3/ Kamstag den 17. Jänner ^ 1823. Das Schönste. v3chö« ist der Anblick eiliev Rose Die kaum den ersten Morgen blüht,- U«d in des Blumenbeetes Schoße Itt holder Iugendröthe glüht. Schön ist es, wenn der Lenz erschiene«,. Der Vögel Sang im Hain erwacht. Wenn Th.il und Hügel lieblich grünen, Aurorcns Vild im Bache lacht. Tchön ist dic Jungfrau anzusehen, Wenn sie erröthend lücderblickt^ Und es nicht waget zu gestehen, Nüs still sie quält und ?vch entzückt:. Dat Schönste aber, dai hienieden Der ew'gen Schönheit Siegel tragt, Das ist ein Herz, das still im Frieden Zum Wohl der Menschheit menschlich schlägt. . H. v. C- Vas weiße Aaninchcn. kord S. wolMe fast das ganze Jahr bindurch «uf »wem Schlosse am Ufcr der Themse, nicht weit von ^ndon, und ging oft nllein, zu Fuße, den kurzen Weg " ^" Stadt. Eines Abends, als er langsam voran ^ '" "le, k,,^ ^„ schlecht gekleideter Mann auf ihn ' ^ Mlt .inew Korbe am ?-rm. «Milord, wollen Sie nxr mein weik?« „v . ^ <» f .^ ^ Kaninchen abkaufen?« — »Ich dan- ^ '^"«L'e nicht,« versetzte dtt wd überrascht, «nb eilte weiter. )ller, mitstrholcmr Stimme, un^ das Pisiol vorhaltend, hob jener wieder an: „Ich weiß gewiß, Milord, Sie kaufen mir smein weiße« K«nin' ch,»nl ab.« — »Ja allerdings," erwiederte der Lerd ,».» schrecken, »ich will euer weißcs Kaninchen kaufen. H^ ttt Ihr euch nur gleich anfangs so deullicl, erklärt, ich würde ga« keine Umstände gemacht haben. Nie the«-tr also Brust, und fährt fort: »Ich weiß gewiß, sie kausen mir mein. weißes Kaninchen ab." —> »Ja, ja,« sprach der Mann erblassend, flehend, «ich will's ja kaufen. Wie viel wollen Sie?« »Den Einkaufspreis,« antwortete der Lord, „ich wag nichts gewinnen, tausend Guineen.« — „Zweitausend,« sprach der Räuber. «Hier ist meine Brieftasche. Nehmen Sie Alses, stürzen Sis mich nur nicht ins Verderben.« Gerührt von der Angst, von der Re,ue des Armen, nahm der Lord nur sein Geld, und versprach ihm Verschwiegenheit. Der Mann betheuerte, er habe nur das einzigemal gegen die Ehre gehandelt, und durch die Summe , die er ihm abgezwungen, auf rechtlichem Wege ein glänzendes vermögen erworben, worüber der Lord verfügen möge. Von dem Kaufmann gedrängt, und überzeugt von dem Schmerze und der Aufrichtigkeit desselben, legte «l- ihm, zur Sühne seines Vcrgehens, die Pflicht auf, dem Hospital für Seeleute tausend Guineen zu senden, und unter dieser Bedingung versprach er, ihn nie zu nennen. Bcide habcn ihre Verpflichtungen erfüllt, und erst nach ihrem Tl.-de ist die Geschichte bekannt geworden. L. Aufenthalt zweier Miiner auf eimr wüsten Snscl. Am 4. November 182? erdlickce das Schiff die Palmira die I^'el Amsterdam, welche zueilen auch !. St. Paul genannt w'rd. Beide Inseln liegen unt.'r gleicher Lä,!gc, d. h. unter 7 7' 55^ östlicher LMge, und Amsterdam unter 57° und St. Paul unter Z7° 52< südlicher Breite. Diese Inseln sind in Reiseberichten und auf Karten häufig verwechselt und die eine für die andere beschrieben worden. Es war aber die Insel Amsterdam, welcher die Palmira sich näherte, weil diese die nördlichste ist. Als man unter dem Winde der Insel wegschiffte,, erblickt« man auf der nördlichen Küste einen starken Rauch, was für den Kapitän eine Aufforderung war, sich so nahe als möglich zu ihr z« begeben. Man war nur noch eine Meile von ihr entfernt, als man auf einer kleinen Anhöhe zwei Menschen stehen sah. Es ward sogleich ein Canot ins Meer gesetzt, und Herr Addison, der Hauptoffizier, bestieg es, um den Unglücklichen die verlangte Hülfe zu bringen. In weniger, als einer Stunde, war das Canot mit ihnen zurückgekehrt. Ihr Anblick flößte Mitleid ein und war zugleich im höchsten Grad eckclhaft. Sie hatten lange Bärte, ih^e zerlumpten Kleidungsstücke waren mit Fetzen von der, noch mi,t Haaren besetzten Haut von Seekälbern ausgebessert, und die beiden Hälften der stachlichten Haut eines wilden Schweines dienten einem von ihnen als Beinkleider. Ihre Schuht bestanden ebt-nfalls aus Schweinshaut, und bildeten eine Art von Socken, die aus Einem Stücke verfertigt waren ^ der Fuß steckte darin, und die Haut war mit einem Stricke um die Knöchel fest gebunden. Einer der Leuce hieß James Paine, uno war ungefähr zwei und zwanzig Jahre alt, der andere Robert Proudfoot, und zählte etwa vierzig. Beide waren aus Edinburg gebürtig, und Matrofen, und lebten seit vierzehn Monaten auf dieser Insel. Sie theilten Folgendes mit: Si.e hatten sich zu Is-le de-France aufdem (^auvol nur 1IuiN«i-, welches Fahrzeug nach Vandiemtnsland gehört, eingeschifft, unb waren im September 1826 auf der Insel Amsterd-am angelangt. Die Schiffe, welche abgesandt werden, um Häute von Geekälbern sich zu verschaffen, setzen gewöhnlich Leute von ihrer Mannschaft auf mehreren Inseln aus, die von den Seekälbern verschiedener Gattungen viel desucht werden i einige Monate darauf höhlt m«n sie mit den Häuten und dem Thräne, dergleichen sie gesammelt haben, wieder ab. Solchergestalt wurden auch Paine und Proudfcot mit Lebensmitteln und an: dcrn Gegenständen, worunter auch Salz, um di? Häute der Thiere zuzubereiten, ans Land gesetzt. Sie wurden an einem passenden Orte gelassen, wo sich zwei mit Gras bedeckte Hütten befanden, die ohne Zweifel schon andern Seeleuten zu Wohnungen gedient hatten. Das Canot stieß wicder zu der Goelette; aber einen Augenblick darauf erhob sich der Wind, das Schiff ward ins Weite getrieben, und von diesem Zeitpuncte an hörten und sahen die beiocn Matrosen nichts wieder v^n ihm. Da sie auf diese Weise sich selbst überlassen waren, untersuchten sie am folgenden Tage ihreHorräthe, und s es fand sich, daß das Salz beinahe ganzlich geschmol- . zen war und sie Beide nicht einmal ein Messer hatten, und au Kleidungsstücken besaßen sie nichts weiter, als was sie auf dem Leibe trugen. Ihre Lebensmittel theilten st> so ein, daß sie auf fünf Monate ausreichen konnten. Nach Verlauf dieser Zeit mußten sie durch Arbeit und Nachdenken sich Nahrungsmittel zu verschaffen suchen. Um zu wissen, in welcher Zeit sie lebten, machten sie jeden Morgen einen Einschnitt in die Daube eines Fäßchms; aber sie hatten sich um zwei Tage verrechnet) denn ihr Calcül ging nur bis zum 2. November, statt bis zum«., an welchem Tage diePalmira eintraf. Zu verschiedenen Zeitpuncten fanden sie aus den Felsen eine Nadel, ei,n altes Messer und einen großen Nagel, aus welchcm Letztern sie einen Angelhaken verfertigten. Ein Stück Seil aus Kokosrinde lieferte ihnen eine Schnur, und so gelang es ihnen, Fische zu angeln; da die Spitze des Angelhakens aber nicht gezackt war, halten sie häufig das Unglück, ihre Vcute wieder entschlüpfen zu sehen. Sie konnten keine Art von Fisch weiter fangen, als die, welche die Matrosen »rummele«' (denTrompetersisch) nennen, oder Muscheln. Sehr oft litten sie an süßem Wasser Mangel. Da die Felsen nur zwei bis drei Fuß mit Erde bedeckt sind, so war es ihnen unmöglich, anderes Wasser als solches aufzusuchen, welches der Regen erzeugt hatte, und > häufig mußten sie Meilen weit laufen, um ihren Durst zu löschen. Die Insel hatte Überfluß an wilden Schweinen, sie konnten aber nur fünf derselben habhaft werden. Sie jagten und tödteten sie mit einem Stocke, der bloß zwei bis drei Zoll im Durchmesser hatte. «Da müßt Ihr sehr rasch gelaufen seyn, Euer Mittagscssen einzulangen,« — sagte, der Capitän. — «»Gewiß!"" erwiederten sie— ««Wir lü'fcn sehr rasch, um uns cin Mittagsbrod zu verschaffen, aber das Schwein war wieder genöthigt, rasch zu laufen, um sein Leben zu retten.«« — Das Schwcinfleisch war trocken, hart, ohne Fett> eines Tages singen sie aber Frischlinge, die ihnen ein köstliches Mahl lieferten. Die beiden Matrosen versuchten es, einen Bogen und Pftile zu verfertigen/ aber die Zweige und Schc'ß-lwge der verkrüppelten Bäume zerbrachen zu leicht, ^"konnten nur allein von Thieren leben, die sie sich zNs^ig zu verschaffen wußten, weil sie wcgen Mangel "" , ^ k°'"e-Vorräthe von Fisch zulegen konnten. Mehrere Monate gewöhnten sie sich daran, die Lebens-m.tttl, d.e'hnen zu Theil wurden, ohne Salz zu ge- me,en^aber es kam auch öfter vor, daß sie drci T^ l«ng gar nichts zu essen ha^n. Als sie landeten, besaßen sie eine Buchse voll Z^nd-'chwamm; ader diese war bald erschöpft, und) auf der Zanzen Insel fanden sie keine Pflanzensubstanz, die trocken genug gewesen wäre, um die Stelle desselben zu vertreten. Es war deshalb ihre angelegentlichste Sor-gf, während der letzten Zeit ihres Aufenthaltes, in der Hütte das Feuer zu unterhaltn, besonders des Nachts: denn wenn es auslöschte, so fehlten ihnen die Mittel, cs wieder anzuzünden, und die Erhaltung dieser Flamme, dieses Zeichens der Vesta, schien die einzige, oder mindestens die Hauptursache von Zwistigkeiten unter ihnen gewesen zu seyn, wenigstens von Differenzen, wenn jener Ausdruck zu hart seyn sollte. P.nne, der Jüngste von ihn-en schlief sehr fest, ss, daß auf Proud-soot am häufigsten die Arbeit siel, die so dii«gend nothwendig war, über das Feucr zu wachen/ UOd wenn sie sich zusammen eine Strecke von dck HAtte entfernten, ermangelten sie nie, zuvörderst das Feuer mit Torf und Moos zu bedecken, und zu noch größerer Sicher-heit nahmen sie cin Stück b«nn«ö^en Torfs mit sich. Eines Tages gelang cs ihnen, auf drn höchsten Pic der Insel zu klettern. Sie entdeckten daselbst den Krater eines Vulkans, der über 3oo Fuß im Durchmesser hielt und so tief war, daß sie den Boden desselben nicht absehen konnten. Als sie dic Palmira erblickten, sing Paine an, auf ihre baldige Befreiung zu hoffen, und wollte wetten, daß seine Vermuthung gegründet sei. Proudfoot, der minder vertrauensvoll war, als sein junger Gefährte, verwarf diese Idee/ als sie aber das Schiff sich nähern sahen, stürzten Beide sich^von der Anhöhe, auf der sie standen, herab, und zündeten sogleich ein so großes Feuer an, als sie nur vermochten, um dadurch anzuzeigen, daß sich zwei Unglückliche auf dieser wüsten In-scl befänden. Als d«s Schiff näher heran kam, hißte es die Flagge auf. Nun war ihr Glück vollkommen; denn sie hattcn die Gewißheit, daß ihre Leiden sich endigen würden. Da der Wellenschlag an der Küste unter dem Winde sehr stark war, so drohte er, den Nachen zu zev-trümmern. Herr Addison rief die beiden Matrosen an. Sobald sie seine Stimme vernommen hatten, sagte Paine zu seinem Kammeraden.- «Ich bin überzeugt, daß das mein alter Herr ist.« Er täuschte sich nicht; denn drei bis vier Jahre vorher befanden sich Beide zusammen auf der Regalia, einem Schiffe, welches die Fahrt nach der Insel Macquarric gemacht hatte. Da der Wellenschlag heftig war, so kam es ihnen sehr zu Statten, daß sie eine hinreichende Anzahl von Strik-ken aus Kokosrinde besaßen, um sie in das Kanot zu werfen lmd dieses fest zu halten, wodurch es ihnen leicht,wurde, dasselbe zu besteigen. (Aauv. ^nn.clsi» Taubenpost in Gnglanv. Nicht zufrieden mit der Schnelligkeit der englischen Vriefpost, die dc: schwerer Strafe mit allem Aufenthalte 8 englische Meilen in einer Stunde fahren muß, geht man jetzt in England mit der Idee um , die altklassische und noch jetzt in der asiatischen Türkey übliche Taubenpost einzuführen. Sie besteht bereits am Vellfastlcuchthurme. Man weißVdaß in der Nachbarschaft von New-York Tauben geschossen wurden, die noch unverdauten Reiß im Kröpft hatten. Nun ist das nächste Reißfeld in Carolina. Diese Tauben müssen also z — 409 englische Meilen weit in 6 Stunden geflogen seyn, was ungefähr eine englische Meile auf die Minute gM^wenu.man annehmen muß, daß den der schnellen Verdaunngskraft der Tauben die Reißkörner in längstens 12 Stunden verdaut worden ftyn müßten. Daß die alten Griechen Taubenpost hatteNs ist bekannt. Im Kreuzzuge des Jahres 1171 hatten die Araber in jeder Stadt Taubenpost, und. Sultan Nurcbdin ward dadurch von den Bcwcqungen der Kreuzfahrer so schnell als durch Telegraphen in Kenntniß gesetzt. Der Taubenpost steht in England und wohl auch auf dem st sten Lande nichts entgegen, als die Mordlust unserer müßi-qen Iagdliebhaber. Sie ist nur in einem Lande möglich, wo der Mensch gegen die Thiere so gutmüthig ist, wi« der von uns für «inen Barbaren erkläre Maho-medaner. " A n e c v o t e. DerKrieaHuAmster von Louvois ließ einst Herrn von Chamillr zu sich. entbieten, um über eine sehr wichtige Sendung-? wozu er ihm bestimmt habe, umständlichere Vechaltungsbefehle abzuholen, die der Minister ihm auch wirklich mit folgenden Worten ertheilte: «Reisen Sie sogleich diesen Abend nach Basel in der Schweiz ab; Sie werden binnen drei Tagen dort seyn. Stellen Sie sich am vierten Tage, Schlag zwei Uhr Nachmittags. mit Fcder, Dime und Papier auf die Rheinbrücke, geben Sie genau aufAlles acht, was in den nächsten zwei Stunden unter Ihren Augen vorgeht, und, schreiben Sie es sorgfältig unhpünctlich auf., lassen Sie mit dem Schl.age vier, Postpferde vor ihren Wagen spannen, reisen Sie ab und fahren Sie Tag und Nacht um mir ihre schriftlichen Bemerkungen zubringen. Um welche Stunde der Nacht Sie auch bier wieder eintreffen .... kommen Sie sogleich, zu mn." — Ungeachtet diese Sendung dem Herrn v«n Ch a-milli ziemlich, lächerlich schien, so gehorchte er doch buchstäblich, traf richtig in Basel ein, stand am angezeigten Tage und Augenblicke aus der Nheinbrücke, uub schrieb Alles auf, was ihm vor die Augen kam: ein Äpftlweib mit ihren Körben; ein Reiseudec zu Pferd,, der einen blauen Oberrock trägt; ein zerlumpter Va,?-er; einige Sackträger u. s. w. u. s. w. Um drei Uhr erscheint ein Mann mit einer gelben Weste und eben solchen Beinkleidern; er bleibt mitten auf der Brücke stehen ^ tritt dem Strome entgegen, lehnt sich auf da< Geländer, sieht binunler ins Wasser^ chut dann eine« Schritt zurück, und schlägt mit einem dick,'on Lou-vois reißt ihnr begierig das Heft aus der Hand, licst und sobald er an den Mann in der gelben Weste komml, der dreimal auf die Bank schlug, that er einen Freudensprung, eilt zum König, den er aufwecken läßl, und mit welchem er eine Viertelstunde am Bette spricht, und kommt dann wieder, um auf der Stelle vier Couriere fortzuschicken, die bereits mehrere Stunden auf ihre Abfertigung gewartet hatten. Acht Tage darauf war die Stadt Straß bürg von den französischen Truppen eingeschlossen, wurde zur Übergabe aufgefordert, kapitulirle und öffneteihre Thore am 30., September 1681. Denn die zu eincr bestimmten Stunde auf die Bank der Nheinbrücke gtthanencn drei Schläge waren nichcsisnders, als das Zeichen von dem glücklichen Ausgange der zwischen dem Minister-Louvois und dem Straßburgcr Magistrate verabredeten Intrigue, und der Mann in der gelben Weste kannte die Bedeutung seines Signals eben so wenig, als Herr von Cha milli den Zweck seiner Sendung. V h a r a d e. Da« Erste ist dcr Freundschaft gcichen, Im Zweiten liegt der Liebe schön.Gymbol; Das G a-n z e zollt mit heitrem Schweigen, Dcr Mensch, dem Mcnschcn ehrfurchtsvoll. z^cÄatteur: F-r. Vav. Ueinrich. Verlegn-: Mnal N. Evler v. Aleinmayr.