Laibach, den 15. März 1873. sammle, v II»» Blatt - Ä * ®/jA, Li'bri'r sowie uubmiitMla i-iiipftmgrii alle Mitelie ior / - - l.umlUntM lahln .Im kal kiMlciifrPi. Die Krainer Biene, Yereins-Organ der Bienenfreunde in Krain, Kärnten, Steiermark, Görz und Istrien. Iiihall : Verrichtungen am Bienenstände. — Unterricht — I>ic Muhenden Bioucniiähr|itluny.en. Petition der Bieiien/.nchter. (Forts.) Bericht über den Ilienenzüchter-Coiigreiis zu Salzburg. (Forts.) — Wie kann die Bienenzucht seitens des Staates gefördert werden. (Vortrag.) — Biographische Skizzen: Berlepsch. — Vcrciiiüiiachriuhteii. Verrichtungen am Bienenstände. 3Iiirz. lt.— Die wärmeren Sonnenstrahlen regen auch die kleinen Bewohner des Bienenstockes zur Entfaltung grösserer Thätigkeit an. Sie hallen jetzt, zumeist im Anfang des Monats, ihre Hoinigungsausflüge und entleeren sich dadurch von dem, aus der langsamen Wintcrs-Honigzehrnng im Körper aufgesammelten IJnrath, wenn sie bis dahin wenig gestört oder durch herbe Witterung am Ausfluge verhindert waren. Sie säubern auch die innern Tafeln von allen Schmutzresten, von todteu Bionen etc. und richten alles vor, das Brutgeschüft der Königin im ausgedehnteu iMasstabe zu lördern. Man unterstütze die Bienen in diesen Arbeiten, insbesondere beim Herausschaffen der todteu Bienen. Auch führe mau jetzt vor dem Bienenhanse frisclion weissen Sand auf! — An Tagen gelinder schöner Witterung nebine man den Wabenbau im Dzierzoukasteu (eventuell unter Benützung eines geschlossenen Wabenträgers) auseinander und überzeuge sich, ob Brut, d. Ii. nicht nur Drohncuhrut vorhanden sei. Weiselverdächtige Körbe und Stöcke mit unbeweglichem Baue (südöstcrrcichischer Kastenform) untersucht man am sichersten, indem mau sie auf den Kopf stellt, das Bodenbrett beseitigt, die vordringenden Bienen durch Hauch (mittelst Tabak oder Luuteii-Hauchapparat) zurücktreibt, das Licht gut auf die Waben des Brutlagers lallen lässt und. falls man nicht sogleich Hrut findet, mittelst eines Messers ein längliches dreiseitiges Stück von kaum einem <£iiadratzoll (irüsse zur Ueberzeugung ausschneidet. Klotzbeuteu (ausgehöhlte Baumstämme) sind am schwierigsten zugänglich Jedenfalls erhält mau, derartig vorgehend, untrüglichere Zeichen der Weiselrichtigkeit, als jene, die erfahreneren Bienenzüchtern bekannt sind, wie z. B. der bekannte, in der Zeitdauer so eigeiithümlich begrenzte Brausetoii oder lebhaft scharfe Flugstoss beim Abfliegen und anderes, wobei immer noch, weil oft andere Umstände einwirken, eine Täuschung sehr leicht möglich ist. Findet man keine Brut, so ist d a s ei nfachste, sicherste und ertragreichste Mi ttcl, das Volk mit einem anderen schwachen weiselrichtigen zu vereinigen, da es eine durchaus zwecklose Mühe wäre, durch so frühes Hinstellen von Brutwaben uns andern Völkern die Bienen zur Erbrütung einer Königin zu veranlassen, weil bis zum Eintritt wärmerer Tage (Mai) selbst allenfalls ausgebrütete Königinnen (und dies tliun nur stärkste Völker, und diese nicht immer!) selten oder nie b e fr u e h t e t w erde n. Wer lieserveköuiginnen hat, ist allerdings gesichert: er setzt eine solche dem weisellosen Volk zu — von Ilundelsbienenständen aber Königinnen im März zu beziehen, käme zu kostspielig. Uebrigens sind schwache Völker wenig werth und leisten vereint mindestens das Doppelte von dem, was sie zusammen einzeln geleistet hätten! — Besonders achte man auch darauf, schwache oder weiselloso Völker vor Itaub zu schützen, sowohl durch Verengung der Fluglöcher oder durch Anbringung einer kleinen Holzröhre, welche, zusammengefügt aus vier ganz kleinen Leisten, eine hohle Kinne von circa '/a Zoll im Geviert bildet und die man derartig vor dem Flugloch befestigt, dass den Bienen nur allein durch die Röhre der Eingang in den Stock möglich ist. Käuber kommen gewöhnlich von der Seite und scheuen ein so enges, leicht vertheidigbares Thor. — Schwachen Völkern aufzuhelfen, gibt es mehrere Methoden. Aus sehr starken Völkern (am besten eines entfernteren Standes) kehrt man einige Waben voll Bienen in den schwachen Stock (nachdem mau sie ein bis zwei Tage ohne Königin irgendwohin, mit etwas Futter versehen, eingestellt hat) und setzt dann noch einen Tag das vereinigte Yolk au einen trockenen, dunkeln Ort. Im März tritt alllalliger Futtermangel im Stock am gewöhnlichsten auf. Man unterlasse also nicht, ärmeren Völkern Honigwaben oder Krystallzucker einzustellen. Auch stelle uiiin einen Holztrog oder ein Wasserschall' mit liegen- oder Bachwasser iu der Nähe des Standes auf, lasse aber obenauf einige Kolzstückcheu schwimmen; das Wasser muss 11111- oft erneuort und das Gefäss gut gereinigt werdon. Solltun die Völker wenig Pollen aus dem vorigen Herbst ins Frühjahr über-hraelit haben und wenig Salicinoen, d. Ii. weidenartige Bäume und Sträucher, wie z. B. die Weiden selbst, die Cappeln, die Espe oder Erlen und Haseln in der Nähe sein, dann ist es uothwendig, durch Mehlfütterung (mit feinstem Koggenmehl z. B., besser noch Kastanienmelil etc.) die Bienen im Brutgesrhäft zu unterstützen. Dies geschieht einfach, indem mau das Mehl iu leere Wachswaben drückt und vor dein Bienenstaude den Kienen zugänglich macht. In neuerer Zeit bedient man sich dazu der sogenannten M e h 1 k r i p p e 11. Wer Ableger machen will, kann schon jetzt starke Völker zusammenrücken, um später an ihre Stelle z. B. einen leeren, mit Vorbau (Kichtwachs) mit Honig und Brut ausgestatteten Stock an die Stelle zu bringen, der sich eine Königin erbrütet. Sicherer ist nach Uehertraguug einer Königin aus dem älteren, früher dort geweseneu Stock iu den neuen, den ersteren au anderer Stelle zum Ersätze der Königin zu verinlassen! U 111 e r r i e Ii t. (Nach Harun ltotbselilit*' „Illubtrirter Hieneuzucbtsbetrieb") III. Die Naturgeschichte der Bienen. Die Honigbiene, auch Imme genannt, apis mdlificn, gehört zu den Ilaut-llüglem (hifuiHoptrra nach Linne), also zu der Ordnung jener Insecten, welche vier durchsichtige, schwach geäderte Flügel haben und gemeinsam in grossen Gesellschaften leben. Hierhin gehören noch die eigentlichen Wespen, die Gall- und Blattwespen, die Schlupfwespen und die stachellosen und fliegengrossen Meliponen- und Tregonen-Fa-milien Südamerika's. *) Die Gattung der Biene ist die verhreitetste der ganzen Ordnung und lässt sich von den andern Insecten durch die besondere Form der II in ter f Iis se unterscheiden, an welchen das erste Glied derartig zusammengedrückt erscheint, dass eine dreieckige, der Länge nach durchlaufende Hille entsteht. Es gibt verschiedene Varietäten oder llacen der Honigbiene, die in Bezug auf Farbe und Thätigkeitsäusserungen wieder verschiedene Spielarten bilden. Iii Europa unterscheiden wir drei durch grosse Gebirgszüge abgegrenzte, von Norden nach Süden vorkommende Hauptvarietäten. u. z. d i e dunkle nordische, die w e i s s g r a u o Alpen - und die gelbe italienische Biene. Die braunschwarze nordische Kiene ist iu ganz Deutschland, im europäischen Bussland, in Frankreich und Spanien, sowie in Knglaud und den nordischen Staaten verbreitet und findet sich auch in Dalmatien und der Herzegowina vor. Kine ihrer Spielarten ist. die in Farbe und Gestalt (nach Berlepsch) völlig identische Heide-b i e n e (in Lüneburg. Oldenburg. Holstein und Schleswig vorherrschend). Die weissgrane Alpenhiene erscheint in ihrem Vorkommen von den Haupt-ziigen der norischen, käriierischen und julischen Alpen fast genau begrenzt, ist also in Kraiii, Kärnten und den südlichen Theilen Steiermarks zu Hause. In den Italien zu gelegenen Districten findet, man als Uebergangsform zur gelben Hieneiivarietät Völker vor, welche ausser der sonstigen grauweissen Behaarung noch einen odor zwei gelbe Hinterleibsringe besitzen. Die gelbe Biene ist über die ganze oberitalienische Ebene verbreitet, auch tiefer iu den Süden hinab, wo speziell auf der Insel Cypern (möglicherweise von den Voue-tianern eingeführt?) eine sehr schöne goldgelbe Biene sich findet. — Die fast rostbraune sogenannte cek ropi sehe Biene Griechenlands ist offenbar eine Abart der gelben Biene. Auch andere Abweichungen kommen von ihr vor; so jene mit. gelben und jene mit schwarzen Biickenschildchen. von denen erstere an dem italienischen Abhänge der rhätischen Alpen und die mit gelben Schildchen im Kaukasus und auf dem kleinasiatischen Festlande sich vorfinden sollen. Zu derselben Gruppe der Honigbiene sind noch einzuziehen: 1. Die egyptische Kiene (qpis frmiata), (acclimatisirt auf dein europäischen Continent durch Vogel) von weissgraucr Farbe (Behaarung), mit zwei oraiigegelhen lliiiterleibsriiigen (auch der dritte ist theilweise gelb). Sic ist kleiner als die (dien genannten, in der Grösse übereinstimmenden europäischen Hauptvaricfäteii. 2. Die kleinen siidasiatisclien Birnen vmictii teil (in Bengalen und l'oiidichery), die apis indicu und a pis florea, von denen die entere, schwarz mit zwei rötlilichen Hinferleibsriugen, um die Hälfte kleiner als die Bienen Europas, die letztere aber kaum ein Viertheil der Grösse einnimmt. Wir glauben hier noch die zu einer besonderen Gruppe gehörende grosse sQdasiatischeBie 11 e Apis dorsal 11 anführen zu sollen, die. von gelblicher Farbe, einen sehr langen Hinterleib und flache Hückentheile zeigl und zu welcher Dr. Gorst- *) Anmeik. <1. Verf. E. Drory in iler Hrochlire (Quelqwn obuerratimit mir la .VWi/)»,»ie «cuifllaire, 1872 Bordeaux) gibt über diese in Brasilien heimische Meliponenart sehr interessante Mittheilungen. äcker die Aharten: apis nigripennis auf Java*), a pis bi color auf Ceylon (Vorderindien) und apis sonata 8. (Celebes im indischen Archipel) zählt, sowie die auf Havanna (Kuba, Jamaika etc.. den grossen Antillen Westindiens) so verbreitete Dudelsackbiene (apis amalthea) von der Grösse unserer Stubenfliegen. (1842 zählte mau auf Kuba 18.600 Landwirtschaften mit 12.300 Bienenhäusern. Ungewitter, Erdbeschreibung 1803, II. C87. Es ist jedoch auch die dunkle nordische Bienenvarietät dort sehr acclimatisirt uud verbreitet!) Bezüglich ihrer Thätigkeitsäusserungen, Fleiss und Schwarmliebe verhalten sich die Bienenracen sowohl nach den klimatischen und Trachtlagen wie auch nach der Behandlungsweise des Züchters verschieden. Jede Varietät kann in der Hand des vernünftigen Imkers, wenn für genügende Tracht im allgemeinen gesorgt ist, zur leistungsfähigsten werden. Die Farbe ist ganz gleichgiltig! Erleichtert wird allerdings dem erfahrenen und theoretisch geschulten Züchter der Betrieb durch Einführung einer Bienenvarietät, die durch längeres Vorkommen in einer traeht- oder polleureichen Gegend sich gewisse constante Eigentümlichkeiten oder Vorzüge angeeignet hat. Im Grunde genommen, wie ja in dem gesammten Thier- und Pflanzenreiche jeder Zucht- und Samenwechsel greifbare Ertragssteigerungen ersichtlich macht, lässt sich folgern, dass auch im Bienenzuchtsbctriehe die Blutauffrischung auf die Leistungsfähigkeit des einzelnen Thieres günstig wirken nutss. Von solchen, aus s c h w a r m r e i c h e n Lagen bezogenen, fruchtbarsten und kräftigst in den Forme n entwickelt e u Mütter 11, deren Töchter au Fruchtbarkeit nicht nachstehen, begründe der überlegende Züchter eine rationelle Inzucht seines Standes unter zeitweiser Zufuhr fremden Blutes; der Anfänger aber lerne erst aus der Behandlung der gewöhnlichen Landesbienenrasso, mit dieser deu Ortsverhältnissen gemäss u utzeu bringend umgehen! IJebrigens sind durch die Züchtung der verschiedenen Bienenvarietäten viele der wichtigsten wissenschaftlichen Beobachtungen zutagegelordert worden. Bekannt wurde die gelbe italienische Biene 1843 in Oesterreich uud Deutschland (1853 besorgte die uiederösterreichische Landwirthscliaftsgescllschaft dem AlLineister Dzierzon das erste Volk). — Die graue Alpeubieue führte Baron liothschütz (vide „Bztg." 1857) iu die europäische Imkerwelt ein. Beide Varietäten fiuden viele Liebhaber unter den Bienenfrennden. Die blühen den Bienen-Nährpflanzen. Miirz. II.— lliitmic und Stiiiucher: Die Erle, alnus glutiuusa (Pollen und Kittwachs); die IT Ime, tdnttts cuHiiwstris (Honig und Polleu); dieJudenkirscho, cornus Mus. (Honig und Pollen); die Hasel stau de, coryjlus A reihum (Pollen); die Palm- oder Saal weide, sali.r Caprca (Honig und Pollen): die Korb- und Silberweide, salir rhninalis und s. ambigna (Pollen); die S i 1 be r pap p el und die Ks p e, populus niha und p. Imnulii (Pollen); der Man d el bau m, amggdalus ivmmunis ^Ilouig und Pollen); die Stachelbeere, fibes grossularia (Honig). *) Veranlasst durch eine Noti« in der „Uiciicnzcitunir 18158, pag. IS, dass atif Java eine winzige stachellose liiencuart, diu melipona mittula, unter den Ilausduchcrn im Bambusrohr gezüchtet würde, setzte sieh Verfasser direct mit dem Ilamllungshause Küsing-Schrüder auf Java in Verbindung und empfing die Mittheilung, dass- auf Java keinerlei Bienenzucht betrieben werde! Iu Feld und Wiesen: Pie V ogel m i ere, Miliaria media (Honig); das Schneeglöckchen, yulanthus nivalis (Honig): die stinkende Niesswurz. I»Uthörns fuetidus (Pollen und Honig); das Heidekraut, cailuna [vel erica] earned (Honig); der Huflattig, tassilayo farfara (Pollen und Honig); das wohlriechende Veilchen, viola odorata (Honig). Im Gurten: Der Seidelbast, daphne mesercum (Houig); immergrüner Schneeball, viburnum Tinus (Honig). Petition der Bienenzüchter. in. Ii. — Welch' bedeutende Hilfsquellen aber, den Betrieb der überall verbreiteten Bienenzucht anzuregen und zu fordern, den hohen Staatsregierungen zur Verfügung stehen, ohne dass in Ansehung der grossen Ertragssteigerungen die aufzuwendenden Beträge nennenswerth erscheinen, erlauben wir uns zur Begründung unserer Schluss-auträge hier in möglichster Kürze anzuführen und gleichzeitig damit zu entwickeln, welch' leicht zu beseitigende Hindernisse überhaupt ihrem Aufschwünge im Wege sind. Vor allem sei uns zur Erläuterung der Sachlage hier das Citat jener Publication der k. k. Fachstelle in dem bereits erwähnten .Wochenblatt des k. k. Ackerbauministeriums" von 1870 Nr. 30, pag. -143, gestattet, worin es wörtlich bezüglich der Bienenzucht heisst: „Diese und ähnliche Uebelstände (willkürliche Anordnungen und Gelderhebungen von Gemeinden u.s.w.) erheischen wohl dringend eine Abhilfe im Wege der Gesetzgebung und durch andere administrative Massregeln. Das Ackorbauministerium hat iu Fällen, wo eine Abhilfe sogleich und durch administrative Massregeln möglich ist, über vorgekommene Besch werden dieselbe eingeleitet., wo es aber weiterer E r h o b u n g e n, insbesondere zur verfassungsmässigen Zustandebringung von Gesetzen bedarf, da ist vorerst an die Sammlung der für das weitere Vorgehen und für dio Gesetzgebung not h wend i gon Materialien geschritten w o r d o n." Jedenfalls lässt sich daraus folgern, dass der hohen Regierung soit zwei Jahren bereits viele Materialien verfügbar sind und dass nichts schlageuder, als jene Notiz, die Calamitätcu aufdeckt, denen heute der Bienenzuchtsbetrieb bezüglich der Gesetzgebung unterliegt, dass aber auch jedenfalls die dringendste Notwendigkeit einer Abhilfe nahe begriiudet ist, damit in einem Rcchtsstaate ein so grosser und achtuiigswerthor Kulturzweig, wie die Bienenzucht, nicht iu einer Art Reclitslosigkeit trotz allom Bitten, .Mahnen, Beschwerden verbleibe! Bereits vor 15 Jahren hattou dio Bienenzüchter dem damaligen Bundestage einen Gesetzentwurf überreicht, der trotz der Bereitwilligkeit der Regierungen, auf die Sache einzugehen, aus «lein Grande resultatlos blieb, weil von »ökonomischen" Vereinen, die von der Sache wenig verstanden und die Uebelständo nicht zu würdigou wusston, Begutachtungen vorlangt wurden! Der betreifende Gesetzentwurf wurde darauf von neuem noch einmal von Rechtskundigen aller Länder revidirt und i860 zum zweiten mal den sämintlichen Staatsregierungen Mitteleuropas fiberreicht.^ine Reihe von nützlichen Specialgosetzen aller Art, selbst zum Schutze der Vögel u. a. traten seit dieser Zeit ins Leben — aber dio Bienenzucht blieb vernachlässigt, wie leider immer, trotz ihres riesigen volkswirtschaftlichen Wertes, trotz ihrer Einwirkung auf die Landeskultur durch die Blflthebefruchtnng, die so weit geht, dass nach genauen Untersuchungen Darwins vom weissen Klee z. B. ohne die Mittelsarbeit der Bienen kaum 1 der Stauden zu Samen gelangt; wie dennflberhanpt d i e L a n d w i r th e d e n u u geheuere n Nutzen,den ihnen dieBienenzucht indirect bringt,leider selbst noch viel zu wenig kennen! Wir erlauben uns dalier, dem hohen Hanse den beiliegenden Gesetzentwurf zur geneigten Empfehlung als Vorlage durch die hohe k. k. Regierung einzubringen und wagen zu liolleu, hoclulasselbe wolle die nöthigen Einleitungen treffen, dass diesem ungeordneten Zustande ein Ende gemacht und dem sich so allseitig kundgebenden Bedürfnisse iu nächster Zeit Rechnung getragen werde. (Fortsi-tzune folgt.) Bericht über den Bienenziichter-Congress zu Salzburg. Ii. Am folgenden Verhaudlungstage, den 11. September, wurden in die Commission zur Vorlage eines l'romemoria an die sämmtlichen Regierungen die Herren Baron R o t h s c h ti t z, Seminarprfifect S c h m i d als ständiger Vizepräsident der Wanderver-sarnmlung, Millrath von Bose, Pf. D zier z on und Vogel gewählt: ferner Halle in der Provinz Sachsen pro 1K7Ü als Vorort bestimmt und pro 1874 aber Strassburg in Aussicht genommen. Auch wird beschlossen, durch den ständigen Vizepräsidenten Sell mid eine Petition an die Generaldirection der Ausstellung in Wien einreichen zu lassen, dass lebende Bienen zur Exposition zugelassen werden. Ccbcrgohend zur Tagesordnung, hält Professor von S i e b o 1 d einen höchst interessanten Vortrag über die grosse Speichelabsonderung der Arbeitsbiene mittelst vermehrter Orgaue und liest einen auf Veranlassung des berühmten Chemikers Baron von L i ebig durch Professur Dr. Schneider iu Petersburg verliissten Beriebt über die noch durch ihn im Zuge befindlichen analitischen Untersuchungen über „Kuust-houigbercituiig" vor, wofür ihm die Versammlung durch Erheben von den Sitzen dankt. Bei l'rogrammfrage II liest Schullchrcr I hl h err (Baiern) einen von der Unruhe der Versammlung begleiteten Aufsatz ab, der im wesentlichen das von Baron Kuthschiitz angeführte umschreibt, bei welcher Gelegenheit unter grosser Heiterkeit der Anwesenden Illgen aus Pommern den berühmten Dzierzou (der bekanntlich katholischer Pfarrer und Ehrendoctor der Universität München ist) als .Normalvater" titnlirt. Nach kurzer Pause wird zum 12. Punkte der Tagesordnung unter Retheiligung mehrerer Redner festgestellt, dass das Schwärmen für den Honigertrag in Gegenden besserer (soll wohl heissen „späterer," Anm. d. Referenten) Tracht nicht nachtlieilig sei, in beschränkten Trachtlagcn allerdings. D zier z on referirt nun über die Frage, „ob »'in Stock zn warm eingewintert, werden könne", mit „Nein!" — Günther erklärt die Durstnoth im Frühjahr als Folge eines alten verzuckerten Honigs. Im allgemeinen kommt man iihercin, dass natürliche grössere Wärme selten Nachlhcil bringe, dagegen künstliche sehr oft, und dass die Eiiigrahuug in diu galiz.-russ. Stcbnvk, weil in der Erde die Temperatur eine normalere sei, am günstigsten rcsultire. Die daraus sich herleitenden Debatten über Stroh- und Holzwohiiuugen, welches Materiale speciell das passendste, lassen diese Frage unentschieden. Bezüglich der verschiedenen Naclitheile, welche ein oinziges Flugloch habe, stimmt man dem Referenten Pfarrer Dzierzou bei, dass zwei Fluglöcher namentlich bei Ständerstöcken empfehlenswert Ii seien. Nachdem noch Krem m a y r aus Oberösterreich erklärt hat, dass die von ihm einzuleitende Frage der Tagesordnung durch den Rothschütz'schen Vortrag ohnehin erschöpft sei, und weiters H u b e r aus Baden auf das Wort wegen vorgeschrittener Tageszeit verzichtet, schliesst Präsident Graf La m berg die Sitzung, worauf zu dom bald darnach beginnenden Festdiner, bei welchem ehrfurchtsvolle Begrüssnngs-Telegramme an die in Berlin befindlichen Majestäten Franz Josef und Wilhelm beschlossen wurden, sich simintliche Festgenossen zusammenfanden. Am dritten und letzten Tage erfolgte vormittags 9 Uhr die Verlosung sowie die Preisverteilung, bei welcher zwölf Staatspreise (silberne Medaillen. 11. z. au Dzierzon. Berlepsch, Siebold, Rothschütz 11. a.), sowie 43 Geldpreise an die verschiedenen Aussteller vertheilt wurden. Nachmittags einte der Extrazug nach Hallein und in die Salzbergwerke noch einmal zu herzlicher Begriissung viele Festgenossen. Wie kann die Bienenzucht seitens des Staates gefördert werden ? (Bede des Baron I! o t h s c h ti t z. zu Salzburg.) Die eingehende Behandlung der gestellten Fragen, ineine Herren, dürfte nur auf Grund einer übersichtlichen Zusammenstellung der den Staatsrcgieruugcn behufs Frnctificirnng der Bienenzucht bereits zu Gebote stehenden Unterstützungsmittel erfolgen können; in wio weit diese Sichtung unsererseits anzustreben sei, behalte ich mir als Gegenstand eines Schlussantrages vor, mich der Kürze halber darauf beschränkend. vom Hauptgesichtspunkte aus eine Erledigung dieser Fragen anzubahnen. Als dringendstes Moment staatlicher Vorsorge muss ich vor allem die Gesetzgebung bezeichnen. — Ohne Rechtsschutz kein Rechtsstand: Administrationsverfügungen füllen solche Lücken nie aus, und die Aufstellung fester Rechfshestim-muugen auf Grund des bereits 1 SliO von uns den landwirthschaftlichen Centralstelleu Deutschlands und Oesterreichs vorgelegten Gesetzentwurfes ist dringendstes Bedürfuiss, dessen Befriedigung wir, unter Umständeil, durch die Laudosvertretung direct anstreben sollen. Eng verbunden dem Gesetzgeber ist. der Organisator. Eine vernünftige Gliederung erleichtert die Mitwirkung der einsichtsvollsten und erfahrensten Männer und sichert durch deren Orts-, Personen- und Saehkenutniss vor falschen und flüchtigen Entschliessungen. Dio Anstellung eines B i e n e n z u c h t - F a c h r e f e r e t, e n in den M inisterien scheint mir eine zeitgemässe Proposition, ebenso die Creirung der Ehrenämter von Landes-, Kreis-, Bezirks- und Geineindo-Bienenz ucht-Ins p e c -toren, der erstbezeichneten Stelle untergeordnet. — AI je diese Männer seien gleichzeitig Mitglieder, nötigenfalls unter den Auspicien der Regierung Gründer von Bienenzuchtvereinen; seien ex officio Beigeordnete der Landes- und Ortschulinspectiiiueu (Käthe), seien berechtigt, die bei den Admiuisfratiousbeliördeii mündlichen Materialien statistischer Daten, wo immer und überall, zu erheben und zu benützeii. Ich komme nun zu dem nicht minder wichtigen Faclor staatlicher Einwirkung, zur Statistik. Aus der Sammlung aller statistischen Daten, die iu den Kegis^-atureu der Aetnter, Vereine, Haudolsbicui-iistäudc und grösserer Züchter sich vorfinden, tritt die Forderung der Kuhriciriing von selbst au den Staat heran. Durch die vorhin augedenfete Organisation ist gleichzeitig eine Auswahl befähigter Personen zur Verfügung gestellt, welche die statistischen Lücken leicht zu schliossen im Stande sind, und der Staat honorire weiter im eigenen Interesse verdienstvolle Arbeiten. Ueber den grossen AVerth und Nutzen der Statistiken aber sprechen Dcicherts und Vogels gediegone Arbeiten zur Genüge. Sie ist und bleibt unsere Lehrerin und setzt uns allein in den Stand, das Ungeeignete und Nebensächliche auszuscheiden, das Brauchbare klar zu stellen, am rechten Orte und zur rechten Zeit zu empfehlen und zu verbreiten. Als werthvolle Pflanzstätten aber, die gesammelten Kenntnisse zu Aller Gemeingut zu machen, errichte die Staatsverwaltung bei den Sch ullehrer-Semina-r i en und Lehrerbildnngs-Anstalten überall 1$ i e n e n z u c h t s ch n 1 e n in i t kleinen Musterbienenständen als Bienenzucht-Versuchsstationen uud verpflanze von dort aus den Unterriebt unter das Volk, indem jeder Volksschullehrer zu wenigstens einer Lebrstuude wöchentlich im Sommerhalbjahr obligirt wird. Gleichzeitig bewillige man der Schule zu Unterrichtszwecken einen ortsüblichen, mit einem Schwann zu besetzenden dzierzonisirteu Bienenstock inveutarisch und knüpfe daran die Verpflichtung, gewisse statistische Tabellen ausgefüllt an das Be-/.irksbieiieuzuclit-Inspectorat zu leiten. Deutschland und Gesterreich widmen der Bienenzuchtbelorderung jährlich 1")- bis 20.000 fl.; — */, genügt, um in längstens 10 Jahren, laugsam, länderweise, aber plaumässig vorgehend, alle Volksschulen damit zu betheileu. Landwirtschaftliche Lehranstalten, Akademien, Ackerbau-, Privat-Bienenzncht-, Fortbildungs- und Gewerbeschulen — sie alle möge man in den Kreis des Unterrichtes hineinziehen! Iii wenig Worte ziisammengefasst: eine auf die Gesetzgebung sich stützende Organisation, ein auf die Kenntniss der Theorie und Praxis wie der Statistik basirter öffentlicher Unterricht; das sind, moino ich, die wichtigen Hebel iu den Händen der Regierungen. (Fortsetz. Nr. 4.i Biographische Skizzen. Berlepsch. (Frei nach Vogel.) II. A u k u s t F r e i h e r r von Berlepsch, entsprossen einem uralten, einst Berleves genannten mul uns Mähren stiiimncuilcit Adelsgeschlechte, ist um 2*. Juni lsi'i auf dem landtaf-lirhen (Ititter-)Oute Seehach hei Langensalza in Pr.-Sachscn geboren. I>ie Vorbereitung zu den klassischen Studien empfing Berlepsch run seinem H. his l.'i. .lahre hei dem l'farrer von < eroldshiiuscn, Wenk, einem gelehrten Manne, und bezog sodann 182« das 'i.vmuiisium in Ii o t ha, wo er infolge seiner vorzüglichen Kenntnisse in den alten Sprachen sofort m die erste Klassi- des < ihcrgyinmisiums versetzt wurde. — 1 s:j 1 heendete er auf dem fiyranu&iuui •u Mfflhlhnnsen seine Gymnasialatudien und bezog nun die l'uiversitilt Halle und in der Folge Leipzig, um dem Wuusi-hi! seines Vaters gemäss Jurisprudenz zu študiran, ohschon ihn die Iliehe zum Sliidium der allen Sprachen zur Philologie hinzog Von Oslern Is.'!.'i ah genügte Berlepsch auf der l'uivcrsität Bonn als einjährig Freiwilliger seiner Militärpflicht, ging sodann nach (ireifswald, um dort his llerhst 1 «:jf» seine Studien zu beenden, und schon im Oktober 1S.S:> timlcn wir den Baron als Anscaltator (Conceptsprakticunt) bei dem Stailt- und Landgericht Mü h Ihausen. Wie schon oben bemerkt, hatte Berlepsch eine entschiedene Abneigung gegen dii> l!echt<-wisscnschaftcn, und so wird erklärlich, dass er schon nach zweijähriger juridischer Praxis 1887 nach München ging, um dort'kutholische Theologie zu studiren.— 1*11, im BegrilT. •las Iloctornt der Theologie zu machen und die Habilitation als Docent an der Universität anzu Stichen, starb unerwartet sein erst Iii .lahre alter Vater, uud Baron Berlepsch kam nun iu die Lage, auf dein Stammsitze Seehach sich ganz seiner Lieblingsbeschäftigung, der Bienenzucht, zu widmen. Siebzehn .lahre verbrachte er dort iu vollster Tlüitigkcit apistischcr Wirksamkeit. Im -luhrc 1H58 iiberliess er das (iut Secharh gegen eine Leihrente an Verwandte, ging nach (iotha und vermählte sich am S. Jänner ISliT mit einer verein ungswürdigen, geistreichen liamc, der Witwe eines württemhergischen ltcchtsconsulcutcn. Kr nahm hierauf seinen Wohnsitz für kurze Zeit in Coburg, wo ihn am -.'Ifluli ISiiS das Unglück traf, auf einem Spaziergange vom Schlage getroffen, liukscitig gelähmt zu werden. Im Sommer INI!!! übersiedelte er nach München, dem (ieburtsiirtc ■•einer (iciiinhliii, und hat seitdem dort seinen hestiuidigeu Wohnsitz. (Fortsetzung folgt.) Vereinsnachrichten. Diejenigen p. t. Mitglieder, welche eine kleine Anleitung zur Bienenzucht von Pfarrer Stern :'i 20 kr. wünschen, beliehen diesen IWtrag au die Vereiiisleitung (durch Post oder Briefmarken in Brief) zu senilen, worauf das kleine Büchlein ihnen Irauro zugesendet wird. Sil m ni t liehe iu dem Vereinsblatte erwähnten Bienenzucht s gcrätlic werden aul schriftliches Ansuchen von der Vereiiisleitung besorgt und jedwede Auskunft und l!ath über Itic-upiiziiclitsungclcgfiihcitcn gegen Beilage der Ketourniarke (."■ kr.) sogleich ertheilt. Druck v. Kleimniiyr & Bamberg in Laibach Verlan des üienenzuchtsvcreiiis.