ZUM Mutzen mül Vergnügen. ------_—«, 26 ,——— Freytag den 27.IUNY 162Z. Dcr Easchemir - Shawl. 1. Beschreibung. Verlorner N i d i c ü l. "^-«tzten Mittwoch ist, vermuthlich beym Ausgang des »Theaters, ein Nidicül verloren worden/ darin be-'»fanden sich: ein Operngucker von Perlmutter; ein "Viechsigschchen von Krystall mit goldenem, oben etwas "^'igedrückcem Schraubendeckel; ein Na^iuch von Bat-"ti<5, bezeichnet ^. 8., und ein vorzüglich schöner, «seiner, weißer Caschemir-Shawl mit breitem, bun-"tem, türkischem Blumenvande. Dem redlichen Fin-"^r wird gegen Rückgabe des Shawls eine, dem "Werthe des Fundes angemessene Belohnung verspro-«chen. S1H zu melden bey der Polizey." Dieser, an allen Straßenecken erblickte/ mit gro-vyde>l alteren Tücher zu klein und schon längst aus der Mode gekommen. Sie, Herr Graf! wissen so gut als ich/ daß der Credit eines Mannes von dem Anzug« seiner Gemahlinn abhangt, und daß ein Caschemir. Shawl heut zu,Tage bald mehr gilt, als das älteste Adelt' diplom von Pergament. Wie manche Frau aus b»l zweylen und dritten Classe bedient sich eines echte»» Caschemics, gleichsam als einer gestempelten Einlaß' karte, die ihr auch richtig den Zutritt in die glänzen»-sten Cirkel der höhern Stande verschafft. Wie da< Ordenskreuz den Ritter, so zeichnet der Caschemir di< Dame jaus. Wenn Sie also sich selbst in meinet Person ehren wollen, so dürfen Sie mir dieses Wahrzeichen meines RangeS in der Gesellschaft nicht v«l-s«gen. Was meine übrigen Ausgaben für ähnliche Gegenstände der ersten Nothwendigkeit betrifft, worüber Sie sich Anzüglichkeiten gegen mich zu erlauben bellt-ben, so muß ich nur bemerken, daß Sie mit Ihre»' Pferden weit häusiger, als ich mit meinen Kleidern, wechseln, und vermuthlich auch immer die Summen nicht genug berechnen, welche aufgegangen sind, wenn Sie erst mit Tagesanbruch aus ihrenSpielhaiisern heim kommen." Das Gespräch war auf dem Punct, ein? sehr gt" hossige Wendung zu nehmen, als der Haushofmeister hereintrat, und berichtete: die Kammerjungfer s»>) nirgends zu sinden, in ihrem Zimmer alles aufgeräumt ihr Schrank offen und leer, und sie selbst, aller Wahr< scheinlichkeit nach, entwichen. „Was! Rosette hat sich aus dem Staube gemacht?" schrie die Gräsin.n „Dacht' ich's doch, «^ müsse etwas besonderes bey ihr obwalten! Vor einigen Monathen sah sie so elend aus, und llagte häusig über Kopfweh und Übelkeiten. Seicher schienen ihc alle Kleider zu enge zu werden; gestern noch war sl< so verlegen ! Ob sie wohl meinen Shawl gestohlen hat?" Der Graf, welcher keine besondere Verw!mderu»6 über Nosette's Verschwinden geäußert haue, behaupte"/ sie dürne sich schwerlich entblödet haben, solch "" Verbrechen zu begehen. „Immer hoben Sie diese Dirne entschuldigt, we"" sie noch so dreist wnrde," bemerkte die Gräfinn spitzig' „Ich kann gar nicht begreifen, warum gerade S»^ He«r Gras! noch jetzt alt ih» Vertheidigt, Mtl«"" wollen, da doch aller ?lnscbel„ g,gen sie zeugt; es "Uisnen denn geheime Beziehungen Etatt gefunden haben, die mir eigentlich gar nicht gleichgültig seyn können." Der Graf verbeugte sich stillschweigend , und ver-Utß das Zimmer. Am folgenden Tage borgte er Geld, ,i,id keifte stiner Gemahlinn «inen neuen Ca- schemir-Shawl. (Die Fortsetzung sol gt.) N e c r o l o g 'l k. l. O be r.Kä mme r e r s, Grafen Ru-dolph v. W r l> n a. (Beschluß.) Wclhrend ?»cs ne!len großen Kampfes (»8i5—>6i5), bn das Schicksal von Europa entschied, blieb Graf "^bna, als unzertrennlicher Begleiter seines Kaisers, wl«der der erste und ireueste Wächter fü> seine Sicher- ^^' In diese«! verhängmßoollen P^ioden, so wie '^0,1 vordem, wahrend des FeldzugS im Jahre l6og, "l)!,, ^^ ^ ^ ^^ Monarch wegen der vielen feind- das er gleich nach Wiederherstellung dieses OrdenS erhielt, war ein neuer M-liger Beweis, wie gern der Landesfmst die vieljäh" rigen treuen Dienste Seines Wrbna anerkenne. Auch die meisten Fürsten Europa's, die, während der letzten Feldzüge oder der Congresse, Wrbna's Werth erkannt, beeifenen sich, ihn durch Verleihung Ihrer vorzüglichsten Orden auszuzeichnen. Doch keiner unter denselben hatte den Adel seines Gemüthes mehr gewürdigt, als der erhabene Beherrscher von Nußland. Lebhaft hatte Er gewünscht, den Mann persönlich kennen zu lernen, den Ihm der Ruf als einen der edelsten Menschen geschildert; als Er aber die wiederhohlte Gelegenheit fand, Wrbna's Betragen in höchst bedenklichen Augenblicken zu beobachten, und das Innerste seines Herzens zu prüfen, gestand er: Der edle Graf verdiene der Begleiter des Kaisers von Oster« reich zu seyn. Diese Hochachtung wuchs mit der Zeit, und bey jedem neuen Wiedersehen erhielt Graf Wrlm« neue Beweise derselben. Familienfreuden jedoch rührten den Grafen am meisten; mit Wonne schloß er jede», seiner Enkel in die Arme, und dankte der Vorsehung für ihr kostbares Geschenk; doch wie ängstlich besorgt war er dagegen, »v-tnn einer derselben erkrankte, und feine Heiterkeit kehrte erst >mt der Nachricht von der Genesung des Theuren zinück. Tief beugte ihn der Verlust einer Tochter, die in der Blüthe chrer Jahre verschied; doch der letzte Schlag, der ihn noch treffen sollte, war der Tob seiner Schwester (August 1622), ihm doppelt-theuer durch Bruderliebe und Dankbarkeit, da sie sei« nen Kindern die zweyte zärtliche Mutter gewesen. Mit erschüttertem Gemüthe und geschwächter oar schien es nur eine vorübergehende Unpäßlichkeit zu seyn; doch die längere Dauer der Krankheit erweckte allmählich Besorgnisse, die die täglichen Anzeigen der Arzte bald und bedeutend vermehrten. Die Feyerlichkeit, als der Erkrankte die heiligen Sacra-mente der Sterbenden empfing, enthüllte zuletzt das furchtbare Geheimniß; und von nun an fehlte es in den nächsten Pfarren und Kirchen an Priestern, um aUe ti« heiligen Messen zu lesen, welche selbst die Ärmsten aui dem Volke angeordnet, um von der Vorsehung die Erhaltung eines so theuren Lebens zu erstehen. Der Kaiser folgte der Stimme Seines Herzens, und beehrte den Kranken mit einem Besuche. Er bemühte sich ihn zu erheitern, indem Er ihn sowohl cm die Tage ihrer ersten Bekanntschaft erinnerte, als auch an die der spätern Zeit. Doch besorgt, den Kranke» möge das Gespräch zu sehr rühven, nahm Er mit den tröstende» Wollen Abschied von ihm: „Ich hoffe Sie bald wieder zusehen; hat es aber die Vorsehung anders beschlossen, so sehen wir uns doch dort gewiß." — Die Augenblicke biejer Unterredung waren für den Kranken auch die letzten seines Bewußtseyns; er siel in «inen betäubenden Schlummer, aus dem er nicht mehr erwachte ; und den 3o. Jänner d. I. Morgens um vier Uhr weinten seine abwesenden Kinder über der Leiche des zärtlichsten Vaters. Die Nachricht vom Tode des Grafen erweckte die tiefst« Trauer unter allen Standen, und wurde als ein allgemeines Unglück beweint. „Ich häbe Meinen besten Freund verloren !" rief der Kaiser höchst bewegt aus. — Den Leichenzug des Grafen ftyerte man mit dem Gepränge, wie es der Geburt, dem Range, und d«n Verdiensten des Verstorbenen gebührte; doch die höchste Feyer, die kein Amt, kein Aufwand und kein Geboth erzwingen kann, war der hohe Schmerz, den erlS' ren!" rief sich mit bedeutungsoollem Ernst der hohe ^ ?!dcl zu. Ecn ehrenvolles Todtengericht! Und das Uc- ! theil der Hauptstadt bestätigten einminhig alle Länder deZ österreichischen Kaisenhums. Nach der Einsegnung in der Hofkirche der PP. Augustiner winde, der Leichnam in die Gruft der Vater nach Horzowi!^ abgeführt, und von einer grossen Mnige unter Gebeth und Tl)^ nen hinüber die Brücken begleitet. So lange Tugend kein leerer Nahme ist, werdet die Edlen kommender Jahrhunderte lhr«n Söhnen ali ein preiswürbigez Vorbild das ?eben dieses Mann^ ^ darstellen, den sem Kaiser mit dem schönsten EhrenNU>/ dem des Freundes, bezeichnet, und um den die heis^'l Thrunen des Volkes geflossen sind. Mit Wohlgef«llel» wlrd der tultt'lige Geschichtschreiber unserer Tage bey 5>» Thaten eines Edlen verweilen, dessen ganze staatsbürgerliche Laufbahn nur rührende Beyspiele der u»e^ schütterlichen Treue darbiethet: und mit Stolz >ui^ dann der Österreicher ausrufen: „Er gehörte unsereiN Vaterlande an !" Wir legen daher nicht ohne Thränen, diesen einfachen Cypressin °Kla>'z auf den Marmor nieder, de'-' die Asche eines der edelsten Sterblichen deckt, U>lt> scheiden mit der Beruhign^, daß in sväterer Zeit Ei'Kl der gebildetsten Söhne Österreichs hervortreten wir!?/ um den Geist und das Gemach dieses unvergeßliche" ^ Mannes nach Würde zu schildern; des schöü«n Loh^t sich erfreuend , daß im Geleite des ehrwürdigen Sch^ ten auch sein Nahm« zu den kommenden Geschlechtern gelangen wird. Litterarische Anzeige. Dis Schönschreibekunst. Dargestellt in zwölf lichographirten Tafeln mit erläll' terndem Texte, von Franz Petter. Gral), bey Ios. Fried. Kaiser. Dieses schöne, empfchlungswürd^e Wer? ist gle^ ^ brauchbar für Prlvatlehcer alö für 'selbstlernende. Dfr ^ Verfasser desselben, Herr Hranz Petter, geqcnwält's Professor der deutscht,, Sprache am k. k. Gywüasnim i^ Ragusa, hat mchtö unterlassen, demselben d»>, höchst'möß' lichtn Grad der Vollkommenheit und Zweckinäsiiqkeit i" geben. Di< Belehrung ist in dreyßig Vncfe an ein^ Iüliqlmg emzekleidtt, und so faßlich, das! jeder Iimqliüs mit Hülfe dieses Werkes und anhaltender Übung in Stu»' den der Muße sich eine schöne Schrift ,igen machen kaw'' ei» nicht ssermqcr Vorzug bey Geschäftsleuten, in ^ch"f^ stuben und Kanzleyen. Die Uthographirten Schttl?' muster ersetzen den besten Kupferstich. Zu haben bey den Buchhändlern Korn und Lich» in La,bach. Gedruckt b