«s,)e*> Mih; Der Leiltge Vater Pius X. hal oer Re- tsjt- Bezugspreise für das Jahr IW6 daktton, den Abonnenten und Wohltätern -aig- --3». Ganzjährig: Für Österreich 2 Schilden Avostolischen Seaen erteilt. Rur ~^ linge, für Deutschland 2 Goldmark für stgklioliWe EfflonaseiWü. den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mil Empfehlung der hochwUrdigsten Oberhirren von Briren, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient. Triest und Wien. .. . für Deutschland 2 Goldmark, für Italien und Alto Adige 8 Lire, für dtr Tschechoslowakei 10 Tschechokronen, für Jugoslawien 24 Dinar, für Ungarn 24.000 ung. Kronen und für die Schweiz 2 Franken. Lerausgegeben vom Missionshaus Graz. Daulustorqasss 10, Steiermark. Rest L Jänner 1926. XXIX. Icchrg. m Zum ^jaj)resrved)fel entbieten wir allen verehrten Wohltätern und Abonnenten die herzlichsten Segenswünsche. möge das Fahr 1926 für uns alle ein Fahr werden, das feine Früchte zu unserem Segen und unserer Freude für die Crvigheit bringt, ein Fahr, an dem Sott und seine heiligen Cngel ihre Freude haben, ein Fahr des Fierrn. Oie 5d)riftleitung. 2 Stern der Neger Heft 1 tt ^ Unsere neue Kirche in iDaria-^rest. Von P. Bernhard Zorn, F. S. C. (Schluß.) rr S> jm 12. Juli 1925 wurde unsere neue Kirche eingeweiht. — Nachdem tags zuvor alle äußeren Vorbereitungen getroffen und soweit als dessen. Seine erste Kirche, der Stall von Bethlehem, zeigte nichts als Armut. Dieser Gedanke tröstete mich in meiner gegenwärtigen Lage: Bänke waren nur wenige O 0 0 0 0 0 0 0 möglich vor Mitternacht beendet waren, benützten wir die noch freien Stunden vor der Feier zur inneren Ausschmückung derselben. Ich will aufrichtig sein und nichts hinzufügen, was nicht in der Tat vorhanden gewesen. Wir sind arm hier in Maria-Trost und schämen uns dessen nicht! Unser Herr und Heiland Jesus Christus, der erste und tüchtigste aller Missionäre, war ja auch arm, noch viel ärmer als der ärmste Missionär, und er rühmte sich vorhanden und die waren alt, ausgeliehen von einer armen Schule. Bilder und Kreuzweg mußten wir uns denken, hoffen, daß die Plätze dafür später ausgefüllt werden. Und die Kommunionbank? Das gibt ein gutes Stück Arbeit, wofür unser alter Schreiner bis jetzt weder Holz noch Zeit fand. Die erste Kanzel unseres Meisters war eine einfache Krippe und er predigt uns von derselben aus noch immer mit großem Erfolge. Also verzichten auch wir gern auf den Luxus einer schönen Kanzel. Aber alles, was uns möglich ist, wird aufgeboten, um wenigstens unsern guten Willen zu zeigen. — Gartenblumen waren keine zu haben, aber da half mir der Wald, der ringsum das neue Heiligtum so traut umgibt; Bäume, Hecken und Sträucher standen in voller Blüte. So viel ich davon auf dem Altare und rings herum nur anbringen konnte, stellte ich in schöner Ordnung auf. Eigentliche Blumenvasen besaß ich noch keine, aber unser guter Bruder Alexander hatte mir einige Flaschen als solche hergerichtet, von denen er den Hals abgesprengt hatte. In diese stellte ich meine Blumen auf und sie dufteten ebenso angenehm. Unterdessen hatte sich viel Volk angesammelt und es kamen noch immer mehr. Voll Begeisterung läutete ich zum ersten Male, das heißt, ich bearbeitete mit starken rhythmischen Schlägen die gestern aufgehängte Pflugschar. Ich muß wiederum offen gestehen, daß meine Leute etwas verduzt und enttäuscht dreinschauten — denn die Protestanten um uns herum haben wirkliche Glocken oder wenigstens ©todtem. Ich bemerkte, die unsrigen seien noch nicht fertig, würden aber auch bald kommen, wenn fleißig gebetet würde. — Kurz vor zehn Uhr kam unser hochwürdigster Herr Präfekt Dr. Daniel Kauczor mit seinem Gefolge an. Ich läutete „zusammen", noch feierlicher denn zuvor, und die Einsegnung begann. Erst von außen. Dann betraten wir die Kirche selbst unter Abbeten von Psalmen. Nach Einsegnung des Altares wandte sich der Oberhirte an das Volk und sprach zu ihm mit Begeisterung von. der hohen Bedeutung des heutigen Tages. — Dann begann die erste heilige Messe in dem neuen Heiligtume. Welch köstliche, geheimen Worte wird das Fleisch gewordene Wort während derselben zu seinen Anbetern gesprochen, welch gute Keime in ihr Herz gelegt haben, die langsam sprießen und mit der Zeit herrliche Früchte bringen werden! — In der Predigt von der wunderbaren Brotvermehrung versprach ich den Anwesenden, daß sie das Brot des Lebens nun auch bald verkosten würden. Es sei dies das wahre Brot, das, vom Himmel gekommen, alle Süßigkeit, Kraft und Wonne in sich schließe, und das alle, die es würdig genössen, zum Himmel führe. Aber auch das Wort Gottes, das von nun an jeden Sonntag hier verkündigt würde, sei wunderbares und belebendes Brot für unsere Seelen. Darum möchten sie doch stets fleißig kommen und sich mit dieser himmlischen Speise nähren. — Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, daß die meisten die große Bedeutung dieses Tages recht erfaßt haben. Einige Mütter hatten ihre kleinen Kinder mit zur Kirche gebracht und, sobald die heilige Messe beendet war, kamen sie in die Sakristei und baten mich, ich möchte sie als Erstlinge in der neuen Kirche taufen. Das war mir eine angenehme Überraschung und Quelle neuen Trostes. — „Man sollte doch überall neue Kirchen bauen", dachte ich bei mir, „der Tag der Einweihung allein bringt so viel Freude und Trost, daß man darob alle überstandenen Leiden und Sorgen vergißt!" Früher habe ich wiederholt angedeutet, daß für den Anfang die Kirche zugleich auch als Schule dienen müsse. Schulanfang war auf den folgenden Tag, 13. Juli, festgesetzt. Eine zahlreiche Kinder- 4 Stern der Neger Heft 1 schar erwartete ich für den ersten Tag nicht; jede Sache muß sich einbürgern, nach und nach sich entwickeln. Auch Schwierigkeiten müssen kommen, und zwar viele. Nur die in Tränen und mit Mühseligkeiten säen, werden mit Frohlocken ernten. Es war auch gut, daß der Beginn bescheiden war; denn wie hätte ich die Arbeit meistern können? Gute, katholische Lehrkräfte sind nicht zahlreich. Wegen einer ist daher ein seltener Fall, daß jemand ohne die hl. Taufe stirbt. Das gilt aber einstweilen nur von solchen, die im Umkreise von wenigen Meilen von unserer Station wohnen. Unsere Aufgabe ist, diesen Kreis immer mehr auszudehnen und, sollte er eines Tages zu groß werden, auf den entfernteren Enden „Filialen" oder „Außenstationen" zu errichten. Diese müssen sich wieder ausdehnen, mit der Unsere neue Kirche in Maria-Trost. (Phot, von P. Zorn.) Lehrerin schrieb ich hin und her, aber lange vergebens, bis ich endlich Erfolg hatte. Nun kamen auch die Kinder zahlreicher. Gegenwärtig besuchen 64 die Schule. Im allgemeinen sind sie gut begabt; alle haben guten Willen, so daß wir auf wirkliche und baldige Erfolge rechnen können. Sonntags kommen sie regelmäßig zum Gottesdienste, begleitet von ihren Eltern und Geschwistern. Ist jemand krank unter ihnen, so rufen sie einen Priester. Es Zeit selbständige Arbeit leisten und endlich das ganze Gebiet überziehen. Soweit der Bericht über den Bau unserer neuen Kirche in Maria-Trost und der Eröffnung unserer Schule. Der Anfang ist freilich sehr bescheiden, verspricht aber großen Erfolg. Wir alle hier in Maria-Trost beten für unsere Wohltäter, die uns bis jetzt geholfen haben und gewiß auch noch weiter helfen werden. Unserem Gebete schließen sich unsere Neu-Christen und Katechumenen an und Maria, unser aller Mutter, die hier besonders verehrt wird, wird alle unter ihren besonderen Schutz nehmen, die zur Verschönerung ihres Heiligtums beitragen. 3. Bekleidung und anderes. oweit meine Erfahrung reicht, ist die Bekleidung der Zulu in der Öffentlichkeit sehr anständig. Alle, selbst die Kleinsten, sind ordentlich bedeckt. Bei Negern, die unter Weißen sich aufgehalten haben, findet man spgar die Sucht, in den Kleidern es diesen gleich zu tun. Hochzeitspaare in hochmodernem Aufputz sind gar nicht selten. Doch steht ihnen die moderne Kleidung nicht und ist ihnen auch recht unbequem. In der Behausung so mancher schwarzen Putzdame starrt dem Besucher aber oft Schmutz und Unordnung entgegen. Schulerziehung hat indes auch hierin schon vieles gebessert. Neben Übermaß in den Kleidern kann man auch recht kleidsame Trachten sehen. Bei den ärmeren Eingeborenen stößt der Hang zu Unreinlichkeit und Schlamperei ab. Viele kommen Sonntags und werktags in denselben zerlumpten, durchlöcherten und befransten Röcken und Hosen daher. Die Kinder sind durchgehends ärmlich gekleidet, gehen immer barfuß und leiden in ihren einfachen, dünnen Kittelchen sehr unter der Kälte, die im Winter gar empfindlich sein kann bei Schnee und Eis und feuchtkaltem Wetter. Manche Kleinen aus recht armen Familien kommen daher in Mäntelchen auf bloßem Körper, der oft nur bis dort bedeckt ist, wo er Lpdenburg, am Feste des „Süßen Namens Mariä" 1925. P. Bernh. M. Zorn, F. S. C. verhüllt sein sollte. Das nimmt sich garstig aus, Die Eingeborenen sind sehr musikalisch veranlagt, viel mehr als die Neger im Sudan. Von Haus aus haben sie zwar nur eintönige, äußerst einfache Melodien, die sie meist einstimmig singen, respektive brüllen, aber sie verfügen über ein seines Gehör, reine Stimmen und finden leicht, fast unwillkürlich die Töne zu drei-, vier- und mehrstimmiger Begleitung. Der Kirchengesang in der Missionskirche von Cenlocow ist sehr gut zu nennen, wenn man berücksichtigt, daß die Sänger erst Schüler sind. Auch Orgel-, bzw. Harmoniumspieler stellen ihren Mann. Unsere Zulu sind von Jugend auf ausgezeichnete Reiter, sitzen auf ihren Pferden ohne Sattel und Steigbügel wie angewachsen. Als Anfänger und Stümper in der edlen Reitkunst kann ich sie nur beneiden, wenn ich sie wie geborene Reitkünstler über Stock und Stein, über Berg und Tal und über halsbrecherische Stellen mit einer Leichtigkeit hinwegsetzen sehe, als wenn es für sie gar keine Hindernisse gäbe. Und das trifft nicht nur bei verwegenen Burschen zu, nein, auch bei Frauen und kleinen Knirpsen. So sah ich ein achtjähriges Bürschchen auf einem großen Roß ohne Sattel und Zügel, nur mit einer kleinen Rute zum Lenken bewehrt, einen steilen sr * plaudere! aus dem Liande der Zulu. Sv W ilr Von P. Josef Sin ge rer, F. S. C. lif VS (Schluß.) Berg hinantraben. Eine Spanne hoch hopste er auf dem Rücken seines für ihn gewaltigen Tieres, hielt sich aber so sicher im Gleichgewicht, auch da, als es nach einer scharfen Wendung abwärts ging, daß ich nur staunen mußte. 4. Giftmischerei und Geistereinfluß. Ein trauriges Kapitel. Zauberei und Vergiftung, Aberglaube und Ausnützen der Furcht vor dem Einfluß der Geister sind unter den heidnischen Zulu noch sehr in Schwung. Unheimlich ist bei den Schilluknegern das feige Morden eines Ahnungslosen mit dem Speer, doch unheimlicher bei den Zulu das Vergiften. Bald da, bald dort hört man vom plötzlichen Tod und hastigen Begraben eines Häuptlings, eines verliebten Burschen, einer Gattin. Untersuchungen ergeben, daß der Tod erfolgt ist durch Vergiften mit Arsenik oder Tierseuchen-Medizin (Gift). Es scheint, daß sich Geistereinsluß unter den Heiden nicht selten wirklich bemerkbar macht. Verschiedene Tatsachen werden erzählt von merkwürdig abweisenden Kräften, die in Katechumenen gegen ihren Willen wirkten, aber völlig verschwanden, sobald der Exorcismus über sie ausgesprochen war. Der Obere von unserer Station Centocow hatte es schon mit zwei eklatanten Besessenen, bzw. einer Um-sessenen zu tun. Vor kurzem spukte es in der Schlafstätte eines Lehrers auf einem Außenposten. Obwohl nüchtern und vollständig wach, hörte dieser doch draußen Pferdegetrampel und drinnen Katzengeheul und Poltern. Er schaut genau nach, kann aber nichts entdecken. Da packt ihn plötzlich eine schwarze Gestalt am Kopf und ohne zu wissen wie, sieht er sich vom Bett weg in die anstoßende Kirche vor den Altar gestellt. In seiner Angst nimmt er ein Kruzifix, sprengt Weihwasser, segnet und betet. Dann war's vorbei. Bald darauf meldete ein Lehrer auf der Hauptstation selbst, er konnte schon einige Wochen nicht mehr schlafen, weil die Geister ihn beunruhigten. Man riet ihm, das nächstemal die angebliche Erscheinung um Namen und Begehr zu fragen. Er tut so und sobald er gefragt, öffnet sich geräuschlos die verschlossene Tür und in deutlichen Umrissen zeigt sich die Gestalt eines vor einem Jahre verstorbenen Freundes. Am nächsten Tag läßt der Lehrer heilige Messen lesen und seitdem ist nichts mehr geschehen. 5. Christliche Gesinnung. Unsere eingeborenen Christen legen eine große, erbauliche Ehrfurcht vor dem Priester an den Tag. Sie geben viel auf seinen Segen. Als ich zur Station Centocow kam, sah ich zu meiner Überraschung jung und alt am Wege knien und um den heiligen Segen bitten. Auch sonst knien die Christen am Wege nieder, wenn sie einem Priester begegnen, damit er sie segne, und hat er es getan, zeigen sie sich recht dankbar. Samen, Mais und Korn und sonstige Feldfrüchte bringen sie in Körben zum Pater, sie vor der Aussaat segnen zu lassen. Selbst ihre neuen Gebetbücher lassen sie vor dem Gebrauch vom Priester segnen. Nicht selten stößt man auf eine ehrliche Gesinnung, die man bei diesem Volke nicht erwartet. Und das auch bei Heiden, wenn sie noch nicht durch die Stadtluft der europäischen Bazillen verdorben sind. Eine Frau brachte dem P. Rektor eine größere Summe Geldes, die sie gefunden hatte, daß er es verkünde. Als sich auch nach drei Wochen noch niemand gemeldet hatte, wurde es der ehrlichen Finderin irgendein Unfall passiert ist, ist es tröstlich, zu sehen, wie jene, die den Unterricht besucht haben, nicht den Kops verlieren und vor allen anderen Dingen an die Taufe P. Banholzer begegnet betn Schillukkönig Fadiet. wieder zugestellt, die es aber sofort zu Meßstipendien hergab. Nicht leicht wird jemand krank und sei es auch in der entferntesten Ecke der Pfarrei, ohne daß die Angehörigen den Missionär rufen. Das macht man auch bei Kindern und selbst bei Heiden. Wenn denken. So sind schon Hunderte in Todesgefahr für den Himmel gerettet worden. Unser P. Superior hat öfter bemerkt, wie sein Pferd bei Versehgängen selbst vom gewohnten Wege abwich und direkt auf die Hütte zuging und vor ihr stehenblieb, in der die kranke Person lag. Er ist überzeugt, daß es der heilige Schutzengel war, der da helfend eingrisf. Die Leichen bringt man auch von weit her auf den Pfarrfriedhof. Wer die Wege hierzulande gesehen hat, weiß, daß das für Neuchristen viel sagen will. Selbst Heiden wollen bei unserem Friedhof begraben sein, allerdings wohl aus Aberglaube und Furcht vor den Zauberern, die Leichen ausgraben und zu Zaubermitteln gebrauchen. Das wagen sie auf unserm Friedhof wohl nicht. Ist es aber ganz unmöglich, den Leichnam zum Friedhof zu bringen, so wird neben der Hütte das Grab für den Toten bereitet und vom Pater bei Gelegenheit eines Besuches eingesegnet. Unbemerkt dringt das Christentum auch ins heidnische Leben ein. Auch Heiden ! fragen manchmal an, ob sie an bestimmten Tagen Fleisch essen dürften. Wenn es den Christen verboten ist, enthalten auch sie sich dessen. P. Wilhelm Ganhelzer, der erste HMsfionar der 8d)iIIuk. Von P. Isidor Stang, F. S. C. (Fortsetzung.) Menschenopfer. Banholzer war eine starke Natur und zeigte ein uner-schrockenes Auftreten, was ihm bei seinen Schilluk Bewunderung und Achtung einbrachte. Und doch bemerkte ich an ihm einige Jahre hindurch eine gewisse nervöse Furcht vor den älteren Negern. Besonders deutlich zeigte er sie, als er im Oktober 1908 an Malariafieber krank lag. Oft wachte ich bei ihm. Und da bat er mich dann des Nachts, ich möchte doch eine Runde ums Haus herum machen, es könne leicht geschehen, daß feindliche Schilluk uns überfallen und niedermachen wollten. Ich lachte über eine solche Furcht und schrieb sie seiner fieberschwangeren Phantasie zu. Natürlich suchte ich sie ihm auszureden, denn bei der Achtung und Liebe, die er von seiten der Neger genösse, sei an eine derartige Gefahr gar nicht zu denken. Doch der Pater erwiderte mir: „Wenn Sie wüßten, was , ich erfahren habe, würden Sie meine Furcht begreifen und auch selbst teilen. Die Schilluk sind gute Leute und halten es für Feigheit und Schande, ihren Feind des Nachts heimlich zu überfallen. Aber die Medizinmänner und Hexenmeister, die einen gewaltigen Einfluß am Hof des Schillukkönigs haben, schrecken vor diesem feigen Mittel, ihre Feinde aus dem Wege zu räumen, nicht zurück; und sie sind uns bitter feind. Wir stehen jetzt im Oktober, die Ernte sollte eingebracht werden, aber noch immer regnet es und das Korn beginnt auszuwachsen. Kommt es nun einem Medizinmann in den Sinn, zu behaupten, Nikang, ihr erster König, den sie als Halbgott verehren und an den sie sich in allen Angelegenheiten wenden, Nikang zürne seinem Volke und lasse andauernd regnen, i weil man die weißen Fremdlinge im Lande dulde, so würde er das abergläubische Volk gegen uns aufwiegeln und wir wären keinen Augenblick unseres Lebens sicher." Sosehr ich mich auch bemühte, die näheren Gründe feiner Befürchtungen von ihm zu erfahren, vergebens; P. Banholzer wich meinen Fragen ständig aus. Erst zwei Jahre später erfuhr ich Näheres, was mir wiederum den edlen Sinn des großen Schilluk-Missionärs im schönsten Lichte zeigte, hatte er doch ein furchtbares Geheimnis in sich verschlossen, um seine Mitbrüder nicht zu beunruhigen. Ein Katechumene erzählte mir nämlich, als wir uns einmal im Missionsgarten allein befanden, wie folgt: Vor einigen Jahren (er zählte damals acht Jahre) hatte er eines Tages aus dem Dorfplatz im Schatten eines Baumes ein Schläfchen gehalten. Plötzlich erwachte er aus seinem Schlummer und hörte zwei alte Männer, die er beide gut kannte, halblaut mitsammen reden. Und was er da hörte, war entsetzlich. Der eine der beiden Alten, ein Medizinmann, erzählte dem andern von dem rätselhaften Verschwinden des Lieblingssklaven des Königs Kur?) a) Damit der Leser den Zusammenhang der Erzählung verstehe, müssen wir eine ausführlichere Erklärung einschalten: Die englische Regierung hatte auf Betreiben des damaligen Gouverneursvon Kodoc den graus amen Schilluk-könig Kur nach Khartum kommen lassen und dann in die Verbannung nach Halfa, einem Orte ain Rand der Wüste, geschickt. Zu seinem Nachfolger wurde Fadiet gewählt, aber bei seiner Krönung mußte eine wesentliche Zeremonie unterbleiben. Der neue König muß nämlich mit seinem ganzen Gefolge über ein Schaf und dann über einen Ochsen springen, die beide gebunden auf dem Boden liegen. Es kommt dadurch zum Ausdruck, daß der König oberster Herr über alles Klein- und Großvieh ist. Doch das genügt noch nicht. Auch ein alter Mann, den man tags zuvor gefangen und in Gewahrsam gehalten hat, liegt gefesselt aus der Erde und auch über ihn muß Dieser Sklave war der Vertraute seines Herrn und als solcher im ganzen Lande bekannt. In dem Rate, den der König Fadiet mit seinen Hexenmeistern abhielt, sagte ihm einer, wenn er König bleiben wolle, müsse er das höchste Opfer darbringen lassen: ein Menschenopfer. Denn sein Ahnherr Nikang sei ihm nicht hold und wolle sich nur durch Menschenblut versöhnen lassen?) Und wirklich verschwand der König hüpfen zum Zeichen, daß er auch höchste Gewalt über das Leben seiner Untertanen besitzt. Für die Krönungsfeier des neuen Königs Fadiet war auch ein alter Mann eingefangen worden, aber dessen Söhne liefen zur nahen Regierungsstation und bewirkten die sofortige Freilassung des Vaters. Und so mußte die wichtigste Zeremonie bei der Krönungsfeier unterbleiben. — Diesen Umstand benutzten nun die noch sehr zahlreichen Freunde des alten Königs Kur und verbreiteten im ganzen Lande das Gerücht, Fadiet sei gar nicht rechtmäßiger Schillukkönig, weil er nicht nach altem Zeremoniell gekrönt sei. Schon das mußte den König beunruhigen, aber ein anderer Umstand steigerte noch seine Sorge. Es war schon einmal die Rede vom Prinzen Nikang aus dem Königshause Jor, der auf der Missionsstation von P. Banholzer erzogen wurde. Wegen eines Viehdiebstahles, bei dem der König dem Diebe geholfen hatte, brachte Nikang bei der Regierung eine Klage ein und gewann den Prozeß. Nikang und sein ganzer zahlreicher Anhang triumphierten über Fadiet. Dieser wurde nun ganz verwirrt, zumal er glaubte, daß die weißen Missionäre den Prinzen gegen ihn aufhetzten. In seiner Ratlosigkeit ließ der König seine Hofmedizinmänner und Hexenmeister kommen und befragte sie einzeln um ihre Ansicht, wie er sich retten und auf dem Throne halten könne. 9 Ein Schilluk kann sich ein Bittgebet in einem bedeutenderen Anliegen gar nicht denken, außer in Verbindnng mit einem Opfer. Sosehr aber Tieropfer bekannt nnd alltäglich sind, von Menschenopfern haben doch die meisten Schilluk keine Ahnung. Nur die Medizinmänner wissen davon und bringen sie, wohl mit Wissen des plötzlich der Liebling des Königs Kur und wurde nie wieder gesehen. „Und nun hörte ich den alten Medizinmann weiter erzählen", fuhr mein Katechumen in seinem Berichte fort, „wie man mit Wissen des Königs gerade diesen jungen Sklaven heimlich in eine unbewohnte Hütte gelockt. einen Teil des Inhaltes heraus und streute diesen um das Opfer nach den Himmelsrichtungen hin auf die Erde. Mit offenem Leibe ließ man ihn liegen, bis der Tod ihn von seinen gräßlichen Schmerzen befreite. Aus der Haut des Geopferten wurden Kuhstricke gedreht und mit diesen ff 'jr ^ tz W Eine Gruppe, welche photographiert zu werden wünschte. (Phot, von P. Zorn.) Links die Ur-Urgrotzmutter. Sie ist mehr als 80 Jahre alt, wurde am 80. Jänner I8W getauft und heißt nun „Maria-Anna". Die anderen aus dem Bilde sind einige ihrer Kinder und Kindeskinder. Die ältesten sind alle Katechumenen. Die Kinder kommen fleißig in die Schule und lernen gut. Die ganz Kleinen sind bereits getauft. dort gebunden und geknebelt, im Dunkel i der Nacht weit hinausgeschleppt in die Prairie zwischen dem Schilluk- und Nuba-lande und unter einem Baume grausam geopfert habe. Sie gingen dabei in gleicher Weise zu Werke wie beim Opfern von Tieren: man öffnete ihm mit einem Messer den Unterleib, nahm aus den Eingeweiden Königs, im geheimen an einem weit entlegenen, nur ihnen bekannten Orte im Walde dar, allerdings nur äußerst selten und in der größten Not des Königs oder des Landes. die Kühe des Königs festgebunden, damit die Seele des Gemarterten dem Viehstand des Königs keinen Schaden zufügen könne. Um endlich die Gegner des Königs ganz unschädlich zu machen, löste man das Haupt des Opfers vom Rumpfe und begrub es im Dunkel der Nacht am Nilufer, direkt hinter dem Missionsgarten. Es sollte dadurch des Toten Rache und Fluch den jugendlichen Prinzen Nikang und mit ihm alle Bewohner der Missionsstation treffen. ,Und mm', so schloß der alte Hexenmeister,,molten wir sehen, wann diese weißen Fremdlinge endlich den Fluch spüren werden, den das eingegrabene Menschenhaupt auf sie herabrufen soll/" Ich war von dieser Erzählung ganz erschüttert, war es mir doch neu, daß meine lieben Schilluk auch Menschen zum Opfer schlachteten. Sofort eilte ich zu P. Banholzer, um ihm meine Erfahrung mitzuteilen, doch für ihn war es keine Neuigkeit mehr. Wohl gab er sich alle Mühe, um jede Furcht von uns fernzuhalten, mir die Geschichte auszureden, und meinen Katechumen hat er tüchtig ins Gebet genommen und ihm strengstens untersagt, je wieder ein Wort von dem Gehörten zu erzählen; aber später habe ich doch erfahren, daß der gute Pater von jenem Morde eine Ahnung gehabt haben mußte. Ich hörte von einem unserer Christen, einem Schreiner, er hätte einmal in jener Zeit, als der treue Sklave des Königs Kur so plötzlich verschollen sei, wie gewöhnlich Wasser aus dem Nil geholt. Da sei er über eine weiche Stelle im Sande gestolpert. Weil der Sand nachgab, habe er gedacht, ein Krokodilsnest gefunden zu haben?) Seine Frau holte nun vom nahen Missionsgarten eine Hacke und entfernte den Sand, förderte aber statt der Krokodilseier das blutige Haupt jenes Sklaven zutage. Und das sei in Gegenwart des P. Banholzer geschehen. All das hatte dieser also vor seinen Mitbrüdern aus Zartgefühl geheimgehalten. Daß P. Banholzer das wenn auch seltene Vorkommen von Menschenopfern Im Monat Februar graben die Krokodile im Ufersande ein tiefes Loch, legen 20 bis 40 Eier hinein und decken das Loch dann wieder säuberlich zu. bekannt war, beweist folgendes Ereignis. Es war im Jahre 1913, zur Zeit als eine schreckliche Dürre das Schillukland heimsuchte, da kam ein Mann vom Distrikt Detuek zu mir und erzählte, in seiner Nachbarschaft seien plötzlich zwei Knaben verschwunden. Alle Nachforschungen seien erfolglos geblieben. Auf meine Frage, was wohl mit den Knaben geschehen sein könne, wurde er verlegen und schwieg. _ Ich lud ihn in mein Zimmer, labte ihn mit Negerbier und löste durch meine Freundlichkeit seine Zunge. Er erzählte: „Als die große Trockenheit begann, ließ der König Fadiet alle berühmten Medizinmänner seines Landes zusammenrufen, um sie zu befragen, wie man Regen bekommen und so der drohenden Hungersnot entgehen könne. Es wurde ein Schafopfer dargebracht und einer der Hexenmeister las in den Eingeweiden des Tieres, daß ihr Ahnherr Nikang bei Gott in Ungnade gefallen und in Ketten gebunden sei. Er könne also nicht wie sonst für sein Volk bei Gott um Regen bitten. ,Wir, sein Volk, müssen ihn aus Ketten und Kerker befreien, indem wir Gott durch ein Menschenopfer versöhnen/ So wurde im Rate des Königs beschlossen. Zufällig drang ein Gerücht von dem grausamen Beschluß unter das Volk und wir alle fürchteten für unsere Knaben, denn nur Knaben oder Jünglinge werden geopfert. Da verschwanden plötzlich jene beiden Knaben aus dem Nachbargebiete und nun fürchten wir nichts mehr, denn wir wissen, daß jene zum Opfer geschlachtet wurden." Ich ließ den Mann seinen Bericht vor P. Banholzer wiederholen. Der tat gar nicht verwundert, sondern sagte mir nur: „Daß es im Schilluklande in früheren Zeiten Menschenopfer gab und auch jetzt noch gibt, davon bin ich fest überzeugt. Weil diese Art Opfer aber selten find und nur in der größten Not des Landes dargebracht werden, so bin ich der festen Meinung, daß der König in jedem Falle befragt oder davon benachrichtigt wird." (Fortsetzung folgt.) 6miges aus den Sprichwörtern der 13apedL Von P. Musar, F. S. C. ...- ---- --------------------------=i> Stamm der Bapedi ist ein weig der Basuto-Nation und wohnt fast ganz Transvaal, insbesondere den Osten und Norden desselben. Ihre Sprache ist zwar der Sprache der Bafuto sehr nahe, hat aber doch mehr oder weniger dialektische Abweichungen von derselben. Wie nun alle Völker ihre Erzählungen, Fabeln und Sprichwörter haben, so auch die Bapedi. In den folgenden Zeilen möchte ich den werten Lesern des „Stern der Neger" einige der gewöhnlichsten Sprichwörter dieses Volksstammes vorführen, aus denen sie leicht ersehen können, daß die Schwarzen mehr geistige Befähigung besitzen, als mancher Europäer von ihnen denkt. 1. „Im Alter bricht der Erfolg des Unterrichts." Der Sinn dieses Sprichwortes ist derselbe wie jenes deutschen: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr." So mancher Lehrer oder Katechet konnte, wenn er diese Zeilen liest, seine weißen Schulkinder darauf hinweisen, daß schon die Neger Afrikas die Wahrheit dieses Spruches erkannt haben. Die Schwarzen von hier sind im allgemeinen sehr lernbegierig und besitzen großes Talent, besonders für Sprachen und Gesang. Es kommt gar nicht selten vor, daß ein Kaffer fünf Sprachen sprechen kann. Haben sie ein Lied singen gelernt, so kommt es bei ihnen sozusagen von selbst. daß sie dazu die zweite und eventuell auch die dritte Stimme singen. Manche schwarze Eltern sind wohl darauf bedacht, ihre Kinder in die Schule zu schicken, leider ist es uns nicht vergönnt, so viele Schulen zu errichten, als wir möchten und notwendig wäre. So z. B. wäre es höchste Zeit, in Sekukuneland eine Kirche und Schule zu bauen. Wir wurden schon vor einem Jahre von dem dortigen Häuptling eingeladen, in seinem Bereiche eine Missionsstation zu errichten. Aber wo die Mittel hernehmen? In Witbank sollte eine Schule für die Eingeborenen errichtet werden; die Leute fragen immer wieder, wann wir eine Schule bauen. Aber wiederum dieselbe Frage: wo sollen wir die Mittel hernehmen? Und so müssen wir es vorläufig noch lassen, wenn auch mit blutendem Herzen. 2. Ein anderes Sprichwort heißt: „Wer zu spät kommt, kriegt nichts!" Dieses Sprichwort knüpft sich an folgende Erzählung: „Gott ließ einmal alle Tiere zu sich kommen, um jedem von ihnen einen Schwanz zu geben; denn früher hatten die Tiere keine Schwänze. Alle folgten dem Rufe Gottes, nur der Klippdachs blieb daheim. Er bat aber die anderen Tiere, sie möchten ihm einen Schwanz mitbringen. Als sie nun zu Gott kamen, rief er sie alle beim Namen und gab jedem seinen Schwanz. Nun brachten sie ihm auch die Bitte des Klippdachses vor. Allein Gott erwiderte, es müsse jedes Tier selbst seinen Schwanz holen. Nun ging auch der Klippdachs hin. Aber als er ankam, sprach Gott: ,Die Zeit zum Schwänzeausteilen ist vorüber/ So mußte er ohne Schwanz heimkehren." — „Wer zu spät kommt, kriegt nichts!" 3. „Verachte den -Weg und stirb auf demselben." Der Sinn dieses Sprichwortes ist der: Wenn jemand einen Weg zu machen hat, den er nicht kennt, so muß er sich wohl hüten, denselben zu unterschätzen. Er darf sich nicht denken: ich werde noch leicht hinkommen; sonst könnte er auf dem Wege ermatten. Dieses Sprichwort wird aber auch gebraucht in einem ähnlichen Sinne wie das deutsche: „Frisch gewagt ist halb gewonnen." 4. „(Du sagst:) gehe, gehe, gehe schon lange Zeit." Dasheißt: „Versprechen macht Schuldner." Das wissen dieSchwarzen auch ganz genau und sie vergessen es nicht, wenn man ihnen etwas versprochen hat, und noch viel weniger, wenn man das Versprochene nicht gehalten. Sie gebrauchen das Sprichwort auch in dem Sinne: „Verschiebe nicht aus morgen, was du heute tun kannst." 5. „Ein Kind, das nicht schreit, stirbt im Than." Than wird eine Ziegenhaut genannt, worin das Kind', am Rücken der Mutter befestigt, getragen wird. Statt der Ziegenhaut bedienen sich die Mütter jetzt gewöhnlich eines Tuches, welches denselben Namen führt. Das Than ersetzt die Wiege und das Kinderwägelchen. Dort befindet sich der kleine schwarze Spießbürger, mag die Mutter arbeiten oder auf der Reise sein. Hat die Mutter noch etwas anderes zu tragen, findet es auf dem Kopfe Platz. So sieht man oft schwarze Frauen, wie sie ganz beladen, das Kind auf dem Rücken, eine Last auf dem Kopfe und noch eine andere in den Händen, daherkommen. Und der kleine Schwarze fühlt sich ganz wohl auf dem Rücken der Mutter und seine Äuglein schauen vergnügt in die Welt hinaus. Schon die kleinen Mädchen befestigen sich oft ein Tuch nach der Art des Thari auf dem Rücken und bereiten sich so auf den zukünftigen Mutterberuf vor. Den Kaffern macht es nichts, wenn ihre Kleinen recht schreien, sondern sie lieben es sogar. Daher der obige Spruch: Kinder, die nicht schreien und lebhaft sind, gedeihen nicht. Es stehen aber auch die jungen Kafferlein den weißen Kindern, was Schreien anbelangt, nicht nach. Manche weiße Mama hätte, wenn sie ihren Liebling so schreien hörte, schon längst die Geduld verloren. Aber die schwarzen Mütter machen sich nichts daraus, sie lassen ihre Kinder ruhig schreien. Freilich, wenn sie krank sind, dann sind auch sie sehr wohl besorgt um ihre Kinder und ängstigen sich um dieselben. (Schluß folgt.) €me fftondesfinfternis in Afrika. S\ JU 0% V. Von P. R., F. S. C. 'V war am Abend des 10. August llllll! 8ro^en 8 und 9 Uhr, als der Mond in den Schatten der Erde trat und die Mondesfinsternis ihren Anfang nahm. Unter den wenigen europäischen Hahn, der den Mond verschlucken solle. Wenn dem Ungeheuer das Vorhaben gelänge, wäre es um die Welt und die armen Menschen geschehen; denn hätte der Hahn auch den Mond verschluckt, so Kleine Zulu. Kindern, die unter uns weilten, löste das schöne Naturphänomen lebhaftes Interesse aus. Mit ihren Ferngläsern verfolgten sie die einzelnen Phasen der Finsternis. Ganz anders aber bei den Eingeborenen. Als echte Muselmänner waren sie der Überzeugung, daß eine Mondesfinfternis eine schwere Strafe Gottes sei, mit der er den Gläubigen drohe wegen ihrer vielen und großen Sünden. Wenn das Maß ihrer Sünden voll sei, so, glauben sie, schicke Gott einen gewaltigen wäre sein Hunger doch noch nicht gestillt, er würde sich auch daranmachen, die Erde zu verschlingen. Trotz ihrer blinden Ergebung in das Schicksal ist es den armen Söhnen Mohammeds doch schrecklich zumute bei dem Gedanken an solch tragisches Ende. So rütteln sie sich denn auf aus ihrer fatalistischen Gleichgültigkeit und arbeiten fieberhaft und angestrengt, das drohende Unheil von sich und der Erde und daher zunächst vom Mond abzuwenden. Kaum hat die Finsternis ihren Anfang genommen, so wird ein Alarmzeichen gegeben. Und nun treiben alle Prophetensöhne ihre Kinder, große nnd kleine, ans die Straße. Mit Lärminstrnmenten aller Art vollführen diese einen Höllenspektakel und zn gleicher Zeit schreien sie, so laut und so hoch sie es nur vermögen, zum Himmel hinauf: „Barmherziger Gott, wende deine strafende Hand ab, unsertwegen, die wir noch Kinder und noch frei von Sünden sind!" Gewiß ist der Gedanke, der diesem Brauche zugrunde liegt, der Beachtung wert, zeigt er doch, wie das Sündenbewußtsein tief in der Seele des Menschen ruht, wenn er auch kein Christ ist: die Unschuld der Kinder soll den Himmel versöhnen. Aber auch die Alten bleiben nicht stumm. Sei es, daß ihr Gewissen sie nicht schweigen läßt, sei es, daß sie durch ihr Beispiel die Kinder zu erhöhter Tätigkeit anspornen wollen, oder sei es endlich, daß die Furcht sie treibt, es könnte der ruchlose Plan des gefräßigen Hahnes gelingen, genug, sie mischen auch ihre Stimmen mit in den Chor der kleinen Schreier und so entsteht ein unbeschreibliches Durcheinander von Stimmen, vom höchsten Sopran bis zum tiefsten Baß, vermischt mit dem ohrenbetäubenden Getöse der Lärminstrumente. Da sitzt eine Gruppe von alten Leuten beisammen. Unter eintönigem, kläglichem Trauergesaug schlagen sie mit ihren langen Stäben im Takte die Erde. Halbnackte Knaben stürmen durch die lärmende Menge und blasen mit vollen Backen auf alten Gießkannen. Von den alten Weibern sollte ich eigentlich schweigen, sie schreien, heulen und kreischen durcheinander, daß einem die Ohren schmerzen. Unterdessen schreitet das Verhängnis seinen Gang. Der schwarze Schatten zieht sich immer mehr über die Mondscheibe hin, das Verderben rückt näher und näher. Aber da steigert sich auch der Lärm, die Stimmbänder arbeiten fieberhaft, fast zum Zerreißen, und in Wirbeln sausendieSchläge auf Trommeln, Blechgeschirre und Schüsseln nieder. Es ist eine komische und doch wieder tragische Szene. Das Volk nimmt es ernst. Das Wachsen des Schattens vor der leuchtenden Scheibe bringt sie zur Verzweiflung. Sie müssen schreien und müssen lärmen und dürfen nicht einen Augenblick rasten. Zum Himmel hinauf, mit Windeseile, muß das Getöse dem Hahn in die Ohren gellen, daß er vor Schreck seine goldene Beute fahren lasse und davonlaufe. Dann wird auch die Erde gerettet sein und alles Leben aus ihr, gerettet durch das wackere Schreien der braven Prophetensöhne. Endlich, endlich! Nach drei langen und bangen Stunden, nachdem die Menge sich heiser geschrien und müde gelärmt hat, ist der Mond wieder frei. Wenn auch noch blaß ob der ausgestandenen Todesängste, zeigt er doch wieder voll und rund sein altes Gesicht. Dankbar und freundlich lächelt er herab auf die braven Gläubigen, die ihn mit Freudengeschrei und triumphierendem Lärmen begrüßen. Es ist schon spät geworden. So geht man denn selbstbewußt nach Haus oder auch anderswo hin und labt seine trockene und ermattete Kehle. Womit? Das verrät ein echter Moslem nicht! Und am nächsten Morgen, wenn man wie gewöhnlich seine Einkäufe auf dem Markt erledigt, erzählt man sich gegenseitig die schreckliche Gefahr und die heroischen Anstrengungen der verflossenen Nacht: „Allah sei gelobt! Es ist uns diesmal wieder gelungen, die Welt vom Untergange zu retten." Nachrichten des ^heolOgen-fNifflOnsverbandes Österreichs. Handbuch lein des österreichischen Theologen-Missionsverbandes. Von Karl Raab, ehem. Vorsitzenden des Verbandes. Die Broschüre — schon lange erwarteten wir sie — ist da. St. Gabriel hat den Verlag. Die Inhaltsangabe zeigt, daß sie nicht bloß Handbüchlein für den österreichischen Theologen-Missionsverband ist, sondern mit Recht jedem Arbeiter im Weinberge des Herrn recht viel gute Dienste leisten wird. Inhalt: 1. Theoretischer Teil. Pflicht zur Missions arbeit und ihr Segen. a) Grundsätzliches über Missionspflicht; b) moderne Seelsorge und Heidenmission. 2. Geschichtlicher Teil. Gründung des Theologen-Missionsverbandes und Entwicklung bis 1916. Kraftprobe im Weltkrieg und neues Aufstreben. Die einzelnen Missionsarbeitsgruppen. Satzungen des Theologen-Missionsverbandes und Privilegien der Unio cleri. 3. Praktischer Teil. Winke für Missionsarbeit im Theologiestudium und in der Seelsorge, a) Theologen-Missions-verein und Studienzirkel; b) Missionsarbeit in der seelsorglichen Praxis. Schlußwort: Ausblick. Punkt 3a gibt Anleitung zur Anlage eines Sachkataloges mit mehreren Skizzen. Werden allen Gruppen ein Exemplar übersenden. Wollen Sie es, ehrwürdige Herren Mitarbeiter, gern aufnehmen, vielleicht Ihren ehemaligen Mitgliedern, die schon in der Praxis stehen, zusenden, in theologischen Zeitschriften besprechen und vielleicht dem hochwürdigsten Ordinariate auch vorlegen. Es soll unser „Handbüchlein" wirklich werden. Neubestellungen und Zahlungen wollen Sie unmittelbar nach St. Gabriel senden. Auszug aus dem Schreiben von Klagenfurt. Der Missionsverein der Theologen in Klagenfurt hat in sein Arbeitsprogramm folgenden herrlichen Plan aufgenommen, der als Anregung zu ähnlichem Vorgehen allgemeine Bekanntgabe verdient: Sein „Seelsorgezirkel" stellt sich zur Aufgabe, neben wissenschaftlich-praktischer Begründung des Missionswerkes eine Sammlung passender Beispiele aus den verschiedenen Missionszeitschristen anzulegen, ebenso eine Zusammenstellung von Programmen für Missionsfeste mit Angabe, wo das Material zu finden ist, weiters eine Auswahl passender Missionstheaterstücke. Dies alles auf Oktavblättern in alphabetischer Ordnung. Das Hochoriginelle ist nun, daß aus dieser Materialiensammlung, angelegt von den Theologen, die Seelsorgepriester in den Pfarren draußen in praktischen Fällen ihren Bedarf nehmen, aus mehr theoretischen Aufzeichnungen sich Rat holen und das Material nach Gebrauch wieder zurückstellen. Dies jedoch mit der Angabe, wie sich diese Theorie praktisch in der Seelsorge bewährt hat. Durch diesen Austausch von Theorie und Praxis zwischen Theologen und Seelsorgepriestern wird nicht nur das ganze Vereinsleben überaus befruchtet, sondern auch das Problem der Außenglieder des Missionsvereines höchst praktisch gelöst. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgasse Nr. 10. — Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Missionsbruder in Graz, Paulustorgasse Nr. 10. — Universitäts-Buchdruckerei Styria" in Graz.