ŠTUD. KNJIŽNICA V MARIBORU Dritter der k. k. Staats-Oberrealschule m Marburg1. Veröffentlicht von der Direktion am Schlüsse des Studienjahres tmi MARBUR8. Druck von Eduard Janicliiti. Dritter Jahresbericht der !>D 1 111 làNNWNG. Veröffentlicht von der Direktion am Schlüsse des Studienjahres ( trYMXASIL Druck von E. Janschitz in Marburg. Inhalt: I. „Ueber die Beziehungen der Merowingischcn Könige zu den Kaisern von Constantinopel.“ Von Hugo Th. Horak, k. k. Professor. II. Schulnachrichten. Von der Direktion. oojgóo ^ y^. W IW) „Ueber die Beziehungen der Merowingisehen Könige zu den Kaisern von Constantinopel.“ Von Prof. Hugo Th. Horak. Fast hat es auf den ersten Blick den Anschein, als ob zwischen den merowingi-schen Königen im Frankenreiche und dem kaiserlichen Hofe zu Constantinopel nur sehr beschränkte Beziehungen bestanden hätten. Die Geschichte jener Zeit aber, wenn man sie einer eingehenderen Durchdringung und Erforschung würdigt, belehrt uns darüber eines Besseren und zeigt, dass die Verhältnisse, wie sie sich während der Ostgothen-und Langobardenherrschaft in Italien gestaltet haben, keine Zufälligkeit, sondern das Product mannnigfaltiger Beziehungen der fränkisch-merovingischen Könige einerseits zu den Ostgothen und Langobarden, andererseits zu den Oströmern waren. Die fränkische Geschichte verliert sich in die sagenhafte Zeit des Merovoeus und seines Sohnes Childerich I. und tritt erst unter Chlodwig I. aus dem historischen Halbdunkel des 5. Jahrhundertes. Da tritt sie nun hervor, um in glänzender Weise, während auf den Trümmern des gesunkenen römischen Weltreiches neue germanische Reiche erstehen, sich zu erheben und von nun an in die Geschicke des Abendlandes entscheidend einzugreifen. Dabei musste das fränkische Reich ein grosses Interesse daran haben, zwischen den emportauchenden Völkern und Reichen in Italien ein gewisses Gleichgewicht herzustellen, durch das jedes Uebcrgewicht des einen oder ändern wo möglich hintertrieben werden könnte. In diesem Streben der ersten merowingisehen Könige, sowohl zwischen dem Reiche der Ostgothen und den auf diese Ausbreitung eifersüchtigen Oströmern, als auch zwischen der Langobardenherrschaft und den byzantischcn Kaisern gewissermassen als Markstein ihrer gegenseitigen Ansprüche und Bestrebungen auf Italien hinzustellen, liegt der Keim zu den späteren Verwicklungen und den mit Bysanz sowol als auch mit den Gothen und Langobarden mehrmals abgeschlossenen Bündnissen. Weder konnte eine grosso Machtstellung der Gothen in Italien dem aüfblühenden fränkischen Reiche angenehm sein, noch auch die Festsetzung der oströmischen Kaiserherrschaft daselbst. Das junge Reich war von der Uebermacht. wie des einen so des ändern bedroht. Der blutige und langwierige Kampf, den Bysanz um den Besitz Italiens, auf das es noch immer aus dem Begriffe des Kaisertums rechtliche Ansprüche ableiten zu müssen glaubte, einmal mit den Gothen, dann mit den Langobarden führte, musste dem Frankenreiche willkommen sein, teilweise schon darum, weil diese streitenden Parteien geschwächt aus diesem Kampfe hervorgehen mussten und deshalb auch, weil die fränkischen Könige um so leichter ihr praevenire zur Geltung bringen konnten. Wir sehen die Merowinger mit einer gewissen Aengstlichkeit über die Fortschritte und Er- 1* folge einer oder der ändern Macht in Italien wachen und je nach der politischen Strömung und den Interessen ihrer eigenen Herrschaft dieselben interveniren, sich verbünden, eine zuwartende Politik treiben oder selbst unter die Walfen treten. Dadurch kommen sie in ein gewisses politisches Ansehen und in der Folge bewerben sich bald der kaiserliche Hof, bald Gothen und Langobarden um deren Unterstützung, oder suchen Allianzen oder eine wolwollende Neutralität der Franken. Indes für die erste Zeit, in der wir von Berührungen und diplomatischen Verhandlungen der merowingisclien Könige und den byzantinischen Kaisern, die nun freilich spärlich sind, hören, sind die eben erwähnten Umstände nicht durchaus massgebend gewesen. Es waren dies vorderhand Beziehungen mehr persönlicher Art, dio die Merowinger den oströmischen Kaisern näher brachten. Zum ersten Male hören wir von einer solchen Beziehung bei Gelegenheit der Vertreibung des Königs Childerich I. — Es ist der Ort hier nicht, zu untersuchen, was der Grund dieser Vertreibung gewesen, ob die von Gregor von Tours erzältc Sittenlosigkeit des Königs oder eine im Reiche ausgebrochene revolutionäre Umwälzung und darzustellen, wie Childerich als König restituir!, wurde, wobei Gregors Bericht, — der nebenbei bemerkt, wenn auch nicht kritisch durchaus wahr, so doch den grössten Glauben verdient — und Fredegarius, so wie eine burgundisehe Quelle verschieden lauten: aber es ist und bleibt doch merkwürdig, dass eine dieser Quellen Beziehungen mit Bysanz gedenkt. *) Nach ihr sei Childerich nach ') Fredegarius, hist. opit. cap. XI. XII. : Chiltloricus vero filius Merovei cum successisset patri in regno nimia luxuria dissolutus, tilias Francorum stupro tradidit. Illi vero ab hoc indignantes, cum do regno ejiciunt. Wiomadus Francus fidelissimus ceteris Childerico, qui eum cum a Chunis cum matre captivus duceretur, fugacitcr liberaverat. Ilio inventum unum aureum cum Childerico dividens, dum cerneret, quod eum Franci interficere conarentur, dixit ei: „Fuge in Tlioringiam, latita aliquantulum ibi. Si tibi potuero Francos placare, istum aureum medium tibi ad signum dirigam et si non potuero, ubicunque adgressus fueris, mihi notam facias viam tuam. Quando quidem potuero et istam partem direxere, partesque conjunctae unum effecerint solidum, tunc securus patriam repedabis.“ Childericus habitans in Thoringia apud regem Bisinum, uxorem ejus Basinam latuit. Franci tunc Aegidi um unanimiter regem adsciscunt. Wiomadus amicus Childerici subregulus ab Aegidio Francis instituitur, eius-que consilio omnes Francos singulis aureis tributavi!. Illi adquiescentes impleverunt. Dixitque uterum ad Aegidium Wiomadus: „Gens haec durissima quae mihi ad agendum jussisti, parum attribuitati sunt: superbia soeviunt ; jube ut solidos tributentur.“ Quod cum factum fuisset, adquiescentes Franci dixerunt: „Melius nobis est ternos solidos tributa solvere, quam cum Childerico gravissimam vitam ducere.“ Wiomadus iterum ad Aegidium dixit : „Rebelles existunt tibi Franci ; nisi praeceperis ex eis plurimos jugulari, eorum superbiam non mitigas.“ Electos a Wiomado centum inutiles ct in necessitatibus incongruos ad Aegidium direxit, quos Aegidius consilio Wiomadi usus interficere jussit. Wiomadus dixit secretius ad Francos: „Non sufficiunt tributa, quae solvetis? Quamdiu hoc malum sustinere vultis, ut pareutes vestri sicut pecora jugulentur?“ Tunc Franci unamitor dixerunt: Si Childericum ubicunque potuissemus reperire, libenter eum super nos reciperemus ad regem : Forsitan per ipsum de his affectionibus eriperemur.“ — Tunc Wiomadus protinus ad Aegidium vadens, dixit: Modo est gens Francorum tuae disciplinae perdomita.“ Dansquo eidem consilium legatos ad Mauritiern Imperatorem dirigere, gentesque vicinas, si posset, adtrahere, ut vel quinquaginta millia solidorum ab Imperatore dirigerentur: quo potius gentes accepto in munere so imperio jubjicorent. Addonsque dixit ad eum: Aliquantulos solidos tuae instantiae locum accipiens militavi, parum servus tuus argentum habeo. Volebam cum tuis legatis puerum dirigere, ut melius Constantinopoli mihi argentum mercaret.“ Tunc acceptis ab Aegidio quingentis in munere aureis, quos ad hoc opus emendum transmitteret, misit puerum creditarium sibi cum media parte aurei, quem cum Childerico diviserat, saccellum plenum plumbeis, quos puer pro solidis secum portaret. Comporto jam Childericum Constantinopoli esse, cum legatis Aegidii puer aggreditur his verbis instructus, ut legatos praecederet, et Childerico protinus nuntiaret, priusquam legati in conspectum Imperatoris venirent, quod Aegidius, qui tributa publicis orariis solvere debebat, tribula Imperatori solvenda quaereret. Quod cum Childericus Mauritio Imperni ori nuntiasset, repletur furore et indignatione, cum legati Aegidii ei praesentali fuissent, his verbis Constautinopel geflohen. Sein Freund Wiomad sucht ihn den Franken wieder wert zu machen, indem er den an Childerichs Stelle zum Könige gewiilten Aegidius, den er zu manchen harten Schritten gegen die Franken treibt, verhasst macht. Zugleich sucht er — nach den hist. epit. — den Zorn des oströmischen Kaisers Mauritius zu erwecken, indem Wiomad den Aegidius veranlasste, vom oströmischen Kaiser eine grosse Summe zu fordern, die dazu dienen soll, die benachbarten Völker durch Geschenke zur Unterwerfung zu bringen. Er weiss es dann selbst durch einen Boten, der mit des Aegidius Gesandten zugleich nach Constantinopel abgeht und der dem Childerich das Zeichen zur Rückkehr geben soll, dabin zu bringen, dass dieser Bote das Begehren des Aegidius, noch bevor dessen Gesandte beim Kaiser vorsprechen, diesem so vorstelle, als verlange der dem öffentlichen Schatze Steuerpflichtige vom Kaiser Steuern. Diese In-trigue gelingt denn auch vollständig. Mauritius ergrimmt über eine solche anmassende Forderung, lässt die Gesandten in’s Gefängniss werfen und schickt den bei ihm befindlichen Childerich auf dessen Ansuchen mit vielen Hilfsgeldern und ausgerüstet mit einer Flotte als Rächer nach Gallien, worauf dann Childerich in Marseille landet, den Aegidius besiegt und wieder König wird. Dieser Bericht, den die Quelle uns giebt, kann aber keinen Anspruch auf eine historische Beglaubigung machen, denn an und für sich scheint die Vertreibung des Königs unhistorisch, die Vertreibung eines Königs zu einer Zeit, wo an der Legitimität einer Dynastie fester als je gehalten wurde und die Ansicht von der göttlichen Abstammung und der Unverletzlichkeit derselben keinen Zweifel duldete ; auch scheinen uns die Gründe zu wenig massgebend für eine so strenge Massregel'2) ; es ist unwahrscheinlich, dass der sonst kluge und tiefblickende Aegidius sich von Wiomad auf eine so ziemlich plumpe Weise in seinem Vorgehen gegen die Franken und in dem Verhalten gegen den byzantinischen Hof hätte zum willenlosen, blinden Werkzeuge herabdrücken lassen ; es wäre denn das ganze Frankenreich darin einig gewesen, einen nichts sagenden, bedeutungslosen Mann auf den Tron erheben zu wollen ! Schliesslich, wenn dies alle trügt, liegt ja zwischen der in das Jahr 464 gesezten Rückkehr Childerichs und der Regierung des Kaisers Mauritius (582—602) ein Zeitraum von nicht weniger als 120 Jahren ! Dieser Bericht von einer Beziehung mit Constautinopel gehört daher, wir können es behaupten, ohne zu fehlen, der beglaubigten Geschichte nicht an ; es ist wahrscheinlich, dass der Verfasser dieser hist. epit. den Volksüberlieferungen seiner Zeit folgte, die bei den seinerzeit so häufigen Beziehungen mit Constautinopel und den Volkstraditionen eingeimpften Eigentümlichkeit, in sprunghafter Verbindung von Zeitpunkten und Oert-lichkeiten sich zu bewegen, ihr Auge nach dem fernen Osten mochten gelenkt haben. Auf Childerich I. folgte sein Sohn Chlodwig, der erste gesalbte und gekrönte König der Franken, der Begründer der fränkischen Monarchie. Nach seinen glänzenden Siegen über die Römer, den burgundischen König Gundobald, über die Alemannen und schliesslich über die Westgothen, deren König Alarioh bei Vouglé 507 fällt; nachdem Chlodwig inmitten einer ehemals römischen Provinz das mächtige „Frankenrich“ aufgerichtet : nach solchen Erfolgen müsste man höchlich erstaunen, wenn dieser kraftvolle suggerentes, jubet eos retrudi in carcerem. Dixitque Childericus ad Mauritiern Imperatorem: „Jube me servum tuum ire in Gallias. Ego furorem indignationis tuae super Aegidio ulciscar.“ Multis muneribus a Mauritio Childericus donatus, evectu navali revertitur in Gallias. Quem cum Wiomadus nuntianto puero comperisset, castro Barro ad ipsum venit et a llarrensibus receptus est. Eorum omnes reditus publicos pro initio receptionis consilio Wio-madi benigno concessit. Deinde ab omnibus Francis resublimatur in regno, multaque proelia cum Aegidio egit. Plures strages ab ipso factae sunt in ltomanis. 2) 8. den vorangehenden Bericht des Fredegar. Regent des Frankenreiches nicht in Berührungen mit dem östlichen Kaisertums gekommen wäre. Es kam denn auch wirklich zu solchen und man hätte erwarten können, dass bei einer längeren Regierungsdauer Chlodwigs höchst wahrscheinlich eine innige Allianz mit Constantinopel zum Abschluss gediehen wäre. Dazu hätten schon die Umstände allein gedrängt, denn schon steht das Frankenreich auf dem Punkte, nachdem es seine Grenzen bis in die südliche Provence hinausgeschoben, mit Italien in Contakt zu treten. Vergessen wir nicht, wie gegen das Lebensende Chlodwigs die politische Lage sich verändert : im Osten die fränkischen Grenzen bis an das Eisass und den Nieder-Rhein vorgeschoben, das westgothischo Reich auf den schmalen Meeresstrich Septima-nien beschränkt. Vergessen wir nicht, dass Franken nach Südosten au das ostgothische Reich des Theodorich sich angelehnt, der in seiner mit Egoismus sattsam gepaarten Vermittlungsrolle das Rhönegebiet, die ehemalige narbonnensische Provinz für sich behalten hatte, wärend sein Enkel Amalarich, dessen Vormundschaft er übernam, auf jenes Septimanien mit Narbonne, Bezières, Nimes, Carcassone beschränkt war. Welche Machtstellung! Gewiss, Theodorich war es sich selbst und der Sicherheit seines Reiches schuldig, bei dem Kampfe Chlodwigs mit dem ihm verwandten Westgothenkönige nicht müssig zuzusehen und gewiss wäre es schon damals, da die Gegner einander immer näher rückten, zum unvermeidlichen, furchtbaren Zusammenstosse zwischen Theodorich und Chlodwig gekommen, wenn nicht der byzantinische Ilof gerade zu dieser Zeit mit Feindseligkeiten gedroht hätte, die den von den Westgothen so sehr erhofften Einfall Thcodorichs nach Gallien und dessen kräftige Hilfeleistung verzögerten. 508 gingen denn nun wirklich die Ostgothen zwar nicht unter Theodorich selbst3), wol aber unter dessen Feldherrn Ilibbias4) über den Alpengrenzwall. Die Franken, die gerade Arles und Carcassone belagerten, wichen zurück. Nur diesem bewaffneten Einschreiten Theuderichs hatte es Amalarich zu verdanken, dass ihm wenigstens ein Teil des einstigen Westgothenreichcs in Gallien verblieb, denn einen so ausgedehnten Krieg, wie cs der gegen Theodorich und Amalarich hätte werden müssen, konnte Chlodwig wegen der Unzuverlässigkeit seiner Burgunder und Alemannen doch nicht aufnemen wollen. Gewiss gelangte Theodorich durch seine Interventionspolitik und durch die Vormundschaft im westgothischcn Reiche zu einer Macht, die der seinen in Italien nicht viel nachgab. Wie sollte Theodorich nicht ein Gegenstand der Furcht für Bysauz geworden sein? Theodorich hat für Kaiser Zeno Italien erobern zu wollen vorgegeben, dann aber, obwol er in sehr friedlicher und schmeichelnder Weise 5) Bysauz’ Oberherrlichkeit anzuerkennen schien, ganz eigenmächtig sich gebordet, sich als Nachfolger der alten römischen Kaiser betrachtet; er hat später, als seine Herrschaft wenig mehr zu fürchten hatte, mit seinen Feindseligkeiten gegen Bysauz nicht zurückgehalten, indem er das in die Hände der Gepiden gefallene Syrmich wieder eroberte und einen deutschen Heerführer, namens Mundo, über den keine Quelle etwas weiteres zu sagen woiss, offen gegen die Kaiserlichen unterstüzte; er betrieb mit fieberhafter Ungeduld die Erbauung und den Stapellauf einer grossen Flotte, um vielleicht gar Constantinopel anzugreifen. Wer könnte die grossen Pläne dieses ehrgeizigen Mannes erfassen ? Dass er 3) Cassiodor, Variarum I. 24: Universis Gothis Theodoricus rex: In notescenda sunt magis . , . wo Theodorich seine Truppen anspornt. 4) Jordanes, de reb. get. cap. 58 : Non minus trophaeum do Francis per Ilibbinm suum comitem in Galliis acquisivi!. •') Cassiodor I. 1. (Theodorich in einem Briefe an Anastasius): Oportet vos clementissimo imperator, pacem quaerere, qui causas iracundiae noscimur non habere.....................Vos onim estis regnorum pjnnium pulcherrimum decus, Vos totius orbis salutaro praesidium. diese Absicht hegte, dürfen wir vielleicht aus den Vorsiclitsmassregeln scliliessen, die Kaiser Anastasius gegen einen unvorhergesehenen Angriff auf die Küsten Unteritaliens zu ergreifen sich genötigt sah. Dazu kamen noch Theodorichs Pläne und geheime Verbindungen mit den von den Franken bezwungenen Thüringern, Burgundern und Alemannen, von welch’ lezteren er nach der unglücklichen Schlacht von Tolpiacum viele in sein Reich nach Rhätium aufnam und sie gegen Chlodwig unterstüzte; er reizt die von seinen Gegnern unterworfenen Völker mit dem süssen Gifte der Freiheit, indem er die Bewohner des alten Galliens auffordert, zurückzukehren zur römischen Gepflogenheit und zu römischen Sitten, die alte römische Freiheit zu ergreifen 6) und den grausamen Sinn, die Rohheit der Fremden abzuwerfen; ja er nennt sogar in einem Briefe an den mit seiner Nichte vermalten Thüringerfürsten Ilermanfrid sein Geschlecht als kaiserliches. 7) Es ist nicht schwer darin Theodorichs Absichten zu erraten, Gallien ganz für sich zu gewinnen, vielleicht selbst den kaiserlichen Purpur zu erlangen. Das alles war Anastasius nicht entgangen; gewiss war zunächst er bedroht von einem solch’ gefährlichen Streben des Ostgothen und daher dann seine Schritte, das Frankenreich und den mächtigen Chlodwig sich zu verbinden. So geschah es, dass kurz nach dem Siege von Vougló Chlodwig vom Kaiser Anastasius zur Würde eines Patricius erhoben und ihm das römische Consulat verliehen wurde 8). Nun wird aber Chlodwigs Namen in den Consularfasten als Consul nicht genannt: nach den einen der Misgunst und des Neides wegen, womit man eine solche Ernennung in Italien angesehen haben soll ; andere behaupten, dem Chlodwig sei nicht das Consulat, wol aber das Patriciat verliehen worden und Gregor von Tours hätte sich blos unrichtig „ausgedrückt“ ,J). Unsere Ansicht geht dahin, dass ihm weder das eine noch das andere Amt, sondern das Proconsulat übertragen worden ist und sie erhält eine Erhärtung in dem Prologe der lex salica, die nur von der Verleihung des Procon-sulates berichtet ,0). Gewiss wurde ihm das Proconsulat nicht als Berufs-, sondern als Ehrenamt verliehen, wie solche Verleihungen schon früher von den weströmischen Kaisern und später noch von Bysanz zu wiederholten Malen ausgehen. Ein greifbarer materieller Vorteil erwuchs Chlodwig daraus nicht, wenn auch die politische Bedeutung einer solchen Verleihung nicht gering war. Das fränkische Reich war ja erst kaum über die ersten Anfänge hinausgekommen. Die Germanen und besonders ihre Fürsten konnten ') Er schreibt allerdings nur an die ihm unterworfenen Gallier, immerhin aber so, dass sämmt-liche Gallier den Sinn seiner Worte zu deuten wussten. Cass. III. 17: „Universis“ provincialibus Galliarum: Libenter parendum est Romaneao consuetudini, cui estis post longa tempora restituti, quia gratus ibi regressus est, ubi provectum vestros constat habuisse majores. Atque ideo in antiquam libertatem Deo praestanto revocati, vestimini moribus togatis : exuite barbariem : abjicite mentium crudelitatem: quia sub aequitate nostri temporis non vos decet vivere moribus alienis .........Quid enim potest esse felicius quam homines de solis legibus confidere et casus reliquos non timere? Jura publica certissima sunt humanae vita solatia................... 7) Cass. IV. 1. Theodoricus Ilermanfrido : ut, qui de regia stirpe descenditis, nunc etiam longius claritate imperialis sanguinis fulgeatis. *) Grcg Tur. II. 38. ad ann. 508: Igitur Chlodovechus ab Anastasio imperatore codicillos de consulatu accepit et in basilica beati Martini tunica blatea indutus est et chlamyde, imponens vertici diadema. Tunc ascenso equite aurum argentumquo in itinere illo, quod inter portam atrii basilicae beati Martini et ecclesiam civitatis est, praesentibus populis manu propria spargens, voluntate benignissima erogavit, et ab ea die tamquam. Consul aut Augustus est vocitatus. Egressus autem a Turonis Parisios venit : ibique cathedram regni constituit. Ibi et Theudericus ad eum venit. ”) Pardessus p. 315: at ubi Deo favento rege Francorum Chlodovous torrens et pulcher et primus recepit catholicam baptismi et quod minus in pactum habebatur idoneo, per proconsulis reg. Chlo-dovei et Iiildebcrti et Clotarii fuit lucidius emendatum. — sich über Rom’s einstige Grösse und Glanz nicht getäuscht haben ; ihnen erschien dasselbe wie eine auch noch im Absteigen glänzende, herrliche Kenne und ihre scheidenden Stralen waren noch immer kraftvoll genug, auf den, der sich in den ausgetretenen Geleisen Roms bewegte, einen bestechlichen Reiz auszuüben. So konnten deutsche Könige suchen, ihr Ansehen dadurch zu erhöhen, wenn sie Auszeichnungen und Titel aus der römischen Kaiserzeit erhielten. In diesem Sinne verstand es auch Chlodwig, denn wenn er auch seinen Kriegsruhm und seine Eroberungen vor Allem seinem guten Schwerte verdankte, so verlieh ihm doch diese kaiserliche Würde in den Augen besonders der römischen Bevölkerung seines Reiches das Gepräge unbestreitbarer Legitimität und einen für die Eroberungen gültigen Rechtstitel. Es trat dadurch das fränkische Königtum gleichsam in die Majestät der römischen Republik und in die Rechte des Kaisertums ein und das war gewiss ein Moment, das zur raschen Verschmelzung der verschiedenen Volkselemente nicht unwesentlich beitrug. Nach allem dem, was wir über Theuderichs Absichten und Pläne gesagt haben, ist leicht zu ersehen, dass Chlodwigs Interesse dahin gehen musste, sich die immer gefahrdrohendere ostgothische Herrschaft vom Leibe zu halten ; was konnte ihm erwünschter kommen als eine Annäherung von Seite Constantinopels, das ebenso notwendig eine Verbindung, einen Bund mit dem fränk. Reiche suchte? Dem mächtigen gothischcn Reiche konnte im Abendlande nur das Frankenreich noch einen kräftigen Widerstand leisten, um ein gewisses politisches Gleichgewicht zwischen den drei bestehenden Grossmächten herzustellen. So sehen wir denn schon die Bahn bezeichnet, auf der fortan mit geringen Unterbrechungen und Ausnamen die fränkische Politik wandelt, mit der der byzantinische Kaiser im Ganzen und Grossen Hand in Hand geht. Zwar stehen sich, wie dies im weitern Verlaufe dos 20jährigen Ostgothenkrieges öfter der Fall war, auch beide Höfe feindlich gegenüber, aber das geschieht gewöhnlich unter dem Eindrücke eines grösseren byzantinischen Erfolges, auf den die Franken mit Neid blicken; trotzdem sind beide Mächte vorwiegend mit einander darin eins, dass die Uebermacht der Gothen in Italien müsse gebrochen werden. Während der 13 labro der byzantinischen Herrschaft in Italien und mit dem Festsetzen der Langobarden daselbst, änderte sich dies von den Merovingom bisher beobachtete politische System; das gute Einvernehmen wird erschüttert: das Frankenreich sieht sich nun von den Griechen ebenso bedroht als ehedem von den Gothen und vollends während der Langobardenherrschaft hatten die fränkischen Könige keine Ursache, sich zu ängstigen. Nach Alboins Tode ward die königliche Macht geschwächt und eine grössere Unternehmung unmöglich ; dazu ward das Königtum von keiner mächtigen, angesehenen Geistlichkeit unterstüzt, wie dies bei den Franken der Fall war. So sehen wir denn, nachdem die drängende Notwendigkeit einer engeren Verbindung geschwunden, die Beziehungen zwischen dem fränkischen Künigtuine und dem griechischen Kaiser immer lauer werden. Dem mächtigen Cldodwig folgten nach altlräuk. Gesetze seine 4 Söhne in den verschiedenen Teilen des Reiches: In Austrasien mit Metz Theodorich (f 534); im Königreich Orleans, mit welchem Burgund vereinigt ward, Chlodemir (f 524); in Paris Childebert I. (f 558) und in Soissons Clotar I., welcher nach dem Tode seiner drei Brüder auf 3 Jahre 558—561 die ganze fränkische Monarchie unter seinem Scepter vereinigt, Wärcnd nun die fränkischen Könige ihre Eroberungen über den Rhein hinaus in das westliche und mittlere Deutschland ausdehnen, so dass blos Friesland, Sachsen und Baiern noch unabhängig bleiben und unter den 4 Brüdern selbst Kämpfe ausbrechen ; während Theodorich, beunruhigt durch von Bysanz ausgehende Verschwörungen und Aufstände besonders der römischen Bevölkerung mit einer ihm bisher fremden Rü cksielitslosigkeit in Staat und Kirche gegen alles Römische zu Felde zieht und gegen Ende seines Lebens überall um seinen Tron die Flammen des Aufruhrs und der Unzufriedenheit zusammenschlagen: war in Constantinopel ein Wechsel in der Regierung eingetreten: auf Justinus I. (518—527) folgte Justinian (527—563). Theodorich seihst war kurz vorher 526 gestorben und somit, was seine Person betrifft, den Folgen der Gärung entgangen. Das gothisclie Reich begann seit diesem Augenblicke in allen Teilen zu wanken. Mit ihm war die bewunderungswürdige Kraft urplötzlich geschwunden, mit welcher ein aus den verschiedenartigsten Elementen zusammengewürfeltes Reich, das sich von Griechenland längs der Donau bis an die Alpen, an die Rhone und im Süden bis nach Sicilien erstreckte, zusammengehalten wurde, und Niemand folgte ihm, der ihn zu ersetzen vermocht hätte. Es folgten die zwei Enkel : Amalarich unter den Westgothen und der schwache Athalarich, Sohn des Eutarich (f 522), unter der Vormundschaft seiner Mutter Amalasuntha in Italien. Schwankende Unentschlossenheit, offener Widerspruch und der unersättliche Ehrgeiz von Seite der ostgothisclien Grossen sollten bald den stolzen Bau des grossen Ostgothenkönigs untergraben : dem entgegen herrschte in Constantinopel Justinian, ein Mann von weitgehenden Plänen beseelt und mit einem ausgezeichneten Scharfblick begabt, zur Ausführung dieser Pläne Männer zu finden, die voll Eifer und Unternehmungsgeist diesen seinen Ideen gerecht werden konnten. Ein einziges Lebensziel erfüllte seine ganze Gedankenwelt: die Verwirrung und Schwächung in Italien zur Wiedervereinigung der beiden getrennten römischen Reiche unter ein einziges Scepter zu benützen. Es war eine grosso Idee, eine Idee, wie sie später auch den Otto neu vorgeschwebt : aber die Nachwelt wusste Justinian keinen Dank dafür : ein 20jähriger Krieg, dessen Gräuel keine Feder zu beschreiben vermag, durchtobte das blühende Italien von Sicilien bis an die Alpen : rauchende Städte bezeiclmeten die Fussspuren der byzantinischen Sieger und was die G eissei des 5. Jahrhundertes, die Hunnen und Vandalen an Kunstschätzen und Denkmälern übriggelassen, das versank jetzt unter dem Kriegstosen zweier todesmutigen, kämpfenden Mächte. 533 hatte Justi-nians Feldherr Belizar, der hier zum erstenmal seine Kriegslorbeeren pflückte, in Africa dem Vandalenreiche ein Ende gemacht. Ueber die Trümmer desselben hinweg sollte mit verstärkten Ilülfsmitteln die ostgothische Herrschaft in Italien gebrochen werden. Der Vorwand und die Veranlassung dazu sollte bald gegeben werden. Amalasuntha war zweifelsohne eine ausgezeichnete Frau. Sie vereinigte mit einem klaren Verstände und vielseitiger classischer Bildung, mit der Gabe, die Liebe und Gunst der Römer zu gewinnen, keine geringe Fähigkeit, dia Zügel der Regierung zu führen. Aber die Art, wie sie den jungen Athalarich erzog, wie sie ihn für römisches Wesen empfänglich zu machen suchte, musste andererseits die Gothen, denen über Alles eine germanische, also kriegerische Erziehung gieng und die ein Weib regieren zu sehen nicht gewohnt waren, mehr als verstimmen. Man kann sagen, Theodorich stand bis auf seine letzten Lebensjahre mitten zwischen der römischen und gothischen Bevölkerung ; Amalasuntha, da sie als Gotliin den Römern trotz aller Begünstigung des Römischen als Fremde, andererseits den Gothen wegen dieser Begünstigung als Apostat erschien, ausserhalb beider Elemente. Schon Justinus und dann auch Justinian, letzterer vor Ausbruch des grossen Krieges, hatten die Bewegungen der Völker an der Donau gegen Italien unterstützt; diese Versuche zwar wurden von Amalasuntha noch glücklich zurückgewiesen, ebenso wie die der Franken und Burgunder ,0); aber gegen- l0) Cassiodor XI. 1 : In ipsis primordiis quando eemper novitas incerta tentatur, contra Orientis principes votum (Amalasuntha) Romanum fecit esse Danubium ... — Franci metuerunt cum nostris inire certamen. Sed quamvis superba natio declinaverit conflictum, vitare tamen proprii Regis Theo- über anderen feindlichen Angriffen vermochte sie fast gar nichts. 527 liess der Vandalenkönig Ililderich seines Vorgängers Trasamund Witwe Amalfrida, die Schwester Theo-dorichs, hinrichten11) Sie konnte nichts thun, um Rache zu nehmen. Wenige Jahre darauf ward der Thüringer König Hermanfrid, der Schwiegersohn Theodorichs von Austrasien, erschlagen und das Land eingezogen 18); ebenso wurde im Jahre 531 Ama-larich wahrscheinlich wieder auf den Anschlag der feindlichen Franken ermordetl3). Auch dies konnte sie nicht verhindern und so sehen wir denn, wie das ostgothischo Ansehen im Auslande überall mehr zusammenbricht und es Justinian zeitgemäss erscheinen liess, das Schwert gegen Italien zu kehren. Wir sagten, dass die ostgoth. Grossen unzufrieden waren mit der Erziehung Atlialarichs : von der Unzufriedenheit bis zur offenen Rebellion war nur ein Scbritt. Von „ allen Seiten bedroht und verfolgt, wendet sich Amalasuntha gegen die Grossen ihres Landes nach Constautinopel um Hilfe. Wärend aber die Gesandten noch über die zu leistende Hilfe verhandeln, wurden die Häupter der Rebellen aus dem Wege geräumt, der Aufstand niedergeschlagen und das Land pacifizirt ; Athalarich selbst erlag seinem leichtsinnigen Leben : Amalasuntha brauchte also nicht mehr den Schutz Justinians. Aber Justinian wollte diese günstige Gelegenheit zu einer Einmischung nicht unbenutzt vorüberstreichen lassen: er begann unter dem Vorwan de, teilweise Amalasuntha gegen die gothischeu Empörer schlitzen zu wollen, theilweise auf Lilybäum als eines einstigen vandalischen Besitzes Ansprüche erheben zu müssen, die ersten Schritte. In wiefern sich Amalasuntha durch dorici nequivit interitum .... — Burgundio ut sua reciperet, devotus effectus est, reddens se totum, dum accepisset exiguum. ") CassiodorlX. 1.: Ililderico Regi Vandalorum Athalaricus rex. Durissima nimis sorte constrigi-mur, ut quos ante dulces parentes diximus, nunc eis causas amarissimas imputemus; quas nemo potest + relinquere, qui pietatis noscitur monimenta cogitare. Quis enim nesciat, dive recordationis Amalfridam, generis nostri decus egregium, violentum apud vos reperisse lucis occasum ; et quam habuistis pridem dominam, passi non estis neo vivere neo privatam? Haec si contra fas parentelae gravis esse videbatur; remitti ad nos debuit honorabilis, quam magnis supplicationibus expedistis. Parricidii genus est, ut quam vobis fecerat affinem conjunctis regis, nefandis ausibus in ejus vos interitum misceretis. Quid tantum mali a suo conjuge relicta promeruit ? Si successio debebatur altori, numquid faemina in eo ambitu potuit inveniri? Mater quin immo haberi debuit, quae vobis regna transfudit. Nam et hoc nobilitati vestrae fuisset adjectum, si inter Ilasdirigorum stirpem retinuissetis Amali sanguinis purpuream dignitatem, ect. ■*) Gregor Tur. III. 8, ad ann. 530 : Idem vero regressus ad propria Ilermcnefridum ad se data fide, securum venire praecepit, quem et honorificis ditavit muneribus. Factum est autem dum quadam die per murum civitatis Tulbiacensis confabularentur, a nescio quo impulsus de altitudine muri ad terram conruit, ibique spiritum exhalavit. Sed quis eum exinde dejecerit, ignoramus ; multi tamen ad-serunt Theuderich in hoc dolum manifestissime patuisse (vide : Procopius p. 344). 13) Procopius p. 345. b: Convenit etiam inter ipsos, ut vectigal, quod constituerat Theodoricus, non penderetur amplius Gothis. Quidquid opum ex urbe Carcassone idem abstulerat, Athalaricus bona «i fide Amalarico restituit. Quftniam vero hae duae gentes connubiis affinitates junxerant; unicuique viro, qui uxorem e gente, altera accepisset, permissa est optio uterum mallet uxorem sequi, an ad gentem, ex qua ipse esset, illam traducere. Uxores multi abduxerunt arbitratu suo ; multi secuti sunt. Postea Amalaricus offenso suae conjugis fratri poenas graves persolvit. Cum enim uxorem de Deo recte sentientem, Ariana ipse imbutus haeresi, non modo consuetis uti coeremoniis et in divino cultu instituta patria vetaret sequi ; sed indignis etiam modis acciperet nolentem ad suae sectae ritus accedere : haec ferre non valens mulier, fratri rem totam edidit. Hinc orto Germanos inter se Visigothos bello, ac praelio pertinacissimo inito, victus demum Amalaricus non sine magna suorum strage oppetit. Sororem Theodebertus cum omnibus opibus recipit et quantacumquo pars Galliae Visigothis obvenerat, eam obtinet. Qui cladi superfuerant, ex Gallia cum uxoribus liberisque egressi, in Hispaniam ad Theudin jam palam Tyrannum se receperunt. Ita Gallia in Gothorum ac Germanorum ditionem venit. geheime Abmachungen mit Justinian ihr Loos sichern wollte14) und der von ihr eingesetzte Mitregent Theodat mit Bysanz unterhandelte, kann nicht in den Bereiche dieser Besprechung gehören. Theodat setzt Amalasuntha anfangs in Haft, dann lässt er sie tödten. Dieses Ereigniss verhinderte aber die von Amalasuntha mit Justinian angeblich vereinbarte Abtretung Italiens : so zog denn Justinian als vermeintlicher Rächer der gemordeten Amalasuntha das Schwert, in der Tat aber nur zu dem Zwecke, um Italien zu erobern. — Theodat, ein Mann, in welchem eine ungewöhnliche Gelehrsamkeit weder gemeine Begierden, noch ein menschliches Gefühl aufgeregt hatte, dabei jeder kriegerischen Tatkraft fremd und wie öfter auch bedeutende Menschen in Momenten der Gefahr äusserst verzagt, antwortete auf Justinians Kriegsdrohung in furchtsamen, unterwürfigem Tone und wies jede Mitschuld an dem Morde Amalasuntlias von sich 15). Justinian aber gab sich keiner Ruhe hin: nie hätte er eine bessere Gelegenheit finden können, mit scheinbar stichhältigen Gründen den lang gehegten Kriegsausbruch zu mo-tiviren. Justinian zeigte eine grosse Tatkraft ; alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt, Flotten und Truppen ausgemustert, um diesen Kampf mit Erfolg durchzuführen. Er schickte 535/36 eine Gesandtschaft an die fränkischen Könige und Hess ") Procop. de bello got. I. 8. p. 314: „Lilybaei castellum, quod nostrum est, injusta vi captum retines ; necdum placuit remittere Barbaros, quos a me transfugas accepisti : per summam quoquo iniuriam damna gravissima intulisti Gratianae meae. Quo tandem haec eruptura sint, tuum est cogitare.“ Cum has litteras Amalasuntha sibi datas legisset, his verbis rescripserit : „Magnum et forti animo praeditum Imperatorem magis decet puero orbo et quid agatur ignaro opitulari, quam sine causa indicere inimicitias. Ex iniquo enim congressu ne victoriam quidem honestam refert. Scilicet Lilybaeum et fugitivos decem, et quod in urbem amicam milites nostri, dum hostes suos peterent, peccarunt per ignorantiam, minaciter Atbalarico commemoras. Absint procul, absint haec a te, Imperator : quin potius fac memineris nos tuae adversus Vandalos expeditioni non modo non obstitisse, sed tendentibus ia hostem copiis lubentissime dedisse, copiamque emendi annonam et cum alia, tum equos tanto numero suppeditasse, ut hostem nulla re magis quam eorum opera debellaveris. Socii demum et amici nomen meretur, non ille tantum, qui arma cum vicino consociat, verum etiam quiquaelibet ad bellum quodvis necessaria palam subministrat. Id etiam reputa, tunc temporis classem tuam nec alio, quam in Siciliam, recipere se e pelago, nec absque rebus ibi coemptis tenere cursum in Africam potuisse. Quare victoriae summam ascribere nobis debes : siquidem qui negotii tollit obices, dignus est qui successus gloriam ac praemium ferat. Quid autem homini dulcius quam potiri hostium, o Imperator? Nos tamen jacturam haud mediocrem passos, quippe spoliorum expertes contra quam lex belli jubet, nunc etiam Lilybaeo, in ditione Gothica jam pridem posito, spoliare vis, uno videlicet scopulo, o*Imperator, nullius fere pretii digno ; qui si in tuo prius imperio fuisset, eo saltem Athalaricum tibi in rebus maxime necessariis auxiliatum, remunerari debueras. Imperatori his palam scriptis Amalasuntha, clam repetit traditurum se illi universam Italiam. Reversi Byzantium legati, Justiniano August, suneta rcnunciant, Alexander quidem Amalasunthae consilia Demetrius vero atque Hypatius quaecunque acceperant ex ore Theodat! et nullo hunc negotio perficere promissa posse, quod in Tuscia polleret plurimum, et partem magnam eius provinciae possideret. His laetus admodum Imperator, extemplo in Italiam Petrum destinat. Erat is natione Illyrius, patria Thessalonicensis, advocatus Byzantii, prudentia vir siugulari, commodis moribus, et persuadenti vi praeditus. *5) Procop. I. 4. p. 318. Posteaquam Petrus (kais. Gesandte) in Italiam pervenit, ex vivorum numero exturbata est Amalasuntha. Propinqui enim Gothorum, quos illa morte affecerat, adiere Theo-datam, eique asseverarunt nec ipsum nec se vivere securos posse, nisi Amalasuntham de medio quamprimum tollerent. Annuente illo, nulla interposita mora, delati in insulam, necem attulerunt Amalasunthae, et ea re maerorem maximum Italis omnibus ac caeteris Gothis. Haec enim mulier summa animi firmitate, omnium officia virtutem obibat. Quocirca Petrus Theodato Gothisque caeteris aperte denuntiavit, quandoquidem hoc facinus admisissent, Imperatori bellum cum ipsis fore in expiabile. At stolide ineptus Theodatus, cum Amalasunthae interfectoribus plurimum honoris tribueret, Petro et Imperatori persuadere volebat, se minime approbanto, quin potius invitissimo, Gottbos boc piaculum perpetrasse. ihnen durch dieselbe vorstellen, wie nicht allein Italien „das doch seiner Herrschaft angehöre“, von den Gothen gewaltsam dem Reiche sei entzogen, sondern, dass ihm auch so zaireiche Unbilden und soviel Unrecht sei gethan worden, dass er die Waffen zu ergreifen gezwungen sei. Er wolle hoffen, dass die Könige als Fürsten der rechtgläubigen Kirche nicht zögern würden, ihre Macht und ihr Gewicht mit der seinen gegen die ketzerischen, verkehrten Arianer zu vereinen. Zugleich, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, überreichten die Gesandten den fränkischen Königen grosse Geldgeschenke und versprachen, im Falle die Franken diesem Anerbieten des Kaisers folgen wollten, noch mehr nachfolgon zu lassen Auf das hin sollen die Franken, die nebenbei bemerkt, mit Spannung die Dinge in Italien sich entwickeln sahen, Theodaten wirklich den Krieg erklärt haben u. z. indem sie den Vorwand vorschützten, den Tod Amalasunthas, die eine Schwestertochter des h Chlodwig war, rächen zu müssen, ein Vorwand, wie sich ihn ja der byzantinische, Ilof der Hauptsache nach auch zu recht zu logen wusste. — Nach Gregor sei es aber nicht zu einer förmlichen Kriegserklärung gekommen, sondern die Könige der Franken hätten nach jenem Antrage Justinians blos mit dem Kriege gedroht l7), wenn gleich andere Berichte cs schon zum ernsten Kriege kommen lassen wollen l8). Wir haben liier vor uns einen Widerspruch in dem Berichte der Quollen, dessen Behebung uns für die richtige Auffassung der Stellung der Mächte und deren gegenseitige Beziehung nicht unwesentlich zu sein scheint. Wir haben uns schon an einer früheren Stelle vorübergehend über Gregor ins Glaubwürdigkeit geäussert und demselben trotz mancher Irrtümcr die grössto Glaubwürdigkeit unter den hauptsächlichsten Quellen über diesen Zeitraum zugesprochen. Wir haben keinen Grund, Gregorius Bericht über die von den Byzantinern gemachten Anstrengungen behufs Schliessung eines Bündnisses mit den Franken zu bezweifeln. Dass es dem byzantinischen Hofe nicht gleichgiltig sein konnte, welche Stellung die fränkischen Könige bei einem etwaigen blutigen Conflicte einnemen würden, liegt auf der Hand. Wir zweifeln nicht, dass darüber Verhandlungen gepflogen wurden und Bysauz weitgehende Versprechungen machte. Doch geht unsere Ansicht dahin, dass es, wie Gregor berichtet, bei einer blossen Kriegsdrohung sein Bewandt-niss nicht konnte gehabt haben. Procopius spricht von offenem Krieg. Wie in manchen, dürfte das Richtige in der Mitte liegen, es wird eben zu einzelnen Feindseligkeiten, die sich auf Einfälle und Scharmützeln beschränkten, gekommen sein. Zum offenen Kriege schon deshalb nicht, einmal, weil der Kampf zwischen Griechen und Gothen selbst noch nicht in vollem Flusse war, wenn auch bald Syracus, Panormus, Salona in griechische Hände fielen. Konnten die Franken billiger Weise nicht Anstand genommen haben, sich ohne weiters in einen Kampf zu stürzen, in dem sie möglicherweise hätte l6) I’rocop. lib. I. c. 5: Tum quoque ad Francorum principes legationem his literis misit : „Quoniam Gothi non modo Italiam, quam habent, ditioni nostrae ereptam vi, restituero nolunt, sed injurias etiam nobis neo tolerabiles, imposuerunt, non lacessiti: ipsis bellum inferre coacti sumus. Nobiscum vos id suscipere convenit, quod commune facit cum germana religio, erroris Ariani expultrix, tum odium quo aeque ut nos dissidetis a Gothis. — llaec scripsit Imperator, quibus amplum munus addidit, plura pollicitus daturum se, rem aggressis. — Illi socia arma lubcntissime promiserunt. '’) Gregor. 1. 111. 31. Quod cognoscentes hi reges, Childebertus et Chlotarius, consobrini eius, nec non ct Theoberlus, quod scilicet tam turpi fuerat interfecta supplicio, ad Tlioodehatum legationem dirigunt, exprobantes de morte cius, utque dicentes: Si haec, quae egisti, nobiscum non composueris regnum tuum auferemus et simili poena te damnabimus. '•) Procop. 1. I. 2: Vitiges nach seiner Erwälung: Certe scitis, Gothorum quam plurimos, ac fere omnem armorum apparatum, in Galliis Venetiis et regionibus remotissimis esse. Praeterea cum Francis non levius isto bene composito extremae dementiae fuerit aliud inchoare. plötzlich allein stehen können, in einen Kampf, dessen wechselvollen Verlauf und Ausgang Niemand voraussehen konnte? Andererseits haben doch vvol die Waffen nicht gänzlich geruht. Hat doch Vitiges gleich nach seiner Erhebung auf den Schild darauf hingewiesen, wie wol cs sei, den Kampf mit den Franken zu beenden und dieselben zu gewinnen. Dass die Franken es übrigens von allem Anfang nicht sehr ernst mit den byzantinischen Verhandlungen nahmen, ersehen wir daraus, dass sic in jener nach Gregor an Theodat gerichteten Drohung die Absicht durchb licken liessen, sich neutral zu verhalten, falls er sich wegen der an Amalasuntha begangene Untat nicht mit ihnen abzufinden suche. Wir glaubten, in eine nähere Erörterung über diese Frage einge-hen zu müssen, weil uns dadurch in scharfen Gontouren die schwankende, geradezu perfide Politik der fränk. Könige zu zeichnen Gelegenheit geboten ist. Theodat war — eine charakteristische Eigenthümlichkeit von Naturen seines Schlages — verzagt und mehr als ängstlich. — Eine Allianz zwischen dem Kaiser und den Franken schien ihm auf’s Höchste gefährlich; dazu schreckten ihn noch die kleinen Erfolge der Griechen auf Sicilien. — So kam es, dass er dem Kaiser die schmählichsten Anerbietungen und Anträge machte und noch an der Annahme derselben verzweifelte : Die Feigheit hatte sich seiner Seele so bemächtigt, dass er sogar gegen eine Apanage der Krone entsagen wollte |U). Wärend der vorüber geführten Unterhandlungen erlangen die Gothen unter Grippas gegen die Griechen in Dalmatien einige Vorteile: flugs führt Theodat wieder die frühere kühne Sprache. Als darauf Grippas geschlagen wird und Ravenna flieht, sehen wir den König wieder in seiner ganzen zwerghaften Gestalt, kopflos und verzagt. Pabst, Senat, der Rat, das Volk, alles muss in demütigen Schreiben den Kaiser anflehen und um Gnade bitten. Justinian aber durfte, wollte er sich selbst nicht untreu werden, das Schwert nicht mehr ruhen lassen. Die Waffen sollten entscheiden. Das gute Einvernehmen zwischen Justinian und den Frankenkönigen zu zerstören, musste nun Theodats Hauptaulaufgabe sein; mit den Waffen konnte er es nicht; er folgte also dem griechischen Beispiele und sandte seine Gesandten mit womöglich noch grösseren Geldsummen an die Franken ab, sie sollten die kaiserliche Partei verlassen und sich mit ihm verbinden, ausserdem erklärte er, den den Gothen zugehörigen Teil Galliens und 20 Centurien abtreten zu wollen ,J0). Unterdessen landete Bclisar in Unteritalien und belagerte Neapel. Nach 20tägiger Belagerung fiel die Stadt. Dieses Unglück erhöhte die Unzufriedenheit der Gothen mit Theodats Energielosigkeit und Schlaffheit. Zu Regate ward Virtiges auf den Schild gehoben, Theodat aber wenige Tage darauf ermordet, noch ehe das Bündniss mit den Franken zu Stande gekommen war. Aber auch Vitiges erkannte die Notwendigkeit, die Coalition zwischen den Franken und Griechen zu sprengen. In einer Versammlung, die er kurz nach seiner Erhebung berief, sprach er sich auch in diesem l9) Die Anerbieten Thoodat’s: Procop I. c. 11: Tandem convenit, ut omni Sicilia Theodatus Justiniano Augusto cederet: at ipsum quotannis coronam mitteret auream, 300 pondo, ac 3000 bellatores Gothos, quando collibitum eidem esset : ne liceret Theodato Sacerdotum quemquam, aut Senatorum, privare vita, vel eius bona publicare, nisi de Imperatoris sententia: Si quos e subditis ad Patriciatum provehere vel in Senatum legere vellet: id illis ne daret ipse; verum peteret ab Imperatore: in spectaculis ac ludis Circensibus et ubicunque faustis populi Homani acclamationibus locus est, primum Justiniano semper acclamaretur, deinde Theodato; huic nunquam soli statua ex aere aliaque materia poneretur, at utrique semper et eo quidem ordine, ut quae oxperimeret Imperatorem, dexteram; quae Theodatum, sinistram obtineret. '“) Procop. I c. 13. ad au. 535. Deinde Theodatus Gothorum rex de Belisarii in Siciliam adventu certior factus, cum Germanis paciscitur, ut ipsi eorum Reges ad hoc bellum auxilio veniant, ubi Galliae partem inditioue Gothica sitam ac duo millia auri pondo acceperint. Sinne aus und betonte lebhaft die Wichtigkeit dieser Sache ; er erklärte, man müsse den Krieg mit den Franken, die die gothischen Feinde seien, beenden J1) „Der erste Grund dazu liegt darin, sagte Vitiges, dass, wenn sie unsere Feinde bleiben, jedenfalls ein Bündniss derselben mit Bclizar gegen uns in Aussicht stellt. Denn da sie einen und denselben Feind haben, so bringt sie die Natur der Sache dazu, sich gegenseitig zur Freundschaft und Waffenbrüderschaft zu verknüpfen. Der zweite Grund ist, dass wenn wir getrennt gegen das eine und das andere Ileer kämpfen, wir von beiden geschlagen werden. Daher ist es besser, wenn wir das kleine Stück unseres Gebietes in Gallien preisgeben und das Reich selbst retten, als dass wir suchen, Alles zu retten und mit der ganzen Macht von den Feinden vernichtet werden. Ich glaube, fährt Vitiges fort, dass wenn wir den Germanen (d. i. Franken) das ihnen benachbarte Gallien und die von Theodat versprochenen Gelder geben, sie nicht allein ihre Feindschaft ab-legen, sondern obendrein uns in diesem Kriege unterstützen würden. Unter diesem Anerbieten kam denn wirklich ein Frieden und Bündniss zu Stande, wobei, wie es scheint, die Gothen noch das rliätische Gebiet preisgeben mussten, iheodebert, Sohn des 534 gestorbenen Theoderich, Childebert und Clotar — Chlodemir von Orleans war schon 624 gestorben und sein Gebiet unter die anderen Brüder geteilt teilten sich darin und versprachen Vitiges, dass sie, da sie selbst wegen des mit Justinian geschlossenen Bündnisses nicht gut offen für ihn die Waffen ergreifen könnten, von den unter ihnen stehenden deutschen Völkern Hilfe zukommen lassen wollten22). Wie Procopius erwähnt, soll Justi n i an den fränkischen Königen diese Concession bewilligt haben, was aber ziemlich unglaublich klingt23), denn auch eine solche wolwollende ”) Procop. c. 13. p. 346 (Vitiges) : „Huc vos coegi modo, Gentiles mei, ut monita dem, parum illa quidem iucuuda, sed necessaria: quae aequo animo audiatis velim, et pro verum instantium merito in medium consulatis, certe quibus ex voto non procedunt inepta, do statu, in quo sunt, frustra illi tractaverint, nisi necessitati ac fortunae sese accomodent. Caetera quidem bello necessaria optimo paravimus ; sed obstant Franci, veteres hostes; quibus hactenus, licet cum pecuniae et vitae multorum dispendio, restitimus, quia nihil hostile praeterea so nobis obtulit. Nnno arma alio vertero coactis, pacem cum Francis pangere necesse erit: primo, quod, si ipsis inimicitiae nobiscum maneant, profecto in nos vires cum Belisario sociabunt. Fert enim natura, ut qui hostem communem habent, amicitia se ac societate conjugunt. Deindo, si utrumque exercitum separato adoriamur, utnn-que certa nobis clades impendet. Praestat igitur levi jactura maximam regni partem conservaro, quam habendi omnia cupiditate eo redigi, ut vita pariter cum omni ditione spoliemur ab hostibus. Quare existimo Germanos, non modo odium, quo a nobis dissident, deposituros, sed nostros etiam in hoc bello socios fore, si ipsis finitimam Galliam et quantamcunque pecuniam cum ea so daturum Iheo-datus promiserat, concedamus. Quo autem pacto, si res nobis prospere cesserit recuperati Galliam simus, nemo vestrum disquirat. Subit enim memoria, veteris illius verbi, quo jubemur instantia bene constituere. . “) Procop. I. c. 13: Ergo mittuntur statini ad Germanos legati qui illis Galliam cedant, dato-que auro componant societatem. Tunc reges Francorum erat Cbildebertus, Iheodebertus et Clota-rius; qui traditam sibi Galliam ac pecuniam inter se pro eujuscunque Regni proportione diviserunt, promiseruntque, se Gothis amicissimos fore et auxilia misuros clam, non 1'rancoium sed nationum, quibus imperarent. Neo vero poterant adversus Romanos societatem coire palam, Imperatori in hoc bello operam paula ante polliciti. ”) Procop. III. c. 33. Belli huius initio tota Galliae parte sibi subdita, Germanis cesserant, illis ac Romanis resistere simul non posse rati. Quod no fieret, adeo non impedire Romam potuerunt, ut Justinianus id confirmaverit; ne ab his barbaris, si hostiles animos induerent, turbaretur. (So hätte Just, aus Sorge, die Franken könnten sieh gegen ihn kehren, nachgegeben.) Noe vero tranci Galbarum possessionem sibi certam ac stabilem fore putabant, nisi illam Imperator suis literis comprobavisset. Ex eo tempore Germanorum reges Massiliam ac maritima loca omnia, adeoque illius maris imperium obtinuerunt. Tamque Arelate Circensibus praesident et nummos cudunt ex auro gallico, non Neutralität der Franken gegenüber den Gothen konnte immerhin von grosscm Ausschlag für die Entscheidung des Kampfes sein. So kam denn Alemania an das Frankenreich und die tapferen Herzoge Leutharis und liucelinus sollten bald darauf die Namen ihrer kriegerischen Landsleute in Italien bekannt machen 24). Dem Kaiser Justinian blieb vielmehr keinen Augenblick die Bedeutung dieser Annäherung der Gothen und Franken unklar. Die Frankenkönige hatten, das lag auf der Hand, ein doppeltes Spiel getrieben und in treuloser Doppelzüngigkeit und geldgierigem Eifer mit beiden Seiten pactirt ; es ist, wie wir Eingangs bemerkten, das lauernde Zuwarten auf den Ausgang des Kampfes, um durch den Anschluss an den Sieger gemeinschaftlich mit demselben in die Beute sich zu teilen. Bald sollte für die Griechen diese treulose Frankenpolitik zum Nachtheil ausschlagen. — Wärend der Verhandlungen des Vitiges mit den Franken war unterdessen allerdings Rom, Spoletium, Perusia und Rimini in Belisars Hände gefallen, ganz Unteritalien lag zu den Füssen des Siegers. Bald aber sollte die Wendung eintreten. Wie nun immer die fränkischen Könige über ihre Art, Bündnisse zu schliessen, denken mochten, das Glück und die Erfolge der kaiserlichen Waffen konnte ihnen nicht mehr gleichgiltig sein und sie dachten daran, mit dem mit Vitiges geschlossenen Vertrage ernst zu machen. So giengen denn 538 1000 Burgunder gleichsam aus eigenem Antriebe — denn Theudebert von Australien wollte selbst noch nicht offen hervortreten — nach Italien to), welche Truppen den Gothen eine mächtige Uutersützung bei der Belagerung des abgefallenen Mailands ab-gaben. Da es sich hier nicht um eine detaillirte Darlegung der Geschichte des ganzen gothischen Krieges handeln kann, so erwähnen wir kurz, dass gegen Anfang 539 das von den Griechen besezte Mailand musste aufgegeben werden. Die Hilfe der Franken und die Uneinigkeit zwischen Belisar und Narses beschleunigten den Fall dieser mächtigen Stadt, mit deren Besitz der des ganzen oberen Italien verbunden war. Die Schlachten um den Poübergang bei Pavia, die für beide Teile mit grossen Opfern verbundenen Belagerungen hatten die Kräfte der beiden Gegner nicht gering geschwächt. Die Kaiserlichen hatten durch den Verlust des mächtigen Mailand einen grossen Schlag erlitten, die Gothen selbst waren erschöpft. Ihre fränkischen Hilfstruppen zerstreuten sich über das flache Land, hausten und schalteten und geberdeten sich als herrenloses Volk. Bald konnte Vitiges die traurige Warnehmung machen, dass man auf eine nachhaltige Unterstützung der Franken nicht zälen könne und auf diese Weise die Gothen den Kaiserlichen auf die Dauer nicht werden widerstehen können. Deshalb wandte sich Vitiges an Vaces, den Führer von Longobarden, Herulern und Gepiden und bot grosse Geldsummen, falls jener sich mit ihm verbinden wollte. Der Versuch scheiterte aber. Dagegen gewinnt er den Perserkönig Chosroes gegen Ende des Jahres 539 für einen Krieg gegen Justinian. Diese missliche Lage, in der sich beide streitenden Parteien befanden, suchte nun — und dies lag ganz in den Intentionen der fränkischen Politik, wie dies schon in allgemeinen Zügen ist gesagt worden — Theodebert von Australien zu seinem eigenen Vorteil zu wenden. Es war der Zeitpunkt ja gekommen, den so sehnlich die fränkischen Könige herbeigewünscht, der Zeitpunkt der wechselseitigen Ohnmacht. Theodebert Imperatoris, ut fieri solet, sed sua impressos effigie. Monetam quidem argenteam Persarum rex arbitratu suo cudere consvevit : auream vero, neque ipsi, ncque aliicuipiam Barbarorum regi, quamvis auri domino, vultu proprio signare licet. ") Agatbias ap. Bouquet II. p. 58 : Fratres hi (Leutharis et Bucelinus) erant gente Allemanni, sed apud Francos exime honorati ect. s5) Procop. II. c. 12: A. Theodeberto facere. — Procopius beschreibt den Fall Mailands, als des Hauptplatzes von Oberitalien, 1. II. c. 2. entschloss sich, etwas in Italien zu unternehmen. Wärend Childerich und Clotar in Franken hlieben, wahrscheinlich um das Reich im Norden zu schützen, zog 531) Tfleo-debert mit 100,000 Mann *) und mit Entwürfen nach Italien, die kühn angelegt, schmählich endeten. Zum erstenmale sollte sich diese charakterlose, schwankende Politik der Merowinger rächen. Beim Betreten des italischen Bodens jubelten die Gothen in der Hoffnung, der Kriegszug Theodeberts gelte ihrer Unterstützung, den fränkischen Kriegern laut entgegen. Allerdings tat auch Theodebert Alles, um sic in dieser Meinung festzuhalten, aber in keiner anderen Absicht, als den Poübergang ohne Hinderniss bewerkstelligen zu können. Belisar belagerte damals gerade Osimo in Picenum und die kaiserlichen Feldherren Martinus und Johannes bezogen hoi Dentona ein Lager, um den Gothenführer Vrajas an dem Entsätze Fesoli’s, das die Kaiserlichen unter Justinus und Cyprianus umschlossen, zu verhindern. Die fränkischen Achselträger warfen nun die Maske ab : Die Gothen suchten im Angesichte des römischen Lagers in wilder Flucht ihre Rettung, alles flüchtete nach Ravenna. Aber auch die Kaiserlichen sollten eine bittere Täuschung erfahren. In der Meinung, Belisar unterstütze die Franken, verflossen die beiden kaiserlichen Feldherrn ihr Lager und gingen sorglos den Franken zu. Da griff Theodebert auch sie an; die Kaiserlichen wurden nach Tuscien in die Flucht geschlagen. Die Frucht dieser schmählichen Handlungsweise, die Besetzung Aemilias, sollten aber die Franken nur kurze Dauer gemessen. Wie ein Blitzschlag traf Belisarn die Nachricht von der Niederlage der Seinen und der Nähe der Franken; sogleich gieng ein Schreiben Bclisars an Theodebert ab, das gemässigten, aber unzweideutigen Tones dem Könige den Vorwurf machte, wie Theodebert Anfangs ein Bündniss mit dem Kaiser geschlossen und nicht genug daran, dass er dasselbe nicht gehalten, obendrein im schroffen Gegensätze dazu offen die Waffen gegen seinen Verbündeten erhoben habe. Belisar machte Vorstellungen und riet ihm warnend, abzustehen von jedem weiteren feindlichen Schritte; er drohte, im entgegengesezten Falle Rache nehmen zu wollen'26). Teilweise diese Drohung, teilweise die in dem wüsten, verödeten Lande unter den fränkischen Truppen grassirenden Seuchen und die vielen Entbehrungen bewogen Theodebert, Italien den Rücken zu kehren und schmachbedeckt wieder den Rückmarsch anzutreten. Die grossen Entwürfe verliefen also im Sande. Das entmutigte, stark gelichtete Heer begann gegen einen Zug zu murren, den man nachträglich als im Widerspruche mit *) nach Jordanes sogar mit 200,000 Mann. Procop. II. c. 22. spricht jedoch blos von 100,000 M., was wahrscheinlicher ist. — ") Procop. II. c. 25. Ubi audiit Belisarius ad esse Francorum exercitum ot Martinom ac Joan-nem fusos acie profugatosque, aestuare coepit et cum omni exercitu suo metuere, tum vero maxime illis, qui Faesulas obsidebant ; ut pote quibus propinquiores esse hos barbaros compertum haberet. — Confestim igitur haec scripsit Theudoborto: „Sic sentio, Theudeberte, virum virtute praeditum, cumque imprimis, qui tot nationibus imperet, dedecere mendacium: pactorum autem contemtum cumjuris-jurandi, quod literis testatum sit, violatione coniunctum, ne infimae quidem fortis hominibus convenire. Haec certe scit a te peccari; qui socia in Gothos arma non ita pridem nobis pollicitus, nunc a neutra stare parte haud satis habes : sed contra nos adoo inconsiderate armatus venis. Absit, ut indignum scelus in magnum admittas Imperatorem, qui iu rebus maximis vicem reddere et iniuriam graviter ulcisci poterit. Porro sua quemque tute possidere praestat, quam aliena usurpando, sua et quidem necessaria in discrimem adducere.“ — eidlichen Zusagen fand und der, weil nutzlos, dem fränkischen Ansehen blos schaden sollte Es ist leicht erklärlich, dass durch die letzten Vorfälle und Theodebert's Zug nach Italien die Sympatien beider Höfe, des byzantinischen und fränkischen, gleichsam den Todesstoss erhielten. Hatte sich Justinian schon durch die versteckten Unterhandlungen der Franken mit den Gothen verletzt gefühlt, so musste nach diesem Zuge die Spannung den höchsten Grad erreicht haben. In dieser gereizten Stimmung konnte erklärlicherweise von einer Annäherung beider keine Rede sein, im Gegenteile sehen wir die Kluft immennehr sieh erweitern. Geringfügige persönliche Verspottungen und Neckereien licsseu den Stachel des Grolles nicht zur Ruhe kommen : so wird erzält, allgemein hätte man jenen gezwungenen Rückzug Theodeberts nach Gallien dem Kaiser als einen Sieg angerechnet und dieser hätte deshalb den Beinamen „Frauciscus“ angenommen. Theodebert im Zorn und Aerger hatte damit geantwortet, dass er sich den Titel „Augustus“ beilegte, mit welchem sein Bildnis auch auf Münzen geschmückt ist ; er hat sogar den abenteuerlichen I’lan gefasst, mit den gesammten deutschen Völkern vereint über die Donau zu setzen und seinen kaiserlichen Gegner im Herzen seines Reiches anzugreifen, um dem griechischen Kaiser turne ein Ende zu m a c h e n. Davon wird er aber, wenn er schon wirklich jemals einen solchen Gedanken fasste, bald abgekommen sein müssen, denn dazu fehlten ihm die colossalen Mittel und Hilfsquellen, deren ein solcher Zug bedurft hätte. Trotzdem soll er nach Agathias nur durch den Tod an der Ausführung desselben verhindert worden sein2S). Theodebert hatte seine Pläne auf Italien trotz des ungünstigen Ausganges seines lezten Zuges keineswegs aufgegeben Die Brücke zu einer abermaligen Verbindung mit Constantinopel war allerdings durch die lezten Vorgänge hinter ihm abgebrochen ; aber er bullte doch, wenigstens die Gothen, die in ihrer allgemeinen Not nicht nachzutragen im Stande sein werden, zu gewinnen, Belisar belagerte im Anfänge dos Jahres 540 Ravenna, in welchem Vitiges sammt den Gothen ein geschlossen war, Auf diese Bedrängnis rechnete nun Theodebert. Er sandte an jenen Gesandte, „ 1 heodebert wolle die Gothen aus ihrer Not befreien, er sei besorgt um sie, da sie von Belisar eingeschlossen seien ; 500,000 Mann geübter Franken seien bereit, die Alpen zu überschreiten ; sobald Vitiges es wolle, lasse er sie zu ihm stossen. tio müssten die Griechen unterliegen, ja selbst daun, wenn die Gothen sich mit den Griechen gegen ihn verbinden wollten, auch dann könnten die Verbündeten die ,7) Marius in chrou. ad an. 539 : Hoc consule Theodebortus, rex Francorum Italiam ingressus, I.iguriam Aemiliamquo devastavi!, ejusque exercitus loci infirmitate gravatus, valde contribulatus est. s8) Agathias I. p. 14. Ncque multo post Theodoricus morbo correptus interiit, Theodiberto filio praeter alia bona etiam principatus dignitate relicta. Theodibcrtus, accepto paterno regno, et Alamannos et alias nonnullas finitimas gentes subegit. Erat enim summopere et audax et turbulentus et periculorum praeter modum amans. Gum itaque ltomanis bellum adversus Totilam Gothorum ducem esset ortum, Theodebertus hoc animo tunc agitabat, summ aque diligentia procurabat, ut interea dum in Italia Narses pariter et exercitus laborarent o cc upat i q u e essent, ipse fortissimis v a 1 id iss imisqu e copiis coactis in Thraciae regionem penetraret, eaque tota vastata et subjugata, Byzantium regiam urbem bellum transferret. IIoc vero consilium suum adeo graviter re ipsa tantoque apparatu est persequutus, ut etiam ad Gipedas et Langobardos aliasque nonnullas finitimas gentes legationem instituerit, ut et hi in societatem belli venirent. Ncque eni m tolerandum esse, censebat, quod Imperator Justinianus in edictis Imperatoris Francise! et A1 ara an n ici, neo non Gipedici et Longobardici, al i osq ne hujuscc modi titulos sibi vindicaret, perinde ac si o m nes h ase e gentes s u b j u g a s s e t. Franken nicht besiegen29). Es sei hinlänglich bekannt, dass die Römer den „Barbaren^ von Natur aus feindlich gesinnt seien. Es sei Wahnsinn, in Gefahren einen schützenden Freund von sich zu stossen 3°). Dagegen verlangen die fränkischen Könige für ihre Bilieleistung, die Gothen sollten sie in Italien gemeinschaftlich herrschen lassen31)“. Belisar, der von diesen Unterhandlungen erfuhr, sah ein, wie notwendig es sei, dies zu vereiteln und wenn er selbst mit den Franken nicht sich einigen konnte, doch muste er wenigstens die Gothen von einem für Bysanz so gefährlichen Schritte abzuhalten wissen. Er schickte daher ebenfalls Gesandte an Vitiges ab, um diesen zu überreden. Je verdächtiger die Franken durch ihr Benehmen sich gezeigt und jetzt noch mehr durch ihr verfängliches Anerbieten ihr Doppelspiel maskirten, desto leichter konnte Belisar hoffen, Vitiges überreden zu können. Belisars Gesandte wiesen darauf hin, wie die Franken ihre Treue den Thüringern, den Burgundern gehalten und man möge sich blos erinnern an die Schlachten am l’o, die noch im frischen Angedenken geblieben sein konnten. Vitiges, so sprachen seine Gesandten, möge überlegen, ob er nicht mehr Sicherheit und Vorteil finde, wenn er den Ausgang der mit dem Kaiser begonnenen Verhandlungen abwarte, als wenn er den treulosen, falschen Franken sich in die Arme werfe 32). Diese Vorstellungen waren in der Tat geeignet, aufmerksam überlegt zu werden. Vitiges licss sich überzeugen, er nam die Vorschläge Belisars zu einer Ausgleichung an und lehnte das Anerbieten der fränkischen Gesandten ab, so dass, kann man sagen, die Franken jenem militärischen Misserfolge noch eine diplomatische Niederlage beigesellten 33). ”) Procop. II. 28. Legati Francorum: „Huc nos miserunt Germanorum principes, graviter ex eo solliciti, quod a Belisario obsideri vos audierunt, et nihil non agentes, ut vobis pro sociali officio quamprimum opitulentur. Jam certe non minus quingenta millia vivorum fortium superasse Alpes credimus: de quibus hoc jactamus vere, primo illos congressu Romanum omnem exercitum securibus obruturos. Vos autem decet sententiam sequi non eorum, qui vobis jugum servitutis imponent, sed qui in dimicationem veniunt, summo in Gotthos adducti studio. Accedit in primis, quod si nobiscum arma ceperitis, Romanis nulla spes reliqua futura est, utrumquo exercitum sustinendi, sed cos illico labore nullo debellabimus. Si Gotthi cum Romanis vires sociabunt, nec sic quidem Francorum genti resistent (iniquus enim congressus erit) at certo tandem cum natione nobis incimicissime profligabimini." ao) ibid. „Extremae autem dementiae est in exitium manifestum ruere, cum absque ullo belli discrimine offertur salus. Praeterea Romana gens plane infida est Barbaris, odio, a natura insito, intercedente." 3I) ibid. „Caeterum universae Italiae vobiscum, si vultis, imperabimus et regiminis formam, quae videbitur optima, sequemur. Jam tuum est et Gotborum amplecti quae vobis conducent.“ 3I) Procop. II. 28. Tum progressi Belisarii oratores haec fere locuti sunt: „Germanorum multitudinem, quam isti vobis ad terrorem ostendant, Imperatoris copiis nihil nocituram, quid attinet de- monstrare pluribus apud vos, qui in quo situm omne belli monetum sit, neque hominum ingenti numero virtutem cedere, longa jam experientia didicistis. Omittimus quod nomo aeque, ut Imperator, hostem potest superare militum numero. Fidem autem, quam isti Barbaris omnibus servare se gloriantur, post Tlioringos et Burgundiones, in vos quoquo socios suos quam certa sit, declararunt. Libenter sane rogaverimus Francos, quo tandem jurato nomine, certum fidei pignus vobis daturi sint ? Si qua enim apud vos rerum fuma adhuc manet, quae ad Padum contigerunt, scitis profecto quo Deum modo per quam jam proxime juraverunt, venerentur qui a vobis in societatem assumpti, non modo recusarunt arma vobis jungere, sed in vos et jam tam impudenter verterunt. Verum quid opus est praeterita repetere, ut Francorum impietas pateat, cum hac ipsa legatione scelestius nihil fieri queat? Perinde enim ac si penitus e memoria excidissent pacta, quae jurejurando firmarunt, jum volunt ut futurum auxilium remuneremini rerum omnium vestrarum communione. Si vero a vobis id consequantur, ut Gotthi cum Francorum exercitu coeant, videre vestrum est, quo demum evasura sit eorum cupiditas inexplebilis. ’’) Procop : ibid. Secundum hanc legatorum Belisarii orationem Vitiges, longa cum Gottliorum optimatibus habita consultatione, cum Imperatore pacisci maluit et Francos inanes remisit. Bald sollte Vitiges erfahren, dass die Griechen in ihrer Treue um nicht viel besser seien, als die Franken, besonders als Belisar nach den zwischen dem Kaiser und den Gothen vereinbarten Friedensverträgen, wornach Vitiges die Hälfte des Schatzes und Italien bis an den Po abtreten sollte, Anstand nahm, diesen Vertrag zu unterzeichnen. Da die Gothen gern Belisarn selbst das Königtum ungebeten hätten, nam er dazu die Miene an, um die übrigen Gothen an sich zu bringen. Der einzige Ildebald, welcher in Verona eingeschlossen war, ergab sich nicht. Ungegrüudeter Verdacht, vielleichtauch ein wenig Eifersucht und die Persergefahr bewogen den Kaiser Justinian, Belisarn abzurufen , der, ob er gleich allen Gothen Sicherheit ihrer Person versprach, wärend unterdessen die Gothen am linken Ufer des Po den Ildebald zum Könige erhoben, den Vitiges in Ketten nach Constantinopel schleppte. So waren denn die Gothen durch Unterhandlungen dem Verderben nicht entgangen, das sie mit den Waffen nicht abzuwenden vermocht haben. Ildebalden, der nur wenige Monate regierte, folgte Erarich 541—542 und auf diesen, weil er der Grösse der Gefahr und der stürmischen Zeit nicht gewachsen war, Ildebahl’s Bruder Totilas. Unter diesem begannen die Gothen einen ruhmvollen Siegeslauf, zumal die kaiserlichen Feldherren wiirend Be-lisars Abwesenheit ohne Energie und zwieträchtig den Krieg führten. Siegend durchzog Totilas Italien bis nach Campanicn und Apulien, wo sich ihm alles ergab und er gewann die von Justinian ausgerüstete Flotte durch einen rühmlichen Sieg. Neapel fällt und 543—44 erreicht die Not der Kaiserlichen den höchsten Grad. In dieser Be-dräugniss schickt der Kaiser Belisarn abermals nach Italien, der freilich, weil die Hilfsmittel sehr knapp waren, nur schwer sich behaupten kann. Die Jahre 544—46 füllen beständige Kämpfe aus, in welchen die Gothen unter dem tapferen Totilas die Oberhand gewinnen. 546 fällt auch Rom, ohne dass dies Belisar hätte verhüten können. Wärend dieser Jahre waren die Frankenkönige Childebert und Clotar in einen Krieg gegen die Westgothen verwickelt, der Justinian sehr willkommen war. Einesteils nährte er die Zwietracht unter den Westgothen, so dass diese den Ostgothen nicht zu Hülfe kommen konnten, andererseits nährte er die Feindschaft derselben gegen die Franken, die nun vollauf im Westen beschäftigt waren. Theudebert von Austrasien aber, der den Totilas in Mittel- und Unteritalien beschäftigt wusste, benüzte die Zeit, um einige Landschaften und Städte, die zunächst au Burgund und Rhätien grenzten, wegzunehmen; ja den unglücklichen Zug des Jahres 539 ganz vergessend, gelang es ihm bei seinen neuerlichen Absichten auf Italien, auch einige Orte in Ligurien zu gewinnen. Zu diesem Erfolge trug besonders jener alamanische Herzog Bucelinus und dann dio zwei anderen Feldherren Hamiugus und Lautharis sehr viel bei34). Die cottisclien Alpen wurden von den Franken besezt und von Vcnetien bemächtigten sie sich des grössten Teiles, so dass nur wenige Städte im Innern des Landes teils den Gothen, teils den Griechen verblieben a5). Totilas verstand sich — durch die Notlage gezwungen — gegen die Zu- ") Paul. Diae. II. 2. His temporibus Narsis etiam Bucelino duci bellum intulit, quem Tlieude-bertus rex Francorum cum in Italiam introisset, reversus ad Gallias cum Ramingo alio duce, ad subjiciendam Italiam dereliquerat. Qui Bucelinus cum pene totam Italiam direptionibus vastaret et Theudeberte suo regi de praeda Italiae munera copiosa conferret, cum in Campania byemare componeret, tandem in loco, cui Tannetum nomen est gravi bello a Rarsele superatus, extinctus est. — ibid : Ilamingus vero dum AVidin Gothorum comiti, contra Narsetem rebellanti auxilium ferre conatus fuisset, utrique a Narsete superati sunt. Widin captus Constantinopolin exiliatur. Ilamingus vero, qui ei auxilium praebuerat, Narsetis gladio perimitur. — Tertius quoque Francorum dux, nomine Leutharius Bucelini germanus, dum multa praeda onestus ad patriam cuperet reverti, inter Veronam et Tri-dentum, juxta lacum Ilenacum, propria morte defunctus est. — Gregor III. 32 spricht ebenfalls von Bucelinus Verdiensten. 3S) Procp. IV. 24 : Paulo ante Theodebertus morbo obierat, cum sibi nullo negotio tributaria fecisset nonnulla Liguriae loca, Alpes cotticas, agrique Veneti partem maximam. lCtenim Franci, 3* — on — Finge d er Franken, Buhe zu halten, zur Abtretung dieser Gebietsteile. Totilas ver-pra'h zugleich, nach Beendigung des Krieges, sich weiter mit den Franken in Güte zu vergleichen. So hielten denn die Franken, im Besitze von mehr Gebieten, als sie in Ernst mochten gewünscht haben, Ruhe, wiesen jedoch eine nähere Verbindung, wie sie Totilas durch die Vermälung mit der Tochter eines fränkischen Königs wünschte, zurück'16). Mitten in neuen Entwürfen, jenen gehegten Einfall in das byzantinische Kaiserreich zu unternehmen 3T), starb Theudebert 547 und ihm folgte Theodebald, noch ein Knabe. Wie durch den Wechsel der Person oft auch ein Wechsel des Regierungssystems geschaffen wird, so glaubte Justinian diesen Vorfall für geeignet, das Verhältniss, in welchem der byzantinische und fränkische Hof seit den letzten Jahren gestanden, zum Besseren zu wenden, gegenseitiges Misstrauen zu zerstreuen und das getrübte gute Einvernehmen von ehemals wieder herzustellen. Bei dem Umstande, als der jetzige König der Franken noch ein Knabe war, konnte Justinian, der viel mit Pallastintriguen zu tun hatte, hoffen, die Franken doch zu einem Bündnisse gegen die Gothen zu gewinnen. Wir hören im Jahre 651 wieder von einer Gesandschaft mit Leontius an der Spitze, die Theo-dibald zur Kampfgenossenschaft gegen Totilas und gegen die Gothen zu gewinnen sucht, zugleich mit dem Ansinnen, „dass der König die Orte, die sein Vater in Italien eingenommen, an den Kaiser abtreten solle. Leontius erklärte, wie Justinian Alles, besonders aber Geldsummen in grösser Höhe aufgeboten hätte, um von den Franken im Kampfe gegen die Gothen kräftig unterstiizt zu werden. Diese hätten cs nicht getan, vielmehr hätten sie sich noch Ausschreitungen erlaubt. Theodibaids Vater hätte auf Unrechte Weise sich kaiserliche Gebiete angeeignet. Man wolle Theobald keine Vorwürfe machen, aber es sei Pflicht guter Söhne, was die Väter verschuldet, wieder gut zu machen und deren Versprechungen zu erfüllen. Deshalb möge Theodibakl auf die Länder verzichten und sich mit Justinian gegen die feindlichen Gothen im Kampfe verbinden“36). Aber Justinian hatte sich in seiner Berechnung getäuscht, arrepfa bolli, quo Romani Gothique erant impliciti, opportunitate, sino discrimine ditionem suam iis locis auxerunt, de quibus illi pugnabant. Venetorum pauca oppida Gothis supererant: nam Romani maritima, Franci caetera occuparnet. Dum hoc bellum Romani Gothique inter se gererent, ncc novos hostes in se auderent excire, colloquio Gothos inter ac Francos instituto convenerat, ut quae haberent utrique his quiete potirentur, nec se invicem armis lacesserent, quamdiu Romanis Gothi bellum inferrent: ac si bello vinceret Justinianum Totilas, tum Gothi et Franci transigerent, prout ere esso communi videretur. 36) Procop. III. p. 558. Non ita pridem Totilas missa ad Francorum regem legatione, eius filiam sibi petierat in matrimonium. Is vero abnuerat, negans, illum Italiae regem esso, vel futurum unquam (vielleicht aus Groll darüber, dass die Franken frühere Vorschläge nicht durchsetzen, Procop. c. 28) qui Romam captam retinere nescivisset, ac parte eius diruta illam iterum permisisset hostium potestati. 37) Agntbias I. p. 14. (s. oben) .... Agathias äussert hierauf in Folgendem seine Meinung über diesen beabsichtigten Zug: Ego vero statuo, si hanc ille expeditionem suscepisset, audaciam ei suam nulli bono futuram fuisse; sed sive in Thraciam, sive in Illyrios venisset, in praesidiarias iis in locis Romanorum legiones incidisset, turpiterque periisset. Sed hoc ipsum quod ejusmodi consilium animo concepisset, et vellet et optaret; omnemque quod a se attinet, ad hoc lapidem movisset, evidentissimo argumento esse potest, qualis ille vir, quamque ferrox et arrogatis fuerit. ") Procopius IV. c. 24: Leontius : „Sunt forte, quibus aliquid contra expectationem acciderit qualia vero a vobis in Romanos admissa sunt nemini praeterea contigisse unquam crediderim. Etenim •lustinianus Augustus non ante ad bellum istud adjecit animum, nec se arma in Gothos movero prius ostendit, quam Franci auxilia promisissent, amicitiae et societatis nomine accepta ingenti pecunia. At, illi, adeo non promissi partem implevere aliquam, ut Romanis injuriam tantam intulerint, quantam vel suspicari nemo facile possit. Ncque.enim dubitavit pater tuus Theodebertus in provincias contra jus denn Theobald war nicht zu gewinnen"). Niemand konnte zweifeln, dass wenn auch glänzende Taten, wie z. R. zum Schlüsse die Eroberung von Sardinien und Corsica erfolgten, der Glücksstern der Gothen immer tiefer und tiefer sank. Die Franken, im Besitze der von ihnen occupirtcn Gebietsteile hatten von den immer mehr geschwächten Gothen nichts mehr, dagegen von den Kaiserlichen Alles zu fürchten. Vor dem Zusammensturze des gothischen Reiches soviel als möglich an sich zu bringen, das muste die Losung sein : es zn behaupten, konnte nicht schwer sein, da auch der Kaiser nach einem so langjährigen Kriege Ruhe halten muste : von Bysanz aber die Abtretung von Gebietsteilen zu erwarten, daran konnten die Franken am allerwenigsten denken. Von diesen Anschauungen geleitet, erklärte auch Theobald, „man sei mit den Gothen verbündet und wenn man sie jetzt verliesse, was könnte der Kaiser von fränkischer Treue halten?“ — allerdings ein Punkt, in dem man sonst unter den Franken nicht sehr gewissenhaft war — „und was die besezten Orte anbelangt, so seien sie nicht usurpirt, sondern urkundlich von Totilas, ihrem rechtmässigen Besitzer, ihnen überlassen worden Darüber sollte Justinian kein Wort verlieren, vielmehr froh sein, dass die Macht seiner Feinde, der Gothen, dadurch geschwächt werde. Wenn er es nicht sei, so müsse er ein Feind und Neider der Franken sein ; übrigens, liess König Theodebald sich vernehmen, wolle er bezüglich dieser Orte mit dem Kaiser noch besonders durch eine Gesandschaft verhandeln lassen.“ — Der mit Leontius nach Constantinopel abgesandte Franke Leudard verhandelte auch wirklich darüber mit dem Kaiser, ohne dass eine Nachricht von diesen Verhandlungen auf uns gekommen wäre. Das Kriegsglück schwankte indessen weiter fort ; weder die Griechen noch die Gothen waren entschieden irgendwo im Vorteile. Die Kriegs furie wütete gleichzeitig, faeque involare, quas Imperator labore multo bollicisque periculis, idque sine Francorum ope in ditionem suam subjunxerat. . . . Nec vero dives prosperitas cum iniquitate coire solet. Praeterea postulo, ut socia nobiscum arma feras in Italiam, in Totilam, itaque fidem paternam liberes. Quippe veros justos -que liberos maxime decet, si quid parentes peccaverint, id corrigere; firmare autem et rata facere quidquid praeclare constituerint. Hoc in primis optandum sapientissimi!! viris, ut studiorum, quibus dediti cum laude fuerint, imitatores relinquant filios : ac rursus, si quid perperam egerint, id emendet nemo, praeterquam ipsorum liberi. Quin etiam vos, non invitatos, inire cum Romanis oportuit societatem hujus belli, quo Gott hos pet imus, veteres Francorum hostes, et omnino ipsis infidos, ac bellum impacato at que inexpiabili odio inferre solitos. Nunc quidem impulsi metu, quem incutimus, adulari vobis non venuunt: at si quando a nobis se expedierint, quo in Francos animo sint, brevi ostendent Enim vero homines improbi nec in prospera nec in adversa fortuna ingenium mutare valent ; licet duris in rebus occultare maxime consueverint; praesertim si finitimorum opere indignent ; quo tempore perversitatem tegere necessitas cogit. His perpensis, cum Imperatore amicitiam renovate, ac totis viribus ultum ite veterem hostCm. 39) Procop. IV. c. 24: Thoodebaldus Antwort : „Ad societatem belli in Gotthos nec recte, ncc jure nos invitatis: jam enim nobis amicitia conjuncti sunt: quibus si fidem Franci fefellerint, nec vobis unquam praestabunt. Deprehensus enim semel animus in parva adversus animos fraude, semper deflectere de recto solet. Quod ad loca attinet, quorum mentionem fecisti, satis habeo dicere, nunquam eo patrem meum Theodebcrtum spectasse, ut finitimorum cuiquam afferet vim, aut in alienas possessiones involaret. Id ex eo conjice, quod mihi non magnas opes reliquit. Ncque ille ea loca Romana eripuit ; sed a Potila, qui iam illa obtinuerat, palam tradita occupavit; quo nomine Francis maxime gratulari Justinianum Augustum decuit. Nam qui rerum raptores suarum ab aliis spoliatos videt, is meritam factae sibi iniuriae poenam ipsos luisse arbitratus, jure laetatur, nisi forte vindicibus ipse invideat, amplectendo potius quae pro se hostes allegare possint, eo comparata, ut in animis hominum plerumque invidiam excitent. Cneterum ju licibus disceptationem rei permittere utrique possumus : ut si quid patrem meum Romanis abstulisse constiterit sine mora cogamur id restituere. Sed de his Legatos Byzantium mittemus brevi.“ daim abwechselnd in Italien, Sicilien, Sardinien und Illyvien. Von 540 auf 550 verliess Belisar zum 2. male, mit kargen Lorbeeren bestreut, den italischen Boden, der ihm unter den Füssen brannte ; ihm folgte im Oberbefehle Germanus und nach dessen lode Narses, der nach Vollendung seiner Werbungen und der Verstärkung seines Heeres durch Langobarden, Heruler und Gepiden, seinen Einmarsch von der Landseite begann. Als Narses an die Grenze Veneticus gelangte, wollten dio fränkischen Iruppen, die in den Städten und festen Plätzen Besatzungen bildeten, ihm den Durchzug sowie die Benützung des Passes über die Etsch nicht gestatten40) u. zw. unter dem Verwände, weil er Langobarden mit sich führe, die go-schworno Feinde der Franken seien41). Es sollte nun zum Entscheidungskampfe kommen. Totilas hatte die tüchtigsten Truppen ausgewiilt und ihnen zum Kriegsführer einen Gothen Tejas, einen im Kriegswesen ausgezeichneten Mann, vorgesetzt, den er nach Verona sandte und der ebenfalls dem Belisar den Weg durch Venetien verlegen sollte. Narses musste längs der venetianischen Küste hinziehen und einzeln die Müsse au den Mündungen übersetzen. Zu Ravenna ruhte er 9 Tage aus. Der Gothenkönig verliess sich sehr auf die Besatzung von Rimini, aber Usdraja’s lod bei einem Ausfälle schreckte dessen Truppen so, dass Narses ihnen den Weg durch Umbrien nach Rom abgewann. Darauf kommt es zur Schlacht bei Cumae, in welcher 1 otilas, der tapferste und umsichtigste König der Gothen sein talentvolles, ruhmvolles Leben beschloss 552. Ein Teil der Gothen rettet sich und diese Handvoll muntert ihre um den Po lebenden Stammesgenossen auf, noch nicht ganz zu verzagen. In äusserster Bedrängniss wenden sie sich an Thcodebald, König von Austrasien, der doch den Byzantinern gegenüber so oft das Bündniss mit den Gothen betont hatte. Aber auch diesmal liess der 1* ranken-könig dieselben im Stiche; er hörte nicht den Jammer der dahinsterbenden Gothen und schien wenig Lust zu haben, sein Schwert zu erheben. Die gothisohen Gesandten weisen darauf hin, dass wenn ihr Volk völlig besiegt sei, auch den kranken der Kampf mit dem Kaiser nicht erspart bleiben würde ; es erheische daher die eigene Sicherheit, bei Zeiten einem solchen Kampfe die Spitze abzubrechen“ 4'J). Das einzusehen war nicht ") Procop. IV. c. 26: Cum proximo agrum venissent Venetum, misso nuntio ad I< rancorum Duces, qui loca illa tenebant praesidiis, postulavit, ut sibi, tamquam amicis, transitum darent. ^ Illi Narseli se nullo id pacto permissuro» respondent; nullaque lacta mentione utilitatis 1'rancorum, vel suae in Gotbos benevolentiae, quae vera causa erat, cur se, quod posseut, opponerent, praetextum hunc parum speciosum confingunt, quod socum Narses L angobai dos duceret, capitales Francorum hostes. «') Warum ist unklar. Nach Valesius VIII. p. 447. weil der Langobarde Auduin eine thüringische Prinzessin heiratete und ihr Pruder Amalfrid vielleicht Thüringen beanspruchte. Vielleicht haben wir es mit einem blossen Verwände zu tun. ") Agathias I. p. IC.: Aliorum (id est Gothorum) vero oratores cum in regis conspectum venissent, omnes etiam primores regni orabant, ne seso a Romanis oppressos despicerent ; sed sociale cum ipsis bellum suspicerent et genti finitimae at que amicae suppetias ferrent, quae alioqui in discrimine erat, ne funditus everteretur. Ostendebant praeterea hoc etiam ex illorum re maximo futurum, si non paterentur Romanos ad tantam potentiam evehi, sod potius omnibus viribus eorum incremento officerent. „Si enim universam gentem Gothicam deleverint, stati m etiam in vos, dicebant oratores, exercitum ducent et pristina bella instaurabunt. Ncque enim illis est defutura speciosa aliqua causa, quam avaritiae suae praetexant: quin potius justum sese vobis inferre bellum putabunt, Alarios quosdam et Camillos et Caesarum plerosque recensente,, qui olim bella adversus primos Germanos gesserunt et trans Rhenum universa occuparunt. Quocirca non vim illaturi videbuntur, sed iustum bellum movere, tamquam nihil alienum quaesituri, sed majorum suorum possessiones recuperaturi. — Tale porro etiam nobis crimen objicient, quod scilicet, cum 1 heodoricus noster olim princeps ct coloniae deducendae auctor, non decentor Italiam occupasset, nostris quidem schwer ; jedoch die nahe Aussicht, bei Vernichtung des Gothenreiches einen beträchtlichen Landesteil für sich zu gewinnen, verscheuchte jede gesunde Ueberlegung. Diese Passivität der Franken bahnte Narses den Siegesweg. Freilich rauste der von Narses nach Totilas Falle zur Eroberung Vcroua’s abgesandte Valerian unverrichteter Dinge zurückkehren, weil die Franken, die die Orte in Venetien besezt hatten, ihn daran hinderten und das Land, als ihnen gehörig, in Besitz namen. Doch, wärend die geretteten Gothen den tapfern Tejas zum König wälten, der die Gothen wieder sammelt und die Franken, wenn auch vergeblich für die Kampfgenossenschaft zu gewinnen sucht, wärend Valerian die Gothen am Po bewacht : geht Narses selbst gegen Rom, um das übrige Italien zu unterwerfen, was ziemlich rasch vor sich gieng, da bis auf die Besatzung von Rom keine bedeutenden gothischen Truppenmassen ihm irgend wo entgegenstanden. Rom fiel und Narses suchte Cumae zu erobern, wo sich die Schätze des gefallenen Totilas befanden. Um dies zu hindern, entschloss sich Tejas auf die Gefahr des Unterganges hin, — denn konnte er aller Versprechungen ungeachtet, vom fränkischen Könige Hilfe erhoffen ? — zum Acussersten; er schlich längs der adriatischen Küste nach Unteritalien und im Halbkreise nach Campanien. Auf die Nachricht davon zog Narses alles zusammen, um durch einen vernichtenden Schlag den langen Krieg zu beenden. Hier endet heldenmütig Tejas, ein grossartiges Beispiel heroischen Mutes und Tapferkeit. Die übrig gebliebenen Gothen erbitten sich freien Abzug aus dem Reiche, blos tausend Gothen schliessen sich aus und ziehen 553 in die Gothensitze nach Oberitalien 43). Aber die Erinnerung an ihre einstige Grösse, das stolze Gefühl zahlreicher Siege, das Bewusstsein, dass mit der Räumung Oberitaliens die lezte Position verloren und jeder Fleck Landes ihnen entzogen sei, begeisterte sie und bewog die Gothen, nochmals die Waffen zu ergreifen. Nochmals bitten sie Theodebald um Hilfe, aber er, ein kränklicher, träger Jüngling scheute sich, fremde Gefahr zu teilen und wies alle Bitten zurück. Doch machen wir die eigcnthümliche Wahrnehmung, dass wenn auch der friink. König selbst nicht unterstüzt "), doch mit dessen stillschweigender Genehmigung die zwei alemannischen rebus nos spoliarunt, maiorem gentis nostrae partem trucidarunt, uxores et liberos opulentiorum apud nos hominum atrociter sub hastam miserunt. Atqui Theudoricus non vi captam, sed Zenonis antea ipsorum regis permissu, sibi adiunxerat Italiam, nihil Romanis eripiens (jam enim ea privati erant) quin potius caeso Odoacro advena tyranno, quae illius erant omnia occupavit belli jure. — At postea-quam ipsis major vim inferendi potestas fuit, mox nihil juste agere coeperunt, sed Theodato antea Amalasunthae causa infensi, idque initium occasionemque belli statuentes, deinceps in hunc usque diem violenter omnia agere ac rapere non disistunt. Hi nimirum sunt sapientes et religiosi, quique soli so juste rempnblicam administrare gloriantur. Ne igitur nos hujuscemodi malis affectos vecordiae nostrae sero pocniteat, antevertendi nobis sunt hostes, ncque negligendo est occasio, quae modo sese offert ; quin potius iustus in eos exercitus est mittendus et ex vobis ipsis dux aliquis rei bellicae peritus ei praeficiendus, qui bello adversus Romanos optime confecto, hinc eos quam citissime exigat, nostrasque nobis terras recuperet. IIoc enim facientes et Gothicae nationi summopere gratificabimini servatores malorumque profligatores declarati, vestrasqne simul res in tuto collocaveritis, si nihil vobis amplius hostile ex vicinis reliquum. Ad hoc immensa vobis fiet pecuniae accessio, non solum ex praeda quam do Romanis facietis, sed etiam ex aliis quae nos persolvemus. *3) Procop. IV. c. 35. Sententia hanc amplexo Narsete, pacto convenit, ut qui supererant Bar- bari, cum rebus suis omni Italia confestim excederent, neque ulla ratione cum Romanis bellum amplius gererent. Hoc interim spatio Gothi 1000, castris egressi, urbem Ticinum ac regionem Transpadanam petierunt, cum alios Duces, tum Indulphum secuti; caeteri omnes, interposito jurejurando, omnia pacta conventa firmarunt. Agathias p. 17: Leutharis vero et Butilinus, tam etsi id Regi ipsorum minime placebat, bellum cum o is societatem inierunt. Erant hi duo Germani fratres, genere quidem Alemanni, maximam vero apud Francos potentiam consecuti, adeo, ut nationi Ipsorum praccssont, Herzoge Leutharis und Bucelinus, die an der Spitze jenes von den Gothen dem Frankenkönig seinerzeit überlassenen Volksstammes standen und in grossem Ansehen waren, den Gothen zu Hilfe ziehen, ja Buceliuus konnte auch im Sinne haben, sich selbst zum Könige von Italien zu machen. Mit einer Gefolgschaft von 7500 Mann teils Alemannen, teils Franken, zogen dieselben nach dentscher Sitte nach Italien. Sie überschritten ungehindert den Po und besezten Tuscien. Narses selbst brach nach Toscana auf, schickte aber Joannes, Valerianus und Artabanes mit Truppen in die Aemilia, um die Feinde solang aufzuhalten, bis er in Toscana die Sachen besser gestellt. Aber die geplanten Unternehmungen namen alle ein klägliches Ende. Fulcaris mit seinen 3000 herulischen Reitern ward von Bucelinus auf's Haupt geschlagen. Auch sonst erfochten die zwei Herzoge nicht unbedeutende Erfolge. Dies alles ermutigte die Gothen in Aemilia und Ligurien so, dass sie des in der Not mit den Griechen geschlossenen Uebereinkommens vergassen und sich zu den Franken schlugen 4f>). Indessen hatte Narses seine Absichten in Toscana ausgeführt und bis zum Winter ergaben sich ihm mehrere Städte, wie Florenz, Pisa, Lucca u. s. w. Aligern, der Bruder des heldenmütigen Tojas, befehligte zu Cumac, das noch immer die gothischcn Schätze barg. Es ist möglich, dass die Franken im Gefühle ihres Sieges nicht mit der Umsicht verfuhren, die sie kluger Weise hätten beobachten sollen, und dies Verfahren erweckte in Aligern Verdacht, — Wie, wenn auch diesmal den Gothen nicht zu trauen sei, und die Franken nichts anderes wollten, als jezt die Gothen gegen die Griechen unterstützen, um dann die Rolle der letzteren zu übernehmen ? Es ist übrigens auch möglich, dass es persönlichen Motiven entsprang, kurz Aligern übergab Cumae an Narses und überreichte ihm persönlich vor Ravenna die Schlüssel der Stadt41"1). Als darauf die Franken vor Cesena vorbeizogen, rief er ihnen selbst höhnend über die Mauern zu, dass sie zu spät kämen. Trozdem sezteu sie ungehindert ihren Zug fort, Groll und Zorn im Busen, denn nichts anders als eine arge Täuschung ") Agath. p. 2G. : Gothi vero Aemiliam et Liguriam proximaque loca incolonles, qui anlea inlidam quidem illam et non sinceram, pacem tamen, belli societatem, metu potius impulsi, quam voluntate adducti, cum Romanis inierant, armis recuperatis, foederibusque operte ruptis, confestim ad Barbaros, ut morum vitaeque similitudine cojunctos, sese contulerunt. ") Agatb. p. 81.: Interea vero Aligernus, Redigerai quidem filius, frater vero Tejae, postquam Franci in Italiam venissent et Gothorum res omnes ad ipsos essent devolutae, solus visus est quid consultum et ex re esset, cognovisse et futura praevidisse. Deliberanti enim ipsi de praesenti rerum statu, haec cogitatio in mentem venit, quod Franci speciosum quidem titulum ac praetextum captabant societatis bellicae cum Gothis initae : quippe qui acciti venissent; quod vero animis suis agita- bant, aliud quiddam re ipsa appariturum. Foro enim videbat, ut etiamsi Romanis superiores evaderent, Gothis Italia non cederent, sed illis re ipsa primis subactis, quibus suppetias verbis laturi venerant, Francos Principes ei imposituros, patriisquo legibus eos esso spoliaturos, llacc itaque cum frequenter secum reputaret et cum animo suo revolveret, simulque obsidione premeretur, consultissimum lore judicavit, si urbem cum pecuniis omnibus Narseti traderet, ac deinceps Romanorum instituto ao moribus viveret, periculis et barbarico vivendi more valere jussis. Aequum enim ei videbatur, si Gothi Italiam obtinere non possent, veteres certe eius habitatores et indigenas ab origine duces, eam recuperare ncque perpetuo suis sedibus fraudari. Haec itaque et ipse sua ex parte praestare in animum suum inducebat et reliquae genti suae prudentis consilii exemplum statuere. Cum itaque obsidentibus Romanis prius nuntiasset, cupere se praefectum exercitus adire, idque ei permissum esset, ad classes venit, ubi Narsetem morari cognoverat. Situm vero est castellum in agro Ravennate ; cumque ei in conspectum venissent et claves urbis Cumarum ipsi in manus tradidit, omniaquao sua benevola officia ei detulit. Narses eum advenientem benigne complexus, majoribus eum bonis remuneraturum promisit ; statimque partem copiarum Cumas obsidentium in urbem misit, qui et ipsam et pecuniam reciperent, tutoque omnia conservarent : reliquis copiis in alia oppidula et castella secedere, ibiquo hyber-nare jussit. sahen sie in diesem Schritte, abgesehen, dass ein solches Ueberlaufen die gothischen Krieger schreckte und ihre Kraft lähmte. So hatte denn dieser Schritt Aligerns gewichtige teigen: die zuerst jubelnd aufgcnoimncnen Franken standen nun vereinzelt da: die Römer als Feinde gegenüber, zur Seite die zweifelhaften gothischen Freunde. Es war, als ob mit einemmale das ungewisse, trügerische Schwanken, das von den Franken so consequcnt in der Politik ist beobachtet worden, sich hätte bitter rächen sollen : überall gegenseitiges Misstrauen. Im Zorn über solche Verhältnisse entschlossen sie sich, wenigstens diesen Zug nicht vergeblich zu machen j da kein bestimmtes Ziel vor-lag, so grill man zu Kaub und Plünderung ; man sezt den Krieg fort, aber nicht, um die Griechen zu vertreiben und die Gothen zu befreien, sondern um Italien zu plündern und zu brandschatzen. Man wartete blos den Winter 553—54 ab, um im Frühling 554 zu beginnen. Leutharis beginnt den Raubzug längs des adriatischen, Bucelinus läugs des tyrrhenischen Meeres. Allein die zwei alemannischen Führer hatten sich durch ihre Trennung geschwächt, Leutharis sarnmt dem grüssten Teil der Truppen kam teils durch das Schwert, teils durch Seuchen um47); Bucelinus, dem die Gothen die Aussicht auf die Erhebung zum König eröffnet, glaubte Narses vertreiben und sich so der Krone würdig zeigen zu müssen. Er suchte daher eine Entscheidungsschlacht, in der, wie es besprochen, sein Bruder, dessen Untergang er noch nicht erfahren hatte, nach Bergung der geraubten Schätze Ililfe leisten sollte. Narses zog ihm entgegen. — Nach mehrwöchentlicher gegenseitiger Beobachtung nahm Narses gegen den numerisch stärkeren Feind die Schlacht auf. Auch Butilinus, obgleich er vergeblich auf die Hilfe seines Bruders gewartet und durch den Genuss schlechter Lebensrnittel sein Heer ziemlich gelichtet ward, musste die Schlacht wagen. Bei Capua kämpften 18,000 Griechen gegen 30,000 Alemannen, Franken und Gothen48). Die Schlacht war eine der denkwürdigsten dieser Zeit. Bucelinus verlor Schlacht und Leben und damit war das Loos Italiens entschieden. Narses zog wie im Triumphe nach Rom, wo ungelähr gleichzeitig die Nachricht von Leutharis Untergange eintraf. Trotzdem zü-gelte und hielt Narses stramm seine Truppen beisammen, weil er glaubte, man sei noch nicht sicher vor den Franken, die nochmals einen Versuch machen könnten, die Waffen zu ergreifen. Nach Agathias soll Narses die fränkische Nation als die volksreichste, grösste und kriegkundigste Völkerschaft erklärt haben u). Narses soll es für unwahrscheinlich gehalten haben, dass sie ruhen und die Schmach ungerächt lassen würden ; er glaubte vielmehr bald ein noch ") Agath. 36. Leutbari in animo erat domum reverti et optimis spoliis suis frui, nuntiisque ad fratrem suum missis etiam ad domuitionem adhortabatur; bello et incertis rerum futurarum eventibus valere jussis — Ilutilinus vero etiam iureiurando se Gothis obstrinxit proelium adversus Romanos cum ipsis aditurum. Cumque illi per assentationem spangerent, sese eum regem ipsorum designaturos, manendum sibi apud illos censuit et se ad bellum instruxit. — Lenth. vero cum suis copiis statini discessit; eo consilio, ut postquam praedam omnomquam tutissimo avexisset, domumque venisset, tum exercitum fratri suo suppetias laturum mitteret. 1") Agath. 39. — Non procul a Capua urbe, ad ripas Casulini fluminis, quod quidem ex Apennin» monte fluens et per circumjacentes campos fluctuose labens in Tyrhonum maro fertur. — Agath. II. 39—46. Infinita illa francorum pariter et Alemannorum turba et quotquot alii sociale cum ipsis bellum gesserant, penitus deleti sunt. ") Agath. II. 48. 49. — Francorum natio est populosissima et maxima et apprimo in re bellica exercitata : et caesi a nobis, exigua quaedam erat eorum proportio et quidem tantula, ut metum ipsis non sit injectura, sed potius iram concitatura. Verissimile itaque non est, eos conquieturos, n equ e c o n t u me li am taci to in peetoro pressuros, sed maiorem exercitum in nos ducturos, brovique bellum redintegraturos. grösseres Frankenheer bestehen zu müssen. So sehr fürchtete er die treubrüchigen Franken. Narses hatte sich darin nicht getäuscht. Die Franken taten, wie er dachte, trotzdem dieselben doch nicht mehr hoffen konnten, die in Italien immer mehr an wachsende Macht der Griechen eindämmen und sich selbst zu Herren des Landes machen zu können. Von dem einst so zahlreichen Volke der Ostgothen blieben im Ganzen noch etwa 7000 Mann übrig, die sich einem tapfern Hunnen Ragnaris anschlossen und sich nach Gonza in Samium warfen. Auch diesen Rest glaubte Narses nicht dulden zu dürfen. Man unterhandelte. Ragnaris, der kein Resultat voraussah, suchte Narses zu tödten, Misste dabei aber sein eigenes Leben ein. Nun ergaben sich die in Gonza Be- lagerten, die Narses zur Sicherheit nach Constalitinopel bringen liess. Einen lezten Versuch machte ein gothischer Graf, namens Vidin, den wieder Franken unter Hamingus unter st üzten 60). Dieser aber fiel im Treffen, Vidin dagegen wird gefangen und nach Constantinopol abgeführt. Die unmittelbare Folge der Bewältigung der letzten gothischen Reste, sowie der fränkischen Misserfolge war, dass alles, was die franken vorher in Ligurien und V en eti en i 1111 e hatten, verloren g i e 11 g. Es ist unzweifelhaft, dass dieser Verlust neben den Niederlagen auch zum nicht geringen Teile den Veränderungen zuzuschreiben sei, die damals im fränkischen Reiche nach Theo deb al d’s Tode 555 ein-traten, deren Besprechung aber nicht hieher gehört; zu welchen Verwirrungen es hier kam, dafür geben die Frevel und Kämpfe der nachfolgenden Merovingcr sattsam Zeugniss. Desto leichter also konnte es Narses während der fränkischen Unruhen gelingen, die byzantinische Herrschaft in Italien aufzurichten. So war nach 20jährigcm, blutigen Kampfe Justinians Plan realisirt, ohne dass mah sieb verhehlen konnte, die byzant. Herrschaft stehe auf schwachen Füssen und dass es blos eines kräftigen Anlaufes bedürfe, um das durch viele Jahre hindurch angestrebte wieder über den Haufen zu werfen. Die Verhältnisse, wie sie nun in Italien lagen, konnten nicht von langer Dauer sein. Die byzantinische Herrschaft, früher herbeigewünscht, war verachtet, aller Sympathien beraubt ; ein tiefer Groll ging durch das Land und eine mächtige Gährung der Gemüter folgte auf die Schrecken und Greuel dieses von Bysanz beschworenen Kampfes. Dazu kam, dass Italien, das berufen schien, den Kampfplatz abzugeben zwischen der antiken römischen Welt und den germanischen Wandervölkern des Mittelalters, in Kurzem nochmals die Einwanderung eines nordischen Volkes, einen Nachschub der grossen Völkerwanderung, erleben sollte. Trotz dieser grossen Umgestaltung, die nun beginnt, ist in den Beziehungen zwischen Constantinopol und dem fränkischen Hofe keine wesentliche Veränderung eingetreten. Der Bruch dauerte fort. Man kann sagen, diese Beziehungen haben ihren Wert und ihre Bedeutung allein gefunden wäre 11 d der Kämpfe der Griechen und der Gothen ; daher musste denn auch der 20jährige gricchisch-gothischo Krieg den Mittelpunkt dieser ganzen historischen Studio bilden und einer grösseren Aufmerksamkeit gewürdigt werden. Die fränkische Politik war in vorhinein vcrdammouswert; mit beiden Gegnern 50) Paul. Diae. II. 2.: Hamingus vero dum Widin Gothorum comiti, contra Narsetom rebellanti auxilium ferro conatus fuisset, utrique a Narseto superati sunt. Widin captus Oonstantinopolim exi- liatur. Hamingus vere, qui ei auxilium praebuerat, Narsotis gladio perimitur. Tertius quoque Fran- corum dux nomino Lcutharius, Buccelini germanus, dum multa praeda onustus ad patriam cupcret reverti, inter Veronam et Tridentum juxta lacum Benacnm, propria morte defunctus est. verhandelnd, verlor sie bei den Griechen sowol, als auch bei den Gothen jeden Funken von Rechtlichkeit, jedes Vertrauen und was sie durch ihr Gebaliren verhindern wollte, d. i. die Uebermacht und die Ausbreitung der kaiserlichen Herrschaft, den Erhalt des Gothenreiches, musste jezt stillschweigend zugegeben werden ; was sie für sich selbst beabsichtigte, Oberitalien zu gewinnen, scheiterte: sie allein hat sich um die Früchte langer Jahre gebracht. Für die fränkische Politik konnte nur ein Weg zum Ziele führen : entweder vollständiger Anschluss an das Kaisertum oder gänzlicher Anschluss au die gothische Herrschaft. Im ersten Falle konnten die Franken von den Kaisern immerhin Teile von Oberitalien beanspruchen ; es war allerdings dann das Kaiserreich gleichsam wiedererrichtet und die aufstrebende fränkische Macht in den Hintergrund gedrängt, wie ja die byzantinische Herrschaft bis in diese Zeit herab niemals ihrer vermeintlichen kaiserlichen Ansprüche auf „Gallien“ sich begeben zu dürfen glaubte ; das hätte man im Frankenreich nicht befürchten brauchen, denn das Frankenreich besass viel zu viel lebenskräftige Elemente in sich, als dass dasselbe in seiner Entwicklung hätte gehindert werden können. Im leztern Falle mussten, falls nur die Gothen kräftig unterstüzt wurden, die Griechen Italien räumen; in Italien hätten nach wie vor die Gothen geherrscht und sie hätten gegen die kaiserliche Herrschaft einen wirksamen Damm abgegeben, sie hätten Italien auch vor künftigen Wandervölkern geschüzt. Auch in diesem Falle ist cs unzweifelhaft, dass die fränkischen Könige in den Besitz Rhä- tiens, der Provence und der obcritalischcn Gebiete gekommen wären. Diese Verhältnisse geben ein schlagendes Beispiel ab, wie weit cs eine inconse-quento, schwankende Politik zu bringen vermag. Die Beziehungen der folgenden Zeit haben bei weitem nicht mehr jenes Interesse und jenes Gewicht, wie die in den Zeiten des Ostgothenkampfes, teils weil es an dazu Anstoss gebenden Verhältnissen fehlte, vorzüglich aber deswegen, weil von beiden Staaten besonders der fränkische in eine Art politischer Stagnation, in einen Zustand heilloser Zerrüttung gerät. Das grosse Drama, dessen schreckliche Krisis den Untergang des Gothenroiches bildet, war abgespielt: was nachfolgte, der Einfall der Longobarden, ihre Kämpfe mit den Griechen hatte im Grossen und Ganzen bei dem Verfalle der morowingischen Macht kein besonderes Interesse zu einem Zusammengehen oder zu einer feindlichen Stellung zwischen den Franken und den Griechen zu erwecken vermocht. Die folgende Zeit ist im Frankenreiche ausgefüllt mit jenen Familienstreitigkeiten, jenen Freveln und Mordschlägen, die in der Geschichte sprichwörtlich geworden sind für jedes in der Auflösung und im schleunigen Verfall befindliche Regentenhaus. Die Teilungen, die nach altfränkischem Gesetze erfolgten; die gegenseitige Bekämpfung der verschiedenen fränkischen Teilkönigreiche rissen das Frankenreich in einen Schlund unabsehbarer, endloser Verwicklungen. Kämpfe zwischen Brüdern, Neffen und Oheimen, der Streit der zwei Frauen Fredcgundo und Brunhilde : das sind düstere Gemälde, von denen sich jedes rechtliche Herz mit Abscheu abwendet. Nur die Zeit eines Clotar II. und eines Dagobert bildet noch einen Stillstand in der allgemein eintretenden Auflösung, der, je mehr und je tiefer die übrigen Teilreiche in’s Verderben sinken, desto angenehmer hervorsticht. In Constantinopcl selbst standen die Verhältnisse nicht um viel besser. Mit Ausname der Zeit eines Tiberius und Heraclius sehen wir auch hier eine auffallend rasch zunehmende Auflösung. Wie könnte unter solchen Verhältnissen noch an ein weiteres Eingreifen und Interesse weckendes Berühren der zwei Mächte zu erwarten sein? Auf Justinians Nachfolger Justinus II. folgte in Constantinopcl Kaiser Mauritius. Sowie die Franken unter den Söhnen Clotar I. allmälieh ihre frühere Herrschaft in Italien gänzlich einbüssten, so hatten auch die Griechen den gewichtigsten Einfluss auf den Orient, wo die Perser mit immer grösserer Macht die Gebiete der kaiserlichen Oberherrlichkeit umspannten, und auf die illyrischen Gegenden, wo A varen und Slaven sich ausbreiteten, verloren und man kann sagen, dass je mehr die Kräfte des Kaisertums abnamen, desto höher die Macht der Westgothen, der Langobarden und teilweise auch der Franken, hier aber erst später durch kräftige Majores domus anwuchs. Nichts wäre gerade jezt natürlicher und notwendiger gewesen, als eine innige Verbindung zwischen Franken und dem Kaiserreiche, frühere Verhältnisse aus dem Godächt-niss zu streichen ; das wäre natürlich gewesen für diese Zeit, wo, wie im Nachklange jener grösser Völkerbewegungen des vorigen Jahrhundertes, die Avareu und Langobarden an die Grenzpfähle des fränkischen und griechischen Reiches drängten. Aber dazu kam es nicht und so geschah es, dass die Langobarden Italien gewannen und die Avaren nach den Abzüge der ersteren ungehindert Tiberius 581 zur Räumung und Abtretung Pannoniens nötigten, andererseits in das Frankenreich jene schrecklichen Fintali e unternehmen konnten, die kräftig abzuwehren das fränkische Reich nicht in der Lage war. In Franken ward nach Clotars I. Tode das Reich wieder unter seine 4 Söhne geteilt. Charibert erhielt Paris, Guntram Orleans und Burgund, Childebert Soissons, Siegbert Austrasien. Den ersten Stoss der anprallenden Avaren, deinen Fernhaltung vor allem ändern den zwei Reichen hätte am Herzen liegen sollen, hatte Siegbert 567 auszuhalten. Diesem folgte 571 ein weit stärkerer : Siegbert ward gefangen und muste mit grossen Opfern einen Frieden schliessen51). Wahrscheinlich noch zu Lebzeiten Alboins ff 574) fielen auch die Langobarden in Gallien ein, wie die Sachsen. Beide sind aber zur Rückkehr gezwungen worden, namentlich durch die Waffenerfolge Mnm-molus, eines Feldherrn des burgundischen Königs Guntram52). Es kam, wie wir dies aus einem Briefe des Pabstes Pelagius II. an Auroharius, Bischof von Auxerre 580 ersehen S3), 578 zu einem Frieden, über dessen Bestimmungen uns nichts näheres bekannt geworden ist 54j. Da wir über diese Zeit, was die Beziehungen der zwei Reiche zu einander betrifft, nur die allerdürftigsten Nachrichten haben, so möge eine Vermutung hier erlaubt sein, die wenn man die Verhältnisse im byzantinischen Reiche berücksichtigt, vielleicht nicht ganz unbegründet sein dürfte. Im Osten liegt der Kaiser mit den Persern im Kampfe ; von Oberitalien aus bedrohten die Langobarden die kaiserliche Herrschaft im mittleren und unteren Italien, im Norden stehen die feindlichen Slavonvölker zu Einfällen bereit : Ist es undenkbar, dass der kaiserliche Hof, um wenigstens von einer Seite halbwegs sicher zu sein, durch Hinweisung auf Franken und Oberitalien die Avaren dahin abzulenken suchte und auf solche Weise, da in Obor-italien die Langobarden sich festzusetzen begannen, Avaren und Langobarden gegeneinander in Waffen zu bringen hoffte ? Die Ansicht, der Kaiser hätte die Avaren und Langobarden auf Franken hingewiesen, ist freilich nicht mit Gründen zu erhärten ; es ist aber nicht ganz unmöglich, selbst wenn nach jenen Avaren- und Lange-hardeneinfällen der Jahre 567, 571 Tiberius freilich nur auf wenige Jahre wieder ein Bündniss mit Franken zu schliessen sucht. Derlei Schwankungen in der Politik dürfen in dieser Zeit nicht überraschen ; haben ja doch die Franken selbst dazu den besten Weg gezeigt. 6I) Gregor. IV. c. 29. si) Gregor. IV. c. 39. (Näheres in Fredeg. epit. c. 68 und Paul Diae. III. c. 9). *3) Gone. tom. V. Cabb. 64) Fredeg chron, c. 45. Dass aber Tiberius den Plan hegte, durch Uneinigkeit und Zwietracht namentlich die Langobarden unter einander zu trennen, darüber haben wir sichere Nachrichten. Im Jalire 578 schlossen die Langobarden Rom ein und die Römer wandten sich in ihrer Not an Tiberius. Aber dieser konnte füglich nichts Besseres tun, als mit Geldsummen zu unterstützen, denn gleichzeitig hatte er gegen die Perser und gegen die Slaven zu kämpfen, die fast 100,000 Mann stark, in Thracien eingefallen waren. Er versuchte die 1 an gobar dis che n Herzoge, an die nach Kleph’s Tode 575 die Regierung gekommen war, zu bestechen, sie zu entzweien und falls sie nicht zu gewinnen seien, ein Bündniss mit den Franken zu s c h 1 i e ss e n 55) — eine Absicht, die vor Jahren ausgeführt, manchen Sturm hätte abweisen können. Wegen dieses gesuchten Bündnisses musten seinerzeit Gesand-schaften gewechselt worden sein. Gregor von Tours erwähnt in seiner fränkischen Geschichte ad an. 581 einer von Constantinopel rückkehrenden Gesandschaft, liber deren Absendung vor 3 Jahren und den dabei verfolgten Zweck er aber gar nichts Näheres angibt. — Es würde diese von ihm in’s Jahr 578—79 angeführte Gesandschaft daher in dasselbe Jahr fallen, in welchem Rom von den Langobarden eingeschlossen und in welchem eben deshalb von Tiberius der Versuch gemacht wurde, ein Bündniss mit den Franken abzusch Hessen. Unterhandlungen sind jedenfalls gepflogen worden, deren Details uns aber unbekannt geblieben sind; nur soviel können wir sch Hessen, dass falls es wirklich zu einem Bündnisse gekommen, die Lage der Umstände, in welchen sich das Frankenreich nach S i e g b c rt’s Tode 575 befand, es kaum mochten gestattet haben, in Italien fränkisch erseit s etwas Bedeutendes gegen die Langobarden zu unternehmen. Gewiss suchte Tiberius zuerst die Freundschaft Siegberts von Austrasien, der in dem Kampfe gegen den ländergierigen Chilpe-rich nicht allein seinen Gegner stürzte, sondern auch zum König von Neustrien erhoben wurde. Mitten in seinem Glücke fällt er, ohne Zweifel auf das Anstiften Fredegundes, Chilperich’s Gemahn. Nun beginnen jene fürchterlichen Kämpfe von Rache und Ehrgeiz zwischen der verwittweten Brunliilde, die für ihren Sohn Childebert, und zwischen Fredegunde, die nach Wegräumung ihrer Stiefkinder für Clotar (II.) die Alleinherrschaft über das gesammte Frankenreich zu gewinnen suchte. Guntram von Orleans und Burgund tritt in diesem Kampfe mit geringen Ausnamen für den jungen Childebert ein. 581 erfolgte vorübergehend ein Bruch mit Austrasien, also in demselben Jahre, in welchem Childerichs Gesandte, die vor 3 Jahren abgiengen, von Tiberius zurückkehrten, von welcher Gesandschaft uns aber die Quellen des Näheren nichts mehr berichten, als dass dieselbe dem Könige viel Geschenke und Kostbarkeiten überbrachte. "> Menandrus p. 121. — Circa quantum Imperatoris Tiberii Constantini annum, centrum fere millia Sclavorum (Slavorum) in Thraciam irruperunt et Thraciam multasque alias regiones praedati sunt. Caesar misit in Italiam magnam auri quantitatem usque ad centum triginta pondo, quae Pam-phronius nomine, dignitate Patricius, a seniori Roma ad Imperatorem attulerat. Is tunc ad Regiam venerat, ut precibus a Caesare impetraret, ut Italiam a Langobardorum excursionibus oppressam, in libertatem vindicaret. Caesar vero, cui omnia prae bello Persico nullius momenti erant, quippe qui totus in illud incumberet, exercitum mittere non potuit, neque bellum in Oriente et in Occidente simul sibi gerendum statuit. Sed pecunias dedit Pamphronio, quibus, si qua possei aliquos Langobardorum persuaderet, ad Romanos transire, una cum eorum exercitu et Italiam minime turbare. Quod efficerent, si in Orient e m arma vertere vellent et Romanis auxilium ferre. Si Langobardi renuerent ut verisimile erat, bellatum foris ire, Francorum Ducum aliquos mercede sibi socios adjungeret et b ac ratione Langobardorum potentiam labe factaret et infringeret, Es ist also sehr wahrscheinlich, dass liberius, wenn ein Biiudniss mit Siegbert schon bestand, dasselbe nach dessen lode auch mit dessen überlebendem Gegner und Bruder Gli il peri eli anknüpfte. Indessen erfolgte eine gährende Bewegung, die ihren Grund in dem tyrannischen Wesen Chilperich s hatte und von den immer mächtiger werdenden Grossen ausgieng. Schon zu Lebzeiten Clotar’ I. ward ein Knabe für einen Sohn desselben ausgegeben worden. Unter dem verschiedensten Wechsel, bald königlich erzogen, bald des königlichen Ila arseli muckes von Clotar I selbst, dann von Siegbert beraubt, wurde Gundobald • so hiess er — von Siegbert nach Köln verbannt. Von hier entkam er und floh zu Karses in Italien und von hier nach Constantinopel, von wo derselbe mit verschiedenen einflussreichen Persönlichkeiten in kranken Verbindungen unterhielt und einen geeigneten Moment abwartete, dem Rute der filinkischen Grossen zu folgen und Chilperichs Krone aufzusetzen. Im Jahre 582 landete ei zu Marseille, vom Kaiser mit zalrcicheu Schiffen und vielem Gelde ausgerüstet, ohne aber sonderlich viel Anhang zu finden. Von ihm sind noch Münzen erhalten, die des Kaisers Mauritius Bildniss tragen, so dass derselbe sich wahrscheinlich wird zur Anerkennung der Oberhoheit des griechischen Kaisers verstanden haben. Man wusste denn auch wirklich nicht, warum Tiberius’ Nachfolger Mauritius, dessen Regiment keine wesentliche Störung oder Aenderung in den Beziehungen mit den kranken hervorriel, diesen Usurpator, an dessen Legitimität niemand wahrhaft glaubte, unterstüzt hatte, wenn nicht eben aus dein Grunde, um über Franken eine gewisse Superiorität auszuüben und ihn durch ein Biiudniss an sich zu ketten. Erst nach ( hilpciichs Tode 584 kommt dieser Gundobald zu grösserem Ansehen und wird aul den Schild erhoben, um bald darauf gegen Gun tram und den indessen herangewachsenen Childebeif, Siegberts Sohn, zu fallen. Mauritius hatte im Sinne, sobald die Sachen im Oriente besser stünden, ernstlich an die Bekämpfung der Langobarden heranzutreten, die in immer grösseren Kieisen den Boden Italiens umzogen. In dieser beabsichtigten Unternehmung wanl ei nicht wenig durch Pelagius II. angeeifert. Schnell erkannten die Langobarden die Notwendigkeit, statt der Vielherrschaft der Herzoge lieber wieder einen König einzusetzen. Wiewol nun Mauritius durch die Unterstützung Gundovalds gegenüber den Franken als Bundesgenosse des Chilperich von Neustrien sich desavouirtc, so konnte ci trotzdem jetzt daran denken, mit Childebert, dem jungen König von Austra-sien, dem im Grunde genommen, Gundovalds Unterstützung wenig nahe gieng, weil Gundobald vorzugsweise Chilperichs Reich bcanspi uchte, ein Biiudniss einzugehen, das die Bekämpfung der Langobarden zum Zwecke haben sollte und diesem Bunde war Childebert von Austi asien um so weniger abgeneigt, als derselbe noch immer einige Ansprüche auf Italien gemäss der Eroberungen des Königs Theudebert zu haben meinte. Er hatte jezt besondere Ursache, dio Freundschaft des kaiserlichen llofes zu suchen, da dieser Hol sich in bpanion 11 oi m o nogi 1 <1 s angenommen und Cliildeberts Schwester Jugunde 11 ) in dei Gewalt der kaiserlichen Truppen geblieben war67). Desslialb nennt ihn auch Childebert in seinen Briefen „Dominum gloriosum ac semper Augustum“, dann s,i) Gregor. VI. c. 40. 43. 5’) ajj. du Ckesnc T. I. ep. 25, „Patrem*' ; dagegen sucht der Kaiser, wolwissend, wie seine Gunst Childeherten not time, allen byzantinischen Pomp hervor, um ihm zu imponircn ; er schreibt daher: „In nomine Domini nostri Jesu Christi, Imperator ilavius Mauritius Tiberius, fidelis in Christo, Mansvetus, Maximus, Beneficus, Pacificus ; Alcmannicus, Gothicus, Anticus, Vandalicus, Erulicus, Gcpidicus, Africanus, Pius, Felix, Inclitus, Victor ac Triumphator, semper Augustus — Childeberto, viro glorioso, Regi Francorum“; sodass also Childebert weder „Dominus“ noch „Filius“ genannt wird, sondern blos mit dem Ehrenworte abgefunden wird, das die Kaiser den Priifecten Prato rii, den Magistris m i 1 i t i o e und den Patricie rn zu geben pflegten58): wie dies sonst der Fall gewesen ist, zalte der Kaiser auch diesmal Gelder für die Unterstützung. Darauf gieng König Childebert 584, damals kaum 14 Jahre alt, mit einem Heere nach Italien. — Teilweise Furcht, teilweise das Streben, von dieser Seite gesichert zu werden, bewog die Langobarden, ihn mit vielen Geschenken zu bewegen, abzulassen vom Kampfe. -— Dass sie gelobten, ihm treu zur Seite zu stehen und untertänig zu sein, erscheint uns nicht wahrscheinlich 5I>). Auf solche Anerbieten hin kehrte dann Childebert wieder nach Franken zurück (!0). Als dies Mauritius erfuhr, beschwerte er sich bitter darüber und verlangte, wenn Childebert seine Zusagen nicht erfüllt, die Rückzalung der ihm gesandten Gelder — Gregor spricht von 50,000 Goldgulden — die zur Ausrüstung bestimmt waren. Childebert wollte dem Kaiser im Vertrauen auf seine Macht gar nicht antworten; indess machte ihn das Schicksal Jugundis und ihres Sohnes Athanagild zittern fil) und so beschlos s e r, 585 einen neuen Truppenkörper nach Italien zu senden, der aber, weil die Feldherrn uneinig waren, ohne Erfolg wieder heimkehrte ß,j). Darauf schien eine Versöhnung zwischen Franken und Langobarden eintreton zu wollen und Divinitas Te servet per multos annos, parens clarssimo atipie amantissime. ’’) Paul. Diae. (111. c. 17), der von der Unterwerfung der Langobarden nichts berichtet: Hoc tempore Mauritius lrap. Childeberto regi Francorum quinquaginta millia solidos per legatos suos ad hoc direxit, ut cum exercitu super Langobardos irrueret, eosquo do Italia exterminaret; qui cum innumera Francorum multitudine in Italiam subito introivit. Langobardi vero in civitatibus communientes se inter currentibus legatis, oblatisque muneribus, pacem cum Childeberto fecerunt. Qui cum ad Gallias remcasset, cognito Imperator Mauritius, quia cum Langobardorum detrimentum dederat, repetere coepit. Sed ille suarum virium potentia fretus, pro hoc re nec responsum reddere voluit. 60) Gregor VI. c. 42 : Childebert vero in Italiam abiit. Quod cum audissout, Langobardi timentes ne ab eius exercitu caederentur, subdiderunt se ditione eius, multa ei dantes munera ac promittentes, so patricius esse fideles atipie subjec(os : patratisque cum his omnibus quae voluit rex, in Gallias est regressus atipie exercitum commoveri praecepit, quem in Hispaniam dirigi iussit, sed quievit. Ab Imperatore autem Mauritio ante hos annos 50 millia solidorum acceperat, ut Langobardos de Italia extruderet. Audito autem Imperator, quod cum his in pace coniunctus est, pecuniam repetabat : sed hic, fidus a solatiis, ne responsum quidem pro hac re voluit reddere. 6') Paul. Diae. III. 22. Rursum Mauricius legatos ad Childebertum mittens, eum ut contra Langobardos Francorum exercitum dirigeret persuasit. Childobertus existimans suam adhuc germanam (sororem) apud Constantinopolim vivere, legatis Maurici! acquiescens, ut suam po ss et sororem accipere, iterum adversum Langobardos Francorum exercitum ad Italiam direxit. Contra quos dum Langobardum acies properarent, Franci et Alemanni dissensionem inter se habentes, sine ullius lucri conquisitione ad patriam sunt reversi. «-) Gregor VIII. c. 18. Paul Diaconus, welcher Gregor VIII. c. 18 folgt, berichtet, welche Mühen besonders der Hof von Austrasien sich nahm den Kaiser zu bitten, er möge ihm den gothi-schen Prinzen Athagild ausfolgcn lassen : ap. Du Chesno T. I. cp. 43. Unter ändern schreibt in dieser Angelegenheit auch Brunhilde, Childeberts Mutter, an die Kaiserin Anastasia, Mauritius’ Schwiegermutter. es sollte eine Vermälung Autharis mit Childeberts zweiter Schwester Clodosvinth zu Stande kommen. Als aber Reccarcd, König der Westgothen um diese warb, brach man mit den Langobarden ab und es begannen wieder von Neuem Unterhandlungen mit dem Kaiser 63), die die Franken für wünschenswert hielten, weil durch Autharis Vermälung mit Theo d o-linde von Baiern Child ebert fürchten muste, die Baie r n würden im Vertrauen auf die langobardische Freundschaft gar das fränkische Joch abwerfen wollen. Durch eine neue Gesaudschaft, die der König abschickte, liess er Mauritius erklären, er wolle, was er früher unterlassen, das Volk der Langobarden ernstlich bekriegen und sie im Einverständniss mit ihm aus Italien vertreiben und wenn es Childebert auch nicht gelang, auch seinen Vetter, den König von Burgund zur Hilfeleistung zu vermögen"), so liess er doch im Jahre 585 abermals eine neue Armee nach Italien abgehen, die von einzelnen Herzogen geführt wurde. Die Franken erlitten aber eine grosse Niederlage: eine grosse Anzal ward gefangen, die Anderen kamen in der bedrängtesten Lage wieder heim. Es war eine Niederlage, einer ähnlichen man sich, wie Paul Diac. berichtet, seit langer Zeit nicht zu erinnern vermochte. Autharis suchte den Anschein, als wollte er einen Frieden schliessen ; aber es war ihm damit nicht Ernst, sondern er suchte vielmehr den König mit vergeblichen Unterhandlungen hinzuhalten, denn Childebert hatte abermals frische Truppen 589 aufgeboten, die dem Kampfe gegen die Langobarden eine bessere Wendung geben sollten. Daraul machten die Langobarden abermals Anerbieten, z. B. wollten sie, wenn es not thue, den Franken gegen alle Feinde Hilfe leisten und jährlich einen bestimmten Tribut zalen, falls nur Childebert von ihrer Bekämpfung abstünde®5). Auf das hin war Childebert geneigt zu pactieren und er holte Guntrams, Königs von Burgund, Rat ein. Dieser riet denn auf einen Frieden einzugehen und so geschah es, dass Childebert, bevor noch das Heer in Italien einbrach, Befehl erhielt, heimzukehren. Aber die Langobarden scheinen in die Schule der doppelzüngigen Franken der Gothenzeit gegangen zu sein : Sie erfüllten auf keine Weise ihr gegebenes Versprechen. Wieder gehen neue G es and schafton von Childebert an Mauritius. Bei einer solchen Gesandschaft befand sich u. a. auch Grippo, welcher, als seine Co liegen gegen alles Völker- 63) Gregor IX. c. 25: Igitur Childebertus rex cum petentibus Langobardis sororem suam regi eorum esse coningem acceptis muneribus promisisset ; advenientibus Gothorum legatis ipsam, eo quod gentem illam ad fidem Catholicam conversam fuisse cognosceret, repromisit : ac legationem ad Imperatorem direxit, ut quod prius non fecerat, nunc contra Langobardorum gentem debellans, cum eius consilio, eos ab Italia removeret. Nihilominus et exercitum suum ad regionem ipsam capessendam direxit. Commotis ducibus cum exercitu illuc abeuntibus, confligunt pariter: sed nostris valde caesis, multi prostrati, nonnulli capti, plurimi etiam per fugam lapsi, vix in patriam redierunt; tantaque ibi fuit strages de Francorum exercitu, ut olim similis non recolatur. 6I) Greg. IX. c. 20. 65) Greg. IX. c. 26. Interea Child. exercitum commovet et in Ita’i am ad debellandam Lango- bardorum gentem, cum eisdem pergere parat. Sed Langobardi his auditis legatos cum muneribus mittunt, dicentes: Sit amicitia inter nos et non pereamus, ac dissolva mus certum ditioni Tuae tributum. Ac ubicunque necessarium contra inimicos fuerit, ferre auxilium non pigebit. Haec Childebertus audiens, ad Gunthramum regem legatos dirigit, qui ea quae ab his offerebatur, in eius auribus intimarent. Sed ille non abvius de hac conniventia, consilium ad confirmandam pacem praebuit, Childebertus vero iussit exercitum in loco residere, misitque legatos ad Langobardos, ut si quae promisserat, confirmarent, exercitum reverteret ad propria : sed minime est impletum. recht von Carthagern ermordet wurden, freilich diesen Vorfall als einen casus belli erklärte. Der Statthalter von Africa suchte die Sache beizulegen und bei dem bald darauf erfolgten Vor trage Grippös beim Kaiser gab dieser, um das Bündniss mit dem Frankenkönigo zu erhalten, die weiteste Genügt huung GC). In diesem Vortrage wurde auch das gleichzeitige Vorgehen beider Aliirte 11 besprochen. So schien es denn, als ob wirklich einmal ein von jedem Misstrauen und jeder Missgunst freies Bündniss geschlossen worden sei. Man versprach sich von dem nächsten Feldzuge des Jahres 590 einen grossen Erfolg. 20 Herzoge, nach Diaconus 22 °7), führten die fränkischen Truppen. Besonders ragten Audovald und Wintrio hervor. Aber schon in Franken selbst überliess sich das zuchtlose Heer Plünderungen und Grausamkeiten, die nicht einmal in Feindesland zu rechtfertigen gewesen wären. Der rechte Flügel des Heeres zog über die Seealpenpässe gegen den Ticino und auf Mailand zu, der linke über den St. Gotthard nach Chiavenna in Veuetien, Autharis aber schloss sich in dem festen Pavia ein. Nun sollten die gemeinsamen Kriegsoperationen der Franken und Griechen in’s Werk gesetzt werden. Z u diesem Zwecke erschienen kaiserliche Gesandte im fränkischen Lager und erklärten, ein kaiserliches Heer sei zur Unterstützung in der Nähe und in 3 Tagen wolle man sich verbünden, um einen gemeinsamen Angriff zu unternehmen. Die Frist lief aber um und es kam zu keiner Vereinigung der Streitkräfte ; auch Romanus, der Exarch von Ravenna, der gleichzeitig die Langobarden im Rücken hätte angreifen sollen, war nicht zu sehen. So vergiengen drei Monate in Untätigkeit, ohne dass etwas geschehen wäre; dafür aber hatte das ungesunde Klima in manchen Teilen, die ungewöhnliche Witterung und die schlechte Verpflegung die fränkischen Reihen fürchterlich gelichtet69). Zu einer Zeit, da Romanus den Franken einen gemeinschaftlichen Angriff auf Pavia vorschlug, hatte Childebert bereits einen lOmonatlichen Waffenstillstand mit den Langobarden abgeschlossen, wornach einige Grenzorte in Rhätien in fränkischen Händen verblieben. Die Bevölkerung liess er sogleich Treue schwören und schleppte viele Gefangene und grosse Leute mit sich fort. Der Exarch Romanus beklagte sich bei Childerich teils über diesen voreilig geschlossenen Waffenstillstand, teils darüber, dass die Franken, wo sie selbst als Verbündete auftrateu, Mord und Brand zurückliessen. Die Zeit des Waffenstillstandes suchte indessen Autharis dazu zu benützen, um einen definitiven Frieden zu erlangen, durch welchen er wenigstens Franken beruhige. So sandte er noch im Laufe des Jahres eine Gesandschaft an König Guntram von Burgund und liess ihm erklären, man möge, den Eiden der Vorfahren getreu, ihnen nur Frieden gewähren, wogegen sie, die Langobarden, gegen jeden Feind beistehen würden. Schliesslich bat Autharis um Guntrams Vermittlung bei Childebert6V). Der friedfertige Guntram schickte “) Uebor dio Teilname Grippös an dieser Gesandschaft, sowie über die näheren Details der oben geschilderten Ereignisse siehe Gregor X. c. 2. ,i7) Paul Diac. 111. c. 25—80. Derselbe schöpft meist aus Gregorius Tnrononsis. 6S) Gregor. X. c. 8: Per tres menses Italiam pervagantes cum nihil proficerent, neque se de inimicis ulcisci possent, eo quod se in locis communissent, firmissimis, neque regem capere, de quo ultio fieret, qui se infra Ticinenses munierat muros, infirmatus aerum intemperantia exercitus, ac fame attritus, redire ad propria destinavit, subdens etiam illud, acceptis sacramentis, Regis ditionibus, quod pater eius prius habuerat, de quibus locis et captivos et alias abduxere praedas. Et sic regredientes ita fame conficiebantur, ut prius et arma et vestimenta ad coemendum victum demerent.................... (S. nach Paul. Diac. III. 80. und 2 Briefe ep. 89 dos cxarchen ap. Du Chesne). **) Gregor. X. c. 8.: Langobardorum rex legationem ad Guntehramum Regem cum huiuscemodi verbis direxit : Nos, piissime rex, subjecti atque fideles vobis, gentique vestrae, sicut patribus vestris, fuimus et esse desideramus. Nunc autem disiatile a persecutione nostra, et sit pax nobis et concordia ut, ubi necessarium fuerit, contra inimicos auxilium praebeamus, ut vestra scilicet nostraquo gente salvata, ac nos pacificos cognoscentes, torreantur magis adversarii, qui in circuitu obstrepunt de ami- die Gesandten an Childebert und sprach selbst warm für den Frieden. Indess dies geschah, langten andere Gesandte an und meldeten, Autharis sei gestorben, der Todesfall berühre aber durchaus nicht die begonnenen Unterhandlungen und Agilulf, sein Nachfolger — er wurde als solcher 591 gewält, weil die im ganzen Volke geliebte Theodelinde ihn zum Mann erkor — hege dieselben friedlichen Gesinnungen. Eovinus, Herzog von Trient, brachte als Gesandter Agilulfs endlich einen Frieden zum Abschluss, über dessen nähere Bestimmungen uns aber nichts Näheres erhalten ist. Wie derselbe auch immer gelautet haben mag, soviel lässt sich erwarten, dass er beiden Seiten gleich angenehm und billig sein muste. Den Langobarden wurde ihre missliche Lago, in der sie sich zwei Feinden gegenüber befanden, erleichtert; den Franken konnte die Erhaltung der langobardischen Herrschaft politisch nur zum Nutzen gereichen, denn jezt nahmen die Verhältnisse in Italien einen ähnlichen Verlauf, wie zur Zeit der Gothenkriege. Nur die Herrschaft war gewechselt. Wie der kaiserliche Hof früher die Gothen, so muste er jezt die Langobarden suchen vom italischen Boden zu vertreiben, wenn der Jahrhundert lang andauernde Wunsch einer Wiederherstellung des Kaisertums in Italien ausgeführt werden sollte. So sehen wir Childebert jezt eine ähnliche Stellung einnehm on gegenüber Mauritius, wie ehemals Theudebert gegenüber Justinian. Auf nichts durften die Franken von nun an mehr achten, als auf eine Einschränkung der kaiserlichen Macht blos auf den Osten : das Kaisertum in Italien hätte das geteilte Frankenreich, sobald es dessen Nachbar geworden wäre, erdrückt. Die Byzantiner nicht zum Besitze Italiens kommen zu lassen, daneben die Langobarden durch eine zweideutige Freundschaft stets in Athem zu erhalten, da» muste die Loosung sein für das fernere Verhalten der fränkischen Politik. Freilich, so hätte es sein sollen ; allein es kam anders. Nicht genug, dass die Franken ihre Pläne auf die Eroberung von einzelnen italischen Gebieten aufgeben musten : auch die Schiedsrichterrolle, die sie in den Kämpfen der Gothen, der Langobarden und der Byzantiner innehielten und um deren Gunst diese und jene Partei sich gleich gern bewarb, muste ihren Händen entgleiten : die inneren Angelegenheiten, der Hader, die Feindseligkeiten am Hofe und im Staate, Familienzwistigkeiten lähmten die Hände der fränkischen Könige, deren Vorfahren, der heilige Chlodwig, aus kleinen Anfängen unter den gesummten Völkern seiner Zeit eine glorreiche Stellung sich errungen und den Grund legte zu einem Reiche, das rasch aufgeblüht, auch schnell seinen Untergang gefunden hätte, wenn nicht in der lezten Zeit ein kraftvolles Geschlecht, das der Pipiniden, das königliche Scepter, das den Händen der geschwächten Merovinger entglitt, selbst für sich in Anspruch genommen hätte. Diese inneren Angelegenheiten gaben den Franken soviel zu schaffen, dass bis zu Pipins Zeiten keiner der fränkischen Könige in die italienischen Händel sich mischte. Mit Childeberts leztem Zuge scliliesst sich für dio Franken das italische Theater, auf dem sie bald mit den Byzantinern, bald gegen dieselben ihre Rollen getauscht. Sie blieben dem classischen Boden Europas fern, wo so oft die Geschicke unseres Erdteiles sind entschieden worden und wo sie so oft eine hervorragende, einflussreiche Rollo gespielt hatten. Mit diesem lezten Zuge Childeberts ist die gestellte Frage erschöpft : der Friede zwischen Childebert und Agilulf 691 ist der Grenzstein, über den hinaus die Merovingerkeine irgend welche nennenswerte Beziehungen mit Bysanz unterhielten. Marburg, im Juni 1873. Citi», quam de nostra discordia gratulentur. Pacifice haec Gunthrnmus rex verba suscepit, miaitque óoi ad nepotem suum, Childebertum regem. Schulnackrichten. I. Personalstand des Lehrkörpers für die obligaten und bedingt obligaten Fächer. a) Definitiv Angestellte: 1. Herr JosefEssl, k. k. Direktor und Bezirksschulinspektor, lehrte die Mathematik in der I. und V. Klasse. 2. „ Josef Nawratil, k. k. Professor, lehrte die Naturgeschichte in der I. II. V. Klasse, die Physik in der HI. und IV. Klasse. 3. „ Jos ef Jo n a s ch, k. k. Professor, lehrte das geometrische Zeichnen in der II. III. IV. Klasse, die darstellende Geometrie in der V. Klasse, die deutsche Sprache in der III. Klasse und das Schönschreiben in der I. und II. Klasse. 4. „ Ferdinand Schnabl, k. k. Professor, lehrte die Geometrie in der I. Klasse, das Freihandzeichnen in der II. III. IV. und V. Klasse. 5. „ An t o n Fr. Reibe n s c huh, k. k. Professor, Dr. der Philosophie, lehrte die Chemie in der IV. und V. Klasse, die Mathematik in der II. III. und IV. Klasse. 6. „ Franz Fasching, k. k. Professor, lehrte Geographie und Geschichte in der III. IV. und V. Klasse, die slovenische Sprache in der I. II. III. und IV. Klasse. 7. „ Hugo Th. Hörak, k. k. Professor, lehrte die deutsche Sprache in der I. II. IV. und V. Klasse, Geographie und Geschichte in der I. und II. Klasse. 8. „ Franz Brelich, Weltpriester der f. b. Lavanter Diözese, k. k. wirklicher Religionslehrer, lehrte die Religion in der I. II. III. und IV. Klasse. b) Supplenten: 9. Herr Rudolf Reichel, k. k. Gymnasial-Professor, Bezirkskorrespondent des historischen Vereines für Steiermark, lehrte die englische Sprache in der V. Klasse. 10. „ J. Kassler, supplirender Lehrer, lehrte die französische Sprache in der I. II. III. IV. und V. Klasse. 11. „ Rudolf Mar kl, Turn wart des Marburger Turnvereines, leitete den Turn- unterricht in allen Klassen. Schuldiener : Anton H e r n e th. Aschgan Johann. Beranek Theodor. Costa Hermann. Daniek Siegfried. Dettelbach Ferdinand. Dimböck Franz. Dubsky Ferdinand. Dworschak Jakob. Eglesfurthner Emil. Faschmann Heinrich. Feicbter Franz. Feldbacber Franz. Ferenczy Karl. Fuhrmann Kaji. Gassner Johann. Gradvohl Gesa. Hanl Theodor. Hauptmann Alois. Hierlaender Otlunar. Hob August. Hob Eduard. Jauk Johann. Beranek Julius. Costa Leo. Ertler Josef. Forster Adolf. Frokm Alois. Gatsch Franz. Goedl Johann. Grossauer Juliui. Grösslinger Ignaz, Hiitner «tulius. Jonas Eduard. Kadlik Josef. Billerbeek Oscar. Biščan Wilhelm. Fauland Alois. Godotz Franz. Gregl Alois. Heill Johann. Jugg Alois. K immerer Paul. Kastelic Karl. M. Schüler. I. Klasse. Jaeger Engelbert. Kausche Franz. Kadlik Eugen. Kieslingor Itobert. Kitt Johann. Korb Alois. Kožer Alois. Krainzj Franz. Rrammer Franz. Krenner Eduard. Kugler Simon. Lesclmik Jokanji. Leyrer Johann. Liebezeit Karl. Mahoritsch Karl. M,ayer Josef. Meschko Franz. Newerly Ignaz. Nougebauer Max. Pülzl Leopold. Rathey Jakob. Reicher Karl. II. Klasse. Kanzian Franz. Krauss Rudolf. Lecb Adolf. Maresch Johann. Menhardt Alois. Nager Andreas. Nougebauer Ferdinand. Otto Josef. Plammer Franz. Potrz Ernst. Maxi Rupert. Sernz Franz. III. Klasse. Manhart Josef, Marko Moriz. Äarko Robert. Mayer Constantin. Merio Ludwig. Petritsdì Georg. Philippeck Viktor. Reichenberg Josef. Rickar Viktor, Reseli Josef. Roch Karl. Rottner Ludwig. Scheuermann Otto. Schmidt Edmund. Schneider Rudolf. Schwentner Karl. Simchen Hugo. Skribe Franz. Staudinger Franz. Strauss Franz. Tiefenbacher Josef. Tietz Wilhelm. Tschecli Ferdinand. Tscherwek Ludwig. Vollgrubcr Josef. Viher Simon. Wennig Adolf. Wermuth Josef. Wisiak Alois. Wressnig Michael. (66) Staudinger Johann. Straschill Franz. Suppanz Andreas. Thurn Max. Unger Anton. Worhouschek Alois. Weingerl Friedrich. Weingerl Hermann. Woingraber Ilugo. Wolf Franz. Zeilhofer Josef. Zigrossor Hugo. (36) Riesch Friedrich. Scharf Felix. Sebathi Johann. Špirk Franz. Trojnko Johann. Verona Roman. Windisck Anton. Witzmauu Johann. IV. Klasse. Baumann Johann. Fichtmüller Josef, v. Giraldi Karl. Gruber Johann. Härtner Alois Heill Ignaz. Baumann Anton. Bobay Georg. Faisztl Franz. v. Gautsch Gustav. Gavriloviö Milos. Globočnik Johann, v. Hofmann Anton. Kein Friedrich. Kož er Josef. Kurnik Josef. Nikolič Vladimir. Schmidt Karl. Sonns Kupert. V. Klasse. Krenn August. Küster Ferdinand. Magner Rudolf. Neuhauser Oskar. Perko Anton. Remm Ernst. Schleyer Julius. Thomich Emanuel. Toplak Franz. Zigrosser Viktor. Zotzeck Ferdinand. Schleyer Leopold. Tischina Franz. Vollgruber Alois. Wennig Emil. Zinnauer Hermann. (19) III. liclirplan. I. Klasse. Klassenvorstand : Ferdinand Schnabl. Religion. 2 Stunden. I. Semester : Die christkatholische Glaubenslehre mit den Heilswahrheiten auf der Grundlage des apostolischen Symbolums, die Gnade, die Gnadenmittel. II. Semester: Die christkatholische Sittenlehre. Brelich. Deutsche Sprache. 3 Stunden : Wiederhohlung der gesammten Formenlehre ; Uebersicht der Satzformen in Musterbeispielen aus dem Lesebuche von Neumann. Sprech-, Lese- und Schreibübungen; letztere vorherrschend orthografischer und grammatischer Art. Beschreibungen und Erzählungen sowohl mündlich als auch schriftlich. Memoriren kurzer Gedichte und Prosastücke. Alle 8 Tage eine Hausarbeit, alle 14 Tage eine Schularbeit. Horak. Slovenische Sprache. Bedingt obligat. 2 Stunden : Aussprache, Wechsel der Laute, Tonzeichen, Schreibung. Lehre von den regelmässigen Formen der flexiblen Redetheile. Sprech- und Schreibübungen. Alle 8 Tage eine Hausarbeit, alle 14 Tage eine Schularbeit. Fasching. Französische Sprache. Bedingt obligat. 5 Stunden : I. Theil der regelmässigen Formenlehre nach Plötz’s Elementarbuch §. 1—51. Aneignung eines entsprechenden Wörter- und Phrasen-Vorrathes. Hebungen im Dictandoschreiben und im Hebersetzen leichter Sätze. Kassler. Geographie. 3 Stunden: Fundamentalsätze des geographischen Wissens, soweit dieselben zum Verständnisse der Karten unentbehrlich sind und in sinnlich-anschaulicher Weise erörtert werden können. Beschreibung der Erdoberfläche in ihrer natürlichen Beschaffenheit und den allgemeinen Scheidungen nach Völkern und Staaten auf Grundlage steter Handhabung der Karte. Horak, Mathematik. 3 Stunden : Decadisches Zahlensystem. Die Grundrechnungen mit unbenannten und einnamig benannten Zahlen, ohne und mit Deci-malbrüchen. Grundzüge der Theilbarkeit, grösstes gemeinschaftliches Mass, kleinstes gemeinschaftliches Vielfaches. Gemeine Brüche ; Verwandlung derselben in Dezimalbrüche und umgekehrt; Rechnen mit periodischen Dezimalbrüchen. Rechnen mit mclirnamig benannten Zahlen. Essl. Naturgeschichte. 3 Stunden : Anschauungsunterricht in der Naturgeschichte. I. Semester : Wirbelthiere. II. Semester : Wirbellose Thiere. Nawratil. Geometrie. 6 Stunden : Geometrische Anschauungslehre, Gebilde der Ebene, (Linien, Winkel, Dreieck, Vieleck, Kreis und Ellipse), Combinationen dieser Figuren ; das geometrische Ornament. Elemente der Geometrie im Raume; Zeichnen nach Draht-, Holz- und Gypsmodellen. Schnabl. Turnen. 2 Stunden : Erste Elementarübungen, Ordnungs-, Frei- und Geräth-übungen. Mar kl. Schönschreiben. 2 Stunden : Hebungen nach Vorlagen in der deutschen Current- und der englischen Schrift. Jo na sch. 11. Klasse. Klassenvorstand : Hugo Th. Hora k. Religion. 2 Stunden. I. Semester: Die Principe und Mittel der besonderen äusseren Gottesverehrung in ihrer angebornen Nothwendigkeit und naturgemässen sinnvollen Entwicklung, die kirchlichen Personen, Orte, Geräthe. II. Semester : Die kirchlichen Handlungen als erweckende heilvolle Träger des gläubigen katholischen Lebens. Br elicli. Deutsche Sprache. 3 Stunden : Vervollständigung der Formenlehre, Lehre vom einfachen und erweiterten Satze. Mündliche und schriftliche Reproduktion und Umarbeitung grösserer abgeschlossener Stücke aus Neumann’s Lesebuche. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. H o r a k. Slovenische Sprache. Bedingt obligat. 2 Stunden : Gcsammte Formenlehre, ergänzt durch die vollständige Kenntniss der anomalen Formen. Die zum Verständnisse einfacher Lesestücke erforderlichen Sätze aus der Syntax. Zahlreiche Hebungen in vollständigen Sätzen. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Fasching. Französische Sprache. Bedingt obligat. 4 Stunden : Schluss der regelmässigen Formenlehre. Einige unregelmässige Verben. Alle 8 Tage eine Hartsarbeit, alle 14 Tage eine Schularbeit. Kassler. Geographie und Geschichte. 4 Stunden. 2 Stunden: Spezielle Geographie Asieu’s und Afrika’s ; detaillirte Beschreibung der Terrainverhältnisse und der Stromgebiete Europa’s, an oftmalige Anschauung und rationelle Besprechung der Schul- und Wandkarten anknüpfend; Geographie des westlichen und südlichen Europa’s. 2 Stunden : Hebersicht der Geschichte des Alterthums. H o r a k. Mathematik. 3 Stunden : Das Wichtigste aus der Hass- und Gewichtskunde, aus dem Geld- und Münzwesen, mit besonderer Berücksichtigung des französichen Systems. Mass-, Gewichts- und Münzreduktion. Lehre von den Verhältnisen und Proportionen, letztere mit möglichstem Festhalten des Charakters einer Schlussrechnung; Kettensatz, Prozent-und einfache Zins-, Diskont- und Terminrechnung, Theilregel, Durchschnitts- und Alligationsrechnung. Dr. Reibenschuh. Naturgeschichte. 3 Stunden : Anschauungsunterricht in der Naturgeschichte. I. Semester: Mineralogie. II. Semester : Botanik. Nawratil. Geometrie. 3 Stunden : Planimetrie. Von den Winkeln. Congruenz und Aehnlichkeit der Dreiecke. Anwendung auf Distanz- und Höhenmessen. Berechnung des Flächeninhaltes. Hebungen mit dem Zirkel und dem Reisszeuge. J o n a s c h. Freihandzeichnen. 4 Stunden : Fortgesetztes Zeichnen der geometrischen Figuren mit freier Hand. Das Flachornament in Contouren mit Stift und Feder ausgeführt, nach gleicher Grösse, wobei strenge auf korrektes Contouriren gesehen wird. Schnabl. Turnen. 2 Stunden : Ordnungs-, Frei- und Geräthübungen. Mark 1. Schönschreiben. 1 Stunde : Weitere Ausbildung der Handschrift mit besonderer Rücksicht auf die Schnellschrift. Jo nasch. III. Klasse. Klassenvorstand : Franz Fasching. Religion. 2 Stunden : I. Semester : Die Geschichte der im Paradiese beginnenden göttlichen Offenbarungen, Vcrlieissungen und Heilsanstalten des alten Bundes mit den nothwendigsten apologetischen Erläuterungen. II. Semester: Die göttliche Offenbarung in ihrer Vollendung und Erfüllung in Jesu Christo, dem Stifter des neuen Bundes und die Apostelgeschichte. Brelich. Deutsche Sprache. 3 Stunden : Lehre vom zusammengesetzten Satze, Arten der Nebensätze, Verkürzungen derselben, die Periode ; systematische Belehrung über Rechtschreibung und Zeichensetzung ; Aufsätze verschiedener Art, zum Theile sich anschliessend an den Unterricht in der Geschichte, der Geographie und den Naturwissenschaften. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. J o n a s c h. Slovenische Sprache. Bedingt obligat. 2 Stunden : Systematische Wiederholung der gesammten Formenlehre, Casuslehre. Fortgesetzte Hebungen. Leichte prosaische und poetische Lektüre. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Fasching. Französische Sprache. Bedingt obligat. 4 Stunden : Cursorische Wiederholung des früheren Lehrstoffes. Die unregelmässigen Verben. Alle 14 Tage eine Haus- und eine Schularbeit. Kassler. Geographie und Geschichte. 4 Stunden. 2 Stunden : Spezielle Geographie des nördlichen und östlichen Europa, namentlich Deutschlands. 2 Stunden: Uebersicht der Geschichte des Mittelalters mit besonderer Hervorhebung der vaterländischen Momente. Fasching. Mathematik. 3 Stunden: Fortgesetzte Hebungen im Rechnen mit besonderen Zahlen. Wiederhohlung und Erweiterung des bisherigen Lehrstoffes. Zusammengesetzte Verhältnisse mit Anwendung auf im Geschäftsleben vorkommende Aufgaben. Einübung der vier Grundoperationen in allgemeinen Zahlen mit ein- und mehrgliedrigen Ausdrücken, soweit dieselben zur Begründung der Lehre vom Potenziren und vom Ausziehen der zweiten und dritten Wurzel nöthig sind, Erhebung auf die zweite und dritte Potenz, Ausziehen der zweiten und dritten Wurzel aus besonderen Zahlen ohne und mit Abkürzung. Dr. Eeibenschuh. Physik. 4 Stunden: Allgemeine Eigenschaften der Körper, Wärme, Statik und Dynanik fester, tropfbarer und ausdehnsamer Körper. N a w r a t i 1. Geometrie. 3 Stunden: Wiederhohlung der Planimetrie. Anwendung auf Fälle aus der technischen Praxis. Stereometrie. — Construktives Zeichnen nach H e i s s i g. J o n a s c h. Freihandzeichnen. 4 Stunden: Fortsetzung des Ornamentes in Contour im gleichen und veränderten Massstab. Elemente des menschlichen Kopfes. Schnabl. Turnen. 2 Stunden: Ordnungs-, Frei- und Geräthübungen. Mar kl. IV. Klasse. Klassenvorstand: Dr. A. Bei ben schuh. Religion. 2 Stunden: Die Geschichte der katholischen Kirche. Brelich. Deutsche Sprache. 3 Stunden: Zusammenfassender Abschluss des gesummten grammatischen Unterrichtes. Zusammenstellung von Wortfamilien mit Rücksicht auf Vieldeutigkeit und Verwandtschaft der Wörter. Das Wichtigste aus der Metrik und Prosodik. Aufsätze mit Berücksichtigung jener Formen, welche im bürgerlichen Leben am häufigsten nöthig sind. Benützung des Lesestoffes zur Kenutniss der antiken und germanischen Sagendichtung. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Hora k. Slovenische Sprache. Bedingt obligat. 2 Stunden: Modus- und Tempuslehre. Kenntniss der wichtigsten Ableitungen und Zusammensetzungen von Wörtern. Fortgesetzte Hebungen. Prosaische und poetische Lektüre. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Fasching. Französische Sprache. Bedingt obligat.. 3 Stunden: Nach Magnin-Dillmann’s praktischem Lehrgang zur Erlernung der französischen Sprache von 1—52. — Schluss der regelmässigen Formenlehre und die unregelmässigen Verben. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Kassler. Geographie und Geschichte. 4 Stunden. 2 Stunden: Spezielle Geographie des Vaterlandes. Umriss der Verfassungslehre. Geographie Amerikas und Australiens. 2 Stunden : Uebersicht, der Geschichte der Neuzeit mit umständlicherer Behandlung der vaterländischen Geschichte. F a s c h i n g. Mathematik. 4 Stunden : Ergänzende und erweiternde Wiederhohlung des gesummten arithmethischen Lehrstoffes der Unterrealschule ; wissenschaftlich durchgeführte Lehre von den vier ersten Grundoperationen mit allgemeinen Zahlen, grösstes gemeinschaftliches Mass und kleinstes gemeinschaftliches Vielfaches ; Lehre von den gemeinen Brüchen. Gleichungen des ersten Grades mit einer oder zwei Unbekannten, nebst Anwendung auf praktische Aufgaben. Dr. Rei ben sch uh. Geometrie. 3 Stunden : Anwendung der vier algebraischen Grundoperationen zur Lösung von Aufgaben der Planimetrie und Stereometrie. Theoretisch-konstruktive Uebungen im Zeichnen ebener Curven. Einleitung in die darstellende Geometrie. Orthogonale Projektion des Punktes und der Linie. Jonas ch. Physik. 2 Stunden: Experimentalphysik. Schall, Licht, Magnetismus, Elektrizität. N a w r a t i 1. Chemie, 3 Stunden : Uebersicht der wichtigsten Grundstoffe und ihrer Verbindungen, mit besonderer Berücksichtigung ihres natürlichen Vorkommens, jedoch ohne tieferes Eingehen in die Theorie und ohne ausführliche Behandlung der Reaktionen. Dr. Reiben sch uh. Freihandzeichnen. 4 Stunden : Fortgesetzter Unterricht des Ornamentes nach Vorlagen mit Schatten und Licht, sowie fortgesetztes Zeichnen des menschlichen Kopfes in Contour. Schnabl. Turnen. 2 Stunden: Ordnungs-, Frei- und Geräthübungen. Mar kl. V. Klasse. Klassenvorstand : Josef Jonase h. Deutsche Sprache. 3 Stunden : Lektüre von Uebersetzungen aus der klassischen Literatur der Griechen und Römer; Lektüre einer Auswahl aus leichteren Werken der mittelhochdeutschen Periode (deren Lesung im Urtexte einer gedrängten Uebersicht der Laut- und Flexionslehre des Mittelhochdeutschen bedarf); Ueberblick über die deutsche Literatur von ihren ersten Anfängen bis zum Schlüsse des XIV. Jahr-hundertes. Erläuterung des Wesens, der Formen und Arten der Poesie, sowie der vorzüglichsten prosaischen Darstellungsformen, auf Grund der Lektüre; Eecitirübungen und Aufsätze über Gelesenes und Gehörtes. Hora k. Englische Sprache. Bedingt obligat. 3 Stunden : Lese- und Betonungslehre. Regelmässige Formenlehre. Die zum Verständnisse einfacher Lesestücke erforderlichen Sätze aus der Syntax. Lektüre erzählender und beschreibender Prosa. Reichel. Französische Sprache. Bedingt obligat. 3 Stunden: Nach Magnin-Dillmann’s praktischem Lehrgang zur Erlernung der französichen Sprache von 1—52. Schluss der regelmässigen Formenlehre und die unregelmässigen Verben. Uebersicht der hauptsächlichsten französischen »Schriftsteller des VII., VIII. und IX. Jahrhundertes nebst ihren gediegensten Werken, Kassler. Geographie und Geschichte. 3 Stunden: Pragmatische Geschichte des Alterthums mit steter Berücksichtigung der hiemit im Zusammenhänge stehenden geographischen Daten. Fasching. Mathematik. 6 Stunden. 3 Stunden : Zusammenfassende Wiederholung des bisherigen Lehrstoffes aus der nllgem. Arithmetik; Gleichungen des ersten Grades mit mehr als zwei Unbekannten. Diophantische Gleichungen. Die Zahlensysteme überhaupt, und das dekadische insbesondere; Theorie der Theilbarkeit ; Lehre von den Dczimalbrtichen, Potenzen und Wurzelgrössen ; Bedeutung der imaginären und komplexen Zahlen, die 4 Grundoperationen mit denselben ; Lehre von den Verhältnissen und Proportionen. Quadratische Gleichungen mit einer und zwei Unbekannten. — 3. Stunden : Planimetrie in ihrem vollen Umfange, vom streng wissenschaftlichen Standpunkte behandelt ; zahlreiche Ue-bungen im Lösen von Constructionsaufgaben mit Hilfe der geometrischen Analysis. Essl. Darstellende Geometrie. 3 Stunden: Orthogonale Projektion des Punktes und der Linie. Die Lehre von der Eirene. Projektionen von Körpern, die durch Ebenen begränzt sind; Schnitte von Körpern mit Ebenen ; gegenseitige Durchschnitte der Körper ; krumme Linien und deren Beziehung zu geraden Linien und Ebenen. J o n a s c h. Naturgeschichte. 3 Stunden : Anatomisch-physiologische Grundbegriffe des Thierreiches mit besonderer Rücksicht auf die höheren Tliiere; Systematik der Thiere mit genauerem Eingehen in die niederen Tliiere. Na w r a t i 1. Chemie. 3 Stunden: Gesetze der chemischen Verbindungen. Atome, Moleküle, Aequivalente, Werthigkeit der Atome, Typen, Bedeutung der chemischen Symbole und Formeln. Metalloide, Metalle der Alkalien, alkalische Erden und Erden. Dr. Reibenschuh. Freihandzeichnen. 4 Stunden: Fortgesetzter Unterricht im Ornamenten- und Figuren-Zeichnen in Licht und Schatten, mit Stift, Kreide und Feder, in gleichem und verändertem Massstabe. Die Knochenlehre des menschlichen Körpers gieng voraus. Beginn des Zeichnens nach Modellen (Flach-Relief). S c h n a b 1. Turnen, 2 Stunden : Ordnungs-, Frei- und Geräthiibungen. M a r k 1. Anmerkung. Der Unterricht im Gesänge wurde in zwei Abtheilungen zu je zwei Stunden wöchentlich an 72 Schüler vom Herrn Professor Josef Jo nasch ertheilt. Den Unterricht in der Stenographie leitete Herr Professor Hugo Th. II or a k und betheiligten sich in zwei Stunden wöchentlich 27 Schüler daran. IV. Themen zu deutschen Aufsätzen. V. Klasse, a) Schularbeiten. 1. Wol denen, die des Wissens Gut nicht mit dem Herzen zalen. (Schiller.) 2. Solons und Lykurgs Gesetzgebung. (Eine hist. Parallele.) 3. Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht, Vor dem freien Menschen erzittre nicht, (Schiller.) 4. Trau, schau, wem! 5. Die Nibelungcnsage. (Eine Inhaltsangabe.) 6. Geringes ist die Wiege des Grossen. 7. „Iphigenia auf Tauris“ von Euripides. Inhaltsangabe. 8. Beschreibung eines Gewitters. (In Briefform.) 9. Die nordische Sigurdsage. Inhaltsangabe unter steter Vergleichung mit der Nibelungensage. b) Hausarbeiten. 1. In den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling, Still, auf gerettetem Boot, treibt in den Hafen der Greis. (Schiller.) 3. Der Rheinstrom in geogr, und gesch. Beziehung. (Schilderung.) 3. Ein Markttag in einer grösseren Handelsstadt. (Schilderung.) 4. Welchen Einfluss nimmt die Küstenentwicklung auf die Geschichte eines Landes ? 5. Welche Be- rechtigung hat das Sprichwort „Morgenstunde hat Gold im Munde?“ 6. Warum ist es gut, dass uns die Zukunft unbekannt ist? 7. Die Folgen der Perserkriege. (Eine hist. Excursion.) 8. Heber die verschiedenartige Bedeutung des Glockengeläutes. 9. Die Gottesurteile. 10. Wie kündigt sich der Anbruch des Frühlings im Thierreiche an? 11. Nulla dies sine linea. 12. Ode an Pompejus Grosphus. (Horatius II. 16. Hebers, von W. Binder. In Prosa zu übertragen.) 13. Welche Gefühle erweckt in uns der Anblick verfallener Burgen? 14. Böse Tat hat böse Folgen. (Erzälung.) 15. Inwiefern dürfen wir aus dem Aeussern auf das Innere des Menschen schliessen? V. Lehrbücher. I. Klasse. Religion. Dr. Leinkauf, Glaubens- und Sittenlehre. Deutsche Sprache. Karl Schiller, deutsche Grammatik für Mittelschulen. — Neumann und Gehlen, deutsches Lesebuch für die I. Klasse des Gymnasiums. Slovenische Sprache. Anton Janežič, slovenisches Sprach- und Hebungsbuch zum Schul- und Privatunterrichte. Französische Sprache. Dr. Carl Plötz, Elementarbuch der französ. Sprache. Geographie. Klun, Leitfaden für den geograph. Unterricht an Mittelschulen. Arithmetik. Dr. Franz Močnik, Lehr- und Hebungsbuch der Arithmetik für Unterrealschulen. Naturgeschichte. Pokorny, Naturgesch. des Thierreiches für Unterrealschulen. Geometrie. Dr. Franz Močnik, Anfangsgründe der Geometrie in Verbindung mit dem Zeichnen für Unterrealschulen. II. Klasse. Religion. M. Terklau, Kultus der katholischen Kirche. Deutsche Sprache. Ileyse, Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Sprache. Slovenische Sprache. A. Janežič, slovenisches Sprach- und Uebungsbuch. Französische Sprache. Dr. Carl Plötz, Elementarbuch der französ. Sprache. Geographie. Klun, Leitfaden für den geograph. Unterricht an Mittelschulen. Geschichte. Weiter, Lehrbuch der Weltgeschichte, Auszug. Arithmetik. Dr. Fr. Močnik, Lehr- und Uebungsbuch der Arithmetik für Unterrealschulen. Naturgeschichte. Pokorny, Naturgesch. des Pflanzenreiches für Unterrealschulen. Geometrie. Dr. Fr. Močnik, Anfangsgründe der Geometrie für Unterreal-schuleu, Heisaig, Zirkelzeichnen, III. Klasse. Religion. Dr. Wappler, Geschichte der OfFcnbarung. Deutsche Sprache. Bauer, Grundziige der neuhochdeutschen Grammatik. Neumann und Gehlen, deutsches Lesebuch, II. Band, I. Theil. Slovenischc Sprache. A. Janežič, slovenisehes Sprach- und Uebungsbuch. Französische Sprache. Dr. Carl Plötz, Schul gram matik der französ. Sprache. Geographie. Klun, Leitfaden für den geograph. Unterricht an Mittelschulen. Geschichte. Weiter, Lehrbuch der Weltgeschichte, Auszug. Arithmetik. Dr. Fr. Močnik, Lehr- und Uebungsbuch der Arithmetik für Unterrealschulen. Physik. Dr. Netolißka, Leitfaden für den ersten Unterricht in der Physik. Geometrie. Dr. Fr. Močnik, Anfangsgründe der Geometrie. Heissig, Zirkelzeichnen. IV. Klasse. Religion. Dr. Wappler, Kirchengeschichte. Deutsche Sprache. Bauer, Grundzüge der neu hochdeutschen Grammatik. Neumann und Gehlen, deutsches Lesebuch, IV. Band. Slovenische Sprache. A. Janežič, slovenisehes Sprach- und Uebungsbuch. Französische Sprache. Magnin-Dillmann, praktischer Lehrgang zur Erlernung der französichen Sprache. Geographie. Klun, Leitfaden für den geograph. Unterricht an Mittelschulen. Geschichte. Weiter, Lehrbuch der Weltgeschichte, Auszug. Mathematik. Dr. Fr. Močnik, Lehrbuch der Arithmetik für Untergymnasien, II. Theil. Physik. Dr. Netolißka, Leitfaden für den ersten Unterricht in der Physik. Chemie. Quadrat und Badai, Elemente der Chemie für Unterrealschulen. Geometrie. Schnedar, Grundziige der darstellenden Geometrie. Ileissig, Zirkelzeichnen. V. Klasse. Deutsche Sprache. Vernaleken, Lehrbuch der Literatur, I. Band. Französische Sprache. Magnin-Dillmann, praktischer Lehrgang zur Erlernung der französischen Sprache, II. Abtheilung. Englische Sprache. Degenhardt, naturgemässer Lehrgang u. s. w. Degenhardt, erstes englisches Lesebuch. Geographie und Geschichte. Pütz, Lehrbuch der Weltgeschichte, I. Theil. Mathematik. Frischauf, Lehrbuch der allgem. Arithmetik für Mittelschulen. Dr. Močnik, Lehrbuch der Geometrie für Obergymnasien. Darstellende Geometrie. Schnedar, Grundziige der darstellenden Geometrie. Naturgeschichte. Giebel, Lehrbuch der Zoologie. Chemie. Quadrat, Lehrbuch der Chemie für Oberrealschulen. VI. L v ii r m i 11 « 1. A. Lehrerbibliothek. Gustos : Josef Jonase li. a) Ankauf. 1) P. Heissig, Zeichnen geometrischer Körper im Raume. 2) Der Welthandel, 4. Jahrgang. 3) Chr. Gricb, cugl.-dcutsches Wörterbuch. 4) E. Belim, geogr. Jahrbuch 3. u. 4. Band. 5) J. Traun, Schmetterlinge 1. Band s. Atlas. 6) Dr. H. Suhle, Psychnometertafein. 7) Bevölkerung von Steiermark. 8) Brehm, Thierlehen 3 Bände. 9) Härtner, Geodäsie. 10) Wiesendanger, vergleichende Schulgrammatik der deutschen und französ. Sprache. 11) Fr. Diez, ctymolog. Wörterbuch der roman. Sprache. 12) L. Comi, Lehrbuch der Stenographie. 13) Šubic, Lehrbuch der Physik 2 Bünde. 14) Steinhäuser, Geographie von Oesterreich und Ungarn. 15) Herders Werke, 40 Bände. 16) Palleske, Schillers Loben. 17) Deutsche Classiker des Mittelalters (Pfoiffer-Bechstein), 13 Bände. 18) Gocdeke, deutsche Dichter des 16. Jahrb. 6 Bände. 19) Goedcko deutsche Dichter des 17. Jahrb. 4 Bände. 20) G. Büchmann, geflügelte Worte. 21) II. Wuttke, Geschichte der Schrift, 1. Band. 22) Gervinus, Geschichte der deutschen Dichtung, 3 Bände. 23) K. Bartsch, der Nibelungen Not. 24) Kluge, Geschichte der deutschen Nationalliteratur. 25) Raumer, Geschichte der germanischen Philologie. 26) Werner, Hahn lda. Lieder germ. Göttersage. 27) W. Scherer, zur Geschichte der deutschen Sprache. 28) K. Miillcnhof, deutsche Alterthumskunde. 29) Dr. Brlicke, die physiolog. Grundlagen der neuhoch deutschen Verskunst. 30) Th. Vernaleken, orthographisches Wörterbuch. 31) Benecke, französische Aussprache. 32) Mommson, römische Geschichte, 4 Bände. 33) Liebold, Beiträge zur Parthcuogcnesis der Antropoden. 34) Lorenz, deutsche Geschichte im 13. und 14. Jalirli. 1. und 2. Band. 35) Weber, allgem. Weltgeschichte 1. und 2- Band. 36) Schrey Raimund, Bausteine lit. Album. 37) Voltaire, Oeuvres completa, 8 Bände. 38) J. J. Rousseau Emil —. 39) B. Schmitz, Franz. Synonymik. 40) Herrig, La Franco littéraire. 41) Dr. J. Ennemoser Reise von Mainz nach New-Orleans, 3 Expl. 42) J. Schaefer, Genusregeln der französischen Substantive. 43) Fehling, Handwörterbuch der reinen und angewandten Chemie. 44) E. Fleischer, Titrirmcthode als selbstständige, quantitative Analyse. 45) Wühler und Fittig R., Grundriss der Chemie. 46) Birnbaum, Dr. Löthrolirbuch. 47) Weber R., Atomgewichtstabellen. 48) Dr. Elsners chemisch-technische Mittheilungen. 49) Knapp Dr. F., Lehrbuch der ehem. Technologie. 50) Wagner, Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie. 51) Ladenburg A., Entwicklungsgeschichte der Chemie. 52. Dr. E. Willigk, Lehrbuch der Chemie für Volksschulen. b) Geschenke für die Lehrerbibliothek. Vom Herrn E. Ferlinz: 1) Ueber die WeizcnverwUstcrin, von Dr. Nawicki. 2) Die Grundlagen des Vogelschutzes von Frauenfeld. Vom Herrn Siebeneichor, k. k. Oberlieutenant : 3) Vega, Vorlesung über Mathematik, 2. Theil. Vom hohen Unterrichtsministerium: 4—7) Berichte der Gewerbekammer in Wien 1871, Brody 1870 und Laibach 1870. Commercio di Trieste 1871. Vom hochw. bischöfl. Ordinariat in Marburg : 8) Personalstand des Bisthums Lavant, 1871, 1872, 1873. Vom Herrn A. Holder, Buchhändler in Wien: 9) Muth, mittelhochdeutsches Lesebuch, Tcirich Schulrechcnhuch. Vom Herrn Puff, k. k. Hauptmann: 10) Landò ,r. gierungsblätter vom Jahre 1858. 11) Organisationsstatut der k. k. Armee. 12) Gi setz über die Heeresergänzung. Vom Herrn k. k. Landcsschulinspektor J. Šolar: 13) Deutsches Lesebuch für die 1. Classe an Gymnasien und Realschulen. 14) Deutsch-slovenisehes Wörterbuch von J. Šolar. Vom hohen k. k. Unterrichtsministerium : 15) Jahresbericht pro 1872- 16) Navigazione Austro-Ungarica all’ Estero nel 1870. B. SchUlerbibliothek. Custos : Josef Jonase li. a) Anschaffungen. 1) Fr. Otto, Neuere deutsche Geschichten. 2) Fr. Otto, Aus dem Tabakscollegium. 3) Campe, Robinson Krusoe. 4) K. Müller, das Buch der Pflanzenwelt. 5) Wagner, Spielbuch für Knaben. 6) F. Hofmann, Münchhausen. 7) Wagner, Entdeckungsreisen in der Wohnstube. 8) Welt der Jugend. 9) Otto, Märchenbuch. 10) Franklinexpedition. 11) Kane, Nordpolfahrer. 12) Mahl, seltsame Geschichten. 13) Aimardi, Prairieblume. 14) Kahl, Völker Europas. 15) Hofmann, Gefahren der Wildnis. 16) Nipponfahrer. 17) Grimm, 1001 Nacht für die Jugend. 18) Grimm, 1001 Tag für die Jugend. 19) Jugendalbum. 20) Stell, Helden Griechenlands. 21) Stell, Helden Roms. 22) Livingstone, der Missionär. 23) Herchenbach, Erzählungen, 10 Bändchen. 24) Klasing, das Buch der Sammlungen. 25) Klasing, die deutschen Vögel. 20) Vernaleken, Kinder- und Hausmärchen. 27) Mannantel, Bélisaire. 28) Chateaubriand, René. 29) Grangier les lers élements de la littórature frangaise. 30) Grube, geographische Charakterbilder, 3 Bände. b) Geschenke von den Schülern der Anstalt. I. Klasse. Dirnböck: 1) Gul-liviers Reisen. Hanl: 2) Berühmte Oestorreicher, 2 Erzählungen von F. Hofmann. Fasch-mann: 3) Chimani, „Aus dem Leben guter Menschen“. II. Klasse. Plammer: 4) Springor’s „Schillcr’s Jugend“. 5) Laudien, „Marschall Vorwärts“. Jonas Eduard : 6) Schillers Jugendjahre. Forster Adolf: 7) Glorreiche Zeit. Frohm : 8) Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde, 3 Bände. Wer-houschek : 9) Hauff, „Lichtenstein“. Neugebauer : 10) Zedlitz, „Turturell“. Eitler: 11) 1 Bändchen Erzählungen von Hoffmann. Gatsch : 12) Sckiller’s „Wilhelm Teil“. III. Klasse. Marko: 13) Wagner’s Entdeckungsreisen in der Heimat. Phillipek ; 14) 1 Jahrgang „Biene“. Reichenberg : 15) „Der weisse Häuptling“. Godotz : 16) Gefahren der Wildnis. IV. Klasse. Härtner: 17) Hoffmann, Erzählungen für die Jugend, 2 Bände. Zigrosser : 18) Märchenbuch von Hackländer. Valenäag : 19) Campa, Robinson d. j. V. Klasse. Schleyer Julius: 20) Becker, Erzählungen aus der alten Welt, 1 Bd. Vom Herrn Eduard Ferlinz: 21) „Aus der Fremde“, 1 Band. 22) Bill’s Botanik. 23) Illustrirte Dorfzeitung. C. Physik. Custos: Josef Essl. 1) Aneroidbarometer mit Postament. 2) Fernrohr in Etui. 3) Sammellinse in Fassung. 4) Sacharometer. 5) Alkoholometer. 6) Aräometer für leichtere Flüssigkeiten als Wasser. 7) Aräometer für schwerere Flüssigkeiten als Wasser. 8) Wasserwage. 9) Mostwage (Klosterneuburger). 10) Galaktometer. 11) Feldstecher. 12) Linsen, 6 Sorten mit Postament. 13. Ampers Gestell mit Stromwechsler und 5 Figuren. 14) Galvanoplastischer Apparat. 15) Hydraulische Presse. 16) Fallmaschino. 17) Eine ganze Sammlung Schwerpunktsmodelle. 18) Telegraph von Morse mit Taster und Rolée, natürlicher Grösse. 19) Volta’s Säule, 20 Platten. 20) Soguer’s Rad. 21) Druckpumpe. 22) Säugpumpe. 23) Apparat um das Freiwerden der Wärme zu zeigen. 23) Papin’s Topf mit Sicherheitsventil und Manometer. 24) Wasserzersetzungsapparat. 25) Elfenbeinkugel mit Marmorplatte und Gradbogen. 26) Grove’s Element. 27) Cal-lau’s Element. 28) Dauiell’s Element. 29) Balancirfigur auf Postament. 30) Fall-recipient mit Stopfbüchse. 31) Recipient für den Quecksilberregen. 32) Recipient für’s Blasensprengen. 33) Turmalinzange. 34) Kaleidoskop. 35) Hygrometer nach Danieli. 36) Darmsaiten-Hygrometer. 37) Psychrometer nach August. 38) Winkelspiegel. 39) Tangentenboussole nach Gaugaiu. 40) Elektroskop nach Bennet. 41) Grösser Fuu-keninduktor nach Ruhmkorff. 42) Gcissler’sche Röhren, 4 Stück im Gestell. 43) Ther-mosäule, 16 Elemente. 44) Kniepresse mit Gewicht. 45) Elektrische Batterie, 6 Flaschen mit Trog. 46) Induktionsspule. 47) Despretz-Apparat. 48) Reflexionsapparat mit Halbkreis. 49) Polarisations-Projektions-Apparat mit Sonnenmikroskop. 50) Polarisations-Apparat. D. Chemie. Kustos : Dr. A. Reibenschuh. 1) Gasometer aus Kupferblech. 2) Untersetzer aus Zinkblech dazu. 3) Berze-li nuslampe sammt Träger und Drahtnetz. 4) Platintiegel, 13 Gramm schwer. 5) Platindraht, 272 Gramm schwer. 6) Dreifuss aus Eisen. 7) Mörser aus Eisen. 8) Achatreibschale sammt Pistill. 9) Pulverlöffel aus Horn, 2 Stücke. 10) Pulverlöffel aus Neusilber, 2 Stück. 11) Spateln, 2 aus Neusilber, 2 aus Eisen. 12) Thermometer, 2 Stück. 13) Exsikator. 14) Holzstative, 8 Stück. 15) Korke, Kautschukstopfen und Kautschukröhren. 16) Diverse Geräthe aus Porzellan und Glas : Reibschalen, Abdampf-schalen, Tiegel, Gasentbindungsflaschen, Glasstäbe, Vorstösse, Kochkolben, Kugelröhren, etc. 16) Die Präparatensammlung wurde ansehnlich vermehrt. Anmerkung. Die bedeutenderen Anschaffungen erfolgen nach Uebersiedluug in ■das neue Schulgebäude. — Eine eingehende Beschreibung des Laboratoriums wird der nächste Jahresbericht enthalten. E. Naturgeschichte. Kustos : Josef Nawratil. Die Sammlungen des naturhistorischen Kabinettes wurden im heurigen Schuljahre um nachstehendes vermehrt : a) Säugethiere: 3 Arten 3 Exemplare, b) Vögel: 80 Arten in 128 Exemplaren und 6 Arten in 12 Exemplaren Exoten, c) Amphibien: 12 Arten in 19 Exemplaren. d) Fische: 14 Arten in 32 Exemplaren, ausserdem eine Reihe von Entwickelungsstadien von Fischen und zwar in 3 Arten und 40 Exemplaren. — Sämmtliche Thiere wurden als Cadaver thcils durch Geschenke theils durch Ankauf oder Selbstsammeln erworben, vom Custos präparirt, aufgestellt und etiquettirt. — c) An wirbellosen Thiercn erhielt die Sammlung einen Zuwachs von 6 Arten in 20 Exemplaren, f) Dio Insektensammlung erhielt keinen Zuwachs, indem die Completiruug derselben aus Mangel an Raum erst für die nächsten Jahre festgesetzt wurde, g) An Präparaten wurde angeschafft : 1 Menschenskelett, 2 Säugethiere und Vogelskelette wurden im Kabinette angefertigt, h) Die Mineraliensammlung erhielt eine Vermehrung von 25 Arten in 30 Exemplaren und zwar sind darunter eine Schwefclkrystall- und Coele-stingruppe, ein werthvolles Geschenk des Freiherrn v. Goedel-Lannoi, Gesandt-schafta-Attache’s in Konstantinopel. Die sich bedeutend vermehrenden Objekte der zoologischen Sammlungen dürften in kurzer Zeit ein nicht unbedeutendes Materiale zur Bearbeitung wissenschaftlicher Beiträge zur Fauna Stciermarks für den Kustos abgeben. Leider war unter den misslichen Lokalverhältnissen im alten Schulgebäude der Abgang in den Sammlungen durch Insektenschaden u, s. w. trotz sorgfältigster Entgegenwirkung ein erheblicher. F. Zeichnen. Custos: Ferdinand Schnabl. 1) Devisen und Vignetten von Klimbsch, 8 Hefte. 2) Figurenschule (Grossformat) von Taubinger. 3) Figuren- und Ornamentenschule (Kleinformat) von Taubinger. 4) Ornamente aus der Blüthczeit italienischer Renaissance von Teirich, 2 Lieferungen. 5) Photographien von Handzeichnungen aller Meister, wie: Albrecht Dürer, Rafael Santi, P.P. Rubens, Rembrandt, Schmntzer, 100 Stück durch das österreichische Museum für Kunst und Industrie. 6) J. Scliröder’s Modelle für darstellende Geometrie, 20 Stück. 7) Zwei grosse Dreiecke für Tafelzeichnungen. 8) Chromolithographien von Streicher, 20 Stück. G. Geographie. Custos : Franz Fasching. Ankauf. 1) Stieler’s Handatlas, Lieferungen 1—12 und 11. 2) Mayr’s Alpenkarte. Geschenk. W. Haidinger : Geographische Gebersichtskarte der österreichischen Monarchie. H. Zeitschriften. Custos : Dr. A. Rei ben schuh. 1) Wiener Zeitung. 2) Chemisches Centralblatt. 3) Fresenius, Zeitschrift für angewandte Chemie. 4) H. Kolbe, Zeitschrift für Chemie. 5) Zarncke, literarisches Centralblatt. 6) Westermann, illustrirte Monat-.hefte. 7) Potermann, Mittheilungen. 8 Das Ausland. 9) Hofmann, Zeitschrift für Naturwissenschaften. 10) Poggendorf, Annalen für Physik und Chemie. 11) Dr. v. Liitzov, Zeitschrift für bildende Kunst. 12) Gewerbehalle. 13. Verordnungsblatt des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht. 14) Mittheilungen der k. k. Centralkommission für Erhaltung der Baudenkmale, Geschenk von Herrn k. k. Notar Hofrichter in Windischgraz. I. Uebersichtstabelle. sämmtlicher an der Anstalt vorhandenen Lehrmittel. L> T3 a W TI a cö -G o > 0 0 N .o LS •-= 2 L> ^2 Q N TI fl fl o E° A a, Xi cs| fco fl cö o Naturgeschichte <Ü «Ä a» TI TI 72 fl W 0 o o TI O s M Geographie «fl un I I « O fl rO O To TI M I 00 I Allen Freunden der Anstalt, welche die Lehrmittelsammlungen mit Spenden gütigst bedachten, sei hicinit der wärmste Dank ausgesprochen mit der Bitte, auch in Zukunft die junge Anstalt zu bedenken. Es sei liiemit der innigste Dank ausgesprochen dem Herrn Professor N awratil für seine rastlose Tliätigkeit bei Schaffung des naturhistorischen Museums, sowie dem Herrn Professor Jo nasch für seine ausdauernde Wirksamkeit hei Verwaltung der Schülerbibliothek und regelmässige Petlieilung der Studierenden mit Werken aus derselben. V IZ. € h r o ii 1 k. 1872. Am 28., 29. und 30. September fanden die Einschreibungen statt. Am 1. Oktober wurde das Schuljahr mit einem feierlichen Gottesdienste in der Domkirche eröffnet, die Uebcrprtifungen abgehalten und am 2. Oktober der Unterricht ordnungsmässig begonnen. Nebenbei wurden während der ganzen Woche die Aufnahmsprüfungen vollzogen. Am 8. Oktober wurde den Schülern das Disciplinargcsetz verkündet. Mit Erlass des hochl. k. k. Landesschulrathes vom 13. September 1872 Z. 5300 wurden als englische Sprachlchrbücher : „Naturgemässer Lehrgang zur Erlernung der englischen Sprache — Elementarkursus" und „Erstes englisches Lesebuch", beide von Dr. R. Degenliardt, für das Schuljahr 1872/3 als zum Gebrauche zulässig erklärt. Der Herr Minister für Kultus und Unterricht hat mit hohem Erlasse vom 24. September 1872, Z. 11030 den Supplenten am deutschen Staats-gymnasium in Brünn, Hugo Iiorak, zum wirklichen Lehrer an der k. k. Staatsoberrealschule in Marburg ernannt. Mit Erlass des hochl. k. k. Landesschulrathes vom 14. Oktober 1872, Z. 5764 wurde J. Kassler zum Supplenten für französische Sprache auf das Schuljahr 1872/3 bestellt. In Eolgc Erlasses des hochl. k. k. Landesschulrathes vom 8. November 1872, Z. 6276 übernahm der k. k. Gymnasial-Profcssor Rudolf Reichel den englischen Sprachunterricht an der hiesigen Oberrealschule für die Dauer des Schuljahres 1872/3. Der Erlass des hoch!, k. k. Landesschulrathes vom 14. Novcmb. 1872, Z. 5980 bestellt den k. k. Obcrrealschul-Professor Josef Jonasch zum Ge- sangslehrer an der Anstalt. Mit Erlass des hochl. k. k. Landesschulrathes vom 14. Novemb. 1872, Z. 5567 wurde der in der 1. Konferenz vom Lehrkörper gestellte Antrag, von den Schülern der Lehranstalt einen jährlichen Beitrag von Einen Gul- den ö. W. als Sclüilerbibliotheks-Beitrag einheben zu dürfen, mit dem Beisatze genehmiget, dass arme Schüler, insbesondere die von der Entrichtung des Schulgeldes befreiten, von dieser Beitragsleistung befreit bleiben. Dieser hochortigen Genehmigung zu Folge wurden sogleich die in einer Lehrerkonferenz gewählten Werke angeschafft. Der Erlass des lioclil. k. k. Landesschulrathes vom 28. Novemb. 1872, Z. 5625 bestellt Herrn Rudolf Markl zum Turnlehrer für das Jahr 1872/8. Der Herr Minister für Kultus und Unterricht hat mit hohem Erlasse vom 4. Dezember 1872, Z. 7042 die Disciplinarvorschriften für die k. k. Oberrealsehule in Marburg genehmiget und wurden dieselben den Schülern mit Beginne des Sommersemesters 1. J. publizirt. 1873. Mit Erlass des hochl. k. k. Landesschulrathes vom 20. Februar 1873, Z. 519 wurde dem k. k. Oberrealsehul-Professor Hugo Horak der Unterricht in der Stenographie übertragen und der Curs für die Schüler der obersten zwei Klassen vom 1. März 1. J. in zwei Stunden wöchentlich eröffnet. — Am 28. Februar wurde das I. Semester geschlossen. — Am 28. Februar begann das II. Semester. Der Herr Minister für Kultus und Unterricht hat mit hohem Erlasse vom 23. März 1873, Z. 2780 den Weltpriester Franz Brelich zum wirklichen Religionslelirer an der Staatsoberrealsehule in Marburg zu ernennen befunden. Dieser hohen Ernennung zu Folge schied der bisherige suppli-rende Religionslehrer Franz Janeschitz, Religonslehrer an der k. k. Lehrerbildungsanstalt, am 28. Mai 1. J. aus dem Verbände des Lehrkörpers der k. k. Oberrealschule, welchem er nahezu 3 Jahre angehört hatte. Die Anstalt verliert an ihm einen eifrigen, gewissenhaften und echt humanen Lehrer, der Lehrkörper einen äusserst taktvollen und liebenswürdigen Collegcn. Am 3. Juli besichtigten Se. kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Kronprinz Erzherzog Rudolf die Anstalt, wurden in der Hausflur vom Lehrkörper, dem Direktor an der Spitze, ehrfurchtsvollst empfangen. Der Direktor geleitete Se. kaiserliche Hoheit in das 1. Stockwerk und stellte daselbst die einzelnen Mitglieder des Lehrkörpers vor. Nachdem Se. kaiserliche Hoheit an jeden Professor einige Fragen huldvollst gerichtet, beglückten Hochdieselben die in einem Hörsaale versammelten Schüler durch freundliche Fragen an eine grosse Anzahl derselben und verlicssen, nachdem der Sängerchor in höchst gelungener Weise die Volkshymne gesungen, unter enthusiastischen Hochrufen der Realschuljugend sichtlich befriedigt die Anstalt. Dieser Tag wird Lehrern mul Schülern durch das ganze Leben hindurch unvergesslich bleiben. Der Erlass des hochl. k. k. Landesschulratlies vom 11. Juli 1873, Z. 2u37 normirt die Bewilligung von Wiederholungsprüfungen aus einzelnen Lehrgegenständen. Am 16. Oktober, 12. März und 9. Juli wurden die Schüler zur heil. Beichte und die darauf folgenden Tage zur hl. Communion geführt. Am 11. und 12. März wohnten die Schüler den österlichen Excrcitien bei. Vom 14. bis 21. Juli wurden die mündlichen und schriftlichen Versetzungsprüfungen abgehalten ; der 22., 23., 24. und 25. Juli war für die Klassifikation, und der 26. Juli für die Privatistenprüfungen bestimmt. Ein Zeugniss der I. Klasse mit Vorzug erhielten : ln der T. Klasse : Staudinger Franz, Kugler Simon, Pölzl Leopold, Rathey Jakob; in der II. Klasse : Men liardt Alois, Wolf Franz; in der III. Klasse : Jugg Alois; in der IV. Klasse: Gruber Johann, Zotzek Ferdinand; in der V. Klasse : Do bay Georg, Zinnauer Hermann. Das Schuljahr beginnt am 1. Oktober ; die Einschreibungen finden am 28., 29. und 30. September im neuen Realschulgebäude Vormittag von 9 bis 12 Uhr statt. Drei Schüler verliessen die Anstalt vor Schluss des Semesters. 8 g g a a J- IO Cl 4* CO »—• IO CO CT> O) —^ C5 4^. IO 00 CD o Ol IO 4* -'t 4* CO IO M -1 I I ! I H- IO CO Ol IO CO IO o IO 4*- Ol io I I I I I I IO IO CO IO * IO o 4* I I I I I I 4- CD I I K P OQ O weltlich geistlich r ® s1 1 7: 0 s SB Klasse zu Anfang Privatisten Abgang Am Schlüsse Vorzug 1. Klasse tti I OQ S a 3S II. Klasse III. Klasse kein Zcugniss erhielten Ueberpriifung machten x- Deutsche Slovcncn Serben Italiener Ornaten Ungarn katholisch gr. Orient. W o‘ 3 Israeliten Schulgeld zahlten Vom Schulgelde befreit I. Semester 11. Semester CO h- o m tfS- 'S« F| Stipendisten I Betrag der Stipendien ^ I in österr. Währ. An der Stenographie betheiligten sich Am Gesänge bot heiligten sich VIII. Statistik der ©berrealsehiile