^w^^>H^H^^N^^^2^3^^^^^. 28. ^^"^ec^^-^M^t^^^. Vaterländisches. Kaiser Friedrich und Krain. (Schluß.) <^m Jahre 1465 mußten die Kramer Trieft in seinen Gcrechtsamcn gegen Venedig beschütze!, helfen; die Triestiner hatten nämlich vom Kaiser erwirkt, daß der Warenzug von Capo d'Istria durch ihre Stadt den Weg nehmen mußte. Darum wurden sie von Venedig feindlich behandelt, und alle Zufuhr ward ihnen gesperrt. Der Kaiser sendete den Obersten Rauber mit einem ansehnlichen Hilfsheere, und entsetzte die Stadt. *) Alle bisherigen Kriege gegen Cilli, Venedig, gegen Ungarn, darin der innerösterreichische Adel um die Wette für seinen Kaiser focht, hatten in dein kraini-schen Adel eine kriegerische Haltung entwickelt, welche, genährt durch die Großthaten Baumkirchers, der Rauber, des auf, 85 Tournieren mei«7ens obsie. gcnden Lamberg's, Spielgenossen des Prinzen Max I., eine Art allgemeiner heroischer Stimmung erzeugte, die in den darauf folgenden Türkeneinfallen dem Lande zu großem Gedeihen gereichte. Schon seiner geographischen Lag,e nach mußte Krain zur Vormauer für Innerösterreich gegen den Erbfeind der Türken dienen; Krams rauchende Döifer mußten gewöhnlich das Signal zum heiligen Kriege abgeben. — Dar« um war es sehr vorsichtig, die Hauptstadt des Landes in einen guten Vertheidigungöstand zu setzen, denn derlei befestigte Städte und Burgen waren in der Zeit der Türkeimoth gewöhnlich der einzige Zufluchtsort für das Landvolk. Im Jahre 1469 erschienen die türkischen Roßschweife an der kramischen Gränze. Es war der Pascha von Bosnien, welcher mit 10,000 Mann über die Unna setzte, und längs des Birnbaumcr Waldes gerade auf Mottling zuging Hier theilte er sein Heer. Eine Abtheilung wendete sich nach Laibach, fand aber tapfern Widerstand, die andern gegen Rudolphswerth ; die dritte, wobei der Pascha selbst, blieb bei Weinitz an der Kulpa. Wo der Zug durchging, wurde alles verwüstet, von Möttlmg bis Igg, bis nach Haarland nächstSt. Marein. Die Dörfer loderten in Flammen auf, die Land-leute wurden niedergesäbelt, und die ganze windische Mark sollte zur Einöde werden. Damals war Andreas Ho-chenwartLandeshauptmann in Krain. Die Gefabr wurde zuerst von einem Friedrich von Gallenberg an den Kaiser berichtet. Dieser ließ in Eile ein allgemeines Aufgebot ergehen, — und innerhalb 9 Tagen stand ei» Heer von 20,000 Mann in Bereitschaft und zog gegen das Barrholomäusfeld bei Landstraß. Die Türken aber kehrten nach diesen Streifzügen über die Kulpa zurück; 6000 Mann waren ermordet, 8600 wurden in die Gefangenschaft geschleppt, darunter bei 500 Knaben und eben so viel Mädchen, welche der Pascha seinem Sultan zum Geschenke brachte. Nebst andern Dörfern und Flecken war auch Gottschee eingeäschert. Valvasor berichtet, daß die zwei auf einander eifersüchtigen Geschlechter, nämlich die Grafen Frange-pan in Croatien, und die von Krupp, an der krainischen Gränze den Türkeneinfall veranlaßten. Es wäre auch nicht leicht eine Zeit günstiger gewesen: Denn in Steyermark flatterte die Fahne des Aufruhrs, von Baumkircher getragen; Mathias Corvin haßte den Kaiser wegen der ihm vereitelten Hoffnung auf die böhmische Krone; auf drei Reichstagen, zu Nürnberg, Wien, und wieder zu Nürnberg, wurde nichts gegen die Türken beschlossen. Darum kamen diese l47I wieder, legten Igg und das Kloster Sittich in Asche, schweiften, auf dem Karste umher, und mordeten und brannten.' 144 Atles nieder. Damals sing man an die Kirchen zu befestigen , und solche Kirchenfestungen »Tabors« zu nennen. 1472 und 1373 drangen die Türken das zweite Mal gegen Laibach vor und lagerten sich in drei Abtheilungen um die Stadt, bei St. Christoph, in der Schischka und in der Polana, »vo die Peterskirche am 3. Juni 1472 abbrannte, wie die Inschrift in der Kirche besagt. Das Geschütz vom Schloßberge nöthigte sie aber, die Belagerung der Stadt aufzuheben. Hierauf eilten sie durch die Kanter nach Kärnten, aus Kärnten nach Untersteyern gegen Cilli und kehrten nach namenlosen Verwüstungen mit vielen Gefangenen in ihre Heimath zurück. So auch !474, wo die 2 krai-nischen Edelleute von Khosiek gefangen wurden. Mit diesem Elende war noch ein anderes verbunden: ein ungeheures Heer von Heuschrecken verzehrte die Saaten, worauf Hungersnoth und Pest folgten. Die Langsamkeit, mit welcher im deutschen Reiche die Vertheidigungsmaßregeln gegen die Ungläubigen betrieben wurden, nöthigte den Kaiser Friedrich, in seinen innerösterreichischen Landen solche Vorkehrungen zu treffen, daß ein schlagfertiges Heer auf den ersten Wink zusammengebracht werden konnte. Darum schrieb er eine Versammlung der steyerischen, Kärntner, und Krämer Stände nach Marburg aus, (auf den zweiten Sonntag nach Ostern 1475). Auf diesem Landtage nun wurden sogenannte Land-Oberste oder Commandirende ernannt und eine Kriegscasse creirt, aus welcher die Unkosten des Krieges gegen die Türken bestritten werden sollten. *) Jeder haltbare Platz, auch Laibach, welches durch die letzte Belagerung viel gelitte» hatte, wurde auf's neue befestigt, die Bauern aus der Umgegend mußten dabei zugreifen. Kaum waren die Vertheidigungsanstalten getroffen, so ertönte auch schon das Jammergeschrei der unglücklichen Landbewohner, welche dem nacheilenden Feinde zu entgehen strebten. Diesimal, 1475 waren die Türken Save aufwärts, bis an das Stadtchen Rain vorgedrungen. Der Feldhauptmann von Kärnten, Georg Schenk, rückte an der Spitze der innerösterreichischen Söldner und vieler Edlen dem Feinde entgegen, war auch so glücklich 200 Türken zu todten, die im Lande herumstreiften. Allein, nun ließ Achmet Pascha «20,000 Mann gegen das fünf Mal kleinere Christenheer vorrücken. Dieses focht freilich hel-denmüchig, tödtete dem Pascha bei 2000 Leute, wurde aber endlich überwältigt, und begab sich auf die Flucht, darin bei 2000 von den nachsetzenden Türken getödtet und 124 vom Adel gefangen wurden; darunter -) Cäsars Geschichte der Steyermark, V. 6, S. 229. selbst der alre Feldhauptmann. Dieser wurde nach Con-stantinopel geschleppt und starb daselbst, wahrscheinlich weil das Lösegeld nicht zusammengebracht werden konnte, denn es forderten die Türken für die vier angesehensten Gefangenen 9000 fi. , nämlich für Georg Schenkel, 4000, für Ludwig Khosiek 2000, für Georg von Himmelberg 2000 , für Wilhelm Gall !000 Gulden und es sollten diese vier nicht anders, als auf einmal nach Erlegung der 9000 Gulden entlassen werden. So sorgfältig auch die Schluchten und Passe aus Croatien nach Krain bewacht wurden, so war es doch nicht möglich die Türken zurückzuhalten. Sie erkllmn,' ten die höchsten Gipfel und ließen sich und ihre Pferde von den steilsten Anhöhen herab. Darum erschienen sie l476 nochmals in Krain, 1478 in Kärnten und Friaul, 1480 konnte ein Schwärm nur mir Mühe aus der Gegend von Zirkniz zurückgehalten werden. Andreas Gall schützte jene Gegend. Die Hauptmacht der Türken war gegen Kärnten und Steyet, selbst bis nach Obersteyer vorgedrungen, wo sie bei 500 Priester mit fortschleppten. Da ereilte sie die Rache. Der Vicedom von Bamberg, Georg von Schaumburg, sammelte eine Menge Bauern, ließ sie aufsitzen, und rückte nebst ihnen mit einem tapfern Haufen gegen das Städtchen Rain an der Save. Um Mitternacht befahl er, ein großes Getöse mit Pauken, Trompeten und andern lärmenden Werkzeugen zu machen, und übersiel mit dem Feldgeschrei «Jesus« das türkische Lager. Die Türken , in der Meinung, das ganze Lager sey gegen sie im Anzüge, ließen Bagage, Leute, Gefangene im Stiche, und nahmen die Flucht. I48l stürmten die Ungarn über die Gränze, eroberten Klingenfels im Gebiete des Bischofs von Freisingen, und streiften bis an die Thore von Laibach. 1484 als die Türken aus Kärnten, wo sie bis nach, St. Veit gestreift, durch Untersteyer und Krain an die Unna zurückkehrten, (sie schleppten damals wieder bei 10,000 Menschen in die Gefangenschaft) wurden sie von dem Ban von Croatien, Johann Zriny, dann von Michael Zluni, dem Grafen Frangepan, an die sich der croatische und krainische Adel anschloß, ganzlich geschlagen, Bei 15,000 blieben auf dem Platze, und alle Gefangene wurden befreit. Valvasor, gestützt auf die krainischen Provmzial-berichte, meldet noch mehrere Einfälle der Türken und Ungarn für die folgenden Jahre, besonders l489 und 1491 , wo sie im Birnbaumerwald ihr Grab fanden; 1492 wo sie von der Kulpa her durch Kram bis nach Kärnten voldrangen, Laibach mit 10,000 Mann mn-zingelten, ohne etwas auszurichten, endlich aber durch — 145 — den braven Felohauptmann Nudolph Khevenhüller bei Villach ganzlich geschlagen wurden, wo auch Ali Pascha blieb. Große Opfer waren gebracht, ungeheuerer Jammer überstanden. — Der Fürst war nicht reich genug, um alle die edlen, hochherzigen Thattn seines Adels zu belohnen Denu nicht genug, daß dieser für die san-desgränze das Schwert nie aus den Handen legen durfte, so zog er auch in die freien Niederlande, um den gefangenen Maximilian befreien zu helfen. Aber Friedrich, der von allen Seiten bedrängte, viel verkannte, tiefgebeugte Friedrich, that dennoch was er konnte. Wenn er mit unerbittlicher Strenge die kühnen Meuterer bestrafte, wie Baumkircher erfahren, so belohnte er auf der andern Seire eben so bereitwillig seine Getreuen. So erhielt Lconhard v. Herberstein, der Vater des hochgefeierteu Staatsmannes und Schriftstellers, Sigmund v. Herberstein, l487 das Schloß Wippach. Den Laibacher Bürgern wurde l477 ein Brückenzoll an der untern Brücke, 1473 aber verwilligt, daß sie denjenigen, dem sie einmal das Bürgerrecht ertheilt, nicht gehalten seyn sollten, an den ehemaligen Grundherrn auszuliefern. l479 erhielten sie einen großen Jahrmarkt am Feste Elisabeth ; 1488 das ausschließende Recht, Handlung zu treiben und Wein auszuführen ; anderer frommer Stiftungen nicht zu gedenken, als der, 1482 verbrieften St. Peters.Bruderschaft, und der ewigen Messe l489 auf dem Laibacher Schloßberge, welcher sich während aller bisherigen Türkeneinfälle gehalten und den Feind durch sein Geschütz von der Stadt abgetrieben hatte. In der That, wären in den letzten Regierungsjahren Friedrich's die mörderischen Streifzüge "del Türken nicht erfolgt, Kram wäre schon damals auf dem Wege besserer Landescultur, Industrie und allseitigen Wohlstandes gewesen, wie die vielen, für jene Zeilen nicht unansehnlichen Städte beweisen. Den österreichischen Regenten muß es zugeschrieben werden, wenn das harte Joch der Leibeigenschaft im Mittelalter ein wenig gelüftet und das Städtewesen in Krain befördert wurde. Sie waren es, welche den Sladtgemein-den schöne Vergünstigung angedeihen ließen und den Handel vom adriatischen Meer her belebten. Schon in der Handveste Rudolph's l. wider die Aufnahme flüchtiger Grundholden, wurden den Städten und Märkten ihre hergebrachten und erworbenen Rechte vorbehalten. *) Diese Rechte der Städte wurden von Friedrich lV. für die Steyermark dahin bestimmt, daß eine Frist von zwei Jahren festgesetzt war, innerhalb welcher der ge-jlüchtete Hold seinem Herrn zurückgegeben werden sollte. Diese Verfügung galt auch für Krain; ja die Stadt Laibach durfte laut obigem, l 478 erhaltenen Privilegium nicht einmal diese Frist beobachten. Der Nutzen der Städte hatte in den Türkeneinfällen zu deutlich in den Augen geleuchtet, als daß die nachfolgenden Regenten nicht alles zu ihrer Befestigung und ihrem Wohlstande aufgeboten hätten. So wie die Krämer im Leben treu zu ihrem wohlthätigen Fürsten gehalten, so erwiesen sie ihm nach seinen, Tode die letzte Ehre. Die Stände schickten nämlich eine De- ') In dem Diplom Rudolph's l. von 1276, wo von Auslieferung d-r fluchtigen Holden die Rede ist, heißt es: «ulvi« jui'iliuü, Ii!it!lll!!il>liz l>t pi-lvilo^lill rivitutüin, i,,« l:u!!,j,el«i!t!'i,ii«^i!ili8 »ui'u^ute cul!5Ueluci!NL ex uüti^u« etc. puration zur Leichenfeier, welche am 7. December 1493, gerade 32 Jahre nach der Stiftung des Laibacher Bis-thums, begangen wurde. Die Deputation bestand aus folgenden: Herr Wilhelm v. Auersperg tiHg das Panier, Herr Volkhard v. Auersperg den Helm, Herr Georg von Lamberg den Schlld ihres verstorbenen krai-nischen Landesfürsten, Georg Lamberg der Jüngere, und Herr Andreas Gall führten das Pferd, acht krai-nische Edelleute traten in Trauerkleidern voraus. Aus der windischen Mark waren gleichfalls 8 Edelleute in Trauer, dann folgte Herr Andreas Katzianer mit dem Panier, Herr Georg Lueger mit dem Helm, Hetr Georg Scheurer mit dem Schilde, die beiden Herren Semnisch führten das Pferd. Das Kappellchen in den Lagunen. «Ei was! — Das sind Albernheiten," sprach der Brautvater, „ich kehre mich weder an „Freitag" noch an «Dreizehn" — es bleibt dabei, Freitag wird Hochzeit gehalten, und unser dreizehn — machen die Zahl der Hochzeiter aus.« »Aber« __ entgegnete die Brautmutter. — Da ist kein Aber mehr, erwiederte der Mann —. haben wir uns etwa nicht am letzten Johannistag — es war ein Freitag — eben so heiter und lustig unterhalten, als ob es ein Sonntag gewesen wäre? — und was die von Dir angefochtene Zahl «dreizehn« betrifft, so scheinst du mir ein sehr kurzes Gedächtniß zu haben; du hast mir ja erst am vergangenen Antonstag einen derben Text darüber gelesen, daß dieser Heilige dreizehn Gnaden täglich vertheile!« — Du bist ein spöttischer Freigeist, dachte sich die Frau seufzend, denn zu sagen getraute sie sich's nicht, weil sonst ganz sicherlich ein gräßliches Fluchoonnerwet-ter losgebrochen wäre, und drückte eine schmerzliche Thräne zurück, die von quälenden Erinnerungen erpreßt, in ihr Auge trat — denn eben am St. Antons-Tag machte sich der Vater über die Legende lustig, und verführ«, mir seinem Aberwitz Manchen aus der Gesellschaft zu Lästerungen, .die glühenden Schwertern gleich in die Herzen der Mutter und Tochter drangen. Der Bräutigam war zwar neutral geblieben, allein manches zweideutige Wörtcheu und bisweilen ein beifälliges Lächeln über diesen und jenen Ausfall, konnte er doch nicht bezähmen — und am Johannistag ereignete sich freilich manche lustige Scene, wie der Hausherr bemerkte, allein der Uebergenuß des Weins, den man unter dem Titel „Iohannissegen" zum Weihopfer des Festes in großen Pokalen darbrachte, hatte nicht wenige ba-chanalische Resultate, und die sogenannten guten Einfälle, die Blitzen gleich sich kreuzten, waren pure Schwefelstammen des Unglaubens und der Ketzerei; — ohne weiteren Wortwechsel, denn die Frau kannte und fürchtete das vulkanische Temperament ihres Gatten, vergingen die w.nigen Tage vor dem Hochzeitstag, mit dem Unterschied, zwischen den in ihren Ansichten streitigen Parteien, daß Mutter und Tochter mit jeder in der Zeitenurne verrollenden Stunde sich bänger und angst-» licher fühlten, die Andern aber für nichts anders Sinn hatten, als für die nöchigen Zubereitungen zur Verherrlichung des Festes. So erschien der Morgen des Hochzeittages. Ein brillantes Wetter strahlte vom azurnen Sonnenhimmel nieder, aber die thränentrüben Au- - 146 — gen der Braut, und die bangen Blicke der Mutter, sahen nichts von dieser Herrlichkeit des Tages. Nach vollzogener Trauung bestieg die ganze Gesellschaft ein zierlich ln.it Laubwerk und Blumenguirlanden geschmücktes Ruder^schiff, eine Barke mit Musikanten begleitete dieses, und der lustige Festzug begann unter Frohsinn und Harmonie von Blasinstrumenten, bei denen die türkische Trommel mit ihren Donnerschlägen präludirte. — Unfern von St. Julian erhebt sich mitten in den Lagunen eine kleine auf Holzpfiöcken errichtete Madon^ nakapelle. In einem Kahne nahen den Vorüberschiffen-den gewöhnlich ein Paar Fährleute mit einem Beutelchen an einer langen Stange und sammeln das fromme Almosen, mittels dessen im Kapellchen ein ewiges Licht vor dem Madonnabilde unterhalten, und ein heiliges Meßopfer verrichtet wird, zum Gedächtniß und zum Seelenheil derjenigen Hochzeitsgesellschaft, die hier auf ihrer Rückfahrt von einem plötzlich ausgebrochenen heftigen Sturme überfallen, rettungslos zu Grunde ging. ____________ Zwischen Havre und Honfleur ragt in der Seine zur Zeit der Ebbe eine machtige Sandbank empor. Eine gleichzählige Hochzeirergesellschaft hiclt auf ihr an einem Freitage eine lärmende Tanzunterhaltung. Die eintretende Fluch hatte das Fahrzeug des lustigen Völkchens, das am niedern Strande an einen Pflock gebunden war, fiotr gemacht und davongeführt. Zu spat bemerkten es die Freudeberauschten, und Niemand von ihnen wurde gerettet, die schnell anwachsende Fluth riß Alle in ihre Wirbel dahin. — Die Schiffer zeigen sich kreuzend jene Stelle, und halten auf den Glauben: Zahl und Tag sey Schuld an dem Unheile gewesen. Möchten doch alle Menschen glauben und sich einprägen, daß es nicht minder gefährlich sey, irgend einem Aberglauben anzuhängen, als gegen ihn mit un-zeitigem Spotte und ketzerischer Lästerung zu Felde zu ziehen und so zu sagen das feindliche Schicksal gegen sich übermüthig herauszufordern! — ^ Fortschritte der Handspinnerei. H'. In Gebirgsländern mit starker Bevölkerung und kleinen Wirthschaften gibt es nicht leicht einen Erwerbszweig, der einem großenTheile der Bewohner, vorzüglich der weiblichen , im Winter und selbst neben der Feldarbeit im Sommer eine bessere Gelegenheit gäbe, ihre Arbeit und Fleiß, dieses ihr oft einziges Capital, passender und vortheilhafter anzulegen und zu verwenden, als die Leingarn-spinnerei und Weberei. In Krain hat vor mehreren Iahr-zehenten beides in manchen Bezirken geblüht, und noch immer erzählen die Alten jener Gegenden von den guten Zeiten, wo manches Mütterchen vom Spinnen ein Sümmchen beisammen liegen hatte, wornach man jetzt selbst bei einem Ganzhübler vergebens suchen würde. Allgemein ist die Klage im Lande, daß mit dem Versiegen dieser Erwerbsquelle der ehemalige Wohlstand jener Bezirke verschwunden, kein Verdienst aus der Spinnerei längst mehr zu gewinnen ist. Man muß wohl annehmen, daß die Spinnerei und Weberei des Landes aus der Concurrenz verdrängt worden, weil sie nicht gleichen Schritt mit andern Ländern gehalten, allmälig als nicht mehr gewinnbringend verlassen worden ist, bessere Verfahrungsweisen in Erzielung des Rohproduktes, Zubereitung desselben und endlicher Verarbeitung und Ausnutzung nicht nur nicht eingeführt, sondern die bereits bestandenen vernachlässigt und zuletzt gar in Vergessenheit gekommen sind. Im Angesichts dieser Thatsachen sucht man diesem Industriezweige in Krain wieder aufzuhelfen, indem man die sogenannte böhmische Spinnmethode durch Ein«-führung der dortigen Spinnräder, Kämm- und He-chelwerkzeuge im ^ande in Aufnahme zu bringen sucht; «llein eben diese Methode, die hier helfen soll, konnte sich trotz der hohen Vollkommenheit, auf der sie meistens in ihrer, Heimath steht, gegen die Maschinen in der Concurrenz nichc erhalten; die Spinner versanken in Noth und Elend. Die Hanndspinnerei macht nun, um sich zu retten , in den östlichen Gegenden Böhmens einen Schritt weiter; sie bedient sich nämlich neu eingeführter Spinnräder aus Westphalen , die es möglich machen, zwei Fäden auf einmal zu spinnen. Man kann damit das doppelte Quantum Garn erzielen, denn aus I Pfund Flachs erhält man nach dieser neuen Art 5 — 6 Strähnchen Garn ll 60 Gebinde, ein Gebind zu 20 Faden; ein Spinner kann täglich 3'/« — bis 4 Scrähn-chen erzeugen, wahrend mit den gewöhnlichen böhmischen Radcrn nach der alten Art nur 3, 3'/« -4 Strähnchen aus I Pfund Flachs möglich werden, und ein Spinner täglich nur 2 — 2'/« Strähnchen spinnen kann. Ein Strähnchen Garn zu 4 Loth wird mit 13 kr., zu 3 Loth mit 14 kr. W. W. bezahlt, und es bleibt dem Spinner nach Abzug des Flachses pr. l2 kr. C. M., ein täglicher Lohn pr. !2 kr. C. M.; die alte Spinnmethode ließ dem Spinner nur einen täglichen Verdienst pr. 3 — 4 kr. C. M. Zur Aufnahme und Verbreitung dieser so vortheilhaften Methode wurden eigene Spinnschulen unter Leitung von Spinnmeistern errichtet; einer bereits bestehenden gibt der Gutsbesitzer von Adersbach den Flachs, und übernimmt das erzeugte Garn um gute Preise. Damit sind auch noch ferner Unterricht und Anleitung in besserer Zurichtung des Flachses , der Wasserröste u. s. w. verbunden, und für die fleißigsten und besten Spinner Prämien ausgesetzt. Da das Handgarn eigenthümliche Vorzüge besitzt, und vielleicht ein mäßiger Schutzzoll auf ausländisches Maschinengarn zu erwarten steht; so kann man wohl annehmen, daß diese neue westphälische Spinnmethode die Concurrenz mit den einheimischen um so eher erschwingen wird, und daß scmit auch in Krain, wohin nun auch Maschinengarn und daraus erzeugte Leinwänden andrängen, nur durch diese neue Methode die Handspinnerei wieder aufleben kann. Das nun bald hergestellte Arbeitshaus dürfte viel.-leicht Gelegenheit darbieten, solche ^pinnschulen, ähnlich denen in Böhmen, zu errichten, und somit statt der alten böhmischen Methode, die man jetzt in Krain einzuführen sucht, die Verbreitung der noch einmal so vortheilhaften westphälischen anzubahnen. Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleiumayr.