IV. Jahrgang. Nr. 80. Zeitschrift für Vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und tostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi. 6.— Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 tr. Die Redaktion befindet sich am alten Markt Nr. 455, I. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2ipaltige Petit-Zeile oder deren N»»m bei Imaliger Einschaltung 6 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr, Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthüme r des Blattes. Manuskripte weiden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilungen nicht berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 5. Oktober 1869. Aus dem lraimschen Landtage. Den ersten Punkt der Tagesordnung der achten Sitzung am 1. Oktober bildete ein Schreiben des löbl. k. l. Landespräsidiums, enthaltend die Mittheilung'eines Erlasses des hohen k. k. Ministe­riums des Innern, betreffend die Abfassung und Verifizirung der Landtags-Sitzungs-Protokolle. Abg. Dr. Costa beantragt der Dringlichkeit der Sache wegen und um die Verhandlung möglichst abzukürzen, die Zuweisung des Schreibens an den Verfassungsausschuß zur Vorberathung und An­iragstellung in der nächsten Sitzung. Abg. Dr. v. Kaltenegger meint, die Regierung legt Weich darauf und müsse es thun, daß die Landtagsprotokolle in deut­scher Sprache abgefaßt seien. Zugleich ruft er den §. 19 zu Hilfe; die Herren (von der Linken) sollen die Gleichberechtigung dadurch beweisen, daß sie die Führung der fraglichen Protokolle auch in deutscher Sprache beschließen. Sein Antrag geht dahin: „Der hohe Landtag nimmt Kcnntniß von dem Schreiben und beauftragt den Landeshauptmann, die Verfassung deutscher Landtagsprotokolle anzuordnen." Abg. Dr. Costa bedauert, daß bereits hier die Debatte einen Umfang angenommen, welcher erst bei dem Antrage der Sektion be­absichtigt war. Die Art und Weise, wie das ministerielle Schreiben vor den Landtag gelaugte, scheint ihm nicht korrekt nach dem Sinne der Geschäftsordnung; man könnte darüber füglich zur Tagesordnung übergehen. Es scheint, daß der Minister Giskra etwas will, was zu fordern er kein Recht hat. Das Begehren manifestirt eine ministe­rielle Oberaufsicht über die Landtage, welche in Oesterreich noch nicht besteht; diese Oberaufsicht hat nur Se. Majestät. Wo ist ein Gesetz, das die Führung der Protokolle auch in deutscher Sprache ver­langt? Unsere Verfassung ist im slovenischen Teile ebenso originell als im deutschen. Uebrigens kommen deutsche Anträge deutsch in das Protokoll, ebensogut wie slovenische in der flovenischen Sprache, was nicht mehr als billig ist; daher sind die Protokolle ohnehin fast zur Hälfte deutsch. I n dem Augenblicke, wo Gistra im kärntnerischen und steierischen Landtage die Führung slovenischer Protokolle neben den deutschen anordnet, werde man bereit sein, auch hier sei­nem Begehren zu willfahren. I n Trieft weiden dieselben ausschließ­lich italienisch verfaßt. Deßhalb beharrt Redner bei seinem Antrage. Der Landespräsident bemerkt, dieses Schreiben habe nicht die Absicht, die slovenische Sprache in den Hintergrund zu drängen. Abg. Dr. Toman : Der Hauptgrund, daß man das Schrei­ben zum Gegenstände eindringender Verathung macht, ist der Um­stand, daß die Protokolle Sr. Majestät vorgelegt werden, sonst würde man zur Tagesordnung übergehen. Das Schreiben verlangt mehr als die bloße Führung der Protokolle in deutscher Sprache. Redner zitirt den 4. Absatz, welcher lautet: „I n Folge dessen und da der deutsche Gesetzestert derzeit der allein authentische ist, und wohl auch selbst authentisch bei zweisprachigem Gesetze bleiben wird, muß die Negierung darauf bestehe«, daß diese Protokolle vollinhalt­lich auch deutsch geführt weiden, was nicht ausschließt, daß sie nebstbei auch slovenisch geführt weiden." — Hier wird besonders Gewicht darauf gelegt, daß der deutsche Text der authentische ist und bleiben soll. Redner findet, daß der Minister anders spricht als der Regierungsvertretcr, wo ist da eine Übereinstimmung? Abg. Kromer : Der ministerielle Erlaß ist nur ein Ausfluß der Exekutivgewalt und darf nicht berathen, sondern muß befolgt werden. (Gelächter.) Die Behauptung Dr. Costa'«, das Schreiben berühre eine interne Angelegenheit des Landtages, will er nicht gelten lassen. Ebensowenig haben wir uns um den kärntnerischen und stei­ rifchen Landtag zu kümmern. Vis vor kurzem war die Amtssprache im Kronlande Kram ausschließlich die deutsche, und zwar auf Grund­ lage des Gesetzes und mehr denn lOOjähriger Uebung. Erst jetzt «flössen ministerielle Verfügungen über die Einführung der sloveni­ schen, doch will er von den Erfolgen nicht reden. (Gelächter.) Auch dieser Redner schmiegt sich ängstlich an den Z. 19 an. Der Landeshauptmann bemerkt unter der durch Kromcr's Expektorationen entstandenen Heiterkeit des Hauses, daß es sich hier nur um die Zuweisung der Sache an einen Ausschuß handle, daher eine meritorische Debatte nicht zulässig sei, in welche Abg. Kromer gerathen. Abg. Dr. 2arnik hat aus dem Munde des Herrn Landes­präsidenten das ominöse „sind die Folgen zu erwägen" gehört und leitet daraus eine Drohung ab, welche die Aufklärung des Land­tages betrifft, dieß um fo mehr, da bereits ähnliche Gerüchte in Blättern zirkuliren. Doch das schreckt ihn nicht, wenn er die Wahl­resultate in Böhmen sieht, welchem sich Kram würdig anschließen wird. Zum Beweise, daß die Führung der Protokolle, sowie auch die Verhandlungssprache rein interne Angelegenheiten des Landtages sind, führt Redner Beispiele aus anderen Ländern an, wo die Re­gierung vergeblich intervenirte. — Der Z. 19, auf welchen sich jetzt die Minorität beruft, ist ein Ausfluchtsgesetzt gegen den sogenannten Sprachenzwang in Böhmen, und bestimmt, die deutsche Bewohner­schaft des gezwungenen Lernens der böhmischen Sprache in den Schulen zu entheben. Dem Minister steht über Landtage keine Exe­kutive zu. Wenn Kromer sagt, uns gingen die kärntnerischen und steierischen Slovenen nichts an, so gilt das vielleicht von ihm, ob­schon auch er niemals die Behauptung bestritten hat, ein geborener Slovene zu sein; es ist eben Gefühlssache. Kromer's Einwand, die deutsche Sprache hätte durch vieljährige Uebung im Amte gleichsam das Bürgerrecht erworben, ist ihm nicht stichhältig, denn sonst müßte z. V. in Ungarn das Lateinische Verhandlungssprache sein. Das historische Recht der deutschen Sprache scheint ihm eher ein histori­sches Unrecht, welches wir für immer abschaffen werden. Daß Kro­mer von den Erfolgen ministerieller Erlässe, welche die slovenische Amtirung anordnen, nicht reden will, findet er begreiflich; solange man Adjunkte, die slovenische Eingaben slovenisch erledigen, zum Ge­genstände rühmlicher Erwähnung in Journalen machen muß, scheint es der Regierung mit diesen Verfügungen eben nicht ernst zu sein. Räthselhaft aber bleibt es, daß die andere (rechte) Seite das Deutsche in der Weise protegirt, da sie doch vor allem den slo­venischen Grundbesitz vertritt. Der Landespräfident protestirt gegen Dr. 2arnit's Auf­fassung seiner Worte; sie enthalten leine Drohung und könne er eine solche auch nicht ausgesprochen haben. Abg. DeLma n erklärt, seine Seite fühle sich durch die Füh­rung der Protokolle in slovenischer Sprache keineswegs gekränkt und ist der Anschauung, daß der Landtag Giskra's Schreiben einfach zur Kcnntniß nehmen und die Protokolle deutsch und slovenisch ver­fassen lasse. Nachdem noch Dr. v. Kaltenegger in ähnlichem Sinne für feinen Antrag gesprochen, wird dieser mit Majorität abgelehnt und nach Dr. Costa's Antrag das Schreiben dem Verfassungs­ausschiisse zur schnellen Berathung und Berichterstattung in der näch­sten Sitzung zugewiesen. Zum zweiten Punkte der Tagesordnung: „Mittheilung des löblichen k. t. Landespräsidiums an den Landesausschuß, daß der Ge­setzentwurf wegen Bertheilung der Gemeindehutweiden und Wechsel­grllnde die allerhöchste Sanktion nicht erhalten habe" ergreift Dr. Toman das Wort, indem er gegen die Zulässigkeit dieses Gegen­standes zur Verhandlung im Landtage protestirt; derselbe gehöre in den Nessort des Landesausschusses. Wird dem volkswirthschaftlichen Ausschusse zugewiesen. Die übrigen Gegenstände der Tagesordnung: „Bericht des Landesausschusses über die Petition der Gemeinde I^osKi potok um Zuweisung zum Gerichtsbezirke Laas," „Bericht des Landesaus­schusses über die zukünftige Organisirung des Landes-Museums," „Wahl von 4 Mitgliedern und 4 Ersatzmännern in die Grund­steuer-Landes-Kommission," „Bericht des Landesausschusses über die Petition des Oberarztes im Zwangsarbeitöhause Herrn Dr. Karl Vleiweis um Gleichstellung mit den anderen Oberärzten in Landes­anstallcn und um Erhöhung des Gehaltes," „Bericht des Landes­ausschusses in Betreff der Uebernahme des krainischen Normalschul­fondes in die Verwahrung und Verwaltung der Landesvertretung," werden ohne Debatte erledigt, nur der „Bericht des Landesausschusses wegen Errichtung einer Mauth bei der Eisenbahnstation Ratet" ruft eine lebhafte Debatte, an der sich Dr. Bleiweis, Dr. To­ > > Feuilleton. Bekenntnisse eines Vagabunden. Novelle. Zweites Kapitel. Ter gute Mann. (Fortsetzung.) „Schonungsloser, unbarmherziger Verfolger!" sprach meine Pflegemutter in bitterem Tone. „Sind Sie denn bestimmt, schon hier auf Erden den Rächer zu spielen? Durch die Abreise von Laibach, die eigentlich mein Werk war, glaubte ich mich Ihrer zu entledigen, denn, ich bekenne es unumwunden, Sie waren mir bereits lästig geworden, lästig aus zwei Gründen: erstens, weil ich zur Vernunft kam und zweitens, weil Sie Mitwisser eines Geheimnisses sind, das mich verderben konnte —" „Und noch verderben kann und wird, verlaß Dich darauf, Louise! Wie kommt es denn, daß D u gegen mich plötzlich diesen vornehmen, kalten Ton anschlägst? Es gab Zeiten, wo Du ganz anders sprachst." „Leider gab es solche, aber ich war verblendet und gelangte erst spät zur Einsicht." „Laß das Louise! Es ist ein Faktum und läßt sich ebensowenig ändern, als der Umstand leugnen, daß D u nur durch meine Ver­mittlung die Frau des alten Landrathes und dadurch in den Stand gesetzt wurdest, Dein Vergehen geheimzuhalten. Solange ich Deinen Plänen dienlich war, hast Du mir Liebe geheuchelt, um mich desto inniger zu fesseln, denn Dein Gemahl durfte nie das Geheimniß erfahren, dessen Mitwisser ich bin, sonst warst Du verloren. Nun bin ich ein abgenütztes, stumpfes Werkzeug und D u machst Anstalten, mich wegzuwerfen." „Ich will mich in eine Widerlegung der von Ihnen aufge­stellten Behauptungen nicht einlassen und bin gesonnen, die Unter­redung möglichst abzukürzen, weßhalb Sie die Güte haben möchten, den Zweck Ihres heutigen Besuches anzugeben." „Nicht so schnell Louise! Durch einen kleinen Zufall erfuhr ich, daß die Frucht Deines vorigen Verhältnisses in Deinem eigenen man, Dr. Costa (für) und Dr. v. Kaltenegger, Kromer und DeZma n (gegen) betheiligen. Schließlich wird der Antrag des Landesausschusses, dahingehend, „der hohe Landtag wolle nochmals 1. an die hohe Negierung die Bitte aussprechen um Bewilligung der Straßenmauth bei Nakek u. s. w. und 2. dem Straßenkomits in Planina behufs Straßenreparaturen für das Jahr 1870 eine Subvention von 500 fl. aus dem Landesfonde bewilligen, ange­nommen. Hierauf folgt „Bericht des volkswirthschaftlichen Aus­schusses über die Anträge des Landesausschusses, betreffs der Forst­aufsicht in Krain." Wird ohne Debatte erledigt und die Sitzung geschlossen. Z u Mitgliedern in die Grundsteuer-Landes-Kommission wurden gewählt die Herren: Dr. Wurzbach, Peter Kosler, Dr. Costa, Anton Vrus; zu Ersatzmännern: Langer, Dr. Orel, Seit­ner, Dr. Ra^lag. Reformen auf dem Gebiete des Zollwesens. V°n I. A. H. Wir sehen uns veranlaßt, unsere Stimme gegen eine bisherige Vorschrift bei den k. t. österreichischen Zollämtern zu erheben, nicht etwa gegen früher bestandene und jetzt noch theilweise bestehende lächerliche Einrichtungen, als z. B. die ärarische Kontrole in Bräu­häusern, Branntweinbrennereien und Spiritus-Raffinerien oder viel­leicht gar das famose vorsündflutliche Verfahren bei der sogenannten rothen Bolletirung, oder den Lit. C.-Waarcn, denn dieses Thema müssen wir einmal gründlich behandeln und könnten heute, wenn man uns gerade um das Urtheil über die geistigen und fachlichen Fähig­keiten des Schöpfers jener Einrichtungen befragte, ganz sicher ant­worten: „Der Mann war für die erste beste Zelle des ersten besten Narrenhauses reif." Wahrhaftig, es sind knapp anderthalb Dutzend Jahre seit jener Periode verflossen, wo im vollen Sinne des Wortes der Spezereihändler, der Manufakturist, der Baumwollwaaren-Fabri­tant, der, Bräuer und der Branntweinbrenner eigentlich nur wegen des Herrn Gefällen-Aufsehers, Oberaufsehers, Nespizienten u. s. w. auf der Welt existirten. Hause wohne. Ob es Deinem Gemahl bekannt ist, weß Geistes Kind er beherberge, weiß ich freilich nicht, vermuthe es jedoch, denn der Landrath hat trotz seines Amtes ein versöhnliches Gemüth, be­sonders wenn die Verzeihung Flehende eine so schöne Dame und dazu seine Frau ist. Doch wirst D u ihm schwerlich alles wahrheits­getreu auseinandergesetzt haben und genauere Aufklärungen werden für ihn jedenfalls, wenn nicht angenehm, so doch von Interesse sein. Deßhalb kam ich Hieher, Louise, und ich weiß, daß Dein Herr Gemahl nicht undankbar sein wird." „Sie sind ein Niederträchtiger! Was bezwecken Sie durch einen derartigen Schritt? Sie handeln weder in Ihrem, noch in meines Gemahls Interesse." „Möglich! Indeß ich will Rache üben und ein Weib demü­ thigen, das zu stolz ist, um sich mit mir zu versöhnen." „Versöhnen?! Sie meinen darunter wohl die Erneuerung un­ seres Verhältnisses, ein Ansinnen, das ich enschieden und entrüstet zurückweisen muß. Deßhalb tonnen Sie immerhin meinem Gemahl Mittheilungen machen, die er ohne Beweise nicht glauben wird." „Beweise?!" sprach der Fremde mit Hohn. „Beweise? Hier sind einige Papiere, die Dir bekannt sein dürften." „Mein Gott, die Papiere! Wie gelangten Sie in den Besitz derselben? Ich glaubte sie seit vielen Jahren in meinem Sekretär wohl verwahrt." „Wie ich in deren Besitz gelangte? Nun, ich — ich stahl sie!" Diese Worte sprach der Fremde in einem Tone, der ungefähr sagen sollte: Ich besitze sie von rechtswegen. „Geben Sie mir die Papiere! Um welche Summe sind Ihnen dieselben feil?" „Um keine! Uebrigens hast Du ja gar keine Summe zur Ver­ fügung. Alles gehört ja Deinem Manne, den D u erst bestehlen müßtest. Doch", fuhr er leiser fort, „doch bin ich gar nicht abge­ neigt, mich durch eine bestimmte Summe zum einstweiligen Still­ schweigen zu verpflichten. Um Tausend Gulden —" „Tausend Gulden! Wo denken Sie hin! Sie ruiniren mich und meinen Mann zugleich gänzlich!" „Besser Armuth, als Schande! Wenn D u meinen Vorschlag nicht annimmst, so setzest Du auch Dein Kind einer großen Gefahr Diese Sache hat einen langen Kommetenschweif, aber wir wer­den uns die Mühe dennoch nicht verdrießen lassen, nächstens einmal aus der abscheulichen Rumpelkammer unserer Erlebnisse in dieser Richtung einige drollige, aber wahre Episoden zum besten zu geben. Wie wir bereits im Titel dieses Artikels andeuten, beabsichtigen wir die Verzollungsfrage zu erörtern; und zwar ist es uns wesentlich darum zu thun, unfern heutigen Gegenstand für den ganzen Umfang Zisleithaniens aufzumischen, indem wir denselben weiter in kommer­ziellen, d. h. Fachblättern erörtern, damit die Handelskammern den Gegenstand einschlägig berathen und der Regierung vorlegen, zu einer entsprechenden Reorganisation machen. Seit 18 bis 20 Jahren macht sich am hiesigen Platze der Mangel an effektivem Zollsilber sehr fühlbar und sind eben infolge dessen faktische Störungen bei der Verzollung von Kolonial-Waaren, Südfrüchten, Olivenöl, Manufaktur- und Quincallerie-Waaren, sowie auch bei vom Auslande bezogenen Naturprodukten eingetreten, so zwar, daß mehrere hiesige Handlungshäuser in die unangenehme Alternative gerieten, viele Kundschaften ohne Waare fortzuschicken, weil die am hiesigen Zollamte lagernde Waare ob Mangel an vor­schriftsmäßigem Zollsilber oder Silberkoupons nicht ausgelöst wer­den konnte. Der Vorstand des Laibacher Zollamtes ist ein in höherm Grade gefälliger Beamte, d. h. er kommt seinen Parteien in jeder Richtung gefällig entgegen; seine und seiner Herren Kollegen Aufmerksamkeit und Bemühung über die gewisse vorgeschriebene Dienstoecpflichtung wird von jedermann, der am Laibacher Zollamte zu thun hat, an­erkannt; di'ch was nützt dieß-allein bei der gegenwärtigen Sachlage! Wir begreifen recht gut, daß die Negierung kein Gold für Zölle annimmt, denn Gold ist Waare, den Werth der Goldmünze bestimmt der Feingehalt und das Gewicht der Münze; wir kennen aber den langweiligen Apparat der Kammeralbehörden, oder sollen wir un­seren Kammeralbeamten der alten Schule zumuthen, auf ihre alten Tage noch Hackscheiderei und Arbitragen zu lernen? Die Sache ließe sich aber einfacher machen. Die Regierung bestimme einen Werth für die größeren Silbermünzen der fuddeut­ aus. Bis jetzt hat es die schönste Aussicht, einstiger Erbe Deines Gatten zu werden, während es dann der Alte zweifelsohne aus dem Hause jagt. Ich gebe Dir bis morgen Bedenkzeit. Besinnst Du Dich eines bessern, so wirst D u morgen Abends bei der Prome­nade einen braunen Shawl umhängen. Dieß wird mir zum Zeichen dienen und ich finde schon Mittel und Wege, ungesehen zu Dir zu gelangen. Auf Morgen also den braunen Shawl! " Er empfahl sich und seine Schritte verschollen in der Tiefe der Treppen. Die Pflegemutter hörte ich leise schluchzen Der Zustand meines Innern war unbeschreiblich. Ich zählte siebzehn Jahre, aber die Lektüre der Romane und fortwährendes Grübeln hatten mich weit aller gemacht. Deßhalb schloß ich aus der eigenthümlichen Verkettung der Umstände, daß das eben gehörte auf mich Bezug haben könnte und müßte. War dieß der Fall, so war die Frau nicht meine Pflegemutter, sondern weit mehr und mein Dasein ihr Fluch. Und doch, wie tonnte die schöne und reiche Frau die Mutter eines zerlumpten Buben sein, als den mich der alte Herr aufgefunden! Ich sann nach: meine Pflegemutter war in Abwesen­heit ihres Gemahls auffallend zärtlich gegen mich, während sie mich in seiner Gegenwart nie oder nur mit Widerwillen ansah. War mir dieses Benehmen früher schon äußerst räthselhaft vorgekommen, so bestärkte es mich jetzt vollends in dem Glauben, daß sie denn doch meine Mutter fein könnte und es nur aus Furcht vor ihrem Ge­mähte nicht auch in seiner Gegenwart zeigen wollte. Und warum sollte sie nicht meine Mutter sein? War ja doch in Romanen der Knoten oft noch verwickelter, warum also follte es nicht möglich, nicht wahrscheinlich sein? Zudem sagte es mir auch mein Herz und die Stimme des Herzens ist untrüglich. Diese Wahrnehmung regte mich zum Nachdenken an. Mein Leben war meiner Mutter zur Last, das schloß ich aus dem eben stattgefundenen Gespräche. Wenn ich sie von dieser Last befreite? I n den Romanen hatte ich viel von ritterlichen Jünglingen gelesen, die ihr Leben anderen zum Opfer brachten. — Herrlicher Gedanke! — Man wird mich finden mit einem Loch in der Brust, man wird über meinen Heldenmuth staunen, ich werde, wenn auch todt, be­wundert und meine Mutter ist der lästigen Bürde los. Rasch an's Werk! (Fortsetzung folgt.) schen Prägung für alle Konventions-Thaler und Konoentions-Gulden stucke der verschiedenen deutschen Negierungen, dann für italienische, französische und schweizerische Fünffrancs-Stücke, so wäre der Kala­mität doch theilweise abgeholfen. Wir bekamen vor kurzem 1500 Gulden in bayerischen Mutler­gottes- und in sächsischen, württembergischen Konventions- oder Spe­ziesthalern und etwas französische Fünffrancs-Slücke; da wir das Silber für Zoll nicht verwenden konnten, mußten wir es behufs Gutschrift nach Breslau und Mannheim senden. Unser Finanzmini sterium kann es einmal nicht brauchen, obwohl man im Auslände darüber die entgegengesetzte Meinung hat. Wir wollen die Frage unerörtert lassen, ob der Feingehalt des Silbers bei baierischen Muttergottes- oder sächsischen Speziesthalern geringer oder besser sei, als jener unserer Viertelgulden-Stücke, je­doch so viel wissen wir, daß bei der dermaligen Gepflogenheit der österreichischen Zollämter der steuerzahlende Handelsmann oder Fa­brikant von Seite der Zollamtsorgane Prügel in den Weg geworfen bekommt, während andererseits die Regierung von ihrer dermaligen Maßregel doch selbst keinen wesentlichen Nutzen hat. Warum be­williget die Negierung nicht, daß z. B. Silberkoupons (nehmen wir an, in 6 Wochen fällig) von den Zollamtskassen mit 6 "/„ Abzug für die zur Verfallszeit übrigen Tage für Zoll angenommen werden sollten? Es wird sich doch wohl irgend jemand finden, welcher die Fauellenzertabellen für diese 42 Tage zur Basis 6 "/^ zusammen, stellen kann! Durch unsere Hände sind vielleicht Tausende von Zentnern di­verser unbenutzter ärarischer Drucksorten gegangen, welche als Ma ­kulatur für Käse und Selchfleisch bestimmt waren und deren ursprüng­licher Zweck ihr Vorhandensein nicht immer zu rechtfertigen vermochte. Oder geht es mit Banknoten mit Zuschlag des monatweise autilli­xanäa zu normirenden Agiozuschlages in keinem Falle? Wi r erlebten also in der jüngsten Zeit, daß sowohl hier in Laibach, als auch in den übrigen Provinzhauptstädten Zisleithaniens das „vrivilegirte " Zollsilber fehlte. Der Herr Vorstand des Zollamtes berief sich mit vollem Recht auf die Vorschrif t de r Regierung , er nahm weder ein Deposito in Banknoten oder Gold in doppeltem Werthe des Zollbctrag.es, noch durfte er die am 1. Oktober 1869, d. h. in 4— 6 Tagen fällige Silberkoupons an zahlungsstatt annehmen. Wir fragen nun, ob eine gerechte, oder sagen wir lieber, ein­sichtsvolle (es klingt etwas besser) Negierung keine Mittel kennt, um diesem in so hohem Grade drückenden und die Zeit und das In ­teresse des Steuerzahlers schädigenden Wesen einmal ein Ende zu machen oder mindestens theilweise abzuhelfen? Warum ging es mit der Einigung beim Zollgewicht schneller, warum einigten wir uns überhaupt im telegrafischen und postalischen Wesen leichter mit Deutschland? Wir erinnern uns an die Uebergabe der Südbahn an die der­zeitige Gesellschaft; damals stand Brück an der Spitze der Geschäfte und der Mann verstand gut zu rechnen, ebenso gut, als es heute die Südbahngesellschaft versteht. Die Frachttarife wurden um 2—3 Prozent vermindert aber aus 100 Wiener-Pfunden machte man 100 Zoll-Pfunde, und läßt sich noch heute die Fracht von 100 Zoll-Pfund bezahlen; selbstverständlich wurde auch der Personeniarif theuerer, dann kam als Hintender Teufel der Agiozuschlag. Ma n tonnte und kann in Oesterreich manches durchsetzen, was nicht immer im Interesse der Negierung oder des Voltes lag; oder etwa nicht? Auf die Südbahngesellschaft werden wir nächstens zu sprechen kommen, wir beabsichtigen eine Serie Schilderungen und Beweis­führungen über das Gebühren dieses löblichen Institutes zu bringen und hoffen das Publikum zu unseren Ansichten zu bekehren, d. h jene, welche es nicht bereits sind. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 5. Oktober. — (Eine slovenische Theatervorstellung) gibt kom­menden Sonntag der „dramatische Verein" im hiesigen Theater und hat hiezu das sehr wirksame und geistreiche Lustspiel „Illzsi-at" ge­wählt. Näheres darüber bringen wir nächstens. — (Eine erbauliche Geschichte,) von welcher, so selt­sam es auch scheinen mag, kein Sterbenswörtchen erwähnt, spielte sich kürzlich, einem uns zugekommenen sehr verläßlichen Schreiben zufolge, in Stei n ab. Ein Laibacher befand sich nämlich dort aus Gesundheitsrücksichten und war eben im Begriffe, wieder heimzukehren, als er mit dem dortigen Beamten P. und dem Laibacher Realschul­direktor Herrn Thomas Schrey zusammentraf. Die Gesellschaft begab sich in ein Gasthaus, wo der Laibacher Gast von der Wirthin Abschied nehmen wollte. Man bestellte Wein und da unser Gast im Interesse seiner Gesundheit allen Aufforderungen zum Trinken beharr­lichen Widerstand leistete, so verfiel die Frau Wirthin auf eine Idee. Sie brachte nämlich einen Toast auf die Herren Costa und Bleiweis aus, um ihren Gast zum Trinken zu bewegen. Dieser trank nun wirklich, doch kaum hatte er das Glas niedergesetzt, so fielen die beiden Genossen wüthend über ihn her, warfen ihn zu Boden und mißhandelten ihn in einer Weise, die man namentlich bei einem Realschulprofessor der liberalen Partei, namentlich wenn er für gebildet gelten will, nicht erwarten follte. Der Ueberfallene, von dem einen der Braven gewürgt, von dem andern mit dem Stuhle bearbeitet, konnte sich nicht helfen und schwebte in der größten Gefahr, bis ihn die Intervention einer Gensdarmerie-Patrouille mit Gewalt von den beiden Gewaltthätern befreite. Der Mißhandelte, von den sauberen Gesellen Tags darauf kniefällig um Schonung ge­beten, war edel genug, die Sache nicht auf die große Glocke zu hängen und vor den Richterstuhl zu bringen, weßhalb wir sie. erst aus dem ibenangeführten Berichte erfahren und dem „Tagblatt" zur Benützung überlassen, damit es daraus Kapital schlage. Herr Thomas Schrey ist nämlich k. k. Realschuldirektor und dessen Frau hat sich gelegentlich als Angeberin im Interesse der gu­ten, d. i. liberalen Sache hervorgethan, was ein Kommis, der sich wegen einer angeblich gefährlichen Drohung in Untersuchung befindet, am besten bestätigen kann. Eingesendet. Da Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser die Wieder­errichtung eines l. k. Bezirksgerichtes in Senu^eöe huldvollst zu genehmigen geruhten, wodurch unserm uralten Rechte und tiefgefühl­ten Bedürfnissen Rechnung getragen wurde, können wir, nachdem heute das k. k. Bezirksgericht aktiv geworden, nicht umhin, im Na­men der ganzen hiesigen Bevölkerung allen jenen ? . 1' . geehrten Herren, welche uns zur Erlangung dieses für uus der Freude und Dankbarkeit vollen kaiserlichen Altes zur Seite gestanden, den ver­bindlichsten, unvergeßlichen Dank öffentlich zu zollen. Tic Gemeindeausschüsse des Senoicöcr- und Vremer-Thalcs. Seno2eöe, am 1. Oktober 1869. Das Redllltionslolale des „ÜN3INV" befindet sich Von heute an am alten Markt, H. Nr. 155,1. Stock, gassenseits. Verstorbene. Den 17. September. Dem Nler. llernak, Schneider, sein Kind Johann, alt 3 Jahre, in der Stadt Nr. 123, a» der häutige!! Bräune. — Theresia Mal», Zimmermannswitwe, alt 66 Jahre, in der Hradetzkyvorstadt Nr. 38, an der Lungenlähmung. Den 18. September. Dem Herrn Franz Slovsa, Fleischhauer, sein zweitgeborene« ZwiNingslind Johanna, alt 1 Stunde, nothgetauft, in der Po­lanavorftadt Nr. 6t, an Schwäche, in Folge der Frühgeburt. Den 19. September. Der Frau Maria Schmidt, Schneidermeisters-Witwe, ihre Tochter Sofie, alt 10 Jahre, in der Stadt Nr. 6, am Zehrficber. — Dem Herrn Franz Slovua, Fleischhauer, sein erstgeborenes Zwillingstind Michael, alt 26 Stunden, in der Polcmauolstadt Nr. 61, an Schwäche, in Folge der Frühgeburt. — Herr Blas Geruina, Amtsdiener bei dem k. k. Ta­bakamte, alt 62 Jahre, in der Stadt Nr. 9«, am Blutschlage. — Johann Hraster, Inwohner, alt 61 Jahre, im Zivilsvital, an der Ruhr. Den 20. September. Katharina Urankar, Magd, alt 35 Jahre, im Zivilspital, an der Lungenlähmung. «ei« ^Ä««l ««eeA /«enee »««eicbeuve8eil bexüßlielieu I.ei8tunßeu übernimmt, uuä 2^ar: Rl. „ «lett« llvttn „ 2«tt, III. „ «lvttn " « ?o, 6vt<« ., ltttt, IV. ,, «lettn 6ettu „ 3». ferner äie I.ielelUll8 von ?2iten, ?«t«ßl2Üell, 8eiiiUllß Ulla lilld2l82Njtul>8 ser I.ejLueu, 8e!8te1lM8 von LiÄbKreuieii uuä Illanuiueuten, llrülteu, H6el8V2pz>eil; 621111 üoernimmt 6ie3ell)e I.eicllelltl2U8i>olte UÄcli »llen liielituu^eii 6s3 In- un6 Hu8lan6e8 2U billigten ?rei86i!. Le8on6el8 erlaubt 8ien clie ^elertizte ^U8t2lt62raui'2uim6rl:82m2u m2ou6u, 6233 8ie2,uob I.Li<:lleU' db8i2iiUIIHeU 2U8V2lt8 2uk 6em I^2u6s üborm'mmt un6 8olol>e mö^Iieli3t billig bereolmet. 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