Lllibcher TaMatt. Red action und Expedition: Bahnhofgasse Nr. lö Nr. 168. PriinumerationSpreise: Bür i'aibad): Banzj. fl. 8 4«; Zustellung in« Sau# vrtlj. 25 tr. Mit bcr Post: ®anjja$r. st. 12- Insertion» preise: Sin» Donnerslag, 24 Juli 1879. — Morgen: Sakob Ap. BÄiS'VVfS: 12. Ja Die russische Landbevölkerung und die revolutionäre Propaganda. ES ist bereits wiederholt darauf verwiesen worden, daß die Gewaltmaßregeln der russischen Regierung in keiner Weise geeignet sind, einen verläßlichen Wall gegen die nihilistische Strömung zu bilden, welche nicht nur allein den Staat, sondern auch alle Einrichtungen des socialen Lebens zu zerstören droht. Alles, was diese Maßregeln der Regierung zuwege brachten, ist, daß die Flut vorläufig zurückgedämmt wurde, welcher Erfolg jedoch um so weniger irgend eine Bürgschaft auf Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung gewährt, als nunmehr Anzeichen vorliegen, daß auch der in gewisser Beziehung hyperloyale russische Bauer in den Wirkungskreis der revolutionären Propaganda einbezogen wird. Natürlich kann bei dieser Bevölkerungsschichte kein Verständnis für socialistifche Prinzipien und nihilistische Umsturztheorie vorausgesetzt werden. Aber die russische Regierung selbst hat bereits hinlänglich dafür gesorgt, daß die Pionniere der Revolution innerhalb der russischen Dorfbevölkerung Wünschen und Erwartungen begegnen, welche bei geschickter Behandlung recht gut im Sinne der Partei verwertet werden können. Wir müssen, um hier ein klares Bild über die Stimmung der russischen Muschiks (Bauern) zu entwerfen, auf die überstürzte Eile verweisen, mit welcher im Jahre 1861 die Aufhebung der Leibeigenschaft gegen den Willen des Adels beschlossen und auch durchgeführt wurde. Bei der bauernfreundlichen Gesinnung der Regierung, welche im Lnndvolke eine Stütze gegen das reformfeindliche Altrussenthum suchte, wurde die Grundablösung in einer Weise durchgeführt, welche keineswegs darnach angethan war, den Adel in besonders guter Stimmung zu erhalten. Mit Ausnahme der wenig fruchtbaren Gouvernements im Norden und Nordosten, wo die Lasten für den frei gewordenen bäuerlichen Grundbesitz das Erträgnis der kargen Ernten überstiegen, blieb der Bauer allenthalben im entschiedenen Vortheil. Die Regierung aber war kurzsichtig genug, gegen die leicht begreifliche Opposition des Adels dadurch ein Gegengewicht zu verschaffen, daß sie dem Landvolke noch fernere Begünstigungen auf Unkosten des adeligen Großgrundbesitzes in Aussicht stellte. Besonders umfangreich wurde dieses Sistem in den polnischen Provinzen betrieben, wo man den großen Adel ganz mit Unrecht der Urheberschaft des Aufstandes vom Jahre 1863 beschuldigte und eine geradezu methodische Verhetzung der ländlichen Bevölkerung gegen den Adel inszenierte. Allerdings sind Gründe zur Annahme vorhanden, daß man in maßgebenden Kreisen nicht daran dachte, die in Aussicht gestellte neue Grund-vertheilung wirklich vorzunehmen. Thatsache ist indessen, daß die mit Regelung der Grundablösung betrauten Bamten die einmal erweckten Hoff^ nungen der Bauern noch dadurch bestärkten, daß sie selbst in solchen streitigen Fällen, wo das Recht ganz offenkundig zugunsten des Adels sprach, zu dessen Ungunsten entschieden. So wurde der Glaube an eine neue Plünderung des Großgrundbesitzes im russischen Muschik geflissentlich und absichtlich genährt, ohne daß man darau dachte, wie gefährlich dieser Vorgang für die Zukunft werden könne. Man schien ganz darauf vergessen zu haben, daß es dem Bauer einmal einfallen könne, die Regierung an die Erfüllung des gegebenen Versprechens zu erinnern, und ging in einzelnen Fällen, wo der Bauer ungeduldig zu werden anfing, sogar soweit, dem letzteren anzudeuten, daß die Umgebung des guten Väterchens in Petersburg einzig und allein die Schuld an der Verzögerung der neuen Grundvertheilung trage. Nur auf diese Weise war es möglich, daß ein revolutionärer Agitator, dem es einzig und allein um die Hervorrufung von Unruhen zu thun war, erst in jüngster Zeit die Bauern mehrerer Bezirke unter dem Vorgebei! znm Aufstande aufreizen konnte, daß der Zar in Petersburg förmlich wie ein Gefangener gehalten werde, und daß es daher Pflicht der Bauern sei, ihren kaiserliche» Gönner mit Waffengewalt zu befreien. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, bevor er noch die von seinen Urhebern erwünschte Ausdehnung erlangen konnte, und den betrogenen Bauern der Prozeß gemacht. Inzwischen scheint aber die revolutionäre Propaganda den in diesem Falle betretenen Weg auch in anderen Gouvernements eingeschlagen zu haben, so zwar, daß man es im Ministerium deS Innern für angezeigt fand, der Aufregung in den bäuerlichen Kreisen durch eine hesondere Kundmachung entgegenzutreten. „Die falschen Gerüchte", heißt es in diesem Erlaß, „über eine neue Land-vertheilung uno über eine zugunsten der Bauern vorzunehmende Vergrößerung der Antheile werdeu von übelgesinnten Personen, welche nur den Zweck haben, das Volk zu erregen und die öffentliche Ruhe zu stören, in den Dörfern verbreitet." Gegen die sachliche Richtigkeit des citierten Erlasses läßt sich nichts einwenden. Nur sollte die Regierung wohl in Erwägung ziehen, daß sie es war, welche unter den Muschiks Hoffnungen erregte, welche sie niemals zu erfüllen gedachte, und daß es auf den Bauer einen höchst eigenthümlichen Eindruck machen muß, daß die Verheißungen, welche er lange Jahre hindurch aus dem Munde der Beamten des Zaren zu vernehmen gewohnt war, Ieuilleton. Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) Neunter Kapitel. Nachforschungen. tell und glänzend fandte die Morgensonne trahlen durch die halbgeschloffenen Fenster-vörhänge in das Gemach des Grafen Horn. Dieser lag aus einer mit gelber Seide überzogenen, weichgepolsterten Ottomane. Ein langer türkischer Schlasrock siel auf seine mit bunten Hausschuhen bekleideten Füße herab, ein kleiner Fez verbarg den kahlen Scheitel. Dennoch sah der Graf in diesem Anzuge auffallend älter aus, als in seiner vollen Uniform, seine Gestalt entbehrte ganz der strammen militärischen Haltung, sein Auge blickte matt und glanzlos. Vor dem Grafen auf dem kleinen Tische lagen einige zierliche Briefe, deren Außenseiten aus einen interessanten Inhalt schließen ließen ■ das eine Billet lag noch offen vor ihm. „Ich weiß nicht, was dies alles bedeuten foll," murmelte er, „diese Meinhold sieht Gespenster am Hellen Tage, und doch nützen ihre Dienste mir gar nichts. Noch nicht die geringste Auskunft hat sie mir über das verd — Papier geben können, immer hat sie Ausflüchte und Versprechungen, aber niemals eine Thatsache. Ich würde sie längst entlassen haben, hätte ich sie nicht so tief in meine Geheimnisse eingeweiht. Nun gehts nicht mehr, höchstens kann ich sie durch Geschenke zu neuen Entdeckungsreisen anspornen." Ein eintretender Diener unterbrach das Selbstgespräch des Grafen. „Ein alter Mann wünscht den Herrn Grafen zu sprechen," meldete er. „Hat derselbe keinen Namen?" fuhr ihn der Graf grimmig an. „Er will ihn nicht nennen, gnädiger Herr, ich soll Ihnen nur sagen, daß er das gewünschte Papier bringe." „Ah so," entgegnete Graf Horn, plötzlich lebendig werdend, indem fein ganzes Gesicht sich erhellte. „Laß' ihn Eintreten, Oliver, ich erwarte ihn." Bald darauf trat ein alter Mann in das Gemach. Der Graf winkte ihm naher zu kommen und ließ ihn auf einem Stuhl Platz nehmen, während er selbst sich beeilte, die Thüren sorgfältig zu schließen und die gelben Sammetportieren dicht zusammen zu ziehen. „Nun sprecht, Alter," wandte er sich dann an den Angekommenen in leisem Flüstertöne. „Ihr sagt, Ihr habt das bewußte Papier?" „Ich habe es," entgegnete dieser ebenso leise, indem er ein großes, anscheinend aus einem Buche losgetrenntes Blatt auf den Tisch niederlegte. „Das Glück ist uns besonders hold in unfern Vorhaben gewesen. Nach jener Trauung hat keine wieder stattgefunben, und die Namen waren die ersten auf einer noch unbeschriebenen Seite. Ich habe das Blatt sorgfältig ausgetrennt, niemand wird es ahnen können, denn der selige Pastor hat nie über die Verbindung gesprochen. Sind Sie zufrieden, gnädiger Herr?" „Vollständig, mein Lieber, Sie haben den Auftrag gut ausgeführt und ich will Ihnen Ihren Lohn jetzt nicht vorenthalten, obgleich es mich ein hoher Preis dünkt für diese geringe Mühe." „Wol ist es mir leicht geworden, aber Sie vergessen, Herr Gras, welches Risico ich dabei übernommen. Wenn der Pastor nicht starb und die That wurde entdeckt, so hätte ich möglicher- urplötzlich böswillige Ausstreuungen sein sollen. Es bedarf keiner langen Auseinandersetzung, um die Folgen einsehen zu lernen, welche ein solches Verhalten auf die innere Ruhe eines Landes ausübt, das, von Geheimbündlern und Verschwörern aller Art bedroht, Grund und Ursache genug hat, wenigstens die große Masse des Volkes von leidenschaftlicher Erregung fernezuhalten. Ob cs der revolutionären Propaganda im Verein mit der offiziellen Dementierung der früheren Regierungsversprechen gelingen wird, den bisher als die Stütze des russischen Staates in jeder Weise begünstigten Bauernstand in den Kreis des revolutionären Treibens einzubeziehen, läßt sich tncht mit Bestimmtheit Voraussagen. Wenn es aber geschieht, dann darf sich die Negierung mit dem reuigen Bewußtsein an die Brust schlagen, daß sie selbst es war, welche den Revolutionären in jenen Kreisen Einfluß verschaffte, deren egoistische Speculation aus die Gönnerschaft der Re- !ierung lange Zeit hindurch mit einer wirklich oyalen Gesinnung verwechselt wurde. Politische Tagesgeschichte. •vBic deutschen Ultramontanen glauben ihrer Sache am meisten nützen zu können, wenn sie auf die Spaltung im liberalen Lager verweisen, wie sich dieselbe aus der verschiedenen Beurtheilung der Wirtschaftspolitik Bismarcks ergab. Doch vergessen sie dabei, daß es um die Einigkeit im Centrum auch nicht mehr so glänzend bestellt ist, wie ehedem. Die politische und wirth-schastliche Schwenkung, welche die ultramontane Partei des Reichstages in der abgelaufenen Session ausgeführt hat, ist zwar vermöge des tyrannischen Zwanges, dem sich die Mitglieder zu fügen pflegen, ohne offenen Widerspruch aus dem eigenen parlamentarischen Lager vollzogen worden; einzelne Stimmenthaltungeu und Lücken in der Abstimmungsliste aber durften als ein beredtes Schweigen des Unwillens gedeutet werden. In einzelnen ultramontanen Blättern regt sich gleichfalls der Widerspruch gegen den Befehl des Mufti, und diese Unbotmäßigkeit hat in gut gesinnten Gemüthern schon so starke Bedenken erregt, daß eine öffentliche Ver-urtheilung desselben für zeitgemäß erachtet wurde. Eine solche liegt vor in den Beschlüssen, die eine ultramontane Versammlung in Fulda gefaßt hat, nachdem ihr Reichstags-Abgeordneter Graf Klemens , v. Droste-Vischering seinen Rechenschaftsbericht erstattet hatte. Diese Beschlüsse gipfeln in dem Fundamentalsatze, daß der Liberalismus die Quelle aller Uebel sei, und in dem wirtschaftlichen Dogma, daß die Centrumspartei dafür den Dank des Vol- • weise schwer dafür büßen müssen. Ich hoffe nicht, daß Sie mir etwas von meinem wohlverdienten Lohn abziehen werden, Herr Graf?" Die Worte schienen eher alles andere als eine Frage zu bedeuten, vielmehr klangen sie wie eine versteckte Drohung, und der Graf hielt es für gerathen, keine weiteren Umstände zu machen. Er nahm das Blatt in die Hand, prüfte nöch einmal genau die beiden darauf verzeichneten Namen und hielt es dann über die Flamme des KaminS. Das Papier flackerte einen Moment hell auf und sank dann als ein Häuflein Asche zu Boden. „Und man sieht nichts davon, daß dies Blatt äuS dem Kirchenbuche losgetrennt wurde?" fragte er, an seinen Schreibtisch gehend. „Nichts, gnädiger Herr, nicht die leiseste Spur, kein Mensch wird jemals im stände sein, zu beweisen, daß dort ein Blatt herausgetrennt wurde." Graf Horn überreichte dem Manne eine Rolle mit blanken, harten Thalern, die dieser mit gierig funkelnden Augen entgegennahm. Bald ' daraus verließ er das Palais des Grafen. (Fortsetzung folgt.) kes verdient, daß sie durch Einführung der Schutzzölle und der Fmanzzölle dem Staate die Erfüllung der Ehrenpflicht des Schuldenzahlens ermöglichte, ohne zu einer Erhöhung der direkten Steuern zu greifen. Zum Schluffe wird über die Selbstüberhebung einzelner katholischer Blätter der Stab gebrochen, welche den Versuch machen, „die bisherige, vom katholischen Erdkreis bewunderte Einheit des Centrums und seiner Wähler zu zerreißen." Selbstverständlich haben wir es bei diesem Beschlüsse der Fultmer Versammlung nnr mit einem ängstlichen Versuche zu thun, den eingerissenen Zwiespalt im Heerlager des deutschen Ultramontanismus nach außen hin zu bemänteln. Die Mißvergnügten der eigenen Partei aber laffen sich durch das von Fulda aus über sie verhängte Verdammungsurtheil durchaus nicht abhalten, ihrem Unwillen über das Compromiß des Centrums mit dem verhaßten Reichskanzler immer schärferen Ausdruck zu verleihen. Allen voran schreitet in dieser Beziehung die Partei des baierischen „Vaterland", welche in ihrem Organ einen förmlichen Fehdebrief gegen das Centruin des deutschen Reichstages veröffentlicht, in welchem es heißt: „Die Parole der baierischen Katholiken muß von jetzt an lauten: „Los vom Centruin", und die Bildung einer eigene» katholischen baierischen Fraction im Reichslage, gleich den Polen, Elsässern n. s. w., die ja immer in gegebenen Fällen, wo cs thnnllch ist, mit dem preußischen Centrum gehen kann. Wir fordern hiermit zugleich unsere katholischen Abgeordneten auf, baldigst ihren Austritt aus dem Centrum kundzugeben, und richten an sie die Bitte: die Organisierung einer eigenen baierischen Fraction in die Hand zu nehmen. Das Ccntrnm hat das Vertrauen des Volkes eingebüßt, wir trennen uns von demselben und gehen unsere eigenen Wege." * * * Die „Wiener Abendpost" vom 23. d. veröffentlicht ein Kommunique, welches die Meldungen der „N. fr. Pr.", daß in Serajewo und in Südbosnien ernste Vorbereitungen zum Einmärsche in Novibazar gemacht werden, daß bedeutende Verpflegstransporte von Serajewo nach den südlichen Grenzorten abgehen und der Vorpostendienst wie im Kriege geregelt wurde, endlich die weitere Meldung desselben Blattes, daß die zur Occupatio» bestimmten 4000 bis 5000 Mann die österreichisch-türkische Kommission gleichsam als Sanvegarde begleiten werden, auf Grund authentischer Daten als vollständig erfunden bezeichnet. Die „Abendpost" constatiert weiters, daß die Meldung mehrerer Abendblätter vom 22. d., wonach die nächst Cajnica beim Straßenbaue beschäftigten Geniesoldaten und Arbeiter von Insurgenten überfallen worden wären, bis zur Stunde keine amtliche Bestätigung gefunden hat. — In Bezug auf alle die Occupatio» betreffenden Angelegenheiten sind wir an die offiziellen Dementis so sehr gewöhnt, daß es uns gar nicht wundern würde, wenn auch im vorliegenden Falle der Einmarsch nach Novibazar trotz der amtlichen Berichtigung bereits in nächster Zeit erfolgen würde. Was aber die zweite Mittheilung anbelangt, so wird ja nur gesagt, daß bisher keine amtliche Bestätigung des Ueberfalles vorliege. Das klingt beiläufig gerade so, als wenn man sagen würde, daß man sich vor dem Bekanntwerden des eigentlichen Sachverhaltes fürchtet. * * * Wie der „Pol. Korr." ans Bukarest gemeldet wird, hatte Fürst Carl ursprünglich den Prinzen Demeter Ghika und hierauf den Präsidenten des Senats Bosianu aufgefordert, die Kabinetsbildung zu übernehmen. Da beide Männer auf das entschiedenste diese Mission ablehnten, berieth sich der Fürst mit den hervorragendsten politischen Persönlichkeiten in Bukarest und beschloß erst infolge dieser Konferenzen, den bisherigen Ministerpräsidenten Bratiano mit der Formierung eines aus Elementen der verschiedenen Parteien zusammengesetzten Ka-binets zu betrauen. Gestern hat Bratiano den zu einer geheimen Sitzung vereinigten beiden Kammern die Erklärung abgegeben, er hoffe, daß das Ministerium bis Mittwoch gebildet fein werde. Unter ändern werden noch immer Boereseu und Cogol-nieeano als Mitglieder des neuen Kabinets bezeichnet. * * * In der französischen Kammer suchte Caffagnac bei der Verhandlung über die Reform des Unter« richtsrathes nach dem Ferry'schen Entwürfe die Vortheile eines geistlichen Unterrichtsrathes auseinanderzusetzen. doch wies Ferry nach, daß der traurige Zustand der französischen Mittelschulen eine Folge des Gesetzes vom Jahre 1850 sei. das Caffagnac so sehr in Schutz nehme. „Im Jahres 1870 — sagte der Unterrichtsminister — hat sich die Mangelhastigkeit unseres geographischen und historischen Unterrichts bitter gerächt; unsere Generale waren Stümper in der Geographie." * * * Auch Griechenland hat nun seine Ministerkrisis! Da cs sich hcrausgestellt hat, daß sowol die Regierungspartei als auch die aus den Fraktionen Triknpis, Zaimis und Deligevrgis zusammengesetzte Opposition über die gleiche Anzahl, und zwar Über je 80 Stimmen in der Kammer verfügen, so hat der Kabinetschef Komundnros es dem Ermessen des Königs anheimgegeben, sich entweder für die Entlassung des Ministeriums oder für die Auflösung der Kammer zu entscheiden. Um die Lösung der Krisis zu beschleunigen und dem Monarchen um so freiere Hand zu lassen, hat das Gesammtmimsterium tatsächlich seine Demission eingereicht. Wie man in Athen annimmt, wird der König die Führer der Opposition zu sich berufen und hiraauf unverzüglich die Entscheidung treffen. * * * Die Zwistigkeiten zwischen der südamerikanischen Republik Venezuela und der den Holländern gehörigen westindischen Insel Curayao sind bekannt. Der Präsident der genannten Republik, Guzman Blanco, trägt sich längere Zeit schon mit dem Gedanken des Ankaufes, respective der Annexion genannter Insel. Erst will er versuchen, ans rechtlichem Wege in den Besitz derselben zu gelangen, und ist er zu diesem Zwecke nach Europa gekommene um mit der holländischen Regierung zu unterhandeln > Einem solchen Schachergeschäft widersetzen sich aber die Weißen Bewohner der Insel, die ihre Anhänglich, feit an das Mutterland betheuern und inständigst bitten, falls sie überhaupt den Herrn wechseln sollen, denn doch wenigstens einem anständigen '^gesprochen zu werden. Wenn Guzman Blanco —! wie nicht anders zu erwarten — unverrichteter Sache abzieht, wird er es ohne Zweifel mit einer Ueber-nimpetung der Insel versuchen. vermischtes. — Eine merkwürdige Vergiftung. In seiner „Anatomie" erzählt Dr. Hyrtl, daß Zar Prter der Große während seines Aufenthaltes in Holland von dem berühmten Professor der Anatomie Ruysch in Amsterdam dessen anatomische Präparate um den Preis von 35,000 Dukaten gekauft hatte. Als nun Peter der Große von Holland nach Rußland zurückkehrte, nahm er diese Präparate, welche sich in mit Spiritus gefüllten'’ Glasgefäßen befanden, mit sich. Unterwegs haben seine Leute, die als echte Russen der Wodka nicht zu widerstehen vermochten, den Spiritus, in dem die Präparate conserviert waren, ausgetrunken. Auf diese Weise verdarb die ganze kostbare Sammlung und Peter der Große mußte sich damit begnügen, jedem seiner Getreuen 50 Knutenhiebe applicieren zu lassen. Diese Geschichte aus Peters des Großen Zeiten wiederholte sich öfters in russischen anatomischen Kabinetten. Immer verflüchtigte sich der Spiritus. Um dem Unfug ein Ende zu bereiten, hat man in Moskau die Verfügung getroffen, dem Spiritus, in welchem sich die Präparate des dorti- gen Museums befanden, Gift beizumischen, und es wurde auch zur Warnung für die Dienerschaft dies auf Tafeln in den Museums-Sälen aufgeschrieben. Vor einiger Zeit wurde als Aufseher in dem Moskauer Museum ein junger Bursche Namens Konstantin Bobejko in Dienst ausgenommen. Der Bursche, welcher weder lesen noch schreiben konnte, war nicht in der Lage, die Warnung zu beachten, und trank den vergifteten Spiritus, infolge dessen er in einigen Stunden starb. — Nachruf an einen Elefanten. Die Berliner „Moiitagszeitung" widmet dem tobten Ele- - fanten des dortigen zoologischen Gartens folgende Strophen: Mir ahnet, was dich von hinnen rief An deinem LebenS-Morgen: Dich schreckte der thcure Zolltarif — Du starbst an Nahrungssorgen! Beim stillen Seite! „Klosterbräu" Will ich die Obsequien dir lesen; Geb' Gott, daß die Erde dir leichter sei, Als du cs ihr gewesen! fokal-uni) Provilyial-Dltzelegenheiten. — (Personalnachricht.) Dem hiesigen Oberfinanzrathe und Finanzdirektor Herrn Alois Christ wurde der Titel und Charakter eines Hof-rathes verliehen. — (Zur Theilnähme an der Versammlung der Urgeschichtsforscher in Laibach) sind bereits Anmeldungen seitens namhafter Männer der Wissenschaft, von denen einzelne als Reisende einen Weltruf genießen, erfolgt. Es werden unter anderen erscheinen: Hofrath Ferdinand Ritter v. Hochstetter, Intendant der k. k. Hofmufeen in Wien, durch seine Arbeiten über Neuseeland allbekannt; der berühmte Afrikareisende und Entdecker der Nilquellen, Kapitän N. E. Burton, englischer Konsul in Triest; Dr. M. Much aus Wien, der als @christstellet auf dem Gebiete der Urgeschichte «ine Reihe der schätzbarsten Publicationen veröffentlicht hat; Graf Gundaker Wurmbrand, dein die Urgeschichte Oesterreichs sehr werthvolle Entdeckungen verdankt; Dr. Simon Ljubiö, Direktor des Natural- ^museums in Agram, ein um die archäologische Durchforschung der siidslavischen Länder hochverdienter Gelehrter; ferner Felix Kanitz aus Wien, dessen Publicationen über Bulgarien als ein epochemachendes Werk zu bezeichnen sind, u. a. m. Der Letztgenannte hat auch einen Vortrag über die Tumuli in Osteuropa angekündet. Von besonde-rem Werthe für die Landeskunde wird eine höchst interessante, im Redoutenfaale zur Ausstellung gelangende Sammlung der in jüngster Zeit in den Grabhügeln von St. Margarethen in Unterkrain gemachten Funde von Broncen und Bernsteinschmuck sein. Bei dem anziehenden nnd mannigfachen Programme der zur Verhandlung kommenden Gegenstände ist auch auf eine zahlreiche Betheiligung seitens des Laibacher Publikums zu rechnen. Die Theilnehmerkarten sind, wie schon erwähnt wurde, in der Kanzlei des Musealcustos im Lyceal-gebäude, II. Stock, in der Buchhandlung Bamberg, ferner beim Herrn Handelsmann Karinger um 1 ft. für die Person zu beheben. — (Eine Verordnung ohne Giltigkeit.) Mehrfach wird darüber Klage geführt, daß die Fleischtarise nur zu dem Zwecke vorhanden sind, um von den Fleischhauern nicht eingehalten zu werden. Wir gehören nicht zu jenen, welche in der behördlichen Normierung der Lebensmittelpreise ein Mittel gegen die Thenerung erblicken. Um so weniger ist es aber zu billigen, daß man eine Verordnung aufrechterhält, zu deren genauen Durchführung man entweder nicht den rechten Willen oder aber nicht die erforderlichen Mittel besitzt. Will man den Fleischtarif zur Geltung bringen, so sorge man von amtswegen für die Ueberwachung der Fleischbänke. Geschieht das nicht, so wird die Wirksamkeit der Tarife selbst illusorisch gemacht, was wiederum nicht zugunsten der Autorität jenes Amtes zurückwirkt, unter dessen Firma die betreffende Tarifordnung erlassen wurde. — (Der Matburger Vergnügnngs-zug.) welcher für den 10. August Laibach zum Ziele seiner Fahrt machen wollte, soll dadurch in Zweifel gestellt worden fein, daß man an maßgebender Stelle Bedenken trug, die gewünschte Erlaubnis zu den Musikproductionen der Kapelle der Mar-burger Eisenbahnwerkstätten zu ertheilen. Wie wir nun in der Lage sind, unseren Lesern mittheilen zu können, ist es allerdings richtig, daß die Matburger Vergnügungszügler vou der Bewilligung zu einem Frühkonzerte im Casinogarten und zu einer Platzmusik in der Sternallee ihre Hieherkunft abhängig gemacht haben. Aber unrichtig ist die Version, daß ein diesbezügliches Ansuchen vom Bürgermeisteramte abschlägig beschicken wurde. Das betreffende Gesuch ist vielmehr noch gar nicht erledigt, während andererseits gar kein besonderer Grund vorliegt, dasselbe in ablehnendem Sinne zu beantworten, zumal die erwähnten Konzerte nicht zur Zeit des sonntägigen Hauptgottesdienstes stattfinden werden. — (Confiscation.) Die heutige Nummer des „Slovenski Narod" wurde über Anordnung der Staatsanwaltschaft mit Beschlag belegt. — (Erledigte Lehrerstellerr.) Im Schulbezirke Gottschee sind mit Beginn des nächsten Schuljahres noch folgende Stellen zu besetzen: Die Lehrerstelle an der einklassigen Volksschule in Ba. njaloka mit slovenischer Unterrichtssprache, Gehalt 450 fl. und Naturalquartier im Schulhause; die Lehrerstelle an der einklassigen Volksschule in Ebenthal mit deutscher Unterrichtssprache, Gehalt 450 fl. und Naturalquartier im Schulhause; die Lehrerstelle an der einklassigen Volksschule in Götteniz mit deutscher Unterrichtssprache, Gehalt 450 fl. und Naturalwohnung im Schulhause; die Lehrerstelle an der einklassigen Volksschule in Rieg mit deutscher Unterrichtssprache, Gehalt 500 fl. und Natural-wohnung im Schulhause; die Lehrerstelle an der einklassigen Volksschule in Rob mit slovenischer Unterrichtssprache, Gehalt 500 fl. und Natural-quartier im Schulhause; die vierte Lehrerstelle an der vierklassigen Knabenvolksschule in Gottschee, dermal mit 400 fl. Gehalt; die Lehrerstelle an der einklassigen Volksschule in Unterlag, Gehalt 450 fl. und Naturalquartier im Schulhause; die dritte Lehrerstelle an der dreiklassigen Volksschule in Groß-laschiz, dermal mit 400 fl. Gehalt; an der vierklassigen Knabenvolksschule in Reisniz die dritte und vierte Lehrerstelle, dermal mit je 400 fl. Gehalt; an der zweiklassigen Mädchenvolksschule in Reifniz zwei Lehrerstellen mit 450 fl. und 400 fl. Gehalt; an der dreiklassigen Volksschule in Soderschiz mit 400 fl. Gehalt. Die heidnischen Hügelgräber (gomile) in Krain. In dem Programme der am 28. und 29. d. in Laibach abzuhaltenden Versammlung der österreichischen Urgeschichtsforscher nnd Anthropologen ist auch ein Vortrag des Musealcustos Desch-mann über die neuesten Funde in den Hügelgräbern (Gomile) bei St. Margarethen in Unterkrain, Bezirk Nassensuß, angekündet. Hiebei werden zum ersten male die höchst merkwürdigen Ergebnisse der vom krainischen Landesmuseum im heurigen Frühjahre vorgenommenen Aufdeckungen von acht Hügelgräbern in jener Gegend zur Vorzeigung und ausführlichen Besprechung gelangen. Alle Freunde der Alterthumskunde, denen bisher Gelegenheit geboten wurde, in diese Funde Einsicht zu nehmen, siud von dem Reichthum der Sammlung und von der stilvollen Ausarbeitung der einzelnen Schmuckgegenstände überrascht; gewiß wird denselben auch in den Kreisen der Fachmänner die verdiente Würdigung zutheil werden. Ohne den weiteren Details, die in dem Vortrage gegeben werden sollen, vorzugreifen, scheint es angezeigt zu sein, schon vorläufig zur Infor- mation deS Laibacher Publikums und der heimischen Freunde der Prähistorie eine kurze Charakteristik derselben zu geben und daran weitere Bemerknugen zu knüpfen, welche vielleicht im stande sind, daS Interesse für derartige Forschungen auch in , den weiteren Kreisen zu verbreiten. Ein bezeichnendes Merkmal für das Alter dieser Funde ist der Umstand, daß bei den vorgenommenen Ausgrabungen keine einzige römische Münze, kein Fragment eines römischen Ziegels oder ThongesaßeS, die doch für die Begräbnisstätten aus der Römerzeit so charakteristisch sind, vorgefunden worden ist. Vielmehr deuten ein paar in den Grabhügeln unter den Schmuckgegenständen vor gekommene Steinwerkzeuge dahin, daß bei dein Volke, von dem jene Begräbnisstätten herrühren, noch immer einzelne Objekte aus der Steinzeit, wenn auch nicht für den täglichen Gebrauch, so doch in pietätsvoller Erinnerung als etwas Werthvolles angesehen wurden. Im allgemeinen stimmt der Charakter der Fundstücke, namentlich der Broncen, mit jenen der keltischen Alterthümer von Hallstatt in Oberösterreich , deren Alter bis in das fünfte Jahrhundert vor Christi Geburt zurückreichen dürste, so ziemlich tiberein, obschon hier ein gewisser lokaler, pn. etxu-tische Formen erinnernder Typus nicht zu verkennen ist Als wahre Kabinetsstücke sind mehrere Colliers auS Bernstein-und Glasperlen,Riesenfiebeln in Nachenfarm aus Bronce nebst einer Gliederkette aus dem nämlichen Metall, welche wahrscheinlich als Armband getragen wurde, zu bezeichnen. Eine reiche Sammlung daselbst ausgegrabener eiserner Waffen und Werkzeuge liefert den Beweis, daß, obschon in den metallenen Schmuckgegenständen ausschließlich die Bronce zur Verwendung kam, die damaligen Bewohner je-rer Gegend mit dem Schmieden des Eisens sehr ttrM vertraut gewesen sind. Ebenso trugen die ausgehobenen Thonurnen einen originellen, von d?m Typus römischer Gesäße völlig abweichenden Charakter. keine derselben wurde auf der Drehscheibe angefertigt, dem ungeachtet spricht sich in einzelnen Stücken ein sehr entwickelter Formsinn der damaligen Keramik aus. Man kann daher daS Resultat her ersten in den krainischen Hügelgräbern planmäßig ^ durchgeführten Nachgrabungen als ein seht .gelungenes bezeichnen, es haben die durch die Mnnificenz der krainischen Sparkasse und des Herrn Landtags-abgeordneten Martin Hotschewar für diesen Zweck gewidmeten Gelder ein reiches Materiale für die Kenntnis der Urgeschichte des Landes zutage gefördert. Jedoch auch abgesehen von ihrem inneren antiquarischen Werthe geben sie einen wichtigen Fingerzeig, welche reichen Schätze für die Urgeschichte des Landes, in den im ganzen Lande zerstreuten ähnlichen Begräbnisstätten bei einer sistematischen Durchforschung noch zu erwarten wären. Es ist daher im gegenwärtigen Momente ganz am Platze, einiges übet die Hügelgräber in Krain zur allgemeinen Belehrung zu veröffentlichen. Heidnische Hügelgräber, in Deutschland auch Hünen- ober Riesengtäber genannt, kommen im ganzen mittleren und südlichen Europa vor, jnait trifft sie vom fernen Osten bis nach Frankreich u»d bis in die iberische Halbinsel von Skandinavien M«b von den Küsten des baltischen Meeres bis zu den Mittelmeerländern. In einigen russischen Provinzen werden sie „Kurgane" genannt, in der Baissen-schast bezeichnet man sie als „Tumuli". Auch in den slowenischen Landestheilen kommen sie häufig vor, das Landvolk nennt sie „gomile“, in einzelnen Gegenden auch „Saci“, d. i. Steflen, wo Schätze zu finden sind. Der Name „gomila“ ist aus dem echt stqvischen Worte „mogila“ durch Versetzung bet Buchstaben m und g entstauben. Die gleiche, Bezeichnung wie bei beit Sloveneu finbet man bei den Serben; im Rufii» scheu ist der ursprüngliche Name Mogila noch immer im Gebrauche, davon rührt auch der Name der Stadt Mogilew her, auch im Bulgarischen hat .fich die Bezeichnung „mogilj“ erhalten; daS nämliche Wort haben die Rumänen von den ©laben acceptiert, im Albanesischen ist es in „gamulje“ umgeändert worden. Der slavische Sprachforscher Miklosich leitet das Wort mogila von der slavischen Wurzel mog ab, welche „wachsen" bedeutet, es ist daher diese Bezeichnung eine sehr sinnbildliche; die Gomilen sind sozusagen „Auswüchse" des Erdbodens. Sie haben eine konische, an der Spitze meist abgerundete, zuweilen auch abgestutzte Form, ihre Basis ist oval oder kreisförmig, auf der Gupse be> findet sich oft eine trichterförmige Einsenkung von dort versuchten Schatzgrabungen oder vom Einsturze «inwendiger Grabkammern herrührend. Bald stehen sie einzeln, selten sind zwei mittelst einer Einsattelung verbunden, bei häufigerem Vorkommen gleicht das Terrain einem Haufen riesiger Maulwurfshügel. Ihre Größe ist eine sehr wechselnde, die kleinsten übertreffen wol bedeutend die jetzigen Grabhügel auf unseren Friedhöfen, die eigentlichen Riesentumuli erreichen sehr ansehnliche Dimensionen, in manchen derselben fände ein kleines Bauernhaus Platz. Wo sie auf freiem Felde Vorkommen, drängt fich von selbst dem Laien die Ueberzeugung auf, daß sie nicht Gebilde der Naturkräfte, sondern Werke von Menschenhand seien. Schwieriger wird ihre Unterscheidung im kupierten Waldterrain, dort tragen sie oft uralte Baumriesen auf ihrem Rücken. Nicht selten kommen sie an eminenten Punkten, auf Berg-vorsprüngen vor, was fast der Vermuthung Raum gäbe, daß man sie auch als „Hochwarten", als Beobachtungspunkte zu kriegerischen Zwecken benützt habe. Viele der in Unterkrain als kr|is£e bezeich-neten Erhöhungen, wo man die Johännisseuer an« zuzüudeu pflegt, gehören ebenfalls den Hügelgräbern an, und es fragt sich, ob die besagten Feuer nicht als eine Modifieation eines in der Urzeit an solchen Stätten auf die Sonnenwendefeier bezughabenden Cultus auf unsere Tage überkommen sind Allgemein ist in Kram unter dem Landvolke der Aberglaube verbreitet, daß in den Gomilen das goldene Kalb begraben sei. Um dasselbe vor Nach stelluugen zu sichern, hausten die Heiden mehrere Gomile auf, damit man nicht wisse, in welcher sich der kostbare Schatz befinde Ebenso ist es eine landläufige Tradition, daß man auf denselben oft in der Nacht Lichter flackern sieht; diese Erscheinung steht wol mit Irrlichtern im Zusammenhange. Was nun das Alter der Hügelgräber anbelangt, so ist es unzweifelhaft, daß solche schon vor der Römerherrschast im Lande bestanden haben, geht dies, abgesehen von dem vorrömischen Charakter der in solchen Gräbern enthaltenen Beigaben, aus dem Namen der römischen Militärstation „ad acer-vos“ oder „acervone“ hervor, welcher Name erst in jüngster Zeit durch Professor Müllner in dessen sehr lesenswerthem Werke „Emona" ans Seite 93 eine sehr gelungene Deutung erfahren hat. Obige Be< zeichnung kommt auf der Peutiugerischen Tafel für die zunächst an Emona gelegene Militärstation auf der römischen Heeresstraße nach Siscia, dem heutigen Sissek, vor. Die früheren krainischen Historiker verlegten die Station ad acervos nach Weixel bürg oder nach Pösendorf, bei der letztgenannten Ortschaft stand ein römischer Meilenstein, er ist erst Nähe so benannt, gibt, ebenso haben seiner Zeit die Römer die bei Sittich häufig vorkommenden Erdhaufen als ein charakteristisches Merkmal der dortigen Militärstation in den Ortsnamen ausgenommen Es wäre eine lohnende Untersuchung, in den mittelalterlichen Urkunden über den Privat- und öffentlichen Besitz im Lande nachznforfchen, ob nicht bei einzelnen Grenzbezeichnungen auf solche Gomilen als hiezu besonders geeignete Punkte Rücksicht genommen wurde; sollte einst, was sehr zu wünschen wäre, eine mittelalterliche Topographie Krains aus Grund der in den Urkunden vorkommenden Bezeichnungen von Ortschaften, Rieden und einzelnen Lokalitäten in Angriff gencmmen werden, so wäre dem oben angedeuteten Umstande ein besonderes Augenmerk zuzuwenden. Auffallend ist es, daß der als Samniler von Specialitäten Krains nicht hoch genug zn schätzende Chronist B a l v a s o r den Hierlands häufigen Hügelgräbern nur wenig Beachtung geschenkt hat. Nur an einer Stelle seiner Chronik * geschieht deren ausführlicher Erwähnung, sie bezieht sich auf die Hügelgräber auf der Alpe Beuscheza in Oberkrain, es sollen dort an der Grenze zwischen Krain und Kärnten über 300 heidnische Begräbnisse Vorkommen, nebst etlichen Leichensteinen, daraus große Charaktere geschrieben stehen Nun werden es nahezu 200 Jahre sein, als nach jenem Gewährsmann ein gewisser Dr. Johannes Baptista Petermann Lust gewonnen, eines und das andere dieser Gräber zu öffnen, aber es wurde das Unternehmen durch ein bei heiterem und klarem Himmel plötzlich eingebrochenes Ungewitter vereitelt. „Die Graböffner — bemerkt Val-vasor — haben anders nicht gedacht, denn es würde der Himmel einfallen. Worüber sie von solcher voreingenommener Grabuntersuchung nicht allein ab« zustehen, sondern auch ihre Füße tapfer zu gebrauchen und den Berg flüchtig wieder hinab zn laufe» be-müssiget worden. Nachdem aber dem Dr. Petermann sein Vornehmen allda so geschwinde verstört und mit so ungestümer Gewalt Hintertrieben worden, ist ihm die Lust, mehr hinaufzukommen, vergangen." Bezeichnend für den Aberglauben der damaligen Zeit, von dem sogar Männer, die sich auf ihre Gelehrsamkeit nicht wenig zugute thate, befangen waren, ist der Umstand, daß der redeselige Mitarbeiter der Valvasor'schen Chronik Erasmus Fran-eisci als Commentator des Hauptautors zwei Folioseiten der Untersuchung der Ursachen des auf der Beuscheza plötzlich entstandenen Gewitters widmet, wobei er zum Schluffe gelangt, daß der Teufel das Gewitter erregt habe, denn mau solle keine heidnischen Gräber ohne wichtige Ursache verstören. Unter den verschiedenen von Francisci ausgestellten Ver-muthungen, warum Gott der Herr solche Schrecknisse bei Oeffnung solcher Gräber dem Satan ver hänge, ist wol der triftigste der zum Schlüsse seines langen Commentars angeführte, „daß der Satan, nachdem er an so unheiligen Oettern, welche durch Unglauben, Aberglauben und Abgötterei seiner unsichtbaren Herrschaft oder Behausung angesallen, das Ansehen gerne behaupten wolle, als ob er solche seine Paläste, nämlich die Begräbnisse der Ungläubigen, fleißig bewahre und für Beschimpfung oder Beraubung dieselben wohl zu beschützen wisse, welches ihm auch desto leichter angeht, je eitler etwa die Bewegursache ist, die manchen zur Eröffnung und Anssuchung solcher heidnischen Monumente antreibt." Seitdem sind die Heidengräber auf der Ben Witterung. Laibach, 24. Juli. Morgens dichter Nebel, heiterer Tag, schwacher SO. Wärme: morgens 7 l!br + 106°, nachmittags 2 Uhr + 22 8" C. (1878 + 29 3“; 1877 + 28 6<* C ) Baromerer 737 56 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel der Wärme + 15*7°, um 3 9° unter dem Normale: der gestrige Niederschlag 10 26 Millimeter Regen. Lebensmittel-Preise in Laibach am 23. Juli. Weizen 6 fl. 83 kr., Korn 4 fl. 39 kr., Gerste 3 fl. 74 kr., Hafer 2 fl. 93 kr., Buchweizen 5 fl. 4 tr., Hirse 4 fl. 39 tr., Kukurutz 4 fl. 60 kr. per Hektoliter; Erdäpfel 3 fl. 20 kr. per 100 Kilogramm; Fisolen 7 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 92 kr., Schweinfett 70 kr., Speck, frischer 56 kr., geselchter 60 kr., Butter 72 kr. per Kilo- gramm ; Eier l8/, fr. per Stück-, Milch 8 kr. per Liter; Rindfleisch 68 tr., Kalbfleisch 50 kr., Schweinfleisch 62 kr., Schöpsenfleisch 34 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 60 tr., Stroh 1 fl. 42 fr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. — tr., weiches Holz 5 fl. — kr. per vier C-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter. Gedenktafel über die am 2 8. Juli 1 879 stattfindenden Li-citationen. 2. Feilb., Langer'sche Real., Poganiz, LG. Laibach. 2. Feilb., Javornik'sche Real., Krakau, BG. Laibach. 2. Feilb, Pilbach'sche Real., Kandershos, BG. Laibach. — Relie. Stenovic'scher Real., Sagor, BG. Littai. — 3. Feilb., Rogel'sche Real. Unterfernik, BG. Krainburg. — 2. Feilb., Kodrtt'fche Real., Brezje, BG. Landstraß. — 2. Feilb., Ajster'sche Real., Brezovie, BG. Landstraß. — 2. Feilb., Klemenöiö'sche Real., Zvabovo, BG. Landstraß. — 3. Feilb., Lahainer'sche Real., Laibach, LG. Laibach. — 3. Feilb., Ribnikar'sche Real, ad Gallenfels, LG. Laibach.— 3. Feilb., Rosman'sche Real., Stein, LG. Laibach. vor kurzem in das hiesige Lycealgebäude übertragen I scheza, von denen man in den Dörfern am Fuße worden. Nun aber gelangt Prof. Müllner auf Grund w*” - bei von ihm in St. Veit bei Sittich aufgefundenen Römersteine und der dort häufigen Gräberfunde römischen Charakters, besonders aber in Berücksichtigung der bei Sittich vorkommenden riesigen Hügelgräber (acervi) zu der ganz plausiblen Schlußfolgerung, daß die Station ad acervos nach St. Veit bei Sittich zu versetzen sei; in ähnlicher Weise, wie es noch heutzutage viele Ortschaften und Riede Namens Gomila, nach den Hügelgräbern in deren des Stou vieles zu erzählen weiß, nicht weiter molestiert worden; erst vor ein paar Jahren ließ es sich ein sehr eifriger Forscher in der Geschichte Krains sehr angelegen sein, ihre Existenz zu con statieren, allein trotz eingezogener vielfältiger Erkundigungen und vorgenommener Lokalisierungen ist ihm dies nicht gelungen. (Schluß folgt.) * Valvasors Ehre des Herzogthums Krain, IV. Buch S. 567. Niederlage der Original-Üehjacken (Schweißvertheiler), Größe I. fl. 2, II. fl. 2 20, III. fl. 2 40, IV. fl. 2 60 bei (339) 1 Carl Karinger. TMy.»1» »mm»-f jeder und heftigster Art 11 • beseitigt dauernd das be- rühmte Pariser Uton, wenn kein anderes Mittel hilft! Flacon ä 50 kr. bei Herrn Apotheker Birschitz. (321) 7—2 Wiener Börse vom 23. Juli. Rflfltmeine Steats-ftfiuld. Geld Papierrente 66-75 Silberrenre 62 10 Goldrente 78-60 ^taatSlose, 1854. . . 116 — * 1860. . . 12675 1860 zu 100 fl. 129— 1864. . . 168 — Zbar«' 68-85. 68*20 78-70 117 — 127*— 129*50 16860 6ntodenlta|tnng»~ ®btiflalionen. Galizien............. Siebenbürgen . . . Teures er Banal . . Ungarn.............. Ander« öffentki«-« Anfeben. Donau-Regul.-Lose. llng. Prämienanlehen wiener Anlehen . . . Aciien v. Üanfcen. kkreditanstalt f.H.u.G. ittarionalbank. . . Athen v. Traarport Aateeaekmvagea. Alföld-Bahn Donau - Dampfschiff -lölisabeth-Weftbahn . FerdinandS-Nordb. Franz-Soseph-Bahn Galiz. Karl-Ludwigb. Lemberg - Czernowitz Llovd-Gesellschaft . 90 25 85 87 87-50 108-25 103 110-75 270 25 827 — 90-75 86-75 87-75 88 25 108-75 103-51 111 270 50 828 138— 578-— 184 76 2185 145-60 236 75 135-75 581 - Nordweftbahn .... Rudolss-Dahn .... StaatSbahn .... Südbabn.............. Urig. Norbostbahn . . Pfandbriefe. Bodenkreditanftalt in Gold............. in österr. Wahr. . . Nationalbank.......... Ungar. Bodenkredit- . Keioritatr-Obkjg. Elisabethbabn, l.iSnv Ferd.-Nordb. i. Silber 'ranz-Soseph-Bahn. ^aliz.K-Ludwigb,l.E. Oest. Nordwest-Bahn Siebenbürger Lahn . Staatsbabn, 1. (5m. Südbahn ä 3 Perz. " ^ ö „ . , Privatlofe. Kreditlose . ...... Rudolfslose ........... db 127 50 134— 279' 75 88— 127— 115 25 100-25 101-60 100-25 138 26 680 -185— 219o 146-237 — 136 583 London Devisen. tietdforten. Dukaten............ 20 Francs .... U)0 d. Reichsmark Silber............. Ware 128*— 134*25 280 — 89 — 127-50 116-50 100-50 101-70 100-50 96 40 104-75 93*50 102-50 95.50 71-90 168-50 119*75 101 25 167 50 18 50 115-70 5 49 9*20»/» 56 76 100 — 96-60 105*— 93*75 103.— 95*75 7210 169— 120— 101*50 168- 19- 115'80 5-51 9 21 66 80 100 — Telegrafischer Kursbericht am 24. Juli. Papier-Rente 66-80. - Silber-Rente 68 25. — Gold-Rente 78-70. - 1860er Staats-Anlehen 126-50. - Bank-octien 828. — Kreditaetien 272 —. — London 115-75. — Silber —. — K. k. Münzdukaten 5-49. — 20-FraneS-Stücke 9-20»/,,. — 100 Reichsmark 56-70. Druck von Jg. v. Kleinmnyr & geb. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans Kraus.