Freytag den 21. April 1826/ Einige Betrachtungen über die Kakerlaken. (V esch lu ß.> 38enn nun der Leser, welcher den diesen Aufsatz' anlegenden Kakerlaken gesehen hat, zu dem Obigen noch die nicht gemeinen und selbst nicht häßlichen (von un. l«sn Damen gewürdigten) GeilchtSzüge, und dieschmach. tige Gestalt deöselbewberüchichtigel, so wird er ^sr.,th.' selhaft finden, daß in dem Lande, wo Hottentoteu gedeihe,?, auch Menschen von dieser Treibhausgattung aufkommen könne». Die Historia von dem Ultterirdi' schen ^« Fuß tiefen ?lufenthalte der verehrlichen Landsleute unsers, einem Europäer nicht unähnlich sehenden, interessanten Afrikaners, «klärt zwar schon a„f dem Anschlagzettel, was zu erklären hiermit vielleicht wäre, wein: nicht eitt zweyter bescheideüclicher Zweifel in uns aufstiege, besagen wollend, daß eö bey Umwandlung plumper schwarzer Mohren in weiße Delti, opäischell Augen erscheinen, als unser Äthiopier. Wir wollen in-dessen vermuthen , es werde, zu Gunsten der von uns angefochtenen Nation, ein Alterthumsforscher aufstehen, , Ver uns sonnenklar beweisen wird, daß jene äthiopischen Kakerlaken von in grauen Zeiten an den Nigerverschla« genen Phöniciern oder Nomern, die nachher, sich in unterirdische Löcher verkriechend, verwildert»», herzu» leiten seyen. Diesem komme zu Statten die Inschrift, die eit? amerikanischer Schiffscapitan an den Ufern des Nigers auf irgend einem Monumente entdeckt haben will. Sie lautet: Ilic Ni^er e5t, kun'c M, Noma-ne, cavew. (Man sehe T iel ke's Journal: ^Geistber Zeit" vom vorigen Jahre, und staune über noch größere daselbst aufgezeichnete Seltenheiten,) Es scheint nun wirklich, als ob das Innere von Afrika, wie bey den alten Ciassikern, so auch bey un» sernneueren Romantikern, (deren es in allen Wissenschaft, lichen Zweigen, nicht nur in^der Poesie, Viele gibt) eine unvtlsiegbare Quelle fabelhafter Überlieferungen wäre. Die kimmerische Finsterniß und die Troglodyten des Her 0 d 0 r, und Anderer, reproduciren sich wieder vor unsern Augen, wie so vieles Alte, , Dem sey nun wie ihm wolle, es geziemt uns, auch aus dem Unglaublichen Nutzen zu ziehen! — Dieser wäre ? Um aus dem Unglaublichen Nutzen zu ziehen, muß man es, ex 1i^p0lkr!5i, als glaublich annehmen, und sehen, was sich daraus folgern laßi. Angenommen also, in unserem Falle, daß die bezweifelte Abstammung nicht zu bezweifeln wäre, so haben wir doch wenigstens, in unserm philanthropischen, AlleS verbessernden Zeitalter, hiermit den Schlüssel gefunden, wie man die Mohren — bleiche, und —auch die Sommersprossen vertreibe. (Hören Sie, meine Dam,»! Alle ihre Wasch- ' waffer sind nichtö dagegen, und die Chlorine ist der Haut sogar nachtheilig). Anstatt nähmlich ausgedehn« > t« Pfiai^llllgen von Zuckerrohr und Indigo mit dem z Schweiße und Blute der armen Negersclaven düngen ! zulassen, (ein Versuch, der freylich schon etwas alt, aber, j ungeachtet derGegenbestrebuilgen deS Herrn W i Ib er, ' foroe, noch stets Mode ist),würden wir rathen, den« ^ selben unterirdisch« Beschäftigungen zu gebe» , und sie , lieber das Licht der Sonne gar nicht mehr schauen zu j lassen. Wir würden dadurch den schönen ZweckberVer. i edlung uilsecs Nächsten (da die christliche Liebe es nicht verbiechel) mit unserm größeren Vortheile verbinden. Denn gewöhnlich finden wir, gewöhnliche Menschen, unter der Erde mehr Vortheil, als über derselben, und unser thätigstes Bestreben besieht sich oft nur auf dai Metall und —auf das G^ab. Und welch ein Lohn, die unglücklichen Neger durch Finsterniß und qualmende Grubenluft zu Menschen umzugestalten, die tein westin« bischer Plantagenbesitzer mehr in eine Parallele mit dem Ourangoutang zu setzen sich erdreisten würde! — In, deß nun ihr, arm« schwarze Brüder! harren müßt, bis diese Vorschläge, ober bessere, an mächtigen Ohren nicht ungehört volbeyfiattern, erwartet gleich uns Allen, daß das Dunkel des Grabes His und euch in eine hellere Zukunft jenseits führe. — AlleS, was man mittlerw» < le thun könnte, bestünde in dem, daß m»n, nach den Regeln einer hyperrationellen Landwirthschafcslehre, experimentirte, ob nicht Neben, aus der Gegend der Um< gebungen Jena's, Kaschau's, oder Neustadtl's, in irgend eine Höhle des Karstes verpflanzt, Burgundertraub«n ansetzen würden? Denn, wenn man glaubt, daß schon Menschen im Finstern so gut gedeihen tonnen, ein Bis. chen Lichtscheue abgerechnet, warum sollte man nich. auch von der Pflanze fordern, dah sie ihre Wohlthäte, rinn verläugne, berste alle ihre Zweige, Blätter und Blüthen dankba» zuwendet, ihr, der Sonne, der brü» tenden Mutter alles Lebens auf der Erbe!? Die Erfahrung lehrt, und die meisten Physiologen, darunter auch Quinctius Heymeran von Flamming (den die Leserinnen aus den Werken Lafontaine'S kennen), bestätigen es, dah die neugebornen Kinder der schwärzesten Afrikanerinnen mit einem, von der Haut« färbe des Europäers nicht, verschiedenen Incarnat auf die Welt kommen, und erst nach einigen Tage» die bey gemischter Paarung componirle) Farbe ihrer Ältern an. nehmen. Diese Veränderung in der Farbe des Hautor^ gans geschieht zwar durch die Einwirkung der Luft und des Lichis, welcher der neue Bewunderer der Welt, bey seiner Emschwärzung in dieselbe, bloß gegeben wird. Jedoch ist die heimathliche Sonne und Atmosphäre für sich allem «icht vermögend, diese Mrbung hervor zu örin» gen, da si« auch bey denjenigen Negelkindern Statt ftndet, die in andern Weltcheilen geboren werden. Es ist hier, wie üderall in den Erscheinungen des Lebens zugleich ein inneres Moment der Ursachlichteil vorhanden, unb dieses ist, in dem gegebenen FaUe, dic von den Altern ererbte Mischung der Safte, besonders des BluceS, und die nicht minder eigenthümliche Bildung der festen Theile, zunächst aber des unter der Oberhaut besinbli-chen ma lpig h isch en Gefäßilelvtr/ sammr seinem ge. färbten Schleime. Bey den Negertmdern erleidet die« ser ursprünglich indifferente Schienn sehr bald eintü, durch jene äußeren und inneren Ursachen bedingten, durch die Gefäßenden des NetzeS vermittelten stärkeren Verkohlungproceß, und das dadurch gebildete Pigment dunkelt schwarzbraun unter der Oberhaut hervor. Eine ähnlich« Bewandniß hat es mit den Haaren. Diese sind nähmlich dünne, elastische Nöhrchen, in welchen eii-.e ohligt«, verschieden gefärbte Flüssigkeit enthalten ist.Nach Vauqueliu's Untersuchutigen ist diese Flüssigkeit ! theils farbelos, theils röthlich, oder schwärzlich; und man sieht also, daß von ihr die Farbe der Haare ab« ! hänge, die um so dunkler sind, je mehr des Kohlenstoffes Z in ihnen gefunden wird. Andere Chemiker, wie B e r-zeliuS, John und Gmelin, haben entdeckt, daß auch das schwarzbraune Pigment, welches das Auge deS Menschen und vieler Thiere von Innen, wi« eine Fo« lie auskleidet, größtentheils auS Kohlenstoff bestehe. Das Sehen, gewinnt an Deutlichkeit, indem die Lichtstrahlen , die in das Auge dringen, zum Theil durch jenes schwärzliche Pigment verschluckt werben, >uobey ein gewisses Maß in die von den übriZen Strahlen uerur» sachte Erregung, welche das Sehen bedi„gt, g«fttzt und unterhalten wird. Auch die Regenbogenhaut wirb von ihrer nach Innen gekehrten Seite von dem erwähnten Pigmente bedeckt, und> wo dieses besonders reich gelagert ist, da waltet der dunkle Feuerblick deS schwarzen AugeS. Gewöhnlich ist, aus schon angedcuteden inne« , ren Grü'iden, die Vertheilung des Kohlenstoffes ziem» lich gleichförmig im menschlichen Körper; daher mit schwärn Augen auch meistens schwarze Haate und ein dunkler Teint verbunden sind. Eine nicht geringer« Übereinstimmung sindet man auch, in der Negtl, bey den mangelhaften Verhältnissen jenes färbenden Stoffes', und es ist Thatsache, das; dieses Verhältniß um so unbedeutender ist bey Nationen, ze näher diese den Po« larkreiscn, und um soglöHer, je naher bi«s«lden dem Aquaror sind. Beyden, in Ellropa':< kälteren ClimatenZnichtfelren Vorkommenden, Kakt,lak«n —fehlt nun die schwarzbrau '« »n„ere Auskleidung des Augapfels ganzlich, uid einen ähnlichen Mangel an färbendem Stoffe zeigen auch die Haare dieser Menschen. Die nähmliche Abnormität findet M«!i auch bey weißen Kaninchen und weisienMäusen, Die Gef6ßhaur im Innern desAxges scheinet öemnach, durch die Feuchtigkeiten desselben, nnt der llatürlichen Rothe ihrer Blut führenden.Gefasie, durch, selbst dnrch die, bey gleichem Mangel des Pigmentes, halb durchsichtig« Regenbogenhaut. Da n»», in einem auf eine solche Art organisinen Auge kein Licht verschluckt werden kann, so wirkt dieses mit einer vielgro-ßeren Gewalt als Neiy, und verursacht ein Zittern der Regenbogenhaut, Lichtscheue und undeutliches Sehen bey Tage. Für solcher Leute Augen ist die Wohlthat der Sonne nicht, so wie die Wahrheit nicht für Leute est, die davon nur Krumpfe und Ohnmachten haben, oder dadurch auf sonst eine Art, wennauch nur kitzelnd, gereiht werden. In dem Auge der menschlichen Frucht bildet sich Nur nach und nach der oft besprochene färbende Stoff, Und etwas früher das häutige Netz, mit welchem jener innig verbunden ist. Di« Beobachtung Haller's und anderer Naturtundiger bezeuget nähmlich, daß basPig-,Menr unserer Augen rörhlich sey bey seinem ersten Entstehen. Wenn wir nun uedst diesem betrachten, daß die ersten Haare des Embryo weiß hervorbrechen, so sinden wir eine Periode, in welche« alle Menschen — Kakerlaken sind. Das Stehenbleiben der erwähnten Bildun« gen in dieser Periode ist es also, was den Kakerlaken bedingt: die Ursachen dieses stehenden Mangels an Kohlenstoss zn erforschen, ist keine leichte Aufgabe; wir »vollen sie daher gelehrten Disputationen überlassen. Dem Verfasser dieses Aufsatzes sind mehrere euro» päische Kakerlaken bekannt, die meistens eln bürgerliches Gewerbe treibe,,, welches ihrer Individualität ange. messen ist. Der interessanteste der Kakerlaken ist bisher un. streitig G. T. L. Sachs, Doctor der Heilkunde, gebürtig mis Karden, derin einerAbhandlung (Nl5>,li- i^5iu5 et 5c>roi'!5 o^uz. IoliäbH^i (Sulzbach) 1812) seinen eigenen und den gleichen Zustand seiner Schwester beschrieb. Einiges aus dieser Schrift sey unb vergönnt zum Schlüsse hier anzusühreu. Die chemische Analyse von gleichen Theileil schwarzer Haare und solcher, die den Kakerlaken eigenchüm» lich sind, zeigr, daß die ersteren weit mehr Kalkerde und Magnesia enthalten, als oie letzteren, und daß diesen sowohl Eisen als Kieselerde fehie, welche.Sudslanzcn in jenen entHallen siiil>. Im Dunkein leuchten die Augen beyder Geschwi» ster bläulich uno geldlich, besonderb im SolMt'er, und vorzüglich start istdiese Lichlenwicrlung, wenn c>ie K,a» terlaken mit tieferem Nachdenken sich beschäftigen. Alle Farben der Außenwelt, auch ihre leisesten Übergänge, werden von ihnen auf eine besondere Weise ausgefaßt, so daß bestimmte Farben einen bestimmten, sich jeder» zeit, bey gleichen.Änlaffen, gleich bleibenden Eindruck in ihrem Gemüthe heroorrufell. Jedoch sind Zuneigung und Abneigung gegen gewtjse Farben bey Beyoen nicht gleich, sondern oft gerade entgegengesehi. Verschiedene Geginstänoe der anderen Sinne, z, B. Ton«, auch 1 manche Velstandeödegriffe, wie Wochentage und Zeiträume der Vergangenheit, erhalten in ihrer Vorstellung ein gestaltloses und farbiges Zeichen. Bey den Kakerlaken sind also die äußeren Sehor. gane und die ihnen entsprechenden Organe des inneren SinneS auf eine gleichsam geistigere uno thätigere Weise dem sichre verwandt, dessen äußerem reitzenden Einfluss« sie körpc»lich nicht gewachsen zu seyn schemen. ^. Preisfrage, ausgesetzt von der k. k. Landlvirthschafcs - Gesellschaft in Wien im Jahre 1626. In Erwagnng der dcrmahtigen, den Landbau be. kanntlich in aUen wandern mehr oder weniger erschweren- __^ 64 - den Zeltmmlände, hat die k. k. LandwirthschHfts-Gesell' schaftin Nien in ihrer am 5c>. Januar d. I. abgehal tenen allgemeinen Versammlung, nachstehende Preii-frage zur Beantwortung auszusetzen beschlossen: „Welche Ursachen wirken unter d«n gegenwärtigen Verhältnissen auf die Verminderung des Capital-Geldwerthes, und der jährlichen Geld» Rente vom Grundbesitzthume im Allgemeinen, und in der Provinz Niederösterreich insbesondere tin, und durch welche Mittet kann denselben abgeholfen werden ^" ^Welche Mittel liegen insbesondere im Bt reiche der Einsicht un> Thätigkeit des Nieder-Otsterreichischen Landwirthes °i" M In der letzteren Begehung kommen vorzüglich fol-^gende Puncte in Betrachtung: ' 2) Welche bisher gar nicht, o^er ju weing gebaute >, Producte soll der Landwirth cultiviren , um im Ganzen den höchsten Gewinn von seiner Wirthschaft zu erhalten, in welchem Verhältnisse und in welcher Folge? d) Wie kann derselbe tzurch bessere Eintheilung und Cultur der Gründe, so wie twrch Wirthschaftsv er-besserungen jeder Unwerthe veraiißerlichen Producten aufspare«/ in »«elchlr Form, und wie lang«? Vey Beantwortung dieser Preisaufgabe werben folgende M, Bedingnisse festgesetzt: U 1) Für die befriediegende Lösung der Prelsaufgabe bestimmt die Gesellschaft zum Pr«ise: Einhundert Ducaten in Gold, sammt beygefügter Ehren» Medaille der Gesellschaft lll Silber, und wird zugsei sür dle ,m, Werthe zunächststehende Abhandlung ein Ac« cessit vo?, Fünfzig Ducaten festgesetzt. 2) Die Preisschrift,'n sind in deutscher Sprache, und deutlich zu schleiben, auch ist jede mit einem Motto zu bezeichnen. Der beyzulegende, und mit gleichem Motto zn versehende, versiegelte Zettel hat den Nahmen, Charakter und Wohnort des Verfassers, wie auch die Art und Weise anzuzeigen, wie solchem der Preis zuzustellen war?. ' 2) Die Einsendung geschieht soatesscnS bis zum 1. Januar ,827 unter der Adresse des Hrn. Präsei der Gesellschaft^), und wird auf Verlange,, für die Ein« gäbe ein, von dem beständigen Secretär ker Gesellschaft Uütelfertigttr, mit dem G^sellschaflssiegel versehener, Empfangsschein gegeben werden. 4) Längstens binnen emem Iahve, vom Ablaufe beS Emsendungj.TermineS an, findet die Züerkennung des Preises, hiernach die öffentliche Bekanntmachung des Aussprucheö, und die Veradfolgiing der Preisbe« trage Stalte 5) Die gekrönten Preisschrifien bleiben ein Eigen« thum der Gesell'chaft, die hiervon nach Belieben Ge« brauch machet; die nicht gt'kröltten we»de>i auf ausdrückliches Verlangen zurückgestellt. Würde sich binnen Iah« resfrist, von der Zuerkennung des Preises an, nicht um selbige gemeldet, so werden diese Abhandlun« gen als der Gesellschaft überlassen betrachtet, die Nahmenszettel aber in Beyseyn des Secrerärs und eines Ausschuß-Mitgliedes uneröffnet verbrannt. Die übrigen Bestimmungen enthält der am g. Januar 1822 über diesen Gegenstand gefaßte, indem ersten Hefie tes III. Bandes der Verhandlungen des Vereins (Seite 3) abgedruckte Gefellschaftsbeschluß, Wien, am 26. Februar ,626. Peter Graf von Gseß, d.Z.PräseZ der Gesellschaft. Carl Freyherr v. Braun, beständiger Secretar. *) Sems Excellenz, dem Herrn Peter Grafen von Goeß, Obersthofmeister Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Franz Carl, N. Oe. Landmarschall:c. :c. Gedruckt bey Ignnz Al 0 y 0 Edlen von Kleinmayr.