ZU» Mutzen und VerMgm. ---— 46,,'—— Freytag/ den i5. November 1622. Die Nachtwandlerinn. -s Ballade, ^"ch! Mutter — Mutter! laß mich hinaus! „Schon schwirret lustig die Fledermaus;, »Und sieh, wie des Mondes kindliches Licht »Zum Nebelkranze die Berge verflicht, „Wie fromm und gut »Das wilde, brausende Leben ruht!« So sprach das Fräulein vom Bodenstem: Sie sehnte sich stets m die Nacht hinein, Und wie der Sphynx mit dämmernder Nacht Zum Nundfiug auf duftigen Blumen erwacht, Erwachten auch Deb Fräuleins Geister beym Abendhauch. Die Mutter wohl sprach: «Des Tages Gold, »Mein Töchtci-sein, ist dem Guten hold; „Des Mondes Silber ist todtenbleich, „Und die Nacht an Betrug und Tücke reich 5 „Drum bleib, mc'm Kind, ,>Daß nicht der Versucher dich einst umspinnt." Das Fräulein vergaß die Mahnung schnell: Wie ahndend auch scholl der Hunde Gebell, Wie warnend auch klang der Eulen Schrey«, Ging traumend sie doch in die Nacht hinein, Ging sonder Graus Ius matt erleuchtete Todtenhaus. Sie schmähte die Wahrheit am Tageslicht, Die frostig zum frostigen Geiste spricht; Und mit den Schatte», schwankend und bleich/ Vem Feu^rwurme, der Unk' im Teich, Und dem Nebeigebild, Mit allen koste sie Nebend mild. Sie schaut''auf daß dunkel sapphirne Meer> Und auf ber silbernen Wölklein Heer, Und dacht' und sehnte sich freventlich: »Öl trugen der Wolken Flügel mich, »Vom Himmelsrand »Zu schauen Hie Erd' im Nachtgewand.« Nom Vodcnstein hallte die eilfte Stund'; Da schwebte hervor aus dem düsteren Grund Ein Wölklein, dunkel im innern Raum, Ringsum verbrämt mit purpurnem Saum, Und berührte den Fuß Des staunenden Frauleins mit purpurnem Kuß. Es stand ein Jüngling im luftioen Kahn, Nie ein riesiger Knabe fast angethan, Aus Regenbogen war fein Gewand, Das um die Hüften ein Mondstrahl band. Auf dem goldenen Haar Von buntem Gestein die Krone war. »O Fräulein, Fräulein! was sitzest du hier, »Die Armuth beschauend für und für? „Komm, steig' in meinen flüchtigen Kahn; »Ich führe dich schnell auf der Stürme Bahn „Zu dem wonnigen Raum, „Wo Traum ist Leben, und Leben Traum.« Es both il,r der Jüngling die rosige Hand; Das Fräulein dem Locken nicht widerstand; EZ trug sie ein Zephyr aus Vlumcnduft Wald hm basd her durch die silberne Lust, Vis an Vergctzhöh'n Das Wolkenschifflem blich Me stehn. Es legte der Wolke Saum sich rund Um des Blocksbergs Felsen als Purpurbund, Und des Jünglings Regenbogengewand Flugs über die Kuppe war ausgespannt; Und der Steuermann Das Fräulein führte den Verg hinan. Hier stellte dem schwärmenden Mägdlein sich dar Der eigenen Träume verwirrende Schaar: Was wachend und schlummernd die Seel' ihr je Geschaffen hatte zu Lust und Weh, Mit eignem Seyn Erblickte sie's hier in bunten Reihn. Auch sah sie der Frauen und MAdlem vi^l, Gleich ilir ergeben dem träuln'ris^en Splel, Uud jede gleich ihr von der TrailuH Schaar, Die sie selbst geboren, umgeben wa«; Wie Naldgesang -»«^'' Und Flöten die Red- der Schatten klang. Nun reihten sich alle beym grünlichen Glanz Der Feuerwürmchen zum schwebenden Tanz, Dann aßen sie Nrot von Blumenstaub, Und tranken Thau von Cypressenlaub. Und sangen zum Mahl, Vergessend des sonnigen Lebens Qual. Das Fräulein saß wieder beym Morgenschein Wohl auf dem Nerg' am Vodenstein; Doch war's dasselbe Fräulein nicht mehr, Denn ach l der Busen war liebeleer: Wie des Tages Licht, So fioh sie der Menschen 2wgesicht. Den Geistern und Träumen lebte sie bloß, Sie sagte von Mutter und Schwestern sich los, Sie sagte sich los von dem liebenden Mann, Der werbend sie schon zur Braut gewann; In der Höhle Nacht Vergrub sie sich vor der Sonne Pracht. Sie durchschweifte die Nacht mit thränendem Vlick, Und sehnte sich heiß nach der Hö)e zurück-Die Höhe blieb fern, das Herz war matt, Im Strome fand sie die Ruhestatt: Salift ruh' ihr Gebein! Der Seele wird Gott ja gnädig seyn. Raup ach. >2 — Die Schlacht bey Verona. (AuS dem Wanderer.) In dem Augenblicke, wo diese durch so manche alterthümliche und geschichtliche Eriunerlmg'ausMeich-nete Stadc durch die Zusammenkunft der mächtigsten Monarchen und ihrer erhabenen Bundesgenossen eine neue wetihistorische Bedeutenheir gewinnt, scheint es an der Zeit zu seyn/ einer Epoche zu gedenken, die, so viel ich weiß, nirgends verdientermaßen besprochen worden, doch ganz geeignet ist, das Herz der Österreicher den wackern Veroneseru zuzuwenden. Es war der fünfre April des für den österreichischen Wassenruhm so ausgezeichneten Jahres 1799, als die in Eile versammelten österreichischen Truppen unter den Befehlen des verdienstvollen Feldzeugmeisters Freyhenn von Kray, der nach dem plötzlichen Tod« deS dem Sca^ie zu früh entrissene» Prinzen von Ora-nien das Commando als Attester im Range übernahm, beynahe uiner den Mauern von Verona die entscheidende Schlacht über ihre Existenz in Italien ann-ymel,-, mußten. Der französische Feldherr, pochend auf das früs here Waffengluck seiner Heere, halle seinen wild entstammten Truppen die dreycägige Plünderung von Verona für den Sieg verheben. To begegneten sich im Angesicht« der bebenden Bewohner die Armeen. Es be» darf wohl keiner Beschreibung, welchen Eindruck der erste Kanonenschuß auf Menschen machen mußee, deren künftiger Wohlstand auf der Spitze der Entscheidung stand. Bleich, angstlich athmend, und doch treuherzig und zuversichtlich, segnece die unabsehbare Reihe der deM Manmaner Thore zuströme den Bewohner unsere durch selbes auf den Kampfplatz eUenden Truppen. Gebethe, Wünsche, Segnungen wurde" lant und eiwuchigteN zum Siege die Söhne dls Vaterlandes. Eine Tooes-stille ging der Schlacht voran; ein Bataillon von I»l> dis, wenn ich nicht irre, wurde am Thore zur Erha^ tung der Ordnung aufgestellt. Da sielen die ersten Schüsse, und bewegter wurde die Meng«. Cavaliere eilten mit ihren Wagen, di? ste selbst tutschirten, durch'« Thor hinaus auf das Schlachtfeld ; Bürger aller Gattung folgten mit gepolsterten Tragbahren, um unsere Verwundeten in die Stadt zu schaffen; Alles schleppte Lebensmittel und Genanke in M?nge herbe»). — Schon knn die evste Nachricht, daß das gewöhnliche französische Umgehungs - Manöver, durch das eine feindliche Eolonne über Isola 6«Ü3 5c lila nach Verona rorgediungen seyn wücde, an der Vorsicht brs grauen Helden gescheuert sey. Es kamen die ersten Gefangenen ,'genommene Fahnen lind Kanonen; da« F-uer entfernte sich, Jeder suchte d»e Entfernung des Donner? zu messen, der so furchtbar tobte. Da bringen sie österreichische Verwundete, die Offtciere meisten» in Kutschen, di« alle, von dem Bluce der Vertheidiger befleckt, den Eigenthümern unschätzbar ge-wovden sind. Man zantl sich, iver die ankommenden Verwundeten aufnehmen soll; alle werden crquicki, beschenkt und untergebracht. Schon triumphin das Ge-fühl der Rettung, als eine Kunde nach der ändernden nahen Sieg verkündet; Jubel durchtont di? Lüfte und taiisendstunmiges Vivat >vird dem aNgeliebttn Kaiser Und dem Helden des Tages gebracht. Die feindlichen Gefangenen, im Amphitheater verwahrt,' erhalten nicht minder ihre Nahrung. Doch schon tonnen die Mauern nicht länger die ungeduldige Menge beschranken; sie ergießt sich durch das Thor und eilt hinaus, lim den Sicgsrn naher zu kommen. Keine Beschreibung ist fähig, die Scenen wieder zu geben, die hier zur Ehre der wackern Veroneser und ihrer hel-benmüthiaen Befreyer vorfielen. Jeder Österreicher war an diesem Tags eilcheimisch in jeder Veronesischen Familie. Die Schlacht war geschlagen, der Sieg erkämpft und der Feind in ordnungsloser Flucht gegen sein Bollwerk, Mantua, begriffen; da verlautete, daß Held Kray für diese Nacht nach Verona zurückkehre, um die Rollen für das weuere blutige Spiet zu ordnen. Wer schildert den bis an Wahnsinn gränzenden En-thusiasmilö, mit dem Veroiia's Volt den sieggekrönten Reiter empfing! — Es ist keine dichterische Phrase, wenn gesagt wird, daß lautes Schluchzen den Jubel erstickte, und daß wohl wenige Menichen sich eines ähnlichen Tages werden erinnern können. Carl Meisl. Nachrichten von derNordpol-ß'rpeditisn des Lieutenants Franklin. In Philadelphia-Planern lie't min einen Aus-zuH aus dem B^'ichre 5?r von d^m inielschroctene,' groß-bl'itanmschen L^inenant Frantlin und einigen gleich-b?herzten Gefährten nach di'w Nordpol lnuernommenen Landreise. Die Exoedition hat nach uneihonen Strapazen und (?>fahren endlich die Factvrey'ron Vork an der HudfonZdai erreicht, und sich oon bort nach England eingeschifft. D««se abentem'l'Iiche Expedition machte sich im Sommer 1619 auf den Weg. Mir dem Beistände der Nordwest-Compagnie gelangte sie bis an die Ufer det Zroüer Expedition nicht mehr als eineAiibüehnung von 5c,o seng« tische) Metten der Küste/ nordöstlich vom Kupferminen-siuß, zu erforschen. Er überzeugie sich, daß die See, soweit der Blick r»'iäne, offen uno volllg frey vom Ene war. Die Rückreise war von eniscylichen D>a>>gsalen und Widerwärtigkeiten begleitet. Die sonderbar gekrümmte Richtung des Kupftiminensiusses nölhigie die Expedi» lton mehr denn ein Mahl zur Portage, d.h. zum Tragen der Kanots ungeheure Snecken weit bis ai, neue Gestade, ihre Zuflucht zu nehmen. Cie sah sich in die Nothwendigkeit versetzt, cin drittrb K^noi aus den Hauten von eilf auf der Jagd im d