Theologische Verantwortlicher Redacteur und Verleger: I8r. Johann Chrys. Pogazhar. M i$7. SamStag den 15. September 18'49. Vorschläge znr religiösen Wiedergeburt des Volkes. F. Das Rosenfest des H. Medardus. Eine Hanptqnelle des allgemeinen Elends, unter dem die Menschheit seufzt, ist die maßlose Sinnenlust. Wie es geschah in den Tagen Noe'ö, so findet man's auch jetzt: »Sie aßen und tranken, heiratheten und wurden verheiratet, bis auf den Tag, als Nve in die Arche eiugiug und die Sündfluth kam und Alle vertilgte. So auch, wie cs geschah in den Tagen Lot's: Sie assen und tranken, sie kauft eit u nd verkaufte«; sic pflanzten und bauten, bis Lot aus Sodoma heransging, Feuer- uud Schwefelregeu von Himmel fiel und Alle vertilgte.« (Luk. 17.) Eiue harte Rede — wird Mancher sagen. Jedoch wer das sittenlose Treiben in den Städten etwas näher kennt, wer die Sinnes-lind Lebensrichtung der großen Mehrzahl genauer prüft, der wird zu seinem Schrecken bekennen müssen, daß die vorherrschende Tendenz desZcitgeistcs — wie Graf Mon--talembert treffend sagte — Genuß und Verachtung sei — Genuß materieller Güter, sinnlicher, fleischlicher Vergnügungen, und daher — Verachtung himmlischer Dinge, llncmpfänglichkeit für reine, geistige Freuden. Das Ehristenthnin lehrt aber gerade im Gegensätze Entsagung und Achtung — Entsagung in Betreff sinnlicher und irdischer Gelüste, und Achtung der geistigen, übersinnlichen, ewigen Güter. Wo ist in unserer Zeit die Achtung für jungfräuliches, keusches Leben, die selbst den alten Heiden nicht fremd war? Ach, die Jungfrauschaft, die das Christenthum so sehr preist, gilt unfern Zeitgenossen für eilte Thorheit, die Unschuld und die Reiuig-keit für eine schone Fabel, die im reiferen Alter nirgends in der Wirklichkeit zu finden sei. Denn das unzüchtige Geschlecht kann nicht einmal den Gedanken unversehrter Keuschheit fassen; und es scheint ihm geradezu unmöglich, «nt Fleische nicht nach dem Fleische zu leben. Daher kommt daß sogenannte Christen (und ihre Zahl ist nur all-5U groß) in der Verletzung der Reinigkeit, im Bruche ehelichen Treue, nichts als eine menschliche Schwächst, wenn nicht gar eine Nothwendigkeit der Natur er- blicken, die bei sonstigen guteu Eigenschaften dem persönlichen Werthe des Menschen nichts benimmt. Auch in dem weiblichen Ge schlechte ist die Schamhaftigkeit und keusche Zucht tief gesunken, der durch die öffentlichen Gebärhäuser nnd Findelanstalten wahrlich nicht anfge-holfen wird, wie auch manche Aerzte eiugestehen. Weit besser wäre cs, die Sorge für gefallene Frauenspersonen dcu Gcmeiiideu zu überlassen, die in Vereinigung mit den Seelsorgern dahin wirken sollen, daß in der Jugend, vor Allem in der weiblichen, die reine kensche Sitte wieder zu Ehren komme. Nicht daö Laster, sondern die Tugend muß begünstigt und ausgezeichnet werden, damit die öffentliche Meinung, die in mancher Beziehung so sehr korrumpirt ist, mit ihrer so gewichtigen Stimme für die Tugend ein stehe. Wie das christliche Alterthum sich bestrebt habe, die Liebe zur Reinigkeit in der weiblichen Jngend zu nähren und ein öffentliches Sittengericht auf-zustellen, möge folgende Erzählung lehren, die wir der sogenannten Schweizer Legende (Luzern 1825, erst. Th. S. 723) entnehmen: »Bis zu den Zeiten der französischen Revolution wurde zu Salency, dem wahrscheinlichen Geburtsorte des H. Bischofs Medardus (gest. 545) ein eben so sonderbares als rührendes Fest gefeiert, dessen Stiftung diesem Bischöfe zngeschrieben wird. Es wurde das Rosen fest genannt. Medardus war — so wird die Gründung des Festes erzählt — Herr zu Salency, welches Dorf nur eine halbe Meile von Noyon entfernt lag. Er kam. anf den Gedanken, alle Jahre derjenigen von den Töchtern feines Landgutes, welche den größten Ruhm der Tugend haben würde, eiue Summe von 25 Livres nnd einen Kranz von Rosen zu geben. Man sagt, er habe diesen rühmlichen Preis selbst einer von seinen Schwestern gegeben, welche die allgemeine Stimme ernannt hatte, Rosemnädchen zu sei». Man sah in den nenesteu Zeiten noch über der Kapelle des H. Medardus, die an einem Ende des Dorfes Salency lag, ein Gemälde, auf welchem der heilige Prälat in bischöflicher Kleidung vorgestellt war, wie er seiner Schwester, die in einem Kopfputze ihres eigenen Haares und auf den Knie-en vor ihm liegt, einen Rosenkranz auf das Haupt setzt. Diese Auszeichnung gereichte den Mädchen zu Set-len cy zu einem starken Beweggründe einer sittsamen Auf- führnng, indem das Rosenmädchcn ncbst der Ehre, die sie davon hatte, auch eine zuverlässige Gelegenheit erhielt, in demselben Jahre zu heirathen. Der heilige Medardus, dem diese Bortheile am Herzen lagen, setzte die Stistnng fort. Er gab von den Grundstücken seines Tand-gutes zwölf Morgen Landes her, deren Nutzen er zur Bezahlung der 25 Livres und der übrigen Unkosten bei der Feier deS Nosenfestes bestimmte. Nach dem Stiftungsbriefe muß nicht allein das Rosenmädchen von einer nntadeliche» Aufführung sein, sondern cs muß auch au seinem Vater, seiner Mutter, seinen Brüdern, seinen Schwestern und übrigen Anverwandten bis ins vierte Geschlecht zurück, kein Tadel sein. Der unerheblichste Schandfleck, der mindeste Verdacht, der kleinste Schatten in der Familie wäre eine Ursache der Ausschließung gewesen. Der Herr zn Salency hat jederzeit das Recht gehabt, unter drei Mädchen deS Dorfes zn Salency, die man ihm drei Wochen vorher Vorschlägen mußte, das Roseumädchen zu erwählen. War sie ernannt, so wurde ihr Name von der Kanzel der Pfarrkirche bekannt ge« macht, damit die anderen Mädchen als ihre Mitbewerberinen Zeit hatten, die Wahl zn untersuchen, und ihr zu widersprechen, wenn sie nicht mit der strengsten Rechtschaffenheit bestehen sollte. Die Untersuchung geschah mit der strengsten Unparteilichkeit, und mir erst nach dieser Prüfung ward die Wahl des Gutsherrn bestätigt. Am achten Juni, als am Tage des Festes des heil. Medardus, gegen zwei Uhr Nachmittags begab sich das Rosenmädchcn in weißer Kleidung, die Haare in großen Locken über die Schultern herabhangeud, in Begleitung ihrer Familie und umgeben von zwölf, auch weiß und mit einem breiten blauen Bande statt des Gürtels gekleideten Mädchen auf das Schloß zn Salency. Der Gerichtsherr oder sein Abgeordneter empfing sie, und sie hielt au ihn eine kurze Anrede, in der sie ihm dankte für den Vorzug, den er ihr gegeben hatte. Hierauf gab ihr der Gerichtsherr die Hand und führte sie in die Pfarrkirche. Nach vollendeter Vesper ging die Geistlichkeit in Prozession mit dem Volke ans der Kirche in die Kapelle des heil. Medardus. Hier weihte der Pfarrer den aus Rosen geflochtenen Kranz, der anf dem Altäre lag, setzte daun denselben nach einer passenden Anrede, dem Rosenmädchen, welches vor dem Altar kniete, auf das Haupt, und überreichte ihr zugleich, in Gegenwart des Gerichtsherrn und der gerichtlichen Personen die 25 Livres. — War dem Rosenmädchen auf diese Weise der Kranz aufgesetzt, so wurde sic von dem Gerichtsherru oder seinem Beamten und ihrem Gefolge iu die Pfarrkirche zurückgeführt, und daselbst das Te Deum und ein Festgcsang auf den heil. Medardus, unter Abfeuerung der MuSqueten von den jüngeren Leuten des Dorfes, angestimmt. Darauf hatten in dem Schloßhofe ein ländliches Gastmahl und verschiedene unschuldige Ergötzlich-keitcn statt. Es ist kaum zu glauben, wie sehr diese Stiftung zu Salency den Nacheifer in einem sittsamen und züchtigen Verhalten befördert habe. Wie viel Gutes kann nicht eine einzige weise Stiftung hervorbriugcn! Was würde man aus den Menschen machen können, wenn man mit dem Verdienste und mit der Tugend Ehre und Ruhm verbände! Doch der Christ sieht hinweg von menschlicher Ehre, und vom menschlichen Ruhme, — das Wohlgefal-leit feines Gottes ist ihm die höchste Ehre, dcr größte Rithnt! »Wer sich rühmt, rühme sich im Herrn!« Zum Schluße dieses Artikels fügen wir nur die Bemerkung bei, daß wir mit dcr obigen Erzählung keine buchstäbliche Nachahmung des Geschilderten beantragen, sondern nur durch ein Beispiel aus dcr Vergangenheit dazu aufmuntern wollen, daß man auch in unserer verderbten Zeit auf zweckmässige Einrichtungen sinnen möge, um die Ehre eines keuschen Wandels wieder zur öffentlichen Geltung zu bringen. Dankbare Erinnerung an den in Gott entschlafenen hochwürdigen Ehrendomherrn dcr Scckaner Diocese Georg Schwaiger. Der Tod eines tugendhaften Mannes läßt ein Gefühl der Wehmuth in allen edleren Herzen zurück, welche feinen Werth kannten und schätzten. Mit liebender Sorgfalt sammelt man Alles, was an seine theure Person, an seine liebenswürdigen Eigenschaften erinnert; und selbst sogenannte Kleinigkeiten, für die man während feines Lebens kaum eine geringe Aufmerksamkeit hatte, erregen jetzt nach seinem Hingange Theilnahme und Bewnndernng. Und weit entfernt, dieses Gefühl für Schwäche zu erklären, halten wir Christen dasselbe vielmehr für einen erfreulichen Beweis jenes geheimnißvollen Bandes heiliger Liebe, welches uns mit den Gläubigen auf Erden und den seligen Bürgern jenseits zu Einer, großen, heiligen Familie verbindet. Dieses Gefühl dcr Wehmuth haben gewiß Alle empfunden, welche am 21. Juni l. I. die irdische Hülle des frommen Dieners Gottes, des hochw. Ehrendomherrir Georg Schwaiger zu Grabe begleiteten, und in dem Verstorbenen einen glaubeuskräftigen Priester, einen liebreichen Vater dcr Armen, einen edlen Menschenfreund verehrten. Zu ihrer Erbauung wage ich cs, einen Rückblick auf seine Lebeusverhältiiisse und seine» in jeder Hinsicht ver-ehrungswürdigeu Charakter zu werfen. Vieles von dem, was ich hier niederschreibe, verdanke ich meiner eigenen Erfahrung; Vieles wurde mir von treuen und zuverlässigen Freunden des Seligen mit-gctheilt. — Georg Schweiger war der Sohn mittelloser Landleute, geboren am 17. April 1788 zu Heil-brunn in Steiermark. — In den ersten Kuabenjahreu wurde Schwaiger zum Viehhüthen verwendet; sein Pfar- rer, Joseph Hirzberger, rettete ihn für einen edleren Beruf. Unter Protection der Frau Gräfin Stubenberg und anderer Gönner begann Georg int 12. Lebensjahre zu Gratz feilte literarifche Laufbahn; absohnrte die Gymnasial- und phylofophifchcn Schulen mit genügendem, die theologischen mit ausgezeichnetem Erfolge, und wurde am 16. September des I. 1810 für die Seckaner-Diöccfe zum Priester geweiht. Seine scclforgliche Wirksamkeit begann im Jahre 1811 in. feiner Geburtspfarre Heilbrunn. — Im Jahre 1813 wurde er Domkaplan. Im September deS Jahres 1824 reiste Schwaiger mit dem damaligen Domprobste zur Consekration des nenernannten Fürstbischofes Roman nach Salzburg, welcher ihn zn seinem Beichvater wählte. Seine Anstellung als Vice - Direktor des fürstb. Priesterhanfes zn Gratz erhielt Schwaiger im Jahre 1826. In jeder der genannten Stellungen war Schwaiger, wenn es für die Ehre Gottes und zum Nutze» der Kirche in unserem geliebten Vakerlande etwas zu schaffen gab, mit seinem wohlmeinenden Rathe uud feiner ergiebigen Hilfe nicht der Letzte. ■*— Im Jahre 1820 kaufte Er auf de» Namen der Gräfin Welfersheim und des Baron Hohenrein (— die Protestanten zeigten sich eben- falls kauflustig; —) die vormalige Augustinerkirche zum heil. Paulus auf der Stiege. — Im Jahre 1822 hob er die durch das Finanzpatent gänzlich gefunkenen Klöster der Franciskaner zu Gratz und Lankowitz durch feine persönliche Fürsprache bei Sr. Majestät Kaiser Franz dem Ersten. — An der Einführung der Redemptoristen! — und Jesuiten!!! — nahm Schwaiger vielen und thätigcn Antheil. — Der Ankauf der Realität mit der Hauskapelle Maria Saal für die Karmelitinen war größ-tcntheils fein Werk. Die hervorstechendsten Züge feines Characters waren: Lebendiger Glaube, ein diefem Glauben entsprechender hoher Andachtssinn, und aufopfernde Nächstenliebe. Die beiden erstercn Eigenfchaften wird dem Seligen Niemand abfprechen, der feinen religiösen Wandel nur oberflächlich beobachtete. Mit welcher Treue erfüllte er seine priesterlichen Pflichten! — »Mit welcher Geistes-samrnlung las er die heil. Messe!« — »Mit welcher Genauigkeit verrichtete er sein Breviergebet!« — Mit welcher Bereitwilligkeit unterzog er sich noch anderen frommen Hebungen, zu denen ihn feine Stellung keineswegs verpflichtete! — Die Kapelle des Priesterhaufes war die 3engin feiner innigen Andacht. Dort konnte man den hochwürd. Ehreudornherrn sehr oft in die Anbetung des hochw. Gutes versenkt antreffen. Besonders gerne beschäftigte sich sein tief religiöfes Gemüth mit der Verehrung der Mutter Gottes. — Wer öfters zu ihm gekommen, weiß, wie gerne er von der Mutter Gottes sprach. — Er selbst nahm in allen Angelegenheiten zur Mutter Gottes seine Zuflucht, und verwies auch Andere, die ihm ein Anliegen vortrugen, auf die mächtige Hilfe der Mutter Gottes. Auch pflegte Er seinen Beichtkindern jedesmal am Schlnße der Ermahnungen die andächtige Verehrung der Mutter Gottes zu empfehlen. Und diese seine Vorliebe für die Mutter Gottes war selbst der leichtsinnigen Studentenwelt so bekannt, daß sic sogar zu artigen Anekdoten Veranlassung gab. — So wurde mir erzählt, der Selige habe einst bei einer Re-ligionsprüfung für einen Studierenden, der das Unglück hatte, in hcillofe Verwirrung zu gerathen, Fürsprache eingelegt: »der Herr Professor möge ihn, weil er wenigstens das Ave Maria fehlerfrei Herfagen könnte, zu Ehren der Mutter Gottes mit einer schlechten Fort-gangsnote gnädig verschonen! — Die etwas boshafte Lustigkeit, mit der man diese Anekdote vorbrachte, ist allerdings verdachterregend: — die Erzähler könnten wohl zugleich die Erfinder derselben sein? — — Ich fürchte aber: schöne und kindliche Seelen würden mir zürnen; wollte ich die Wahrheit dieses Histörchens durchaus in Abrede stellen. Herzensgüte und Freigebigkeit waren dem Verklärten gleichsam angeboren. — Rührende Züge dieser seiner schönen Anlage lasse ich einen feiner innigsten Jugendfreunde erzählen: — »Im Jahre 1806 (erzählt »dieser) grassirtc in Gratz das ansteckende hitzige Gall-»sicher; — Schwaiger führte mich, feilten erkrankten »Freund, in das Barntherzigen-Spital; konnte mich aber »wegen der Völle nicht unterbringen; — er führte mich »demnach in feilt Zimmer, legte mich in feilt eigenes »Bett; ging indessen in die Vorlesungen; und führte »mich am selben Abend in obiges Spital. — In einigen »Tagen darauf erkrankte fein Zimmercollege: — densel-»ben trug er sogar, auf seinen Armen ins Spital.« — Nach der Versicherung desselben Jugendfreundes theil-te Georg oft feilt Brod mit ärmeren College». — Die Hungerjahre von 1814 bis 1817 machte er als Domkaplan durch veranlaßt wohlthätige Sammlungen für die ärmsten Leute minder drückend. — Die Armen hatten an ihm einen wahren Vater, und ich getraue mir in diefer Hinsicht mit gntein Gewissen zn behaupten: Unter den gegenwärtig in der ziemlich umfangreichen Stadt Gratz wohnenden Armen befindet sich kaum Eiucr, der nicht Ursache hätte, den Namen Schwaiger mit Dankbarkeit und Verehrung auszusprechen. — Zu jeder mild-thätigen Collecte trug er sein Schärflein bei, und pflegte bei solcher Gelegenheit zu sagen: »In diese Lotterie setze ich!« — Die Thüre seiner Wohnung war, Tag aus Tag ein, von Hilfsbedüstigen belagert, gegen welche er jederzeit stauncnswerthe Geduld und Freundlichkeit bewies. — Wahr ist es, seine Wohlthätigkeitscasse wurde von barmherzigen Christen, besonders von edelnutthige» und hochgestellten Frauen, nicht selten bereichert; dem-uitgeachtet kommt ein guter Thcil des Almosens, welches er spendete, auf Rechnung seines eigenen Vermögens. Sein Zimmergeräthe, seine Bibliothek hielt er dürftig, seine Kleidung fast ärmlich, und sparte sich manchen gu- teil Bissen vom Munde — Alles zu Gunsten der Armen. Er athmete und lebte für die Armen, welche Er auch zu Erben seines sehr unbedeutenden Nachlasses entsetzte. Und nicht nur hatte er eine offene Börse für den Hunger, sondern auch ein offenes Herz für den Kummer der Leidenden. Wenn man erwägt, wie besonders die redseligen alten Mütterchen es lieben, ihrer Bitte um Almosen eine umständliche Schilderung ihres langen Elendes vorauszuschicken, um dadurch sowohl das Herz des Anzuflehenden zu erweichen, als auch ihr eigenes Herz zu entlasten, — und wie er ihnen mit unermüdlicher Geduld zuhörte, ihrem holperichten Jdeengange folgte, ihre unbeholfene Sprache studierte, und zum leiblichen Almosen das geistige des Trostes und der Belehrung fügte, wenn man dieses Alles erwägt: so muß man wohl seiner umfassenden Nächstenliebe volle Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Seiner väterlichen Fürsorge erfreuten sich vorzüglich arme Studierende, und junge entlaufene Söhne der Armee. Ersteren gab er monatliche Unterstützung, oder tierhalf ihnen zu Kostplätzen und Stipendien; letztere bewog er zur freiwilligen Rückkehr, itttd machte für sie den Vertreter , um sie vor entehrender und schmerzlicher Strafe zn bewahren. Waö aber sein menschenfreundliches Leben und Walte» besonders charakterisier, war sein vertrauter Verkehr mit der lieben Einfalt des Landes. Sein ungekünsteltes, herablassendes, leutseliges Benehmen sicherte ihm die innigste Anhänglichkeit des Landvolkes. Von alle» Gegenden trugen ihm die Landleute ihre Zweifel und Bedenklichkeiten zu, denn er wußte sie zu ihrer größten Zufriedenheit zu lösen. Und Leute, die chn nur vom Hörensagen kannten, vertranten doch nur ihm ihre Anliegen. Als Beleg hievon folgende Anekdote: Ein biederer Landbewohner kam einst während der Vesper in die Sakristei der Domkirche. — Nachdem er sich eine Weile ängstlich nmgcsehen hatte, stellte er an die Meßner die naive Frage: »Wie heißt denn geschwind der Domherr, mit dem Unser eins ein g'scheidtes Wort reden kann?« — Lächelnd zählte man ihm die Namen der hochw. Domherrn der Reihe nach aus. Er aber machte so lange eine verlegene Miene, bis er den Namen Schwaiger hörte. Da glättete sich plötzlich seine gerunzelte Stirne und zur nicht geringen Belustigung der Anwesenden machte er durch ein wiederholtes, fröhliches: »Der ists! Der ists!« seiner Freude Luft. — Eine so umfassende Nächstenliebe, eine so tiefe Frömmigkeit — mußte sie nicht den Segen des Himmels auf Georg Schwaiger herabziehen? Der Herr züchtiget diejenigen, welche er liebt. — — Er hat seinen eifrigen Diener mit einem langen, laugen Siechthum gesegnet. Es war vor 30 Jahren, als den Seligen ein heftiges Nervenfieber an den Rand des Grabes brachte. Seit dieser Zeit war es um sein körperliches Wohlsein geschehen. — Sein immerwährendes Kränkeln nahm nach und nach den Charakter eines Lungenübels an, und dieses führte ihn seit 10 Jahren einem sicheren, langsamen Tode entgegen. Der wie Hiob Schwergeprüfte war diese lange Zeit hindurch geduldig wie Hiob; brachte Gott jeden Morgen mit dem Opfer der heil. Messe das Opfer feiner Leiden, und wenn Ihm manchmal körperliche Schmerzen einen Seufzer entlockten, so verstummte dieser Seufzer durch einen Blick auf das Bild des Gekreuzigten. Im Jahre 1849 endlich schlug die Stunde seiner Erlösung. Er selbst fühlte deutlich das Heraunaheu derselben. Denn als die Cleriker des Priesterhanscs einer löblichen Gewohnheit zn Folge ihm am letzten Abend des I. 1848 für das »eite Jahr Glück wünschten; empfahl er sich mit freundlichem Ernste ihrem Gebete: »indem er bald ei «rücken müsse.« — Er hatte Recht. — Sein Hebel gestaltete sich im Monate Mai zn einer ernstlichen Krnnkheit, und diese ließ Ihm keinen Zweifel feiner Auflösung. Er hatte also den Tod mehrere Tage vor Augen, und erwartete ihn mit ruhiger Ergebung in den Willen Gottes. Als er die heil. Messe nicht mehr lesen konnte, empfing er doch täglich mit brennendem Verlangen den Leib des Herrn. — Einzelne Arme besuchten ihn häufig und nahmen die traurige Ueberzeugung mit sich, daß ihr Wohlthäter sehr bald den Weg alles Fleisches wandeln müsse. Am 16. Juni wurde er öffentlich mit den heil. Sterbesakramenten versehen. Am Morgen des 19. Juni commnuieirte er zum letztenniale, und wenige Stunden daraus hatte der Himmel einen neuen Bürger gewonnen. Wir Cleriker sind überzeugt, daß Georg Schwaiger durch fein Gebet, Wohlthun und Leiden unserem Hause größeren Segen brachte, als durch seine sonstige amtliche Wirksamkeit. Hetnrich Kerschbaiinter, Clenkcr im Seminar zu Gratz. ?)l>ominiis imrs Imcrcilitatis meac.“ Gclcgenheitsgedankcn bei Ertheilung der Priester weih c. (Schluß.) Wie ans dem Vorausgeschickten zn ersehen, waren sowohl im Judenthtttne als im Heidcnthume die evitsti-tntiven Jdccu des Priesterthumes: durch besondere aus der Menge des Volkes ausgeschiedene Männer die Anbetung der Gottheit zu leiten, dieselbe zn fühlten und höhere Kräfte der Menschheit zuzumitteln — Vermittlung zwischen der Gottheit und Menschheit — welches Mittlergeschäft wir in jener Stelle der Schrift am bedeutungsvollsten dargestellt finden, wo dieser zu Folge die Prie-ster zur Zeit der Noth zwischen Vor Hof und Altar liegend für das Volk weinten und beteten. Wenn wir nun diese ins Leben der Völker notbwendig verwachsenen allgemeinen Ideen des Priesterthumes im alten Bunde, welcher nur Buchstabe, Schatten und Typus ist, mit solcher Bestimmtheit und Umständlichkeit ausgeprägt finden, in welcher Klarheit, in welcher Präciston des Ausdruckes werden uns diese Ideen begegnen im neuen Bnndc, welcher nur Geist, Wirklichkeit, Wahrheit und Vollendung des alten zu sein hat und ist. Das Opferblut der Widder und Stiere konnte so wenig die Schuld der Menschheit tilgen, als das leviti-sche Priesterthum die ungeheure Kluft ausfüllen, welche den Himmel von der Erde getrennt; die Realität all dieser bildlichen Vermittlungsmomente schließt der neue Bund in sich, dessen Object die faktische Erlösung des Menschengeschlechtes ist, vermittelt durch Jesus Christus den Einen wahren und ewigen Priester nicht nach der Art und in der fleischlichen Abstammung des Priester-thums Aarons sondern nach der Weise Melchisedeks, des Priesters ohne Vater und Mutter, ohne Geschlechtsregi-ster, hientit das wahre Ebenbild des Sohnes Gottes. (Hebr. 7, 3.) Er der Eingeborne des Vaters, der Abglanz seiner Herrlichkeit, der Logos von Anbeginn trat, als die Fülle der Zeiten herangekommen, in das Geschlecht ein — das Wort ward Fleisch — der Erlöser war Mensch und zugleich Gott. Und eines solchen Vermittlers bedurfte das zu erlösende Geschlecht. Denn Restauration des Menschengeschlechtes — Wiedervereinigung desselben mit dem Schöpfer — und die dieselbe bedingende Genugthuuug — Aufhebung und Tilgung der Schuld des Geschlechtes — sind die beiden Momente im Erlösuugswerke, ersteres ein rein göttliches, letzeres eilt menschliches. — Gott mußte somit der Erlöser sein, um das Geschlecht, welches durch den Mißbrauch seiner Freiheit ttt ethischer Hinsicht von Gott, dem Quell alles Lebens, abgefallen dem geistigen Tode anheimfiel, in theoretischer aber die Vollendung seiner selbst — die Vereinigung mit dem Schöpfer in und durch die Liebe — vereitelte, dem geistigen Tode zu entreißen und mit dem Schöpfer in Vereinigung wieder zu bringen, welche Restauration sich als eine neue Schöpfung charakterisirt, mithin als ein Moment der Allmacht. Ebenso mußte der Erlöser auch Mensch sein; denn nicht wie die reinen Geister schließt der Mensch mit seiner Individualität sein Dasein, seine Geschichte ab, sondern er gehört als ein Raturwescu der Gattung an, — ist ein Gattungsweseu, der iutegrirende Bestaudtheil eines großen Organismus, wo der Einzelne für das Ganze und dieses für und durch die Einzelnen besteht. So wie nun die Schuld, welche auf der Gattung, auf diesem Organismus — dem Menschengeschlechte — lastete, durch den Ungehorsam Eines seiner Glieder — seines Stammvaters kontrachirt wurde, so mußte auch die Tilgung dieser Schuld, damit sie dem ganzen Organismus, der ganzen Gattung zukäme, durch den freien unbedingten Gehorsam auch eines Gliedes dieser Gattung vollzogen werden. Also einen Gottmenschen postulirte daö Erlösuugswerk, und du sol-^cr war Jesus Christus, Gott von Ewigkeit und Mensch iu der Zeit geworden; der Hohepriester aus den Menschen zwar genommen und für die Menschen bestellt, wie jeder Hohepriester (Hebr. 5, 1.); nicht jedoch von der Menge zu diesem Amte erwählt oder in eigener Anmaßung dasselbe sich zneignend, sondern von jenem dazu berufen, der zu ihm gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt (5, 5.); der Hohepriester, der nicht in das von Menschenhänden gemachte Heiligthum einzn-gehen brauchte, um zuerst für seine und daun für die Sünden Anderer zu opfern, sondern welcher selbst reittr ohne Makel in völliger Hingabe, in gänzlich freiem Gehorsam als das angenehmste, wohlgefälligste Opfer entging in das wahre ewige Heiligthum, um dem Vater darzustellen die losgekaufte Gefangenschaft — eine er-neuete Schöpfung. (Hebr. 9. re.) Wir sehen also Christum den Einen wahren Mittler, Einen wahren Hohenpriester zum Theile im Ge-schlechte und für das Geschlecht als einen Sohn des Geschlechtes, zum Theile aber außer und über dem Geschlechte. *) Und eben dieses ist und muß auch sein das Charakteristikon der Nachfolger und Stellvertreter Christi, des katholischen Priesterthums. Denn sobald Christus sein Verdienst in seinem Opfer und die Früchte dieses Verdienstes dem Geschlechte zum Eigenthume übergeben wollte und übergeben hatte; sobald er die Wahrheit, die er geoffenbart, in dem Evangelio, die Gnade der Sündenvergebung und Heiligung, die er durch seinen Opfertod uns erworben, in den Sakramenten niederge-legt, und sich selbst ganz in dem allerheiligsten Sakramente des Altars zum unuiiterbrochencit Besitzthume dem Geschlecht hinterlassen hat: so mußte er auch aus dem Geschlechte Einzelne ausscheiden, welche als Träger und Leiter, als Organe seines Lichtes und seiner Gnade in seinem Namen nud mit seiner Kraft, iu ihm anknü-pfend als seine Nachfolger und Stellvertreter die Offenbarung und Versöhnung — das ganze Erlösungswerk — jedem Einzelnen zumitteln und durch den ganzen Verlauf der Jahrhunderte und durch alle Geschlechter gleichsam hindnrchtragen und verwirklichen sollten. Er hat sie auch ausgeschieden, sie mit seiner Gewalt ausgerüstet, ausgerüstet nach völlig freier Erwählung, wie Er selbst seinen Aposteln sagt: »Nicht ihr habet mich, sondern ich habe euch erwählt« und: »Wie mich der Vater gesendet hat, so sende ich euch.« Es ist wohl nicht voititöthcit, ans die Fragen anfmerksam zu machen: Wer da erwählt und sendet und wer erwählt und gesendet wird, so wie auch die Bemerkung überflüßig ist, daß das Erwählt- und Gesendetwerdeu ein Ausscheiden aus einer gewisse« Menge — einen Gegensatz zu Jenen, an welche die Sendung erfolgt, nothweudig iu sich iuvolvirt. Und wenn Jcsns seine Jünger, seine Stellvertreter das »Licht der Welt,« das »Salz der Erde« nennt, wird man so kurzsichtig sein können, den Gegensatz zu verken- *) »Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder.« Marc. 3, 33. ne», welcher nothwendig, zwischen dem Lichte und dem Gegenstände, der erleuchtet wird und werden soll, wie auch zwischen dem Salze und der Materie, welche gesalzen werden soll, obwalten muß? Das Priesterthum ist ferner nach dem Aufträge und als Repräsentant Christi berufen zu lehren, die Gnadenmittel zu spenden und zu regieren. Was ist wieder natürlicher als der absolute Gegensatz zwischen dem Lehrer, dem Spender, dem Lenker und zwischen den zu Belehrenden, den Empfängern und den Regierten? Fürwahr: Licht mit dem zu beleuchtenden Gegenstände, Salz mit dem zu Salzenden, den Lehrer mit dem Lehrlinge, den Spender mit dem Empfänger rc. identificireu wollen, hieße wohl nichts anderes, als jede Wirkung hinwegschwemmcn, welche in der Natur des Lichtes, des Salzes, des Lehrens, Spendensund Regierens liegt; es hieße jene erbärmliche Stagnation in dem sittlich religiösen Leben heraufbcschwörcu, welche uns die Geschichte in den Katharern, Waldensern, Begharden, Flagellanten, Wikleffiten, Hussiten, in den Protestanten und den Hunderten ihrer Sekten vorführt. Nicht zu übersehen sind wahrlich die lächerlich erbärmlichen Ausflüchte und praktischen Jnconsequenzen, zn welchen sich die Verfechter solcher Identifikation hingedrängt gesehen. Von anderen nicht zu erwähnen, war der theoretische Grundsatz Luthers und der übrigen Reformatoren, zu welchem sie sich durch die Verwerfung der Auc-tvrität der Kirche hingctrieben fühlten, folgender: Es gibt keine kirchliche Autorität, keine lehrende Kirche; die Kirche ist nicht das objektiv und sichtbar in der Welt und in der Geschichte da stehende Organ, wodurch Jesus Christus seine Wahrheit und Gnade den Menschen vermittelt. Jeder Getaufte fei hiemit sich selbst Lehrer und Priester, fei berechtigt zur Spendung der Taufe und zur Feier des Abendmahles. Auf die Frage nun: »Was denn nach der Ansicht der Reformatoren die Kirche fei;« war ihre Antwort: Die Gemeinschaft der wahren Christen — der Heiligen — der Prädestinirten, »und weil diese nur Gott bekannt seien, so sei die Kirche eine unsichtbare; und auf die weitere Frage: »Wo denn vor ihrer Zeit die wahre von Christus gestiftete und nach der Verheißung desselben bis ans Ende der Welt ununterbrochen dauernde Kirche bestände» habe«, antworteten sie: In den Herzen der Auserwählten, welche zu keiner Zeit der Christenheit fehlten. Mit so unbestimmten vagen Ausflüchten konnte jedoch das menschliche Bedürfniß nicht gestillt werden; cs drängte zu bestimmteren Merkmahlen der Kirche, und alö solche stellten die Protestanten (wie noch heute in ihren Bekenntuißschriften zu lesen, Coniess. August. Art. 7) »die rechte Lehre des Evangeliums und die rechte Verwaltung der Sacra-m ente auf.« Sic.; da haben wir sic in der Falle. Dieser Ausspruch, die nothgcdrungeue Consequenz jenes obigen Grundsatzes, hieß sie von demselben gänzlich abstehen; denn da, ohne die größte Unordnung zu befürchten, doch nicht alle predigen und die Sacrameute verwalten konn- ten, so sollten die Gemeinden Einzelne aus ih-rer Mitte wählen und als Prediger aufstellen. So erscheinen nun diese als Beamtete der Gemeinde, haben ihr Amt, ihre Sendung, ihre Vollmacht von der Gemeinde, die Lehrer von den Lehrlingen, die Spender von den Empfängern, die Regierenden von den Regierten und gehorchen Sollenden. Welche Absurdität in solcher Theorie! Welch greller Widerspruch aber anch in ihrer praktischen Durchführung! Während Calvin die Ordination noch immerhin als Sakrament angesehen wissen wollte (instit. 1. 4. c. 19. g. 31), nahmen dieselbe die Lutheraner wie dann anch die Reformirten als einen Einführnngs-, als einen Beanftragungsact von Seite der Gemeinde an, obwohl Luther seine eigene Anctorität an die Stelle der kirchlichen setzte und mit der Behauptung: seine Auslegung sei die allein wahre und klare, Jeden der anders auslegte, mit dem Baiiue bedrohete. Bckcnnt-nißschriften, Glanbenssymbolc waren ausgestellt, wornach jeder Einzelne sich zu richten hatte, und doch sollte jeder Einzelne Lehrer, Priester sein!! Dieß die Praris des Princips von der Identifikation des Priesters mit dem Volke, des Priesterthums mit der Welt, und alö diese Praxis bald zu gränzenloser Anarchie den Weg bahnte, wie solche in den schwärmerischen Sekten der Zwickauer Propheten, der Wiedertäufer rc. hervortauchte, übernahmen die Fürsten das Kirchenregiment, und an die Stelle der geistlichen Autorität trat nun eine weltliche, mit dem Schwerte bewaffnete. Wahrlich ein hübscher Tausch, um welchen wir weder die Anhänger Luthers nach auch die übrigen älteren und heutigen Clerodemagogen je beneiden werden, finden uns vielmehr bcncidenswcrth eben darin, daß wir als Auser-wählte und Scndlinge, nicht des Volkes sondern des Herrn, uns seine Stellvertreter, seine Repräsentanten uns feilt Eigenthum nennen und ihn als unser Erbe, unser erwähltes Loos umfassen dürfen. »Der Herr ist der Antheil meines Erbe« das ist unsere Würde, unser Adel, nicht insofern?, als ob wir hocharistokratischen Sinnes darob ans die übrigen Gläubige» mit Geringschätzung herabscheu, und ihren Anspruch auf dieses erhabene Erbe in Abrede stellen wollten, nein auch ihr Erbantheil ist der Herr, aber in einem um so minder vorzüglichen Grade als in wie viel höherem wir als Eigenthum des Herrn uns zu betrachten haben, — vielmehr nur insofern-, als die Welt der Erbantheil derjenigen aus dem Clerns anzusehen ist, welche es mit ihr zu liebäugeln und zu buhlen gelüstet. Sind wir nun deshalb als eine eigene, von allen übrigen Ständen abgesonderte Kaste attzusehen? Nichts weniger als das! Oder gibt es wohl ein liberaleres Institut als das katholische Priesterthum, zu welchem der Zutritt nicht durch Herkunft, Stand, Nation u. dgl. sondern nur durch Verdienst und Beruf bedingt wird. Unter der Voraussetzung dieser beiden Erfordernisse werden die Pforten des Priesterthums Jedem aufgethan. Wir haben somit aus der allgemeinen bei allen Völkern vorfindigen, im Judenthume durch besondere, genaue Bestimmungen klar und haltbar ausgeprägten, im Christcuthumc aber in ihrer schönen Wahrheit und Wirklichkeit dastehenden Idee des Priesterthums dessen höhere Weihe, besondere Ausscheidung aus der Welt und noth-wendigen Gegensatz zu derselben herausgestellt. Nichtsdestoweniger müssen wir uns gegen den Vorwurf verwahren, als ob wir in Folge einer solcher Idee den Clerus der Erde entrückt wissen wollten. Das wird im Ernste wohl Niemanden beikommen können, am allerwenigsten aber uns. So sehr wir den Priester außer und über der Welt sehen müssen, so sehr finden wir ihn i n und m i t der Welt. 2a es gibt gar keinen Stand, welcher so sehr der Welt anzugehören hat, als der prie-sterliche. Wie Jesus Christus, der Eingeborene des Vaters, um ein das schuldbelastete Geschlecht entsündigen-des, dem Vater wohlgefälliges und dem Geschlechte ersprießliches Opfer darbringen zu können, ein Kind des Geschlechtes werden, dem Geschlechte «»gehören mußte, so müssen auch seine Repräsentanten, um im Namen des Geschlechtes ihn selbst, das fortwährende, unbefleckte, wohlgefällige Sühnoser dem Vater darzubringen, dem Geschlechte angehören. Die Priester sind ferner ihrem Berufe gemäß Lehrer des Volkes, Aerzte und Richter in seinen geistigen Angelegenheiten; sic sind Krieger, welche unaufhörlich zu kämpfen haben gegen den alten Feind des menschlichen Heiles, und auch ihr Blut Änd Leben einzulegen bereit sein müssen, sobald das Heil der ihnen Anvertrauten solches erfordert. So gut nun der Lehrer der Arzt, der Richter rc. dem Volke anzngehören hat, so gut auch der Priester, und zwar als solcher unter allen diesen Beziehungen. Ans solche Art nun hoffen wir den gewichtigen Unterschied: der Priester ansgeschieden ans der Welt und doch zugleich in und mit der Welt hinlänglich hervorgehoben zu haben, und nicht leicht wird ein Unbefangener diesen Unterschied weiterhin in Frage stellen wollen. Alle aber, welche wie die Eingangs erwähnte Partei kein Bedenken tragen, dem sogenannten Zeitgeiste und einer übertriebenen Popularitätssucht so Manches und unter anderen die sic adelnden Merkmale des katholischen Priesterthums zum Opfer zu bringen, machen wir auf einige ihrer Vorfordern aufmerksam, und lassen sic in diesen vermöge der Aehnlichkeit ihrer Sprache ihre Gesinnungsgenossen erkennen. Es war in der Wüste Pharan, wo sich Israel auf seinem Zuge ins gelobte Land gelagert, als sich Kore, Dathan und Abiron sammt ändern 250 Kindern Israels gegen Moses und Aaron erhoben und sprachen: »Genug! die ganze Gemeinde ist heilig, und der Herr ist unter ihnen: warum erhebt ihr euch über das Volk desHerru?« Und wie der Herr diese Sprache ausgenommen, welche Folgen dieser demagogische Eifer nach sich gezogen, erzählt Mo-H recht faßlich und deutlich im 4. Buche, 16. Kapitel; dieses möge durchgelesen werden, es ist gar lehrreich und beherzigungswerth. L. W. Diöcesan - Nachricht. Der Hochwürdigste Herr Fürstbischof von Laibach hat am 10. September 1849 zur Danksagung für den erfolgten Friedensschluß in Italien, und für die entscheidenden Siege in Ungarn in der Domkirche ein feierliches Hochamt mit Te Dcurn laudarnus abgehalten, und die Abhaltung dieser kirchlichen Danksagungsseier auch in allen Curatkirchen seiner Diöcese angeordnet. Während wir aber unsere Dankgebete zu dem Geber alles Guten für den Segen, den er unfern Waffen verlieh, emporsendcn, und mit diesen Dankgebeten auch unser Bittgebet für diejenigen tapfern Krieger vereinigen, die in diesen langwierigen heißen Kämpfen dem Tode erlagen, bleibt uns noch die Erfüllung einer ändern heiligen Pflicht gegen diejenigen übrig, die aus diesen Kämpfen verkrüppelt hervorc^egangen sind, die zum fernem Erwerbe ganz oder theilweise unfähig, ungeachtet der vom Staate ihnen zugeheuden Gebühren doch auch unsere Hilfe noch bedürfen, und zu deren Unterstützung die Bildung eines krainischen Jnvalidensondes eben im Werke ist. Zu Sammlungen und Beiträgen für diesen Fond hat nun der hochw. Herr Fürstbischof gleichzeitig mit obiger Anordnung die Geistlichkeit und die Gläubigen seiner Diöcese anfgesordert, und hingedeutet, wie auch durch. kleine Beiträge, wenn sie von Vielen geleistet werden, ein bedeutender Fond allmählig znsammengebracht, und der Grund zu einer nicht vorübergehenden, sondern bleibenden Unterstützung mehrerer heimischer Invaliden gelegt werden kann, deren Schicksal allen Landesinsaffen gewiß zu sehr am Herzen liegt, als daß sie zur Linderung desselben nach Kräften beizutragen zögern könnten. Mariyrcs. >,Et vidi sedes ct sederunt super eas; et judiciuin datum cst illisj et animas decollatorum propter testimonniumJesu.« Apoc. 20, 4. Laudo, qui in tabula pingit imaginem Naturae sapiens aemulus inclytain, Et qui fingit opus marmoreum manu Inspirans animam levi. Laudo, qui feriens pectine barbiton Jungit mellilluis carminibus modos, Et qui fulmineis vocibus eloquens Rumpit cor adamantinum. Laudo, qui subigit eaevitia truces Morbos ifidomita vi medicaminuin, Et qui victor ovans jura fori sciens Ca.usas difficiles agit. Laudo, (|ui vigili lumine acdulus Invesfigat iter nobile siderum, Et qui continuo numinis ct auam Et rerum aestimat indolcm: At quis conspicuis laudibus ev.ehat, Quos ornat trabeac purpura, martyrea ? Lactor, dum mcinlni tc, venerabilis Oiicm ducit Stephanus, chorus! Voa germana fides cxcitat ct movet Spes jucunda, traliit fervida caritas, Tantis pracsidiis inviolabilca Orci proclia spernitis. Formosi juvenes, agmina virginum, Matronac, viduae, magnanimi viri Languentesque senes! non sine lacrimis Vos admiror amabiles. Quot frondes nemuri, granaque messibus, Baccae palmitibus, frigoribua nives: Tot produnt cclcbrcs serta virentia Circum tempora milites. Tigrcs, tela, rogi, flumina, verbera, Mucrones, laquei, saxa, fames, cruces, Hacc vos arma petunt, quos juvat emori Inter dulcia carmina. Nunc vos perpetuis urbs Hierusalcra Fortunata capit sedibua et quies Incumbit pelago, dives opum rates Portus occupat otium. Nos vobia sociua ncctit adhuc amor Unius sobolcs una sumus patria, Gaudenius, quotiescunquc dies redit, Ouac vos in patriam tulit. Vestris nos genitrix nominibus vocat, Dum sanctam capiti spargit aquam manus, Vobis templa damas, sunt etiam sacrae Arae vester lionos, dccus. Addunt efl'igies, sunt pretio quoque Collect! cinerea. Ecce lidelium Supplex concilium pectore candido Vestram semper opem rogat. Nos certamua adhuc, classica perstrepuni)* llostes innumeri cominus irruunt — Fratres! congredimur, jungite proelia, Et victoria nos manet. Verschiedenes. Frankreich. Der Erzbischof von Paris hat die Würdenträger der französischen kath. Geistlichkeit zu einer gemeinsamen Berathnng eiiigeladeu, die am 15. September eröffnet werden soll. Die Versammlungen werden im Seminarium der Kirche St. Sulpiee statt, finden. Zunächst wird die Unterrichtsfrage Gegenstand der Bera-thungen fein. Der Eifer'und die Einigkeit, mit der sich ber katholische Clerns Frankreichs dieser Frage annimmt, sind geeignet, zu schönen Hoffnungen zu berechtigen, so groß auch die Gehässigkeiten nnd Widerstände sind, gegen die sie zu kämpfen haben. Durch diese vom Erzbischof ausgehende Einladung zn einem Concil ist dem Klerus birö Vereinsrecht, das unter der Monarchie von einer jedesmaligen speeielleu Erlaubnisi der Negierung abhängig gemacht war, faktisch vindicirt. — Der Bischof von Chartres hat neuerdings gegen die Anmaßungen der Universität in Paris ein Schreiben veröffentlicht. Die >,Gazzettct di Bologn a^< vom 4. September, theilt anf amtlichem Wege aus Bologna mit, daß Sc. Heiligkeit der Papst Gaeta verlassen habe, um sich »ach Portiei zu begebeu. Die Jesuiten sind wieder in Rom in ihrem Proseß-hanse (Jesu) und im Novieiat (Quirinal) versammelt. Karlsruhe. Im Gebiete der katbolischen Lehre und des kirchlichen Gottesdienstes ist neuerlichst ein wichtiger Fund gemacht worden. Der gelehrte Archivsdirektor Mo-ne in Karlsruhe hat nämlich einige lateinische Messen aus dem 2. bis 6. Jahrhunderte aufgcfuiideu, die im Volkslateiu (latina rustiea} geschrieben sind, wie es damals in Frankreich üblich war, und auö deren Tcrc klar hervorgeht, daß der Glaube au die Traussubstau-tiation (die leibhafte Gegenwart Christi unter den Gestalten deS VroteS und Weines) damals in der Kirche eben so allgemcktt^iierkannt, und der Kanon der Messe durchaus eben derselbe war, wie in unfern Tagen. Gratz. Im vorigen Monat sind acht barmherzige Schwestern von Gratz nach Preßbnrg abgegangen, um dort den verwundeten Kriegern zu dienen. Novi in Eroatien 5. Sept. Hier herrscht ein unbeschreibliches Elend. Im Monate Angnst grassirte neben Dissenterie die Cholera; beide rafften 180 — 190 Menschen hinweg; ein Hanö mit 5 Individuen ist ganz ansgestorben. Auch eilt Kaplan, »«ermüdet im Krankenbesuche, ist ein Opfer der Cholera geworden. Dazn so viele arme Leute, die sich nicht einmal Salz auschaffen können, und ein gänzlicher Mangel an genießbaren gesunden Wasser; der Himmel ist schon seit dem Monat Mai gänzlich verschlossen; die ansgebrannte Erde bietet bent Auge nichts dar, als einige dürre zusaMmeugeschrumpf-tc Trauben, die sich aber doch noch behelfen könnten, wenn Gott jetzt einen erquickenden Regen senden würde. Freiwillige Beitrage für den Missionär Dr. Ignaz Kn ob lech er. Herr Andreas Samejz, Priester ... 5 fl. — kr. » Joh. Dornik, Pfarrer in St. Gotthard H » — » Agnes Zirer in St. Gotthard .... 2 » — » Zusammen 12 fl. — kr. Gedruckt bei Josef Blasnik in Laibach.