MuHen und VerWÜgm. ——— 19 " Fvcplag den 7. May 1824. ,, Das Neueste über Geschmacks-) Mode- und Lufussachen in Paris.. <^as Modejournal belehrt die Welt, daß diesen Winter die Tanzmusik aus Rossinischen Opern genom» men , und nur „mit etwas Schnee und Trocadero vermengt werde." Um letzte Äußerung zu verstehen, muß man wissen, daß die Operette, der Schnee (dem delM sche» Stücke Eginharb'und Emma nachgebildet), vielen Beyfall «rhält, so-daß man auch bereits einen Haar» putz für Damen 5 la Nei^o benannt hat. Ein Modejournal versichert, diese Mode sey sehr in Aufnahme, wogegen ein anderes behauptet, der Schne« wolle auf dem Haupte der Daunen so. wenig haften, wie dieß-mahl der wirkliche Schnee auf dem Boden: Die Schnee^ Ov^lette muß folglich zu de: neuen Tanzmusik ihren Beycrag liefern, eben so di« Musik eines GelegenhcitH-stückcs. Die Einnahme des Trocadero, di? im l^ir^uL olvinpi^ne von der Franconifchen Bereitertruppe mimischer Weife aufgeführt wird, laßr sich sehr weht anschauen. Vielleicht geschieht cs ebenfalls aus Nückerin-nerung an den letzten FeldzuZ, daß man diesen Winter in den 3uii-602 6a!i5änte5wic ein Kätaüion ^l»!-,^ auftritt; den Berichte», der eleganten Welt zu Folge sollen Coi>tretanze von 60 Personen, nähmlich 20 auf « jedwede der vier Seiten, getanzt worden seyn, so daß man beym Tanzen ganz hübsch militärifcheManoeuvres lernen kann. Was ferner noch aus der elegante» Welt ^ NeueS berichtet wird, ist, daß man, um ZÜohlgeruch ! in großen Sälen zu verbreiten, zwey Fäulen oder ^ Eäulchen aus RosenpM au^lchttt^ und daß man. um sauber und geheim mit eii;,antzer Priese in. der Stadt zu wechseln^ niedliche Kästchen aus kostbarem Holz? hat,, worein das Briefchen gelegt und weggetragen wird, und wozu jedwede der beyden correspondi« renden Personen ein Schlüsselchen besitzt. Es wird so' gar in einem Journale ein Schlosser gerühmt, derzu solchen Kästchen kunstreiche Schlößchen verfertigt, Die neue Correspondirart mag jedoch wohl mchr die empfeh. lungswertheste seyn; denn^ wenn der Briefwechsel H« heim seyn soll,, so lassen sich die Briefchen besser vir» ssecken,. als die Kästchen, und sollte sich die Eifersucht auf die Lauer stellen,, so würde die ganze Kunst >«t gerühmten Pariser Schlossers- wohl nicht im Stande seyn / zu verhindern, daß nicht die geheimeBriettasche ans Tageslicht tomme. Endlich werden als Lurusorti' kel von den Modeblütternnoch die Damenmäntel aus Lyoner Kafchemir mit, Kragen von im Zeuge gewebten Marabolttifederchen empfohlen;, solche Mantel kosten nu» zr-ojf llouisd'or,. und «in Ehemann müßt« wahr« lich t^cht hartherzig seyn> wenn er seiner Frau so et> was versage/, wollte, besonders seitdem die Modenrich» ter entschied.il haben, daß man geringere Mäntel den Kaminerjungfcl^ überlassen müsse. Mit den Mänteln aus Lyoner Kaschemir konnte es l.bch hingehen; allem auf die Mäntel folgen ss manche andere Ding«, die auch eine Anzahl l?ouisd'orS kosten, daß es kein Leichtes ist, den Gang und den Fortschritt des Luxus mit« zumachen, und daß aus der Sucht zu glänzen, Ban« knotte, Schulde:; und Vergehen aller Art entstehen müssen. >, . , — 74 — ^W M r,z i eh u n g s bilde?. (Beschluß.) kin iungts Frauenzimmer, der«« Erziehn^ i» »3,n Theilen gut geleitet wird, kann angenehm« Ta> lente mit der Übung der Pflichten einer Hausfrau wohl «it einander verbinden. Di» Talente erhalt««'ftlb st us den Augen ihrer strengsten Beurtheiler einen unstrelt. baren Werth, wenn sie eine junge Person ohn« Stolz besitzt, ihnen keine Pflicht, keme Schtcklichleit auf« »pfert, sie nur als eine«, schmuck wesentlicher Eigen« sch«ft,n, und al< ein Mittel betrachtet, einen Reitz ^hir das häuslich« Leben zu verbreiten. Und man halt« «4 j« nicht für unmöglich, Talent« und Pflichten, wel. che die angenommene Meinung fälschlich unvereinbar glaubt, in einem wohlerzogenen Mädchen mit cmKNder zu »erbinben. Ich darf nicht zu kenntlich ei, Erziehung einer Mutter bezeichne«/ die ,« bi« zu jenem hohen Grate der Vollkommenheit gebracht hatte. Aber ich renne ein achtzehnjähriges Frauenzimmer, das ebenso geläufig englisch und deutsch, als seine Muttersprache spricht; das Alles weis, was nur «in vollständiger und gründlicher Unterricht umfassen mag; da< mit bergroß. tan sechs Jahre später eine Berlinerin« kommen, di« sie in d«r deutschen Sprache unterrich« tete. Di,f, beyden Sprachen, anfänglich nur durch Übung gelernt, wurden spater nach Regeln und durch die Lectüre der besten Schriftsteller gelehrt; die B<-Nutzung d«r Ztit that alles Übrige. Für die Erziehung «ineS jungen Mädchen», das regelmäßig um zehn Ube zu Bett« geht und um sechs Uhr aufsteht, bleibt« täglich sechszehn Stunden. Davon fünffür die T»ilett,/ bieMllhlzeiten und Erhohlungen gerechnet, behalt man zu den verschiedenen Unterrichten noch «ilf Stunden übrig. Bey einer solchen regelmäßigen Erziehung müst fen der Sonntag und der Donnerstag nothwendig «l< Ruhetage gehalten werden. » In ihren Capiteln von b fertigt, hatte in ihren Harzen die ersten Gefühle eines Hasses entzündet, welche die Ungerechtigkeit der Welt stärker angefacht, und bis zur AlleS zerstörenden Flam» me getrieben harte. Die Kinderstrafen in den alten französischen Klöstern waren von solcher Unvernunft, baß ein einziges Beyspiel bezeichnend genug ist. Ich wünsche nachfolgende Anbote mit t^!'l' der ersten ftanzösifchen Ja» milien bcs,n:d. Eine dieser, erst fülifIahre alt, hatte dsö Unglück, einen Sechsfla»vken-Thal-er ^u entwen^ heu. Die Klosterfrauen, von dem löblichen Wunsche beseelt, die Missetha'tennn von dem Keime eines so niedrigen LasterS aüf immer zu heil'e:,, berathschlagor sich, und verdammen di« junge Pensionnrinn, g e» 'hangt zu werden. Man befestigt eine Rolle an der Deckt'dee SchlilziMmel^, hangt vermittelst eiiws Sei» les einen Wäschkorb daran, und darauf wird das kleine Mädchen bii zur Decke hinaufgezogen. Die Nonnen und Zöglinge ziehen dann paarweise unter dem Korbe vorbey, indem sie ein Oe prosnnäig singen. Als die Marschall von Beauoeau darunter wegging, hob sie den Kopf in die Höhe und rief ihrer Gespielinn zu: „B ist du todt?" — ,,'N och nicht 5" rief die tleine Unglückliche zwischen den Röhren des Korbes herab. Dreyßig Iahve n'üch dieser lächerlichen und verdammli« che'n Scene begegnete die Marschall am Hofe von Ver« sailles oft der kleinen Gehängten, welche Herzogin« geworden war, und ermangelt« dann nie, sie zu fra, gen: „Bist d l< todt?" um das Vergnügen zu ha« ben, wieder ihr naircs: „N s ch nicht!" zuhören. Neuholl'andischer Flachs. Ein« für Landwirchschllfl und Fabrikbesitzer wich« tige Erscheinung ist der neuseeländische Flachs, der fü« die Lein!va!,c>f!'ablicalion das werden kann, was der Kleebau und die K^i-t^ffeln fui- ^andwirthschaft gewor« den sind. In Frankreich wirb mit allem Eifer darauf gedrungen, den Anbau dieses Flachses, der sowohl an Dehnbarkeit als an Stötk« den gewöhnlichen Flachs um das Doppelte übertrisst, so schnell.als möglich in Gang zu'brmgen. Bey der letzten Industrie-AlMel« lung zu Paris sah man die störksien Schiffsseile und di» feinsten Spitzen von diesem Material verfertigt.— Di«s« Pftsl'j« wichst iil Ncuhollanl» i» der Nähe de< ___ «ss ___ Meeres, auf salzigem Boden, und sollte daher auße dem Miste, noch mit etwas Salz gedüngt wevden, Aufforderung an alle Schriftsteller der österreichischem Monarchie, ihre Freunde und Verwandten, zur Einsendung ihre« Biographien für da5 nächstens erscheinende österr. Ge< lehnen- und Schriftsteller«Ltxicon von Dr. Franz Sartori, k. k. Negier., Secie^ir und Vorsteher des Central-Bücher - Nevis. Amtes in Wien«. Vor zwölf Jahren hat Hr. Dr., Franz S ar« tori in Wien durch öffentliche Blätter die Schriftsteller des österreichischen Kaiferchums zur Einsendung ihrer Biographien und der Angabe ihrer "Werke, zum Be« Hufe eines von ih/N heraus zu gebenden Gelehrten-und S chri ft ste ll e r-L e^'ic o n s aufgefordert,-um für Österreich und für das ig. Jahrhundert das zu leisten, was llel^uc-a für'unsere Monarchie im vorigen Jahrhunderte, und was Meusel, Ersch und Lindnev für Deutschland gethan haben.- Zahlreiche Beytrage setzten Hrn: Dr. Sarteri in den Stand, wahrend der verflossenen zwölf Jahre sein, Arbeit ihrem Ziele zuzuführen, die unermüdete Samw' lung von mehreren hundert Quellen, der Ankauf oder Einrausch betrachtlicher Sammlungen von vollständigen' Biographien und seine hierher Bezug habende zahl» reiche Correspondenz nach allen Theilen unserer Mo^ narchie haben' den Gehalt und die Ausdehnung, seiner Arbeit^bedeutend erhöht. k?^ Das Werk ist sonach seiner Vollendung nahe, ui^ -^cd noch im Laufe diesc^ Jahres erscheinen. Indem diese Auff. rderung und Bicte um möglichst beschleun^'c Einsendullg v<>n Biographien der lebenden sowohl, ali d« seit F^oa verstorbenen Schriftsteller nochmahls i,i Ermnernng gebracht wird, fügt man die^ sein Gesuche die Brmnc^.nZ b y, daß'von d^rSchnel-li^keit der Einsendung die frühere oder spätere Auf^ nähme der^Biographieil in das We^b'abhänge," das^ «us beyläufig mer Theilen bestehen wird. Die näheren Umstände über die Beschaffeliheit die-Zjs, Leruons, die Ausdehnung,, Einrichtung lmd den r Zweck, der erbethenen Biogeaphlen, findet man in de« ?lrchive d e s Fre y h e rrn v. Hormayr Nr. 52 vom gegenwärtigen Jahre 1824,, womän sich darüber ausführlicher unterrichten kann. Man bittet endlich um porto freye Einsendung ''der Briefe unter der ?lddresse des Hrn. H e r a u»s g <» ' bers des ö sterr. Gelehrten- und Schrift. ' steller - Ler,ic 0 nS, abzugeben bey Tendier und ' v. Manstein, Buchhändlern im Tratinerhofe am Graben iü Wien,. M iscelle n. Entstehungcdcz Titels Dauphin. Hübe r t u s II., souverainer Herzog von Dauphins/Hatte nu? «inen einzige» Sohn, den er einst im Schlosse Vienne auf den' Armen' schaukelnd, und als wenn er ihn zum Fenster hinaus werfen wollte, sich inic ihm unterhielt; aber das Kind, welches sehr lebhaft, war, rutschte auK seine,, Händen, fiel in die unter dem Schlosse fließende Rhone,, und so hatte der unglücklich» Vater den Prinzen auf immer verloren. Dessen unbeschreiblicher Schmerz über dieses traurige Ereigniß bewog ihn zu- dem Entschluß, daß er sein souverames Fürstenthum Dauphinat dein Philipp von Valois, Könige von Frankreich, im Jahre iZ^y mit der Bedingniß schenkte,, daß die erstgeborncn kä» niglichen Prinzen auf immerwährende Zeiten Dauphins genannt werden, welchen Titel Fralikrtichs Kronpriiz, zen seit dieser Zeit immer geführt haben. Vor mehreren Iadren fand man einige Meilen von Florenz ein Frauenzimmer von sekener Schönheit todt unter einem Baume lieg.'N. Sie hl?ltdaZ Bi!d einer Mnnlsperson in ihrer Hand,.und aufihrerBrust , war ein Zettel befestigt, worauf Folgendes stand: ,.Fühlende mitleidige Herzen! wenn Ihr die unglückli^ chen Reste eines Weibes findet, die ihren Verstand durch dir Liebe verlor, so weigevt Euch nicht, ihre letzten Wünsche zl^ erfüllen: schenkt ihr einen Sarg und ein-Grab. Woll> Ihr ihren Busen öffnen, der immer keusch und rein blieb., so werdet ihr ein Herz finden, das Kummer und Leiben verzehrten." O,<> druckt bey Ignaz Al 0 YS Kdlen von Klei nm a y r.