Best 11 und 12. Ilovernber=Dezember 1915. XVIII. Jahrgang jMWna'i > mam* WMiftft Katholische millions-Zeissdiriff der Söhne des heiligsten ßerzens 3elu. -—ii- - Organ des Marlen-Vereines kür Afrika. - Sti Heilige Botet Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigfter Bischiise. Erscheint monatlich einmal UN» kostet jährlich mit Post SK —8 Mk. — S Franke» Redaktion und Hdmlnlltration: IflHfionshaus milland bei Krisen, Clrel. ....-........... = Inhaltsverzeichnis: ....-.... ■—...... = Freunde! 241. — Vom Sudan nach Österreich zur Kriegszeit. 243; — Was sich die Neger erzählen. 248; — Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan. 255; — Unsere katholischen Brüder im Morgenlande. 261; - Zwei Beispiele bmt Besessenheit. 268; — Wieviel Anhänger zählt der Mohammedanismus? 269; — Zamira. 270; - Einige Sprichwörter der Neger. 284. Abbildungen: Flußübergang in Afrika. 247; — Hütte eines Maorihäuptlings. 257 ; — Drei christliche Kaffernkinder aus Mariahill. 235 ; — Ein in der Missionsstation Brazaoille (Abanghi, Kongo-gebiet) gefangeüer Panther. 273. Gebefserhörungen und Empfehlungen: Wir empfehlen dem Gebete unserer verehrten Leser inständig unsre Missionäre, von denen wir nun schon seit langem ohne jegliche Nachricht sind, sowie unsre unter den Waffen stehenden Mitbrüder. Dem Memento werden empfohlen: Hochw. Herr P. Vinzenz Winzing, Pfarrer, Puchenau; Herr Hans Rosenhammer, Obermais. Gabenverzeichnis (bis 24. Oktober 1915.) Opferstock: Aigen, H. K. 1'—; Arzl, f.-b. Pst. 201.60; Braunau, I. W. 8'—; Brixen, durch Herrn Prof. F. S. 500'—; Doren, I. B. 5'—; Flaurling, K. K. 8--; Gleisdorf, B. G 100'-; Grein, A. S. 2'—; Jmmenstadt, Nig. 56 70; Lambach, P. B. G. 110'-; K. G. 5'-, Leogang, M. E. 10'-; Pfunds, Neg. 10-40; Rentte, A. B. 10'-; I. K. 4-; Salzburg, K. C. 6 -; St. Andrä, P. G. 800'-; Schalders, M. 4'-; Sölden, H. R. 100'-; Stri-bach, I. O P—; Villanders, I. P. 10'-; Völs, E. N, 8'—; Winklern, A. I. 1.—. Zur Persolbiernng von heiligen Messen sandten ein: Ahrweiler, E. F. 64'80; Erl, A. W. 10'-; Grein, A. Schw. 6'-; Grub, M. L. 100'-; Gnfidaun, W. 50' — ; N. N. 8'—; Honsdorf, W. I. 40.50; Klagenfurt, I. O. 16'80; Klepsau, Fl. S. 24-30; Längenfeld, A. S. 10'-; Milland, E. K. 2 -; A. P. 2.-; P. 10-; Münstereifel. Sch. C. 207-30; Niederheinbach, N. W. 27'77; Rech, M. W. 17'55; Roben, F. Kr. 8'10; Siegberg, W. M. 11-75; Sölden, H. N. 40.-; St. Ulrich. D. H. 10'-; Trient, B-' Fr. 40'-: Villnüß, Pst. 100.—; A. G. 20'—; Vinaders, Pfr. I. A. 6-—; Weitental, N. N. 20'—. Für das Werk des Erlösers: 74—. Für Bischof Geyer: Gmunden: Th. Harsch 50-—; Lambach, P. B. G. 40-—; Münstereifel, Sch. Cs. 6.75. Zur Taufe von Heidenkindern: Schruns, I. A. W. 40'— (Josef, Maria, Katharina); Mühlbach, M. G. 6;-, Für P. Grazzolara: St. Cassinn, M. G. 80'—. Für die Mission i. A.: Fischen, Cr. Br. 35-10; Jmmenstadt, M. Ü'75. Erlös von Briefmarken: 48 —. Briefmarken liefen ein aus Brixen, Eggenberg. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Im Heiligen Land. Pilgerbriefe, der Jugend gewidmet von Josef Liensberger, Kanonikus von Jnnichen (Tirol). Dritte und vierte, verbesserte Auflage. Mit 36 Abbildungen. Freiburg 1915, Herdersche Verlagshandlung. Geb. in Leinwand 1 Mark 20 Pfennig. — In kindlich einfacher, gemütvoller Sprache berichtet der Verfasser, was er fromm und fröhlich im Heiligen Land geschaut und empfunden hat. Die wichtigsten Stätten dort, schildert er lebhaft im Lichte der heiligen Geschichte, soviel möglich auch in geschichtlicher Reihenfolge: St. Johann im Gebirge, Bethlehem, Nazareth, die Stätten der Wunder, des Leidens und der Herrlichkeit Christi. Voll Ehrfurcht und dankbarer Liebe können so die' Kinder dein göttlichen Heiland folgen vom armen Stalle Bethlehems bis znm goldreichen Tempel, vom tiefernsten Gethsemani bis zur glorreichen Höhe des Oelbergs; sie können mit herzlicher Teilnahme das Leben Jesu und Mariä in neuer Weise schauen und die Festzeiten des Kirchenjahres leichter mit inniger Glaubens- freiheit feiern. — Die 20 Pilgerbriefe — als Stimmungsbilder alle in sich abgerundet — wollen nicht nur belehren und erbauen, sondern durch eingestreute ^Lieder und Erzählungen auch freundlich unterhalten, zumal die zahlreichen Bilder den heutigen Zustand der heiligen Stätten klar darstellen, das Auge der jungen Leser fesseln und erfreuen. Die beliebte Familienzeitschrist „Ave Maria" (Preßverein Linz, jährlich 12 Hefte, 2 Kronen) ist trotz der Kriegswirren an Inhalt und Ausstattung nicht zurückgegangen. Die letzten Hefte enthalten wieder eine Reihe vorzüglicher Originalarbeitcn und kunstvoll ausgeführte Illustrationen. Aus dem Inhalt der letzten drei Hefte heben wir hervor: Die reich illustrierte Reisebeschreibnng „Ins Wunderland Spanien" vom Redakteur, die uns eine Reihe der hervorragendsten Knnstschätze des interessanten Landes vorführt, „Marienleben", von Wernherr v. Tegernsee, „Maria und die Tiroler am Berge Jsel 1809" von Liensberger, „Tiroler Dient Dornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der FTlissionsfäfigkeif der Söhne des heiligsten Berzens 5esu und sucht Verständnis und werktätige hiebe des Missionswerkes in Wort und Schritt zu tördern. Das Arbeitsfeld dieser IBissionSre ist der Sudan (Zentral-Hfrika.) Der „Stern der Heger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus IHilland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. flbonnementspreis ganzjährig mH Posfoersendung 2 K — 2 INK. — 3 Frc. Der Heilige Vater Papst Plus X. hat der Redaktion, den Hbonnenlen und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohl Mfer werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten oon Brixen, Brünn, [leifmerift irinz, Oimütz, Marburg, Crient, Triest und Wien. Heft 11 und 12. Dopember-Dezeniber 1915. XVIII. 3ahrg. Freundet Mit dieser Doppelnummer, in deren Besitz Ihr soeben gelangt seid, verbinden Wir diesmal unseren innigsten Dank für das uns in diesem Kriegsjahre bewiesene Wohlwollen, sowie sür das treue, unentwegte Ausharren unter der Freundesschar be§ „Stern der Neger". Das heiliig!st>e Herz Jesu möge Euch zum Lohne dafür segnen und die Fülle seiner Gaben Euch mitteilen! — Verehrte Freunde, Ihr könnt gewiß die feste Überzeugung hhgen, daß Euch vor ollen anderen das Wort des göttlichen Heilandes gilt: „Wer einem dieser Geringsten auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken reicht, wahrlich, ich sage euch, er wird seines Lohnes nicht verlustig gehen." (Matth. 10, 42.) — Mit diesem unserem tiefgefühlten Danke verbinden wir gleichzeitig die inständige Bitte, uns die bisherige Treue auch im nächsten Jahre zu bewahren und auf keinen Fall einen Mbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen uns und Euch eintreten zu lassen, sondern vielmehr das gegenwärtige freundschaftliche Bündnis noch inniger und herzlicher zu gestalten. Mit aufrichtigem Dank gegen Gott den Herrn, der die Seinen, die auf ihn ihr Vertrauen setzen, nie verläßt, können wir feststellen, daß die Zahl der Abonnenten sich doch nicht so stark vermindert hat, als wir im Anfang des Jahres befürchteten, ja in dem einen oder anderen Orte konnten sogar noch einige neue Abnehmer hinzugewonnen werden. Möge es auch im kommenden Jahre so bleiben! Denn mehr als in früheren Zeiten haben wir gerade jetzt während des 'Krieges die Unterstützung von seiten unserer Freunde notwendig. Unsere Missionshäuser in Europa brauchen -dringend Hilfe, damit sie wenigstens den -geringen Nachwuchs, d-en ihnen -das Militär noch gelassen hat, für die Mission weiter ausbilden können. ©te Missionshäuser bedürfen ferner unseres werktätigsten Beistandes, um etwas Geld auch für die Zukunft sammeln zu können, da nach erfolgtem Friedensschluß das Missions-Werk sofort mit neuer Kraft einsetzen muß: hat doch der Islam, -der schlimmste und -gewaltigste Feind der afrikanischen Missionen, sich erhoben und gefährdet in beängstigender Weise alle bisherigen Missionsarbeiten. Außerdem haben die amerikanischen protestantischen Missionshäuser, die über ungeheure Geldmittel verfügen und noch dazu von den Protestanten der ganzen Welt in geradezu staunenswerter Weise unterstützt werden, während dieses Krieges einen un-geheuren Vorsprung gewonnen, den wir ihnen nach dem Kriege wieder ablaufen müssen; dazu aber b-ed-arf es nächst dem Segen von oben vieler und großer -Geldmittel. — Liebwerte Freunde! Trauer und Wehmüt beschleicht jedesmal das Herz, wenn man die hilfeflehenden und hilfeheischenden Briefe unserer Gla-ubensboten liest, wie sie hin und wieder und vereinzelt zu uns gelangen. Das Herz möchte sich einem zusammenschnüren, wenn man da erfährt, wie sie eine Station um die andere aufgeben und fallen lassen- müssen, nachdem sie dieselben in jahrzehntelangem Ringen mühsam und h-albwegs emporgebracht haben; wenn man ferner erfährt, wie die Neger, die sie durch unglaubliche Geduld und Lieb-e an sich zogen und gewonnen haben, nunmehr aus Mangel an Unterstützung fortgeschickt und ihren heidnischen Angehörigen wieder zurückgegeben werden müs- sen, nachdem sie kaum noch recht gefestigt sind in der christlichen Lehre. Diese traurige Notwendigkeit, sie nagt gewiß am L-e-'bensnerv so manches unserer Missionäre, aber wollen sie das eigene Leben erhalten, so müssen sie sich! eb-en zu solch schweren Schritten entschließen; denn so- sehr sie sich auch einschränken und ihre Bedürfnisse auf ein Mindestmaß beschränken, -von der Luft vermögen halt auch sie nicht zu leben. Darum erbarmt -Euch der Glaubensboten, zei-gt, daß Ihr ein weites Herz habt und über das hüben in 'Europa auch das -drüben in Afrika nich!t v-ergeßt; denkt an d-as Wort des Heiligen Geistes: „Wer sich des Armen erbarmt, leiht Gott auf Zinsen." (Sprichw. 19, 17.) Bleibt deshalb, wir -bitten Euch darum, treu der Fahne des „Stern der Neger". Ihr findet diesmal einen Scheck beigelegt zur Erneuerung des Abonnements. Sollte der eine oder and-ere aus den Abnehmern nicht in der Lage sein, den Bezugspreis so-gleich zu -erlegen, so wollen wir recht gerne zuwarten, nur um jeden Preis -einen 'Abbruch unserer gegenseitigen guten Beziehungen zu verhindern. Wir bitten auch diesmal wicker, auf der Zählkarte die Nummer der S-ternschleise anzageben, wo sich eine solche vorfindet, da uns dadurch das Eintragen der eingelaufenen Beträge bedeutend erleichtert wird. In den folgenden „St-ern"-Heften werden wir dann regelmäßig die betreffenden Schleifennummern anführen zum Zeichen, daß der Betrag hier richtig eingetroffen ist. Die Redaktion. Vom Sudan nach Österreich zur Kriegszeih Eine Reiseschilderung von Br. A. C. (Fortsetzung.) Aim Nachmittag stattete ich dem Dampfer „Seriphos" d-er Hamburger Woer-mann-Linie einen Besuch ab. Der Kapitän, ein gemütlicher Hamburger, war sehr erfreut und versah mich mit illustrierten deutschen Zeitungen, aus denen ich so manches Neue über :ben Krieg in Erfahrung brachte. Ich ging dann auf die griechische Schiffsagentur, wo man mir für ein Übersah rts-billett nach Saloniki 30 Franken abverlangte. Da ich wußte, daß eine andere Gesellschaft, die sich gerade nicht durch Billig-leit auszeichnet, nur 25 Franken verlangt, so weigerte ich mich, so viel zu zahlen. Und siehe da, es ging auch für 25 Franken. Später erfuhr ich, -daß an--dere Reisende sogar nur 20 Franken zählten! Zwei Dinge fielen mir -in Griechenland besonders aus. Das erste ist der listige, selbstsüchtige Sinn der Bewohner. Wo sie ratr können, suchen sie den lieben Nächsten, vornehmlich den Fremden, zu üb-ervortei-len und sehen dabei nicht ein, daß sie, von anderem abgesehen, mit dieser Sucht nach kleinen AugeNblicksvorteilen sich und die gauze Nation in üblen Rus bringen. Zweitens fiel mir auf, daß alles nach — Ham-melsett riecht und schmeckt. Geht man über den Fleischmarkt, so sieht unö riecht man nichts als Hammelfleisch. Verlangt man in einem Gasthause etwas zu essen, so teilt der Auswärter mit wichtiger Miene mit, daß er „Lammfleisch" in verschiedener Zubereitung habe; unter diesem wohltönen-ö-en Namen verbirgt sich aber immer Hammelfleisch. Anderes Fleisch habe ich überh-aupt nicht -angetroffen in Griechen- land. Ich suchte, mich aus Käse zu verlegen, allein auch hier ereilte mich das Geschick. Der aus Schasmilch hergestellte Käse troff von Fett, das bei der großen Hitze -den übelsten Hammelgeruch verbreitete. Ich- aß dann fast nur noch gebratene Fische, die -gut und billig waren, und Makkaroni, die ich klugerweise ohne die übliche Käsebestr-euung bestellte. Das Schiff, das bereits um 7 Uhr -abends hätte abgehen sollen, kam erst drei Stunden später von Saloniki an und brachte eine ganze Ladun-g lebender Hammel nach Piräus. Dadurch hatte das ganze Schiff den bekannten Geruch angenommen, der uns -bis ans Ziel unserer Fahrt begleitete. Erft -gegen Morgen verließen wir P-iräus. Ich teilte die Kabine mit einem griechischen Gendarmen und einem Franzosen, der sagte, er komme von den Dardanellen und -gedenke über ©etß-ien und Rumänien nach Rußland zu gehen. An Bord befand sich eine nicht unbeträchtliche Anzähl Soldaten. Ich hatte den Eindruck, -daß die griechische Regierung viel Militär nach dem an Bulgarien grenzenden Mazedonien zusammenziehe. Unter freu Soldaten befanden sich viele schwächl-iche Gestalten mit bleichen Gesichtern, die, wie -ich aus ihren Reden vernahm, von den Inseln der Cyetaden-Grup-pe stammten. Unter den Fahrgästen konnte man viele in interessanten griechischen, bulgarischen und albanischen Trachten erblicken. Beim Erwachen befanden wir uns auf dem schmalen Meeresband zwischen dem griechischen Festland und der langgelstveck-ten Insel Euböa. Die aus dem leichtge- 244 Stern der Neger. kräuselten, dunkelblauen Meere auf beiden Seiten ansteigenden, mit saftigem Grün bedeckten Hügel und Beuge und das ruhig dahinziehende Schiff von mäßiger Größe riefen in mir den Eindruck hervor, als befände ich mich auf einer sonnigen Flußfahrt und nicht auf betn Meere. Wir liefen Chalkis an. Hier ist der Meeresarm so eng, daß er von einer ein-bogigen, 51 Meter langen Eisenbahnbrücke (Drehbrücke) überspannt wird, die für unsere Durchfahrt geöffnet wurde. Auf der Festlandseite stauben Wagen der Eisenbahn von Athen. Zahlreiche Ruderboote umkreisten uns; Knaben, brachten reife Kirschen und grüne Gurken an Bord, welch letztere von den Fahrgästen eifrig gekauft und ohne jede Zutat roh verzehrt mürben. Ein Mann brachte Kefir, das bulgarische Nationalessen, und verteilte die appetitliche Dtckmilch in kleinen, offenen Schalen. Abends liefen wir den Badeort Polos an. Am Morgen waren wir bereits im Golf bon Saloniki und hatten die Halbinsel der Kassandra zur Rechten!. Auffällig war mir, daß die bisherige schöne blaue Farbe des Meeres einem schmutzigen Gelbgrün Platz gemacht hatte; ich erfuhr, daß dies me Folge des sandigen Schlammes sei, den die mit starkem Gefälle in den Golf sich ergießenden Flüsse mit fiest führen. Bevor wir im Hafen anlangten, hatte ich eine kleine Auseinandersetzung mit dem Steward, dem Proviantmeister des Schiffes, der mich mit echt griechischer Unverschämtheit übervorteilen wollte. — Saloniki oder Salonich macht mit seinen mina-rettgeschinückten Moscheen schon vom Meer | aus den Eindruck einer türkischen Stadt, der auch in der Nähe andauert. Der prächtige, geräumige Hafen zählte nur wenige Schiffe. Man sagt, daß Stadt und Hafen seit der Besitznahme durch Griechen- Heft 11 u. 12. land ganz bedeutende Rückschritte gemacht haben. Die Straßen waren schlecht gepflastert und schmutzig; doch besitzt die volkreiche Stadt eine vorzüglich funktionierende elektrische Straßenbahn. Ich sa!h auffällig viele Schuhputzer, darunter erwachsene Männer, die dem staubbedeckten Wanderer so lange zusetzen, bis er sich ihren Bürsten ergibt. Die Stadt zählt viele Juden, die ein eigenes großes Quartier ^bewohnen und selbstverständlich Handel betreiben. Ich begab mich zwecks Weiterreise nach Österreich sogleich aufs k. u. k. Konsulat, das in einem' sauber gehaltenen, gärtenreichen Viertel am Meere liegt, in dem sich übrigens auch alle anderen Konsulate ßefinben. Auf dem Konsulat tounbe mir gesagt, ich solle für den folgenden Tag eine Photographie von mir für- meinen Reisepaß beibringen. Auch erfuhr ich hier, daß in den nächsten Tagen ein in Saloniki ! geborener, nach Österreich zuständiger Lazaristenpriester nach Konstantinopel fahren werde, in dessen 'Gesellschaft ich möglicherweise reisen könnte. Am Nachmittag besuchte ich die Patres Lazaristen, welche die Pfarrei ber Stadt verwalten und eine schöne, geräumige Kirche besitzen. Die eifrigen Mifsionäve unterhalten überdies außerhalb der Stadt ein Seminar zur Heranbildung des bulgarischen Klerus. Leider traf ich jedoch den nach Konstantinopel abreisenden Herrn nicht an, da sich derselbe im Land-hause des Seminars aufhielt, doch erfuhr ich, daß er erst in fünf Tagen abreisen werde. Die Lazaristen klagten über die Griechen, die ihnen viele Hindernisse in den Weg legten, und daß sie sich früher unter den Türken bester befunden hätten. Bei den Lazaristen traf ich auch zwei junge Slowenen an, die als Soldaten gegen Serbien gekämpft hatten, dabei aber in serbische Gefangenschaft geraten waren; doch war es ihnen gelungen, aus dem Gefangenenlager in Monastir zu entkommen. Das österreichisch-ungarische Konsulat hatte sie mit Kleidung und Reisegeld nach Ungarn versehen, und so wollten auch sie am nächsten Morgen mit abreisen. Am folgenden Tage wurde mir auf den: österreichisch-ungarischen Konsulat der Paß zur Reise nach Lsterreich-Ungarn ausgefertigt. Mau machte mich auch darauf aufmerksam, daß wegen des in Serbien grassierenden Flecktyphus und toegen einiger auch bereits in Saloniki vorgekommener Fälle jeder Reisende an der bulgarischen Grenze sieben Tage Quarantäne zu machleit habe, doch werde man meistens nach Verlauf bon zwei, drei Tagen durch-gelassem Der Herr k. u. k. Generalkonsul empfing mich mit großer Freundlichkeit unlb zeigte lebhaftes Interesse für die Lage in Ägypten. Er versprach, mit dem bulga-rischen lGenevalkoNsul Rücksprache nehmen zu wollen, damit man mich möglichst b-ald an der Grenze durchlasse, um so mehr, als ich von Ägypten komme, das seuchenfrei sei. Da ich auf meiner Reise bulgarisches, türkisches und rumänisches Gebiet zu passieren hatte, so mußte ich auf die betreffenden Konsulate gehen und meinen Paß visieren und abstempeln lassen, was jedesmal 5 Franken kostete. Aus dem türkischen Konsulat verlangte man von mir eine neue Photographie. Da ich keine mehr besaß und ein klein wenig argwöhnte, ging ich aufs österreichisch-ungarische Konsulat zurück und erkundigte mich. Der Herr Sekretär, der mich am Tage zuvor instruiert hatte, erklärte, daß das türkische Konsulat fast immer die genannte Bedingung zu stellen pflege. Ich mußte mich also nochmals photographieren lassen, was mich Zeit und Geld kostete. Beides hätte ich ersparen können, wenn ich die Sache am Tage zuvor gewußt hätte! Als ich auf deM türkischen Konsulat die neue Photographie beibrachte, würdigte man sie kaum eines Blickes! Nach Erlegung der Visogebnhr machte man mich ans eine auf dem Tisch stehende Gekdbüchse aufmerksam und forderte mich ohne große UlNschweife zu einem Beitrag für deu Roten Halbmond auf. An der Wand der Kanzlei bemerkte ich, auch eine Karte her ganzen Türkei, die mir ein Lächeln abzwang; auf derselben sind nämlich Tripo-litanien, Ägypten und der Sudan immer noch türkische Besitzungen, und Khartoum ist eine türkische Stadt; das Papier ist halt geduldige Aus dem rumänischen Konsulat gab ich zur Zahlung der üblichen 5 Franken einen englischen Gold-Souvereign her; diesen wollte man nicht annehmen und schickte mich fort, ihn wechseln zu lassen, da ich nicht genügend griechisches Geld hatte. Dabei geriet ich aufs kaiserlich deutsche Konsulat, wo man mir das Goldstück mit 1 Franken Verlust einwechselte. S>ie Herren machten mich darauf aufmerksam, daß ich gut daran tue, mein übriges Goldgeld in österreichisches Papier einzuwechseln und nur so viel zu behalten, als zur Durchreise durch die Balkanftaaten notwendig sei, da I die bulgarische Zollrevision dem Reisenden nur drei „Napoleone" lasse und ihm für das übrige Gold Papier gebe, das er dann in Österreich nur mit großem Verlust wieder einwechseln könne. Ich war den geschäftsgewandten Herren äußerst dankbar für ihren Rat, denn er bewahrte mich vor einer bedeutenden Geldeinbuße. Schließlich mußte ich noch auf den Konak der griechischen Regierung gehen, um die Erlaubnis zur Abreise zu erlangen, was mich wiederum 5 Franken kostete. Am Nachmittag ging ich in Begleitung eines Lazaristenbruders, eines Laibachers, auf ben Markt, um einigen Proviant für Die Reife einzukaufen. Vieles erinnerte ganz an Kairo. Da ich vor einer offenen Verkaufsstelle mit «dem Bruder Deutsch sprach, antwortete der verkaufende, halbwüchsige Bursche mit roten Pausbacken in allerliebstem, gebrochenem Deutsch; gefragt, wie er zu seinen Kenntnissen im Deutschen gekommen sei, sagte er, er sei zwar Albanier, habe aber früher in einem deutschen Hause gedient. Am folgenden Morgen, Herz-Jesu-Frei-tag, verrichtete ich meine Andacht in der Kirche der Lazaristen urid begab mich dann zum kleinen Bahnhof der französischen Privatbahn mady Drama—Dedeagatsch. In der Nähe liegt der Bahnhof der Orientbahn Nisch—Belgrad. Obgleich der Zug nur bis-Drama, das noch in Griechenland liegt, ging, gab es umständliche Paßrevision und -abstempeln ng. Dabei wurde als Datum für unseren 11. Juni der 29. Mai, also der Julianische Kalender, gebraucht. Im Abteil dritter Klasse befanden tid) außer mir und einem -griechischen Zivilisten vier Soldaten und drei bulgarische Bauern. Letztere waren ganz in Schafwolle gekleidet und hatten ihre Habseligkeiten in großen Doppelsäcken verstaut. Einer von ihnen war stark erkältet und benützte sein Halstuch bald zum Reinigen seines Riechorganes, bald zum Abtrocknen seiner Stirn. Nebenbei war er viel von gewissen springenden Tierchen geplagt, die er ohne jede Prüderie und mit großer Fertigkeit unter seinen dicken Socken hervorholte und einem jähen Tode überlieferte. Trotz feines starken Schnupfens rauchte er fast unausgesetzt. Eine Hebere Gutmütigkeit sprach aus seinem breiten Gesichte mit dem großen, struppigen Schnauzbart und der -geröteten Nase; hin und wieder bot er mir seine Tabakdose zur Anfertigung einer Zigarette mu Wir Versuchten zwar, ein Gespräch anzuknüpfen, mußten aber zu beiderseitigem Bedauern die Bemühungen als erfolglos aufgeben. Unsere eingeleisige Bahnlinie ging eine Zeitlang parallel derjenigen der Orient-bahn. Gleich hinter Saloniki überholten wir den nach Nisch gehenden Zug derselben, der wie der unsere ein gemischter war. Auf einem Güterwagen bemerkte ich einen hohen Bretterverschlag. Die in unserem Abteil befindlichen griechischen Soldaten behaupteten, auf dem Wagen befinde sich ein für die serbische Armee Bestimmter französischer Flngappavat. Wir durchführen Mazedonien. Die gend scheint fruchtbar, die Bodenbearbeitung aber vernachlässigt zu sein. Es gibt viel Weideland; auch ausgedehnter Tabakbau wird betrieben. Das satte Grün der Wiesenflächen tat meinem sandgewohnten Auge wohl, und ich blickte wie ein Kind fast unablässig aus dem Fenster. Herrliche Landschaftsbilder taten sich auf. Das Gelände, das im großen und ganzen nad) Süden zu gegen das Agäische Meer hin abfällt, ist gegen Norden von einem ansehnlichen Hohenzug -abgeschlossen, der die Grenze nach Bulgarien hin bildet. Häufig erblickte man Ruinen von Häusern — Reste und Zeugen des letzten Balkankvieges. Die Linie ist kurvenreich und steigt und fällt fortwährend. Sie ist schlecht gehalten und die Geleise find von hohlem Unkraut umwuchert. In den Wagen dritter und selbst in vielen zweiter Klasse fehlen gewisse Bequemlichkeiten vollständig, weshalb der Zug oft lange auf den Stationen halten muß. Kinder brachten auf letzteren Kirschen, Gurken und Limonaden zum Verkauf. Heft 11 u. 12. Stern der Neger. 247 Die Strecke von Saloniki bis Drama war von Soldaten scharf bewacht. An größeren Stationen stiegen, viele der in unserem Zuge befindlichen Soldaten aus; andere stiegen ein* Ein Soldat redete mich Englisch an; er war mehrere Jahre in England und Amerika als Kellner tätig gewesen. und ich war froh, als sich mir ein junger Mann mit der Mützenanfschrift „Hotel Kavalla" vorstellte. Er half mir in eine der Kutschen hinein, blieb aber selbst aus dem Bahnhof zurück. Mein Rosselenker brachte mich in rasendem Tempo durch die holperige „Bahnhofstraße" zum nahen „Hotel". Beim Aussteigen glaubte ich zu- kluhübeigang in Hirikci. Nachmittags kamen wir in Drama an. Hier hatte ich mich nach Angabe des österreichisch-ungarischen Generalkonsulats in Saloniki zwei bis drei Tage aufzuhalten, ehe ich die nahe bulgarische Grenze überschreiten konnte. Aus dem unansehnlichen Bahnhof standen eine Menge zweispänniger Kutschen und ein Automobil, das die Verbindung mit der etwa 30 Kilometer entfernten Hafenstadt Kavalla unterhält. Niemand war da, der eine mir bekannte Sprache konnte, erst, her gute Mann habe sich geirrt; denn ich sah nichts, was einem Hotel ähnelte. Ich stand vor einem niedrigen, unansehnlichen Hause mit einer kleinen Schenke und einer Toreinfahrt. Als ich aber den Torweg betrat, las ich im inneren Hose die hochtönende Aufschrift „Grand-Hotel Kavalla". Auch eilte der Inhaber des „Grand-Hotels" schon herbei, der aber leider nur Griechisch sprach. Man zeigte mir ein Zimmer mit zwei Betten. An den Wänden hingen Klei- dungsstücke und auf dem Boden stani) einiges Gepäck, woraus ich erkannte, daft das Zimmer bereits bewohnt fei. Da ich nicht wifsen konnte, mit wem ich das Zimmer zu teilen haben würde, jo erklärte ich dem Hoteldiener, daft ich ein Zimmer für mich allein wolle. Ich erhielt ein kleines Zi-m-mer mit einem Bett, dessen einziges Fenster auf einen kleinen Hof mündete; dafür hatte ich täglich 3 Drachmen z'u zahlen. Ich mußte aber erst reine Bettwäsche und Tisch und Stuhl verlangen, toctS alles fehlte. Auffällig war mir, daß der Hoteldiener zur Bejahung sein Haupt schüttelte unb bei Verneinung mit dem Kopse nickte. Es war mir sehr lästig, mit keiner Men-schenseele ein Wort ^wechseln zu können; allein zu meiner freudigen Überraschung fand ich im gleichen Hotel einen Öst-errei-cher (Triestiner) mit Frau und ihrem zehnjährigen Döchterchen. Der Herr war seit mehr als 20 Jahren als Kaufmann auf der im britischen Besitze befindlichen Insel Malta -ansässig .gewesen. Bei Ausbruch des Krieges wurde er in d-as dortige Gefangenenlager abgeführt, während feine Frau das -Geschäft in der Stadt La Valette weiterführte. Er hatte im Gef-an-genen-lager die Bekanntschaft mehrerer mir bekannter Personen aus dem Sudan itnlb von Ägypten gemacht, die als Gefangene dorthin ab.geschafft worden waren, und er-zählte mir manch interessante Einzelheiten über die dortigen Verhältnisse. Unter an- derem erzählte er auch, er habe Frau und Tochter während feiner zehmnonatlichen Gefangenschaft nicht zu Gesicht bekommen, obglei-ch d'ie Familie nur -eine halbe Stunde entfernt wohnte. Briefe -an seine Frau brauchten sehr lange, bis sie ausgefolgt wurden, nüd einmal sogar 26 Tage! Schließlich wurde ihm di-e -Erlaubnis gegeben, mit seiner Familie abzureisen. Er verkaufte in Eile die Warenvorräte, und schiffte sich nach Saloniki ein. Er war vier Tage vor mir in Drama eingetroffen und hatte sieben volle Tage Quarantäne zu machen. Er klagte über das österreichisch-ungarische Konsulat in Saloniki, d-as seinen Staatsangehörigen weniger an die Hand gehe als d-as deutsche Konsulat, welches den reichsdeutschen Reisenden die sofortige Überschreitung der bulgarischen Grenze ermögliche. No-ch eine andere, liebe Bekanntschaft machte ich in Drama. Es war dies ein Herr von V. -aus Tirol, der seit 21 Jahren (mit Unt-erbrechun-gen) in Drama ansässig und mit einer Athenerin verheiratet ist. Er kennt Land und Leute gründlich und half mir mit größter Liebenswürdigkeit mit Rat und Tat. In solch abgelegenem Erdenwinkel -einen Landsmann und dazu einen so liebenswürdigen zu finden, ist -eine währe Wohltat, und so ist mir der Aufenthalt in Drama zu einer lieben Erinnerung geworden. (Fortsetzung folgt.) Was sich die Reger erzählen. (Aus den Missionsblättern von St. Ottilien.) (Fortsetzung.) Das schlaue Chamäleon. Ein Elefant hatte ein schönes Töchter-lein. Als es herangewachsen- war, kamen 'bi-ele, um die -Schöne zu freien. Aber der Vater wollte sie nicht dem Nächstbesten geben, sondern verkündete im ganzen Lande, wer am schnellsten zur Meeresküste und -wieder am selben Tage zurück käme, der erhalte als Preis seine Tochter. Meie Schnelläufer Bornen, aber keinem gelang es, in einem Tage Zur Küste und wieder zurückzukommen. Zuletzt kamen noch der Löwe und das Chamäleon. Beide meldeten sich ganz siegesbewußt. Me lachten über das Chamäleon ob seiner Kühnheit und am meisten machte sich der Sötoe darüber lustig. Er ließ es sogar vorausgehen, damit es etwas Vorsprung habe. Das Chamäleon -aiber blieb bei seiner Werbung, ging etwas voraus und kletterte auf einen Baum, dessen Äste über den Weg hingen. Bald darauf kam der Löwe gerannt. Das Chamäleon machte sich bereit, sprang ab und- erreichte gerade noch den Schwanz des Löwen. Dieser -merkte die List nicht und rannte weiter. Mittags kam er am Meere an. Das Chamäleon ließ sich zur Erde nieder und sagte zum Löwen : „Ei, bist du auch schon da?" Zum Zeichen, daß sie wirklich das Meer erreicht hatten, nahmen sie Muscheln mit. Der Löwe rühte noch etwas aus, und in-ging das Chamäleon, das noch -frisch bei Kräften war, wieder etwas voraus und suchte einen Baum, dessen Äste über den Weg hingen. Als der Löwe wieder vorbeirannte, gelang es dem Chamäleon wieder, den Schwanz des Löwen zu erreichen. Ohne Unterbrechung rannte dieser dem Endziele zu, und als die Sonne hinter den Bergen verschwand, war der große Wettlauf beendet. Der Löwe rannte in seiner Wucht noch etwas über das Ziel hinaus, das Chamäleon aber ließ sich nieder zur Erde und kam dem Ziele noch etw-as näher als der Soline. Niemand hatte die List -gemerkt, und staunend erkannte der Elefant dem Chamäleon den Preis zu. List geht über Gewalt. Ein Hase schloß Freundschaft mit einer Antilope, und sie gingen miteinander fort, um zu stehlen; der erste wollte Bvh° nen, die andere Erdnüsse. Sie gingen und verbargen sich, -aber die Leute, denen die Erdnüsse gehörten, folgten ihnen. Sie machten eine Falle und töteten die Antilope, der Hase aber entkam. Nun schloß öer Hase Freundschaft mit einer Schnecke. Sie nähten ein Säckchen und gingen, um Erdnüsse zu stehlen. Beim Stehlen ertappten sie aber die -Eigentümer und fingen den Hasen. -Er aber bat:'„Tötet mich nicht, bindet mich lieber an den Weg; wenn ihr dann am folgenden Tag kommt, wevd-et ihr sehen, wie groß ich geworden bin." Die Leute taten so und banden ihn an den Weg. Des Nachts kam -eine Hyäne daher und fragte den Hasen: „Warum -haben sie dich angebunden?" Der Hase sagte: „Sie haben mich gebunden, weil sie eine Kuh schlachten, und ich soll auch davon bekommen. Aber ich habe so schlechte Zähne und kann die Kuh nicht essen." Da sagte die Hyäne: „Binde mich, damit ich esse, ich habe gute Zähne." Der Hase sagte: „Binde mich zuerst los, damit ich dich- binden kann!" Die Hyäne band nun den Hasen los und der Hase band die Hyäne an und gin-g seines Weges. In der Frühe kamen jene Leute wieder und sagten: „Nun wollen wir den Hasen töten." Mer statt des Hasen trafen sie die Hyäne. Sie -fragten: „Wo ist der Hase hingekommen?" Die Hyäne erwiderte: „Der Hase hat mich betrogen, er sagte, ihr habt eine Kuh getötet, und ich sagte, binde mich selbst an, damit ich die Kuh esse." Die Leute wurden böse und sagten: „Du hast dem Hasen die Freiheit verschafft, nun töten wir dich." Dann töteten sie die Hyäne. Nachher trafen sie feen Hasen unli> sagten: „Du halft unsere Nahrung gefressen, jetzt wollen wir dich töten." Der Hase aber weigerte sich, infeem er sagte: „Ich habe euch feie Hyäne gebunden, ihr habt sie getötet, nun ist feer Handel abgetan." Verkannte List. Der Gockel ging zum Kahuna. (Dies ist ein Vogel, so groß wie ein Daumen, darum nennen wir ihn gleich Däumling. Bei uns gibt es diesen Vogel ja ntdjt.) Der Däumling sagte nun zu seinem Weibe: „Mache ein Krautgericht in siedendem Wasser." Als dies ziemliche lange brauchte, sagte der Däumling: „Ich will mich in das Kraut verkriechen, damit es schneller geht." Statt jedoch in den Topf zu steigen, verkroch er sich unter feen Messingring, den sein Weib an feer Hand hatte. Nachdem endlich! das Kraut fertiggekocht war und der Deckel dB genommen wurde, stürzte er blitzschnell hervor und rief: „Schi, wie ich durch meine Wärme das Kochen beschleunigt habe!" Der Hahn aß, empfahl sich und lud feen Däumling für den nächsten Tag zu einem Gegenbesuch ein. Der Däumling kam und der Gockel befahl seinem Weibe, ein Kürbisgericht zu machen. Um das Kochen aber noch schneller zu beendigen, als gestern sein Wirt, sagte er: „Laß mich in feen Topf hinein und decke bag Gesäß zu, dann wird feer Kürbis noch schneller kochen. Ich habe doch mehr Wärme als dieser Däumling da." Der Hahn setzte sich also in den Topf, feie Henne schloß den Deckel und kochte. Als sie meinte, nun könne der Kürbis fertiggekocht sein, nahm sie den Deckel ab, aber der Hahn war tot. Die Rache des Schakals. Eines Tages sprach feie Hyäne zum Schakal (wilden Hund): „Komm, wir wollen zu meinem Schwager gehen." „Gut," sprach der Schakal, „laß uns gehen." Die Hyäne bereitete feie Mahlzeit. Dann beratschlagten sie wegen fees Teilens feer Speise. Der Schakal sprach: „Mache schnell." Und sie teilten zu gleichen Teilen. Sie gingen nun miteinander, jedes seine Mahlzeit tragend. Unterwegs sprach feie Hyäne: „Ich muß zurückbleiben, um auszuruhen." Aber feem war nicht so. Sie ging nur abseits, um Steine in ihre Tasche zu füllen. Sie gingen nun weiter und kamen an einen Fluß, der viel Wasser mit sich führte. Die Hyäne sprach: „Was ist zu tun?" Der Schakal wußte keinen Ausweg. Da sprach feie Hyäne: „Wir wollen unser ©ffeu hineinwerfen und dann übersetzen." Gesagt, getan. Der Schakal goß seine Mahlzeit hinein, feie Hyäne aber legte feie Steine hinein. Jetzt setzten sie iiiBer. Als sie am anderen User angekommen waren, sprach die Hyäne: „Jetzt will ich meine Mahlzeit einnehmen." Der Schakal sprach: „Wo hast du denn solche her?" 2>ie Hyäne antwortete: „Die wir von zu Hause mitgenommen haben." Der Schakal sagte: „Wir haben sie doch ins Wasser hineingegossen." Die Hyäne erwiderte: „Du bist so schlau gewesen." Die Hyäne fraß hastig, übersättigte sich, so daß ihr der Bauch platzte. Der Schakal kehrte zur Behausung der Hyäne zurück, tötete fea§ Weibchen und feie Kinder, nahm all ihr Hab und G>nt an sich und ging seines Weges. Der listige Hase. '(Sine Hyäne stellte eine Falle ans für den Hasen, der sich im Hirsefeld viel zu schaffen machte. Der Hase kam und ging auch in die Falle, und 'die Hyäne kam, um die Falle zu besehen. Sie sah den Hasen und ries: „So, jetzt fresse ich dich! auf." Der Hase bac^e, dazu ist immer noch Zeit, und sagte: „Komm später, jetzt Ms noch zu früh, du wirst sehen, wie ich wachsen werde." Die Hyäne ging fort und ein wilder Hund kam des Weges-. Da schilderte ihm der Hase, wie schön und- wonnig er es in der Falle habe, und erbot sich sogar, dem Hund- probieren zu lassen, wenn er ihn ablösen wolle. Der wilde Hund war zufrieden und ging hinein. Der Hase ließ die Falle dann zuklappen und stellte sich in der Nähe auf Als die Hyäne wieder kam, rief -der Hase: „Die Hyäne kommt, ich lause, komm mit!" „Binde mich los," bat der Hund, doch der Hase war schon sort. Die Hyäne besah sich das Tier in der Falle und sagte: „Merkwürdig, diesmal hast du nicht gelogen, du bist wirklich gewachsen." Der wilde Hund sagte: „Ich bin's ja gar nicht." Doch die Hyäne erfaßte unlb fraß ihn. Das angeleimte Kaninchen. Das Kaninchen pflegte täglich auf einem Felde Erdnüsse zu stehlen. Der Besitzer des Feldes in achte wiederholt Versuche, den unverschämten Dieb zu fangen —-doch vergebens. Da verfertigte -er eine zierliche Figur, die mit einem Kaninchen viel Ähnlichkeit hatte, und bestrich sie mit -einem klebrigen Baumsaft. -Einmal bei Nacht kam das Kaninchen wieder, uni Erdnüsse zu stehlen. Es sah die Figur und glaubte, ein anderes Kaninchen zu erblicken. Doch« €§ rührte sich nicht. Das Kaninchen beschnupperte die Figur und blieb mit seinem Maule fest kleben. Es versuchte, sich! mit Hilfe der Pfoten loszumachen, doch auch diese klebten fest. Je mehr es sich bemühte, loszukommen, desto fester klebte es. Am Morgen kam der Feldeigentümer, um it ad) seinen Erdnüssen zu scheu. Da erblickte er das Kaninchen sestgeleimt. Gleich ries er in seiner Freude seine beiden Söhne und gebot ihnen, das K-anin-chen zu schlachten. Die Knaben suchten das Tier loszumachen und hatten dessen Maul bereits losgerissen, als das Kanin-ä)en sagte: „Gern will id) sterben und für meinen Diebstahl büßem Ich möchte nur noch um die eine Gnade bitten, noch einmal den Sonnenaufgang mitanschauen und die angenehmen Sonnenstrahlen empfinden zu dürfen. Auch ist dann mein Fell leichter abzuziehen." Die -arglosen Knaben lachten über das Entgegenkommen., erfüllten seine Bitte und ließen es hängen. Die Sonne ging- aus und sandte ihre heißen Strahlen aus. Da kameri die zwei Knaben, um das Tier nun zu töten. Das Kaninchen machte verzweifelte Anstrengungen, um loszukommem Noch ein mächtiger Ruck — es war frei. Die warme Sonne hatte den -klebrigen Baumsaft erweicht. Die einfältigen Knaben hatten das Nachsehen und mußten überdies noch den Zorn des Vaters fürchten. Der Löwe und der Tiptip. Der Löwe und der Vogel Tiptip schlossen eines Tages Freundschaft miteinander und machten aus, mitsammen an die Küste zu gehen, um Salz zu holen. Sie brachen miteinander -auf und- gelangten nach mehreren Tagreisen nach Dar-es-Salaam. Nachdem sie sich dort in einer Herberge gestärkt und das leckere Salz in Empfang genommen hatten, traten sie die Heimreise am Zwei Tage vor der Heimat sprach Oer Löwe zum Tiptip: „Laß uns mit voller Kraft schreien, damit unsere Angehörigen es hören imö Bier zum Empfange bereiten." Der Löwe brüllte aus voller Kehle, bis er heiser war. Wer seine Stimme verhallte und er wurde in der Heimat nicht gehört. Tiptip schrie ebenfalls seinen Kw memlben, die den Weg entlang hausten. Diese vernahmen im Gebüsche seine Stimme und einer rief dem anderen zu, daß Tiptip von der Küste zurückkomme und daß seine Frau Bier zum fratbigen Empfange bereiten solle. Diese hörte es und willfahrte freudig dem Wunsche. Ms Tiptip, der noch länger aus dem Wege verweilte, heimkam, war das Bier fertig. Seine Freunde kamen zusammen und hielten ein lustiges Biergelage. AIs der Löwe heimkam, war kein Bier bereitet. Da ärgerte er sich, daß seine Stimme in der Heimat nicht vernommen worden und kein Empfang bereitet war. Tiptip und alle Tiere lachten den Löwen aus und dessen Zorn wurde so -groß, daß er Tiptip aus Rache töten wollte. Dieser jedoch flog hämisch lachend in die hohen Baumwipfel hinaus und der Löwe hatte das Nachsehen. List geht vor Stärke. Ein Hase fand eines schönen Tages ein kleines Horn, nahm es und blies daraus: pepepe, kapembe kayaye ngovale, kam-pembe pe (pepepe . . . das kleine Horn möge die Dummheit verscheuchen, das Horn pe . . .) Der Elefant hörte das Horn und sagte: „Gib mir das Horn!" Der Hase erwiderte: „Es gehört nicht mir, es gehört meinem großen Herrn." „Dann gehört es mir," sprach der Elefant, „denn ich übertreffe alle an Größe." Und so betrog er ihn um das Horn. Der Hase ging, um alle Tiere des Waldes zu rufen, und- hieß sie Lehm kneten. Diese kneteten Lehm in Masse. Dann sagte er, sie möchten ihm diesen Lehm auf den Rücken kleben. Tie Tiere taten so dem Befehle gemäß, wodurch der Hase eine Größe erreichte wie der höchste Berg. Dann schickte er zum Herrn Elefanten, er möge seine Größe betrachten. Doch dieser sagte, der Hase solle selbst kommen, was er auch tat. Als der Elefant ihn kommen sah, bereute er seinen Betrug und gab ihm das Horn zurück. Der Hase aber ließ den Lehm fallen und entfloh. Der Elefant und der Kolibri. Der Kolibri söhnte sich nach einem starken Freunde, da er sich selber gegen seine Feinde sehr schwach fühlte. Als er einmal auf einen: Baume faß und sich mit dem Gedanken trug, einen Freund zu suchen, hörte er ein nrächtiges Stampfen und Krachen im Walde. Erschrocken flog er höher lauf einen Ast. Da kan: ein Elefant zwischen den Bäumen heran gestapft. Als der Kolibri den großen Elefanten sah, dachte er: „Das wäre ein Freund, groß und mächtig genug gegen alle Feinde." Er flog herunter und knüpfte mit dem Elefanten ein Gespräch an. Bald kam es den-n -auch §u einem Freundschaftsbündnis zwischen den beiden. Der Kolibri war hocherfreut und fühlte sich nun gesichert gegen alle seine Gegner, war aber auch zugleich stolz auf seine hohe Verbindung. Eines Tages besuchte der Kolibri seinen Freund. Der Elefant aber konnte ihm nichts vorsetzen. ®ct nahm er einen großen Topf, setzte ihn übers Feuer und stellte dann seinen Fuß in den Topf, um, wie er sagte, Fett für die Speise zu bekommen. Nachdem er Fett erhalten hatte, pflückte er zarte Banmblätter und kochte ein Gemüse davon, wozu er das Fett seines Fußes verwendete. Dann gab er es dem Gaste zu essen. Zum Abschied reichte er seinem kleinen Freunde noch manche Geschenke. Nicht lange darauf machte der Elefant einen Gegenbesuch. Der Kolibri wollte den: Gaste etwas zu essen geben und holte Blätter zu einem Gemüse; aber das Fett Mußte er nicht zu bekommen. Da kam ihm ein Gedanke: er wollte es geradeso machen, wie es der Elefant getan 'fjatte. Er setzte einen Tops ans Feuer und stellte ein Füßchen hinein — doch o weh,! Das Feuer fing sein schönes Federkleid und er muhte eilend verbrennen. Ungleiche Freundschaft stiftet nichts Gutes. Bleibe seder bei seinesgleichen. Das Kaninchen und der Geier. Jreke, ein großer Raubvogel, kam auf seinen Streiszügen an die Behausung des Feldkaninchens Sungura. Dort erblickte er die Frau Sunguvas mit ihren Kindern, die sich im Grase tummelten. Jreke stürzte sich auf die Mutter los und trug sie davon. Die Jungen flohen und- versteckten sich. Bald jedoch krochen sie wieder hervor und schrien nach der Mutter. Die Mutter kam jedoch nicht wieder. Dafür kehrte abends Jreke zurück, holte auch die zwei Jungen und entführte sie. Nach einiger Zeit kam Sungura nach Hause und sah zu seinem großen Schmerz, was geschehen war. Er sann aus Rache. In einiger Entfernung fand Sungura eine große Feldratte. Diese stopfte er ein wenig aus, so daß sie wie lebendig aussah, und stellte sich in das Gras. Dann fetzte er eine Falle daneben und verbarg sich in der Nähe. Am anderen Tage kam Jreke wieder. Als er die Ratte im Grase sah, dachte er nichts anderes, als daß es ein junges Kaninchen sei, stürzte aus der Lust herab und wollte seine Beute fassen. Doch da fing er sich mit -einem Fuße in der Falle und konnte nicht mehr davon. Da eilte Sungura mit Pfeil und Bogen herzu, um den Räuber zu töten. Dieser aber bat inständig um sein Leben und versprach ihm, das Geraubte zurückzubringen und ihm überdies auch noch Geschenke zu machen. Sungura erbarmte sich des Gefangenen und schenkte ihm die Freiheit. Jreke hielt sein Wort und brachte ihm Frau und Kinder samt vielen Geschenken wieder zurück. Im Herzen aber war er sehr ergrimmt, todt er durch Sungura übertölpelt worden war. Eines Tages brachte Jreke dem Sungura die willkommene Nachricht, -daß er auf einem hohlen Baume viel Honig gefunden h>abe. 'Sungura war -erfreut. Beide gingen, um den Honig zu holen. Jreke brachte -eine Leiter herbei und Sungura stieg hinauf. Als er droben war, zog Jreke die Leiter weg, so daß der anbere nicht mehr herunter konnte. Voll Freude machte er sich davon, daß ihm feine Rache gelungen war. Als Sungura nicht nach Haufe kam, zog fein Brud'er mit anderen Freunden aus, um nach dem Vermißten zu suchen. ©nb'Iid^ fanden sie den Unglücklichen auf dem hohen Baume. Schnell fertigten sie eine Leiter an und holten ihn herunter. Dann pflogen sie- Rat, wie sie Jreke strafen könnten. Schließlich kamen fie dahin überein, daß sich einer unter den Baum legen und sich wie tot stellen sollte. Wenn dann Jreke wiederkomme, so dachten sie, dann werde er den Toten -davontragen. Richtig kam am Abend Jreke, um nach Sungura zu sehen und sich an seiner Pein zu weiden. Da er ihn nicht mehr auf dem Baume sah, suchte er nach ihm unten im Grase.. Als er nahe genug war, schossen alle aus dem Hinterhalt und verwundeten Den Bösewicht schwer, so daß er nicht mehr fort konnte. Darauf banden ihn Sungura und seine Freunde zum abschreckenden Beispiel an den Baum. Der Ichneumon und der Affe. Der Ichneumon und der Affe stritten miteinander, wer der Stärkere und der Mächtigere fei. Sie kamen schließlich überein, ihre Kraft und Macht im Pombstrin-ken (Pom.be = Bier) zu erproben, und wer am meisten trinken könne, soll als der Größere und Mächtigere gelten. Nun fing der Affe an, Pombe zn brauen, und zwar nicht wenig. Zur festgesetzten Stunde kam der Ichneumon. Er trug ein großes Fell, das er zu einem Sacke zusammengenäht hatte, und bat den Affen, denselben an einem in der Nähe befindlichen Baume aufhängen zu dürfen, um nach jedem kräftigen Trünke in den Sack zu schlüpfen und sich Kraft zu holen. Der Affe lachte ob solcher Tollheit und gab spöttelnd die '©rlaufimg. Hierauf bat der Ichneumon um Speise. Während der Affe mit der Zubereitung von Speise beschäftigt war, bemerkte er nicht, daß eine große Anzahl von Ichneumons in den Sack schlüpfte. Nachdem nun das Mahl bereitet und auch verzehrt war, begann das Trinken. Der Ichneumon sprach recht 'kräftig zu, entfernte sich jedoch alsbald und kroch in den Sack, um, wie er sagte, sich.Kraft zu holen. Aber er selbst kehrte nicht mehr zurück, sondern schickte seine ihm ganz ähnlich seihenden Freunde, einen nach dem anderen. Jeder trank, bis er satt war, und schließlich ward das Bier vvllständig getrunken. Der Affe, der die List nicht gemerkt hatte, daß nämlich jedesmal ein anderer Ichneumon kam, staunte ob solcher Leistungsfähigkeit; denn er hatte sehr viel Bier gebraut und glaubte auch, daß der Sack Zauber enthalte. Er hoffte jedoch, daß er den Ichneumon noch übertreffen werde, da fein Magen bedeutend größer und er auch noch einen anderen, größeren Sack zu machen imstande war. Nun fing der Ichneumon an, Bier zu brauen, und braute soviel wie der Affe. Als er damit fertig war, ließ er den Affen zum großen Trunke rufen. Der Affe kam und brachte einen noch 'größeren Sack mit als vordem der Ichneumon. Er ersuchte nun den Ichneumon, ihm auch zu erlauben, nach jedem Trunk in den Sack zu schlüpfen und sich Kraft zu holen. Der Gastgeber gestattete es und das Kneipen begann. Der Affe trank und trank, bis er nicht mehr konnte. Hierauf schlüpfte er in den Sack, um sich Kraft zu holen. Der Affe hatte jedoch keine Gefährten mitgebracht, wie ehedem der Ichneumon, und mußte jedesmal wieder selbst aus dem Sack hervor und weitertrinken. 'Er trank und trank und ging zwei- und dreimal und noch öfter in seinen Sack und kam jedesmal wieder mit vollem Magen zurück. Schließlich vermochte er nicht mehr zu trinken und auch nicht mehr in den Sack zu schlüpfen; denn das Bier wirkte lähmend auf seine Beine. Vollständig überwunden gab er zu, daß der Ichneumon ihn an Kraft und Größe übertreffe. Durch seine List und Weisheit stieg der Ichneumon in Ehre und Achtung, der Affe aber ward durch seine Dummheit und Unmäßigkeit zum Gespötte. Die Rache der Schildkröte. 'Eines Tages schlossen das Kaninchen und die Schildkröte Freundschaft miteinander. Sie machten aus, mitsammen an die Küste zu reisen, um sich dort die Se-henswüvdi'gkeiten anzuschauen. Sie kamen nach Lindi. Dort lenkten sie ihre Schritte dem Markte zu, wo sie allerhand kostbare Sachen fanden. Sie sahen auch Salz, das für sie eine besondere Anziehungskraft hatte. Sie erstanden zwei Körbchen voll davon. Dann traten sie hocherfreut die Heimreise an. Unterivegs überfiel sie ein starker Sturm. Viele Bäume wurden entwurzelt und fielen quer über den Weg. Heft 11 u. 12. Stern der Neger. 255 Ta die Schildkröte mit ihren kurzen Beinen nicht darüber hinwegklettern konnte, mußte sie das Hindernis geduldig um= gehen. Schon lange lauerte das listige Kaninchen auf eine Gelegenheit, der Schildkröte das Salz zu nehmen. Denn seine Freundschaft war nicht aufrichtig gemeint; es hatte nur des Vorteiles halber die gutmütige Schildkröte zur Weggefährtin erkoren. Als sie noch einen Tag von daheim entfernt waren, hemmte aus einmal ein mächtiger Baumstamm ihren Weg. Das Kaninchen kletterte Leihende empor und ersuchte die Schildkröte, ihm sein und ihr Salzkörbchen hinaufzureichen. Als das geschehen war, fing die Schildkröte an, langsam um den Baum herumzugehen, da sie sich mit ihrem plumpen Körper nicht über denselben schleppen konnte. Dabei traf sie auf andere entwurzelte Stämme und brauchte sehr lange, bis sie wieder auf den Weg kam. Unterdessen hatte sich ihr treuloser Gefährte mit dem Salz aus dem Staube gemacht. All ihr Bemühen, das Salz zurückzuerhalten, war umsonst. Als sie das Kaninchen wieder eingeholt hatte, hatte dieses nichts als Ausreden. Zuerst wollte es der Schildkröte vormachen, es habe das Satz bloß mitgenommen, damit sie schneller vorwärts kämen; unterwegs fei es vom Leoparden angefallen worden uni» habe fliehen müssen, während der schleckerische Affe das Salz 'gestohlen habe. Weil sich aber die Schildkröte durch diese und ähnliche Lügen nicht täuschen ließ, überschüttete es sie mit höhnenden Schimpfreden. Tief gekränkt zog sich die Schildkröte von ihrem treulosen Freunde zurück und sann auf Rache. Lange jedoch wollte ihr kein Anschlag gelingen; denn das Kaninchen war klug und listig. Eines Tages bemerkte sie, wie das Kaninchen jeden Tag zu seinem Weibe ging, sich mit 'Diesem unterhielt, aß und sich dabei ganz sorglos benahm. Das schien für die Rachepläne der Schildkröte günstig. In der Nacht rief sie eine ihr befreundete Ratte. Beide gruben ein Loch, so daß sich die Schildkröte bequem hineinlegen konnte. Dann scharrte die Ratte noch Erde auf sie, so daß man nichts Auffallendes bemerken konnte. Das Kaninchen kam und nahm gerade über der Schildkröte Platz, ohne etwas Böses zu ahnen. Als es im Begriffe war, zu essen, streckte die Verborgene ihren Kopf mit ihrem breiten Maule hervor und packte es am Kragen. Wie eine Falle schloß sie ihr Maul immer fester und fester, bis das treulose Kaninchen den Atem verlor. So mußte das verschlagene Kaninchen sein Leben lassen. Alle Tiere freuten sich darüber; denn alle hatte es schon durch seine List und Tücke betrogen und tief ge-kränkt. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan/' In San Antonio, einem Dorfe an der Grenze von Texas und Louisiana, war der Sonntagsgottesdienst eBen vorüber. Die letzten Weihrauchwolken zogen langsam zu den offenen Kirchenfenstern hinaus. Das schmucke, Unserer Lieben Frau von Guadeloupe geweihte Gotteshaus leerte sich. 9Zut einer blieb zurück. Der gute Dom Ambrosia, ein ehrwürdiger Priestergreis, der seit nahezu 50 Jahren hier gewirkt und das Kirchlein -gebaut hatte, kniete andächtig vorn im Chore und machte feine Danksagung. In die feierliche Stille drang ein leises Geräusch aus der nähen, -geschloffenen Sakristei. Hier war Tommy, -der zwölfjährige Küster und Hausdiener Dom Wmkbrosios, damit beschäftigt, die Meßgewänder und Altargeräte in Kasten und Schrank zu verschließen und alles hübsch und- säuberlich aufzuräumen. Gin freundliches Geschick hatte den armen, verlassenen Waisenknaben im Pfarrhofe von San Antonio ein sicheres Heim und am alten Pfarrer einen liebevollen Water und Schützer finden lassen; kein Wunder, daß Tommy an seinem Wohltäter mit unbegrenzter Liebe hing. Auf einmal hörte der junge Küster, wie d-i-e Kirchtür heftig aufgerissen wurde und jemand mit schweren, hastigen Schritten durch die Kirche gelaufen kam. Rasch zog Tommy die -Schlüssel vom Kästen und öffnete die Sakristei, ©ein erster Blick fiel aus den Priester, der sich von seinem Betstuhl erhoben h-atte und um -dessen kahles Haupt die durchs Chor-fenster einfallenden Sonnenstrahlen -einen verklärenden Schimmer woben. Vor ihm auf dem Boden kniete ein starkknochiger, breitschulteriger Neger, der die -Füße Dom Ambro-sios flehentlich umfaßt hielt. Der Schweiß, der in schweren Tropfen von seiner Stirne rann, der fliegende Atem verrieten, daß der Mann auf Tod und Leben gelaufen war. Aus den weitg-eüsfneten Augen starrte tödlicher Schrecken. „Massa, Massa,* keuchte er laut, rette mich! Die Bluthunde sind hinter mir; hilf mir, sonst bin ich verloren." Mitleidig beugte sich der Priester zum Flüchtling heräb und sagte mit der ihm *' Herr, Herr; verballhornt aus Master — Meister. eigenen väterlichen Milde: „Was ist geschehen, mein Sohn? Sage es mir rasch, und ich will sehen, was ich für -dich tun kann." In kurzen, abgebrochenen Sätzen erzählte 'Sam, so hieß der Neger, seine Geschichte. In einer mehrere Stunden entfernten Ortschaft war eine Gewalttat begangen worden. Ter Verdacht siel ans Sam, einzig deshalb, 'weil, er unfern dem Tatorte ans dem Felde beschäftigt -gewesen war. Mit heiligen Schwüren hatte er seine Unschuld beteuert. Umsonst. Es war die Z-eit, da die Wogen des Hasses und der Abneigung gegen die „Niggers", so nannte man die armen Schwarzen verächtlich, besonders hoch gingen. Das „Lynchen" * von schuldigen und unschuldigen Negern -war an der Tagesordnung, und fast jede Woche brachte Berichte über solche Ausschreitun>gen der Volkswut. So wollten die ergrimmten Weihen auch in -diesem Falle den armen Sam ohne Prozeß und Untersuchung dem Strange überliefern. Schon war der Strick um einen Ast geworfen und d-ie Schlinge fertig, da gelang es dom herkulisch starken Neger, sich den Händen seiner Henker zu entreißen und in den nahen Wald zu ent-kommen. Drei Tage lang h-atte er sich hier v-e-rsteckt geh-alten, nur von Wurzeln und toil-ben Beeren sich nährend. Allein die eigens dressierten Bluthunde, die man ihm nachgehetzt hatte, hatten heute morgens seine Fährte ausgespürt, und -nun war er in Todesangst drei Meilen inert hieher gelaufen, ohne anzuhalten. „Mein Verfo-lger und die Hunde," so schloß Sam seine Erzählung, „sind mir auf den Fersen und können jeden Augenblick hier eintreffen. O * Vollstreckung eines Todesurteils durch die aufgeregte Menge ohne gerichtliche Untersuchung. Heft 11 u. 12. Stern der Neger. 257 Mass«, Mass«, rette mich!" Das sonst so ruhige Auge Dom Ambrosios stammte auf in heiligem Zoru. Wie oft schon hatte er ähnliche traurige Fälle miterlebt, toie oft aber auch war es ihm gelungen, mit seinem priesterlichen Ansehen, einem Blicke seines ernsten, milden Auges die wilde Mordlust roher Menschen zu zügeln! Sollte ihm dies nicht auch seht.wieder gelingen? Ohne weitere Zeit zu verlieren, hob er den zitternden Riesen auf und führte ihn zu einer kleinen, eisenbeschlagenen Tür, die in einer Ecke des Seitenschiffes auf eine schmale Wendeltreppe führte. „Das ist der Weg zum Turm," erklärte er seinem Schützling; „geschwind gehe rasch hinauf und halte dich oben stille, bis ich dich rufe." Der Neger gehorchte und verschwand in der Höhe. Dom Ambrosio schloß die Tür hinter ihm ab und steckte den Schlüssel zu sich. „Tommy," befahl er dem jungen Küster, der neugierig gefolgt war, „der Manu ist am Verhuu-gern.LaßdirvonSusanetwasSpeisegebenuud trage sie ihm hinauf. Du kennst ja die kleine Pforte in meinem Studierzimmer." Ehe Tommy fortging, warf er noch einen Mick auf den Priester, dessen von Eifer leicht gerötetes, von Weißen Locken umrahmtes Antlitz in diesem Augenblick ihm so schön und .ehrwürdig vorkam wie nie. Tommy ahnte nicht, daß er diese teuren Züge zum letztenmal lobend geschaut habe. Als Dom Ambrosio wieder allein war, kniete er sich abermals ans seinen Betstuhl im Chore nieber, um seine Danksagung zu vollenden. Aber nur wenige Minuten vergingen, als von draußen Ijer lautes Geschrei sich der Kirche näherte. Bald daraus stand ein lärmender Haufe vor der Kirchtür. Dazwischen schallte lautes Hundegeibell. Jetzt wurde die Tür aufgerissen und etwa ein Dutzend bewaffneter Männer mit aufgeregten Gesichtern und drohender Bütte eines ITlaorihsluptlings. Miene drangen polternd ins Innere. Die feierliche Stille des Gotteshauses, vielleicht auch der Anblick des großen Kreuz-bildes, das vom Chorbogen niederhängend die Augen der Eintretenden unwillkürlich auf sich zog, schien selbst auf diese rohen Gesellen einigen Eindruck zu machen. Ihr lärmendes Reden verstummte und nur leise flüsternd schritten sie wie ein Hause sich drängender Schafe vorwärts. Dom Ambrosio erhob sich und ging ihnen ruhig und festen Schrittes entgegen. „Padre," so redete einer der Männer, der, obschon Protestant, doch vor dem Alter und der Würde 6eS Priesters Respekt fühlte, ihn an, „wir suchen einen „Nigger" ; er ist uns entwischt und muß sich hier in der Kirche versteckt haben. Hast du ihn nicht gesehen?" — „Ja," sagte Dom Amibrosio ruhig, „ich Hube ihn gesehen." — „Dann liefere ihn an§," rief der Mann; „wir sind seit zehn Stunden hinter ihm her; er darf seiner verdienten Strafe nicht entgehen. Wo ist er?" „Mein Sohn," erwiderte der Priester sanft und seist zugleich, „HM ihr Beweise, daß der Mann schuldig ist, Hut das Gericht die Sache uutersncht und gegen f)n entschieden?" Lautes Murren war die Antwort. — „Was gerichtliche Untersuchung für einen schwarzen Teufel? Das fehlte noch," zischte einer. „Eher fressen wir ihn auf," knurrte ein anderer. „Baumeln muß der Kerl; heraus mit ihm," drohte ein dritter. Inzwischen hatte einer die Tür aufgerissen, so daß die Draußenstehenden die Reden hörten. Das Murren pflanzte sich nach außen fort. Die Schar tourhe ungeduldig und die Lage bedenklich. Dom Ambrosia sah und hörte alles. Allein er kannte seine Pflicht und trotzte dem Sturm. „Männer," so hob er an und in seiner Stimme klung der Ton fester Entfchieden-Eieit, „der Mann, den ihr willkürlich des gesetzlichen Schutzes beraubt und wie ein wildes Tier mit Hunden gehetzt habt, hat sich hieher geflüchtet und hier im Haufe Gottes eine Zufluchtsstätte gefunden. Er hat vor Gott seine Unschuld beteuert und mich um Hilfe angefleht. Ich Hube ihn in Sicherheit gebracht, und dort soll er blei- i Ben, bis ich ihn dem Sheriff (Richter) i überliefere, damit dieser nach Recht und Gerechtigkeit über ihn entscheide." Aber- mals bildete ein noch lauteres, drohendes Murren die Antwort. Die draußenstehen-Ben Leute waren gleichfalls eingedrungen und umringten den ißriefter mit finsteren Gesichtern. Er stand wie ein einsamer Fels inmitten der Wogen. Vor der Huld geöffneten Tür zerrten einige die bellenden Hunde zurück, welche, die Führte witternd, gewaltsam eindringen wollten. Auf einmal veruah!m man von draußen Bewegung und lautes Geschrei: „Holt ihn herunter! Schließt den schwarzen Teufel herab! Reißt ihn in Stücke!" Von Neugier getrieben, hotte der Neger oben seinen schwarzen Krauskopf einen Augenblick zum Turmsenster hinausgestreckt und war sofort bemerkt und ersannt worden. Die Entdeckung ging von Mund zu Mund. Alles drängte in das Kirchlein. Sofort stürzten einige Männer nach der Sakristei und dort die Treppe hinauf, die zur anstoßlenden Priesterwohnung führte. Aber sie bemerkten bald, daß sie auf falscher Führte waren, und kehrten zurück. Inzwischen hotte Dom Ambrosia die wenigen Augenblicke benützt, um sich vor die kleine Tür zu stellen, die zum Turm hinaufführte. Hieher drängte der wilderregte Haufe schreiend und tobend ihm nach. Der Priester sah ein, daß sein Bemühen umsonst sei und daß die Übermacht sich den Weg erzwingen werde. Allein der edle Greis dachte feinen Augenblick an sich selbst und an die Gefahr, der er sich aussetzte. Ruhigen, festen Blickes muß er die Leute, die mit drohenden Gebärden ihn umftanBen. „Sir" (Herr), rief ihm ein knochiger 9 an fee zu, „wenn Ihr nicht auf die Seite tretet und uns durchsaßt, so werden wir Gewalt brauchen." — „Padre," sagte ein anderer, der sich etwas mehr beherrschte, „warum bemühen Sie sich denn so um diesen schwarzen Lumpen? Ein Nigger mehr ober weniger auf der Welt, was soll das denn?" Da richtete sich ®om Ambrosia zu voller Hohe auf, seine Augen blitzten und- seine tiefe, klangvolle Stimme bebte voll innerer -Entrüstung, als er erwiderte: „Seht ihr das Kreuz dort o6m im Chore? Ihr wißt, wer daran hängt! Ist er etwa nur für den weißen Mann gestorben und nicht auch für den schwarzen, den ihr verächtlich behandelt? „Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan." Das Wort kam aus feinem heiligen Munde, und es ist für uns -alle gesagt." Betroffen wich- der Mann einen Augenblick zurück. Unter den rauhen Gesellen waren wohl manche, welche seit Jahren keine Kirche mehr gesehen hatten; aber es war kein Zweifel, sie alle kannten dieses Herrenwort und verstanden ganz gut, was der Priester damit meinte. „Ihr sagt mir," fuhr dieser fort, „der Mann sei schuldig. Gut, hat einer von euch -gesehen, daß er die Untat beging?" — „Nein." -— „Wer kann- mit einem Eide beschwören, daß er es -gewesen ist? —- Ihr schweigt, also niemand wagt es?" — „Er ist aber," so warf nun einer der Männer ein, „in der Nähe des Platzes gefunden toorben, wo die Untat geschah; also ist er es sicher gewesen. Kein -anderer Schwarzer war in der Nähe, .obschon wir die Gegend meilenweit abgesucht hatten.". „So," erwiderte Dom Ambrosia, „und weil ihr keinen -anderen gefunden habt, werft ihr euch blindlings auf diesen Mann. Ihr wollt ihm das Leben rauben, das -Gott ih-m gegeben hat. Ihr wollt ihn in die -Ewigkeit schleudern, ohne ihm auch nur einen Augenblick zur Vorbereitung zu geben, soweit es -von euch abhängt; und alles d-as ohne eine Spur des Beweises für seine Schuld. Wo bleibt -da der Gerech- tigkeitssinn? Seid ihr denn Wilde ober seid ihr zivilisierte Menschen?" So roh- und gefühllos die Männer waren, das Wort und- die -edle Haltung des Priesters blieben nicht ob ne Eindruck. Einige ließen beschämt die Köpfe sinken, andere waren offenbar der Sache müde und schienen geneigt, sie aufzugeben. In solchen Augenblicken des -Schwankens braucht bloß einer hervorzutreten und die Entscheidung zu -bringen. Das trat auch hier ein, aber nach d-er unrechten Seite. Es war der Vater des Mädchens, das man beraubt und übel zugerichtet auf -d-er -Straße gefunden hatte. Joe Blacksmith, der Grobschmied des Bezirkes, ein riesenhafter Mann, war wegen seines heftigen Charakters allgemein gefürchtet. Er stand am äußersten Kreis des Haufens. Die Worte des Priesters hatten seinen Zorn erregt. Mit seinen mächtigen Ellbogen sich den Weg bahnend, schrie er mit heiserer Stimme: „Seid ihr -denn Weiber geworden, daß ihr euch- von einem Pfaffen einschüchtern laßt?" Und mit wutverzerrtem -Gesicht sich zu Dom Ambrosio wendend, rief er: „Spute dich, Alter, und öffne die Tür, oder bei St. Georg, ich schlage dich zu Boden, so wahr ich Joe Blacksmith heiße!" Der Priester trat rücklings eine Stufe höher auf der kleinen Treppe, die zur Tuvmtür führte, als lvollte er sie noch besser schützen, und antwortete: „Hier stehe ich und werde nicht lebendig von der Stelle weichen; ich kenne meine Pflicht." Unruhig wogte der Kreis von Männern auf und zu, und es gelang dem Grvb-schmied nicht, den dichten Kreis ganz zu durchbrechen. Da hob er ergrimmt seinen nervigen, rußgeschwärzten- Arm in die Höhe und schleuderte mit einem furcht-Boren Fluche den schweren Schmiedehammer nach dem Kopfe des Priesters. Ein lautes, schmerzliches „O mein Jesus!" tönte durch die Kirche; Ibie hohe Priestergestalt schwankte und stürzte kopfüber die Stufen herab. Das wuchtige Wurfgeschoß hatte ihn tödlich an der Schläfe getroffen. Blutüberströmt lag er als Leiche auf dem Boden, noch im Tode die Arme wie schützend ausgebreitet. Die schreckliche Tat wirkte wie ein Don-nerfchlag. Die Männer erbleichten und wichen entsetzt zurück. Die hintersten in der Reihe schlichen sich fort, die vorderen drängten nach; es war eine förmliche Flucht vor der heiligen Stätte, 'bie sie durch Gewalt und Mord entweiht hatten. Keiner dachte daran, den jetzt freien 'Eingang zum Turm über die Leiche ihres Wächters zu stürmen. In wenigen Minuten war die Kirche leer. Friedlich flimmerte vorne das rote Licht der ewigen Lampe, draußen um die Kirche schwirrten die Schwalben, drunten aber in der Ecke riefelte das rote Blut in langen, schmalen Bächlein über die Steinfliesen hin, das Blut des guten Hirten, der sein Leben hingegeben hatte für sein Schäflein. Tommy hatte, nachdem er den letzten Befehl Dom Ambrosios ausgeführt und dem Neger im Turm oben einen Imbiß gebracht hatte, eilends in die Kirche zurückkehren wollen, war aber von Susan, der alten, -halbtauben Haushälterin, festgehalten und mit einer Dienstleistung in der Küche beschäftigt worden. Unruhig geworden über das vernommene Geschrei, das aus der Ferne herausdrang, und über das lauge Ausbleiben des Pfarrers, eilte der Knabe, kaum frei ge:toori>m, in atemloser Eile in die Kirche hinab. Wer beschreibt 'seinen Schmerz, -als er seinen lieben, ehrwürdigen väterlichen Freund toi in einer Lache Blutes liegen fand! Mit lautem Wehgeschrei warf er sich über die teure Leiche. „O Vater, Vater, sprich nur ein Wort, du kannst, du darfst nicht tot sein!" Aber die bleichen Lippen blieben geschlossen und die klaffende Wunde an der Schläfe sagte es deutlich genug, daß Dom Ambrosia ausgelitten hatte. -Außer sich vor Schmerz eilte der arme Junge in die Straßen des nähen Dorfes und verkündete händeringend das Entsetzliche, was geschehen war. Da das Kirchlein und -das Pfarrhaus abseits und einsam auf einer Anhöhe lagen und die Leute wegen der nähen Mittagszeit meist in den Häusern weilten, war der ganze Vorgang unbemerkt geblieben. Die Trauer und der Unwille über den ruchlosen Mord waren grenzenlos und steigerten sich noch, als man, zur Kirche eilend, die ganze schreckliche Währheit so ergreifend vor Augen sah. „O, unser Vater, nnser guter Dour Am-brosio!" riefen die Kinder und Frauen, indem sie händeringend und wehklagend die Leiche umstanden. Und auch manchem harten Manne siel eine verstohlene Träne Wer den Bart. Woll Ehrfurcht wurde die tote Hülle aufgehoben und aufgebahrt. Knaben und Mädchen ^brachten die herrlichsten Blumen und Sträucher, um die Bahre zu schmücken, aus welcher die ehrwürdige Gestalt, in die priesterlichen Gewänder gehüllt, so friedlich hingestreckt zu schlafen schien. Nach einigen Tagen bettete man die Leiche des geliebten Seelenhirtein zur letzten Ruhe im Schatten des Kirchleins, das er einst gebaut hatte und dessen treuer Wächter er so- lange gewesen war. Dteil-en-toeit aus der Runde strömte das Volk herbei, um dem edlen Priester diesen letzten Erweis seiner Liebe und Verehrung zu bringen. Und was ist aus ©am, betn Neger, geworden? Er wurde zunächst in sicheren Gewahrsam gebracht, bis über das Ber-brecheit, dessen man ihn beschuldigt hatte, mehr Licht gekommen war. Seine Unschuld stellte sich> klar heraus, denn schon bald 'darauf ward der eigentliche Übeltäter, ein weißer Landstreicher, aufgegriffen und überführt worden. Sam erhielt Geld und Mittel, um die Gegend zu verlassen und anderswo sein Glück zu versuchen. Manch einem mochte es auf ben ersten Blick als ein schlechter Tausch! erscheinen, daß ein edles, schönes Priesterleben an Stelle eines atmen, unbekannten Negers in den Tod gegangen war. Aber Dom Ambrosios Opfer -war nicht fruchtlos geblieben. Das Grab des edlen Priesters wirkte wie eine laute, ergreifende Predigt, die nicht verstummte und an das Wort des Herrn erinnerte, das in goldenen Buchstaben auf der Grabplatte prangte: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr nur getan." Die edle Tat Dom Ambrosios Blieb unvergessen, und es vergingen Jahrzehnte, ohne daß sich jemals im toeiten Umkreis wieder einer jener sonst so häufigen Lynch-morde wiederholte. unsere katholischen Brüder im IRorgenlande. (Fortsetzung und Schluß.) Wie eine gute Mutter nicht ruht, noch rastet, um ihre ungehorsamen und auf böse Wege geratenen Kinder einer besseren Einsicht zugänglich zu machen, so hat die katholische Kirche des Abendlandes, auch ti a ch dem Scheitern der Vereinigungs-Versuche, keine Mühe gescheut, um- wenigstens kleine Häuflein betn wahren Glauben wieder zu gewinnen, nachdem es ihr vorläufig nicht vergönnt gewesen war, die irrenden Völker des Morgenlandes alle in absehbarer Zeit an sich zu ziehen. In diese Kleinarbeit teilten sich beinahe alle Mitglieder der abendländischen Kirche: Bischöfe, Priester und- religiöse Genossenschaften, ja auch hervorragende Laien nahmen daran innigsten Anteil. Man hatte es zwar bei dieser Wiedereroberung auf alle getrennten Riten abgesehen, allein da mau mit der Arbeit vorzüglich in Syrien einsetzte, so lag es auf der Hand, daß sie größtenteils den Syriern vom arabisch-griechisch en Ritus zu- gute kam, also den irrenden Christen des Patriarchates von Antiochien. Man hatte den Hebel am richtigen Orte angesetzt! Franziskaner, Jesuiten und Dominikaner wählten sich in Syrien Arbeitsfelder für ihre Tätigkeit aus. Die Söhne des Seraphischen Ordens hatten damit schon längst 'begonnen, nicht lange, nachdem ihr heiliger Stifter selbst im Juni des Jahves 1219 die heilige Erde betreten hatte. Ihre Standhaftigkeit, ihre Mühen und Leiden, ihre Märtyrer und ihre Erfolge erfüllten bald den Erdkreis mit gerechte Staunen und die heilige Kirche mit Trost und Freude. Gegen die Lehre des falschen Propheten Mohammed kämpften sie mit ihrer Uneigennützigkeit und ihrem Blute, gegen die Hinterlist des griechischen Schismas mit ihrem Nacken, d. h. mit bewundernswerter Zähigkeit im Festhalten an der ihnen anvertrauten geweihten Scholle. Solch anhaltendes und stilles Wirken 262 Stern der Neger. Heft 11 u. 12. der katholischen Missionäre kannte trotz manchmal sehr ungünstiger Umstände nicht ohne '©intoirfiiwg auf die getrennten morgenländischen Christen aller Schattierungen und Riten bleiben. Da Bei ihnen das ganze Christentum einer hochgradigen Erstarrung anheimgefallen war, so rafften sich die Besten aus Volk und Klerus auf und sannen aus Mittel und Wege, dasselbe wieder bei ihren Gemeinden uni> nach außen hin zu heben. Die zu diesem Zwecke gemachten Versuche ließen sie auf eine erschreckende Unwissenheit nicht nur unter dem Volke, sondern auch bei seinen Seelsorgern stoßen; diese Versuche zeigten ihnen aber auch den einzig richtigen Weg zur Hebung ihrer Volksgenossen, nämlich den der Vereinigung mit der römisch-katholischen Kirche, auf welche ja alle ihre bedeutendsten uni)' heiligen Bischöfe und Patriarchen der ersten christlichen Jahrhunderte jetzt noch in ihren Schriften hinwiesen. So kam es, daß int Jahre 1686 der Patriarch Athanasius von Antiochien und im Jahre 1713 jener von Alexandrien in Ägypten vereint mit ihren Gläubigen sich der katholischen Kirche wieder anschlossen. Aus diese Weise entstand und e r st a n d das u n i e r te (d. i. mit der katholischen Kirche vereinigte) griechisch- melchitische Patriarchat, welches gegenwärtig den Grundstock der katholischen Morgenländer bildet, hauptsächlich in S y r i e n und Ä g yp te n. Daß diese Christen, besonders gleich nach ihrem Anschlüsse an die Mutterkirche, nicht als Musterchristen zu betrachten sind, liegt auf der Hand. Eine Unmasse von Geduld war notwendig, um bei diesen neuen Katholiken die zähn Gebote Gottes wieder zur Geltung zu bringen, ihre Hirten und Seelsorger mit dem echten Geiste und Opfermut zu erfüllen, ohne dabei mit der anerzogenen Überhebung, dem eingefleischten Eigensinn und der ererbten Empfindlichkeit allzusehr in Konflikt zu kommen! Seit dem Jähre 1744 ist das Patriarchat Antiochien wiederhergestellt als ein selbständiges -griechisch-melchitisches mit dem Sitze in Damaskus. Es umfaßt die Erzbistümer Sur, Ho ms und Aleppo, sowie 6ie Bistümer Basra, A k k a, Saida, B e i r u t - D s ch a -b a i l, Damaskus, C ä s a r e a. Sale, Baalbek, Tripolis und Alexandrien. Der großen Ausdehnung dieses Gebietes wegen ist 0er Titel „Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients" vollauf berechtigt. Die Seelsorge liegt bei diesen Katholiken größtenteils in den Händen des B a s i l i a n e r -o r d e n s, von welchem in Syrien drei 'Vereinigungen lbestehen, nämlich die grie-chisch-melchitische des heiligsten Erlösers, die lgrtechisch-melchitisch-aleppinische und die griechisch-melchitisch-baladitische. Doch mehrt sich in letzterer Zeit auch die Zahl der Weltpriester, besonders rarefy der Eröffnung theologischer Lehranstalten und Seminare, in Beirut, Jerusalem usw. Ein beträchtlicher Teil dieser Weltpriester ist verheiratet. Won der griechisch-schismatischen Kirche (zumeist aus früheren polnischen Gebieten) trennten sich in den verflossenen Jahrhunderten Teile sowohl infolge politischer Verhältnisse als auch infolge der eifrigen Missionierung von seiten katholischer Missionäre. Diese losgelösten Teile, die zumeist — wenigstens bis jetzt! — in der österreichisch-ungarischen Monarchie gelegen waren, gehören hierarchisch infolge des Ritus zum Patriarchat von Antiochien und bilden das 'Erzbistum Lemberg mit den Bistümern Przemysl und Sta-nislau in Österreich, dann die Metropoli-tandiözese von F o g a r a s und Alba Julia mit den Bistümern Grohwackeiin, Szamos-Ujvar und Lugos in Ungarn. Bei diesen europäischen Angehörigen der grie-chischen Kirche kann natürlich Von einer arabischen Kultussprache, wie sie bei ihren Glaubensbrüdern in Asien in Übung ist, nicht die Rede sein; sie gebrauchen nicht einmal die griechische, sondern vielmehr die kirchenslawische oder bie rumänische Sprache. Der glorreiche und für die morgenländischen Christen eine grosse Vorliebe tragende Papst Leo XIII. setzte aus diese Kerntruppe, d. h. aus die Katholiken des griechischen Ritus, große Hoffnungen. Wenn sich diese in der kurzen Zeit auch nicht alle verwirklicht haben, so kann doch ein stetig fortschreitender Ausbau ihrer Gemeinschaft und eine stete innere Läuterung ihrer Anhänger nicht geleugnet wecken. Ihre schwachen Eharakterseiten sind des öfteren erwähnt worden. Diese machen sich auch später nochhie und da selbst bei dem hohen und niederen Klerus unliebsam bemerkbar. Sie Orientalen sind eben große Kiüder und darüber Hilst manchmal auch die Tonsur nicht hinweg. Die leiseste Abhängigkeit suhlen sie schon merklich, ahne es aber doch an gutem Willen fehlen zu lassen. Für die lateinischen Missionäre, welche unter ihnen wirken., ist es notwendig, daß sie sich immer Me Grundsätze, die Papst Leo XHI. öfter "betonte, vor Augen halten in all ihrem Wirken, vor allem aber, daß sie alles achten, wozu den Gläubigen ihr Ritus Recht und Anspruch gibt. In Syrien und dem Heiligen Lande wäre man längst schon weiter gekommen, wenn man diese Richtschnur immer und folgerichtig eingehalten hätte. Wenig Objektivität bekunden die ewigen Klagen mancher Abendländer, daß man den Orientalen gar nicht trauen dürfe, daß man Ibei ihnen nichts ausrichte und erreiche, und wie sonst derartige Litaneien lauten. Wer unter ihnen mit lauterer Absicht und nach dem Paulinischen Grundsätze „Allen alles zu werden" gewirkt hat, muß obigen Weckäch-tigungen ein energisches „Unwahr" entgegenrufen. In Omdurman (@mban) haben unsere Missionäre aus den Orientalen aller katholischen Riten eine Mustergemeinde gebildet. Damit will ich jedoch nicht sagen, daß sie sich gänzlich überlassen sein müssen. Ein Zuviel diesbezüglich würde ihnen ebensosehr schaden als ein Zuwenig. So sind z. B. gute Kenner der Verhältnisse sehr geteilter Meinung darüber, ob es biefen Neubekehrten zum Besten gereiche, wenn sie außer ha l b ihres Heimatlandes der Rechtsbarkeit des lateinischen Episkopats entzogen werden, wie man es z. B. in den Bereinigten Staaten und in Kanada probeweise versucht hat. Sie mögen Priester ihres eigenen Ritus haben: das ist 'Billig und gerecht, wenn sie die Gemeinde verlangt; dieselben hätten über dann unter der Führung der lateinischen Diözesanbischöfe zu wirken, wenn man bei ihren Gläubigen den religiösen Geist auf der gewünschten und erforderten Stufe erhalten will. In den eigentlichen Missionsländern, wie z. B. im Sudän und in anderen Gebieten Mittel- und Südafrikas, ist es besser, wenn sie n u r von den dort wirkenden Missionären seelsorglich abhängen. Nach der Statistik zählt das katholische Patriarchat des griechisch-arabischen' Ritus im Morgenlande ungefähr 174.000 Gläubige in 260 Pfarreien. Die Katholiken dieses Ritus (griechisch-ruthenischl jedoch sind "weitaus zahlreicher. HI. Die anderen Riten, nämlich der rein syrische, m a r o n i t i s ch e und chal -d ä i s che, lwelche auch vornehmlich in Syrien, Palästina unb Ägypten ihre Gläubi- gen haben, stehen bezüglich ihrer Bedeutung und Nollwertigkeit dem griechischen noch, ausgenommen vielleicht die Maro-niten, denen wegen ihrer Anhänglichkeit an die römische Kirche und ihrer Vorliebe zu allem Katholischen, sowie auch ihrer Sittenstrenge halber ein Vorzug eingeräumt werden kann. Von ihnen sei gleich ein erster Stelle die Rede. Patriarchat von Antiochien des maronitischen Ritus. Die Maroniten haben ihren Namen 6e= kommen von dem fyl. Maro, dem mutigen Verteidiger der katholischen Glaubens-Wahrheiten aus dem Berge Libanon gegen die Irrlehren des Nestorius und Eutichtzs. Ihre Verbindung mit der lateinischen Mutterkirche haben sie stets aufrechterhalten. Schon vor Papst Innozenz IH. hatten sie ein selbständiges geistliches Oberhaupt, ihren Patriarchen, welchen sie auch als ihren Fürsten betrachteten, weswegen sie ihm auch in weltlichen Angelegenheiten untertan wären. Die Residenz des Patriarchen ist auf dem Libanon; ex besitzt die Obergewalt über sechs Erzbischöfe, nämlich diejenigen von Aleppo, Beiruts C y p e r n, Damaskus, von T y-r n s - S i d o n und von Tripolis, dann über die beiden Bischöfe von Baalbek und von D s ch e b a i l - B a t r u n. Kirchenprovinzen gibt es bei den Maroni-ten nicht! Denn es ist eben das Eigentümliche im Orient, daß z. B. in einer Stadt vier oder fünf Patriarchen sich in die Einwohner als ihre Untergebenen teilen; ohne dadurch die geringste Verwirrung zu verursachen oder etwaige Übergriffe sich zu erlauben. Ein jeder kümmert sich und sorgt für die Angehörigen seines Ritus, ohne sich mir anderen zu befassen. Das hat sein Gutes, aber auch sein Schlimmes; was überwiegt, wage ich nicht zu entscheiden! Die Zahl der Maroniten schwankt zwischen 280.000 und 300.000 Seelen. Sie firnb die Tiroler des Morgenlandes; so kann man sie heißen einerseits wegen ihrer Berge, j anderseits wegen ihrer Biederkeit und ihrer Anhänglichkeit an die katholische Kirche. Auf sie haben es hauptsächlich die amerikanischen Sekten' abgesehen — aber die Übertritte sind verschwindend gering. Und selbst von diesen wenigen kehren die meisten auf dem Totenbette wieder zur Mutterkirche zurück, es sei denn, daß fyte und da ein durch den übertritt zur Häresie reich Gewordener in Verzweiflung und Verfluchung seiner Tat verstockt stirbt. Die Maroniten sind ein Völklein, welches man gern haben muß. Sie sind zutraulicher als die übrigen Orientalen und tun sich etwas darauf zugute, daß sie sich dem lateinischen Wesen in der Liturgie (kirchliche Verrichtungen) enge angeschlossen haben. So bedienen sie sich des lateinischen Meßkleides und gebrauchen zur hei-ligen Messe ungesäuertes Brot, während alle übrigen Riten das gleich anfangs erwähnte Meßgewand (Glockenkasula) haben und' die heiligen Geheimnisse mit gesäuertem Brote feiern. Diese rührigen Leutchen sind über das ganze Morgenland und über Ägypten hin zerstreut, immer auf der Suche nach betn täglichen Brot, s i e, der Sauerteig des Orients. Die Patriarchalkirche Jerusalem-Antiochien der Syrer. Die syrischen Katholiken stammen von den erst bekehrten Christen in Palästina (Jerusalem) und Syrien. Sie besaßen ein blühendes Kirchenwesen mit reicher Literatur und fm^traTer Misstonsarbeit. Ihre Liturgie feierten sie in der angestammten Sprache, einem ostaramäischdn Dialekt. Das Vordringen der Perser und Mohammedaner, vor allem aber die aufgetretenen Häresien und Spaltungen be- wirkten eine große Verödung in Land und Volk. Eine Folge der letzteren zeigte sich im Abfall vom rechten Glauben zum 9?e= storianisrnus und dann zum Monophysi-tismus. Auch bei ihnen haben wir als Ergebnis mühevoller Kleinarbeit lateinischer Missionäre erreicht, daß es im Jahre 1546 zur Bildung einer dauernden unier* ten (d. i. katholischen) Kirchengemeinde zu Aleppo kam. ©k mit Rom eingegangene Vereinigung gewann noch feistere Gestalt, als 1781 der Bischof Ignatius Michael Dscharve von Aleppo von einem Teile der einer vollständigen Verbindung mit Rom günstig gestimmten Bischöfe zu ihren Patriarchen erwählt wurde. Papst Pius VI. erkannte ihn im Jahre 1787 als Patriarchen von Antiochien über die syrisch-unier-ten Gläubigen an. Ihm unterstehen die Erzbistümer Homs, Damaskus und Bagdad, sowie die Bistümer M o s s u l, D i a r b e k r, Ds che si r«1 e 6 n Om a r, M a r d i n, Aleppo und Beirut. Die nestor tan ifchen Syrier in Kurdi-ft a n und M o s s u I kamen auf dem bei Orientalen nicht ungewöhnlichen Wege der Verstimmung und Uneinigkeit unter sich 5UL' Mutterkirche zurück. Als nämlich gegen Mitte 'des 16. Jahrhunderts wegen der Wahl eines Patriarchen unter ihnen, noch Schismatiker und Häretiker, Zwistigkeiten entstanden, sagte sich ein Teil des Volkes von dein bisherigen Inhaber dieser Würde los, wählte sich selbst einen neuen Patriar-chen und sandte ihn nach Rom zu Papst Julius II. Nach Ab schwärm ng der Irrlehre wurde der neue Patriarch' mit seinen Wäh- lern in den Schoß der Mutterkirche wieder aufgenommen und vom Papste in seiner Würde bestätigt. Diese Syrier nennen sich auch cha l d ä i s che Babylonier. Für sie gründete nachher Papst Innozenz XI. ein Patriarchat (Diarbekr i, welches 1830 nach Bagdad verlegt wurde und heute innerhalb der Türkei die Erzbistümer D i a r b e k r und K e r '£ u k, sowie die Bistümer A m a d i a, M a r d i n, S e r t, D e s ch i r at e b n Omar und S a k o - M o s s n l umfaßt. Ihnen 311311= zählen sind auch die u n i e r t e n T ho-maschristen an der malabarischen Küste (Indien), die aber die reine syrische Liturgie beobachten. Die äußeren Formen des Gottesdienstes sind, abgesehen von kleinen Verschiedenheiten, bei ihnen so ziemlich gleich oder doch ähnlich. Bezüglich der Gottesdienstsprache ist zu bemerken, daß nach grlechisch-melchitifchem und syrischem Ritus die nichtfekrliche heilige Messe in a r a b i s ch e r Sprache gelesen wird. An ganz wenigen Stellen tritt die Sprache des betreffenden Ritus hervor. §0 werden bei den Melchiten die Konsekrationsworte in g r i ech i s ch e r und arabischer, bei den Syriern (Maroniteni in Drei christliche Kaffernkinder aus ITlariahill. 266 Stern der Neger. Heft 11 u. 12. syrischer Sprache, und zwar mehr oder weniger laut ausgesprochen. Die ganz feierlichen heiligen Messen sollen wohl durchaus in griechischer oder syrischer Sprache gefeiert Werdern Das kirchliche Leben und der religiöse Geist sind bei den Bekenneru des syrischen und chaldäischen Ritus nicht so stark entwickelt wie bei den Melchiten, Maroniten und katholischen Armeniern, mit denen wir diese Abhandlung abschließen wollen. Die armenische Kirche des Patriarchates Cilicien. Die nach dem hl. Gregor Kussarewitsch, dem Armenierapostel, benannte armenisch-gregorianische Kirche ist schon seit dem 4. Jahrhundert von der griechischen Kirche unabhängig, und es ist schwer zu urteilen, ob ihr das mehr zum Nutzen oder zum Schaden gereicht hat. Die nach Cilicien ausgewanderten Armenier gründeten dort um 1080 ein eigenes Reich und unterstützten die Kreuzfahrer gegen die Moham-medaner. Die Irrlehre des Eutiches hatte um 450 die Trennung des größeren Teiles der Armenier von der katholischen Kirche herbeigeführt. Mehrfach! wurden Versuche zu einer Wiedervereinigung gemacht; eine dauernde Union eines großen Teiles der Einwohner von Cilicien mit der Mutter-kirche kam jedoch erst unter Papst Benedikt XIV. zustande. Derselbe erkannte ] 743 den von einigen katholisch gesinnten Bischöfen git ihrem Metropoliten erwählten Erzbischof Abraham von Aleppo als Patriarchen von Armenien an und verliehe ihm gleichzeitig das Pallium. Papst Pius VIEL errichtete für die in Konstantinopel lebenden Armenier im Jahre 1830 einen erzbischöslich-primatia-len Stuhl in Konstantinopel, welchen Papst Pius IX. im Jahre 1867 mit dem Patriarchenstuhl von Armenien vereinigte. Der Titel blieb dem Patriarchen von Cilicien, als Residenz wurde aber ifym und seinen Nachfolgern Konstantinopel angewiesen. Dabei ist auch die Hierarchie der unierten armenischen Kirche geordnet worsen. Ihre Gläubigen sind hauptsächlich in Kleinasien und Ägypten seßhaft. Zum Patriarchat gehören die '(SräBiStümer Mar d i n, Aleppo und S i w a s, sowie die Bistümer B r u s s a, A ngo r et, Ka is arie, Adana, M a rasch, M a-l a t i a, Dscharpat, Di arbek r, M u s ch, E r z e r u m und Trape-z u n t. Trotz der großen Armeniergemetzel von seiten der Türken in den Jahren 1895 und 1909 (zirka 100.000) sind sie heute noch verhältnismäßig zahlreich in den Gegenden östlich, nördlich und westlich vom Wansee. Diese Gemetzel verdanken die Armenier aber auch — was man nicht vergessen bars —• den Wühlereien und Um-trieften ihrer „freimaurerischen" Stammesgenossen, welche sie nach ihrer Befreiung (?) vom türkischen „Joche" unter dasjenige des Moskowiters (Russen) bringen wollten, um sich auf diese Weise zu bereichern! Die k a t h ol i s ch e n Armenier jedoch, vor allem namentlich das niedere Volk, blieb- auf Anraten ihres Patriarchen obigen politischen Umtrieben fern, weshalb ihnen die Türken, was man auch anerkennen muß, während jener Metzeleien sehr große Schonung ange-deihen ließen. Traurig ist es, daß die Freimaurerei so sehr sich Eingang zu verschaffen wußte unter diesem, den Europäern am meisten nahestehenden Volke. Auch ba§ ist ein Geschenk des schönen Frankreichs! Viele gebildete Katholiken gehören der Loge an oder sind wenigstens verseucht von den schwindsüchtigen Pariser Kulturideen. So lieferten sie auch vor einigen Jahren das wenig erbauende Schauspiel, daß sie gegen ihren eigenen Heft 11 u. 12. Stern der Nege r. 267 Patriarchen vermittelst Regierungsgewalt vorgingen und ihn sozusagen auf die Straße setzten! Unterdessen ist aber dieser wieder zu Einfluß bei der Pforte gelangt, und die neuen Zeitereignisse haben auch hierin gesunden Wandel geschaffen. An Fähigkeiten übertreffen die Armenier alle anderen Morgenländer sowohl im Guten als auch im Schlimmen. Welch' ein lohnendes Arbeitsfeld würde sich unter ihnen für die katholische Kirche in der Zukunft eröffnen! Für die Union der übrigen nicht-katholischen Armenier sind die Unito-r e n (armenische Dominikaner) und M e-ch l t a r i st e n tätig. Ihre Bestrebungen zielen darauf fytn, die glanze Nation der katholischen Kirche wieder zuzuführen. G roße Erfolge hatten sie darin nicht, was schon die oben angekreideten Fehler und Mißstände nicht zuließen. Es wird noch viel Geduld von seiten der Mutterkirche und auch diplomatischer Künste bedürfen, bis das Götzenbild der „Laienregierung neben dem Patriarchen" in kirchlichen Angelegenheiten aus ihren Köpfen verschwindet. Mit Einschluß ihrer Landsleute in Europa zählen die katholischen Armenier über 150.000 Seelen. Auch ihrer harrt eine große Aufgabe im Morgenlande. Ihre geistigen Eigenschaften befähigen das armenische Volk zu etwas Großem, zur ausschlaggebenden F ü h r e r rolle. Es fragt sich nur noch, ob es auch diese Aufgäbe erkennt und erfaßt, und wenn ja, ob es dann das dazu besonders geeignete Mittel, den gelehrigen Anschluß des ganzen Volkes an die katholische Kirche, frisch und- großherzig anwendet! Weist es dieses Mittel von der Hand, so wird es voraussichtlich immer eine Trabantenrolle zu spielen genötigt sein — und mit Armenien, für dch- fen Auferstehung die Herzen schlagen, ist es vorbei! * * * Wir haben uns in dieser Reihe von Artikeln im Geiste mit der morgenländischen katholischen Kirche beschäftigt und uns dadurch mehr in der Liebe und Achtung unseren katholischen Mitbvüd-ern im Oriente -genähert. -Es war für die ganze katholische Kirche ein Schaden und für die movgenländischen Christen ein Unglück die Trennung im Glauben voneinander. Beide Teile hätten noch, jeder vom anderen, lernen können, der orientalische hätte aber die Festigkeit und die lateinische Kraft zu seiner sittlichen Hebung geradezu vonnöten gehabt. Er hat sich diese Wohltat durch Anmaßung und Starrsinn verscherzt und ist seine eigenen Wege gegangen, über nur zu seiner Erniedrigung und Schväche. Er blieb am Stamme des Christentums ein- — ich will nicht sagen verdorrter — aber gewiß ein verkümmerter und mißratener Zweig. Unsere Liebe darf aber deshalb nicht abnehmen, ganz besonders gegen unsere schon katholischen Mitchristen im Morgenland-e nicht. Wir dürfen uns ihnen nicht entfremden lassen, sondern müssen vielmehr eine rege Teilnahme an ihrem Wohl und Wehe zeigen. Bei der Beurteilung ihres besonderen kirchlichen Lebens dürfen wir nicht außeracht lassen-, daß -sie auf ihren Ritus nicht minder ein Recht haben als wir auf den unseren-, den lateinischen. Eine harte und große Zeit ist jetzt über d-as Morgen- und das Wendland gekommen, voll von noch unerforschlichen Ergebnissen. Mögen sich die Ahnungen der großen Päpste Leo XIII. und Pius X. verwirklichen ! 268 Stern der Neger. Heft 11 U.12 . Zwei Beispiele Daß >die Besessenheit auch ifyeute noch in heidnischen Ländern vorkommt, und zwar häufiger, als man vielfach annimmt, ba= für bürgen uns die Berichte unserer Missionäre, die des öfteren mit eigenen Augen sich von der Richtigkeit und vom Borhan-densein dieser «Erscheinung überzeugen konnten. Die nachstehend angeführten zwei Beispiele entnehmen «wir dem Briefe eines Iesuiten-Missionärs, des Pater Rossi in Kiangnan (China): Während Ides «Maimonates, so schreibt er, beging man nicht weit von unserer Residenz zu Sutscheu in der Pagode der Königsschlange ein Fest zu «Ehren des dort aufgestellten Götzen; ohne Zweifel ist die Verehrung der Schlange der Teuselsdienst in seiner ältesten Form. Während' des Festes kam ein schwächliches, 16 Jahre zählendes Mädchen an «der Pagode vorüber. Plötzlich« fällt es in Ohnmacht, zerreißt seine Kleider, schlägt uüd verwünscht Vater und Mutter und «hebt wie spi>elend einen Stein auf, den selbst bie stärksten Männer kaum von der Stelle zu rücken vermochten. Zu Hause schlug es mit bem Rücken der Hand auf «den schweren Tisch, daß dieser aus den Fugen «ging. Mehrere Tage blieb es, ohne zu essen ober zu schlafen, in einem Zustand offenbarer Besessenheit. Die bestürzten «Eltern suchten Hilfe bei den Nachbarn. Ein Arzt jedoch, der vor nicht gar Inniger Zeit katholisch geworden «war, riet ihnen, unsere Kirche zu besuchen uüd an «Gott zu glauben. Der Rat toiurbe angenommen, und so wandte sich der Vater der Besessenen an mich« und erzählte den «Hergang der ganzen Sache. „Es gibt nur ein Heilmittel," antwortete ich, „aber es wirkt sicher, wenn diese Krankheit ein Werk des Teufels ist." — „Ich zaudere keinen Augenblick." — von Besessenheit „Dann glaube mit deiner ganzen Familie an Gott; aber merke es «wohl, es bedarf eines festen Glaubens, ohne jeden Rück-halt: «weder Gott noch den Teufel wirst du hintergehen. Sodann schaffe die Götzenbilder aus beinern Hause; hier ist Weihwasser und eine Medaille der allerseligsten Jungfrau, die, wie du siehst, der Schlange, bie ihr in eurer Pagode verehrt, Iben Kopf zertritt. Glaube also und die Heilung ist gewiß." — „Gut," erwiderte «der Vater, „heute abends nvich bringe ich Euch die «Götzenbilder, an deren Platz d«as Bild der Jungfrau stöhen so«ll." — Abends wartete ich vergeblich. Während nämlich der Mann mich aufsuchte, wurde ein Zauberer gerufen, der für «den Löhn von 600 Sapeken allerlei Grimassen unb Luftsprünge aufführte. Mir ließ «man melden, die Bilder würden am nächsten Morgen kommen. Nur zu, dachte ich, imm-er der alte «Betrug des Teufels; man schiebt es solange a«ls möglich auf und am Ende richtet man doch nichts aus. Am anderen Morgen trat der Arzt sichtlich niedergeschlagen in mein Zimmer. „Es ist nichts zu machen, sie wollen nicht inehr." — „Besuche sie wenigstens noch einmal," ermunterte ich ihn, „und sage ihnen in meinem Auftrag, daß es «keine andere Rettung für Leib und Seele ihres Kindes mehr gebe. Tust du es nicht der «Eltern wegen, dann tue es für das Seelenheil des Kindes, d«as gestern noch die heilige Taufe «verlangte." Er eilte hin und brachte die Leute «wirklich auf bessere Gedanken. Da sie nur zur «Miete «wohnten, gaben sie wenigstens alles her, w«as if) n en an abergläubischen «Gegenständen gehörte. Darauf besprengte man das Haus mit «Weihwasser, hing dem Mädchen die «Medaille um und stellte eine «Statue der «Mutter Gottes an den Platz, welcher Heft H u. 12. Stern der Neger. 269 der -chrenvollste zu fein schien. Sogleich war das Mädchen geheilt, nur veM-ieib ihm eine äußerste Schwäche. Am anderen Tage trug es der Water zur Kirche, wo es überglücklich eine heilige Messe anhörte. Nach derselben setzte ich ihm die Glaubenswahrheiten- auseinander, sowie die Pflicht, beim Teuselsdienste zu entsagen. — Im Lause des Tages mußte ich nach Schanghai reisen. Bei meiner Rückkehr erkundigte ich mich nach der Kranken. „Sie ist vollkommen gelheilt," entgegnet« mir der Arzt, „und lernt mit ihrem Vater an den Gebeten. Weiterhin erzählte man, wie am zweiten Tage der Heilung sich oben im Gebälk eine Schlange zeigte. Als die Anwesenden sie töten wollten, ließ sie sich mitten in den Wohn raum fallen und- verschwand, ohne daß sich jemand ihr Verschwinden zu erklären wußte. Die 9-ach-barn sind nicht wenig verwundert über diese Borgäuge. — Ich füge noch bei, was eine andere Frau, die ebenfalls Christin werden will, mir erzählte: „Ich bin Witwe; von meinen beiden Töchtern ist die eine an einen- niederen Mandarin nach Von-si verheiratet. Sie hatten zwei Kiir-öer, aber der Teufel fuhr in meine Tochter, und so hat der Mandarin sie mir zurückgeschickt. Sie sträubt sich gegen jegliche Kleidung, schlägt jedermann, zerbricht -alles, enthält sich fast gänzlich- der Nahrung und verrichtet Tinge, die weit über ihre Kräfte gehen. Nachts redet sie mit jemand, während- -man niemand -gewährt, -bittet ihn, sie nicht zu schlagen, nnlb beklagt sich über die Mißhandlungen, die sie erfährt. Als ich- von der obenerwähnten Heilung vernahm, sagte ich: Auch ich will -an Gott glauben, um die Heilung meiner Tochter zu erlangen." — „Gut," antwortete ich, „dann gebe ich dir ein Bild der Mutter Gottes unb zwei Medaillen, eine für dich und eine für deine Tochter. Aber ist dein G-atte -damit einv-erstanden?" — „Er ist einverstanden und würde selbst -gerne den Glauben -annehmen." — „Nun, fassen wir Mut, wenn deine Tochter -geheilt -wer-be-n soll, dann- heißt -es beten." —- Ich setze au-s diese Bekehrung di-e besten H-offnun-g-en. Sie sehen, wie der Teufel, ohne es zu wollen, bie Sache Christi fördert." Wieviel Anhänger zählt Tie Zeitschrift „Die Welt des Islam" (1914, 277) bringt nach dem „Moslem World-" eine Statistik des Mohammeda-nismus, die wegen der -gegenwärtigen Verhältnisse größeres Interesse beam s-prucht. H. Kutzner stellt die Zahlen zusa-m-men und schreibt: Für viele islamitische Länder waren bisher Zahlen angenommen worden, die gegenüber den weit sicherere-ren und einwandfreieren Feststellungen nicht bestehen können. Sa waren für Marokko früher 6 bis 10 Millionen angesetzt, die Zahl ist nunmehr ans 3,200.000 gesunken. Die 3,500.000 Mohammedaner der niohammedanismus ? von Darfur sanken auf 600.000, die 3,500.000 von Wadai aus 1,000.000. Die mohammedanische Gesamtbevölkerung der Welt wurde noch neuerdings vom arabischen Blatte „EI-Moi-jad" auf 270 Millionen geschätzt, Professor C. H. B-ecker schätzte sie auf 260 Millionen-, M. Hartmann auf rund 224 Millionen, H. Wich-mann in Justus Perthes' Handatlas auf 240 Millionen, Hubert Jannsen auf 259 Millionen. Die neue Statistik dagegen erreicht nur eine Zahl von 201 Million. Fast die Hälfte dieser Mohammedaner steht unter englischer Herrschaft, nämlich 270 Stern d e r Neger. Heft 11 it. 12 90 Millionen. 76,500.000 stehen unter der Herrschaft von anderen europäischen Kolonialmächten, unib nur 34 Millionen lcken unter mohammedanischen Herrschern, davon 13 Millionen in der Türkei. Das ottomanische „Kalifat", wie es sich noch selbst nennt, herrscht also nur über 61/2 Prozent der mohamMedanischen Gesamtbevölkerung. Unter deutscher Herrschaft stehen 1,480.000 Mohammedaner: 700.000 in Ostafrika, 720.000 in Kamerun und 600.000 in Togo. Unter französischer Herrschaft stehen 15,300.000, unter holländischer 35,309.000, unter russischer 20 Millionen. England, Holland, Ruß- land und Frankreich sind in der gegebenen Reihenfolge die bedeutendsten Kolonialmächte mit mohammedanis chen Untertanen. Von diesen 201 Millionen Mohammedanern sind aber 60 Millionen nur dem Namen nach Mohammedaner, da ihre Religion heidnisch ist, mit einem gewissen Einschlag von Seelen- und Geisterglaube. Außerdem unterscheiden sich 10 Millionen Mohammedaner in Persien und Indien,, die zur Schiitensekte -gehören, in vielen wesentlichen Punkten vom eigentlichen Islam. Es bleiben also für den orthodoxen Islam nur 126 Millionen übrig. llllllll!llllll!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll!llllllllll! * * Unterhaltendes. ^ * llllllllllflllllll!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll!lllllllllllllllll!llllllllllllllllllllllllllllll Zamira. (Fortsetzung und Schluß.) Er kletterte den Stamm hinan, von Ast zu Ast, immer höher, bis zur dichtbelaubten Krone. Überall prangte reichliche Frucht, lockte ihn süße Labung an. Ganz entzückt über den Wohlgeschmack der Früchte, hatte der gelenkige Jüngling bereits eine Höhe von mehr als vierzig Fuß erklommen; hier nun hielt er inrte, setzte 'sich in den schwachen Ästen einigermaßen zurecht und ließ nun seine Augen frei herninschauen. Da lag nun der ungeheure Wald wie ein unermeßliches Meer vor seinen Blicken ausgedehnt. -Wie er so seine Augen über die unzähligen Baumkronen hinschweifen läßt, siehe, da gewährte -er in südlicher Richtung vor sich, vielleicht kaum einige tausend Schritte entfernt, ein kleines, liebliches Tal mit kleinen zerstreuten Häusern, hingestreut auf grüne Wiesen und Fruchtfelder. Die -Entdeckung eines -Goldlandes könnte wahrlich d-en geldgierigsten Menschen nicht so erfreuen, wi-e dieser Anblick Alfons entzückte. Seine Freude wäre mehr derjenigen zu vergleichen gewesen, die -ein- Schiffbrüchiger empfindet, der auf einem schwankenden Brette plötzlich auf einer festen Insel landet. Alfons war seiner Gefühle nicht mehr Meister; laut jauchzte er, -streckte die Hände nach dem schönen -Eiland hin aus, während Tränen der größten Wonne sei- Heft 11 u. 12. Stern der Neger. 271 uten Augen entquollen und inniger Dank .Sitm Herrn emporstieg, der ihn so sichtbar geleitet hatte. Hurtig ging's nun den Baum herunter; auf dem Boden angelangt, verfolgte er eifrig die Richtung, in welcher das gesehene Dörfle'in lag. Kaum war er einige hundert Schritte weit gekommen, als Plötzlich ein wilder 'Eber zähnefletschend und schnaubend auf ihn losstürzte. An ein Entkommen war nicht mehr zu denken. Dieser Wechsel der größten Freude mit der äußersten Todesangst machte gleichsam sein Blut erstarren; er stand da wie festgebannt und ohne einen Gedanken fassen zu können, der ihm Rettung verheißen hätte. . . . Eine, zwei, drei Sekunden, und Alfons war erreicht . . ., mit einem Satze rannte ihn der Eber zu Boden. ... Im gleichen Augenblick aber fielen zwei Schüsse in der Nähe, und getroffen taumelte auch die Bestie über den ohnmächtigen Jüngling hin. Wie lange Alfons da im Blute gelegen, wissen wir nicht. Als er wied'er zum B-e-wußtsein erwachte und seine Augen öffnete, standen zwei Wilde, mit Jagdgewehren bewaffnet, vor ihm, die eben beschäftigt waren, ben getöteten Eber, den sie verfolgt hatten, von seinen Füßen wegzuwälzen, wodurch er nun von der Last völlig frei wurde. Alfons blutete an einer Verwundung an der linken Achsel, wo ihn die Tatze des Ebers getroffen hatte. Als er nun seine Augen aufschlug und sich halb aufrichtete, lachten die wilden Rothäute höhnisch auf. „Zwei Eber in einem Fang!" riefen die rohen N atnvmenschen. „Den einen essen wir," sagte der ältere, .„und der andere gibt Siva ein Opfer für die Ermordung unserer Brüder durch die Weißen." Alfons, der von Korban die Sprache der Wilden ein wenig gelernt hatte, verstand die Worte, nicht -aber den geheimnisvollen Sinn derselben. Doch las er nichts Gutes aus den häßlichen Gesichtern der wilden Jäger, ©r wußte - nicht einmal recht, wie ihm geschah, und ließ demnach mit sich machen, was sie wollten. Der eine der Wilden hieb ein Stück Fleisch vom Eber ab unb band es ans Gewehr, d-er andere aber ergriff den unglücklichen Alfons und schleppte ihn fort. Nach zehn Minuten langten sie im Dorf-lein an, das wir, obwohl in einem halb zerstörten Zustande, doch immerhin als „Florida" wiedererkennen. Bei einer der nächsten Hütten angelangt, tour-be ihm darin ein eigener Raum angewiesen. Man verband feine 'Wunde, die unbedeutend war, brachte ihm Nahrung und verschloß bann sein Gefängnis, damit er nicht entrinne. Alfons fand das alles in der Ordnung. Er warf sich- -alsbald auf das ihm ange-wiesen-e Strohlager und flief vor Ermattung ein. . . . Als -er erwachte, drang die Morgensonne durch die Ritzen der Hütte, draußen -herrsche ein lautes, reges Treiben. Er hörte ein Murmeln und Gerede wie das einer kleinen Volksversammlung. Man öffnete di-e Tür feines Behälters, indes der Tumult vor der Hütte sich mehrte. . . Alfons erhob sich von seinem Lager und trat ins Freie. Eine große Zahl Wilder war vor d-er Hütte versammelt, di-e ihn anglotzten und.bann in ein lautes Zischen ausbrachen, das ihm unheimlich durch die Seele führ. Unvermerkt trat ein Wilder mit einem Strick von Stroh auf ihn zu und warf 272 Heft 11 u. 12. Stern der Neger. ihm denselben mit Blitzesschnelle um den Hals. „Was soll das?" fragte Alfons ängstlich. „Weist mir den Weg zur Heimat, mein Vater wird es euch vergelten." Die Wilden machten häßliche Gesichter und erhoben ein lautes Geschrei, ohne ihm eine Antwort Zu geben. Alfons wußte sich dieses rätselhafte Wesen miš) Tun der Wilden nicht zu deuten. Man führte ihn zu einer Baumgruppe hin, in deren Mitte sich ein schöner, freier Platz befand. Es war der ehemalige Pro-menndenplatz des Thomas Koziunka. O, hätte Alfons es gewußt, daß da bor zehn Jähren auf derselben Stelle Kordon gewandelt, daß dies der Platz sei, von dem er ihm soviel Angenehmes erzählt hatte, und hätte er dabei die Größe der Gefahr erkannt, in welcher er schwebte, welche Gefühle würde das in seiner Seele hervorgerufen haben? Vor einem Baume island wie aus einem Gerüst eine Art Bild, das aus einem groben Holzklotz geschnitzt war und Siva, den Weltenzerftörer, den Gott der Rache, vorstellen sollte, lim denselben tanzten und hüpften in wunderlichen Gebärden und Sprüngen eine Menge Wilder, Männer und Weiber, herum. Erst jetzt durchschauerte Alfons ein namenloser Schrek-fcn. Er hatte von seinem Vater oft erzählen gehört, daß es noch läBilbe gebe, die die Weißen, wie man die Europäer nannte, vielfach ihren Götzen opferten und nicht selten sogar aufspeisten. Ihn schauderte vor diesem Gedanken, vor einer so entsetzlichen Todesart; totenblaß sank er ans seine Knie: „Mein Gott, mein Gott, rette mich!" Soeben wurde ein anderer Weißer, ein schon bejahrter Mann, in den Kreis geführt, dem man außer dem Strick um den Hals noch beide Hände gebunden hatte. „Führt die Weißen hicher!" rief eine Stimme vom Götzenbilde her. Alfons, der noch immer auf den Knien lag, wurde am Stricke emporgezogen und fortgeschleppt. Vor dem häßlichen Holzklotze band man beide Weißen mit einem Stricke zusammen, und einer der Wilden ----- es war der ältere Jäger vom vorigen Tage — erhob sich auf einem etwas erhöhten Punkte und sprach: „Ihr alle wißt, wie grausam Die Weißen sind; wie sie uns verderben, wo sie können. Erst kürzlich sind wieder mehrere unserer Brüder in ihre Hände gefallen und in harte Sklaverei abgeführt worden, der schreckbaren Greuel nicht zu gedenken, womit sie vor Jähren unsere Stämme zugrunde gerichtet haben. Dafür haben loir nun zwei Weiße gefangen. Siva, unser Gott, fordert Rache unb dürstet nach ihrem Blute; darum sollen sie fallen als Sühne für unsere Brüder." „Man opfere sie!" rief der wilde Hause mit schrecklichem Gebrüll; „Siva fordert blutige Rache!" Nun folgte tiefe Stille. Ein Wilder trat hervor und löste die Bande der zum Tode erschrockenen und zitternden Schlachtopfer. Der Tanz der Wilden hob wieder an, zuerst leise, dann immer bewegter, geräuschvoller und lär-men'ber. Und während die Menge auf einmal in ein gellendes Loblied aus ihren Götzen ausbrach, näherte sich ein Wilder leise dem älteren Weißen mit einer gewaltigen Keule in der Hand. Sofort wurde alles lautlos still. Ein Wink des Häuptlings . . ., die Keule erhob sich und mit einem furchtbaren Schlage fiel sie rücklings auf das Haupt des Mannes nieder, der mit ruhiger Ergebung und betend auf den Knien lag. Mit einem lauten Schrei stürzte er zusammen. Ein WilDer sprang herbei und schnitt ihm mit einem Messer die Gurgel ab. Der unbekannte Weiße war gestorben Heft H u. 12. Stern der Neger. 273 Wie ein Held. Keine, auch nicht die leiseste Klage war über seine Lippen gekommen; betend, ruhig und gottergeben erwartete er den Todesstreich. Alfons sah diese Szene mit Entsetzen an, sein junges Leben sträubte sich gegen die Schrecken des Todes. „Jesus, Maria, steht mir bei!" betete er halb leise. Das schreckliche Bild des ermordeten Mannes, die Gewißheit eines gleichen Todes erfüllten ihn mit einem solchen Schauer, daß er zur Erde saut. Da wurde alles still. Nur der Tanz der Wilden begann wieder, zuerst ganz geräuschlos, dann immer schneller und lärmender. Und wiederum schlich rücklings ein Wilder, mit einer Keule bewaffnet, herbei, sich hinter Alfons aufstellend. der, die Hände vor den Augen und betend, auf den Knien lag. Auf einmal zuckte Alfons aus, als fühle er schon den Todesstreich sich nahen; denn es fiel ihm eben der Gedanke ein, das; gewiß eben jetzt, wie bei -dem schon Erschlagenen, der Mörder herbeischleiche, weit der gleiche Tanz und das gleiche Spiel Widder begonnen hatte. Da sprang er, gerade im Augenblick, als der Wink zum Schlage gegeben wurde, -hastig von der (Srbe auf, hob die Hände über dem Kopfe zusammen und lixmbte sich blitzschnell gegen den Wilden um, der eben die Keule schwang. Ebenso schnell trat er zwei Schritte zurück. Diese Belve-gung brachte den Wilden außer Fassung, und ein allgemeines Gemurmel ließ sich i in der Menge hören, das bei den einen den Ausdruck des Staunens und der Überraschung, bei anderen dagegen nur gesteigerte Wut hervorrief. In diesem Augenblick drängte sich ein Jüngling durch die Menge; aus seinen Augen sprachen Besorgnis und Entsetzen; erarbeitete mit Händen und Füßen, um sich Bahn zu brechen bis zum inneren leeren Raum. Der Wilde mit der Keule hatte sich indes wieder ermutigt und trat einen Schritt auf Alfons zu, hob die Waffe und war bereit, den tödlichen Streich zu führen. Das Bolk fing an, sich zu Parteien, die einen aus Mitleid, die anderen aus ungesättigter Rache; die Verwirrung wuchs. „Halt, halt!" schrie der Jüngling, der sich eben durch das Volk gedrängt hatte; „es ist mein Bruder." — Noch lveuige Schritte, und Alfons lag in den Armen des rettenden Korban. „Mein Gott, bist du es?" das waren die einzigen Worte. Diese Szene machte auf die Menge einen überraschenden Eindruck; es herrschte einen Augenblick tiefe Stille, daün aber sing der Unmut einiger Wilden wieder an laut zu werden, da deren Blut-durst noch nicht gestillt war. Ein in der miifionsftation^BrazaDille (Hbanghi, Kongogebiet) gefangener Panther. 274 Stern der N ege r. „Reißt sie voneinander . . man soll uns nicht mehr täuschen!" rief eine Stimme. Korban richtete sich auf und sprach zum Volke gewendet: „Dieser Jüngling, den ihr töten wollt, ist mein Bruder, ist der Sohn des edlen Waltert, welcher nach dem Tode von Thomas Koziunk«, meines Vaters, lnich wie sein eigenes Kind aufnahm und erzog." „Was Korban euch sagt, ist wahr," nahm ein Weib das Wort; es war die alte, dock) immer noch rüstige Retnoka, die als Häuptling den unglücklichen Krieg gegen die Weißen mitgemacht hatte. „Gebt euch zufrieden mit einem Opfer; der große Gott verlangt nicht das Blut derjenigen, bie uns Gutes getan haben. Ihr hört, daß dieser Jüngling der Sohn eines Mannes ist, der einen unserer Stammes-genossen gerettet und wie sein eigenes Kind gehalten hat." „So soll er leben!" erscholl es wie aus einem Munde. Alfons war gerettet. Wir übergehen die Schilderung der Wonne, die beider Herzen durchströmte. Wiel gab es nun zu fragen und zu erklären. Aus den Mitteilungen Kovbans und mi§ dem, was später offenbar wurde, ergab sich, daß Korban in jener Nacht, als ihn Alfons zur Flucht antrieb, zuerst den Weg nach Plymouth einhielt und von dort immer jene Richtung verfolgte, die der Heereszug der Wilden, dem er ja beigewohnt, genommen hatte; so war er nach mehreren Tagen glücklich in Florida angekommen. Taß die Flucht in der Absicht Franzes-kos lag, werden die Leser wohl schon längst vermutet haben; darum diese Vorkehrungen, wodurch dieselbe auf alle Weise angeregt und erleichtert worden war. Heft 11 it. 12. Rikar lag, als Korban das Haus bdi> ließ, im nahen Garten versteckt und verfolgte in der Nacht die Spur des Flüchti-gen. Daher kam es denn auch, daß Rikar, der mit Alfons am Morgen früh den entflohenen Korban wieder aufsuchen sollte, sich wohlweislich hütete, jenen Pfad einzuschlagen, den Korban genommen hatte. Es war ja auf das Verderben beider abgesehen. Korban hatte indessen bei Retnoka, die sich nach 'ber Heimkehr des Überrestes der Wilden in Florida niedergelassen hatte und das Haus des Thomas Koziunka bewohnte, gute Aufnahme gefunden, obgleich das Dorf in der ersten Wut der rachsüchtigen Wilden größtenteils zerstört worden war. Die Kirche war niedergerissen und der fromme Pater Sigismund, der daheim geblieben, am zertrümmerten Altar ermordet worden. Nur dem Zureden unb den Ermahnungen Retnokas war es allmählich gelungen, daß die Überreste des Dorfes geschont wurden und daß einige hundert Wilde sich nach und nach in Florida ansiedelten und die Landwirtschaft, so gut es ging, fortsetzten. In diesem halbzerstörten 3ufilon!be blieb Florida, bis es einige Jähre später an die Weißen kam. — Die Rettung des Alfons war eine offenbare Fügung des Himmels. Korban wohnte bei Retnoka im Hause seines Vaters, von ibem kaum einige hundert Schritte entfernt der Auflauf des Volkes stattfand. Das Sonderbare dieser Erscheinung lockte auch Retnoka und Korban herbei. Als Korban nun durch den Garten hinter dem Hause hinab- und dem Platz zueilte, wo bie Mordszene stattfand, erhob sich Alfons eben vor dem Streiche des beorderten Keulenträgers; dadurch be- merkte ihn der forschende Blick Korbans, der bei der geringen ©ntfernung eine Ähnlichkeit des Schlachtopfers mit Alfons zu erkennen glaubte. Wenn auch nicht zur vollen Gewißheit gelangt, so war diese Vermutung schon Antrieb genug, mit allein Ungestüm der Liebe und Besorgnis durch die gaffende Menge zu dringen, um womöglich noch Hilfe zu bringen; dieselbe kam eben noch zu rechter Zeit. Nachdem Korban und Alfons im Hause der Retnoka angelangt, ihre erlebten Schicksale einander eröffnet hatten, berieten sie nun, was sie für die Zukunft beginnen sollten. Retnoka ging ihnen, soweit sie es verstand, toie eine gute Mutter an die Hand, so daß sie sich am Ende sogar dazu bereit erklärte, die vermeintlichen Brüder in die Heimat zurückzubegleiten, wo sich! indes, infolge des scheinbar glücklichen Gelingens aller Pläne Franzeskos, wichtige Dinge vorbereiteten. 18. Ist das möglich? Es war am 30. September 1816, als Beata, in tiefe Trauer gehüllt, blaß und abgehärmt, auf dem Sofa ihres Zimmers saß. Neben ihr arbeitete Berta an ihrem Stickrahmen. Sie war bereits zur blühenden Jungfrau herangewachsen. Ihr stilles, bescheidenes Wesen und die Anmut ihrer Züge waren ein lebendiges Abbild der Mütter. Allein auch in ihrem Herzen nagten Schmerz unb Kummer. Wie nach einem längeren Gespräch, das von tiefem Seelenleiden begleitet ist, ruhten die Hände der Mutter und Tochter einen Augenblick. Beata suchte sich zuerst wieder zu trösten, indem sie den weinenden Mick mit dem Ausdruck der Ergebung und des Gottvertrauens zum Himmel erhob, indes in Bertas Auge eine Träne zitterte, die sie, um die Mutter zu schonen, so schnell als möglich verwischte. „Wenden wir uns von diesem schrecklichen Bilde ab," hob nach einer Pause Beata an; „wenn er tot ist, wie Rikar und alle ausgesandten Leute glauben, so wird unser Schmerz ihn nicht wieder lebendig machen. Nach einer kurzen Spanne Zeit werden wir die beiden wiedersehen im Himmel." Es folgte aberm!als eine schmerzliche Pause. Man hätte es der Tochter wohl ansehen können, daß ihr noch etwas anderes auf dem Herzen lag; allein sie fand den Moment doch nicht ganz geeignet dafür, der Mutter Mitteilung zu machen. Mutter und Tochter überließen sich noch eine Weile ihrem Schmerz im Andenken an Alfons und Korban, die man schon einige Wochen vergebens überall gesucht, aber nirgends gefunden hatte. Ein Taschentuch von Alfons, das blutig und zerrissen heimgebracht worden war, galt als Zeugnis feines Todes durch den Rachen eines wilden Tieres. Rikar 'fjatt-e nicht ermangelt, das schreckliche Bild dieses martervollen Todes in grellen Farben darzustellen. Weil diese täuschende Mitteilung alle Wahrscheinlichkeit gewann, so legten die guten Frauen Trauer an, und es waren ihre Gespräche sehr oft dem Andenken der Vermißten gewidmet. Den teilnehmendsten und> liebreichsten Tröster spielte nun Franzesko. Seine Tätigkeit lUnd Aufmerksamkeit überall im Hause und im Geschäft seines Herrn übertraf alles, was man von ihm. erwarten konnte. Er hatte sich vollkommen unentbehrlich gemacht. Er tröstete, ermähnte und half überall. Am meisten wandte sich jedoch seine Aufmerksamkeit und seine zärtliiche Fürsorge der Berta zu. Immer deutlicher gab er zu verstehen, d'aß sie sein ganzes Glück auf Enden ausmache, daß er ohne sie nidjt mehr leiben tonne. Berta war in Verlegenheit. Sie kannte in diesem Punkte die Ansicht der Mutter nicht, die es wirklich einsah, daß Franzes ko gleichsam allen alles geworden war. Sie hätte sich entschließen können, Franzesko die Hand zu reichen und ihn Ibamit in den Besitz eines großen Vermögens zu setzen, wenn dieses den Eltern erwünscht gewesen wäre. Freilich hätte sie damit ein Opfer gebracht, denn sie liebte Franzesko nicht, konnte ihm über immerhin eine freundschaftliche Zuneigung aus Achtung für seine Talente und seine Leistungen nicht versagen. Gern würde sie sich heute mit der Mutter über diese wichtige Lebensfrage beraten haben, weil sie damit Franzesko dem Geschäft zu erhalten glaubte, da derselbe immer mehr merken ließ, daß er sonst das Haus verlassen müsse; allein der gegenwärtige Moment so vielen und so herben Schmerzes war zu solchen Eröffnungen ganz und gar nicht geeignet. Das größte Hindernis indes bildete die Abwesenheit des Vaters, ohne dessen Willen sie auf keinen Fall eine Verbindung eingehen wollte. Ta, es war surge Zeit nach dem Verluste des jungen Alfons, eilte eines Tages ein Amtsdiener der Stadtbehörde von Newport dem Hause Walterts zu. Eine Magd meldete denselben bei Beata. Der Bote trat ein, entfaltete ein großes Schreiben, zwang «sich zu einem schmerzlichen Lächeln und begann: „Die Behörde hat gestern pon Philadelphia aus Nachrichten über Herrn Lorenz Waltert erhalten, welche sie der Familie desselben mitteilen will." „Sie haben doch gute Nachrichten von unserem lieben Vater?" riefen wie aus einem Munde Beata und ihre Tochter. Der arme Bote kam etwas außer Fassung, als er die zarten Frauen so gespannt und voll Erwartung sah, seinen Bericht anzuhören. Er versuchte darum, etwas zu lächeln, während er auf Warte sann, wie er die schreckliche Nachricht vour Tode Walterts auf möglichst schonende Weise borBrimgen konnte. Dieses Zögern verdoppelte die peinliche Besorgnis der Frauen. „Herr Walter . . .," stotterte der Bote endlich, „ist laut einem Bericht der Regierung von Luzern in der Schweiz glücklich und gesund aus einem schönen Berge, der Rigi genannt, langekommen . . ., dort aber..." „Um Gottes willen, was wollt Ihr sagen?" unterbrach Berta den Zögernden. Berta sprang von ihrem Sitze auf, um der Mutter, welche einer Ohnmacht nahe war, beizustehen. „Was ist geschehen? Laßt uns nicht länger auf der Folter," führ Berta fort. Der Mmtsdiener zitterte am ganzen Leibe; er fühlte, daß er nicht die geeignete Person war, eine solche Mission zu erfüllen. Doch nahm er sich zusammen unb sagte im Ausdruck des teilnehmendsten Schmerzes: „Ach, dort ... auf dem Beuge geschah ... ein Unglück, ... er stürzte, . . . er ist tot!" Man denke sich die Wirkung dieser Warte. . . Schlag auf Schlag folgten Unglück und Todesberichte; zuerst Korbau, dann Alfons, und endlich Waltert selbst — alle tot! Mit einem Schrei, wie er nur aus einem brechenden Herzen kommt, sank Beata ohnmächtig in die Arme der Tochter, die unter der Wucht dieses furchtbaren Schlages selbst mit der letzten Kraft kämpfte. Der Amtsdiener schrie um Hilfe. Die Heft 11 u. 12. Stern der Neger. 277 Mägde stürzten herbei, und schnell hinterdrein auch Franzes ko. Als dieser die Gruppe der todesbleichen Frauen und auf dem- Tische ein obrigkeitliches Schreiben mit schwarzem Siegel sah, da rief eine vorwurfsvolle Stimme in seinem Innern: „Das ist dein Werk!" Beim Betrachten des namenlosen Unglücks, das er über diese gute Familie herbeigeführt hatte, und als Berta, die ohnmächtige Mutter in den Armen-, mit einem furchtbar schmerzlichen Mick ihn ansah, da überkam Rührung den Bosewicht. Er liebte Berta wirklich — doch hatte die Habsucht alle edleren Gefühle in ihm ertötet. Der Anblick dieses 'Elends jedoch, der flehende Mick Bertas, die kaum mehr ihrer selbst bewußt war, alles dies rief no-ch einmal den letzten Funken einer menschlichen -Empfindung in seinem Innern- wach. . . ., eine Träne gitterte, in seinem Auge. Möchte es keine Krokodilsträne sein! In diesem Augenblick lebte Beata einen Angenblick wieder auf. „Also tot ist er, mein Waltert tot!" — und wieder schlossen sich ihr Mund- und ihre Angen. Beinahe sechs Monate- waren seit der Botschaft von Walte-rts To-d-e verflossen. Beata hatte sich nach einer mehrwöchen-tlt-cheu schweren Krankheit wieder erhalt. Die Trauer um den geliebten Waltert trug sie dBieir stets noch i-n ihrem Herzen. Inzwischen hatte Frcmzesko seine Sorgfalt für Beata und ihre Tochter n-odj, vermehrt, gleichsam, als möchte er den begangenen Frevel wieder gutmachen. Leider aber trat nur die Habsucht die Triebfeder seiner Handlungsweise. Da -er glaubte, daß Berta ih>m nicht gerade abgeneigt wäre, so wagte er es endlich, bei der Mutter selbst uni deren Hand zu Bitten. Beata, die ihre Tochter darüber erforscht Tratte und bemerkte, daß sie mehr aus Willfährigkeit gegen die Mutter als aus Liebe zu Fran-zesko -eine Verbindung einging, nahm die Bitte Franzeskos zwar nicht ungnädig auf, machte ihm sogar einige Hoffnung, erbat sich aber doch noch eimilge Bedenkzeit, um, wie sie sagte, auch Bertas Herz und Willen zu Befragen. Diese Bedenkzeit benützte sie ganz besonders dazu, sich mit ihrem alten Vater Lopez in Lowell über die Zukunft ihrer Tochter zu beraten. Sie sandte deshalb 9tiBar mit einem Briefe an denselben. Da derselbe über nicht zu der Zeit zurückkehrte, wo man ihn erwartete, so flößte dieser Umstand Beata sowohl wie auch Franzes ko große Besorgnis ein. Über vierzehn Tage verflossen, ohne daß eine Antwort von Lowell oder Rikar selbst erschienen wäre. Endlich langte -ein Brief des alten Lopez an, aber mit solch lakonischem und geheimirisvollem Inhalte, daß niemand daraus so recht klar wurde. Auch war der Überbringer nicht Rikar, sondern ein Diener >des Lopez, der sich zudem eiligst und ohne irgendwelchen Aufschluß zu geben, wieder entfernt hatte. Der Brief lautete: „Liebe Dochter! Meine Hand zittert, darum mache ich es kurz. Bor allem freut es -mich, daß Du Dich wieder woh-l befindest nach so harten Leiden; bann- bin ich auch bereit, den wärmsten Anteil an Deiner Berta Schicksal zu nehmen. Eine Vermählung wird stattfinden, wenn Du zufrieden bist. Ich möchte den Ta-g der Feier -auf den heiligen Ostertag, die Auferstehung des Herrn, feistsetzen, weil dann unfehlbar einige Gäste, worunter vielleicht ich selbst, sofern Gott mein Wer schützt, ihdß-ei -erscheinen werden. Du gllanbst jo -an die Auferstehung der Toten so gut als ich, unb an einen Vergelter des Guten und des Bösen. Der heilige Ostertag wird ge-ei;gn-et jein, diesen -Glauben zu stärken-. Bereite die Feier auf das beste vor und hofse auf den Herrn der Lebendigen und- der Toten. Wenn aber Berta ihren Bräutigam noch am Altare verlieren sollte, erschrecke deshalb nicht. -Halte Dich gefaßt! Am 16. April also um 10 Uhr vormittags wünschen wir, der Vermählung in der St. Josefs-Kirche in Newport beizuwohnen, vorher wirst Du uns nicht, dann aber vieles sehen, was Dein Herz erfreuen wird. Gott mit Euch! Lowell, den 19. März 1817. Fernandez Lopez." Stota kannte zwar den Humor ihres Vaters, diesen Brief aber konnte sie nicht enträtseln, und doch regte er seltsame und oft sich gleichsam widersprechende Gefühle in -ihrer Seele auf. Ungesäumt wurde nun mit allem Fleiße zur Vorbereitung der Hochzeits-feier geschritten. Franzes ko war selig im Vorgefühl beg Besitzes so großer Reichtümer, die ihm Berta einbrachte; diese -aber konnte nicht recht daran glauben: diese schnelle Entscheidung überraschte sie, und da ihr armes Herz dabei leer 'blieb, so empfand sie -erst jetzt die Größe des Opfers, das sie bringen sollte. Sie -weinte manche Träne im stillen und wollte den Trost nicht recht fassen, den die Mutter ihr mit den Worten gab: „Gott wird denen -alles zum Besten wenden, di-e ihn lieben; nehmen wir an, was der Himmel über uns verfügt." In Lowell hatten sich inzwischen allerdings wichtige Dinge ereignet. Als Rikar mit dem- Briefe Beatas eines Abends spät in Lowell und int Hause des Lopez ankam, war -er nicht wenig erstaunt, den totgeglau-bteu Waltert nebst Ko-rban und Alfons — alle lebend- —- in heiterer Gesellschaft beisammen anzu-tr-efse-n. Ja nicht bloß Staunen, sondern der äußerste Sch,recken bemächtigte sich des Negers mit dem -bösen -Gewissen, so daß er beim Anblick seines „rechtmäßigen Herrn" und dessen Kinder die Hände über dem Kops zusammenschlug, -auf die Knie -niederfiel und ausrief: „-Gott Siva ist gerecht und seine Strafe bleibt nicht ans!" Alle waren erstaunt, die ihn sahen, noch mehr sreili-ch die, welche ihn kannten. „Ich will alles bekennen," schrie der Unglückliche, „nur f-ch-o-nt mein Leben." Dieser Auftritt kam so unerwartet, daß er die Spannung der Gesellschaft hob, ob-loohl es niemand mehr ein Rätsel war, was der reuige Neger bekennen wollte. Korban hatte so viel Aufschluß über- das Verhängnisvolle der jüngsten Tage -gegeben, daß das teuflische Netz des Fr-anzesko, welches er zum Verd-erben der Familie Waltert gesponnen, ziemlich g-enau durchschaut wurde. Die V-erabr-ed-ung desselben mit Rikar und der Eidschwur des letzteren -im Garten waren durch Korb-an B'e= richtet worden. Was mehr als sein Bekenntnis -alle Anwesenden, die niemand anders als di-e Familie Lopez mit Waltert, Korb-an und Alph-ons waren, interessierte, war d-ie nn= erwartete Erscheinung des Negers. Als derselbe ein wenig beruhigt war unb von Waltert endlich um d-en Zweck seiner Sendung Befragt wurde, zo-g et mit Hast den ihm von B-eata an den alten Lopez adressierten Brief hervor, welcher der Gesellschaft -abermals neues Licht über die Absichten Franzeskos gab. Die Folge davon war nun die lakonische Antwort des Lopez an Be-ata, welche im Einverständ- Heft 11 u. 12. Stern 'der Neger. 279 ms m'iit Waltert durch einen Eilboten nach Newport giefanibt wurde. Am folgenden Tage erzählte Rikar die ganze Machination Franzeskos, foweit er sie kannte, die nun klar bewies, daß Fvauzesko es -ans den Do-d Korbaus und Alfons' abgesehen hatte, und daß derselbe, wie Selin dem Rikar vor der Abreise nach der Schweiz eingestanden hatte, auch das Verderben Walterts durch SeliN bezweckte. Das Ende des bösen Spiels sollte nun die Vermählung mit Berta krönen. Man schauderte mit Recht ob dieser unmenschlichen Bosheit des schlauen Heuchlers. Der Leser wird wohl verstehen-, wie sich Waltert, Korban und Alfons in Lowell trafen. Retnoka, die alte Anführerin her Wilden, hatte die beiden 'letztern -auf deren Verlangen nach Lowell begleitet, weil sie, wenn geradewegs nach Hause zurückgekehrt, vielleicht einer neuen Intrige Franzeskos zum Opfer gefallen wären. Auf den Bericht derselben über das Vorgefallene hatte Lopez nicht gesäumt, verschiedene Briese nach der Schweiz zu sen-heit, womit er nach Waltert forschen und denselben bitten ließ, sofort zu seiner Familie zurückzukehren. Diese Kundschaft gelangte jedoch keineswegs zu den Ohren Walterts. Nachdem er, unbekannt mit der Treulosigkeit 'Selins, dessen vermeintlichen Tod auf dem Rigi betrauert, dann seine Eltern im Frei'cmrte mit seinem Besuch unendlich erfreut und durch die reichlichsten Geschenke ihre letzten Tage vor aller Lebenssorge gigsichert hatte, kehrte er mit aller Sehnsucht -väterlicher Liebe wieder n-ach Amerika zurück. Walltert war wenige Tage vor Rikar bei seinem Schwiegervater Lopez in Lowell angekommen, und, wie begreiflich, nicht bloß erstaunt, Kobban und Alfons da zu finden, sondern-, nachdem er all die unsäglichen Leiden der Seinen erfahren, auch erfüllt mit der tiefsten Entrüstung und dem bittersten Weh über die grenzenlose Bosheit und Treulosigkeit Franzeskos. Als Alfons mit jugendlicher Begeiste-rnng uNd- mit den lebendigsten Farben schilderte, wie der bescheidene Korban ihm d-as Leben vor -der Rache der Wilden -gerettet, ha blieb freilich kein Auge von Tränen leer, und alle -stimmten mit Waltert in lauten Dank gegen Korban ein. Dieser Triumph Korbans -entzückte niemand mehr -als Alfons, der mit aller Liebe an seinem vermeintlichen Binder hing. -In Waltert aber wurde -ein andrer Entschluß reif. Nach Erlaß des geheimnisvollen Brieses -an Beata und n-achdem bereits 'weitgehende Vorkehrungen getros-sen worden, rief Waltert Korban zu sich, und nachdem er das unschuldige, engel-schöne Mädchen mit Wohlgefallen eine Weile betrachtet hatte, sing er an: „Zamira, nun ist wohl die Zeit gekommen, too du als Mädchen vor der Welt -erscheinen und heinen- ursprünglichen Namen wieder tragen harf,ft. Du hast jene Jahre erreich-t, bis auf welche dein Vater das freilich -etwas sonderbare, doch gewiß wohlgemeinte -Gelübde getan hat, 'dein Geschlecht verborgen zu halten. Die Ereignisse voll Leiden und Gefahren, die dein ganzes bisheriges Leben begleiten, haben die h-eillige Borsich-t deines Vaters vollkommen -gerechtfertigt. Nun aber möchte ich. dich doch- fragen, ob du über die Zukunft und hie Wahl eines Standes schon nach-ged-acht hast und wohin etwa deine Entschlüsse gehen, damit ich als dei-n treub-e-sorgter Vater deinen künftigen Lebens-Pfad ebnen und denselben, soviel es in menschlicher Macht und Liebe steht, auch sichern kann." 280 Heft 11 u. 12. Stern der Neger. „Sei offen,, Zamira," fuhr nach -einer kurzen Pause Walter! wieder fort, im das Mädchen vor Überraschung kaum zu Worte kommen konnte; „ich will dich halten wie mein Kind." „Vater," erwiderte Zamira, „Ihre ©ixte übersteigt alle -meine Begriffe" . . . „Nicht doch, liebes Kind-," unterbrach sie Waltert, „reden wir nicht d-av-on, du h-ast mir mehr als vergolten." „Ja, wenn Sie es wollen," begann Žani ira, „so gestehe ich, daß ich schon oft mit einiger Besorgnis an -eine Underung meiner Lage dachte, und -daß die jüngsten Ereignisse es vorzüglich sind, die mich zu dem Entschlüsse bestimmten, in -einem Kloster mein ganzes Leibien ©o-tt meinem Heiland zu widmen." „Hast du diesen Lebensplan aber auch wohl erwogen?" bemerkte Waltert etwas überrascht. „Hast du die hohe Bedeutung dieses Berufes erfaßt, und glaubst du nicht, daß irgendeine Heise Erinnerung dich an das Leb-en in der Welt zurückzieht, von dem du -auf immer Abschied nehmen willst? . . . Prüfe dich wohl . . . Verhüllt b-cm Inneres einen Wunsch, dessen Erfül-tung du dem Klosterleben vorziehen- würdest? . . . Ich -achte den geistlichen- Stand in seiner wahrhaft -göttlichen Bedeutung über alle -gewöhnlichen Lebensverhält-nisse, . . . dem Menschen ist fa nur eine hohe Bestimmung -gegeben: -Gott zu lieben, ihm zu dienen und dadurch selig zu werden ... Doch soll die Wohl dieses St-an-ö-es ein Ruf Gottes, eine Wahl sein, die aus rein geistigen Beweggründen h-ervor-gcht . . . Schon mancher, der ins Kloster getreten, hätte besser getan, einen weltlichen Stand zu wählen, und umgekehrt. Jeder prüfe sich wohl, wozu ihm Befähigung und innerer Antrieb geworden-, und wähle -mit Vorsicht vor -Gott. Die Ehe ist ein heiliges Sakrament, wie die Priester- weihe, beide von Gott eingesetzt. Im Ehe-wie im Priesterstande kann die Seligkeit erlangt werden; ich werde deinen Entschluß ehren und alles anwenden, was mir zu Gebote sicht, um deinen Beruf der Vollkommenheit entge-genzu-führen ... Es wird dich zwar schnurzen, uns alle zu verlassen, doch um Gottes willen ist kein Opfer zu groß. Er h-at sich ja zuvor für uns geopfert. . . Doch möchte-ich nochmals fragen," fuhr er -langsam fort, „lebt keine andere Neigung in -deiner Seele, an d-ie ich und Alfons — aus Liebe und Dankbarkeit für die Rettung seines Lebens — dir ..." Waltert brach die letzten-Worte ab, suchte in ihrem Aujg-e zu lesen und schwieg -eine Weile. Bei einem Worte sah er sie erröten, ihre H-and zitterte und -eine Träne stah-l sich >aus ihrem Auge. . . . „Schon genug," hob Waltert wieder an, „-taffen wir es für heute, bete unld denke darüber nach-, Gott wird -alles zu deinem Heile -lenken. Ich werde indes deinen innersten 'Entschluß heilig achten und auch zu erfüllen suchen." Mit diesen Worten entließ er sie. Viel leichter als die schüchterne Z-amira erforschte Waltert -die Herzensstim'mung seines Sohnes Alfons. — Zwei Tage nach der Unterredung mit Zamira war dieselbe in Lowell plötzlich verschwunden. Alfons fragte, -d-a er sie einen, Tag nicht sah, den Vater, warum Korban heute sich gar nicht blicken lasse. „Korban," -antwortete Waltert gleichgültig, „ist nach Newport verreist, um dort in ein Kloster zu treten. Er h-at Neigung für den Ktosterstand; wir wollen sehen, -wie ihm das Klosterleben zusagt." „Korban ins . . . Kloster?" stotterte Alfons tödlich erschrocken. Nachdem Waltert ihn eine Weile betrachtet h-atte, um namentlich zu ers-or- Heft 11 u. 12. 281 Stern der Nege r. scheu, dB sein Sohn über Has Geheimnis Korbans noch im Unklaren sei, begann er wieder: „Du wirst ihn doch nicht hindern wollen, seinem Berufe zu folgen?" . . . „Mein Gott, tras kann ich?" erwiderte Msons; „erlaubt mir nur, Vater, daß ich mit Korban ins Kloster WWn kann; er ist ja so gut . . . mein Bruder . . . ohne ihn, der mir «das Leben gerettet, habe ich keine Freude am Leben." „Ha, es scheint, du liebst ihn mehr als dich selbst . . .doch soviel hast du Wohl erfahren, daß Korkban für Handelsgeschäfte wie für schwere Arbeiten nicht taugt, er ist ja so zart wie ein Mädchen und — paßt darum am besten in ein Kloster." „Gott hat uns aber doch," bemerkte Alfons, „mit so viel Glück gesegnet, daß Karban nul uns leben kann, ohne die schwersten |ltBeifen verrichten zu müssen." Waltert wußte nun genug. Das offene Wesen seines ©o'^^ blieb sich gleich . . . Wie in Lowell, so schitenen sich auch in Newport mit den festlichen Zubereitungen auf den 16. April seltsame Geheimnisse zu vermischen und zu vermehren. Eines Tages während dieser Zeit b'er Hoffnung ließ sich der Beichtvater vom Nonnenkloster des heiligen Josef in Newport zu einem Besuch bei Beata melden. Aus seinem freubestrahlenden Auge schie-nen eine Masse von Rätseln und Geheimnissen sich verraten zu wollen, die jedoch der sanfte Ernst seiner Haltung Widder zurückdrängte. Seine Sprache nahm den Ton des ministen Wohlwollens an, alles aber war abgemessen, kein Wortlein zu viel und keines zu wenig. Bald gewann es den Anschein, alg wolle er etwas Wichtiges sagen,, dann waren es aber nur wieder Trostworte, liebevolle Ermahnungen zur Geduld — Gott werde alles zum Besten lenken. Als er aber endlich zu verstehen gab, daß ider totgeglaubte und schon so lange vermißte Korban gefunden sei, Daß er noch lebe und daß er, weil nun nicht ein Jüngling, sondern ein Mädchen ■— bereits im Frauenkloster zu St. Josef sich befinde, da brach das Staunen der Mutter in laute Bewunderung aus. Ja, sie fing sogar für das Leben ihres Sohnes 31t hoffen an. „Aber wie kommt denn dies?" rief sie freudig ergriffen, „Das ist eben eine Fügung Gottes; wer will Gottes Wege erforschen, wer seine Geheimnisse durchschauen?" erwiderte der fvomiine Pater, indem eine Träne in seinem Auge sichtbar wurde. In diesem Augenblicke trat Berta im strahlenden Hochzeitkleide ins Zimmer, um den Anzug vor der Mutter zu probieren. Ihre Wangen aber waren blaß und die Augen rot vom Weinen; sie vermochte Die innere Traurigkeit nicht zu verbergen, so sehr sie es versuchte. — Wie erschrak sie aber, als sie den Pater im Zimmer erblickte! Sie hatte von seinen: Besuche nichts gewußt. Deshalb wollte sie sich auch schnell wieder entfernen, während ein flüchtiges Schamrot ihre Wangen überzog. • „Bleib nur, liebe Berta," sprach die Mutter, und eilte der Tochter entgegen. „Du hgst dich vor dem Pater nicht zu fürchten. Denke dir, welche Botschaft er uns bringt. Korban lebt noch und befindet sich im ritijen Kloster zu St. Josef." Berta vergaß ihr Hochzeitkleid — freudig schlug sie die Hände zusammen und rief: „Er lebt noch? Gott sei gelobt! Wer," setzte sie leise hinzu, „keine Nachricht von Alfons?" „Auch Alfons wird sich finden," entschlüpfte nun dem entzückten Pater das Wort. In den lauten Jubel aber mischte sich abermals ein leises Ach! von Beata — „O könnte doch auch Waltert an unserer Freude teilnehmen!" Die guten grauen hielten sich wonnig umschlungen — und der Pater war so ergriffen, daß er kein Wort hervorbringen konnte. . . Endlich sagte er: „Gott wird ja alles zum Besten lenken . . . ., doch laßt mich. . . Ich nehme teil an eurer Freude, an eurem Schmerz . . . Seid getrost . . . Es ist genug . . . Gott wird zur rechten Zeit alles offenbaren . . „Ja, richtig," fügte der Pater, wieder etwas gesammelt und zu Berta geweirdet, hinzu: „Ihr schönes Meid, das Wohl schon das Hochzeitkleid fein wird, erinnert mich an einen Auftrag, den ich bald- üergeffen hätte. . . Fernandez Lopez läßt Sie durch mich ersuchen, es nicht zu verschmähen, mit Franzesko 'ant Hochzeittage, den 16. April, in der Kirche zu St. Josef zu erscheinen, aber auch nicht zu erschrecken, Wenn er nicht' mit Ihnen zurückkehren sollte ... Es kann ja leicht ein Unfall tßegeignen . . . Wollen Sie sich auch' nicht schämen, wenn dieser Tag und euer Erscheinen der Tugend reichen Lohn und item Laster gerechte Strafe bereiten soll ... Es ist dies der Wunsch eures Großvaters — der bis dahin aber Franzesko ein Geheimnis bleiben müsse . . ." Weiter konnte der gute Pater nicht reiten. Er blickte dankbar zum Himmel, schüttelte den Frauen gerührt und treuherzig die Hand und entfernte sich mit den Worten: „Seid guten Mutes — auf ein frohes Wiedersehen bei St. Josef!" ■—- Diese Worte verfchlten ihre Wirkung nicht.------ Die neue, im byzantinischen Stil gebaute Klosterkirche zu St. Joses war eine der besuchtesten in Newport, weil namentlich der liebliche Chorgesang der Klo-stersrauen die Stadtbewohner anzog. Da Newport selbst noch im Werden Begriffen war, und da erst eine neue größere Pfarr- kirche gebaut wurde, so mußte das Gotteshaus zu St. Joses einstweilen auch zur Spendung der heiligen Sakramente der Danse, der Buße und der Ehe benutzt werden. Der Chor der Schwestern war durch ein hohes Eisengitter vom Schiss der Kirche abgeschlossen;, das überdies gewöhnlich durch einen roten Vorhang den Blick ins innere Heiligtum toerfcfilof;. Außer dem Gitter stand aber ein Altar, auf welchem die Statue der Gottesmutter Maria eine besondere Zierde bildete. Rechts bei diesem Altar erlhob sich der Taufstein. Bei Hochzeiten h>atten die Brautleute, damaliger Übung gemäß, vor der Einsegnung durch den Priester vor dem erwähnten Muttergottesbilde ihre Andacht, als Vorbereitung zum Antritt des hochwich-tigen Standes, zu verrichten, und erst dann öffnete sich der Vorhang nebst dem Eisengitter, woraus am Hochaltar die Vermählung vor sich ging. Rechts bei dem Hochaltar war der Eingang in den inneren Klosterraum, links die Sakristei. Die Sonne des 16. April begrüßte die Erde mit einem herrlichen Frühlingstage. In der Stadt hatten sich tomtberjame Gerüchte über die Hochzeit Franzeskos verbreitet, weshalb sich alles nach der St. Jo-selfkirche hindrängte, welche in ungewohntem Schmucke prangte. Das unerklärbare Verschlwinden Korbans und Alfons' und der Tod Walterts und daraus eine Hochzeit mit der Tochter war die Veranlassung zu vielen Vermutungen unter dem Volke von Newport. Es schlug alten die zehnte Stunde, als Frwnzesko an der ©eite der holden Berta die Kirche betrat. Sein Gang und seine Haltung waren die eines großen Guts- und Fabriksbesitzers und eines reichen Handelsherrn; als sol- Heft 11 u. ! 2. Ster n der Neger. 283 cher träumte sich der Glückliche mit allein Recht. Berta wagite nicht aufzublicken. Aller Augen waren auf das reichgezierte Paar gerichtet. Am Muttergottesaltar angelangt, sanken beide an den Stufen desselben auf die Knie nieder zum üblichen Gebet. Schon hatten sie fünf Minuten darin verharrt, und noch wollte das Eisengitter sich nicht öffnen. Fvanzesko ließ nicht undeutlich einen Anflug vornehmen Zornes blicken, dasi man ihn fo ungebührlich lange beten lasse. Berta aber schwebte in unsäglicher Angst. Sie hoffte da Erlösung vom Liebesbande Franzeskos, und sie wollte ničit kommen. Sie erh>vb flehend ihren Blick zum heiligen Marienbilde und gellobte der hehren Königin bet Jungfrauen aus tiefstem Herzen, nur Christus als ihren Bräutigam anzuerkennen und sofort in ein Kloster zu treten, wenn ihre Hand frei bleiben Würbe. Jetzt begann auf einmal der Chorgesang der Klosterfrauen, Zuerst leise wie ein sanftes Säuseln des Zephirs aus fernen himmlischen Regionen, und bann stärker bis zum lieblichsten WahMange. Gleichzeitig öffnete sich der Vorhang mit dem Eisengitter und offen stand der geschmückte Chor zum Eintritt der Brautleute. Schnell erhob sich. Franzesko, zö-gerird dagegen und tieferschüttert Me zagende Berta. Da sich Franzesko jedoch nach dem Gange der Braut richten mußte, so wurden die drei ©tusen nur langsam erstiegen. In diesem Augenblick und wie auf einen Wink öffneten sich die beiden Türen, die einerseits in die Sakristei und anderseits in den Klosterraum führten; rechts erschienen der Pater im Chorgewande, die ehrwürdige Priorin des Klosters und in ihrer Mitte — eine Jungfrau von unbeschreiblicher Anmut und Schönheit, deren Weißes Meib, mit blauen Lilien bedeckt, ihren Reiz noch erhöhte. Gleichzeitig traten aus der Sakristei — Waltert und Alfons. Lautlose Stille herrschte —, Staunen und Verwunderung bewegten die Herzen der überraschten Menge bei dem seltsamen Erscheinen dieser Personen. „Sich dort deine Braut!" sagte Waltert zu seinem Sohne, „sofern sie sich nicht vor dir ins Kloster flüchtet." Alfons blickte die Liebliche an. „Kor-ban!" stotterte er. . . . Allein nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Herz klopfte als hämmerten Schmiede darin; seine Augen strahlten, seine Umgebung vergessend, sah er nur eine, sah er nur seinen Korban — als Jungfrau, und schnell vortretend streckte er beide Hände Zamira entgegen, die mitten vor dem Hochaltar ihm nahegekommen war. Doch plötzlich fielen ihm die Worte des Vaters ein: „sofern sie sich nicht vor dir ins Kloster flüchtet!" ... Er will ihre Hand wieder sinken lassen; wie ein flüchtiger Hauch treibt die Blässe die Rosen von seinen Wangen weg, als Zamira noch zögert, die ^anb der Priorin aufzugeben, die sie noch festhält. Ein Blick sagt viel . . . Sie liest in Alfons' Augen, was nur sie versteht. . . . Noch' ein Blick zum Altar, dann auf Waltert . . ., ein sanftes Erröten . . ., und langsam, wie von einem unsichtbaren Bande angezogen, erhebt sich ihre Rechte aus der Hand der Priorin und legt sich in jene Alfons' nieder. „Ist das möglich?" flüsterte der Entzückte, und wie von einem Gedanken des reinsten Hochgefühles und der Entzückung durchdrungen, nur eine Seele voll Reinheit unit) Unschuld vor Gott, sanken beide unwillkürlich an den Stufen des Altars auf die Knie nieder. Dieser Szene sah auf der ansteigenden Treppe des Chores Franzesko zu, wie fest- 284 ©tern der Nege r. Heft 11 u. 12. gebannt, blässer als ein Leichentuch, vernichtet bis in das tiefste Innere. Ein Schauer wie auf ein- Todesurteil durchzog seine Glieder . . ., indes Beat-a, SB altert und Berta sich in die Arme flogen, während die Menge den innigsten Anteil am Glück der sich wieder -©efunlbenen nahm. Noch einmal faßte sich Franzesko, kehrte dem Chor ben Rücken und drängte sich hastig durch das Volk nach her Tür. Mein dort wurde er -von vier Polizei-dienern int Namen der Gerechtigkeit emsi-fmtgen und sofort ins Gefängnis abgeführt. (S ch l u ß.) Einige Sprichwörter der Neger. Daß auch die wilden Völker des fernen Afrikas ihre Lebensweisheit in schöne Sprüche zu fassen verstehen, mag man den nachstehenden Proben entnehmen: „Wenn du -Gift legst, berührt etwas davmt auch deinen eigenen Mund." (Wer anderen eine Grübe gräbt, fällt selbst hinein.) „Wenn du zu zupfen verstehst, so zupfe bei ne eigenen Haare aus." (Kehre vor deiner Tür!) „Die Tochter einer Krabbe (Seespinne) gebiert keinen Böget." (Der Apfel fällt nicht weit Vont Stammte.) „Das Chamäleon sagt: Eilen ist gut und weilen ist gut." (Alles zu feiner Zeit.) „Wessen Augen schon rot sind (vor Zorn), dem schlägt man nicht daraus." (Man gießt nicht >L1 ins Feuer.) „Wettn man die Schildkröte noch nicht hat, schneidet man nicht den Strick für sie ab." (Man verkauft die Haut nicht, bevor man den Barett hat.) „Asche fliegt stets auf den zurück, der sie wirft." (Eine Verleumdung trifft dm Verleumder.) „Die Zeit mag lange währen.; aber eine Lüge wird dennoch an den Tag kommen." „Gewöhnliche I Menschen sind gemein wie Gras; gute dagegen sind teurer als ein Auge." „Ärger nimmt Pfeile -aus dam Köcher, gute Worte -aber Kokosnüsse aü-s dem'Sacke." „Ein undankbarer Gast gleicht dem ltn= terfiefer, der am Abend -vom Oberkiefer abfällt, wenn der Leib am Morgen- stirbt." „Wir gelfjen bei unserem Freunde zu Gast, weil -er uns lieb ist, nicht weil wir zn Hanse nicht genug haben." „Wenn dich ■ein Blinder schilt, werde nicht ärgerlich." (Zürne nicht bei mtoenuinftige-nt Tadel.) „Wer nichts von dir annimmt, liebt dich nicht." „Einen wahren Freund halte mit Beiib-en Händen." „Ein -guter Sklave ist noch nicht soviel wert als ein träger Sohn." „Wer keine Mutter mehr hat, den rafft Leid- hinweg." „Ans dem Grunde der Ged-u-td ist der Himmel." — Sind das nicht wahre Goldkörner aus dem dunklen Erdteil! Werantroortiictier Schriftleiter žRettoT P. Dr. M. Raffeiner F. S. C. — St. Josef-Bereins-Buchdruckerei, Klagenfurt, Kärnten. Wallfahrten in der Kriegszeit" von Wörndle, „Die Steinfranen am Nettenstein" von Holzinger, „Das Geheimnis von La ©alette", „Sprachgeschichtliche Plaudereien", „Lebensskizzen" von Professor Con-tnrdo Ferrini, „Bon der hl. Brigitta von Schweden" und „Franz von Assist", ferner eine Reihe gediegener Erzählungen, eine Kriegsrundschau, Gedichte, Dombaubilder usw. Auch die Kinderzeitschrift „Kleines Ave Maria" bietet um den billigen Preis von 1 Krone jährlich in ihren reich illustrierten Monatsheften den 35.000 Abonnenten außerordentlich viel und ist eine der beliebtesten katholischen Kinderzeitschristen. Im Dienste der Verwundeten auf dem westlichen Schlachtfelde, so betitelt sich das 10. Bändchen der „Blüten und Früchte" vom heimatlichen und auswärtigen Misjionsfelde. Der Herausgeber, P. Stephan Dillmann, erzählt hier in fesselnder Weise seine Erlebnisse als freiwilliger Sanitäter auf der Reise nach Frankreich, im Kriegslazarett, in der Etappe und im Argonnen-wald. Die Schrecken des Krieges, aber auch Bilder hingebender Liebe und rührender Barmherzigkeit sind in diesen Erlebnissen festgehalten und glühende Vaterlandsliebe weht ans allen Kapiteln. Elegant kartonniert kostet das Heft nur 30 Pfennig. Für die Lazarette und an die Front, erst recht aber für die Daheimgebliebenen ist es eine willkommene Gabe. Verlag der Fuldaer Aktiendruckerei Fulda. ^ 8T t Tie Frauen sollen jetzt im Krieg nach einer Zeitschrift greifen, die ihnen besonders viel Trost, gute Ratschläge und Aufmunterung bietet. Es ist die illustrierte Frauenzeitschrift „Elisabcthblatt" (Preßverein Linz, jährlich 12 Hefte, 2 Kronen 24 Heller) Heft 8, 9 und 10 liegen uns zur Besprechung vor. Sie bringen einen sehr interessanten Inhalt: „Die Verstümmelung unserer Taufnamen" von P., „Berufswahl" von ' M., „Gesellschaftliche Hilfsarbeit" von Elsbeth Dücker, „Heldentum" von H. B., ferner die interessante Reisebeschreibnng „In der Sonne des Südens" von Anna Esser, „Habsburgs Töchter" von Hermine Prvschko. „Eine Heldenmagd Tirols" (Das Mädchen von Spinges, mit Bild), „Kreuz und Lorbeer", „Ein Blatt aus der Kunstgeschichte" von Proschko, die Erzählung „Schlichte Heldinnen des Vaterlands" von Strafft, „Die Frau im Berufsleben", Abhandlungen des ärztlichen Mitarbeiters über die Pilze, „Die Entfettungskur", „Die schlechte Wirkung des Krieges ans Herz, Nerven und Verdauungsorgane", Kriegsbilder für unsere Frauen, die Erzählung „Großvater .Klucka", in jedem Heft die interessante Weltrundschan, der sehr reichhaltige Mode-, Hand-arbeits- und Wäscheteil, die Rubriken „Für Hans und Hof", „Praktische Hausfrau", „Für die Ein-siedezeit", „Gesundheitspflege in Kriegszeit", „Juridische Auskunftstelle" und die von sehr vielen Abonnenten mit großem Dank in Anspruch genommene ärztliche Ausknnststelle. Das Blatt kann noch immer abonniert werden. Benzigers Marienkalender für das Jahr 1916. 24. Jahrgang. In mehrfarbigem Umschlag. Mit Farbendrmck. Titelbild, über 100 Illustrationen, worunter 4 Vollbilder, zweifarbigem Kalendarium, Wandkalender, Märkteverzeichnis, Preisrebus. 120 Seiten, 4°. Preis per Exemplar 50 Pfennig = 66 Heller — t0 Cents — Verlagsanstalt Benziger und Cd, A.-G., Einsiedeln, Waldshut, Köln a. Rh., Straßburg i. Elf. Der diesjährige Kalender ist vorab gehaltvoll. Gesunde, kernige Gedanken, erschütternde Szenen voll Schönheit und Spannung bieten seine Erzählungen „Der gute Ruf", „Der alte Triestholzer" und „Severus, der Sohn des Bekenners". Abwechslung stärkt den Appetit auch bei der Lesekost. Interessante Geschichtsnotizen über beriihmte Wallfahrtsstätten wechseln hier mit sachkundigen kulturgeschichtlichen Schilderungen und formschönen Gedichten. Zeitgemäß ist der Sialender Heuer in verstärktem Maße. Die Not der Zeit findet in ihm ein lautes Echo, bald in tröstlichem Sinne lute in den Artikeln iiber „Maria und der Krieg" und die Päpste Pius X. und Benedikt XV., bald in belehrender Art wie in der sehr lesenswerten Jahresrundschau. Auch der vorzügliche Bildschmuck empfiehlt ihn als wertvolles Familienbuch bestens. Dtett A U ** n « e «t c n der? Strrderrtertkveijse iwivb |lrci55cvmäft»a*ti«ggc m »t IjrU Klöstern und Instituten empfehlen wir für ihren Bedarf an Reis, Kaffee und Bülfenfröchfen die Firma 3oL Scmciulckek, Wien III ■ :: Srofjmarkthalle :: , | .. I! |M)6fli,6uill|)[ii)Ml!i MWlimisen in Zentral-Afrika, jj J Von Franz lauer Geyer, Titularbischos von ! S Trocmadä u. Apost. Vikar v. Zentral-Afrika. j ! Im Selbstverläge des Verfassers. Adresse: !! ! Missionshaus ANlland bei tSciren, Tirol. J! j Preis Alk. 8 50 (10 K) mit Postversendung, jj !! Wichtig für Missionsfreunde!! Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan und meine zehnjährige Gefangenschaft dortselbst. Von P. Jos. 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Auch die 20. Zahresgabe.ist noch zu haben — sie enthält folgende Bücher: 1. Die französische Revolution. Von Franz Zach. 2. Die heilige Schrift. 5. Lieferung. 3. Bunte Geschichten. 4. Beten und (Leben. Gebet- und BetrachtungIbuch von ;£’. W. Lerch. 5. St. Maria- und St. Ioses-Ralender 1915. Außerdemkkönnen noch bezogen werden: 6. „Des Nächsten ffiut" und „Ruf getrennten wegen". Zwei ergreifende Erzählungen in einem Bande. 60 Heller. 7. Über Erziehung und Umgang mit Rindern. 60 Heller. Unentbehrlich für jedes Mitglied der St. Josef - Bücherbruderschaft ist'die Bestellung des Sprachorganes derselben, der Blertel-jahrsschrist: „Glück Ins Haus". „Glück ins Raus" soll von jebetn] (Mitgliede^bestellt werden. Es erscheint viermal im Jahre, jedes Vierteljahr zwanglos ein Hest und kostet für Mitglieder jährlich nur '40 Heller, für - Nlchtmitglieder 80 Heller. Der erste und zweite Jahrgang kannI-zu den genannten Preisen nochZbezogen werden. Alle Zuschriften, Bestellungen und Geldsendungen hiefür nnr an die St. Josef-Bücherbruderschaft in Klagenfrt u,Oesterreich.