■n irnws ' ' /Avl' If der Sühne des heiligsten tzerzenK Jesu. == Organ deK ,Mar!r»-VereinK für Afrika. = Der Heilige Datei Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltäter» den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. — 3 Franken. IReöaMton und Administration: /Ikistionsbaus /Dilland bet Zörtren, txtrol. =— ••• .... IrrHaLt: -.................■■■■■ == Unsere Missionäre in Uganda 97. — Wie die Schillnk über unsere Missionäre, unser Land und unsere Landsleute denken 102. — Landschasts- und Stimmungsbilder ans dem Weißen Nil (Schluß) 105. — Ans dem Missionsleben: Der oberste Gerichtshof bei den Dschur 100. — Unterhaltendes:' Schwarzes Elfenbein (Fortsetzung) 113. — Verschiedenes: Ans unserem Missionshanse in Messendorf 120. — Von den Singha lesen Ceylons 120. — Der Weiße Sonntag 120. Abbildungen : Ein Schillukdorf — Schillnkkinder an der Arbeit — Umgebung pon Attigo — Innerer Hof eines arabischen Hauses — Kapelle und Missionshaus in Messendorf bei 'Graz — Nächste Umgebung des Missionshauses in Messendorf. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gcbere aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Herr Johann Weinberger (Loscnstein) — Fran Johanna Hofer (Innsbruck) — Sc. Gnaden hochw st. Herr Josef Fiühmirt, Propst und Stadtpfarrer (Graz) — Frau Schilcher (Ebensee) — Fran Elisabeth Schneider (Gampern) Frl. Therer Vach! (Wels) — Kran Marie Kirchberger (Wels) — Herr Joh. Kraxler (Wels) — Fran Anna Reih (Wels) — Fran Anna Kramer (Wels). R. I. P. „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" ■ ' •' . V. : •: *3ßxxeffrästen bex Wedecktion Für die Ostergriisze herzlichen Dank. Es war unmöglich, alle besonders zu erwidern. freudiges können wir unsern Freunden aus Uganda von unserm hochwst. Bischof Gener melden: Einige Stunden vom Älbert-Nyanza hat er eine Station gegründet. Außer den echt frommen Christen, die er dort vorfand, scheinen auch die andern Bvlks- stämme zur Annahme des Christentums sehr bereit zu sein. — Rach Kraz. Das Jännerheft ist vollständig vergriffen, von Februar, März und April nur mehr wenige vorhanden; neue Abonnenten erhalten daher ein verstärktes Maiheft und ihr Abonnement reicht bis Mai 1911. Redaktionsschluß: 15. April. Haöen-WevzeicHnis vorn 1. Wcruz bis 10. April 1910. ----------In Kronen,---------- Gpferftock: Nltmünster M. V. 1; Altgrottkau Pf. W. V17; Appenzell Sch tv. 191; Blansko J. K. I; Bruneck durch Koop. Fr E. 40: Els A. H. 3; Ettal E. N. 4-69: Eyrs J. P. 5; gugali F. K. 050; Fulpmes Pf. F. R. 5; Graz durch J. L. 5; Gries b. Bozen J U. 1; Haag M. St. 38; Hippach F D. 10; Innsbruck E. K. > : id. M. Sch. I: Kohlgrub .1. N. 1-17; Kuchl J. W. V20: Lambach P. L. G. 24: Leifers F. G. 1: Lienz E. M. 30; Maishoscn M. N. 0-30; Münster B. W. 0-65; Neumarkt 10: Oster-miething L. Sch. 120; Pedraces M Z. I: Pleve di Livinallougo M. d. T. 3: Prani P. V. 0 60; Rheydt SS. B. 2-31: Rodeneck M. P. 5, A. F. 18; Rohrdorf Pf. J. M. 0.60; St. Ingbert J. F. 7-01: St. Michael Ep. B. A. 3, M. M. 5; St. Peter i. d. Sl. F. K. 8; St Valentin F. S. 50; Sarnthein M. G. 6; Sailauf d. Pf. R. 35 93; Schwanenstadt Tek. J. H. 25; Schmaz L. S. 1; Stern Pf. A. /V. 10; Steyr M. f). 2, L. M. 1 ; Sterzing J. B. 20; Tegernsee A. Z. 59; Tirol b. M. A. P. 10; Tittmoning J. K. 117: Vandans G. Sch. 3. Zur persolvierung von heiligen lNessen sandten ein: Ahrweiler-E.F 14.04; AltgrottkauPf.W. 139 87; Toren J. H. 7; Ebensee d. F. A. 10; Ettlingenweier J. K. 3.51; Haag M. B. 5; Hafing M. L. 90; Saj* berg Pfr. 10 40; Milland M. S. 2; Postmünster Pfr. 117-54; Rodeneck M. P. 2; St. Peter i. d. An M. M. 50; St. Radegund L. Sch. 26 40; St. Valentin A. 9.1t. 14; Schladming Schw. Ar. 10; Schmötzing N. Sch. 10, J. H. 10; Schwaz L. S. 2; Thannstetten Th. St. 5; Winklern L. G. 10; Wilhelmsburg J. H. 10, d. Brd. S. 49-13; Natnrns M. K. 10, Th. Ob. 10. pr die Mission: Kostelzen Pf. F. Sch. 30;. Ried i. Inn k. M. B. 76-42. Für den Kirchenbau in Khartum: durch Pf. R. 11-72. Zur Taufe von heidenlindern: Ahrweiler L. F. 24 (Ursula); Heiligenblut E. K. 20 (Josef); Pichl d. Pf. M. 20 (N. N.); Sailaus von einem Erstkommu-nikanten 25 (9t. 9t.). Ferner sandten ein: Lana F. O. Pfirsichbäume; 9tagpvarad A. L. Chorrock, Humeralien, Pnrifikatorien und verschied. Briefmarken ans: Friedeck, Jglan, Graz, Wien. * * * ,,® Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deiner namens willen dar ewige Leben!" i öertkßE WvlischeUsswMMtschB üerLshlle öes hsützsteHerrms Jesu' (Organ des Eaneti-Wreins für Sfiiikä) i Bient vornebmlicb der Llnterstützung und Suebreitung Ser liiMifionstätigheit oev Sobne bes heiligsten tbersens Jesu und sucbt Verständnis und wertstätige Liebe des Missfönswerkes in Mort und Schritt zu fördern. Das Bvbeitsfelb dieser Ubissionare ist der Sudan (Lentral-Rtrika). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Milland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Bboimementspveis ganzjährig mit ipostvcrsendung lirr. 2.-, Mk. 2,—f Fr. 3.—. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für die Wohlläter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien. Ibeft 5. Mai 1910. XIII. Zadrg. unsere fUMfsionare m Bganba. MRjJ Unser hochwst. Missionsbischof Saber Geyer hat vor kurzem eine Expedition in den südlichsten Teil des apostolischen Vikariats unternommen. Von Gondökoro, der einstigen von Monsignore Dr. Knoblecher gegründeten Missionsstation, sandte er unterm 26. Jänner dieses Jahres an den General - Superior einige trostreiche Einzelheiten über den ersten Teil seiner Reise, die wir hiermit unseren Lesern zur Kenntnis bringen: Gondökoro, 26. Jänner 1910. Hochwürdigster P. General! Am BO. Dezember reisten wir mit unserem Missionsdampfer „Redemptor" von Khartum ab. Am Morgen des 8. Jänner traten tonnt den Bahr-el-Gebel ein und am Nachmittag des 11. Jänner erreichten wir Shambe. Dort traf ich den hochw. P. Albin Colom-baroli, der von der Missionsstation Cleveland gekommen war und znm Obern der nen zu gründenden Station am Obern Nil ansersehen wurde. Wir reisten sofort ab, ohne Zeit zu verlieren, und so befanden wir nns schon am nächsten Tag im Lande der Kitsch, die ein Zweig vom Stamme der Dinka sind, gegenüber jenem Orte, wo einst die Station Heiligkreuz stand, die aber später wegen trauriger Umstände aufgelassen werden mußte. Ich erkundigte mich, ob noch jemand lebe, der die Mission kannte; es wurde mir ein 65jähriger Blinder zugeführt, der mir viele Einzelheiten von den Missionären erzählte. Er zeigte mir, wie sie beteten, machte das heilige Kreuzzeichen und ahmte die Zeremonien der heiligen Messe nach. Dann sang er in traurigem Tone einige Anrufungen der lanre-tanischen Litanei. Nur fünf Alte blieben noch aus dieser Zeit übrig, erzählte er mir, alle anderen starben oder wurden getötet oder als Sklaven von den Derwischen unter Dafaallahs Führung, der vom Kalifen Ab-dullahi gesandt wurde, nach Omdurman gebracht. Der eigentliche Platz der ehemaligen Station Heiligkreuz lag etwas südlicher und wir gelangten um 2 Uhr nachmittags dortselbst an. Sie lag am linken Ufer und wurde von den Mahdisten gänzlich zerstört. Am rechten Ufer zeigt eine Gruppe von Bäumen mit zwei Dattelpalmen in der Mitte den Ort an, wo der Garten lag. Wir legten bei hereinbrechender Dämlnerung dort an und beteten für unsere Vorgänger, die in Heiligkreuz gestorben sind.*) Die hohen Bäume, die man schon von weitem aus den ausgedehnten Sümpfen hervorragen sieht, zeugen noch auf viele Jahre hin von der Anwesenheit der Missionäre, die in früheren Zeiten hier unter Schwierigkeiten wirkten, von denen wir heute keinen Begriff haben. * * * Am 14. Jänner kamen wir nach To mb e, einer Holzstation: ehemalige sudanesische Soldaten und einige Dschallabba stechen von den Eingeborenen, den Bari, die am Ufer standen, sehr ab. Da wir zum erstenmale zu diesem Volksstamme kamen, wollte ich einige photographieren. Aber alle Bari nahmen Reißaus und nur eine einzige Frau blieb zurück. Ich sagte ihr, sie möge sich bedecken, damit ich sie photographieren könnte; dabei bemerkte ich, daß sie auf dem Rücken ein Bündel trug. Es war ein kleines Kind. Welch ein Schrecken! Ganz mit Wunden bedeckt, die Augen vor lauter Geschwüren geschlossen, Gesicht und Hände von Schmutz strotzend. Man sagte mir, daß der Vater am gleichen Übel leide und daß das Kind bald sterben und dann *) In der Station Heilig kreuz, die von Monsignore Dr. Knoblccher im Jahre 1855 gegründet wurde, wirkten besonders viele Tiroler. Leider allzufrüh mußten manche dieser eifrigen Missionäre ihr junges Leben opfern. In Heiligkreuz sind gestorben und begraben die Missionäre Josef Wurnitsch aus Brixen, Alois Pircher ans der Diözese Trient, Ba>-tholomäus Mosgan aus Kappl (Lavant), Anton Ueberbacher aus Ratz bei Brixen und Jakob Kofler, ebenfalls aus Natz. in den Fluß geworfen würde. Wir hatten tatsächlich vor kurzem auf dem Flusse einen anderen Leichnam, der zur Hälfte mit einer Matte bedeckt war, hinunterschwimmen sehen. Ich schickte den Bruder Cagol um Wasser. Inzwischen versammelte sich eine Gruppe Muselmänner um uns: ich rief das Weib an das Ufer und versprach ihr Medizinen und Zucker für das Kind. „Ach was, Medizinen! schrien. die Muselmänner. „Es hilft doch nichts! Der Vater ist schon halb verfault und auch das Kind wird bald in den Fluß wandern!" Ich nahm indessen ein mit Wasser getränktes Tuch und während der Bruder der Mutter-Zucker anbot, taufte ich das Kind und gab ihm dabei den Namen meiner Mutter, Maria. * * * Am 15. Jänner kamen wir nach Kiro, einer belgischen Poststation. Kein Katholik ist hier. Das Land ist in einem traurigen Zustande. Der einzige Weiße, ein schwedischer Korporal, im Dienste des Kongostaates, ein Protestant, empfing uns höflich und erzählte uns, welche Plagen ihm die Stechmücken bereiteten. 4 Uhr nachmittags Ankunft in Mongala, Hauptort der gleichnamigen sudanesischen Provinz. Nur vier Katholiken, Syrianer nämlich, trafen wir hier an; wir luden sie ein, am nächsten Tage, einem Sonntage, zur heiligen Messe zu kommen. Nur einer, ein Arzt, erschien. Hier befindet sich die Zollgrenze-, die Beamten waren taktvoll und verlangten bloß 217 Piaster, ungefähr vier Kronen, für vier Esel. * * * Am gleichen Tage, 16. Jänner, gegen Mittag, kamen wir nach Lado, dem Hauptorte dieser Provinz. Der Offizier der Garnison erwartete uns am Ufer und führte uns zum Gouverneur der Provinz. Es war dies der Hauptmann Ringuet, der uns sehr-liebenswürdig empfing. Ich sagte ihm, daß ich alle Katholiken aufsuchen wollte, da sie seit langem ohne Priester seien. Er selbst stellte sich mir als Katholik vor und versprach mir, die anderen zuzuführen. Ich machte ihm auch, da wir uns auf belgischem Gebiete befanden, den Vorschlag, ein Requiem für den verstorbenen König Leopold, den Begründer des Kongostaates, zu zelebrieren. Dem Gouverneur gefiel dieser Vorschlag sehr und der nächste Tag wurde für diese Messe bestimmt. Am Nachmittage begaben wir uns in die Wohnung des Gouverneurs, um die Katholiken zu sehen, die uns in kniender Stellung empfingen. Es waren im ganzen 18 Katholiken und einige Katechumenen versammelt, die als Soldaten und Diener aus den Vikariaten Nord-Nyanza (Belgisch-Kongo) und aus der Präfektur Hefte nach Ladö gekommen waren. Am nächsten Morgen um halb 8 Uhr zelebrierte der hochw. P. Albin im Hause des Gouverneurs die heilige Messe, welcher dieser selbst mit allen Katholiken beiwohnte. Um halb 10 Uhr feierte ich unter Assistenz eines Priesters und eines Bruders ein Requiem für den König Leopold. Zwei Brüder und der Neger Simon bildeten den Chor. Nach der Messe war das Libera. Es war gerade der 30. Tag nach dem Tode des Königs. Es wohnten bei der Gouverneur mit seinen Unterbeamten, sämtlich in Uniform; vor der Veranda standen in zwei Reihen die 130 Soldaten der Garnison und in ihrer Mitte die Katholiken und die eingeborenen Katechumenen. Bei der Wandlung fällten sie auf Kommando das Gewehr und die Musikkapelle spielte den Kongomarsch. Nach dem Libera folgte der belgische Marsch. Der Gottesdienst war einfach, so gut es eben die Umstände erlaubten: aber deshalb um so schöner. Der traurig-ernste Gesang drang bis ins Innerste der Seele. Als alles vorüber war, stellte der Kommandant die Honoratioren vor; es waren 22Herren, darunter Belgier, Norweger, Schwe- den, Finnländer, Deutsche, Engländer, Griechen und Kongolesen. Er dankte zugleich und fügte bei, daß er von dieser Feierlichkeit seine Regierung benachrichtigen werde. Dann führte er uns ans den Exerzierplatz, wo ich die Musterung der ganzen Truppe abhalten mußte. Die Soldaten erhielten wegen dieses doppelten Anlasses, des Gedächtnisses für den verstorbenen König Leopold und unserer Anwesenheit, für den ganzen Tag Vakanz. Am Nachmittag kamen die einheimischen Katholiken auf unser Schiss und wir bereiteten sie auf die heiligen Sakramente vor. Ein Teil verstand arabisch und so ging die Sache leicht; für die anderen mußten wir uns eines katholischen Baganda als Dolmetsch bedienen. Am anderen Morgen waren alle schon frühzeitig bereit; 18 empfingen die heilige Kommunion, zwei Erwachsene die heilige Firmung und zwei Kinder die heilige Taufe. Rührend war der Besuch des Friedhofes in Lado. Derselbe ist gut gehalten, mit Bäumen umgeben und mit Blumen geziert. Daselbst sind die Gräber von 14 europäischen Christen, die als Opfer des Klimas gestorben sind. Wir gingen mit dem Kommandanten hinein und beteten für die Verstorbenen. Ich könnte nicht sagen, wem die Trennung mehr Leid tut, ob uns oder der katholischen und nichtkatholischen Bevölkerung von Lado. Alle Katholiken erbaten sich und erhielten auch Rosenkränze, Bilder, Kreuze und die Katechumenen Medaillen. Bei unserer Abreise war alles bis auf den letzten Eingeborenen am Ufer versammelt, um uns zum letzten Male zu begrüßen. * * * Um 4 Uhr nachmittags kamen wir nach Gondokoro. Der englische Kommissär war abwesend. Ein schwarzer Beamter, Herr Dias mit Rainen, ein Katholik aus Goa und viel Volk standen, uns erwartend, am Ufer. Man erkannte sogleich am Rosenkränze, der an ihrem Halse hing, die Katholiken von Uganda und alle knieten sich nieder. Ein Polizeibeamter, ebenfalls ein Katholik aus Uganda, hatte den Befehl, uns alle Katholiken zuzuführen. Es wurden uns deren 24 und außerdem noch 12 Katechumenen vorgestellt. Sie waren aus Uganda und aus Ungoro als Soldaten, Diener und Kansleute hierher gekommen. Bei Herrn Dias befanden sich noch drei andere Katholiken aus Goa. Wir nahmen imS sogleich aller an. Einige aus ihnen verstanden arabisch, die andern konnten nur das Suaheli und die Sprachen von Uganda und Ungoro. Ich schrieb die Namen aller auf: unter ihnen befanden sich solche, die seit 6 Jahren nicht mehr die Sakramente empfangen konnten, und sie wünschten darum sehnsüchtig, es nun tun zu können. Im allgemeinen waren sie gut unterrichtet. * * * Am 19. Jänner, 6 Uhr früh, begaben wir uns zum Hause des Polizeibeamten, um dort unseres priesterlichen Amtes walten zu können. Um sie auf die Sakramente vorzubereiten, benützten wir bei denen, die nicht arabisch verstanden, einen Dolmetsch und das ans ihren ausdrücklichen Wunsch hin. Diese guten Baganda warteten bescheiden vor den Türen der Zimmer, bis die Reihe an sie kam. Mit gesenktem Haupt und gefalteten Händen kehrten sie hierauf zum Tragaltar zurück, der für die heilige Messe errichtet worden war. — Jetzt verstehe ich, was ich von den Missionen aus Uganda stets gelesen, daß dort nämlich zu wenig Priester sind, um die Beichten aller anzuhören. Zweiundzwanzig empfingen die heilige Kommunion und verrichteten während der heiligen Messe ihre Gebete und sangen andächtige Lieder. Am nächsten Tage waren noch 14 Kommunionen. Mit welcher Andacht knieten sie da, diese Schwarzen! Die Hände gefaltet, die Augen gesenkt, beteten und sangen sic mit solcher Andacht, wie ich es in Europa nicht gesehen hatte, und das noch dazu durch mehrere Stunden. Einige beteten aus ihrem Andachtsbuche. Zu Mittag kamen der englische Kommissär und der belgische Kommandant von Redschaf, mit dem wir sogleich dorthin abreisten, wo wir um V2S Uhr abends ankamen. Den Kommandanten begleiteten ein italienischer Arzt und ein belgischer Beamter. Außer diesen dreien, den einzigen Europäern, war nur noch der Koch des Kommandanten katholisch. Vom Kongo waren einige Katechumenen gekommen, darunter ein Unterhäuptling vom Stamme der Bari: diese waren von den Prämonstratenser-Patres von Amadi in Helfe etwas unterrichtet worden. Der Koch, der eine Medaille am Halse trug,' war mit einem schrecklichen Anssatze behaftet. * * * Am 21. Jänner, 8 Uhr morgens, las ich die heilige Messe vor dem Hause des Kommandanten: es wohnten derselben die vier Katholiken, alle Soldaten und mehrere andere Leute, im ganzen beiläufig 40 Personen, bei. Es wehte ein heftiger Wind, so daß ich Mühe hatte, die heiligen Gestalten auf dem Altare zu behalten. Nach der heiligen Messe taufte ich den Sohn des Kochs und den kranken Sohn eines Katechumenen: der Kommandant fungierte als Taufpate. Da der Koch sich nach Landessitte verheiratet hatte, schlug ich ihm vor, diese seine Verbindung in Ordnung zu bringen mit der Dispens, die ich ihm geben würde, und erklärte den beiden Brautleuten, worum es sich handle. Der Mann wünschte nichts sehnlicher als dies, aber die Frau wollte sich nicht entschließen: sie sagte, sie stehe unter der Gewalt des Vaters. Wie sehr sich der arme Koch, Josef, zuerst über die Taufe seines Sohnes gefreut hatte, ebenso Heft 5. Stern der Neger. 103 ihre Bekehrung leisten könne, wenn man ihre Sprache sich gut angeeignet hätte, so betrieben alle mit großem Eifer das Studium der Landessprache. Freilich war das keine leichte Sache, da sie, jeglicher anderen Hilfsmittel entbehrend, nur auf die falschen und lügenhaften Schilluk selbst angewiesen waren. Alle diese und viele andere mannigfaltigen Schwierig- m ScbilluKKlnbcr Wunderung hörten, daß diese verachteten weißen Männer sie in ihrer heimischen Sprache anredeten, wurden sie bedeutend zutraulicher und kamen täglich in kleinen Trupps, mit Lanzen, Speeren und Stöcken bewaffnet, zur Missionsstation, um sich diese bärtigen Leute ganz genau anzuschauen und sie in ihrem Tun und Treiben auf Schritt und Tritt bis in die tiefe an der Arbeit. 3m Durrafeld hocken die Sd)HIu$tImiber, um das mächtig emporschießende Unkraut zu entfernen. Sie benutzen dazu den Quer. Quer ist eine Art Schäufelchen, welches die Neger zu den verschiedensten Feldarbeiten brauchen. Dies Instrument wird vielfach als Tauschartikel verwendet und kostet ungefähr Kr. 2.20. leiten wurden durch den großen Eifer der Unsrigen überwunden, trotzdem ihnen, nebenbei gesagt, ihr Wohnhaus zweimal über dem Kopf zusammenbrannte und natürlich auch ihre mühselig erworbenen schriftlichen Aufzeichnungen dabei größtenteils dem feurigen Element zum Opfer fielen. Nachdem die Schilluk zu ihrer großen Ber- Nacht hinein zu beobachten. Als sie nur Gutes sahen, kamen die jüngeren und klügeren Leute unter ihnen auch bald zur Arbeit. Des Abends dann erzählten sie zu Hanse unter ihren Dorfgenossen, zum größten Ärger der Alten, welche einfach nichts von diesen Fremden wissen wollten, alle Tageserlebnisse aus der Station und ließen sich von diesen absolut nicht ein- schüchtern, sondern brachten vielmehr ihre Bc-wundcrung für dieselben znm offenen Ausdruck. So wuchs von Tag zu Tag ihr Vertrauen zu den Missionären und heute sind mir unzweifelhaft unter allen Fremden diejenigen, welchen die meisten Schilluk ihr ganzes Vertrauen entgegenbringen. An diesem Umschwung der Dinge hat wohl den größten Anteil unser geliebter P. Wilhelm Banholzer, welcher seit fast sieben Jahren an der Spitze dieser Station steht. Gleich bei seiner Ankunft hat sich dieser unermüdliche Mann mit echt deutschem Fleiß und Ausdauer auf die Erlernung der Schilluksprache geworfen und ist durch seine große Sprach-kenntnis in kurzer Zeit beim ganzen Volk berühmt und beliebt geworden. Da er ihre Sprache, die doch keineswegs leicht ist und aus einer Unzahl von Wörtern und Phrasen besteht, mit solch einer Leichtigkeit und Korrektheit spricht, wobei er selbst die gewöhnlichen Eingeborenen übertrifft, und in allen Sitten und Gebräuchen des ganzen Landes gut bewandert ist, nicht zuletzt aber wegen seiner feinen, ganz ihrem Charakter angepaßten Art und Weise im Verkehr mit ihnen, hat er ihr ganzes Vertrauen gewonnen. Jung und alt, arm und reich kommen tagtäglich, oft aus weiter Ferne, um ihn in allen möglichen Angelegenheiten um Rat zu fragen und ihn zum Schiedsrichter in ihren Streitsachen zu machen. Der König des Landes hat so einen Heidenrespekt vor unserm guten P. Banholzer, daß er, es scheint zwar unglaublich, ist aber reine Wahrheit, vor einigen Jahren auf den Gedanken verfiel, seine Schilluk könnten ihn vom Thron stoßen und den berühmten Pater zu ihrem König machen. Von diesem Gedanken ließ der gute König Fadiet erst dann ab, nachdem ihn P. Bauhölzer gemeinsam mit dem Landesgouverneur darüber beruhigt hatte. Von seinen dankbaren Schilluk ist Pater Bauhölzer als großer Held und Vater des Vaterlandes besungen worden, ja, sie haben ihm einen eigenen Namen, „Abundit“, gegeben und es gibt wohl kein Dorf, das ihn nicht unter diesem Namen kennt. Außer den zwei schmucken Stationsgebäuden für uns und die ehrwürdigen Missionsschwestern und dem trauten kleinen Kirchlein, welche alle unter seiner Leitung im Verein mit den Schilluk aus Ziegelsteinen gebaut wurden, besitzt die hiesige Station bereits 13 Schilluksamilien, welche sich bei uns angesiedelt haben. Es vergeht fein Jahr, wo sich nicht zahlreiche Familien aus nah und fern bei unserm Obern melden und demütig bitten, daß .er sie in unser Dorf aufnehme. Alle natürlich, groß und klein, besuchen den Katechismusunterricht und unser kleines Kirchlein ist am Sonntag stets überfüllt. Als ich vor vier Jahren hierherkam, hatten wir noch feine einzige Familie hier und gewiß ist dieser großartige Fortschritt, j welchen diese Missionsstation gemacht hat, nächst Gott an erster Stelle unserm beliebten und tatkräftigen Obern zu verdanken. * * * Nachdem wir nun die Freundschaft und das Vertrauen der Schilluk erlangt haben, so ist es ganz natürlich, daß sich dieselben, auch für unsere Lebensweise und ganz besonders für unser Heimatland und unsere Landsleute zu interessieren beginnen. Vor allem glauben sie, daß wir und alle Weißen schrecklich starke Leute und mit einem guten Verstand ausgerüstet seien. Das käme davon her, weil bei uns die Mutter Sonne gelinder sei und nicht so stark auf unsere Köpfe herabsehe, wie dies int gelobten Schillukland der Fall sei. Ja, vor einiger Zeit fragte mich ein Schillukknabe, ob ich nicht in meiner Jugend Eisen verspeist hätte, weil ich so starke Arme habe. Anfangs glaubten die guten Leute, daß wir Gras, Kräuter und alles mögliche Zeug zusammenäßen und da das Essen bei ihnen über alles in der Welt geht, so wurden wir natürlich sehr genau von ihnen in dieser Hin- sicht beobachtet. Jedoch scheinen die schlauen Schillnk sehr gute Erfahrungen dabei gemacht Zu haben, denn wo sie jetzt einen Bissen von uns erhaschen können, langen sie mit beiden Händen zu und raufen sich sogar noch mit denselben. Nur dürfen wir nicht in ihrer Gegenwart Eier essen, denn dieselben gehören den Kindern, und cs doch nach ihren Begriffen gar nicht geziemend ist, daß ein großer Mann sich mit solchen Kleinigkeiten abgibt. Auch das Sacktuch findet bei ihnen keine Gnade und sie können es absolut nicht begreifen, daß wir so ein Ding in der Tasche mit uns herumtragen. Hier gilt eben auch ein bekanntes einheimisches Sprichwort, welches sagt: „Die Erde ist weit und breit und der Himmel hoch." Also Raum genug für alle und alles auf der Erde! Unsere Lebensweise gefällt ihnen im allgemeinen sehr gut. Von unserem Heimatland haben sie aber recht sonderbare Vorstellungen. Die meisten von ihnen glauben nämlich ganz fest, daß bei uns Silber, Eisen, Salz und Steinkohlen so zerstreut ans Gottes Erdboden herumlägen üne hier die Sandkörner an den beiden Ufern des „Vater" Nil. Natürlich kann da jeder in kurzer Zeit steinreich werden, wenn er nur fest zulangt und Haus und Hof mit diesen Sachen anfüllt. Daß man all diese Sachen aus der Erde herausgraben und schaffen muß, davon haben die Nachkommen Nykangs nicht die geringste Idee. Das Geld kennen sie fast noch gar nicht und von den Edelsteinen wissen sie überhaupt nichts. Auch die verschiedenfarbigen Glasperlen, welche hier so beliebt und gesucht sind, glauben manche Schillnk, fände man bei uns am Flußufer, andere dagegen sagen, daß sie von den Weißen aus dem Harz eines Baumes gewonnen würden, welches im Feuer gehärtet würde. Aus demselben Material, glauben fie, würde auch das Glas verfertigt. Überhaupt haben diese Eingeborenen gar keinen Begriff von den Mineralien. Hat doch vor einigen Jahren ein Schillnkjüngling heimlich Salz und Zucker in die Erde gesät und mich, nachdem er mir nach einem Monat sein Geheimnis anvertraut hatte, ganz kindlich gefragt, warum denn seine Salz- und Zuckersaat noch Nicht aufgegangen sei. (Fortsetzung folgt.) %anb(cbaft8= und Stimmungsbilder auf dein Meisten Nil. von Tbocbw. P. Wilhelm ibofmagr F. s. C. (Schluß.) Es ist der 3. Jänner mittags. Die Sonne scheint heiß auf die ganze Strecke herab. Im Vordergründe ragen die zwei Berge Gebeten (oder Gebel ain — Berg des Auges — das aufs ganze Land herabschaut, oder auch Gebel en — Quellenberg — weil sich dort eine Quelle befindet) hervor und die Masten eines vor uns fahrenden Dampfers werden sichtbar. Unaufhaltsam stopft der Heizer Scheit auf Scheit in den glühenden Kessel, um seinem Kollegen zuvorzukommen. Der vor uns befindliche Dampfer gebraucht Dampf und Segel zugleich, aber trotzdem nach einer Stunde ist er eingeholt und damit die Hälfte des Weges überwunden. Herrlich ist es auf dem Verdeck. Ein schweres Zelttuch schützt vor der sengenden Sonne. Einfach ist das Mahl, doch gewürzt mit Fröhlichkeit und Humor, die innere Triebfeder, welche den Missionär über alles hinwegführt. Sehenswürdigkeiten bald zur Rechten und bald zur Linken nehmen die Aufmerksamkeit in Anspruch. Heiteres und Ernstes tauscht sich in engem Gespräche. Jeder hat einen Sack voll Neuigkeiten und Erfahrung gesammelt: denn Jahre sind vergangen, seitdem man sich wieder auf Tage zusammengefunden — wie Gltickstage rechnet mein sie und oft noch erzählt man davon einsam ans den Stationen und erfreut sich daran abends, wenn der Körper seine Ruhe verlangt. „Greif' nur hinein ins volle Menschenleben Und wo du's Packst, da^wird es interessant." von Bäumen, Sträuchern und Schlingpflanzen. Über dichtes Unterholz, bis hinauf zu den geästeten, kuppelartig sich wölbenden Kronen der Bäume, schlangeln sich die Lianen, beschattet Von ihrem dunklen Hintergrund, in wunderschönen Formen und Fantasiegebilden. Bald sind es Höhlen, nett und zierlich ausgemeißelt wie in unseren Kalksteinbergen, bald Teppiche^ Umgebung von Bttigo. 3m Vordergrund sieht man eine Palme, rechts mit Lanzen bewaffnete Schillnk, im Hintergrund das Post- und Telegraphenamt, vorläufig noch eine Strohhütte. — Stunde für Stunde geht es nun immer tiefer in die Wildnis des Landes und der Herzen hinein. Immer gleich ruhig und majestätisch fließt der Nil, die Wolken spiegeln sich in seiner ruhigen Fläche, Wasserschwalben fliegen auf und nieder und umkreisen unser Schiff und an den Geländen entfaltet sich ein echt afrikanisches Panorama. Soweit das Auge reicht, ein Ringen, Winden und Flechten die, stufenmäßig aufsteigend, die höchsten Spitzen umklammern: bald ist es wieder die Gestalt eines Thrones, zierlich ausgehöhlt, oder es senken sich stumm ihre Flechten über eine dunkle Höhle, als ob sie über eine geliebte Seele trauern. Alles dieses sind Formen, Zeichen einer bizarren, schönen Wildheit eines afrikanischen Urwaldes, von dem man in der Jugend so viel gelesen und geträumt. Keines Meisters Hand wäre fähig, das auch nur im Bilde nachzuahmen, was die Natur in den Tropen leisten kann. Doch was das Auge so bewundern muß, der Verstand sagt uns, jene Schönheit ist die Heim- und Brutstätte so vieler Schrecken und Greuel, ist wie der Giftapfel, nach außen schön und rot, der aber im Innern den Saft des Todes birgt. In diesen Höhlen haust der Löwe und lauert auf die unschuldige Gazelle, die, nichts ahnend, des Löwen, des Hippopotamus und den heiseren Schrei der Hyänen und der Adler. Alle zusammen sind Feinde des Menschen, dem sie die Oberherrschaft abringen wollen. Der größte Feind aber ist der Krankheitskeim, der sich in den Sümpfen sammelt und Mensch und Tier verfolgt. Langsam und glutrot senkt sich die Sonne über dieses Bild, um uns am andern Morgen wieder eine neue Szene vorzuführen. Isnnerer Dok eines arabischen Dauses. Ein halbzerfallener Lehmbau bildet die Wohnung. Wie unser Bild zeigt, leben die Araber samt ihren Haustieren einträchtig zusammen im gleichen Lokal. Reinlichkeit ist ja nicht die Tugend dieses Volkes. vor seiner Höhle grast, oder ans die scheue Antilope, die ans ihrer fortwährenden Flucht sich zu nah an ihm vorüberwagt. Auf den Ästen verborgen sitzen die Leoparden und warten auf den günstigen Augenblick, sich ans ihr Opfer stürzen zu können. Krokodile und Hippopotamus lauern im Schilfgras und Büffel und Elefanten gehen todbringend einher und ivo man sich sicher glaubt, da züngelt die Schlange, um dem erstbesten ihr Gift einzn-ätzen. Ruhig ist die ganze Fläche, unterbrochen nur des Nachts durch das Brüllen Es ist der fünfte Morgen. Neugierig schaut man um sich und wie hinweggefegt ist das wildschöne gestrige Bild. Bereits haben wir Kaka hinter uns, den Anfangspunkt des Schillukstammes. Dorf reiht sich Dorf an Dorf, kleine und größere, in verschiedenen Abständen, je nach der Willkür derer, die sie geschaffen. Fast aus jedem Dorfe ragt eine buschige Palme empor, um die rund herum sich die Hütten gruppieren. Ernst sehen diele Palmen aus wie unser Kirchturm mit Kreuz und sind von Gott an dessen Stelle geschaffen, um auch dieses verlorene Volk beständig nach oben, nach dem Himmel hinauf, zu mahnen. — Wieder Tag und Nacht dasselbe Bild und am Morgen des sechsten Tages landen wir in Kodak, mit den dort neu angekommenen Gouverneur zu begrüßen. Ein Gegenbesuch auf unserem Dampfer war sicher. Kodok hat außer seinen Soldatenhütten, den Bauten der Beamten und des Hospitals gar nichts Besonderes aufzuweisen. Bald geht es wieder weiter und nun fängt es an, uns bereits alte Erinnerungen wieder wachzurufen. Dörfer werden bekannt, wo man gerastet, Bäume, worunter man bei Reisen Schatten gesucht, Felder, Wäldchen und Inseln: von überall weiß man etwas zu erzählen. Stunde um Stunde fliegt vorüber und schon sucht man mit dem Fernglas die erste Station, Lul, zu entdecken. Nach einigen Versuchen gelingt es auch, zuerst die Palme und bald darauf die beiden Wellblechdächer zu erspähen. Nach einer weiteren Stunde legen wir am Garten an, doch welch eine Enttäuschung! Die einst so mühsam hergestellte Straße, der Garten und noch die Hälfte der Straße bis zum Hause sind vom Wasser überschwemmt. Die Arbeit von acht Jahren ist in wenigen Monaten dahin. Die Umständlichkeiten, um in die Station zu gelangen, stören jedoch den Humor nicht. Auf einem schwankenden Kanoe fährt man der Straße entlang und glücklich, der mit diesen Gondeln heil durchkommt und nicht, wie es auch vorkam, ein nicht gewolltes Vollbad bis über den Scheitel hinaus zur Erheiterung aller durchzumachen hat. Doch die kleine Anstrengung ist der Mühe wert. Strahlend vor Freude, kommen uns da unsere alten, lieben und bekannten Schillnk entgegen und Fragen und Grüßen nehmen kein Ende und es kostet Mühe, allen gerecht zu werden. Fortschritt in der Kultur der Herzen war, was sich mir nach einer einjährigen Abwesenheit von der Station sofort auf die Lippen drängte. Fast schwer war der Abschied, doch die Zeit war gemessen und noch bei Nacht verließen wir Lul. Das Fest der heiligen drei Könige, der Missionäre, feierten wir also auf der Reise. Sieben Priester, lasen wir wie jeden Tag, doch mit mehr Inbrunst an jenem Tage, die heilige Messe mit der Bitte, es möge auch diesem Volke einmal der Stern des Erlösers erscheinen. Das Panorama änderte sich wenig. Zn unserer Linken erblickt man mehr Steppen denn Wald, zur Rechten reiht sich Dorf an Dorf, manchmal wie ein Edelstein eingefaßt vom saftigen Grün verschiedener Palmenwäldchen, die hoch über dasselbe hinausragen. Um 10 Uhr sind wir in Tewfikla (Mili-tärstation mit einem englischen Kommandanten) und gegen 3 Uhr treten wir in den berühmten Sobat ein. Jeder Dampfer hält hier, um sich mit Wasser zu versehen, da das Wasser des Weißen Nil sehr ungesund ist. Vor uns liegen die Schillukhäuser der berühmten Festung Gordon Paschas, von wo aus er den Sklavenhandel der beiden Flüsse überwachte und abschaffte. Ein leuchtendes Zeugnis, wie viel Greueltaten sich da einst abgespielt haben. In einem Halbkreise schiffen wir den Sobat hinauf, an der Holzstation, an Delephill, vorbei. Ruhig und breit ist dieser Fluß, der von Abessinien kommt, und hat ebene Ufer, welche nicht so sumpfig und ungesund sind wie die des Nil. Gegen abends lenken wir wieder in den Nil ein — es war die letzte Nacht — und morgens 31/- Uhr waren wir in Tonga. Ein Blick aus der Kabine überzeugt uns von der Wahrheit: wir liegen vor dem Garten der Missionsstation. Kaum war die Sonne erschienen, so hatte man uns schon bemerkt. Der „Redemptor" (Erlöser) ist fast jedesmal im wahren Sinne des Wortes ein Erlöser. Garten, Hans u. bergt soviel wie nichts geändert, noch so, wie wir es hergebaut in den ersten Jahren und wie ich es vor zwei Jahren verlassen. Auch hier hat der Stil wieder Scholle um Scholle dem Garten abgerungen, doch ist der Schaden nicht so bedeutend wie in Lul. Die Mamurie hat sich wirklich festgesetzt und bereitet uns nicht wenig Schwierigkeiten für unseren Zweck. Doch was an Samen gesät worden war, ist nicht alles unfruchtbar geblieben. Einst so wild, hochmütig und unbändig, sind sie bereits, besonders die Schulknaben, anhänglich geworden. Sie verlangen nicht mehr jo ungestüm Geschenke zu bekommen wie zuvor, legen selbst freiwillig die Hand an und helfen, wo sie können. Und erst Sonntags, wenn die Glocke über die Dörfer hinschallt, bewegt es sich: Knaben und Mädchen, Männer und Frauen eilen zur Kirche, beten, singen in ihrer Sprache und hören stillschweigend und aufmerksam den Worten des Paters zu. Möge der liebe Gott, der uns bis hieher dem Ziel unserer Wunsche zugeführt, durch das Gebet und dieHilfennsererWohltäterauchweitcr führen und uns unwürdige Werkzeuge recht viele Früchte zu seiner Ehre ernten lassen! -*n (? W Bus dem sllMsJionsleben. 11 Der oberste Gerichtshof bei den 2) schilt. (Fortsetzung.) In der Abenddämmerung geht derZauberer, begleitet von dem Angeklagten, in den Wald, hackt dort mit einem neuen Beile das nötige Holz fürs Feuer, sucht sich sodann drei Steine, welche den Feuerherd bilden sollen, worauf die Borina (Wasserbehälter) zu stehen kommt. Hierauf holt er Wasser, selbstverständlich alles unter eigentümlichen Zeremonien; so spricht er beim Holzfällen: „O Holz, ich fälle dich: aber ich fälle dich nicht unnützerweise, nein, ich fälle dich wegen dieses Jünglings. Ist er wirklich schuldig, so verbrenne ihm die Hände; ist er unschuldig, so möge er unversehrt bleiben!" Eine ähnliche Formel spricht er beim Holzsammeln und beim Wasserholen. Nachdem er alles au den Ort der Sitzung getragen, richtet er den Herd und alles Nötige für den nächsten Tag her. * * * Beim Morgengrauen beginnt der Angeklagte mit seinem Ogono zu pfeifen, um die Leute auf das große Tagesereignis aufmerksam zu machen. Der Zauberer schlachtet mit einer neuen Lanze eine Henne, schneidet ihr einen Fuß ab und wirft ihn samt dem Blute der Henne in einen kleinen Wasserbehälter. Hierauf nimmt er den Fuß aus dem Wasser heraus, bindet ihn mit einer Schnur um den Hals des Angeklagten und besprengt alsdann mit Wasser und Blut die bereits Versammelten, um die Hilfe Gottes anzurufen. Nun wird das Feuer angemacht nach den Gebräuchen der Dschur, und zwar ein ganz neues. Er nimmt zwei dürre Stücke Holz und reibt sie solange, bis Funken auf das darunter gelegte Stroh fallen. Inzwischen spricht er wieder seine üblichen Formeln: „O Feuer, ich zünde dich an, aber ich zünde dich nicht unnütz an, sondern ich zünde dich wegen dieses Jünglings an. Wenn er wirklich schuldig ist, verbrenne ihm die Hand! Ist er unschuldig, so möge er unversehrt bleiben!" Das angefachte Feuer gibt man nun unter die hergerichtete Bonna und läßt es bis zum Ä WftLW ’pTs? SIS Schlüsse der Feuerprobe brennen. Bevor die , Parteien mit, daß sie noch lis Mittag Zeit Probe beginnt, werden zwei Buben bestimmt, hätten — die eine, ihre Anklage zurückzuziehen, von denen der eine aus der Verwandtschaft die andere, sich schuldig zu 6 es ernten; gleich der Klägerin ist, der andere aus der des An- nach Mittag beginne die Feuerprobe. Nach geklagten, und der Richter muß dieselben in dieser Mitteilung wird die Sitzung unterbrochen: dieAnwesenden bleiben jedoch fast alle in der Aula und besprechen ihre Privatgeschäfte, während derZauberer dasFeuer unterhält. * * * Im Laufe des Vormittags kam der Häuptling zu mir und machte mir die Mitteilung, daß eine Stunde nach Mittag die Probe stattfinden werde. Er hatte mir bereits früher schon von dieser Geschichte erzählt, wo ich ihm jedoch zu verstehen gab, daß ich nicht recht daran glaube, daß einer, der seine Hände in kochendes Wasser hält, für schuldig oder unschuldig betrachtet werden muß, wenn er sich dabei die Hände jämmerlich verbrannt habe. Eingedenk meines Unglaubens, kam erbarmn heute, mich einzuladen, damit ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen könnte. „Aber wenn ich da hinkomme, werden die Leute wohl erlauben, daß ich mich dem Feuer nahe, um zu sehen, ob das Wasser wirklich heiß ist?" „Ja, ja, ohne Zweifel er=-tauben sie es: übrigens wurde das Wasser schon vor Sonnenaufgang übers Feuer gestellt." einer Hütte bewachen: derjenige von den j Es widerstrebte mir ein wenig, einer solchen beiden Knaben, den das Los trifft, muß als Szene beizuwohnen: beim ich fürchtete, Zeuge Geisel beim Richter bleiben, bis die schuldige j eines grausamen Schauspieles zu fein; doch Partei die ihr auferlegte Strafe abgebüßt hat. hoffte ich, bei dieser Gelegenheit einen . Hierauf teilt her Richter den beiden Schwindler entlarven zu können, was uns lüapelle und ^IMfsionsbaus in /Ibessenöovf bei Graz. (Siehe Text Seite 120.) nur von Vorteil sein konnte. Ich überwand mich also und nahm die Einladung an. * * * Gegen 1 Uhr nachmittags schickte der Häuptling einen Gesandten, um mich abzuholen, und ich verfügte mich sogleich auf den Richtplatz. Die Versammlung ist vollzählig-, auch zahlreiche Neugierige sind gegenwärtig. Bei mit Wasser gefüllte Borma. Das Wasser ich ohne Zweifel heiß, alle können sich davon überzeugen. In der Nähe vom Feuer steht der Zauberer, der mit der rechten Hand die Klägerin hält, welche in einem braunen Mantel gehüllt ist, und mit der linken den Angeklagten. Er spricht nun die folgenden Worte zum Angeklagten: „Gib wohl acht; wenn tut schuldig bist, so verbrennst du dir die Finger!" IRäcbfte Umgebung ves ÜIMssionsbaufes in /Ibcflenbovt Das schmucke Kirchlein, der schmerzhaften Muttergottes geweiht, ist, da es auf einer Anhöhe liegt, weithin über die Grazer Ebene sichtbar. meinem Erscheinen erhoben sich viele derselben, um mich zu begrüßen: einer erklärte mir den Vorgang dieser Probe, ein anderer fragt mich, ob man in meiner Heimat das Gleiche tue, ein dritter lobt diesen „schönen" Gebrauch der Dschur: aber alles Geschwätz verstummt plötzlich auf die Stimme des Zauberers hin, der die letzten Ermahnungen an den Beschuldigten richtet. Aller Augen sind auf denselben geheftet. Einige Schritte vom Sitze des Richters entfernt, befindet sich das Feuer, darüber die Dann nimmt er ein Gefäß mit frischem Wasser und hilft ihm, Kopf, Rücken, Brust, Hände und Arme zu waschen. Daun ruft er zwei Zeugen, je einen von beiden Parteien, und untersucht mit diesen gut die Hände und Arme des Beschuldigten, um zu sehen, ob nicht etwa offene oder vernarbte Wunden vorhanden wären, damit nicht nachher Streitigkeiten entstünden. Sodann beginnt die Probe. Die Klägerin steht abseits: der Angeklagte aber nähert sich dem Wasser und steht wie ein Soldat „Habt acht!" davor, der Zauberer- mnd die beiden Zeugen ihm zur Seite und mit dem Worte tschudo befiehlt er ihm, die Hände ins Wasser zu tauchen. Auf dies Kommando hin kommt es nicht selten vor, daß einer Reißaus nimmt: diesmal aber hat man es mit einem Mutigen zu tun. Auf den Befehl des Zauberers taucht er dreimal die Rechte und ebensooft die Linke ins heiße Wasser und es ist unnötig, zu bemerken, mit welcher Schnelligkeit er sie wieder herauszog. Der Ritus schreibt hierbei vor, daß die Arme bis zum halben Ellenbogen nur zweimal eingetaucht werden müssen, aber unser Klient hatte das erste Mal nicht den Mut, sie gut einzutauchen, weshalb ein Murmeln unter der Menge entstand. Ohne weiters tauchte er sie daun statt zweimal dreimal ein. Hieraus hebt er die Arme in die Höhe, zeigt die offenen -Handflächen und zieht sich in die Hütte zurück, die sogleich geschlossen und bewacht wird. * * * Die Menge macht nun ihre Bemerkungen: „Das ist ein mutiger Mann! Er hat die -Hände sechsmal statt viermal ins Wasser getaucht. Er weint nicht einmal, sonst weinen sie immer. Ich glaube nicht, daß seine Hände werbrannt sind" usw. Ich war ein wenig enttäuscht: ich hoffte nämlich, daß er die Hände länger ins Wasser halten werde: so aber war in einigen Minuten alles beendet -. hierin liegt eben der Schwindel. Auf diese Weise ist es leicht möglich, daß -einer die Hände ins heiße Wasser gibt, ohne sich zu verbrennen. Alles hängt von seiner Haut ab: ist dieselbe recht empfindsam, so ist ziemlich sicher, daß er sich die Hände ordentlich verbrennt, im anderen Falle jedoch kann er ganz gut unverletzt davonkommen, somit kann man sagen, daß die Unschuld oder Schuld eines Menschen von der Beschaffenheit seiner Hände abhängt. Der Prozeß ist beendet, aber das Urteil wird erst am nächsten Morgen gefällt, nachdem die Hände des Klienten untersucht worden sind. Die Sitzung wird für heute aufgehoben. Die Nacht bringt der Zauberer mit dem Angeklagten in einer Hütte gemeinsam zu. * * * Am nächsten Morgen hörte man bei Sonnenaufgang den Pfiff des Ogono, der von lautem Weibergeschrei begleitet war: es waren Freudenrufe. Der Angeklagte wurde aus der Hütte geführt, gut untersucht und unversehrt befunden. Seine Unschuld lag somit klar zutage. Sodann versammelt der Richter den ganzen Hof und spricht ohue-weiters das Verdammungsurteil über das Mädchen aus, indem er sie als schuldig erklärt, da sie jemanden falsch angeklagt habe. Als Strafe mußte sie 30 Quer*) der beleidigten Partei zahlen und außerdem noch 25 Quer Gerichtskosten. Diese letzteren wurden dann an den Richter, Zauberer und die Beisitzer verteilt. * * * Nach der Urteilsfällung ist alles vorüber: der Bursche, der unversehrt aus der Feuerprobe hervorging, ist freudig gestimmt, weil er unter geringen Schmerzen 30 Quer gewonnen hat. Begleitet von seinen Landsleuten, zieht er nach Hause und pfeift sich eines mit seiner Ogono. Das Mädchen hingegen trauert und weint, weil es, abgesehen von der persönlichen Beleidigung, eine große Summe an ihren Angreifer und überdies noch die Gerichtskosten zu zählen hat, und wird als Geisel im Hanse des Richters zurückbehalten, bis ihre Verwandten die ganze Strafe bezahl! haben. Als Geisel dürfte der Verurteilte, wenn er ein Mann wär, nicht bleiben, sondern einer seiner Verwandten; der Verurteilte müßte von Rechts wegen freigelassen werden, um sich die Quer zu verschaffen, die er zu zahlen hat. In diesem Falle aber handelte es sich um ein Mädchen und darum wurde es zurückbehalten: die Beschaffung der Quer müssen dessen Eltern besorgen. (Schluß folgt.) *) Quer ist ein Gartengerät, ähnlich unserer Schaufel. Scbwav3C3 Elfenbein. TRetsen und Bbenteuer im tlnnern Afrikas. — von Dr. 1bugo /UMonl. (Fortjetzung.) 6. Kapitel. lin einem versteck. Es begann zu dämmern. Es wäre unklug gewesen, die Reise fortzusetzen. Ich entschloß mich daher, in der Nähe des aufgeworfenen Grabhügels mein Lager aufzuschlagen. Es zwang mich hiezu nicht nur die hereinbrechende Finsternis, sondern auch das Verlangen, das Lager der Sklavenjäger auszuspähen, die von hier nicht weit entfernt sein konnten. Wer weiß, ob es mir nicht gelänge, die armen Sklaven aus den Händen ihrer grausamen Herren zu befreien. Diese meine Idee mochte töricht genannt werden, doch ich war auch noch nicht fest entschlossen, dieselbe auszuführen. Ich wollte einfach das feindliche Lager ausforschen und sehen, was sich tun ließe. Darnach hätte ich meinen Entschluß gefaßt. Ich zweifelte nicht im geringsten, das Lager unbemerkt ausspionieren zu können. Das war für einen alten Abenteurer, der die Hälfte seines Lebens auf gefährlichen Jagden und Reisen zugebracht, gar nicht schwierig. Ich nahm eine reichliche Abendmahlzeit ein, bestehend aus gebratenem Fisch, Durra und Zwieback. Nach dem Essen sagte ich den beiden Negern, sich an einem Ort in der Nähe zu verstecken und meine Rückkehr abzuwarten. Ich durfte mich entfernen, ohne befürchten zu müssen, daß sie meine Abwesenheit benützen würden, um samt dem Gepäck zu entfliehen. Joses wollte meinen Plan gar nicht gutheißen, er widersetzte sich sogar als treuer Diener dem Plan seines geliebten Herrn. Ich aber führte ihn samt seinem Geführten an einen heimlichen und sicheren Ort und entfernte mich. Gut bewaffnet ging ich nach der Richtung, welche die Sklavenkarawane eingeschlagen hatte. Ich hatte meine beiden Gelvehre und den Re- volver bei mir; so konnte ich mich gegen einen eventuellen Angriff von seiten der Araber oder der wilden Tiere verteidigen. Rasch ging ich voran, suchte jedoch jedes Geräusch zu vermeiden. Ich war noch keine Viertelstunde gegangen, als Geräusch von Stimmen an mein Ohr drang. Ich blieb stehen, warf mich zu Boden und setzte kriechend meinen Weg fort. Das Geräusch wurde immer deutlicher; einige Personen sprachen arabisch, andere seufzten. Noch wenige Schritte. Hinter einem Baum versteckt, konnte ich das Lager beobachten. Nicht weit von mir brannte ein kleines Feuer,, über dem in einem Kessel Fleisch gesotten wurde;, rund herum saßen die Araber. Die Negersklaven lagen auf dem Boden herum und aßen die Handvoll Durra, welche ihnen die rohen Händler-gereicht hatten. Sic waren aneinander gekettet, und mußten so die Nacht verbringen. Plötzlich vernahm ich Schritte, welche von der entgegengesetzten Richtung, in der ich mich befand, kamen. Das Geräusch wurde von den Arabern bemerkt, welche sogleich aufsprangen und die Gewehre zur Hand nahmen. Ich benützte das so erzeugte Geräusch, um hinter die Araber zu schleichen, und .verbarg mich hinter einem Strauch, so daß ich zwar nicht gesehen wurde, wohl aber ihrem Gespräch lauschen konnte. Die Araber liefen mit ihren Gewehren in der Richtung, woher das Geräusch gekommen, und verschwanden hinter den Bäumen; ein Augenblick war Stille, dann hörte ich wie im Chor rufen: „Dagomde! Dagombe! Sei willkommen!" Daraus gaben sie zum Zeichen der Freude einige Schüsse ab. „Dagombe, Salam, Dagombe!" riefen sie nochmals. Dagombe war der Name meines Feindes von Nyanngne. Ist es möglich, daß er schon im Lager war? Ich glaubte es kaum und doch war es so; die Araber kehrten zum Feuer zurück, in ihrer Mitte einen Mann führend, in dem ich meinen ehemaligen Gegner erkannte. Ein Dutzend bewaffneter Neger folgte ihnen. Wozu war dieser Mann ins Lager gekommen? Die zwölf Neger ließen sich unter den Sklaven nieder, würdigten sie jedoch keines Blickes. Die Araber setzten sich ans Feuer, Dagombe mitten unter sie. „Hast du gegessen, mein Freund?" fragte ein Araber den Sklavenhändler. „Ja", antwortete dieser. „Welcher gute Stern führt dich zu uns?" .„Die Liebe, die ich zu dir trage." „Ei! Ei! Liebst du uns oder die schwarze Ware, die wir mit uns führen?" fragte der Sklavenjäger. „Dich und deine Ware", sagte Dagombe. „Bist du gekommen, sie zu kaufen? Machen wir ein Geschäft. Ich habe zweihundert Sklaven und alles ausgesuchte. Ich versichere dich, daß mir die Sklaven niemals so viel gekostet haben wie diese. Höre mich an. Vor wenigen Tagen umzingelten wir ein Dorf und griffen es nachts an, aber die Männer verteidigten sich mutig; ich mußte Feuer anlegen, um mich ihrer zu bemächtigen. Hundertundacht Neger wurden ein Opfer der Flammen und nur einunddreißig fielen in meine Hände. Von diesen machte ich noch eine Auswahl, so daß mir nur acht für den Markt blieben. Die andern dreiundzwanzig tötete ich; es waren meist Greise und Kinder und Brest-hafte — gutes Futter für die wilden Tiere." „Sind diese acht noch alle am Leben?" fragte Dagombe. „Nein; drei starben untermeg§, so daß diese fünf Neger hundertfünfzig Personen das Leben kosteten. Kostbare Neger, wie du sichst. Das gleiche darf von den andern Sklaven gesagt werden, welche dort liegen; ein jeder von ihnen kostete mich mindestens fünf oder sechs Tote. Du würdest übel daran tun, dir so kostbare und ausgewählte Sklaven entgehen zu lassen. Kaufst du also diese Ware? Ich gebe sie dir sehr billig. Ich werde darauf Rücksicht nehmen, daß ich mir zwei Tagereisen erspare, auf denen ich andere Sklaven machen könnte; von diesem schwarzen Vieh wimmelt es noch hier im Land." „Ich kann sie nicht kaufen", sagte Dagombe schmerzlich. „Warum doch?" fragte der andere überrascht. „Hast du den Sklavenhandel aufgegeben?" „Nein, das nicht." „Hast du also zu viel Sklaven?" „Ihre Zahl ist nie zu groß. Ein reicher Händler wie ich hält seine Magazine gern gefüllt. Je mehr Ware man hat, desto leichter wird die Auswahl." „Dann verstehe ich dich nicht. Ich biete dir ausgesuchte und billige Ware und du willst sie nicht kaufen! Den Schaden hast du. Ich werde nach Nyanngue gehen und sie Ben Jeram anbieten; dein Gegner wird sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen und wird bald reicher sein als du." So sprach der schlaue Sklavenjäger, dem übrigens die Spannung zwischen Dagombe und Ben Jeram zur Genüge bekannt sein mußte. „Gerne möchte ich die Ware kaufen, doch ich kann nicht. Ich bin auf dem Wege, mich zu rächen", sagte Dagombe. „Bei Allah! An wem willst du dich rächen?" „An einem Araber, der mich grob beleidigt hat, indem er mich am öffentlichen Markt dem allgemeinen Spott preisgab." „Maschallah! Hast du den Verwegenen nicht getötet?" „Wenn ich es nur hätte tun können. Aber er ist tapfer und Ben Jeram und viele andere verteidigten ihn. Aber du bist ihm vielleicht begegnet ..." „Beschreibe mir ihn!" „Er ist von hoher Gestalt, stark gebaut, sein Gesicht ist ausdrucksvoll und von der Sonne gebräunt. Der lange, kohlschwarze Bart reicht ihm bis an den Gürtel. Er trügt Hosen aus weißer Leinwand und darüber ein schneeweißes Hemd. An den Füßen hat er Stiefel aus Leder und auf dem Kopf einen breiten Turban. Am Hals hängt der Koran, den er zum Andenken an seine Pilgerreise in Mekka gekauft hat; auf der Schulter hat er zwei Gewehre . . ." „Zwei Gewehre? Beschreibe sie!" rief der Sklavcnjäger verwundert aus. „Das überrascht dich? Ich weiß es; hierzulande hat keiner mehr als ein Gewehr." „Beschreibe diese Waffen! Das ist vielleicht von größerer Bedeutung, als du glaubst." „So?" sagte Dagombe verwundert; „eines der beiden Gewehre war sehr schwer und hatte einen Doppellauf; ich möchte es nicht gern lange auf meiner Schulter haben; das andere mit einem Lauf ist kleiner." „Diese sind es! Er ist hier!" rief der Sklaven-jäger aus und ein Maschallah tönte aus dem Mund aller seiner Gefährten. Der Sklavenjäger kannte also meine Gewehre. „Er? Ist dir der Mensch bekannt?" fragte Dagombe erstaunt. „Nenne mir seinen Namen. Ich will sehen, ob ich mich getäuscht habe." „Er heißt Hadschi Hadscha ben Mahoma." „Ich habe mich also nicht getäuscht! Dieser verfluchte Hund von einem Ungläubigen ist hier! Bei Allah! Wer hätte das gedacht?" „Du nennst diesen Menschen einen ungläubigen Hund?" fragte Dagombe überrascht. „Ja. Er ist ein Christ, ein Giaur, der mit seinem unreinen Fuß die heilige Moschee von Mekka entheiligte, fälschlich das Abzeichen der Pilgerfahrt trägt und unserem Geschäft großen Schaden zufügt. Allah strafe ihn!" sagte der Sklavenjäger und knirschte mit ben Zähnen. „Allah! - Was ich ahnte. . .", sagte Dagombe. „Hattest du Berdacht, daß er Christ sei?" „Ja. Ich hätte darauf geschworen." „Warum hast du ihn denn nicht getötet?" fragte der andere in tadelndem Ton. „Bist du so feige geworden, daß du fürchtest, die Waffen gegen einen Christen zu richten, den Allah verflucht!" „Ich bin kein Feigling, aber Ben Jeram beschützte den Menschen." „Allah strafe ihn!" riefen die Sklavenhändler im Chor. „Du sagtest auch, dieser Mann habe uns großen Schaden zugefügt. Erzähle alles, was dir hierüber bekannt ist", sagte Dagombe. „Bor zwei Jahren war ich in Suakim. Du wirst wohl wissen, daß diese Stadt für uns ein wichtiger Handelsplatz ist und die Herren von Mekka und von der arabischen Küste dortselbst ihre Einkäufe machen.*) — Dahin kam nun ein Giaur, welcher Mekka entheiligt hatte; er trug einen Turban, zeigte sich nach außen hin gläubig, während er in seinem Herzen ein Hund und ein geschworener Feind unseres Herrn Mohammed war. Gott vermehre seine Glorie im Himmel!" „So sei es!" riefen die Araber zusammen. „Gott segne ihn allezeit!" „Dieser Giaur haßt den Handel mit recoc (Sklaven), er trieb eine Sklavenkarawaue auseinander, tötete unsere Genossen, die wie wir gleichen Handel trieben, befreite die Sklaven, sprengte ihre Ketten und brachte Schrecken in unsere Reihen, Mut und Kühnheit unter die Neger und schadete so unserem Handel in diesem Hafen. Allah il Allah! Gott strafe ihn!" sagte der Sklavenjäger, der mit ziemlicher Genauigkeit ein Abenteuer erzählte, das ich vor einigen Jahren in Suakim am Roten Meer erlebt hatte. „Gott verfluche diesen räudigen Hund! Er hat mich verspottet, er hat mich an der Schulter-verwundet, er hat unserem Handel sehr geschadet. O hätte ich ihn in meinen Händen! Welchen Tod I würde ich ihm wohl bereiten!" schrie Dagombe voll Zorn. „Den Tod rebellischer Sklaven", sagte der Sklavenjäger. „Du schneidest ihm Glied für Glied am ganzen Leib ab und verschmierst dann die Wunden mit Asche und Ol. So kann er noch fünf Tage leben, in denen er unbeschreibliche Schmerzen leidet, und du genießest die Freuden der Rache, welche selbst die Wonnen übersteigen, welche Allah den Auserwählten im Himmel versprochen hat. Du sagtest, er sei nicht weit von hier; könnten wir ihn fangen?" „Du mußt ihn ebenso hassen wie ich. Hilf mir ihn suchen und fangen, dann töten wir ihn. Für deine Mühe gebe ich dir hundert Piaster in Silber." „Hm . . .", eutgegnete der Sklavenjäger. „Auch ich hasse diesen schändlichen Hadschi und gern will ich ihn dir suchen helfen. Aber was soll ich mit den Sklaven anfangen? Wenn ich sie *) Heute sind die Verhältnisse bort anders geworden und nur heimlich gelangen noch Sklaven vom Sudan nach Arabien. (St, b. R.) nicht verkaufe, kann ich mich nicht mit diesem schmutzigen Giaur abgeben." „Hm . . . was tun?" sagte Dagombe. Während die Araber überlegten, dachte ich an mich selbst. Meine Stellung war durchaus nicht beneidenswert. Wehe, wenn die Araber bemerkt hätten, daß ich, ihr ärgster Feind, nur ein paar Schritte von ihnen entfernt war. Meine Gefangennahme und die schrecklichsten Foltern, wie er sie eben beschrieben, wären sicher mein Los geworden. Doch mußte ich trotzdem dabei lachen, denn ein deutsches Sprichwort sagt: Die Nürnberger hängen keinen, bevor sie ihn nicht haben. Ich mußte jetzt nur darauf achten, nicht in ihre Hände zu fallen. Nach einer Pause sagte der Sklavenjäger: „Ich wüßte ein einfaches Mittel, mich der Sklaven zu entledigen und mit dir gemeinsame Sache zu machen." „Sage es", erwiderte Dagombe. „Sind deine Neger verläßlich?" „Wie das Gold." „Lieben sie die Sklaven?" „Sie lieben mehr das Geld, das sie aus deren Verkauf ziehen." „Meinst du, daß sie mit den recoc nicht gemeinsame Sache machen werden?" „Ich glaube nicht." „Und daß sie diese nach Nyanngue führen werden?" „Ich zweifle nicht daran. Jetzt verstehe ich erst. Du willst, daß ich die i'ecoc kaufe und mit meinen Leuten nach Nhanngue schicke; dann könntest du dich mir anschließen." „So ist es. Nicht wahr, der Plan ist gut?" „Ausgezeichnet! Deine Sklaven gefallen mir. Wenn du sie mir billig läßt, schicke ich sie morgen nach Nyanngue und ich gehe mit dir den Hadschi suchen." Sie verhandelten und schlossen das Geschäft ab. Ich hatte genug gehört; ich entfernte mich sehr vorsichtig und kehrte zu meinen zwei Negern zurück, die kummervoll auf mich warteten. Unterwegs dachte ich einen Plan aus, der mir die höchste Freude, dein grausamen Dagombe aber großen Schmerz bereitem würde. Und dieser Plan mußte gelingen. Ich legte mich an der Seite der Neger nieder und schlief ein. 7. Kapitel. Li» Dandstreicb. Sehr zeitlich wachte ich aus und dachte an meinen Plan. Er war sehr kühn, aber eben deshalb gefiel er mir. Ich mußte ihn allein ausführen. Ich durfte nicht auf die beiden Neger-vertrauen, die zwar gute Leute, aber wenig tapfer und mutig waren und dann mehr geschadet als genützt hätten. Ich weckte Josef. „Herr, reisen wir ab?" fragte er mich. Ich entferne mich eine Zeitlang; du und dein Gefährte wartet hier." „Wir gehen mit dir, Herr." „Ich muß allein gehen." „Du kennst die Gegend nicht und weißt nicht, daß überall Gefahr und Tod droht, daß sechs Augen mehr sehen als zwei, sechs Arme sich besser verteidigen als zwei . . ." „Und sechs Beine schneller fliehen als zwei", ergänzte ich. Der Neger lachte hell auf. „Herr, du scherzest. Laß uns mitgehen!" „Ihr erwartet mich hier. Bleibt unbeweglich in eurem Versteck, verlasset es nicht, was auch immer geschehen mag." „Wann wirst du zurückkehren?" „Ich kann es nicht genau bestimmen. Ich werde jedoch trachten, heute noch zurück zu sein. In jedem Fall, wenn ich heute nicht komme, so wartet noch fünf Tage; bin ich dann noch nicht hier, so wartet nicht mehr länger; geht zur Mission, grüßt mir den Pater Damian und sagt ihm, der Hadschi Hadscha den Mahoma ist nicht mehr. Gebt ihm auch das Papier, das spricht (Brief), welches ich jetzt bereite." Ich nahm ein Blatt Papier aus meinem Notizbuch und schrieb einige Zeilen zum Abschied an meinen Freund. Während ich schrieb, klagte Josef über mein Vorhaben. „Geh' nicht fort, Herr . . . Was tun wir ohne dich ... Du liebst uns und liebst denselben Jesus, den Sohn Mariens, den wir als Gott anbeten ... Du hast uns die Freiheit geschenkt, wir gehören dir . . . Herr, bleibe bei uns!" Ich hatte das Schreiben beendet, schloß es in das Kuvert, schrieb die Adresse darauf und gab den Brief dem Neger. „Bringe denselben dem Pater Damian", sagte ich ihm. „Sollen wir ohne dich zu ihm gelangen?" fragte er mich. „Bist du verzagt, was fürchtest du? Ihr seid stark, ortskrmdig, habt die Schri cken der Sklaverei erfahren und werdet euch daher hüten, nochmals in dieselbe zu kommen; ihr seid mit Nahrungsmitteln und Tauschgegenständen gut versorgt und fürchtet, nicht zur Mission zu kommen? Ich habe mich in euch getäuscht. Ihr seid Kinder! Was fürchtest du denn?" Er antwortete nicht sogleich. „Warte also auf mich", sagte ich ihm, „und im Falle, daß ich nach fünf Tagen nicht zurück bin, reise nur von hier ab. Der Herr fei mit dir. Lebe wohl, Josef!" Die beiden Neger warfen sich mir zu Füßen, küßten mir die Hände und beschworen mich, sie doch nicht zu verlassen und sie mitzunehmen. Ich blieb unerbittlich. Als sie sahen, daß ihr Bitten nichts half, empfahlen sie mir, doch recht vorsichtig zu sein. Diese Empfehlungen waren, aufrichtig gesagt, unnütz für mich, bezeigten aber, mit welcher Liebe die beiden Neger mir zugetan waren. Ich lenkte meine Schritte dem feindlichen Lager zu. Bald vernahm ich ein Geräusch, das immer näher kam; ohne Zweifel war es Dagombe mit seinen Leuten. Ich verbarg mich gut in dichtem Gesträuch und wartete ruhig, bis sie vorüber waren. Schon waren sie in meiner Nähe; ich zählte zehn Araber, darunter Dagombe; sie suchten mich. Sie waren mit Gewehren bewaffnet und ihr Antlitz verriet Zorn und Rachedurst. Dagombe war bleich, ging langsam und hatte die Schulter verbunden. Ohne Zweifel schmerzte ihn die Wunde sehr, aber die Lust nach Rache siegte über den Schmerz. Die Araber schrien laut, so daß man sie schon in einiger Entfernung hörte; auf diese Weise würden sie wohl schwerlich eine Beute gemacht haben. Ich dankte Gott, als sie vorüber waren, und setzte den Weg fort. Mein Ziel war, wie der Leser vielleicht schon erraten haben wird, die armen Sklaven zu befreien. Sie waren nur von zwölf Negern bewacht und auch diese waren Sklaven und überdies wenig bewaffnet. Es schien mir ein Leichtes, sie zu entwaffnen und die Sklavenketten der armen Opfer zu sprengen; mit meinen ausgezeichneten Waffen war ich ihnen weit überlegen und hatte nichts zu fürchten. Ich kam auf den Platz, wo die Sklavenjäger die Nacht zugebracht hatten. Überreste vom Lager waren noch zu sehen, aber Sklaven waren nicht mehr dort. Breite Spuren zeigten jedoch den Weg an, den sie eingeschlagen. Ich folgte den Spuren. Kaum ivar ich einige Minuten gegangen, als auch schon der Lärm von der Karawane an mein Ohr drang: lautes Schreien, Klagen, Seufzen und Klirren der Ketten. Nock wenige Schritte und ich konnte die ganze Karawane sehen. Die armen Sklaven marschierten in geschlossenen Reihen; vorn, an den Seiten und dahinter gingen die zwölf schwarzen Diener Da-gombes, mit alten und schlechten Gewehren bewaffnet, in der Hand die Peitsche, die sie wutentbrannt auf die Langsamgehenden niedersausen ließen. Ich begreife es, wenn Araber die Neger mißhandeln, die sie als tieferstehend betrachten, ihr falscher Glaube gibt ihnen auch das Recht dazu; aber das kann ich nicht einsehen und noch weniger entschuldigen, wenn Neger gegen Menschen derselben Rasse, Sprache und desselben Glaubens grausam sind. Darum fühlte ich nicht die geringsten Gewissensbisse bei dem Gedanken, daß diese Schurken in dem Kampf, den ich gegen sie aufnehmen wollte, als Opfer fallen würden. Ihre Waffen brauchte ich nicht zu fürchten. Ich beschleunigte meine Schritte, hielt mich an bet'©eite der Karawane, doch so, daß ich ungesehen blieb. Dann ging ich vor, nahm das Repetiergewehr zur Hand, sprang vor den Zug und indem ich auf einen Sklavenaufseher zielte, schrie ich arabisch: „Halt!" Mein plötzliches Erscheinen hatte eine verschiedene Wirkung auf die Karawane. Die gefesselten Sklaven schrien vor Furcht und Freude zugleich. Bor Furcht, weil sie einen Weißen vor sich sahen, einen solchen, der sie dem harten Los der Sklaverei übergeben, vor Freude, weil sie bemerkten, daß mein Gewehr gegen ihre Feinde gerichtet war. Die Neger Dagombes heulten vor Zorn imp Wut. „Der Hadschi! Der Hadschi!" schrien sie laut; im Augenblick hatte ich alle zwölf vor mir stehen. „Wer sich rührt, ist des Todes!" schrie ich ihnen zu. Einer von ihnen hörte nicht auf mein Wort und wollte das Gewehr von der Schulter nehmen: ich mußte meine Drohung ausführen und schoß ihm eine Kugel in die Füße. Heulend vor Schmerz fiel er zu Boden; seine Gefährten schrien gleichfalls vor Schrecken und die Sklaven jubelten vor Freude. Dieses Freudengeschrei weckte den Zorn der Neger Dagombes noch mehr und schon wollten sie sich mit ihren Peitschen auf die Sklaven werfen, doch da hatten sie sich verrechnet. „Halt! Wer auch nur einen recoc anrührt, fällt durch meine Hand!" wiederholte ich. Sie hörten nicht darauf und fingen an, auf die armen Neger loszuschlagen. Da konnte ich mich nicht mehr halten. Die Ruchlosen verdienten eine exemplarische Strafe. Drei fielen schwer verwundet; die übrigen wollten fliehen, ich aber hielt sie zurück. „Wer flieht, ist des Todes! Halt!" Was ich kaum erwartet hätte, geschah. Diese Tapferen fürchteten meine Waffe, sie hatten ihre Wirkung erfahren. Sie hätten mich entwaffnen können, wenn sie sich gemeinsam auf mich geworfen hätten, aber die Mehrzahl hätte es mit dem Leben gebüßt. Sie zogen es vor, sich zu ergeben, und einer sagte zu mir: „Herr, was sollen wir tun?" „Leget eure Waffen zu meinen Füßen", antwortete ich. Sie gehorchten. Dann fragte mich der erste wiederum: „Warum behandelst du uns so schlecht, wir sind doch Diener deines Freundes Da-gombe?" „Meines Freundes?" fragte ich ironisch. „Sage mir, wo ist jetzt Dagombe?" „In Nyanngue", antwortete er. „Du lügst! Dagombe ist vor kurzem mit neun Sklavenjägern von hier fort, um mich zu suchen, zu fangen und grausam zu töten. Ist es nicht so?" Der Mann neigte verlegen das Haupt. „Wie weißt du das?" fragte er mich. „Ich weiß alles", entgegnete ich. „Warum strafst du nicht Dagombe und lassest deinen Zorn an uns aus, die wir nichts Böses getan haben?" „Weil ihr grausam seid! Diese armen Neger sind jetzt das, was ihr wäret und binnen kurzem sein könnt. Anstatt diese Unglücklichen gut zu behandeln und mit ihnen gemeinsame Sache zu machen und sie zu befreien, findet ihr ein Vergnügen daran, sie auf den Markt zu führen und den Arabern zu verkaufen, die auch euch hassen. Diese eure Grausanikeit verdient Strafe und zwar eine strenge." Die Sklavenjäger lachten höhnisch. „Du weißt nicht, was du sagst", sagte mir einer von ihnen. „Diese Neger sind recoc und darum haben sie keinen Anspruch aus bessere Behandlung, kein Recht auf Mitleid, sie sind nicht fähig, Schmerz zu empfinden, und sind uns nicht einmal gleich. Ich bitte dich, das nicht zu vergessen, dann wirst du uns sicher besser behandeln. Der Sklave ist nicht besser als ein Tier." „Und als ihr Sklaven wäret und aus eurer Heimat nach Nyanngue geschleppt wurdet, da habt ihr euch gewiß auch gefreut, nicht wahr, als ihr geschlagen und mißhandelt wurdet; damals wäret ihr recoc, Sklaven, und wer euch den Eltern und Angehörigen entrissen und euch grausam mißhandelte, hat gut getan?" Sie antworteten nicht. „Ihr wäret grausam gegen diese armen Sklaven. Ich bin der Emir Hadschi Hadscha 6eit Mahoma, der Bestrafet: der Übeltäter, der Befreier der Sklaven! Wehe dem, der seinem Bruder ein Leid zufügt! Alle Menschen sind unsere Brüder!" Alles dies hatte ich laut, mit drohender Miene und mit vielen Gebärden gesprochen. Meine Rede hatte auf die Neger Dagombes großen Eindruck gemacht. Sie mußten die Wahrheit meiner Worte anerkennen und wagten darum nicht zu antworten. „Tretet beiseite!" sagte ich ihnen; „wehe dem, der flieht!" Sie gehorchten und stellten sich mir zur Rechten. Ich brauchte sie nicht mehr zu fürchten, sie waren entwaffnet. Auf meinen Befehl verbanden sie die verwundeten Genossen, damit sich dieselben nicht verbluteten. Ich näherte mich den gefesselten Sklaven, welche der Szene voll Staunen zugeschaut, und fragte dann laut: „Wer von euch spricht arabisch?" Ein Mann trat vor; er hatte ans dem Halse die große Holzgabel, die er mit den Armen stützte, und antwortete: „Ich." „Nehmt ihm die Holzgabel ab", sagte ich zu den Sklavenjägern. Zwei von ihnen beeilten sich, mir zu gehorchen. Sodann ivaudte ich mich an den Sklaven: „Sage deinen Leidensgefährten, daß jetzt ihre Ketten abgenommen und alle in Freiheit gesetzt werden." Auf diese Worte hin machte der Neger ge-ivaltige Sprünge, dann wandte er sich an seine Genossen und übersetzte ihnen meine Worte; er schrie, artikulierte jede Silbe und dabei sprang er wie ein Besessener herum. Anfangs hörten die Sklaven mit Staunen jene Worte an, kaum aber hatten sie deren Bedeutung erfaßt, ließen sie ihn nicht mehr weiter sprechen. Aus dem Munde von zweihundert Erlösten kam ein Freudengeschrei, ein Jauchzen und ein Heulen, so wild, wie ich dergleichen nie vernommen; dabei sprangen und tanzten sie trotz ihrer Ketten und Gabeln, und es schien, als ob ihr Jubel kein Ende nehmen wollte. Ich sah ruhig zu, die Sklavenjäger hingegen schnaubten vor Wut. Endlich waren die Neger müde vom Tanzen und standen still. Ich befahl sodann ihren ehemaligen Wächtern: „Loset die Sklavenketten!" „Niemals!" antworteten sie einstimmig. „Gehorchet! Wer nicht gehorcht, wird mit meinem Gewehr Bekanntschaft machen." „Möchtest du uns nicht von dieser Sache entbinden?" fragte mich einer, der zuerst zu mir gesprochen. „Nein." „Aber wir waren ihre ersten Herren." „Jetzt seid ihr meine Sklaven." „Wir sind die Diener Dagombes, dessen Eigentum diese Sklaven sind. Wehe, wenn Da- gombe erfährt, daß wir seinen Sklaven die Ketten abgenommen." „Jetzt seid ihr meine Sklaven. Vorwärts!" Sie mußten sich darein finden und, wenn auch schnaubend vor Wut und Zorn, meinen Befehl ausführen. So hatte ich mir jetzt diese Männer zu Todfeinden gemacht; ich kümmerte mich wenig darum. Es waren Tiger und keine Menschen, sie hatten eine Strafe verdient und die ich ihnen auferlegte, war zu gering für ihre Verbrechen. Die Sklaven waren schnell entfesselt und kaum war der letzte frei, spielte sich eine unerhörte, grausame Szene ab, welche den Beweis lieferte, daß der Mensch ohne die Religion des Gekreuzigte» noch grausamer ist als die wilden Tiere. Die befreiten Sklaven warfen sich auf ihre früheren Wächter. Es entspann sich ein grausamer, schrecklicher Kampf. Sie bearbeiteten sich gegenseitig mit Faustschlägen und tvälztcn sich im Staub. Ein jeder Sklavenwärter hatte fünf, zehn, ja zwanzig befreite Neger gegen sich. Einem einzigen Diener Dagombes war es gelungen, ungesehen zu entfliehen. Ratlos stand ich da. Was tun? Ich schrie, wollte Frieden schließen, aber meine Stimme ging im Lärm unter; ich schoß in die Luft, auch das wurde überhört. Sollte ich mitten hineinschießen? Hätte das genützt oder hätte ich dadurch nicht noch den Zorn der Sklaven wachgerufen? Zwei Minuten dauerte der Kampf, dann flohen die befreiten Sklaven und ließen auf dem Kampfplatz einige bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte schwarze Körper. Sie flohen, ohne sich um mich luetter zu bekümmern, ohne mir, ihrem Retter, zu danken, und ließen uüch allein zurück. Ich warf noch einen Blick auf die Leichname. Diese rohen Neger hatten hundertmal den Tod verdient, doch schmerzte mich ihr Anblick. Sie waren Menschen, in der Todsünde gestorben, und ich mußte zugeben, daß ich Ursache ihres Todes war. Ich kehrte sodann zu meinen beiden Reisegefährten zurück. (Fortsetzung folgt.) Vermiedenes. Aus unserem sUMssionsbause in Messendork. Am 1. Mai jährt sich zum ersten Male der Tag der feierlichen Einweihung der neuen Kapelle in Messendorf bei Graz, wovon im Juni-Heft vorigen Jahres die Rede war. An die Kapelle wurde im Laufe des Jahres ein Teil des neuen Misfkonshauses angebaut. Dank der eifrigen Tätigkeit des hochw. Superiors P. Alois Wilfling F. S. C. einerseits und der Opferwilligkeit der Bevölkerung andererseits entwickelt sich die neue Niederlassung recht gut. Der Zudrang zum schmucken Kirchlein, das der schmerzhaften Mutter geweiht ist, ist sehr groß, so daß dasselbe wie auch die angrenzende Seitenkapelle stets überfüllt ist. SeitWeihnachten hat auch der Heiland im Tabernakel seine beständige Wohnung aufgeschlagen, von wo aus er sowohl die Missionäre, die dort arbeiten, wie auch die umliegenden Dorfbewohner gewiß reichlich segnen wird. Wir empfehlen das neue Missionshaus dem Wohlwollen unserer Gönner, besonders derer aus der „grünen Steiermark". IDon den Singhalese» Ceylons findet sich in der Februar-Nummer der „Katholischen Missionen" (Freiburg, Herder, jährlich 12 Hefte, Mk. 5.—) eine treffliche Schilderung des Aussehens, Charakters und der Lebensgewohnheiten. Es ivird beklagt, das; die ursprüngliche Tracht immer mehr der europäischen weiche, ioas die Missionäre nicht wünschen wegen des moralischen Schadens, der gewöhnlich deren Annahme begleitet. „Stecken die Singhalesen einmal in Beinkleidern," schreibt P. Wallchn, „so wollen sie auch wie Europäer wohnen, essen, trinken und vor allem Geld ausgeben. Immer wieder die Geschichte des Frosches, der nach der Größe und Dicke des Ochsen trachtet. Da verdient einer 15 Rupien im Monat, lebt aber wie einer, dem wenigstens 350—500 in die Tasche fließen." — Zu den hervorstechenden Eigenschaften des Singhalesen gehört die Eitelkeit. Sie zeigt sich manchmal in geradezu köstlicher Form, die aber auch die naive Seite des Singhalesen hell beleuchtet. So erzählt P- Stäche S. J. folgendes: „Neulich mußte ich einer Hochzeit beiwohnen; die Braut sollte 1000 Rupien als Mitgift mitbringen. Bei der feierlichen Unterzeichnung des Ehekoutraktes nun übergab sie ihrem Verlobten 3000 Rupien zum Staunen der Schwiegereltern. Als ich einem der Anwesenden meine Bewunderung ausdrückte, sagte er mir leise, die 2000 überschüssigen Rupien gehören in Wirklichkeit dem jungen Manne. Er habe sie seiner Geliebten heimlich zugesteckt, damit beide bei der feierlichen Übergabe der Mitgift imponieren könnten." Über die Unehrlichkeit der Singhalesen sagt derselbe Gewährsmann: „Die unehrlichen Leute sind, kurz gesagt, Legion. Es erfordert schon eine gute Portion Geriebenheit, um nicht täglich übertölpelt zu werden. Einem etwas leihen, heißt hier, es für immer aus der Hand geben. Durch Leihen brachte man mich um die Stühle meiner Schule; die Früchte meines Gartens und den Inhalt einer Schublade nahm man ohne diese Förmlichkeit weg." Diesen weniger schönen Zügen steht aber auch eine ganze Reihe guter Eigenschaften entgegen: so große Mildtätigkeit und überaus herzliche Gastfreundschaft wie auch eine lebendige Dankbarkeit. Die geistigen Veranlagungen des Singhalesen sind gut. Der Weiße Sonntag. Der Tag der ersten heiligen Kommunion — der in den meisten deutschen Pfarreien auf den Weißen Sonntag fällt — ist für die lieben Kinder ein Freudentag im vollsten Sinne des Wortes. Ein überaus schöner Gedanke ist es gewiß, den Erstkommunikanten beizubringen, von ihrer Freude auch ihren schwarzen Brüderlein in Afrika mitzuteilen. An manchen Orten hat der Ortspfarrer (so der hochw. Herr B. Ruf von Sailauf) bei dieser Gelegenheit eine kleine Sammlung unter den Erstkommunikanten veranstaltet, um mitzuhelfen zur Bekehrung Afrikas und den Negern dadurch ähnliche Freuden zu verschaffen. Denen, welche solche Sammlungen für die Negerkinder unter den Erstkommunikanten angeregt haben, sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Möge dieses schöne Beispiel recht viele Nachahmer finden! Hfctrantwottlicbet Scbciftlcitct s Tsietitoc P. Dr. slß. tRaffeinec F. S. C. — LuLdruckcrci Usvolta Seiten, Süütivol. Abonnements-Gvnsusrtirngen. Vom 1. März bis 10. April 1910 haben folgende Nummern ihr Abonnement erneuert: 101 106 116 149 217 274 305 421 459 MO 511 576 648 711 729 748 789 793 799 812 946 1000 1053 1076 1143 1181 1266 1332 1368 1369 1425 1515 1621 1681 1.828 1992 2027 2205 2246 2276 2322 2337 25I8 2523 2531 2566 2645 2732 2891 2927 2943 3051 3072 3095 3105 3303 3407 3504 3515 3528 3561 3731 3801 3807 3915 4108 4144 4167 5025 5027 5032 5045 5282 5466 5493 5729 5734 6036 6063 6226 6374 6388 6580 6606 6634 6681 7008 7071 7089 7116 7162 7224 7255 7266 7288 8035. Gebetrerhörnngen und Empfehlungen liefen ein aus: Bozen — Epp an — Ebensee — Gmunden — Graz — Kirchehrenbach — Losenstein — Lienz — Lüsen — Mittlerweilersbach — Reifenberg — Sankt Anton — St. Michael — Schwaz — Weißkirchen — Winklern. Dem heiligsten Herzen Jesu, der unbefleckten Gottesmutter Maria und dem hl. Josef sei ewiger Dank gesagt für Erhörnng in einer Berussangelegcnheit — für eine besondere Gnade. Man bittet imts Gebet: für mehrere kranke Personen — um die Gnade der Beharrlichkeit für einen Jüngling - um .eine glückselige Sterbestunde — in mehreren Berufsanliegen — für unsere Noviziate — um Geduld in Kreuz und Leiden — für ein krankes Töchteriein — um Glück und Segen in der Familie — in vielen anderen Anliegen. — Veröffentlichung erbeten. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften, Lrztelnmgskunst. Dargestellt von Alban Stolz. Siebte, verbesserte Auflage, herausgegeben von Dr. Julius Malier, Professor an der Universität zn Freiburg i. Br. (Gesammelte Werke. IX.) 8°. (X und 390.) Freiburg und Wien 1910, Herdcrsche Berlags-handlnng. Mk. 3.40 — Kr. 4.08), geb. inHalbfrnnz Mk. 4.80 = Kr. 5.76. Als „volkstümliche Lehre der Erziehnngsknnst" in des Wortes ausgeprägtester Bedeutung darf die Pädagogik von Alban Stolz bezeichnet werden. Das Buch zeigt ganz und gar den originellen Schriftsteller in seiner Eigenart; klar, energisch, vernünftig, bisweilen mit rücksichtsloser Offenheit werden die Anschauungen ausgesprochen und durch zahlreiche treffende Beispiele illustriert. Eben deshalb war der Herausgeber bei der Neuauflage des Buches bestrebt, diesen seinen Charakter zu wahren und nur da Aenderungen Vorzunehmen, wo dieselben durchaus notwendig waren. Dies trifft hauptsächlich zu in Bezug auf das erste Hanptstück des Buches „Die Erziehung des Leibes", wo einzelne veraltete »nd auch hygienisch unrichtige Angaben sich fanden. Diese wurden nach dem eingehenden fachmännischen Urteil eines gewissenhaften Arztes geändert und verbessert. Eltern und Erziehern jeder Art sei das Werk angelegentlich empfohlen. Die IRacbe See /Iberceöariers. Eine Erzählung aus dem Mittelalter. Bon A n t o n H n o n d er 8.4. Mit sechs Bildern. (Ans fernen Landen. Eine Sammlung illustrierter Erzählungen für die Jugend. 25. Bändchen.) 8". ("VIII und 96.) Freiburg und Wien 1910, Herdcrsche Berlagshnndlung. Gebunden in Halbleinwand Alk. 1.— — Kr. 1.20. Eine Missionstätigkeit ganz eigener Art war die des Mercedarierordens im Mittelalter. Seine Aufgabe bestand darin, den zahlreichen von den arabischen Seeräubern geraubten Christcnsklavcn nachzugehen, ihr trauriges Los zn lindern, ihnen geistliche Hilfe zn bringen und sie mit den gesammelten Almosen oder durch persönliche Stellvertretung loszukaufen, während die mit den Mönchen verbrüderten Ritter die Seeräuber mit blanker Waffe bekämpften. Dieses Leben und Wirken voll opferwilliger Bruderliebe uud kühner Abenteuer tritt hier in Form einer spannenden Erzählung vor den Blick der jugendlichen Leser. Dieselbe dürfte nicht verfehlen, ans die Gemüter der Kinder einen tiefen Eindruck zu machen und ihrem Geiste ein bedeutungsvolles Blatt der katholischen Kirchen- und Ordensgeschichte einzuprägen. Sie ist mit sechs Bildern und einem farbigen Umschlag geschmückt. Der Marrenbaum. Deutsche Schwänke aus vier Jahrhunderten. Für das Bolk gesammelt nnd sprachlich erneuert von Heinrich Mohr. 12°. (XII u. 304.) Freiburg nnd Wien 1909, Herderschc Berlagshandlnng. Mk. 2.— = Kr. 2.40, gebunden in Leinwand Mk. 2.50 = Kr. 3.—. „Deutschland war einstmals ein fröhliches Land. Es hat lachen können, herzhaft wie irgend ein Volk, ja mächtiger als alle. Wo ist das alles hingekommen? Ueber dem Gcwichcr der Großstädte, die importiertem Ueberbrettlwitz zujauchzen, hört man das Lachen des deutschen Landes nicht mehr." So klagt Ernst von Wildenbruch und in die Klage stimmt ein Bischof Paul Wilhelm v. Keppler, der Prediger der Freude. Kann er überhaupt nicht mehr lachen in gesunder, frischer Fröhlichkeit? Hat er die Fähigkeit dazu verloren, der deutsche Kerl? Schicken wir ihm einmal den Schalk ins Haus und wir wollen sehen, ob er nicht mehr das Lachen aus voller Seele wiederfindet! Jenen Schalk meinen wir, der all die Jahrhunderte her dem deutschen Bolk im Nacken saß. „Der Narrenbaum" ist es betitelt. Es ist eine fröhliche Lese von weit über 200 deutschen Schwänken in Prosa aus den letzten vier Jahrhunderten. Besitzen wir bereits einen aus der reichen Fülle des deutschen Humors gesammelten Feldblumenstrauß? Für das Bolk noch nicht und so ist diese Sammlung der erste Versuch, eine Blütenlese der gesamten deutschen Schwankdichtung ins deutsche Hans zn tragen. Tausend Hände werden nach dem fröhlichen Büchlein greifen. „Gebe Gott, daß der nr-dcutsche alte Schwank den eingeführten undeutschen Witz aus dem Lande verdrängt. Solange das deutsche Volk im Schwanke herzhaft über sich selbst nnd über die Welt lacht nnd seinen Verdruß und seine Sorge sich vom Herzen herunterlacht, solange wird cs ein gesundes,männliches,mutiges und frommes Volk bleiben." Zum 100. Geburtstage Leos XIII. (2. März 1910) soll auch ein kostbares Vermächtnis seines Lebens, die Förderung der Andacht zum Heiligen Geiste, einen neuen Ansporn bekommen. In seiner Enzyklika „Divinum illucV schrieb er: „Scheuen wir unsererseits keine Mühe; wir haben uns vorgenommen, die Andacht zum Heiligen Geiste zn nähren und zu fördern mit allen Mitteln, die uns zweckmäßig erscheinen." Wie bereits der weitern Oeffentlichkeit bekannt, arbeitet ein Komitee von vier Priestern, P. Meinrad Bader 0. C., P. Adolf Jnnerkofler L. 8s. U., P. Dominikus Dietrich, Sigmund Auer, Theologieprofessoren im Stifte Wilten, daran, durch Herausgabe einer Fünfwochenschrift den großen Gedanken des Papstes in die weitesten Kreise zn tragen. Sie erlauben sich, besonders heuer auf dieses Unternehmen aufmerksam zn machen und das Heilig -Geist-Blatt „Geist der Wahrheit" der Verbreitung zn .empfehlen. Möchten alle P. T. Leser dieses gewiß sehr zeitgemäße Unternehmen, sei es durch Abonnement, Mitarbeit oder Weiterempfehlung dieses ersten Heilig-Geist-Blattes, unterstützen, zumal der Reingewinn ausschließlich zur Förderung der so wichtigen, segensreichen Heilig-Geist-Andacht verwendet wird. P. S. Das Heilig-Geist-Blatt, welches jährlich in zehn Heften erscheint, kostet mit Porto Kr. 2.—, welche auch in Briefmarken eingesendet werden können. Jeder neue Jahrgang beginnt vor P s i n g st e n. Probehefte gratis. Das ans diesem Anlaß erschienene Leo-Heft ist auch einzeln ä 2b Heller erhältlich. — Adresse: Verlag der Heilig-Geist-Literatur in Innsbruck. I H Durch die unerwartete X P 1 ! I Mitte! große Nachfrage unserer Zeitschrift „Stern der Neger" ist der Vorrat des ersten Heftes zn Ende. Wir stellen daher an die P. T. Abonnenten, welche noch int Besitze von ersten Heften sind und dieselben entbehren können, die ergebene Bitte, dieselben an uns zurückgelangen zn lassen, event, sind wir auch bereit, sie zurückzukaufen. Für die Erfüllung unseres Ansuchens allen Förderern unserer Zeitschrift im voraus besten Dank. Redaktion des „Stern der Reger“. ¥ X BIVHHIIIIVIII HW SS MVI » X ebrauebte Briefmarken es*-» sammeln mir in allen Rnanlilälen und werden solche mif fjevj* lichern „Neugell's Voll!" von der Veuwallung des Missions^ Hauses in flDülailb bei Snien entgegengenommen. ™ Handwerker, rote Schuster, Schneider, Tischler usw., sowie Bauern, finden als Laienbrüder freundliche Aufnahme int Missionsßans in Willand bei MriXeu. -ip G G G Dr. LuM.VrlchkrUlilßMllM sind in sehr hübscher Ausführung im Verlag pretzvercin Linz eben erschienen. öO Stück 1 IC, in mehreren Farben entsprechend mehr. Im gleichen Verlag erschienen schon acht Serien christlicher Vriefverschlnszmarken. Von den neuen Serien erwähnen wir: Serie 3 Linzer Marken, Christi. Knnst-verein nsw. 30 Marken 60 d. Serie 4 Donaubilder usw. 32 Marken 60 h. Serie 5 Ierusaleinpilger-Marken, 42 Stück 80 h. Serie 6 christlichsoziale Abgeordnete und verschiedene, 32 Marken 60 h. Serie 7 Wallfahrts-Marken, 80 Stück 1 K 50 h. Serie 8 Roinpilger-Marken, Lonrdespilger-Marken und verschiedene, 80 Stück 1 K 50 h. Da von feiten der Radikalen und Los von Rom-Partei ganz Oesterreich mit Marken überschwemmt wird, empfehlen wir ganz besonders diese christlichen Briefverschlitßntarken zur weitesten Verbreitung. G G G G