2N2T2NNN3VT Kr Annst, Wissenschalt und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. 222» V-2^252<2^>5? st. Durch l>,e f. ,. Pol, unier l)nuverl ,n,i viriosreier Zusendung aanziähr,» u, balbläoriü ^ sl. C.M., und w,rd halbjabria uorou»­dezahlt. Alle t. k. Postämter neümcn HranuineraKo» an. I n Laibach vrcinumeriri man beim Nerleaer am Ra»n< Nr. , im ersten Sloelc, Zur Statistik von Krain und Kärnten. I m Durchschnitte des ganzen Landes Krain beläuft (Beschluß.) sich der Preis eines gemeinen Schafes auf 2 fl., und eines «l. btebersicht ver Wausthiere. Lammes auf i fl.; eben so in Kärnten, wo ferner ein Me­rinoschaf ohne Widder auf 40 fl. anzuschlagen ist. Der 1. Rindvieh. Gesammt-Capitalswerth der Schafe konnte mit Verläßlich­ Krain. Laibacher Kreis 6440 4 „ Neustädtler „ 72183 keit nicht erhoben werden, weil in den Operaten kein Un­» 85412 » Adelsbergerterschied zwischen Schafen und Lämmern gemacht wurde. Summe 172013 5. Ziegen. Kärnten. Klagenfurter Kreis 38<7 0 Krain. Laibacher Kreis ... . 480? » Villacher » 83714 v Neustädtler » ... . 2300 Wümme . 484884 » Adelsberger » ... . 447? Total-Tumme 35688 » Summe . 8484 I m Durchschnitte des ganzen Landes Krain kann eine Kärnten. Klagenfurter Kreis . , , 3653 Kuh mit dem Preise von 30 fl., ein Ochs oder Stier mit „ Villacher » . . . 433Z1 30 fi., ein Jungvieh mit 45 fl. und ein Kalb mit 4 fl. Summe 18604 veranschlagt werden. I n Betreff Kärmens muß in Er­ Toral-Summe. 28088 manglung von mehrjährigen Durchschnittspreisen das bei I m Durchschnitte ist sowohl in Krain als Kärnten Krain angeführte Preisverhältniß angenommen werden. Es der Preis für das Stück 3 fi., und der Capitalswerth ergiebt sich der Capitalswerth des Rindes wie folgt: stellt sich wie folgt: Krain. Laibacher Kreis ... . 2087883 fl. Krain. Laibacher Kreis ... . 44421 fi. Neustädtler „ ... . 2805630 fi. „ Neustädtler » ... . 7500 fi. » Adelsberger? ... . 4287575 fl. » Adelsberger » ... . 3531 fi. Summe . 6481260 fl. Summe . 25452 fi. Kärnten. KlagenfurterKreis . . . 3482865 st. Kärnten. Klagenfurter Kreis . . . 16353 fi. » Villacher » . . . 2431853 fi. ., Villacher « . . . 4<833fi. Summe . 561432 0 fl. Summe . S8812 fi. 3otal-Summe 4178618 0 fl. Total-Summe 8426 4 fi. 2. Schaft. 4. Schweine. Krain. Laibacher Kreis „ Neustädtler „ «, Adelsberger « . 2843 3 2820 ? 3063 2 Krain. Laibacher Kreisv Neustädtler »» Adelsberger » . . . .. . .. . 44204 24334 46386 Kärnten. Klagenfurter Kreis „ Villacher >, Summe 6377 1 6383 7 88332* ) Summe Kärnten. Klagenfurter Kreis . . „ Villacher » . . 48844 20278 54824 Summe . 4 3572 8 " ) Summe 63032 Total-Summe 22106 0 Total-Summe . 12404« ') Darunter" ) Darunter l5ll Merinoschafe. 2U>!l Merinoschafe. Wenn gleich der Betrieb der Schweinzucht in Kärn­ten ausgedehnter als in Krain nachgewiesen ist, so ist doch StO notorisch, daß die Schweinzucht in Krain eine weit wichti­gere Rolle spielt, als in Kärnten. Die Mästung der Schweine in Krain erstreckt sich aber nicht blos auf das einheimische, sondern auch auf das aus Croatien in bedeu­tender Menge eingetriebene Borstenvieh. Und da die Schweinemastung im ganzen Lande, besonders aber inUn­ter- und Oberkrain, betrieben wird, so ist erklärlich, wie der hierländige Speck nicht blos nach Triest, sondern selbst nach Kärnten in nicht unbedeutenden Quantitäten ausge­führt werden kann. Der Preis eines «»gemästeten Schweines stellt sich in Krain und Kärnten im Durchschnitte auf 4 fl., und der Capualswerth der Schweine wie folgt: Krain. Laibacher Kreis ... . 56816 fl. „ Neustädtler >. ... . »733« fl. „ Adelöberger » ... . 65544 st. Summe . 248896 st. Kärnten. KlagenfurterKreis. . . 183256 fl. >, Villacher „ . . . 81442fl. Summe . 276368 fl. Total-Summe . 496064 st. Z. Bienen. Krain. Laibacher Kreis„ Neustädtler „» Adelsberger » Stöcke ... . 37320 ... . 22680 ... . — Stöcke Kärnten. Klagenfurter K» Villacher Summe .reis . . . 22205 „ . < . 7872 «0000 Summe . 401?? Total-Summe . 10017? Der Preis eines Stockes ist in beiden Ländern auf 1 fl. anzuschlagen, woraus sich der CavitalZwerth in Gul­den als gleich der Zahl der Stöcke darstellt. Die Pferde- und Ninbviehzucht in Krain erscheint ver­nachlaßiget, dagegen wird die Schwein- und Bienenzucht ausgedehnt und auf eine Art betrieben, die Glicht viel zu wünschen übrig läßt. Die jährliche Fleischconsunuion der Hauptstadt Lai­bach mit 8750 Ctr. wird durch das Rind der Nachbar­provinze« Kärnten, Steiermark und Croatien gedeckt, und dafür der Betrag von 116666 fl. der Landwirthschaft in Krain entzogen. Die thierischen Producte, welche einen Ausfuhrartikel bilden, sind Schmalz (blos aus Oberkrain) und Speck. Die fast wild betriebene Ziegenzucht sollte aus forst­wirthschaftlichen Rücksichten von den Wa.ldeigenchümer« eingestellt werden. Eine interessante Erscheinung gewährt die Pferdezucht in Kärnten, denn selbst der gemeine Landmann behandelt die Pferde mit,einer Aufmerksamkeit und Sachkenntnis!, die allein den zureichenden Grund enthalten, warum nicht blos das Aerar sehr taugliche Dienstpferde, sondern auch Private ausgezeichnete Kütschenpfcrde aus dieser kleinen Provinz beziehen können. Der ausgedehnteste Handel mit lärntnerischen Pferden wird nach Italien betrieben; das Rind wird in großartigen Mastunganstalten, unter wel­chen die zu Grumpendorf, Maierhofen bei Silberegg, dann Wasserhosen eine besondere Erwähnung verdienen, gemä­stet, und zum großen Theile nach Italien und Krain aus­geführt. Die Möllthaler, welche eine ausgedehnte Rind­viehzucht betreiben, setzen ihre Rinder vorzugsweise nach Südtirol ab. Gi« Vild tatarischer Gebräuche. Noch de,» Russischen «on C. A. I»not . (Beschluß.) »Wer sagte dir, daß dies eine reiche Dame gewe­sen sei?« „Eines Abends überwältigte mich der Schlaf, und ich legte mich im Zelte meines Oheims Nadir-Fe z nieder; da kam zu ihm eine schöne und kostbar gekleidete Frau. »Nun,« sprach sie, »besinnst du dich noch?? Ich stellte mich, als ob ich schliefe, und vernahm seine Antwort: «Ich habe darüber mit meinen Brüdern gesprochen, aber keiner von ihnen will sich dazu entschließen.« „Ist vielleicht die Belohnung, die ich bestimmt habe, noch zu gering?" sagte die Frau, „ich will euch bereitwillig mehr geben.« — „Meine Brüder«, sprach der Oheim, der sich dessen nicht vorsah, daß ich zuhören würde, „glauben, daß dies Unter­nehmen mit großer Gefahr für uns verbunden sei.« — „Nicht mit der geringsten«, erwiederte sie hastig, „und lvenn ihr auch ergriffen würdet, so läugnet nur Alles, man wird euch dann gewiß frei lassen. Oder habt ihr kein Ver­trauen zu mir?« — Auf diese Anrede antwortete mein Oheim so leise, daß ich nicht hören konnte, was er sprach, ich bemerkte nur, daß er sich ihr zu Füßen warf, das Uebrige blieb mir jedoch unbekannt. Endlich entfernte sich die unbekannte Frau, und mein Oheim Nadir-Fe z un­terhandelte hierauf oft, jedoch geheimnißvoll, mit meinem Vater und dem andern Oheim, und drei Tage nach dem Erscheinen jener Dame begingen sie die That.« „Du bist ein braves Kind, weil du uns die Wahrheit ohne Falsch und Hehl gestehst; fahre fort, uns zu erzäh­len, was du weißt und sahst; Gott und die Menschen wer­den dir deine Fehler verzeihen, wenn auch du, trotz deiner Jugend nicht ganz ohne Schuld sein, und einen Ancheil an dem schrecklichen Raubmorde, dessen sich dein Vater und deine Oheime schuldig gemacht, haben solltest.« „Muhamed, unser heilige Prophet, schrieb in seinem heiligen Koran: „Sei deinem Vater gehorsam und fürchte Gott.-» Meine Oheime gaben mir einen Feuerbrand, ich mußte den Pferdstall, der an Naharyna's Wohnung stieß, anzünden. Gerne hätte ich die armen Thiere, welche, von Flammen umringt, furchtbar wieherten, vom Tode er­rettet, aber als ich sie aus dem Stalle einließ, erschlug sie mein Vater mit- einem Beile. Der Oheim Alo-Azor zerstörte und zerbrach alle Gegenstände, die sich in den Gemächern befanden, und todtete die Sclaven.« ^,Und wer ermordete Naharyna?« „Nadir-Fez«, antwortete das Mädchen ohne Stocken. „Würdest du die unbekannte Frau erkennen, die mit deinem Oheim im Zelte sprach?« 2RR »Ich würde sie zwar nach dem Gesichte nicht erken­nen, denn da ich mich schlafend stellen mußte, konnte ich sie nicht genau ansehen, wohl aber nach der Gestalt und Stimme.« „Bist du auch dessen gewiß, daß du hierin nicht irren würdest?« „Gewiß, denn ihre Stimme ertönt noch jetzt in mei­nen Ohren." Schah-Fetis hielt einen Augenblick mit dem Gerichte inne, und schrieb einige Worte an den Chan. Er durfte nicht lange auf Antwort warten, und kaum war diese an­gelangt, so eröffnete er sogleich deren InHall den Richtern, und sprach: „Der Chan verlangt, auf jede mögliche Weise die Wahrheit in diesem außerordentlichen Ereignisse zu er­fahren, und gebietet, keinen Umstand zu übersehen, der zur Entdeckung führen könnte; in dieser Hinsicht hat er, mit Uebergehung unserer alten Gebräuche, befohlen, daß alle Frauen, die in dem Harem wohnen, von seiner Mutter bis zu seinen 5 Gemahlinen, verschleiert an unserem Zelte vorbeigehen, und während diesem Gange einen Satz aus dem Koran laut hersagen sollen.« Es dauerte nicht lange, so kamen alle Frauen des Chans, seiner höchsten Würdenträger und Hofieute, sie waren weiß gekleidet, und ihr Antlitz verdeckte ein weißer dichter Schleier. Jede derselben ging bei den alten Rich­tern vorbei, und sprach laut einen Satz aus den heiligen Büchern des Korans. Bereits hatten ?0 Frauen den Gang bei den Rich­tern, die schweigend zuhörten, gemacht; nur eine Einzige blieb noch übrig, aber auch diese schritt weiter, und sprach folgenden Satz: „Der Engel Gottes wacht über dem Ge­rechten und Bedrückten, und gestattet nicht, daß die Mis­sethat den Traum der Unschuld zerstöre.« „Das ist dieselbe Stimme, welche ich in dem Zelte meines Oheims gehört habe«, rief das Kind. Zwei Narbeken (Diener des Gerichts) zogen den Schleier vom Gesichte der unbekannten Frau ab — und es war — die Mutter Segeb Mohelemö. Alle Anwe­senden und die Richcer blieben bei ihrem Anblicke wie vom Blitze getroffen. Unverzüglich wurde der Chan davon in Kenntnis) gesetzt. Dieser, welcher sogleich zu Pferde gestiegen war, kam an den Ort, wo das Gericht gehalten wurde, und sprach, in das Zelt tretend: „Richter! lasset der Gerechtigkeit vol­len Lauf. Euer Urtheilsspruch sei von jeder Rücksicht frei, hört nur auf die Stimme Eures Gewissens.» Als die Richter dies vernommen hatten, traten sie aus dem Zelte, um sich über die Strafe zu berathen, die sie über die Misiechäcer zu verhängen hätten. Während die­ser Zeic suchte die Mutter Segeb Mohelems, von dem Bewußtsein ihrer Schuld durchdrungen, durch einen Strom von Thränen und durch Wehklagen das Mitleid ihres Soh­nes zu erregen. Aber der Chan wurde durch ihr Flehen und die Thrä­nen nicht gerührt; mit zu Boden gesenkten Blicken saß er auf einem der erhöhten Sitze, welche für die Richter bestimmt waren, und schien die Bitten und Thränen seiner Mutter kaum zu beachten. Er war einer steinernen Statue nicht unähnlich, zu deren Füßen die verzweifelnde Frau lag. Nach langen Beratschlagungen traten die Richter von Neuem in das Zelt; eine ernste Stille herrschte rings­um, als Schah-Fetis, eine Hand auf den Koran, die zweite auf das Herz legend, mit gemessener Stimme fol­genden Ausspruch bekannt gab: „Wer den Tod verschul­det, verdient auch mit dem Tode bestraft zu werden, und wer zu einer schauderhaften Missethat räth, verdient eben­falls eine blutige, entehrende Strafe. — Kraft dieses Sa­tzes im Koran verurtheilcn wir Mirza-Anunda, daß der Daumen ihrer rechten Hand abgehauen werde;— Nadir-Fez, der Verführer seiner Brüder, soll lebendig auf einen Pfahl gebunden werden;—Kolang-Ho und Alo-Zor sind verurtheilt, erdrosselt zu werden; — Nadira-Ko ­lang-Ho ist sowohl in Rücksicht ihres Alters, als deswe­gen, weil sie freiwillig die Wahrheit bekannte und den ganzen Vorfall enthüllte, von aller Schuld frei.« Dieser Ausspruch wurde auch sogleich in der Ebene von Nepal, das ist, an dem Orte, wo er publicirt wurde, den 6. des Monaco Ahmed (22. Juni) in Vollzug geseht. Kaum war das Urtheil gesprochen, so vernahm man ein durchdringendes Geschrei, welches die übrigen Worte des Schah-Fetis übertönte; es war dies die Stimme der Mutter des Chans, die bald ihren Sohn, bald die Rich. ter mit Weinen und Wehklagen um Mitleid bat. Aber Segeb Mohelem, gegen ihre Bitten und Klagen taub, gebot, man möge zur Erfüllung des Unheils schreiten. Alsbald begab sich der Zug der Richter mit gemesse­nen Schritten zu einem Hügel in der Ebene, der bei de» Tataren Habat-de-Kiz genannt wird. Ihnen folgten die Narbeken, lange Bambusstäbe, an deren Enden goldene Blätter hingen, tragend. Hierauf kamen in der Mitre ei­ner zahlreichen Wache die Verurcheilten, und der Scharf, richcer mit seinen Gchülfcn schloß sich an. Der Chan, auf seinem feurigen Rosse, in Gesellschaft der angesehen­sten Würdenträger und Offiziere, beschloß den Zug. Eine ungeheure Menge Menschen hatte sich in der Ebene und um den Hügel Habuc-de-Kiz versammelt. Als der Scharfrichter und seine Gesellen mit den fürchterlichen Vorbereitungen zu Ende waren, rief der Ge­richtsschreiber oder Anor-Schah, zu seinem Amte crmahnt, jeden der Verurcheilten bei seinem Namen, und diccirce zugleich die Strafe, welche ihn in demselben Augenblicke zu treffen hatte. „Mirza-Anunda«, rief er, „verliert, nach dem Ausspruche des Gerichtes, den Daumen an der rechten Hand.« Als Anor-Schah den Namen der bis jetzt angese­henen Mutter des Chans genannt hatte, ließ sich unter dem Volke ein Gemurmel der Verwunderung und des Be­dauerns vernehmen, aber m Kürze verstummte es dermas­sen, daß beinahe Niemand einen Laut von sich gab; Aller Augen waren auf die unglückliche Fürstin gerichtet. Schon faßte sie der Scharfrichter bei der Hand, schon stellten seine Gehülfen den Block vor sie hin—da sprang der Chan von seinem Pferde, warf sich zu den Füßen sei­ ner Mutier und rief: „O meine Mutter!" Seine Stimme erschallte durch die ganze Ebene. ? Mutter! ich will für dich die Strafe leiden, welche du vor Gott und der Welt verdient hast. Möge dieses Opfer, welches ich zur Süh­ nung der Schuld bringen will, dich und alle Anwesenden überzeugen, dasi die mir anvertraute Herrschaft in meinem Herzen nie die kindliche Dankbarkeit und Hochachtung ver­ ringert habe." Dies sprechend, riß er mit der linken Hand den Sä­ bel aus der Scheide, und indem er die rechte an den Pflock, der vor der Mutter stand, anlehnte, hieb er mit einem Male den Daumen von dieser ab. Das Geschrei des Volkes erhob sich und pries die Gerechtigkeitliebe des Fürsten und die Dankbarkeit des Sohnes. Der Scharfrichter übte sein Amt an den drei Vcrurtheilten aus. Mirza^Anunda warf sich zu den Füßen ihres ed­ len Sohnes; schwelgend wandte sich dieser zu seinem Arzte, ihm die Hand zum Verbände reichend. Kleine Landeschronik. Am Michaeli Tage, den 23. September 1840, oireft 4 Uhr frühe, wurde die Finsternis) der Nacht wie von ei­nem großen Brande plötzlich erhellc, und als Schreiber Dieses nach dem Himmel sah, erblickte er einen langen feurigen Streif, der in Gestalt einer starten Raketie in die Höhe stieg, und am Ende nach ein Paar Secunden mit einem starken Knalle erlosch. Der Streif war unge­mein glänzend. Dieselbe Erscheinung sah man auch in der ^ocalie Koprionik. Feistritz am 3. Vctober 1840. Franz Savershnik, Cooperator. Mannigfaltiges. (Vorlesungen) über den Zustand der deutschen Bühnenliteratur und Bühnenkunst in dem Friedens-Vier­teljahrhunoerc von 1843 bis 1840 wird M. G. Saphir von Anfang des künftigen Monats bis in die Mitte De­cembers jeden Tonntag mittags von halb 1 bis halb 2 Uhr im alten landständischen Saale in der Herrngasse halten. Der AbonnemempreiZ für alle sechs Vorlesungen ist 12 fl. C. M . für Sperrsitze, und 8 fi. C. M . für Eintrittskar­ten. Wer Zeit und Geld zum Reisen, nebstdem aber auch zufällig Vorbildung und Geschmack an derlei Dingen ha­ben sollte, dem rächen wir, nach Wien zu gehen, und diese Vorlesungen zu besuchen! man braucht nur Saphirs Di­daZkalien zu kennen, um überzeugt zu sein, daß sie höchst interessante Ansichten in trefflicher Form entwickeln werden. Mögen diese Vorlesungen recht bald im Druck erscheinen, und so auch Jenen zugänglich gemacht werden, die ihnen »licht beiwohnen können. — (Zur Psychiatrie.) Für die Irrenanstalt zu Bice­tre in Frankreich ist ein Professor des Gesanges ernannt worden, da man dort wunderbare Euren durch Musik be­wirkt zu haben behauptet. — Theater in Laibach. Am 22. Octob. »Die Ahnfrau.« Trauerspiel mzActen vonGrill« parzer. — Wir waren vor 24 Jahren bei der ersten Aufführung dieses Laibach. Druck n»d Ver Stuckes im Theater an der Wien zugcge,i, Und erinnerten uns am heuti­ gen Abende lebbaft des ungeheuren und ungewöhnlichen Beifallssturmes, mit welchen, das Werk wie seine Darstellung aufgenommen wurde. War das Publicum durch die hinreißende lyrische -Kraft der Dichtung, durch die Macht ihrer höchstergreifenden Situationen, durch die Gewalt der wohlklin­ genden, bilderstrotzcnden Sprache bezaubert und wahrhaft in Enthusiasmus «ersetzt, so trug die meisterhafte Darstellung des Grafen Vorotin durch den damaligen Nühnennestor lange , der seitdem auch von der Weltbühnc ab­ getreten ist, der Nerton durch die große Schröder , die nun »uf ihren Lorbern ruht, und des Iaromir durch Heurteur , der damals noch ei„e glänzende Künstlerlaufbahn vor sich zu haben schien, das Ihrige dazu bei, den allgemeinen Jubel zu steigern, und ein für alle Toeilmhmcr unveegeß­ liches Kunstfest zu bereite». Viel ist seitdem über den genialen Verfasser und seine Stücke geschrieben worden. Anfeindungen aller Art haben diese edle Dichtergcstolt verfolgt, und keines seiner später,, Werke, die Sappho clwa ausgenommen, war mehr in, Stande, im Allgemeinen jene Nnerien­ nung zu erwerben, die jedes spatere in »nalcich höhere,» Grade «erdient hellte. So niederschlagend diese Betrachtung auch ist, da sie einen Beleg dazu liefert, daß der Sinn für Poesie, sofern sie nicht gerade den Interess,» des Augenblickes huldiget, bei der Mehrzahl eine retrograde Bewegung ge­ macht hat. Was stch indessen nicht blos »us andern ähnlichen Erscheinun­ gen, sondern auch aus einer überwiegenden Theilnohmc für »euere drama­ tische Erzeugnisse der Mittelmäßigkeit bestätigen läßt; so mag doch Grill ­ parze r durch ein einziges Wort Byrons , wenn nicht schon durch sich selbst, über widerwäriige Erfahrungen dieser Art ssch dinaus gehoben füh­ len ; denn dieser große Dichtergeist äußert sich — wen» wir nicht irren, in einem Briefe an Moor e — dahin, daß der Name unseres Dichters zwar schwer auszusprechen sei, die Nachwelt aber doch nicht werde umhin könne», ihn aussprechen zu lernen. Ein solches Wort aus solchem Munde fällt schwer in's Gewicht, und wenn man sich auch nicht «erhehlen tan», daß es eine köstliche Sache um den «ollen und anerkennenden Beifall der Mitlebcnden ist, so dürfte doch leicht zu erweisen sein, daß der Beifall der Nachwelt der entscheidendere, und wen» er zu Theil wird, der edlere Geist ist. Die heutige Darstellung war befriedigend. Hr. Strampfc r gab den Grafen Borolin einsäe», würdig und wahr, Mab. Frieb als Nerih, war «oll Leben, Innigkeit und Phantasie, Hr. Neufcld als Iaromir er­ freute sich des allgemeinen Beifalls; auch wir nennen seine Darstellung in, Ganzen eine recht verdienstliche, nur müsse» wir bemerken, daß ihm die sanfteren, ruhigeren Stelle» seiner Partie viel besser, als die heftigen, ge­ langen, in denen uns hier und dort ein Zuviel aufsiel, wie uns denn auch die Uebergänge «on einem Affecte in den andern »n manchen Stelle» als zu schneidend erschienen. Hr. Mojett i (Hauptmann), Hr. Strampfe r d. j . (Soldat) und Hr. Co las (Boleslci«) füllten ihre Plätze mit Liebe für die Sache aus, was wir von den, Repräsentanten des Lastellans Gün­ther nicht sagen tonnen. Das Haus war ziemlich «oll, .und Mod. Fricb und die Hrn. Neufeld und Strampfer d. n. wurden gerufen. Am 24. Oct. Zum Vortheile des Sängers und Komikers, Hrn. SKi n n, zum ersten Male: «Die Vetannlschasi in Nosenbach, die Entfüh­rung nach Tivoli und die Verlobung aus der Tchicßstnttc", Localposse mit Gesang in 2 Acten «on Hopp, Musik von Julius Hopp. — Dieses Stück ist zwar nicht geeignet, die laute Klage über den Verfall der dramalischen Volkspoesie «erstunimen zu machen, indessen enthält es manchen guten Spaß und manches lustige Couplet. Gespielt wurde ganz gewöhnlich, d. h. wie gewöhnlich, d. h. zur allgemeinen Zufriedenheit des volle» Hauses, gegen wel­che Zufriedenheit wir unserseits Nichts einzuwenden haben. Am 2Z. Oct. Zum ersten Male: »Die uerhängnißvolle Mittcrnacht­stuiide, oder die Nachtwächter «on London", Romantisches (?!) Schauspiel in 5 Acten von Lembert. — Bei Stücken iieser Art hat es die Kritik bequem, denn sie machen offenbar leinen Anspruch darauf, so eigentlich be­urtheilt zu werden. Es sind Sonntags- und Gallerie-Stücke, deren Zweck ist, einige Häuser voll zu machen. Der Held des Stückes, der Gärtner und Nachtwächter William, ist ein Narr in Folio, was aber der Verfasser durch­aus nicht beabsichtigt zu haben scheint, da er ihn am Schluße nach Amerika statt nach Nedlam schickt. Dieser Nedlaniite wurde «on Hrn. R e,» a y mit Begeisterung, Fleiß und «ielem Kraftauswande gegeben, so zwar, daß ihm die Ehre »es Hcrv'orrufens viermal zu Theil ward. Wir tonnen nicht umhin, diesem talcntreichcn Schauspieler zu bemerke», daß die Rolle in. Ganzen etwas zu tragisch gefaßt, und der Gärtner und Nachtwächter et­was zu helde„artig gezeichnet war. Die ganze Darstellung ging gerundet, mit besonderem Lobe sind Mod. Fricb (E,»y) und Dlle. Strampfer (Betty) zu erwähnen.