Nummer 52 Donnerstag den 30. Juni 1921 3.146.] Jahrgang Erscheint wöchentlich zweimal: Donnerstag und Sonntag früh. «christleitung und Verwaltung: Preiernova uUco Rr. 6. Telephon 81. — Ankündigungen «erden in der Senvaltmig gegen Berechnung billigster Gebühren entgegengenommen ve,»«»preise: Für da« Inland vierteljährig K halbjährig K 48.—, ganzjährig K SS.-. Für da« «u»land eMsprechende Erhöhung. - Einzelne Nummern I Krone (Franko pauschaliert.) Zentralismus. Mit der Gesetzwerdung der Verfassung wird im jugoslawischen Staate ein Prozeß anheben, der die übernommenen historischen Formen zerbröckeln und auf der durch den Weltkrieg geschaffenen Unter« läge ein neues StaatSwesen errichten wird. Die bis« herigen Provinzen und Länder werden in die Ver« gangenheit versinken und die gegenwärtigen Landes-Hauptstädte werden die wichtigeren Agenden an die Residenzstadt Beograd abgeben und sich in die ver' bleibenden Funktionen mit anderen, kleineren Provinz« städten teilen, denen sie sich angleichen werden. Jugo-slawien wird ein einheitlicher, zentralistisch eingerichteter Staat sein und uur eitlen Mittelpunkt haben: Beograd. Die neue Verfassung sieht die Zerlegung des Königreiches in BerwaltungSbereiche, sogenannte Oblasti, vor, für die man, um den Inhalt deS WorleS zu erfassen, vielleicht am besten die französische Bezeichnung Departement anwenden könnte. Im Deutschen Reiche ist bekanntlich das System des BundeSstaateS ausgeprägt, daS ungefähr dem Zu« stände entspricht, der nach dem Umstürze aus Grund »on Vereinbarungen im südslawischen Königreiche zuwege kam und der nach den Wünschen der kroa. tischen und slowenischen Autovomisten noch weiter hätte ausgebaut werden sollend ES läßt sich kaum in einer allgemein gültigen Formel sagen, welche« System den Bestand eine« Staate? und die Wohlfahrt eines Volkes wirksamer verbürgt, das zentralistische oder föderalistische. ES scheint, daß bei kleineren, homogeneren Völkern dem Zentralismus der Vorzug zu geben wäre, obwohl Z)ie Senfkörner. Ein buddhistisches Gleichnis. E» war einmal ein reicher Mann, dessen Gold sich plötzlich In Asch« verwandelte. Da legte er sich zu Bett und weigert« sich, Nahrung zu sich zu nehmen. Ein Freund, der hört«, daß «r krank sei, besucht« den reichen Mann und erfuhr die Ursache stink« Grame». Und der Freund sprach: „Du hast keinen guten Ge« brauch von deinem Reichtum geinacht. Al» du ihn aus» häuftest, war er nicht besser al» Asche. HSre nun meinen Rat. Breite Matten aus in dem Basar, häufe die Asch« darauf und gib dir den Anschein, al« Han-deltest du damit." Der reiche Mann tat, wie ihm sein Freund ge< sagt hatte, und al« sein« Nachbarn ihn fragten: „Wa-rum verkaufst du Asche?' sagt« et; „Ich bi«te meine Waren »um Verkauf aus." Nach einiger Zeit kam ein junge« Mädchen vor« bei, namens Kisa Gotami, ein« Waise und sehr arm. Al« st« des reichen Manne« im Basar anstchtig wurde, sprach st«: „Herr, warum häufst du Gold und Silber zum Verkauf auf?" Der reiche Mann sprach: „Willst du so gütig sein, mir da» Gold und Silber herzureichen ?* Und Kisa Gotami »ahm eine Handvoll Asche auf, und stehe da! sie »Krwantelte sich wlrder in Gold. Weil Kisa Gotami da» Auge geistiger Erkennt»!« besaß und den wirklichen Wert der Dinge erkannte, gab sie der reich« Mann feinem Sohn« zum Weibe und sprach: „Bei vielen ist Geld nicht besser al» Asche, aber bei Ki!« Gotami wird Asche zu reinem Golde." Der einzig« Sohn, den Kisa Gotami hatte, wurde krank und starb. Da trug sie das tote Kind in ihrem t sich auch für die gegenteilige Behauptung manche Momente anführen ließen. ES kommt vor allem dar« auf an, ob die straffe Vereinheitlichung eines Staats-gebildeS zweckmäßig oder durchführbar ist. WaS der französischen Revolution aus? gründlichste gelungen Ist, die Austeilung Frankreichs in Departements, das ist dem Deutschen Reiche weder im glorreichen Ausstieg von 1871 noch im schmachvollen Zusammen« bruche von 1918 möglich gewesen. ES existiert auch heute in politischem Sinne noch kein deutsches Volk, ja nicht einmal deutsche Stämme, sondern in historisch verkrustete LandeSgrenzen eingekeilte Staatsbürger des deutschen ReichSverbandeS, Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberger, Hessen usw. ES ist zwecklos, solche oder ähnliche Beispiele und Vergleiche heranzuziehen, um theoretisch den eigenen Standpunkt zu beweisen oder den gegnerischen zu widerlegen. Die praktische Durchführung, die nicht nur v«n gegebenen Faktoren wie Land und Leuten, sondern auch von unwägbaren Nebenum-ständen wie Zeitpunkt, Stimmung u. ä. abhängig ist, geht doch immer ihre eigenen Wege. Sache der wahrhast großen Männer, die an einer solch ge« schichtlichen Zeltenwende leben, aber ist es, zu er« kennen, welche Umformungen des Staalswefens der Nation zuträglich sind und welche nicht. Zweifellos sind besonders im jugoslawischen Königreiche die Grenzen schwer zu bestimmen, wo Zentralismus und Föderalismus einander am er-sprießlichsten für die Gesamtheit zu berühren hätten, weil die Verschiedenheit der Geschichte. Kultur, Reli« gion, Sprache, Lebenshaltung usw. kaum sonstwo ihresgleichen hat und von mehreren Seilen betrachtet werden kann. Die Zeitgenossen sind wohl kaum im« Schmerze zu allen Nachbarn und bat sie um Arznei, und die Leut« sprachen: „Sie hat ihren Verstand ver-lore». Der Knabe Ist tot." Stach längerer Zeit begegnete Kisa Gotami einem Manne, der auf ihr« Bill« antwortrte: „Ich kann dir kein« Arznei für dein Kind geben, aber ich kenne einen Arzt, der eS tun wird.* Die junge Frau sprach: „Bitte, Herr, sage mir. werist eS." Und der Mann antwortete: „Gehe hin zu Sakramuni, dem Buddha." Kisa Gotami begab sich zu dem Buddha und rief: „Herr und Meister, gib mir die Arznei, welche meinen Knaben heilt." Der Buddha antwortete: „Ich brauche dazu eine Handvoll Senfkörner." Und al» die junge Frau in ihrer Freude versprach, dieselben zur Stell« zu bringen, fügte der Buddha hinzu: „Die Senfkörner müssen auS einem Haufe genommen werden, in welchem niemand ein Kind, oder einen Mann, oder Eltern, oder einen Freund verloren hat." DI« arm« kisa Gotami ging nun von Hau» zu HauS, und die Leute hatten Mitleid mit ihr und sagten: „Hier find Senfkörner- nimm sie hin!" Wenn sie ober fragte: „Ist in eurer Familie ein Sohn, oder eine Tochter, oder Vater oder Mutter gestorben?" antwor-teten sie ihr: „Ach, der Lebenden find wenig, der Toten viel. Erinnere un» nicht an unseren tiefsten Schmerz." Und e» gab kein Hau«, in dem nicht jemand gestorben war. Kisa Gotami wurde matt und hoffnungslos; und sie setzte sich nieder an der Seite des Wege» und be« obachtet« die Lichter der Stadt, wie sie ausflammten und wieder erloschrn. Zuletzt herrschte Dunkelheit über-all. Da lernte Kisa Gotami da« Schicksal der Men» stände, über so durchgreifende Entwicklungen, wie sie durch die neue Verfassung angebahnt werden, ein abschließendes oder unfehlbar gültiges Urteil abzu« geben. Die Zukunft wird darüber entscheiden und ihr Kriterium wird der Erfolg sein. Wenn hinter der klaren Absicht auch die Macht fleht, so lassen sich im Laufe eines MenfchenalterS Dinge erreichen, die der Mitwelt'vielleicht geradezu grotesk -erscheinen. Im zentralistifchen Staate lausen alle Fäden an einer Stelle wie in einem Knoten-punkte zusammen. Von hier gehen aber auch alle Weisungen aus bis an die änßersten Peripherien. Der Beamtenapparat, der wie ein Netz das ganze Reich überspannt, dreht sich um die eine Zentrale wie um die Achse. Der Beamte wird aus verschie« denen Gründen wie z. B. Rücksichten auf daS Avan-cemcnt, die geistige Anregung, die Erziehung und Fortbildung der Kinder sich von der Reichshaupt-stadt wie von einem Magneten angezogen fühlen. Aber er wird selbstverständlich auch stets disponibel sein müssen, sei eS, daß er im slowenischen Norden oder im makedonischen Süden, am adriatischen Ge« stade oder im bosnischen GebirgSlande benötigt wird. Die Beweglichkeit seine« Standortes wird ihn von den Reizungen und Zermürbungen lokaler Seßhaftig-kett unabhänger machen und ihn in der Objektivität und Unbeirrbarkeit der Amtiernng stärken. Er wird vor allem dem Parteieinflusse entzogen und in diel höherem Grade, waS er sonst ohnehin ist, ein Diener des Staates und der Pflicht sein. Durch ein zentralistischeS System wird auch die einheitliche Handhabung der Gesetze und Berord» nungen ganz beträchtlich gewährleistet. Es ist unwahr, scheinlich, daß innerhalb oder außerhalb der einzelnen schen verstehen und dachte: „Wie selbstsüchtig bin ich in meinem Schmerz. Der Tod Ist allein gemein; in diesem Tal de« Elende» gibt eS jedoch einen Pfad, welcher den, der alle Selbstsucht aufgegeben hat, zur Unsterblichkeit leitet.« Und indem sie, die Selbstsucht der Liebe zu ihrem Kinde überwand, ließ Kisa Gotami den toten Körper im Walde beerdigen. Sie kehrte zu dem Buddha zu» rück und nahm ihre Zuflucht zu ihm. Der Buddha sprach: „Da» Leben der Sterblichen in dieser Welt ist voll Kümmern!», flüchtig und voller Leiden. Wer ge-boren ist, muss sterben, und e» gibt sein Mittel, die« sem Schicksal zu entrinnen. Da» Alter naht und dann der Tod. DaS ist da» Lo» lebender Wesen. „So ist die Welt mit Tod und Verwesung behaftet: aber die Weifen, welche die Bedingungen de« Daseins kennen, grämen sich nicht. „Ganz anders, als man e« sich vorgestellt hat, sind oft die Ereignisse de» Lebens, wenn sie wirklich eintreten. Aber da» ist der Lauf der Welt. „Weder durch Weinen noch durch Grämen wird jemand den Frieden de» Gemütes erlangen; im Ge» ginteil wird sein Leid dadurch noch vermehrt. Er wird sich elend und bleich machen, ab«r die Toten werden durch sein Klagen nicht gerettet. „Wer Frieden sucht, sollte den Pfeil des Zam« mer», der Klage und de» GramS heraufziehen. »Wer den Pfeil herausgezogen hat und ruhig ge« worden Ist, wird inneren Frieden erlangen; wer alle« Gram überwunden hat, wird frei werden vom Gram und selig sein." Teile Z Stiller Zeitung Nummer 52 verwaltungtgrenzen die StaaSbürger bei der Aus Übung ihre Rechte und der Erfüllung ihrer Pflichten allzu verschieden könnten behandelt werden. Je stärker sich die Kraft der Zentrale erweist, umso gleichmäßiger und ungestörter kann sich die von der maßgebenden Stelle gewünschte Entwicklung vollziehen. Im Lause einer Generation können die im Stammlande des Reiche« herrschenden Zustände aus dem Gebiete de« öffentlichen Leben«, der Kultur, der Volkswirtschaft usw. derart auf die übrigen Bezirk« übergehen, daß sich die zweite Geschlechterfolge mit Verhältnissen abfindet, die noch von den V«rsahren aus» bitterste empfunden wurden. Der Kampf, den die kroatischen und slowe« nischen Separatisten der neuen Verfassunng bezw. de« zentraliftischen Regime angekündigt haben, läßt sich mit Bezug auf seinen AuSgang natürlich nicht ab-schätzen. Dem serbischen BolkSstamme steht, jedoch vorläufig bloß in der Konstituante und nicht auch in der Bevölkerung, der kroatische und slowenische in Opposition gegenüber. Dieser Satz gilt bloß für die Gegenwart, kann aber in Zukunft radikal jede Be-rechtigung verlieren. Setzt sich der Zentralismus mit jener Energie durch, die ihm die staatliche und mili-tärische Machtfülle verleihen kann, so gibt e« in absehbarer Zeit überhaupt keine drei Sprachstämme mehr, sondern bloß ein Volk, über dessen Bezeichnung, ob serbisch oder jugoslawisch, sich künftige Haar-spalter ergrimmen sollen. Jedenfalls erscheint un« der Name Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen schon heute, wo sich die historischen Grenzen im Zerbröckeln befinden, i« politischen Sinne gefaßt, al« Anachronismus. Die Deutschen im jugoslawischen Königreiche haben weder die Möglichkeit, noch die Ursache, sich im Streite um eine zentralistische oder föderalistische Verfassung die Köpfe zu erglühen. Ihre Stellung-nähme ist bloß durch Erwägungen allgemein poli-tischer und wirtschaftlicher Natur diktiert. Ver« fassungSkämpse obserbieren, wie man au« der Geschichte de« alten Oesterreich, der de« alten Polen weiß, so viele nützliche Kräfte, erzeugen foviele innere Krisen, behindern soviel wirtschaftliche Arbeit, daß die Deut schen gewünscht hätten, e« hätte sich zwischen den Regierung«- und Oppositionsparteien dennoch ein annehmbare« Kompromiß erzielen lassen, und daß sie auch jetzt den Mansch auSsprechen, eS möchten sich die Fehden auf dem parlamentarischen Kampf-boden in legalen Formen abspielen, ohne das Mder-werk de« Staate« in Mitleidenschaft zu ziehen. Al« Nationalität find die deutscheu Staatsbürger an den BersassungSkämpfen nicht beteiligt, weil sie durch den Zentralismus weder eine gewisse Auto-nomie, wie die« bei den Kroaten und Slowenen der Fall ist, zu verlieren, noch eine solche dort, wo sie, wie z. B. in der Woiwodina, einen überwiegenden Prozentsatz der Bevölkerung ausmachen, bei den be-kannten AbgrenzungSkünsten zu gewinnen haben. Die Regierung beabsichtigt eine neue Verord-nung über Arbeit und Ordnung herauszugeben. Die deutschen Bürger in Jugoslawien bekennen sich voll-kommen zu diesem Programme, wenngleich sie die von der Regierung zur Durchführung geplanten und allzu sehr nach Reaktion riechenden Mittel nicht gutheißen können. Und weil sie in Ruhe arbeiten und in Ordnung am Aufbaue de« neuen Bater-lande« mitwirken wollen, deswegen sind sie bestrebt, als Föderalisten, al« Bundesgenossen, sich mit ihren slawischen Mitbürgern zu vereinigen zum Zentralismus der Arbeit, zur Zusammenfassung aller uns innewohnenden Kräfte. Die slowakische Krise. (Prager Brief.) Die .Insel der Demokratie", wie die tschechischen Gewalthaber das unnatürliche Gebilde der tschrcho« slowakischen Republik zu nennen lieben, wird von starkem innerem Beben erschüttert. DaS Zentrum de» Unruheherdes hat sich in letzter Zeit nach dem Osten verschoben. Die dichten Nebel, in die die öfsiziöse Prager Presse die Vorgänge in der ®lo< wakei zu hüllen versteht, wurden durch die Kanonade der Krakauer Proklamation einer unabhängigen slowakischen Republik etwa» gelichtet. Unter dem niederschmetternden Eindrucke, den die Nachricht von diesem bedeutsamen Ereignis ausgelöst hat, geht die tschechische öffentliche Meinung etwaS au« sich heraus und stellt d e Tatsache fest, daß der gemeinsame Haß der Slowaken gegen den tschechischen älteren Bruder da« die Parteien einigende Band bilde, und spricht die Befürchtung au«, daß die durch die Krakauer Proklamation hervorgerufene Bewegung eine große Gefahr für den Staat bilde. Es ist ein offenes Geheimnis, daß man in Warschau und Budapest den zentrifugalen Beschwerden de« tschechischen Staates genügend Verständnis ent-gegenbringt, und der Eifer, mit dem die polnische Regierung jede Verbindung mit der Krakauer Ver, schwörung tu Abrede stellen ließ, hat daher hier unliebsames Aussehen erregt. Al« einen ebensolchen Schlag ins Wasser wertet man die Erklärung de» deutschgeschriebenen Organe« de« Dr. Benesch, der Präger Presse, die die tiefgehende Gärung in der Slowakei al« politische Kinderkrankheit abtun möchte und die krisenhaften Zustände durch Erwägungen wirtschaftlicher Natur hinlänglich plausibel zu machen vermeint. Wie ernst sich die Lag« in Wirklichkeit dar stellt, geht übrigen? au« einer Warnung der Re gierung an die Slowakei hervor, die Schuld an der Krise der Zugehörigkeit zum neuen Staate zuzu-schreiben und daraus Konsequenzen zu ziehen. Am Hradschin »ersucht man nun ein neue« Rezept, um die Einverleibung de« slowakischen Fremdkörpers in die tschechische Nation doch zu er-möglichen; man will den Traum der versprochenen, aber nicht verwirklichten politischen Autonomi e durch Versprechungen großzügiger wirtschaftlicher Begün-stigungen vergessen machen. Diesem selbstlosen Ziele sollten die eben beendete» zweitägigen Beratungen des Reichswirtschaftsamte« über die Lage in der Slowakei dienen. Die Regierung bekam bei dieser Gelegenheit bittere Wahrheiten zu hören; unter anderem erklärte «ine Senatorin, die Unzufriedenheit ei in der Slowakei so weit gediehen, daß man die Hoffnung verliere, ob man diese Provinz werde fallen können. Heute schon kann man dem neuen Kurs da« Horoskop stellen. Hand in Hand mit den geplanten wirtschaftlichen Maßnahmen, der Erniedrigung der Bahntarife, Beschleunigung der Bodenreform und Revision ihrer bisherigen Zuteilung, wird die tfche-chische Kolonisierung in der Slowakei gehen, wobei die Regierung über die Art der Durchführung ent-scheidet. Doch machen sich jetzt schon starke Wider-stände gegen die Kolonisierung bemerkbar, die tn der Weise gedacht ist, daß auf zehn Slowaken ein tsche« chischer Legionär kommen soll. Die Deutschen in der Slowakei haben zur Frage der Autonomie noch nicht bindend Stellung genommen. Auf Seite der Führer der slowakischen Bevölkerung bringt man ihr wenig staatSpolitischcS Empfinden entgegen. Roch in diesem Jahre soll eine neue Gaueinteilung durchgeführt werden, die mit einer so fein ausgetüftelten Geometrie arbeitet, daß die «0.000 Deutschen in Preßburg und Umgebung kaum 20 Prozent der Bevölkerung erreichen würden. Polnische Rundschau. Inland. Zerlegung des SHS Staates tn neue Derwaltungsgediete In der verfassunggebenden Versammlung ist, nachdem die autonomistischen kroatischen und slowe-nischen Parteien ihren ExoduS vollzogen haben, der zentralistische Gedanke ungehindert zum Ausdrucke gekommen. Diese Tatsache spiegelt sich in dem Arti-kel 135 ab, der «ine neue, dem unbeschränkten Willen der Regierungsparteien entsprechende Fassung erhalten hat. Wie verlautet, besteht in Regierung«-kreisen die Absicht, sogleich nach Verlautbarung der Verfassung an die Liquidierung des gegenwärtigen System« zu schreiten und die Agenden der Lande«-regierungen aus die neuen BerwaltungSbereiche, deren eS in Jugoslawien zwanzig geben soll, aufzuteilen. JedeS Gebiet soll sieben- bis achthunderttausend Einwohner umfassen, ebenso sollen Städte mit mehr als hunderttausend Menschen eine Verwaltung««!»-heit bilden. Aus Serbien würden acht Verwaltung?-gebiete entfallen, auf Montenegro ein«, auf Kroatien vier (Zagreb, Osijek, Karlovo und Srem) und auf Slowenien zwei (Kram mit dem Sitze in Ljubljana und Steiermark mit de» Sitze in Maribor). In ab-sehbarer Zeit werden sonach die Bezeichnungen Mon. tenegro, Dalmatien, Slawonien, Bosnien, Herzegowina und Woiwodina nur noch historische Erinnern»« gen sein und Namen wie Serbien, Kroatien und Slowenien bloß noch in der Ideologie der Autono-misten ethnographische Begriffe darstellen. Der neue Wortlaut des Artikels 135 über die Verwaltungseinteilung des Staates. Die ursprüngliche Fassung de« Artikel« 135, welcher von der BerwaltungSeinteilung de« Staate« handelt, hatte auf Grund der Regierungsvorlage folgenden Wortlaut: „Solange nicht im Gesetz-gebungSwege die Teilung in BerwaltungSbereiche erfolgt, werden die Kreise in Serbien, Bosnien, der Herzegowina. In Montenegro, Dalmatien und Slo-wenien und die Gespanschasten in Kroatien, Sla-wonien und in der Woiwodina al« Verwaltung«, bereiche gelte« und deren Funktionen im Sinne dieser Verfassung ausüben." Nun ist von den Re-gierungsparteien im Kompromißwege ei» neuer Te xt vereinbart worden, welcher die Einteilung deS Staat e« in BerwaltungSbereiche an bestimmte AblaufStermi ne knüpft und die Einführung deS von den Regierung«. Parteien geforderten zentralistische» System» nötigenfalls im Wege eine« Oktroi« gewährleistet. Der Artikel 135 lautet in der neuen Stilisierung sol-gendermaßen: .Im Lauft von vier Monaten nach der Verlautbarung der Verfassung legt die Regie-rung der Nationalversammlung ei» Gesetz über die Einrichtung der Ministerien und VerwallunzZbereiche und ein Gesetz über die administrative Einteilung de» Staates vor. Wen» die Nationalversammlung diesen Gesetzesvorschlag nicht binnen drei Monaten erledigt, kommt er nach dem im Artikel 133 vor-gesehenen abgekürzten Versahren vor den Gesetzge» bungSausschuß. Wenn der GesetzzebungSauSschuß und die Nationalversammlung nach diesem abge-kürzten Verfahren daS Gesetz in zehn Monaten nicht fertigstellen, so muß die Regierung die admini-ftrative Einteilung deS Staates innerhalb eine» Monate« mit königlicher Ber»rdnung durchführen. Diese Verordnung behält Gesetzeskraft bis zur Re-vision de« Gesetze«. Wenn die Erledigung im Wege einer Verordnung erfolgt, ist Kroatien in vier Ber-waltungSbereiche einzuteilen." Der Wortlaut der Verfassung. (VII. Teil. Die Nationalversammlung.) Artikel 69: Die Nationalversammlung setzt sich auS Abgeordnelen zusammen, die von der Be-völkerung in allgemeiner, gleicher, direkter und ge-ijeimer Abstimmung unter Berücksichtigung der Min-derheite» gewählt werden. Auf je 50.000 Einwohner entfält ein Abgeordneter. Wenn eine Wahleinheit >ie Zahl der Bewohner um 30.000 überschreitet, wird auch für diesen Rest ein Abgeordneter gewählt. Die Nationalversammlung hat eine Wahlperiode von vier Jahren. Genauere Bestimmungen über die vahl werden noch mittels Gesetz vorgeschrieben. — lrtikel 70: Da« Wahlrecht besitzt jeder Staat«-»ürger durch Geburt oder Naturalisierung, sobald er das 21. Lebensjahr vollendet hat. Offiziere, ob aktiv »der nicht aktiv, ferner Unteroffiziere und Sol» baten unter der Fahne können weder da« Wahlrecht ausüben, noch gewählt werden. — Artikel 71: Vorübergehend verliert da« Wahlrecht: 1. wer zu eiuer Freiheitsstrafe verurteilt ist, bis er wieder i» den Vollbesitz seiner Rechte tritt; 2. wer »um Verluste der staatsbürgerliche» Ehre »erurteilt ist, solange diese Straft dauert; 3. wer sich im Konkurse be-findet und 4. wer unter Pflegschaft steht. — Artikel 72: Zum Abgeordnete» in die Nationaloe r, sammlung kann nur jemand gewählt werde», der das Wahlrecht besitzt, ohne Rückficht darauf, ob er in« Wählerverzeichnis eingetragen ist. von jede« Abgeordneten «erden folgende Bedingungen gefordert: I. daß er durch Geburt oder Naturalisierung Staat»-bürger de» Königreiches SHS sei. Ein naturalisierter Staatsbürger, der nicht serbisch kroatisch-slowenischer Nationalität ist. muß mindesten« zehn Jahre, an-gefangen vom Tage der Nationalisierung, im König» reiche seßhaft sei»; 2. daß er da« 30. Lebensjahr vollendet habe und 3. daß er der Staatssprache i» Wort und Schrift mächtig sei. — Artikel 73: Polizei-, Finanz-, Forstbeamte und Beamte der Agrar-resorm können nicht kandidieren, außer wenn sie ein Jahr vor Ausschreibung der Wahl ausgehört haben, es zu sein. Die übrigen Beamten, die eine öffentliche Befugnis ausüben, können nicht als Wahlwerber auftreten in einem Wahlkreise, wohin sie territorial zuständig find. Beamte, die zn Abgeordneten gewählt wurden, werden auf die Zeit der MandatSdauer Nummer 52 zur Disposition gestellt. Minister, aktive und solche zur Disposition, sowie Universitätsprofessoren können kandidiert und gewählt werden, ohne auf ihre Stelle verzichten zu müssen. — Artikel 74: Jeder Abgeordnete vertritt da« ganze Volk und nicht bloß jene, die ihn gewählt haben. Die Wähler können verMchtnide oder verbindliche Weisungen nicht erteilen, Abgeord-nete nicht übernehmen. Alle Abgeordneten legen einen Eid ab, daß sie die Versassung getreulich beob-achten werden. — Artikel 75: Die Nationalversammlung tritt in der Residenzstadt Beozrad alljähr-lich am 20. Oktober zur ordentlichen Session zu« sammen. falls sie nicht früher mittels königlicher Order zu einer außerordentlichen Session einberufen wurde. Wenn im Falle einet Kriege? die Residenz verlegt sein sollte, so tritt die Nationalversammlung in der jeweiligen Residenzstadt zusammen. Die or-dentliche Session kann nicht vor Erledigung des Staatsbudget» (-Voranschlages) geschlossen worden. Die Sitzungen der Nationalversammlung können mittels Order längstens auf die Dauer von zwei Monaten vertagt werden. Im Kriegsfalle ist die Nationalversammlung ständig versammelt, falls sie nicht selber etwa» anderes beschließen sollte. — Artikel 76: Die Nationalversammlung überprüft die Vollmachten ihrer Mitglieder und entscheidet darüber. — Artikel 77: Die Nationalversammlung wählt für jede Session auS ihrer Mitte das Bureau. — Artikel 78: Die Gesetzesvorlagen werden über königliche Ermächtigung vom Ministerrate oder von den ein-zelnen Ministern eingebracht. Aber auch jedem Mit-aliede der Nationalvnsammlung steht daS Recht zu, ÄesetzeSvorlagen einzubringen. (Schluß folgt.) Bischöfliche Mißbilligung der sokolistischen Erziehung der Schul-fügend. Die südslawischen katholischen Bischöse haben an die Gläubigen ihrer Diözesen einen Hirtenbrief gerichtet, worin sie da« christliche Volk vor den Irr-tümern der Gegenwart warnen. Sie weisen beson-ders auf die von der Regierung anbefohlene foko-listische Jugenderziehung hin, erklären das Wesen des Sokolentums als im Widerspruche mit der HeilSlehre Jesu befindlich und stellen schließlich an die Eltern und'Bormünder der Kinder nachstehende dringende Mahnung: „Wenn ihr wollet, daß sich eure Söhne und Töchter von Gott abwenden und von Jesu«, von Maria, der Kirche, vom christlichen Leben, von der Wahrheit, von der glückseligen Ewigkeit, dann überlasset nur eure Söhne den So-kolen und eure Töchter den Sokolinnen. Aber ihr, «eure Christen, die ihr in Jesu« und in der Kirche eure einzige Errettung erkennet, ihr dürfet da« nie-malS geduldig mitansehen, ihr müsset im Berein mit euren Bischöfen den Kindern den Eintritt in den Sokolverein untersagen und mit euren Bischöfen zugleich diesen Berein auss schärfste verurteile»." Anmeldung zur Aufnahme in die deutschen Parallelklassen höherer staatlicher Schulen. Die BundeSleitung und die Ortsgruppen des Gchwäbisch'deutschen Kulturbundes veröffentlichen in den Woiwodinaer deutschen Blättern Ausrufe an die Eltern deutscher BolkS- und Rassenzugehörigkelt, sie mögen ihre Eöhne bezw. Töchter mit Beginn de« neuen Schuljahre« in die neu errichteten Parallel-klaffen an den staatlichen Mittel-, Bürger und Han-delSschulen einschreiben lassen. Für die deutsche stu-dierend« Jugend im slowenischen Gebiete kommen diese Anmeldungen wohl noch nicht in Frage, weil bei den Ausnahmsprüfungen einige Kenntnis der serbokroatischen Sprache verlangt wird, welche die deutschen Linder hierzulande dermalen im allgemeinen noch nicht ausweisen können. Wer sich aber wegen genauerer Einzelheiten interessiert, wöge sich an den BundeSsrkretär deS Schwäbisch deutschen Kulturbundes Herrn Dr. Georg Graßl in Novisad vertrauen»-voll um AuSkunst wenden. Da« Unterrichtsministerium hat angeordnet, daß deutsch« Schüler außer in die serbokroatischen Hauptklassen bloß in die deutschen Parallelklassen, magyarische Schüler in analoger Weise nur in magyarische Parallelklassen, slawisch« Schüler und ebenso Angehörige anderer Nationalität, also auch die Juden, nur in die serbo-kroatische Stammklassen ausgenommen werden dürfen. Auf diese Weise wird also die deutsche studierende Jugend vor die Wahl gestellt, deutsche oder serb»-kroatische Abteilungen zu besuchen, und nicht mehr in die Lage kommen, in magyarischen Klassen ihre Aus-bildung sortzusetzen. Diese Verordnung ist sicherlich in ihrer Tendenz für die Deutschen nicht ungünstig, aber sie wird dennoch ihren Zweck nicht erreichen, weil ja die nationale Gesinnung von der schulmäßi» Cillier Zeitung gen Kenntnis einer Sprache unabhängig ist und z. B. ein Magyarone seine Mentalität durch solche Zwangsmaßnahmen gewiß nicht ablegen wird. E« muß jeder Staatsbürger das Recht haben, seine Kinder in eine Schule zu schicken, die ihm am besten zusagt, und er sollte über die Beweggründe, die durchaus nicht immer völkischem Berrat entspringen müssen, niemandem Rechenschaft schuldig sein. Die Zugehörigkeit zu einem Volkstum ist zwar im allgemeinen durch die Geburt eindeutig bestimmt, kann jedoch bei Mischehen Schwankungen unterliegen und in einer durchweg« andersnationalen Umgebung so-gar schon in der ersten Generation der Assimilierung zum Opfer fallen. Ueber die Nationalität jedes Menschen hat er selber zu entscheiden, und niemand anderer, unv der Freiheit deS VolkSbekenntnisfeS entspricht eben auch die Freiheit der Schulwahl. Dieser Grundsatz hat nach unserer Meinung auch in solchen Fällen Geltung zu haben, wo sich seine Durchführung scheinbar gegen die deutschen Jäter-essen richtet. Wir sagen scheinbar, weil deutschvöl-fische Gesinnung unserem Nachwuchs nicht durch den Staat oder die staatliche Schule eingeimpft werden kann, sondern durch die deutsche Mutter, das deutsche HauS, die deutsche Umgebung, die deutsche Gesell-schaft, kurzum, durch die ungeschriebene» Satzungen deutscher Selbstbestimmung und deutscher Selbst« besinnung. Ausland. Verschiebung der Volksabstimmung^ in Steiermark. In der steiermärkische« LandtagSfltzung v»m 23. Juni stellte die christlichsoziale Partei bei» Antrag, e« möge die in einer früheren Sitzung auf den 3. Juli festgesetzte Volksabstimmung deS Lande« Steiermark über den Anschluß Deutschösterreichs an Deutschland aus einen späteren Termin verschoben werden. Den Antrag begründete im Namen seiner Partei der LandeSrat Dechant Prisching, welcher eine Erklärung de« soeben auS Italien zurück-gekehrten italienischen Gesandten zur Kenntnis brachte, derzusolg« auf eine Aufhebung der Pfandrechte bei Durchführung einer Volksabstimmung an Deutsch, land auf keinen Fall zu rechnen und daß damit die Kreditaktion als gescheitert zu betrachten sei. Die sozialdemokratische Partei ließ durch ihren Redner, den LandeShauplmannstellvertreter Pongratz, erklären, daß die Sozialdcmokraten ernste Freunde des An. schlusseS seien und dafür auch zur richtigen Zeit mit aller Kraft eintreten würden. Sie stehen aber aus dem Standpunkte, daß eine Volksabstimmung am wirksamsten durch die ganz« Bandesrepublik undZ nicht länderweise vorgenommen w:rden solle. Der Abgeordnete Schreckenthal verkündete namens derj freiheitlichen Bauernbündler und LandeSrat Dr. Hübler namens der großdeutschen Partei, daß nach Ansicht ihrer Klubfreunde keine Notwendigkeit bestehe, den LandtagSbefchluß auf Veranstaltung einer Volksabstimmung am S. Juli aufzuheben, und daß sie dah-r gegen den Antrag der christlichsozialen Partei stimmen würden. Nachdem .sich die Sozial-demokraten korporativ aus dem Saale entfernt hatten, wurde der christlichsoziale Antrag, daß die VolkSab-stimmung im Lande Steiermark am 3. Juli zu unterblei« den habe, mit 29 Stimmen gegen die 15 Stimme» der Großdeutschen und Bauernbündler angenommen. Derwelschung der slawischen Ortsnamen im Küstenland«. Wie bekannt, hat die italienische Regierung eine eigene Kommission mit der Aufgabe betraut, für die OctSnamen in den neuerworbenen Gebieten passende italienische Bezeichnungen ausfindig zu machen, damit der nationale Charakter dieser Ge-genden auch schon nach außenhin zum Ausdrucke komme. Im Piccolo vom 21. Juni veröffentlicht nun, wie da« Tagblatt Jutro zu berichten wciß, ein ehemaliger Slowene namen» Kobal, der sich aber jetzt Cobol schreibt und sich zur römischen Kultur bekehrt hat, einen längeren Aufsatz, worin er Ratschläge erteilt, wie die slawischen OctS-, Berg, und Flußnamen am leichtesten, wirksamsten und ungezwungensten in eine welsche Form umgeprägt werden können. Da« slowenische Blatt, welche« in seiner Schreibweise der Jugoslavija verwandt ist, nimmt in dieser Angelegenheit einen durchaus ver-nünsiigen und zur analogen Darnachhaltung «mpseh-lenSwerten Standpunkt ein, indem «S abschließend schreibt: Wenn die Italiener glauben, daß sie mit der Verhunzung der slowenischen Namen da« slowenische Gepräge de« Küstenlandes auslöschen werden, so täuschen ste sich gewaltig. Unsere Ortsnamen werden bleiben, weil sie im Volke leben, und alle Anstrengungen der italienischen Regierung werden ebenso erfolglos Seite » sein, wie e« die der (alt-)österreichischen Regierung waren. — Wir schwärmen au» verschiedenen Gründen nicht für da« alte Oesterreich und find froh, daß der ganze Habsburgische Zauber auSeinandergespukt ist, aber e» Ist doch tragikomisch, wen» da« Tagblatt Jutro die Behauptung de« italienischen Piccolo, daß die alt« österreichische Regierung die Slawe» prolegiert habe, nicht wirksamer zu widerlegen versteht, als indem eS, wie Figura zeigt, auf der Retourkutsche zurückspritzt. Die Revision des Friedensvertrages von Versailles. Die chinesische Regierung bat an Deutschland die Forderung gestellt, e« solle den Friedensvertrag von Versailles zur Gänze anerkennen. Der deutsche Gesandte gab im Name» seiner Regierung zur Ant« wort, daß er die Anerkennung de« FriedenSvertrageS von Versailles nicht erneuern könne, weil der Sin-druck vermieden werden müsse, daß Deutschland den Friedensvertrag sreiwillig und rückhaltlos angenommen habe. Die deutsche Regierung rechne mit einer Revision deS Vertrage», erhebe aber keinen Widerspruch, wenn sich China die §§ 128 und 134, welche den Verzicht Deutschland» auf seine Rechte im fernen Osten betreffen, zunutze machen wolle. Die Pariser Presse zieht au« dieser Erklärung de» deutschen Gesandten die naheliegende Folgerung, daß Deutschland auf eine Abänderung deS FriedenSver» trage« hinarbeite, und einige slowenische Blätter sind einfältig genug, hieran etwa« Besondere« zu finden. Französisches Gaukelspiel mit Oberschlesten. Da« Deutsche Reich hat zusolge Entscheidung derWiedergutmachungSkommission eine Entschädigungssumme von 132 Milliarden Goldmark zu leisten, in welche nicht bloß die deutschen Wiedergutmachung«, schulden, sondern auch jene der ehemaligen Verbün« beten Oesterreich Ungar», Bulgarien und die Türkei, für die Deutschland die Hastung zu übernehmen hat, eingeschlossen sind. Um nun daS deutsche Volk auch tatsächlich in den Stand zu versetzen, diese un» geheure Summe auszubringen, ist die Zuerke.inung de» oberschlesischen Industriegebiete« an Deutschland eine dringende Notwendigkeit. Reichsminister a. D. Gotheia erklärte, daß eine ungünstige Erledigung der oberschlesischen Frage die Stellung deS Kabine», te« Dr. Wirth erschüttern und die Zahlungsfähigkeit Deutschlands auf da« schwerste beeinträchtigen würde, und hat mit diesem «inen Argument in der sranzö-fischen Oeffentlichkeit stärkeren Eindruck hervorgerusen, als jemals ein deutscher Staatsmann mit dem Hin» weis auf Vertragstreue. VolkSentscheidung und ähnliche dem Wortschatz der Entente entlehnte Beweis» gründe. Und Echo 0« Pari« weiß zu berichten, e» sei die Ansicht maßgebender amtlicher Persönlichkeiten, daß die halben oder gar die ganzen Reparation^ Verpflichtungen Deutschlands in der Luft schweben, wenn Polen daS leistungsfähig« oberschlestsche Ja-dustriegebiet zugesprochen erhalte. Dieser Stimmung«, umschwung tn der französischen Presse bedeutet ja vorderhand noch keine Stellungnahme der Pariser Regierung, aber er sollte gewisse chauvinistische Schwärmer, die sich vor dem Franzosentum im Staub« wälzen, doch einigermaßen nachdenklich stim» men, fall« sie dazu überhaupt imstande sind. Aus Stadt und Fand. Der Veitstag (vidoodan) wurde am 28. d. M. in der üblichen Weife gefeiert. Um 8 Uhr vormittag« wurde in der Psarrkirche Sankt Daniel ein feierlicher Gottesdienst abgehalten, welchem zivile und militärische Würdenträger und eine Menge andächtigen Publikum« anwohnten. Die evangelische Gemeinde beging den Tag gleichfalls in würdiger Weife und versammelte sich um 10 Uhr vormittag» in der ChristuSkirche zum Festgottesdienst. Nach dem Hochamte wurden bis 11 Uhr vormittag» in der BezirkShauptmannschaft die Glückwünsche und ErgebenheitSkundgebungen entgegengenommen, die von den Vertretern staatlicher Behörden und vonAbord-nungen der Bevölkerung abgegeben wurden. Die öffent liehen Gebäude und viele Privathäuser waren beflaggt. Trauung. Am 25. Juni wurde Fräulein Petka Majdic, Tochter deS Großindustriellen Herrn Peter Majdic, mit Htrrn ZarkoJoks-c au» Beozrad, Reserve Kapitän der kgl. Leibgar)«, durch den Erz-Priester Jankovii au« Ljubljana nach serbisch-ortho-doxem Ritus getraut. Al« Brautführer (vewer) fungierte Herr Major Petar Pettov'c, Bat. Kom» Mandant beim 39. Jnft.-Regt.. al» erster Beistand (Kam) Herr Jng. Beljkv Nikolic, al« zweiter Bei» Ceite 4 Cillier Zeitung Nummer 52 stand Herr Obstlt. Jova Naumovic, Kommandant deS 39. Inft.,Rgt. Die evangelisch» Gemeinde hatte die erbetene Vornahme de« TrauatteS tn der Christus-ktrche im Zeichen christlicher Duldsamkeit mit größter Bereitwilligkeit gestattet. Der Zeremonie wohnte eine große Menge interessierter Zuschauer bei. Fuhrwerke. Der Ciadtmagistrat Celje macht da« Publikum aus die Berordnung Nr. 176 der Landesregierung für Slowenien betreffend die Einhebung der Gemeindesteuern auf Fuhrwerke in der Stadtgcmeinde Celje aufmerksam. (Amtsblatt Nr. 67 »om 20. Juni 192t). Besonders wird aus die Bestimmung deS § 7, Absatz 3 hingewiesen, demzufolge jeder Eigentümer eine? steuerpflichligen Fuhrwerkes verpflichtet ist. dieS bis einschließlich 4. Juli t. I. beim Stadtmagistrat anzumelden. Diese Bestimmung findet auf jene Eigentümer, w-lche die Steuer schon früher entrichtet bezw. da« Fuhrwerk schon früher angemeldet haben, keine Anwendung. Übertretungen werden nach dcm § 9 der zitierten Verordnung mit einer Geldstrafe bis zu 2000 K bezw. mit Arrest bis zu 100 Tagen bestraft. Haferlieferung. DaS Kommando der Drau-division fordert Interessenten auf, für die Lieferung von Hafer franko Jntendanzmagaziu mündliche oder schriftliche Offerte einzureichen, u. zw. für Ljubljana 120.000 kg. Maribor 110.000 kg.. Celje 20.000 kg. Die Magazine liegen an der Eisenbahn. Abschluß der schriftlichen Verträge am 30. Juni vormittags in der Intendantur der Draudivision. LieferungSzeit 1. bis 10. Juli. Kaution 10# deS offerierten Preise«. Schriftliche Anbote sind mit 2 Dinar zu stempeln. Verhaftungen. Die Celjer Polizei hat in der letzten Zeit mehrer« Personen wegen DiebstahlS verhaftet, so Julius Reis und Spasoje Teodorovik wegen Diebstahls aus dem Bahnhose, Franz Ster-mccly wegen DiebstahlS und AloiS Brröko wegen Ent-weadung von Glühlampen und sonstigen Gegenständen. Der Kafinoverein in Ljubljana, der den bisherigen deutschen Mitgliedern ans den Hin. den entwunden wurde, ist nun endgültig in slowenisch-demokratischen Besitz übergegangen. Die vereinigten gegnerischen Parteien haben, wie vorauszusehen war, bei der vom Perwalter Bitenc einberufenen General-Versammlung den kürzeren gezogen und veranstalten nun lärmende Protestkundgebungen, bei denen die NechtSbasiS gänzlich außeracht gelassen und nur ^daS Interesse der eigenen Partei bezw. d:e Mißgunst gegen Die Demokraten in den Bordergrund gerückt wird. Von den slowenischen Blättern versucht, soweit wir ge-sehen haben, nur das sozialdemokratische Hauptorgan Naprej den Streit um den gewesenen deut-schen Kasinoverein vom rechtlichen Standpunkte auS zu ersassen, indem da« Blatt an den Bericht über die demokratische Generalversammlung nachstehende Bemerkungen anknüpft: „Die Deutschen waren nicht in der Näh,. Die Art dieser Nationalisierung ist recht interessant. Mit der Generalversammlung hatte man e« sehr eilig, als ob man sich vor der künf-tigen Verfassung fürchtete. Wir würden nichts sagen, wenn die Landesregierung dcn Kasino- verein anfgelijst und mit dessen Vermögen disponiert hätte, sobald sie sich überzeugt hat, daß er anstatt» hafte Ziele »erfolge. Da« wäre eine revolutionäre Handlung gewesen und hätte sich sogar mit dem VereinSgesetz rechtfertigen lassen. Was aber bei der Generalversammlung geschehen ist, das war mit der Maske der Gesetzmäßigkeit verhüllte Gewalttätigkeit. Die Ausnahme neuer Mitglieder durch den Verwalter und gerichtlich ausgestellten Kurator war eine gewöhn» liche Kömödie. Wer sich meldete, wurde ausge-nommen. Irgendwelche Beitritts- oder Mitglieds-beiträge zu zahlen war nicht nötig. Der Verwalter oder Knralor hatte bloß das Vereinsvermögen zu verwalten, konnte aber bei der Ausnahme »on Mit» gliedern den Vereins msschuß nicht umgestalten. Da-durch wurde die Vereinsautonomie verletzt, die so» wohl in der alten als auch in der neuen Verfassung feierlich gewährleistet ist. Ein wahres Kuriosum aber war die Generalversammlung. Der Kastnoverein ist sistiert, seine Tätigkeit eingestellt und trotzdem ist den pfiffigen Ljubljanaern das Wunder gelungen, die Generalversammlung de« sistierten Vereine» tage» zu lassen. Die Ljubljanaer können aus diese Srfin-dung ein Patent nrhmen, wie man aus legale Weise das Vermögen elneS Vereine« kostenlos in andere Hände bring». Mit diesem Heldentum werden wir aber nicht viel Ehre einlegen, weder vor dem eigenen Gewissen, noch vor der Außenwelt. Wenn wir der Landes-regierung einen Rat erteilen dürsen, würden wir ihr für ven Fall, daß sie sich von den unstatthasren Zielen-deS Kasinovereines überzeugt hätte, empfehlen, den Berein auszulösen, das Vermögen aber für humanitäre, keineSsall« jedoch nationalpolitische Zwecke zu verwenden." — Diese Ausführungen deS sozial-demokratischen Hauptorganes Naprej sind deswegen »on besonderem Interesse, weil sie einen kleinen Beitrag liefern für die vom SlovenSki Narod gerade in den jüngsten Tagen aufgestellte Behauptung, daß die nationalen Minderheiten nirgends in der Welt so „kulant" behandelt werden wie speziell die Deut-scheu in — Slowenien. Für Auslandreisende Nach den jüngsten Anordnungen muß jeder AuSlandreisende außer dem Konsulatsvisum auch die Bewilligung der Retse sei« ten« der örtlichen Polizeibehörde und die Abmeldung beim Meldeamt« im Paffe verzeichnen lassen. Ohne diese Bestätigungen lägt die Grenzpolizei keinen Rei-senden passieren, sondern schiebt ihn in den Abgang?-ort zurück. Der Dinar als Rechnungseinheit. Dem JugoslavenSki Lloyd wird aus Beograd gemeldet, daß die Nachricht, derzufolge der Finanzminister den Dinar zur StaatSrechnung«einheit erklärt habe, nur insoserne richtig ist. als gefordert wird, daß in Bor-anschlagen Uebersichtsposten in Dinar und nicht in Kronen eingetragen werden, damit aus diese Weise der Vergleich erleichtert wird. Die eingezogenen 20-Dinarnoten. Wie erinnerlich, wurde im Finanzministerium seinerzeit die Entdeckung gemacht, daß viele gefälschte Bank» noten zu 20 Dinars im Verkehr aufgetaucht feien, weshalb diese eiligst eingezogen wurden. In der Folge hat man festgestellt, daß ein großer Teil dieser Bank« noten nicht eingetauscht wurde, was natürlich für den Staat nur einen Gewinn bedeuten würde, wenn diese Angelegenheit damit beendet wäre. Aber es könne» selbst Sachverständige unter den eingezogenen Rote» nicht die eigentliche Typ- herausfinden, da die al« gültig anerkaimten Banknoten viele Nuancen nach Farbe und Papier ausweisen. ES scheint demnach, daß es überhaupt keine Fälschungen gegeben habe, sondern daß man einmal wieder durch blinden Alarm dem Staate geschadet h-t, indem man unbedachter Weise Mißtrauen gegen unser StaatSzeld erregt hat. Neue gShlweife. Wie das Tagblatt Jutro zu melden weiß, wird im kommenden Schuljahr in allen Schulen und Klassen da« sogenannte dekadische Zählsystem eingeführt, wonach 'man künftighin (iit Slowenischen) zwanzigeinS, zwanzigzwei usw. sagen wird statt, wie bisher, einundzuanzig, ziveiundzwan-zig. Die Sprachgelehrten haben nämlich herauSge-funden, daß diese Zählweise, in allen größeren Sprachen außer in der deutschen pngewendet werde, dem slowenischen Sprachgeiste mehr ent-spreche als die bisher üblich gewesene. — Es müssen ganz merkwürdige Käuze sein, diese Sprachgelehrten des Jrrtro, welche nicht einmal wissen, daß die deutsche und bisherige slowenische Zählweis« auch im — Englischen vorkommt. Tanzübungen an den Mittelschulen. Um die studierende Jugend von den verderblichen Tanzunterhaltuvgen außerhalb der Schule abzuhalten, wird an den Mittelschulen beim Turnunterricht auch daS Tan,dein geschwungen werden. Zu diesem Be-Hufe werden die Tnrnlehrer einen FertalkurS für Tanzunterricht zu frequentieren haben. Der Kamps gegen den Alkohol i« Amerika: Der Kongreß des Staate« New.Dort hat die Polizei durch einen besonderen Beschluß er-mächtig», die Durchführung deS Gesetzes über da« Verbot von Spiritussen zu erzwingen. Infolgedessen nahmen uniformierte Wachleute eine Durchsuchung in den Hauptrestaurant« der Stadt vor und ver-kosteten die Getränke an den Speisetischen. Dieses Vorgehen der Polizei hat große Erregung bei den Besitzern der Restaurant« hervorgerufen. — Der Verband der Christlichen Frauen für ei» mäßige« Leben hat im ganzen Lande eine ausgedehnte Kam-pagne zugunsten eine« öffentlichen Rauchverbote« ein-geleitet. un»en*üstliche Kautschuk-1 Schuhabsatz Elektro-Betriebsleiter geprflfter Maschinist, spricht slowenisch nnd deutsch, Tollkommen selbständig in Montagen, Installation, Reparaturen von Maschinen, Turbinen u. Sägewerks-Maschinen, sucht seinen Posten zu ändern. Anträge erbeten unter ,Erfahren 27149* an die Verwaltung des Blattes. Katholische Lehrerin, der deutschen und slowenischen Sprache mäehtig und musikalisch, die Liebe zu den Kindern hat, übernimmt während der Ferien in einer Familie in Kroatien die Stelle als Erzieherin nnd Stütze der Hansfran gegen gute Verpflegung und Behandlung und mässige Bezahlung. Anbote erbeten unter .Erzieherin 27150" an die Verwaltung d. Bl. Mädchen für Alles brav und fleissig, wird sofort aufgenommen. Villa Krisper. Tüchtige | Gesinde -Köchin in mittleren Jahren, die mit wirtschaftlichem Botriebe vertraut ist, wird aufgenommen. Lohn nach Ueber-einkommen. Herrschaft Kaltenbrunn-Fuiine, Post Devica Marija v Polju bei Ljubljana. W arnung Ich warne hiemit jedermann über mich und meine Frau falsche Gerüchte zu verbreiten, widrigenfalls ich gerichtliche Schritte unternehmen müsste. Lorenz Sommer Briefmarkentausch Reelle Tauschverbindung mit SHS gesucht. Gebe alle Tschechoslov., Polen, Liechtenst., Plebiscits, Skandinavien etc. Ia. Referenzen! Erst-sendg. erbeten. Alois F. Wolf in Luditz (Böhmen), Postfach 17, Cecho-slov. Republik. Familienhaus oder Villa in Celje mit bald beziehbarer Wohnung zu kaufen gesucht. Ausführliche Anträge an Mathias Piskor, Virje (Kroatiens Maschinschreibunterricht nach dem Zehnfingersystem, in Slowenisch und Deutsch, erteilt Frau Fanny Ble«l«: ?ereinSbucht Nicker»! „(Mfja" in ketje. — Verantwortlich« 6.