Pränumeralious - Preise: Für Laibach: Vouzjahrig . . . S fl. JU Ir. Halbjährig . . . 4 „ 20 «iettelsährig. . . 2 i» .. Mona:kr«b . . . — „ 70 „ M i t der Post: Ganzjährig . . . 11 fl. — 'r. halbjährig . . . ,5 „ 50 „ Biniekzährig. . . 2 „ 75 „ Kür Zustellung inß HauS viertel-!S-rig 85» tr., mcnatlid) 9 fr. Einzelne Nummern 6 fr. Lailmcher Tagblatt. Anonime Mittheilungen werden nicht berücksichtigt; Manuskripte nicht zurückgesendet. ÄttmhHoti Babnhosgasse Nr. isz. ÄipeMtiou nnb 3nftraltn- ßtircnn -. S^ngreßplay Nr. 81 lBuchhaudluilz von 3. ».KleinmaVrLF. Bamberg), Inscrlionspreisc: Für die einspaltige Petitzeile 3 tt bei zweimaliger Einschaltung ä 5 ft dreimal 1 7 fr. JnsertionWempcl jedesmal 30 ft. Bei größeren Inseraten nnb öfter« Einschaltung entsprechender Rabatt, Nr. -m. Dienstag, 28. November 1871. — Morgen: Saturnmus, sr hrit Wifilirnilfh hrr timurl > Reichsgesctze herabwurdigen, strafrechtlich Vorgehen zu tz,GtgtN ocn .VlipilIUÜ) UCl SxlUljU. j können. Die Rede, womit Herr v. Lutz den Antrag 4. Jahrgang. Es ist viclcö anders geworden im neuen deutschen Reich. So hat z. B. unlängst der junge König von Baiern einem einfachen Schullehrer zu seinem fünfzigjährigen Dicnstjubiläum in einem allerhöchsten Handschreiben seine Anerkennung und seine Glückwünsche ausgesprochen. Man wird vergebens in den Annalen der Schulmeister nach einem ähnlichen Falle forschen. Aber cs hat dies auch seine besondere» Gründe. Der benannte Schulmeister ist der Vater des Herrn von Lutz, des Kultusministers des Königs, den dieser selbst nt« „geistvollen Staatsmann und trenbewährlc Stütze des Thrones" bezeichnet, „dem er die vollste Hochschätzung znwende." Daß der Herr v. Lutz des vollsten Vertrauens 'feines Königs und Herrn würdig, das hat er durch sein ebenso umsichtsvolles als energisches Vorgchcn gegen die wüthendsten Feinde der neuen Staatsordnung in Deutschland, die Klerikale» und Römlinge, vollauf bewiesen; er ist auf dem besten Wege, seinen König wieder zum Herrn im eigenen Hanse und dem unnatürlichen Zwitterzustande daselbst, dem Staate im Staate, den GarauS zu machen. Der Minister jener deutschen Macht, deren gut katholische und konservative Gesinnung auch nicht von ferne einem Zweifel unterliegt, hat cs unternommen, diejenige Politik, welche Bismarck den Sonderbündlern und Separatisten im Reiche gegenüber mit so glänzendem Erfolge durchgeführt, ouf_ kirchlichem Gebiete jenen Kirchenfürstcn und Geistlichen gegenüber, welche ihr heiliges Amt zur Schädigung des Staates frevelhaft mißbrauchen, in Anwendung zu bringen. Der bairische Minister v. Lutz Hat im deutschen Reichstage die Novclle znm Strafgesetze ein-gebracht, um gegen jene Geistlichen, welche die Kanzel zum Herde einer politischen Wühlerei gegen die der bairischen Regierung begründete, gestaltete sich zu einer wahren Filippika gegen die Ultramontanen und ist ein wahrhaftes parlamentarisches Ereigniß. Nie ist von einer Ministerbank ähnliches gehört worden. Die Bedeutung der Rede des bairischen Staatsmannes, soll diese nicht zu einer unverzeihlichen Fräse herabsinken, liegt aber darin, daß ihr unmittelbar die That folgen, daß das Gesetz in allen Gauen deö Reiches strenge durchgeführt werden muß, uud daß dieses der Fall sein wird, dafür bürgen Männer wie Bismarck und Lutz, die im Namen ihrer Moiv archen für dcn Gesetzentwurf eintreten. Vorüber sind also die Zeiten, wo sich die Kirche als erste Stütze des Staates.und der Throne ans-gcben konnte, wo man den Römlingen ihre Heuchlerischen Versicherungen, alles geschehe nur im wohlverstandenen konservativen Interesse, anss Wort glaubte. Zwei der konservativsten Regierungen sind endlich zur Einsicht gelangt, daß die einfache Pflicht der Sclbsterhallnüg ihnen gebiete, die Uebergrisfe des Klerus in ihre Schranken zurückzuweisen. „Die Frage ist in Baiern, me« soll Herr im Staate sein, — sagt Herl? v. Lutz — die Regierung oder die Kirche?" Kein Staatswesen hat Bestand, in welchem zwei Regierungen neben einander bestehen, noch viel .weniger dann, wenn die beiden Regierungen sich bekriegen, wenn die eine Regierung Dinge empfiehlt und dnrchznführen sucht, welche die andere Regierung als verwerflich bezeichnet. In einem solchen Staats-wesen muß nothwendig alle Autorität zu Grunde gehen. Die Achtung vor dem Gesetze wird verschwinden, das Ansehen der Verwaltung anshören, alle Grundlagen der öffentlichen Ordnung werden erschüttert. Besser keine Regierung in einem Lande als deren zwei! Wir in Oesterreich wissen ein Wort davon zu sprechen, welche^Gesahr einem Staatswesen droht, wo einerseits' die Grundsätze des Syllabns und der Enzyklika und die Autorität eines unfehlbaren Papstes, andererseits eine im Sinne eines modernen Knltnrstaates angelegte Verfassung zur Geltung kommen soll. Es ist nachgerade aller Welt klar geworden, daß nebst der rothen Umstnrzpartei der Staat keinen gefährlicheren Gegner besitzt als die schwarze Internationale, die in allen jenen Ländern, die sich nicht nach den Geboten Roms entrichten wollen, sich anschickt, das oberste zu unterst zu kehren. Wie lange wird cs noch währen, daß ihre unverschämte Behauptung, sic, die Verbündete aller Umsturzparteien, wirke nur der revolutionären Propaganda entgegen, in den sogenannten maßgebenden Kreisen bei »ns Glanbcn finden wird? Ist es ein Wunder, wenn aufgeklärte Regierungen, statt der Kirchcngcwalt noch ferner Schergen-und Bütteldienste gegen die Gewissensfreiheit zu thun, endlich im Drange der Selbsterhaltung zu Maßregeln der Nothwehr schreiten, die am Ende doch in nichts ändern zu bestehen haben, als daß der Grnndsatz der Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetze eine Wahrheit und die Geistlichkeit dem gemeinen Rechte unterstellt wird? Aber nicht nur für Baieru und Dentsclßand gilt die Klage deö Ministers, daß der Klerus seit mehreren Jahrzehnten förmlich umgestaltet worden ist. Auch wir tu Oesterreich müssen leider bekennen, der Klerns, wie wir ihn in unserer Jngend kannten, wie ihn die alten Fürstbischöfe erzogen hatten, ist ansgestorben. An seine Stelle ist ein Klerus getreten, der im wesentlichen Das Ebenbild des Iesuitismus ist. Die Erfahrungen, die man mit diesen Klerus gemacht hat, sind in der That höchst bedenklicher Natur. In unzähligen Reden von den Kanzeln, bei vielfachen Gelegenheiten geistlicher AmtSübnng erfolgen Angriffe auf die welt- Jeuiü'eton. Die Freiheit des menschlichen Willens. Lon I. C. F i s ch e r. Harmlos glossirt von R i ch a r d. K r o n e g g e r. (Schluß.) Also in dieser gewiß nicht sehr schwierig gewordenen Entdeckung, daß die ersten Ansiedler das günstiger gelegene Land in Besitz nehmen, sieht Herr Fischer ein schlagendes Beispiel für die Gebundenheit des Willens im großen geschichtlichen Leben. Diese Gebundenheit deö Willens finden wir viel prägnanter in dem guten deutschen Kcrnspruche charak-tcristrt: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!" -Freilich aber dürfte es schwerlich ein Filosos gewesen sein, der mit so wenigen natürlichen Worten den Nagel so ordentlich am Kopse getroffen. Als zwei der furchtbarsten Batterien zur Verteidigung seiner Position führt Herr Fischer folgende wichtige Erforschungen auf: „Es ist eine bekannte Sache, daß die Heiraten in einem festen und bestimmten Verhältnisse zu den Kornpreisen stehen, und in England hat, gleichwie in Belgien, die Erfahrung eines Jahrhunderts bewiesen, daß die Heiraten keineswegs von den persönlichen Gefühlen abhängcn, sondern sich einfach nach dem dnrchschnitt-lichen Verdienste der großen Masse deö Volkes richten." Herr Fischer, ich wette eine ganze Bibliothek gegen'Ihr Werk, daß die Heiraten gewiß auch zu vielen anderen, als den Kornpreisen in einem bestimmten Verhältnisse stehen; in Wnm z. B,, gegenwärtig wenigstens, zu den Wohnungspreisen. Und ein ganzes Jahrhundert hat man gebraucht, um zu erforsche», daß sich in England und Belgien die Heiraten nach dem Verdienste der großen Masse des Volkes richten !.? Erleuchteter Filosos! das hätte Ihnen jeder Schnlknabe anch gesagt, und nicht nur in England und Belgien. Es ist doch sattsam bekannt, daß die Menschheit nur zu einem sehr kleinen Theile ans erblichen Großgrundbesitzern, Millionären, Rentiers u. s. w. besteht, mithin können auch die Heiraten nicht überall von den persönlichen Gefühlen abhängen. Sie schreiben weiter: „In der Natur herrscht ein ausnahmsloses Gesetz, das Kausalgesetz, das Gesetz der Ursachen und Wirkungen." Diesen anerkannten Satz bekräftigen Sie nun, indem Sie darauf Hinweisen, „daß wir in dem weite» Reiche der Erscheinungen nie und nirgends auch nur eine finden, die wir nicht entweder sogleich auf ihre Grundursache zurückzuführen im Stande wären oder, wenn sic verborgen ist, dieselbe nicht mit Eifer zu entdecken wünschten und hofften. Es ist unser Forschungstrieb, der nur dann befriedigt ist, wenn er die Gesetzmäßigkeit der Erscheinungen erkennt, wenn er sieht, daß es in dein gegebenen Falle so und nicht anders werden konnte. Und nicht minder drängt es uns dazn, nach Grund und Ursache zu forschen, wenn uns menschliche Handlungen als Thatsachen entgegentreten. Müßten wir nicht an jedem Erfolge im Studium der Seelenknnde verzweifeln, wenn der Wille des Menschen die Freiheit besäße, erhaben über alle inneren und äußeren Einflüsse bald so, bald anders zu handeln?" Der letzte Fragesatz, Herr Fischer, ist bnvch und durch unrichtig. Das Studium der Seelenknnde wäre nicht nur sehr leicht, sondern sogar ganz überflüssig, wenn der Wille des Menschen jene unaussprechliche Machtvollkommenheit besäße, unter welcher allein Sie die „Freiheit des Willens" anerkennen wolle». Gerade die allerdings nur menschliche Freiheit des Willens und die dagegen liegenden inneren und äußeren Einflüsse und Verhältnisse des Lebens und der Welt machen ja dieses Studium schwierig. Ein Mensch, liche Regierung, die sich kaum recht bezeichnen lassen. Es handelt sich nicht etwa um Kritiken einzelner Gesetze und obrigkeitlicher Anordnungen, nein, die ganze Haltung der Negierung wird, wie nach einem Kommando ans Rom, verurtheilt, und nicht die Haltung der Regierung allein, sondern sämmtlicher Ge-setzgebungssakloren. Man macht der Gesetzgebung den Vorwurf, sie sei für ihren Berns gänz'ich unfähig, sie taumle nur hin und her zwischen den verschiedenartigste» Versuchen, schlage heute dies, morgen jenes vor, nicht im Interesse der Bevölkerung, sondern uur zu ihrem Schaden. Die Interessen des Volkes werden durch die neuen Gesetze und die Verwaltung aufs äußerste gefährde! erklärt und man weiß sich kaum in genügenden Schmähungen gegen den modernen Staat zu ergehen. Man bekämpft nicht mit Gründen einer sachlichen Kritik die Handlungen der gesetzgebenden Gewalt und der Verwaltung — nein, mit dem Vorwurfe, daß die Akte der Gesetzgebung und die Akte der Verwaltung mit der Religion, mit Gottes Gebot im Widerspruch stehen, und daß es eine Pflicht der Religion sei, denselben den Gehorsam zu verweigern. Alles Ansehen der weltlichen Regierung wird auf diese Weise vom Klerus untergraben. Es ist daher undenkbar, daß der Staat noch ferner der Kirche als Schemel diene zu ihrer Erhebung über Gesetz und Recht, vielmehr muß er ein System von Bollwerken aufrichte» gegen jeden feindlichen Angriff von dieser Seite, und ein Staat, der dieses versäumt, hat bereits abgedankt._______________________________' Politische Rundschau. Laibach, 28. November. Inland. Die „Wiener Ztg." begleitet diesmal den Minister- und Systemwechsel in Oesterreich nicht, wie herkömmlich, mit einem weitläufigen Programme, sondern beschränkt sich auf wenige Zeilen, womit man sich gerne einverstanden erklären kann, da Ministerprogramme in Oesterreich ohnehin nicht mehr sehr hoch im Kredit stehen und man statt derselben einmal nach Thate» verlangt. Die wenigen Sätze der „Wiener Zeitung" lauten: „Die Regierung, welche Se. Majestät in diesem schwierigen Augenblicke mit der Leitung der Staatsgeschäfte zu betrauen allergnädigst geruht hat, ist aus Männern gebildet, welche im parlamentarischen Leben wiederholt ihre politischen Ueberzeugungen durch Wort und That bekundet haben. Als Mätmcr von Ehre und G e s i n n u u g s t r e u e werden sie ihre Ueberzeugungen auch in der Stellung bewähren und zu betätigen wissen, zu welcher sie das Vertrauen Sr. Majestät berufen hat. Die Schritte der Negierung werden keinen Zweifel lassen an ihrem ernsten Willen und eifrigen Bestreben, den StaatSgrundgesetzen dessen Wille niemals aus dem schmalen Geleise seiner augenblicklichen Handlungen hinausstrebt, ist vielleicht kaum unter den australischen Wilden zu finden. Sie wollen mit ihrem großen Naturgesetze sagen, daß der Wille immer nur Wirkung (unfrei), niemals Ursache (frei oder selbstbestimmcnd) sei. Mein Freund, die wirkliche, wahrhaftige Ursache irgend einer Erscheinung ist in den meisten Fällen sehr schwer, ja sehr oft für den menschlichen Verstand gar nicht zu finden. Machen wir eine ganz kleine Probe. Z. B., Herr Fischer, Sie hätten Hunger. Verzeihen Sie mir, wenn ich einen so trivialen Zustand bei einem Filososen, wie Sie, annehme. ES sollen aber wirklich ähnliche Zustände schon mehrmals bei Dichtern, Schriftstellern und Filosofen vorgekommen fein, denn die Begriffsehe des Wortes „geistreich" kommt im praktischen Leben sehr selten vor; Geist und Reichthum leben meist getrennt von Tisch und Bett. Denken Sie nur an Shakespeare, Jean Paul und andere Geister der zweiten und dritten Potenz. (Den naheliegenden Vergleich mit mir selbst lasse ich hier ganz bei Seite.) Der französische Fabeldichter La Fontaine war so arm, daß er, während er seine Wahrheiten so schön und geschmackvoll kleidete, sich selbst nicht einmal ein aus allen Gebieten die ihnen gebührende Achtung zu sichern, die staatlichen Institutionen dem wahren Geiste der Verfassung gemäß fortzubilden, alle» Bolköstämme» den gleichen unparteiischen Schutz und die gleiche liebevolle Pflege zuzuwenden, die Verwaltung mit fester Hand zu führen und für die Hebung der materiellen Lage des Reiches und der volkswirth-schaftlichen Interessen wirksame Sorge zu tragen." Was uns an diesen kurzen Worten der neuen Regierung besonders gefällt, ist die Versicherung, daß die Autorität der Gesetze wiederhergestellt und jede Schmähung und Verunglimpfung der Verfassung streng geahndet werde» soll. Was wäre aber auch das für eine Regierung, die ein Aergeruiß »och länger dulden wollte, wie es sich in der Hohen-wart'schen Lügenaera eingelebt und wornach verfassungstreue Gesinnung fast gleichbedeutend mit Hochverrath behandelt wurde? Die Begleitworte, womit sich das Ministerium Auersperg einführt, enthalten aber auch die feierliche Erklärung, daß im Sinne des Gleichberechtigungsgesetzes der Dezember-Verfassung allen Volksstämmen gleicher Schutz und gleiche Pflege wird zugewendet werden. In welchem Sinne aber die Regierung die staatlichen Institutionen sortzubilden und unsere Versassungs-Zustäude vor der Wiederkehr einer Hohenwart'schen Vergewaltigung zu sichern gedenkt, darüber gibt uns das Programm keine Andeutungen und der künftige Reichsrath wird selbst dafür zu sorgen habe», wie er dieser dringendsten aller Ausgaben gerecht werde. Wenn es in dem kaiserlichen Handschreiben an den Fürsten Auersperg heißt, daß der Kaiser Vorschläge betreffs der Ernennung eines Ministers „an Stelle Grocholski's" erwarte, so scheint die Regierung entschlossen, die den Polen von Potocki und Hohenwart zugestandenen Konzessionen zu erhalten. Jetzt hängt cs von den weiteren Verhandlungen der Regierung mit den polnischen Führern ab, ob die angebahnte Verständigung zu Stande kommt. Von de» Pole» wird Graf Ludwig Wodzicki zum Minister für Galizien ka»didirt, eine Kandidatur, gegen welche die Regierung wohl nichts einzuwenden haben wird. Was den Obersten Horst betrifft, so ist seine Ernennung znm Leiter des Landesver-theidigungsministeriums nur mit der größten Ge-nngthuung zu begrüßen; wir hoffen, daß dieser tüchtige und fähige Offizier sich der arg verwahrlosten Institution mit Fleiß und Ernst annehmen werde. Herr Horst war bisher im Reichskriegsministerium Referent für Landesverteidigung, ist ,daher kein Neuling in diesem Fache. Der Minister ohne Portefeuille, Unger, wird dasselbe Ressort, wie seinerzeit Minister Perger, erhalten ; derselbe wird »eben der Entwertung und Begutachtung von Gesetzeövorlagen und Vertretung schlichtes Kleid anschaffen konnte; er, der in befl Werken seines Geistes, anch nur als Kaufmanns* waare betrachtet, seinem Vaterlande ein ewig fort« wucherndes Kapital hinterließ, er konnte von dieser reichen Anleihe kaum so viel erzinsen, um sein Leben zu fristen. Ich nehme also an, Sie hätten Hunger. Dieser für die Reichen angenehme, für die Armen unangenehme Zustand erzeugt bei Ihnen den Willen, zu essen. Hier ist der Wille allerdings augenscheinlich nur eine Wirkung; er entspringt aus Ihrem Hunger. Ist aber der Hunger nicht auch nur eine Wirkung? Er entspringt aus dem Umstande, weil Sie, Herr Fischer, (natürlich immer nur angenommenerweise) schon lange gefastet haben. Das war aber auch wieder nicht Ihr freier Wille, sondern nur die Wirkung des Verhältnisses, weil Ihnen der Verleger Ihres Buches „über den freien Willen" das in Aussicht gestellte Honorar nicht zahlte. Das geschah aber auch wieder nur deshalb, weil (angenommen !) das p. t. Publikum Ihr interessantes Buch nicht kaufen wollte. Und nun könnte man wieder nach der Ursache forschen, warum das Publikum Ihr Buch nicht lesen will. Sehen Sie, lieber Herr Fischer, ich könnte diese Jagd nach der Ursache, warum Sie jetzt essen wollen, bis in die derselben im Reichsrathe auch die Funktionen eines obersten Chefs der Preßleitung zu versehen haben. Anslaud. In derSamStag-Sitznng des beut» scheu Reichstages wurde bereits der Gesetzentwurf, betreffend die ftrafgerichtliche Verfolgung der Geist, liehen wegen AmtSmißbrauchs iu zweiter Lesung angenommen. Dieser Beschluß bezeichnet einen Sieg deutschen Geiste« über das Streben und Trachten vaterlandSlvser Jesuiten. Die Ultramontanen in Deutschland sind wülhend darüber, daß der Staat, der den Geistlichen Privilegien gegeben hat, sich nun gegen den Mißbrauch dieser Privilegien schützen will, und der Bischof von Pas sau hat Herrn v. Lutz erklärt, daß die schwarze Internationale nun die letzte Maske fallen lassen und ein offenes Bündniß mit den Rothen eingeheii wird. Sollte also über Berlin oder München eine Schreckenszeit kommen, wie sie in diesem Jahre von Paris erlebt worden ist, dann werden wir es vielleicht erleben, daß Petroleum zugleich mit Weihwasser in Anwendung kommen wird. Brüssel muß gegenwärtig einen sehr gemüth-lichen Anblick bieten. Die klerikale Partei zieht Truppen und einen Artillericpark zusammen und läßt die Soldaten auf offener Straße kampiren. Bis zur Stunde ist die Nachricht noch nicht eingetroffen, daß der König dem Rufe der Bevölkerung: „Weg mit den Dieben!" Erhörung gegeben hat. Die Brüsseler Telegramme zeigen bereits den Rücktritt De Decker's an. Der ultramontane Minister, der sich als Spießgeselle des päpstlichen Grasen Langrand-Dumoncean ans eine so skandalöse Weise bereichert hat, sah sich durch den wachsenden Un-muth der Hauptstadt und die handgreiflichen Kundgebungen der öffentlichen Meinung gezwungen, seine Demission einzureichen. Daß der König dieselbe an? nehmen wird, ist nicht zu bezweifeln. In der Aeadernie frauyaife fand am 23. d. die übliche Verkeilung der Jahrespreise statt. Als zur Verkeilung des Mouthiou’schcn Tugendpreises geschritten werden sollte, ergriff der Akademiker Legouvö das Wort, um nach einer Lobrede auf die Heldenthaten der Armeen Bourbaki's, Chanzy's und Faidherbe's zu erklären, daß die Anerkennung des Landes diesmal den Städten und Festungen Chateaudun, Saint-Quentin, Toul, Bitsch, Beisort, Straß-burg, Coulmier und Paris gehöre. Insbesondere werde Paris eine» Ehrenplatz in der Geschichte Frankreichs behalten, Paris, das ohne Murren, ohne Klage die Leiden und Entbehrungen einer fünfmonatlichen Belagerung ertragen hat. „Als im Oktober 1870 die deutschen Bomben die Denkmäler der Stadt bedrohten," fuhr Legvuvv fort, „war es das französische Institut, das gegen die Verheerung Zeit Adams und Evas zurück verfolgen. Ich breche aber meine Forschung bei dem Punkte ab, wo ich Ihnen unangenehm werden müßte. Dem großen Haufen sind freilich die Ursachen so billig, wie Brombeeren. „Schnell fertig ist die Welt mit ihrem Wort!" Sie finden es unbegreiflich, Herr Fischer, daß der Wille der Gesammtheit oder vielmehr die Lebens, äußerungen, Handlungen derselben, gebundener sind, als jene der Einzelwesen? Saacta sim ! Haben Sie denn ganz das weltbekannte Sprichwort vergessen: „Viele Köpfe, viele Sinne?" Blicken Sie nur einmal auf unsere osterreichiichen Staatsverhältnisse und Sie müssen es begreiflich finden, daß das Leben ganzer Völker gebundener sein kann, als das des Einzelnen. Eine „handgreifliche Verneinung" des freien Willens finden Sie darin, weil der Mensch die Einleitung und den Abschluß seines Daseins, „Geburt und Tod" dulden muß. Es ist die alte Geschichte vom Götterleben. Ohne Anfang und ohne Ende will Herr Fischer das Dasein haben. „Vererbte Anlagen, Erziehung, Verhältnisse, wie etwa Reichthum oder Armuth, geben dem Leben schon eine gewisse Richtung — ehe noch der Mensch znm Bewußtsein seiner selbst gelangt ist." Eine gewisse der Kunstschätze protestirte." An der Akademie sei es nun, abermals gegen die „Enthauptung" von Paris zu protestiren. Legouve forderte zum Schlüsse seiner Rede alle Städte Frankreichs, die Schwester.r von Paris, aus, mitzuwirken, damit die Hauptstadt ihren Rang wieder erlange; „denn Frankreich," sagte er, „wird nicht eher wieder Frankreich sein, als nicht Paris wieder Paris geworden sein wird." Die Rede Vegouve’s wurde von dem Auditorium mit enthusiastischem Beifall ausgenommen und von derjenigen Presse aller Schattirungen, welche die Zurück-verlegung der Hauptstadt nach Paris verlangt, nach Kräften auSgebeutet. Man wird nicht fehlgehen, wenn man Thiers selbst für den wahren Bersasser oder doch für den Inspirator dieser Rede hält. Gegenwärtig findet ein lebhafter Depeschenwechsel zwischen beut Grafen Harcourt in Rom und Thiers statt. Der Botschafter meldete, der Papst habe gewissermaßen das Ultimatum gestellt: „Wollt Ihr mir offiziell die Aufnahme im Schlosse von Pan zusagen oder nicht?" Nichtossizielle oder von Privaten ausgehende Einladungen (z. B. nach Korsika oder den Hyerischen Inseln) hat der Papst zurückgewiesen. Thiers ist unschlüssig.________________ Zur Tagesgeschichte. — (Zeitungswesen in Oesterreich.) Einen erfreulichen Maßstab für die Zunahme der Intelligenz in Oesterreich von 1860 bis 1870 ergibt folgende Tabelle. In den im ReichSrathe vertretenen Königreichen und Ländern wurden in den Jahren 1860 und 1870 folgende Zeitungen (Stück) abgestempelt: Länder 1860 1870 Riederösterreich . 30.851,240 St. 54.189,034 St. Oberösterreich . 533,177 „ 1.486,340 „ Salzburg . . 65,457 „ 118,441 „ Steiermark . . 2.156,391 „ 4.464,985 „ Kärnten . . 2,000 „ 109,264 „ Ära in . . 91,500 „ 427,880 „ Küstenland . 1.293,581 1.361,074 „ Tirol u. Vorarlberg 876.000 „ 1.791,234 „ Dalmatien . . — „ 149,600 „ Böhmen . . 3.916,324 „ 12.119,585 „ Mähren . . 1.110.098 „ 2.431,223 „ Schlesien . . 94,057 „ 165,407 „ Galizien . . 1,082,131 „ 2,569,790 „ Bukowina . 3,539 „________ Zusammen 42.075,485 St. 81.383,857 Si. — Ueber die Art und Weise, wie manche Katecheten den Religionsunterricht betreiben, erhalle» Wiener Blätter folgende, nicht uninteressante Mittheilung: In einer renommirten Wiener „Mädchendressur-Anstalt," vulgo ,, Pensionat pour demoiselles,“ versieht ein würdiger geistlicher Herr bje Stelle eines Religions- lehrerS. In einer der letzter .Religionsstunden" kam derselbe auf das Kapitel der unbefleckten Empfängniß zu sprechen und wußte dasselbe den aufmerksamen Mädchen von 6—16 Jahren nicht anders zu erklären, als mit den Worten: „Gott habe Wunder gewirkt, indem er Maria einen Sohn gebären ließ, ohne daß sie verheiratet gewesen wäre." Zum Ueberfluß konnte sich der geistreiche Kommentator nicht enthalten, hinzuzufügen: „Derartige Wunder geschehen heute nicht mehr, weil die Welt sündig geworben sei." Ein kleines Mädchen erhob sich bei diesen Worten und ries: „Oh doch, hochwürdiger Herr! Unsere Amme ist auch nicht verheiratet und besitzt einen kleinen Knaben!" Der geistliche Herr sowohl als die erwachsenen Mädchen geriethen ob biefer „modernen Wundermähr" in große Verlegenheit und die Direktriße war entsetzt darüber, baß in ihrem Institute „so etw<>s" vorgefallen sei. Der Religionslehrer empfing eine gewaltige Rüge und wurde ersucht, künftighin Wunder der erwähnten Art etwa* weniger drastisch zu erklären. — Für Jagdfrennde. Ein Karpathen-Be-reiser, Hr. v. Löher, schreibt in der „Allg. Ztg." ge-legentlich eines Besuches in Szolyba bei MunkacS: Wir besauben uns in einem Walbrevier, bei dessen Vorstellung dem Jäger der Mund wässert. Sechs Quadratmeilen ununterbrochen Wald, außer von ru-thenischen Hirten und Heerben nur von Hirschen und Wildschweinen, Wölfen und Bären bevölkert. Ein paar Wildschweine verwüsteten allnächtlich die anstoßenden MaiSselbcr des Schloßgutes, und e8 wurde weidlich gelacht über einen jungen Jäger, der in ber Nacht vorher mit der Büchse ausgewogen war, große Dinge zu thun. Jemand war ihm später nachgegangen und hörte wohl die Sau brechen, aber keinen Schuß fallen. Siehe da, der gewaltige Jäger war friedlich eingeschlafen, die Sau hätte ihn auf ein Haar umgerannt. Man sprach davon, daß auch anderes Wilb in den Maisfeldern stecke. Mein Tischnachbar aber, ber alte Ober-Jägermeister, war ein weitberühmter Bärenschütz. Er sollte Hunderte von Bären erlegt haben, sagte mir aber, gegen achtzig möchten es wohl fein. Das eine Jahr werben zehn, das andere zwanzig Bären in der Herrschaft MunkacS geschaffen, bie im ganzen an siebzehn □Meilen Walbung umfaßt. Hier hatte auch der Kaiser vor einigen Jahren auf Bären gejagt. Uebriges ist diese Jägerei mit vielen Mühseligkeiten und wenig Aussicht verknüpft. Wenn ein eifriger Schütze vierzehn Tage lang im Spätherbst sich hier aushielte und umthäte, so würde er wohl in diesen vierzehn Tagen einmal zum Schüsse kommen, denn der Bär wechselt gar weit in den ausgedehnten Walbungen. Aufregender ist im Winter bie Jagd auf Wolfe, wenn bieseS Raubwild zahlreicher aus der MaruiaroS und Galizien herüberkommt. In neuerer Zeit weiß man ben Wölfen mit Ludern bei« Richtung allerdings, aber wenn sich auch das Leben der meisten Menschen in dieser gewissen Richtung fortspinnt und abwickelt, so geschieht das doch lange nicht so ausnahmslos, daß Sic daraus die gänzliche Unfreiheit des Willens demonstriren dürften. Haben Sie noch niemals die Geschichte dieses ober jenes Menschen gelesen, dessen späteres Leben und Wirken himmelweit entfernt war von der „gewissen Richtung," die sein Leben anfangs genommen? — Sie sagen ferner: „Die angebornen und anerzogenen Eigenschaften des Menschen bedingen, was wir seine Natur nennen; die Beschaffenheit feiner Natur bedingt die Beschaffenheit seiner Gedanken und Gefühle, diese wieder seinen Willen und dieser endlich seine Handlungen." Das mag in der Theorie richtig sein, in der Praxis liegen Wille und Handlungen eines und desselben Wesens oft weit auseinander, und wir sehen gar oft Handlungen ausüben, die einem ganz entgegengesetzten Willen entspringen. Wenn Sie, verehrter Herr Fischer, vielleicht noch eine dritte Auflage von Ihrem berühmten Buche schreiben sollten, so suchen Sie sich stärkere Beweise für die gänzliche Unfreiheit des menschlichen Willens, z. B. den Ausruf eines Volksredners in der ersten französischen Revolution: „Ja Bürger! ich will meinen Kopf mit beiden Händen packen, ich will ihn abschneiden, dem Despoten bringen und sagen; siehe, Tyrann, die Handlung eines freien Mannes!" Aber im Ernste, Herr Fischer, was mußte ans der Menschheit im einzelnen wie im ganzen werden, wenn man Ihre Lehre anerkennen wollte? Wenn man alles als Naturnothwendigkeit gelten läßt, so muß jeder Begriff von gut und böse, dumm oder klug aufhören, denn eine Naturnothwendigkeit kann eine solche Eigenschaft nicht besitzen. Wir brauchten dann freilich weder Soldaten, noch Richter, noch Advokaten, noch Filosofen. Die ganze Menschheit wäre unfehlbar, statt des Papstes allein, denn eine Naturnothwendigkeit kann keinem Jrrthume unterworfen sein. Es gäbe weder eine edle, noch eine nichtswürdige Handlung. Die Gefühle der Freundschaft, Achtung oder Liebe, sie könnten nicht existirem Daß wir alle, auch unsere edelsten Handlungen nur um der Befriedigung gewisser Regungen in uns, also aus Egoismus ausführen, darin haben Sie wohl Recht, aber das Feld des Egoismus ist glücklicherweise so ausgedehnt, daß sich der Wille ganz erträglich frei daraus bewegen kann. Soeben fällt mir aber die Naturnothwendigkeit ein, daß alles ein Ende haben muß, folglich auch meine ungebundene Kauferie über Ihr Buch. „Guten Morgen, Herr Fischer!" zukommen. Ein alles Pferd wird an einen Baumstamm aufgebunben, ben Kopf in bie Höhe; bann gießt man ihm Strychnin ein, losgebunden thut eS einen Ruck und liegt tobt; darauf werden ihm Einschnitte gemacht unb mit bem giftigen Zeug gewässert. So zubereitet, bringt man das Pferb auf einen Wechsel, unb selten bleibt eines von ben fünf ober sechs Pferden, welche jeden Winter in biesem Jagdgebiet vergiftet werben, ohne alle Wolfsernte. Einmal fanb man vor einem einzigen Luderpferd, das am Abenb hingelegt worben, am anderen Morgen schon sieben Wölfe tobt, zwei Füchse, viele Geier und Raben und sonderbarer Weise auch einen Dachs. Der Bär aber greift kein Luder an, er nimmt nur, was er selbst geschlagen hat. — Der künftige deutscheKaiser! Ein englisches Blatt hatte fälschlich mitgetheilt, daß Kaiser Wilhelm in seiner Jugend die Buchdruckerkunst erlernt habe, und war von dem „Journal für Buchdruckerkunst" dahin berichtigt worben, daß nicht der Kaiser selbst, sondern sein Sohn, der Kronprinz von Preußen, zu Gutenberg geschworen habe. Es wurde erzählt, daß der Kronprinz als Knabe die typografische Schwarzkunst gründlich erlernt habe und hierin von einem Setzer der Hänel'schen Druckerei unterrichtet worden sei. Als nun aber bie Wahrheit dieser Mittheilung angezweiselt wurde, wendete sich die Redaktion de« „Journals für Buchdruckerkunst" direkt an den Kronprinzen selbst und erhielt von einem Kammerherrn beSfelben die Antwort, daß alle die den Kronprinzen persönlich betreffenden Angaben auf Wahrheit beruhen. Der zukünftige deutsche Kaiser ist also in der That ein Jünger Gutenbergs. — Mit dem eisernen Kreuze ist nachträglich ein Füsilier vom 12. Regiment beforirt worden, und zwar zum deittenmale, nachdem er eS vorher zweimal erhalten und sich desselben wieder verlustig gemacht hatte. Es war bei Malmaison, wo eS sich darum handelte, einzelne, von feindlichen Soldaten besetzte Häuser im Sturm zu nehmen, und seine Kompagnie hatte schon mehrere vergebliche Versuche gegen eines biefer Häuser unternommen; ba, ging unser als Herkules bei feinen Kameraden bekannte Füsilier vor, sprang über Hecken unb Zäune, unb von ben brei Mann, die sich ihm entgegenstellten, schoß er einen nieder, erstach den zweiten mit dem Bajonnet und machte den dritten mit dem Kolben unschädlich; die übrige Besatzung des Hauses ergab sich, und der Füsilier erhielt das eiserne Kreuz. Herkules aber ist nicht wählerisch, wenn er Lust hat, sich zu raufen, und so hat er kurz nachher zwei seiner eigenen Kameraden derartig zugedeckt, daß ihm sein Kreuz wieder abgenommen würbe. — In der nächsten Assaire gegen ben Feind inbefsen zeichnete er sich wieder durch so hervorragende Tapferkeit aus, daß ihm das Kreuz zum zweitenmale verliehen wurde — aber kurze Zeit nachher wurde er wegen einer groben Insubordination zur Zurückgabe ber Dekoration begnadigt. Wiederum handelte es sich um ein Gefecht gegen die Besatzung ver-barrikadirten Dorfhäuser, und der Zwölfer-Füsilier entfaltete wiederum einen wahren Löwenmuth. Dies hatte der Oberst eines anderen Regiments gesehen; er trat zu dem Tapferen heran und sprach: „Ich werde dafür sorgen, daß Sie das eiserne Kreuz bekommen." „Jeben Sir sich man keene Mühe, Herr Oberscht," war die Antwort, „det krieg ick ja doch nicht mehr oder ick behaltS nid); zweemal Hab ick's jehabt und zweemal is es wieder zum Deibel jegangen." Der Oberst aber hat das Wort gehalten, denn der Füsilier hat nun doch sein Kreuz bekommen. — Für Junggesellen. Das „Berliner Frdbl." meldet nachstehend Kuriosum: Wer täglich Zeitungen liest, bem werben gewiß die Menge ber ; sogenannten reellen Heiratsanträge aufgefallen fein, j Man weiß inbefsen nie, woran man ist, ob Ernst oder Scherz, ob Wahrheit ober Lüge sich hinter der Anonymität der Inserenten verbirgt. Sei dem, wie ihm wolle, jedenfalls verdient der junge Herr, der unlängst Mittags l3/t Uhr die Friedrichstraße in Berlin entlang ging, Ruhm für seine neue und praktische Idee. Derselbe erregte nämlich durch einen Zettel, der ihm (wie es schien, ohne sein Wissen) auf den Rücken aufgeklebt war, allgemeines Aufsehen, denn auf demselben stand mit großen blauen Buchstaben: „Abis flir Damen. Noch ledig." — Wenn auch der Rucken nicht der paffende Ort für derartige Aushängeschilder ist, so würde doch ein kleiner Zettel, vorn am Hule getragen, das ästhetische GesUhl lange nicht so beleidigen, als diese oft so zweideutigen Heiratsgesuche. — Einen interessanten Streit wird nächstens das Gericht in Breslau zu entscheiden haben. Ein Fotograf in Polinsch-Warteuberg hatte die Porträts der dort ansässigen Gebrüder W. gefertigt. Die Abkonterfeiten verweigerten jedoch die Annahme der Bilder wegen Unähnlichkeit, und der Künstler wurde klagbar. Sachverständige erklärten, daß die Bilder nicht ähnlich seien, und das Gericht wies den Kläger ab. Der Ver-urlheilte sann auf Rache, h>ng die refüsirten Porträts in seinen Schaukasten und schrieb darunter: „Die zwei Spitzbuben, welche den Seilermeister yt. N. ans Breslau im schlesischen Riesengebirge beraubten, nachdem sie ihn mit chloroformirtem Schnupftabak betäubt hatten." Das ganze Städtchen Wartenberg drängle sich um den Schaukasten und bewunderte die Gebrüder W. in der wenig bcneidenswcnhen Situation als Räuber in den schlesischen Abruzzen. Die Kopien wurden in Maffc verkauft. Auf Antrag der Beiheiligten entfernte die Polizei allerdings bald die kompromittirenden Bilder, aber der Verfertiger berief sich auf das gerichtliche Erkenntnis;, worin ausgesprochen war, daß dieselben nicht die Fifiognomien der gedachten Personen darstellten, und wird nunmehr die obergerichtliche Instanz Breslau zu entscheiden haben, den habe. den küstenländischen Slaveir verbreitete Journal „Nasa Sloga" spricht sich abfällig über die in den italienischen Blättern noch i in tuet ventilirte Vereinigung von Istrien und Görz mit Triest nu>3. Das Blatt sagt unter anderm: „Unsere Nachbarn, die Italiener, verhandeln wieder die Frage der Bereinigung von Görz und Istrien mit Triest. Wir haben es schon ausgesprochen, daß diese Angelegenheit auch uns Slaven berührt und wie wir über dieselbe denken. Wir wiederholen, daß wir alle Kräfte anstrengen werben, damit wir entweder mit Kroatien oder mit Slovenien vereinigt werden, weil wir durchaus nicht Willens sind, im italienischen Meere zu Grunde zu gehen." Es dürften sich aber sowohl Italiener als Slovenen mit ihren weitgehenden Fantasien täuschen. Angekommene Fremde. Am 27. November. Elefant. Henkel, General-Direktor, mit Familie, Berlin Nebenstein, Bank Beamte, Berlin. — Malli, Fabrikant, Neurnarktl. — Strauß, CM. — Kritzinger, Privat, Triest. — Jahn, Kfm., Greitz. — Seidl, Marburg. — Graschitz, Dechant, Rndolfswerth. — Urbancic, Höfletn. — Szlavik, k. k. Bergrath, und Ritter v. Seidl, k. k. Oberst, Graz. Sliitl« IVii'ii. Kanker, Kfm., Wien. — Hirsch, Kfm., Berlin. — Paliardi, Wie». — Sttcetic. — Projy, Kassier, Radmannsdorf. — Lehmann, Kfm., Berlin. tn ob es hiebei zu bewen- Lolal- und Provinzial-Angelegenheiten. Lokal-Chronik. — (Hohe Spende.) Ihre, Majestät die Kaiserin und Königin Elisabeth haben dem Elisabeth-Kinderspitale in Laibach einen Unterstützungsbeitrag von Einhundert Gulden allergnädigst zu spenden geruht. — (Entweichung aus bemStiafhaufe.) Der Sträfling Iagoduik, wegen Verfälschung von Kreditpapieren zu 8 Jahren schweren Kerkers vernrtheilt, ist verflossenen Samstag aus dein hiesigen Strashause entflohen. Wie es heißt, wurde gedachter Sträfling Abends dazu verwendet, die Laternen anzuzünden. Ja-godnik, ein refoluter Kerl, schlug den ihn begleitenden Wächter nieder und enlwich. Bis jetzt verlautet nichts, daß man desselben wieder habhaft geworden. — (Ernennung.) Dr. Skrabar, gewesener k. k. Bezirksarzt in Littai, wurde zum k. k. Bezirksarzt zu Lultcnberg in Sieiermark ernannt. Wie es scheint, finden einheimische Kräfte in der benachbarten Steiermark größeren Anwerth, als zu Hause, wo man den tüchtigen Mann bei der Organisirnng des SanitätSwesens fallen ließ. — (Theaternachricht.) Ein genußreicher und gewiß allen Theaterfreunden sehr willkommener Abend steht uns morgen den 29. d. M. bevor, indem an diesem die Benefize Vorstellung unserer dramatischen Heldin Frl. Wilheliniue Krägel stattfindet, welche zu diesem Zwecke Schiller's „Maria Stuart" gewählt hat. Wir nehmen mit Freude von dieser trefflichen und pielätvollen Wahl Kenntniß und müssen der Benefiziantin dafür um so größeren Dank wissen, als wir bei der vorwiegend heiteren Richtung unseres heurigen Theater-Repertoires die Pflege des ernsteren Drama's bisher leider noch ganz entbehren mußten und wir zudem an diesem Abende zum ersteumale Gelegenheit finden werden, die ebenso vorzügliche als beliebte Benefizianten in einer Rolle ihres eigentlichen Faches zu fehen. Indem wir daher das Theater-Publikum auf die morgige Vorstellung nachdrücklichst aufmerksam machen wollen, glauben wir wohl nicht zu irren, daß dieselbe auch in den weitesten Kreisen die verdiente Theilnahme finden werde, was wir im Interesse der verdienstvollen und künstlerisch so hervorragenden Benefiziantin herzlich wünschen würden. — (Die Vereinigung von Istrien und Görz mit Triest.) Vandwirthschaftliches. Wirksames Mittelwegen das Rosten des Eisens und Stahls. Von Prof. Böltger. Gegeuwärtig kommt eilt sehr wirksames Schutzmittel gegen das Rosten des Eisens und Stahls, z. B. der Maschineiitheile, Schlösser, Säbelscheiden, Stahlinagncie und dergleichen im Handel vor, das unseren Untersuchungen zufolge aus einer Auflösung von weißem Wachs in Terpentinöl besteht und deshalb weit unter dem iiostenpreife leicht von jedermann selbst durch schwaches Erwärme» von gleichen GewichtStheilen der genannten Stoffe dargestellt werden kamt. Die Anwendung tiefer falbenartige» Maffe besteht' darin, daß man die gegen Rost zu schützenden Gegenstände damit in unendlich dünner Schicht einreibt und ihnen dann mittelst eines trockenen ^einwandläppchenS durch Hin-und Herwischen eine Art Politur gibt. Witterung. Laibach, 28. November. Theilweije Aufheiterung, Vorm. abwechselnd Sonnen-schein. Wärme: ibtorflens ti Uhr -j- 2.4lJ, Nachm. 2 Uhr f>.4“ C. (1870 -)- 9.3", 1869 -|- 9.8”) Barometer 733.24 Millimeter. Das gestrige Tagesntittel der Wärme + 2.4", um 0.1“ Über dem Normale. Der gestrige Nie- $focotcr. Danes: Rudeci lasje. Yescla igra v 1 dejanji, poslo-venila L. Pesjakova. Roglavje I., II. In III. Vesela igra v 1 dejanji, poslov. ,1. Moliorcie. — Vino, zene. petje, komiena opcrcta v 1 dejanji, jioslov. F. Bavdek godba od Löwa. Morgen: Zum Vortheile der Schauspielerin Fräulein Wilhelmine Krägel: Maria Stuart. Trauerspiel iit fünf Aufzügen von Schiller. derschlcig 0.90 Millhiirtfv. Verstorbene. Den 27. N o » e ui 6 e r. Maria Mariuko, Taglöh-uerswilwe, alt 71 Jahre, in der Tirnanborstadt Nr. 71 an der Entrüstung. Job. BmWi & Sohn empfehlen sich im Stimmen und Reparircn aller Art Matsim’. Wohnhaft hinter der Mauer Nr. 251, 1 Stock. (541—5) das bewährteste gegen Feuchtigkeit und zur Warmhnl-tunn der Füf;c, in allen Größen von 20 bis 40 kr., desgleichen ans Kork zu 25 und 30 kr per Paar bei Jos. Karinger. (528—4) ögramme. Wien, 27. November. Die heutige „Wiener Zeitung" veröffentlicht die Ernennung des Feldincir-schall-Lientenants Baron Koller zum Statthalter von Böhmen. Die Abendblätter melden: In Folge Rücktrittes Grochvlski's wurden die cingeleiteten Verhandlungen wegen Kabinetsanlrittes Ludwig Wod-zicki's abgebrochen. Der eilsjährige Sohn des k. k. Obersthosmeiftcrs Fürsten Hohenlohe ist am Scharlach gestorben: Die „Wiener Abendpost" meldet,bic am 25. November durch Andrassy und den ameri-kanischcn Gesandten erfolgte Unterzeichnung der österreichisch-amerikanischen zehnjährigen Markenschutz-Konvention. Berlin, 27. November. Der preußische Landtag wurde eröffnet. Die Thronrede drückt die Ge-nugthuuug über den Antheil des -preußischen Volkes au den jüngsten Erfolgen aus, stellt Preußens Finanzlage befriedigend dar, kündigt einen Gesetzentwurf über den durch die ReichSkriegsschatzbildung verfügbar gewordenen preußischen Staatsschatzbestand nnd einige Extra-Einnahmen zur Staatsschuldeutilguug, über umfassende Erhöhung der Bcamtenbesoldiingen, Steuererleichterungen, Nerskehrwege - Herstellungen aller Art, über GrundeigenthumSerwerb midHypothe-kenrecht, Kreisordnungsentwurf und über öffentlichen Unterricht an. Bezüglich der kirchlichen Bewegung hält die Regierung in Wahrung der Staatsgeivalt an der Selbständigkeit bezüglich der Handhabung des Rechtes der bürgerlichen Ordnung fest, wird neben berechtigter Selbständigkeit der Kirche auch die individuelle Glaubens- uud Gewissensfreiheit schützen und zu diesem Behuse Gesetzentwürfe über Eheschließung, Regelung der Zivilstaudsverhältuisse und die rechtlichen Wirkungen des KirchenaustritteS ein-Das hauptsächlich unter! bringen. Zahnarzt A. Paschel beehrt sich, feinen p. t. Zahnpatienten anzuzeigen, daß er noch bis 15. Dezember feinen hierortigen Aufenthalt verlängert hat iind ordinirt wie bisher von 8 bis 5 Uhr im Cetiuovich'schei, Hause, Lternallc Nr. :$?, l. Stock. Das stabile Etablissement befindet sich in Graz, Postgasse Nr. 11. . (567-1) Zur Wissenschaft. Durch die uiiveimuthete uud für mich überraschende Aufkündigung meines Geschäftslokales bis Michaeli 1872 mußte ich die bevorstehende llebergabe aufgebeu, werde daher den Rest meines Waareiilagers zn bedeutend herabgesetzten Preisen bis 15. Dezember cinsznverkanfen suchen, nnd empfehle besonders mein Lager zum Ankäufe von IticiijitafW- & iirujal)niiqrfd)enken. Albert Trinker. (508—1) Wiener Börse vom 27. November JBtftat.it’oudo. i Ge«b j vy>.u bperc.Nenre. oft.Pav. 58.— 58.io nv. dto. öst.inSitb. «.7 un (;,3 --t^aie von 1854 . . . V^.bu $13.— !ck vvn 18«lU, 101 30 101 5‘) Lose vo" 1860, nö.— hü 25 Vrarnicnfi?). v. 1864 .142.- 14i 2ii Qrundonil.-OhL . ßteiermart SO LO — Kärnten, Ätaw u. K-istenland 5 dngarn . . zn5 fhoat. u. Slcw. 5 £lebenbtiry. „ 5 Aotlon, Union - Bank . 5rebitanft>.— Lc>4—i 84 fco 262.- 263. 9J.- 05, Lngio-öfterr. Baut De ft. 8)obencreb,»?L Deft Hyxolh.-Bank Btcicr. E»c-»npt.-BI. 250.—!ss6 -Franko - Austri» . .; 126.75 121.' kaif. F-rd.-Nordb. .! 2137 2140 EübLahn-Gef-lllch. .201.M) 2l>l.8v Half. Etisabetü-Bah". 147.50 248 -ikarl-Ludwiz-Bahn 1267.751268.60 Siebenb. Eisenbayn.1)77.— 177 5 StaatSbahu. . . . 3V3.60 M4.50 trais. Franz-Jvsefsü. . 213. 213.25 C c|t. Hypoi)..Ballt .1 1)5.- 95 50 irricrltata-ObUg. Sllt>b.-Ge!. ju 500 ftt. 111 hO 111.75 bto. Boirö ti 2.1'■ 2JJ2.— (100 fi. CM.) ic>ß 75 ioe.26 Gicb.-«.,SO»N.ö.W.) 9u.- S0.2^ «staatsbah» Pr. Stück 13;.50 136 60 StaatSb. Pr. 6t. 1807 133.50 134. -iRttbotfeb.(S00fl.5.üB.) «• SO »1 20 tfrnni-3of.(SOnR.@.) »..'<> 100.— Srebit 160 «.£.». ■ 188. - i8S.£0 J:on.=3)air.Vffö.»'®it. ju 100 st. CM. • . »r.— IricHct 100 11. CM. bte. 50 6. S.W. 69.— fciTor . 40 fl. Ö.2JX 32,— Ealm . „ 40 „ 4a.— Palff- . „ 40 „ 28.- E'ary . „ 40 „ 36.— @t. I8ciloi0„ 40 „ 31.60 Mnbischgrätz 20 „ 24.5> Waibfleill . SO „ 22.— Kcgie»ich . 10 „ 14.— RlldolsSstift. 106.IIB. 14.50 179— ;80 ■ 185.-- 185 50 f 50 120 50 121,50 6(1.-33.— 13.— 29.— 38.— 32.— 25.— 28.— 16____ 15.— Künlt.-Barclcr E.-B. LlMb'Fium. Aahn . pfaad.tiriof'e. /icticn. 6.ÜD. em!4ib.! tS.ÜO 89.10 Lug. Bob.-Crebltanji.I 88 75 8^.26 Mg.öst.Bob.-Credir. 104..' 01104.3 btc. mBSy.rÜÄj. .; 86.501 87.- W eoissel (3 Südk.) £itg8B. 1006.filbb.ro i Franks. 100 „ „ , Sjcnl vn 10 Pf. Ster/.. Paris 100 ivcanctJ .! KKfiMKsn. Kais.MüuL-Ducaten.l L0-Francs6ück . . . vereinst ha (iSUbKt . . . . i 97.75 9?.yo . 6.25 116.30 »4.80 44;?,0 97.69 H8 — 5 54 9.25; 1.13 il5.7: 5.5& 9.2n | 1.74 1 6 25 Der telegrafische Wechselkurs ist uns bis Schlüsse des Blattes nicht zugekoimnen^_____________________ zum Druck von Jgn. v, Kleinmavr A ge6. Bambera in Laibach. Verleger und für die Redaktion verantwortlich: Dttomar Bamberg.