Nro. »5. Dienstag den 22. Horn. 1791. Inländische Nachrichten. ^)»en den 16. Horn. Gestern ist Vom allerhöchsten Hofe eine Pirutsch- Schlittenfahrt angeordnet worden, und zwar nach Schönbrunn , wo das Mittagmal eingenommen wurde. - Se. Ma). der Kaiser haben den bey der Böhmischen Hofkanz-ley angestellten Hofkonzipisten Grafen von Harrach, zum Regierungs - Rath zu ernennen geruhet. - Sämmtliche Individuen von der aeheimen Hof- und Staats - Ranz-ley haben jeder eine Besoldungsvermehrung von 20« fi- «halten. - Der Herr Generalmajor von Blavsky ist Mt 2OQQ ft. in den Pensionsstand gesetzt worden. --In der Banal Granitz ist der Auditor v. Wenzel Kolloredo, Herr von Tembscher, welcher bisher die Sta.bs ' Auditors^Dle«-sie in Niedcrland versehen hat, als ^raais Auditor angestellt worden. - Den «e-sanimten Staabs und Oberofflz'eren M künstig nicht mehr gestattet seyn / l^re Geschäfte und Gesuche dem Monarchen geraden Weges vorzustellen, sondern diese sollen durch den ordentlichen Weg der Vorgesetzten zu geschehen haben. — Der Herr Fürst Louis v. Lichtenstein lieget sehr gefährlich krank / und ist bereits mit den Heil. Sakramenten versehen worden. — Der Banko Offiziant Frankenau ist seines Dienstes entlassen, und der Ban-fo - Akcessist Nicder wegen ausgestellten falschen Wechseln und Obligationen dem Kriminal übergeben worden. — Da man wahrgenommen hat, daß das Publikum bisher in der Qualität des Mehls hinter« gangen worden seye , so sind eigends zwey beeidigte Mehl - Aufseher, wovon einer ein gewesener Beck, der andere ein Müller ist , jeder mit 30« fl. aufgestellet worden , um künftighin bey denen Müllern und Becken auch Grießlern die verschiedene.« Mehl - und Grieß - Gattungen auf das genaueste zu untersuchen; ein Vorschlag, den man ebenfalls dem Meyen - Ausleiher Günder zu verdanken haben solle. — Von den über die Martkrichter aufgestellten zwey Oberaufsehern, erhaltet jeder 500 fi. jahrlich Gehalt. -^ Einig^ Fratschlerwei' ber sind weqen i^ri se^r üblen Betragen , und ausnehckinVNoftn Maulern in das Zuchthaus abgegeben worden. — Der Regierungs Rath v. Matt ist aus besondern Befehl Sr. Majestät mit dem Kais. Holz Versilberer an die Gränze v. Bayern abgeschickt worden, um alda zum Nutzen des allgemeinen Wesens und zur Steurung der Theurung Früchte ein;ukaufen. Dieses Geschäft soll durch die mühsame Verwendung des gesagten Herrn Raths, so wie auch des Kais. Hol; Versilberers Beidel besonders guten Kenntniß der dortigen Gegend vollkommen von statten gegangen senu, und sind beyde die vorige Woche Von daher wieder zurück gelanget. Brunn den 15. Horn. Vom Fürsien Von Potcmkin vernimmt man, daß selber bald eine Reise nach Petersburg unternehmen dürfte; General von Poppow, welcher der Monarchin die Schlüssel von Ismail überbringt, ist bereits vorausgegangen. — Die Lütticher Depntirten sind zurückgewiesen worden. Dcr Schluß, des deutschen Reiches wird vollstrecket, und der Fürstbischof wieder eingesetzet. Leopold hat in einem eigenhändigen Schreiben an den König von Preußen versprochen, die Beschwerden des Volks durch weise Vermittlung qewis abzuthun. — Die Domherrn , und Kriegsgesandten kommen zu-rück. — Der durch die Insurrektion verdrängte Rath ist wieder eingeführt, und also zu der Ausübung der kammergerichtlichen Dekrete der Grundstein gelegt. Hermamlsiadt den 2. Zorn. Am 1^. d. v. traf der Prinz Karl v. Wür-temberg zu Niemierow ein, woselbst Se. Durchlaucht in der k. k. Salzexpedizion Dero Absteigquartier nahmen, und bis zum 16. dieses verweilten. Hierauf setzten Sie unter Aeußerung ihrer Zufriedenheit gegen den Kommissar des "Salzamtcs, Herrn von Alcenhof, Dero Reise weiter nach Sr. Petersburg fort. Brüssel den 4. Horn. Die hiesigen Zünfte haben den Grafen von Mercy Ar-genteau durch ihre Vanier Herrm, in Begleitung der Bürgermeister Vieuxsart und van Wetter, eine Bittschrift überreichen lassen, worin sie ihre könic l. Hohei« ten, die durchlauchtigsten Generasgouver-neure anstehen, daß sie geruhen möchten, das Volk durch ihre Gegenwart baldmöglichst zu beglücken. Diese Bittschrift war in weiße Seide gewickelt, worauf auf einer Seite das Wappen des Kaisers, auf der andern jenes ihrer komgl. Hoheiten sehr reich und künstlich in Gold gestikt waren. — Nun sind a:lch in Gent, Brü.;-gen , Mecheln , Löwen lc. die alttn Stande , Räthe, Magistratspersonen Amtleute, Lchntrager und sonstige Beamten, wieder eingese't, obgleich die neuen bei ihrer Ab" sezung gewaltig sauer darein sehen. -^-Herr van der Mcrsch, welcher am l. d. in Brüssel angekommen ist, wird zu Diensten des Kaisers ein neues Frcykorps errichttll. Auslaudische Nachrichten. Drutfthland. Stuttgart den ti. Horn. Nach d!M Mordtage in Ismail, c-uf den die menschlichere Geschichtsmuse mir Abscheu hinbkckt, seufzen die Türken mehr als Mals.nach den Frieden; denn sie sehen augenscheinlich, daß cm der Fortsezung des Krieges ihr gewisses Verderben hange. Selbst der träge Gang der preußischen Politik will ihnen nicht mehr behagen, nnd es ist wobl möglich, daß sie plötzlich , ohne die Beystimmung ihres Bunds-genosscn, mit den Russen Friede machen. — Indessen l er Friedenskongreß zu Szistow wie eine Cchneecke kreuscht , so fiiegt die rnßilche Bellona Adlerftug. Wenn auch die Preussen schon wirklich aus dem Kampfplaze waren, so ist doch den Türken nicht mehr zu helfen. Der schreckliche Suwarow will mm auch Brailow bestüriuen / wo die Besa-ung schon entschlossn' ist, gleich ihren Brüdern zu Isnlc.il diesn edlen Spartaner» Schaar , ihr Leben fürchterlich thcucr zu verkaufen — Blut mit Blut ausgewogen ! Dann steht den Russen nichts mehr im Wege, zu Waffer und zu Lan» de nach Konsiantinopel zu gchcn. — Mann sagt in Berlin und Wien und es ist nach der Lage dcr Sachen sehr wahrscheinlich, der preußische Hof hab? dem kais. die Anerbietung gemacht, er könne alle gegen die Türken gemachte Eroberungen behalten , wenn er — vom russischen Runde abtrctte. Preussen ist alles darangelegeu dies gefährliche Band m zerhauen; denn alle seine" Vundsgenossen können es nur schwach schü en, wenn diese beiden Machte einverstanden waren, gegen Preussen von zwey Seiten zu drücken. Vierundfünfzig Menschenmillionen gegen 6 sind ein gar zu greifiicher Abstand von politischer Macht.— Die große rußisch? Kaiserin wird künftigen Herbst in Wien erwartet, zum Beweise, wie sehr sie an ihrem Bundsgslwsscn hangt. Den künftigen Winter gedenkt sie in den Badern zu Pisa zuzubringen. Wie wird sich Europa zubringen, diese große Frau, die alles in sich vereinigt, was Semiramis, Aspasia / Livia, Tlngllsta, Eudoxia , und die Brittische Elisa- Z beth so hoh auszeichnet zu sehen.DieNachricht ' von der Russen mächtigen Vorschritten hat ganz Konstantinopel aufgedonnert.Der Eng- ^ lische Gesandte hat seit diesem sehr viel voll ? seintm Einflüsse verlohren; — Hier in dieser menschenwoqenden crst.'n deutschen Sladt, ^ wo Kaiser Leopold im Schooße feiner Fami- « lie von der Sorge für sein Reich, und vom « ermüdenden Hinschauen ins Weltlabvrint ausruht, sind jczt die Augen der Zuschauer ,auf den Helden Koburg gerichtet, den Ersten starken am Throne des deutschen Salamons. Seine stille Größc, sein bescheidenes Ablenken allcrHofschmeichellien, seilsGeist und sein Herz, sprechend aus allen seinen Handlungen erwerben ihm allgemeine Bewunderung^und Liebe. Dieser grosse Prinz wird nächstens in Koburg erwartet, wo er unter dem Himmel seiner Heimath einige Monate vom Schlachtenstnrme und den Sorgen eines O-bcrfcldherrn ausruhen will. An seiner Seite strahlt,der Pnnz von Ligne, indem die.Qe« sterreicher einen zweiten Eugen ahnden. Er war ein Zeuge und Mitkämpfer von dem Gerichstag?, der Ismail so schrecklich traf.i ( Fortsezling des lezthin abgebrochenen Artikels.) Regensburg den 27. Iäner. I«^ der Note des französischen Gesandten! ladet dieser im Namen seines Kh^ iügs den Herrn Fürstbischof ein, einen Bevollmächtigten nach Paris zu senden, um, — da die N. V. die beschlossene Abschaffung der Lehenverfassung auf alle Provinzen Frankreichs ausgedehnt habe, und keine Art von Ausnahme zugeben könne, ohne dem System der Gleichförmigkeit entgegen zu handeln, jedoch zugleich zu einer billigen Entschädigung für die abgeschaften Rechte bereitwillig sey,-^ dieser Sache wigen in gütliche Unterhandlung zu treten, und sich über den Betrag und die Art der Entschädigung ;u Vergleichen, zu welchem Ende der Bevollmächtigte des Hrn. Für^bischofs mit den nöthigen Urkunden versehn seyn müßte, um die Speuerischen Be'ltzungen in Elsaß , ihre Beschaffenheit und die damit verbundenen Rechte nebst deren jährlichen Ertrag darthun zu könnm. — In der Von Seiten des Hrn. Fürstbischofs darauf ertheilten Gegennote wird die Un-statthaftigkeit und Unschicklichkeit dieses Ansinnens eben so nachdrücklich, als einleuchtend gezügt, und aus folgenden Gründen dargethan; i) Die Besitzungen und Rechte des Hrn. Fürstbischofs in Elsaß sind ein durch eben dieselben Traktaten, durch welche das Elsaß an Frankreich gekommen ist, garantirtes Eigenthum, und die N. V. kann mithin die Dekrete, welche die Lehensverfassung abschaben, Nicht auf dieses Eigenthum ausdehnen , ohne jene Traktaten zu verletzen, und dadurch zugleich den einzigen Titel zu vernichten, welchen Frankreich durch dieselbigen sowohl «uf die Provinz Elsaß, als andere Eroberungen hat. 2) Niemand kann ;u Ab-trtttlmg seines Eigenthums, folglich auch nicht der Herr Fürstbischof genöthigt werben , seine Rechte und Besitzungen dem borgeblichen Gleichheitssystem der N. ,V. aufuopfern und Entschädigungen dafür «n unehmen. 3) Diese Rechte sind Lehen und ergänzende Theile eines Deutschen Reichsfürstenthums; kein Reichsfürst aber kann / ohne seinem Lchencid entgegen zu handeln, Reichslehen ohne Einwilligung des gelammt?» Reichs Veräuffern oder ad-trettttf; der Herr Fürstbischof kann sich mithin in keine Unterhandlung über die angetragene Entschädigung einlassen. sondern Er muß vielmehr darauf bestehen, daß a!les wieder in d?n vorigm Sta'ld gesetzt werde. 4) Ob? und welche Ent-Häöiglln^ Statt haben kö.'ül? ? k, mi nur von der Deutschen Neichsversammlung entschieden werden, und es würde verfassungswidrig seyn, die zu diesem Ende den Fürsien zu machenden Vorschlag? ^l Paris zu negociren. Auf allen Fall kommt es also Frankreich zu / diese Sachen an den Reichstag zu bringen. Es ist jedoch leicht vorher zu sehen, daß Kais. Majestät und das Reich der Vorfrage niemals beystimmen werden, wenn nicht die Krone Frankreichs dem Reichstag diejenigen Gegenstände, welche sie den Reichsfürsten als Entschädigung für das, was sie derselben abtretten sollten , anzubieten entschlossen wäre, vorlaufig angeben wird. Nach den bekanntesten Grundsätzen der Deutschen Nttchsverfaffung ist es offenbar, daß ergänzende Theile des Deutschen Reichs, Regalien , Iurisdikzions und Landeshoheits-Rechte nicht gegen Entschädigungen in Geld abgetreten werden können, und daß schon der Antrag derselben für die Fürsien erniedrigend seyn würde, indem Sie vollkommen überzeugt sind, daß ihre politische Existenz eine blosse Chimäre bleiben würde, wenn man es dahinbrächte, solche blos auf Geld zu gründen, welches den Veränderungen der Zeiten und Umstände zu sehr ausgesetzt i!t. Der Deutsche Staatskörper kann nicht aus Reute-niers o!er Gliedern bestehen-, deren Wesenheit blos auf Geld - Einkünfte gestützt wäre; es ist demselben daran gelegen, Fürsten zu haben , die mit Land und Leuten , Hoheiten, Regalien, Gerichtsbarkeiten , kurz, mit allen den Prärogativen versehen find, derm Sie die N. V. frie-densschlltßwidrig berauben möchte. Seine Merchnstl.. Majestät würden daher von selbsten ermessen, daß die den Reichsfür-sten anzubietenden Entschädigungen nur in solchen Rechten und Prärogativen beste-hm könnten, die den vorgedachten vollkommen gleich war?n, ?md dürfen wohl dleselbm nur «uf Deutschem Reichsboden ausftiwlg gemacht wemn können.