Katholische Missionszeitschrift der Missionäre Söhne des hist. Herzens Jesu 8ŠŠE;# Stern Heft 6 / Juni 1939 42. Jahrgang dtrTlegcr Inhalt: 9latf nach PeruI S. 81. — Südafrikanische Städtebilder: 5. Pretoria, S. 88. — Wer ist frömmer? S. 92. — Auserwählt. Religiöser Bauernroman von Withalm, S. 93. — Abbil-i> u n g e n : 1. Unsere Peru-Missionäre auf dem Dampfer „Orazio". — 2. Marktplatz in Puerto de Columbia. — 3. Straßenbild in Puerto de Columbia. — 4. Elektrischer Schlepper vom Panamakanal. — 5. Im Goldbergwerk von Chicha. — 6. Afrikanischer Neupriester erteilt Primiz-segen. — 7. Eucharistische Prozession in Japan. — 8. Weihe an das göttliche Herz Jesu in Japan. —- Umschlagbild: Heilige Messe auf einer Insel in der Südsee. (Sibes.Soto) Preis: ganzjährlich Deutsches Reich 2 Mark, Stalten X Lire, Ungarn 2.50 Pengö, Tschechoslowakei 12 cK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2.50 Franken, übriges Ausland 2 Goldmark. — Versand durch Missionshaus Fosefstal bei Ellwangen (Sagst) Wiirttbg. Gebetsempfehlungen und =erhörungen. K. B. aus St.: Ueberfende Ihnen den Bezugspreis für „Stern der Neger", das klebrige für Missionsalmosen. Wir hatten eine wunderbare Gebetserhövung: unsere Zuflucht nahmen wir zum guten Pater Philipp Jeningen, zur Gnadenmutter vom Schönenberg, sowie zu den vierzehn heiligen Nothelfern. Zugleich möchte ich ums Gebet bitten für eine kranke Person. Zum Voraus herzliches „Vergclt's Gott"! — K. W. aus E.: Förderin des „Stern" bittet ums Gebet für ihre ganze Familie. — R. aus C.: Sende den Bezugspreis für den „Stern", den Mehrbetrag als Spende und bitte um Einschluß meiner Kinder ins heilige Meßopfer. — I. D., Schweiz: Schicke den Bezugspreis des „ütern" für 1938 und 1939 und bitte um Einschluß ins Gebet in einem Anliegen. —■ I. R. aus ®.: Bin immer krank und bitte um Einschluß ins heilige Meßopfer. + TOTENTÄFEL + Es starben von unseren Abonnenten: Michael Welsch, treuer Förderer des „Stern", Etzenhausen bei Dachau; Ferdinand Kilga, Müder (Borarlbrg); Johann Breuß, ©iffIngen (Vorarlberg); Johann Hauber, Röhlingen (Württ.); Michael Fuchs, Wegscheid (Steiermark); Albert Däuser, Unterkochen (Württ.); Johann Kögl, Fürstenfelü (Steiermark); Maria Scheyerle, Mellatz bei Opfenbach (Bayern); Anna Bender, Neckarsulm (Württ.); Amalia Schmitt, Berolz-heim (Baden); Franz Oberfrank, Stuttgart. R. I. P. Gebetsmeinung für öen Monat Juni: Die Missionen in Mittelafrika. Vor einigen Jahren wurde die Frage aufgeworfen, welches Missionsgebiet die meisten Bekehrungen zu verzeichnen habe. Die Frage wurde dahin beantwortet, daß sich im Ablauf eines einzigen Jahres zum katholischen Glauben bekehrt haben: in Indien, soweit es englischer Herrschaft untersteht, 35 000 Seelen, in China 70 000, in Mittelafrika 152000. — Will man wissen, wieviel Bekehrungen durchschnittlich auf den einzelnen Missionär treffen, so lautet die Antwort: in Indien gewann ein Missionär 14 Heiden für den Glauben, in China 18, in Mittelafrika 140. Ja, in einigen Gebieten gentralafrikas, z. B. in Belgifch- Kongo, Kamerun, Urundi, Uganda und Kenia entspreche der Tätigkeit eines Missionärs ein Zuwachs von etwa 1000 Seelen. Diese wenigen Andeutungen lassen zur Genüge erkennen, daß Mittelafrika gegenwärtig das blühendste Missionsgebiet ist. — Wie im Krieg die Truppen vor allem auf jenem Kriegsschauplatz eingesetzt werden, wo der Sieg sicherer und größer sein wird, so ergeht in diesem Monat an uns die Aufforderung des Heiligen Vaters, in besonderer Meinung dafür zu beten, daß viel mehr Missionäre nach Mittelafrika geschickt werden können: „die Ernte ist so groß, doch der Arbeiter sind viel zu wenig". Herzlichen Dank sagen wir folgenden Personen, die dem „Stern" neue Abonnenten zugeführt haben: Frl. Anna Temmel, Besitzerstochter, Wagnitz-Feldkirchen bei Graz, 5; Rosa Hell, Colli Caster (Italien) 1; Theresia Bäumel, St! Pölten (Niederdonau) 1; Susanna Dittrich, Kirchberg (Tirol) 1. — Jede Bestellung bereitet uns Trost und Freude, weil sie uns zeigt, daß die Arbeit der Missionäre für Christi Reich vom katholischen Volk gewürdigt und unterstützt wird. Herausgeber und Verlegern Kongregation der Missionäre 6iSt)ne des heiligsten Herzens Jesu. Josefstal bei Eiiwangen (3ngfl) Württemberg. Schriftleitung: P. Stephan Gintermann F. S. C., Missionsseminar St. Josef, Ellwangen (Sagst). — Postscheckkonto München 262 66,'Missionsseminar 6t. Josef. Ellwangen (Jagst) Württemberg. - Druck der Schwabenverlag A.-G.. Zweigniederlassung Ellwangen (Jagst). — Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern. Stern der Neger Katholische Missions-Zeitschrift Herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu Heft 6 Juni 1939 42. Jahrgang Auf nach Peru! Reisebericht des hochro. P.Älots Jpfelkofer F. S. C. P ozuzo, im Januar 1939. Liebe „Stern"-Leser! Es war im Winter 1936/37. Da pilgerte nach zwölfjähriger Abwesenheit ein Tirolergeistlicher in seinem Heimatland von Ort zu Ort, milde Gaben für einen bestimmten Zweck zu sammeln. Die milden Gaben sollten schon etwas groß, ja Personen sein, die dem geistlichen Stand angehören, denn es galt, einer durch den Tod ihres Pfarrers im Jahre 1936 verwaisten Tirolergemeinde im peruanischen Urwald wieder Seelsorger zuzuführen. Anfangs Januar 1937 sprach der Geistliche auch bei P. Raffeiner, dem Rektor unseres Missionshauses in Milland bei Brixen vor, der großes Interesse zeigte, aber nichts Bestimmtes versprechen konnte. Unterdessen bestürmte die Urwaldgemeinde den Himmel und alle Heiligen mit ununterbrochenen Novenen, daß doch bald die Zeit aufhöre, in der sie die Sonntage und Feste feiern mußte allein mit Rosenkranzgebet und deutschen Liedern und in einer Kirche, in der das ewige Licht erloschen war. Unsere Kongregationsleitung teilte das Interesse des P. Raffeiner und am 8. Juni 1938 erhielten drei Patres des Missionshauses Milland den Auftrag, sich in die Tirolerkolonie im peruanischen Urwald zu begeben. (Außer dem Schreiber des Artikels erhielten diese Bestimmung P. Andreas Riedl aus St. Jodok am Brenner und P. Michael Wagner aus Rißmannsdorf, Oberpfalz.) Am 16. August war in Milland Abschiedsfeier und bald nach Mitternacht entführte der Zug uns drei Patres nach Genua. Freitag, den 19., bestiegen wir das Schiff; in später Abendstunde des 22. August sahen wir auf der einen Seite die Leuchttürme von Gibraltar, während von der andern Seite die Leuchttürme der afrikanischen Küste grüßten, als wir aus betn Mittelmeer in den Atlantischen Ozean kamen. Der afrikanischen Küste entlang ging es nun nach der größten der Kanarischen Inseln, nach Las Palmas. Am 25. August waren wir dort, wo auch die nach Afrika ziehenden Missionäre gewöhnlich zukehren. AIs aber am nächsten Morgen Tenerife und Ferro an unseren Augen vorbeihuschten, da gewahrten wir so recht, daß wir von Las Palmas aus nicht weiter südlich nach Afrika fuhren, sondern stark westliche Richtung eingeschlagen hatten: es geht ja Amerika zu. Liebe Leser! Die drei Patres, die von Brixen nach Amerika gesegelt sind, können blutwenig von Negern berichten, aber dafür erzählen sie von deutschen Landsleuten, die in den Jahren 1857 und 1868 aus Tirol, dem Rheinland und Bayern ausgewandert sind und schließlich in Pozuzo in Peru eine neue Heimat gegründet haben, von Indianern und ihrer Frömmigkeit, von Kanufahrten auf dem Pachitea, einem Nebenfluß des Ucayali, der selber wieder ein Nebenfluß des Amazonenstromes ist. Diesmal will ich nun erzählen von unserer Reise: In den Peruanischen Urwald. Ich mache drei Abschnitte: 1. Zu Schiss nach Lima, der Hauptstadt Perus; 2. mit der Andenbahn auf die Sierra und Fahrten im Auto; 3. auf Maultiersrücken in den Urwald imb heim. Unsere drei Peru-Missionäre an Bord des Dampfers „Orazio". Links: P. Wagner: P. Jpfelkofer steht auf dem Ersatzanker des Schiffes; der dritte ist P. Riedl. (virdjto.) 1. Am 2. September betraten wir in La Guaira das erste Mal den südamerikanischen Boden. Eine praktische Hafenanlage und ganz moderne Geschäftshäuser ließen auf einen gewissen Wohlstand schließen. In der weiteren Umgebung sah man auch ganz nette Villen. Um so mehr stachen aber die armseligen Wohnungen der Neger ab, die wohl aus jenen Zeiten stammen dürften, da der heilige Petrus Claver im nahen Cartagena seine Tätigkeit unter den aus Afrika eingeführten Negersklaven entfaltete. (Gewiß, es gibt keine Sklaverei mehr, aber die soziale Lage der Neger hat sich dadurch nicht gebessert.) Ein Spaziergang in brennender Mittagshitze auf den staubreichen Straßen, vorbei an Leuten, die frisch-sein-follende Fische, die bereits einen ganz sonderbaren Geruch verbreiten, noch zum Kauf anbieten, läßt uns bald wieder das Schiffsdeck aufsuchen. Abends kommen die Leute zurück, die den Tag zu einem Ausflug in das hinter den Bergen im Innern des Landes gelegene Caracas benutzten. Sie trösten uns damit, daß wir nichts Besonderes verloren hätten, denn in der Hauptstadt Venezuelas sähe es auch nicht viel anders aus als in Guaira. Dabei stellte man die überraschende Tatsache fest, daß die meisten vier Dollar für Hin- und Rückfahrt blechen mußten, während eine Familie von drei Personen die gleiche Fahrt um zwei Dollar machte. Der 4. September sieht uns in Puerto de Columbia. In der Nacht hat es geregnet und so braucht es wirklich Gelenkigkeit, um auf den Straßen über die vielen Pfützen hinwegzukommen. Das Hinterland steigt sanfter an, sonst aber bietet der Hafen das gleiche Bild wie La Guaira. Für den 6. September war dem Tiroler-priester, der uns erbeten und großmütig unsere Reisekosten übernommen hatte, die Ankunft unseres Dampfers und zwar gegen 11 Uhr vormittags in Aussicht gestellt worden. So hatte er sich schon um 10 Uhr am Hafen eingefunden. Aber erst um 1 Uhr legte unser Schiff am echt amerikanischen Hafenschuppen an. Wir wußten, daß hier Herr Ranzer, so ist sein Name, uns erwarten würde, um uns nach Pozuzo zu begleiten. Viele Leute und darunter auch viele Geistliche warteten auf ihre Bekannten, die sich unter unseren Mitreisenden befanden. Wer von ihnen wird Herr Ranzer sein? Ein aus voller Kehle gerufenes „Hugo" löst endlich den Zweifel. In kürzester Zeit wird das Schiff freigegeben und wir sind dann unten bei unserem Reiseführer. Obwohl ich eigentlich das „No smoking!" — Rauchen verboten! — gut verstehen sollte, mußte mich doch ein schwarzer Hafenarbeiter darauf aufmerksam machen, meine Pfeife einzustecken. Herr Ranzer führt uns zu einem von einer demütigen Tochter des Armen von Assisi gelenkten Auto, wir steigert ein und es geht quer durch das wunderbar angelegte Cristobal nach Colon, das ja nur eine Straßen-breite davon entfernt ist. Während die Bretterhäuser von Colon aus dem Boden wachsen, stehen sie in Cristobal auf Stelzen, um so trockener und vor Ungeziefer sicherer zu sein. Steht in Colon ein Haus am anderen, so ist in Cristobal jedes Haus von einem Garten umschlossen. Da Der Marktplatz in Puerto de Columbia. Links an der Straßenecke preist ein Händler seine Ware an. (Sii-mm.) m «««j:±imä unser künftiger Begleiter Hauskaplan bei Franziskanerinnen ist und feit 10 Uhr am Hafen auf uns wartete, so ist unser Absteigequartier eine Klosterschule und wir müssen um 3 Uhr nachmittags noch ein zweites Mittagsmahl über uns ergehen lasten. Um 5 Uhr fährt Herr Ranzer nach der Pazifikseite des Panamakanals, wo er morgen wieder zu uns stoßen wird. Um 6 Uhr abends sind wir wieder auf unserem Schiff, das uns durch die Notiztafel verkündet: „Abfahrt morgens 6 Uhr nach Balboa." Richtig, um 6 Uhr früh ist das Schiff schon flottgemacht. Mehrere schwarze Kanalarbeiter sind auf dem Vorder- und Hinterdeck und in einem großen Bogen steuert das Schiff dem Kanal zu. Um 7 Uhr sind wir an der Gatunschleuse. Wir fahren zwischen hohe Betonmanern hinein, wo das Schiff zum Stehen gebracht wird. Drei elektrische Maschinen nehmen uns rechts und drei links ins Tau, damit das Schiff sich nicht mehr bewegen kann. Hinter uns schließen sich große eiserne Doppeltore. Unter uns sprudelt Wasser hervor und langsam sinken die Seitenmauern tiefer und tiefer. Vor uns haben sich Tore aufgetan und die elektrischen Maschinen oder „Wanzen" ziehen uns in die zweite Schleuse hinein. Auch hier hebt sich bald der Wasserspiegel um weitere 8 bis 10 Meter. Es geht zur dritten und letzten Schleuse. Ein neuer Wassersprudel hebt uns diesmal zur Höhe des Gatunsees empor, 24 bis 26 Meter über dem Meeresspiegel. Die „Wanzen" begleiten uns zum Ausgang der Schleuse, die Taue werden ge- löst und mit eigener Kraft dampft man in den Gatunsee, wobei elektrisch beleuchtete Bojen die Fahrstraße anzeigen. Herrliche Anlagen begleiten uns, dann wird die Gegend einsamer, es wird wohl die Urwaldregion sein. Bald nach 12 Uhr mittags bringt uns eine Schleuse in einen tiefer gelegenen See und nach etwa einer halben Stunden zwei weitere Schleusen auf den Spiegel des Stillen Ozeans. Die Kanalarbeiter verlassen das Schiff und wir sind begierig auf die Einfahrt in den Hafen von Balboa. Auf einmal steht Herr Ranzer neben uns. Ein Motorboot hatte ihn mit anderen Reisenden und der Post zum Dampfer gebracht. Bald gleiten wir ans der Bucht von Panama hinaus ins offene Meer. Der Stille Ozean ist ziemlich bewegt und soll für gewöhnlich nie still sein. Schon im Mittelmeer war es heiß gewesen, die Fahrt über den Atlantischen Ozean war noch heißer und im Karibischen Meer glaubten wir verschmachten zu müssen. Run aber, da es zum Erdgleicher ging, schien es wirklich, als kämen wir dem Nordpol etwas näher. Manche der Mitreisenden glaubten sogar, die Ventilatoren abstellen zu müssen, um nicht zu erfrieren. Doch dagegen gab es bald Protest von Leuten, die eben frische Luft haben wollten. Es kam der 11. September. Wir näherten uns der Küste immer mehr und sahen so die kahle Westseite der Kordilleren und ihre hohen, die Schneegrenze hin und wieder überragenden Spitzen. In den Nachmittagsstunden sahen wir plötzlich Tausende von Vögeln von der kahlen Küste zu einer kahlen Insel und dann in gleicher Menge wieder zurückfliegen, während ein sonderbarer Duft das ganze Schiff, ja die ganze Luft erfüllte: wir waren in der Nähe der Guanoinseln. Bald tauchte in der Ferne Callao auf, in dessen Hafen wir abends 6 Uhr einliefen. 7 Uhr war es, als wir, nachdem die Einwanderungsbehörden zufriedengestellt waren, aussteigen durften und Patres im schwarzen Talar mit aufgenähtem rotem Kreuz auf uns warten sahen, Kamillianer aus Lima, die uns mit Hinterlassung allen Gepäcks, da das Zollamt bereits gesperrt war, in ihr Kloster brachten, wo das Abendessen unsertwegen für halb 8 Uhr angesetzt war. Unter den Tischdienern fällt uns einer mit einer helleren Gesichtsfarbe auf. Nichtig erfahren wir, er ist ein Po-zuziner, der im Kloster sich dem Studium für das Priestertum widmet. Nach dem Abendtisch werden wir in unsere Zimmer geführt und uns die Begrüßungsschreiben aus Pozuzo eingehändigt. Der Bürgermeister, die Lehrerin und nicht zuletzt der Herr Provisor heißen uns willkommen und wünschen uns fernere glückliche Reise. In Huanuco warteten bereits Pozuziner mit den nötigen Reittieren auf uns. Der 12. September. Vor 14 Jahren hatte ich an diesem Tage in Maria-Trost in Südafrika das erste Mal zelebriert. Heute ist es das erste Mal auf süd-amerikanischem Boden. Ein Pozuziner ministriert. Der Vormittag dient der Abholung des Gepäcks. Meine Mitbriider übergeben mir die Schlüsselgewalt und im Auto des Klosters geht es wieder zum Hafen Callao. Bald ist im Zollgebäude unser Gepäck von dem übrigen geschieden und auf die Zollbank gelegt. Wie ich mich anschicke zu öffnen, werden die Koffer bereits mit der Zollabfertigungsmarke beklebt. Im Auto werden sie verstaut und so geht es wieder zum Kloster zurück. Am Nachmittag ist Besichtigung der Stadt und Vorsprechen beim Photographen, einem Japaner. Wir brauchen ja Front- und Profilbilder für die Identitätskarte. Morgen vormittag um 9 Uhr sollen wir dieselben pünktlich erhalten. Als wir am folgenden Tag zur festgesetzten Stunde wieder beim Photographen sind, werden sie „im Augenblick" fertig sein. Da mir aber schon bedeutet morden war, daß hier zu Lande ein Augenblick auch ziemlich lang währen kann, so hatte ich mein Brevier mitgenommen und konnte es ganz beten, bis der Augenblick um war. Vom Photographen verfügten wir uns per Straßenbahn zur Polizei wegen der Identitätskarten. Wir werden auf den nächsten Tag vertröstet. Am Nachmittag dieses Dienstags begeben wir uns zum Geburtshause der heiligen Rosa von Lima, gegenwärtig ein Dominikanerkloster. Wir sehen die kleine Klause der Heiligen, den Brunnen, in den sie den Schlüssel ihres Bußgürtels geworfen; an den Wänden des Kreuzganges, der den Blumengarten umgibt, lesen wir auf Tafeln die Gedichte, die sie zu Gottes Preis ersonnen und mit einer Nachtigall um die Wette gesungen. Wirklich anheimelnd ist dieser Ort. Unterdessen ist P. Happe zur Polizei gegangen und hat dort gedroht, wenn man uns nicht die Identitätskarten sobald als möglich gebe, werde er sich an einen gewissen Minister wenden, der sich sehr für Pozuzo interessiere. Das wirkte. Am folgenden Mittwoch hatten wir in Zeit von einer halben Stunde unsere Identitätskarten in Ordnung und waren nunmehr bereit, am nächsten Tag, am Donnerstag, den 15. September, unsere Weiterfahrt anzutreten: 2. Mit der Andenbahn auf die Sierra und Fahrten im Auto. Schon am Mittwochnachmittag waren die Fahrkarten gelöst und das Gepäck aufgegeben worden. So fuhren wir dem unbelastet am Donnerstag früh 7 Uhr zum Bahnhof. Bald erschien der Zug von Callao her und genau zur festgesetzten Zeit, um halb 8 Uhr, dampfte er aus dem Bahnhof. Peruaner, heißt es, werden auf Herz und Nieren erforscht, ehe sie die behördliche Erlaubnis zur Benützung der Andenbahn erhalten, denn 4750 Meter, die die Bahn ersteigt, sind nur für gesunde Herzen und Mägen. Europäer brauchen sich einer solchen ärztlichen Untersuchung nicht zu unterziehen. Man weiß ja warum! Trotzdem ist der Zug beinahe bis zum letzten Platze gefüllt. Es scheint, Stratzenbild in Puerto be Columbia. In ben armseligen Hütten wohnt ein Gemisch von Indianern und Negern. (Archio> Wf -1 * wir führen eben dahin, aber das Höhenbarometer des Herrn Ranzer zeigt bald eine beträchtliche Höhe. Es geht dem Flusse Rimac entlang; steile Felsen türmen sich zu beiden Seiten. Und die Bahn steigt höher und höher. Wo nur irgendwie ein Fleckchen Erde ist am Abhange der Berge, da haben die Indianer wie zu Zeiten der Inkas ihre Felder, da schimmert es goldgelb herüber vom reifen Weizen, der, da auf dieser Seite der Anden fast kein Regen fällt, nur vom Nebel und Tau seine Feuchtigkeit zum Wachstum bezieht. Manchmal neben, dann wieder unter uns ist die Autostraße, die ebenfalls zur Höhe strebt und von Lima bis Huanuco geht. Der Höhenmesser zeigt schon über 3000 Meter und noch sehen wir an den Stationen blühende Rosen und zahlreiche andere Blumen. Nun, wir sind eben nicht weit vom Aequator und gehen hier zu Lande dem Frühling entgegen. Wir kommen, nach Chicha, einem Goldbergwerk auf 3700 Meter. Weiße wollten die Minen ausbeuten, konnten es aber in solcher Höhe nicht, man war gezwungen, wieder Indianer für alle Posten des Bergwerkes anzustellen. Nun wird der Zug bald gezogen, bald geschoben, unser Höhenmesser geht schon bedenklich in die Nähe von 5000, da kommen wir endlich auf die Paßhöhe, die 4750 Meter über dem Meeresspiegel sein soll. Wir vier sind noch gesund und munter, ich will einmal auch in solcher Höhe ein Pfeifchen schmauchen, aber hinter uns ist eine Dame ohnmächtig geworden und ein Zugdiener eilt mit der Sauerstoffflasche, sie wieder ins Leben zurückzurufen. Es ist nach halb 2 Uhr nachmittags. Schon des öftern bin ich in einer Stunde von Innsbruck zum Brenner gefahren von 500 Meter auf 1300. Einmal bin ich in Eritrea von etwa 20 Meter in 6 Stunden auf über 2000 Meter, von Masiaua nach Asmara gefahren. Aber diese Andenbahn, die in 6 Stunden von 150 auf 4750 Meter steigt, übertrifft doch alle diese Bahnen. Dabei die schauerlichen Abgründe neben der Bahn, die nur spärlich mit Kakteen bewachsen sind, die schneebedeckten Berggipfel, die sich in 6000 Meter sonnen, die blendenden Sonnenstrahlen und die Kälte, die einen bald wieder in den Waggon zurückjagt, sind Eindrücke, die nicht sobald verwischt werden. Und was gibt es in solcher Höhe? Almenwiesen und Sümpfe und menschliche Behausungen von Indianern, die in solcher Höhe auf die Welt kommen, ihrer täglichen Beschäftigung nachgehen und wohl auch sterben. In 2 Stunden kommen wir von der Paßhöhe nach Oroya, das nur mehr 3775 Meter über dem Meere liegt. Hier heißt es umsteigen, um nach Cerro de Paseo zu kommen. Eine Ueberraschung wartet unser. Der hochw. Pater Gottardi aus Saturn, ein Kamillianer von Lima, der in Pozuzo die Parrstelle versah, ist uns bis Oroya entgegengeeilt. Gestern hat er in Huanuco ein Auto gemietet, das ihn nach Cerro brachte, und das heute abend uns aus dem kalten Cerro de Pasco noch nach Huanuco führen soll. Ein Wiedersehen nach zwölf Jahren mit Herrn Ranzer! In fröhlicher Stimmung lassen wir die hohen Weideplätze mit ihren Herden von Rindern und Schafen und Lamas an unserem Auge vorüberziehen. Das Denkmal von Junin zur Erinnerung an den Sieg über die Spanier und an die Befreiung Perus und der See von Junin liegen links der Bahnlinie. Die Sonne sinkt und die Bahn hat noch die Höhe von Cerro, 4300 Meter, zu erklimmen. Die Fenster werden gerne geschlossen, denn draußen ist es wirklich eisig kalt. Um 6.45 Uhr läuft der Zug in den Bahnhof von Cerro ein. Nichts kann ich von Cerro berichten, wenn es auch im elektrischen Lichte erglänzte, nichts von den Gold- und Silbergruben, die zu besuchen die Zeit und in der eisigen Kälte auch die Lust fehlte. Bald nach 7 Uhr entführte uns das Auto aus der kalten Höhe. Es ging ins Tal des Flusses Huallaga (sprich: Waljaga!). Immer fuhr das Auto in zweiter und erster Uebersetzung dahin und im Lichte der Scheinwerfer grinsten uns Felswände auf der einen Seite an, während auf der andern doch auch wieder Bäume, Sträucher und vereinzelte Häüfer an unseren Augen vorbeihuschten. In Ambo war eine Kette über den Weg gespannt. Dort wird das Auto auf Konterbande untersucht, dann dürfen wir weiterfahren. In St. Rafael wird ein Abendimbiß genommen gegen 10 Uhr nachts und nun geht es fast eben eiligst nach Huanuco. Um halb 12 Uhr kommen wir dort an, werden vom Subregens des Seminars empfangen und im Empfangszimmer sind vier Betten für uns bereitet. Die angenehme Wärme von Huanuco tut uns so wohl nach der eisigen Kälte von Cerro, die wir vor vier Stunden verspürt. Der nächste Morgen kündete es uns sofort, daß wir in einer Jndianerstadt waren. Wenn Indianer eine Messe bestellen, so kommen sie mit ihrem Familienheiligtum, einem Kruzifix oder einem anderen religiösen Bild, unter Trompetenschall zur Kirche. Das Familienheiligtum wird auf den Altar gestellt während des Gottesdienstes und hernach in der gleichen feierlichen Weise wieder heimbegleitet. So war auch während unserer vier heiligen Messen je ein anderes Kruzifix auf dem Altar zwischen den Leuchtern, das nach der Messe wieder den Eigentümern übergeben wurde. Nach dem Frühstück stellen sich die Po-zuziner vor, ein Herr Witting und ein Herr Kroll, die in Huanuco auf uns warteten, um uns nach Pozuzo zu begleiten. Nach dem vielen Spanischen heimelt uns das Deutsche wieder recht an. Heute nachmittag wollen wir aufbrechen. Und so gilt der Vormittag den offiziellen Besuchen. Wir sind in der Bischofsstadt und stellen uns daher in Abwesenheit des Bischofs dem Generalvikar vor und übergeben einem bischöflichen Sekretär das Empfehlungsschreiben unseres Generalobern. Die Häuser und auch die Kirchen Huanucos sind fast ausschließlich aus Stampferde oder Trockenziegeln gebaut und einstöckig wegen Erdbebengefahr, sind ja auch die zwei Türme der Kathedrale vor ein paar Jahren einem solchen zum Opfer gefallen. Auch das Seminar ist einstöckig. An mit Blumen bepflanzte Quadrate schließt sich ein gedeckter Gang und gegen diesen Gang öffnen sich die Türen und Fenster der anschließenden Zimmer. So soll zu grelles Sonnenlicht und zu warme Luft abgehalten werden. Die Insassen des Seminars sind 26 Studenten des Gymnasiums, 4 Philosophen, 2 Subdiakone und 5 Diakone, die unterdessen zu Priestern geweiht wurden (im Dezember), Nachmittags 1 Uhr werden wir von unsern Pozuzinern zum Lastauto gebracht, das unsere Koffer trägt. Aber ehe wir aus Huanuco fahren können, muß das Auto noch hier- und dorthin fahren. Endlich um 2 Uhr find wir an der Brücke, die über den Huallaga führt, und so zur Abfahrt bereit. Abends 6 Uhr will der Autolenker in Panao fein. Wir sitzen teils neben, teils hinter dem Autolenker, während die Mehrzahl der Mitreisenden auf dem Gepäck sitzt und Obacht geben muß, daß sie nicht mit überhängenden Sträuchern oder gar mit vorspringenden Felsen in unangenehme Berührung kommen. In eiliger Fahrt geht es dem Huallaga entlang, der immer tiefer in die Steine sich einfrißt und nach 1 Stunde sind wir in Rungo, 25 Kilometer von Huanuco, etwa auf gleicher Höhe wie dieses, 1800 Meter. Während nun der Huallaga in einem großen Bogen einen Berg umgeht, um dann den Hügel, auf dem Panao liegt, zu bespülen, wollen wir die Höhe erklimmen, etwa 3000 Meter und so den Weg abkürzen. Doch erst muß der Autolenker sein Mittagsmahl einnehmen, das er hier gewöhnlich schon bestellt hat. Nun geht es ordentlich bergan, bald über eine Brücke, die wir aus Vorsicht des Autolenkers zu Fuß überschreiten. Dann geht es wieder weiter bergan. Eine Stunde sind wir schon gefahren, da kommt ein Sumpfloch und das Vorderrad gräbt sich bis zur Achse in den Schlamm. Man versucht durch ein Gegengewicht, das alle Mitreisenden auf die linke Seite des Autos ausüben, den Wagen flott zu kriegen. Umsonst! Man ladet ab. Man pflastert den Weg mit Steinen. Alles scheint umsonst zu sein. Endlich gegen 6 Uhr abends ist das Auto wieder fahrbereit und durch die Nacht geht es hinauf an manchen Häusern vorbei, aus denen Hunde uns nachbellen, dann erscheinen wieder Felswände, endlich um 8 Uhr abends sind wir auf dem Joch. Auch hier ist die Kette gespannt, eine neuerliche Untersuchung und. dann geht es bergab in die Nacht hinein. Von Zeit zu Zeit strahlt das elektrische Licht Panaos zu uns herauf, dann herüber, bis wir in einer Talsohle dahineilen. Nochmals geht es bergauf, in das vom Panaobach gerissene Loch. Wir müssen ja diesen Bach überqueren. Da hält das Auto vor der Brücke. Sie ist eng und im rechten Winkel zur Straße. Das Auto muß zurück, um in die Brücke einbiegen zu können. Nun geht es flott bergan, Panao zu, wo wir gegen halb 10 Uhr in der Nacht ankommen. Die Pozuziner besorgen die Frachten und unser Gepäck und wir werden beim Herrn Pfarrer, der unser geistlicher Herr Nachbar ist, einquartiert. Mit der größten Liebenswürdigkeit überläßt er uns sein eigenes Schlafzimmer und wird wahrscheinlich selber mit einem landesüblichem Bett vorlieb genommen haben, das in ein paar Decken besteht, die man auf dem Boden ausbreitet. Uns zulieb schaltet er im Radio Deutschland ein, und das war wohl die letzte Nacht, in der wir deutsche Nachrichten hörten. Der nächste Morgen zeigt uns die Hauptstadt der Provinz Pachitea auf einem Bergabhang, in etwa 2400 Meter Meereshöhe. Die Vegetation ist nicht üppig, aber immerhin reichend für die Bevölkerung. Mais gibt es und Kartoffeln und Luzerner Klee neben allen Sorten von Gemüsen. Gegen Süden sehen wir die rote Straße, die wir gestern nacht gefahren, herausschimmern aus dem Grün des Bergabhanges. Auch hier treffen wir Indianer, die in großer Aufmachung mit einer Harfe in die Kirche zum Gottesdienste kommen. Die Häuser, die enge aneinandergebaut sind, lassen nur wenig Platz für die Straße, die wie in Hunanuco von einem engen Wasserkanal in der Mitte durchzogen wird. Also ganz moderne Einrichtung! Fließendes Wasser vor jedem Hause. Freilich zum Trinken ist solches Wasser nicht mehr, es ist für gewöhnlich auch nicht mehr hell und klar. (Schluß folgt.) Im Panamakanal. So steht eine „Wanze" aus. Drei solche Maschinen nahmen bas Schiff rechts und drei links ins Schlepptau und zogen es durch die Schleusen des Kanals. (Archiv.) Südafrikanische Städtebilder. 5. Pretoria. Von ßr. August Cagol, Witbank. Es war im Jahre 1855. Etwa 140 Kilometer nördlich vom Vaalfluffe standen drei einfache strohgedeckte Farmhäuser am linken Ufer des Aapiesfluffes, der zum Stromgebiet des Limpopo oder Krokodilfluffes gehört. Eines der Anwesen gehörte dem Landdrosten Hendrik Vermeulen, das zweite einem gewissen Joachim Prinsloo und das dritte einem Andries van der Walt. Der Staatspräsident der Südafrikanischen Republik, M a r t i n u s Wessel Pretorias (der Sohn des berühmten Generalkommandanten Andries Pre-torius), der gleichfalls eine Farm in dem ausgedehnten Talkassel befaß, beschloß, bei diesem Weiler eine Kirche zu bauen, selbstverständlich eine solche im Dienste der Lehre Calvins. Wilhelm Skinner war der Erbauer des Gotteshauses, das 200 bis 300 Besucher faßte. Der Staatspräsident selbst schlug sein Lager neben dem Bauplatz aus, überwachte die Anfertigung der Ziegel und ging mit seinem Freunde Struben zweimal wöchentlich auf die Zebrajagd, um die schwarzen Arbeiter mit Fleisch zu versorgen. Rund um die neue Kirche wuchs allmählich ein Dörfchen heran, das nach dem Präsidenten Pretoria genannt wurde. Anfänglich nannte man es allerdings Pretoria Philadelphia, allein für den täglichen Gebrauch war diese Bezeichnung zu lang, weshalb der schöne Beiname bald vernachlässigt wurde und in Vergessenheit geriet. Seit 18 Jahren waren die Buren in das Gebiet nördlich vom Vaalfluffe eingedrungen, wo ihr Führer Potgieter 1839 das Dorf Potchefstroom gegründet hatte. Leider fehlte es diesen Leuten an Eintracht. Die Folge davon war, daß sie sich in vier kleine Freistaaten: Potches-stroom, Leydenburg, Zoutpansberg und Utrecht aufteilten. Doch gelang es 1860, die vier Teilregierungen unter einen Hut zu bringen, und Potchefstroom wurde die Hauptstadt der Zentralregierung. 1863 gedachte Präsident Pretorias, das Dorf Pretoria zum Regierungssitz zu machen, doch wollten die Potchefstroomer nichts davon wissen. Erst als der Präsident die Staatsdruckerei von Potchefstroom nach Pretoria übertragen ließ, sahen sie, daß es ihm Ernst sei, und sie hatten sich ins Unvermeidliche zu fügen. Von 1860 bis 1864 bekämpften die Transvaalburen sich im Bruderkrieg. Die Führer der beiden Parteien waren Kommandant Schoemann und Kommandant Krüger. Abwechselnd wurden Potchefstroom und Pretoria belagert und erstürmt. Schließlich kam es am Krokodil-flusse zum Entscheidungskampf, der für Krüger siegreich verlief. Staatspräsident Pretorius hatte sich inzwischen in den Dranje-Freistaat zurückgezogen; die Transvaaler hatten ihm anfänglich sagen lassen, er brauche nicht mehr zurückkommen, sie erachteten ihn als abgesetzt. AIs aber der Bruderkampf zu Ende war, nahmen sie ihn wieder in Gnaden als ihren Präsidenten auf. Pretorius war nicht auf Rosen gebettet. Die Staatskasse war leer und wollte sich nicht füllen lassen. Dabei waren die Buren fast unausgesetzt in Kämpfe mit unbotmäßigen Negerstämmen verwickelt. Der Stamm der Barolong forderte Unabhängigkeit und Hoheitsrechte über ein riesiges Gebiet. Die südafrikanische Republik war nicht in der Lage, ihr Ansehen mit Waffengewalt zur Geltung zu bringen und legte der Angelegenheit auch nicht viel Gewicht bei. AIs aber Diamanten im Tale des Baal gefunden wurden, erschien die Forderung der Barolong in anderem Lichte. Präsident Pretorius kam mit der britischen Regierung überein, daß die Angelegenheit durch Schiedsspruch geregelt werde und daß Gouverneur Keate von Natal das Amt des Schiedsrichters übernehme. Das Urteil fiel zu Ungunsten der südafrikanischen Republik aus. Die Folge war, daß Präsident Pretorius abdanken mußte. Sein Nachfolger wurde 1872 Thomas F r a n o ois Bürgers, ein Prediger der kalvinischen Landeskirche. Aber auch Das Goldbergwerk von Chicha, 3700 Meter hoch gelogen. «Archiv.) seine Regierung war nicht erfolgreich, tiein Wunsch nach Fortschritt führte ihn zu Maßnahmen, die von der mehr oder-weniger hinterwäldlerischen Bevölkerung verabscheut wurden. Bald darauf zeigte der mächtige Ba-pedi-Fürst Sekukuni sich übermütig. Von seinen sicheren Felsenschlupfwinkeln aus stieg er in die Ebene hinab und vertrieb die Buren von ihren Farmen. Die Regierung war gezwungen, ihm Kampf anzusagen. Der Krieg wurde aber auf Seite der Buren nicht mit Nachdruck betrieben und endigte mit Mißerfolg. Das gab der britischen Regierung eine passende Gelegenheit, die südafrikanische Republik als britisches Gebiet zu erklären. (12. April 1877.) Damals befand sich Pretoria noch in bescheidenen Verhältnissen. An breiten, nicht scharf abgegrenzten Straßen, die sehr unreinlich waren, erhoben sich in Abständen unansehnliche einstöckige Häuser. Ein anmutiges Wahrzeichen des Ortes waren Rosen, die man allerorts sah. Die Gärten waren selbst mit Rosenhecken eingezäunt. Hand in Hand mit den Rosen gingen Trauerweiden. 1877 wurde die erste Bank eröffnet, ein Krankenhaus erst 1880. Die Transvaalburen waren nichts weniger als zufrieden mit der politischen Lage. Im Dezember 1879 beschlossen sie, die britische Herrschaft nicht anzuerkennen und keine Steuern zu bezahlen; wenn das nicht half, sollten die Waffen reden. Die Führer bildeten einen Ausschuß/der über die Ereignisse zu wachen und alle notwendigen Schritte zu tun hatte. So blieben die Dinge bis November 1880, als zu Potchefstroom ein britischer Friedensrichter die Beschlagnahme des Wagens eines Farmers verfügte, der sich geweigert hatte, feine Steuern zu bezahlen. Daraufhin rief der Burenausschuß alle Bürger zusammen, und es wurde beschlossen, die sofortige Unabhängigkeit des Transvaal zu fordern, und wenn diese nicht gewährt werde, sie mit Waffengewalt zu erlangen. Mit feierlichem Eide wurde beschworen, nicht zu rasten, bis das erstrebte Ziel erreicht sei. Ein Dreierrat, bestehend aus Krüger, Ioubert und Pretorius, wurde gewählt, das Land zu regieren. Kommandanten und Offiziere wurden bestimmt, und eine letzte Aufforderung wurde an die britische Regierungsstelle nach Pretoria geschickt, während eine Verkündigung vorbereitet wurde, die besagte, die alte Buren-Regierung sei wieder eingesetzt. Am 16. Dezember 1880 besetzten die Buren Heidelberg und hißten die alte Flagge der Republik. Zu Potchefstroom fiel der erste Schuß im Burenkriege, und der Drt war bald in den Händen der Bürger. Der General-Kommandant Ioubert ging mit der Hauptmacht an die Grenze gegen Natal, um zu verhindern, daß weitere Truppen ins Land kämen. Die britischen Besatzungen von Pretoria und anderen Plätzen wurden durch kleine Abteilungen in Schach gehalten. In der Zwischenzeit hatte Sir George Colley, der stellvertretende Gouverneur von Natal, alle verfügbaren Streitkräfte gesammelt und rückte gegen Transvaal vor. Am 28. Januar 1881 wurde er zu Langenek geschlagen und am 8. Februar ein zweites Mal zu Ingogo. Entschlossen, den Krieg zu beendigen, ergriff der tapfere, aber unbesonnene General in der Nacht des 27. Februar Besitz vom Majubaberge, der die Stellung der Buren beherrschte, doch war es ihm nicht möglich, seine Kanonen auf den steilen Berg zu bringen. Die Buren erstürmten den Majubaberg; Colley selbst fiel, und die Briten wurden mit großen Verlusten vom Hügel vertrieben. Währenddessen machte Pretoria die trüben Erfahrungen einer Belagerung. Die Häuser gruppierten sich um den weiten Kirchplatz, in dessen Mitte sich die Kirche erhob. Auf einer Seite des Platzes stand das Hotel und auf der gegenüberliegenden das Rathaus und das Gerichtsgebäude. Das Rathaus war ein langer, niederer Bau mit Strohdach und Veranda auf Holzpfosten. Die Anwesenheit der britischen Garnison trug nicht wenig zur Hebung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse Pretorias bei. Bei Ausbruch der Feindseligkeiten wurden auch die waffenfähigen Zivilisten als eine Art Stadtwache aufgeboten. Natürlich mußte auf frühere Erfahrungen im Umgang mit Waffen Bedacht genommen werden, und da konnte es vorkommen, daß ein Kellner ohne weiteres zum Unteroffizier befördert wurde, während fein früherer Herr, der Hotelbesitzer, zur Abwechslung einmal erfahren konnte, wie der Gehor-sam unter seinem bisherigen Untergebenen mundet. In jenen Tagen langte der anglikanische- Bischof H. B. Bousfield zu Pretoria an, der sich mutig durch das im Kriegszustand befindliche Land durchgeschlagen, und der nun seinen ständigen Aufenthalt" zu Pretoria nahm. Hier wartete man auf britisch gesinnter Seite auf einen Truppenentsatz von Lydenburg und Middelburg, als am Abend des 20. Dezember 1880 die Nachricht eintraf, daß die Briten von den Buren in einem Treffen bei Bronkhorst-spruit geschlagen worden seien und die Hälfte ihrer Leute eingebüßt hätten. Am folgenden Tage wurde vom britischen Kommandanten Bellair der Kriegszustand über Pretoria erklärt. Daraufhin hatten alle gesunden männlichen Personen von 16 bis 60 Jahren militärische Dienste zu leisten. Ferner wurde beschlossen, den größeren Teil des Städtchens zu räumen und die Bevölkerung in zwei „Lagern" zu sammeln. Um den Umzug zu bewerkstelligen, hatte jedermann tätige Hilfe zu leisten. Die Lebensrnittel wurden beschlagnahmt, und Brot und Fleisch wurde in täglichen Rationen verabfolgt. Scharmützel mit den belagernden Buren blieben nicht aus. Im Gefecht zu Zwartkoppies (östlich von Pretoria) wurde der Befehlshaber der Buren schwer verwundet, zwei seiner Leute fielen und siebzehn Buren wurden gefangen genommen, während die Garnison von Pretoria fünf Tote und eine Anzahl Verwundeter zählte. Am 16. Januar 1881 kam es zu einem kleineren Treffen am Elanes-Grat. Dann trat ein längerer Stillstand in den Kampfhandlungen ein. Während dieser Zeit eröffneten die beiden Banken ihre Tätigkeit wieder in vorläufigen Räumen. Einem der Bankleiter teilte eines Tages ein Geschäftsfreund mit, er denke an die Eröffnung einer weiteren Bank. „Und wie gedenken Sie anzufangen?" fragte der Geldmann. „Ach", meinte der Andere mit schelmischem Augenzwinkern, „ich dächte, für den Anfang genüge eine gute Brechstange." Das letzte Gefecht beim Roten Haufe war das gefährlichste. In demselben wurde Oberst Gildea verwundet, und die Garnisonstruppe mußte sich zurückziehen. Während des Rückzuges erlitt sie die größten Verluste. Auch ein Hauptmann und ein Stabsfeldwebel fielen, während die Sanitätstruppe mit ihren Verwundeten in Gefangenschaft geriet. Inzwischen war der britische General Sir Evelyn Wood mit großen Verstärkungen von England in Natal angekommen. Er bereitete sich eben zum Angriff vor, als durch Vermittlung des Präsidenten Brand vom Oranje-Freistaat ein Waffenstillstand zustande kam, dem Friedensverhandlungen folgten. Am 3. August 1881 wurde die „Pretoria-Konvention" unterzeichnet, die einem Teile der früheren Republik eine gewisse Selbstständigkeit zurückgab. Das Swaziland im Osten und die Wohnsitze der Betschuanen und Korana im Westen wurden abgetrennt vom Transvaal und als britische Schutzgebiete erklärt. Der Rest der früheren Republik sollte unter der Oberherrschaft der britischen Krone verbleiben, die sich die Ileberwachung der auswärtigen Beziehungen und der Gesetzgebung bezüglich der Bantustämme vorbehielt. Nur mit größtem Widerwillen unterzeichnete der Volksrat der Buren das Schriftstück. Paul Krüger wurde kurz darauf zum Präsidenten des neuen Lehensstaates erwählt. Unter den obwaltenden Umständen konnte sich das Land nicht entwickeln, was auch von vernünftigen Leuten in England eingesehen wurde. Als daher im Oktober 1883 eine Abordnung, bestehend aus Krüger, Dutoit und 6mit, nach England ging, konnte sie erreichen, daß die frühere Unabhängigkeit der alten Republik neu gewährt wurde, mit dem Vorbehalt jedoch, daß Verträge mit auswärtigen Staaten der Anerkennung der britischen Krone bedürften. Im Jahre 1881 brannte die kalvini-sche Kirche ab und wurde durch einen Neubau an der gleichen Stelle, ersetzt. Der erste Burenkrieg war vorüber, und Pretoria litt an den Folgen desselben. In seinen Straßen wuchs Gras. Die Geschäftsleute standen vor dem Zusammenbruch, da ihre Kunden, die Farmer, ihre Rechnungen nicht bezahlen konnten. Die Banken waren erschöpft, weil ihr Goldvorrat ausgeliehen war, ohne daß Geld zurückfloß. Die Buren weigerten sich, Steuern zu zahlen, und die Regierungsangestellten erhielten ihre Gehälter nicht ausbezahlt. Im Jahre 1885 war die Armut zu Pretoria aufs höchste gestiegen und die meisten Bewohner fristeten ihr Leben allein mit Maisbrei.Die Entdeckung von Gold am Witwatersrand im folgenden Jahre brachte einen erwünschten Um- Der erste einheimische Priester non Shire in Ostafrika. Im September letzten Jahres weihte der Apostolische Bikar von Shire (südlich vom Nyassa-See) in der Kathedrale von Limbe die zwei ersten einheimischen Priester aus diesem Teil Ostafrikas. Wir sehen den Neupriester Makoyo, der seiner alten Mutter den Primizsegen erteilt. (Fides-Foto.) schwung der Verhältnisse. Der Beginn der Goldausbeutung belebte auch das Geschästsleben von Pretoria, wo es wegen des Andranges neuer Einwohner kaum möglich war, Unterkunft zu finden. Als 1886 die erste Kunde von Goldfunden am Witwatersrand nach Pretoria drang, verhielten die dortigen Bewohner sich ziemlich gleichgültig. Die Mehrzahl der Buren betrachteten Goldgräberei als eine Art Tollheit. Erst als einer der Iohannesburger Goldgräber eine Wagenladung von goldhaltigem Erze nach Pretoria brachte und es vor den Augen aller auswusch, wurden die Pretorianer trtne, daß sich große Dinge in ihrer Nähe vorbereiteten. Alsdann spannten sie ein und fuhren zum Dorado am Witwatersrand, um auch Anteil zu haben am goldigen Gewinn. .Vont Ertrag derIohannesburger Goldminen schöpfte die Hauptstadt tatsächlich einen guten Teil als „Rahm" ab. Mußten doch die Goldgräber bedeutende Abgaben leisten, bevor sie noch selbst ihre Taschen gefüllt. Eine Welle des Wohlstandes ging über die Hauptstadt, die sich äußerlich in verschwenderischer Ausstattung der öffentlichen Bauten kundtat. 1889 wurde mit dem Bau des Bahnhofs begonnen, 1893 wurde die Bahnlinie zwischen Pretoria und Johannesburg eröffnet und 1895 diejenige zwischen Pretoria und der portugiesischen Delagoabucht am Indischen Ozean. Dann kam der zweite Burenkrieg. (Schluß folgt.) Wer ist frömmer? Der heilige Makarius, einer der ersten christlichen Einsiedler, führte in der ägyptischen Wüste ein äußerst strenges Leben. AIs er nun einmal betete, geriet er in Entzückung und eine Stimme vom Himmel erscholl in seinem Innersten: „In der großen Stadt Alexandria leben zwei fromme Seelen, die es in der christlichen Vollkommenheit viel weiter gebracht haben als du." Makarius machte sich sogleich auf, nahm seinen Stab, wanderte aus der Wüste in die weit entfernte Stadt und kam zu dem ihn bezeichneten Hause. In diesem Haufe wohnten zwei Familien. Die beiden Hausmütter begrüßten den ehrwürdigen Greis freundlich und nahmen ihn mit Freuden auf. Makarius sagte ihnen, welche weite Reise er zufolge einer himmlischen Weisung zu ihnen unternommen habe. „Und nun", sprach er, „sagt mir, auf welche Weise ihr Gott dienet und welcher besondern guten Werke ihr euch befleißigt!" Die beiden Hausmütter waren höchst erstaunt. „Wir wissen von keinen besonderen Tugendwerken", sagten sie; „wir haben niemals solche strenge Uebungen vorgenommen, dergleichen man von euch heiligen Einsiedlern in der Wüste erzählt. Wir leben in der Ehe; unsere Ehemänner sind Brüder und arbeiten in der Stadt im Taglohne, um Brot in das Haus zu schaffen; wir Weiber aber besorgen die täglichen Hausgeschäfte." Rach vielem Forschen erfuhr Makarius, daß sie bereits fünfzehn Jahre in diesem Hause wohnten, ihre Geschäfte im Gedanken an Gott willig vollbrachten und ihre Kinder in der Furcht Gottes zu erziehen suchten; daß sie im Glauben an Christus sich täglich bemühten, was sie von feiner Lehre wußten, zu vollbringen und seinem Beispiele nachzufolgen, und daß sie immer beteten, Gottes heiliger Geist wolle ihnen dazu Kraft verleihen; daß sie seit diesen fünfzehn Jahren nie miteinander gezankt, nie eine der anderen oder ihren Männern ein unfreundliches Wort gegeben, sondern daß alle beständig in Eintracht und Frieden gelebt haben. Auch hatten sie miteinander einen Bund gemacht und es Gott gelobt, nie von eiteln unnützen Dingen und noch weniger llebles von dem Nebenmenschen zu reden. „Nun", rief Makarius, „erkenne ich in Wahrheit, man kann in der Welt Gott so gut, ja besser dienen als in der Zelle! Gott, der allem Leben und Odem gibt, sieht nur auf das Herz. Wer immer ihn fürchtet und recht tut, ist ihm angenehm." PsiK. Weihe an das Göttliche Herz Jesu in Miyazaki. Nach der feierlichen Weihe ires Hauses und der Familie an das Göttliche Herz Jesu bietet die Herrin des Hauses nach dem feinen japanischen Zeremoniell den Missionaren eine kleine Erfrischung. «FideL-Foto ) Äuserwählt. Sin religiöser 25auernroman von Aerthold It). Mllthalm. (s. Soige.) „Und a guter christlicher Mann war er aa." „Dann wird 's Sterben leicht werden." Sie traten in die Sterbestube ein. Es war alles für die letzte Reise vorbereitet: Auf einem weißgedeckten Tischchen stand das holz-geschnitzte Kreuz. Zwei kleine Lichter flackerten neben ihm. Und der heilige Valentin, der Schutzpatron von Bärnmoos, sah auf den sterbenden Bauern herab. Die Fenster waren dicht verhangen. Eine dumpfe Luft erfüllte den kleinen Raum. Lebend darin schienen nur die Fliegen, die hin und her summten. Vor dem Bette knieten die Töchter des Bauern. In einem Winkel standen ein Klageweib und die Totenfrau. Sie warteten bereits, bis ihr Amt sie rief. Leises Betgemurmel empfing den Priester. Der tastete sich langsam in die Weihe des Raumes, hauchte seinen Gruß so leise,, als wollte er einen gütigen Tod nicht verscheuchen. Die Frauen sahen mit verweinten Augen zu ihm auf. Dann schlichen sie mit gesenkten Köpfen und gefalteten Händen lautlos aus dem Zimmer. Rur die Vorderwöllin blieb. Franz, der Junge, trat an das Sterbelager heran. Der alte Bauer lag darin in stummer Hingabe. Er war in weißes Linnen gehüllt. Seinen Blick hielt er unentwegt nach oben gerichtet. Aus seinen müden Augen und aus dem arbeitsdurchfurchten, wachsgelben Antlitz sprach das letzte, hoheitsvolle Bewußtsein des Bauern und das kindesreine Hoffen nach der Ewigkeit. Franz weitete feine Augen. Er erkannte dies wundervolle Bild eines sterbenden Bauern, der keine Schuld hinterließ. Und damit wußte seine bäuerliche Seele, daß jedes Wort, das er nun sagen sollte, ein gewaltsamer Bruch in die tiefe Weihe dieser Stunde wäre. So schlug er stumm den Segen über den Bauern und kniete an seiner Liegestatt nieder. Und er erhob feine Priesterseele zu einem inbrünstigen Gebet an den Allmächtigen für diesen braven Mann. Mitten in diesem Beten wandte der Bauer langsam seinen Kopf dem Jungen zu. Die verglimmenden Lichter zweier undurchdringlicher Augen suchten im Antlitz des Priesters und von den blaffen Lippen klang ein ferner Hauch an Franzens Ohr: „Jetzt werd's gring." Da legte der Priester die eine Hand auf das vertönende Herz des Bauern und die andre auf seine Stirne. Er flüsterte ihm zu: „Ganz leicht werd's dir jetzt, Vorder-wöllner! Engerl kommen nnb führen di hoam, grad singa tean s', weil der Bauer von Vorderwölln kommt." „Moanst?" hauchte es zurück. „Grad gring is im Herzen." „Schwaar gnua war's in dein Leben. Jetzt werft as schöner kriegn. Der heilige Valentin hat bet für di und wart schoo, daß er di einiführn kann in Himmi. Da werdn si alle freun und infer liaber Herr Jesu werd sagn: ,Da schaugts her, da kimmt a braver Mann.'" Im Brechen des Auges traf den Kohler- Sohn, den Priester, das herrliche Licht des inwendigen Friedens. Die alte, stolze Brust hob der Bauer noch einmal auf. Er verhauchte seinen letzten Atem. Und in dem Raum verklang sein letztes Wort: »Gring..." Der alte Kopf fiel zur Seite. Die Lippen blieben in einem seligen Lächeln offen. Der Priester strich dem toten Bauern über die Stirne und drückte ihm dabei die Augen zu. Dann betete er für den Entschlafenen. Die Kinder und Ehhalten von Vorder-wölln kamen leise herein. Eine seltsame Weihe umfing sie und zwang sie gleich in die Knie. Die Lichter flackerten leise und der heilige Valentin sah gütig auf seine Kinder. Und Frieden fühlten alle Herzen, die mit diesem Priester, mit ihrem Kooprater, beteten. Langsam erhob er sich und trat an die Bäuerin heran: „Borderwöllin, er ist im Herrn entschlafen." „Gring, hat er gsagt", schluchzte die Alte leise auf. „Gring. Und unter Eahnere gweihten Händ is er gstorbn." Sie sah den Jungen groß an und wiederholte andächtig: „Eahnere Händ, Hochwürden, die habn an Segen!" IV. D i e E r d e. Franz trieb es heim. Jetzt alleine sein, jetzt einsam sein! schrie es in ihm auf. In seinem Kooperator-Zimmer warf er sich in einen Stuhl. In Mantel und Hut. Und begann in sich zu suchen: Was war diese plötzliche Kraft? Woher kam sie? Ich wollte nichts. Was zwang mich, die Hände aufzulegen? Angst beschlich ihn. Sein Blut schlug heiß in den Adern. Seine Hände und Füße zitterten. Gedanken der Furcht vor sich selbst verjagten ein frohes Aufjubeln der Seele. Bis er sich besann und in Demut sein Haupt senkte: „Herr, du mußt es wissen. Und ich will dir dienen." * Langsam schlich das Gerücht von dem seligen Tod des Vorderwöllners vom Berg in das Dorf hinab. Die Frauen raunten es sich in die Ohren und brachten es heim zu den Männern. Ganz leise und scheu sprach man von dem stillen Wunder. Schüchtern ging die Sage von ihm. Aber sie traf die Herzen der Bauern. Und es bedurfte keines lauten Wortes. Einer wußte vom andern, was er dachte: „Ja, der Kooprater, der Kohler-Sohn, dös habn ma schoo kennt. Der is eppas Bson-ders." * Und Franz wäre so gerne in ihrer Mitte geblieben. Irdisch, als Mensch unter Menschen. Aber er sah ihre Scheu, ihr zauderndes Zurückweichen, wenn er in ihre Nähe kam. Er fühlte mit ihnen, in ihm pulsierte ihr Blut. Aber dies wollten die Bauern nicht mehr gelten lassen. Sein Blut ward geweiht, das ihre blieb erdig. Drum wurden sie klein vor ihm. Denn sie wollten zu ihm aufblicken. Doch Franz versuchte immer wieder, in ihre Mitte zu dringen, ihren Herzschlag zu hören, den Hauch ihrer Seele mitzuatmen. Er wollte als Mensch nicht mehr gelten als sie. Und mußte erkennen, daß sie ein Mehr von ihm forderten. Er kam oft in ihren Kreis, öfter, als es der Brauch war. Auf der Straße gesellte er sich zu ihnen: Sie zogen die Hüte und verstummten in scheuer Ehrfurcht. In die Wirtsstube kam er, setzte sich an ihren Tisch, um sein Glas Bier mit ihnen zu trinken, seine Pfeife mit ihnen zu rauchen. Sie rückten demütig an beiden Seiten von ihm ab, daß er wie eine Insel unter ihnen saß. Ihre Augen senkten sich und ihre Hände spielten verlegen mit Brotkrümchen oder Zündhölzchen, die auf den Tischen lagen. Die Hüte nahmen sie vom Kopf und legten sie bedächtig vor sich hin. Das Gespräch stockte. Sie warteten bescheiden, bis er begann. Und dann hatte ihre Sprache einen anderen Tonfall, eine andre Satzbildung. Ja selbst ihren wundervollen Dialekt, diese Ursprache der Berge, verschnörkelten sie. Ihre Worte wurden mißtönig. Erst nach Stunden des Beisammenseins wurden sie freier. Sie sprachen gar manches mit ihm. Aber sie sprachen nicht als „Bauern" mit ihm. Sie sprachen zu einem Höheren. Und des Kohler-Scchns bäuerliches Blut bäumte sich dagegen auf. Aber er durfte und konnte es nicht sagen. So trug er sein erstes Leid still in sich: Er fühlte sich inmitten seiner Heimat und ihrer Menschen vereinsamt. Monatelang speicherte sich der Gram in ihm auf, bis er ihm das Herz sprengte. Er Prozession im Land der aufgehenden Sonne. (E?ibes=5oto.) Wir haben eine Eucharistische Prozession in «der Umgebung der Kathedrale von Seguchi in Tokyo vor uns. Im Vordergrund sieht man eine große, wohl aus Blumen verfertigte Taube, im Hintergrund einen der Sakramentsaltäre. Leider gehen in Japan die Bekehrungen zum Katholizismus nur langsam voran. Im Jahre 1936/37 hat sich die Katholikenzahl um 2791 erhöht. gedachte Birnbachers Rat und klagte ihm an einem stillen Sommerabend: „Vom Bärnmooserberg bin ich gekommen. Ueber dreihundert Jahre sitzen die Eisen-bichler auf dem Kohlerhof. Und nun bin ich ihr Priester und ein Fremder geworden." Birnbacher lehnte mollig in seinem Lauscher. Sein Abendtrunk stand neben ihm auf dem Tische und seine Pfeife qualmte. Er hatte Frieden mit sich. Franzens Klage riß in seine Behaglichkeit nicht ein. Er wandte langsam seinen Kopf dem Kooperator zu. Und sprach in gemütlichem Tone: „Kenn das, mein lieber Kooperator. Hab's auch mitgemacht. Zugenäht sind die Bauern mit dreifacher Naht. Und kannst net durch. Manchmal meinst, jetzt hast einen richtig erkannt und jetzt muß er's so und so machen. Nein, grad umgkehrt macht ers, der Bauernschädel. Und, das ist das Beste dran, recht hat er ghabt. Ja, die Bauern!" Er winkte mit seinen Händen ab, und das bedeutete: Da kenne sich aus, wer mag. Unter eifrigem Schmauchen erzählt er dann: „Ach, ich könnt von manch einem Stückl erzählen, wie ich mich geplagt hab, denen ihr Gemüt auszuschließen: Nix war's, gar nix! Ich bin heut so dumm wie früher. Und schau ich in ein paar Bauernaugen nein, immer noch ist's eine fremde Welt. Und sind mein Vater und Großvater und alle zuvor auch Bauern gewesen. Wie bei Ihnen. Ich weiß auch net, wo das herkommt: Wie man ein paar Jahr von Haus und Hof weg ist oder gar studiert, ist's aus mit dem eigentlichen Bauerntum. Und es steckt doch in einem. Faßt danach, so greifst daneben. Weiß schon, ’s ist oft zum Verzweifeln. Aber 's Kopfhängenlassen hilft auch nix und das lange Sinnieren ist noch schlechter. Auch Sie werden den Bauer und den Priester net unter einen Hut stecken können. Sie schon gar net, mein lieber Kooperator. Sie aus bsouderen Gründen net. So weit bin ich schon mit Ihnen, daß ich mich bei Ihnen auskenn. Gell, mein lieber Kooperator." Er blickte ernst zu dem Jungen auf und sagte leise: „Berufen sein, heißt opfern können. Und ein Segen vom Himmel fordert eine ganze Hingabe." Franz senkte leicht den Kopf. Er schloß die Augen. Er schämte sich, daß er um Beistand gebettelt hat. „Ich weiß", hauchte er. „Wissen £’", erfrischte ihn Birnbacher, „Bauer und Erde, die zwei sind das Nämliche. Und die Erde zieht und lockt einen jeden von uns einmal an. Sie singt uns ein besonderes Lied vor, tagein, nachtaus. Der Bauer darf und muß ihre Gebote erfüllen. Er hat seine Bäuerin, sein Haus und seinen Hof. Und lebt von der Fruchtbarkeit. Unb um das Ganze webt sich ein Wesen, das ist so heimlich und undurchdringbar, daß noch keiner den letzten Sinn des Bauerntums ergründet hat. Sehen Sie, das fehlt uns alles. Drum muß die Erde in uns schweigen, bis", er lächelte fein, „na, bis man halt seine grauen Haare hat. Dann wird man von -Jahr zu Jahr hellhöriger. Bis mit einem« mal die Lieder der Erde wie feine, geistige Choräle uns umtönen. Damit fängt 's Sterben an und 's Spiel ist gwonnen." Franz atmete schwer auf: „Sie sehen tiefer, Herr Pfarrer, und sind stärker wie ich." „Nein, nein", rief Birnbacher, „ich hab's nur leichter ghabt wie Sie. Ich war halt ein Koopraterl und jetzt bin ich ein Dorfpfarrer in dem Bergwinkel. Hab meine Pflichten mitbekommen und hab sie, so gut es ging, erfüllt. Auf Sie wartet etwas anderes, mein Lieber. Ich fpür's, daß unsre Bauern recht haben, wenn sie sagen: ,Unser Kooprater, der ist was Bsonders.'" „Nein", bebte Franz, „ich bin nichts Bsonders." Und nach einem kurzen, drückenden Schweigen rief er mit fast weinender Stimme auf: „Was soll ich denn Bsonders fein?" „Net ereifern, Kooperator!" ermahnte Birnbacher gütig. „Hingeben dem, was man mitkriegt hat in die Welt. Sie haben es beim Vorderwöllner auch getan. Und ich weiß, ich weiß: 's wird noch mehr kommen." „Ich wußt nicht, wie's kam", stöhnte Franz auf. „Weil's etwas Heimliches ist", schloß Birnbacher. „Ganz etwas Stilles. Und von stillen Geheimnissen soll man gar net reden." Sie schwiegen und sahen in stummer Ergriffenheit vor sich hin. Birnbacher war die Pfeife erloschen. Er ließ sie an sich herabsinken und schlug die Hände zu einem stillen Gebet zusammen. Sein Flehen galt dem Kooperator. In dem türmten sich zwei Welten zu einem großen Kampfe auf. Es rang die Erde in ihm -mit dem Himmel. Und dies war fein Schicksal. Die Erde zog ihn zu sich. Und der Himmel rief ihn. Er trat leise an das offene Fenster. Fliehende, dunkle Wolken segelten unter dem Nachthimmel dahin. Da und dort schimmerte ein Stern aus der Unendlichkeit. Das stille Bärnmoos schlief. Dunkle Riesen betreuten ringsum das Dorf. Ihre Felsenhäupter erhoben sie.steil zum Firmament. Und um ihre Scheitel schwammen die Nebel wie filzige Hüte einher. Fernab rauschte der Staubfall und die schwarze Ache. Ihre Wasser brausten über Felsen und Geröll dahin. Und ihre ewige Kraft zerklüftete die Berge. Ihre Melodie störte den heimlichen Frieden nicht. Ihr herber Ton verschmolz sich mit dem Klang, der die Menschen zu ihrer Erde ruft. Das Herz des Kooperators lauschte nach den dumpfen Tönen. Sein Blut rief nach seiner Erde. Aber die Seele leuchtete auf an der Kraft, die ihr der. Himmel verlieh. Und zwischen diesen beiden Gewalten stürmte das Leid in diesem jungen Priester: Wie werde ich's ertragen? Er wandte sich ab und schlich mit dem Gruß davon: „Gute Nacht!" „Eine gute, friedliche Nacht, mein Lieber!" wünschte Birnbacher leise. V. DerSturzbach. Ein heißer, trockener Sommer kam. Die harten Strahlen der Sonne brannten auf die Felsen, daß die Luft wie flimmerndes Glas über dem erhitzten Gestein spiegelte. Die Erde war ausgedörrt und hielt ihre Poren gierig nach segnendem Naß geöffnet. Die aufgespeicherte Wärme zerriß die gelbfahlen, vertrockneten Schollen. Das Almvieh flüchtete vor der Hitze in das schattige Niederholz. Dort scheuerte es seine derben Rücken an den Stämmen, um sich von den blutsaugenden Insekten zu befreien. Oder es scharrte die Erde auf, bis es auf kühlen Grund kam. Darin streckte es sich faul aus. Doch die Bauern arbeiteten auf gemähten Wiesen. Sie beeilten sich, das dürrraschelnde Grummet unter Dach und Fach zu bringen. Die Arbeit war hart. Der Schweiß troff ihnen von Stirne und Brust, die Arme sanken ermattet, aber ihr eiserner Wille hielt sie aufrecht. Sonderlich an den engen Stellen des Achener Tales, wo die nahen Felsen die Sonnenstrahlen brennend heiß zurückwarfen, trieben die Bauern Knechte und Tiere zu hastiger Arbeit an. (Fortsetzung folgt.) NEUE BÜCHER Verlag Laumann, Dülmen (Westfalen). Die Che als geweihtes Leben. Don Norbert Rocholl. 2. vermehrte u. verbesserte Auflage. 8°. 176 Seiten. Kartoniert RM. 2.25, Leinwand RM. 2.90. Dülmen 1939. Sein ausgezeichnetes Buch „Die Ehe als geweihtes Leben" legt Norbert Rocholl in 2. Auslage vor. Es geht ihm darum, das übernatürliche Geheimnis der christlichen Ehe herauszuarbeiten und zu zeigen, wie dieses Geheimnis auf der menschlichen Natur aufbaut und wie dieselbe in wahrhaft göttlicher Weise verklärt und vollendet wird. Ein tiefschürfendes und aufschlußreiches Werk, das den Leser zu ernster Auseinandersetzung nötigt, ihn aber auch befriedigt durch die klare und lichtvolle Darstellung und ihn belohnt durch eine Fülle wertvoller Erkenntnisse, die unserem heutigen biologischen Wissen ustd sittlichen Empfinden gerecht werden. Die Fülle und Bedeutung der behandelten Fragen läßt gut ein Blick in das Inhaltsverzeichnis erkennen: Me Gottverlaffen-heit der modernen Ehe — Der Abgrund Gottes im Menschen — Das gottgeschaffene Wesen der Ehe — I. Die Gottebenbildlichkeit und die Ebenbürtigkeit von Mann und Frau — II. Wesen und göttliche Einsetzung der Ehe. Ihre Einheit und Unauflöslichkeit — III. Die heilige Schöpfergemeinschaft der Ehe. Das Kind — IV. Die Ehe als Quelle alles natürlichen Lebens — V. Die eheliche Liebe als subjektives Prinzip der Einheit — VI. Die eheliche Liebe als Ursprung aller menschlichen Liebe — VII. Die Ehe als Ebenbild der heiligsten Dreifaltigkeit — VIII. Die Ehe im Paradiese und in der gefallenen Natur — Das Mysterium der christlichen Ehe — I. Teilnahme an der Ehe Christi mit der Kirche — II. Mitwirkung bei der Ausbreitung des Gottesreiches — III. Teilnahme am Priestertum Christi ■— IV. Die Ehe als bleibendes Sakrament — V. Die Caritas als subjektiver Grund der christlichen Ehe — VI. Einsenkung in das Leben der göttlichen Dreieinigkeit — Ideal und Wirklichkeit. Verlag der Schulbrüöer Kirn ach = VÜlingen (Bähen). Maria aller Gnaden Mittlerin? Bon Albert A i I i n g e r S. J. 32 Seiten. — Broschiert 25 Pfg. 1939. Mit beredten Worten tritt der Verfasser in der kleinen Broschüre für die allgemeine Gnadenvermittlung Marias ein. Der Umstand, daß heute wohl die Mehrzahl der Theologen diese universale Vermittlung durch die besondere Fürbitte der Muttergottes annimmt, verleiht der Schrift erhöhtes Gewicht. Zu Ehr' und Ruhm der allerscligsten Jungfrau und zur Stärkung des Vertrauens bei ihren Kindern geschrieben. Triumpl) des Kreuzes. Von P. Bonaventura Krotz 0. Pr. Herausgegeben von Carl Maier. 104 Seiten. Kart. RM. 2.—, gebunden RM. 2.70. 1939. P. Bonaventura Krotz 0. Pr., ein berühmter Prediger und Studentenseelsorger in Ber- lin, wo er am 14. Mai 1914 starb, hielt in Köln gegen Ende seines Lebens diese Predigten über die Verehrung des heiligen Kreuzes. In ihnen offenbart sich das Wissen des begnadeten Predigers um das Leid im Menschenleben, sein Wissen um die Tragik derer, welche vom Leid verschlungen und aufgerieben werden. Es enthüllt sich aber auch sein sieghafter Glaube an das heilige Kreuz, aus dem er Trost und Kraft für sich und seine Zuhörer zu schöpfen wußte. Als zeitgeschichtliches Dokument und als das Bekenntnis einer christusliebenden Seele, die unzählige Menschen durch ihr gewaltiges Wort und die unermüdliche Liebestat wieder aufgerichtet hat, dürften diese Predigten auch heute noch Beachtung finden. Inhalt: Ueber das heilige Kreuz: I. Vom verlorenen Paradies — II. Vom Leid im Menschenleben — III. Vom Triumph des Kreuzes. — Der Kreuzzug des 20. Jahrhunderts: I. Der Ruf zur Kreuzfahrt — II. Die Musterung zum Kreuzzug — III. Die Ausrüstung des Kreuzfahrers. Äntomue=Verlag, Breslau 26. Bleibet hier und wachet mit mir. Liturgische Texte für die Heilige Stunde. Herausgegeben von Lic. Dr. P. Ambros Styr a 0. F.M. 48 Seiten. Kl. 8°, kart. 26 Pfg. 1939. Es erscheint hier das erste Heft einer neuen Sammlung von Gebetstexten, die der Pftege und Ausgestaltung der Heiligen Stunde dienen wollen. Dieses Heft enthält die Matutin des Gründonnerstags, die in engem Anschluß an das Brevier gestaltet wurde. Ob es wirklich notwendig war, zu den schon vorhandenen noch eine neue 'Psalmenübersetzung anzufertigen? Für seinen Zweck paßt das Büchlein gut. Verlag J. Steinbrener, Winterberg ßöhmermalö (Bayerische Ostmark). Die Geheimnisse der Liturgie. Liturgische Bilder zur Zeit- und Lebensweihe. Von Viktoria Luise Malför. Mit einer Einbegleitung von P. Notker D ndli 0. S. B. Bilder von A. Malför. Große Ausgabe, 40 Seiten Text und 12 farbige Tafeln, in Lein-wanÄmappe RM. 10.—. Kleine Ausgabe, in Seinen getih. RM. 3.50. Winterberg 1938. Die Verfasserin hatte Gelegenheit, in einer .Mädchengruppe der Katholischen Aktion von Gries-Bozen eine kurze Einführung in die Liturgie zu geben. Thema: Zeit- und Lebensweihe durch die Liturgie. Zum besseren Verständnis entwarf sie einfache Skizzen, die den Inhalt der Worte erläutern sollten. Die Skizzen fanden Anklang, wurden vervollständigt, mit einer erklärenden Beschreibung versehen und in einer großen und einer kleinen Ausgabe der Oeffentlichkeit übergeben. Der Freund der Liturgie schöpft aus der Arbeit viel Freude und manche Anregung. Me Bilder find sehr sorgfältig gearbeitet, sind klar in der Komposition und lassen besonders die zentrale Stellung der Eucharistie deutlich hervortreten. Ausgezeichnet ist die Darstellung des Kirchenjahres und der Sakramente. Der beigegebene Text ist mit Liebe und Begeisterung geschrieben. Zu bemerken wäre »och, daß man gewöhnlich nur sieben kanonische Horen zählt; Tonsur ist mit „Haarablegung" nicht gut wiedergegeben; endlich könnte der Satz, daß nämlich die Sakramentalien nur eine Erweiterung der Sakramente sind, mißverstanden werden. — Eine volkstümliche Einführung in die wichtigsten Fragen liturgischen Lebens. Die Verfasserin hat in ihren „Liturgischen Bildern" einen begrüßenswerten Beitrag zum Beten und Leben mit der Kirche gegeben. Verlag »Are eacra« Josef Müller, München. Der heilige Konrad von Parzham. Von Eugen Kardinal P a c e l l i, jetzt Pius XII. Autorisierte deutsche Wiedergabe von P. Marinus Mayer 0. M. C. Kl. 8°. 40 Seiten, Text zweifarbig mit zwei Bildern in Kupfertiefdruck. RM. 1.10. München 1937. Zwei Empfehlungen trägt dieses Büchlein bei sich. Einmal zeichnet es die Gestalt, erzählt das heilige Leben und Lieben des zu großer Volkstümlichkeit gelangten heiligen Laienbruders aus dem Kapuzinerovden; seine zweite Empfehlung besteht darin, daß es den ehemaligen Kardinalstaatssekretär und jetzigen Heiligen Vater Pius XII. zum erlauchten Verfasser hat. Möge das Büchlein das Vertrauen zum guten Bruder Konrad und die Liebe zum Heiligen Vater in recht vielen Herzen mehren! Des Menschen letzte Liebe. Von H. J. S t e u -art 8. J. 16°. 128 Seiten und 10 Tiefdruckbilder. In Leinen RM. 2.15. München 1939. Der Verfasser spricht vom Wachstum der christlichen Seele im inneren Leben, vom stufen-weiscn Fortschreiten im Erkennen und Bejahen des göttlichen Seins und Willens bis zur mystischen Vereinigung. Er führt uns bis an die Tore der Ewigkeit, bis an die letzten Geheimnisse, aber in einer Weise, daß wir hier unsere wahre Heimat entdecken. Er stellt das Bild des dreieinigen Gottes in seiner erschrek-kenden Größe und Erhabenheit und Unfaßbarkeit, aber auch im Wunder seiner Liebe vor uns hin, einer Liebe, die in uns das ewige Heimweh nach Gott aufbrechen läßt: „Die letzte Erklärung des Menschen ist: in der Erwartung zu Gott hin sein, da sein für die Einheit mit Gott." Ein Büchlein voll tiefer Gedanken, das uns an die ewigen Dinge, an die bleibenden Güter hinweist. Sieben-Schmerzen-Biichlein. Betrachtungen und Gebete. Don P. Odilo Alt m a nn O.F.M. Kl. 8°. 32 Seiten mit 7 Bildern von L. Feld-mann. 40 Pfennig. München 1939. Das kleine Heft eignet sich nicht bloß für die Karwoche, sondern für immer, namentlich für leiderfüllte Stunden, führt es doch in sieben gemütvollen Betrachtungen die Schmerzensmutter in ihrem herben Mutierleid der christlichen Seele vor. Die Bilder von Feldmann veranschaulichen dem Auge, was die Betrachtungen dem Herzen gesagt haben. ßuchhanölung Luönng Auer, Donauroörth. Im Lande des Herrn. Ein Ueberblick über heilige Stätten im irdischen Hcimatlande Jesu. Mit 74 Bildern und 4 Zeichnungen. Von Pfarrer Gust. Meinertz, Generalsekretär des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande. 8°. 96 Seiten. Broschiert RM. 1.20. 1939. Gin überaus interessantes und empfehlenswertes Büchlein. Wer ein wenig mehr über die heiligen Stätten und das Heilige Land wissen möchte, in dem unser Herr und Erlöser lebte, litt und starb, greife nach dem Büchlein. Die Bilder sind trotz des kleinen Formats sehr deutlich, der jedesmal beigefügte Text gibt eine gute Erklärung und stellt die Verbindung mit der Heiligen Schrift her. Der Preis ist in Anbetracht dessen, was geboten wird, als niedrig zu bezeichnen. Glaubst du das? Ein kurzer lleberblick über den Inhalt des katholischen Glaubens. Von J o s c f H u b e r, Pfarrer in Nesselwang. 8°. 182 Seiten. Gebunden RM. 2.80, broschiert RM. 2.40. Donauwörth 1939. In kleinen Abschnitten, die wieder gut eingeteilt sind, wird der Inhalt des katholischen Glaubens kurz und bündig dargelegt, aber ohne daß die Kürze auf Kosten der Klarheit und Genauigkeit erreicht worden wäre. Dazu kommt, daß die religiösen Wahrheiten mit der Kraft der heiligsten Ueberzeugung vorgetragen werden. Wir haben hier geradezu eine neue Art von Volkskatechismus vor uns, der nicht mit Frage und Antwort arbeitet, sondern in einer aufgelockerten, lebendigen Weise Gemüt, Willen und Verstand des Lesers erreichen und gewinnen will. Der Verfasser versteht es besonders gut, auf die Fragen und Schwierigkeiten des einfachen Volkes einzugehen. Als Seelsorger ist ihm stir die geistige Not der Menschen tiefes Verständnis eigen und er macht die oft so schwierigen Probleme dem Volke mundgerecht. Dabei ist die ganze Darstellung durchtränkt und durchleuchtet vom Wort der Heiligen Schrift. Für Ehristenlehre und Predigt, besonders aber für die besinnliche Lesung in einer ruhigen Stunde dürfte das Buch in weitesten Kreisen großen Nutzen stiften. Stephan Lintermann. Ärhfnnci I Um Anfragen zu ersparen geben wir bekannt, daß der Bezugspreis des „Stern /xlinimy ♦ j,er g^eger" Uon beit deutschen Abonnenten an das M i s s i o n s f e m i n a r St. Josef, Ellwangen (Jagst) Württemberg, Po st scheckamt München 2 6 2 6 6, zu zahlen ist. Bei Einzahlungen bitten wir um genaue Angabe des Absenders. Bei Wohnungsänderung teilen Sie uns bitte die alte und die neue Adresse mit. Wenn Ihre Adresse von uns nicht ganz richtig geschrieben sein sollte, bitten wir auch um Mitteilung zwecks Richtigstellung. Verwaltung des „Stern der Neger" Missionshaus Josefstal bei Ellwangen (Jagst) Württemberg.