NwächerFeitunW «M 38. Dinstag am 38. März. 1848.' I l l Y r i e n. Haibach, am 26. März. Wir sind durch zuverlässige Nachricht in die angenehme Lage versetzt, den in unserm letzten Blatte vom 24. März gelieferten Bericht über die vandalische Zerstörung des Schlosses Sonncgg durch verführte Unterthanen dahin berichtigen zu können, daß die herrschaftlichen Knechte in Sonncgg mit den Tumultuanten nicht gemeinsame Sache machten, sondern trotz der Gefahr das herrschaftliche Vieh, welches gc-tödtet werden sollte, — retteten. Ehre den wackern Leuten'. Laibach, am 26. März. Heute, Sonntag Früh, wohnten die 5 Compagnien der Nationalgarde dem Gottesdienste in der Jacobs-Pfarrkirche bei. Von da stellten sich dieselben vor dem Magistrat «n tränt auf. Die eingetretene Musik spielte die Hymne, worauf von ihrem Commandanten mit gezogenem Degen laut ausgerufen wurde: „Gott erhalte Kaiser Ferdinand!« welches die Nationalgarde, im Einklänge mit dcr zahlreich versammelten Volrsmcnge, in tactmäsiigen Pausen dreimal nachrief. Sonach marschirtc die Garde mit klingendem Spiel ab, und dic zuletzt abgerückte Compagnie, von der Musik begleitet, stellte sich am Congreßplatze in Front gegen die Burg nochmals auf, die Musik spielte wieder die Volkshymne und nochmals wurde vom Commandanten aus: »Gott erhalte Kaiser Ferdinand!« angestimmt, und von der Garde und dem Volke dreimal wiederholt. End. lich nach einer Pause rief der Commandant aus: »Gott erhalte unsern Landeschef!« in welchen Ruf eben auch in voller Begeisterung die Garde und alles versammelte Volk einstimmte. Ganz unvermuthet wurde die Garde von dem aus dem Volke hcrvorgctrctencn Landeschef, Seiner Excellenz, dem Herrn Landesgouverneur, Grasen von Wclsershei mb, auf das Herablassendste mit den herzlichsten Worten begrüßt. *) Laiba ch , am 27. März. Wir vernehmen, daß eben die Wahl eines Bürger-Ausschusses von 24 Mitgliedern Statt findet, und hoffen, daß derselbe zunächst eine Dankadresse an den gütigen Monarchen für das uns gewordene große Geschenk votiren werde, wobei allerdings auch die Wün» sche für die Zukunft unserer Hcimath, sosern sie nicht schon in den Worten »Ccnsurfreiheit, Nationalgarde und Constitution« Inbegriffen sind, berührt werden könnten. *> Die vier bisher erschienenen Nationalaarde.VlfehI« liegen der heut!» gen Zeitung ln ei»lr auIeloldenttichenBeilage hfi. Di» Vledattion. Die k. k. allgemeine Hofkammrr hat unterm !. > März 1848 den Cameralcommissär zweiter Classe, Michael Lamb crg er, zum Camcralcommissär erster Classe zu befördern und eine dadurch erledigte Camcralcommis-särsstclle zweiter Classe dem Concipisten der k. k. steycr-märkisch -illyrischcn Cameral-Gefällen-Verwaltung, Franz Zwerg er, zu verleihen besundcn. Die in Folge Resignation des Carl Melzer bei dem k. k. Polizcicommissariate in Klagenfurt zu besetzende Kanzlei. Acccssistenstclle wurde dem absolvirtcn Juristen Eduard Seidcnsachcr verliehen. — Laibach am 24. März l848. Wien. Wir Ferdinand der <3rste, von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich; König von Hungarn und Böhmen, dieses Namens der Fünfte, König der Lombardei und Venedigs, von Dalmaticn, Croatlcn, Slavonien, Ga-lizicn, Lodomericn und Illyrien; Erzherzog von Oesterreich; Herzog von Lothringen, Salzburg, Stcycrmark, Kä'rntcn, Krain, Ober- und Nieder-Schlesien; Großfürst von Siebenbürgen; Markgraf von Mähren; ge-fürsteter Graf von Habsburg und Tyrol lc, tt. Um unseren getreuen Unterthanen einen weiteren Beweis Unseres Vertrauens zu geben, und ihnen zu zeigen, wie sehr Wir geneigt sind, selbst gegen Verirrte Gnade zu üben, sohin von dem Uns dießfalls zustehenden Rechte Gebrauch zu machen, haben Wir Uns bewogen gesunden, insbesondere n'icksichtlich Unserer Königreiche Galizien und Lodomerien, dann des lombardisch.-venctianischcn Königreiches folgende Bestimmungen zu treffen: Erstens: Sämmtlichen in den Königreichen Galizien und Lodomcricn, mit Einschluß des Krakauer Bezirkes, dann im lombardisch - venetianischen Königreiche wegen Hochvcrrathes oder Störung der inneren Nuhe des Staates in Untersuchung gezogenen, und gegenwärtig in dcr Strafe befindlichen Individuen vom Civilstande ist die noch übrige Strafzeit nachgesehen, sofern sie nicht auch anderer Verbrechen schuldig erkannt worden sind. Zweitens: Bezüglich der bei den Gerichten der gedachten Königreiche wegen solcher Verbrechen verhafteten, aber noch nicht definitiv abgeurtheilten Individuen soll je> des weitere Verfahren niedergeschlagen, und eine neue Un-tersuchung wegen ähnlicher Thatsachen, welche dicstr Unserer Entschließung vorausgegangen sind, nicht mehr ein. geleitet wcrden; jedoch sollen die im ersten und in dem gegenwärtigen Absätze erwähnten Individuen, wenn sie ^^» » Ausländer sind, sogleich aus Unseren Staaten abgeschasst werden, und dieselben nur mit Unserer ausdrücklichen Er-laubniß wieder bctrctcn dürfen. Drittens: Jene Leute aus den gedachten Königrci^ chcn, welche, weil sie in politische Umtriebe verflochten, oder dabei compromittirt waren, an einen anderen Ort consimrt wurden, sind in den Genuß ihrer Freiheit zu setzen. Viertens: Diejenigen, welche aus gleichen Gründen einem speciellen Verbote unterzogen wurden, sind von diesem loszuzählcn. Sonach erwarten Wir mit Zuversicht, daß durch diese Unsere Bestimmungen die Gemüther sich beruhigen, Ruhe und Ordnung überall zurückkehren, und Unsere getreuen Unterthanen Uns die Liebe und Anhänglichkeit beweisen werben, die sie bei so vielen Gelegenheiten rühmlichst bewährt haben. Gegeben in Unserer kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt Wien, den zwanzigsten März, im Eintausend achthundert acht und vierzigsten, Unserer Reiche im vierzehnten Jahre. Ferdinand. (I. 8.) Franz Graf von Kolowrat, prov. Minister -Präsident. Ludwig Graf von Taaffe, Minister der Justiz. Franz Freiherr von Pillersdorsf, Minister des Innern. Nach Sr. k. k. apostol. Majestät ,' Höchst eigenem Bcfehlc: Wenzeslaw Ritter v. Zalcski, k. k. Hofrath. Die »Wiener Zeitung" vom 24. März berichtet aus Wien vom 23. d. M.: Berichte eines aus Mailand hier angekommenen Augenzeugen melden uns über die daselbst eingetretenen neuesten Ereignisse Folgendes: Am 18. März 1848 war die allgemeine Spannung in Betreff der Erwartungen, die einige vorausgegangene Nachrichten aus Wien erregten, sehr groß, die Ruhe selbst aber bis dahin nicht gestört. Das kaiserliche Patent vom 15. März 1848 wegen Verleihung der Constitution war noch nicht bcfannt. Die Polizeibehörde und die Militärmacht hatten ihre Vorsichten ohne irgend eine auffallende Vorbereitung getroffen. Das Volk erschien zahlreich in den Gaffen und blieb, pa Alles einen friedlichen Anschein hatte, ganz ungestört. Um ein Uhr Mittags wurden die Massen bewegter, und mit Schlag zwei Uhr wurde mit vielen Glocken Sturm geläutet, worauf der Ober-Bcschls-haber der Truppen das Castcll bezog. Der dem Guber-nium vorgcsctzteGubcrnial-Vice-Präsident, Graf O'Don. ncll, versammelte zu cincr Berathung die lombardische Central - Congregation. Bald aber stürzte die Volksmaffe, sehr gut und zum Theile mit ganz neuen, noch rohen Gewehren bewaffnet, in das Gubcrnialgcbäude, überwältigte die dort aufgestellte Wache, drang in das Innere des Gebäu- des, und richtete daselbst bedeutende Verheerungen an. Zur Besänftigung der anstürmenden Menge wurden einige kurze gedruckte Kundmachungen hinausgegcbcn, allein ohne Erfolg, bis cin in Eile gedruckter Aufruf ohne legale Form erschien, in welchem die Niedersetzung einer Mvisorischcn Negierung und die Aufhebung der Polizeibehörde erklärt wurde. Als diese Anzeichen des Widerstandes hervorgekommen waren, verließen die Truppen das Castell, um in der Stadt Ruhe und Ordnung herzustellen. Die Straßen waren jedoch schon thcilweisc vcrbarrikadirt, und es mußten diese Barrikaden mittelst Kanonen zerstört werden. Die Truppen fanden großenthcils hartnäckigen Widerstand, und sie konnten selbst über die Anforderung des Podest:,, cs möchte die Bcschützung der Stadt cincr «,un-lÜI civic» überlassen werden, nicht von dem kräftigen Vorgänge zurückgehalten werden, weil sich in dem vorerwähnten Pro-clam zu cincr provisorischen Regierung das Vorhandcn-seyn eines den Aufruhr leitenden Comilü's erkennen ließ. Der Ober-Befehlshaber Graf Radctzky beschloß daher, mit Gewalt der Waffen die Ordnung herzustellen, was ihm auch vollends gelang, nachdem nach hartnäckigem Kampse das Municipal-Gebäude erstürmt ugd die Mitglieder des obgcdachten Comite zerstreut worden sind. Am l8. März Abends um 10 Uhr, bis wohin unsere Nachrichten reichen, waren die Gassen Mailands vom Volke geleert und die Ruhe, wenn gleich mit schweren Opsefn, wieder hergestellt. Die »Wiener Zeitung" vom 24. März berichtet aus Wien vom 23. d. M.: In cincr, in der »preußischen Staatszeitung« vom 22. März abgedruckten Proclamation des Königs von Preußen »an sein Volk und an die deutsche Nation« l1ch und mein Volk soll sich nie eine papierene Constitu. ! tion eindrängen," entgegenstellen, und die Folgerungen Jedem daraus nach seiner Einsicht zu ziehen überlassen. Der von seinem Volke angebetete, von ganz Europa bewunderte Friedrich II., der Große, der Einzige, tonnte die deutsche Kaiserkrone, welche mit geringen Unterbrechung gen durch mehr als ein halbes Jahrtausend auf dem Haust Oesterreich ruhte, damals, wo nur wenige Churfürsten die Wahl entschieden, wohl anstreben, aber nicht erlangen; jetzt, wo zuverlässig die deutschen Völker bei der Wahl des obersten Leiters des einigen Deutschlands ein entscheidendes Wort zu reden haben, wird ihr Vertrauen nur jenen Fürsten an ihre Spitze stellen, der vor Allem ihre Liebe beM. Oosterreichischrs Küstenland. Das „Journal des österreichischen Lloyd" vom 24. März berichtet aus Triest vom 23. d.M.: Das heute Mittag von Venedig cingetrossene Dampfboot brachte uns die Nachricht von den dortigen Ereignissen. Es bedarf keiner Erwähnung, welchen tiefen Eindruck dieselbe auf die Gemüther hier im ersten Augenblicke machte, doch stärkte Alle das Bewußtseyn dcr Einigkeit und dcr allgemeinen unerschütterlichen Treue und Anhänglichkeit an unsere Constitution und unser Kaiser-haus. Man vergaß hier keinen Augenblick, wie glücklich ein Land ist, wenn Negcnt und Volk auf einander sich stützen können. Per Ausruf Sr. Erc., unseres Gouverneurs, trug vollends dazu bei, die Bevölkerung zu beruhigen. Er ward kaum veröffentlicht, als Tausende vor das Rcgienmgsge-bäudc eilten, um dem Kaiser, dcr Constitution, dcr Nationalfarbe, dem Vatcrlande und dem Gouverneur ein stürmisches Lebehoch zu bringen und die Begeisterung der Menge steigerte sich, als Sc. Exc. vom Walcon das Volk anredete und ihm versicherte, daß Se. M., dcr Kaiser, voll den loyalen Gesinnungen dcr Triestiner in Kenntniß ge- ' setzt werden solle. Nachmittags versammelte sich die Nationalgarde, zog, die Militärbande an dcr Spitze, durch die Straßen und wurde von dcr Bevölkerung aufs freudigste und lebhafteste begrüßt. Man sah Thränen in vieler Männer Augen, als Bürger und Militär sich herzlich umarmten. Uebcrhaupt beurkundet sich hier der beste Geist und wir dürfen dcr Hoffnung Naum geben, daß durch festes Zusammenhat-ten Aller die Nuhe und Ordnung ausrecht erhalten bleiben werde, deren wir uns, Dank dem gesunden Sinne unserer Bevölkerung, bis zu diesem Augenblicke erfreut haben. Aus Istrien hören wir, daß die Nachricht von der Verleihung der Constitution allenthalben mit der größten Freude aufgenommen worden ist. — Aus,Pola vom 29. März meldet man uns, daß das Dampfboot des Lloyd unter dem Iubelruf: »Es lebe Ferdinand I.! cs lebe die Constitution'." anlangte, und das Volk sofort mit den Natio-nalfarben geschmückt in den Dom eilte, um alles Heil für den geliebten Kaiser vom Himmel zu erflehen. Abends war die Stadt, so wie das Theater erleuchtet und die glücklichen Bewohner überließen sich bis tief in die Nacht dcr ungezwungensten Freude, Die ämtliche Verkündigung des kaiserlichen Patentes erfolgte am 20. im Bciscyn der See-division, der Garnison, der Cwilbchördcn, wie fast der ganzen Bevölkerung, und ein allgcmeinrr Enthusiasmus gab sich bei diesem feierlichen Acte auss allerlebhaftestc kund. Lamlillrdisch - Vcnetiamsches Kömgreich. Das »Journal des östcrr. Lloyd" vom 2^. März meldet aus Venedig vom 22. d. M.: Heute ist hier folgende Proclamation erschienen: Es lebe Venedig! Es lebe Italien! Bürger! der Sieg ist unser und "hue Blut. Die österreichische Clvil-und Militärregierung ist entsetzt. Nuhm unserer städtischen Garde! Die Unterzeichneten, Eure Mitbürger, haben folgenden Vertrag geschloffen. Eine provisorische Regierung wird eingesetzt, und einstweilen haben die Unterzeichneten sich derselben unterziehen müssen. Der Tractat wird heute in einem besonde-rem Supplement unserer Zeitung veröffentlicht. Es lebe Venedig! Es lebe Italien! Gez.: Giovanni Corrcr, Luigi Michiel, Dataico Mcdin, Pietro Fabris, Gio. Francesco Avcsani, Angclo Men» galdo, Leone Pincherle. Um Blutvergießen zu vermeiden, hat Se. Exc., der Herr Graf Ludwig Palssy, Gouverneur der vcnctianischcn Provinzen — als er von Sr. Exc., dem Grafen Johann Corrcr, Podeste von Venedig, den Municipalaffefforcn und andern hierzu abgeordneten Bürgern vernahm, daß dieser Zweck ohne die unten folgenden Bestimmungen nicht erreicht werden könne — indem er sich seines Amtes be^ gab, welches er in die Hände Sr. Exc., des Grafen Ferdinand Zichy, Commandanten der Stadt und Festung, niederlegte, aufs wärmste demselben empfohlen, Rücksicht auf diese, durch schöne Monumente so ausgezeichnete Stadt zu nehmen, für welche er stets die lebhafteste Zuneigung und loyalste Anhänglichkeit beurkundet hat. In Folge dessen hat der Herr Graf Zichy, von der Nothwendigkeit durchdrungen, und im gleichen Wunsche, vergebliches Blutvergießen zu vermeiden, mit den Unterzeichneten folgendes Ucbercinkommcn getroffen: 1) In diesem Augenblicke hört die Civil- und Militärregierung, sowohl zu Lande als zur See, auf und wird in die Hände der provisorischen Regierung niedergelegt, welche eingesetzt und sofort von den unterzeichneten Bürgern übernommen werden wird. 2) Die Truppen des Regiments Kinsky und jene der Croatcn, die Landartillerie, das Gcniecorps, werden die Stadt und alle Forts verlassen, und in Venedig werden alle italienischen Truppen und Ossiciere bleiben. 3) Das Kriegsmaterial jeder Art wird in Venedig verbleiben. 4) Der Transport der Truppen wird sofort mit allen möglichen Mitteln seewärts nach Trieft erfolgen. 5) Die Familien der Ossicicre und Soldaten, welche abgehen sollen, werden geschützt werden und die Transportmittel von der einzusetzenden Regierung erhalten. 6) Allen italienischen und nicht italienischen Civilbeamten wird für ihre Person, Familien und ihr Vermögen Bürgschaft geleistet. 7) Sc. Exc., dcr Herr Graf Zichy, gibt sein Ehrenwort, als Letzter zur Gewähr für die Vollziehung des Vor-stehenden in Venedig zu bleiben. Ein Dampfboot wird Sr. Exc. für seine Person, sein Gefolge und die letzten noch zurückbleibenden Soldaten zurVersügung gestellt werden. 8) Da sämmtliche Cassen hier bleiben sollen, so wird bloß das sür die Bezahlung und den Truppentransport nöthige Geld ausgefolgt werden. Die Zahlung geschieht auf drei Monate. Ausgefertigt in doppeltem Original —Graf Zichi, Feldmarschall-Lieutenant, Commandant dcr Stadt und Festung.—Francesco vl-. Beltramc, als Zeuge; Antonio Muzari, als jZeugc; Constantino Albert!, als Acuge. — Giovanni Corrcr; Luigi Michicl; Dataico Medin; Pictro Fabris; Giov. Francesco Avcsani, AngeloMen-galdo, Commandant; Leone Pinchcrle. Preußen. Folgendes sind die in einem Extra-Blatte dcr »Oderzeitung« mitgetheilten Nachrichten aus Berlin vom 19. März (Bericht eines Augenzeugen): »Schrecklich! Schrecklich: Wir haben hier Zustände, die Grauen erregen. Einen Brief will ich schreiben, abcr ob es möglich ist, ihn nach dem Postburcau zu schassen, ob er von dort nach Breslau befördert werden kann, weiß ich nicht. Ich will Ihnen von dem gestrigen Tage berichten, was ich selbst erlebt. — Um l i Ubr Vormittags ging ich aus. Die ganze Woche hindurch arbeitete schon Niemand mehr; eine unbeschreibliche Unruhe hatte sich Aller bemächtigt und in dieser Aufregung suchte man sich auszusprcchcn. Ich trat bei Ley ein. Man trank nicht, man saß nicht, man ging und fragte und sprach über die Tagesereignisse. Da kam ein Mann, ein ständischer Beamte vom Nathhause, und sagte, der König habe Alles genehmigt, in anderthalb Stunden werde dcr Anschlag an den Straßenecken erscheinen, vorläufig seyen eine Menge Schrnbcr auf dem Nathhause beschäftigt, die Proclamation auszufertigen und mit dem Magistratsstämpel zu versehen. Es kam ein zweiter Mann mit derselben Nachricht. Da erhoben wir uns alle und brachten mit Frcudenthränen dem Könige ein Lebehoch. Dann hieß es: »Nach dem Schlosse!" Unterwegs erfuhren wir, daß der König auf den Valcon getreten sey, daß er vor Bewegung nicht sprechen könne, daß dcr Minister Vodelschwingh gesprochen. Was er gesprochen, hatte Niemand vernehmen können vor lauter Jubel. Ictzt wollten auch wir an dem Jubel Theil nehmen. Wir eilten durch den Lustgarten aus den Schloßplatz, abcr statt dcr Bürger fanden wir Militär und unruhig bewegte Massen Volks. Man sagte, dcr Minister habe erklärt, daß Preßfreiheit sofort bewilligt werde; daß dcr König eben be« schäftigt sey, die übrigen Forderungen zu bewilligen. Das Volk verlangte jetzt als Bürgschaft, daß das Militär zurückgezogen werde. Ich war untcr denen, die nach dcm Schloß. 259 Cchloßportalc gingen. Wir haben, alle Bürger, friedliche Leute, zum großen Theil mit den Schutzcommissionsattri-blUm versehen, alle gute Noyalistm gcoctcn, daß doch dem allgemeinen Begehren gewährt werde, wir wollten uns ausstellen, wir wollten mit unsern Leibern eine Mauer bilden, wo es Noth thue. Man bat vorgelassen zu werden, Man wurde abgewiesen. Ich habe persönlich gebeten. Ich babe des Hrn. von Möllendorf Knie umfaßt und ihm gesagt, er sey ja ein alter Märker wie ich, ich bäte ihn, er solle das Unglück verhüten; cr solle mitwirken, daß daS Militär den Platz räume. Dagegen aber kam Neues. Schon waren einige Schüsse gefallen; man beruhigt uns damit, daß sie ohne Ordre und in die Lust losgegangen seyen. Jetzt kam die außerordentli-che Beilage der Staatszcitung. Ein Mann, ich glau-be ein Iustizcommissarius, trat aus einen Wagen und las die ersten Zeilcn; seine Stimme war nicht laut genug. Vian forderte mich auf, und ich trat hierauf aus den Wagen, um weiter zu lesen. Ich las und hatte die rulugstcn Zuhörer. Alle Concessionen wurden mit Jubel aufgenommen. Da ließ plötzlich ein Major aus diese ruhigen Leute einhaucn. Noch las ich weiter, ein anderer Mann zuPfcr-de las ebenfalls. Da ruft man mir zu: Steigen Sie herab, es wird geschossen. Dieses Einhaucn war der Moment, wo der Aufruhr begann. Ich steige herunter und ging, nein, lief mit dem großen Strome über die langc Brücke. So wie ich ankam, begann der Bau der ersten Barrikade an der Königs- und Poststraßenecke und nun regten sich Tausende. Die ganze Stadt wurde barrikadirt. Alle 50 bis 100 Schritte war cine Barrikade. Bald er. schienen Aertc, Beile, Piken, Säbel, Dcgcn, Studenten-schlagcr. Die rothe Fahne wurde ausgepflanzt, aus dcn Fenstern wurden Gewehre sichtbar und nun sielen vom Militär aus die crstcn Schüsse. Da wurde schrecklich gc-kä'mpfl. Todte und Verwundete wurden vorübergetr^gen, alle Häuser standen auf, mußten ausgehalten werden. Das Feuer wurde schrecklich, die Kugeln pfiffen nach allen Seiten, die Wache des neuen Markts wurde gestürmt, dit Soldaten nahm man in die Häuser auf, die Gewehre wurdcn sogleich in die Faust genommen und von diesem Augenblick an hörte daS Feuer nicht mehr aus. Die Kartätschen zischelten die Königsstraßc hinab. Es dauerte meh. rerc Stunden bis die Barrikaden der Königsstraße genoiw men wurdcn, unterdessen wurde es finster und nun gina das Feuer, wie es nicht bei Leipzig ärgcr gewesen seyn kann, dann schlug Fcuer aus. Die'Artillcricschuppen brann. ten, an dem Hallc'schcn Thor brannte cin großes Gebäude. Jetzt noch schlägt die Flamme hoch auf, man sagl von dem Zcllengesängniß, Die Nacht hindurch wurde b^ sonders in der Gegend des Landsbergcr Thores surchtbai gckäinpst. Das Knallen und Donnern der Gewehre unt Kanonen hörte nicht mehr auf. — Um halb 3 Uhr mußtl wohl neues Militär von Frankfurt heranrücken. Noch cin Mal ging der Sturm an, als ob zchn Batterien gcstürm« würden, Dicß dauerte eine Viertelstunde und seitdem wird ^un fortdauernd cinzcln geschossen. Gestern sind keine Po-(Z. Laib. Zeit. Nr. I8 v. 28. März Mö.) sten mehr angekommen oder ausgegeben worden. Die Mi» nisier Eichhorn und Thile sollen abgedankt haben, die Schützen übcrgttrctcn scyn, dic Truppen zum Thcil bcrcitK auf Seite der Bürger stehen. Es ist hier fürchterlicher hergegangen als in Paris. Es ist ein Blutbad angerichtet. Die rheinischen Abgeordneten sind hier. Bcckerath soll, wä'h- > rend cr zur Nuhe ermähnte, tödtlich verwundet worden seyn. Eben wird die ausgehende Sonne mit einzelnen Gewehrschüssen begrüßt. Wir haben einen fürchterlichen Sonntag vor uns und was aus uns wild, wissen wir nicht. — Leben Sie wohl! Ich bringe den Brief mit Gefahr meines Lcbcns an Ort und Stelle. — Nachschrift. Berlin, li). Mstrz «"/4 Uhr Morgens. Ich bin um die Stadt gegangen. Di« Thore sind vcrbarritadirt, aber es ist ruhig. Einzelne Schüsse schienen nicht feindlich gemeint. Das dieser Brief abgehen kann, bcwcis't, daß noch einige Ordnung herrsch:. Vielleicht ist Alles besser, als wir hicr außen glauben. Es läutet zur Kirche " (Weitere Nachrichten lauten, daß dcr König bereits alle Petitionen vollständig gewährt habe.) Sömgrcich Vniern. Die »Allgemeine Zeitung" vom 2l. März meldet aus München vom 20. d.M.: Nachts 12 Uhr. Welche unerwartete Wendung dcr Dinge! Heute morgen noch vcr» kehrte der König mit Deputationen in offener Audienz, und Abends hat er aufgehört König zu seyn. K önig Ludwig l. hat die Krone niedergelegt. Schon dcn Tag über trug man sich in rcrschiedcnen Krisen mit einem solchen Gerüchte, aber niemand schenkte ihm Glau-^ bcn. Da erscheint Abends l0 Uhr cin Adjutant des Kö- - nigs aus der Hauptwache der Studenten und erklärt ossi-! ciell: »König Ludwig hat abgedankt. Er habe seit drei- undzwanzig Iahrcn regiert nach Grundsätzen, die er für die richtigen gehalten; nun sey cr gezwungen worden, Concessionen, Versprechungen zu machen, die er nicht zu halten > im Stande sey, cr sche sich unter diesen Umständen veranlaßt, seine Krone niederzulegen." Welches die allernäch-! sten Ursachen zu diesem Entschlüsse waren, wird sich mo» ! gen aufklären; dicß erwarten auch die hiesige»'. Bürger, l welche vor allem sich versichern wollen, ob dcr Köniq nicht gezwungen dazu gelangt. In letztem, Falle würden sie feierlich dagegen protestircn. Sie werden morgen srüh 7 Uhr eine Versammlung im Nathhause halten, von dcr I cine Deputation in die Residenz ausgehen soll, um sich i Aufklärung zu verschaffen. Wie diese aber auch ausfällt, , die Bürger sind vor wie nach entschlossen, von dem Wege dcs Ncchtcs und Gesetzes keinen Schritt breit zu weichen - und jedem Versuche dazu, von welcher Seite er kommen ^ möge, mit Gut und Blut entgegen zu treten. Auffallend er- - schien es Jedermann, daß man eine so äußerst wichtige » Nachricht so zu sagen mitten in der Nacht in das Publi-! kum kommen ließ. Beinahe gleichzeitig mit der unvollstä'n-i digen Verbreitung derselben durch die schlafende Stadt 5 wurdcn auch die Allarmgcrüchtc von heranziehenden Baucrn, » von beabsichtigter Stürmung dcs Strasarbeitshauscs, von ' Aufgrcisung dcr Lola geschäftig ausgestreut. Sie erwiesen 260 sich alle als falsch mid erdichtet, und die Stadt ist bis jetzt auffallend ruhig in fast allen ihren Theilen. Nur die Kausingerstraße und zunächst die Umgegend der Academic, vor der zahlreiche Gruppen im Gespräch sich befinden, machen eine Ausnahme. Ich glaube sicher voraussagen zu können, das; keine Störung vorfallen wird bis morgen früh. M ü n ch c n, 2 l. März. Morgens 5 Uhr. Kjö uigL u d-wig hat der Krone entsagt. Der Kronprinz b e-steigta Is M ari mi lia n ll. de nT hron in ernster Stunde. Wahrend sich dieses hochwichtige Ereignis; gestern am Tage als Gerücht durch die Stadt bewegte, wurde es Abends lO'/y Uhr als Thatsache durch einen Adjutanten des bis-herigen Kronprinzen den auf ihrer Hauptwache versammelten Studenten, und etwas später dem auf dem Rath-Hause versammelten Bürgermilitär durch den Bügermei-ster v. Stcinsdors bekannt gegeben. Die Aufregung war eine unbeschreibliche, und die Stimmung für den Fall, daß eine geheime Partei-Intrigue mit unterlaufe, eine bedrohliche. Wahrend angegeben wird, daß sich König Llld-wig zur Durchführung der verheißenen Reformen , namentlich zur Ausstellung eines verantwortlichen^ Ministcrregi-ments, als gegen seine innersten Ansichten streitend, nicht habe überwinden können, wird eingewendet, daß dieß als Abdankungsgrund zu srüh oder zu spät käme. Das Ehaos der Vermuthungen, Urtheile und Pläne macht cs jetzt noch unmöglich, einen klaren Blick in diese ganz unerwartete Episode unserer Entwickelungsgeschichte zu werfen. In wenigen Stunden erwartet man die Proclamation über den Negentenwechsel. Ein schwerer Tag steht vor uns. Dasselbe Blatt vom 20. d. M. bringt noch Folgendes: „Königliche Worte an die Baicrn." Baicrn! Eine neue Richtung hat begonnen, eine andere, als die in der Vcrfassungsurkunde enthaltene, in welcher Ich nun im 23stcn Jahre geherrscht. Ich lege die Krone nieder zuGunstcnMei-ncs geliebten Sohnes, .des Kronprinzen Maximilian. Treu der Verfassung regierte Ich; dem Wohle des Volkes war Mein Leben geweiht; als wenn Ich eines Freistaats Beamter gewesen, so gewissenhaft ging Ich mit dem Staatsgute, mit den Staatsgcldern um. Ich kann Jedem offen in die Augen sehen. Und nun Meinen tief gefühlten Dank Allen, die Mir anhingen. Auch vom Throne herabgestiegen, schlägt glühend Mein Herz für Baiern, für Deutschland. München, den 20. März 1848. Ludwig. München, 2l. März. Die Gerüchte, welche seit mehreren Tagen von einer möglichen Abdankung des Königs durch die Stadt liefen, haben sich diesen Morgen plötzlich für die gesammte Einwohnerschaft bestätigt, nachdem schon gestern Abends die Nachricht von der um « Uhr erfolgten Abdication Ludwig 1. zu Gunsten des Kronprinzen mehreren bekannt geworden war. Nach sechs Uhr rückten das Linicnmilitär und die Landwehr von verschiedenen Seiten auf den Dultplatz und eine Deputation der schnell zusammcnbcrufencn Kammern begab sich (um acht Uhr Morgcns) der Bestimmung der Vcrfassungsurkundc gemäß in die Residenz, um der Eidesleistung des neuen Königs anzuwohnen. Diese geschah in den Staatsraths-zimmtrn der Residenz, in welche um halb 9 Uhr die Mitglieder des Staatsraths eintraten. Maximilian ll. erschien in Begleitung der Prinzen Luitpold und Adalbert, stieg auf den Thron , seine Brüder zu seinen Seiten. Staats.-rath v.Schrcnk trat vor den Thron,und sprach ungefähr Folgendes: „Se. Maj., der König Ludwig 1., haben geruht, die Krone auf das Haupt Sr. Majestät zu übertragen. Wir beugen uns in tiefster Ehrfurcht und bringen Ew. k. Maj. unsere Huldigung dar." Hierauf las der Verweser des Justizministeriums, Staatsrath v. Bcisler, den Tit. X der Verfassungsurkundc, betreffend den von dem neuen König bei seinem Regierungsantritt zu leistenden Eid vor. (»Ich schwöre, nach der Verfassung und den Gesetzen des Reichs zu regieren, so wahr mir Gott helfe und sein heiliges Evangelium.") Nachdem der Eid geleistet war, sprach der König dem Sinne nach Folgendes: „Der König, mein vielgeliebter Vater, hat mir aus freier Entschließung die Krone des Reichs übergeben. Ich fühle, indem ich dieselbe übernehme, die Größe und die Schwierigkeit meiner Aufgabe. Um dieselbe lösen zu können, Mle ich besonders auf die um mich versammelten Stände des Reichs. Ich hoffe auf die Hilfe des Allmächtigen, daß er mir Licht und Kraft verleihen werde, die übernommene Pflicht treu zu erfüllen. Die Vcrfassungsurkunde ist die Basis, von welcher alle Verbesserungen ausgehen müssen; ich werde stets bemüht seyn, im Geiste derselben zu regieren. Nochmals bitte ich, gewähren Sie mir Ihre Unterstützung.« Ein brausendes Lebehoch aus den König schloß diesen ergreifenden Act, bei dein in manches Auge cine Thräne nat. Zu München haben am la. März wieder bedeutende Unruhen Statt gefunden. Die „Münchener politische Zeitung" meldet hierüber vom 17. März: Schon vorgestern verbreitete sich plötzlich hier das Gerücht, Lola Mon-tez weile in der Stadt. Es entstanden nun am Nachmittage Zusammenrottungen und ein Haufen Leute durchsuchte die Wohnungen einiger srühercn Freunde derselben, namentlich ein Haus in der Wurzerstraße, wo man, in der Annahme, sie sey in der Feueresse verborgen, den Ka^ min geheizt haben soll. Die Stimmung der untern Elasscn wurde gestern Abends eine immer gereiztere, so daß zwischen 7 und 8 Uhr Abends dichte Massen das Polizcigebäude umstellten und ein rohes Vernichtungswcrk begannen. Die Fenster wurden eingeworfen, Eiscngittcr ausgcbrochcn, viele Kreuzstücke zerschmettert, im Innern die Bureautischc zerschlagen und ein Theil der Acten, wie man'erzählt, verbrannt, endlich die polizeilich Eingezogenen befreit. Um 8 Uhr ward Gcncralmarsch geschlagen und Linie und Landwehr rückten aus. Als die Tumultuan-ten in der Scndlingcrstraßc das Zeughaus stürmen woll-ten, war die Landwehr genöthigt, Feuer (blind) zu geben, weil die Menge allen gütlichen Vorstellungen widerstand. Man erzählt, daß durch Eürassicr-Säbelhiebe einer der Ruhestörer am Kopfe verwundet wurde. Die Ruhe ward erst gegen Mitternacht wieder hergestellt. Wenn das so sort geht, so dürste der Boden der Gesetzlichkeit unter unsern Füßen weichen. Heute wird durch Eckenanschlag angezeigt, 261 daß auf dem Nathhause eine Bürgcradrcsse an die Stände, ben 17. und 18. zur Unterzeichnung auslicgt. Sie enthält die Petitionen für die dem Landcswohl unentbehrlichen Reformen in aller Vollständigkeit." Die „Augsburger Postzcitung" gibt darüber folgenden Bericht aus M ü n ch c n, vom 16. März 11 Uhr Nachts: »Leider haben heute wieder beklagenswcrthe Scenen Statt gefunden. Wie ich Ihncn schon gestern meldete, hatte sich das Gerücht verbreitet, Lola Montcz sey in Fürstcnricd, Und in der That fand ein Zug von einigen hundert Menschen dorthin Statt; aber ungeachtet genauer Durchsuchung konnte sic nicht gesunden werden. Heute nun hieß es, sie sey hier und wieder bei dem Tapezierer Wägencr, in der Wurzcrstraßc, und schon um Mittag borte man, daß es über jenes Haus und über die Polizei hergehen solle. Nichts destowcnigcr wurden von den Behörden nicht die mindesten Vorkehrungen getroffen, und es ist in der That unbegreiflich, weßhalb nicht der Ministcrverwcscr des Innern schon um diese Zeit eine öffentliche Erklärung erließ, die dem Sturm vorgebeugt habcn würde. Aber es scheint, die Herren haben alle den Kopf verloren. Gegen Abend geschah nun wirklich ein Sturm auf und in das Haus in der Wurzerstraße. Jeder Winkel wurde durchsucht, die Betten herausgerissen, Kasten und Schränke geöffnet, Stroh angezündet und in die Kamine hinaufgelcuchtet. Als alles Suchen dort vergebens war, ging der Tumult gegen das Polizeigebäudc los. Wie früher, begann ein fürchtcr. Ilchcr Steinhagel; alle Fenster, sogar die Krclizstöcke, wur-öen zerschmettert, die eisernen Gittcrstangen herausgerissen Und endlich daß Gebäude erstürmt. Der Pöbel schrie, die Frau und Kinder des Polizcidirectors sollen geschont, er srlbst aber zum Fenster hcrausgcworscn werden. Da man tl)N nicht fand, so ging es über die Acten her, die nun zu den Fenstern hinaus auf diV- Glisse flogen. Alles dieses geschah ohne irgend eine Einschrcitung. Unterdessen war der Abgeordnete Forstmeister Müller von Aschasscnburg hier eingetroffen, der von Heidelberg kam. Dort hatte er selbst vorgestern Abends Lola Montcz gesehen, wie sie den Gasthof verlassen mußte, mit Steinen und Koth geworfen und säst umgebracht wurde, während sie Icichenbleich flehentlich U>n ihr Lcbcn bat und ein Gebetbuch in der Hand hielt. Der Heidelberger Polizei war es nur mit größter Mühe gelungen, sie nach dem Bahnhöfe zu schaffen, aber auch "orthin war sie verfolgt worden und nur mit genauer ^toth nach Frankfurt entkommen. Hiernach war es phy-^sch unmöglich, daß sie gestern in Fürstcmied und hcute "tr gewesen seyn konnte; aber das Volk ließ sich nicht Freden, daß sie in München sey, und man riskirte, für ^len ihrer Anhänger gehalten zu werden, wenn man es /stritt. Auf der Studentcnwachc waren Leute, die auf )len (5,d aussagen wollten, sie hätten sie noch gegen '"bend als Bauernburschcn verkleidet selbst gesehen! Nach ^rauiner Zeit erst wurden die Straßen beim Polizeigc-/Uide vom Militär abgesperrt und der Prinz Carl durch-' )ritt die Straßen. Endlich, nach acht Uhr, wurde eine gedruckte Bekanntmachung ausgegeben, unterzeichnet vom Bürgermeister von Steinsdors, und des Inhalts, daß Lola Montez am 14. d. M. (also vorgestern) in Carlsruhe gewesen und von dort (über Heidelberg) nach Frankfurt gereist sey. Aber diese Erklärung wurde theils wenig bekannt, theils wirkte sie nichts. Der Pöbel sammelte sich nach dem Sturm gegen die Polizei auf dem Schrannen-platz, wo Cürassicrc und Infanterie ausgestellt waren. Obwohl aber das Militär, wie bei allen frühern Vorgän« gen, eine höchst besonnene und humane Haltung beobacht tet hat, so wurden dennoch jetzt von dem fort und fort-tobenden Gcsindcl Steine auf einige (äürassicrc und deren Officiere geworfen, so daß am Ende einige derselben, etwa 4 Mann, auf die Werfenden einzusprengen und von ihren Säbeln Gebrauch zu machen hatten. Ein Paar der Tumultuantcn wurden verwundet und die Eürassicrc schienen die wirklich Werfenden wohl im Auge behalten, also die rechten getroffen zu haben. Jetzt schrie der Pöbel, der sich großen Theils an und unter den Bögen des Schran-nenplatzes hielt, nur noch ä'rgcr, schimpfte, daß die Eü» rassicre, die doch aus die Constitution beeidigt seyen, dennoch von ihren Waffen Gebrauch machten u. dgl. m. Nach einiger Zeit wurden mehrere einzelne Officiere umringt und die Infanterie hatte sie zu befreien, nachdem einem Adjutanten bereits der Hut abgerissen wordcn war. Doch obwohl die Infanterie mit großer Ruhe dieß ausführte, flog ein Hagel von Pflastersteinen auf sie, so daß man die Kaltblütigkeit des Ossicicrs und scincr Lcutc bewundern muß, da sie trotz dem sich des Gebrauchs der Waffen enthielten, ungeachtet sie mit scharscn Patronen versehen waren. Einige der Hcnipttumultuautcn waren arrctirt und auf die Hauptwachc gebracht worden; der Pöbel wollte sie befreit wissen, was er aber nicht erreichte. Jetzt endlich ist der Platz gesäubert. Nach dem Sturm aus die Polizei hatte sich auch ein Hause gcgcn die Ncsi-benz gezogen, um dort ebenfalls Fenster einzuwerfen, war aber zurückgewiesen wordcn, doch ebenfalls nicht, ohne daß un Paar Mann der Infanterie von ihren Bayonncttcn Gebrauch zu machen gehabt hatten. Das sind die Auspi-cicn, unter denen die Kammern eröffnet werden sollen! Zu allem Uebrigen hört man noch, daß Hr. von Thon-Dittmer bereits wieder seine Entlassung verlangt habe, weil ihm Betreffs der Durchführung der verheißenen Minister« Verantwortlichkeit Schwierigkeiten in dcn Weg gelegt würden. Ueberhaupt begreift man nicht, wie dieses Ministe rium — abgesehen davon, daß es wieder nur lauter Verweser sind — in scincr jetzigen Gestalt vor einen Landtag treten könne, wo die wichtigsten Fragen verhandelt werden sollen. Auf dem Rathhausc wird morgen eine Adresse der Bürger und Einwohner Münchens an die Stände unterzeichnet werden. Nachtrag, Aus dem Schrannenplatzc wurde in zwei verschiedenen Momenten des Tumults aus der Masse heraus ein Schuß gefeuert, dem Knall nach zu urtheilen aus einem großen Pistol, und der Richtung des Feuers nach in die Luft, wahrscheinlich als cin Signal. Sonst schien der Pöbcl ohne Waffen zu seyn." Verleger: Ign. Al. Edler v. Kleinmayr. — Redacteur: Leopold Kvrdesch. AnhmH zur Im!iac!)erSeitmtK. Vours vom 2t Mävz l^48 Staats^uldotlschrfib. zu 5 s.Qt. >O. 5^ Actic» t»c.r oüerr. Do»a>i ^ H>ampfschiss> f.,l)rl zu 5<,o si. C. M.....609 fl. in C. M. Octrcid-Durchschnitts-Preise in Laiback am 24. Mä'rz »8^6. Marktpreise. Cin Wiener Mctzcn Wcizen . . 4 si. 40 kr. — — Kukl,initz . — » ^' », — — Halbfrucht . — „ — " — — K0l,i . . . 3 ^ 3U n — __ Gcrsle . . __ " — ^ __ — Hilse . . — )> — » — __ Heidtti . . — « — » — — H.ifer . . '2 « — » ^rrmvrn « Änzrigc der Hlt7 A » ge f om me n e n und A b g c i'e l st < l'. ?lm 24. März 1848. Hr. D>'< Iohami Rlsinoi^do, Ädvoc^t, sanxnt Ge» Mihlin ulld Nichte, von Eöiz nach Wien. — F-ai! Barbara Nckljxdoff, k. iuss. wlikl. Sc^atsralh)^atc«l>„, sammc Tochici, Hrffiäulco, O!ga,vo„ Tl'>css "ach W>ei,. — Hr. Cail Aüdi'ö, Privat, nach G>v>^, __ Flau Anna K.Ulal,l'l', Hausb,sitzcisqatt!>ni, »ach W,.'n. — Hr. Hieroiiilnus ^lic^ich, B^sltzei'; — Hi-. Paul vo» S^iill».iy, O^!»chtZtafl'lbe>sip>,'r, — u»d Fl. H.nnstce Schm'lcld, HHiidclZflau; aUe I von Wien nach Tilcst. — Hr. Igilaz St»,'il,pkofföky, GutSbcslycr, saminl Ge. mahllll Cäcllia, von W«e» „ach Vcncdlg — Hi- Cail Ritter voi, Gold, k. t. Krclscomnnssar, von Villach «ach Adelöb.'!g. Am 25. S<'. Hoheit Fi'li-st Lnigi Iablanowsky, geheimer Nach, — und Fr, Giafi» v. Kaioly, Sl,in.- tieu^ocdensdalne; belde vo» Trl,st nach Wic».__Hr. Carl Ees,a, — und Hr. Franz von d^r i? lau nach Klagensurt. Am 26, Hr. Ia,naz Stempkosssky, GlicsbefiYsr, sammt Gatlii' Cäc>Inann, von Klagenfurc „achGrah. - H^. Morlz W^iß, Ka'.lfmami, —und Hr. Joseph Varady, t. ung. Hofralh; bc>de v^n Wien nach Tlllst 8, "183 iN Bci ZZtt,/««,« H5 H'OF^Hfe, Buchhättdlcr in Gratz, ist so cbcn crschicncn:. und bci F«. der allerhöchsten Vorschrift vom 18. October 1tN5 über daS summarische Verfahren in Streitsachen. Von Gr. S. Gray, ,948, El.-ga.u broschnl 48 kr. C. M. Der Verfasser beabsichtigt dnrch die Herausgabe dieses Werk.'s, die allerhöchste Vorschiifc besonders den Laien verständlich zn machen, und liefert ln demselben sehr v«ele neue ?lnftchle„, welche' lloch »n keinem der über diesen Gegenstand erschienenen Weir.» voiromiuen. Fcincr ist daselbst zu haben: Haidinchcr, Handdlich der bestimmenden 9.>.'lne!-alogle, enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenclatnr und Charakteilstlk ^er 9latur^e-schichlc des MlücralielcheS. 2 Licfeluiigeii Wic» lü^I. si. 6 -------Krystallograpylsch-minelalogischeFi- gliren-Tafeln, fi. i. ä ^87. (l) ^ei Bucl^händl.r <^«tt,'^- I^i'Q'Ko«', Buckdrlickr F<^8. >ll«H8«»l^ u>^ '^l.cv-bilidcr ^fK. ^R' >n ^!.uoach ist ga»z neu zu haben: Das anbetungswürdige Denkmal der göttlichen Liebe Jesu, Predigt, gehalten am Feste Marta Verkündigung 1tN8, in der Stadt-Pfarrkirche zu Et. Jacob in Laibach, von dem Deutsch-Ritter-Ordcnspricstcr, Franz Ttuchlik. Pie>5 10 kr. (Der Erirag ist einem wohlthätigen Zwecke gen.'dmct.>