einen leckern Braten aus der ' Nachbarschaft holte. Einige Male wurde der Schelm bei feinen ! Räubereien ertappt, und meines Freundes Geldbörse mußte für den Straucbdicb büßen. Um dicfcm fein sauberes Handwerk zu legen, band mein Freund ihm in meinem Beisein einen etwa anderthalb Fuß langen u-nd 2 Zoll dicken Knüttel am Hals« bände fest, der, indem er zwischen die Läufe zu hängen kam, ibn wesentlich im Springen hindern mußte. Darauf wurde Meister Neinecke ans dem Stalle und in den Hof gelassen. Wir ! vcgabcn uns hinauf in'ö Zimmer, um ihn von dort aus zu belauschen. Er lief, offenbar fehr ärgerlich über das Hcmmniß, mehrmals den Hof auf und ab. Tann blieb er stehen und betrachtete den Knüttel sehr nachdenklich , faßte ihn und warf ihn entrüstet zur Erde. Aber ivaZ konnte das helfen? Hierauf j setzte er zu dem gewöhnlichen Sprunge an, doch umfonst; denn ecr Knüttel kam ihm dabei zwischen die Läufe und er kugelte ^ wieder herunter, ohne sein Ziel erreicht zu baben. Gleich darauf ein zweiter, ebenso vergeblicher Versuch. Was that der Schelm nun? Er betrachtete nochmals mit prüfenden Blicken lange Zeit den fatalen Knüttel, dann zog er ihn hervor, nahm ihn zwischen die Zähne und machte, den Knüttel hoch tragend, aus freier Hand mehrere Sprünge zur Probe, frei in die Luft. Mit einem Male, den gehörigen Anlauf nehmend und den Knüttel hoch im Maule tragend, flog er mit cincm sichern Sprunge über die Hofmauer, nnd fort war er. — Mein Hühnerhund, der mein täglicher Etubengenosse ist, hat eine Zrotzs Passion, jeden auf die Diele des Zimmers fallenden Sonnenstrahl wahrzunehmen, um sich dort niederzulegen. Vor einigen Tagen stehe ich, mich rasirend, vor dem Spiegel und höre zu meiner Verwunderung — denn ich war allein im Zimmer — einen Stuhl rücken. Nas gewahre ich durch den Spiegel? Durch das Fenster, über meinen Schreibtisch hinweg, fällt die Sonne unter einen Stubl. Daneben siebt mein Perdrir und schiebt mit seinem Nucken den Stuhl, und zwar sehr vorsichtig und anständig, indem er sich von der Seite gegen den Sitz lehnt, allmälig so weit zur Seite, bis der von der Sonne beschienene Naum vollständig frei ist, auf dem er sich nun gemächlich niederstreckt. Ist das nur Instinkt? Eine neue EchiMAM. In Amerika enegt jetzt eine neue Gespinstpflanze viek Aufsehen , von der man glaubt, daß sie in der Folge die Baumwolle ganz verdrängen dürfte. Scnor Benito Nocrl, Besitzer ausgedehnter Ländereien zu Sontecomapam im Mcricanischcn, hat eine Plantage der Loekineriu, t6nuoi88ini3> ins Leben gerufen, einer Pflanze, welche in Mexico 8—16 Fuß Höhe erreicht und einen in jeder Richtung ausgezeichneten Faserstoff enthält. Man rühmt von dem Productc, daß es glänzend und ausnehmend weiß ist, fo daß das Bleichen des EtoffcZ sich als vollkommen überflüssig darstellt. Ferner lasse sich die Pflanze so grob spinnen, wie Hanf, vertrage aber auch wegen ihrer Stärke und Elasticität das feinste Gespinnst, wie Flachs , Baumwolle und Seide. Hinsichtlich der Spannkraft übertreffe sie den besten russifcben Hanf und sei doppelt so stark, wie der beste belgische Flachs. Zudem biete sie als perennircnde Pflanze, welche 1—5 Ernten abgibt, ehe sie am Stocke abstirbt, für den Ockonomen Vortheile, wie sie bci keiner ähnlichen Pstazen bekannt seien. Die Feinheit des Fadens soll sich im zweiten' und dritten Jahre nach dem Anbau noch steigern, und die Faser von dem eigentlichen Gcspinnste weit einfacher befreien lasten, als bci der Baumwolle. Diejenigen, welche an diesem neuen Faserstoffe Interesse nehmen, machen wir darauf aufmerksam , daß die patriotisch-österreichische Gesellschaft in Prag mit Proben desselben versehen ist. Literatur. Die für Verbreitung gcmcinnntzlichcr, populär-wissenschaftlicher Werke thätigste Verlagshandlnng ist ohnstrcitig Otto Spamcr in Leipzig. Wir haben das schon öfter zu bemerken Gelegenheit gchnvt. Soeben liegen uns wieder dic vier ersten Hefte eines Werkes vor, das namentlich in unserem montanindustriellen Oberlrain Interesse zu wecken im Stande ist. Es sind dic 28. bis 31. Lieferung des „Buch der Erfindungen", welche die „chemische Vehandlnng der Rohstoffe" enthalten. Chemiker, Berg- und Hiiltcnlcnte, Eiscnindnstricllc, Fencrarveiter :c., sie alle finden darin ebenso Belehrung, wie die Laien, welchen diese Gegenstände bisher fremd geblieben find. Zahlreiche, sehr gut ausgeführte, in den Text gedruckte Holzschnitte dienen zur Verdeutlichung desselben. Dic Ausstattung ist vortrefflich und können wir das Wert mit bestem Gewissen auf's Wärmste empfehlen. ! Der deutsch-dänische Krieg ist, wic zu erwarten war, jetzt viel- fach Gegenstand militärwissenschaftlicher nnd geschichtlicher Behandlung. Wir besprachen erst neulich ein solches Wert; gegenwärtig liegt uns wieder ein neues uor. Es betitelt sich: „Der dcntsch-däni'schc Krieg" von Ferdinand Pflug, illustrirt von August Bcck. Es ist erschienen bei I. I. Weber in Leipzig und ist recht hübsch ausgestattet. Der Verfasser, welcher darin versucht, dic Geschichte des Feld.ngcs im Jahre 1864 dem Volle wahr und ohne Falsch ;n erzählen nnd sonnt ?in Volksbuch in des Worles vollster Bedeutung zu liefern, hat dieses Zicl fast vollständig erreicht. Der Rci; des an Ort nnd Stelle empfangenen Eindruckes inacht sich in dci: meisten Schilderungen bemerkbar. Auch dieses Bnch tonnen wir dem Lcsepu'olilum nnd namentlich dc? Ingend cmf'5 Vene empfehlen. ^ Verantwortlicher Redacteur I. v. Flleinmayr. - Trnä nnd Verlag von Ign. v. Meinmayr « F. Vamberg :n Laibach.