o m rt ■ >: - ■ : • v>". x. • ■■*•• • v- V J ' ■ sfiip SÄS u'<; g IBiSSd . .i1-■ ■ ■. ’ ■ž ODDELEK > * vf r U , “■"rui lilSS ' ; I ••. N I /• s ra :JSS ■ ■ ■ , , ti MII;« Sl K EälFEi ■ s h.-,»; "Tretet leise auf ihren Staub, so ihr redlichen Herzens seid,* wart•ihr auch ihnen verwandt!" 1' Innsbruck, am 9«kurz 19.o8 I n nomine Domini Die Gestalten aus meiner Jugendzeit werden wach, die^ Erzählungen meiner geliebten Mutter wieder lebendig. - Ich muss es aufschreiben und festhalten, - weiss selbst nicht warum. — Ist s um meine Kinder mit den Charakteren und der Eigenart ihrer maiorum bekannt zu machen? Ist s um meinem alten Vater noch einmal einen Blick ip. das schöne Land seiner Jugandiie-be machen zu lassen? Sei s darum, ich will es niederschreiben. Leider habe ich so wenig Zeit und gar keine ituhe bei meinen lebhaften Kindern. Siit allem und jedem kommen sie zur Mutter. "Mama, Mama, schäm doch!" so heisst s den ganzen lieben Tag. Ich will versuchen, so gut meine schv/ache Kraft es -vermag, das liebe alte Pettau v/ieder aufleben zu lassen. Ich denke ja mit solcher Sehnsucht an das alte Nest, mit seinem Katzenkopfpflaster und seiner uralten grossen Vergangenheit als Poetovium Romanorum. - \ I. Du liebes, altes Schloss OBDR - PETTAU! Wie stolz ragen deine, vom Hegen verwaschenen Mauern in den Himmel" hinein. Wie reizest du mit deinen, fast immer verschlossenen alterschwarzen Fensterläden die Neugirde, was wohl dahinter verborgen sei. - Ich weiss es nicht, ob du schöner bist unter dem blauen Himmel des Frühlings, wenn du herunter siehst auf die Häuslein, die sich zu deinen Füssen drängen und wenn 'unten in den Gärten der Bürger die Blütenbäume wie grosse Blumen-sträusse weiss und rosenrot heraufleuchten; wenn aus der nahen vvAITSCHAGH die ersten Finkenschläge tönen, wenn die Pettauerkinder an deinem Hange emporklettern, um die jungen Frühlingsblumen zu finden. - Erst die Schneeglöckchen, dann das violette Weinträubchen, die weissen Anemonen, die gelben Josefiblümchen, den roten Lerchensporn und endlich, mit Jubel begrüsst, das erste Veilchen. Gefällst du mir besser, wenn der Herbsthimmel alles so weit und klar erscheinen lässt? - Wenn auf deinem Hofe die Kastanienbäume wie Gold leuchten und der Fuss im raschelnden Laube auf die glanzenden, reifen Früchten tritt? Dann leuchtet der wilde Wein so tiefrot um deine alten Mauern, das Grün des Efeus mischt sich darunter. lind unten liegt im hellen Lichte die schone Drau ruhig und breit tragt sie ihre Wogen in das nahe Ungarland. Horch! wie eigentümlich tönt das Klappern der hölzernen kleinen Windmühlen, die der windische Bauersmann zum Schutze seiner reifen Trauben auf die höchste Spitze des Weinberges stellt, um das ewig freche Volk der Spatzen abzuhalten von der süssen Frucht. - Ach! das ist ein Heimatsklang, den wir nirgends sonst begegnen, unzertrennlich von der fernen, untersteirischen Heimat. r Und beglückt schweift das Auge über, die unten liegenden Obstgärten; in denen noch hie und da ein roter Apfel lockt, weit über Stadt und Fluss bis zum rebentragenden Kolosgebirge, über dessen Rücken, der alte Heide Donati aus dem Gelb und Braun der Buchenwälder hervorsieht. f Nein! am schönsten bist du altes Obernsttau doch in einer mondhellen Winternacht, wenn der Abendzug über die lange Draubrücke poltert. - Da sitzt man beim offenen Ccupse-fenster und hört jubelnd den grellen Piff der Lokomotive. Wenn man da in die taghelle lacht hineinsieht, so ragst du mit deinen Türmen in den sternendunklen Himmelj wunderbar spiegeln sich die schneebedeckten Häuser mit ihren Lichtlein in dem silbernen Draustrom. - Der alte Pfarrturm, der runde S'tadtturm grüssen herüber. - Mit klopfenden Herzen freut man sich der Ankunft "Heimat, da hist du wieder!M -Die Märchenwelt des Kindes war schon innig mit dir, du altes Schloss, verknüpft. - War irgendwo ein Zauberschloss geschildert mit einer vunderschönen Königstochter, flux stellte man sich das liebe Oberpettau vor. Dort in dem lieben Städtchen zu deinen Füssen hat der Grossvater die Grossmutter genommen. - In den Mauern Pettaus hat mein Vater sein liebes Netterl gefunden und y mit ihr, in selten glücklicher Ehe fast fünfzig Jahre gelebt. - Auch mein Schicksal ist das liebe Draustädtchen geworden. - Dort habe ich meinen geliebten Friedl kennen gelernt und ein Glück, das heute noch halt, was es vor schzehn Jahre versprach. - V ■ 1 II. V Es ist ja kein weltbewegendes Schicksal, das die Kinder des Landwehrhauses gehabt. Sie waren Menschen, wie sie zu Tausenden auf dem Erdball ihr Leben fristen. Sie sind meist recht nüchterne Naturen gewesen, aber die Abendsonne der Erinnerung wirft doch auch einige, goldige Lichter auf sie. | Sie: haben sich alle ehrlich durchs Leben gebracht.-Die Frauen die Hände hart gearbeitet, viel heimliche Tränen weinend, aber immer noch einen sonnigen Humor im Herzen, der oft launig sein Dornenkrcnlein zu tragen weiss. Die Männer ebenfalls fleissig, ab§r mit einer gewissen, nachlässigen Langsamkeit, weshalb es wohl keiner von t ihnen zu etwas Besonderem brachte .- Ich schildere sie nach keiner AufSchreibung, nur nach dem Hörensagen und meiner persönlichen Kritik. Sie wird den Anderen oft nicht genügen und ihnen falsch erscheinen, aber ich habe mit warmen Herzen geschildert, das wird vielleicht das Urteil mildern. Auch hatte ich nicht viel Zeit, an meinem Stil herumzufeilenManches Hesse sich viel bässer und schöner sagen, aber meine Müssestunden sind kurz, allzu kurz. III. VOM GROSSVATER. Als im Jahre 1791 ganz Hannover mit Aufmerksamkeit die Vorgänge in Frankreich beobachtete, als die grosssten Ereignisse des XVIII. Jahrhunderts, deren Tragweite auch dem sonst so stillen Königreiche gefährlich werden sollte, sich dort vorbereiteten, war in der Stadt Osnabrück am 2.Dezember dem bürgerlichen Färbermeister JOBST HEINRICH • LANDWEHR von seiner Frau MARIA.ELISABETH geborenen KRUSKGPFS ein Kindlein geboren. Die beiden Leute hatten viele Freude damit, denn es waren nach zwei Mädchen endlich der 1anersehnte Knabe. Sie müssen recht angesehene Bürgersleute gewesen sein, da der Herr Bürgermeister der Stadt FRANZ BARTO L0MAU3 STRUKMANN ihnen Pate stand.- Das Knäblein wurde noch an demselben Tage an der schönen gothischen Kirche zu ST. KATHERINEN durch die Taufe in den Bund der evangelischen Gemeinde aufgenommen.- Es erhielt die Namen seines angesehenen Herrn Paten FRANZ BARTCLOMAUS Warmen sein Heimatland Hannover die verschiedensten Regierungswechsel mitmachte und die heimatlichen Truppen 16.000 Mann stark, gegen die französische Revolution in Belgien tapfer kämpften, wuchs Franz zu einem braven Buben heran. - Als er noch die Schule besuchte, kam Hannover und mit ihm sein HeimatStädtchen Osnabrück an den z Allerweltsherrscher Napoleon. ~ Als er die Schule verliess, um das ehrsame Handwerk seines "Vaters zu erlernen, überliess Napoleon Hannover den Preusen.- Noch ehe Franz als Farbergeselle freige-sproohen wurde, kam Hannover v/ieder an ,7estpfahlen und die Franzosen söge es bis zur voller Erschöpfung aus.- Im August des Jahres 181o zog der gutmütige "Immer lustig" als König JH.ROM in Hannover ein, aber schon in demselben Jahre im Dezember zog er wieder davon, obwohl ihm Hannovers Frauexn recht gut gefallen hatten, was den galanten Regenten die Hauptsache-zu sein schien. Die- Hannoveraner empfangen schwer die Franzosenherrschaft und der junge Färbergeselle Franz mag auöh heimlich , drohend die Hände geballt haben, wenn seine älteren Kameraden im französischen Heere dienen mussten, oder manches 'junge Blut in Spanien sein Leben liess, weil sie in der • englischen-deutschen Fremdenlegion für einen ihnen verhassten Kaiser zu kämpfen gezwungen waren. / Bevor noch die Begeisterungssaat des Jahres 181p aufging, als das erschöpfte Deutschland endlich gegen den mächtigen'"Korsen sich erhob, war aber der junge Geselle Franz Landwehr schon längst aus seinem Vaterlande Hannover, gewandert; Die Litern mochten wohl gefürchtet haben, er werde auch gezwungen im französischen Heere zu kämpfen und ihren einzigen Sohn wollten sie dem fremden Kaiser nicht zum Opfer bringen.- Als er zum Geselle gesprochen wurde, sprach1 die Mutter ihm zu, in die Veit zu wandern. - ...it heissen Tranen mochten die Litern ihren Liebling, nach damaliger Sitte mit dem Handwerksburschenränzel am Rücken, davonziehen sehen.- Sie hüben ihn gewiss gesegnet und die Mutter hat ihm noch einmal seinen Einsegnungsspruch in das Gedächtnis gerufen. Sie haben ihn nie wieder gesehen, aber wir Enkel wissen, dass sie ihren Sohn gut erzogen haben müssen, denn es war ein ehrlicher mann. Wo^Franz Landwehr überall als Geselle hinkam, ist mir leider nicht mehr bekannt.- Aber -in seinem Nachlasse waren mehrere Stämmbüchblätter, deren altmodische Reime meistens von Erfurter Freunden stammen, also scheint er dort länger geweilt zu haben. - Wir Wissen, dass er ganz Deutschland durchgewanderte , nach Oesterreich kam, um endlich die unterSteiermark zu betreten. Dort hat er bleibende Heimat gefunden. Vor 1818 kam er nach FRIEDAU und errichtete dort eine kleine Blaufärberei. Bei einem Besuche hatte er in Fettau die Schwester der Färbermeisterin REITER kennengelernt. Sie war ein ungemein fleissiges Mädchen. - Ihr Name war Rosalie FROMMihre Eltern waren Ba-ckenneistersleute auf dem Burgplatze zu Marburg. Von ihr schreibt Franz Landwehr in einer Art kleinem Tagebuch: v " Den 11. Oktober 1818 war der mir stets feierliche Tag, wo ich mit meiner lieben Gattin in der Stadtpfarrkirche .zu Marburg kopuliert wurde ." Dann heisst es weiter: I. den 21. Mai 1819 um 1 Uhr morgens ist unser Sohn FRANZ geboren und in der Kirche zu Grafendorf getauft worden. Die Gevatter waren meine Schwiegereltern, der Herr Franz WITSCHKO und dessen Ehefrau Cazilie /verw.FROMM/.- II. 29. Oktober 182o ein Sohn KARL, gestorben 1838 III.22. November 1821 eine Tochter WILHELMINE IV. 4. September 1823 eine Tochter CAZILIE V•26. Februar 1825 eine Tochter LAURA VI.31» Juli 1826 ein Sohn KONRAD , starb denselben Nachmittag. VII.16. Mai 182? eine Tochter JOHANNA, starb am 29. desselben Monats. VIII. 1. Juni 1828 ein Sohn EDUARD IX.28. Juni 1829 ein Sohn HEINRICH AUGUST X.2o. November 183o ein Sohn KONRAD, gestorben 2o.Mai 1839.- endlich am 2.März 1834 schreibt Landwehr.: "morgens um 5 Uhr gebar meine Frau einen Sohn. Er empfing die Nottaufe und erhilt den Namen AUGUST, starb aber denselben Augenblick. Meine Gattin aber lag darauf krank bis den 25. März 1834, wo sie nachmittag um 3 Uhr starb. - Wir v/ar en verehelicht 15 Jahre, 5 Monate, 14 Tage, und da wir jede Freude und jedes Leiden zu teilen gewohnt waren, so fühle ich nebst meinen neun Kindern einen gerechten Kummer.” Landwehr übersiedelte 1829 nach Pettau, da diese Stadt ihm mehr zu bieten schien. Die Eheleute erwarben sich das Haus Nr.52 in der Herrengasse, Ecke der Spital-güsse. - Es war ein recht hübsches einstöckiges Wohnhaus.-Da die Spitalgasse bergab führt, so war es rückwärts zwei Stockwerke hoch und hatte zwei sehr merkwürdige Höfe; einen in der Tiefe und einen im ersten utock. Dort war damals auch ein kleines Gärtchen mit einer hübschen Flieder Taube.- Später als die Vverkstätte erweitert werden musste, fiel dieses Gärtchen weg. Der Kindersegen des Landwehrhauses war wirklich schon sprichwörtlich geworden und tapfer musste sich Maister Landwehr rühren, wenn er die hungrigen Mäulchen seiner Kinder stopfen wollte. Er war' aber ein ungemein tätiger und fleissiger Mann Die Bauern Untersteiermarks und namentlich die kroatische Landbevölkerung spannen und webten damals ihre Leinwand noch selbst. Dann wurde sie zum Färben getragen, der sie mit Indigo blau färbte. Die Männer trugen solche Hosen und Schürzen, die Frauen -ganze Kleider, die meist mit einem Muster in weiss, gelb oder.grün bedruckt waren.-Landwehr besass im Anfänge nur :enig Auswahl in Druckmodeln und Mustern.- Er verstand abex1 diese Modeln aus Holz, Metallstiften - und streifchen selbst zu verfertigen.- Wenn nun irgendein eitles Bauernweib sich auf ein gewisses Muster kaprizierte, dass ihr bei dem Konkurrenten Heiter besonders gefallen hatte, dann musste der arme Landwehr oft die ganze Nacht bei einem trüben Talglichte sitzen und das Muster nach der umständlichen halb slovenischen Beschreibung neu hersteilen, bis es.dem verwöhnten Geschmack des stiefeltragenden, kroatischon Bauernweibes entsprach. Aber dieser Fleiss trug seinen Lohn, denn seine Geschäft blühte empor und überflügelte blad das seines Konkurrenten und Verwandten. - , Frau Eosalie war mit den kleinen Kindern wohl sehr geplagt, einige starben ihr auch, immerhin ein Schmerz für die Mutter.- Aber als sie selbst starb, war dies für Landwehr ein harter Schlag. Die arme Frau liegt am Pettauer Friedhofe mit ihrem elften Kinde begraben, wie es wörtlich dort heisst:” mit ihrem Sohne AlTQ-UST, der die feit yerliess, indem er sie erblickte, beweint vom Gatten und nenn Kindern.” - Landwehr ausste sie sehr geliebt haben. Der arbeitsharte Mann hatte aber doch ein poetisches Gemüt.- Indem Gärtchen hinter dem Hause, wo er mit seiner jungen Frau in dex' Fliederlaube so gerne gefrühstückt hatte, stand ein steinerner Tisch. Nun nahm er dessen schöne Marmorplatte (wahrs.chkindlich ein Römerfund) 'und meisselte selbst einen Spruch hinein. Diese Tafel steht noch jetzt auf seines Weibes und seinem gemeinsamen Grabe, die Schrift lautet: "Nun ist der Leidenskelch geleert, "Wie schön sie schlaft, wie ungestört. "Sie weckt des Weinens Stimme nicht, "Der Geist entflieht in Himmelslicht." Nun kam für den armen Landwehr eine bose Zeit.-Der Haushalt wollte versorgt sein, sein ältestes Töchterlein war zehn Jahre, konnte also unmöglich den übrigen acht Kindern die Mutter ersetzen. Der Haushalt ging täglich zurüdk, die Dienstboten machten was sie wollten, er musste unbedingt wieder heiraten.- IV. VON DER GROSS M GUTER ! Der fürstlich Dietrichstein sehe Verwalter auf Schloss Oberpettau Ferdinand RAlSP schreibt in seinem, mit vielem Fleisse zusammengestellten Buche "PEfTAU die älteste Stadt Steiermarks" ; "Im Jahre 1789 baute der unternehmende Kaffeesieder Josef KIPERZ einen grossen Tanzsaal, der für jene Zeit so gross und luxuriös war, dass er seinesgleichen im Lande suchte." (jetzt Hotel üäTEuB niGmE).- Von diesem Kaffeesieder kaufte das Ehepaar KliiEK- pORFER das Geschäft samt den grossen Tanzsaal und dem Gastgewerbe.- Er waren dies die Grosseltern meiner Grossmutter.- 7 Meine Tante MAYER in Pettau besass lange Zeit zwei Bilder von Ihnen . Es waren schwarze Silhouetten auf Elfenbeingrund.- Er mit dem Frack, Zopf, kurzen Hosen und Schnallenschuhe, auf der Hand einen Vogel tragend. Sie mit - der Bürgerhaube, dem Brusttuche und dem Reifrock des 18. Jahrhunderts, in der Hand einen Blumenstrauss.- Die Bilder hitigen lange Zeit bei der Gewölbtüre des Geschäftes.-Eines Tages waren sie verschwunden. Leider fehlte ihnen allen das Verständnis für den Gert dieser Bilder, sie wären sonst besser behütet worden. Sollten sie sich noch einmal vorfinden, so erwähne ich, dass der Fussboden, auf dem jede der schwarzen Gestalten stand, aus weiss und braunen, schräge verschobenen Vierecke bestand, vielleicht erkennt man die Bilder daran wieder. Der Mann heisst Michael KITYENDORFER, von der Frau weiss ich leider har nichts Näheres. Ferdinand RAISP schreibt, dass im Jahre 1788 das uniformierte, bürgerliche Kavaleriekorps neu gegeründet wurde-.- Im Jahre l?9o beschlossen sie , den Kaiser Laopold II und das sizilianische Künigpaar auf der Durchreise von Fiumä nach Wien feierlich zu begrussen. Am 3o.August ritt es als Jägerkorps zu Pferde mit türkischer Musik, fliegender Estandarte und zwei Feldgeschützen, egal uniformiert, mit grünen Röcken, weisseh Hosen und Westen, weiss und grünen Quasten und Schnüren zum Pulverhorn, über die Thesen nach Marburg, Bei Vinde-nau schlug es ein Zeltlager auf, da der Monarch erst am S.Sptember eintraf. Als Wagenmeister in Proviantsachen wird Michael Kittendorfer genannt. Er war jedenfalls ein tüchtiger Wirt, denn bei ihm fanden alle grösseren Festlichkeiten statt. - Meine Mutter erzählte, dass damals Sitte war, grosse Picknicks zur Faschingszeit zu veranstalten; sie waren alle bei ihm und seiner Frau, die in dem Rufe einer ausgezeichneten Köchin stand. Die lochter Alosia dieses Ehepaares heiratete einer Gastgeber namens STRAUSS,Sie übernahm das Ge - /- schaft der Eltern und nannten das Gasthaus "zum goldenen Strauss" Wieder erwähnt Ferdinand Raisp in seinem Buche, dass beim goldenen Strauss am 2?.September 1848 an -lässlich der Fahnenweihe der Nationalgarde ein glänzender Ball Stattfand. Alosia STRAUSS hatte drei Kinder:1.meine Gross -mutter ANNA,2.meine Grosstante PEPI und y.einen Sohn namens ANTON. Der Gastwirt Strauss starb bald und seine Witwe heiratete den Medizindoktor NEISS.-Sie war nahmlich eine berühmte Köchin und Doktor heiss ein Nachfolger Luculis, verliebte sich, in ihre gute Küche.-Ein grosserer Es er und Feinschmecker soll nie vorher in Pettau existiert naben.Von dem bekannten Vogel,in der Untersteiermark"Indian" genannt, prägte er d; grosse Wort: "er ist ein ungeschickter Bissen, denn alb Jause ist er für einen Esser zu viel,und für deren zwei zu klein." Das Gasthaus zum Strauss lag schräge dem Farberhause gegenüber und der Tochter ANNA erbarmte ungemein der nord -deutsche Meister mit den neun Kindern.Sie war auch früher öfter zur Frau Rosi gekommen und weinte bitterlich als sie starb., Der Färbermeister warb bald um sie,aber ihre Mutber riet ihr entschieden ab,den kinderreichen Mann zu ehelichen. Anna aber,eine ungemein energische Natur,heiratete ihn dennoch. Da ihre Mutter erklärte,nicht einmal zur Hochzeit kommen zu wollen,so heirateten sie in aller Stille .Da schreibt Landwehr wieder; "Den 9.November L8b4 war der erfreuliche Tag,wo ich mit meiner zweiten lieben Gattin in der-Kirche z ULL1MIEN bei Windisch-Landsberg kopuliert wurde." Landwehr nannte seine Frau mit dem urdeutsehen Namen . NI,ihre spätere Tochter hiess dann TnfTi,ich wer die A..L und mein Töchterl heisst ANN1.- Frau Nanni' hat wohl eine grosse Last mit dieser Ehe auf sich genommen,denn neun fremd e Kinder zu erziehen,ist keine Kleinigkeit.Sie nass wohl alle Bitternisse der Ehe aasgekostet haben und es ist wirklich kein Wunder, wenn sich keine Braut im weissen Kleide zur Kirche gehen sehen konnte,ohne in die Worte auszubrechen:"wenn die Wüsste,wie viel Schmerzen und morgen sie mit dem langen 'Schlepp nach sich zieht.-" Bald kam der Storch wieder und wieder in aas Landwehrhaus. Ein hübsches Geschichtchen wusste meine Tante LALRA aus der Zeit ihres ersten Kindes.-Aus dem iachlas : der ersten Frau Landwehr stammte ein wunderschönes,weis-es Seidentuch mit eingewebten bunten Blumen.Die beiden kädchen Mina und Laura bewunderten oft nach Kinderweise'das schöne Tuch -und die Frau Mutter sagte scherzweise:"nach meinem Tode könnt ihr es haben".- Als nun die Arme wirklich tot war und Frau Hani ihr erstes Kind dem Ferdinand geboren hatte,nahm, sie in einer kühlen. Facht das Tuch und deckte es über den Wiegenkorb. Sie schlief im grossen Eckzimmer.Plötzlich schreckte ■sie auf und in dem kargen Schein des Oellanpchens sieht sie die erste Frau ihres Mannes die beiden Stufen an dar Ture herabschreiten,in den weissen Gewände,das sie im Sarge zuletzt trug.Lautlos schreitet sie auf dan Wiegenkorb zu, nimmt mit zwei spitzen Fingern das schöne Tuch,lässt es langsam zur Erde fallen und geht eben so lautlos wieder 'zur Ture hinaus.- sprachlos vor Schreck könnte Frau Nanni erst nach langer Zeit einen Blick auf das Tuch werfen.Es lag •wirklich am Boden.- Sie hat dasselbe für ihre Stieftochter aufgehoben und eä nie mehr berührt.- Dia Mutter Frau Munhis vergass endlich nach der Geburt des zweiten Kindes ihren Groll.Der Bub wurde nach ihr Alois getauft.Sie half nun getreulich mit Geld und Gut dem Kinderreichen Färberhaus aus.- Y. DIE TANTE P E P I , Hach dem Tode der 70 jährigen Frau Heiss,am 8.September ( 1847 erbte trau Nanni das Vaterhaus,das sie aber bald verkaufte.-Ihre Schwester Josefinebekam das Haus ge -gern bar dem Landwehr haus, der Bruder Äntoi} ging leer aus, denn er hatte längst sein Erbteil verprasst .-Aber -t rau heiss hat noch auf dem Totenbette ihrer Tochter IJanni das Versprechen abgenommen,ihren Sohn Anton in ihr Haus aufzunOhmen.- Schwester Pepi war nie verheiratet,sie muss eine recht verschrobene alte Jungfrau gewesen sein.- Von dieser Tante Pepi erzählte meine Mutter recht sonderbare Dinge. Sie ging .jedem Tag in einem sehr altmodischen absonderlichen Kostüm und einem ungeheuren Guckerhüt in die Lechsuhrmesse.- Da sie ein sehr bewegliches rasches Trauenzimmer war,so ging ihr das Singen des Kirchenliedes viel zu langsam. Ls herrschte noch wahrend der Messe die schöne Sitte des deutschen Volksgesanges.-Unbekümmert um den Rytmus der anderen Kirchenbesucher ‘sang sie die zwölf Strophen in rascher Folge herab.-,Venn die anderen erst beim 7* Vers waren,klappte sie mit .protestierendem! Lärm ihr Gesangbuch zu- und verliess mit ihren klappernden Kreutbanderschuhen die Kirche,zum grössten Staunen jener Christen,die zum ersten Male dieser messe beiwohnten.- Daheim kochte sie in ebenso rascher Folge ihr Mittagmahl,es stand schon vor 11 Uhr bereit.- Gewöhnlich rief sie dann ihren Liebling,die kleine Metti herein. Im Sommer bestand ihr Menü 'täglich aus Zucker -erbsep,.Schmarrn und Kirschenkompott.- wie oft rühmte die Mutter die Gute dieser Speisen. Als diese Tante Pepi hörte,dass mein Vater Ihre Nichte Metti heiraten wollte,sagte sie zu ihrer Schwester Manni:"nein Gott,ihr werdet doch diese Kinder nicht zu -sammen heiraten lassen,erfragt ja jetzt schon Augengläser, in ein paar Jahren ist er blind,dann können sie betteln gehn".- Zur Zeit des Bahnbaues wohnte ihr gegenüber der reiche Bauunternehmer Fröhlich.Der Bruder dieser Frau war Marineoffizier.Als ihn Tante Pepi einmal in voller Uniform sah,meinte sie;"na,di & Juden geben es aber nobel, j atzt halten sie sich gar einen, Büchsenspanner. Einst wollte ihr meine Grossmutter ihre Lieb-lingsspeise,wie jeden Freitagabend im hinter hinbringen, Es Viraren sa'are Fisolen mit geschabten schwarzen Rettich. In der einen Hand hielt sie das Licht,in der anderen den Teller.- Als sie versuchte die Hausture aufzusperren, nahm sie in der Zerstreuung den Teller mit der leckeren Speise unter den Arm.«Via erstaunt war die alte Gangfrau, als ihre Schwester Nanni fröhlich rufend:"hier sind die Fisolen!"ihr den leeren Teller präsentierte.Spuren davon trug nur ihre schwarze Lüsterschürze,das andere lag im Hausflur bei dem widerspenstigen Türschloss. Tante Pepi starb am 17.marz 1864 im 76.Lebens -Jahre,fast ganz anbetrauert,da sie ein wenig liebenswürdiges wesen war. Bei ihrem Leichenschmause soll es sogar ungeheuer lustig gewesen.sein.-meinem Onkel Karl setzten sie in toller Laune ihre schwarze Haube auf.-Zu seinem Grauen erfuhr er am nächsten Tag,dass dies ihre Totenhaube ge -wesen sei. Auch mein Grossvater Landwehr,den noch nie jemand mit einem Rauschlein gesehen,trank aus Freude über das durch die Erbschaft ihnen zugefallene Haus ,diesmal aber den Durst. Als er einige Tage hernach mit einem sonst von ihm nicht geschätzten Bürger zusammentraf,sprach in ^sner mit dem trauten Duworte an.- Ganz erschreckt meinte er zu seinem Schwiegersohn;" Wissen sie vielleicht,habe ich denn neulich mit diesem alten Gauner Bruderschaft ge -trunken?"- Es verhielt sich wirklich so.- Und er sagte brummend:" da muss ich einen schönen Fetzen genabt haben,"- VI. DER V E 1 TER AUTO H . Der einzige.Sohn der Frau Heiss,Bruder der Grossmutter und der Tante Pepi,war ein stadtbekannter Tunicht -gut. Er hiess allgemein der " Vetter Anton 11 .Seiner SL" ochwuster Anna hat er manche bittere träne und viele Gulden gekostet,denn er war ein unverbesserlicher Säufer, heist war er vom Wandertriebe befallen und . wänderte zur schonen Jahreszeit.im Lande umher. Kamen die ersten hegenschauer des Herbstes,so zit -terte Frau Nanni schon .jeden Tag,bis ihr der btadtwacht-meister meldete:"Der Vetter Anton ist wiadei( da!" Auf Staatskosten kam er,durch einen Gendarmen eingeführt.- Maine Grossmutter liess ihpen einzigen Bruder dann in eine abgelegene Kammer führen, dort wurde ihm ein Bad bereitetund die Mädchen nahmen mit der Feuerzange seine abgelegte Kleidung,um sie samt dem lebendigen Innhal^ zu verbrennen.Dann, erst zeigte er sich den Hausbewohnern,vollständig neu aus-—-gestattet.- Im Winter lebte er ganz ruhig im Haushalt und.half ziemlich fleisaig mit. Aber beim ersten lauen Frühlingshauch wurde er vom alten Satan besessen,- Er war eines Tages verschwunden,um Anfang des .Winters ebenso verwahrlost unsd verlaust wieder zu kommen.-. Des Vetters Anton liebste Beschäftigung,wenn er wieder,einmal durch "höhere" Gewalt in das ehrsame Bürgerhaus seiner Schwester .zurückgebracht worden war, bestand darin,vor der Türe des Verkaugsgewölbes im Sonnenschein zu stehen und begierig nach dem Hause seiner Schwester lepi hinüber zu blicken.-Die hatte nämlich in der dicken Mauer ihres Hauses ein Fjsnsterchen angebracht,durch das sie,wie dürch einen langen .schlauch sbhen und alles beobachten konnte,was jansei •engen Gasse bei den "Landwehrs" verging.Steckte sie nun ihre lange Hackennase unter der vorsintflutlichen Haube bei diesem Fensterchen heraus,was ziemlich häufig geschah,so machte Anton herüben eine Faust und rief ein drohendes "wart,du schwarzes -Habenvieh!" worauf Tante Pepi sofort verschwand und nur mit Vorsicht wieder herausblickte,ob ihr feindlicher Bruder den • Belagerungsposten noch inne habe. Einmal lag er krank in irgend einem Spital Da ihm dort kein geistiges Getränk verabfolgt wurde, trank er nachts sämtliche Medizinen der Kranken aus. Daruntvr waren auch solche mit der' Ettikette nur ,C "Aussurlich",natürlich, ward ihm totenübel,aber leider starb er nicht daran. Die letzten Lebensjahre lebte er ganz bei seiner Schwester Nanni.Die nun herange achsehen madchen mussten ihm Sonntags sogar den Braten in kleine Stückchen s schneiden und unter den Salat mischen,sonst verkaufte der alkoholsüchtige Anton das Bratenstück sofort an einem Pfründner,um die paar Kreuzer in Schnaps umzu -setzen. Ar lebte nicht lange und es wird diesem fahrenden deseilen gewiss niemand eine träne nachgeweint haben. Wie oft bettelten wir als Kinder unsere Mutter: "erzähl uns doch vom Vetter Anton!"- Uns erschien dessen Person mit dem nimmermüden Durste höchst interessant, aber wahrlich nicht nachahmungswert. VII. DAS LAB A -N I M LAND W A -H H H A U S A . Prau Nanni. hatte zu ihren neun Stiefkindern noch selbst sechs Kinder. I. F A ß D I N A N D,geh.14.üktoberl835>starb lü.d.18^6 II. ALGI S ,geb.8.Februar 18g>7, III. M A R Im," 7.September 1839,starb 19.Juli 1840, IV. N A '1 f I. , " 18.Juni 1841, V. FANNI," 24.November 1844, VI. KAHL, " 20.Jänner 1846. Mein Grossvater hatte demnach von seinen seiden Frauen 17 Kinder. ’i Ainen grossen Schmerz erlebte Frau Nanni,als ihr Lieblingssohn Alois,dar u Ln ,: . / . - _ 1849,an der■Halsbräune starb. Ain Regimentsarzt machte ihm sogar einen Kehlkopfschnitt,es war 1einer vergeblich. Die sonst so heitere und energische Frau soll lag und - . Nacht geweint haben uixd ganz herunter gekommen sein. Eines Morgens sagte sie zu ihren Stieftöchtern;"Kihder, nun werde ich nicht mehr weinen!" und wirklich,ging sie wie sonst ihren Geschäften nach. Später erzählte si3,ihr Bub wäre ihr im Traume erschienen und hätte sie flehentlich ,.beten,nicht mehr zu weinen,er könnte sonst nicht seeli'g werden. Es erinnert mich dies an das -harchen vom Tränenkrüglein,eine ueschichte,diu tief im Volke wurzelt und vielleicht wirklich manche lütter von zu übermässiger Trauer bewahrt hat Das Haus Land.ehr hob sich nun mehr und mehr. Kühe und Pferde standen in Stalls,am sogsnannten RAND erwarb sich mein Grossvater eine grosse Tenne mit vielen Feldern. Sein grössterStolz war dort ein wunderschöner Gemüsegarten und herum standen die schönsten Sommerblumen',die so reich unt ,r Pettaus milden Himmel gedeihen. Ich erinnere mich noch lebhaft an die vielen Astern in allen Farben und Grössen,den duftigen Blumen-~ schieier mit den zartweissen Blühen,an die schönen Ringelblumen,die Georginen,Rosen,Levkogen und die weissen Schneebeerenbüsche.Er bearbeitete den Garten meist selbst,legte grosse Spargelpflanzungen an,deren Wurzel er mit gar grossen Kosten aus Erfurt mit der Post bringen liess.Im ivlai wurde ausser dem Spargel,der fast täglich auf den Tisch kam,noch über einen Zentner verkauft. Leider wurde dieser grosse Garten zu seinem grossen Jammer von einem grossen Hochwasser samt der Tenne weggerissen . Die Stiefkinder waren nun allgemach herangewachsen, aber sie machten meiner Grossmutter sehr viel Sorgen. Die ältesten Buben kamen bald in die Lehre und die Mädchen mussten fleissig im Hause mithelfen. In iheren blaugedruckten Waschkleidern mit breiten Schürzen angetan,mussten sie punkt fünf Uhr früh sich "unten" einfinden. Dorten befand sich der Verkaufsraum, da auch Schnittwaren verkauft wurden,anstossend Bss -zimmer,zwei Speisekammern,die K$che,unter derselben das MangelZimmer,wo die fertige Färberware gerollt wurde. In der K(£che war nämlich ein sehr niedrig ge -legenes Fenster mit einer Vertiefung,in die wie*der ein Fenster eingelassen war.Diese Rische war mein Lieblingsaufenthalt.Dä konnte man so schon die Katzen Im Schosse streicheln und auf die steilansteigende Spitalgasse hinausblicken.Wie erschrak ich,als einmal unt.r mir geklopft wurde.Basch sprang ich auf und bemerkte,dass unter dem Fenster schwarze Mänherhände einen schweren Stein treuen.Es waren die Gresellen,die mandelten.Sie mussten noch oft meine kleine Persönlichkeit wegjagen,die sich auf ihre einzige Lichtquelle,eben .jenes vertiefte Fenster gesetzt hatte. Im Hofe waren die Werkstätten,in denen die Gesellen mit Händen,die niemals ihre blauschwarze Farbe verloren,hantierten,Strenge war es uns Kindern vs Untersagt,in diese Werkstatt zu gehen,wie leicht hätte eines in die tiefen Bottiche fallen können,diu bis auf einen kleinen Rand in den Boden eingelassen waren. Sie waren stets mit Farben gefüllt.In anderen Kesseln brodelte es wieder wie in Faust s Hexenküche. Unerklärlich war uns Kindern ein Geräusch,das öfter aus der Werkstätte erscholl.Fs war so,als würde Eiklar zu Schnee für eine Riesentorte geschlagen.Später erfuhr dass die dunkelblauen Stücke Indigo erst mit Flüssig -keit zu einen Brei zerrieben wurden,dann wurdu diese Masse mit zwei Schlegeln an die Seitenwände des ku -pfernen Kes eis getrommelt,damit die in schwingende Bewegung geratene Flüssigkeit sich klare. üben im ersten Stocke war das Schlafzimmer der Eltern,das grosse Eckzimmer des Hauses.Die eine Aussenwand war dort mit Weinreben bepflanzt,deren Ranken stets bei den Fenstern hereingrüssten.An der Decke waren musizierende Bnglein gemalt,dis man gerne betrachtete.Hier standen neben den Ehebetten auch die besten Möbel,sowie die schöne Uhr unter dem Glas -stürze die nun mein Bruder Julius besitzt.-Der Grosse, lavendeldufdende Leinenschrank Frau Nannis hatte auch hier seinen Platz.In dessen schier unergründlichen Fächern versteckte,sie immer zu Weihnachten einige Laibchen ihres vortrefflichen Kletzenbrotes.Oft zu Ostern noch baten die Kinder:MFrau Mutt-r,schaun sie doqh nach,ob nicht noch hinter den Leintüchern ein Kletzenbrot ist!" Auch di^i Mädchen schliefen im obeivi Stock.Wenn sie in aller Herrgottsfrühe heruntergekommen waren,so ging das Tagewerk an.Zutun gab es noch immer mehi' als genug.- Erst musste alles für den Verkauf im dewölbe und dieses selbst nergrichtet werden.Die Taglöhner für die Felder kamen und mussten mit Brot und wein versorgt werden:letzteren mussten die Mädchen aus dem Keller bringen,da der Schlüssel nie einen dienstbaren Geist anvertraut wurde.Verschiedenen Kunden kamen um Milch oder Bahm,andere bestellten Spargel für den Mittag.Auch mit Kalk wurde gehandelt und dieser musste auch aus der Grube geschafft werden.Im Winter wurde vom dem,in ge -waltigen Bottichen eingeschabten Sauerkraut und sauren Rüben verkauft.Die Gesellen mussten ihr Frühstück be -kommen und Frau Manni rüstete sich zu ihrem Einkäufe auf den Vv'ochenmarkt,den sie nur ungerne einen der Mädchen überliess.Sonntags mussten alle Kinder und sie selbst in die Sechsuhrmesse gehen,da gab es doppelte Arbeit,Wahrend des Tages wurde dann verkauft und den Kunden die gefärbten Waren ausgefolgt.-Am Abende nähten sie meist an den ein -gelaafenen Waren die kleinen,mit einer Kummer versehenen Metallplättchen,die sogenannten "Zeichen" an,sonst waren sehr unliebsame Verwechslungen bei den meist gleich aus -sehenden Waren vorgekommen. /Eines oder das andere der Mädchen musste im Sommer Mittags mit der Magd auf die Felder hinaus,um den Tag -löhn,rn das Essen zu bringen.Auch Machmittags muss es nicht angenehm sein gewesen.üeber die,in Sonnenglut liegende Draubrücke zu wandern,,um mit dem Jausenwein die Arbeiter zu kontrollieren.Dann war wieder für das ganze Haus das Brot zu kneten und zu backen.Oder gar zweimal im Jahre die gefürchtete Wäsche.Die wurde "gesechtelt"mit Buchen -aschenläuge,dann mit einem v/agen zum sogenannten "Brunnwasser" hinausgeführt,dort geschwemmt und auf dem riesigen Bleichplatze im Freien getrocknet.- Eines der Mädchen musste hier den ganzen Tag Wache halten,und war abends totmüde,wenn der Wagen die trockene Wäsche wieder heimholte. Was musste da Wäschevorrat sein,um diesen grossen Haushalt zu versorgen. Aber im ..lnbar da gab es grosse Bürgerbälle und die drei erwachsenen Stieftöchter Mina,Laura und Cilli gingen mit der Frau Mutter und dem Herrn Vater mit einer grossen Laterne bewaffnet auf den Ball Die drei Mädchen hatten alle wunderschönes langes Haar.Meine Mutter erzählte oft,wie umständlich das Fri-siren war.Die Friseurin,eine bucklige alte Jungfrau kam schon um acht Uhr früh, 'um die Mädchenköpfa. mit den zwölf-und mehrteiligen Zöpfen zu.schmücken. Da die Friseurin noch rnegr Kunden hatte,so musste sie noch weiter zu den Ballschonen eilen,nicht ohne, dass die Mädchen sie gebeten hatten."ja nicht zu er -zählen, ./eiche Farbe ihr Ballkleid habe".- Ein Versprechen das die Jungfrau bei ihrer ewigen Seligkeit gab,um es ebenso leicht im Nach b arhaus ewie d o r zu brechen.Die Mädchen mussten dann steif und sorgsam ihre Kopfe mit dem mächtigen Aufbau bis zum Abend hüten. Auf einem solchen Balle war es,wo die 19 jährige jüngste Cäzilir das Gehör vollständig verlor.trotz aller Mühe und Sorgfalt erhielt das schone Mädchen nie mehr dasselbe wieder.Sie blieb taub und infolgedessen auch . ledig.- Cilli besorgte die Schneiderei für alle nudcnen. Welche Mühe War das zur Krinolinenzeit1.- Einen Ö bis 12" Ellen weiten Kleiderrock Mit Falben in Handnäherei zu verzieren! Was für Mühe gaben auch die stets weisseh,mit Handschlingerei versehenen Jnterröcke,die steif gestärkt wurden .Manchmal gab p6 solcher Hocke zu bügeln.- Do. i/urue oft die Kocht zu Hilfe genommen.- wie schwer mussten sich damals die jungen Mädchen.ihren Ballstaat herstelien, aber ihr Vergnügen war gewiss ein dreifach so^grosses als jetzt,wo man alles fix und fertig im Kaufhause bekommen kann.' Von dieser Tante Cilli muss ich hier noch einiges erzählen.Bemerkenswert war ihhe leidenschaftliche Liebe ,an denen ihr ganzes Herz a __ ein wehig über das Unglück ihres Lebens trösteten.Im oberen.' Stockwerke ,in der Fähe der stiege war auf dem offenen Longe ein oreites Mausrehen angebracht.Dort maste sie zahlreich ihre Lieblinge aufgest eilt.Dort leuchtete es •jm Sommer wqh allen Farben. — Durch, üppiges Blühen, xonLun ihr die S, ranien,Fuchsien,Levko'/en,u.s .w.,di6 viele Mühe. Ich kann mir das Grossalterliehe hams ohne deh altmodischen Geruch des Rosenkrautes gar nicht vor-' stellen.- Keines von uns Kindern ging an dieser Ecke vorbei,ohne ein Blatt dieser grossen Stöcke zwischen den Fingern zu zerreiben und daran zu riechen. Wie oft war Tante Gilli auf die Katzen erbost,die den grossen Basilikumstock zu Boden-warfen um. sich mit Lust im Katzenkrautei au wälzen.- Gilli lebte nach dem Tode des Vaters im Hausse ihrer Schwester Laura Mayer. Man konnte sich ganz gut mit ihr verständigen,wenn man langsann und recht leise mit ihr sprach,las sie alles von den Lippen des Sprechenden ab.. Sie war ungemein fleisslg und umsichtig,aoer -auch sehr misstrauisch. Es wäre wohl keiner Magd gelungen die "Fräul n " Gilli zu hintergehen.Als ich schon Braut war,glaubte sie mir nicht/einmal,wenn ich mich beklagte,sie hätte meinen Kaffee zu zuckern vergessen. Erst kam die Mahnung;” tu nur umrühren!" denn man dann aufs neue beteuerte,der Kaffee sei durch diesen Polkatanz auch nicht süsser geworden,so nahm sie ungeniart den Löffel und kostete selbst,bevor sie etwas Zucker herausgab. Sie war eine tadellose Köchin und auf ihre Brathendeln freute man sich bei jeden Besuch. In den letzten Jahren aber war sie recht vergesslich und es gab beim Kochen recht viel Verdruss,bevor sie das Regiment aus der Hand legte.So gab es einmal ein sehr schlechtes Gollasch,das selbst die Hutmachergesellen nicht hinunterbrachten. Tante Laura entdeckte dann,dass Gilli dasselbe statt mit Rindsuppe,mit Kramp ..ritee' vergossen hatte. Später bekam die Arme infolge partieller Lähmung der Rückennerven das Miserere.Mit unendlicher Geduld haben Tante Laura und ihr guter Mann sie gepflegt,denn sie musste-wie ein kleines Kind gereinigt $n und jeder Magd war diese Arbeit zu scnieent. Ruhelos v/änderte sie fast bis zur letzten Stunde im Hause herum,ass alles mit.grösstem Appetit und wollte immer noch etwas arbeiten.Ihr ganzes Leben war ja Arbeit für andere gewesen,an Glück hat sie nicht ge -nossen. Sie starb im November 1898. Ihr Schwager Simon hat Gilli stets in Ehren gehalten,siewurde immer mitgenommen,wenn es ein Var -gnügen galt.- Jahrelang sah man ueden Sonntagnachmittag , den guten Onkel Mayer vor die Stadt hinauswandern,an jedem Arm eine Frau.Da beide etwas langsamer als ihr dildiger Begleiter gingen,so machte es stets den Eindruck , als zöge er mit aller Gewalt seine Damen.- In irgend einem Gasthause vor der Stadt gab es dann eine gute Jause und um 7 Uhr Abends zog er sie wieder heim.Meine,etwas boshafte Kusine Mina nannte diesen seltsame Gespann,stets den Essigkrug. VIII. VON DEN G ß 0- S S E L 1' E v, N. Mein Grossvater war ein ungemein strenger Mann, der mit seinen Kindern wenig sprach ,sie sehr selten liebkoste,aber für sie arbeitete und sie nach seiner eigenen starren Bürgersart auch liebte. Bei fisch durfte keines ein Wort sprechen,nach dem Tischgebete mussten die Kinder still ihre Platze einnehmen und ihre Mahlzeit verzehren. Gehe ! wenn eines der Mädchen tuschelte oder wenn sie heimlich doch allerlei Kurzweil trieben nad auf -kicherten,dann hiess es;" marsch hinaus!" und der Missetäter war auf die Güte der Mägde angewiesen,wenn er nicht hungrig bleiben wollte.- Landwehr war Protestant und erst bei seiner ersten Hochzeit zum Katholizismus übergetreten.- w,r sprach sein eigenes Hanoveranerdeutsch.- Seine besten Eigenschaften waren,ein unermüdlicher Fleiss,grosse Ge -nugsamkeit und ein sehr rechtlicher Bürgersinn.- Meine Mutter erzählte,um zu beweisen,dass sie sein Liebling gewesen sei,wie es einmal grosses Aufsehen erregte als er ihr einmal zu einen Namenstage einen Silberzwanziger schenkte,denn nie hatte man ihn seinen Kindern etwas schenken sehen. Die Kamen der Mädchen verwechselte er beständig und rief alle fünf,wenn er von einer etwas wollte.Grosse Liebe zeigte er erst den Kindern meiner Mutter,seiner Lieblingstochter.Meinen alteren Bruder liebte er so sehr, dass er sich sogar bewegen liess,sich mit ihm fotografieren zu lasean,wobei er ihn auf dem Schosse lielt.Leider ist das schon damals schlechte Bild bald verblichen und ver -dorben. Dassogenannte Windische hat er nie erlernen können und hatte überhaupt.aum Verkauf keine Geduld.Die Zähigkeit des windisehen Bauern muss man kennen,um zu be -greifen,dass der biedere Norddeutsche die Ware bald entrüstet hinwarf am an der Glocke mit einem lauten "Nanni” zu reissen,worauf meine allerzeit geduldige Grossmutter erschien,um das mühselige Feilschgeschäft mit den eigensinniges. Kunden fortzusetzen. Von seinem merkwürdigen Bürgerstolze zeigt,wie er einem Kusin meines Vetters,dem Schauspieler Clemens GRUBE begegnete.- Dieser kam eines Lages in das Land -wehrhaus und stellte sich als Kusin des Schwiegersohnes und Solin des Gyxiinasialprofessors GRCJLK-SvvALD vor. Lr wurde von dem Ehepaare und der Löchtern sehr lisbens -würdig und gastfreundlich aufgenommen.Als sie hörten , er ..orčL einige Wochen in Fett au bleiben,wurde sofort der Hausknecht um sein Gepäck in das Gasthaus geschickt, wo er sich einquartiert hatte. " Das ist doch selbstverständlich hiess es,"dass ‘Sie bei uns logieren werden". Im Laufe des Gespräches fragte unglücklicherweise Frau Nanni ihren Gast,was er denn in^Fettau zu tun habe? Voll Stolz erklärte der junge Mine,er sei als-ersterLiebhaber an das hiesige Stadtheater engagiert.Da erhob sich der alte Landwehr,wies auf die Türe und sagte nur das eine Wort:" hinaus!" Alle waren starr vor Schreck, aber der junge Mann folgte sofort ganz blass geworden, dieser Aufforderung. "Ein .Kommediant wird nie in meinem Hause wohnen12 Dies war edi e einzige airklarumg für diese eciirecksns- ' szene un .d alle mussten .-sich dem. Gebote ' des gestreng an Hausherrn fügen ..Frau Manni war ganz desparat über diesen Hangel/an jeglichem -Kunstsinn bei ihrem iShe gatten.Sie vermittelte dann,das Laura für den jungen Sc] . - . ’ ,wo er sn verpflegt wurde. Der gute Grossvater ahnte nicht,dass sein ausgewiesener Gast später ein so beliebter Schauspieler wurde,dass seiif D5 jähriges Bühnenjubiläum in Franiurt am Main der ganzen Stadt Anlass zu Ovationen gab.- Jr hat wiederholt mit dem Printen von Wales (jetzt König LDU'aüD) verkehrt,und von ihm eine sehr wertvolle Bussn-naoel bekommen. Er war auch viele Jahre Prusia ent tim Austria,einer (Vereinigung^Oesterrdicher in Deutschland. Seine Jahresgage hätte vielleicht genügt,um zwei Landwehrhäuser zu kaufen. Clemens Gr^n war auch Beistand bei meiner Hocii-zeit und Pate meines ersten Kinde: ('ritz.Wir verdanken ihm nur schöne Erinnerungen.Besonders meinen Bruder Franz hat er•während.seiner »vandefjahre in Deutschland wiedar-angenehme Zeiten in seinem vornehm geführten. Haushalt verschafft. v; Seinen” frühzeitigen Tod - es musste ihm wegen Blutvergiftung ein Fuss amputiert werden- beklagen wir noch heute.Er wäre vielleicht ein kleiner obskurer Schau - Spieler geblieben,aber die _ GKLLMaYEP entdeckte sein 1'an ent und- brachte ihn als Komiker und Operettensänger an das .Ringtheater und an das Theater an der Mion,dann kam er nach Frankfurt a.i-. Sr hat später oft mit viel Humor von seinen ersten Kunstreisen in der Untersteiermark erzählt. Aber die Szene in meinem grosselterlichen Hause hat Grün stets mit Bitterkeit geschildert. , Mit Tante Laura ist - er bis zu seinem Tode im brieflichen Verkehr gestanden.Sie hat ihm auch immer zu Weihnachten die schönsten steirischen Kapauner besorgt. Der berühmte Opernsänger Heinrich VOGEL hat bei ihm so manchem in Pettau gemästeten Kapaun verzehrt und. komite dessen Güte nicht oft g^nug rühmen. Ich selbst erinnere mich nur sein? wenig an meinen Gros svater. ' Ich weiss nur,dass er eirmial mit einem Aagen . in seinen Weingarten kam.Dort sass er in der Gonne,sein Haar leuchtete weiss,mit beiden Hunden stützte er sich auf einen Stock.- Letzterer kam mir sehr bewundernswert vor.Der Griff war aus weissem 3e,-in geschnitzt und zeigte ein altes G„sicht.— Diesen Stock hat er ausdrücklich seinem Lieblingsenge1 Franz vor seinem Tode bestimmt. Lr besitzt ihn noch,nebst seiner grossen silbernen -Taschenuhr,die 'wir Kinder wegen ihres lauten Ganges, das Hammerwerk nannten.Franz war durch diese Uhr Hammer-werksbesitzer geworden. Franz Landwehr starb am 2.April 1873 in 84. Lebensjahre .an Altersschwache. Im Geiste sehe ich"ihn" noch,wie er aufgebahrt im oberen Zimmer liegt,die so fleissigen Hand - ruhten ineinander .Lr trugein schwarzes Kleid -und ein ebensolches Leidentuch um den Hals.- First habe ich mich gewaltig gefürchtet ,aber mein Kusih Ignaz entdeckte bald einige weisse Leidenpapiere,die achtlosin der Leim - 6r an auf einem Kamme dem toten Grossvater etwas vorzublasen, ois die Tanten uns beide verjagten. Meine Mutter hat ihren Vater stets hochgehalten, aber mit grösster Liebe hing sic doch an ihrer Mutter. Diese Frau mit. dem echten,deutschen Hausfrauentagenden hat alle diese Eigenschaften auch meiner geliebten Mutter vererbt I Unermüdlich tätig und pflichteifrig,immer für die Kinder sorgend,hat die Frau Fanni voll Mut und Gottvertrauen meinem Grossvater die Last der Kinderschar getreulich tragen geholfen. Dabei wahr sie unendlich wohltätig und nach altem Brauch der Kirche zugetan. Einige schöne Stickereien wurden von meiner Mutter im Landwehrhause verfertigt und der Ltadtpfarrkirche zum hl.Georg gespendet.Vielleicht ist noch die eine oder die andere vorhanden.- Eine fromme Sitte von Frau Nanni war es,auch abends • r g zum Muttergottesbilde in zu gehen und wie oft zaag- dort' die Arme .geplagte Hausfrau der göttlichen Mutter mit dem siebenfach durchbohrten Herzeh,ihr kummervolles Leid geklagt haben.- Auch meine Mutter hat,als ihre Mutter sehr schwer an der Ruhr erkrankt war,mit heissen 'Dränen dort ihre '-•'enesung erbettelt Viel ^Beschwerden und körperliches Leiden hat diese brave Frau auch bei den,damals notwendigen. Marktfahrten ausgestanden.Wie oft musste sie in ärgster Kalte die volle .7acht auf dem kalten Fuhrwerke,das hoch mit eisenbeschli _ ien Kisten beladen war,durch kegen-und Schneegestöber zu den verschiedenen Märkten fahren.-dann dort das stundenlange Stehen in der Winterkalte! Oft froren ihr die Kleider und das Tuch auf dem Kopfe an.-Oft war ein Markt zu der für sie ungünstigsten Zeit,wenn sie wusste,in diesen Tagen dürfte das zu er -wartende Kind geboren werden. Tapfer packte sie da,die kleine zähe Frau,zu den verschiedenen Blaudrucken die erste Kleidu..g für den neuen Erdensprössling mit in die Marktkiste .Sie wusste «ja nicht,ob sie nicht in irgendeiner Ortschaft werde liegen bleiben müssen.Welch frohes Dankgebet muss wohl ihre Lippen entflohen sein,wenn sie glücklich wieder das Hei -matstädtchen mit den freundlichen Lichtern erblickte,die sich so hübsch im Drauflusse spiegelten.Wenn der schwere Marktwagen durch das alte,hohe Brüchentor schankte und das anheimelnde,wenn auch unangenehme Rollen über die Katzenköpfe der famosen Fettauer Pflasterung begann. Dann'ging es noch ein Stück bergauf durch die mögen der Spitalsgasse und dann hatten schon die Mädchen das Rollen des Wagens im Hause vernommen und eilten heraus. Lustig bellend sprang der weisse Pintscher "Stopserl" voran,als erster das " Frauerl" begrüssend. Wie froh war die Arme,wieder ins warme Zimmer zu kommen,und ruhig schlafen zu können,ohne Angst,dass sie ilu- Kind in der Fremde werde gebären müssen". Wie hart haben sich diese alten Bürgersleute ihr Brot verdient,wie leicht hat die bugend das Erwor- bene verloren,und wir,die dritte deneration möchten axie geme dort amfangen,wo die Anteil aufhörten. Wir wollen es schon in der Jugend bequem und gut haben,daher diese Gier nach frotektion und guten Heiraten.- ^lagen will sich niemand mehr,nur geniesten. Als es meine Grosseltern einmal sehr gut ging, und die Stieftöchter schon erwachsen waren,machte mein Grossvater und seine. Frau mit der Postkutsche eine Reise in seine alte Heimat Hannover. Viele Tage lang fuhren sie und Landwefir t freute sich herzlich noch einmal Osnabrück und seine zwei alten Schwestern noch einmal im Leben wieder zu sehen.Letztere haben nicht geheiratet und ihr be -scheidenes Vermögen fiel nach ihrem Tode den Landwehr-Kindern zu. Die Grosseltern blieben über zwei Monate aus und den Stieftöchtern haben sie für das getreue Haushalten schöne Schmuckgegenstände mitgebracht.Meiner Grossmutter gefiel die Reise nicht besonders.Im Herzen sorgte sie sich doch sehr um die Hauswirtschaft,um die Kinder.Als echte Untersteirerin und vortreffliche Köchin,konnte sie absolut von der norddeutschen Küche geniessbar finden. Besonders erbost war sie über ein Bier,"Braunschweiger Mumme’’ genannt.Sie sagte,da hätte sie gleich dem heiligen Ullrich opfern müssen.Auch meinte sie, überall wo Kaffee sage,sei er elend gewesen. Sie war glücklich,als sie wieder ihr heimatliches Getränk den Kaffee mit dem dicken Rahm von den eigenen Kühen und die reschen grossen Pettauer "langen Semmeln " essen konnte. Die brave Frau Manni starb am 26.Mai 1874 im 69.Lebensjahre.Sie leigt nach ihrem Wunsche bei ihrer Mutter und Schwester begraben.Im Herbste vorher war sie schon sehr elend gewesen und wir besuchten von Wien aus mit der Mutter die kranke Grossmutter.Auf ihren Wunsch wurde sie damlals mit den Sterbesakra -menten versehen.Ich wer e den Eindruck nie vergessen, wie Abends der Priester erschien,das Glöcklein läutete und wir alle an ihrem Bette knieten.Dann musste sie mit dem Priester allein bleiben und die Mutter führte uns Kinder mit sich in die dunkle Küche.Dort duftete es nach Weihrauch,ein Heimchen zirpte so traurig,das Herdfeuer brannte und weckte hei und da einen Schein in den blanken Kupfergeschirren,was mir höchst gespensterhaft erschien.Mutterl weinte herzbrechend und wir Kinder mit ihr,obwohl wir noch keine Ahnung von der Beteudung des Schmerzes hatten,wenn eine Mutter sterben will. IX. DIE bTIEFSOBHlNn . Die verliessen schon frühzeitig das Elternhaus.-Franz ist,wie sein Vater,Färber geworden.Er war auch viel auf Wanderschaft,blieb aber dann in einem kleinen Orte bei Reichenburg in Unt rsteiermark hängen.Dort in Hörberg war er zugleich Postmeister.- Es war ein ziemlich weltvergessener Winkel.Wir besuchten in dort einmal und nur die wunderschönen Krebse,die er dort fing,sind mir in Erinnerung geblieben.Er hatte eine Pettauerin zur Frau,Cäcilie POSEGGER.- Sie war sehr schön und ebenso still,als er heiter und gesprächig war.- Beide sind schon längst tot.Ihre ältesten Kinder starben schon in der Blüte ihrer Jahre,sie waren beide wunderschöne Menschen. Die beiden anderen Töchter sind in der Gegend geblieben.Sie heiraten Kleine Grundbesitzer.- Die eine heisst repi CUNAY in Hörberg,die andere WilheImine KU ST in St.Peter am Königsberg.- Ihre Kinder können kein deutsches Wort mehr.Sb erlischt hier ein urdeutscher• Stamm Landwehr im Slaventüm. Dpr ..weite Stiefsohn Lcruard lernte das Tischlerhandwerk, der dritte Stiefsohn Heinrich ward Handsbhuiu-maciier.- Beide, änderten ihre Gewerbe,indem sie in Ungarn zusammen ein Gast raus übennahmen. ■“S ist ihnen nie ein besonderes Gluck geworden.-Bemerkenswert ist,dass erst Eduard,später Heinrich krank und elend nach Fettau wiederkehrten ,wo sie bei ihrer Schwester Laura Mayer ein warmes Plätzchen zum Sterben fanden.Sie mit ihrem' goldenen herzen hat beide bis zum Tode gepflegt.-Den Onkel Heinrich habe ich noch selbst gekannt,er hing mit grosser Liebe an seiner Schwester Laura,Sein letztes wort war ein Dunk an Sie. Auch erfüllte sie im seinen letzten mansch undliess ihm nach seinem Tode die Adern öffnen.- Sr war einmal in Ungarn Seuga ,wie ein scheintoter Mann zu sich kam und hatte Angst ähnliche gaalen im Grabe ausstehen zu müssen.- Für ihn,so wie seinen vorher heimgegangenen Bruder,zahlte Laura die Begräbniskosten und liess sie bei den Eltern begraben. 'D -A b N E T T E R L . Das zweite Kind der Frau Manni war ihr geliebt er Loiserl,der ihr so grausam entrissen wurde .- Dann kam am 18.Juni 1841 meine Mutter,das Metterl zur•weit.Sie war ein ungemein schwaches Kind und Frau Manni fürchtete,es auch bald zu Verlieren.Deshalb verwendete sie doppelte Liebe und Sorgfalt auf dasselbe 'und hatte . die Fremde, es gedeihen zu sehen.- Sie wuchs wie ein Slümlain heran, von allen umsorgt und geschützteDie Stiefschwestern waren Ja schon erwachsen,die Stiefbrüder alle in der Fremde.-oie war ein stilles-Kind,aber ein ganz seltsamar Haus -verstand und Mutterwitz war ihr zueigen.In der Schule war sie stets die erste und jedes Jahr trug sie stolz die erste Prämie,ein schönes Buch,nachhause.meine Mutter erzählte oft von ihren alten Lehrer Pfuridner, der auch ein .grosses hominum curiosum gewesen sein muss. In Geographie nahm er nur die Länder Ungarn und Spanien vor,die Schule Öesass auch nur diese zwei Landkarten.Jo mussten die Minder durch fünf Mahrs immer, dieselben Orte auf diesen Karten auf zusuchen. Zu unserem Erstaunen konnte Mutterl mit ihrem wunderbaren Gedächtnisse .jeden kleinen Ort in dem schönen Spanierlande,während sie sich ihre übrigen geographischen Kenntnisse nur mühsam in ihrer Ehe aneignete. Die Orthographie beherrschte sie vollkommen, während ihre beiden Stiefschwestern,Laura und Mina wegen derselben,von uns nur die weiche und diu harte Tante genannt wurden.Diese schrieb:"lipe Netti",während die gutherzige Laura es immer mit der : "üben Ledi ■'.hielt. Aber im Katechismus war unser Mutterl uns allen über! Als ihr Enkelkind Fritzl im Katechismus herumstolperte,hat sie ihm wie am Sclmürrchen alle Fragen vorgesprochen. Ml 5 ^ie ihr ers i: . : . nährte,hat sie fleissig die '»'‘Zeitgeschichte gelesen,die sie ungemein interessierte .Mein ältester Bruder war aber auch immer der beste in der Geschichte und trug sogar in der Oberrealschule einem vom Erzherzog • ohan gestifteten Ehrenpreis davon.Sie las überhaupt gerne mit grossen Verständnis,aber nie auf Kosten-ihrer Tätigkeit. Sie wählte dazu stets ein Stündchen -abends im Bette. Grosse Heckerei von der Seite meines Vaters trug es ihr ein,als er sie einmal.ertappte,wie sie in reifen Jahren beim Bügeln in der "Buchholzen" las.- ihre grosse Geschicklichkeit in judor weiblichen Handarbeit hat sie sich.bei den alten Fräulein Verner erworben.- Sie hing mit viel Liebe an dieser Lehrerin und sie besuchte sie jedesmal,wenn sie wieder nach Pettau kam.Als jene starb,war sie sehr traurig.Lange bewahrte sie ein geflochtenes Haarkränzlein der Toten in ihrem Gebetbudhe auf Auch konnte sie jedes Lied sofort nachsingen. Gerne hätte ihr Frau Nanni Musikunterricht geben lassen, aber aus Furcht vor den Vorwürfen der SteifSchwestern unterblieb, es leider.Dabei hing sie mit zärtlicher Liebe an ihrer Mutter,so wie sie der Liebling der tauben Cilli war.- Niemand hatte soviel Geduld ihrer Neugier, Begebenheiten mühsam zuzutragen,wie .die kleine Netti Nach ihr kamen noch zwei Kinder,Fanni und Karl. Fanni war■der krasseste Kontrast gegen meine Mutter.S-ie war ebenso lebendig ,wie jene zurückgezogen, ebenso leichtfertig und unordentlich bei allen Dingen, als meine Mutter nett war.Aber Frau Nanni hat ihr schon Ordnung und Fleiss mit der Beit beigebracht.-Freilich ihre Lust an Vergnügen und Tanz konnte sie nicht zähmen.Sie war immer luätig und hat sich nie Šorgen um ihr Schicksal gemacht.- Schon als kleines Kind war sic schwer zu hüten, wegen ihrer zappeligen Lebendigkeit.Kaum konnte sie laufen,schon wuschelte sie schon über die Gasse.Das Haus gegenüber ist an den schlossberg angebaut,der jiof des Hauses war daher mit einer steilen Steintreppe mit demselben verbunden.Dort oben liegen die Schweineställe. Natürlich liefen die Schweine sofort der ersehnten Freiheit entgegen.Das Rudel riess das Kind über die Treppe mit.-Blutend und schreiend kam sie -unten an,mitten unter den grunzenden Tieren.Man wusste gar nicht,wenn 1 eigentlich das kleine Kind gehöre.- Netti war nun ein hübsches schlankes Mädel und stand im 18.Jahre,als si~ meinen Vater das erste mal sah. Eigentlich endeckten ihn die scharfen Augen ihrer Schwester Fanni zuerst.Es war ein Maientag des 1859»An einenp langweiligen Sonntagnachmittag ging ein starker Regen üb„r die landesfürstliche Kammerstadt Petbau hernieder.- Gelangweilt sassen die beiden Schwestern an den Fenstern des Verkaufsgewölbes.Fanni,wie gwöhnlich nichts tuend,Netti mit einer mühsamen Stickerei ,bei der sie stundenlang geduldig sticheln konnte.Aussicht gab es nicht viel von diesen Fenstern aus.Man erblickte nur,die gegenüberliegende Häuserreihe der Herrengasse,deren langweiliges Grau nur ein Muttergottesbild unterbrach. Der Regen goss iima:r dichter herab.Da sagte auf. einmal meine Tante Fanni: '‘Ich mäclfbe nur wissen,wa für ein Mensch da drübe ist,schaut aus wie der hl. Aloisius ,den Hagenschirm halt er aber sich und ein junges Fräulein,die Alte lässt er hinterdrein rennen und patsch nass werden!-" .Da sah die liebliche Eatti auf und erblickte ebenfalls den jungen kenn in einem grauen HÖckehen mit Vollbart und 'Augengläser»Sofort nahm sie in ihrer sanften Weise seine Verteidigung auf." er will seinen neuen -Hut nicht nass werden lassen und derjenigen ihren 'auch nicht: für alle drei reicht eben derSchirm nicht." Dieser junge weltschüchterne kann war mein Veter. Dr hate 1857 die Technik absolviert und nahm n&ct •damaliger Sitte beim Inspektor-,den Franzosen DEMARTDAdleine Stelle in Pettau an und zwar als Hof -msister für dessen Hohn .Demarteau war bei dem Baue der neuen Kaiser Franz Josef Orient Bahn^und führte ein feines Haus. w Am 1.August 1858 war mein Vater als technischer Diurnist bei dieser Bahn eingetreten und wurde am 1.Jänner 1859 als defintiver Ingenieureleve bei ihr angestellt. Bald nach jenem regnerischen'kaiensonntag kam eine Einladung an die^Landwehrmadchen zu eineri Weingartenpartie in die Kolos,von einen Freunds des Grossvaters,dem Tischlermeister Gassner. ln der üblichen Weise versammelten sich die Teilnehmer 'draussem 'auf "'dem Kann,wo der grosse Leiterwagen für die Fahrt schon bereit stand. Din funkelnder Junisonnehsehein lag über x trau, sc recht das Wetter „für eine Weingaftunfahrt. Wi e „ ien,al eben jener hl,Aloisius ,mit demselben grauen Rockel in der Nähe des Wagens stand und sich ebsnfälls als eingeladen entpuppte. Mein Vater erzählte, oft,wie' er jenseits d- v-,agens blickte und dort die schlanke Mädchen - gestalt meiner Mutter sah. Sie hatte einen grossen weissen Schafer -if, d i s d. ... Das Kleid war dunkelbraun und hatte ein kleines weisses oterhenmuster und unter dem weiten Saume- blickte ein ganz kleines Fässchen im sogenannten"Evialastine"-Schuh hervor Mein Vater hatte sofort den Wunsch?" ach,wenn ich doch an ihrerSeite den Platz bekäme."Aber das Schicksal setzte ihn neben die ältere Laura.Ich meine,er müsste dann doch das Glück korrigirt haben,denn auf der Hück-fahbt sass er schon neben seiner Netti. Ich weiss es nicht,worin die Freuden dieses Tages bestanden haben,aber diese Fahrt in den leuchtenden Sommertag hinein muss schön gewesen sein,den mein Vater hat immer gesagt:"etwas so Schönes hätte es nie vorher im Leben für ihn,das arme Waisenkind gegeben." Fr wird ihr bei der Heimfahrt durch das weite,sternenumglänzende Feld wohl erzählt haben,wie gut ihm das Lied gefallen habe,dass sie draussen im Weingarten gesungen; "Wie die Blümlein draussen zittern "Und die Abendlüfte wehn "Und du willst mir s Herz verbittern "Und du willst schon wieder gehn. "0 bleib bei mir und geh nicht fort, "An meinem Herzen ist der schönste Ort. "Hab geliebt dich ohne Ende "Hab dir nie ein Leid getan "Und du drückst mir stumm die Hände "Und du fängst zu weinen an. "0 bleib bei mir,und geh nicht fort, ; "An meinem Herzen ist der schönste Ort. In Jeden Menschenleben gibt es ja einmal einen so "schönsten"Tag.Ich glaube,er muss diesen zwei Menschenkindern denen die Liebe das erstemal ins ^erz sprach,zauberhaft schon gewesen sein. Durch ihre gemeinsarua Freundin die Gassner Pepi werden sie wohl manch liebes Wort und manch warmen Gruss geschickt haben.La kam ein Zufall dem unbekannten, schüchternen Ingenieureleven zu Hilfe,in das Haus des als so strenge bekannten alten Landwehrs zu kommen.- Lin guter Freund des Hauses,der Maurermeister OMBRSX' war von Marburg auf Besuch zu handwehrs geicomuien. Br war ein naher Verwandter des Advokaten Dr.BOUVInh. Dieser hatte meinen Vater nach dein so frühzeitigen Tode seiner Eltern an Kindesstatt angenommen und ihm die Technik studieren lassen. Br hatte seinen Verwandten Omersi gebeten,sich um den Jungen uNGEh in Fettau umzusehen.In ihrer gastfreundlichen Weise Hessen die Landwehrs den jungen Eleven gleich holen. Wie errötete die junge Letti,als sie in dem neuen Mittagsgaste ihren schüchternen Verehrer vom v. eingarten wiederfand. Natur lieh hielt mein Vater diese Aufrecht, und besuchte das Ländwehrhaus fleissig.Der alte Landwehr fand grossen Gefallen an dem gesitteten jungen Manne,mit dem man über alles mögliche sorechen konnte,der seine Ueberlegenheit an Bildung dem alten ■ Färbermeister nicht "fühlen liess und auch nicht mit den Mädchen solchen Unsinn trieb,wie die übrigen jungen / ■Pettauer Leute.- Sie haben ihn alle vom ersten Augenblick an hoch geschätzt und der [junge "Unger" galt alles in den Augen meiner Grosseltern.Ihm wieder gefiel das fleissige Bürgerhaus,der derbe gesunde Humor,der vom alten Landwehr ausging und nicht zuletzt die klugen grauen Augen meiner Mutter,deren zierliche Händchen er nicht genug beundern konnte,wie fleissig sie den Faden beim Sticken zogen. Da spannen sich denn die leichten Fäden von Herz zu Herzen und den Augen der gescheiten Frau iNanni wird es wohl nicht entgangen sein,was den jungen Ingenieureleven immer wieder in ihr Haus zog. So war Neujahr 1860 her angekommen. Die Schwester#- hatten schon am Sylvesterabend die liebliche Netti geneckt,sie müsse morgen vor der Frühmesse das Haustor auf sperren, denn :r,wen man am Neu j ahrsmorgen auf der Gasse zuerst erblickt,den heiratetman." Richtig ging Netti im Sonntagsstaate mit einer Laterne bewaffnet,das tiaustor öffnen.- Draussen hatte sich aber ein Betrunkener angelehnt und fiel gerade der laut aufschreienden Netti in die Arme.-Es war aber' doch ke^ böses Omen. Am selben Vormittage nahm sich der jung Unger den Mut,vor den alten strengen Bürger hinzutreten und um die Hand seines Kindes Netti zu bitten.Br wurde mit Freuden als zukünftig-1' Schwiegersohn begrüsst. Wie wenig scharfsinnig Vater in Liebesangelegen-Heiten sind,beweist,dass Landwehr sagte;"Also die Metti wollen Sie,ich meinte,die Laura werden sie wählen." Bs soll ein sehr ffeiteres Mittagmahl gegeben haben.Der alte Landwehr liess seinen besten Jerusalemer aus dem Keller holen und die Gilli machte in aller Bile Faschingskrapfen. Mein Vater hat der Lutter einen Eeujahrswünsch zürn Andenken an diese Stunden geschenkt,auf dem die Worte stehen; "Lass Jahre kommen,lass Jahre gehen, "Wechseln lass die rollende Zeit, "Lass nur dass eine fortbestehen, "Unserer Herzen Binigkeit!"- ) Und so ist es gekommen,ihrer Herzen Binigkeit hat fortbestanden viele,viele Jahre.- Ich habe selten ein solches Eheglück gesehen.-Sie passten aber auch vorzüglich im Charakter zusammen.-Mein Vater rasche erzürnt,aber eben so rasch wieder ver-söhnt,meine Mutter geduldig alles ertragend und nur leise weinend,wenn ihr einmal meinhitziger Vater ein rauhes Wort sagte. "Denn wo das Strenge mit dem Zarten, "Wo Starkes sich und Mildes paarten, "Da gibt es einen guten Klang. Lun kam ein schöner vvintermonat.- Jeden Abend war Unger Last im Landwehrhause.Das Esszimmer war nicht elegant, aber gemütlich.Es war gewölbt,stiess an das Geschäft^ und war durch einige Stufen mit der Kücher verbunden. Der Tisch stand in der Ecke und musste immer beim Speisen von der gewölbten Mauer weggeschoben werden. Wehe,wenn man die Wölbung vergass und schnell aufstehen wollte,man stiess gewaltig den Kopf an die Mauer,doch daran gewöhnte man sich rasch. wenn nun Abends die dampfende Schüssel mit der Brennsuppe,das Mltägliche Vorgericht,auf dem Tisch stand., man durch den zarten Dampf die alte Moderateurlampe sah,da war es so heimlich in dieser niederen Stube.Um 7 Uhr lauteten die Abendglocken,da schlug jedes das Kreuz und betete den englischen Gruss.- Die beiden treuen Färbergesellen erschienen mit ihren ewig blauen Händen und warteten stille hinter ihren Sesseln,bis der Herr Vater und die Frau Mutter sich setzten.Die Mahlzeit wurde immer schweigend einge -nommen,da mein Grossvater das Schwatzen bei Tische nicht liebte. Wenn d„ann die Gesellen mit einem "gute Macht" verschwanden,dann räumten die Landwehrmädchen schnell den Tisch ab,spülten im alten Kupferkessel das Lssbesteck, schoben den laten Tisch zusammen und dann wurde es lustig. Landwehr holte eine Flasche 'Wein,Laura die Karten und Fanni- die grosse Schüssel mit Aepfel und Müssen.Da lehrten sie dem jungen Ingeneur das Zwicken und sogar Tarock.Dieser hatte ja bei seinem alten Pessimisten Ziehvater nichts an Jugend und Vergnügen genossen. Höchstens den Hosenkranz haben er und sein Ziehbruder Cajetan abends als Zerstreuung beten dürfen.- Wie wohl müssen ihm diese Stunden im trauten Familienkreise ge -fallen haben.Er weilte stets bis1' die alte Wanduhr,die Dis an die Decke des Zimmers reichte,mit rasselndem Tone zur neunten Stunde ausholte und draussen das"Trata,Tratatatata des Zapfenstreiches ertönte.Da mag ihm wohl die liebliche Metti im Vorhaus mit der Laterne leuchtend,das Haustor aufgesperrt haben und er wird ihr gewiss mit seinen jungen blühenden Lippen den Lohn dafür aufgedrückt haben. 0,seligste .Zeit im Mädchenleben,wenn das Herz zum erstenmale einen Blick in das Wunderland der Liebe tut. Bei Tage schafften die Schwestern fleissig an der Ausstattung Frau MTanni öffnete ihre sorgsam gehüteten Le inwandt rulien. Sie hatte alles Garn selbst spinnen mnd weben lassen.- Es ist aber auch darnach geworden,ich habe heute noch Handtücher im Gebrauch,die im Jahre 1860 gewebt wurden.- Damals erforderte eine Ausstattung weit mehr Mühe als heutzutage.- Denn jeder Saum musste mit viel Mühe und winzigen Stichen mit der Hand seiest gemacht werden.- Mit überaus kleinen Kreuzstichen wurde die Wäsche gemerkt und die Mutter erzählte oft,wie mühselig dies und das Handschlingen bei der Talgkerze war,denn eine Lampe gab es nur unten im Lsszimmer und die Mädchen nahten im oberen Stock. Ich erinnere mich noch recht gut an ein kleines Tischchen im Esszimmer,auf dem in Reih und Glied die blankgeputzten Messingleuchter mit dem im Haus selbst gezogenen Talgkerzen standen.Jeden war eine Lichtputzerschere beigegeben, was sehr nötig war,denn alle Augenblicke hing ein Räuber an dem Dochte,der unötig Talg frass. Selbst dem alten Goethe war das Lichtputzen ein Greuel,denn er stösst einmal den Seufzer aus; "Wüsste nicht,was sie besseres erfinden könnten, "Dass die Lichter ohne Putzen brennten!" Was würde der Dichterfürst sagen,wenn er den Glanz der jetzigen Beleuchtung sähe? Er der selbst im Tode noch den Wunsch nach"Mehr Licht" hatte.- XI JUNGE EHE. Nun war der Fasching 1860 herangekpmmen.Meinen Vater bewegten leise Sorgen,ob ihn nicht der Dienst und Eisen -balin bau nach Ungarn führen könnte. Mehrere Ingeneure ,Kollegen von ihm,hatten sich au.fi in fleissige Pettauer Bürgerskinder verliebt und jeder derselben trachtete so rasch als möglich sich sein Schätzlein zu sichernrda der unruhige Eisenbahndienst sie bald von Pettau wieder wegführte. Da riet ihm ein guter Freund ,sich doch auch noch diesen Fasching zu verheiraten,und mein Vater besprach sich mit den alten Färbersleuten die Hochzeit zu beschleunigen, was auch geschah. So musste in aller Sile nach Graz gereist werden dort waren auch Formalitäten zu erledigen,da mein Vater noch nicht einmal grossjährig war.- Mein¥ater hat seiner netti ein wunderschönes Brautkleid aus schwerer rosa Seide gekauft,ebenso besorgte er die Sheringe. Ich glaube,die praktischen Leute der Soiger Jahre wählten auch schon aus solchen Gründen keine weisse Seide zna Brautkleide,damit die junge Frau auch noajj öfter ihr schönstes Kleid tragen könne.Gilii hat mit dem Kleide ein Meisterstück gemacht,es war mit Federartigen rosa Seidenborfen geputzt und hatte eine immense Weite.Den Gürtel haben wir Mädchen dann oft angestaunt,er war elfenhaft enge,meine Mutter muss wunderschön gebaut gewesen sein,denn der Gürtel hatte höchstens 40 cm Weite.- Den schönen künstlichen Myrtenkranz hate meine Mutter bis zu ihrem Tode unter einem Glassturz ,um ein Kruzifix gewunden,aufbewahrt. Beistände waren für meinen Vater jener Maurermeister OMEHSI und für meine Matter ihr Schwager der Steuerkontrollor PUECHART. Kranzeijungfrauen waren die Schwester Emma meines Vaters und die junge Schwester Famni,die den Bräutigam zu allerst endeckt hatte,wie sie es jeden bei der Hochzeit mit Wichtigkeit erzählte. Die Hochzeit war am Faschingmontag,den 20. Februar 1860.Es war üblich,dass die Pettauer Bürger gegenseitig ihre schönsten Kutschen einem Brautpaare zur Verfügung stellten und. so wurde auch diese Hochzeit mit dem üblichen Pettauer Prunke gefeiert. Eine alte Frau versicherte mir später oft: Mein rührenderes Brautpaar habe ich ninnaer gesehen,er 25, sie 19 Jahre.Beide sahen wie Kinder aus und waren so glücklich!11 Ja glücklich pflegten damals Ehen noch zu sein,sie hoffte noch auf die Hilfe eines treuen Gottes, der ihnen helfen würde,das Lebensschifflein zu steuern. Wenn man sich nur lieb hatte,das Uebrige würde sich schon finden.Was fragten sie viel nach Aussteuer! Zwei Betten,zwei Kästen,ein runder Tisch und drei Sesseln, das war fast alles! Und alle jene Ingeneure,die sich damals Pettauerinnen wählten,sind glücklich geworden und haben ihre Kinder zu braven Menschen erzogen.Sie waren -genügsam,die Pettauer Mädchen,arbeiten,kochen konnte jede und ihren-Mann lieb haben. Und heute will dass nicht mehr gehen!Da will jedes nur eine schöne Einrichtung ,möglichst wenig Kinder,recht moderne Kleider u.s.w.;zum Schlüsse zieht der Mann her,die Frau hin und das nennen sie,Indi -vidualitat ausleben. ."/art ihr schon einmal in der Dämmerstundein der Pettauer Pfarrkirche zum hl.Georg?1!retet ein in diese heilige Stille,wenn der Abendschein die letzten Strahlen gar schräge durch_die hohen Fenster wirft. Gerade hell.genug ist noch,um das wunderbare Schnitzwerk der hohen,dunklen Chorstühle zu sehen.Sie sind das Meisterwerk eines Pettauer Bürgers und entzücken durch die Mannigfaltigkeit der Musterung,das sich in keinem der Chorstuhle auch nur einmal wiederholt. Gerade solch eine stille Dämmerstunde mag jener 2o.Februar gehabt haben,als die liebliche Braut ihren so jungen,aber ernsten Bräutigam die ewige freue \ gelobt.Nach einer alten Pettauer Sitte wurde nach der Trauung am Altare goldgelber alter Nein in Gläser verteilt, als sogenannter Johannissegen getrunken.Der Herr Chormeister war der erste,der glückwünschend mit dem jungen Ehe -Paare anstiess. Und als dann die Wägenwieder heim über den alten Kirchenplatz rasselten,da wartete im Landwehrhause der Gäste ein gar leckeres Mahl. Frau Nanni, hatte wochenlang schon vorgesorgt und vorbereitet,denn man muss nur einmal solch ein Festmahl der alten Pettauer Bürger mitgemacht haben,um all ihre Sorgfalt und Mühe begreifen zu können.Da hat die wackere Frau schon beizeiten Kapaune gekauft,Dürr und mager waren sie,als sie zähe feilschend vor der windisehen Bäuerin stand und ihr mühsam einen Groschen um den anderen herabhandelte.An dem alten Pranger sass das alte Weiblein, zu den Füssdes alten Römermarmordenkmales,das römische Legionen im Jahre 104 zü Ehren ilires Imperators SEPTImUti SEVERUS,erlebtet hatten. Aber unter der kundigen Hand der alten MITZKA wären die Tiere bald rund und gelb-ich geworden. Frau Eanni hatte ihnen selbst jeden Morgen eine lange Semmel in Milch geweicht und Mitzka ihnen mit kundigen Griffe den Schnabel aufgesperrt um den Pantsch hinunterzuschoppen. Vier Truthennen die schon einige Hochenim Hofe herumkollerten und die letzte Zeit gar keinen Ausdruck des Zornes mehr fanden,vor lauter Wohlgenährheit, mussten bis zu 30 Nüsse pro Tag hinunterschlucken.Nach alter Sitte hatte ihnen Mitzka erst einen Kupferkreuzer hineingesteckt,bevor sie das mühselige Geschäft des Nüsseschoppens mit^ihnen begonnen.Auch die watschelnden Enten hatten ihr Ende nehmen müssen.um mit zarten gedünsteten Kraute die Hochzeitgäste zu ergötzen.Dreimal war Frau Nanni selbst nach Schloss Thurnisch hinausgeeilt, um sich ja der Fische zu versichern.Sie waren mit gelben und roten Aspik versiert,und mit Mayonaisen gereeicht ,ein Glanzpunkt des-Fest-essens.Wie lange schon wurden die zarten Schinken in den Rauchfang gehangen und vorsorglich mit Wacholderstauden geräuchert.Und zu dem kalten Aufschnitte kamen noch selbst geräucherte Zungen,der kalte Jungfernbraten und delikate Selchwürste,die eine Spezialität der Pettauer Küche sind. Dann waren noch Lungenbraten mit sehr fein "abgeschmeckter"'Sauce,deren Güte nur durch den in der Untersteiermark erhältlichen guten,sauren Rahm erreicht wird und die so vielfach sich blätternden Pastetchen waren ein altes Rezept der Grossmutter NElSS.Vie zart war der Rehrücken mit Preiselbeeren! Letzteren hatte Frau Nanni im Herbste auf ihrer Markttour in Rohitsch eingekauft, denn in Pettau bringt sie niemand zu Markte.Auch ein wälischer Salat mit vierzigerlei Zutaten fehlte nicht und wahrlich kunstvoll waren diese Schüsseln verziert. Er bildet immer den Masstab für die Kunstfertigkeit einer Köchin. Aber so gut wie die süssen Sulzen und der Weinpuntsch im Landwehrhause zubereitet wurden,bekam man dies nirgends sonst,darin war Frau lianni mustergültig für ihre. Heimatstadt.Auch wunderschön verzierte sie ihr Gefrorenes, mit einem alten Waffeleisen ,das den Kirchenpatron,den hl. Georg abprägte,fabrizierte sie dazu die zarten Hohlhippen. Selbstverständlich war die Grosse Brauttorte mit einem Minaturhochzeitspärchen aus Tragantzucker verziert.Dieses Wahrzeichen haben wir Kinder noch unter dem Glassturze der Stockuhr im Lekzimmer des Grosselternhauses stehen gesehen. .Auch fehlten nicht um Mitternacht die heissen Faschingskrapfen,sonst wäre es kein richtiges Pettauer Festessen gewesen. . , -' Der gute .Stadtberger und die feinen weine Luttenbergs werden wohl eine gute Laune heraufbeschworen s haben. Nach Pettauer Sitte kamen alle Bekannten,wenn sie auch nicht geladen waren nach und nach 'und gratulierten und jeder wurde bei dem kurzen Besuche reichlich bewirtet, von dem was zufällig auf -der Tafel stand. Daher musste immer reichlichst von allem da sein. Frau Hanni muss nicht geknausert haben,denn der Vorrat , reichte noch für zw$i weitere Tage Nachfeier.Dar sonst so ernste alte Landwehr soll ausgelassen heiter gewesen sein. Ich erinnere mich aus den Erzählungen meiner Mutter,dass auch in einem_Zimmer getanzt wurde,aber dies war der Anlass,dass die -Brautjungfer Emma bitterlich weinte,denn sie war in diese edle Kunst nicht eingeweiht. Auch die andere Brautjungfer Fanni war recht melancholisch, sie sass drausenn im Mondenschein auf dar Treppenstufe und jammerte kläglich.Die ärmste hätte sich schon vor der "Fahrt in die Kirche ein grosses Stück Aalfisch von dem " dänischen" gesichert- und hon war ihr erbärmlich übel, was sie aber nicht hinderte,in den Zwischenpausen fleissig zu tanzen.Sie war.noch in alteren. Tagen eine der besten Tänze* rinnen Pettaus.Sie hat dies auch ausgenützt und als Ballmutter mehr wie ihre Tochter getanzt. üeberhaupt war Farmi ein recht schwer zu hütendes immer lachendes und sehr'-eitles Ding. Als sie im Bac^fi schalt er war,beschloss sie im Verein mit ihrer Freundin STRAFiiujjÄ sich einen Zwicker anzukaufen,sie einigten sich,mit dem Besitze desselben jeden Tag zu wechseln.tun gingen sie in ein'.Geschäft und fragten zaghaft,was den die ersehnte Nasenzierde koste? Als sie harten,dass der Preis ihre Ld $ub le um ein. bedeutendes xibefst sige, I nni . bitte, haben sie vielleicht nicht einen Zwicker ohne Glaser ? V üebrigens hat sie jahrelang treu zu-ihren Verlobten gehalten,denn die Grossmutter wollte absalut das Verhältnis zu dem rotblonden Hünen Ignaz SPHITZmi nicht dulden-,bis sie doch am 3• Juli 1866 in die Ehe willigte. Aber trotz ihrer Treue durchkostete sie voll jedeh' Fasching und durchtanzte jeden s/alzer.Sie war die personifizierte Tanzlust und Lebensfreude.Meine Mutter agte oft, in ihrem Kopfe hätten nur Ballkleider Kaum. Auf ihrer Hochzeit war es auch wieder nach later Pettauar Sitte sehr lustig.Ich erinnere mich sehr lebhaft daran,weil es das erstemal wrar,dass ich als sogenannte KranzeiJungfrau fungierte.Aber es war auch für mich mit mannigfachen Schmerzen verknüpft.Srst gab es beim Lockenbrennen die ersten Tränen,dann drückten die engen Laek-schynl.in ganz schmählich. x Mein Kusin kam'in 1 schwarzen Samtanzage und einem lichtgrauen Halbzylinder mich abzuholen,er überreichte mir einen schönen Strauss in weisser Papiermanschette.Als wir dann hinter dem Brautpaare die Stufen zum Hochaltäre hinaufschritten,da sahen wir beide in die Höhe und,plumps, lagen wir da.Der Halbzylinder flog links,mein Strauss rechts,die Papiermanschette. kam gerade unter meine Lase zu liegen. Ich hatte Mühe,nicht laut aufzuheulen,aber schnell habe ich -meinen unachtsamen Vetter in die Hand gezwickt,als ich wieder auf den Füssen stand.Zu seiner Ehre \seis gesagt,er hat sich auch wahrend der Trauung gerächt,intern er mir auf den Fuss trat,so sehr sein kleiner Knabenstiefel nur konnte.Ueberhaupt der Vetter-Ignaz, doch von ihm muss ich noch später erzählen.Kehren wir wieder zu unserem jungen Ehepaare,meinen Litern zurück. Mit ihrem bescheidenen Hausrat bezogen sie eine ganz primitive iohnung »gegenüber dem alten Bruckenhause. Sie war sehr unbequem,wie meine Mutter später erzählte. der Hingang war direkte von der Gas e in ein geräumiges Zimmer und rückwärts war eine kleine russige Küche,die mit aller Mühe nicht so blank werden wollte,wie Jene im Landwehrhause,den sie hatte eine offene Herdstelle. Wie schwer die zarte Metti mit den ruseigen Töpfen um -gehen lernte 1 Herzlichst froh war sie,als eine kleine Wohnung gegenüber dem Slternhause in der Herrengasse beim 1' .• i 1 e rün ;x u.; m e i s t e r PHACHßß frei wurde . Dort lernte sie auch die ersten mutterschmerzen und das Mutterglück kennen,denn am hl.Nikolaustage 1860 kam dort mein ältester Bruder JULIUS zur. Welt.wie gut wurde die junge Mutter umsorgt von ihrer Mutter und ihrer Schwester,die alle wetteiferten,den Buben zu pflegen.Sie bezogen nun von einem nahen Gasthaus ihre Mittagskost. Um 20 Kreuzer hatten sie ein reichliches Mittagmahl und der Stolz des jungen Ingenieurassistenten liess es nicht zu,auch Mittag im Hause der wohlhabenden Bürgersleute zu essen,das Machtmahl nahmen sie täglich dort,um die Litern nicht zu beleidigen.Von seinen 80 Gulden Monatsgehalt hat sich mein Vater nicht nur etwas erspart,sondern auch seinen Hausrat ergänzt und sich einige schöne illustrierte Werke gehalten,wie er für Bücher immer grosse Vorliebe hatte.Aus seinen Bücherschätzen las er sehr viel im Landwehrhause abends vor.Oft erzählte er,dass beim Kochucheln (Maisschälen) alle -andächtig seinen Schillerdramen lauschten besond rs dem alten ernsten Bürger gefiel dies ungemein. Aber Panni,die jüngste Tochter fand dies recht langweilig und sagte:" ich hab ja gleich gewusst,dass er ein so langweiliger heiliger Aloisius ist!" Fanni hatte sich auch vergeblich bemüht,ihrem jungen Sö^wager das Tanzen beizubringen.Aber der ernste Techniker hatte keinen Sinn für dieses Vergnügen.Als er im Fasching des ersten Ehejahres seine Frau auf einen Hone -ratiorenball ins Kasino führte,da wurde er trotz schwarzem Kaffee so schläfrig ,dass er sich vom alten Landwehr die Landwehr) Laterne ausborgte und. heimging.Grossmütig liess er sein junges tanzlustiges Frauerl in der Gesellschaft ihrer Eltern und Schwester.Aber es war der erste und letzte Ball,den sie mitraachte. Dafür entschädigten sie sich an Theaters,Tombolas und den verschiedenen Konzerten!Die Pet-tauer varen von je ein gesseliges Volk und in den guten 60iger Jahren war der Nationalstreit noch nicht erfunSenIDie Bürger besuchten . gleich eifrig das deutsche Kasino,wie die slovenische Čitalnica.Im August des folgenden Jahres 1861 wurde mein Vater als Bauleiter nach Marburg einberufen.Nun kam die erste Trennung, für die junge Netti vom Elternhaus. Obwohl sie selbst schon ein Kind hatte,so trug sie doch schwer an der Trennung von ihrer geliebten Mutter.-"Nun begann ein eifriges Besuchen hin und her. Vor Ostern 1862 verbrachte sie längere Beit wieder daheim,sie erwartete-ihr zweitesKind.Am Ostersonntag wurde mein, zweiter 3 udor Kranz geboren.Während des Hochamtes wurde er am gleichen Tage getauft. Die Landwehr hatten grosse Fremde mit diesem Sonntags-enke^aber gerade dieser Bub hatte das meiste Pech im Leben. Aber doch hat der gute Gott ihm eine edle Sohntagsgabe mit dem Sonnenstrahl geschickt,der bei der Taufe durch das hohe Kirchenfenster auf das dunkle Kopflein des kleinen Täuflings fiel.Ls ist ein goldener Humor,ü er ihm noch das grösste Ungemach zu vergolden weiss,dass wir alle uns immer viel grössere Sorgen um ihn machten,als er sich selbst. Möge ihm das Leben diese Sonntagsgabe bis zum späten Lebensabende erhalten.- ■ In den nächsten vier iahren folgten noch 2 Kinder Hermann und Rudolf. J Der erstere war ein■schönes 'blondlockiges Kind. Lin grausamer Bräuneanfall liess den armen Knaben im Alter von 3> Jahren ersticken.Das war der.erste bittere Schmerz, der das junge Jähe glück erschüttert hat .«.ein Bruder Julius, der damals schon beten gelernt hatte,erzählte oft,wie er verzweifelt für das Leben des geliebten Brüderchens gebetet hatte und in seiner - jungen Kinderseele schoss damals zum ersten «vale das scharfe Gift des Zweifels auf,ob Gott gerecht sei! ^ Auch ein andbres Leid bedrückte schwer die Herzen meiner Eltern; Eranz,den eine Kindermagd fallen liess und beim Fusse noch auffing,dieses'Unglück aber verschwieg. Als das arme Kind endlich zu stehen anfing,war der .ine Fass kurzer .Kein Doktor und keine Eüiie konnten diese Hüit-pfannenverrenkung mehr ^kurieren.Sogar nach i'riest reiste 'meine Mutter um eine berührte Maturärztin dort zu fcon -sultiaren und zugleich deepader. zu ge brauchen.mit 4-Jahren konnte der grosse schwere öub noch nicht gehen. ms .ar eine schwere,Last für das schmale Lin-kommen eines Ingenieurassisuunten,neDen der üblichen magd noch eine zweite für Eranz zu halten.Da hat die arme Hetti manchmal heimlich bittere Tränen geweint,wenn es knapp■herging. Als wir einmal in Marburg an der Burg Vorbei -gingen,ihr damaliges ^uarier,da hat Mutterl mir erzählt, dass es für sie einmal ein grosser Schmerz war,als ihr Vater einmal zu Ehren ihres.Namenstages,am 26.vUli 'nach Marburg kam um sie zu besuchen.Sie hatte am Vorabende nicht mehr" genug Geld gehabt um einen Gugblhupf backen zu können. Das dünkte ihr der Borgerstochter eine grosse Schande.Wenn . auch der Grossvater reichlichst an Hühnern,Giern,Butter u.s. w. mitbrachte,und ein doppelt grosser Namenstagskuchen aus dem runden Strohkorbe herauslachte,so hat sie doch diesen kindischen Schmerz noch nach 40 Jahren frisch im Gedächtnisse gehabt. "Aber sie war eine zähe Landwehrnatur.-Tapfer hat sie den Kampf ums Dasein aufgenommen. Damals kamen die ersten Nähmaschinen■auf,Ihrem heilen Geist leuchtete es ein,dass so ein Ding doch mehr Arbeit'verrichten könne,als die Hand einer Frau.Sie kaufte ' sich auf Katen .ine schöne viöieler-Wilson-Maschine um 12.0 Gulden,räch einigen fggen fleisgiger Hebung konnte sie prächtig mit der neuen Maschine umgehen. Aber Frau Manni" schlug die Hände über 'den Kopf zusammen und püttte ihre Tochter tüchtig herunter,wie sie so viel Geld an einen so einen Schwindel wenden könne,sie werde schon sehen,dass die Mähte alle in der Wäsche aufgehen werden.Aber bei ihrem nächsten Besuche staunte sie doch die A zierlich genähte Weisswasche an. Sie bestellte sofort für ihr Geschäft Hemden und Schürzen.Meine Mutter nahm nun Lehrmädchen an,die sie im N8hen und wäschzuschneiden uterrichtete,als Lntgeld musste jede dann drei Monate umsonst für ihre Interesse arbeiten.So verdiente sie sich ein schönes Stück Geld, konnte bald eine zweite Nähmaschine erwerben und fleissig für Geschäfte Wäsche liefern.Es war dies ein grosser Segen für den immer grösser werdenden Haushalt. Auch pachtete sie ein grosses Stück Garten.Als echte Tochter ihres Vaters verstand sie viel von seiner Gartenkunst .Eine brave Magd bearbeitete ihn und den grossen Ueberfluss konnte sie leicht in der Stadt verkaufen. Ein heiteres Geschichtehen wissen meine Brüder von diesen Garten zu erzählen.In demselben gab es ein grosses Beet mit AnahasmeIonen. -dümal standen meine Brüder,der kleine Julius und Franz am Gitter und draussen bettelte ein Schulkameradfgeh wirf mir eine Melone heraus!"Julius willfahrte diesem Wunsche ...Bald bat ein zweiter, dritter und die beiden Buben warfen" immer eine Melone heraus.Nun kam ein wahrer Paroxismus in sie,die Schaar der Buben draussen, wurde immer grösser.Jeder bettelte:"mir eine,mir eine 1" und sie rissen'ab und warfen hinaus,bis das Beet leer war. Eine Nachbarin kam zur Mutter gelaufen:"Ich bitte Sie,Frau Unger,kommen Sie doch,Ihre Buben werfen den ganzen- Garten hinaus!"Aber da war es schon zu spat.Die schonen nsIonen waren alle dahin und was nützte es,dass jeder ein paar Ohrfeigen bekam? Auch gefiel es mir immer so gut>wenn Mutter erzählte,wie Julius das erste Mal zur Schule ging. Um 7 Uhr, Früh stand er schon bereit,gestiefelt und. gespornt zu diesem wichtigen Gänge.Ohne Ende bettelte er."Ich bitte dich Mutter,lass mich fortgehen,es ist schon Zeit."Missmutig, sagte die'Mutter endlich:"na,so gehe denn!" Freudig stürmte er fort,um kurz darauf heulend zurückzu -kehren:"Da hast es Mutter,nun haben sie die Domschule zugesperrt und ich darf nicht mehr hinein!"Er war aber so früh hingekommen,dass überhaupt noch nicht geöffnet war. Bald erlebten meine Eltern noch den dchmerz',das ’ zweite Schulein Rudolf durch den Tod zu verlieren,er war überhaupt nur ein schwaches Kind, gewesen und wurde täglich elender. Kinos Tages war gerade der alte Landwehr* in Harburg,er holte den Schwiegersöhne zu einen Gang in die Stadt ab.Kaum waren sie auf der Gasse unten,als die Magd sie eilends zurückrief.Meine Mutter wollte unterdessen dem kleinen Rudolf frisdhe Wäsche anziehen,da er sich erbrochen hatte,da starb er in ihren Armen.So klein . er war,so belauerten sie doch harzlichst seinen Verlust. lach 2 Jahren,am 22.xipril 1868 kam ich zur Welt.Als erstes Mädchen soll mich mein Vater mit viel Kreade begrüsst haben.Auch meine Grossmutter war immer mit dem Aussprüche bereit:"lieber zehn Madeln,als einen Buben i." Sie setzte es bei me in eri,mtter durch,mir eine Amme zu geben,denn jene war infolge der vielen Sorgen und Arbeit sehr schwach. Ich meine immer,dass meine zahlreichen Krankheiten nur von der Amme stammen,denn meine Geschwister waren immer gesund.Meine Mutter war wohl eine Lurch und durch gesunde Natur. Am 28.Februar 1870 kam noch meine Schwester Mali zur Welt.Die Mutter erzählte mir,wie sonderbar schnell ich mich in die Rolle fand,nun nicht mehr das Nesthäckchen zu sein. Mali ward in der Nacht geboren und mein gesunder Kinderschlaf hatte vop der ganzen Unruhe nichts bemerkt.In der Frühe stand ich in meinen Gitterbettchen auf,um wie gewöhnlich mein Plätzchen bei meiner Mutter einzunehmen.Da erblickte ich ah der Seite das kleine Kind.Ohne nur ein wort zu sagen,legte Ich mich schön still wieder nieder und schlief weiter. Mali blieb wohl inmierunser Liebling und jener der Pettauer insbesonderes.Sie war aber auch reizend mit ihren schönen krau, an Locken und den grossen runden Augen.Junge Katzlein erinnern mich immer an ihren schönen Kinderblick. Knapp nach ihrer Geburt traf eine grosse Veränderung unserer Familienleben. mein Vater wurde als Ingenieur nach Wien einberufen und die arme Netti musste weit fort von ihrer UntrSteiermark und den Elternhaus. Das mag wohl eine harte Trennung gewesen sein.-Damit ich einstweilen den Bericht über das Landwehrkind ivetti schliessen,um einige eigene Skizzen über unsere Familie zu schreiben.Ls ist Zeit, dass xdh mich den anderen Landwehrkindern zuwende,da me meine spahrlichen Mitteilungen eigentlich nur der Familie Landwehr.gewidmet seih sollen. XII. DIE M IN Ä . Dasist nun diu älteste Stieftochter der Frau Nami,die mlllA.Ihr Schicksal war an Tränen so reich,dass meine .infache AufSchreibung zögert,davon zu berichten und ich nur schwer dem Sprichworte 'trotztn:"Turpe viro est,verois famam lacerare sepulfi." Aber um den edlen Charakter und die grosse Duldsamkeit ihrer Stiefmutter in das wahre Licht zu rücken,ist es nötig,auch in diesen Abgrund des Schicksals hinabzuleuchten. Mina war noch in Friedau 1821 geboren,war also bei dem Tode ihrer Mutter schon lg Jahre alt.Daher konnte sie wohl ganz den Schmerz um die Mutter verstehen und der neuen Mutter schon den Hass und di_ Oppusition entgegenbringen,die ja stets und immer das Schicksal der Stiefmütter sind. Ihr Unglück ist es auch geworden,dass sie kein Vertrauen zu der gestrengen Frau Manni fassen konnte. Wahrscheinlich ein liebebedürftiger Charakter,bat sie schon frühe ein Verhältnis mit einem Offizier Namens Schaupp angefangen.Als die Argus'amgen ihrer Stiefmutter es entdeckten,war es leider schon zu spat,sie hatte ihre Ehre und Unschuld da^an gegeben. .Vi e uit ter war as für Frau Mann, sicli vorzuwerfen 'zu müssen,dass sie vielleicht au wenig auf das ihr an - vertraute Kind geachtet ,un-l bei diesen Vorwurf ei ver - • .z ; gass sie wieder allen WiederSpruch,den ihr Mina stets entgegengesetzt.Kun bangte sie nun für das arme Mädchen denn wenn ihr strenger Ehemann davon erfuhr,würde er sein Kind verstosSen.Sie half den onehin verzweifelten Mädchen die .schwere /Zeit zu überstehen.Redlich sorgte sie für eine Unterkunft,wo Slina ohne Sorgen ihr Kind zur Welt bringen konnte. Als der alte Landwehr durch einen anonymen Brief erfuhr wo seine Tochtei sich aufhalte,und in welche Schande sie gersten,da machte er mit einigen kalten harten Worten seiner Frau eine heftige Szene,die sie mit aller Geduld ertrug. Frau Kami setzte es später mit der ihr eigenen Zähigkeit durch,das das Kind "Josef " ins Haus kam. Sie gewährte ihn alle Liebe und hielt es zum fleissigen Schulbesuche an.Später gab sie ihn zu einen Tischler in die Lehre.Er war ein stiller braver Junge.Scheu wich er imm-.-r seinen kalten Grossvater aus,der in seinem starren Burgerstolze die Schände seiner Tochter nie eines Blickes gewürdigt hatte. An Frau Karmi hing Josef mit aller Lieoe seines armen,verwaisten Herz ans,denn seine.Mutter heiratete bald und hatte ihn ni-fe viel Lieoe bewiesen. Er starb im 20.Lebensjahre in Wien an Ver zehrung.. Meine Mutter oesass -eine Schmuckschatulle,von seiner geschickten Hand verfertigt ."Diese hatte viele Fächer und Deckelchen und bildete das Entzücken von uns Kindern.Des war immer ei n Beruhiguvgsmittel wenn wir “ krank waren und nicht still liegen wollten.Da brauchte Mutterl nur zu saeen:" Warte,ich hole die a erlenschatulle," und leichter ertrug man das. Liegen. Für die arme-JMina kam später wieder -eine cessere Zeit,StA heiratete am 2.Februar" 184? Johann Haller,einen \ \ herrschaftlichen Steuereinnehmer zu Neukloster bei Cilli. Dieser war 28 Jahre alt und der einzige -Sohn eines Gmu. -besitzers zu Drachenburg,seine Mutter war eine geborene '3 Dobrantz. Die Hochzeit würde im Landvrhrhause ausgeriohtet und der alte Lande/ehi söhnte sich.mit seiner ältesten Tochter vollständig aus.Zeugen waren die Gutsbesitzer von Neukloster Stefan KLAÜTLOHITZ,und für Minn.uer Machbar, der bürgerliche Feilenhauer Simon PRAGHrb. Johann HALLES soll ein äasserst guter Mann gewesen sein,wenn meine Mutter ihren Schwiegersohn.WITTULn recht loben wollte,so ^ sagte sie oft:"der Fritz erinnert nichl so an den Haller,der war auch ein so guter Mensch." Meine Mutter hat bei dieser Hochzeit im weiseen Kleide ein Gedicht aufgesagt'.Sie erzählte,dass sie statt des letzten Verses verlangend auf die Torte bückte und schrie:"so,jetzt krieg ich aber ein grosses Stück!" Als sie eben.anfing die Schule zu besuchen,hat Mina etterl einst nach N etiki oster . .... dieser Zeit erzählte Mutter immer wieder den Kindern.Es war das .erstemal,dass sie das Landleben so recht kennen lernte. Hallers bewohnten ein Häaschen ganz mit Reoen umsponnen in der.Nähe- der Herrschaft.Der umliegende Garten oot tausend Reize für das Kind.Mit dankbarer Erinnerung erwähnte sie immer die G9te Hallers,welcher einmal als Netterl auf dem weiten Kirchwege. nach Meilenstein wegen ihrer drückerioen engen Schuhe zu Weinen begann,das Kind liebevoll nach Hause trug. Nach beiläufig; 50 Jahren besuchte ich mit meiner Mutter wieder jenes Neukiosteh,das ihr uivd uns Kindern im Lichte der Erinnerung und Fantasie wie ein z aradies erschien.Auer ganz enttäuscht hat mein Mutterl jenes Häuschen als klein und winzig erklärt und auch mir kam es recht nüchtern vor. So geht es uns oft im Leben: "Und kommen wirklich schöne Zeiten, "Dieselben sind es doch nicht mehr."-Mina lebte mit dem stillen geduldigen Haller in glücklichste iühe• waren die einzigen schonen Jahrdie ihr das V L »benjti_vonnt .Bald ubörsiedelten sie nach nr a c he n bur g, do r i' öägann Haller mit den Jahren zu, kranKelh,als er iiimttir mehr and mehr hustete, verlor 'Mina- .die Geduld mit ihm und Anfang des Sommers 185h begab sich Haller nach rattarn in das Haus seiner Schwiegereltern. Brau hannl und ihre älteste;lochter Laura,nahmen V den Zehrfieberkranken in aller Liebe und Sorgfalt in Pflege. Ls ..van alles umsonst.Am Borgen res g.-Juli 1855 druckte 'fante Laura dem stillen Dulder die Augen zu.Als mir Letztere diese Leidendeschichte erzählte,konnte sie sich nicht ent-halten noch mit hartekTTadel ihrer dchaester zu gedenken, 'die sich so wenig um ihren.kranken mann gekümmert hat, sondern sich in den mittlerweile von den Schwiegereltern ererbten Besitz,ganz wohl und zufrieden fühlte. Zu ihren spateren Unglück -'machte sie dort die Bekanntschaft 'das dortigen Steuerkontrollers Josef PULCHLET. zDiesem gelang es schon vor den Hinscheiden Ilers,"Minas Liebe zu erringen,dass sie sich 'ihm ganz zu eigen gab. Die seltsamste Ironie des Schicksals ist es,dass dieses Paar,welches das Alleinsein nicht erwarten konnte uno. es mit Schuld ertrotzte,so viele Jahre der verlassensten Einsamkeit mit einanaer1 teilen musste. "Denn jede. Schuld rächt sich auf urdenl'1 mina musste schon einige Monate nach dem Tode Hallers, Püchert ehelichen. Ihre Stiefmutter drang darauf,denn sie wagte es nicht von dem Verhältnisse" minas zu Püchert zu erzählen.Josef Püchert war ein ziemlich lustiger Vogel,beliebt in der Gesellschaft ,aber seinem Halbe bereitete er kein häusliches Glück.Sie gerieten bald in Schulden und am l.märz 1854 musste mina die von ihrem Manne ererbte Realität samt Wald und Weingärten an Brau Theresia Lorber in Drachenburg verkaufen. _ Püchert diente dann noch bei den Steueramtern . in Eisenerz und Mahrenberg,zuletzt- in Zindischgraz. In Eisenerz wurde ihenen ein Mädchen geboren, i Kin< . . ein Sonnenstrahl,so lustig und brc m -ihr Vater oft hart mit ihr waj?,sö hing sie doch-mit vollster Liebe an ihm,Sie hatte auch seine wunderschönen blauen Augen geerbt,die einen seltsamen Kontrast zu ihrem tief-schwarzen Haare bildeten. Nun brach über Püchert-ein grosses Unglück herein.Kr hat sich verleiten lassen,ihm anvertraute Gelder aus der Steuerkassa' zu defraudieren' und oei einer unvorhergesehenen Revision aurde .s ertdecwt. Er wurde vo. Gericht gestellt und verurteilt.Das war wohl der ärgste Schlag,der je das Haus Landwehr ge -troffen. Der alte Landwehr schämte sich"so sehr,dass er kaum zu bewegen war,sich noch auf1 der Strasse zu zeigen Frau Karmi musste ihre ganze Beredsamkeit anwenden,um ihn - zu erbitten,seine arme Tochter mit ihrem Kinde wieder ins Elternhaus zu nehmen,während Püchert in der Kalau seine Strafe verbüsste. Es war eine harte Demütigund für Mina,von ihrer so oft geschmähten Stiefmutter nun alles annehmen zu müssen.Oft wanderte'sie den stillen Weg zu Stadt -friedhafe hinaus und weinte Tränen der Reue,an dem Hügel ihres ersten Gatten,dem sie schon so bald die Treue gebrochen. Bald kam Püchert durch kaiserliche Aimestie wieder aus dem Zuchthaus-»Seine Staatsanstellung hatte er verloren und mit ihr auch die Altersversorgung.Er trat nun bei dem Advokaten Strafella als Schreiber ein.Auch diese Stelle verlor er wegen Veruntreuungen und kam abermals ins Zuchthaus.Später machte er auch Selbst -mordversuche,aber alle fielen für ihn so unglücklich aus,dass er sie schliesslich aufgab. Er hat sich bis zum 80.Leonesjanr eine wunderschöne Handschrift bewahrt,wie er überhaupt ein sehr intelligenter,nur leichtsinniger Mann war. Mina errichtete gegenüber dem Landwehrhause im Hansischen Hause ein Schuhwarengeschäft,welches das wenige einbrachte,was sie und ihr Töchterlein brauchten. Als diese herangewachsen war,nähten beide für Fremde und brachten sich ganz gut durch. Tante Laura mit dem goldenen Herzen hat später,als sie zu Wohlstand kam,die Familie in ihr Haus genommen und ihnen für 20 Kreuzer täglich Wohnung und Kost gegeben.Auch das Kind der jungen Mina hob sie aus der Taufe und hat mütterlich für dasselbe gesorgt. Die junge Mina war ein hübsches Mädchen geworden,mit einer sehr schlagfertigen Zunge und war in der ganzen Verwandschaft ungemein beliebt.Zahlreiche Anekdoten erzählen wir Ungerkinder uns von ihr. Es war immer ein Fest,wenn sie uns besuchte, denn nicht nur,dass sie stets fidel war,so hatte sie auch eine wunderschöne Sopranstimme und verfügte über einen reichen Liederschatz,da sie sich jedes Lied sofort merkte. 0 diese schönen Sommernächte im Weingarten am Stadtberg,wenn die Sterne so wunderhell leuchteten, die sogenannten Weinhandeln zirpten und die Leucht -käferchen flogen.Wie schallte da Minas helle Stimme in die Macht hinaus.Niemand sang so schön ihr Lieblingslied: MDu holdes Aug,du holder Stern, "Du bist mir nah,und doch so fern!" 0 Mina,du liederfreudiges Mädchen,wieviele Tränen hast auch du weinen müssen,aber so viel frohe Stunden hat deine süsse Stimme und dein goldener Humor uns Kindern verschafft.Von ihr will ich einiges erzählen. Schon früh hat sie bei Frau Bernhard,einer guten Köchin,kochen gelernt und es darin zur Meisterschaft gebracht.Einmal hat sie uns viel Spass verursacht,als sie uns erzählte,wie sie sich wunderte,als ihr Gugelhupf ganz nieder und unansehlich nach dem Back n war.Als Nachmittags ihr Vater die Stiefel anzog,die beim Ofen gestanden,spritzte eine flüssigeMasse ihm ins Gesicht.Es war die Germ,die Mina am Ofen vergessen hatte und in des Vaters Stiefel geronnen war,nun konnte sie sich freilich erklären,warum ihr Gugelhupf- sitzen geblieben war. Sie hat bei dem so verbitterten Eltern keine frohe Jugend gehabt,da musste sich ihr Jugendübermut anderswo austoben.Die alte Mina,wie sie von ..ms zu Unterschiede von der " jungen " benannt wurde,war durch ihr Unglück eine strenge Splitterrichterin geworden.Sie war / ordentlich glücklich,wenn sie bemerkte,dass im Leben des nächsten auch nicht alles'klappte.Welch heftige Vor-würfe machte sie ihrer besten Freundin,als deren Tochter ein uneheliches Kind bekam.Ach,mit ihrer eigenen Mina sollte sie bald darauf dasselbe mitmachen.Ja,die lustige Mina hat die GretchemtragnhU mit vielen Schmerzen erleben müssen.Obwohl jahrelang umworben,von eineii angesehenen 1rofessor,ist sie doch ihrem br -wählten treu geblieben.Als er die bosniscne Okugation mit machte, hat sie nächtelang genäht,um in uiaberst üt aen /zu können. Sie hat dieses Jahr ihe Geluede gehalten, und keinen Ton gesungen. Sie hat mit tausend Sehmernen ihm ein Kind x zur Welt gebracht,ohne zu verzweifeln.Aber als eines •Tages ein Brief ein vjas sie den noch von ihren Bräutigam wolle,mt dem sie übermorgen Hdchzeirt halte,da ist - - gebrochen.Da hat sie ihr Kind genommen,über sich und^ dasselbe ein Tuch geschlagen und wollte sich in eimr regnerisehen.Dämmerstunde in die brau stürtaen.Aber als sie die Tür ihres Zimmerehon öffnete,da ist sie ihrem Vater, begegnet und als der begriff,was sein nina tun wolle,da ist er in bittere Tränen ausgeurochen und hat geschrien:"Mina,um Got es Willen,tu mir das nicht n,ich würde gerne für meine Sünde müssen, nur das tue nicht!" Sie haben lange zusammen geweint, dann hat Mina ihr Kind wieder still ins rettchen gelegt und ist den harten Lebensweg weitergegangen.Sie hat? viel arbeiten müssen, um für- ihre ni tern und das Kind den Lebensunterhalt zu verdienen. Jahrelang v.-ar sie in fremden Dienst,ihre grosse Kochkunst wurde gut bezahlt .Später "nahm sie ihr Jugendfreund POGATSCHUIGG zur- Frau.Rasch hat sie sein Gasthaus in die Höhe gebracht . Aber sie erkrankte an einem ü-twrleibsleiden, gönnte sich keine Ruhe.Rasch und unerwartet stafJ sie in Graz nach einer Operation im Spital.Ihr alter Vater soll Tag und Macht vor seinem hl..Josefsolide gebetet haben,in der grossen Beelenangst,sein einziges Kind,die Ernährerin der gahzen Familio zu verlieren. Als das Entzetzlichä eintraf.da hst -er mit seinen letzten Kreuzern einige Blumen gekauft und seine Schwa-öcrin Laura,die nach Graz zu.:. Begräbnisse fuhr,gebeten, sic. solle ja seiner Lina diesen letzten Gruss in den Barg legen.0.wie sehr hat. < er alte Mann seinen Jugendleicht -sin gehasst.tun war er alt,wurde nicht einmal mehr als Schreiber verwendet und seine Frau hat bald darauf durch durch einen Schlaganfall die gesunde Vernunft eingebüsst. für sein Enkelkind sorgte ihr natürlicher Vater.Er hat regelmässig einen monatsbeitrag gesendet und als es 14 Jahre alt war,nahm es seine Frau mit wirklichem Edelmut in ihre Familie uhc. hat ihr so viel lernen lassen,dass sie ysich redlich durchs Leben 1 bringt,ge achte t von jeder -mann. "Der arme Kichert hat mit seiner noch ärmeren Mina ein STübbhen bezogen.fante Laura hat mit ihnen redlich geteilt,solange sie nur einen Kreuzer hatte. Meine mutter hat auch gegeben,so viel sie nur konnte, aber sie habeh doch jämmerlich gelebt.Der einst hochge -\ bildtet Mann musste den ganzen Tag dem geistlosen Ge -plauder der Kranken lauschen.Er besorgte oen Haushalt, kochte,rieb ciäs Stube,die er peinlich sauber hielt, flickte die Kleider,ja er wusch und kämte seihe Frau ueden lag,wie ein kl ines Kind.Er wurde.ganz■atmll und geauldig,Seit dem Tode seines geliebten Kindes.Hur wenn or ein paar Kreuzer für Schnaps hatte,dann raisonierK er,K über Gott und die- Welt,aber es kam selten vor,dass er etwas zu vertrinken hatte. War schönes Wetter,so führte er die alte Mina izi den Sonnenschein aufs Glacis an die Drau.Da draussen sassen die beiden alten Leute einsam auf .einer Bank im Bonnenscheim.Mina plauderte unaufhörlich von längst vor— -gangenen Personen und Zeiten,alles durcheinander werfend und alles ohne Sinn.was mag Kichert uoer sein "verlorenes Leben gedacht hapen,wenn das Sonnenlicht auf dem Wasser glitzerte und er, stundenlang darauf starrte? Uebrigens - sah er mit seinem schlohweissen Bart und Haar und den noch immer so schonen blauen Äugen wie ein Hofrat aus /der ein Leben voll ihre- und Ansehen hint er sich hat.Ich glaube,unser Herrgott hatte ihm langst ver-• ziehen,denn er hatte so viel Geduld -mit seiner alten Lebnesgefährtin und so -wenig an Gluck im Leben ge -nossen. Meinem Mann der einige Jahre Tür an Tür mit den alten Hüchort wohnte,und di., kleine Lnkelin tüchtig verzärtelte,hat er eine grosse Verehrung ent— gegengebracht.Ungemein rührte mich folgende Episode; Bei meinen gelegentlichen Besuchen in Pettau habe ich ihn-leider/war es wenig genug-irmmer etwas Geld dort gelassen.Als ich. einmal wieder mit meinem ältesten Buben Fritz' kam,da brachte Onkel Fächert- im ein Paket und sagte mit etwas zitternder Stimme:2ich habe dier,Geschichte Oesterreichs'' nie verkaufen wollen weil ich immer wieder darin las,aber dem Sohne von Uittula will ich sie gerne schencken."Ss war das einzige Buch,das er aus dem einstigen Wohlstände sich gerettet und ich werde es gewiss nie vergessen,dass er sein letztes Buch meinen Buben gab. Tante iiaara,die unterdessen selbst ganz verarmt war, sorgte noch immer taktkräftig für"die beiden alten Leute. Mina konnte kaum erwarten,bis sie jeden Tag kam und sagte in ihrer Verworrenheit stets "Mutter" zu ihr.Ach,wie lange schlummerte ihre Mutter schon auf dem .schonen Friedhöfe Fettay.s,ab@r in .. 2en' ihres alten Kindes,war-noch immer die mrinnorung an sie,als etwas Schönes wach,und so nannte' sie die einzige Frau,die der alten Kranken gutes' tat,mit dem Namen "Mutter". Beide waren nun über .80 Jahre.ihre ferne mnmelin unterstützte sie auch redlich von ihrem sauer Erworbenen.Sie war die einzige Freude des alten Püchert,wahrend diu Grossmatb .r schon 0anz die Er -innerung an ihre Enkelin verloren Hatte und sie ..edes-mal erstaunt bei ihren selten 3 .suchen fragte,wer. sie denn sei.Da kam der böse V»Inter 1905.i'ante Laura,nun selber 80 Jahre alt,eilte schon früh aus dem Bette, heizte nur schnell den Ofen,um für die oeiden ilten Leute Kaffee zu kochen.Lisig. gefroren waren die Strassen und sie konnte nicht behutsam genug mit der heissen Labs zu ihrer Schwester eilen.neide waren schon so schwach dass sie das Bett kaum verlassen konnten und mehr als einmal,lag dar Alte -auf dem Boden,weil er vor Schwache nicht mehr das Bett aufsuchen konnte. Da hatte die Tante Laura wohl ihrem.Liebes -werke an diesen Leuten die. Krone aufgesetzt .Jeden Tag lief sie in das Sichenhaus,um Aufnahme für sie zu er -bitten.Aber es war ein so strenger Winter,dass Spital und Sichenhaus überfüllt waren.Endlich fanden sie Platze. Nun mussten sich die beiden Alton nach 50jährigem Beisamensein trennen.Püchert kan in die Männerabteilüng, seine Mina in die der Frauen.Nach acht Tagen erlag Püchjru einer Schwäche. Noch in der Frühe hatte er seiner Frau einen • Oruss gesendet.Man wollte ihr von seinem Tode nichts sagen,aber eine andere sieche Frau erzählte;,dass er auf seinem Sarg so schöne Kränze gehabt hätte.Sie nickte nur verloren und murmelte: "Krähz.e-Kränze"! Einige Moiiate darauf trug man auch sie hinaus und Tante Laura sorgte noch dafür,dass sie nebeinander ruhten.ms war der letzte Liebesdienst,den .sie ihnen erweisen konnte. "Hier enden Neid,Verfolgung und Klage." XIII. T A N 1 E LAU R A . Von der jüngeren- Schwester Laura,'geboren am 26.Februar 1825 zu Pettau,kann kann ich wieder fröhlichere Dinge berichten,obwohl auch sie gerade am Schlüsse ihres Lebens sehr viel bittere Schicksalsschläge mitmachen musste. oie v/ar ein sehr ener gi sehe rChar akt ar, dab ei fröhlichen Herzens und von einer solchen Gute,dass sie stets eine offene Hand für andere hatte.Obwohl sie .auch mit ihrer Stiefmutter so manchen Strauss Ausgefochtn hat,so war sie doch so Gutmütig, sich bald wieder zu vertragen.Sie hat fleissig im Landwehrhause gearbeitet.Gerieten die beiden energischen Naturen,sie und Frau Nanni,gar zu heftig aneinander,so ging sie wohl zuweilen ausser haus,als Wirtschafterin. Aber meist blieb sie doch im Elternhaus. Besonders für die Aussenwirtschaft der Felder, dem warten und Weingarten,war sie eine unbezahlbare Arbeitskraft.Sie hat sehr spät erst geheiratet.Ihre kräftige Natur liebte besonders das Marktfahren,das den anderen Mädchen weg eh der damit verbundenen Strapazen ein Greuel war.Aber Laura zog hohe Stiefel an,schürzte die Hocke und verstand selbst im dichtesten Schneegestbour, wenn der Knecht oft angetrunken war',das Pferdegespann auf dem rechten vvge zu erhalten .Unzählige solche Fahrten hat sie unternommen.Die grossen Markte ,an denen das Hauptgeschalt gemacht, wurde,waren in Krapina,warasdin,Rohic,Friedau, Luttenberg,Hackersbarg und Maria in der Wüste. Der Grossvater hatte zwei tüchtige Gesellen, die er Jahrelang im Dienst hatte und die erst hach seinem Tode daraus schieden.Ich erinnere mich Beider noch sehr gut und will auch an. dieser Stelle ihrer,.jetzt so selten gowordenen Treue,gedenken. Dei* ältere hiess Blasius VIDO .Er war ein gütiger Mann und mit schon angegrautem Haar.wenn er mit dem .hochbeladenen Karren auf die. dchlossbergwiess fuhr, um die nassen Färberwaren dort zum Trocknen aufzuhangen,so setzte er mich oben darauf,indem er sorglich .inen alten flachen Korb untersetzte,damit meine weissen Strümpfeben nicht blau wurden. während er mit dem nassen Z :;ug hantierte ,sammelte ich dicke Buschen Gänseblümchen,Wegewart oder andere .Blumen,wie sie die Jahreszeit brachte.Er hing mit besonderer Liebe an dem jüngsten Sohne des Hauses,dem Karl,den hatte er schon als Wickelkind amf dem Arme getragen.Später wurde dieser sein Herr.Nur schwer schied er aus dessen Dienst,als das alte Landwehrhaus untvr den Hammer geriet. Als "ßlaz" bald nachher in einem Krankenhause zu Agram starb,da fand sich ein rechtgültiges Testament,in dem der gute getreue Knecht,seinem, einstigen Herrn und Liebling die gesamte Ersparnis ,800 Gulden vermachte . 'v ' Der Zweite Mathias KU LAI, war auch vi^le Jahre bei meinem Grossvater Geselle.Jr war als Lehrbub schon eingetreten und die Mädchen hatten so manchen Spass mit ihm,da er eine heitere Natur war.Er hat später eine alte Frau geheiratet,in der Meinung ,sie werde bald sterben und ihm ihr Häuschen in der Waidschach und ihr Geld hinterlassen.Der lustige mauz hatte sich arg'getäuscht.Sie hat in mit der Eifersucht das Leben sehr sauer gemacht,sprach stets von Sterben und überlebte den "Mathes" um 10 Jahre.Er hat allen'Landwehrmädchen als Hochzeitsgeschenk Kraut-und Hübenschaber verfertigt, worin er Meister war'.Auch mir und' meiner. Schwester schenkte er solche zur Aussteuer und wenn ich seinen,darin eingebrannten Hamen;k.Kunai lese, so steh(b sofort sein lustiges dickes Gesicht vor mir. ; Diese beiden Gesellen waren die, ständigen Begleiter der Mädchen und der Frau Nanni bei ihren mühsamen Marktfahrten.Der alte Landwehr fuhr nie mit,denn die wihdiScha Spräche hat er sich absolut nicht aneignen können und die Bauern in diesen Gegenden sprachen fast kein Wort deutsch.Auch die Deutschen verstanden nicht gut seinen norddeutschen Dialekt. Auf mehreren dieser Märkte hatte Laura,die-nun bald 40 Jahre alt war,nahe an ihrem Stand einen Nachbar,dessen schüchterne ,stumme Verehrung mit der er öfter hinblickte,ihr endlich auffiel.Es war ein hübscher eOjähriger Mann und als sie ihn einmal in ihrer energischen Art ansprach,erfuhr sie,dass er fpr seinen Pettauer Herrn, einen Hutmachermeister,auf die Märkte reise,Simon MAIER heisse,und ein Bauersohn aus Moschganzen sei.Sr war ein so sanfter Mann,dass ich mir gar nicht vorstellen kann, eie er den Mut besass,sich eine Tante Laura zum Weibe .________< zu nehmen.Ich glaube,die gute 'Tante hat gewiss zuerst -um ihn gefreit .Frau Kami w^r- ganz entsetzt aber Lauras Jahl;sie meinte,der um 10 Jahre jüngere -ann .•erde sie gewiss nicht glücklich- machen.Aber ich den.:.:;, Tante L.?ura hätte sicher jeden kann gezogen! Io heüratß-te sie dem am 2p .Eoveaber Id64 ihren "kayer” und diese mhe wurde so glücklich,als die Prophezuihung Frau Mannis ,finster war.Zu der energiscnen Frau passte famos der sanfte 3imon.hr war un^eh-u-r bescheiden und sehr 'fleissig.hrst errichteten sie ein Geschäft in-der Florianiegas;3 im ßaispliehen hause.3ald gelang es ihrem.gev.einsamen' Fleisse das gegenüberliegende Haus zu erwerben.Dort errichtete maj er als bürgerlich-r Hutmachermeister ein Geschäft mit einer Werkstatte. f Oie dazu gehörigen Felder in der Kartsenomina besorgte Laura so vortrefflich,dass sie bald auch einen grossen Maierhof am Kann kaufen konnten.Aber wie fleissig ■war sie auch.Zu JO Schweine zog sie auf und verkaufte sie als•schwere.Lasttiere.In aller Frühe schon ging sie mit den Mägden . k . . i >r,d zu setzen,die Kartoffel und Bohnen zu legen,die Bmnuüncur-und Krautpflanzen auszusetzen,den-i,lohn und Haiden zu säen.Ben.ganzen tage war.sie den oonnenbrande ausgeseuzt und mittags brachte eine Magd zu essen,welches unterdessen ihre Schwester. Cilli bereitete. Sie war 'trotzt des grossen,weissen hchutztucnes aber auch; immer so braun gebrannt,wie eine Mulattin, nachmittags um -4 Uhr brachte ihr immer der mauer eigenhändig die Jause und. blieb dann meist auch bis Abends draussen,totmüde aber friedlich kehrten sie dann Arm in arm.heim.Im verglühenden schonen Bommerabende bespracnen sie dann am Kege die morgige Tagesarbeit und freuten sicri des langsam wachsenden V/ohlstandas. 1 Abends liesa der gute Mayer•es sich nicht nehmen,seiner Laura selbst die Schuhe- auszuziahen,und :,hr die Pantoffel zu bringen.Böhr frühe suchte sie immer das Lager auf,nachdem sie erst einige Gläser wein mit oauerbrunn Ootrunken hatte:Ihre ständige Kode nach dem Abendessen v/arA'Aun nayenA, nagst du nie nt zu l'rinken.?" Da ging er schnell in den Keller und kam ml"6 den beiden Flaschen zurück. > ■ - ' ' : Wenn es nächsten Tag regnete,da freute eich der gute Mayer immer;"Heut kann dei Laura" sich" schlafen,"er hatte den ganz vyindisehen Dialekt nie ganz verloren.An üegentag^n trug er ihr ijiimar um 8 Uhr den guten üahmkaffee mit den Kipfeln ins Bett und schaute ihr zu,wenn es ihr schmekte.Jäf,der1 gute unke 1 oimon! Wie oft hat er auch unä,seinen fichten,den Kaffee ins Bett gebracht,er war Ja so Seelengut. Bald kauften sie auch des Grossvaters Weingarten /" und nun hatten sie noch viel mehr Arbeit,freilich war damals die ühblaus und Peranospora hoch nicht erfunden ' und die Weinlesen waren noch wirkliche Feste,die auf ein schönes utück Geld hofften Hessen.Mayer errichtete einen wunderschönen Obstgarten,er verstand sehr gut das Veredeln und sein übst ging stets als lafelobst nach Deutschland.Die hutmacherei ging klein und gut weiter.Die Gesellen aasen auch bei Tisch,wie es - eine gute alte Burgersitte wax*. Aber auch ihrer friedlichen Lhe hat das Schicksal bald einen Gtachel gegeben. Im Fasching des Jahres 1868 fand man auf dem Schlos.sberge zu lettau einen wunderschönen kleinen Knabeir.Weinend sass er da und kein Mensch wusste,wem er gehörte. fr wurde aufs das Ständesamt gebracht und Frau- Nanni ,die gerade auf dem Joch nmarkteeinkaufte, erfuhr davon und sah auch den kleinen Buben an.Sofort schwoll ihr mütterliches Herz voll Mitleid und sie eilte zu ihrer Stieftochter -Laura,die sieh schon so oft über ihr,. Kinderlosigkeit gekränkt hatte. 0,wie gefiel dieser -der kleine Bub mit den schönen blonden Locken.Sie sprach mit den Herren und nahm ihn mit nachhause.Als sie die Gewolbtür öffnete, um ihn ihrem Mann zuzuführen,da flog der Bub sofort auf die Ae ? ichen um seihen Hals und hörte ; J zu weihen auf. xjDa kam' beiden der 'dedanke ihn für immer za behalten.Sie nannten 'ihn KARL,"nachdem niemand, wusste woher sr kam und wie er hiess. Mach einiger Zeit erhielten sie eine anonyme Karte,durch welches sie angewiesen wurden,in Sams bei Marburg nachzuforschen.Laura machte sich mit dein winde auf und ging den angegeben Spuren nach.-Als sie bei einem jungen leib,., das am Felde arbeitete,vorbeikamen, da warf diese den Spaten weg und umfing den Buben mit den vierten ."Jezus Maček!" Ls war dei ungetreue Mutter,einp arme linzerin, den Vater wollte Sie nicht angeben. Der Bub hiesS Ignaz MUCHITSCHiNachdem sie ihr versprochen,sie nicht wegen Kinder /eglegung anzuzeigen, willigte Sie üto siirige Grul'ä'eheiti'V'den B.. Mayer immer zu überlassen. Der Meine Hatzi wuchs nun im Hutmacherhause auf.-Lr war erst ein liebes Kind,ab r seine zahlreichen Fehler wuchsen mit der seit auch mit ihm empor.Freilich waren weder Laura noch ihr Simon geeignete srzieher.Laura war wohl rasch mit einer Ohrfeige da,aber ernstlich strafen könnta sie nicht.Simaon mit seiner grossen Geduld verstand wohl Hunde abzurichten,und Katzen durch Reifen springen zu lernen aber für ein kleines Kind war er viel zu gut.Fr Hess sich einfach allles von ihm gefallen und besass keinerlei Autorität über den..eigensinnigen Hatzi.-Aber der arme Bub hatte auch viel von dem Hausgenossen Püchert zu leiden,dieser sah in ihm einen unwillkommenen Lindringling. Da Mayers kinderlos waren^Lo wäre einst seiner Mina alles zugefallen und in Ignaz wuchs ein Erbe empor.Püchert puite und stiess den Knaben,wo er nur konnte,neckte ihn auf jeüe weise und warf ihm auch immer seine namenlose Herkunft vor Hatzi hasste dafür die Püchert s glühend. Uns war Natzl ein willkommener Spielgefährte, wenn auch sein rnassloser Zorn zu manchen Kämpfen Anlass gab.Die viele angenehme Stunden haben wir mit ihm in den Ferien verbracht.Lr hing auch mit grosser Liebe an meiner Mutter,die ihn auchoft zu uns eilud. vVenn jr auch manchmal Schläge verdiente, so bekam er solche auch oft unschuldig und wurde obendrein tüchtig ausgelacht .Als er einmal beim Tischdecken war,das er schon früh,aber ungern besorgte,Kam Püchsrt und sagte so obenhin :"Merkwürdig,jetzt ist das ganze Badhäus vom Pnw -rodinschek die Drau hinuntergeschwömmen und di~ Pioniere konnten es nicht .aufhalten." Natürlich lief hatzi in seiner Neugier sofort aufs Glacis hinab.Unterwegs hatte er noch mehrere Buben alamiert.Nachdem sie alle über -zeugt ,üass das ilathaus steif und fest auf seinen Platze stand,hieben in die Buben durch und daheim' oekam er ein paar Ohrfeigen obendrauf,wegen des versäumten Tischdeckens. Bin andermal neckte er die Katze,sie sprang durch die Peristerwand,welohe die Küche gegen den Vorsaal abschloss .Nachdem Hatzi wied-.r das zerbrochene PenSter mit einer Ohrfeige bezahlt hatte,wollte er sich an der Katze rächen.Als das Fenster erneuert war,schloss er beide Türen und wollte die Katze inder Küche durchprügeln. Dies nicht faul.sprang wieder durch das neu eingeschnittene Fenster... Besonders bei Tisch war er in den Ferien ein guter Kamerad.Tante Imura hielt strenge darauf,dass wir alles ,,gessen mussten,was'sic uns auf den Teller gab. wie viel Pein machte uns das fette Rindfleisch,die. Saure Paradeissauce und die ungewohnten Kuttelflecke!Heimlich leerte er unser aller Teller. Binmal hatten wir einen netten Spass- mit ihm. is war im Weingarten,es regnete in Strömen.Da animierten wir ihn,mit und beiden Schwestern Karten zu spielen. Kennt s Ihr Tarock?! fragte er misstrauisch."freilich," trief ich,meine Schwester Mali heimlich.auf den Fuss tretend,was sie sofort zu einer eifrigen Begarung ermunterte. Sr teilte die Karten aus und sagte zur Mali,sie möge aus-spielen.Die dachte sich,"ist am besten,gibst das höchste her"und rasch spielte sie den Mond aus.Du Gans ,Du! rief Ignaz erbost.."Q,ich habe mich nur verirrt" sagte Mali und spielte mit Seelenr .D r I . tzl wohl wütend,warf die Marte hin;"Ihr Pratzen könnts gar nicht Tarock spielen!" Natürlich hatten wir keinen Dunst davon und lachten sehr aber Natzls Zorn. Einmal; zur v/eihnachtszeit oat er seine - lütter, oh er sich nicht einen ghristbaum machen'dürfe.Frei^ibig händigte sie ihm ein ppar Gulden aus.Hatzi kaufte das beste und feinste,was an Bäckereien zu haben war.iv.it grosser Freude und Geduld vollendete er sein ,Verk so schnell,dass am Vorabend wohl der Baum geschmückt in dem. Zimmer stand, indem Hatzi schlief.Aber welche Ueberraschung für die Tante Laura,als sie ihm am Morgen wecken wollte,hingen-nur dio roten Wollfädsn an dem Baum,alles andere hatte er in der Lacht heruntergegessen.Am heiligen Abend lag er zu Bett-, er hatte heftige Leibschmerzen und erbrach das viale Zuck-r-werk. Es ist nur schade,dass sein Talent zum Lurn-n nicht ausgebildet wurde,er wäre vielleicht ein tüchtiger Mann 'geworden. Es war schon fe'stgesetztler sollte zu einem Hoffen Mayers,dem Stadtwachtmeister Mahr nach.Gilli auf die Kost kommen,um dort das Gymnasium zu studieren.Aber Richert wusste seiner Schwägerin den Plan wieder-äuszureden,sie solid doch nicht so viel Gzidan iesem "windisensn Zotnela hangen. Wie anders wäre alles gekommen,wie visle Tränen wären dem Ehepaar Mayer ersparrt geblieben! ) Sj.s liessen nun ihren Ziehsohn das hutmacxisr-handwerk lernen.Er war nun auch in Graz,wie meine Bruder. Sonntags besuchten sie alle drei ,das Theater.Aber die HacjamittagsvorStellung im Winter genügte ihnen nicht,sie blieben abends auch noch.Eine grosse Theaterbcgeist..rang, denn im Stadttheater von p Uhr bis 10 Uhr zu stehen,ist keine Kleinigkeit. Später ging Ignaz nach -.Vien.Im 20.Jahrs wurde er zur Festigungsartillerie nach Pola einberufen.Er war ein' fescher und auch braver Soldat. welch riesige Kisten «/änderten da von P„t'cau cP Pola,angeraut mit kalten Brathühnern,Wein und unglaublich grossen Aepfel'srudeln.Nichts \/ar der Tante Laura zu viel für ihr 'Herzblatt,den NatzlIBei den Manövern" zog er sich ein schweres Banaleiden zu,nachdem er vergeblich in Karlsbad Heilung gesucht hatte,kam er vorzeitig verabschiedet,nach Pettau zurück.Leider blieb er nun im Elternhause.Sr begann trotz seiner Tüchtigkeit im Handv/erke, ein ziemlich lockeres Leben. Als Bürgerssohn wurde .er in der jungen vVelt Fett aus mit offenen Armen auf genommen. V/ie nett wäre es gewesen, v.-enn er beizeiten eine brave Bürgerstochter geheiratet Hatte.-So aber wanderte seine Aufmerksamkeit nur den sogenannten "Staffiererinnen" seiner Mutter zu "und es gab Verdruss / über Verdruss. Sr erweiterte sehr das Geschäft und erstrebte den Titel "Hutfabrikant”.Aber dies alles kostete Seid und die Zeiten in Pettau waren für 'den Bürger schlecht geworden. In ihrere Herzensgute waren die Mayers Bürger für ein,als wohlhabend geltendes Ledererhaus ge -worden.Zu ihren schmerzlichen Schrecken mussten sic Tau -sende Von Gulden für das über Macht fallit gewordenen Geschäftshaus zahlen.Nun wurde das Fehlende auf Haus und Weingarten intabuliert.-Jetzt.begannen die ersten Sorgen, wen es galt,zu den Terminen die fälligen Wechsel einzu -lösen. Die guten Obst-und Weingärten wurden eine nsihe von Jahren immer durch Hagelschlag vernichtet.Die Bauern wurden durch diese Missernten auch sparsamer und kauft :;n seltener e^nen der guten Mayer sehen Filzhüte. Ignaz nahm aus der Geldlade was er nur brauchte,um hinter den anderen Bürgerssöhnen nicht zurückzustehen. Die „schwache Mutter gab so viel sie nur hatte, trotz des sanften Abv/ehrens ihres Simons.Und so nistete sich die borge bei" dem so fleissigen Ehepaare immer mehr und mehr ein.Tante Laura machte wohl auch häufig ihrem Hatzi heftige Vorwürfe,aber da wurde er grob und meinte achselzuckend:"Hättest mich halt am'Schlossberg, liegen gelassen,ich habe dich nicht herbeigewünscht." Dies war der ganze Dank,.den sic von ihren Lieblinge erntete. Mittlerweile mussten sie selbst Geld auf- • - \ . nehmen nd sie untersehr!eben als GegenfälligKeit wieder fiecksel ihr an Giranten .Auch diese wohlhabende Familie ging, zugrunde und- abermals mussten sie einige tausend Gulden verlieren.Der zweite Weingarten/war ihnen eine schwere Last geworden. Lines Tages brannte der Stall nieder,für die ziemlich gute Versicherung baut n sie ein neues Wohnhaus im Weingarten.Zu ihrer grossen Freude fand nun dLr Letztere bald eine Liebhaberin und sie verkaufte ihnen sehr gut.Für eine »Veile aren sie wenigstens der drückenston Sorgen ledig. Trotz der vielen Sorgen war aber Tante Laura immer ; Tätig und heiter.Zur Zelt der bosnischen Okupation waren viele Verwundetet in den Pettauer Kasernen untergebracht.Da zeigte sie 'so recht ihr gutes Herz.Täglich wurde nur das Beste im Hause Mayer gekocht und grosse Korbe davon ins Spital getragen.Und diese Trauer,wenn einer .dieser Helden starb!Da weinte sie und die Dichte Mina,ihre getreue Ge- { hilfin,bei diesen Liebeswerken,sich die Augen aus. Und noch jahrelang schmückten si^ die Graoer derselben mit den schönsten Blumen. Noch zu ihren guten Zeiten haben sie im- Vereine mit der Tante Oilli einige schöne Räisen nach Wien,Venedig, Triest und Adelsberg unternommen.Tante Laura erzählte immer mit sehr viel Stolz davon. Zu jeder deutschen Sache hat das Lhepaar »v.ayer getreulich 'beigesteuert.Siman begriff oft garnicht in seinem einfachen Sinn,um was es sich handelte.aber er gab reichlich, den Deutschen und den Slovenen. Auch diu Tante war einfach gebildet und es hat uns als junge Lputa viel Spass gemacht,wenn v/ir in ihrem Glaskasten die schön eingebundenen Bücher des Schiller und Wieland sahen.Hin Neffe ihres Mannes wusste sich für genossene Wohltaten nicht geeigneter zu revanchieren,als indem er ihr diese Bücher verehrte.Sie hat nur einmal einen Blick hinein )\ getan,mit ihrer Brille bewaffnet,darin zu lesen begonnen, aber - bald dies mühsame Werk aufgegeben.ls war ihr gerade der Liebes.sang von HÖon und der schönen Rezia in die Hände gefallen, das fand sie schrecklich langweilig,Onkel Püchert charakterisierte dies Ereignis mit folgenden drastischen »Vorten:v/as versteht den ‘die .Laura vom Wieland,gerade, so viel, /ie die £uh von der Kirchenparade Dafür aber verstand sie Blut-und Lebe-rwürste zu machen,so delikat wie niemand sonst.Ihre Schinken und Belchwürste hat ihr Simon mit Wachholder selbst geräuchert.Bei so einer Jause war auch Poesie arin,dorm mein Mann und ich erinnern uns nur zu gerne daran',wie Prächtig das schmeckte. Einmal haben wir die gute fante Ladra gewaltig hinters nicht geführt. Meine Schwester Mali und ich waren schon er -wachsen,als die Tante Laura uns in Graz besuchte und uns in das Theater mitnehmen wollte ."Ab.-m nur ein lustiges x Stück!" wünschte sie.-Nun war unser Liebling Ferdinand BOM den letzten.Abend auf Gastspiel in Graz.es sollten die Itäüber gegeben werden .Zu unserem Seaienschmerze war dies nun gerade tein lustiges Stück. Kurz entschlossen,sagte ich zu Mali:"Lass mich nur. machen"und kaufte drei Galeriesperrsitze um Tan des Geld .'Nochmals versicherte ich ihr, es wäre ein sehr lustiges Stück. ■ Abends sas an wir im Theater und lauschte andächtig dem alten-Moor,der den Franz bittet,den Sohn Karl ja nicht zur Verzweiflung zu bringen.Die Tante blickt zwar hin und wieder auf mich,aber ich tue,als wenn ich nichts gesehen hatte, dann koim.it die Räuberscene, die gefiel ihr ganz gut,wenigstens blickte sie mich nicht mehr an.Aber nach der grossen Scene,als Bonn schauderhaft schon den monolog "tot,tot"spricht,da stapfte sie'mich doch und meinte:"Du,das ist «aber gar nient lustig"und als Karl seihe Amalie er schiesst, da rollen auch ihr die Tränen dick über die Backen .In ach dem Theater zupft sie mich wieder .und sagt:"Gelt,Du Mistorati,hast gewusst,dass es so traurig ist?"Freilien Tante,aber sonst waren ml- ja nicht hineingegangen. 1 w .erst als Braut hat sin mir das • Duwort angetragen, mein Bruder Julies hat er immer "Bio " geäagt.Lr meinte, 'innere An. ai ... . Spater,als die Borgen überhand nahmen,hat sie in / ihre© Haasg,um mehr Zins, heraaszdschlagen,aush einige möblierte Zimmer,meist an Offiziere,vermietet.Mit denen Stand sie auf e.inen sehi- guten n-eckfusse.Monatelang hat sit, ihnen kreditiert und wie. eine Mutter 'für sie gesorgt, ,.enn einer erkrankte .Aber die Leviten las sie ihnen auch, wenn sie spät nach-hause kamen oder allzusehr, verliebt waren. Ihr Liebling war aber der Leutnant vi/lliUiA, als sie merkt-,dass er sich für mich interessierte,da trieb sie eine sonderbare Politik.Hatte er seinen Zins bezahlt, so lobte sie ihn mir über den grünen Klee,wie gut er sei •und einen bes er «n Mann finde man nimmer9Zah.lt e er nicht oder kam angetrunken heim,da sagte si-C ''ich bitne dich nnnä, nimm in Ja nient,den bringst du nicht mehr auf" gleich." Ich habe das Schicksal walten lassen,es kam- wie 33 kam,und meinen Mann hab ich doch auf gleich gebracht. Einmal als sie auf de'n Oberleutnant /vittula sehr zornig war,sagte sie ihm;u Das sage ich Ihnen,ehe sie und meine Lichte zusammen kommen,-kommt Berg und lal zu -sammen."DaS hat meinen Priedl sehr geschmerzt. Br sich aber darüber revanchiert.Als ich meinen schönen weissen Seidenkleide und de.m Brautschleier nach der Trauung im Elternhause die Glückwünsche all .r Gaste ent -gegennahm,da bat mich mein Briedl,einen Augenblick mit ihm zu kommen.Er bot mix' den Arm und führte ...ich zur fante <■- Laura mit den vVorten:" Sehen Sie Tante,nun ist' doch Berg und Tal zusammengekommen!" Was sie und Onkel Mayer an LieDeswerken an uns- Kindern in den Perlon- getan haben,konnten wir innen nie vergossen.Sie haben uns' in ihrem ..Bingarten para -disisch schone Zeiten gewährt. Ein einziges Mal habe ich den sanften Onkel Simon zornig gesehen Bmd erzählte auch den merkwürdigen Akt von LInchJustiz,wie er bei den alten Handwerkern Brauch war,des Kuriosums halber.Ein Bauer kam mit seinem halberwachsenen» Sohn in den Hutererladen.ich sass dort und arbeitete,wahrend Unke1 Bayer sich bemühte,diese beiden; endlos feilschenden Kunden zu bedienen.Auf einmal stürzte sich Onkel,wie ein Bilder auf den windisehen ..üben und haute im rechts1 und links schallende Ohrfeigen.herab.Der Bub hatte unterm Bock zwei gestohlene Hute verborgen, was '.Onkel beobachtet'natto rDer Bauer, bleich vor d ehr ec km bezahlte so'iort die beiden Hute .Als er aber dieselben mit-nelimen wollte, da verweigerte dies Onkel und" sagte, dies wäre die titrfae für den Diebstahl,wenn es dem Bauer nicht-' recht wäre,möge er zur Polizei gehen.Aber Vater und Sohn verschwanden eiligst,ohne nur ein Hort zu reuen. Was wir i nte Laura in meiner schweren Krankheit getan hat, und das Liebesjrdyll, das . mir in ihrem Hause erblühte,will ich ein andermal erzählen. Das Haus,ist längst in fremden Händen,aber 'als ich mich einst bei' einem Besuche’ in dasselbe hineinstahl, da wurde wie in'-Incm Zaubergarten alles wieder in mir lebendig.Ich horte die Stiegentüre knarren,ein paar klirrende Sporrenschritte,die alten Tanten zanken und die Treppenstufen ächzen noch inner so unheimlich.Q wunderschöne Tage.,dis ich dort verlebte,Tage des ersten Kusses, des ersten trauliehen Du!Vorbei!Vorbei! D;.s letzte fröhliche Fest im Hause Mayer war wohl die silberne Hochzeit,die am 20.Inoyemberl889 gefeiert ward.Da wurde noch in der alten,reichen Pettauer Manier aufgekocht.Die Tafel, dauerte von 8 Uhr,Abends bis p dar Früh.wachsten Vormittag von 9 Uhr Früh ,bis Nachts p Uhr. Ich glaube,langer kann man schon nicht bei Tisch sitzen, dir waren ungeheuer lustig und ich war ganz perplex,als ich in einem unbenutzten Zimmer‘die unheimlich grosse Anzahl leerer Jerusa.lemer-Bouteillensah,das war, allse g- -trunken 'worden! Deutlichst erinnere ich mich eines G-edichtes, das. die kleine Fritzi deklamierte,im unverfälschten Pettauer Dialekt,,da hiess. es zum Beispiel; ''Bei Buch ihr Lieben wars nicht a so "Ihr wäret stets gesund und froh i" Ignaz hatte schon zwei Tage vorher eine schöne Rade irgendwo ergattert und sie fleisaig eingetromnelt.Er blieb mindestens pC mal stecken und Onkel Karl wollte jedesmal ein "Hoch, Hoch!" anstimmen,was ihm jedesmal einen vorwurfsvollen Blick seiner schönen Frau eintrüg.Jabsie musste ihn sogar' zur Türe hinausschicken,damit endlich Ignazs Rode fertig geredet werden konnte.Aber die Tanta war - ungeheuer glücklich,über die grosse Anzahl Gerichte,die wir vertilgten und später hat sie diesen Tag als den schönsten ihres Lebens bezeichnet. „ Ignaz setzte bald darauf seine Adoption und Verschreibung desGeSchaftes durch.Lü kränkelte immer und im Sommer 1891 war er fast fertig.mr hatte nach Aussage des Arztes Baüchtuberkeln und die .Vassersucht.lir sah ent- _ \ setzlich aus.Tag und hacut pflegte ihn Tante Laura und bath flehentlich den lieben Gott um sein Leben.Die Arme wusste nicht,was sie sich erbat.Er genass wirklich,ging dann nach Vien,kehrte aber wieder nach 1-ettau zuruck, nachdem ihm die Tante grosse Summen nach Vien gesendet hatte. Im Jahrs 189g heiratete er sehr gegen den willen seiner Litern eine.ganz arme Staffirerin,namens i-aria ABnNDSTLZR'.Als Ignaz dies sich absolut nicht aus -reden liess,kauften die Mayers noch in ihrer grossen Güte dem armen Ding eine Wäscheausstattung und richteten die Hochzeit aus,die in Graz stattfand.Tante Laura sagte,sie geniere sich vor cen Dienstboten,dass ihre Schwiegertochter kein ganzes Hemd hätte.Nun hauste das junge Ehepaar im ersten Stocg.Die junge Frau wollte absolut nichts aroeiten, ja,als ihnen bald ein hübsches Kind geboren wurde,so gab sie es sogar aufs Land in Pflege. Der Schwiegermutter zum Tort,besuchte sie das Kind immer an jenen lägen,wenn zu Hause die grösste Aroeit war,Vor lauter Verdruss war bald die Hölle im Hause , .ayer. Allerdings war die - junge Frau auch arm darean,denn v/cm hatte die Tante Laura bereitwillig das Regiment übertragen? Laura und ihr Simon hatten nur noch schöne Tage, wenn sie einer Einladung meiner Eltern folgten und zu ihnen nach Graz reisten.Da ergötzten sie sich an dem Frieden und der Gemütlichkeit in unserem Elternhause «Am SO.Geourtstage meiner lieben Mutter habe ich die Tante ernstlich weinen sehen,als nämlich wir Kinder und die Enkelkinder dem so gs-liebten Grossmutterl mit Blumen in den Händen gratulierten und sie alle voll Liebe küsste,da ging Tante Laura,die Kind erlöse, still hinaus.Ich fand sic,heftig weinend,im Nebenzimmer. t \ "Mein Gotfsprach- sie , "wi e wunderschön ist es,wen sich ydie Menschen so 0erne haben,und bei uns ist die Hölle im Hause."Ich haue sie nur schwer trösten können. Bei einem solchen Besuche in Graz war es, dass sie der fürchterlichste Schmerz im Leben heim -suchteiEin dmter Bekannter von ihnen rar gestorben und die laute redete "Vormittag den Onkel zu,er möge doch mit ihr in die Leichenhalle gehen,um ihn noch einmal zu sehen.Dem Onkel erschien dort die Einrichtung so praktisch und er meinte,wie gut es sei,dass die Toten aufl diese leise ihren Angehörigen nur wenig Schürereien machten und wie schön die Toten dort aufgebahrt würden,Der Arme! In wenigen Stunden darauf lag er selbst dort.Als er dann Nachmittags sich ankleidete,um den Bekannten die letzte Ehre zu erweisen,scherzte meine Schwester Mali mit ihm,wie gut seine Laura für ihr Alter aussehe."Jawohl,die Laura ist noch fesch."Mit diesen uorten" sank er um.ein Herzschlag hatte diesem gutenLeben ein Ende bereitet. ,/ir haben ihn alle dio letzte Ehre erwiesen, er war der beste Onkel,den Kinder haben können.Er war ein einfacher Mann*, aber die Güte selbst. Für die arme Tante kamen nun bose Tage.Das Haus war nicht mehr zu halten,es wurde verkauft und das Geschäft War auf den Namen des Ziehsohnes geschrieben. Nur das Notwendigste liess man der Tante.Mit der ihr eigenen Energie hat sie zwei Dinge vor dem Verkauf be-wahrtlEine alte Stockuhr,die schon ihren Eltern glüc^kliche und böse Stunden geschlagen,sie hat dieselbe meinem Bruder Julius geschenkt.Ferner ein -Christusbild,es stellt den H.iland dar,wie er zu dem Aussätzigen voll Güte sagt; "Stehe auf,dein Glaube hat dir geholfen!"Sie hat es mir Lenki;,dehn sie wusste,dass in meiner Krankheit ich oft voll Tränen zu der schönen Christusgestalt emporgeblickt hatte,wenn mich so viele- Schmerzen' quälten und ich in Sorge um den schönen. Offizier verging,dessen Schicksal mir mehr galt,als raein eigenes. Und ein harter Tag kam für ihr Mutterherz. Ignaz hat sie aus- dem Hause,wo sie dreissig Jahre lang di3 Herrin war,das sie und ihr "Mann,mit viel ,n Schv/aisstropfen eich erworben haben,^-wiesen. Sie hat nie viel darüber gesprochen,aber es muss für sie das Bitterste gewesen sein,denn sogar ihrem Enkelkinde verbot er, die Grr össmutt er zu grüssen. Sie mietete nun ein kleines Zimmer.Durch di« Güte ihres Schwagers Spritzei bekam si., das issen. Sie führte dort mit ihren Blumen und Strickereien ein verhältnismässig friedliches Dasein.In diesen Jahren fanden sie auch ihren Humor wieder.MuttJrl und auch mein kann ludenhsic gerne _zu Gast«.wir freuten uns immer auf ihren Besuch.Sie deklamierte uns oft ein Gedicht,von dem ich mit leider nur wenig merkte,aber es muss, uralt sein. "Als im jungst verflossnem Jahr, 'Ost - rmess in Leipzig war,*' "Baut sich ifi des Marktes mitte, "Amor eine Krämerhüttö. hi Und bot freundlich jedermann, "Herzen zum Verkaufe an. .Veiter hiess es; "Hier hab ich ein Exemplar, "Wie noch keines im, L den war, "Dieses hat schon mit drei Brauen ; hei "Hnde bekam kein einzig Loch, "Und schlägt ziemlich tapfer noch u.s.’w. Auch könntv sie ein paar r-e^ht heitere, aber sehr anzügliche Geschiehtm erzählen und hatte ihr« Freude daran,wenn man r ehe darüber lacht«.Da war mein mann ein dankbarer Kunde. Wie manchen Abend sassen wir bei einem ■ Gläschen wein und etwas selbst g-Macht«r Backerei,die sie über alles liebte und lachten herzlich mit der lieben Tante Lwira.Zu jedem Festtage in Jahre wusste sie ein Sprüchlein z.B."Am Faschingdr«nstag,nenn in Fottau um Mitternacht die Fasten- «ingeleütet warnen, da rief sie von ihrem Bette herüber; " Am üaschinydiensta^'ball, " Da flaugt der i.tzte' .Schal, ” Da weis3 man ganz gewiss, " Das Aschermittwoch ist,'1 - Wie g.-.rne erzählte sie von den vergangenen Zeiten im Landviehrhause,alle Jugendgestalten leoten da wieder auf. Der alte Haimlinger im weissen Haare mit dem Zylinder und dem glatt rasierten Gesichte,dar trauernd' als letzter hinter v5der Leiche herzog. Der braune Rastelbinder Reza mit den sechs Zehen, rinmal wollten mein Brüder an ihre zahlesen Kameraden ihn mit einem Strick fangen,da er sie immer bedrohte.Als dann der Onkel Karl im Scherze rief:"Buben,der Reza kommti" da krochen alle unt^r das grosse Tafelbrett in der Küche. Die nett war die Geschichte von einer armen Taubstummen.die bekam ein Kind,als es ruhig in der wiege schlummerte;,sprang sie aus ihrem Bette,und holte einen grossen Stein von der Strasse.Man glau bte,sie sei verrückt . geworden und ; wo Ute das Kind töten.Aber sie warf daji Stein mit grosser Gewalt neben die Wiege nieder.Als das Kind schreiend erwachte,da war sie toll vor Freude und dankte auf den Knien dem lieben Gott,-dass ihr Kind nicht taubstumm sei. x Ferner erzählte sie oft die Geschichte von einem schlimmen Buben,als er einmal eingesperrt würde,Hess ersieh am Blitzahleitervom zweiten Stock herunter.Er endete beim Schlittschuhlaufen,am gefrorenen Brunnwasser brach er .ein,und ertrank.B^i seinem Leichenbegängnisse glitten nämlich am hartgefrorenen steilen Friedhafswege die Leichen-träger aus,der Sarg viel zu Boden,der Deckel sprang auf und der Tote kollerte den Berg hinab. Und wie gruselig war erst die Geschichte von der schönen Apotherkersfrau.Sie starb und wurde mit allen ihrem Schmuck begraben.Der Totengräber wollte sic berauben und die Scheintote erwachte.Sie trat den Heimweg an,aber niemand öffnete auf ihr Flehen,da man glaubte,ihr Gespenst sasse- im Mondenscheine auf den steinernen stufen ihres Wohnhauses.Nächsten morgens fand man sie erfre $f. Schwelle.Dies'soll sich wirklich ereignet haben.Ich kann noch immer den Eindruck nicht vergessen,als ich einmal in einer Vollmandnacht bei dem Apotherkerhause vorbeiging. Bio Uhr schlug so dröhnend die elfte Stunde ,der alte Stadturm warf einen so langen Schatten über den Hauptplatz, der im hellsten Mondlichte lag.vveiss leuchteten die Stufen vor dem alten Hause und ich hätte schwören können,ich sene die schöne krau dort sitzen,im weissen Atlaskleide und an ihrer Hand funkelten die Hinge. Ignaz hatte unterdessen mit seiner Frau allein im Hutmacherhause gewirtschaftet.Aber ihm wurde kein Segen. Es ging immer mehr und mehr bergab,auch war er immer kränker geworden.Da das Haus verkauft war,so Jgehielt er nur das Gewölbe in Miete und zog in ein kleines Häuschen am Fusse des Schlossberges.Seine Frau wusste sich vor Sorge kaum zu helfen.Den ganzen Tag musste sic im Geschäfte sein und daheim war Ignaz allein im Bette.Er hustete lag und Jacht und bei seinem hellen Verstände wusste er,dass es für die Auszehrung kein Mittel gab. Einmal schrieb ihn ihn vom Mitleid bewegt,er möge sich doch mit seiner Mutter aussöhnen,sie um Verzeihung bitten,damit die zu seiner Pflege zu ihm komme.Er antwortete nur kurz:"Niemals,lieber ginge er wie ein Hund zugrunde." Aber nun stellten sich bald furchtbare Erstickungsanfälle ein und mit den körperlichen gualun kam auch die Reue,Einmal sagte er;" Unser Herrgott ist wirklich vorhanden und wirklich gerecht,ich leide nur,weil ich B-ses getan habe.M Immer erzählt .- er seiner Frau von seinen Kinderzeiten,wie schön es im -Weingarten war.Als er einmal vor lauter Schmerz stöhnt-,da rang sich endlich die Bitte von seinen Lippen: "Holt mir die Mutter!" Ach! Die arme Mutter hatte schon lange auf diesen Ruf gewartet,freudig kam sie herbei und wollte ihren Hohn gesund pflegen.Es war wie es so ruhrend in"einem fran-zosčhčhen Volksliede heisst; "Et le coeur en pleurant, "1 es tufait maJ.,mon pauvre enfant?" Das arme Kind hatte sich weh getan an seinen eigenen ...angel, an seinen eigenen Fehlern. Aber es sollte bald heimfinden.Nach den letzten qualvollsten Tagen,in denen er sich Tag und Sacht an die Mutt-c,r anklammerteVhat 3-ott die heissen Bitten der Tante Laura, erhört und ihn still und friedlich einschluimnern lassen.Jr starb' sau 8.Juni 1905.- Als ich ihn zum Iriedhafe geleitete,da 'v/ar_ der Ignaz der letzten Jahre für mich vergessen.Ich konnte mir ihn nur als lustmgen Buben1 mit dem gewaltigen blonden^' Haarschopf vorstellen,der jedes Spiel mit uns teilte, jeden lustigen Streich mitmachte. Er ruhe in frieden! Im Jahre 1905 feierte Tante Laura ihren 30.Ge -burtstag.Jiv haben eine kleine G.Idsammlung eingeleitet und.ihr dC Kronen in einen Lederbeutel verehrt.Meine Schwester Mali hat ihr um eine grosse Torte 80 Lichter1 angezündte,sie hatte mit allem eine riesige Freude. Unendlich betrübt hat sie der Tod unseres guten Mutterls.Sie konnte uns nicht oft genug versichern,wie gerne sie an ihrer Stelle gestorben wahe. In den Tagen des Glücks hat Laura ein merk -würdiges Talent .im Nummern erraten gehabt.Sie hatte einigemale in der Lotterie gewonnen.Aber als sie es not-wendigst gebraucht hätte,da versagte ihr diese Gabe. An dieser Stelle muss ich auch den wohltätigsten Frauen Pettaus gedenken,die meiner Tante reichlichst gaben. Frau SADNIK,Frau STHASCHlLij und andere Hessen keinen Feiertag Vorbeigehen,ohne nicht einen Korb, nützlicher Dinge der Frau Mayer zu senden.Sie war eben wegen ihres Humors und ihrer Tapferkeit,mit der sie ihr einsames Alter trug, allgemein beliebt.Fräulein PtiACHEH,eine- gute Bekannte des Landwehrhauses hat ihr jedes Jahr ein bis zwei Kleider umsonst gnäht,obwohl sie selbst für eine alte Mutter zu sorgen hatte.Ja sogar,ein Jude spendete ihr jaden Winter reichlich Holz für ein warmes, Stübchen.Mo goldene Herzen finden sich nur in Pettau. Spater sorgten.mein Vater und auch mein Mann für ihren Unterhalt, auch bekara sie . einen kleinen-Zuschuss von der Gemeinde.In edelmütigster weise hat ihr die Bäckerrae ist er in Frau KODELLA um.einen winzigen Preis täglich reichlich Kost gegeben,Sie war unendlich dankbar für alles. Ich hätte sie so gerne die Schönheit Tirols noch sehen lassen,aber ich getraute mich nicht,der Achtzigjährigen die weite Heise zmauten. Sie war geistig und körperlich noch vollkommen frisch und ass alles,sogar Müsse,obwohl sie nicht mehr einen Zahn im munde hatte.Wenn man sie fragte,was sie sich zum hamenstag wünsche,so sagte sie immer schelmisch lachelndVnur eine Zahnbürste." Wenn Tante Laura nach Graz zu meinen Vater kam, so war ihre einzige kreude,von einem kriedhof zum anderen zu wndern.Sie brachte ihren lieben Toten Blumen und betete an den ihrteuren Gräbern. Grosse kreude machte es ihr,wenn man etwas von Pettau brauchte.Sie besorgte alles mit grosser Gewissenhaftigkeit ,packte ein und schickte es immer rechtzeitig aü. Manchen guten Braten,ja sogar Hefen mit den so ausgezeichneten Pettauer Rahm,hat sie mir kurz vor ihrem Tode besorgt. Am 6.März 1908 traf uns die so schmerzliche Kachriöht,sie sei friedlich entschlafen.Ohne Krankheit, ohne Leiden ist sie im 8^..Jahre gestorben.Ich habe um sie fast so wie um Mutterl geweint,es war als hatten wir mit ihr das letzte Stückchen Heimat verloren. XIV. onkel Karl . / ' Wenn der Lateiner sagt,de mortius nihil nisi bene, so kann ich nur sagen,dass es noch schwieriger ist,diesen Grundsatz auf die Lebenden anzuwenden. Onkel Karl war das jüngste der Landwehrkinder und alle verhätschelten „den kleinen Buben.Frau Nanni hat ihn nach seinen 14.Jahre zu einem Kaufmann in die Lehre gegeben.Nach den harten Lehrjahren,trat er in das elterliche Geschäft ein und übernahm auch nach dem Tode des Gross -vaters das Ländwehrhaus. .Teils waren die Zeiten wirklich schlechter geworden, teils hatten die Fabriken das Kleingewerbe verdrängt, dehon Frau Nanni hatte die letzte Zeit mit Geldsorgen zukämpfen und es machte ihr manch schlaflose Lacht, dass sich Karl gar nicht zum Geschäfte eignete.Kr war noch zu jung,um die Tragweite seiner Handlungsweise zu begreifen>Auch heiratete er eine Beamtenstpchter,die reine Idee von dem grossen Haushalte hatte.Sie war eine wunderschöne Frau und hiess Amalie BIAKHK. Einige Zeit nach dem Tode der Mutter musste Karl das Saus und Geschäft seinem Schwager Spritzei übergeben.Er selbst ging wieder zur Handlung zurück und hat sich ehrlich und redlich in den Diensten seiner Herren geplagt.Seine Frau hat ihn wacker die Sorgen tragen helfen und ihm so manchen Gulden durch ihrer Hände Arbeit dazu verdient.Leider starb sie früh an einem schweren Kopfleiden.Ihren einzigen Sohn und den einzigen Enkel mit dem Famen Landwehr hat sie zu einen Offizier heranbilden lassen.Er ist gegenwärtig Oberleutnant in Bosnien. Spritzei konnte das Haus auch nicht behalten, es kam unter den 'Hammer und wurde verkauft. Die.kleinen Geister des Hauses zogen wohl mit ihnen und den alten Möbeln fort.Dimmer schlägt dort die alte «Vanduhr,nimmer ertönen die fröhlichen Mädchenstimmen. Fast alle Kinder ruhen draussen auf dem schattigen Friedhöfe Fettaus.Die fleissigen Hände modern,die Augen weinen keine Tranen mehr. "Tout lasse,tout casse,tout passe 1" Anna Kittula e.h. FAMILIE UNGAR-. In Jie n. Die erste Zeit,die die Altern in dien Yerbrachten,hat meiner Mutter oft Anlass zu sehr bitteren Klagen gegeben. Eine kleine Wohnung an der neke der staubigen, r . verkehrsreichen Favoritenstrasse und der eringergasse und das Netterl mit ihren vier Kindern!Letztere waren Luftvund Licht nebst der grünen i.mgebung Marburgs ge -wohnt,dagegen konnte alle Fracht und Lebendigkeit der Kaiserstadt nicht aufkommen. Von Marburg hatte Ketti eine Unmasse Jrennlolz mitgenommen,weil der Transport nichts, kostete.Die wiener Hausmeisterleute halfen ihr schnell diese Ueberfluss oe -wältigen.Gegen Jausenkaffee,den sie einer genäschigen Magd lieferten,gab diese Nacht für Nacht den Keller -sclüssel her.Als jene Magd entlassen wurde,gewahrte erst meine vertrauensselige' Mutter den grossen Schaden.die hatte sich aber bald daran gewöhnt,in dien alles misstrauisch zu betrachten,und fiel keiner Magd mehr hinein. Heimischer fühlte sich die Mutter erst in dien, als wir im Jahre 1-8.70 eine freundlichere Löhnung in der Rainergasse 3 bezogen.Das Haus- war peinlich rein,rückwärts lag der Garten der Hausfrau.Den grossen Hof beschattete ein grosser Kussbaum ,dessen Blatter uns in die Fenster der Hofwohnmng im ersten Stock hineihhingen. Die Hausfrau,Frau Jeschek,wegen ihrer stattlich®11 Figur die "Maria Theresia der Rainergasse genannt",war so pedantisch,dass der Hausmeister täglich die abgefallenen Blatter sammeln musste,ein Geschäft,bei dem wir ihn gerne halfen,nur um einmal in den uns sonst verbotenen Hof hinabgehen zu können.Durch die Anwesenheit des Schauspielers GRUBE erhielten meine Altern sehr oft Freikarten für verschiedene Theater und berühmte Gastspiele.Auch hatten sie jeden Sonntag angenehme Zusammenkünfte im Hotel Viktoria auf der Lieden,deren Teilnehmer heute noch in einem freund-schaftlichen Verhältnisse zu meinem Vater stehen. Ich besuchte die Volkschule in der Hainergasse.Franz war er&t in Pettau bei den Grosseltern im Healg^nmasium,kam aber dannauch nach Wien in die Healschule,die Julius schon einige Jahre voller besuchte.Pin so ausgezeichneter ochüler dieser war, so schlecht lernte jener.Sie waren auch sehr verschiedene Charaktere.Julius^ fleissig,peinlich ordentlich, aber sehr jähzornig,Franz langsam und unordentlich,aber von grenzenloser Gutmütigkeit. Mit Schrecken gedenke ich noch jetzt der Wiener Sonntagsausflüge,deren Ziel meistens im Sommer der Prater war Zwei Stunden fast gingen wir bei brennender Sonnenhitze dort hinab.Unter einen Lärm und einen Wirrwarr,das Gras vertrocknet,so dass das suchende Kinderauge kaum ein armseliges Hirtentäschchen fand,Die gelben Löwenzahnblumen dankten mir damals die schönsten Blumen des Sommers.Hatte man endlich in den überfüllten Gasthausgärten eienen lisch gefunden,so galt es dann ein Glas .Bier und einen Sala -mutschimann zu,'erkämpfen.Abends kam wieder die Heimkehr durch die heissen Strassen.Daheim wollten wir alle essen und' die arme Mütter,die sich meist ohne Dienstmädchen behalf,musste noch alle befriedigen,bevor sie selbst totmüde zu Bett gehen konnte.War es da ein ./under,dass wir da die Pettauer Ferienzeit ersehnten^ Aber die genossen wir dann auch im vollsten Masse.Das grosse Haus der Grosseltern,der Weingarten der Dante Laura,Paradiese waren sie,den ewig spielenten hungrigen Stadtkindern. Meine Brüder hatten sich eine grosse Freundenschar in Pattaus Mauern errungen.Schon viele läge vor dem 15»Juli kamen sie zu unserer Grossmutter gelaufen"wann kommen den die Ungarischen?" Wenn dann am zweiten Ferlaltage ' " ‘ ■ C der Zug über die Draubrücke rasselte,der uns endlich nach der Heimat unserer Mutter bringen sollte,da warteten blonde und braune Knabenköpfe auf dem kleinen Bahnhofe,mitten darunter die Grossmutter mit der schwarzen Spitzenhaube, die meist mit grünen oder violetten Bändern geschmückt war. Und 'welch lärmende Spiele wussten die Buben zu inszenieren!Die ganze Herrengasse gehörte ihnen,aber das F Ziel war doch stets das Landwehrhaus.wie konnte man dort; bei dem edlen Spiele " hauber und Gensdarmes" herumklettern! Vom ersten Stockwerke Hessen sich die Laben £i -nunter in den unteren Hof,der noch ein Stockwerk tiefer lag» Fleissig lielt ich immer mit bei diesen spielen,meist lielt mich Vetter Ignaz an der Hand,wenn er nicht gerade böse auf mich war,Linmal hatten die Mitspielenden auch mir den Strick um den Leib gebunden,um mich als entführte Grafentochter die Fahrt in die Tiefe machen zu lassen.Aber als es ernst vmrde,stiess ich gellende Hilferufe aus und für lange Zeit war dann den Buben dies gefährliche Spiel untersagt, was mir manch heimlichen Puff von Bruder Julius eintrug. Und- im jVeingarten gab es nur' ein ganz kleines Zimmer,das zugleich auch als Küche diente.Da hausten wir zwar nur bei Nacht,dehn von der Morgenfrühe bis Abends spät,waren wir im Obstgarten.Aber wenn Hegentage kamen,da war es böse.Air Kinder und meist noch der Nafcl dazu in dem kleinen Raum! Die Mutter wusste oft gar nicht,mit was sie uns beschäftigten sollte.Linmal kam ihr der Einfall,allen den Kreuzeistichen, zu lernen.Julius musste mit des Linzers grossen Fischbeinregenschirm in die Stadt gehen,um 3ramin und Wolle zu kaufen.Freilich hat er dabei nicht viel Ge -schmack entwickelt, denn erbrachte nur., gelbe Wolle in allen Schattierungen mit.Da stickten wir nun,die Buben inbegriffen gelbe Eichhörnchen,gelbe Rosen,gelbe Kirschen u.s.w. Aber der Mutter Absicht war erfüllt,die Kinder sassen stille in dem kleinen Raum,bis die Sonne wieder schien. Dass wir gehörig viel Kleider beim Baumklettern und übstpflacken zerissen haben,kann man sich denken. Nachmittagsbesuche waren einmal höchst erstaunt, die Munter unter einem Baume sitzen zu sehen,eifrig die Hose ihres Aeltesten flickend,wahrend Julius selbst in einer Schwimmhose auf dem Baume sass und Nüsse ass.Ach,es waren paradiesische Zeiten in jeder Hinsicht und Mutter hatte im Herbste dann alle Mühe,uns wieder für die Wienerfahrt zu-x'echtzuflicken und an das stille Sitzen zu gewöhnen. Im W eitausstellung s j ahr e 1873 hatten meine Eltern viel Besuch.Die Grossmutter,die Tanten von Petbau,alle haoen sich die schöne Ausstellung angesehen.Bezeichnend für den Kindersinn ist es,dass,als man das kleine Malchen frag, was ihr am besten dort gefallen hatte,es antwortete."0, die grüne Kiese hinter dem Sahitätspavillon!" Aber wir Kinder erblickten so manche berühmten Persönlichkeiten im wiener Prater.Kaiser Wilhelm I.und die Kaiserin Augusta sahen wir in Begleitung Bismarks zufällig in der Rotunde.Auch erwarteten wir am Südbahn-hofe die Ankunft des Schah s von Persien,dessen Diamantagraffe auf der hohen Mütze tausendfach im Sonnenlichte blitzte. Nach damaliger Sitte bekamen meine Brüder anlässlich der Firmung schwarze Halbzylinder.Die Eltern nahmen dann die Bubenmit,um die Häimkehr der oster -reichischen Nordpolexpedition anzusehen.Die Hüte hatten an das Menschengedrähge bei der Aspernbracke glaaben müssen,Franz hat nur mehr die Krempe um aen Hals hängen, während Julius nicht einmal diese mehr nach Hause brachte. Der Bezirkshauptmann von Cilli,ein ächusterssohn aus Pettau und Verwandter Spritzei s bat ebenfalls während der Ausstellung meine Eltern um guartier für sich usd seine junge Frau.Mutter räumte ihnen bereitwillig das letzte Zimmer ein,welches'aber nur einen Zugang durch unsere anderen Zimmer hatte.Zum Entsetzen der. Eltern bekam die junge Frau,die überdies in anderen Umständen war,die Cholera.Der .Mann bat und flehte,man möge von einer Anzeige absehen und die Frau nicht in das Spital schicken.hur mit vieler Sorge gestatteten dies die Eltern.Glücklicherweise bekam niemand von uns die böse Krankheit,aber viele i'age und Nächte hat meine Mutt :r dem Herrn Bezirkshauptmann die lotkranke pflegen' helfen.ihre Dankbarkeit war gross und die Frau .Statthaltereirat Haas spricht jetzt noch voll Liebe von meinen Eltern. Vater war unterdessen beim Bau in Matzleinsdorf beschäftigt gewesen und wurde dann als Bauführer 187b zum Baue der Einmündung der Giselabahn in die Südbahn nach KoRGL in Tirol bestimmt. So sehr es Vater freute,nun selbständig seine Tüchtigkeit als Ingeneur zeigen zu können,so hart wurde ihm der Abschied von daheim.Julius lag in'Fieberdelirien und der Arzt hatte T^yphus konstantiert.Zum Glück überstand er die Krisis uno Vater konnte beruhigt abreisen.nine komische Erinnerung an seine Fantasien will ich fenthalten: "Lasst mich doch,ich muss für die Mutter open -nadeln holen!" Um ihn zu beruhigen log man:"Aber der Franzi ist ja schon die .3 recknadeln kaufen gegangen.V Unruhig antwortete er im Fiebertraume ;"So?,verlasst Such nur auf den Falloten." wir sprechen noch jetzt von dein ungeheuren Appetit,den Julius nach seiner Rekonavales-zenz entwickelte.Sr stand schon um 4 Uhr früh auf,um sich eine Einbrennsuppe zu kochän,da erst um 6 Uhr gefrühstückt ■ wurde.Lang aufgeschossen war er während der Krankheit und Mutter war glücklich ihren Aeltesten so gut herausgepflegt zu haben. Nun kam,für uns alle die schönste Ferienzeit unserer Jugend:wir durften zu Vater nach -.Vorgl in das ■Unterinntal fahren.Wie fleissig nähte die Mutter,um uns Kinder nett auszustatten,v/ie sorgsam packte sie alles ein. Ich sehe aber noch heute die Lfauer,als auf dem üeS8 zum Bahnhofe aus einem Jeigenkorbe,den ein Lienstmann trug, unaufhaltsam ein Bächlein geriebener Kaffee herauslief. Der de ekel der Dose war auf gegangen und ein Pfund der ten?»11 Ware verloren gegangen. Eine grosse Ueherschwemmung,die damls das brautal verheerte,nötigte uns,die Reise von uoerdrauburg bis Lienz einführen,stand in der Morgensonne unser gelieoter later, der uns. als Ueberraschung entgegengekommen war!Wie staunten wir dann bei der Weiterreise die Tiroler Berge an,wie schön erschienen uns die rauschehden-Bergbachlein und das grüne Auge des Brennersee s, "Dort in Wörgl waren vir bei so lieben »irtsleuten j unterge bracht,dass wir heute noch ihr Andenken segnen.Zum erstenmale in ihrer Ehe brauchte siph unser gutes Muttori nicht um die Küche zu kümmern,sie konnte spazieren gehen, so viel sie wollte,'der Tisch war doch im Gartenhause gedeckt* 1 Und wir minder waren wie daheim in der .rossen Wirtschaft' des Voliandhauses,dessen Fenster in den Friedhof sahen.Im Eifer des Fangenspieles liefen wir oft noch abenü» .... leriiiD . die Toterischadel in Reih-und Glied auf gesteilt und jeder hatte fein säuberlich sein Geburtä-und Sterbejahr an die Stirne gemalt.Dies hatte uns das Spiel nicht gestört,denn die gelben Ringelblumen und die roten Verbeneh leuchteten selbst in der Dummerung. x\ Den' schönen Aachansee sahen wir in Tirol und von der hohen Salve matten wir einen Ausblick,der. hoch jetzt/in der Erinnerung ums entzückt. Die Bürger des kleinen üertchens Waren alle unsere Freunde und oft brachten sie den Diener Kindern das Obst abends in die Gaststube,vrenn vir -es zu holen vergessen Hatten.Besonders ...ali war aller Liebling,mit ihren runden blauen Augen und den feinen Locken,sa sie wie ein Christkindl aus.Als uns die biedere Dirtin " zur Klausen'1 in Kufstein mit Blumen beschenkte,rief sie entzückt aus:"Fasst heut nicht alles...zusammen? Schöne-Kleider-schöhe Blumen-schöne Kinder!" Sie ,/ar kaum fünf Hahre und alle stauntendass sie den weiten Weg auf die hohe Salve machen könnte und noch dazu ihr iminteichen auf denv Rücken trug. auch der gutmütige Franz wusste gut mit den Tirolern umzugehen,er half der Kellnerin beim Linschenken' und die dicke Köchin hatte stets fette Kücheln für sie bereit. .anchmal kutschierten auch die Buben die PasSagiere zur Bahn und einmal warfen sie richtig den tiotelomnibus-um,glücklicherweise war nur ein Altersgenosse aus München drinnen,der sehr erstaunt aus dem umgeworfenen Ragenvwiöder h rauskroch. Auch sahen wir in iimsbruck die Höfkirche,die Mar-tihswand und die Frau Hitt,die wir schon aus unseren Lese-Büchern kannten. • Wie schwer war im Herbst Fier Abschied,besonders meiner Mutter,da der Vater noch bis Weihnächte,n in .vörgl zu tun hatte. 1 ; Unvergessen bleibt uns der heilige Abend dieses Jahres.Mutterl hatte den ganzen Tag vergeblich auf eine \ Nachricht von unserem Vater gewartet,sie wusste nicht wann, t und ob er konnte kommen.Den -Tag über hatte in dichten Flocken geschneit und nun war die Dämmerung da.Bruder Julius uffd der Kusin Karl GOLDNKR,.der damals unser Hausgenosse war,hatten bereits die letzten Vorbereitungen im / J y . x ' Christkinde 1 zinuner getroffen und un^eduldi.^ horchten v/ir Kinder auf jeden Laut, der herausdrang .Ls wurde 6 Uhr und 7 Uhr und noch immer wollte mutter das Glockenzeichen zum Ceffnen der Tyre jiicht geben.Sie sorgte sich um den Vater.Jir-Kinder schauten durch die .Fenster,wie gegenüber ein Christhaum nach dem anderen angezündet wurde.iündlich nach 8 Uhr sagte mutter:"tun können wir nicht mehr warten,der Vater ist sicher in Tirol nicht fertig geworden oder ist irgendwo einge -schneit." Als die helle-" Klingel ertönte,da erklang auch die Wohnungsglocke und als Mutter lief,um zu offnen kam vollbeschneit der Vater herein,von uns jubelnden Kindern umringt .Doppelt konnten v/ir uns des schönen Christfestes freuen.Der Vater war Nachmittags nur bis Mödling gelangt, da hiess es " jeder Zugsverkehr eingestelltI" Sr kam auf den Gedanken, im'Verein mit mehreren Passagieren sich einen Schlitten zu mieten und-so fuhr er gegen 8 Uhr Abends in die Hienerstadt ein. Venn ich der Jugendtage in Wien gedenke so muss ich auch der Freundschaft mit der Familie Poch nrWährung tun, mit deren 3 Kanben uns eine gute Kameradschaft und eine 'feurige Vorliebe für das Theaterspielen verband. g Unsere Buben hatten erst mit einem kleinen Theater und selbstausgeschnittenen Papierfiguren begonnen. Matschi und ich waren nicht entzückt davon, denn meist gaben sie langweilige Bitterstücke und d^n ^ _ Freischütz, dessen Text' wir schon auswendig kannten. Um unser Stillsitzen zu erkeufen, wurden am Fnae der "Vorstellung Preise verlost. Die glückliche Gewinnerin erwarb besten Falles eine neue Schreibfeder oder zwei Glaskugeln. Kusin Karl Golduer der als Ingenierassistent bei der Südbahn angestellt war, beteiligte sich lieoe-vö11 bei diesen Vorstellungen. Einmal stellte er für das Käthen von Heilbronn eine alte Jchlossruine her, die mit einer ÄlaunlÖsung bestrichen v/urde und die dann brannte, ohne zu verkohlen. Dies war ein glänzender Abend in unseren Kunstannalen. . iinmal stand im Programm; "Grosses Jchlussfeuer-werk". Karl Goldner hatte einen sogenannten."opeibteufel" konstruiert.und zu dessen Abbrennung wohlweislich einen Abend gewählt, an dem die altern nicht daheim v/aren. hin besonders langes Theaterstück fesselte uns magnetisch .an die Platze. Endlich kam der Schlüssel'iekt. Kari zündete behutsam den schwarzen Kegel an - eine zischende" .flamme- dann Rauch und Gestank, dass wir nur schnell die Fester aufreissen mussten, um nicht zu ersticken. Gol-dner, der ein schlechtes Gewissen hatte, nahm schnell seinen Ueberrock; "Adje, ich geh ins Gasthaus". Die bitterkalte Dezemberluft wollte absolut nicht den Rauch hinausziehen lassen und .als um 11 Uhr die Eltern heimkamen, witterten sie noch-immer heftige Spuren unserer Abendunterhaltung. v „; .Dieser Karl Goldner hatte einmal das, unseren Kinderherzen schier märchenhaft scheinende Gluck den ganzen Korb eines Sogenannten "Gottschebers ' zu gewinnen. Das war ein köstlicher Abend, aber die Feigenkranze und knallroten Zuckerl lagen uns noch lange im lagen. Mit den drei Buben Poch, Alexander, Gustel und Emil, studierten wir bald kleine Kindertheatersbücke ein. "Die grösste Freude 1 war der Titel eines öfter gegebenen Stückes. Als wir es das erstemal - man staune - gegen 2o Kreuzer Entree Die Pöchs aufführten, waren befreundete Familien, meist aus Sudbalmkreisen,dazu geladen. Ein Kusin der-Frau roch, damals Sekretär des Erzherzogs Karl Ludwig, Ritter von Kathreih, übernahm in den Zwischenpausen die Musik auf dem Klavier. Die Einnahme wurde unter uns Kinder verteilt, ich kaufte mir ..um dieses erstverdienue Geld einen Puppensuppentopf, den ich noch .jetzt, trotz all er Heb er M e dlungen, besitze. Ein zweit ss' , bück, das.- besonders gub gefiel, war ein - spanisches üalerstück? "Der Zombi". Da es zu Mu- rilos Zeiten spielten, so wuchten die Kostüme heftige Anforderungen an. unseren. Erfindergeist, ...der in grossen lus Zeichenpapier, Kniehosen, erke gezogenen Röcken usw. gipfelte. Alexander und Franz mussten als mulatten. sich die Haut färben, was sie so gründlich besorgten, dass sie noch lange einen gelblich angehauchten Teint in die Schule brachten. Zu meinem Entzücken, da ich gerade wegen irgend einer meiner Zahllosen Kinderkrankheiten, kurz geschnittenes Haar . . 3 lax • Mutter machte mir ein viel be /undertes Kostüm aus braü-nen Stoff mit - weichen Seidenpui'f'en, die gelb eingefasst waren. Nur die Hose war unerträglich eng und ich getraute mich kaum auf der improvisierten Bühne, auch nur einen schritt zu machen. Auf allgemeines Verlangen wurde von diesem Theaterstück ein Gruppenbild aufgenommen, 4as aber schon recht verblichen ist. Ich sehe noch heute den Fotografen, einen alten Herrn, vor mir, der herzlich lachte, als^er unsere primitiven Kostüme sah. Die Schule machte mir viel-Freude, namentlich erinnere ich mich meines Entzückens, als ich zum. erföuen-mal einen vierstimmigen Schülorchor horte; '.ie ein stolzer Adler, schwingt; seih auf das Lied", ich kann ihn heute noch singen. Mit den Luppen beschäftigte ich mich, damals wenig, denn ich teilte die spiele der fünf duberi. Line sehr beliebte Sonntagsunterhaltung war, über ein mit Federweiss geglättetes schräge gestellte Brett stehend hinabzufahren. Streng war es von der Mutte verboten, dies sitzend zu tun, denn die Spuren des Glättungsmittels waren aus den dunklen Wollstoffen nicht mehr herc iszubringen. Alexander noch hatte einmal das halbe Hinterteil seiner Hose bei diesem edlen Sport eingebusst. f Julius und Alexander befassten sich eifrig mit Chemie. Viele Chemikalien und eine Retorte besessen sie, mit welcher sie greulichen Gestank hervorbrachten. Einmal wagten sie sich soger an die Erzeugung von Schwefelwasserstoffgas, was sogar energischen , idor--stand bei der sonst so geduldigen Frau Poch hervorrief. Linen argen Schrecken erlebte auch einmal Herr Poch. Ahnungslos.kam er in das Kabinett Alexanders. Da sah er unseren Franzi gefesselt aul den Bette liegen,totenblass erschien im Dämmerlichte sein Gesicht und bei den Nasenlöchern hätte er Gummi -scnlaucne•eingefuhrt.Die Bulben wollten nur eine Gesichtsmaske aus Gips von ihm abnehmen .Abex* Herr Noch befahl sofort dem armen Buben,der kaum.mehr atmen konnte,die nasse Gipsmaske vom Gesicht zu nehmen.Sie beschränkten sich dann,eine Hana Malchens abzugiessen,den Fuss wollte sie aoer nicht mehr als iyibdell hergeben, denn es dauerte eine Gvigkeit, ois die ,Buben fertig waren. Wie oft habe ich spater die Grziehungsweise der Frau Poch bewundert.Sie warseine sein gebildete Dame,die sich nur in aus gewähltesten Deutsch aus -druckte.denn ihre drei' wilden Buben ihr fast aas üaus umdrehten,so sagte sie nur mit beispielloser Geduld und- Langsamkeit;"Aber Gastei! - aoer Alexander 1 Und sic hat die Buben auch gut erzogen .Den Aelte sten ^Alexander, haben wir vor einigen Monaten begraben.er war Hinten — Ingenieur in Kapfenberg.As "war herzerschütternd,seine greise Mutter zu sehen,die hochaufgerichtet mit dem Anstande einer Königin,am Arme ihres zweiten Sohneo hinter 6,eh. weinenden Enkeln einherschritt .Niobe in ihrem versteinerten Schmerze.-Emil der jüngste,starb im hoffnungsvollsten Jünglingsalter,er war der Mutter Liebling gewesen.Gustl ist xberleutnaht Auditor ge -worden und hatte sine wünderschöne lochter.— Auch in der Familie BUKwICH verlebten wir schone Sonntage.Der Herr OoerIngenieur war ein Schul — k mera-d meines ?atsrstdie stets fleissige und beispiellose sparsame Frau,war eine Pe11äuerin.Gi^t trafen wir uns mit den Mädchen in Belvedere.Dieses ist mir nocn jetzt i ihc .....- ihde Beeren,die vielen Steinfiguren,die ruhenden Sphinxe, die unsere Kinderfantasie beschäftigten und^hinter eenen man sich so gut verstecken konnte,waren ein schöner Anblick. Ich wusste damals noch nicht,dass die Geisterchen des Rokoko in dem Garten hausten und lebendig wurden, wenn sich die Sonne in dem Jasser der Irltonenteiche spiegelte und die Scheiben im Barockschlbsse,diesem / Prachtbau Fischers von Frlach,he11 auf1suchtehen. Aber auch trübe Zeiten hat unser gutes Mutt er1 in Wien mitmachen müssen.Besonders ich habe ihr viel Kummer durch Krankheiten-verursacht.Mit fünf Jahren bekam ich die Blattern.oie brachen auf der Ferienreise nach Pettau aus und Mutterl musste sich wochenlang oben im grossen Kckzimmer ihres Elternhauses mitmir isoliert halten.Später bekam unser Vater einen senr argen .. agen-und Darmkatarrh, der ihn jahrelang oaalte, er musste ein Heilbad',Krynica in. Galizien, auf suchen.Dort hatten sich Pettauer Bekannte als Apotheker niederge -lassen,und die sonst unerschwingliche Badekur war durch deren liebenswürdiges Entgegenkommen ermöglicht. Wir haben dieser Familie HURI BIT vielleicht -!j das Leben ;unseres Vaters zu verdanken .Eben dieses neiden war auch die Veranlassung,dass Vater Wien verliess,am nun kam ein'anderer Lebensabschnitt für uns. S i n I K BP U „ v K . ■ : / \ Unser guter Vater erhielt dort im bahre 1877 die otelle eines Sektions-Ingenieurs.- wie glücklich war meine Mutter,wieder in ihr geliebtes untersteier -mark hinabZukomnien und wir Kinder mit ihr.Freilich hiess es nun,die beiden Brüder aus dem Hause zu geben, uulius sollte in Graz die Oberrealschule besuchen, während Franz,der nur-sehr schlecht lernte,ein Handwerk ergreifen sollte.wegen seines etwas verkürzten Fasses entschieden sich die Eltern für die Buchbinderei.Bad war ein herber Abschied,aber desto inniger freuten wir Geschwister uns der Stunden ihrer Wiederkehr .Julius hing so sehr an dem Elt ernh aus e Vd a s s er noch vor der natura jedesmal weinte,wenn er von daheim scheiden musste. Mali und ich besuchten die Volksschule in Bteinbrück. Ersterd erhielt einen'slovenisehen Lehrer- und lernte gut diese Sprache,während mir letztere immer nur ein Buch mit sieben Siegeln blieb,trotzdem ich noch heute ganze \m: Lieder in dieser Sprache auswendig kann,aber von dem i e xt e ke irr ■, ort ve r s teile. die heller Sonnenglanz.liegt es auf diesen Tagen,v/enn ich nur den Kämen "Llvira " höre!Sie war ein wunderschönes Kind,einziges iöchterchen Ferdinand 'UiiuICHS, Direktor der üLLFABHlK. Zur dchule wurde ^ie in einen wagen gebracht und bald-eine Woche-nach unserem Bekanntwerden nahm uns Elvira auf diese munteren Fahrten mit hinaus nach der Fabrik.Weite schöne f Bärten waren dort und behagliche Wohnraume,in denen man aber fortwährend ein leises Klirren der Fenster -scheioen hörte,wenn die Gehlmühle mahlte♦ t Ihre Litern sprachen mit dem Kinde nur italienisch Wie Musik klang mir diese fremde Sprache.Ihr Vater ein Trieetiner,war ein grosser,schwärzer Mann mit blitzendem Auge und feurigem Herzen,ihreoiama eine kleine zarte -Blondine.Line. Frau,die ohne zu reden,unentwegt ihre Pflicht tat,und mir später,als ich ihre Schicksal er -fuhr,wie eine Heilige erschienvoie hatte viel "dulden müssen.Aber ihrem Töchterchen und uns bereitete sie sonrige.Stunden.In ungehemmter Freiheit durften'wir dort in den obst - und blumenreichen Garten schalten und walten. Lin Jahr vor unserer Ankunft war der grosse ^Bergsturz niedergegangen,der viele .enschenleben gekostet hatte.Elvira und ihre Mama erzählten häufig aus diesen ßchrecknsstunden,als die Schuttmessen des Bergsturzes das ^öasser der Bann stauten,und dieses bis 1 in das erste StochWerk der Fabrik stieg.Eilig musste sicn die Familie nachts in ein hochgelegenes Bauernhaus flächten und nächsten Tages schwammen .die Spielsachen Elviras,das Klavier und sämtliche Einrichtungsstücke in einer Flut von OEn herum. . - i ' ~~ Lin Sowiitugsspaziergang ist mir unvergesslich. In der .Nähe der Öelfabrik hatte man an dem Rande des Wassers einen,bei dem- Bergstürze vor einem Jahre Verunglückten Bergknappen uusgegraben,der noch krampfhaft; seine Taschenuhr in der Hand hielt.Aufgedunsen war def Körper und schauerlich anzusehen.Die Arbeiter erzälilten, er hatte schon das rettende ufer unter seinen i-'ussen • .ehab't,da sei er nochutals zdrxlckgehehrt ,uiii die v^i — :_;essene» Taschenuhr vqzl deiner in der hile verlassenen „ Arbeitsstelle zu holen.rine zweite dutschung hatte ihn „erade noch erreicht" und vernichtet. O.der schone Frühling in Steinbruck!Schon Ande Jänner brachte das hichniadcnenvon. deii hocngele^enen ifarr— dorfe Scheuern die ersten schneero.šen.Ande ieoruar koau-en Schneeglöckchen,i-'rimeln. und zuletzt die Veilchen.Zu Ostern 'war immer alles grün,dis Kindei' brachten Blumen mit ^ur Schule',welche v./ir Stadtkinder noch nie. vorher gesehen. die weit lag das öavetat vor uns,wenn wir zur ■ Auferstehung in die Ortschaft -laAK gingen!ieierlich orannten . die Lichter in jedem-Hause,wenn diä frozession.durch den Frioaen .des Frühlingsabends daliinschrltt. öd 11 .;r\knallten von den ■Hügeln,die von Hom zuruckgekehrten Glocken lauteten und auf den Höhen zählten wir helmkehre-.den Kinder die. österfeier. ;ie schon war däsO;FroTml-ei.chnamsfest,weiin wir erst mühselig den mächtigen Berg zur rfarrr.irche hinange -schritten waren.Alvira mit den wunderschönen Haaren,Malchen mit ihren Lockenkopf,ich sehe die iwei hübschen Kinder noch vor mit .Alle drei hatten wir blühtenweisse Kleide-ei: >, heute haschten' wir keine Schmetterlinge und versuchten nicht, die gros>en,grünen Bidechsen zu fangeh.manierlich gingen Wir.mit den Litern,die in Begleitung von Lehrer und. Lehrerin • hinanschritten.Licht gefüllte Körblein mit den. sdhönsten Hosen hatte und Llvira gegeoen,die streuten wir vor dem Wege des Pfarrers,der sonst in einem sehr ärmlichen Hocke gehüllt,heute in weisser Seide prangte und die Goldmon -stranze trug../eit leuchteten die Felder der Hochebene, ferne blinkten die weisseh Häupter der Steineralpen.So still une friedlich war es da, wenn das. ul ö ekle in -Han^, und . die vVeihrauchwolkezi über die zu sengenden Felder zogen. Sie Lerchen trillerten aber unbekümmert um Mensdhenreligion ihr " lobet den Herrn ’• in die Laft}mit ihrer kleinen Vogelkehle 'singend,stiegen sie hoch empör. Ebenso unvergesslich ist mir ein Sommerabend xiort oben auf. der Hochebene .min altes ,nalbzerf alienes Schloss war dort,dessen bäuerlicher Besitzer einen heimatlichen ./ein aass.chehkte .Die Familie .Uriich una ein üinepaar Hartwig aus Deutschland waren mit in der Gesellschaft, soWie meine geliebte Lehrerin,Draulein LAUSCH und unser vergotteter Lehrer KROPSY.So milde und lau- lag der Sommerabend aber den weiten Lindehwipfein unter'denen wir sassen.Die kerzen brannten ruhig in den Glasern,zahlose DachtSchmetterlinge umschwärmten sie. Unsere jungen iiinderkehlen hatten alle bekannten 1 ) Steirerlieder und einige der so melancholisch klingenden sloveni sehen Lieder gesungen.mnger schniiegte sich das Lhepaar aus Deutschland aneinanderehr war ein blonder Hünne mit blauen Augen und mit seinen klangvollen Bariton sang er das Lied:" Mantua in Banden.," und atemlos lauschten wir den schönen Tönen dieser Stimme,heisse Tranen tropften uns hernieder bei den Absahiedsworten." Gebt -Feuer,ach,wie schiesst -ihr schlecht! Ade mein .uand Tirol ! " mlvira a::fuhren.Sie war beiläufig 7 «Jahre alt,als. jener blonde deutsche Herr Hartwig,Ingenieur in der Celfabrik nach Sonnenberg in Thüringen fuhr,um seine Braut zu be- Madchen mit Zuckerwerk und kleinen Geschencken an sich, / um ihnen heimlich oder auch mit Gewalt ihre goldenen Ohrringe wegzunehmen.Herr Urlich,der davon gehört hatte, hielt Llvira eine warnende Hede und sagte,sie dürfte unter keiner Bedingung etwas annehmen.Als Herr Hartwig von seiner Heise zurückgekehrt war,rief er Llvira in seine Kanzlei/zeigte ihr eine sehr schöne Nähkaseette und sagte, seine ßramt sende sie ihr.Drese aber legte die Hände schützend an die Ohren und rief;: Glauben Sie,ich werde so dumm sein und das Geschenk nehmen? Sie wollen mir gewiss die Ohrringe wegnehmen ! " Jener Sommerabend in Scheuern _ _ nir darum auch in Erinnerung,weil Llvira und ich mit uiseren spitzfindigen mädchenaugen zum ersten male Zeugen waren,wie ein Menschenpaär zueinander finden will.Unsere -Lehrerin und unser Lehrer sahen sich mit Blicken an,die unsere Kritik lierausforderte und wir Mädchen begannen achtzugeben auf die beiden,v/as uns noch viele vergnügte Augenblicke verschaffte,aber auch manch bittere eifer- Lin nettes Geschichtchen will ich hier von suchen.Mittlerweile hat sich in der Gegend von Steinbruck herum eine Betrügerin eingenistet.Sie lockte kleine süchtige Schmerzen.Der Lehrer Kropey erschien Llvira und. mir als das Ideal eines Mannes,und da wir merkten, dass seine Liebe nicht mehr uns Lindern allein ge -hörte,fingen wir in an zu hassenund quälten ihn,wo wir nur konnten.Aber er in seiner grenzenlosen Gute bemerkte'wahrscheinlich unsere Unarten gar nicht,oder X setzte ihnen so viele Güte entgegen,dass wir unser hässliches Benehmen bald aufgaben,und uns daran gewöhnten, ihn unserer lieben Lehrerin abtreten zu müssen. Er war der vortrefflichste Lehrer.Ihm verdanke ich es,wenn ich heute Sinn für Schönheit und Literatur besitze,auch um unsere Schrift nahm er sich erfolgreich an.kr war der Sohn eines slovenischen Bauern,aber von echt deutscher Gesinnungsart.Mein Vater wurde bald zum Obmann des Ortschulrates ge -wählt und im Vereine mit Blasius Kropey haben sie diese Schule zu einer Musterschule gemacht.Ebenso war des Letzteren Brau als Industrielehrerin eine erste Kraft. Ich habe selten mehr so schone feine Arbeiten gesehen, Lais sie den slovenischen Bauernmädchen gelehrt hat. -In lebhafter Erinnerung steht mir noch die erste Industrielehrerin',welche wir in Steinbruck angetroffen hatten Sie wohnte im Keller des Schulhauses und meine Litern liessen uns dort aus Mitleid Privatuntericht nehmen.Sie lehrte uns unmögliche blaue und gelbe Halstuchelchen netzen und eine Gabelarbeit mit Wollresten in allen Farben zu-■ sammenghäkelt.Ich müsste nach ihrer Angabe für Vater einen imensen Beutel häkeln,der für die Auszahlung der Arbeiter dienen sollte,aber als „.u..ernbeutel für unser Lotteriespiel noch immer irgendwie sein geschmackloses Dasein fristet.Die arme Hascherin hatte nicht einmal so viel Geld,um in Vinter einheizen zu können.Sie bekam 5 Gulden monatliche Besoldung.wie oft,wenn mir die' Finger beim Netzen Starr wurden,lief ich heim und dis, Magd schleppte einen grossen Korb Kohlen hin.Schrecklich waren,.mir auch die vielen Mäuse,die so zahm waren,dass sie nicht einmal davonliefen,wenn man mit den Letznadeln nach ihnen schlug.Diese Lehrerin ist bald gestorben und in ihrem Kasten fand sich nur ein einziges Kleid mit roten Maschen,das man ihr. anzog.Sie liegt in Frieden oben auf dein schonen Friedhofe in Scheuern. neist sprachen unsere nitschülerinen das slowenische Idiom und waren Kinder von misenbahnarheitern,Pachtern oder Kupp lern* Sie bevrohnten die zwei schmutzigen .herp -kolonien kAlLAa;D a d VmHFDIG,denen .irgend ein witziper . Inpen±eur heim niserihahnbau diese wohltönenden Namen beiwelegt hatte.nach viale Bauernkinder aus der Umgebung hatten wir in der Se’hule,die wegen des stundenlangen Heimweges mittags -in den Schulzimmern bleiben mussten. w-Sie hatten alle nur ein Stück goldgelbes iCUkuruzbrot,im Som .er frisches,im .vinter getrocknetes übst.Letzteres liebten wir sehr und waren gerne bereit,unsere -Semmeln gegen diese trockenen Birnen,A^pfel und Pfirsiche,umzutäuschen. El!vira und ich beschlossen,ums selbst solche herzustellen .Ein Mitschüler namens Pose,nachmaliger Schul— diener in Steinbrück,flocht uns zierliche Harden aus .veiden und wir bauten uns im «7aide bei der Oelfabrik kleine Herde.Ein Geschäft,dass sehr viele vveisse Schürzchen kostete und damit endete,dass das Feuer erlosch. Zwei Mitschülerinnen,fochter des Lampisten der•Südbahn,Messen HAGÄZZI.Sie waren sehr geschickt' beim Hand-arbeiten,di, jüngere war eine Schönheit und hat später von einem Dienste in ..ien aus,einen Bankier geheiratet. Die Steinbruckerrerzählen sich noch jetzt märchenhaftes von ihrem £eichtum.lieber die anderen Mitschüler weiss ich nichts nur hie und da hörte ich von meinem Manne den Namen eines Streckenwärters,der mit uns einst zur Schule" gegangen ist. Auch wir besassen einsn Garten,hoch über der Save gelegen und der Z gang war recht mühselig,aber dank der geschickten Hand unserer' Mutter wuchsen doch alle Gemüse und sogar süsde Melonen darin.Leider wurde uns der Auf -enthalt durch eien bösartigen slowenischen Hachbarswächtsr vergällt,er steckte einmal sogar eine Kreuzotter unter unseren fiosenstrauch,damit' wir nicht mehr in den Garten kommend sollten.Dort unten an der Save war der schönste Badeplatz.stundenlang wälzten wir uns in dem warmen Sand, gingen wieder in das wasser und genossen das schönste Strand!eben.Am.andern Ufer blühten an den steilen Berghange die Alpenrosen,dasssie bis zu uns herüber leuchteten. Beispiellos billig war es damals in Steinbruck,wir bekamen 10 0tunk lier um 10 Kreuzer.Ein Kilo Indian kostete 15 Kreuzer.Ein junges Lamm, zu essen,kam einem Profite gleich,es kostete 1 fl.und für das Pell bekam man in Cilli fl,1.20 bezahlt.Hühner waren uns so vor - leidet,dass wir jahrelang keine essen konnten.übst - gab es sehr viel und wenn uns die Mutter als Jausengeld 2 Kreuzer gab,so bekamen wir 8 Stück Birnen oder Aepfel dafür. ' Der Glanzpunkt des Jahres war immer das Schulfest .Es war ein solches für Jung und Alt. kochen vorher wurde ein Sogen wurde ein Bogen herumgeschickt,jeder zeichnete ein,was er gaben soll.Die Bauern gaben wein und Obst,die Beamtensfrauen Guglhupf und Backereien, wer nichts in natura hatte,zeichnete Geld.Selbst der ärmste Wächter gab einen Korb Zwetschken oder 20 Kreuzer. Die Düdbahnrestaurations - Inhaber THAMmR waren kinderlose, sehr schulfreundliche Leute,Die gaben Schinken und wurste,der Bäcker gab Brot und Semmeln.Was nichts vorhanden war,wurde von einem Komitee freundlicher Damen gekauft. Jedes Kind und jeder Erwachsene wurde bewirtet.Es war oft noch ein Ueberfluss vorhanden,den arme Kinder heimtrugen,obwohl hunderte von Leuten dort gejaüsnet hatten. / Erst zogen wir mit grünen Kränzen geschmückt, unter Vorantritt der KatSchacher Feuerwehrkapelle zu dem kleinen Tempel,den. die Büste Erzherzog Johanns birgt.Dieser hatte die steinerne Brücke über den San bauen lassen, wonach der Ort seinen Kamen trägt.Nachdem wir vor dem unvergesslichen Prinzen unsere grünen Kränze nieder -/liegt hatten,sangen wir das Kaiserlied und dann nahm die Festesireude ihren Anfang. Zwischen Spiel,Sang und Essen wurden Gedichte vörgetragen.Fein säuberlich immer zuerst ein-deutsches > dann ein slovenisch.es,-damit keine uation zu kurz kam. Elvira wurde bei ihrem ersten Debüt von uns viel geneckt,sie trug von dem Gedichten'1 Wenn du noch eine Mutter hast "nur die erste und die letzte Strophe vor,die mittleren sechs hatte sie in der Auxr4g,..mg unterschlugen. Meist am Schlüsse hielt mein Vater eine Anrede, indem er den Herrn Oberlehrer und seiner Frau für ihre ... ................... t 95 Bäckermeister von Mailand eine slovenische Ansprache, die iiaiier mit den «orten endete. 1 Živio gospod Unpep Mit einem solchen Ae st e .war der erste .Rausch unseres Franzi verknüpft.hin'zynischer Verkehrsbeamter nötipte ihn immer wieaer. zum irinken,bis er sinnlos e ' , : V_ ^ zasauaiuenbrach.hs, war - das -einzige mal,dass ich einen meiner Bruder berauscht sah,sie waren sehr brave junge Leute. V ,pdd;- Dann kam die Zeit der Trnppendurchzüge.l'ag und Nacht verkehrten endlose Militärzüge,es war i<37ti,die Okkupation Bosniens. Line Riusenfeldküche mit grossen Kesseln wurde vor dexa Stationsgebäude errichtet und zu alleml’ages-unti Nachtseiten .;urue gekocht,Reissuppe und Gulasch. Bei.der Schule gab es jeden lag etwas anderes zu sehen. Dort auf den .freien Felde wurden die .Soldaten abgespeist und viele legten.sich zum Schlafen in die heisse-sonne. Dan.:, kamen viele Familien türkischer Flüchtlinge, Frauen mit, dichten Scwleiern,in sackartigen Gewändern,manche kostbar geschmückt.- Bald.hörten wir von den Sieben der braven O.e st erreichen und lustig klang.es aus den; Militär -züg en,wenn- Wiener Soldaten drinnen ..waren; " Düs is Bosnien, " Wohin ma müassen geh n, " Dort is der Wald so schiach, " Und d Häuser san so schlaf, Dort ist der Himmel blau, " Als wia in Weidlingau - . ' ■ Und üoer Riesenberg, 11 Fliasst d Bosna überzwerch !" Doch dann krampften sich unsere Kinderherzen zusammen,die ersten Züge,dicht mit Verwundeten besetzt,langten ein. Was für bleiche Gesichter,was für matte Äug en!Burschen, die erst vor einigen Wochen lustig jodeint hinunter gereist waren. Viele Herren .und Frauen aus der 'Umgebung fanden sich ein,sie schenkten Wein aus und verteilten Zigarren. Dann kamen wieder Züge voll gefangener Türken. Sie wurden gleich unseren öoldaten abgespeist.mittags breiteten sie. ihre feppicme aus,wickelten ihren langen ocJaal auf und beteten ^e^en Osten.«ierkwürdi^ö Wasserpfeifen rauchten sie und unterhielten sich in einer uns unverständlichen Sprache. Eines pas drängte sich alles un ein nisen-bahhkuppe.Dort am Fussboden lag in Ketten gefesselt der berüchtigte HADSCH LOuxi.Wenn man ihn ansan,reckte er seine lange braune Zunge heraus,unbekümmert um das drohende aulgeplauzte Bajonet des wachthabenden Soldaten. Am. hamenstage' der Mutter26. Juli wurde jedes s ahr eine Bergpartie auf den Kumberg gemacht.ns war ein recht mühseliger weg hinauf.Ein Arbeiter trug den Proviant mit.Aber wie herrlich schmeckte es uns oben auf der Höhe.Das Kachtlager war zwar recht unbeqem,in feuchten Betten,aber die Aussicht nächsten Tag lohnte alle Mühe. Man soll bis zu den Lagunen Venedigs gesahen haben,wie•man uns erzählte.Aber wir waren schon zufrieden mit den zahllosen Krainerkirchlein,die überall verstreut sind und mit der Mächtigen Höhe des TRIGLAV,auf dessen dreizackigem Felsen der vasisse Gemsbock,der Zlafarog,hausen soll. Unsere Hausgenossen,lauter Eisenbahngencs:en, schalten zwar sehr über das einsame Steinbruck,dieses liest, über dem die Felsen hingen und bei Tauwetter drohe nee Steine herabsandten,wo die Sommersohne brütete und im Winter um Uhr die Schatten des Berges schon wieder -der* suchte es ein Pradies, fröhlich wechselten uns die Jahreszeiten. Elvira lehrte uns erst den Zauber des Puppen -spieles,denn inhVien hatten wir hur Buben zur Gesell -schaft.Sie selbst hatte von der dpieizeugstaut Thüringen zwei wunderschöne Puppen und. auch wir bekamen immer zu Weihnachten alle Kinderwünsche erfüllt.Da ging der w'ihter im Fluge dahin,soviel hätten wir mit unseren Puppen -kindern zu tun. Meine Mütter sagte oft,dass sie glückliche Zeiten in dem kleinen feste hatte.Sie war immer fleissig und tätig, und' es wäre ihr wahrscheinlich nirgends langweilig geworden. Die ersten .Vinter hatte sie mit einer - Familie unseres Hauses,Frau KAI-iDUTH und ihrer Eichte mina sobar Bälle' besucht,ein Leseverein sorgte für mehrere Zeitungen und anregende Lektüre. > - . ■) ; - , . ; 97 >p; Bald stellte sich . die lotweixdigkeit heraus, auch mich aus dem Hause zu geben.Der edle Pflegebruder meines Vaters Herr Kajetan Bovier in Praz,ermöglichte meinen Bltern durch einen jährlichen Zuschussmich in dem vortrefflichen r .nsionate der Uisulierinnen in Laibach unter-zu-bringen. Hs war am Allerseelentage 1879,als mich meine Litern .dahin brachten.Lin elendes Lehne etreiDen herrschte und mir sassen schon siet dem Abschiede von daheim die Tränen recht locker.Vater und mutter mahnten mich, recht brav zu sein,sie küssten mich und machten das Kreuzeszeichen auf meine Ltira-dann schlug die Klosterpforte zu und matter Alphonsa,die Präfektin,nahm mich in Lmpfang,führte mich zu einem Marienbilde,vor dem ein Lämpchen brannte und sagte:"Mein liebes Kind,beten Sie um einen-^glücklichen Hingang!'' Ach,was habe ich die ersten Nächte züsammengeweint. Die kalten Gänge,das frühe '.Aufsteh.erup.der langweilige Rosenkranz,es war schrecklich! In der Lernstunde von 6 biä 7 Uhr sahen/die Lichter des so traurigen Lchlossberges auf uns herab.Das Kastell oben diente als Gefangenhaus und■etwas melancholischeres als diese grauen Lauern über c^en dicken Laibacher Kabel gibt es nicht mehr.Dank der guten Vorbereitung durch Herrn iiröpey hat man mich aus drei Klas en hinausgewiesen, immer in eine höhere.Das Studium machte mir bald grosse Freude,ich kannte bald nichts Herrlicheres,als den gebildeten Klosterfrauen.das Wort vom munde abzulauschen. Besonders in -Weltgeschichte,die die jüngste und Schönste der Können,mater Celestina vortrug.Hoch heute gedenke ich ihrer begeisterten Worte,wenn sie die Schlacht bei den fhermopylen uns schilderte und wir kaum zur Wirklichkeit zurückkehren konnten,bei ihren tonnenden Schlussworten; v/anderer,meid es daheim Lakedämons Bürgern; erschlagen " Liegen wir hier,noch in,Tode ihrem Gebote getreu." Kein. Geschichtswerk hat mir spater "Napoleon in x,b Moskau eindringlicher schildern können,als die feurigen Schilderungen dieser Nonne,jedes Wort ist mir unaus -löschlich eingepragt geblieben.Leider war der Tod damals schon in ihren schönen Augen und auf ihren roten Wangen. Bald,im zweiten Jahre meines dortigen Aufenthaltes,Iassie, bleich und still, auf der Äsche iia Sarge .Die blassen kalten Hände hielten ein Blatt,ein Kunstwerk der Kalligraphie, äuf dem sie. ihren Bräutigam Jesu die drei ewigen^Gelübde; die neuschheit,die Armut und cen Gehorsam,gelobt gatte. Ihre Nachfolgerin,mater Cacilia,war auch eim sehr, tüchtige Lehrkraft,namentlich deutschen Aufsatz haben wir gut bei ihr gelernt.Sie war eine sehr geschätzte Orgelspieler in und i^ Verein mit mater Seraf ina, der fiecnen-kühstlerin,leiteten sie einen prächtigen Kirchencor,dass es eine Freude war,den hesäep. beizuwohnen.Die älteste Nonne,mater Ursula, war, 9o Jahre alt. Sie hatte ii.ihrer Jugend Napoleon gesehen und und von dem Laibacher hongress sie/sehr Li- st ändig blind,ging sie ruhelos den lag- aber in Begleitung einer »värterin her um. Hörte _ ä-i e den Schritt eines .uauchens, so stiess sie mit den Stock auf den Boden,man musste stehen bleiben und ihr sagen,wie man heisse und woher man sei. Sofort erging sie -sich in endlosen Anzahlungen von langst verstorbenen rersonen.Line derselben ist mir gut in Lrinnerung geblieben. - . . war oben auf dem Schlossberge ein vvachter,der einen hübschen 6'jährigen Buben hatte .Seine kleine Schwester wollte ihm einmal einen ihr gehörigen. Apfel nicht geben und er nahm eine Hacke und erschlug das Schwesterchen.nanxmachte ihm das Gerichtsverfahren,er wurde zum Tode verurteilt,aber der Vater bat in einem Briefe die grosse.Kaiserin,Gnade walten zu lassen.Diese sandte einen Hofkommisär nach LaiDach mit der Weisung,sein Knaben eihan Apfel und eine münze zu zeigen, mit der Frage, wa^-s er lieber behalten'wolle .Der Knabe ranm die Münze mit den Worten;" Si,da kann ich mir ja mehrere ASpfel dafür kaufen. 1 Darauf unterschrieb die Kaiserin das, Todesurteil mit der Motivierung,der Knabe sei scheon bei Vernunft.Fr wurde auf das Rad geflochten. Von den vielen Mitschülerinnen waren mir besonders die drei 3chwestern LANGLA lieb.Sie waren die Tochter eines Gutsbesitzers und Reichstagsabgeordneten bei Rudolfswert, der später leider ganz verarmte.Sie euren heitere uhuren und wir hatten viel Spass miteinander.PAULA,die Aelteste ist Oberin der Kreuz Schwestern in Bruck a/ivilir geworden, soll aber an Knochenfrass leiden,ich weis8 nicht,ob sie noch lebt ,IDA ist in Salzburg verheiratet.IO- I,die bildsauber war, ist jung w’itwe geworden,lebt in Graz 'und heisst PÜD0BK1K. Gelernt habe ich immergut und da ich sehr ehr -geizig war,bin ich mit den Schwestern Langer oft mitten 'in der Kacht ^auggestanden,um bei einem spärlichen Kerzen-stöi.;j lenen zu lernen.Die Zeugnisse waren immer mit Auszeichnung , Mit Sehnsucht denke ich oft an das grosse Kruzifix in sogenannten Gemeindegang,zurück.ninen so schönen lebensgrossen Christas sali ich nie wieder.In mancher trüben Stunde bin ich im Geiste wieder dort ge kniet und habe in das edle,bleich Antlitz geschaut,das im Scheine derewigen Lampe mit/brechenden Augen herniedersah.Manches L-id habe ich dann geduldig ertragen,und mein Kreuz auf mich genommen. Der Klostergarten war uns ein lieber Aufenthalt. Besonders im Mai,Wenn die vielen Obstbaume blühten, .,ar die wiese unter denselben mit unzähligen:blauen Vergiss-meinicht und weissen Karzissen bestickt.Grosse Strausse sc f ir . n 1 sn Iv: ial abends, sangen- vir .davor , arienliedur. Das schönste aber, war,wenn es hiess;"Ungar,zur Pforte!" Alle 14- la.^e kamun meine Litem mich besuchen und die ■freien Donnerstage durfte ich mit ilinen hinausgehen Map.chm.al kam auch eine liebe alte 1 rau /und brachte mir Dii Von ihr..r Familie muss ich hier Näheres, erzählen und dabei auch der s agend meines Vaters gedenken. U k SEE V A i - £ . ( (Familie Bv J VIEH 'und GHüI'wVaLD . ) ' ■ a '/ ... - ■g - •] : g ■ . ' W( '. ; v M' - . / , ■.■■ - fi Dia Grosseltern meines Vaters väterlicherseits,sind un- \ bekannt.Sein Vater.Mathias üKGbH,hat zu seinen Kindern nie von ihnen gesprochen,wir wissen nur,dass er selbst / J - , - -.V .............) ' V 17Ö1 in v ta c i; diiiEi,. je boren ist mn c: i , Stifte Aonont studiert haben soli..Er war bürjerlicher f und,-Ge hart s-und Impfarst und hatte seine Iffizin in Graz on der Mariahilfers trasäe,jetzt 11. Seine erste Frau war eine verwitwete TisLlfmIl, die einige-Söhne mit in die Ehe brachte.Er hatte mit ihr y „keine minder.Die zweite krau war 'eine geborene YAJLrii:iIx-;, eine Apo.thekcrstochter,von ihr staimuten drei dcime.Der • erste^wurde Eeldapothaker und starb in einem'ungarischen Feldzug zu Semlin an der Cholera.Der zweite ein unruhiger aeist ,desertierte als Husar,kämpfte in der französisch,n Fremdenlegion in Algier,v/orde dort verwundet und staro zu Strassbürg im Eisass.Ein dritter wandelte nach Amerika, aus,er ist dort wahrseheinlich verdorben unc gestorben, -denn man hat nie mehr etwas von ihm gehört. So kommt es,das., .;ir keine Verwandten liameris (Jnger haben.Die föchter dieser zweiten Ehe hiess AidlA uns heiratete Ende, der Vierziger Jahre den Bezirksarzt Earl GOLEi. EE zu maria Meustift bei Pettau,sie sind langst gestorben.Ein Sohn von ihnen',Karl„GOLEhEti,teilte unsere Kinuerstreiche in vvien. Er y/ar mit Lousie Edle von »EBENAU, einer hotarstoenter aus^Eeutschiandsberg verheiratet und ist als Sudbahningeneur _ in CilH,im Irrenhause gestorben.Seine einzige.focht er. Loasa leot In /vian bei ihrem Stiefvater,dem mauptmanne -a - FkioGH". mit den drei anderen Söhnen,Ah:i'dE,EHIlZ und JvsEF „sind wir wenig mehr im Verkeilt, ebenso wenig mit der fochter, namens ANNA REPPA,die noch das Elternhaus in Maria Neustift' innehat. dl w g Die dritte Frau,AivlALIA,w/jir eine g .borene Gall::.v^LB. -ht ihr hatte er fünf Kinder,deren Namen mit 5 Selbstlauten begannen,zu Ehren des alten Habsburger Sprüchev:"Austria erit in erbe ultima"-ÄUGüSTE,Eimvm,u UElUs, uffImiE und Üa-AIAs. Die Mutter meines Vaters starben plötzlich im Jahre 1841.Sie sass plaudernd mit ihrer Mutter am. Kamin aer Wohnstube,du lehnte sie-sich zurück und verschied.zin Herzschlag hatte den Leben dieser schonen FraU und zärtlichen mutter ein ende gemacht. 1 d.:.: ^ „ . ' : ' y Ihre htieftocliter Anna übernahm, dann ihre Stelle im Haushalte Dis zum lode des Vaters,mit ..eichen vie Familie \. sich auflöste= mein Vater der kleine Julius,ging schon in die 3i* Mi .. ri.Nc y Hofe von den Säulen umgeoen, ein grosser, Kastanienbtium, der schon• die Bubenspiele meines ^Vaters geseheri.Am Ciiar-ireitag, den '12. Atoril 1BS4 wurde Gör kleine Schul ex* heimgerufen ,an das Sterbebett seines1 Vaters.Br mar noch zu jung,um. zu verstehen,dass mit dem Tode desselben er und seine beideh Schwestern verwaist Und heimatlos geworden waren. . Seiner nahm sich in der edelmütigsten weise der Hof—und Gerichtsadvokat Br.Ha j etan BüU Vlllß an. Bon beiden Schwestern"erging es nicht so gut.Jmma kam zu den Söhül-schwestern und heirate im Jahre 1361 einen Bainenkleider-machernaa-ens Johann HmlDiilCH.mr hatte ej^nen blühenden Geschäftslcreis hnd einen schönen Salon in der herreng&sse, wo die ersten Familien der Stadt Graz arbeiten Hessen. Aber 'er war ein lockerer Vogel und spater ein unverbesserlicher Sauf er, der seine Familie, in Hot md Glend verkeimten liess und im Armenhause starb.Mein Vater hat ihn immer • unterstützt,trotzdem die Besuche des ärmlichen,aennapsduf- v . tenden Schwagers ’wahrlieh kein Vergnügen waren.Er tat redlich seine Pflicht an ihn und liess ihn auch auf seine kosten auf den Steinfelder Friedhefe begraben. Bie arme Emma,hat sehr viel im Leben erlitten,und .zum Schlüsse wurde der armen Dulderin noch durch eine Operation das Bein abgehonmen,ihr Tod war nur eine Er -.lösung von unendlichen Luiden.Sie hatte drei Kinder.HawS wurde ein geschickter Schlosser und staro vor ein paar Jahren in Arad,er musste ebenfalls1 viel an üBparacionen erleiden.Er hinterHess 12 sehr Drave Kinder und die Familie Heidrich wird in Ungarn nicht so bald aussterben. Emma war gleich ihrer Mutter bildsauber.Ihre Patin die Wirtin vom "Erzherzog Johann ", Frau SüBHtiAMflB,bildete das junge Mädchen zu einer tüchtigen Köcnin heran.Sie heiratete in eien einen gewissen EBBLEaJSEK -und - hatte ein gutgehendes Gasthaus.Eines Pages verschwand ihr mann, "schickte durch einen Dienstmann seine goldene üjir zurück und liess ihr „sagen,sie .werde ihn nie mehr -sehen, er' ist bis heute verschollen geblieben.Drama starb vor einigen Jahren an den Folgenmeiner Operation. ANTONID,die jüngste Tochter lebt noch.Sie bringt sicn redlich mit der Strickmaschine fort.Viel spasshafte de -schichten erzählen wir uns von ihr' und ihrem sonderlichen Frommierwesen.Ich will es meinen.minder uberlassen,sie einmal zu schildern,getreulich meinem Spruchei"De vivis nihil nisi bene.** Am 22.April 184-4 betrat mein Vater zum ersten Mal den Saitzerhof,den schönen Johnsitz der Familie Souvier, der seine zweite Heimat-.-werden sollte .Sein strenger, aber gerechter Ziehvater f lehrte in selbst als de spiele seinem einzigen Sohne Kajetan zu,der am 19.Juhi 18;A geboren war,also an demselben Tage,nur drei Jahre früher.Die Ziehmutter, aHTOHIE geb.Adle von SCHtiAG-L)betrachtete in mit recht scheelen Augen.Sie hatte lieber ein m&dcnen angenommen und äassertse ihren Verdruss darin, aass Juliuslange Docken und daheim Mädchenkleider tragen musste.Auch zwang sie die ungeduldigen Hände Stricken zu lernen.Freilich gab sie bald diese Bemühungen auf,aber sie trug'keineswegs dazu bei, dass mein Vater sich schnell an das neue heim gewohnte. Kajetan war ein sehr schüchtener Knabe md getraute sich kaum in Gegenwart des strengen Vaters zu lachen. Der Advokat Bouvier,geb.9.Mai 1795 hatte schöne Einkünfte * seine Frau war auch vermögend.Sie führeten ein angenehmes Leben in dem schönen Saitzerhofe,der mitten in einem schönen Garten stand.Ecke der jetzigen Volks -r garten-und Annenstrasse.Auf seinem Grunde steht nun das groäsa Eckhaus des ßürgerspitalfendes.Damals floss der Mühlgang vorbei und die Poststrasse führte durch .die Strauchergasse hinaus nach Eggenberg.Die zwei Knaben hatten ein sorgenloses Dasein,aber nie durften sie das Gitter des Gartens verlassen,nie an .den fröhlichen Dpieien anderer Knaben teilnehmen. Die Ziehmutter starb schon 40 jährig ,1847,an Asthma. Sie hinterliess meinen Vater 200 Gulden,die' auf Zinsen angelegt wurden.Doktor Bouvier hatte den Knaben nur unter der / Bedingung angenommen,dass er auf sein väterliches Jrbteil _ verzichten mussteund niemand von der Femilie um ihn kümmern durft e. mein Vater hörte viele Jahre nicnts von"seinen Sehreutern.frst als überrealschiler kam er zufällig in den tiefgelegenen Garten des dohanneums.Ein ^unges Mädchen sprang dort herum undkspielte mit einem Ball.Wehmütig '.achte mein Vater."Gerade so müsste jetzt meine Schwester Ulrike aussehen." Das Mädchen lief zu einer Frau,die dort unter einem Baume sass.Vater erkannte in Letzterer seine . iante^es war wirklich seine Schwester Ulrike.Als Vater sah wie schlecht es den Mädchen bei den verwandten ging,obwohl furx sie gezahlt wuras,wandte er sich um Abhilfe an seinen Onkel Adalbert GRüNvvALD; in Wien.Gerade als dieser eine neue Unterkunft für sie ausfindig'gemacht hatte,ging das Mädchen 4 im eine bessere Heimat ein-sie starb. Der Advokat SQUVlliR war ein sehr angesehener Mann. -sr war der Vertreter u-wir er Al oster und der Radmeister-Coauiiunitat Vordem borg .Als solcher kam er öfters mit dem Erzherzog Johann zuse.nmen und verkehrte viel in des .em Hause.Im Jahre 1348und 1849 würde er als deutscher Reichstag sdeputiert er vom Bezirke Gonobitz nach Frankfurt am Main geschickt.In Gesellschaft eines Dr.kALLY aus Marburg,weilte er tiort.Es' brach- eine Hetze aus,gegen die als reaktionär geltende? Deputierten und die Mitglieder der Revolutionäre suchten diese beiden Herren auf,um sie gleich den Fürsten Lichnovsg und dem'. FüRsteh Auerswäld zu'ermorden.Die Hauswirtin,eine Private in Frankfurt hatte die Geistesgegenwart,dep Dr.ßouvierund den Dr.Mally in ihren Betten zu verstecken und zu sagen,sie ter -käme in das Zimmer,sahen alles in "Schönster Ordnung und ent -lernten sich.Fluchtartig verliessen di^ Beiden Frankfurt. Die Wirtschafterin Bouvier war nach seinem Befehle mit den beiden Knaben ihm bis Bruck entgegengef ahren.Ein .'und einen halben Tag mussten sie dort warten,bis die Postkutsche aus Salzburg dort eintraf*'.Ernsten Angesichtes erzählte ihnen der Vater,in welcher Gefahr 'er in Frankfurt geschwebt. fach dem Tode den Frau, verkaufte Dr.Bouvier den schönen daitzerhof und sie zogen in die licht-und lustlose Sporrgasse,in den dritten Stock des Hauses gegenüber der der Färberfasse.0!wie- die Knaben trauerten,aar nicht gewonnen konnten sie sich an aio engen aimner!Die w'-irt .cha.fterin, Maria SULŽBACHM und ein sehr freundliches B aubenmädchen Pnil waren ihre einzige de Seilschaf t .Dia zunehmena---Kränklichkeit nötigte den. Advokaten die verschiedenen Vertretungen allgemach zurückzulegen und eine immer mehr 'wachsende oTJ»ärsamkeit zwang den bei ;an Kn loen ein recht fraudenarmes Dasein auf.Sie waren sonst brave Kinder,denn es ward ihnen ja schon Strafe zuteil,wenn sie einmal laut auflnehten.Strenge wurde auf die Erfüllung-ihrer Religions-pflichten geachtet,täglich der Rosenkranz gebetet. Ais einmal in ihrer hahe ein festliches efaerv;erk abgebrannt wurde., durften sie nicht einmal beim ihnstor hinaus sehend so strenge .wurden sie gehalten.Im Vinter gab äs Mittags den einen Tag Sauerkraut,den anderen Tag saure - \, - " . Z Rüben.Als eines Tages ein verwandtes Fräulein auf. Besuch kam,da fragte sich die vvj.rtschafterin mofliehst an, ./as^ sie den Gaste vor setzen dürfte,Zum Schrecken der Kn.ioen -t o bet. dieser: •’z/enn vsia mir eine besondere Freude machen, so koen-n sie mir eih gutes Sauerkraut.” hin ..anderer Besuch rief. die mfiterkeit der -naben hervor.Der Doktor Bouvier konnte keine feste miieh vertragen, darum rahmte die Wirtschafterin, dieselbe für ihn ao.von / diesem Rahm pflegte sie iqn kleines Strit z eIchen Butfer zu machen.Als einmal wieder ein Fräulein zu aaste war, setzte ihr , die /i i r t Schaft er in eine ^solche Butter vor. Brat ere zögert* davon .'zu neiimen,doch Maria nötigte; “4ber he.umens nur den gnö Herrn seiner haut." Bouvier entschloss sich,seine beiden Knaben in die neuge eine Tanne .1."ach vollendetem Uni -versitätsstudium trat er eine Stelle1 als Hofmeister bei dem Grafen vVQKMBHAkiJ auf Schloss Ankenstein bei Pettau,an. Vorher hatte er noch in Graz seine Braut,die focht„r eines höheren .Beamten,Karoline Adle von CHiAPü,kennen gerlernt und von ihren Eltern Sich das Jawort geholt.Sie war ein feingebildetes',sanftas .Mädchen und beider riebe musste sich gedulden bis Grünewald eine Supplentur an einem Gymnasium erhielt.Die Eltern Karölinens waren mittlerweise nach Zhäim versetzt Wörden, .und' Karl weilte auf dem schönen Schlösse Ankenstein an der Drau. In langen Abendstunden bei der grünen Studierlampe, hat spater der einsame Gelehrte mir jungen Mädchen oft von junen Tagen gesprochen,wo er zun ersten Male im Leuen dem Frühlinge so nahe war,in welchem die Nächte so voll gleissenden Mondlichtes die feilen der Drau silbern er -Schimmern Hessen.Von jjhen Sommernächten,erfüllt von dem schweren Rosendufte,"der den Jüngling nicht schlafen liass, sondern ihn im Parke des Schlosses ruhelos umherirreti liess. Und ein Mädchen hatte er damals kennen gelernt,anmutig uiid\schän,das ihm das bescheidene Bild seiner Lina aus dem Herzen verdrängte.Es gab sich dem feurigen Jünglinge hin,willenlos und schrankenlos.min Augenblick der höchsten Dust und die Furien der Erinnerung und die Srinnjen der Reue haben den jungen mann sein lebenlang behieltet,ihn aufpeitschend aus jener Stunde ruhigen Glückes,so dass der alte,lebensmüde Atronom noch voller Bitterkeit die horte, niederschrieb ; kein Horoskop. Ich ward .jeooren in des dchicksals dunklen Zeiclmn, wo scharfer kssig ..ein,wo Galle Zucker heisst Und Beuuon sprach; "her hier, soll nichts erreichen, Selbst Gold in seiner Hand,sei nur was golden gleisst!" Gegönnt gewährt sei ihm allein 1 Des Körpers 0ual, der Seele' Pein. Tin.Lab. Hnd im Hai 1846 begannen diese Leiden,die für ihn nimmer enden sollten, solange er lebte .Ara HS^öieses Monates wurde ihm in einem lieblichen Tale bei Gras,ein Sohn geboren,von dem schönen Mädchen,das nicht seine Braut war,und jenes Mädchen dessen Hing an seinen Finger glanzte,ward durch den Segen des Priesters am 4.november desselben Jahres sein .leib. Ein unennbar r Konflikt war in seinem Innern entbrannt,bis an sein Lebansende zweifelte er ob er damals recht gehandelt oder nicht.Er hatte wohl den Sohn durch einen Zusatz im Taufscheine als den seinen anerkannt,aber ■ den Mut hatte er nicht besessen,das Verlöbnis mit mina zu lösen,um das entbehrte Mädchen heimzufuhren und dem Kinde seinen ehrlichen i• amen zu geben. •Bald verlor der Sohn,der kleine CLEmEInS,seine Mutter,und wurde nun bei seiner Grossmutter untergeoracht, die das lebhafte Kind nur als mast empfand. Am meisten unter diesen Verhältnissen litt die Frau Grünewald.Sie hatte keine Ahnung,das durch ihre Heirat einem anderen Mädchen Unrecht geschah.Sie litt schwere unter ihres Mannes Missstimmungen,die sich in düsteren Ahnungen und sogar Wahnvorste11ungen ausserten.Ausserdem nötigte ihn ein schweres körperliches Leiden, jeden vierten Tag sich vollständig von seiner Familie zuruckzuzrshen, , um diese Stunden in fürchterlichen Schmerzen zu verbringen.• Mehrere Sosmeraufenthalte in Rohitsch-Sauerbrunn mässigten c: ese ■ Tage des Vaters blieben immet der Schrecken der Familie Grünewald. > Die erste Ausstellung hatte der Profes or in Gilli erhalten und dahin auch seine junge Frau geführt,Die.erste y Zeit ihrer Ehe war trostlos,sie verzehrte sich in Sorge um ihren schwermütigen geliebten Gatten ,bis sie ihn durch vieles Bitten bewog,ihn 'den Iruhd seiner Melancholie zu nennen.Endlich'gestand er ihr sein neid und edelmütig n;.hui Lina sofort den kleinen Clemens ins haus. hie waren "iuit bl- rneile hach Marburg aber sied eit und Leines Tc Li - beiden Kinder- hatten ein harte Jugend tri' der Seite des leidenden mnd imner schrullenhafter werdenden'nannes. die Lacht zuiii läge .Ba er euch die Kahlheiten dieser Einteilung zufolge in der Sacht einnahm .'so war für den Haus-j - . .. - ...... - konnte sich die arme Krau erhalten und müsste selbst in der Lacht aufstehen,um den sternguckenden hhe0att^n zu bedienen. -Vas1 nützte ihr die "Anerkennung anderer Gelehrten, die ihren Kann hochschätzten,wenn sie gar nichts von iraa hatte und nur seine Launpn und Jornausbrüche ertragen sollte. Aber sie war ein Angel an Sanftmut und Geduld.Keine ebenfalls sanftmütige Mutter gjflegte von ihr zu . . ,.cr. was! Dreimal gut ist einmal dumai.1' Der sehr lebhafte Knabe Ciemries hatte ein wahres X_ 1 . ^ . " . Martyrium in 'diesem hause durchzumäöhen.'3ei den geringsten . schwersten Straf en erdulden;Glücklicherweise kam - er 'dann in die Maririe-Äkademie 'in rola und viele Janre olieb er vom mlternhause fern.Ar v.iirde ein . e.:u ör;.v.r .. arino-oluut ünc. .lachte unter fieggtthoff die Seescnlicht bei Lissa mit. Als er dann heimkehrte und seinen Väter den festen Lntschliiss, Schauspieler zu werden,mitteilte,dajgao es'nieder heftige Kämpfe unč nur die sanfte mutter vermochte den verstossenen Dohne nach, vielen Jahren das Vaterhaus wieder' zu offnen. Allein hatbg Clemens di« bitteren Jahr« des 3'ciimi er e ni e b«n s durchkampfen müssen,bis auch seih stern zu glanzen oegarm. und er auf der Hohe des Lebens gelangt war. Jettchen schien die'Zornanfälle•des Vaters nicht so zu fühlen.SieLuar ein ruhiges KSüd,das still in einen wiiiuoi sitzend,in ihrer Fantasie sich eine eigerieT,glanzende weit aufbaute.Johl wurde sie blass und fing zu zittern an,wenn der Vater tobte und schrie,aber sic kam furchtlos neran, suh een Vater mit nur .u blaueü' Augen an, cieaurcii einen ( . v; onde r s amen ^inxluss auf Ihn l: as abend. HjI"- halbe las Kind > sehr lieb und bezwang manchesmal ihm zuliebe sčine durch. x körperliche und seelischen leiden bedingte Launenhaftigkeit. Als, die F.milie Grünev/ald zu inrem letzten Aufenthaltr nach Luibacn kam,da schienen angehehaere Zeiten für sie geko-umeri-: zu. sein.Die Gross tante ^äina hatte sich bald einen Areis feingebildeter Damen-angeschlossen und auch ,ihi . vernachln..igte viaricnsiui seizien grossen fubus und seine Sprachstudien,iim sich-diesen Gesellschaften zu •-.......... Teeabenden,interessante -Fragen-wurden erörtert uh der feine Geist und- div geradezu bew-undernsv/ertßn Sprach kenntnisse Granewalas angestaunt.hr iiatte siebzehn Sprachen studiert und war.imstande ein beliebig gewähltes Gedicht Snauespares in kurzer- Zeit in «jeder dieser Sprachen soon- . falls gereimt aufs lupier zu Dringen. .Schöne Charaden 'und Aalsei verfasste er. Aber ni - hatte er seine „isiensehaft faktischen vVerte gedient.hr veröffentlichte nichts von seinen Sciiriften,sein Studioia w.-.r upe,, ; hat .ein, Die Last des Haushaltes druckte in Laibach nicht mehu bO ar.v- die schultern unserer Grosstante .ln iiaria stseblay, einer SlQvenin,fand sie einuAadchen,dass ebenso die Scnrullen und Ansprüche ihres Herrn ertrug.Um 10 Jhr abends nahm er sein .vrtta0manl und ».u h Jhr früh sein Lachtmaiil ein,das stebs frisch bereitet werden musste.Keine Kleinig).eht für die Köchin'! Der .Frühstückskaffee , den er gleichzeitig mit ’dem Hittagsmahle der Familie trank,musste oft 5—7 male auf -gewärmt .waruerilEr ass drei L-ffel voll',dann viel ihm Irgend ein fremdes wort ein,es senne11 in aen zahlreichen .oponern seiner dibliothek aufsuchend.Wenn er mit dem Studium fertig, -war,'dann war der' Kaffee kalt, und er musste wieder in ..die Küche hinaus .schnellsieder kannte man damals noch ^ici^fc oei Grüne.walds, datier ging das Feuer i und Lacht xn ^er Küche nicht aus.f j , ' ,• Dme Köchin maria oder Kitka war Herrscherin im Hause und nicht einmal die. Frau durfte ihr vzas dareinreden.um Kien für die .6aalereien bei lag und Nacht zu entschädigen,hatbe sich Maria das Recht herausgenomhen,ihre zahlreiche VLr wandschaft. zu allen lageszßiten mit Kaffee zu bewirten.Immer / könnte man ir. end ein slovenisches Individium,Mann,Frau oder Kind in 'der Küche dort bei einem Kafx'eetopfe sitzen sehen «Die ..•ate lante durfte kein Jort über den enorm .n Zucker—und I Kafieeverbrauch verlieren.Sonst war ;.:.aria eine Perle an Kedlichxeit und Pflichtreue,man konnte sich unbedingt auf sie verlassen. Jettchen hatte einige Jahre die Klosterschule bei den JJrsulinen besucht,dann sich selbst und mit Hilfe der mutter im Französischen weitergebildet.Auffallend war ihre Begabung für deutschen Aufsatz.Schon frühe begann sie kleine Skizann und hoveilen zu schreiben.Bald wurde nie Familie mit dem Redakteur der Laibacher Zeitung,Herrn Peter von RAD10Z bekannt,der das Schriftstellertalent Jettcnens eifrig förderte.Hr veröffentlichte ihre ersten. Arbeiten unter den Pseudonym "Hurriet. 1 Seine Frau war sehr sympathisch und tatkräftig .G-erne erinnere ich mich ihrer Liebenswürdigkeit und meine Gross -tante erzählta oft von ihrem Lebniasmute .Als Peter von Hadicz das Unglück hatte,wegen einiger politischer Artikel in Haft genommen zu 'erden,da ergriff die Frau jede Arbeit,uni für sich und ihre beiden minder Arbeit zu schaffen.Feine Federzeichnungen verfertigte sie und errichtete eine Leihbibliothek,es gelang ihr wirklich,sich eine Hxistenz zu gründen,ois das Familienoberhaupt wieder daheim war und seine schriftstellerische Tätigkeit wieder ergreifen konnte. Ausser diesem Sheparre .varen noch die Damen ALlüiA... und GaLijH im Ka^etzkjschlössel draussen eifrige Forderinen von v Jettis Talent.Auch das Laibacher Stadttheater hat Theaterstücke von ihr aufgeführt.Leider kann ich keines ihrer Werke namentlich anfuhren,da durch die. Ungunst der spateren Ver -hältnisse kaum ein Blatt Papier in unseren Besitz überging und auch sonst nicht leicht auffindbar wäre. Jettis Vater nahm wenig Anteil an diesen Erfolgen,er wollte nicht einmal die Arbeiten von ihr korrigieren.Die 4 beiden Frauen „aren nun auch nicht mehr mutter und Tochter, sondern die besten Freundinnen,die man. sich denken, konnte. :en -sin meben für sich,Der Väter in der Studierstube klatschte nur hie und da in die Hände,dann musste einender Damen oder die Köchin hereinkomnen.Oft zögerten alle drei bange an der Türe und beratschlagten,v/elche von ihnen hineingehen sollte, vie vor der Hohle eines menschenfressers.Meist schob sich Maria vor,die es immer häufiger wagte,ihren Herrn in seinen Z'örnesausbrüchen zu .-unterbrechen und in ihren radebrechenden Deutsch oft treffliche Antworten wusste, Der Professor Grüneheld musste sehr /bald in Pension hehen.Der -Gymnasialdirsktor hatte zahllose - Rücksichten auf. ihn nehmen müssen.Bald hatte Grünewald seinen schlimmen iah, r,weil er die der.Gestirne beobachtet hatte,die Stunden des Unterrichts, oder niemand hatte den laut gefunden,ihn zu wecken.Dun vergrub er sich ganz in seine Studien und verliess oft monatelang nicht sein~"Zimmer. Jetti hatte eine sie sehr beglückende Korespondenz mit den Schriftstellerinnen n.marlittiAugenie John)und eernur (.Elisabeth Bürstenbinden) .Die Briefe oder BücherSpenden aus. Arnstdt in Thüringen und von Berlin bildeten ihre ganze Seligkeit.Dine schwärmerische Freundschaft für diese beiden Damen ergriff ihr einsames Herz.Jetti war absolut nicht schon. Ihre blassen,leidensvollen Zügen umrahmte nur spärliches Haar. Aber seelenvolle blaue Augen standen in inrem Gesicht,dass man bald nur in diese schaute,darüber ihren wlangel an Liebreiz vergessend. Ihr Charakter war äusserlich. ruhig und voll Resignation. Aber im. Gespräch mit mit bongen Backfisch entdeckte ich oft. eine glühende Leidenschaftlichkeit hint r diesen ruhigen Maske. Als ich einmal äas,serte."kein,ich bin zum Leiden nicht ge -boren,ich werde mir einmal mein Glück und meine Liebe, er -kämpfen und musste ich einer Welt trotzen!" Da antwortete sie mit ihren wehmütigen Lächeln:"Mein Kind,auch ich habe aufgemurrt und Machte durchweint,aber wenn man älter wird,lernt man mit - ’ -V a .g V. , ' . XM ; tausend üchmerzen verzichten und vergessen." Ruhig erzählte sie mir von einer tiefen Liebe,.die sie zu dem Bruder der Dichterin wrRRLR hegte.Am Veldeser See in Krain kamen sie zusammen und Jetti meinete,Jchön ihr Glücm in Händen zu haben.Aoer als der stattlich Mann das Mäcchen^das er nur durch ihre Briefe kannte' und "liebte, zum ,-rsten'male er e blifkte in ihrem Mangel-an jedem körperlichen Reiz,da wandte er wortlos den Rücken und reiste ab.Jetti hat furchtbar unter dieser Enttäuschung gelitten.Das wunschglöcklein im Veldeser Kirchlein hat damals umsonst über die weite Bl&ue/ des Bergsees ertönt, ihr ward kein Liebesglück-besc-hieden .Voll Entsagung schrieb die zarte Frauenhand in ihr Büchlein; I i/ e i s s e Rosen. •;vlf ‘ - <; z-:'" ''vveisse Rosen gleichen Holden Kinderlaichen Ih-r allein im lode - mich hoch schmücken sollt i 1 Und frägt ein fremder ...und. warum nur dornevolle Rosen ?- v/eil ich oft sie geküsst in Freundeskosen! Drum legt sie mir in den Sarg -An anderen Blüten war mein-Leben rang," Auch die drosstante trug hart an diesem Unglücke ihrer Tochter und noch inniger - schlossen sich die Beinen .aneinander. Durch die Freundschaft der sehr vermögenden Frau von" Altmann Wurde ihnen jedes.. Jahr ein schöner' Sommeraufenthalt in Schlosse Billichgraz zuteil.Auoh der Grossonkel weilte oft an heiteren fugen dort und Frau von Altmann,die den Irofessor wegen seiner R, rannei hasste,sagte oft von ihm; 'denn er so geistvoll spricht, so vergesse ich völlig den men sehen- und bewundere--nur diesen' grossen VerätandV’Im.Schlossparks verlauten alle schöne Stunden und Jetti wßr in dieser Bergeinsamkeit voll- ■ ständig glücklich. -Oft holten mich Grosstante oder fante Jetti -aus dem Kloster heraus und wenn1.ich auch nicht viel Vergnügen dort hatte, so weilte ich doch, gerne in der wienerstrasse im mediadschen ... - ■ . . . : rn- sicht,die Zimiaer waren mit altiaodischen »lichtgelben ..oueln aüSges-tattet.Am Schreibtische Jettis,üöer dem ein sphönes aild -s Veldeser oees hing ,gab .es imm'e'r allsrnand Kleinj-gneiten zu 'bewundern,die Verehrerinnen ihrer Muse, gespenoet hatten.! . zweiton •. Zimmer aren an - den wänden'eingerahmte grosse ivlondkarten una t ..d>' riesige G-lasschihnice voll Bücher und in der iviitue der grosse Tubus,den Grossonkel ans auch, einmal auf den 4ond,richtete.Bus Stück geheiienisvollen-sHiiimmlkörp rs,aas maxi sah,war einen. :_jrnuen durchlöcherten Schweizerkase . e.ir ähnlich.Ich hatte in meiner Kinder!ähtasie mir ein m&rchenlana'.vOrgcsteilt un . e.r sehr' enttäascl.t. Tante uetti versorgte; mich reichlich yiit'^ Büchern und das war für mich .damals das Schönste auf dsr ,1t .Di tt-..; una Freitag lern tu- ich 3Öhätlzen,rund trostlos war ich, w'enii icn mitten linden ciioastsn doellen Wiedex' euren Geh naeiiciichen Lebel 1 von .in das Kloster z'orück^ef ahrt1 wurde .Die -Gate machte inner d.alt---unterwegs bei einer Bäckerei imd' kaufte mir mürbe-Zueksrbretzeln,viie meine franen versic-.aen machten. Meinu Bltern haben sehr an0eneimie Abende bei der hamille Grünewäld verlebt .Die Gro--...-b; it.t .1 - iimaer ein e,utes achtmal;! richtenvund Grossonkel schätzte oesondors meine mutter,die einen umuvmein’ sehariun Geimb beim katsellosen oekundeteA J , Bi., euren nach eimaal bei uns in Steinbruck zu Gaste. :,utterl'scheute keine "muhe,uiu eine frobe ihrer Kochkunst zu ^eOcn. nie Hess sich"von ähren ntieforuder franz aus rlerbern prachtvolle Solokrebse'schicken.j ach der Suppe verdrodelte- der Grossonkel so. viele Zeit mit eied^r Speise, das,, zur Verzv/eiflung Kutters ■ uer lerne Zitronenauflauf rst um p Uhr zuuii Servibreh kam iund 2 Uhr. wsü . n ■ vc Lig .Au 2 hatten sehr gelitten .Aber yescMeckt hat es doch aen alten nerrn. man kann sich vorstellen1, vvolche m.ereetzuiCn mucke dar . riss, al . bot i.■ - ......... starb.Die iochter,die nichts auf Erden als ihre mutter hatte, war verzweifelt und mucii Grossonkel fühlte erbt mit ihren Heim-pan0e,waa es an dieser zeduldigensstillen für ihn sorgenden Krau ..... .... :' aoergläubis-ch Vvar,äass er an msinen drei 6 a^ e , Keinen siebenten oder/.Dreizehneten eines monats Besuche oder Briefe empfangen, hätte^musste die drau vor sich-heimgehon sehen. * . ich glaube,wenn die Köchin mitzka in ihrer etwas derben-slovenischen,Art,die arme Jetti nicht aufrecht gehalten hätte, sie wäre, schon damals zusanLuangebrochen.Der Grossonkel war seit dem lode der drau etwas weniger senrulienn--.ft. ,r ,..-b die ^ Astronomie auf und beschränkte sich nur auf Sprachstudien, namentlich hebaisch und sanskrit.Auch nahm r sein Abendessen schon 'M' 7 Uhr abends ein-,was wahrscheinlich Maria mit ihrer Schimpferei durchgesetzt hatte. Erst konnte Jetti.sich an die-Einsamkeit nicht gewöhnen, ...... ...... A, .. ;i ........ 1ieoevo11 - ihr K us gecfInet. i ' 'jetti hatte bis dahin etwas hreisichtige Ansichten:über Gott und die Aeligion ^gehabt,was .als Tochter dieses Gelehrten ganz natürlich -.-var .her neue 'verkehr lehrte sie, den irost in der ’ jg 11-ili j i on such an. und finden. Pat er KLIi ;Kü aß:l:^öivi .eter a^-nzel- / . . _ ... . . rsäner> argrifi sie zait seinen rz-edi^tan und Grossonuel liess sich auch bewegen in' seine haiandachten za ^ehenidir bewunderte wohl das Hednertulent dieses iiines, .b-;Z‘ seine Ansicht, das Gott; -nur in nuten „unschenherzen wohne,hatte nichts geändert. - dilma surubrend 1 neian^es" ,.;ucei, e et ei einer _;;.r^0elt^n dätiöiceit zuzu^ührenidie begann sich mehr Uia das dauo^ese^an- zunehnen'unddstri:kte ungezählte lange Strumple für eine Weihnachtsbescherung im «vaisenhaus.All ihre Liebe galt nun der - iamilie und die beiden Lnkelkingler der Gräfin,d,.,s Gsscnwister- paar SGHLLGdLl hatte sie■herzlirhst lieb. Grossonkäl kam n;.n jedes" Jahr auf einige seit nach Graz, wo " er in Gasthviuse "zum Schinmel" in der u^itschulgasse ’ vvoinite und mit seinen alten Kollegen,unter denen ihm am liebsten ........ ... ..... fleissig teil an diesen Unterhaltungen und Grossonkel hielt grodäss Stücke auf ihn. Tante Jetti begleitete ihren Vater einmal.nach Graz und. da lernte sie einen katholischen Pfarrer namens BmJfhLhvdk. aus DonauWöhrt in Bayern kennen.Dieser lud Vater und Tochter zu und im Jahre 1885 unternahmen sfe1 die lieise danin.Tante vetti hielt"'dort längeren AuPehthalt,wahrend Grossonkel .alter nach - Frankfurt.a/Main zu seinem Sohne Clemens fuhr.Dort warn ihm von dessen Frau Hermine eine glänzende Aufnähme zuteil.Clemens - j --h- -- . ■ stellte noch einmal die Bitte an seinen Vater,ihn als Sohn zu adoptieren,damit er einen ehrlichen ramen habe.Gvössonkel schlug die Bitte wieder .ab'",mit dder Motivierung.,es sei ihm zu schmerzlich, alte wunden wieder auf zureissen .und der Qex'fentiicL- keit preiszugsben. Professbr Grünewaid reiste dann noch naen .waiaz, upio5n.:im - und über Ho idelberz', Jorms,Stuttgart .auf Ulm zurück :z:;.cn Doa.iuwo.art: • . « Diose weise hatte ihn. sehr gut gefallen una. er konnte nicht genug davon erzählen.Lr schien die vielen Jdhire zu bedauern,dio er ohne aoruae und Frohsinn in seiner dtudierbude vertrauert * hatte. mich jungen näckfisch luden sie jedes vonr’za sich n_cn LaibaOh.Grossonkel machte mir auch den Vorschlag,uü^ ein volzss eohr zu ihm zu kommen, um , Lat ein und Griechisch zu. lex'nen.AOar ich stand mitten im Altar der Tanzesfreude und des u .gendfron Sinnes,ich konnte mich niclit dazu'entsChliessen.wie „-ehr habe ich diese bleimtmg später ■ bedauert,wie mühsam ii toe ich mich mit meinen Aeltesten dorch. des Latein durchserun^eh. dante uetti war imaur sehr glücklich über meine Anwesenheit .Biese viel meistens in die traurikge ZeiL des Jahres,um Allerseelen'herum,o.sjuit ich dei-:- Nayiensua^, 'o-rossonkels den 4.november,mitfeiern konnte.La gab es eine grosse Kaffee,5esellschaft, Krau von LUwOHAIn , Krl.SGHOInIA,lwajorin AhBhLMül ,Professor AHN mit Krau und Tochter, es war immer-sehr animisrt.Abends musste ich meist den Onkel auf der Zither vorsoielen,alte längst vergessene »velsen.La leuchteten seine blauen Augen und er sazig mit.mr nannte mich stets seinen "Lavidl" .^ine neue Hausgenossin,Fanni SK.süLOVNIK,eine Pst -beamtin,hatte sich eingefunden,dis gern in mein fröhliches Lachen einstimmte. Als ich mir einmal aus lauter Langweile in einer Predigt, zu der ich Jstti begleiten musste, dis jungen I1 ranz iskan er betrachtete,da schwärmte ich abends den Grossonkel vor,wie gut mir das Gesicht eines noch sehr gungep. sioncnes gefallen.Kr dichtete folgenden dpottreim auf mich. " 0 du lieber Franziskaner, . Lass du s bist,fast mocht ich wana, Wart,sei g scheidt und lauf davon, J heirat di,du wirst mein Mon. wir g eng sin, denk i,no Amerika, I spiel d Zitta,du Harmonikah’ Pin grosses Opfer brachte Grossonkel,indvM er hie und da ausging ,um ■ eine- Flasche süssen Ligueurs für uns mitZu. — bring eh. Da wird meist bis 12 oder 1 Uhr bei ihia/ abends ausharren mussten, so lockten,' wir ihm noch oft mit all-r List; ein zweites '’ütamperr’von-dieser,'süssen Labe heraus.Pr pflegte täglich zu sagenh’Das ochnupsen ist des morgens 0ur, des mittags ist s pompös,upd wem des abenus schnapsen tut, gibt sich auch keine Bloss,auch- soll der edle Brantewein uiii mitternucht nicht schädlich sein. Pndlos musste ich ihm•seine Rätsel raten.Ich sank .n nc,\L schon fast'unter den fisch vor lauter Schlaf , aber -es nützte nichts,-ich :durfte nicht eher scml&f en gehn,bis ich nicht eine gewisse Anzahl Rätsel gelöst- hatte.Tante j tti,die sich meiner schlafmüden Jugend sehr ei bannte, führte ein förmliches Fingeralpli&bet hinter urossonnels Rücken aur, iQh. fand nun überraschend schnell die Losungen und. der alte Sonderling wunderte sich sehr über die zunehmende Scharia " meines Verstandes.Vergebe uns Gott diesen lustigen .Betrug-. An seinenschiiimaen Tagen ,an denen vvix- den Irossonner absolut nicht zu Gesicht bekamen, und nur marin zu ilim Hinein durfte,machte Tante Jetti mit mir Spaziergänge.Wir sassen in Tivoli bei den vielen,kaffeetrinkenden Frauen oder nanmen die übliche Chokolade in Cberrosenbach.Jed$n anderen hachiiiit■: -v/aren wir-bei liebenswürdigen Domen zur -Jause eingelaaen.mm liebsten war mir stets der Besuch bei -‘-rau von Altmann.die war eine kleine rundliche Dame mit weisseh 'Lockenscheitein, stets in schwarze Seide gekleidet.Im Es de czkpschlLs sei bewohnte sie hohe,vornehm ausgestattete-Zinnaer.An einer wand hing aas lenensgrosee Portrait ihres Sohnes', ein schönes,von ulendem Barte umrahmtes Gesicht,er war mit dem Dampfer ''Schiller'' untergegangen.Das Bild war stets mit einen frischen grünen Kranz, geschmückt.Die'Mutter konnte den stattlichen dohne nicht verschmerzen.r Im Stillen bewunderte ich deren Fähigkeit,von ein...... brennheissen Gugelhupf essen zu können,der jeden Tug erst zum Kaffee frisch aus dem ßohre kam.Ich wagte es nur einmal und hatte eine fürchterliche Lacht.Der alten Dame schadete dies gar nicht. Im ;Bahre 1$89 kam,die böse Krankheit über mich,die monatelang mich an oas Bett-fesselte.Ich wusste wohl,das Jetti öfters an ihren alten herzfehler litt,der bei jesen Zornesausbruch ihres Vaters,ihr,Schmerzen verursachte.Mau sagte mir,der Schserkranken aber nicht,dass es dieses Mal gefährlich sei. Ich -lag in einer Sommernacht,wie gewöhnlich von .odimerzen gefoltert im Bette und wollte eben Mutcerl wecken,um Morphium zu nehenmn.Da war es mir im iiälbtraum,ul. wenn Tante Jetzi hereinkäme mit unendlich glücklichen Gasichtsaasarucke und mir sagte^'Aenrchen,ich gehe jetzt neim,siehst Du,nun scne-erzt " mich nichts mehr .Kesignatiori- das ist. das Beste 1 '^Freundlich lächelnd nahm sie meine Hand und Abschiednehmend glitt sie zur Türe hinaus. Zu Mutter1 sagte ich in der Frühe;"Mutter,die Tanta J atti ist gestorben,warum habt ihr mir den nicht gesagt,dass sic , - , . - - ' kränk wära?11 Die Mutter erschrack heftig'und forschte nach wer es mir denn gesagt hätte,aber meine kranken Derven müssen, in .jener .Zeit Aussergewöhnli'ches gefühlt haben.üa es war wirklich so.Am 2.August 1889 ist sie Ir.;ingegangen, ihren alteh Vater einsam zurücklassend. i'anni hat ihr.noch den letzten Liebesdienst erwiesen, lit hatte heimlich den Priester zu der Sterbenden geholt, denn der Vater hätte es .nie geduldet,dass ein.solcher seine Schwell überschritten hätte.Die Arme idt gern gestorben,es war das beste Glück,das ihr das Leben schenken konnte.Sie war nie glücklich und hatte ihr Leben ertragen-voli. Resignation../ie hätte sie,die von vielt und Menschen sei wenig wusste,den bitteren Lebenskampf aujgnelmien können, wenn der Vater und Bruder eher aberufen worden waren? Vor meiner Verheiratung war ich noch einmal in Laibach. Endlich schien die stattliche Gestalt des silberhaarigen Greises sich beugen zu wollen.Er war nicht mehr der selbe. ) Ergötzlich waren nur mehr seine Kämpfe mit der Mitzka.Er hatte sich fotografieren lassen und ein schönes Bild der treuen Marie geschenkt.Wenn nun das Fleisch hart war,oder sie nicht gleich herein.kam,wenn er in die Hände klatschte,so überfiel ihn wieder der alte Zorn und er schrie:nMarie,Marie, sofort holst sollst-du mir das Bild zurückgäben,welches ich Dir geschenkt habe." Meist mit nassen Fingern und mit ebensolchen Augen warf sieAihn das Bild auf den .Schreibtisch und rief."Da habens!Will ich nicht Bild von ein sulchen Herrn,was so schimpft wie Heiden,gar nicht wie christliches Mensch.V ■Wenn in einigen Tagen das Fleisch wieder butterweich war oder Maria gar einen .kahmstrudel auf. den lisch brachte,dann gab der Grossonkel hüldvollst das Bild der getreuen marie wieder und triumphierend lächelnd zog Mitzka alP.Bas Bild hatte von diesen Kämpfen heftige Spureh von Fett-,Tränen-und Kaffeeflecken.wer v^eiss",ob Mitzka noch leot?Das Bild ihres Herrn wird ihr wohl niemand mehr streitig gemacht haben. Am Allerseelentage,spät nachmittags wünschte Grossonkel , dass 'ich ihn auf dem Friedhof begleite.Stille schritten wir den nassen weg entlang.Dann stand er mit dem Hute in der Hand lange an den Gräbern seiner Lieben.Einsam lag das Leichen fel