Nro. 49. LaAchtt WH Zeitung. ^^______H Dienstag den 21. Brachm. 179^. Inlandische Nachrichten. Wien den is.Vrachm. Der Fürst-btschof von Brisen, Joseph , aus dem gräfi Hause Spauer, ist am 26. v. M. im 73 Jahre seines Alters Verstorben , nachdem er ehemals das Bisthnm von Seckau, und seit dem I. '779. das Brixensche versehen hat. — Nach Berichten aus Triest hat wan daselbst erfahren, daß zwischen zwey Rußjschm Kriegsschiffen, unter Kommando des Obersten Guglielmi Lorenzo und des Kapitains Grafen Voinovich, und b Türkischen Handelskaravellen , die von Ale-randria nach Konstannnopel unter Wegt Waren, am 29. April, bey Nhodis, eil heftiges Gefecht vorqe allen sey. Die tür-klschcii G6)isse wurden stark beschädiget, Wehrren sich aber doch so lange, bis es lhnen glückte, unttr die Kanonen von Nhodis ul gelaugeu: sie ;oqen sich dann ^n djz Festung bis auf eine, die nicht Mgey konnte, und von den Russen ün Ange/lchte und unter dem Kanonmfeuer der Festung erbeutet wurde. Die übrigen Rußischen Schisse, unt>r Kommando des Obersien Lorenzo, lagen damals bey Soria, wo fie fast taglich einige Beuten einbrachten. — Es wird von einer Erklärung der durch den Familienpakt verbundenen Höfe gesprochen ( unter die man Spanien, Neapel, Parma, und Oesterreich zahlt, zu denen sich auch Sardinien und Sachsen geschlagen) an den König und die Nationalversammlung der Franzosen , in welcher für die Sicherheit der Person der Königin Gutstehen gefordert, und das ganze französische Reich für jede Beleidigung, oder Verletzung ihrer Perlon nnd Würde verantwortlich gemacht wird. Kühne Proposi:ionen, die einige Mitglieder der Versammlung vorgetragen, sollen Anlaß -u dieser Erklärung gegebll» ha')'n. — Se. Waj. der Kaiser werden nach Höchst-- dt?o Ankunft aus Italien samt Sr. Maj. der Kaiserin und den Durchlauchtigsten Erzherzogen Mld Erzherzoginnen KK. HH. Sich nach Hezendorf verfügen, und allda so lange sich aufzuhalten geruhen, bis die Reise nach Prag zur böhmischen Krönung angetrttten werden wird, — Gestern ist von Nußdorf aus, bis zu dem Lusihause im Prattr ein? von dem Hrn. Firsten de Ligne veranstaltete herrliche Schiffahrt gehalten worden , bey welcher der größte Theil des hiesigen hohen Adels zugegen war, worauf im Prater unter einer angenehmen Musik gespeistt wurde. — Das sogenannte kaiserl. Freyschüssen für die hiesige Bürgerschaft hat bereits auf der dafigen Schießstadt seinen Anfang gerom-men, wo,,u mehrere fremde Schützen aus Ungarn, Oberösterreich, Steyermarkt und besonders aus Tyrol allhier angelanget sind. Dergleichen Frelischüssen werden genöhn-lich beym Antritt der Regierung lines neuen Regentcns den bürgerlichen Schützen gegeben, wo;u der Monarch 3000 st. bewilliget; es werden daher ansehnliche - Preise, und Mar zu 222, zu »oc) und zu 50 Dukaten, wie auch mchrere mindere Preise für die Schützen, welche den besten Schuß haben, zum Gewinn ausgetheilet. — Der geheime Rath Gr. Karl von Clary ist an einer Eittkraftung mit Tode abgegangen. — Der Herr Fürst v. Schwarzenbcrg soll, wie man vernimmt, das Privilegium, welches ehemal Pajsau in Rücksicht der Hol^lieferung hatte, erhalten haben, auch soll wirklich fürstlich Schwar;enbergisches Holz bereits allhicr angekommen, und noch mehreres unter Wegs seyn, welches schon durch den w Stand gebrachten neuen Kanal auf die Donau und dann weiters geliefert wird. — Der Hr. Protochirurgus v. Brambilla rei- set nach Pavia in seine Vaterstadt, wozu er auf 4 Monate die Hofkriegsrälhliche Erlaubniß erhalten hat. — Eben eingegangene Briefe aus Brüssel melden, daß der Herr Feldmarschall Baron v. Vender sich sehr schwer krank befinden solle. Graz den 16. Brachm. Ein VoM Szistow in Wien angekommerer Kurrier, welcher den 30. Man abgercistt ist, brachte die wichtige Nachricht mit, daß der be-vollmöchtigte türkische Minister in einer den 2s. May gehaltenen Konferenz alle Punkte, welche in der Deklaration des Hrn. Baron v. Herbert enthalten waren, verwarf, mit der Aeußerung, daß die Pforte dieselben niemals eingehen würde. Die Ursache dieser bestimmten Erklärung, sagt man, sey ein von Berlin angekommener Kurrier , welcher durch 14 Tage allda verweilet hat. Hermannstadt den 1. Rrachm. Die im vorigen Blatt enthaltene Nachricht aus der Wallachey wird nun auch im KriegS-boten bestätttgt, wo es heißt: Die Nachrichten von den Bewegungen der Türken bey Silisiria haben sich bestättiget. Ein Korps von 602 Mann wagte es wirklich daselbst über die Donau zu setzen, vermuthlich der Vortrab eines grössern Korps, das darauf nachgefolget wäre, um der Be-<»;ung von Braila zu Hülfe zu kommen ^ nenn sie durch die Unsrigeu nicht würden gchindert worden seyn. Allein da auf die v)n unserem Militär in Szistow geschehene Anfrage der Befehl erfolgte , diese siindliche Unternehmung der Türken für 'inen Bruch des Waffenstillstandes anzu-ehen: so gieng General Meßarosch mit t Vatallion von Qroß und 2 Divistonen von Varko Hussaren auf den feindlichen Haufen los, welcher auch sogleich die Flucht ergrif, und zurück über die Donau fe^e» Schabaz öen 6. Brachm. Gestern kam ein Qberlieutenam von Qroß Rrgi-went als Kurrier in Belgrad an , welcher Sr. Ex;eU. dem Hrn. F. M. Grafen v. Wallis aus der Wallachey Depeschen überbrachte, welche sehr wichtig seyn sollen. Es wurden hierauf qleich 4 Estafetten nach Verschiedenen Gegenden abgeschickt. Wie es sich ;eigt , so wollen die Türken von keiner Waffenstillstandsverlangerung wissen, und sollen selbe bey Silistria bereits schon an Schlagung einer dritten Schiffbrücke über die Donau arbeiten. Sie drohen den k. k. Truppen wenn selbe bis zum 12. Brachm. ( dies ist bey den Türken der lezte May) die Wallachey nicht räumen würden, selbe mit Gewalt vertreiben zu wollen. So viel ist gewiß, daß sich seit 1. Brachm. die k. k. Truppen in der Wallachey bey Bukarest, und die in Kroatien bey Voinich ins Lager zusammen ziehen. Beyde detaschirte Feldpostamter kampiren schon. Semlin dcn 1. Brachm. Ein Haufe verwegener Türken hat jüngst zwischen Gemendria und Passorowiz die k. k. Pikett angegrieffen , bey welchem Vorfalle die Unsrigen 7 Vleßirte und 2 Todte zahl-tm, die sämmtlich nach Belgrad gebracht tvurden. Man muß bey dieser Gelegen-hkit bemerken , daß man kurz vorher verschiedene TürklN, die sich in Handlungs-gefchasten zu Semendria befunden hatten, Wegen gewisser Besorgnissen von da aba/-schaft, und nach ihrem Gebiete verwiesen habe. Man glaubt daher, daß diese es sind, die den erst gedachten Uiberfall aus Rache^ veranlaßt haben. Gestern ist eine Verstärkung an Truppcn, nebst 6 Kanonen nach Cemendria abgeschickt worden, und eben diese Vorkehrung wird auch für ^abaez und andere Posten, wo unsere Truppen stehen, getroffen. Es wurdttt an die Bewohner der Gränze, und an alle jene, die unter militärischer Gerichtsbarkeit stehen, Gewehre und Muniuon vertheilt, um dergleichen unvermmheten Anfallen der Türken, die sich an keine Ordnung und Kriegsgesetze binden lassen, mehr Widerstand entgegen setzen M können. Unter dem Turban steckt immer so viel Treulosigkeit, daß auch kein Waffenstillstand davor schützen kann. Bukarest den 29. Ma?. In Sziß-tow sind nun die Kurriere, die man von den vermittelnden Machten langst erwar- . tet hatte, alle angekommen. Man ist daher begierig, ob die Deputirten daselbst den Waffenstillstand verlangern, und die Unterhandlungen thatiger betreiben werden. Man spricht von gewissen Bewegungen unter den Osmanen, und aus dieser Ursache ist schon dcr Befehl ergangen, daß binnen 24 (Äunden das Hussarenregiment Barko / und die Infanteriereqimenter Sple-. ny und Oroß gegen di^ Donau marschi-ren sollen. Di? Infanterie ist bcreits aufgebrochen , und die Kavallerie folgt morgen nach. Die Türken haben bey Silistria eine Schiffbrücke in Bereitschaft, die sie, ohne sie durch die gemachten Ges genvorstellungen stören zu lassen , über die Donau schlagen wollen. Sie kommen von da täglich mit s bis 6^o Pferden herüber , bedienen sich der Weide dießcit? der Donau, und schlagen auch ordentlich Zeller auf. Da dieses Bcnehmeu den Bedingungen des Waffenstillstandes gar nicht angemessen ist, und selbiger auch in einigen Tagen zu Ende gcht, so kömmt uns das Betragen der Türken um so rathselhafter vor. In einigen Tagen werden wir nun sehen, wie sich die Mu« sllmanmr benehmen, wenn wir ihnen die Weide dießeits der Donau nicht mehr gestatten. Man giebt fü.r zuverlaßig an, daß der Fürst von Potemkin nicht nur die Armee, sondern auch "die Flotte auf dem schwartn Meere kommandiren werde. Graf v. Souvarow kommandirt die bey Braila und sonst noch in der Moldau versammelten Trappen, und wird täglich in dieser Gegend aus Petersburg, erwartet. Bis h;t haben die Rußischen Truppen qain ruhig gelegen; aber so eben soll der hiesige Blschof Filarat die gewisse Nachricht erhalten haben, daß die Rußen sich bereits in Bewegung setzen, und Wil-. lens sind, gerade gegen Silistria zu ziehen , um, wie man glaubt, die dortigen Brücken "(hisse der Türken zu verbren„"N. Qb sich dieses bestättigen werde, und was wegen des Waffenstillstandes weiter geschehen so" , wird man vielleicht nächstens melden können. Vclgrad den 28. MH?. Die Fe« stung Qrsova, worin 6 Kompagnien In-famerie und 10^ Artilleristen liegen, wird in aller Eile aus 5 Monate mit Lebensmitteln versehen, und sogar bey der Ve-: Manischen Höhle werden die noch vorhandenen Batterien ausgebessert , mid mir neuen vermehrt. — Die Türken bestchen darauf, bey Silistria über die Donau m gehen, ungeachtet das jenseitige Ufer von k k. Truppen besetzt gchalten wird. D^p Freyherr 'von Herbert hat hierauf erklärt, so bald dieß geschahe, SziZtow, sogleich 'zu verlassen, indem er die Unterhandlungen für abgebrochen ans>!M m chte. — Bey dieser Ungewißheit des, Ausgangs haben 3 k. k. Regimenter, nämlich Splmn, Oroß, und Barko Hnssaren , Stliftria gegenüber , sich zmammen g-zogen, und diese jollen nob mit ^ Batallwn, ja im Fall eincs wirklichen Versuchs der Türken zum NMrgang? , auch durch das Rußi-fche Korps des Generals von Gudowitsch verstärket werden. Da man aber hiedurch die Gegend von Buckarest ganz von Truppen entblößen würde, so habctl bereits 4> siebenbürgische Neqimenter Befehl erhalten, von da in die Wallachey nachzurücken-, um die nach der Gegend Von Silistria abmarschirren Truppen zu ersetzen , und zugleich jene, die bey Kalafat stehen, zu verstärken , weil die Türken auch bey Widdin Miene machen, in die Wallachey eimudringen, in welcher Absicht sie da^-selbst eine Menge Schiffe bauen. — Es heißt, daß Hufsaren Piket von -Barko sey von Türken überfallen,' zun Theile nleder-grsäbelt, einige davon gefangen genommen worden, und nur wenigen soll es gelun-gen seyn, zu entkommen. Ausländische Nachrichten. "" Italien. Rom den zo. Ntav. Hier sind bereits 6 französische Bifchöffe, die den Bürgereid zn schwören' sich geweigert haben, eingetroffen, und am 27. May dem Pab-ste vorgestellt worden / der sie väterlich empfangen, und für ihr Unterkommen in verschiedenen Häusern der Edlen Roms gesorgt hat. Da verschiedene fran ösiW Schiffe herum schwärmen und auf dem pabstlichen Gebiete eine Landung zu wagen scheinen, so hat die pabstljche NeZW rung nach Civitavechia die Qrdr? ergehen lassen, daß sich die Garnison der Festung und des Havens in beständiger Bereitschaft finden lasse, auch die Machtthürme sorgfaltig defekt werden, um die Seeküste genau bewachen, und vorgedachte Schiffs immer in ein'ger Entfernung erhalten zü können.