Beilage zur Kaibacher Zeitung. M SH. Siebenter Jahrgang. 33. August R863 König Moor. Nächtlich um des Schlosses Zinnen Streichen Lüfte wcich und lind, Ei, was kommen sic gczogeit'? Hinter oss'nem Fcnstcrbugen Schläft cin wuudcrschöucö Kind. Purpurn glüh'u der Wange Dolden, Stcrnlriu ürs Gemach der Holden Glitzern noch einmal so golden, Und es guckt der Mond 'sich blind. Nührcnd schünc Jugendblüte, Wahre, wahre deine Pracht! Vlumc, d'ran cin Gott sich freute, Wird des ersten Unholds Beute, Der herabschlcicht tcck imd sacht. Böse Macht wirkt unbegrenzter "fetzt zur Stunde der Gespenster; T' ist — c> Mädchen, schließ die Fenster! — Keines Menschen Freund die Nacht. Fernhin in des Schlosses Gründen Viegt gedehnt cin weites Moor. Seltsmnlich zu dieser Stunde, Drunten über'm feuchten Grunde Flutet,> ebbt der Ncbclflor. Aber siehe, was bewegt sich, Was verdichtet, formt und regt sich — Siehe, sieh', was hebt und streckt sich langsam, riesenhaft empor? Zu des Mägdleins Kammer dehnet Sich's hinan in Mondes Schein. Draußen sieht es jctzo lüstern. Wiegend leise Winde flüstern, Tiefer trimmt das Inngfräulcin. Und aus trüben Nebelschleiern Schaut der keckste von den Freiern, Mit den Augcu, trüb nnd bleiern, Durch dic Fenster trüb hinein. O du reine Jugendblüte! Mahnt dich denn kein Gott im Tranm' ? Enger zieht au sich der Buhle, Ach der Buhle ans dem Pfnhlc, Seines Mantels fcuchteu Saum. Weh', rs schlüpft durch's leichte Gitter König Moor, der Ncbelritter, Schmiegt sich bei des Moud's Gesiitter In den hold erwärmten Nanm; Schmiegt sich an das warme Leben Uutcr'm scid'neu Baldachin; O wie woh! thut ihm dic Schwüle, Wäbrend draußen sonst der kühle Mond ihm dmch die Glieder schien, Winde sich au ihm ergctzlcu, Ihm den dünnen Leib zerfetzten Uud ihn nächtlich spielend hetzten Durch'd^n lvcitcn Himmel hin. Spät ans tiefen, tiefen Tränmcn Weckt dic Maid der helle Tag, Ei, was sind so schwer dic Lider? Frösteln länft dnrch ihre Glieder, Rascher geht der Pnlsc Schlag. Wüste Nacht, sic hat geendet, 'Doch die Jungfrau, traunwcrblcndct, Bleibt der Ungestalt verpfändet, Die an ihrem Herze» lag. Ficbcrhauch zum Gruße sendet Er, der ihr den Kran; geraubt. Hauche sind's, erst zcphyrkühlc, Mählig aber heiße, schwüle, Wie der böse Samum schnaubt. Wicdcr nachtet's dnrch dic Mauern, Um dic Kranke geht cin Tranern, Unbewußt lu wilden Schauern Wiegt sich ihr Verlornes Haupt. Heller glänzt dcZ nächt'gen Himmels Oedr, Stcrnrnhcrrlichtcit; Schmachtend, ach, nach holder Feuchte, Die der Wange Brand verscheuchte, Seufzt die schone, glüh'ndc Maid. O wie breun' ich, dich zu grüßcu, Buhle mein! ans leisen Füßen Kehr' znrücl, mit feuchten Küssen, Lind'rc :nir dieß heiße Leid! Wort verstummt und Athcmholen — Nebel zieht, kein Stern mehr glänzt. Und der Maid auf leifen Sohlen Nah't cin Engel, der verstohlen Sic mit Lilien kühl bekränzt. Ampclschcin so tranrig zittert, Um das Haus der Nachthanch wittert, Dnrch dic Fenster, hochumgittert, Schaut herein das Snmpfgrspcnst. Der Dolch. ?>ovcllcttc von LudN'ig Bowi! s ch. ^ DI-nter, dcr Gautlertruppc dcs seiner Zeit vielgenannten Charles ! Viitoirc befand sich eine Zigeunerin. Ihre Kunstfertigkeit bc-l stand zuvörderst darin, einen Dolch, welchen sie an dcr Spitze erfaßte, auf 100 und mehrere Echnttc derart'gegen eine Scheibe ! zu werfen, das; dic Spitze tief ins Schwarze hineinfuhr. Auch > an dünnen Seidcnfädcn herabhängende kleinste Ningc vermochte ! sie in glcichcr Vciso zu treffen nnd hcrabznrcißcn. Aber nicht diese Geschicklichlcit war es allein, wodurch Fionna ailf dic Begeisterung der Zuschauer wirkte, ihr feines ^ scharfgcschnittcnes Antlitz, das schwarze Auge mit seinen langen schweren Wimpern, das dunkle, in üppigen Wellen sich hinab-rollende Haar liehen ihrer Erscheinung einen dämonischen Reiz. Fiorina war keine gewöhnliche Schönheit, aber auch ihr ! Benehmen war kein gewöhnliches. Die stolze Amazone blieb ! kalt gegenüber all den glühenden Anträgen gewandter Rouc's und linkischer Banquierssöhne. ^ Nur Einem lächelte die Conne des Glückes, Einem, der ^ an Fiorina vorübergegangen war, wie man an einem schönen ! Garten vorübergeht. Es war Marquis de la Märe. Am Ans- ^ gang des. Circus traf er mit dem Mädchen zusammen und ! schützte es gegen die freche Zudringlichkeit eines Verzückten. Der ersten Begegnung folgte cinc zweite. De la Märe j tonnte nicht begreifen, wie es möglich, die außerordentlichen ! Reize Fiorina's bis nun übersehen zu haben. Die Liebe war m sein Herz gezogen mit.siegreicher Gewalt. Aber auch Fiorina erwies sich gegen den jungen statt- ! lichcn Mann weit minder stolz und abstoßend, als es ihre Weise gegen andere Schwärmer war. „Ich glaube," sprach Fiorina eines Tages, „ich glaube, daß Sie es ernstlich meinen; ich halte Sie für einen bessern ! Menschen: doch was Sie mir eben gesagt, will ich überhört ! haben, sonst müßte ick) es mir verbieten, Sie wieder zu be- ! grüßen." ! „Ach, Fiorina, also sind Sie wirklich so kalt, wie der l Ruf Sie schildert?" „Kalt?" cntgegncte Fiorina, „ist Stolz und Kälte gleich- ^ bedeutend?" „Also stolz sind Sie, Fiorina?" „Ja, ich bin zu stolz, um als Spiclball, einer Laune —" „Wie beurtheilen Sie mich?" „Als guten Menschen; aber ich wollte Ihnen nur den ! Begriff meines Stolzes erläutern. Kalt bin ich nicht i als , Tochter eines morgenländischen Stammes, aufgewachsen unter Spaniens heißem Himmel, bin ich einer tiefen, vielleicht allzu tiefen Empfindung fähig." „Näthfclhaft!" „Sie wollen mich nicht verstehen — Sie sind Marquis, ich bin eine Zigeunerin: Sie haben Schloß und Wälder, und können eine unglückliche Liebe leicht verschmerzen: ich habe nichts als mein Herz, wenn das bricht, —" ! Sie sprach die letzten Worte mit seltsamer Betonung und warf das hervorgcrolltc Haar hinter den Naclcn zurück. „Fiorina, meine Leidenschaft ist nicht die Leidenfchaft eines durch jedes weibliche Lächeln berauschten Knaben, — Fiorina, fordern Sie Opfer, ich will sie bringen." „Das Opfer, welches Liebe bringt, muß durch ein gleiches vergolten werden können. Sie erwägen nicht, was Sie verbeißen; ich aber begreife, daß ich den Anbot ablehnen muß. Ihrer Großmuth gegenüber würde ich die Rolle einer Verpflichteten spielen, und ich will keine Sklavin fcin. Sie würden zm fordern einen Anspruck haben und ich will nicht undankbar sein. Unfcr beiderseitige Loo wäre die Reue — widersprechen Sie mir -" „Ich fühle nicht, daß ich cin OMr bringe —" .„Heute nicht." Der Marquis entfernte sich verstimmt, jedoch liebesglühon-der als jc. Anderen Tages begab er sich zu einem ersten Juwelier und bestellte einen Dolch in der Art jenes, welchen Fiorina Zu handhaben pflegte. Der Schaft sollte ein Meisterstück der Fassung vun edelsten Diamanten sein. Dem Wunsche ward entsprochen. Te la Märe zahlte ohne Widerrede die geforderten 20000 Francs und ließ Fiorina's Namen in den Stahl gravireu. Fiorina fnhr fast entsetzt zurück, als De la Märe daK Eadeau präscntirte. „Zwingen Sie mich nicht, es anzunehmen, die Annahmt wäre durch den Abschluß eines LiebcsbnndeZ bedingt." „O so nehmen Sie das Kleinod von Ihrem Freunde au — er will so lieben und geliebt werden. Rang und Stand, Geld und Wappen leg ich zu Deinen Füften, Fiorina — hier meine Hand, laß uns zum Altare treten." „Nimmermehr!" „Deine Liebe ist das höchste, das einzige Ziel meines Lebens." „Und weißt Du, was es heißt, eine Zigeunerin lieben und von ihr geliebt zu werden? Du hast keine Ahnung uou den Flammen, die in meiner Brust lodern. Schrankenlos wie meine Liebe, ist mein Haß. Sucbst Du Entzücken in diesen Armen, so sei auch gefaßt, in denselben Dein Verderben zu finden! Hast Du nie vernommen von der Raserei der Eifersucht , ihre bösen Geister schlnmmern alle im Herzen Fiorina's: ich warne Tich — ach Dn bist mir i'icht gleichgiltig, ich will Dich nicht unglücklich machen." „Unglücklich durch Deine Hand, durch Dein Herz. O lehn' Dein Haupt an das meine — sei mein Gemal." „Nie — und wenn ich Dick liebe, will ich Dich als freie Zigeunerin lieben: Fiorina als Marquise Tc la Marc wäre ein Unding , unpassend für die Salons , entfremdet der Gautlcr-bühnc. Der Gattin, durch welche Dir nur Hohn bereitet werden könnte, müßtest Du in Bälde zürnen, grollen. Ich aber, ich mag Dir kein anderes Glück verdanken, als datz Glück der Liebe, mag keine Vasallin Deiner Großmnth sein." Stürmischer widcrholtc der Marquis seine Werbung. Schmeichelnder und leidenschaftlicher klang sein Wort. „Folge mir nnd laß den Eirms." ! „So nimm mein Herz,,, es ist fo scbwach, Deinen Betücue- rungen zu glauben: aber der Äünstlcrschaft entsag ich nicht, frei will ich die Liede geben und empfangen. Fiorina will unabhängig sein und ohne Fesseln Dir gehören!" ! „Tu bist meine.Herrin, fordere!" ! „Ich fordere Deine Liebe, Deine unverbrüchliche Liebe, 5 nichts weiter. Ich nehme den Dolch als erste nnd letzte Spende ans Deiner Hand, Du empfängst auch diescs Kleinod wieder, wenn Dein Herz sich von mir wendet!" Sie sprachs mit wundersamen funkelnden Augen nnd lehnte ihr lockcmlmfurchtes Haupt an seine Schulter. Wieder schmetterten die Trompeten im Eircus; wieder ^ vollführte Fiorina ihre grotesken Kunststücke — feuriger und ^ zuversichtlicher als je. ! Mmneu blühten und verwelkten. Charles Vittoire verlies; ! Paris mit seiner Truppe und begab sich nach Lyon. Die Zigcu- ! nerin zog mit ihrem Tirector. ^ „Du begleitest mich nicht, Alfred?" ! .,Du weißt, Geliebte, wie dringend meine Anwesenheit ! zur Schlichtung unseres Familienprocesses —" ^ „Ich hege keinen Zweifel, und ein derartig Opfer fordert ! Fiorina nicht: aber weinen wird Dein Mädchen, wenn es nicht ^ in Deinen Armen ruhen darf, und die Eifersucht wird es vcr- -zehren in der Entfernung von Dir — es muh sein, Charles , Vittoire entläßt mich vor Ablauf des Contractes keinesfalls - ! ein halbes Jahr ist freilich lange Zeit — es wird vorübergehn, > dann weiß ich wieder hier ein Engagement und sinte an Deine 5 Brust: besuchen wirst Du mich wohl können in der Zwischen- ! zeit, wären es auch nur kurze Stunden, sie werden wie Thau auf eiue verschmachtende Blume fallen und sie aufrichten zum ! weiter» Blühen i Dein Bild wird nie meine Seele verlassen, ! ich werde Dich küssen im Geiste und in die kalten Diamanten ! des Dolches Empfmdung hauchen, Du sollst mein Traum sciu ! in der Nacht, mein Stern im Circus!" Und Alfred beschwor Alles, denn es war eine dämonische Macht, dic in Fiorina ihren Ausdruck gefunden hatte und, ihn mit tausend seinen, aber unzerreißbaren Fäden umgarnt hielt. Mit der Erscheinung jedoch, die ihn berauscht hatte, ! schwand auch mälig die fieberhafte Aufregung und an dic Stelle der Betäubung trat eine nüchterne Anschauung. Verklungen war Fiorina's lelztcr Echcidegruß im Ohre, um auch in der Seele zn verklingen. Wie von schwerem Traum erwacht, blickte Te la Marc um sich und in die Welt, und die Welt, deren cr während feines Licbcswahnsinnes nicht geachtet hatte, die Welt war schön und lächelte ihn wieder an. Er, dem feuchte rabenschwarze j Locken zur Kerkerwand geworden waren, der keine andern ! Sterne mehr gekannt, als Fiorinen's Augen, ^u keinem andern l Himmel mehr geblickt, als zu der Geliebten faltenloser Stirne, ! der für die Reize der Natnr und Kunst, so weit sie nicht Iiorina'schmückten, jeden Sinn verloren halte, cr zitterte jcljt auf und fragte: „Wo bin ich? Ist ein Zauberbann, der mich umschlungen hielt, gelöst worden?" Cr grollte seiner Schwäche, dic einer so grenzenlosen Vcr; blendung fähig sich erwies — cr grollte ihr, die ihn so tief beschämt. Wohl zog e5 fort und fort mit verzehrendem Sehnen und verblendenden Erinnerungen dnrch seine Seele, aber der Verstand und die Berechnung gewann immer mehr nnd mehr an Terrain. „Das Geschick hat mir selbst cincn Fingerzeig gegeben, ich will ein Verhältniß lösen, das alle meine Kräfte lahmt, mich zum gedankenlosen Götzendiener macht. Einen Landsil! will ich ihr anweisen, ausgestattet mit aller Bequemlichkeit der sircücnhasien GaMnn, aber sie nicht schauen, denn ihr Blick ^ ist ein Basiliskenblick. Sie wird sich darein sinden, sie wird es einseben, wenn sie mich wahrhast liebt, nicht undankbar soll Dc la Märe sich beweisen!" Und es rollte und wirbelte in seinem Haupte. „Ja, !>.' soll es sein!" rief cr zu sich selbst. Ocfter wie vordem besuchte er das Haus des reichen Barons Vlatteau und warb, nachdem keine Zurückweisung zu besorgen stand, um die Hand der liebenswürdigen Tochter. Der alte Herr erklärte sich einverstanden und Icannctte war dem Marquis schon längst gewogen. „Dic vollbrachte Thatsache wird auf Fiorina entscheidend wirken und auch mich vor neuerlicher Verirrung bewahren!" Die Anstalten zur Hochzeitt'eicr wurden mit großem Aus wände getroffen. Die Trauung sollte auf cincr wenige Meilen von Paris entfernten Besitzung des Barons vollzogen werden. So leicht sich jedoch Te la Märe den Gang zur Kirche vorgestellt hatte, so bedrohlich gestaltete cr sich in der Wirtliche keit. Nach cincr regnerischen Nacht entfaltete sich ein wunder-herrlicher Morgen. Die Vöglein zwitscherten rings ihre fröhlichen Weisen und die Blumen strcutcn erquickende Düfte in die klare blaue Luft. Icannctte erwies sich schön, wie ein Engel, im Hochzeitschmuckc. Als jedoch der Marquis sich verbeugte, seiner Braut die Hand zu küssen, da durchrieselte ihn kalter Schauer. So hold Icaunettc war, so verklärt sie erschien — Fiorina's Zauber war nicht ausgewogen, nein, stärker trat er plötzlich und gewaltiger hervor' Icanncttc's blaues Auge glich dem wolkenlosen Himmel, abcr aus dem milden Schleier loderte nicht die heiße Leidenschaft der Zigeunerin! Das sanfte Wort der Baronesse war ein lauer Frühlingswind, nicht dcr Tirocco-hauch, mit dem Fiorina das Herz in seinem tiefsten Grunde aufzuwühlen vermochte! Und Fiorina's Rede schlug jetzt wie ! ein ferner Donner an sein Ohr, Fiorina's Augen zuckten gleick ! Blitzstrahlen in seiner Seele, ihre schwarzen Locken rollten über ! sein Antlil; nieder. > „Ist Ihnen nicht wohl?" bedeutete Ieannctte mit Sorge, als De la Marc'ä Wangen bleicher als Schnee sich särbten. ! „Ist schon vorbei, wir sind schnell gefahren — endlich ! das große Glück, welches der heutige Tag —" ! Scine Stimme versagte. > ' Icannctte schlug verschämt ihre Augen nieder. ^ Dcr alte Baron mahnte- „Es ist Zeit, das Hochamt ist i bald beendet." Die sämmtliche Einwohnerschaft des Dorfes harrte auf den. Brautzug. ! Dcr Weg war mit Blumen, Kränzen, Bändern und sow ^ stigcm Zk'rrath festlich geschmückt. i Kaum hatte De la Marc seine Kraft gefunden, als sie ! ilm wicdcr zn verlassen drohte. ! Alo cs dic Stufen zur Kirche emporzusteigen galt, wankten ! ihm die Knie. Tic Braut ergriff scincn A.nn. Da zischte c> . wie cin Bli«; durch die blaue Luft n»o dcr Marquis kollerte ! dic Trcpvcn hinab. ! Ein Schrei dcä Entschcns erscholl. Alle Versuche, den Regungslosen wieder ins Leben zurück- ^ zurufen, erwiesen sich fruchtlos. Nachdem die Entkleidung voll- ! führt war, fand man einen kleinen Dolch, der vom Rücken ^ sick tief in's Herz gebohrt hatte. Seinen Schaft bildeten Diamanten , auf der Klinge stand der Name „Fiorina" eingcgraben. , Einige Tage darnach lag der Leichnam der schönen Zigeunerin vom Circus Vittoirc am Strande der Seine. Die Hlatschoulipslanze. z Wer kennt nicht den aristokratischen Odeur, der schon im i Vo'.überstrcifen durch die GeruchZneruen eine Lady oder einen ^ Tandy verkündet^ EZ gab eine Zeit, wo Patfchouli der ! erclusive Wohlgeruch der vornehmen Welt war, und zwar vorzugsweise der der jungen Herren von „feiner" Lebensweise: ! man machte ihre Bekanntschaft sofort durch die Nase. z Hinsichtlich der Ausdauer kommt der Tust dem Moschus ! glcick: auch vordrängt er wie dieser jeden anderen Geruch: ist cr einmal in ein Kleidungsstück eingezogen, so sitzt er gewisser- ! maßen für die Lebensdauer darin, denn er ist unvertilgbar, ! da er in den meisten Fällen zu stark angewandt wurde. In ! neuerer Zeit sind darin Modificationcn eingetreten; man nimmt l ein Minimum davon, wodurch viele der neueren in Mode gc- ! tommencn Parfümerien, anders benannt, ihren Ruf erhalten i haben. , Erst seit wenigen Jahren ist die Patschoulipflanzc in England eingeführt worden: da die Cultur derselben keine Schwierigkeiten macht, so wird sie sich, gleich dem Muskat - und ! Nosengeranium, vor das Fenster des Armen wie des Reichen ! einbürgern, ja vielleicht noch mehr um sich greifen, als jene, ^ da sie sozusagen eine lebendige Räuchermaschine ist: zumal von der Sonne beschienen, erfüllt sie das ganze Zimmer mit dem lieblichsten und zartesten Tust, der nichts mit jener Strenge dcs uns bekannten Extracts gemein hat. Tie Patsch onlipflanze stammt aus Indien: sie wurde 1805 durch Brown im getrockneten Zustande unter dem Namen I'iso ! tl'giMus Ai'g,V60i6U8 nach Europa gebracht, wo man den bc- ! kannten Parfüm herauszog. Professor Endlicher nannte sie ! zuerst ?0A0«toiu0n I'atokoul)', weil dieß ihr indischer Name > ist. Sie, hat ein trautartiges Aussehen, schöne ovale gesägte i Blätter von hellem Grün: die Blüte ist unbedeutend, helluiolctt: um eine schöne Vlattstaude zu bekommen, kneipt inan sie ab: man thut dies; auch mit der Krone, sobald die Pflanze 6 Zoll ^ lwch ist, indem sie alsdann innerhalb dreier Monate einen i Vlättcrbusch von 4 Fus; Umfang bildet: thut man das nicht, j su schießt sie, ähnlich der Voicameviu, hoch und dünn in die ! Höhe. ' ! Die frischen Blätter, etwas gerieben in die Wäsche oder i in den Kleiderschrank gelegt, gcben den Sachen einen resedaähnlichen Duft: die Hand, welche das Blatt gerieben, behält j ilm so lange, bis ein Seifenbad ihn verschlungen. Die jungen ! Blätter riechen zarter, die ältern, strenger; die Pflanze gewährt dadurch, daß man ihr unbeschadet ihres Fortkommens ein Blatt nehmen kann — cin permanentes Flacon feinsten Wohlgerucks. Man kann cin solches Blatt Tage lang mit sich herumtragen; es strömt selbst ganz trocken und zerrieben noch Wohlgeruch aus. Den Parfümen cfabrikanten dürfte die Ausbreitung der Pflanze eine gefährliche Eoncurrenz bereiten uud die Handlungen dürften dieß bald in der geringen Abnahme ihres Products merken. Leichte fette Humuserde, mit, Sand vermischt, ist ihr gedeihlichster Boden; im Gewächshaus muß sie an der kältesten Stelle des Warmhauses stehen: das Zimmer, in welchem man sie überwintert, darf nur tcmperirt sein: man bcgießt sie um diese Zeit nur sparsam, im Sommer steht sie am liebsten an sonniger Stelle, sei cs im Garten oder am Fenster. Für die Leser bemerken wir, daß sie in schönen Exemplaren ö, 20 Sgr. ron dem Handels- und Kunstgärtner Heinemann in Erfurt zu beziehen ist. Vierl'liittenger Klee. Ein gewöhnlicher Aberglaube besteht in dem Aufsuchen des vierblätterigen Kleeblatts, des Emblems der grünen Insel oder Irlands. Dort führt man den Glauben an das glückuerkün-dende Omen sehr weit zurück: man sagt nämlich, daß, als der h. Patriclus das Evangelium in Irland predigte, er einst in Verlegenheit kam, wie er seinen Zuhörern das Mysterium der Dreiheit in Einem erklären sollte. Da erblickte er den Klee (äiiaini'ook), und weil er darin ein Symbol der Dreieinigkeit sah, so machte er ihn znm Symbol der Irlands, jedoch so, daß in dem vierblättcrigen Kleeblatt zur Dreieinigkeit noch die Jungfrau Maria hinzugedacht wurde. Dahrr glaubte man nun, weil das Finden eines solchen ziemlich selten stattfand, daß es Dem, der cs zufällig antreffe, Glück bringen müsse. Nußlands ZuKunst. Der Ausspruch eines der größten Geologen, welchen man fragte: „Glauben Sie, Sir Rodcrik, das; Rußland noch eine Zukunft habe?" lautete: „Nein, denn Rußland hat leine Steinkohlen!" Tie Steinkohlcngruben im Kaukasus schciut der Geologe, als zu dürftig, gar nicht in Anschlag zu bringen. Archäologisches. Aus Pompeji meldet man wieder eine interessante Entdeckung. Man gelangte bei den Ausgrabungen in cin Haus, das,' nach dem ungemein reichen und fast unversehrten Mobilar zu schließen, vornehme Besitzer gehabt haben muß. Das Tri-clininm, der Speisesaal ist mit einer Mosaik getäfelt, welcke eine Menge Gegenstände darstellt, die man damals zu verspeisen liebte. Die vollkommen scrvirte Tafel ist mit nnn versteinerten Spciseübcrrcstcn bedeckt und rings um sie stehen drei Diuans, oder vielmehr Tischbetten von Bronze, reich mit Gold und Silber verziert, auf denen mehrere Ecclette lagen. Eine Menge kostbarer Kleinodien fand man um sie herum. Auf der Tafel stand unter Andcrm eine gut gearbeitete Bacchuöstatm' von Silber mit Augen von Email, um den Hals cin Band von werthvollen Steinen und cbcn solchen Armbändern. Bcrantwortlichcr Redacteur I. v. Kleiumayr. — Dluck und Vcrlag von Igll.^ V. Klciumayr 35 F. Bambcrg in Laibach..