September 1913, XVI. Jahrgang. Katholische missions-Zeitschrift der Söhne des heiligsten ßerzens Jelu. - . ..- . Organ des ITlariemPereines kür Afrika. —■■ Der Heilige Vater Papst PiuZ X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. — 3 Franken Redaktion und Administration : miniorishaus sslilland bei Brixen, Tirol. Inhalts-üezeidmis: Trauer-Kundgebung limit M. Pt Q. Ohkwalder. 193.' —'Stuf dem Marsche zu den Kannibalen. 194. — Lull einst jetzt. 198. — An der Schwelle des Sudan. 202. — Zur Weihe der Kirche in Attigo. 205. — Ein Tiroler Missionär in Aguätorial-Arrika. 210. — Rundschau in den Missionen. 21.3 — verschiedenes. 214. — Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. 216. — Abbildungen: Wie die Schilluk vom Tanze zurückkehren. — Kirche und Missionshaus in Attigo. — Haus der Schwestern in Khartou. — Unsere Kirche in Sell. — Zur Einweihung der Kirche in Attigo.— Eine Schar Neugetaufter in Sell. Dem Gebete empfohlen wird: Die eheste Wendung eines schweren Gemütsleiden infolge schwerer Prüfungen und baldigste Aenderung in einem langjährigen Anliegen. — Ferner eine unglückliche Geschwisterheirat. — Die Heilung eines schweren Fußleidens. — Ein dem Trunke ergebener Familienvater. Abonnements Vom 5. Mai bis 5. August haben folgende Nummern ihr Abonnement erneuert: 64, 170, 207, 264, 361, 470, 562, 648, 655, 673, 758, 830, 961, 1114, 1143, 1181, 1316, 1317, 1355, 1414, 1539, 1632, 1865, 2039, 2044, 2157, 2282, -Erneuerung: 2434, 2559, 2567, 2598, 2699, 2917, 2983, 3246, 3378, 3508, 3509, 3622, 3636, 364', 3656, 5006, 5206, 5215, 5269, 5276, 5279, 5364, 5613, 6071, 6440, 6449, 6475, 6502, 6659, 6681, 6937, 7012, 7084, 7045, 7108, 7119. Gabenuerzeidinis vom 5. Juli bis 5. August 1313: ln Kronen. Opferstock. Äsers v. M. 53; Altmünster A. P. 200; Antholz I. Z. 100;. Braunau I. W. 20: Briren fb. Orb. 1000; — Bruck B. 20; - (Sollt E. S. 11.70; Ethelrind M. D. 120; — Ernsthofen F. Sch. 6; — Feldturns M. H. 3; — Haag M. A. 10; — Hattenhofen A. Sch. 5; — Hirschegg N. N. 5; — Hochkretscham F. M. 16.45; Hohmanns 12.61, 20; — Innsbruck S. Sch. 1; — Kältern Exp. B. 50; — B. 10; — Kennclbach Pfr. 60; — Klosterneuburg K. C. 6; — Kostelzen Pfr. Sch. 48; — Lana F. O 11.20; Dctto 25; — Lech-Aschau I. K. 3; — Michae-lenbach M. L. 20; — N. N. 200; — Rodeneck M. d. E. R. 20; — K. E. ,20; — Z. 23.40; Salajevo S. M 6.12; Schössling M. H. 85; Sierning Ung. 40; -— Stroheim F. A. 180; 11. 1. Fr. i. Walde,Nigger 2.50; Billanders I. P. 15; — Böls I. 11. 3; — Weistrach J. M 19.87; Welsberg P. Sch. 18; - Wien M. E. p. U. 1; — I. Sch. 1; -Koop. S. 25.10; B. M. 10; — Zur Persolvieruiig von hl. Messen sandten ein: Ahrweiler E. F. 12.30; Antfeld A. v. P. 11.70; Fürstenfeld M K. 3; — Heiligcnkreuz b. 58, P. T. H. 28; — Hochkreischam Fr. M. 6.43; Klagen-fürt, Dir. O 24; — Mittelbecg N. N. 2; —Regensburg I. H. 2.32; Saalfelven I. R 4; — St. Ulrich D. H. 32; — Schidlberg I. Th. W. 3; — Trient A. T. 4; — Waidbruck Kur. F. A. 20; — Zur Taufe von Heidenkindern: Villandcrs S. R. 32. — (Barbara). Für Bischof Geyer: Miss. Ver. d. kath. Fr. und Jungfr. 400. — Briefmarken liefen ein, aus: Algund, Avio, Brixen, Fondo, Kriegsfeld, Luggau, Marburg, Karbitz, Sarajewo, Savognin, Tiicnl, Wildon. „O Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben." ebraud)te Briefmarken 1 und ^ Markensammlungen ^$9 werden mit herzlichen „Vergelt’s Gott!“ von der Verwaltung des Missionshauses in Milland b. Brixen entgegengenommen. CT re?: M-erVeM isatholischeNsslowreitschnst üerLöhne öes heiligstenkeiLens Jesu.' [Organ des Marien-Vereins fur Bfrifca} Dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der [Tllssionstätigkeit der Söhne des heiligsten|Herzens Aesu - und sucht DcrstSndnis und werktätige hiebe des Missionswerkes in Utori und Schrift zu fördern. Das Arbeitsfeld dieser Missionäre ist der Sudan (Zentral - Afrika). Der „Slern der Heger“ erscheint monatlich und wird uom Missionshaus milland bei Brixen (Siidtirol) herausgegeben. Abonnementepreis ganzjährig mit postvcrsendung 2 K — 2 ?lik. — 3 Frc. Der fieiligc Vater papst piue X. Hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Hiessen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Srixen, Grünn. Leitmerih. Ctinz. Olmüt}. Marburg. ‘Orient. Driest und Wien. Heft 9. September 1913. XVI. 3ahrg. fßissiondr p. ^Josef Of)rrva(der am 6. August gestorben. -- Das ist das traurigste 'Celegramm das seit üapren aus dem fDissionsfelde im MissionsHause eintraf. — Oie Nachricht kam gänzlich unerwartet. Wir empfehlen diesen Glaubens-Neiden dem Gebete aller Leser und behalten uns vor, in späterer Hummer den Lebenslauf dieses um die Mission hochverdienten Mannes eingehender zu besprechen. <- '-V-1 -''7s.n -'-E.'y« Auf dem sslarsche zu den Kannibalen. Meine Jugenbträurne haben sich nun I endlich erfüllt! Wie oft eilte während der Studienzeit mein Geist hinüber über die Meereswogen nach. dem unwirtlichen Afrika; ich fand mich dann unter einem Jahrhunderte alten Urwaldriesen schwelgend in dem Hochgenüsse, mich von zahlreichen einstigen Kannibalen umringt zu sehen, die uneingedenk ihrer alten Gewohnheiten herbeigeeilt waren, um den weißen Mann zu sehen, der zu ihnen gekommen war, ihnen Worte der Wahrheit und des Lebens zu verkünden. Die Studienjahre verstrichen, ich wurde zum Priester geweiht und begab mich in Wirklichkeit nach Afrika; doch der Zutritt zu den A-Sandehst (Niam-Niam) war uns noch immer verwehrt. Fünf Jahre Missionsarbeit vergingen bis es uns endlich möglich wurde, auch jenes Missionsfeld in unseren Arbeitskreis hineinzuziehen. Das Jahr 1912 sollte das Jahr des Heiles für die A-Sandeh werden und eine mir besonders günstig gesinnte Schicksalsgöttin fügte es, daß gerade ich jenen zugesellt wurde, denen die schwierige aber auch ehrenvolle Aufgabe zu Teil wurde, die erste Missionsniederlassung in jenen weltentlegenen Gegenden zu gründen. Der 5. Dezember wurde als Tag der Abreise von Wau bestimmt. Warum aber erst in der soweit vorangeschrittenen Jahreszeit, dürfte vielleicht jemand fragen? Vor allem muß der Leser wissen, daß es in den sechs vorhergehenden Monaten fast unmöglich ist, mit einer größeren Karawane u} jene Gebiete einzudringen und zwar infolge des Wassers, daß in Tausenden von Bächen und Bächlein, Flüssen und Flüßchen dem Hauptstrome zueilt und in ungezählten J) Ein der bis vor kurzem noch wegen seines Kannibalismus gefürchtet war. Teichen nnd Sümpfen des Wanderers Schritte hemmt und ihm das Fortkommen fast unmöglich macht; durch volle sechs Monate ist so jeder Verkehr unterbunden, vom Mai bis November. Und dann . . . doch der angeführte Grund möge genügen. Eine herrliche Gegend ist dieses Land der A-Sandeh (Niarn —Niarn), wenn man nur einen Zeppelin zur Verfügung hätte, um dorthin zu gelangen! Vor unseren Augen dehnt sich eine unbegrenzte Ebene aus, hie und da von lieblichen Hügeln unterbrochen auf denen das Auge mit Freuden ruht; überall grünt es, Grassteppen und Wälder wechseln miteinander ab; Pflanzen jeder Gattung und Größe gedeihen auf das üppigste. Doch langsem! All diese Herrlichkeit ist schnell aufgezählt, aber nicht so leicht gelangt man ohne Luftschiff dorthin, um sie zu genießen. Mit den afrikanischen Verhältnissen fast vertrauter als mit seinen heimatlichen, hatte der Führer unserer Karawane, der hochw. P. Bertola, an alles für eine solche Reise notwendige gedacht und es bei Zeiten in Bereitschaft setzen lassen. Ein Großteil der für die erste Einrichtung unentbehrlichen Sachen war schon während des Hochwassers per Dampfer von Khartoum bis zu den Fällen von Raffili, drei Tagereisen südlich von Wau gebracht worden und harrte dort unserer Ankunft. Nach den letzten Abschiedsgrüßen machten wir uns am Nachmittage des 5. Dezember auf den Weg. Unsere Karawane bestand aus zwei Priestern, dem Leiter und meiner Wenigkeit, zwei Laienbrüdern, die abwechselnd auf einen Maulesel reiten konnten; ferner hatten wir noch drei Träger und sechs Eseltreiber gedungen, welche für das Fortkommen der 18 Esel zu sorgen hatten. Ich muß gestehen, daß es mir ctwa§ schwer würbe, den Ort meiner bisherigen Wirksamkeit zu verlassen, diese Schwierigkeit war jedoch bald iiberwunden; sollte doch mein Herzenswunsch, der Traum meiner Jugend in Erfüllung gehen. Für den Nachmittag des 5. Dezember hatten wir eine kurze Etappe vor uns; wir wollten bis zu dem zwei Stunden entfernten Nebenflüsse des Dschnr zum Flusse Wau gelangen, diesen übersetzen und dann unser Nachtlager aufschlagen. * * * Die Schwierigkeiten, welche die Karawane gleich hier beim Übersetzen des Wau zu überwinden hatten, werden uns in einem anderen Briefe aus Wau sehr anschaulich geschildert; die betreffende Stelle wollen wir hier beifügen. . .. Nachdem alle Zwei- und Vierfüßler allmählich auf dem Plane erschienen waren, machten wir uns gleich daran mit der Überfahrt zu beginnen. Zu diesem Zwecke befand sich an dieser Stelle eine Art Barke; wenn auch ohne Ru^er und Steuer so blieb sie doch immer eine Barke, der man jedoch in zivilisierten Gegenden sein Leben kaum anvertrauen würde, doch hier muß alles herhalten. Das Schauspiel konnte also beginnen; und zwar war es in der Tat ein Schauspiel, wie unsere Freunde und Wohltäter wohl noch keines gesehen haben; es stellt den Hochgenuß einer Reise in diesen Gegenden in der höchsten Potenz dar. Konnten die verflixten Esel, die für gewöhnlich mit dem Stocke zur Vernunft zu bringen sind, heute nicht die gleiche Eigenschaft an den Tag legen? Vergebens suchten wir auf alle mögliche Weise sie an den Fluß heran und auf die Barke zu bringen. Nicht umsonst führen sie den ehrenwerten Namen „Esel" ! Sie haben Furcht vor dem Wasser, wenn sie schon halb am verschmachten sind; wie mußte es erst heute sein, wo von einem Verschmachten keine Rede sein konnte. Was ist -ba anzufangen, wenn man es mit Eseln zu tun hat und das mit afrikanischen? Bereits ist es sechs Uhr und die Sonne nähert sich bedenklich dem westlichen Horizonte. Doch Mut! „Bist du nicht willig, so brauche ich Gewalt"! Es bleibt nichts anderes übrig als unsere Langohren wie ebensoviele Mehlsäcke zu behandeln; was jedoch bei einem Mehlsacke eine Leichtigkeit gewesen wäre, ihn auf die Barke zu laden, ging bei ■unseren langohrigen und lebendigen Mehlsäcken nicht so leicht. Der Mensch ist der König der Schöpfung also auch der Esel, sie müssen daher gehorchen und „viele Hunde sind des Hasen Tod", so war denn auch endlich der erste Esel in der Barke; doch diesmal schien der Esel schlauer zu sein als wir, auch die Furcht vor dem Wasser war verschwunden, mit einem Satze war er im Wasser und dann auch schon bei seinen 17 Genossen auf dem Festlande. Wir mußten also wieder von Vorne anfangen, doch ging es dieses Mal schneller, bald war er wieder auf der Barke und dieses Mal fest angebunden, auf ähnliche Weise bekommt er noch vier Genossen; mehr konnte die Barke nicht fassen, doch waren fünf Esel bei jeder Überfahrt noch zu wenig. Nach langem Bemühen gelang es uns, noch zwei weitere Esel ins Wasser zu bringen, sie werden mit starken Stricken an der Barke fest angebunden. Es schien soweit alles in bester Ordnung zu sein, die Barke so dachten Wir, wird die zwei langohrigen Anhängsel schon auch an das andere Ufer ziehen. Dieses Mal hatten wir die Rechnung zwar nicht ohne den Wirt, wohl aber ohne die beiden Esel gemacht. Sie schienen auf einmal zur Vernunft gekommen zu sein und herausgebracht zu haben, daß sie die Barke am Fortkommen hindern könnten, falls sie beide in entgegengesetzter Richtung ziehen würden. Wie aus Befehl werden alle acht, Beine nach vorne gestemmt und mit vereinten Kräften gelingt es, die Barke aufzn-? halten. Wieder verstrichen 20 Minuten bis wir endlich so weit waren, daß die beiden Esel keinen Boden mehr unter den Füßen hatten. Es war bereits 7 Uhr als die erste Abteilung der 18 Esel am anderen Ufer anlangte. Bisher war noch alles Prosa, die Poesie sollte jetzt erst beginnen. Das Ufer ist an dieser Stelle sehr steil, so daß die Esel nicht allein hinauf können; doch auch diesem Übelstande ist bald abgeholfen. Wozu haben wir denn die Stricke mitgenommen. Jeder einzelne Esel wird fest angebunden und daun in die Höhe befördert, es geht alles ganz prächtig auch ohne Flaschenzug und in weniger den 15 Minuten sind sieben Esel auf dem hohen Ufer. Die Barke kehrt zum anderen Ufer zurück, um eine neue Ladung zu holen; das gleiche Schauspiel wie vorher wiederholt sich, nur das alles schneller von statten geht. Die Nacht schreitet inzwischen mit Riesenschritten voran, denn kaum war die Sonne im Westen verschwunden, so begann es auch schon dunkel zu werden, daß unsere Mühe durch diesen Umstand nicht erleichtert wurde ist leicht einzusehen, wir waren daher herzlich froh als wir endlich die Esel auf dem auderen Ufer hatten, in zwei Touren war auch das Gepäck hinübergeschafft. Totmüde und durch -und durch naß konnten wir endlich unser Zelt aufschlagen und uns durch ein frugales Abendmahl stärken. * * -r- Am anderen Morgen hatten wir zwei Wege vor uns, der eine zog sich dem Flusse Dschur entlang und wäre in den Monaten Januar bis Mai, das heißt während der trockenen Jahreszeit vorzuziehen gewesen, jetzt aber, wo die Regenzeit gerade aufgehört hatte, ist er nur für Giraffen und ähnliches Getier mit meterlangen Stelzen gangbar, da man die meiste Zeit durch Wasser waten müßte. Wir wenden uns also zur Rechten und halten uns auf der ganzen Reise ungefähr 15 Kilometer vom Flusse entfernt, auf diese Weise gelangen wir trockenen Fußes und mit Überwindung weniger Hindernisse zu den Fällen von Raffili. Es ist dies der sogenannte „Weg des Durstes", da der Wanderer in der trockenen Jahreszeit hier kein Wasser findet, seinen schmachtenden Gaumen zu befeuchten. Ich spreche von einem Wege, in der Tat aber verdient der Pfad diese Bezeichnung nicht, sehr häufig muß man sich durch Gestrüpp und vom Sturme umgerissene Bäume erst einen Durchgang bahnen. Für Fahrräder, die wir Patres zeitweise benützen wollten, ist er schon gar nicht gemacht, so hat man den gar zu oft das zweifelhafte Vergnügen absteigen zu müssen und das Vehickel nachzuschleppen; aber auch das genügt noch nicht immer, stellenweise muß man sogar die Rollen tauschen und den Schubkarren auf die Schultern nehmen. Man stelle sich nun vor, wie auf so beschaffenem Wege eine Karawane mit 18 schwerbeladenen Eseln vorwärts kommt! Sind dann die armen Tiere noch schlecht zu Fuße, wie es bei den unseren leider der Fall war, so genügt das geringste Hindernis, um bald den einen oder anderen zum Falle zu bringen. Die Last oder auch die Müdigkeit gestatten ihm gewöhnlich nicht mehr, sich von selbst zu erheben, er bleibt ruhig liegen, bis ein dienstbarer Geist kommt, die Last losbindet und ihm so wieder auf die Beine hilft, dann die Last vom neuen befestigt und . .. weiter geht es; bald muß jedoch das gleiche Manöver wiederholt werden, sei es mit dem gleichen Tiere oder mit dessen Nachbar. Im Dorfe Mordschan, das wir gegen Mittag erreichen wird Halt gemacht, um während der heißesten Stunden auszuruhen, wir und noch mehr unsere armen Last. tiere bedürfen der Ruhe. Der Aufbruch ist für zwei Uhr festgesetzt, zur bestimmten Zeit ist pünktlich alles bereit, die Esel sind beladen ... nur einer will von einem Aufbruche noch nichts wissen, die goldene Freiheit scheint ihm gar zu gut zu gefallen . .. es ist unser Maulesel, nach einer einstün-digen Jagd läßt er sich endlich einsangen, die Verzögerung war jedoch zu seinem eigenen Schaden, die goldene Freiheit erlangte er auf dieser Reise nie mehr wieder. Unser Weg führt uns jetzt durch den Wald; es ist ein schöner Bambuswald dessen Stämme alle kerzengerade in die Höhe geschossen sind. In diesem Walde hatten wir das erste Unglück mit unseren Lasttieren. Einem Esel versagen die Kräfte, er vermag bas Elend dieses Lebens nicht mehr weiter zu tragen, bricht zusammen und bleibt regungslos liegen. Seine Bürde wird ihm abgenommen und dem Maulesel anvertraut. Die Brüder mußten also von jetzt ab zusehen, wie sie per Schusters Rappen weiterkamen. Der tote Esel ward auf der Stelle, wo er zusammen gebrochen war zurückgelassen, die zahlreichen Hyänen werden ihm in der folgenden Nacht schon den Todesgesang gesungen und für seine Beerdigung gesorgt haben . . . Welch eine undankbare Welt, nach so vielen Leiden! Gegen halb 8 Uhr gelangen wir in ein Dorf der Bongo. Auf dem freien Platze mitten im Dorfe schlagen wir unser Zelt auf. Wir empfangen zahlreiche Besuche und als Geschenk auch einen Hahn, der sich aber nicht im mindesten bemüßigt fühlt, uns seinen Muß zu entbieten, um so zuvorkommender war aber unser Koch, er erwies ihm die größte Ehre die einem Könige des Geflügelhofes je zu teil werden kann, nach gehöriger Vorbereitung brachte er ihn auf unsere Galatafel. 7. Dezember. Nach zweistündigem Marsche gelangen wir in das Dorf des Häuptlings Mundo, der uns mit großem Gefolge entgegen kommt; zur Bewillkommnung bringt er gleichfalls einen Hahn., Wir sind jedoch nicht Willens uns hier lange aufzuhalten und setzen nach kurzer Begrüßung unseren Marsch fort, erst gegen Mittag machten wir Halt und um 1 Uhr kam auch die letzte Abteilung der Karawane an. Bleiern strahlte die Sonne am wolkenlosen Firmamente und die armen Tiere waren unter ihrer Last wirklich zu bedauern; für heute war cm keinen Weitermarsch mehr zu denken, wollten wir uns nicht der Gefahr aussetzen, auf halbem Wege ein Gutteil unseres Gepäckes zurücklassen zu müssen, . ein Drittel der Lasttiere wäre ja bald zusammen gebrochen. Inmitten des herrlichen Waldes schlugen wir also unsere Zelte auf, ungezählte prächtige Antilopen trieben im Verein mit furchtbaren Büffelochsen in der Umgegend ihr Unwesen. 8. Dezember. Ein großes erhabenes Muttergottesfest ist heute, wie uns der Kalender sagt: „Fest der unbefleckten Empfängnis. Auch wir in der Wildnis hier wollen es nach Möglichkeit festlich begehen, so gut und schlecht es sich eben machen läßt. Der Tragaltar wird unter einem Urwaldriesen aufgestellt, die buschige Krone des Baumes bildet den Schmuck des Altars und als Dom dient das tiefblaue Himmelszelt. In aller Frühe lese ich die heilige Messe, während mein Gefährte gerade heute darauf verzichten muß, da er sich einen starken Rheumatismus zugezogen hat, infolgedessen er sich kaum zu rühren vermag; es werden wohl die siedend heißen Strahlen der Mittagssonne nötig sein, um ihm denselben aus den Gliedern zu treiben. Nach der heiligen Messe geht es wieder weiter. Unser Weg tritt bald darauf in die freie Steppe hinaus. Eine unermeßliche Ebene dehnt sich vor unseren Augen aus, weit und breit ist nichts zu sehen als hohes Gras zu unserer Rechten und Linken vor und bald auch hinter uns, über dem Haupte haben wir einen wolkenlosen blauen Himmel und die glühend heiß auf uns herabbrennende Sonne. Um zur Mittagszeit etwas Schutz gegen die stärksten Sonnenstrahlen zu finden, richteten wir uns mittelst einiger Decken ein Schutzdach her. Auch unser Koch tat heute zur Feier des Tages sein Möglichstes: eine Schachtel Knackwürste wnrde hervorgeholt, dazu kam noch ein Flügel des vom Häuptling Mundo erhaltenen Hahnes und für einen jeden eine Portion Makkaroni im schmutzigen Sumpf- wasser gekocht ohne Butter und Öl, da sich der Träger, welcher diese Sachen beförderte, seit gestern abend nicht mehr hatte sehen lassen, wer weiß wohin er sich verloren hat, um seine Last zu Geld zu machen, das natürlich viel leichter zu schleppen ist als die 20 bis 25 Kilo, die ihm anvertraut waren. Die festliche Stimmung ließ trotzdem nicht zu wünschen übrig, zudem uns der Himmel eine angenehme Entschädigung geschickt hatte, in Gestalt einer schönen Gazelle, die ein wohlgezielter Schuß zur Strecke gekrackt hatte. (Fortsetzung folgt.) hull einst und jetzt. (Fortsetzung). P. Isidor Slang f. S. C. Unter diesem König hatte es der Aniak-prinz Nitong mit seinen Leuten sehr gut, sie wuchsen infolge dessen rasch zu einem großem Stamme an, auch au Rinder- und Schafherden hatten sie keinen Mangel. Doch als der König starb und ein neuer gewählt worden war, mußten sie Quom nochmals verlassen und in den weit entfernten Distrikt Gole ziehen, weil der neue Schillukherrscher mißtrauisch war und ihnen nach dem Leben strebte. Nach dessen baldigem Tode kehrte Nitong mit seinen Kindern und Leuten wieder nach Quom zurück. Seine Nachkommen werden bis aus den heutigen Tag als Verwandte der jeweiligen Schillukkönige betrachtet und diese Freundesverwandschaft geht so weit, daß nach altem Gebrauche des Landes es bis jetzt noch keinem Schillukkönige erlaubt wurde, sich aus dem Distrikte Quom eine Frau zu holen. Vor diesem altem Herkommen mußte sich selbst der jetzt regierende König „Fadiet" beugen, als er vor einigen Monaten aus dem Dorfe unseres Akuotsch „Pa Ta“ (Dorf unter dem Tabaume) eine von dessen Verwandte heiraten wollte. Die älteren Häuptlinge er- klärten ihm einfach, daß das nicht angehe; er gab sich damit zufrieden und ließ von seinem ungeheuerlichen Heiratsplane ganz ab. Die Nachkommen des schönen Aniak-prinzen haben sich so sehr vermehrt, daß der Distrikt Quom jetzt aus fünf Dörfern besteht. Nachdem ich nun die sagenumwobene Geschichte von Akuotsch's Stammvater geschildert, komme ich wieder auf unseren Burschen selbst zurück. Bereits waren zwei Monate verstrichen seitdem Akuvtsch bei uns verweilte, auch hatten sich ihm zwei Knaben unseres Dorfes angeschlossen, ich konnte also beruhigt in die Zukunft blicken, hatte mir Akuotsch doch auch bereits sein ganzes Ver° trauen geschenkt. Als ich am Vorabende des hl. Weihnachtsfestes mit ihm über das morgige Festgeheimnis sprach und es ihm erklärte, versprach er mir feierlich, sich in unserer Religion unterrichten lassen zu wollen und in Zukunft ein christliches Leben, frei von Lug und Trug und allen übrigen Lastern, wie sie bei den Schilluk vorkommen, zu führen. Da kam in den ersten Tagen des neuen Jahres eines schönen Morgens sein 199 Heft 9. Stern der Neger. Vater, rief ihn beiseite nnd drang energisch in ihn, uns zu verlassen nnd nach Hause zurückzukehren. Was war nun der Grund der plötzlichen Sinnesänderung des Vaters? Akuotsch's ältere Schwester, die bereits verheiratet war, weilte zu Besuche im elterlichen Hause und wa-dort erkrankt. In ihrer Bestürzung hatten die Eltern eine weit und breit bekannte Hexenmeisterin gerufen. Diese breitete ihre kleinen Steinchen aus (eine Art Würfel) und das Schlußergebnis war, daß sie steif behauptete, der große Nikang sei sehr erzürnt, weil Akuotsch die einheimischen Gebräuche verlassen habe und zu uns weißen Fremden übergegangen sei. Als Strafe hierfür sei seine Schwester erkrankt: dieselbe würde sofort wieder gesunden, wenn Akuotsch uns für immer verlassen und wieder nach Hause zurückkehren würde. Doch unsere tapfere Ka-techumene blieb standhaft und stand seinem Vater fest Rede und Antwort. Das Ende der Unterredung zwischen Vater und Sohn war, daß ersterer von uns eine Medizin annahm und sie seiner kranken Tochter brachte. Nach drei Tagen war sie wieder vollständig hergestellt, zur Freude ihrer Eltern und ihres Mannes aber auch unseres Akuotsch und zum nicht geringen Aerger der Zauberin, welche dadurch, daß sich ihre Voraussage nicht be- wahrheitet hatte, viel von ihrem Einflüsse eingebüßt hatte. Für zwei Monate ließ man jetzt Akuotsch von außen her Ruhe und er konnte ungestört bei uns verweilen. Anders aber stand es in seinem Innern, da hatte er gar manchen schweren Kampf zu bestehen, bis es ihm gelang allen Aberglauben und Hexenwahn mit Stumpf und Stiel auszurotten. Selbstredend ging ich ihm dabei fest an die Hand und suchte jede Gelegenheit auf, ihn praktisch auf die Lächer- lichkeiten seiner Ansichten hinzuweisen und ihn aufzuklären, und da Akuotsch sich gelehrig zeigte und es ihm auch- nicht am Hausverstande fehlte, so war dieses Unternehmen auch nicht gar zu schwierig. Hatte er sich einmal praktisch überzeugt, so ließ er seine bisherige Ansicht gleich fahren. Von den vielen drastischen Beispielen will ich nur eines ausführlicher darlegen: So kehren die Schilluk vom tZan? zurück, pbot. p. Zorn. 200 Stern der Neger. Heft 9. Unter einem Baume unseres Gartens hatte ich einen Bienenstock stehen, nach vielen Mühen hatte ich endlich auch ein wildes Volk darinnen, das bereits lustig weiterbaute. Da stellten sich auch bereits die Todfeinde der Bienen in hiesiger Gegend ein; eine Unzahl größerer und kleinerer Eidechsen, deren es hier in Afrika eine Unmenge gibt. Mein Bienenstock war beständig umlagert und die meisten der steißigen Arbeiterinnen sielen der Gefräßigkeit derEidechsenzuinQpfer. Um den Bienenstock vor dem Aussterben zu bewahren blieb mir nichts anderes übrig, als den gkfrässigen Eidechsen an den Leib zu gehen. Das Mittel half auch, denn bald zeigte sich nur mehr hie und da eine Eidechse. Eines Tages bemerkte Akuotsch wie ich gerade wieder eine Eidechse getötet hatte. Eiligst kam er zu mir und bat mich, doch von meinem Beginnen abzulassen. Und nun hörte ich, daß man keine Eidechse und keine der kleinen Schlangen, welche „Red" (König) heißen, töten dürfe, weil der Geist Nikangs in ihnen wohnen soll. Sollte man jedoch I eine dieser zwei Reptilien töten, so würde man an den Kühen einen Schaden erleiden indem die erste beste Kuh ein totes Kalb, zur Welt bringen würde. Ich lachte ihn natürlich aus und bat ihn sich in ungefähr einem Monate von der Nichtigkeit dieser Ansicht selbst zu überzeugen. Als nach ungefähr einem Monate das erste Kalb nach dem Zwischenfalle auf die Welt kam und Mutter und Kalb recht munter und gesund waren, war Akuotsch von seinem Aberglauben geheilt. Außer dem Unterrichte in unserer Religion. wollte Akuvtsch auch lesen und schreiben lernen. In der freien Zeit nahm ich ihn also in die Lehre, um ihm diese Kunst beizubringen. Mit dem Lesen ging es bald aber das Schreiben hatte seine liebe Not. Seine Finger blieben steif wie ein Besenstiel, sie wollten absolut nicht mehr gefügig werden. Auch das verflixte ABC wollte lange nicht in seinen harten Schillukschädel einbringen. Es kostete also viel Fleiß und noch mehr Geduld auf beiden Seiten, bei Schüler und Lehrmeister. Nach einem halben Jahre waren wir aber endlich über die Anfangsgründe hinweg und Akuotsch hatte sich die Schreibwissenschaft angeeignet, wenigstens soweit, daß er irgendwie seine Ge. danken zu Papier bringen konnte. Noch heute, nachdem er schon längst in sein Heimatsdorf zurückgekehrt ist, wo er recht segensreich für unsere Sache wirkt, erhalte ich öfters kleine Briefe von ihm, besonders wenn er Arzneien braucht für einen leichteren Krankheitsfall; oder wenn die Schilluk infolge der reichlich genossenen Merissa zu lebhaft geworden sind und mit ihren Stöcken die harten Köpfe ihrer Nachbarn gründlich mürbe gemacht haben. Da ist dann guter Rat teuer und Akuotsch wird herbeigerufen damit er sehe, ob er die gesprungenen Schädelwiederzusammenfügen könne. Schnell i schreibt er einige Zeilen an mich; der Bote kommt und kehrt dann eiligst wieder zurück mit einigen gewöhnlichen Salben für Kopf-löcher, zerschlagene Hände, Arme, Beine und dergleichen. Bei all seinem Eifer für das Lernen und die Arbeit vergaß aber Akuotsch auch nicht auf das wichtigste Ereignis im Leben eines Schillukjünglings, nämlich an den Volljährigkeitstanz. Seinen Vater hatte ich selbst um die Einwilligung hiezu angegangen, er sagte auch ohne weiteres zu. Im Schilluk-lande kann man gewöhnlich mit 15 Jahren volljährig werden nachdem man mit Erlaubnis seines Vaters oder dessen Stellvertreters dreimal den öffentlichen Tanz besucht hat. Diese Tänze finden gewöhnlich zu Beginn der Regenzeit der Reihe nach in den einzelnen Dörfern statt. Mit diesem Akte ist man volljährig und tritt in die Reihen der streitbaren Jünglinge und Männer des Scbilluklandes ein. Es ist nicht zn verwundern, daß sich die Schilluijünglinge auf diesen ihren schönsten Tag schon lange vorher vorbereiten. Am bestimmten Tage wird der ganze Körper der Sitte gemäß mit Butter eingerieben und dann mit der roten Asche ans verbrannten Knhdünger eingepudert. Um den Hals wird eine Art Kollar ans Giraffen-haare mit einem silbernen Ringe gelegt, große Trommel das wichtige Ereignis an. Kam man an dem Tage in ein Dorf, so sah man allenthalben, wie die Jünglinge damit beschäftigt waren sich für den Tanz za schmücken. Für unseren Akuotsch hatte ch selbst ein prächtiges Leopardenfell besorgt, mit einer prächtigen Lanze und dem obligaten Schillnkstocke bewaffnet, machte er sich des Nachmittags auf den Weg zum Tanzorte. Unterwegs hatte er das Malheur Kirche und Missionshaus in Fittige. Phot. p. Zorn. um die Lenden schlingen sich 8 bis 12 Rek, das sind Kränze ans auf Schnüre gereihten kleinen runden Blättchen von Straußeneier-Schalen, von der Ferne gesehen, sehen sie wie kleine weiße Schlangen ans, die sich um den Träger schlängeln. Zn dieser Tracht kommt dann noch als Hauptsache das zottige Fell, welches beim Tanze nie fehlen darf. Da sieht man bnntgescheckte Kälberfelle, Fuchs-, Marder- und Wildkatzenfelle, daneben hie und da auch ein prächtiges Leopardenfell. Es war gegen Ende April als im nahen Distrikte Vapnr der langersehnte Tanz begann. Schon in aller Frühe kündigte die einigen Verwandten zu begegnen, die entzückt über seinen staatlichen Aufputz ihn fast nicht mehr weiter ließen und er mußte sich nachher beeilen, um noch rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein. Auch meine Wenigkeit mit noch einem anderen Pater war anwesend, um Akontsch vor etwaigen Unannehmlichkeiten von Seiten seiner mißtrauischen Verwandten zu schützen. Auf dem freien Platze im Hauptdorfe von Vapnr ging es für einen Europäer kunterbunt durcheinander, für einen Schilluk war natürlich alles in bester Ordnung. Der Tanz der Schilluk ist überaus an- ständig, Mädchen und Jünglinge tanzen getrennt und erstere erscheinen erst dann vollzählig auf dem Tanzplatze, wenn die Jünglinge der verschiedenen Distrikte und Dörfer ihren Einzug gehalten und sich zu einem stattlichen Zuge geordnet haben. Beim Tanze muß alles pünktlich ablaufen, als ob alles schon im Voraus programm- mäßig festgesetzt sei, ferner dürfen absolut keine Streitigkeiten vorkommen, sonst wird der Tanz sofort unterbrochen und die Tänzer nach Hause geschickt. Nach Sonnenuntergang war für diesen Tag der Tanz beendet und und Tänzer und Zuschauer begaben sich in bester Stimmung nach Hause. (Fortsetzung folgt). fln der Schwelle des Sudan.1) Tausend Kilometer von Kairo! Staunend trifft hier der Wanderer an den Gestaden des „heiligen Nil" ungeahnte Wunder von Natur und Menschenwerk, wie sie wohl kein zweiter Erdfleck in so engem Rahmen aufzuweisen vermag. Assuan, das palmenumrauschte, ist der stolze Torwart zu den vielbesungenen Märchengebilden und technischen Riesenschöpfungen an der Schwelle des Sudan. Gegen Abend fuhr ich in Assuan ein, höchst begierig, jene reizenden Felsen eilande zu schauen, die ich als junger Studio so gerne in den „Panoramen" mit heimlicher Sehnsucht bewunderte. Die Missionäre, darunter zwei pyramidenfeste Tiroler, empfingen mich mit größter Freundlichkeit. Ihre kindliche Freude über den ganz unerwarteten Besuch aus der fernen Heimat rührte mich. Unvergeßlich ist mir jener erste Abend in Assuan. Bei 34 Grad Celsius — zu einer Zeit, da in meiner Heimat in den Ofen schon das Feuer prasselt — saßen wir im Garten unter lächelnden Palmen. Die Sonne hatte sich längst in die Sahara vergraben und die poesievolle orientalische Nacht im funkelnden Sternenmantel neigte sich kosend über die balsamduftende Landschaft. 1) „Was ich unter Palmen fand" siehe Inserat ans der letzten Umschlagseite. Ärmliche Lampen streuten von den Palmenschäften ihr bescheidenes Licht auf ein Rudel spielender Knaben. Krausköpfige Neger, blautätowierte Araber, braun lackierte Fella-chenbnben, Arbeiterkinder ans dem Lande der Hellenen und Romanen gaukelten in unheimlichem Farbenwirbel von Hellbraun bis Dnnketschwarz vor meinen Augen. Arabische, italienische und deutsche Lieder klangen mir zu Ehren aus den jungen Kehlen in das berauschende Nachtbild hinaus. Die feurigen Augen und schillernden Perlenzähne blitzten mit den Sternen um die Wette. Als die trauten Heimatklänge von „Stille Nacht, heilige Nacht" aus so fremden Lippen durch die Palmenwedel zitterten, da war es um mich geschehen — an meinen Augenwimpern glänzte die Freude. Zur Insel Phylä! In Begleitung eines Missionärs mit weißem Linnentalar und Tropenhnt ritt ich durch ein Labyrinth von Granitblöcken auf breitem Wüstenpfade der Perle Ägyptens zu. Schwerbeladene Karawanen schleichen an uns vorbei. Sudanesische Reiter, hoch zu Kamel, fliegen bei flatternder Keffie mit Flinte, Peitsche und Säbel über den brennenden See, den der Fellah an der Seite seines Esels barfuß durchwatet. Endlich taucht das anmutige Eiland Phylä mit seinen Pylonen und Tempeln, seinen Palmen und Sykomoren wie ein Märchengebilde aus den Fluten des Nil. Düstere Bronzefelsen, von Wellen bespült, von Palmen umgürtet und darüber hinaus vom goldgelben Sandmeer umbrandet, halten treue Wacht an dem reizenden Geschmeide der Nilbraut, zu deren Füßen glühende Lotoslilien schaukeln. Der Isis- und Osiristempel, der zierliche Kiosk, genannt das Bett des Pharaaor, krönen die Felsenbank. Ihre Zinnen stechen in das Blau und spiegeln sich in den Wellen. Doch leider steht jetzt Kleinod da, schön und jugendfrisch, wie ein dem Bade entstiegener Schwan. Gehobenen Herzens ließ ich mich an seine Ufern rudern. Ein Kopte von echt klassischem Ramsesprofil, der auf diesem Eiland ein wahres Robinsonleben führt, begrüßte mich und bot mir als Tempelhüter seine Dienste an. — Auf dem Pylon wie auf einem Maste sitzend, ließ ich die Insel, die wie ein riesiges Panzerschiff den Strom durchschneidet, durch ihre einzige Schönheit, vornehme Grabesruhe und durch Raus der Schwestern in tthartou. dieses Idyll altägyptischer Romantik bis zu den Schultern den Großteil des Jahres unter Wasser. Das nahe Stauwerk, das für das Unterland neues Leben schafft, wird hier zum Totengräber für das klassische Tempeleiland. Der nüchterne Geschäftssinn hat im rücksichtslosen Triumphe den Entrüstungsschrei der gebildeten Welt: „Rettet Phyläübertönt. Ich sah die „Königin aller Inseln" im vollsten Schmucke vor mir. Der Wasserschrein war geöffnet; enthüllt lag das liebliche ihre seltsame Vergangenheit auf mich einwirken. Der Sperrdamm, das größte Stauwerk der Welt! Ägypten ist das Land der technischen Wunder. Die Pyramiden, der Suezkanal und der Sperrdamm von Assuan finden keine Rivalen auf dem ganzen Erdbälle. Auf einer Segelbarke fuhren wir nilab-wärts der ungeheuren Barrage zu, die jedoch in keiner Weise den landschaftlichen Reiz erhöht. Der Anblick dieses baulichen Weltwunders wirkt geradezu überwältigend Ein unverwüstliches Denkmal menschlichen Genies und menschlicher Tatkraft am Saume zweier Wüsten. „Halt!" rief der Menschengeist, und die königlichen Wogen des Strompatriarchen fügten sich. Mit mächtigen Armen hält der zwei Kilometer lange Steindamm, der in fabelhaften Dimensionen den Nil von Ufer zu Ufer durchquert, die zum See gestauten Fluten. In den Zeiten der Wassernot regulieren 180 eiserne Torschleußen den Ablauf des riesigen Staufers, dessen Südufer das Auge vom Damme aus kaum erblicken kann. Wenn die Hebmotore ihres Amtes walten, dann brechen die gehemmten Wogen donnernd aus den granitnen Brüsten und schleudern die Fische über die schäumenden Wellenkämme. Drunten aber bringt die losgelassene Nilflut im feinmaschigen Kanalnetz reichen Segen dem lechzenden, todesstarren Boden. Kopfschüttelnd über den schweren Ringkampf, den hier der kühne Menschengeist mit den Elementen zu führen gewagt, schritten wir über den Damm. Ameisengleich krabbelten Tausende von Arbeitern an den ungeheuren Steinwänden. Von den licht-wangigen Europäern wurden wir freundlichst begrüßt. Mochten die alten Ägypter, die Erbauer der Pyramiden, bei ihren titanischen Bauten Felsen auf Felsen getürmt haben, den Sperrdamm von Assuan hätten sie nie zustande ge; bracht. Hier mußte die Dampfkraft, die königliche Erfindung späterer Zeiten, eingreifen. Aus dem Rücken zweier Araber verließen wir dann unweit der Barrage die Barke, die uns — nebenbei bemerkt — ziemlich tief in die Börse gesegelt, und ritten wieder dem Ufer entlang stromabwärts. Bald entrollt sich vor mir die große Stromszenerie des ersten Kataraktes. Durch tausend Felsen-inselcheu und schwarz emaillierte Riffe bahnt sich schäumend und brausend der Nil seinen Weg. Ein wüstes Klippenchaos liegt vor mir, von zischendem Gischte gepeitscht und einzelnen Palmen bekränzt. In wildem Grimme gegen den Menschen, der ihren Laus gehemmt, bäumt und windet sich die ohnmächtige Flut, den tosenden Fluch an die Felsen schleudernd. Doch bald beruhigt sich wieder der Vater Nil und wälzt mit majestätischer Ruhe seine Wogen durch Palmenhaine und Bananengärten, dann wieder durch Wüstenstriche und Klippenfelder dem fruchtstrotzenden Delta und dem Meere zu. Der schauerlichen Wildromantik folgt auf den Tritt ein liebliches Stromidyll. Die Insel Elephantine, das alte Heiligtum des Kataraktengottes, erhebt sich mit ihrem üppigen Grün wie ein Riesensmaragd aus den Wellen. Neiderfüllt droht die gelbe Sahara dieses herrliche Eden durch ihren glühenden Sand zu versengen; doch der Strom verteidigt sein Juwel gegen die anstürmenden Sandwogen, die gleich Lavaströmen zwischen dunkeln Klippen ins Niltal sich ergießen. Auf Elephantine, dem Eldorado aller Niltouristen, thront mitten im Reize der Tropeu-natur das elegante Savoie-Hotel, während aus einer Uferterrasse das Katarakt-Hotel einen prachtvollen Ausblick auf die Stromschnellen gewährt. Glücklicherweise fand ich diese palmenumwedelten Dollarfresser samt ihrem Komfort gesperrt, als ich vor ihren goldgierigen Portalen stand; überdies mundeten mir bei den wackeren Tirolern schweizerische Milchkonserven, Datteln, Brot und filtriertes Nilwasser, gewürzt mit heimatlichem Geplauder, viel besser als eine stumpfsinnige Table d'hote im Prunksalon mit 20 Gerichten und 30 Kellnerschwänzen. Was mich aber an den Hotels besonders interessierte, das waren die Reklametaseln. Da fand ich neben der englischen Midland-Tafel, dem Sudanplakat und anderem globetrotteri-schen Zeug auch ein hübsches Plakat der Tauernbahn, Natürlich stattete ich auch den Wüstenbewohnern vom Stamme der Bedscha, die östlich von Assuan ihr Lager ausgeschlagen, meinen Besuch ab. Diese höchst interessanten Nomaden kauern unter Zelten von bemaltem Tuch, Palmen -- oder Bananenblättern und tragen vielfach nur spärliche Hüllen über dem dunkelbraunen Naturtrikot. Die Männer mit wildem Blick, zerschnittenen Wangen, tätowierten Lippen, phantastisch arrangiertem Kraushaar, bewaffnet mit Lederschild und Lanze, Dolch nnd Flinte, machen nicht gerade den lieblichsten Eindruck. Weniger kriegerisch nehmen sich ihre „holden Ehehälften" aus. In voller Apathie kauern sie vor den Zelten und stützen mit den Händen das von Kameelfett strotzende und durch unförmliche Nasenringe entstellte Haupt. Gegen etliche Piaster geben sie auch eine improvisierte „Fantasia" zum besten. Der Kleinhandel mit Natur- und Kunstprodukten, besonders Schmucksachen aus Perlen und innerafrikanischen Kaurimuscheln bietet ihnen genügend Lebensunterhalt. Doch verstehen sie auch, landende Schiffe zu um- Zur IDeihe der Als vor acht Jahren die Missionsstation Attigo-Tonga gegründet wurde, fand sich eine fromme Wohltäterin, die uns die vollständige Ausstattung zu einer Kapelle schenkte, unter der Bedingung, daß dieselbe der schmerzhaften Mutter Gottes geweiht werde. Mit freudigem Dank wurde dieses fromme Anerbieten angenommen und so kam unsere Station unter den Schutz der schmerzhaften Gottesmutter. Freilich mußte die Kapelle zuerst in einem armseligen Zelt untergebracht werden. Eine Kiste, darüber ein paar Altartücher, zwei Kerzenleuchter und ein Kruzifix, das war die Ausstattung der ersten Kapelle. schwärmen und in der drolligsten Weise mit den Reisenden zu feilschen. Zugleich bilden sie nicht minder in ihrem Zeltlager eine Sehenswürdigkeit von Assuan. Ungern nahm ich Abschied von diesem herrlichen Erdensleck am dürren Busen zweier Wüsten, wo Tod und Leben in der Natur sich in frappierendem Kontraste die Hände reichen und Element und Menschenkraft um die Siegespalme ringen. Ungern schied ich aber auch von den Missionären. „Du darfst heim, ich aber muß bleiben", sprach der opferfreudige Tiroler und schüttelte mir tiefbewegt und kräftig die Hände. Sein Auge aber, ruhig uud klar wie der Bergsee der Heimat, fragte mich, „ob wir uns je wiedersehen auf dem weiten Erdenrund." Ja, ich bewunderte diese Opferhelden, die so fern der Heimat mit heroischer Selbstverachtnng Glauben und Kultur verbreiten und nicht zuletzt auch als „deutsch—feindliche" katholische Priester gerade das deutsche Idiom au die Gestade des Nil verpflanzen. Kirche in fiftigo. Bald darauf jedoch mußte die Zeltkapelle einer Schillukhütte weichen, die so gut es eben ging, als Kapelle eingerichtet wurde. Im selben Jahre noch gelang es uns endlich mit Gotres Hilfe einen kleinen Ziegelbau herzustellen und das geeignetste Zimmer desselben wurde für die Kapelle bestimmt. Das Bild der Schmerzensmutter wurde an der Wand befestigt und darunter ein Altar errichtet; es war ein recht niedliches Kapellchen, an dem wir unsere Freude hatten. Doch sollte sie nicht lange währen. Noch waren es keine zwei Monate, daß wir das neue Heim bewohnten, als ein heftiger Wirbelwind uns das Zinkdach über dem Kopfe davon trug und in einer Entfernung von zehn Metern aus den Boden warf. Zum Unglück setzte gleich darauf ein tüchtiger Regen ein, wodurch natürlich der Altar, die Bilder und Paramente arg beschädigt wurden. Die mißgesinnten Schilluk schlugen gleich Kapital aus diesem Vorkommnis. „Schaut, schaut!" sagten sie, „unser Nikang will euch nicht im Lande haben, er hat euer Dach heruntergeworfen, er will euch also Ein ungefähr zwölfjähriges Mädchen geriet so unglücklich unter unseren schwerbeladenen Wagen, daß ihr das Rad über den Kopf ging. Schnell trug ich das arme Kind in die Station, wusch es und da es unserer eifrigsten Katechumenen war, taufte ich es auch gleich; nach kurzer Zeit war es eme Leiche. Jetzt ging der Sturm gegen uns los. Alles schimpfte, daß man zu uns Fremden Unsere neue Kirche in Seil. pb°t. p. Zorn. offenbar vertreiben." Nikang, der als Halbgott verehrte Stammvater der Schillrck, geht nach ihrer Anschauung in Wind und Sturm durch's Land; er also hatte unser Dach davongetragen. In sechs Wochen war der Schaden wieder ausgeglichen. Mehrere Jahre nun diente uns das obengenannte Zimmer als Kapelle, bis wir endlich am Weihnachtsfeste 1910 mit dem Bane einer eigentlichen Kirche beginnen konnten. Rüstig schritt der Bau voran, schon waren die Mauern bis zur Fensterhöhe herangewachsen, da ereignete sich ein Zwischenfall, der uns in arge Verlegenheit brachte. arbeiten gehe und die Kinder von uns nicht ferne halte. Einige Tage hindurch waren wir bei der Arbeit ganz allein, keiner kam um uns zu helfen. Der Kirchenbau, der noch am Tage vorher so fröhlich vorangegangen, war plötzlich ins Stocken geraten. Endlich kamen wieder einige langsam und verstohlen dahergeschlichen und der Ban kam allmählich wieder in Gang. Eine andere Schwierigkeit bestand darin, daß wir von der zivilisierten Welt so weit entfernt sind. Alles was zum Bau nötig war, mußte etwa acht Tage weit per Schiff herbeigeschafft werden, das aber nur dreimal Heft 9. 207 Stern der Neger. im Monat hier vorbei kommt.. Dadurch entstanden manchmal recht unliebsame Ruhepausen. Da geht zum Beispiel unerwartet der Kalk aus. Jetzt muß man darum schreiben. Bis aber die Nachricht an ihren Bestimmungsort und das Gewünschte zurückkommt, vergeht im besten Falle ein ganzer Monat, für gewöhnlich aber dauert es noch länger. im Kal abuna (Mission) viel, viel Moga gebraut werde, worauf sich schon manch andächtiger Besucher einstellte. Am Freitag, den 23. Mai, weckte uns ein dumpfes Bum.. bum.. bum.. aus dem Schlafe. Es war die große Trommel, die in die nächtliche Stille hinaus dem ganzen Lande ankündigte, daß am heutigen Tage ein großer Tanz stattfinde; denn ein Fest Zur Einweihung der Kirche in ftttigo. Phot. p. Zorn. Endlich waren wir soweit fertig, daß das hvchwürdigste Gut in die neue Kirche übertragen werden konnte. Natürlich wollten wir diese Handlung mit der größten Feierlichkeit vornehmen. Da aber bei den Schilluk eine Festlichkeit ohne ein tüchtiges Quantum Moga («Merissa, Negerbier aus Durrahkorn) undenkbar ist, so mußten wir vor allem Sorge tragen, einige Kübel Moga zu bereiten. Fünf Frauen und Mädchen aus der Nachbarschaft waren damit drei Tage vollauf beschäftigt. Unterdessen wares weit und breit bekannt geworden, daß ohne Tanz ist für den Neger kein Fest. Die Trommel muß nach Schillnksitte schon in aller Frühe geschlagen werden, damit sich die Leute bei Tagesanbruch nicht zerstreuen und auf die Felder gehen, sondern ihre Frisur in Ordnung bringen und Toilette machen. Dazu gehört hauptsächlich das Einfetten der Arme, das Bemalen des Gesichtes und der Beine mit weißer und rötet Asche und das Anlegen von Perlschnüren und Kettchen. Lanzen und Speere müssen natürlich bei dieser Gelegenheit auch blank geputzt werden. Eine Schaar neugetaufter in Sell, ptrot. p. Zorn, stämmige Burschen braucht, sie zu tragen. Nachmittags gegen 4 Uhr wird die Trommel wieder geschlagen Von allen Seiten strömen die jungen Leute in fantastischem Tanzschmuck zusammen. Bald ist der Tanz im Schwünge. In dichten, geschlossenen Reihen, ohne sich jedoch zu berühren, taktmäßig auf- und niederhüpsend umkreiien sie die Trommel, während sie dabei aus voller Kehle singen. Dazwischen hinein klingt das eintönige Kring, kring, kring der schweren Eisenringe an den Füßen der Mädchen und der Schellen, und Für den nächsten Tag waren die Alten eingeladen. Auch an diesem Tage erdröhnte schon in aller Frühe die Trommel. Gegen 9 Uhr erschien in Abwesenheit des Großhäuptlings der Vizehäuptling mit den Großen des Landes. Darauf begaben wir uns alle in die Kirche, wo ich in einer kurzen Predigt die Bedeutung der stattfindenden Festlichkeit, sowie den Zweck der neu erstandenen Kirche auseinandersetzte. Darauf kam der Priester in festlichem Ornat mit zwei Assistenten aus der Sakristei; voran gingen drei Negerknaben mit Kreuz und Laternen. Alle unsere In ihrem Übereifer hatten unsre Burschen das Läuten der Morgenglocke nicht abwarten können. Schon um 4 Uhr schleppten sie die schwere Trommel vor das Haus hinaus und schlugen nun mit Leibeskräften darauf los, bis die Sonne bereits über dem Horizont stand. Von der Größe der Trommel kann man sich einen Begriff machen, wenn ich sage, daß sie vier Meter lang ist und daß es vier Glöcklein. Es ist ein wahrer Heidenlärm, daß einem Hören und Sehen vergeht. Nach d^m Tanze lud ich die Burschen zum Mogatrinken ein. Nach ihren Distrikten verteilt setzten sie sich um die Kübel herum, die in kurzer Zeit bis auf den letzten Tropfen geleert waren. Eine Gruppe nacy der anderen erhebt sich nun und mit Sang und Klang ziehen die fröhlichen Zecher nachHause. Burschen erschienen heute in neuer Uniform, | deretwegen sie wohl mancher beneidet haben mag. Sie besteht aus einem weißen Tuche, das auf der linken Schulter zusammengeknüpft und mit einer feuerroten Schärpe gegürtet ist. Wir gingen prozessionsweise um die Kirche herum und als wir uns wieder in dieselbe zurückbegaben siel unser bescheidenes Harmonium ein. Ein feierliches ,,Dschuok duong a yin ua lejua yiu“ (Großer Oott, wir loben dich) erklang aus dem Munde all der Unsrigen. Aus ganzer Seele stimmte auch ich ein, aus einem freudigen dankerfülltem Herzen. Ist doch endlich unser Lieblingswunsch erfüllt; ist sie doch endlich fertiggestellt, die Kirche, die so viele Opfer gefordert, die so viel Mühe u. Schweiß gekostet hat. Die religiöse Feier war damit zu Ende, Für die Schilluk ging aber jetzt die Hauptsache erst los, der Festschmaus. Der dicke Nyibong, unser größter Ochse sollte nun verzehrt werden. Zu diesem zweiten Teil der Festlichkeit waren aber die Gäste so zahlreich erschienen, daß sie wohl auch zwei solche Ochsen verschlungen hätten. Um deshalb nicht in Verlegenheit zu kommen, ließ ich die fünf riesigen Töpfe, in denen das Fleisch brodelte, vor den Häuptling hinstellen, indem ich zu ihm sagte: „So, mein lieber Herr Häuptling! Hier ist das Fleisch, hier die Brühe und hier der Kwen (eine Art Mehlbrei). So, jetzt verteile du das unter deine Leute!" Dann machte ich mich aus dem Staube. Bald darauf war der Nyibong verschwunden; nur ein paar Knochen zeugten von der vergangenen Herrlichkeit. Aber auch diese waren so abgeschabt, daß sie sogar von unserem Hunde verschmäht wurden, er fand nichts Nagenswertes mehr daran. Mittlerweile war es 4 Uhr geworden und die Trommel ließ wieder ihr bum . . bum . . hören. Nun ging das Tanzen wieder los wie gestern, nur daß die Teilnehmer weit zahlreicher waren. Am Schlüsse wollten die Burschen des Distriktes, den die Trommel gehörte, eine Fahne haben. „Gut", sagte ich, „ihr sollt eine haben." Jetzt aber stürmte auch die Jungmannschaft des anderen Distriktes auf mich los. „Uns auch eine, uns auch eine!" erscholl es wie aus einem Munde. „Oh, ihr bekommt nächstens einmal eine," sagte ich ausweichend, „diese da ist für das Leihen der Trommel." „Nein, nein, jetzt wollen wir sie haben, jetzt; da gib uns diese." „Aber, die ist ja zu fest im Boden befestigt" erwiderte ich. „Oh, wir werden sie schon herausziehen." Da half keine Ausrede mehr. Im Nu war die Stange herausgerissen und die Fahne gelöst. Ein langbeiniger Schlingel ergriff die eroberte Fahne und sie lustig in der Luft schwingend eilte er im Galopp nach Hause. Damit war die äußere öffentliche Feierlichkeit zu Ende. Am anderen Morgen — es war eben Sonntag — hatten wir noch eine kleine, aber rührende Feier im engsten Kreise der Unsrigen. Um die gewöhnliche Stunde des Gottesdienstes versammelten sich allein der alten Hauskapelle. Nun wurde der Tabernakel geöffnet, das Fange lingua angestimmt und dann das hochwürdigste Gut in feierlicher Prozession in die neue Kirche übertragen. Aus dem Wege dahin war eine ganze Allee von Fahnen aufgepflanzt. Nachdem der Priester mit dem Allerheiligsten den Segen erteilt hatte, begann die heilige Messe, die erste Singmesse in Attigo und zugleich der Schlußakt der ganzen dreitägigen Festlichkeit. Es wird wohl noch viel Mühe kosten, bis diese unsere Kirche einmal von eifrigen Christen angefüllt sein wird. Doch das Senfkörnlein des Glaubens ist ausgestreut und es muß und wird einst heranwachsen zu einem starken, lebenskräftigen Baume, der seine segenspendenden Äste weit über das Schillukland ausbreitet. Schon hat es Wurzel geschlagen, schon hat es angefangen zu feinten und es besteht begründete Hoffnung, daß es bald durch das üppig wuchernde Unkraut hindurchdringen werde. Der Herr schicke uns recht viele eifrige Missionäre, um diese zarten Keime zu hegen und zu pflegen und einstens auch die Früchte einzuheimsen. Wir haben in Trübsal und Sorgen den Samen ausgestreut und es mögen kommen, die in Freuden ernten. Zum Schlüsse noch ein Wort an fromme Seelen, die für die Zierde des Hauses Gottes eifern. In der neuen Kirche haben wir zwar drei Altäre, aber keine passenden Leuchter. Ebenso fehlt es uns an Meßgewändern. Weiß, rot, grün und violett sind sehr schwach vertreten, sodaß wir nicht einmal zu dreien zugleich Messe lesen können. Außerdem haben einige davon ein ganz erbarmungswürdiges Aussehen. Wenn uns hierin jemand abhelfen kann, so bitte ich ihn es zu tun. Gott, der Herr wird es ihm tausendfach vergelten. F. Bern. Kühnen, F. S. C. E Ein Tiroler Rlissionär in Äquatorial-Afrika, ut 58 Dem lieben nacherzählt non Robert tonolli. ISS (S. Fortsetzung.) 19. Kapitel. Am 8. Dezember 1875 war die Kirche der Gesellschaft für die afrikanischen Missionen von Lyon bis auf den letzten Platz mit Andächtigen besetzt. Der Erzbischof von Lyon selbst heftete vier Priestern und zwei Katechisten der Gesellschaft das Missionskreuz auf die Brust, die einige Tage früher vom hl. Vater gesegnet worden waren. Obwohl die Anwesenden an derartige Szenen schon gewohnt waren, so füllten sich doch die Augen vieler mit Tränen, als sie das feierliche Gelöbnis der Missionäre vernahmen, die sich freudigen Herzens, zu dem größten Opfer bereit erklärten; als sie sahen, mit welcher selbstlosen Hingabe diese Helden sich bereit erklärten, auch ihr Herzblut für das ewige Heil fremder, gänzlich unbekannter Völker zu opfern. Nach Beendigung des feierlichen Aktes bestieg einer der vier Missionäre die Kanzel, um int Namen aller Abschied zu nebmen und für die liebevolle Teilnahme zu danken. Groß war die Rührung als er dar- legte, daß sie in der Gewißheit der göttlichen Berufung mit freudigem Herzen und felsenfesten Vertrauen hinzögen zu bisher noch unbekannten Völkern, um auch ihnen die frohe Botschaft zu bringen; als er das Leben des Missionärs in seinen Gefahren, in seinen Schwierigkeiten und in seiner Verlassenheit schilderte und im Namen jenes hl. Bandes, das Glaube und Liebe um die Herzen aller windet, die Zuhörer bat, ihrer und ihrer Schutzbefohlenen stets im Gebete zu gedenken, mit dem Versprechen, daß auch sie auf den fernen Kampfesgefilden der Teueren in der Heimat gedenken werden. Nach der kirchlichen Feier begaben sich die Missionäre in den Hof, um vor ihrer Abreise den vielleicht anwesenden Verwandten das letzte Lebewohl zu sagen. Es war vielleicht das letzte Wort, das der Sohn an den Vater, oder die Mutter, der Bruder an den Bruder, der Freund an den Freund richtete. Nur einer von den sechs Aposteln stand bei dieser letzten Szene abseits, weder ein Verwandter noch 211 Stern der Neger. Heft 9. Freund trat zu ihm hin. Alle seine Genossen waren zur Freude gestimmt und suchten mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen und mit Worten die ihnen ihr Glaube und ihre Hoffnung auf die Zunge legte, die Tränen ihrer Verwandten zu stillen, ihm hingegen preßte ein melancholisches Lächeln ein paar Tränen aus den Augen. Es war unser Friedrich. Als am Vorabende seine fünf Genossen die hl. Räume des Institutes verlassen hatten, um einige Stunden in ihrem väterlichen Heime zu verbringen, war er zu Hause geb -- Ähnliche Dankschreiben laufen täglich ein : Schon öfters habe ich von Ihren Restein und auch Leinwand und andere Ware bestellt und jedesmal waren wir höchst zufr eden, wie mit der Qualität so mit dem Werte, aber das letzt Gesendete hat uns überrascht, Bitte senden Sie noch ein Pahet solcher Restein. 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