M SS Sonntag den 3. Wal 1874. XI» Zahrgavg VI« ,«ar»mger «scheint jeden S°»nta,, Mittwoch und S-eit-g. Preise — sSr Marbnrg: gan,»ihrig S st..halbjihri, » fl., «ierteljihrig 1 fl.50k! sarSustell»», m» ?»«« monatlich 10 Ir. — mit Posloersendung: gan,iShr>g » fl., halbjährig « fl., »ierteliShrig Z sl. Znsertionlgebahr S le. pr. Seil«. Die «nd die Kirchtapolitik. Malburg, 2. Mai. Der gute alte Nath aus bcr guten alten Zeit der Kirche: „Wenn Ihr' waS durchstßtn tvollt, so haltet Euch an die Weiber" — ditser Rath wird auch iw jeKtgen Kampfe gegm den Staat mit einer Wirkung befolgt, daß sogar in Deutschland, also beim religiös-freiknnigsten und in allgemeiner Bildung am wettestkn vorgeschiit-tenem Volke die Abhängikteit der Frauen vom kirchlichen Einfluß beklagt werden muß. Die Lelbzeitung Bismarcks findet diese Abhängigkeit höchst bedenklich und warnt die lieben EhemÜlltter vor dem Einfluß der Frauen auf die Poliilk. Dürfte gar nichts oder nur wenig Helsen. so lange die Fronen nicht vou dieser Abhängigkeit erlöst und zu selbständigem Denkn Verbrechen — ah, Herr Assessor, da könnte einem wahrhaftig ängstlich zu Muthe werden." „Ihnen, Herr Sekretär?" mußte ich doch halb scherzend sragen. „Und Sie waren Offizier und haben die Feldzüge mitgebracht?" Aber er ant'vortete sehr ernsthaft: „Ja, jv, Hcrr Assessor, und kein Mensch hat mir jemals Furchtsamkeit Vorwersen können. Damals l Aber scheu Sie, das verdammte Sitzen hinter den Akten, nun schon ütier achtzehn Jahre lang, Jahr ein, Jahr auS. Tag sür Tag. vom frühen Morgen bis in den späten Abend, ah, daS kann einen ganz andern Menschen auS einem machen, daS ruinirt zuletzt den Besten. O, diese Akten l" Hatte der gute Mann nicht Recht? O, diese Akten l Ab(r er wurde doch nach und nach ivieder neugierig; am Plaudern war er schon. „Mich wundert nur'', suhr er sort, „wie daS juuge Mädchen, U'tlere Reisegesähklin, so allein mit dem alten Drachen gehen könnt'. — Ja, ja, die Leute hatten ivohl Recht, diescS alte Weib einen Drachen zu nennen l Ich möchte Nicht allein mit ihr se:n. Aber das Mädchen schien nichts weniger als Furqt vor thr zu haben. Da müs^eu son- eine Dettrudation dario, daß sie blas verwa! ttn solle«. Wie zu den Zeiten des sel. ,Olim"wiffkN sie noch immer Alles besser als ovdt« Sterbliche; sie düoten und dunkeln sich himmelhoch über drw gemeinen Bürger» und auch dem Volks-Berstande, und zitheu höchfteus ein huldvolles Gesicht, wenn ihnen diesrs Volt Alles bewilligt, was ihr schul-meisttrlichts Beliib-n tzerlt'Ngt, Steutrn, iShren-stellen uud Aneltenuuag. Da gibt es z. B. Fi-nanz-Miulfter. ivelche add!r,n und subtrahiren können, von den BtdürsnifskN der Staats-Vk-sellschost aber kein Jota verftehtn und sich dennoch in die Vrust werfen, als wären Solon und Pe-ritles Hilfsarbeiter in ihren Bureaux gewestn; da gibt es ferner Unterrichts-Minister, welche... Vorsitzender: ^Diese Deduktion führt uns ofstnbar zu weit. Hat noch ein Mitglied eine andere Ansicht über die Frage der Frage, oder, um mich eines gutgewählten Ausdruckes zu bedienen, über das FragezeichtU dt goldenen Ketten fesseln und immer überzeugen, tvell fle zugleich erwärmen und »rl'uchten. Dieje Gabe jigt Nicht in der Willkilr des Menschen, die Anlage zn derselben wird vielfach zerstört dukch die Juristerei, ganz besopders durch die Theologie. Der Mensch kann also niemals verantwortlich sein für diesen „Geist" oder Sspii», der eben 'v.eht, wo er will, und gerade nicht da, wo der Andere will. Der Fragesteller meint nach meiner Ansicht: Ist es eine Verpflichtung für die konstitutionellen Minister und die konstitutiouelltn Volksvertreter, „Geist" zu haben? Ist der „verantwortliche" Minister auch verantwortlich für den Esprit? Kanu ein Abgeordneter gesetztlich dazu verhalten derbare Verhältnisse vorliegen. Und zu tvem wollte sie eigentlich und sollte sie doch Nicht? Zu dem Alten nicht, sagte die Blödsinnige. Zu ivem dann? Und warum wurde die Person so wüthend dabei? Ah, Herr Aflesior, ich bin doch — ja, ich bin doch ueugicrig." „Gott sei Dankl- sagte ich. Er ging in dem Zimmer umher, um sich Alles anzusehen, nebenbei auch etwas zu horch,n. Dabei konnte er das Schwätzen nicht lassen. „Verzweifelt feste Thüren. Herr Assessor. Das alte Eichenholz ist hart wie Eisen geivorden, und so dick." „Dt, geistlichen Herren liebten das so, Herr Sekretär." „Ja, ja, aber man kann auch noch jetzt einen Menschen hinter diesen Thür-n verschließen." „Einen, Herr Sekretär, aber nicht zwei." „Auch zwei, auch zwei. Warum läßt mau uns hier so lange warten? Und dann — sehen sich der Herr Assessor einmal diese Fensterladen an. Ah» sie sind IN unseren Gerlchtsgesängnissen Nicht fester und dichter verschlossen." „Herr Sekretär, die Akten, die Akten l" „Und wie still isl es um unS her l Kein Laut lu dem ganzen Hause. Und es sind doch Menschen darin. Auch von unserer Re«segesäh>tin hört mau nichts mehr, und sie war doch wahr« werden, Esprit zu besitzen? Und wen« sie ihn nicht besitzen, solchen etwa zu nehmen, wo sie ihn finden? Die Frage so stellen, heißt sie be-antivorten. Wenn sein Mensch für den „Veist" verantwortlich sein kann, weil er wie das Schil-ler'sche „Glück" sich niederläßt, wo es ihm belieb», so kann auch der Mensch als verantwortlicher Minister* und unveranttvortlicher Abgeordneter für alles Andere verantwortlich gemacht werden, außer für den „Geist"; denn dieser spezifische „Geist" hat gar nichts zu schaffen mit dem Geiste einer konstitutionellen Regierung. Man kann sehr gut die richtige Mitte zwischen Exekutive und Volkvertretung inne halten, sehr gut den Geist einer Verfassung gegen die Tyrannen des Buchstaben schützen, in Bezu,, auf die staatliche Funktionirung ganz AnerktnnenS-werthes leisten, ohne von jenem „Geiste" auch nur einen Hauch verspürt zu haben. Im Gegkntheil, allzu viel Geist taugt gar nicht für Minister und Deputirte; er sesselt damit zu leicht, bringt von der Sache ab, macht dem Volke ein humoristisches F sür ein geschäftliches. sachliches U vor, besticht und mißregiert. Lord Patmerston hatte zu Englands Schaden zu viel „Geist" ; auch Fürst Bismarck arbeitet Viel zu stark in etwas plumpen Konfetti, und die französischen Deputtrten haben oft seh? viel durch ihk'N „Esprit" verdorbln. B'i der Stange bleitien, tüchtig atbeiten in den Kommissionen, im Hausk möttlichst wenig, dies aber zur Sache rede«, das ist die Kurdinairegel sür Minister und Par-laments'Mitglteder, mit einfacher Würde das vortragen, was sie zu sagen haben, muß ihre quintiliantsche Regel sein." Allt Geschichte des Hages In Oesterreich sollen nun betrügerische Uebertragungen des Vermögens namentlich an Ehegatten nicht mehr stattfinden. Der Zustizmi^ nister beauftragt die Over-StaatSanwaltschasien, durch Anwendung der bezüglichen Strasbestim-mnngen auf den öffentlich'n Rechtszustand ui>d auf die volkswirthschaftlichen Verhältniffe wohl-thätig einzuwirken, bis ein Eivitgesetz Aushilfe bringt. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Rußland hat nicht allein die deutschen Kolonisten zur Auswanderung nach Amerika getrieben — es wollen nun auch die Tataren, Griechen und Bulgaren im ^üd-n des Reiches lieber nach der Türkei ziehen, als fich dem Heereszwanze zu unterwerfen. Bedenk» haftig nicht auf den Mund gefallen. — Ah, Herr Assessor l" „Nun?" „Diese Todtenstille ist wirklich unheimlich. Wenn die beiden Weibsleute das arme Mädchen —l Die Alte tvae ein echter Drache, und die Junge war blödsinnig, und boshaft war sie dazu. Und boShaste Blödsinnige, Herr Assessor, Sie wissen es gewiß auch, sind die gefährlichsten Menjch'n, schrecken vor keinem Verbrechen zurück. Und den blödsinnigen Alten, der gar ein wirklicher Verrückter ist, kennen wlr noch nicht einmal. Und Thüren und Fenster des Hauses sind wie mit Eisen Veischlossen, und taS Haus liegt so allein, von aller menschlichen Gesellschast entsernt, so recht zum Verbrechen geeignet, und es wäre gewiß nicht das erste —" Er hielt plötzlich inne. „Herr Gott, waS war das?" rief er da^'n leiie. Er horchte gespannt. Ich hatte nichts gehört. „Was Huben Sie?" fragte ich ihn. „Hörten Sie uichtS?" „Nein." „Es war mir als wenn ich Stirnmen Hörle; ein tiefe Baßstimme war darunter." „Hat Ihre Einbildungskraft nicht Vielleicht mehr gehört, als ihr Ohl?" Er ivollte wie aatwolten, als auf einmal rasch, aber leise eine Thür geöffnet wurde. Er suhr erjchrockeu zuiück. lich vor Allem erscheint die Haltung der Krimtataren. Die Verhältnisse Frankreichs befinden sich in einer so stürmischen GLHrung, daß ein Losbruch der politisch-nationalen Leidenschaft zu befürchten ist. Die Regierungskreise in Berlin, von Allem genau unterrichtet, sind daranf gefaßt, daß dieses Ereigniß jeden Augenblick eintreten kann. Vermischte Stachrlchteu. (Die Erfindung des metrischen Systems.) Das natürliche Maß- und Ge-Wichtssystem ist keineswegs eine sranzösische, sondern eine altgriechische Eefindung. Die griechische Amphora 26 Liter), das Hohlmaß, war gleich einem Kubus über dem griechischen Fuße v.m 206). Das Talent, die Gewicht- und zugleich MünZiieit (letztere in Älber), hatte geuau die Schwere von 26 Liter oder einer Amphora Regenwasser. So hatte das damalige System vor dem heutigen noch den Vorzug, daß Geivichte und Münze» auf demselben Prinzipe beruhten und dieselben Namen trugen. (Zur Siegesfeier in der Schweiz.) Bekanntlich ist die Annahme der Lerfaffnngs-Re-vision in der Schtveiz von den freisinnigen Gemeinden mit Freudenfenern und Freudenfchüften b'grüßt worden. Dabei hat's nun manch lustigen Streich gkgeben. Die frommen Sarmensdörfler (im Aargau) waren im Besitze v»a „Katzevköpsen" (Pöllern), Von d^nen die benachbarten Fahrwanger vermutheten, daß sie selbe am 19. April, dem Abstlmmungstage, wohl werden brauchen tÜnne«. Sie wandten sich nun an die frommen „Katzen-kopf"-Besitzer, damit diese ihnen die Gesthützs zu einer angeblich am 20. in Fahrwangen zu feiernden Hochzeil leihen. Kaum ober waren die „Katzenköpfe" abgegangen, als die Frommen an einen möglichen „Mißbrauch" der „Katzenköpse" zu denken begannen; die nun eingkleiteten Verhandlungen blieben aber ohne Erfolg und a« IS. April knallten richtig die „Katz'nköpfe" ganz lustig nach Sarmensdorf hinüber, daß deu AroM' men die T„räntn der — Rührung nur so über die Backen liefen. Tags darauf wurden die .Katzenköpfe" mit tausend Dank zurückgebracht. — Die Gemeinden Tobel und Affeltrangen im Thurgau richteten am 19.' April einen gemeinsamen Holzhaufea her, mit der Verabredung, oeuo Ja siege, so zünden die Affeltranger, siege Nein, so zünden die Tobeler an. Äetzt haben ihn die Affeltranger angezündet. (Landwirthschast. Gegen die Das Zimmer hatte drei Thüren; die eine führte in die Halle, durch welche wir eingetreten waren; die beiden andern befanden sich einander gegenüber in den beiden Seitenmauern, und eine von ihnen, die links, öffnete fich. Eine äußere Ursache zum Erschrecke» hatte der Sekretär wohl nicht gehabt. Die alte Frau Langtet trat durch die Thüee ein, und sie sah nicht im Geringsten schrecklich oder furchtbor auS. Sie hatte stch umgekleidet; darum hatten wir wohl warten müssen. Sie hatte eitie weiße Haube auft;es-tzt, die ziemlich reinlich war. und ein anderes, ebenfalls altmodisch großgeblüwtes Kleid angezogen. Ihr Gesicht hatte ein Lächeln, das zugleich leidend uud gewinnend sein sollte, Sie sah nicht mehr boshaft auS, aber gemein, und das böse Weib glaubte man ihr nun erst recht anzusehen. Sie hatte die Thür hinter fich gemacht. „Wenn es den Herren jetzt gefällig wäre", sagte si'. Wir wollten ihr solgen. Sie bewegte sich aber nicht. „Ich hätte noch eine Bitte an die Herren." .Listen Sie hören." (Fortsetzung solgt. gtldmäus«.) In den Komitate« Oedenburg und Wieselburg waren die Feldmäuse zur Laud» plage geworden. Die Grunobefitztr einer Ge» meillde zogiu deshalb einrS TagtS mit Wasier-sässern auf die Felder. Dos iu die Löcher ge-schüttete Wall» trieb die Mäuse aas, und die gliehendtn wurden von Lentea erschlagen, die mit Lestn bewaffnet waren. (Bolt»sch « l t.) Die Volksschul-Lehrer Tirols ersuchen den Reichsraij, „derselbe möge auf baldige Regelung der Rechtsverhältnisse der Bsltsschule in Tirol hinwirken." (Sur Hebuug der Geflügelzucht.) In Wtea wird ein Verein zur Hebung der Ge-flilgeizucht gebildet. Marburger Berichte. (Erdbebe n.)) Am Dieustog Morgeus 3 Uhr fand in Tomilla bei Luttenberg ein Erdbeben statt; dasselbe begann mit einer »ellensür-«igen Bewegung des Bodens, welcher drei Stöße folgte«. (Spätfröste. Dle Berichte über die Fröste am Mittwoch und Donnerstag laute« aus alle« Tauen des Laades sehr betrübend. In dtn Weingärten sonuseitiger und mehr ebener Lage fi»d zwei Drittel, aus den Höhen ist die Hälste der Ernte verloren. Obstbäume, w«lche noch nicht abgeblüht, haben stark gelitte» — z^mal in weoig geschützter Lage. Die Nüsse und die Maulbeer-triebe sind gänzlich erfroren. Das Gktreid?, welches bereits Aehreu gezeigt, muß abgemüht werden. Beträchtlich ist auch der Schaden bti Frühkartoffeln, BohN'N, Wiesengras und Klee. Viele Ge» memden dürften um Eteutrnachlaß ersuch,». Schleinitz, Kötsch, Stoggen, Nußdorf, Kranichs-feld, Arauhtim werde« dieser Tage darüber br-rathen. (iZuttäuschte Gauner.) Das Rath-Haus zu Ehrenhausen steht am Maiktplatze und btfiudet stch la diesem Gebäude auch die Kaffe des Borschußvereins. Auf diese Kaffe hatten es kürzlich mehrere Strolche abgksehen, welche dieselbe stähle» «nd am Schloßberg erbrachen. Die Kiste euthltlt aber nur werthlose Grmeindeakten aus völlig vergangener Seit. (Eivbruch.) Beim Grundbesitzer Joseph Pichler in Skorba, Gerichtsbezirt Pettau. wurde zur Nachtzeit eingsbrochen. Die Gauner hobcn mit einem Baumstamme das Fenstergitter jener Stube aus, in w,icher stch die btsten Klrider, Wäsche n. dgl. besannen und stahlen, was mitgeschleppt werden konnte. Der Schaden wlrd auf 840 fl. berechnet. (Schadenfeuer.) Beim Grundbefitzer Joseph Hausner in Trenuenberg, Gerichtsbezirk Gonobitz. wurde kürzlich Fkuer gelegt; Keller, Stall uud Trockrnspeicher verbrannte» sammt allen Vorräthen und beläuft sich der Schaden aus Z000 fl. (Eingeworfene Fenster.) Au» Uuter-Kötsch wird uns berichtet, daß man dort beim Pfarrer die Fensttr mit Steinen eingeworfeu. Die Thäter sind noch unbekannt. (Vom Südbahnhof.) Ja Folge des geringeren Verkehrs hat »uu auch die Südbahn mit der „Reduzirung des Personals" begonnen und trifft diese Maßregel uameutlich die provisorisch Bediensteten. (Musterun g.) Feldmarschall-Lieuttnant Baron Kleudgen, Kommandant drr sechsten Trup-pendlvision, wird die Musterung tn Marburg, Eilli, Windlsch-Feistrltz uud Pettau vornehmen; die erste findet morgen statt. (Mitglied er konzert des S i n g-vererns.) Der Singverein, bemüht, d'N Ka-finomitgtied,ro. welche seinem mit persönliche«, und materiellen Opfern verbundenen Uniernehmen ihrt Uaterstützung angedeihen lassen, durch musikalische und dramatische Aufführungkn Uaterhaltung zu bieten und dadurch den gesellschaftlichen Verkehr anznregen und zu beleben, veranstaltet für Montag den 4. Mai die letzte die^ährige Mitglieder-Produktion, bei welcher in Folsie freundlichen Entgegenkommens des Herrn Ober-3aspektors Puchelt die Werkiiättenkapelle mitwirkt und D'let-anten die beiden Lustspiele ,Bnch S, Kapitel 1" und „Dir wie mir" zur Aufführung bringe». Letzte Most. Der Kriegsminister erklärt, daß der Voranschlag für K87s nm mehr als zwei Millionen uberschritten werden dürfte. An der belgischen Kammer ist der Kampf zwischen den Ultramontanen «nd ihren Gegnern neu entbrannt. In den Provinzen Tarragona, Aragon und Albaceta find die Karlisten von den Re gierungStruppen geschlagen worden. Wom Mchertisch. Die Pflichten und Rechte der Geschworuen. Von Dr. Leopold Adler. (Manz'sche Bachhandlung in Wien.) Seit 1. Jänner 1874 sind Oesterreich» Staatsbürger zum Gelchivornknamte berufen. Die Zeitungen habeu da» Schwurgericht zumeist nur vom politischen Standpunkte au» beleuchtet. E» kann Vicht Jedermann zugemutliet werden, die Straf-proz^hordnullg und die zu ihrer Erklärung dienende Literatur durchzustudieren, und doch sollen die ueutll Richter ktares Berständniß zur Au»übulig ihre» Amtes in den wichtigsten Strafrechtsfällen mitbringen. Um diesem wahrhaft dringendem Bedürfniß alizuhrlfen, ist obige Belehrung über t'ie Rechte und Pflichten der Geschwarnen nach der neuen Strasprozeß-Ordaung leicht faßlich dargestellt und herausgegeben worden. Wir können dieses Schriftchen bestens em. pfehlen — nicht blos Jenen, ivelche über Schulvig oder Nichtschuldig zu entscheiden haben, sondern Allen, die sich sür die öffentliche Rechtspslege intereffiren. Das Büchlein kostet b0 kr. und kanu durch die Buchhandlung des Herrn Friedrich Lehrer (Herrengasse in Marburg) bezogea iverden. Eingesandt Vogelschutz. Wie zu lrseu ist, beabsichtigt unsere Regierung zum Schutze der sür die Landivirthschast nützlichen Vögel mii allen europäischen Staaten Verträge abzuschließen. Jeder einsichtsvolle Mensch muß freudig und mit dem Wunsche des besten und nachhaltis^sten Erfolges dirse Absicht begrüßen; einmal ob dt» vorwiegenden Nutzen» dieser Tl)iere als Verltlger der unserem Wohlstände in ausgedehnteil Maße schädlichen Jnjekien, dann aber wegen de» lvoizl« thütigez Einflüsse», welchen die Schonung der Vögel aus unser durch iliren Gesang erhöhte» Vergnügen, auf die Annehmlichkeit der Gegend, auf Milderung der Rohhett Vieler Charaktere ausübt. Wer da» Thier schont, vergreist sich nicht am Menschen und dessen Eigentlium. Um aber diese sittlichen Grundsätze mehr in das Volk zu verpflanzen, sollten Kanzel, Schule und die vielen Thierschutzfiltalen mitwirken; Belehrung erreicht jeden Einzelnen eher und ver» hindert den Unfug wirksamer, als da» Gesetz. In Würtember,i, einem der obstreichsten Länder, macht man nicht nur Brutkästen sür die Staare; man ahmt die Nester anderer Vögel nach und befestis^t sie an geeignete voa Wind und Raubthieren gesicherte Stellen der Fruchtbäume. Dank den Schulen und Gemeinden kennt dort Groß und Klein den Nutzen der Vögel und achtet da» zu ihrem Schlitze bestehende Gesetz. Auch wir könoten es zu diesem Fortschritte bringen, ivenn 'vir wollten. Wir beützen seit 1868 ein bezügliches Gesetz, bei dessen Besolttung d'.e Klagen über Schaden durch Kohliveißlinge, Maikäfer und Engerlinge bald verstummen könnten; aber wir opsern lieber einen großen Theil uuseres schönen Obste» und Gemüse», als nn» zur Ab ivehr de» Schadens zu ermanne«. Wir spenden vielmehr da» Lob der Geschicklichkeit im Raub der Nester, statt diesen, wie jeden anderrn am öffentlichen Gute begangenen Frevel zu bestraseu. Nach einem Di»kurle, welcher kürzlich unsere Stadt mit Graz verglich, tr fft auch Marburg der Vorwurf massenhaften Vogelsange» und Ne-sterverivüstung. lvoran sich Mit gleichem Eifer Alt und Jung betheiligeu, uud dies ist die Ur» sache der unheimlichen StiUe unserer schönen Um» gebunfl, die zli unserem Ergötzen belebt s in könnte von Tausenden der lieblichen Sänger. Vereinigen sich einmal die vielen Mitglieder des ThierschutzvereincS zum gemeinsamen Vorgehen gegen diesen Vandalismus, trachien sie durch Wandervortrage den Leuten den großen Nutze« der Singvögel, da» Häßliche der VerfolgungSwnth tvarm an» Hcrz zu legen, der Erfolg wird ihr? Bemühungen reichlich lohnen. In Elkenntniß ihrer Wichtigkeit nennt mau die Thierschußvereilte eine j^lüthe der Aivilisanon, sie finl> es auÄ, wenn Ae blühen, denn der Gesühlslrieb zur Sorge sür den Schutz der nützlichen Thiere bekundet schon einen höheren Grad von Moralität, der. sern vom Ego»»muS, Mcn-schenwohl al» da» Höchste gilt. Vielleicht könnten tüchtige Land- uitd Forst-wirthe und Vogelfreunde, unterstützt durch die Belzörden und den edelgesinnten Theil der ve-völferung. eine Propagranda hiefür in» Lebe« rufen. Behördlich, Verordnungen sind ivolil vorhanden — >n den Archiven, nicht ta den Köpfen. Daher »verde» ivir diese» Ziel nicht erreichen, wenn neben d'M Staal»gesetze nicht auch unser RechilichkeitSsittn den Thicren ihre Rechte einräumt, und diese iviitend sichert. Die alte Welt gebot dnlch Gesetze Mtlde gegen die Ttzicre. Ueberlreter derselden wurden strtttg bestrasl. Wir ob r toben vandolisch, verbinden UN» glei^sum Mit unseren Feinden, den Raubthierep, zur Zerstörung der für unserei» Nutzen thäliljen Thiere, die wir lieben und pflegen sollten. Die Abstumpfung unsere» Gefühls ermöglichte ouch den Glauben an die Nützlichkeit und Nothwendjgkeit der roheu Unsitte, welche die Thorheit de» Eigennutze» in vermeintlicher Futter< ersparntß damit betreibt, daß sie dem Thiere halb, und ganze Ta,,e lang Vor der Schlachtung Nahrung und Trank entzieht zum Selbstbeirutj durch den Vcrlust an Fleisch und dessen Güte, so ivie zu unserem Nachlheil durch Lieferung nuS-gemergelten Fleische». Welche Ironie! Während wir die natür-lichkN Beschützer unserer Fluren ausrotten, erwarten ivir vom ^rost Schutz gegen die Insekten. Der Frost vernichtet niohl einen Theil derselben, aber auch einen Theil dcr Kultur. Bleitit abkr der Fksst au» und freuen wir unS de» milden Frühling», sti jnbeln mit uns auch die Jnsetien und hinterlassen uns schließlich alS Erinnerung ilzres Dasein» — trostlose Ernten. Uud doch liegt daS leichte Mitiel der Abwehr in unserer Hand; Ivir brauchen nur den Willen zu dessen AnivenSung und jedes folgende Jahr bringt unS reichlicheren Lohn dusür. VilUeicht ist nicht mehr fern die Zeit, wo Gleichgesinnte, durch diese Mißstände deivogen, in Verbindung treten zur Bcrathung der den Schun der Singvögel verbürgenden Maßregeln, um Mltzuivi'ken zur Förderung dieser aus daS aUgemeiiie, ivie aus daS Wohl jedes Einzelnen zielendcn Bestrebungen. Der sichtbare Nutzen dieser Thätigkeit erregt dann auch das Jliteresse der übrigen Lrvölkerung, das schöne Beispiel der Grazer findet Nachahmung, es entwickelt sich eia allgemein r Wetl'iser für den Schutz der Sing-oöget zum Segkn der Land- und Forstwirthschast, znr Veranne!imlichung unserer Ausflüge durch den Gesang der dankbaren Vögel, und zur Abnahme der Rohheit so Vieler, die nicht allein dkN Waldsänger, sondern mitunter auch den ln Wald und Flur Lustwandelnden mit Unsicherheit bedrohen. r. r. Rr. S20S Kundmachung. (411 Der Gemeiudcrath von Marburg hat in dlr Sitzung am 12. März 1874 dcn Beschluß gefaßt, daß die der Stadtgemeiale gehörige Realität sogenanntes Transporthaus sud Eons.-Nr. 209 ln der Kärntnergasse an Htrrn Wenzel Havliö t um den Preis von 14000 sl. österr. W. verkauft werden soll. In der Sitzung am 23. April 1874 wurde der, vorbehaltlich der gksetzlichen Genehmigung am 26. März 1874 ausgefertigte Kauf- und VtrkausS'Bertrog rückfichtllch der obigen Realität, welche daß GrnndbuchS-Nr. 183 aä Stadt Marburg führt, vom Gemeinderathe in ollen Punkten ^nehmigl. Da eS sich in diesem Falle um die Neräußtrung eineS Etammgutes der Stadtgemeinde handelt, so berufe ich im Sinne drS Ge-sktzrs vom 23. Dezember 1871 L.-G.-B. Nr. 2, Z. 78 sämmtliche wahlberechtigte Mitglieder der Gemeinde Marburg zu einer Versammlung aus den 9. Mai 1874, um darüber abzustimmen, sb der Gemeinderathe-Antrag zur höheren Genehmi» gung vorzulegen ist. Die Abstimmung wird in meiner AmtSkanzlei am Rathhause Hauptplatz Nr. 96 um 9 Uhr Vv'MittagS beginnen und um 12 Uhr M'ttagS geschlossen «erden, hat mündlich mit Ja und Nein zu geschehen und eS entscheidet die Stimmenmehrheit sämmtlicher Wahlberechtigten. Die Nichterscheinenden w rden als mit dem Gemriii-d.rathSantrage einverstanden angesehen. Marburg am 30. April 1874 _Der Bürgermeister: Dr. M. Reiser. Xf. 2V, Usi'bui'g. Warum keine Antwort erhalten? Warnm Photographie sich behalten? Warum Ihr Versprechen nicht halten? Warum sich so unwahr verhalten! Lüz^srsüi. »«iltsx itea 4. »»i 1874 4I»ei«l8 8 llkr im xrisseil Losioo-ii«»!« lil MtUU-Ssr-rroS-IrU«» 1. 2. Orokostsr^ivooll. 5. öuok S, vkpltöl I, l^ust8pi«I. 4. Orodvv^rpisos. b. Iw ^kläs, gssmisoktor (?l»vr voa lilsllävlstobu. 6. Zoloquiu'tstt. 7. 2ixsouiisr1sdsll, xomisvdtor Llior vov Lolmmkvv. 8. Orodvstvrxisvs. 9. Dir vis mir, 1«ustsxisl^_ _^^408 AbzulSfen: ein Tpezereiaeschäft auf sehr gut,m Posten und im besten ivetriebe. unter sehr günstigen Be« dingungen wegen Familienverhältnissen sogleich. Auskünste hierüber ertheilt Anton Hoinigg in Marburg, Havptplatz Nr. 80. Ebenso werden daselbst Berficherungen: I. Auf das Leben in verschiedenen Kombinationen bei der aegenseitigeu I^sdSvlvorslsIlsruuN'Lav^ in - II. Gegen Feuerschäden durch Brand, Blihschlag u. Explosion verursacht, an Wohn« und WirthschaftSge» bänden, Waarenlagern, Möbeln, Wäsche u. Kleider, Aecker- u. Wirthschaftsgeräthen, Vieh, Feld- u. Wiesen, srüchten, sowie Fabriken und Maschinen aller Lrt zu billigen sesten Prämien ohne jede Nachzahlung, bei der I.Üdsv1c»r ?«norvvr>1eiioruli»-So«sUse^»tt, kon-^essionirt sür die k. k. österr. Staaten, mit Domizil ln Ulsvi — endlich III. Gegen Hagelschäden aller vodenerzengniffe, alS: Wein, Keldfrttchte »c. zu billigen Prämien und kou Be»abluna d lanter Beza hlung der Schäden, bei der Ovitskr. 2»esIvvri1vv«ru2Ss>Ss»oU»vd»tt in — bereitwilligst angenommen und die diessälligen Auskünfte ertheilt._(408 2 neue FuhrwSgen, 1 Einspänner und 1 Zweispänner, sind billig zu Verkaufen. M. HeiK, (413 __Schmiedmeisterin, Postgasse Nr. 2S Marburg. Mrdurxvr üsooiliMdallk. vis zvoits orilvnUivIio l'lvnai'vvi'sammlung llof LfSitiMvilnvkmvr l!vr lilai'tiurgvi' tZvomptslianIc üvävt V'rvßtsx Aen IÄ. IVlai A Tllir im siseuvll IIau3s ävr ftlttrlkurKse ksvvinptskank, Ilauptplat^ Mr statt, V02u äis stimm dersedtigten I^itZlisäor äiese8 Lrsäitversins Iiöüiedst eingelK.äoll ^sräsQ. lZ^«x«Q>tiu»üv üor?»xv»orü»UQx: 1. Rorielit äes ^ussekusssg. 2. Leriolit äes Ksvisiovsoomites. 3. Auslosung voll oiu Vrittsl äer ^ussodussmitFlisäsr unä Lrsatü^alll. 4. >Vad1 äös Kvvisiovsvomites. ' 5. ^utiaß äss ^usseliussss veAsu VerstärIcuvA äes Rossrvokoväs. ^a.rdurx »m 1. 1874. l)«r ^u88ellu88 «les VreÄitvvreinij äer Usi'llurpivi' k8e«mptvb»»li. vtimmdoroodUet ia äor ?1su»rvsrs»rllmluvx äs» Vrsäitvsrvm» jväos Alitxlieä, voiokv» dsim Vgrsins mit äom Rstraxs von vovixstsll» L. bv0 »ooreäitirt ist. ^uristiseks ?or»ovsu uvä ?üsxsdsfod1ovo vsrtlsa äurod idrs sso»vtr1ioksn uaä »t»tut»ri-«oksQ Vsrtrstsr rsprässatirt; k'rausv lcöavSQ »ivk äuro!» Lsvollmäclitixts vertrotSQ »uot» vsvQ äisss iiiokt Mtxlie6or 6e» Orsäitversills sioä. (404 UInH»^>«IvrruSlvI» rülkVürtigt» Warltiisaalt des Hotels Stadt Wie». UsiRrt I>sss<>r't's berühmtes aillltom. Mllsellm. Erfreut durch den zahlreichen Zuspruch, der meinem Institute in den l^ten Tagen zu Theil wurde, erlaube ich mir, da» geehrte Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß dat Musenm auch noch diese Woche ge'ffnet bleibt und werden in dieser unbedingt letzten Woche drei vollständige Damentage statifinden. Dienstag 5. Mai ^von 8 Uhr Früh Mittwoed 6. „ I bis gegen Freitag 8. „ i Abend Herren haben an diesen drei Tagen ohne Ausnahme keinen'Zutritt. l^intrittSpreiS 20 kr.- 407 VVIa», Korbwiarea-Erzeuger und Wageiislechter in Zl?arliurg, Kärntnergasse Rr. L16, 40S empfiehlt einem ?. I'. Publikum sein gut assor-tirleS Lager von allen Gattungen r lt» e I» mi^ und ohne Dcckel, ordinäre zum Versenden, lvie auch bessere für Markteinkäuse. ferner alle Gattungen runde Wäschkörbe, viereckige Holzkörbe, auch sür Wäsche geeignet, Papierkörbe, Blumentische, Ständer sür einzelne Töpfe von Weidengeflecht, theilS ganz Rohr, Vogelbauer fammt Tischchen, Keusterampela und Postamente, dann alle Arten Damenkörbe, neu angekommen ; endlich amerikanische Kinderwagen, Gestell ganz von Eisen, wie auch Kinderkörbe mit und hne lAeftell. — Bestellungen werden schnellstens ausgeführt. Indem ich für daS seit neun Jahren mir geschenkte Vertrauen höflichst danke, bitte ich zugleich, m>r dasselbe auch noch fernerhin bewahren zu wollen. Hochachtungsvoll__VIiUn. vtreiis unter der Direktion des (337 (Zirou8-Dirslctvr 8r. lilk^sgtät 603 Lultaas. Heute Sonntag de» 3. Mai 2 glllße Vala-Vorj!tllllllge»l. Anfang der ersten Vorstellung um 4 Uhr Nachmittag, der zweiten um halb 8 Uhr AbendS. Almanzor, ungarisch« Race. Esel Rigolo. Die lnftigen Müller in Windsor. Morgen Montag den 4. Mai um halb 8 Uhr Abends große Gal^-Vorftellung mit ganz besonders neuem Programm. Zum Benefic der ausgezeichneten Schul und Strhend-Reiterin ?rl. Lu»»»»» ?krz^. Näheres die großen täglichen Anschlagzettel. HsrliiisMr 8tanl! ävi' Kvlövinlagan 8m 30. ^pril 1874: Os. W. 132 683„S1. Verloren (412 1 goldene Damenuhr von der Allerheiligengasse, Hauptplatz, Herrengasse biS zum Casä PichS. Der redliche Finder tvolle dieselbe gegen 5 fl. Belohnung 'M Lomptoir dieses BlatteS abgeben. Glilthug i« ProKe Gefertigter erlaubt sich dem?. 7'. Publikum höflichst bekannt zu giben, daß er daS Gasthaus fortführt und stets mit gutem G ötz'schen Märzen-Bier und Eigenbauwein wie mit schmackhaften Speisen die geehrten Gäste zu bedienen bemüht sein wird. Um zahlreichen Besnch bittet ^ 402) Jos. Selber ^un. RidaM»«, Di»< ii»t vnliß ««II >d»»i» >«»Ichch t» »«diiiz.