f u r Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. M^ 36« V5«»8t»3 ÄQN ^. Mai. ______IV47» Die Schlange von Strobelhof. Vaterländische Sage von I o s. V u ch e n h a i n. (Fortsetzung.) H^aolo sprach lange Ulld Vieles mit dem schönen Jünglinge, aber Ruperta konnte kein Wort verstehen. So viel nur war zu entnehmen, daß Paolo noch Mehreres von demselben fordere, was jedoch dieser mit allem Nachdrucke verweigerte. Dieser Trotz und dieser kühne Eigensinn kleidete den Standhaften so schon, daf; seine Gestalt noch höher bei Ruperta im Werthe stieg. Der Wortwechsel wurde jedoch heftiger, endlich so arg, das; Paolo sich auf den Gefangenen stürzte und ihn unter gewaltigen Schlägen zu Boden warf, im Begriffe, ihn zu erwürgen. »Halt!" schrie in der tödtlichsten Angst eine Stimme, und mitten unter den Dreien stand Rupcrta's majestätische Gestalt, ernst mir dem Finger drohend. Grimaldi und Ulrich blieben verwundernd stehen; der Gemißhandelte aber, welcher noch am Boden lag, sprang auf. Unwille und Scham lagen zwar auf seinem Antlitze, doch auch der innigste Dank in seinen Blicken, welche er verstohlen auf Ruperta warf. Sie hatte dieß bemerkt, und bewunderte im Stillen den Jüngling, der so mit sich selbst zufrieden da stand. als hätte er eine Welt gewonnen. „Wer erlaubte Dir, in unsere Angelegenheiten Dich zu mischen?" unterbrach endlich Ulrich diese so seltsame Stille. »Der Himmel selbst, denn er gebeut Schutz und Hilfe den Bedrängten," antwortete voll edlen Unwillens das Mäd-chen. Paolo winkte, den Gefangenen abzuführen. Dies, geschah. Auch Nuperta trat in das nächste Gemach, den Verhaßten keines Blickes würdigend. Dieses Benehmen war dem Geheimnißvollen nicht entgangen. Man konnte deutlich aus seiuem kalten und höhnischen Blicke sein Inneres wahrnehmen, die er der Abgegangenen nachwarf. »Ulrich, wollt Ihr des Lohnes vollkommen gewärtig .seyn, den Euch diese Gefangennehmung bringt, so bewahrt ' Hen Fremdling und Hüter Euch, daß Ihr nicht verrathen werd/t. Auf jeden Fall verstärket Eure Burg; ich fürchte, Ihr dürftet unangenehme Besuche bekommen, wenn Eure That bei den Standen Krain's ruchbar würde. Haltet Euch fest. Ist die Noth am größten, dann ist Venedig und ich am nächsten." So sprach Paolo, indem er den Zeigefinger aufrecht gerichtet über die Lippen legte, mit einer Miene, die Jeder für eine zweideutige gehalten hätte. Ulrich jedoch bemerkte nichts und der Furchtbare verließ die Dienersburg. Der Burgherr war seitdem ungcmein tiefsinnig geworden.— Es hatte das Ansehen, als gähre etwas Großes in seinem Innern, dessen Ende jedoch sehr zweifelhaft seyn. mußte. Sein Mund war verschlossen, sein Auge irrte unstät umher, und bei jedem Geräusche fuhr er wie aufgescheucht aus seinen tiefen Gedanken empor. Boren kamen und gingen, ohne daß Jemand den Zweck ihrer Sendung erfahren konnte. Bald hernach wimmelte es von Miethlingen aller Art, welche abwechselnd bei Tag und Nacht, wie zu einer nahe bevorstehenden Fehde, bewaffnet auf und ab schritten, indesi der Thurmwächter von der Warce herab nach allen Seiten der Dienersburg sorgfältig herum spähere. Während sich das alles so geartet zutrug, hatte Ru-perta Gelegenheit gefunden, auf demihrwohlbckannten Gange mit dem Gefangenen öfrers zusammen zu kommen, und da sie von der Wichtigkeit seiner Person nichts, wohl aber wußte und sah, daß er so rührend schön war, sich mit ihm einverstanden, demselben nach Möglichkeit zur Fluchr behilflich zu seyn, wozu bereits manche Vorkehrungen getroffeil worden waren und zur Ausführung kommen sollten, sobald-der Gefangene die gehörigen Kräfte, welche ihm die ungesunde Lufc und schlechte Nahrung benommen harten, er-langr haben würde. Die Hoffnung zur Freiheit und milde Frauenhände sind treffliche Aerzte. Unter solcher Pflege gesundet bald jegliches kranke Herz. So geschah es auch dem Gefangenen, denn er erstarkte bald uncer Ruper-ta's sorgsamer Pflege und der Tag zur Flucht war auf die nächste dunkle Nacht festgesetzt. Aber die sehnlichst herbei gewünschte wollte nicht erscheinen. Wenn auch bei Tage schwarze Wolken von Süden gezogen kamen, wenn auch der Regen in Strömen vom Himmel herabfiel, die Nachte waren immer helle und die Sterne blickten so mild herab, als fühlten sie ein geheimes Vergnügen, die Wünsche und Hoffnungen dieser Beiden zu vereiteln. Eincs Tages war Ulrich besonders übel gelaunt. Mag vielleicht die Gierde nach dem versprochenen Lohn, welchen 142 "Paolo im Namen Venedigs zugesagt, aber noch nicht übersendet hatte, eine böse Ahmmg, oder das unthätige Leben, das er seit jenem Gespräche mit Grimaldi geführt hatte, daran Schuld gewesen seyn, — er war nahe daran, der Zerstreuung wegen seine aufgegebene Lebensweise wieder zu beginnen, als der Wachter von der Warte heftig in sein Horn stieß und die Nahe Bewaffneter ankündigte. Alles ge-rieth in Bewegung. »Feinde, Feinde!" scholl es rings umher. Mau eilte zu den Waffen. Es waren wirklich Bewaffnete, es waren Feinde, denn sie führten in ihrem Fahnlein einen blauen Phönix, das Wappen der Stände Krain's. Ulrich war auf einige Minuten blaß geworden. Er hatte sich an Grimaldi's Warnung erinnert, aber auch seiner gegebenen Zusage, in der größten Gefahr auf seine und Venedig's Hilfe zu bauen. »Nein, nicht eingeengt, nicht im Neste, auf freiem Felde sollen sie ihren Gegner kennen lernen," brüllte er beherzt seinen Streitern zu und warf sich auf sein Streitroß. „Auf und d'ran!" herrschte er seinem kampflustigen Gefolge zu, und hinaus ging es über die Zugbrücke, als gälte es, ein Liebchen zu freien; dröhnend rollte diese hinter ihnen wieder hinauf. Der Wächter an der Warte aber schaute dem Tröffe nach, um zu sehen, wo derselbe mit dem Feinde zusammen stoßen und welchen Erfolg dieser verwegene Entschluß haben würde. (Fortsetzung folgt) ^ Bemerkungen des Georg Ionke über die in der baierischen »Bienenzeitung" erschienene Recension seines Biene nwerkchens. (Schluß.) Obwohl nun der Herr Gegner in seiner Schlußau-s;erung sagt, daß man in seinem Vaterlande schon vorzüglichere Werke über Bienenzucht besitze, als dieses ist, so führt er doch kein solches an, welches vor diesem den Vorzug haben sollte. Es gibt zwar in diesem Fache mehrere neue Schriftsteller, welche durch ihre neuen Hypothesen und Sophistereien den Stein der Weisen gefunden zu haben glauben, indessen doch inoch immer in der Finsterniß der Unwissenheit herum tappen. So halten sie unter andern ihre irrigen Meinungen im Gebiete der Bienenzucht für eine neue Entdeckung, daß z. B. die Befruchtung der jungen Königinen durch die Drohnen nur in der freien Lufc geschehen könne, und daß diese jungen, jungfräulichen Töchter ihre Befruchtungsaussiüge so lange halten müssen, bis sie so glücklich werden, unter den sich in der Luft befindlichen Drohnen einige anzutreffen, die sie zu Gemahlinen zu erwählen bereit sind, im Gegentheile aber unfruchtbar bleiben müßten, wenn nicht zu allen Zeiten noch einige Drohnen eristiren würden; ferner, daß so-ivohl die gemeinen Arbeitsbienen, als auch die unbefruchteten Königinen die sogenannte Buckel- oder kleine Droh-nenbrut erzeugen, so wie auch, daß die alten , bereits Brüt erzeugenden Mutterbienen noch immer mehrere Ausflüge zu ihrer Belustigung zu machen pflegen, hingegen aber die Bie- nen ihre jungen, obgleich schon vollkommen ausgebildeten Königinen doch noch einige Tage in ihren Zellen zurückhalten und ihnen dann erst die Freiheit schenken, wenn diese ihre bestimmte Arrestzeit unter verschiedenen Trauergesängen und flehentlichem Rufen ausgestanden haben. Ob nun diese Bieuenwerke, welche solche, den Naturgesetzen widersprechende Albernheiten enthalren, nach der Meinung des Herrn Recensenten, in seinem Vaterlande unter die vorzüglicheren zu rechnen sind, mag jeder vernünftige Bienenzüchter selbst beurtheilen. Die Bienen haben so sonderbare Eigenschaften und eine so wunderbare Natur, daß bisher auch die gelehrtesten Naturforscher das Wahre hierüder noch nicht genau ergründen konnten. Es kann also bis jetzt noch Niemand die wahre Art und Weise mit Grund angeben, wie die Mutterbienen von den Drohnen nicht nur auf mehrere Jahre, sondern für die ganze Lebensdauer, und wie auch die in einer drohnenlosen Zeit, wo keine Drohnen existiren, gebornen Königinen befruchtet werden, warum ferner manche Mütter nur Droh-nenbrut und nicht auch, nach den Naturgesetzen der übrigen Wesen, Ihresgleichen erzeugen können. Da nun dieses Niemand ergründen kann, so bleibt es, nach meiner Meinung, noch immer ein Geheimniß der Natur und eine Vorbehaltung der Weisheit Gottes. Ich will also zum Schlüsse nur noch bemerken, daß die Bienenzucht iu Illyrien, wo nun die meisten früher noch unerfahrenen Bienenzüchter ihre Bienen nach meiner Anleitung behandeln, viel besser betrieben wird, als in manchen andern Landern. Wenn auch das Klima und dir Gegend auf die Bienenzucht einen großen Einfluß hat, so kommt es da-bei doch am meisten auf eine gehörige Pflege der Bienen an, weil sie nur durch eine naturgemäße Behandlung Nutzen gewähren können. Ob nun gleich der Herr Recensent behanpten will, daß man in seinem Vaterlande vorzüglichere Werke über Bieuenzucht besitze, so gebührt Illyrien, welchem diese gepriesenen Bienenwerke meistens noch unbekannt sind, in Betreff der Bienenzucht doch noch vor allen andern Ländern der Vorzug; denn in diesem Lande schwärmen die Bienen nicht nur am frühesten und häufigsten, sondern sie liefern auch vor allen andern den meisten Honig. Zur Bestätigung dieser Wahrheit kann man aus der hiesigen, im krainischen Dialecte unter dem Titel: »»«-vice", erscheinenden landwirthschaftlichen Zeitung, in Nr. 35 v. I. ersehen, daß der Herr Pfarrer Zhuden von Sava schon am 30. März einen Schwärm, dann auch am ersten April wieder einen erhalten habe. Ein anderer, auch besonders berühmter Bienenzüchter, Namens Andreas Zhuf-fe r, aus dem Dorfe Danj, in der Pfarre Zarz m Oberkrain, hat aus einem Stocke 10 Schwärme bekommen, es hatte nämlich zuerst der Stock 4 Schwärme, darauf der Erstund Zweitschwarm auch jeder zwei Iungfrauschwärme, und endlich der Mutterstock abermals zwei Schwärme gegeben. Dieser nämliche Bienenzüchter hat also im vorigen Jahre 143 von 13 Bienenstöcken 94 gute Schwärme erhalten, dessen slch das Vaterland meines Herrn Recensenten bei allen seinen vorzüglichen Bienenwerken doch nicht rühmen und erfreuen dürfte. — — Ueberhaupt haben die Bienen im vergangenen Sommer in manchen Orten Illyriens so häufig geschwärmt, daß es gar nichts Ungewöhnliches war, wenn ein Stock fünf bis sechs Schwärme gab. Wo also die Bienen durchaus ordentlich behandelt und regelmäßig gepflegt werden, dort gedeihen sie auch am besten und bringen den größten Nutzen. Darum wird auch aus Illyrien der meiste H^nig, gegenwärtig aber zum allgemeinen Leidwesen aller Bienenzüchter, nur um niedere Preise bezogen. Kaiser Joseph II. im Controllorgange. Mitgetheilt von Moritz Vermann. (Aus den «Sonntagsl'lättcrn.«) Ein Mann, dem all' das Seine verbrannte, erschien und bat den Kaiser um Entschädigung, überreichte auch die Liste der zu Grunde gegangenen Habseligkeiten. Joseph durchlief das Verzeichnis; schnell mit den Augen und wollte schon eine namhafte Summe aussprechen, als sein Blick auf die letzte Rubrik fiel, worin stand: 100 Tonnen Korn. Dieß war im Mai 1785, wo eben große Hungersnoth herrschte. Der Kaiser zerriß das Verzeichnis), und seine schönen blauen Augen bekamen ein furchtbares, zürnendes Aussehen. »Ihr elender Wucherer, der so viele Körner der von Gott dem Menschen in größter Noth gesandten Pflanze nutzlos auf dem Speicher stehen hat und der wimmernden Armuth entzieht, Ihr wollt Schadenersatz? Dankt es Eurem Unglücke, daß ich Euch nicht die Gassen kehren lasse! Gott strafte durch die Feucrsbrunst Euren Frevel und warnte Euch hoffentlich vor einem Rückfalle!" Ein Jude erschien im Controllorgange und bat den Kaiser um die Erlaubniß, ein Gut kaufen zu dürfen. Der Kaiser antwortete: »Ja, lü'ber Freund, ich finde es doch nicht zuträglich, und kann es nicht zugeben, daß die Juden Güter besitzen sollen." Der Jude antwortete: »Aber, Euer Majestät, dann sollte es ja auch nicht der Fall seyn, daß Güterbesitzer Juden sind!" Eine der spaßigsten Antworten ertheilte ein armer Taglöhner, der im Gange erschien und vom Kaiser eine Gnade erbitten wollte. Joseph fragte: »Aus welchem Grunde kommt Ihr her?" »Aus dein Strozzischen Grunde!" war die Antwort. *) Ein kleiner deutscher Fürst stattete dem Monarchen einen Besuch ab. Er war als ein Mann bekannt, der in seinem Duodezläudchen alle Einrichtungen größerer Staaten auf eine oft in's Lächerliche fallende Art nachmachte. Natürlich gab ihm der Controllorgang hinreichenden Stoff dazu, und er äußerte sich allsogleich enthusiastisch, wie er auch dieß in seinem Lande einführen wolle, kam bei dieser Gelegenheit auf seine vortreffliche Rcgicrungoklmst und erwartete glühend die Lobsprüche des Kaisers. Dieser sagte ruhig: »In ') Der Strozzische Grund, cine Vorstadt Wien's. der That, Fürst, Sie sind gewiß einer der glücklichsten 3?e-genten, denn wenn sie nießen, werden gewiß alle Ihre Unterthanen Gott helfe rufen." Brosamen aus der Vergangenheit. König Philipp ll. von Spanien schickte einst, in einer Anwandlung galanter Laune, seiner dritten Gemahlin, Anna von Oesterreich, der Tochter Kaiser Maximilian's ll., in einer goldenen Schüssel einen Salat, begleitet von folgendem Schreiben: »Mein herzgeliebtes Weib! Im An-schluß erhältst Du hier einen Salat, der Dir hoffentlich gut mundeu wird. Ich habe ihn selbst angemacht; mög' er Dir recht wohl bekommen! Du siehst, ich habe zu Allem Talent, sogar zur Kochkunst!" Dieser königliche Salat bestand aber nicht aus den gewöhnlichen Ingredienzen, sondern aus kostbaren Edelsteinen. Die Topase sollten das Oel bedeuten, die Rubine den Essig, die Perlen und Diamanten das Salz, die Smaragde die grünen Blätter. — Dieser Salat soll auf 16.000 Ducaien geschätzt worden seyn. König Georg ll. von England ließ einst bei einer Vorstellung im Theater lange auf sich warten. Die Zuschauer wurden erst ungeduldig, dann unruhig und endlich sehr laut. Während dieses Lärmens kam der König. Sonst war er mit Iubelgeschrei begrüßt worden, jetzt empfing man ihn zischend, und statt des üblichen »Und «»vs lli6 Xin^" ward das Volkslied: »liul« Üiitanniu" angestimmt. — Der König stand von seinem Sitze auf und winkte mit der Hand. Sogleich herrschte eine Todtenstillc, denn Jeder wünschte zu hören, was der Monarch in gebrochenem Englisch sagen werde. Doch der König war zu klug, um irgend etwas zu sprechen, sondern sah sich nur schweigend und mir der Hand winkend in der ganzen Versammlung um. Dann zog er seine mit Diamanten besetzre goldene Repetiruhr heraus, schüttelte den Kopf, als verdrieße es ihn, durch sie getäuscht worden zu seyn, und warf sie dann in's Parterre, in welchem sie sogleich aufgefangen ward. Das Volk war hiermit so zufrieden, daß es mit einer Stimme schrie: »kloä 8»V6 tll6 limA." Feuilleton. Gin schöner Zug Pins IX. — Rom, 3. April. Zu Ende des vorigen Monats ward unter den, in den Straßen Roms sich umhertreibenden Müßigen, von den Cara-binieri auch ein gebückt am Stäbe schleichender Alter aufgegriffen , um aus der Hauptstadt in seine Heimat geschafft zu werden. Man brachte ihn auf die Polizei, woselbst er gewaltig gegen seine Fortschaffung aus Rom protestirte und folgende Erklärung abgab: »Ich heiße Domenico di Ubaldo Guidi,bin gebürtig ausMonoolfo und traf hier vor einigen Tagen aus Fano ein, um den Papst zu sprechen. Ich stand in meiner Jugend bei einer adeligen Familie in dienstlichen Verhaltnissen. Diese Familie pflegte im Sommer ein Campagna-Casino vor der Stadt zu beziehen. In Dienstgeschäften entfernte ich mich einst nach einem tiefen, an den Ufern sumpfigen Graben zu, wohin mir ein Söhnchen meines Herrn, mit Namen Giovanni, lustig nachgesprungen kam. Der Knabe sah mit vielem Vergnügen die Fischchen auf dem Grunde, fing an mit der Hand im Wasser zu spielen, um sie zu fangen, glitt aus und wurde von den Wellen des Wassers bedeckt, während ich fern war. Ich erblickte den Knaben nicht mehr, eilte voll Angst dahin, wo ich ihn verlassen und er nun dem Ertrinken nahe war. Ich zog den Knaben an's Land und rettete ihm so das Leben. Dieser Giovanni ist heute durch wunderbare Fügung der Vorsehung Papst Pius lX., den zu sehen und zu sprechen 144 ich aus so weiter Ferne zu Fuß nach Rom kam, ob er mir vielleicht am Ende meines Lebens jene Thar i>, meiner Armuth vergelten wolle." Die Polizei berichtete diese Aussage sogleich an den Papst, welcher sich des Vorfalls aus seiner Jugend noch sehr wohl erinnerte, gestern vor acht Tagen den Alten zu sich nach dem O.uirmal beschied, und ihn reichlich beschenkte. Er sendete ihn darauf mit einem Handschreiben an seine Verwandten nach Sinigaglia, denen Mittel überwiesen wurden, ihn und seine Tochter bis an ihr Lebensende zu verpflegen. Gine Brandstifterin wird ssehangen in Bukarest. — Bukarest, 8. April. Auf Befehl Sr. Durch, laucht, des Fürsten, ist heute Standrecht publicirt worden. Gestern »ersuchte man in der Kirche Slatar Feuer anzulegen, um die Stadt neuerdings großer Gefahr auszusetzen. Die Thäterin ist auf der That ertappt worden. — Ferner hat der Fürst eine Verordnung erlassen, daß alle jene, die bei dem Brande fremde Sachen gerettet haben, und selbe nicht binnen vier Tagen abgeben, als Diebe betrachtet und nach den Salzgruben geschickt werden. Soeben führt man die Zigeunerin, welche die Kirche Slarar in Brand stecken wollte, zur Schau vorbei; sie ist 18 Jahre alt und von blühendem Gesicht. Morgen wird sie mit Ruthen gepeitscht und den darauf folgenden Tag an den Galgen aufge-k n ü p f r. Doppelmord. — Die „Theaterzeitung" berichtet folgende schreckliche Thar, welche am 25. April, zwischen acht und neun Uhr Vormittag, im Schotcenfeld, Halb-gassc Nr. 82, verübr wurde. Ein ungarischer Schnurmacher, Joseph F555, ^. ,„^ s^^.,„ Weibe schon lange in gro-s;em Unfrieden lebte und sich häusig dem Trunke ergab, schnitt dieser aus Rache, weil sie sich von ihm scheiden lassen wollte, und dann sich selbst den Hals ad. Das Entsetzliche bei dieser Thar ist noch, daß die Schwiegermutter sich in der Küche befand und durch das Glasfenster der versperrten Thüre dem gräßlichen Acre zusah, ohne ihn hindern zu können. Dieser Doppelmord geschah in wenigen Minuten. Das arme Weib war auf der Stelle todt; der entsetzliche Mörder lebte noch eine halbe Stunde. Mittel gegen Theuerung. — Im «Allgemeinen Anzeiger" wird folgendes Mittel gegen Theuerung vorgeschlagen : »Ein schon mehrmals empfohlenes Mittel gegen die Theuerung der ersten Lebensbedürfnisse wird jetzt vom Rhein her von Neuem in Anregung gebracht; es besteht in einer möglichst schnellen und streng richtigen Aufnahme aller Vorräthe von Brotfrüchten. Wenn der gesammte deutsche Bund sich nicht zu einer solchen Maßregel einschließen kann, so würde sie doch in allen Zollvereinsstaaten ohne große Schwierigkeit gleichzeitig auszuführen seyn, und dadurch allein ließe sich über den Grund oder Ungrund der Besorgnis?, daß die Vorräthe nichl bis zur nächsten Ernte reichen möchten, mit Sicherheit entscheiden. Beim Bekanntwerden der Vorräthe würden die übertriebenen Preisforderungcn sich sogleich von selbst auf eine angemessene Höhe stellen." Warnung. — Die „Brcslauer Zeitung" macht als Warnung bekannt, daß ein Mann, der während der Fahrt auf der Eisenbahn etwa eine St'.mde lang zum Coup«fen-ster hinaussah, und so seine Augen dem Zuge aussetzte, auf zwei Tage erblindete und erst unter ärztlicher Hilfe das Augenlicht wieder gewann. Gin Ttorchenhagel. — In einer Gemeinde des französischen Departements du Drome hat sich ein seltsames Ereignis; zugetragen, es regnete, oder vielmehr es hagelte Störche, d. h. es sicl gleichzeitig mit einem furchtbaren Hagel- und Schlossenwetter eine Unzahl Srörche nieder, deren sich die Einwohner sogleich bemächtigten, so daß jeder deren 4 — 5 nach Haus brachre, die zum Sonntagsbraten dienen sollen. Das Hagelwetter hatte übrigens nicht die ganze Reise - Caravane niedergeschmettert, sondern ein Theil, etwa 50 Stück, fiüchtcre nach allen Seiren. Die Störche konnten nicht gelegener kommen. Acht Tage früher hätte die Fastenzeit das Essen derselben verboten, acht Tage später das Iagdgesetz ihr Einfangen. Noch eine theatralische Production! Die Thore unsers Theaters öffneten sich noch ein Mal. Der Orchester - Director, Herr Julius Marckhel. arrangirte, unter Mitwirkung einiger Bühnenmitglicder und Dilettanten. Samstag am 1- Mai zu sei» nem Vortheile ein großes Quodlibet, unter dem Titel: „Maiblumen und Blüten aus Laibachs schönstem Kranze." und fand eine sehr gute Rechnung. Unter dem Gebotenen gefiel ein Lied von Lewinsky, gesur.gen von Dlle. Ant- Ca ll i a n o , außerordentlich u»d wurde wiederholt. Dlle. Alerandrine Calliano declamirte ein Gedicht in nieberösterrcicki-scher Mundart wunderlieblick; beide Schwestern wurden zusammen gewiß an 10 Mal stürmisch gerufen. Die Variationen für die Violine, zart und mit Vravour vorgetragen uom Herrn Marckhel, gefielen ebenfalls; er wurde mit Hervorruf beehrt- Eine Eavatine aus „I^nerel!.-, Lm-^,," im Costume gesungen von Herrn Reich mann, erfreute sich eines solchen Bei-fallstucmes, daß er sie wiederholen mußte. Herr Rei «o^i:>!l und dürfte bei fleißiger Schule sich zu einer tüchtigen Sängerin bilden. Sie wurde gerufen. Mad- 3i ä n h hob mit ihrer De» clamation eines S e i d l'schen Gedichtes kein? Ehre auf; die zwoi Ouuei-turen zu Anfang der beiden Abtheilungen wurden gut executirt- In Summa fand das Ganze viel Beifall. — 0 — Gin Frühlittgsball im Eolifeum. Vorgestern, Sonntag Abends nach ? Uhr, strömte die tanzlustige Welt hinaus nach dem grandiosen Coliseum, wo in dem schönen, man kann auck wohl mit allem Recht sagen, in dem prächtigen Mariensaale ein überaus glänzend arrangirter Ball Statt fand. auf den sich gewisj Viele schon lange freuten. Dcr Saal bot in seiner neuen Verzierung der Gallcrie und der schönen Sliegenfronte wirklich einen höchst überraschenden Anblick dar und ist in seiner jetzigen Gestalt unbestritten die Zierde aller öffentlichen Säle unserer Hauptstadt. Es hatle sich nicht nur ein sehr gewähltes, sondern auch ein für diese Zeit überaus zahlreiches Publikum aus allen bessern und den höhern Llass.'N eingefunden, so daß an 550 Personen versammelt waren. Das durchaus musterhafte und solide Arrangement dieses «allfestes kommt ganz auf Rechnung der Frau W i t-halm, da ihr Gemahl derzeit abwesend lst. Die heiterste, ungezwungenste Fröhlichkeit belebte diese schöne Tanzunterhaltung, die um 2 Uhr nach Mitternacht enden sollte, aber bis 3 Uhr dauerte, intem die jungen Leutchen sick von den spiegelglatten Tanzparqiietten nicht trenne» wollten. Der liebe Mariensaal des Eoliseums läsit sich von nun an von dem Begriffe eines schönen Tanzfestes gar nicht mehr absondern, und wird sicher seine stabilen Besucher finden, so oft in seinen Räumen die heilern Klänge zum Tanze einladen. Wir werden bei einer andern Gelegenheit ein Mal die Beschreibung dieses Saales besonders liefern; die herrliche Localilat verdient dieß wirklick. Ueber Hoffer's Restauration wollen wir uns dieß. mal noch nickt näher auslassen, bei nächster Gelegenheit aber soll es ganz unumwunden geschehen, zu Lob oder zu Tadel, ganz nach Verdienst und nach allgemeinem Ausspruch! — Leopold Korde sch. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.