lnr Annst, Literatur, Theater u. geselliges Lebe«. ^7 VI.' Freitag am HA. Mär^ 1839. ^ ^ Von dieser Zeitschrift erschein?» wöchentlich zwei Nummer», jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Nlottes ist in Laiiach ganzjährig ß, halbjährig ü fl. Durch die f. f. Post unter lüoiivert m,t portofreier Zusendung ganzjährig », halbjährig 4 fl. C. M „ und wird Halbjahr,g voraus« bezahlt. Alle s. t. Postämter nehme» Pränumeralion an. I n Laibach pränu»,er>ri man bei»! Verleger am Naan, Nr. lyu, iin ersten Blocke. Des Sängers Trost. erlcn einst nun) tei „es Mädchen? Thränen Schmerzdurchglühet auf »»ein grünes Grab, Wird mich doch die Todtcnblume teunen, Träufeln milden Thau auf »>ich herab. Nuht kein Waller auch bei meinenr Steine, Der des Dulders letzte Asche deckt. Küßt ih» Luua doch mit ihre», Scheine Wenn der West der Gräber Halme weckt Denkt in dieses Lebens Vlütenthale Nimmer auch ein lebend' Wesen mein. Kennt' das Veilchen mich am Wasserfalle, Kennt mich doch der heilig stille Hai». Blumen, Bäche, Wälder rings die Nunde Wie die Sterne mit dem ew'gen Licht, Die ich oft besang in hcil'ger Stunde, Sie vergessen ihres Sängers nicht! — Joseph Buche »ha in. Die Hand der Borsehnng. Erzählung von Eduard Vilesius. ^Fortsetzung.) Während der fluchende Italiener seinen verunglückten Helden von der Bühne wegtrug, blick« Robert, das un­geduldige-Publikum musternd, nach dem Hintergründe der Bude. Plötzlich aber sträubten sich seine Haare und er stieß einen unwillkührlichen Schrei aus; ein wohlbekanntes Haupt war ihm an der dunklen Hinterwand verkehrt in den Lüf­ten erschienen, als blasses, jedoch erkennbares Nebelbild, mit halb offenen Lippen, als wollte es chn ansprechen, und war in einem Augenblicke wieder entschwunden. Man stürzte hinaus, die Sache zu untersuchen. I n der kleinen, hell­beleuchteten, auf beiden Seiten zum Durchgange für die Spaziergänger offenen Vorhalle hing ein großer Hohlspie­gel, der offenen Thüre gerade gegenüber. „Toller Zufall, willst du mich wahnsinnig machen?" murmelte Robert deftig vor sich hin und wandte sich ab, als aufgeklärte 'schauer mit der anscheinbar auch wirklich so nahe liegen­natürlichen Erklärung angerückt kamen. Die Lampe draußen ward verloscht und die letzte Ab­theilung der Vorstellung, eine Fantasmagorie, begann. Wenn jetzt ein kaum bemerkliches Lichtpünctchen, wie aus unermeßlicher Ferne, anglomm, immer näher, großer und deutlicher durch die Nacht heranbrach, allmählich Ge­stalt gewann und als glänzendes Heldenbild, als lächeln­der Genius, als grinsender Todtenkopf herbeischwebte, bis es endlich zum Riesen wurde und das schwache dunkle Menschlein zu erdrücken- dräute; 'bei klanglosem Weiter­schreiten, zuletzt aber bei unwillkührlichem Augenblinzeln wieder zurückfloß in seine Nacht: da ging der ruhige Ge­danke in Robert's Seele auf, daß, wie diese wesenlosen Gebilde des Sinnentruges, diese Geschöpfe eines elenden Gauklers, alle jene schonen Schwärmereien, welche ent­schwundene geliebte Wesen noch an die Pilger diesseits des Grabes knüpfen, Gaukelspiele der Fantasie seyen, ja die weite, unendliche Welt selbst nur eine Fantasma­gorie. Als einige Damen bei gräßlichen Vorstellungen ängst­lich kreischten, lachte er höhnisch und präsentirte ein Niech­fiäschchen. Itnd als gegen das Ende ein großes, edelgeform­tes weibliches Gebilde, dicht verschleiert wie die'Erscheinung in der Marienkapelle herangeschwebt kam, hatte er den Muth , ihr eine feste Rechte entgegenzustrecken und ihr zuzuflüstern: „Laß den Schleier lüften, schöne Geisterbraut!" Das Gebilde zerstoß, während er die Nacht spöttelnd betastete, und, wie durch einen Zauberschlag herbeigerufen, schwebte Helencns Bild in der blendendsten Beleuchtung von griechischem Feuer und in himmlischer Schönheit vor dem schwindelnden Robert , lächelte ihn an, rückte ihm dicht vor's Antlitz, flüsterte: „Fasse den Augenblick!« und entschwand. Die Fantasmagorie war zu Ende. Unterdessen war es Nacht geworden. Am Himmel stand ein Gewitter und zog immer dräuender heran; aber der im Innersten aufgeregte Ro'bert hörte nicht das Grollen der empörten Natur. Alle Elemente seines wilden, zerstör­ten Wesens waren gewaltig in ihm aufgeregt, und der innere Mensch in noch zügelloserem Kampfe, als draußen die stürmende Windsbraut mit den sausenden Wipfeln. 3V<5 Aber schwach und erschöpft rang in ihm der gute Engel mit dem schwarzen Gegner, und ein seltsamer, Himmel und Hö.lle gleichsetzender Humor hatte in seinem zerrütte­ ten Oemüthe einen bodenlosen Abgrunds geöffnet, um Bei­ de zugleich zu verschlingen. Das Leben trat ihm als Fan^ tasmagorie entgegen,- und die schöne Geisterwelt im und Hb er dem Leben — als Schatten eines Schattens, als Traum im Traume. Mi t wieherndem Gelächter höhnte er der Welt, aber noch im Todeskampfe drohte ihm der Engel seines bessern Gefühles, ^>a der Böse ihm tückisch zurief: »Höhne die Geisterfratze, deiner spuckenden Gelieb« ten!« und er rief erschöpft, während eine dichte Thrä­ne über seine Wangen herabfloß: »Fantasmagorie, Fan­tasmagorie!" Aber eine alte Sage aus seiner Kindheit tauchte zugleich aus seiner fernsten. Erinnerung hervor und durchzuckte ihn mit tiefem Beben. Ein Gaukler — .so hieß es — habe durch magische Blendwerke viele ehr­würdige Schatten der Vorzeit' heraufbeschworen — einen Achill und Hektor,- einen Alexander und Cäsar, einen ersten Karl und vierzehnten Ludwig und Andere mehr. Nachts darauf seyen die wirklichen Geister der Nachgeäff­ten vor sein Lager getreten und haben ihn grimmig befragt, was er ihnen denn nicht Ruhe gönne in ihren vermoderten Särgen — da die Tobten im Grabe nicht schlafen können, wenn der kecke Mensch droben ihre Geistergestalten nach­äffe — und am Tage darauf habe der Gaukler 'nicht mehr unter den Lebenden geweilt. Unter solchem Gedankensturme war der Nachtwandler lange fortgeirrt — aber nicht gegen die Stadt zu. Da fuhr ,un schmetternder Schlag in eine bejahrte Linde, sie zu einer furchtbaren Niesenfackel anfachend/ und krei­schendes Uhugeflügel auf ihren Wipfeln wachdonuernd. I n schauerlicher Helle glänzte die einsame Umgebung. — Ro­bert stand am Fuße eines wüsten Waldhügels, von dessen moosigem Gipfel, Hinter« dicht verwachsenes Gestrippe ver­krochen, ein altergraues Gemäuer, halb Ruine, halb bau­fällig, trüb herabstarrte.