» H»«H^> Kamstag den 4. Nuni 1831. V r u ch st ü ck aus der "Schildwache« einem lyrisch-didaktischen Gedichte ^ von Hngo von» S ch w a r z t h ss l e. -^»uf dcs Verges höchstem Joch , Weilt die einsame Ruine Mit der ernsten Todcsmicnc. Nur durch loser Wand« Spalten ^ Geh' ich eine Lampe noch Graulich-blassen Schein entfalten. Wer, ^om Lcben abgeschieden, Floh hinan zim» )llpcnhaupt? Ist's cin Siedler, der den Frieden - Einsain dort zu finden glaubt? Armer Gaukler, was du thust! Schmachvoll auf den Nächsten nieder Schaust du, u>:d du birgst die Hyder Doch nur in der eignen Vrust. Schloß dich richtend aus die Welt, Weil du dich an ihr verfehlt: Nur durch Handeln, »icht durch Brüten Läsjt die Sünde sich vergüten. Bist du schuldlos, edler rächen Kann die grosio Seele sich. Oder locken fruchtlos dich, Aennster du! des Lebens Reize? Däucht zu arg dich diese Welt? O'. dcs Paradieses Frieden Vluhetc so leicht hicnicden: Aber, w«s den Meuschc» quält, Sind nur seine eignen Sünden, Diö ihm Kri.g lind Gram verkünden, Und er selbst ist scin Tyrann. Manch' Jahrtausend schon verrann, Unentgeldlich, uns zu laben, Veut uns immer ihre Gaben, Die gefällige Natur; Aber unerkenntlich immer Nennen wir des Abends Schimmer Und die Wunder auf der Flur Vin gewöhnlich Schauspiel nur, Fehlen kann der Mensch und ii^-ü. Weil scin folgsam Angesicht Truggestalten keck umschwirrc»; Aber böso ist er nicht. O < es gibt so edle Scelcn, Denen zu der Gottheit Glanz Nur des Lebci'.s ew'ger Kranz Und der Allu^acht Zepter fchleü. Wer in Freundschaft, wer in Lieb.', Wer in andrem reinem Triebe Vine gleichgesinnt« Vrnst Ic verzagt voll süßer Lust Mit den Armen zu umwinden, Ist nicht würdig, sie zu finde». Einsam dürfte ftyn cin Wesen-Das znm Glück geborcn ist? Wo ist noch ein solcher Iwifl In dem weiten All zn lesen? We»l! die Erde ihre Brüst Lüftct, tüuscud Blüthen beb.'n, Tauscnd Weblgcriiche schieben Dankcird ihr herrcr nnt Lust 90 Ganze Sängerchöre schwingen Leichtbewegt sich in der Luft; Seiner treuen Herde ruft Selbst der Stier mit hellem Klingen. Molle reiht an Wolke sich; Millionen Sterne wimmeln In den azurblauen Himmeln. Liebend und gemeinschaftlich, , War es auch in schönern Zonen, Wollten 'selbst die Götter wohnen; Oder frei von Stolz und bieder Stiegen sie zum Menschen nieder, Der so selbstisch und allein Flicht der eigne» Brüder Neih'n. EiüslUN kann in gleicher Klarheit Nur das cw'gc Licht der Wahrheit, Nur dcr Gottheit Wesen sc»ü. Nchm't im Geiste meinen Gruß. Ihr geliebten Auserwählten, Die zu edleren» Gcnusi Auch mein Wesen crst beseelten: Mas das Schicksal mir versagte, Was Mir raubte seine Hand, Weil ich euch, ihr Guten! fand, Eurer Augen Licht mir »tagte. Doppelt froh und doppelt reich Fand ich Glücklicher in euch. Es ist schwer verlannt zu seyn, Denn es gibt doch kleine Seelen, Und der Sterbliche — muß fehlen. Aber ihr, Geliebte! nein, Se»d so hart nicht, ihr seid milder. , Nur als nicht gelungne Bilder Von des Geistes schönem Wesen Seh't ihr manche Thaten an. Nicht für dummen Stolzeö Wahn Gilt bei euch des Ernstes Stille. Nicht für arbeitschcue Grille Mcuschcnholde Einsamkeit, Mas versagt die kargo Zeit, Nennet ihr „icht Frucht von Ränken, Cinc Vrust »icht falscher Art, Die für sich allein bewahrt, Wa5 nicht andre auch soll kranken. Acbct wohl! Auch in der Fcrnc Vin ich freundlich euch und gut. Ni« bestrahlen euch die Sterne Mit verhängnißvoller Gluth! Was an Wi'irzc meinem Leben Will entzieh',, ein launig Glück, , Mag es reichlicher zurück Euch, geliebte Freunde, geben! Nie königliche Druckerei zu Mris. Cine der großartigsten Anstalten, und in ihrer Art die großartigste, ist die königl. Druckerei zu Paris. Sie beschäftigt in diesem Augenblicke 11^ Handpressen, nach der alten Bauart, für alle Papierformate, «Guß, «iftnpressen, nach allen bekannten neuern Modellen, 5 mechanische Pressen, die einen Bogen auf beiden Seiten zugleich drucken, und eins, die 2 Bogen auf beiden Seiten druckt. Diese sechs mechanischen Pressen werden durch eine einzige Dampfmaschine in Bewegung gesetzt. An Typen besitzt diese Druckerei 56 orientalische Schriftsorten, die alle bekannten Schriftarten der ältern und neuern Völker Asiens umfassen,- t6 europäische Schriftsorten von Völkern, welche sich nicht der gewöhnlichen lateinischen Schrift bedienen, und von dieser letztern 46 vollständige Schriftsort '.i von ver. schiedenen Formen und von verschiedener Größe. Die ganze Maße dieser Schriften wiegt wenigstens 375,000 Kilogramme; und da der Satz einer Seite in Octav ungefähr 2 Kilogramme wiegt, fo besitzt die königliche Druckerei an Schriften so viel, daß sie gleichzeitig 7812 Octavbogen, oder 260 Octavbände zu 2a Bogen und 425,000 Seiten setzen kann. Eine Handpresse kann täglich 2000 Vogen auf einer Seite, und folglich können zwei Pressen 2000 Vogen aufdeidcn Seiten drucken; eine mechanische Presse druckt dagegen täglich an lh,000 Bogen auf beiden Seiten, und die königl. Druckerei kann daher an einem Tage 273,000 Bogen oder 556 Rieß Papier abziehen lassen, was so viel ist, als 9266 Vctavbände, den Band zu 20 Bogcu. Dieser unermeßliche Aufwand von Mitteln macht es möglich, daß man an 5000 Formen, welche für die öffentlichen Administrationen gebraucht werden, beständig stehen las: sen kann, was eine ausserordentlichc Erfparniß an Zeit und Kosten bewirkt.—. Um alle Bedürfnisse dcr Druckerei fortwährend im Stande zu erhalten, ist mit der-selben eine Schriftgießerei verbunden, welche, ausser dem gewöhnlichen Gießen der Schriften, auch eine Stereotypdruckcrei, und, man kann sagen, Alles, was mit der Druckerkunst in der geringsten Beziehung steht, enthält. Sechs Oefen beschäftigen ^a Arbeiter, und die für den Stercotppdruck, welcher seine höchste Vollkommenheit erreicht hat, und auf die größten Formate ausgedehnt werden kann, sind hierbei nicht einmal gerechnet; eben so wenig die Buchbinder, die in besondern großen Ateliers Arbeit finden. Der Papierverbrauch der königl. Druckerei, oder Das, was sie binnen einem Jahre an Gedrucktem liefert, beläuft sich auf 80- bis 100,000 Nieß, oder 26l bis 22ä Rieß für jeden Arbeitstag. Die Zahl d?r beschäftig-lm Arbeiter beträgt gewöhnlich 350 bis ^50. 9t Mit weit ver Mensch Rälte unv Witze ertragen kann- Liest man das Ungemach was manche auf ihren Reisen in Gegenden ausgestanden haben, wo die Natur und die Menschen gleich rauh und wild waren, so erstaunt man darüber, wie sie ihr Leben haben davon bringen können. In Gegenden, wo der Branntwein in der eingeheitzten Stube gefror, wo sich das Quecksilber vor Kälte zu einem Klumpen verhärtete, und in Gegenden, wo unter dem glühenden Sonnenstrahl alles verbrannte, haben dennoch Menschen ausdauern können. — Die Holländer, welche mit Hems-kerk durch ein unglückliches Schicksal genöthigt wurden, den ganzen Winter in der Nähe des Nordpols auf Ncu-Zembla auszuhalten, mußten eine Kälte ertragen , welche selbst den Eisbären unerträglich siel, und überstanden sie glücklich, und Herrn Middleton gefror im nordwestlichen Amerika, am Churchhill Flusse im cmgcheitzten Zimmer sein Branntwein, und in Sibirien ist in Ieniscisk nach Aussage mehrerer Reisenden, das Quecksilber oft so hart gefroren, daß man «5 wie ein festcs MttaA hämmern konnte, wozu man ls sonst nur in ziemlich kalten Wintern durch einekünst-l'che Kälte zu bringen vermag, und doch leben Menschen gesund und fröhlich. Wie hoch die Kälte in diesen Gegenden steigen mag, läßt sich leicht erachten, wenn nian weiß, daß selbst in Petersburg eine Kälte von 22 Grad (Neaumür) nicht ungewöhnlich ist, (also tine Kalte, wie sie in den kältesten Stunden der kältesten Tage dcr beiden harten Winter 1793 — 1800 lvar) und daß in dieser Kälte die russischen Micthkut-scher ganze Tage lang mit ihren Pferden und Schlitten auf den Straßen sind, um jedem, der sie zu einer Lust. fahrt dingt, zu dienen. Beide, Mann und Pferd sind übcreist, ober teide scheinen wenig dabei zu leiden. Um zu wissen, wie viel Hitze !cin Mensch ertra> Len könne, könnte man sich schon damit begnügen, daß selbst in den heißesten Gegenden von Afrika, wo die Hitze, zumal in einigen Stunden des Tages unerträglich ist, noch Menschen leben und fröhlich sind. So ist es im Reiche Fczzan, wo die Hitze so unerträglich ist, daß man kaum in dcn Häusern aushalten kann, und wo dennoch dw Leute auf dcn Straßen arteiten. Sie legen sich sogar, wie Lucas erzählt, in dcr Mittags-l)itze, auf den brennenden Sand, und zwar ohne alle Bedeckung, und liebten die Wärme so sehr, daß, wenn sie sich nach jemandes Gesundheit erkundigen, sie fast im-Mcr hinzusetzen, wir hoffen, daß dich nicbt friert. So ist es auch in Senegambien, wo der Ostwind, welcher über lauter ungeheure Sandstreckcn und heiße Länder einen Weg von tausend deutschen Meilen geht, die Hitze so glühend macht, daß bi'e Haut von dem Gesicht abspringt, und ein tagclang?s Brennen verursacht; daß die Schuhe von dem brennenden Sande hart werden, wie Horn, und am Ende in Staub zerfallen und Hühnereier, die einige Stunden in dem Sand? geigen haben, völlig gar sind, ja, daß selbst die an diese Hitze gewöhnten Neger, dieselbe gern von früh 3 Uhr bis Nachmittags ^ Uhr vermeiden, aus Furcht vor dem Sonnenstich, der eine Art von Verrücktheit ist. Wie es am Senegal nun seyn muß, wo die Hitze noch größer ist, steht leicht zu erachten. Dennoch hat man sich nicht mit diesen Erfahrungen begnügt, fondern man hat verschiedentlich eine größere künstliche Hitze gemacht, um zusehen, wie viel ein Mensch deren ertragen könne. Ein Engländer — Vlayden — ließ sein Zimmer 12 Grad über den Punct des siedenden Wassers er.-Hitzen, und sein Vlut wurde dadurch so in Bewegung gesetzt, daß der Puls in einer Minute 1^5 mal, und also etwa doppelt schneller schlug — ja er ließ sein Zimmer noch weit ärger erhitzen, und hielt auch darin acht Minuten aus. -----------—«o—.—,-------- Heilsame Run st u Hr. Zu Ende der Regierung des Königs Carl I li. von Spanien, kam der berühmte mechanische Künstler aus der Schweiz, Jacques, Droz *) nach M a d r i d. Seine Kenntnisse erregten ein allgemeines Erstaunen, und hätten leicht für ihn gefährlich werden können, wenn der König nicht selbst einige Kenntnisse in der Mechanik gehabt hätte; denn er wurde vvn dem vornehmen Pöbel eben so gut, wie von dem gemeinen für einen Zauberer gehaltcn, und ein Zauberer musste — verbrannt werden. Droz überreichte dem Könige eine M)r, welche eine Schäferei vorstellte. Dcr Schäfer nimmt mi< dcm Schlage der Glocke seine Flöte, un,d bläst eins von seinen sechs Stücken, und sein Hund geht zu ihm, u:n seinem Herrn zu schmeicheln. Dem Könige gesicl das : Droz sagte: «düsistdas kleinste Verdienst dieses Hun-des, Ew. Majestät nag^n es nur einen Apfel aus dem Körbchen neben dem Schäfer nehmen zu wollen, und sie werden sehen ^ wie treu er auch ist.« — Der König wollte nun einen Apfcl nehmen, aber der kleine Hund der Uhr, sprang nach der Hand des Königs und bellte so stark, daß des Königs HuM ansing mitzubel-len. Vielen von den umstehenden Herren, sing nun an, etwas unheimlich zu werden, und sie machten sich daoon; '^ Veide diofts Namens, Vater und Sohn, haben dic bewun, dernzwcrthesten Uhren gelicfcrt. 92 dcrMinistcr des Seewesens al-cl lll'cl'.— Der König trug ihm jetzt auf, den kleinen Neger, welcher auf dcr Uhr war, zu fragen, wie viel Uhr es sey? Der Minister fragte, aber es erfolgte keine Antwort. Dro; entschuldigte den Neger damit, daß ihm die Landessprache noch nicht bekannt scy, und ersuchte den Minister, denselben .französisch zu fragen. Jetzt fragte dcr Minister französisch , der Neger antwortete. Neben UNV Geselligkeit in OriechcnlüMV. Während desdießjährigen 1821 Karnevals hat sich in Navoli di Nomania eine Tanzgesellschaft gebildet, um mehrere Valle auf Subscription zu geben. Das Vou-levtikon (früher eine türkische Moschee, später Ver-fammlungshaus des Vollzichungsrathes) ist als eine geräumige Rotunde zum Vallhause eingerichtet worden , und bald werden die griechischen Bälle den übrigen europäischen nicht mehr nachstehen. Die Damen waren fast alle nach französischen und italienischen Moden gekleidet, und nur noch wenige in orientalischer Tracht. Die Tänze, welche am Gewöhnlichsten getanzt wurden, sind Albanitica sein ächt griechischer Na-tionaltanz), Masurka, Polonaise, Eccossaise, Walzer, Contretanz, Fran^aise u. s. w. Die Masurka wird Don manchen Damen meisterhaft getanzt. Im bunten Wechsel sah man die Marineuniformen der drei verbündeten europäischen Mächte und die griechischen Nationaltrachten der regulären und irregulären Trup-Pencorps Terpsichorens Bahn mit geflügeltem Schritte betreten, und nur die Unterhaltung mit den Damen ließ wegen Unkenntniß der griechischen Sprache von Seiten der Fremden an Lebhaftigkeit etwas zu wünschen übrig. Doch auch dieses Hinderniß wird hoffentlich schon beim nächsten Karneval gehoben seyn, in< dem die Mehrzahl der griechischen Damen schon anfängt französisch oder italienisch zu sprechen, und häufig in diesen Sprachen sich übt. Auch die Zahl der Tänzerinnen wird sich bis zum nächsten Winter vermehrt haben, denn täglich strömen von Frankreichs, Rußlands und Italiens Seestädten und aus dem Innern der genannten Länder griechische Familien dem neuen Hellas zu, welche sich zuv Zeit dcr Revolution geflüchtet halten, und jetzt die heimischen Gcsüde wieder zu gewinnen suchen. M i s c e l l e n. Die Menaaerie und das naturhistorische Cabinc-tt im botanischen Garten zu Paris sind kürzlich durch Sendungen aus Indien vom dem durch seinen wissenschaftlichen Eifer so bekannten Hrn. Dussomicr, so wie aus Algier sehr bereichert worden. Bei dcr letzten Sendung aus Algier befinden sich unter andern l0 lebendige Löwinnen, drei junge männliche Löwen und nicht weniger als 17 Strauße. Van Acken besitzt gegenwärtig einen Elephanten, der Violin spielt. Er geigt mit dem Rüssel recht flink und macht auch das Pizzicato mit dem Finger desselben recht possierlich. Ein Paar Violin-spieler geigen deutsche Tanze und der Elephant läßt den Baß recht gut dazu brummen. Dieser Elephant hat den Namen Paganini-Elephant erhalten.. Auf dem Naume, auf welchem in Island ein Mensch lebt, leben in Norwegen drei Menschen, in Schweden 19, in der Türkei 36, in Polen 52, in Spanien 63, in Irland 99, in der Schweiz 11,;, in Deutschland 127, in England 152, in Frankreich 153, in Italien 172, in Neapel 192, in Holland 22«, in Malta, 1103. Die Stiefelwlchsfabrikanten werden bald in große Trauer versetzt werden. Nach dem allgemeinen An? zelger der Deutschen, gräbt man bei Harzgerode (Anhalt-Bernburg) die prächtigste Stiefelwichse aus der Erde. Sie wächst wie wilde Schwämme, und ist ganz unschädlich für das Leder. In Bremens läßt man jetzt einen gefangenen Aal von seltener Größe sehen. Er ist 6 Fuß lang«, hält 20 Zoll im Umfange, und wiegt /l0 Pfund. t5 h a r a V e. Mcin Erstes ist ein Frohgcfiihl Das Dir den Vusen dehnt. Nach dem man sich rm Wcltgewül'l Gar oft vergeblich sehnt. Z'nm Zweiten hat, nicht nur als Kind, Dir manches Steckenpferd gedient, Wenn Deinem Lebenspfad auch nimmer Des Unglücks dunlle Wolken dräü'n, To wird Dcin Daseyn doch nicht-immer Dem Ganzen zu vergleichen ftyn. Nevacteur: F-v. 5av< Minrich. Verleger: Mnaz M. Gvler v. Ulcinmaur-