^^ ^F^ Hillliotkelt gcographlschcr Reiscn nud Entdetlnngen älterer und neuerer Zeit. Vierter Valid: R r i je ll im OSindischcn ArMycl in den Jahren !ll65 nnd 1866. Von Miisslied der königlichen geographischen Gcstllichiiil u> London, corresponbirenbem '^litglied der Ämclilanischt!n und Londoner ethnologisch/« i^j,ll,'ck>isl und des Lyceum« für Naturgeschichte in Newport, Mitglied der naMvhiswl'ischr» c^escllschaft in Vonon Und der Ameiitanischen oricntl>l,'>chen Grj^lllchast, Prosessor dcr Nalnisscschichir an dcr 21tadlson»Nnivrrsität zu Hamilton r. I, I. Hayes (einem früheren Begleiter der Kane'schen Expedition), der feine eigne nene Expedition im Juli I860 antrat. Aus dem Englischen von I. E. A, Martin, Custos der Universitäts.Viblio. thek zu Ieua. Nebst drei Karten nnd sechs Illustrationen in Holzschnitt," — Der Inhalt dc« zweiten Bandes nmfaßt die „Abenteuerliche Reise Fernand Mendez Pinlo's dnrch China, die Tartarci, Siam, Pegu und andere Länder des östlichen Asiens" (neu bearbeitet von PH. H- Külb); eine in hohem Grade anregende Schilderung des Zustandes asiatischer Länder vor 300 Jahren. — Wir wünschen dem Unternehmen, welches so trefflich begonnen wurde, den gleichen Fortgang. (VoHische Zeitung) Die Verlagsbuchhandlung, welche schon seit einiger Zeit die deutsche Literatur 'mit trcfflicheu geographischen Werten bereichert hat (Vastian, die Völker des öst» lichen Asiens; von Heuglin, Reisc nach Abessinic»; Baker, dcr Albert N'yanza; Martins, von Spitzbergen zur Sahara :c.), unterninnnt, wie der allgemeine Titel anzeigt, eine umfassendere Sammlung von Reise» und Entdeckungen. Den würdigen Anfang bildet die Reise von Hayes. (Literar. Centralblatt.) Der der „Bibliothek geographischer Reisen nnd Entdeckungen" zu Grunde liegende Gedanke, durch die Herausgabe einer Sammlung älterer und neuerer Rcisewerke von Werth die wesentlichsten Ncsnltatc dcr in den letzten Jahrhunderten dnrch den Forschungseifer kühner Reisender erweiterten Erdkunde in ein Ganzes zusammenzufassen, hat zu viel uatiirliche Berechtigung, mn nicht in weiteren Kreisen Anklang und Anerkennung zu fiudeu. Den ersten Band bildet Hayes' -„Offenes Polar-Meer", den zweiten eine in der That sehr gediegene llcbcrfctzung des Portugiesischen Rcisewerts von Pinto, an dritter Stelle soll Baker's Expedition an die Quellen des Nil nnd dm Albert N'yanza folgen. — I. I. Hayes war der Schiffsarzt des Schooners „Grinncll" gewesen, auf welchem Kane im Jahre 1853 in das nördliche Eismeer vordrang; nach dem Tobe dieses kühnen Forschers, im Juli 18(50, rüstete HayeS selbst ein Schiff ans, mit dem er weiter nach Nor-den gelangte, als vor ihm irgend ein Bewohner der Culturwclt. Am 20. August I860 war er bis Uppcrnawik an der grönländischen Küste vorgedrungen; von hier aus setzte er seine Erpedition zu Schlitten bis zu 82° 30' nördlicher Breite fort, um wirklich bis an das offene Polar-Meer zn kommen. Hier mußte er nmkchrcn, weil seine Vorräthc erschöpft waren. Die Teilnahme an dem nordamcrilanischm Bürgerkriege, den der Autor als Militärarzt mitmachen mnßte, hat denselben ge-zwungen, seine Reiscbeschrcibnng erst mehrere Jahre später auszusetzen nnd zum Abschluß zu bringen. —Des Fernand Mcndez Pinto (eines im Jahre 150!) in dcr Provinz Beim zu Montemor o Vclho gebornen Portugiesen) „abenteuerliche Reise durch China, die Tartarei, Siam und Pegn" war znerst mn 1614 erschienen, 1671 zu Amsterdam verdeutscht nnd seitdem dem deutschen Publikum nur durch eine» mangelhaften, flüchtig gearbeiteten Anszug zugänglich gemacht worden. DaS Schicksal dieses Werkes ist dadurch besonders interessant, daß es Jahrhunderte lang für ein Fabelbuch gegolten hat und erst durch die Ergebnisse ncnerer Forschnng rehabilitirt worden ist. Im Jahre 1d39 hatte Pinto sein Baterland als Ftücht-ling verlassen, nnd erst im September 1558 kehrte er nach einer Reihe von unerhörten Abenteuern in die Heimath zurück, wo er im Jahre 1583 trotz seiner Verdienste um die Erweiternng des portugiesischen Handels als armer und unbekannter Mann verstarb. Die Geschichte dkseö BuchcS ist daö beste Zeugniß, das zu Guustcn desselben angeführt werden kann, und wird in unserer Zeit sicher nicht weniger Interesse erregen, als vor 250 Jahren, da es nur für einen Reise" roman galt nnd doch allenthalben verschlungen wurde. Die Uebcisetzung selbst ist vortrefflich, leicht nnd fließend zu lesen uud enthält dieselben Vorzüge, welche den Ruhm des Originals begründet haben. (Grenzbvten.) Wer geographische Mittheilungen in dcr fließenden und anziehenden Form der vielbelicbtm Ncisebcschreibungeu wünscht, dcr wähle die „Bibliothek geographischer Reisen uud Entdeckungen älterer und neuerer Zeit", welche, uach dem bereits Erschienenen zu urtheilen, das Beste und Gediegenste in sorgticher Aus» Wahl der ncuereu uub nencstcn Rciscwcrtc abwechselnd mit den wertvollsten älteren enthält. Das Wert uuterschcidct sich von ähnlichen Sammlungen dadurch, daß die Reisen nicht als Bruchstücke und Aussige, sondern vollständig, vom Altfang bis zum Ende, dargestellt sind, wie sie dcr Nciscnde selber schrieb. Und so sind die Illustrationen, gleich dcr Beschreibung, fern von phan-tastischen Uebertreibungen, vom Forscher selbst entworfen oder photographisch aufgenommen. Mit gutem Tact wird die Sammlung durch eine der gehaltvollsten Entdeckungsreisen nach dcm Nordpol eingeleitet durch „Hayes' Arbeit über das offene Polar-Meer", aus dem Englischen übersctzt von Martin. — Der zweite Band bringt: „Pinto's abenteuerliche Reise durch China, die Tartarci, Siam, Pegu und andere Länder des östlichen Asiens", neu bearbeitet von Kiilb, und steigert namentlich das culturhistorische und geographische Interesse, welches das crschlosseue Ostasien erweckt. — Im dritten Bande folgm wir ,,Baler's intcressan-tcr Entdeckung dcr Nilqncllen". — Die beiden erstgenannten Werte ersetzen zwar eine ganze Bibliothek und bilden so einen Hansschatz, der mit relativ geringen Auslagen erworben werden kann; allein die Anschaffung als Einzelbcsitz ist dennoch für die Großzahl der Gebildeten zn expansiver Natur. Bildet ja diese Nich. tung uur ein Glied an dcr Kette intelligenter Aufklärung desjenigen, der mit seiner Bildung auf der Höhe der Zeit stehen will. Darum rnfcn wir: Unit,,'» vi,'idu8! Centralisation der Kräfte nnd Bestrebungen nach dem Einen Ziele Beruht doch alles Große dcr Gegenwart zumeist iu dcr Ausführung dieser ssunda-mmtalmcmmc! Und so möchten wir im Besondern wissenschaftliche Vereine, Lcsc-cirtel und auch — worauf wir besondern Accent legen — den Einzelnen (in dem Sinne nämlich, daß er sich die lohncnswcrthe Mühe nehme, den einen oder andern Strebsamen zu auimiren, bis sich ein kleiner Cirkcl zusammeugcfuuden, dcr nun ohne besondere Anstrengung leistet, was die Kraft des Vereinzelten nicht vermochte ^ e<»ne» plu-vn« l?r^8«unt! —) zur Anschaffung dcr beiden vorzüglichen Vildnngsqucllen bestimmen, die nur auf diesem Wege jene ans-gedehnte Verbreitung uud specielle Verwerthung finden, welche ihre allseitigen Porzüge mit vollstem Rechte beanspruchen dürfen. sSoNNtttgspost.) Wir begrüßen ciiu neues Unternehmen dcr Costenoble'schcn Verlagshandlnng mit Frenden, die sich bereits um die Verbreitung hervorragender geographischer Schriften entschiedene Verdienste erworben hat. Costmoble's „Bibliothek" soll zu mäßigem Preise in hübscher Ausstattung uur vollständige ältere uud neuere Reise" werte, wcnn nöthig mit Karten und verbürgten Abbildungen, bringen, beruht daher wesentlich auf dem Plane, welchen G. R. Forster bereit« im vorigen Jahr« hundert mit vielem Glück verfolgte, — Die „Bibliothek geographischer Reisen" dcbutirt in der entsprechendsten Weise, indem sie, die große Tagesfrage berück-sichtigcnd, Hayes' „Offenes Polar-Meer" in den Vordergrund stellt. Durch Grön-laudfcchrer hatte sich die Vorstellung verbreitet, daß das Nordpolarmeer vom acht« zigstcn Breitengrade an niit einer festen Eisdecke überwölbt sei. Zwar gab es anch Berichte, daß dcr Nordpol in jenen Seen crreicht wärc, allein diese erwiesen sich als unwahr, und bis jetzt gilt noch der ältere Scorcsby als derjenige, welcher 1806 an Bord eines Schiffes unter 81" 12' die größte Polhöhe erreichte. Noch weiter gelangte 182? von Spitzbergen aus auf treibenden Eisschollen mit einem Bootschlittcn Parry, nämlich bis zu 82" 43', während auf dcm Fcstlande ein Begleiter Kane's, Morton, am 2«. Juni 1854 miter dcm 81" an der wcstgrön-ländischcn Küste das amerikanische Sternenbanner entfaltete. Aber auch ihm sollte der Ruhm geraubt werden, auf dem Lande am weitesten nach Norden vorgedrun- gen zu sein. HayeL gelangte auf scincr kühnen Fahrt im Mai IN61 auf Griuncll Land bis 81" 35', dic deutsche Nordpolcrpcdition Pctcrmann's endlich im September 1«68 bis zn 81" 5'. — MM uns Haues' Expedition auf diese Weise in die geographischen Bestrebungen der Gegenwart ein, so greift der zweite Band der „Bibliothek geographischer Reisen" um mehr als drei Jahrhunderte zurück. Aber auch hier ist ein Gebiet gewählt, das unser Interesse in vollem Maße iu Anspruch nimmt. Die Völker des östlichen Asiens, die lange Zeit hindurch gleichsam latent waren, treten jetzt wieder in Erscheinung, uud ein lebhafter Handelsverkehr verbindet Europa mit China nnd Japan, den bis vor Kurzem noch verschlossenen. Ein Zurückgehen auf deren Vergangenheit ist daher in einem Sammelwerke, wel-chcs ancb altere Reisen aufnimmt, vollkommen gerechtfertigt und geboten. — Die Neize von Pinto's Erzählungen bestehen jedoch in der Naivetät, mit welcher er dieselben vortragt, und in den abenteuerlichen Gefahren, welche er zu bestehen hatte. Binnen 21 Jahren wurde er dveizchmnal gefangen uud siebzchnmal ver-tauft; so oft ihm auch das Messer an der Kehle saß, und wenn auch die meisten seiner Gefährte» untergingen, verhungerten, ertranken, ermordet wurden, er selbst lam stets mit dem Leben davon. (Blätter f. literar. Unterhaltung.) Die Literatur der Reisebeschrcibnngen hat von je in allen Schichten unseres deutschen Volkes ein zahlreiches Publikum gefunden. Wissensdrang und der im germanischen Blute liegende romantische Wandertrieb haben sich bei uns zu einer Erweiterung des Gesichtskreises und zn einer Theilnahme für die Zustände ferner Gegenden vereinigt, wie sie in demselben Grade bei keiner audern Nation zn finden ist. Wie es kaum einen Punkt der bewohnten Erde gibt, wo unsere Landslcutc nicht als Reisende oder Ansiedler zn finden wären, so gibt es auch daheim taum Jemanden, der sich hinter dem wannen Ofen nicht gern von fremden Ländern und Völkern, von den wunderbaren Thaten und Erlebnissen reisen» der Entdecker erzählen ließe. Presse und Buchhandel sind daher auch stets einem so starten Bedürfniß mit entsprechender Emsigkeit entgegengekommen, Unter den ueucreu Veranstaltungen dieser Art — nntcr denen sich auch viele leichtfertige uud fndelhaftc Spcculationsfadritatc fiudcn ^ verdient eine seit Kurzem (in Jena bei Eostenoble) erscheinende „Bibliothek geographischer Reisen und Entdeckungen älterer und ueuercr Zeit" mit vollem Rechte der Beachtung empfohlen zu werden. Das solide und gediegene Unternehmen zeichnet sich durch verhältnißmäßig große Billigkeit des Preises, ferner aber dadurch aus, daß es keine bnntc Zusammenstellung von Auszügen, sondern jedesmal die von dem Reisenden selber nieder» geschriebene vollständige Beschreibung einer Reise bietet. — Vor uns liegen drei stattliche Bande (jeder 32-Zli Bogen stark znm Preise von l Thlr. 2(» Ngr.), von denen der erste Dr. Hayes' berühmt gewordenes Buch: „Das offene Polar-Meer, eine Entdeckungsreise nach dem Nordpol," der zweite Pinto's von Külb neu bearbeitete „Abenteuerliche Reise duich China, die Tartarei u. s. w." und der dritte Vater's so vielbesprochenes Werk: „Der Albert N'yanza, das große Becken dcS Nil und die Erforschnng der Nilquellen" enthält. Dem ersten und dritten Bande, beide von Martin ans dem Englischen übersetzt, sind Karten und Illustrationen beigegeben. Lehrern, Schulbibliochclen lind Lesecirlcln werden jeden« falls solche interessante uud wissenschaftlich bedeutsame Darbietungen sehr will-to Nimen sein. (Deutsche Blätter.) Einen glücklichen Gedanken verwirklicht das neue Unternehmen der Hermann Costenoble'schen Verlagsbuchhandlung in Jena durch die Herausgabe einer „Bib» liothct geographischer Reisen und Entdcclnngcn". Ans dieser Sammlung, welche sich auf die hervorragendsten derartigen Schriften älterer uud neuester Zeit erstrecken soll, wird nicht blos das wissenschaftliche Bedürfniß eine reiche Nahrung schöpfen, sondern die Reiseliteratur ist auch neben der Geschichtsschreibung ganz ausdrücklich dazu benifcu, dem allgemeinen Verlangen nach einer spannenderen Unterhaltung Genüge zu leisten, als sie der gewöhnliche Roman zu gewähren vermag. Oder merken wir etwa nicht, daß entweder der poetische Stoff der Erzähler oder die Kunst ihrer Darstellung allüberall im Versiegen begriffen ist? Wie lange haben wir ^ nicht blos in Deutschland — auf eine neue Novelle vou edlerem Styl und vollends anf einen größeren Roman zu warten, den gelesen zu haben es sich auch für den ernsten Mann der Mühe lohnt! Die Erzählnngs-Schriftstcllcr selbst wenigstens sind sich der Schwäche ihrer Erfindungsfähigkeit in der Mehrzahl so klar bewußt, daß sie längst bald die Geschichte, bald die Reiscbcschrcibung für das Interesse zu Hülfe rufen, welches sie mit ihren novellistischen Arbeiten zn erregen wünschen. Sehen sich nun aber gewisse Erzählungen durchaus so an, wie verdünnte Geschichte nnd andere wie verdickte Nciseschilderung, so muß wohl das Publikum nach und nach anf den Einfall kommen, daß es besser thut, sich den Weiu der Historie vom Fasse und im andern Fall die anziehende Schilderung der Fremde aus dcr geographischen Quelle einschenken zu lassen. In der Reise-bcschrcibung, je weiter sie über die Grenzen des europäischen Alltagstt'cibcns hinausgeht, wird sodann dcr Verfasser von selbst zu dem Helden, dessen Person und Schicksal den Leser in eine der künstlerischen Spannung ähnliche Theilnahme vcr-setzt. Vollends wenn es ein Mann von so standhaftem Charakter, von so aben-tcucrlichen Erlebnissen nnd wunderbar überraschenden Erfahrungen ist, wie der Portugiese Fernand Mendez Pinto, dessen berühmtes Werk den zweiten Band in Costenoblc's Bibliothek dcr großen Reisen bildet. Für Deutschland ist es die erste vollständige Bekanntschaft, die unser Publikum nunmehr in Fernand Mendez Pinto'S abenteuerlicher Reise mittelst der Bearbeitung macht, die Ph. H, Kiilb nach dcr nencsten, besten, lissaboncr Originalausgabe davon (1^9) für Costcnoble's Bibliothek geliefert hat. — Der erste Band derselben enthält eine Uebertragung aus dem Englischen: „Das offene Polar Meer. Eine Entdeckungsreise von I),'. I. I, Hayes." Sie ward I860 von Boston aus auf Kosten Nordamerika-nischer Vereine und Privatleute von Dr, Hayes unternommen, dcr Or. Kane's ärztlicher Begleiter auf dessen Nordfahrt 'gewesen war. Ein Jahr nach seiner Abreise, an, 19, Mai 1861, legte Hayes unter einem Stcinhügel am Ufer des Kennedy-Kanals eine schriftliche Urkunde des Inhalts nieder, daß dieser Punkt das nördlichste k!and dcr Erde (81« N< nördl. Br.), dcr je erreicht worden sei, ani 1«. und 19. Mai 1.^1 von Hayes und Georg F. Knorr bcsncht warb. Sie kamen auf einem Hundeschlitten nach einem scchzigtä'gigcn Marsche dorthin aus Hayes' Ueberwinterungshafm bei Cap Alexander an der Mündung des Smith. Sundes. Der Kennedy-Kanal fchien sich hier zu dem Becken zu erweitern, in welchem Haycs das offene PolarMccr zu erkennen überzeugt war. (Hamburger Nachrichten.) Neuer Verlag von Berlepfch, H. A., Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Mit 16 Illustrationen uud einem Titelbilde in Tondruck nach Original-zeichnungeu von E. Rittmeyer. Pracht-Ausgabe. Ler.-Oct. Ein starker Band. Weg. broch. 3 Thlr. 26 Sgr. (5leg. geb. 4 V» Thlr. Goldschnitt 4'7, Thlr. Wohlfeile Volks-Äüsgabe mit 16 Illustrationen ohne Tondrnck. 8. Eleg. geb. 2 Thlr. 5 Sgr. Taschen Ausgabe für den Vleisegebrauck mit 6 Illustrationen. Sedez-Format. El eg. geb. mit Golddrucktitel 1 Thlr. Andrcc, Dr. Richard, Vom Tweed zur Pentlandföhrde. Reisen in Schottland. 8. broch. 1^ Thlr. Bllter, Samuel White, Der Albert N'yauza, das große Becken des Nil und die Erforschung der Nilquellen. Deutsch von I. E. A. Martin. Autorisirte'Ausgabe. Nebst 33 Illustrationen in Holzschnitt, 1 Chromolithographie und 2 Karten. Zwei starke Baude. Eleg. broch. 5^ Thlr/ BllstillU, 1)r. Adolf, Reisen in Siam im Jahre 1863. (Die Völker des östlichen Asiens. Studien und Reisen. Dritter Band.) Nebsteiner Karte von Hinter-Indien von Prof. Dr. Kiepert. Lex.-8. Eleg. broch. 3 Thlr. 16 Sgr. Bastilllt, Dr. Adolf, Reisen durch Kambodja nach Cochin-china im Jahre 1863. (Die Völker des östlichen Asiens. Studien und Reisen. Vierter Band.) ^.-8. Eleg. broch. 3 Thlr. Bllstian, Dr. Adolf, Reisen im indischen Archipel, Singapore, Batavia, Manilla und Japan. (Die Völker des östlichen Asiens. Studieu und Reisen. Fünfter Band.) Lex.-8. broch. oiroa 3 Thlr. Bastian, Dr. Adolf, Reisen von Peking durch die Wüste Gobi, durch Sibirien zum Ural, mit Ausflügen in den Kaukasus uud die Krim. (Die Völker des östlichen Asiens. Sechster Vaud. Schluß des ganzen Werkes.) Lex.-8. broch. oiroll. 3 Thlr. Dixon, W. Hcpworth, Neu Amerika. Rechtmäßige, vom Verfasser autorisirte dentschc Ausgabe. Nach der siebenten Öriginal-Auflasse aus dem Englischen von Richard Oberländer. Mit Illustrationen nach Original-Photographien. Lex.-8. Eleg. broch. 2^ Thlr. Hermann Costenoble in Jena: Hllyes, Dr. I. I., Das offenc Polar - M e e r. Einc Entdeckungsreise nach dm: Nordpo l. Aus dem Englischen von I. E. A. M artin, Custos der Universitäts-Vibliothck zu 'Jena. Äiebst '! Karten und 6 Illllsttationen in Holzschnitt. (Bibliothek geogr. Reisen 1. Vd.) Ler.-8. Weg. broch. 1^ Thlr. KM, Ph. H., Fernand Mendez Pinto's abenteuerliche Reise durch China, die Tartarei, Siam, Pegu und andere Länder des östlichen Asiens. (Bibliothek geogr. Reisen II. Bd.) Lex.-8. Weg. broch, 1^ Thlr. Bater, Samuel White, Der Albert N'yanza, das große Becken des Nil und die Erforschung der Nilquellen. Deutsch von I. E. A, Martin. Nebst Z3 Illustrationen in Holzschnitt und i Karte. Zweite Auflage. Wohlfeile Volksausgabe. (Bibliothek geogr. Reisen' III. Bd.) L^.-8. Eleg. bruch.' 12/3 Thlr. Heu.qlill, M. Th. voll, Reise nach Abessinien, den Gala-Ländern, Ost-Sudan und Khartum in den Jahren 1861 und 1862. Mit 10 Illustrationen in Farbendruck und Holzschnitt, ausgeführt von I. M. Bern atz, nebst Originalkarte. Gr.-Ler.-8. Eleg. Ausstattung. 5 Thlr. Livingstone, David «nd Charles, Neue Missionsreisen in Süd-Afrika, unternommen im Auftrage der englischen Regierung. Forschungen am Zambesi und seinen Nebenflüssen, nebst Entdeckung der Seen Shirwa und Nyassa in den Jahren 185« bis 1864. Autorisirte, vollständige, allein berechtigte Ausgabe für Deutschland. Aus dem Englischen von I. E. A. Martin. Nebst 1 Karte und 40 Illustrationen in Holzschnitt. Zwei starte Bände gr. 8. broch. 5^ Thlr. Martins, Charles, Von Spitzbergen zur Sahara. Stationen eines Naturforschers in Spitzbergen, ^applaud, Schottland, der Schweiz, Frankreich, Italien, dem Orient, Aegypten nud Algerien. Autorisirte und uuter Mitwirkung des Verfassers übertragene Ausgabe für Teutschland. Mit Borwort von Carl Vogt. Aus dem Frauzösischen von A. Bartels. 2 Bde. Ler.-8. broch. 3^ ^hlr. SchlaMtUicit-Satunliiiiski, Hermann von, Reisen in Indien und tzochasien. Eine Darstelluug dcr Landschaft, der Cultur und Sitten dcr Bewohner in Verbindung mit klimatischen und geologischen Verhältnissen. Vasirt anf die Resultate der wissenschaftlichen Mission von Hermann, Adolph und Robert von Schlagiutweit, ausgeführt in den Jahren 1854—1858. Erster Band: Indien, mit 2 starten, 7 landschaftlichen Ansichten uud 2 Gruppenbildcru von Eingebornen in Tondruck, gr. Lex.-8. Eleganteste Ausstattung. Vroch. 4 Thlr. 24 Sgr. geographischer Reisen und Entdeckungen älterer und neuerer Zeit. Pierter Kund: Reisen im Ost in bischen Archipel. Von Albert S. Dickmore, ^. ^.. Jena, Hermann C u st e u o b l e. 1869. Die Frauen eines der höchsten Fürsten in Java. A eisen im Mindischln Archipel Von Albert O. Bickmore, N. !., Mitglied der tomaUchen gcographisckien Gesellschaft in London, correspond ireudem NiilgNed dcr Ameritaniscken und ^onbon^r cihnoloqischcn M>scUichaft und des Lycruin« fni Naturgeschichte iu New-^ort, Nlitsslicd dcr nannhistorischcn («r!>>llchaft in Boston nut, d« Ämerilanischen ovientali^chcu Gesellschasl, Professor dcr NatmgcsKichu' «n der Äiadison-Universitä! zn Hannlton im Staalc Ncw-'.>)oll. Autorisirte vollständissc Ausgabe für Deutschland. Aus dem Englischen von 0. lt. Ä. Ktarlin. Gustos der Unive,sitäts»V>bliothet zu Jena. Nebst 36 Illustrationen in Holzschnitt und 2 Karten in Farbendruck. Jena, H »,' v m a nn Co st e n o b t e. 1869. Den Men Aeunclen äer Wlijzftnftknft in Boston lind Cambridge, durch derm großmüthige Unterstützung die hier beschriebenen Ncisen gemacht wurden, hochachtungsvoll gewidmet. Vorwort. Der Zweck meiner Reise nach Amboma war blos, die in Rumphius' „Raritäten-Kammer" abgebildeten Muscheln wieder zu sammeln. Eine Reisebeschreibnng zu veröffentlichen, daran dachte ich erst ernstlich, als ich iu Batavia ankam nnd, statt daß mir, wie manche meiner wärmsten Freunde fürchteten, von Seiten der holländischen Negiernng verboten wnrde, weiter zu reisen nnd die Gewürz-Inseln zu besuche», von Seiner Excellenz, dem General-Gouverneur des „Niederländischen Indien", mit dem Seite 21 mitgetheilten Schreiben beehrt wurde. Nachdem ich deu erwähnten Zweck vollständig erreicht hatte, benutzte ich die beispiellosen Bortheile, die mir in allen Theilen des Archipels zum Reisen dargeboten wurden, und die ersten sechs Kapitel ausgenommen, schildert das ganze Buch die auf diese Art besuchte» Gegendeu. Die Darstellung ist fast ganz meinem Tagebuch entnommen, das Tag für Tag mit gewissenhafter Sorgfalt geführt wurde. Ich habe mir durchweg Genauigkeit zum Ziele gesetzt und ihr selbst die Eleganz etwas geopfert. Die ersten Vlil Vorwort. Eindrücke sind mit den Abänderungen dargestellt, die sie durch spätere Beobachtung erfuhren. Den edleu Männern, welchen dies Buch gewidmet ist, ferner Herrn Baron Sloet van de Beete, früherem General-Gouverneur des Niederländischen Iudien, Herrn 3t. A. T. Arrieus, früherem Gouverneur der Molukken, Herrn I. F. N. S. van den Bosche, früherem Gouverneur der Westküste Sumatras, deu vielm Beamten der niederländischen Regierung, sowie deu holläudischeu und amcrikamscheu Kauf-leuteu, die mich im ganzen ostindischen Archipel mit der herzlichsten Gastfreundschaft aufnahmen und mir auf jede mögliche Art bcistauden, spreche ich hiermit meiuen anfrichtigsten Dank ans. Cambridge in Massachusetts, Vereinigte Staaten von Amerika, deu 1. September I8<)8. I n k a l t. Erstes Kapitel. Die Suntm-Strnhe und Dlünvm. ^^^ Zweck der im vorliegenden Buche beschriebenen Reisen. — Wir nähern uns der Küste Javas. — Balsamische Brisen der morgenländischm Inseln. — König Aeolus' Licblingssitz. — Ein Rcgenschleicr. — Wir schen die ersten Malaien. — Einfahrt in die Java See. — Die malaiische Sprache. — Javas alte Geschichte. — Marco Polo. — Die Hindu-Religion in Java. — Geschichte von Batavia. — Die Nhcdc von Batavia. — Die Stadt Batavia. — Die Häuser dcr Europäer. — Wie man im Morgcnlande kocht. ^- Charakteristik dcr Malaien. — Ich sammle Schmetterlinge. — Besuche Rllhdcn Salch. — Bekomme das Fieber. — Erhalte ein Schreiben vom General-Gouverneur.................. 1 Zweites Kapitel. SmnamnZ und Sumbnyn. Abfahrt von Batavia nach den Molukken, — Meine Reisegefährten. — Der Berg Slamat. — Die NordMstc Iavaö. — Der Berg Prahu. — Die Tempel in Büro Bodo und Nrambanan, — Samarang. — Eiuc mobamme» dänische Moschee. — Geschichte der mohammedanischen Religion im Archipel. — Der Berg Iapara. - Das Gucvo Upas oder Gift-Thal. — Grcsik. ^ Neue Mode, auf Schlammflächcn zu fahren. — Surabaya. — Das Schiffswerft und die Maschinenfabriken dcr Regierung. ^ Zoologische Gärten. — Geschichte der Hindu-Religion, — Die Klings, — Aussing uach einer Zuäerplantage. — Straßen und Tclegraphmlinim auf Java, — Wie die Malaien den Reis ernten. ^- Die verschiedenen Arten des Zuckerrohrs . 24 Drittes Kapitel. Die Aom nnd Fauna des tropischen Worgmlnnde«. Abschied von Surabaya und Fahrt nach Macassar. — Madura. — Der Sapi. — Salzbereitung. — Die Tengcr-Bergc. — Das Sand-Meer. -^ Vultauische Nusbrüche der Berge Papandayang und Galunggong. — Java mit Cuba verglichen. — Die Wälder Javas. — Die Fauna Java«. X Inhalt. Seite — Die CocoSpalme. — Die Pandane. — Die Banane, — Tropische Früchte. — Der Mangostin, — Der Rambutan. — Dic Mago-, Dnku-, Durian- und Brodfrucht, — Vali. — Iavancsischc Traditionen. - Grenze zwischen der Fauna Asiens und Australiens. — Eine Hochebene unter dem Meere. — Kastenwesen und Wittwen-Opfcrn auf Bali.......48 Viertes Kapitel. Celebes und Timur. Geschichte von Celebes. — De Varros. — Diogo be Canto. ^ Die Kopfjäger von Celebes. — Der Hafen von Macassar. — Die Reisen der Bugis. — Gewandte Taucher, — Fort Rotterdam, — Die ttocietmt oder das Gesellschaftshaus. — Eine Spazierfahrt auf's Land. — Grabmäler alter Fürsten. — Das Grabmal eines eingebornen Kaufmanns. — Abfahrt nach Kupang auf Timur. — Fliegende Fische. — Der Gnnong Api in der Sapi-Straße. — Gillibanta. — Sumbawa. — Vulkanischer Ausbruch des Berges Tomboro. — Das Auge des Teufels. — Floris nnd die Sandelholz-Insel. — Knpang. — Friichte auf Timur. — Unfruchtbarkeit der Insel Timur uud ihre Ursache. — Die verschiedenen Menschcnracen, die man in Kuftang sieht. — Menschenopfer. — Muschcl-Einkanf. — Geologie der Umgegend von Kupang. — Fahrt nach Dilli. — Das Dorf Dilli. — Die nördlich von Timur gelegeneu Infeln. — Die Bandas. — Die Monsune in der Java-See und in: chinesischen Meere..........68 Fünftes Kapitel. Amboinn. Beschreibung der Insel uud Stadt Amboma. — Wie die Holländer die Eingebornen regieren, — Eine angenehme Hcimath. — Ich bekomme einen lebenden Nautilus. — Ausflug nach Hitu. — Hassar-Stcuern. — Geschichte des Cacaobaumes. — Indianisches Korn. — Die Jagd in den Tropen. — Schmetterlinge, — Ausflug längs den Küsten von Hitu, um Muscheln zu sucheu. — Wie man auf den Gewürz-Inseln reist. — Die Ananas. — Ueberdecke Brücken, ^ Hitulama. — Muschel-Einkauf. — Geschichte der Gewürz-Inseln, — Ungeheuer große Einsiedlerkrebse. — Ein Auszug. — Assilulu. — Babirusa-Schädel von Vuru. ^ Große Seltenheiten. — Juwelen im Gehirn der Schlangen und wilden Eber. — Beschreibung des Gcwürznelkenbaumes. — Geschichte des Gewürznelkenhandels. — Von des Najahs Weibern beobachtet. - Larili und Wakasihu. — Ein Sturm bei der größten Stärke des SüdostMonsun. — Die verschiedenen Dialekte der Eingebornen. — Eine gefährliche Reise bei Nacht. — Ein Erdbeben. — Ausflug nach Tulahu..............93 Sechstes Kapitel. Die Wasser und Cemm. Die Ankunft des Postschiffes in Amboina. — Die Uliasscr. — Das Betelnuß, und Sirikauen. — Haruku. -^ Wir stranden auf einem Riff. — Saparua, Insel, Dorf nnd Bai. — Nusalaut, - Ei« sonderbarer Empfang. — Ein morgenländisches Vantett. — Eine Schulprüfung bei den Emgebornm. — Die verschiedenen Klassen der Eingebornen. — Gewürz» Inhatt. x, Sctte neltcn.Ertrag ans den Uliassern. — Nullahia, Amet und Abobo. — Die Brandung au den Korallenriffen. — Tanjoug O. — Eine Reise bci Nacht, ~ Ccram. — Elftaputi-Bai und Amahai. — Alfura odcr Kopfjäger kommm von den Bergen herab und tanzen vor uns. — Das Land auf der Süd-tüste Ccrams. — Teuflische Zechgelage der Eiugcboruen. — Rückfahrt nach Saparua und Ainboina.................1W Siebentes Kapitel. Gouverneur Amens labet mich ein, ihn nach Banba zu begleiten. — Der Gnnoug Api. — Die Nhcde der Bandas. — Banda Ncira und seine Forts. — Geologie von Lontar. — Vergleich zwischen den Vaudas und dem Krater in den Tcnger-Bcrgen. — Die Haine der Mustatennußbäume. — Der Ccmaribaum. — Orang Datang. — Wir besteigen den Vnlkan. — In drohender Gefahr. — Der Krater. — Gefährliches Herabsteigeu, — Aus« brüche de» Gunong Api. — Erdbeben iu Neira. — Großer Umfang der Residcntschaft Bauda. — Die Ki^ und Arrn-Inseln. — Rückfahrt nach Amboina. — Geologie der Insel Amboina. — Amboma» Handel. — Rumphius' Grab. — Sem Leben und seine Werke........158 Achtes Kapitel. Hum. Abschied Von Amboina. — Die Nmdküste Ccrams. — Wahai. — Bnru, — Kayc'li. — Ausflüge nach verschiedenen Theilen der Bai von Kayöli. — Eine Heimath im Walde, — Malaiische Küche, — Tabak und Mais. — Flüge Papageien, — Schöuc Vögel. — Geschichte von Bnru. — Die Religion und Gesetze der Alfura. — Das Kopfschceren bei einem jungen Kinde. — Ein Hochzcitsschmaus, — Ehcgesetze in mohammedanischen Lätt-dcrn. — Eine malaiische Hochzeit, — Das Opinm, feine Wirkungen und seine Geschichte. — Kayu-puri-Oel. — Gärten unter dem Meere. — No> ban. — Das Abbalgm der Vögel. ^ Eine Hirschjagd. — Tropische Plagen. — Dinding. — Eine drohende Flotte. — Eine Seite voll Roman. - Ein letzter Blick aus Burn...............189 Nenntet« Kapitel. Ternntc, Tidoie und Gilolo. Jahreszeiten auf Ceram und Burn. — Bachian und Matian. -. Aus-brüche des Vultans Ternate. — Ferdinand Magellan. — Die katholische Religion ans den Molukken. ^ ssrühere Monopole. — Tidore. — Die Bluthunde vou Gilolo. — Völkerwanderungen. — Ein Mutteimaal. — Die Molukten.Pasfage, — Malaiische Seeräuber. - Sie fordern die Hollän- der heraus..................... 224 Zehntes Kapitel. Die nördliche Wbmsel von Triebe«. Der Berg Klabat. — Äcma. — Eine Babuusajagd. — Ein Lager am Meere. — Ungeheuer große Schlangen, — Von Kenia nach Mcuado. — Vulkanischer Ausbruch des Berges Kemaas, — Bcvolteruug der Mnahassa. -^ Vom Pferde geworfen. — Die Ban tils. - Ein lebendiger Tod, — Gc< XU Inhalt. Seite schichte des Kaffcebaumes. — Im Rachen eines Krokodils. — Die Bai von Mcnado. — Der Lmu-See. — Ein Hain bei Mondschein......243 Elftes Kapitel. Die Minchassll. Der Wasserfall bei Tinchep, — Eine Scklammquelle, — Ein siedender Pfnhl. — Die frühere Beschaffenheit nnsercr Erde. — Der Tondano^See. — Eine der schönsten Aussichten in dcr Welt. — Palmwein. — Gräber der Eingebornen, — Christenthum und Bildung. - Tanjong Flasco. — Goldbergwerte auf Celebes. — Die Insel Buton. — Macassar. — Eine Rasende 269 Zwölftes Kapitel. Sumnirn. Padang, — Schöne Spazierfahrten. ^ Fahrt über Ströme. - Die Spalte. — Halbmondförmige Dächer. — Ausspannung des Ohrläppchens. — Caüons. — Der große Krater von Maniudyn, — Ungeheuer große Amphitheater. — Ophir. — Goldbcrgwcrkc............ . 2iN Dreizehntes Kapitel. Ins Mmd der Menschenfresser. Das Thal von Vondyol, — Assen. — Der Orang-Utan. — Lubu Sipping. — Tiger und Bussel, — Das Thal von Nau. - Ein Batta^ Grab. — Eine Fahrt am Rande eines Abgrundes. ^- Dämmerung und Abend. — Padang Sidcmpuan. — Unter den Menschenfressern. — Fahrt von der Barizan-Kctte hinab. — Die Hängebrücke von Notang. -^ Goldener Schmuck. — Der Kampherbaum............309 Vierzehntes Kapitel. Aückreise nuch Mitmng. Die Bai von Tapanuli. — Die Teufelswohnung. — Ein gefährlicher Ucbergang über einen Fluß. — llntcr den Vattas. — Missionäre und ihre Bräute. — Die Schmäuse der Menschenfresser. — Der Pfcfsechandcl. — Die Engländer erscheinen im Morgcnlande. — Von einer starten Bö getroffen. -- Ayar Bangis und Natal, — Des Königs Geburtstag. — Was die Malaien für Begriffe von Größe haben ............ 331 Fünfzehntes Kapitel. Die DadnnZer Hochebene. Donner und Blitz in den Tropengcgmden. — Paya Kombo und das Vull-Thal. — Die Höhle bei Bna. — Daö Thal hinauf nach SutaNajah. — Die alten Hauptstädte vou Meuanglaban. — Die Reformatoren von Kormchi. ^ Wie die Malaien i!mttenschlösser machen. — Ein einfache« Mahl. — Geologische Geschichte dcr Hochebene. — Die dreizehn verbündeten Städte. — Die Flanken dcS M'rapi. — Eingcborne von den Pagi-Inseln. — Wo das Veüen des indischen Oceans beginnt......349 Sechzehntes Kapitel. chuer über Sunmtrn. Die Bai von Venculen. — Die Natten-Insel. — Verlust der Samm-lung des Gouverneur Raffles. — Eine Falle für Tiger. — Blutegel. — Inhalt. xni Seite Grubm für das Nashorn, — Jungfräulich»: Kinder. — Hochebene des Musi, — Von Kopaiyong nach Kaban Agong. — Eingeborne werden von Tigern umgebracht, — Sumatras Reichthum, — Die Anak Gadis. — Truppe Affen, — Von Tcbing Tingi nach Buuga Mas. — Wir stoßen anf einen Elephanten. — Unter Tigern. — Das Pasuma-Bolt. — Die Reise zu Pferde ist vorüber. — Das Wildland............371 Siebenzehntcs Kapitel. Halemdung, Mnm und Singapore. Der Dempo-Bcrg. — Flöße von Cocosnnssen. ^ Fahrt dm Limatang hinab. — Banmwollc. — Eine Braut kostet so viel wie ein Büffel. — Aus dem Fegefeuer in's Paradies. — Palembang. — Die Kubus. ^ Banca. — Zinn. ^ Singapore. — Mit einer Pythonschlange beschenk. ^~ Die Pythonschlange entwischt. — Ein Kampf aus Leben und Tod. — Abfahrt nach Chma..................3W Gcher Anhang. Flächeninhalt der Hauptinscln nach Varon van Carnb»'e.....416 ^writer Anhang. Bevölkerung des Niederländischen Indien im Jahre Mi5 . . . . 41? Dritter Anhang. Höhcntasel der Hauptberge im Archipel.........'. 418 Vierter Anhang. Kaffee-Verkanf des Gouvernement in Padang........420 Mnftei Anhang. Javas und Maduras Handel im Jahre l«l!4........421 Sechster Anhang. Verzeichnis; der vom Verfasser anf der Insel Bnru gesammelten Vögel 422 Uegister..........425 VereeutmilH äer Zllußrniionen. Scitc 1. Die Frauen eines der höchsten Fürsten in Java. (Nach einer Photo, graphic, Titeltupscr.) 2. Gcflügelhäudler in Batavia. (Nach einer Photographie,)..... 12 3. Die GouvcrncmcntSgcbändc in Vatavia. (Nach einer Photographie) . 14 4. Nn Javanese nebst Familie. (Nach einer Photographie)..... I? 5. Nahden Salch, (Nach einer Photographie)......... 20 6. Rahdcn Saleh's Palast. (Nach einer Photographie)...... 20 7. Ein Tandn, (Nach einer Photographie).......... 29 8. Besprcngung der Straßen in Vatavia. (Nach einer Photographie). . 38 9. Ein Äüng.................... 41 10. Ein Eingeboiner von Belutschistan, lNach einer Photographie) ... 41 11. Sapis oder Ochsen von Madura. (Nach einer Photographie) ... 44 12. Fruchtmaitt. (Nach einer Photographie).......... 62 13. Grabmal des Sultans in Palembang........... 94 14. Der Piuaug oder die Bctelnusipalme. (Nach einer Zeichnung von Nahden Saleh)................... 132 15. Nach dem Bade. (Nach einer Photographie)......... 134 16. Musikalische Instrumente der Malaien (Batavia)........ 140 1?. Ein Dyat oder Kopfjäger von Borneo. (Nach einer Photographie) . 15,2 18. Landung auf der Südküste Cerams durch die Brandung hindurch. (Nach einer Ski;',e).................... 154 19. Die ^ontar-Palme .................. 163 20. Besteigung des brennenden Berges auf Vanda. — Durch ein Farn« traut gerettet. (Nach einer Skizze)............ 174 21. Ein Dschungel................... 195 22. Ein malaiischer Opiumrauchcr. (Nach einer Photographie) .... 211 23. Die Gonntti-Paline. (Nach einer Skizze).......... 280 24. Der Bambus................... 284 25. Zugang ;ur „Spalte" iu der Nähe von Padang....... 296 26. Frauen von Mmangkabau............... 300 Verzcichniß der Illustrationen. xv Seite 27. Eme Landschaft im Innern Sumatras........... 30? 28. Eine Fahrt an jäher Felscnwand............. 318 29. Hängebrücke von Rotang ans Sumatra .......... 325 80. Ein Eingcborncr von Ätias.............. 339 31. Eingcborne von den Pagi-Inscln............. 368 32. Singapore.................... 398 33. Eine Ansicht auf dem Flusse Limatang in Sumatra...... 401 34. Frauen aus Palcmbang < ..^ 35. Palembang bei Hochwasser j ' - - ' 36. Erlegung der Pythonschlange.............. 414 3?. Die Insel Sumatra................. 291 38. Karte zu Professor Biämorc's Reisen im ostindischeu Archipel . Nm Ende. Verbesserungen. S. 13 Z, 16. v. o. lies: „. Mit ihm wird eine eng anschließende Jacke oder Bajn getragen." statt: „ , nnd dann Baju genannt," S. 20 Z, 11 v, o. lies: „Untcrgrnndpflügen" statt „Untcrgrnndpfluge". S, 34 Z. 3 v, o. „ „bedeckt" statt „edeckt". S, 9!) Z. 18 v. u. ,, „Capita»" statt „Capitan". S. 108 Z. 11 v. o. „ „wird vermittelst der bcißzangenartigcn Scheeren erlangt, die an seinen hinteren Gliedern hängen" statt „wird dadurch erlangt, daß es die Nuß mit seinen beißzangcnartigcn Schcerm an den hinteren Knoten aufaßt". S. 108 Z. 1!) v. u. „ „Tritonshörner" statt „Wasser-Salamander". S. 124 Z. 3 v. o. „ „Müller" statt „Müller". S. 12? Z. 1« v. u. „ „inoiZil," statt „i ei«ll". S. 191 Z. 10 v, o, „ „großen weißm Tauben" statt „großen Tanben". S. 201^ Z. 8 v, n. „ ,,^'lu^lekut," statt „I'i'udiäuril^nekutt". S. 217 Z. 1 v, u, „ „von den Fasern der Gomutipalmc" statt „vom Cocosbast" S. 264 Z, 12 v, o. „ „Opas" statt „Upas". S. 2«7 Z. 9 v. o. „ „^.nlidag" statt „^.ri^das". Erstes Kapitel. Die Snnda-Ztraße und satama. Am 19. April 1805 war ich fünfzig Meilen östlich von der Ehristmas-Inscl*) und schwamm anf dein gnlen Schiffe „Memnon" der Sunoa-Straße zu. Ich ging nach Vatavia, um von da nach den Gewürz-Inseln zu segeln, die östlich von Celebes liegen, und die schönen Mnscheln jener Meere zu sammeln. Diese Gegend hatte ich vor jedem andern Theile der Welt gewählt, weil dort Numphius, ein Gelehrter, der viele Jahre in Amboina, der Hauptstadt jeuer Inseln, lebte, die erste Mnschel-sammlnng aus dem Orient machte, die je mit hinreichender Genauigkeit beschrieben nnd abgebildet wnrdc, um wissenschaftlichen Werth zu haben. Sein großes Werk, die „HnriteitkÄinsr" oder das Naritätencabinrt, wurde im Jahre 170l> veröffentlicht, mehr als sechzig Jahre vor der zwölften Allsgabe des „^Moniil, ^ti,-wrae" von Linnö, „dem Vater der Naturgeschichte", der sich auf die in jenem Werke enthaltenen Abbildnngcn bezog, um einen Theil seiner eignen Schriften zn erläntern. Im Jahre 1811, als Holland eine französische Provinz ward und der Plan gefaßt wurde, Paris zum Mittelpunkte der Wissenschaft und Gelehrsamkeit in Europa zu machen, soll diese Sammlung von Leydcn dorthin geschafft und später wieder zurückgebracht worden, während dieser beiden Uebersiedclungen aber ein großer Theil der Exemplare verschwunden, nnd was von der werthvollen Sammlung übrig blieb, *) Weihnacht Insel, 1" 5,«' iwrdl, Bl,. 2^" östt. 5!. Biltmore, Meisen im ostmdlschcn Archipel. ^ 2 Wir nähern uns der Küste Javas. soll endlich durch das große Museum iu Lenden zerstreut worden sein. Theils um Numphius' Exemplare wiederherzustellen, theils um eine solche Mustersammlung in nnser eignes Vaterland zu bringen, ging ich hin, um auf den nämlichen Spitzen und Vorgebirgen und in den nämlichen Baien, wo Rumphius' Exemplare gefunden wurden, selbst nach den Mnscheln zu suchen, die in der „liariteitkamor" abgebildet sind. Als wir nns der Küste Javas näherten, deuteten vorbei-treibendc Eocosnüsse und Bruchstücke vom Meere fortgespülter Palmen an, daß wir an ein Land herankamen, das wenigstens von den gemäßigten Ufern, die wir hiuter uns gelassen, sehr verschieden war, und wir konnten einigermaßen die Freude des Eo-lnmbus empfinden, als er zum ersten Male den neuen Zweig nnd seine zinnoberrothen Beeren sah. Ja, fremd und seltsam muß dies Land sein, zu dem wir eben kommen, denn wir sehen hier Schlangen auf dem Wasser schwimmen, nnd dann und wann Felsenstücke auf dem Meere treiben. Auch neue Vögel erscheinen, bald einzeln den Himmel durchsegelnd, bald in Flügen über bestimmten Plätzen schwebend, in der Hoffnung, ihre hungrigen Magen mit den kleinen Fischen zu befriedigen, die dem schwimmenden Treibholz folgen. Hier mußte es sein, wo man, wie die alten holländischen Matrosen fabelten, den — damals unbekannten — Baum sehen konnte, der jene sonderbare Frucht, die doppelte Cocos-nuß trug. Sie stellten ihn immer dar, als steige er aus großer Tiefe empor und breite seine obersten Blätter auf der Oberfläche des Meeres aus. Er wurde von einem Vogel bewacht, der kein wirklicher Vogel, sondern halb vierfnßiges Thier war, und wenn ein Schiff in die Nähe kam, so wurde es unwiderstehlich nach jener Stelle hingebogen, und von seiner unglücklichen Mannschaft entging nie Einer dem Schnabel und den furchtbaren -Krallen dieser unersättlichen Harpye. Solche Wunder verschwinden aber leider vor dem Lichte der fortschreitenden Wissenschaft, und der Fürst von Ceylon, der für ein einziges Exemplar ein ganzes mit Gewürz beladenes Fahrzeug gegeben haben soll, hätte seines Herzens stärksten Wunsch befriedigen können, wenn er nur gewußt hätte, daß die Frucht auf den Seychellen, nördlich von Mauritins, nicht selten war. Die Passate wurden bald leicht und unstät. Heftige Regen-Böen mit Donner nnd Blitz waren häufig, nnd drei Tage später Balsamische Brisen der morgenländischen Inseln. I erschienen, als sich eine derselben verzog, die hohen Berge am Iava-Vorlande einen vollen Viertelgrad über dem Horizonte, und seine schwarzen Schultern erhoben sich ans einein schönen Mantel der hermelinweißen, stockigen Wolken, die man Onmnli*) nennt. Obwohl wir nns noch fünfunddrcißig Meilen vom Ufer befanden, so kamen doch eine große Menge Wasserjungfern mn das Schiff herum; ich imvrovisirtc daher schnell ein Netz und fing eine stattliche Zahl derselben. Nach Sonnenuntergang war dem Ufer gegenüber ein leichtes Lüftchen, das uns bis auf wenige Meilen vom Lande brachte, nnd zu Mitternacht rief mich der Capitün anf Deck, nm „die balsamischen Brisen der morgenländischcn Inseln" zn genießen, nnd allerdings schien mir sowohl als den Anderen die Luft den starken Duft von frisch gemähtem Klee zu habeu, nur war er viel gewürzhafter. In jener Stnnde war es ganz heiter, aber bei Sonnenaufgang stieg ein dicker Nebel von: Ocean auf, und diese Erscheinung wiederholte sich jeden Morgen, an dein wir in die Sunda-Straße hineinzufahren suchten. Da wir während des Wechsels der Monsune angekommen, so waren Windstillen so anhaltend, daß wir uns sechs Tage lang vergebens bemühten, fünfzig Meilen zurückzulegen. Wenn eine Brise nns bis nahe an die Mündung des Kanals hinanfbrachte, so legte sie sich dann allmülig und ließ eme starke Strömung uns nach Osten fortreißen, und einmal wurden wir auf höchst unangenehme Weise in die Nähe der hohen, drohenden Felsentlippen an der Palembang-Spitze, ain Iava-Vorlandc, geführt. Wer in dieser Zeit des Jahres die Sunda-Straße, oder im Anfange des entgegengesetzten Monsnn die Om-bay-Straße passirt hat, wird sich leicht an die vielen ermüdenden Stunden erinnern, die er verbrachte, indem er auf eine günstige Brise wartete, um ihn auf seiner langen Neise nur ewige Meilen weiter zu führen. Während jener sechs Tage goß die Sonne zn Mittag ihre heißesten Strahlen herab; der Thermometer zeigte 88« bis 90" Fahr. **) im Schatten, und nicht das leiseste Lüftchen bewegte sich, um eine flüchtige Milderung zu gewähren. Obgleich ich ein Jahr lang beständig fast unter dem Aeqnator war, so waren doch diese sechs Tage die widerlichsten und drückendsten, die ich je erlebte. *) Haufenwolten. — -"*) 24,.^) bls 25",78 U. 1* 4 Ein Regenschleier. Der Berg hinter Cap Java schicn König Aeolus' Lieblingssitz zu sein. Wolken kamen aus allen Himmelsgegenden mid sammelten sich um seinen Gipfel, bis die Sonne den Zenith erreichte; aber bald nachdem sie am westlichen Himmel hinabzuwandern begonnen, sah man rings um die Vergkrone Vlitze ihre gezückten Zungen schleudern, und dann wälzten sich plötzlich, als ob die Winde sich aus der gewaltigen Hand ihres Königs losgerissen hätten, dicke Wolkenmassen die Bergwände herab, Blitze schössen hierhin und dorthin, und einmal über das andere krachten und rollten die Donnerschläge stark genug, um das ganze Firmament zu erschüttern. Wir sind nicht allein. Noch sechs bis acht Schiffe werden ebenfalls hier aufgehalten — denn diese Sunda-Straße ist das große Thor, durch welches die meisten werthvollen Theesorten und theuren Seidenstoffe von China nnd Japan hcrauswandcrn, und diese Fahrzeuge schaffen Bamnwollenwaaren nach jenen Ländern, um sie zum Theil für solche Luxusartikel umzutauschen. Am Abend des sechsten Tages nahm nns eine günstigere Brise langsam mit den Kanal hinauf an einer Gruppe großer Felsen vorbei, wo sich das unaufhörliche Wogcn des Oceans brach und in der stillen Nacht sie ertönen machte, gleich dem Heulcu und Knurren eines grimmigen Ungeheuers, das hingesetzt, den Weg zu bewachen, und unfähig war, seine erwartete Beute am Entkommen zu hiudern. Mit dem Morgen kam eine schöne Brise, und als wir die Straße hiuaufsegclten, zogen mehrere kleine Regenschauer über die dem Ufer parallelen Berge auf der javanesischen Seite hin, einmal ließ cine lange Wolke ihre Enden auf zwei Bergen ruhen uud entfaltete aus ihrer dunkeln Masse einen dünnen Schleier von funkelndem Regen, durch den wir ganz deutlich alle Umrisse und das hellgrüne Laubwerk des hinter ihr liegenden Thals sehcu konnten. Die hochbebanten Ländereien in der Nähe des Wassers und auf den unteren Abhängen der Berge, deren Gipfel eine einzige dichte Masse vo>: immerwährendem Grün waren, machte für mich den ganzen Anblick höchst bezaubernd; aber unser Ca-pitän (der von Cape Cod in Massachusetts war) behauptete, die Sandhügel auf der äußern Seite von Cape Cod wären für ihu unendlich reizender. Auf den Untiefen nahe dem Ufer nahm das klare Seewasscr im hellen Sonnenlichte eine schöne smaragdgrüne Färbung au, und hier fuhren wir, wo die Gezeiten sich begegneten, Wir sehen die ersten Malaien. ' 5 die in verschiedenen Richtungen begannen, an langen Reihen Sevia-tnochen und Theilen von geheimnißvollen Früchten vorüber. Fast alle in der Straße liebenden Inseln sind steile, vulkanische Kegel, mit ihren Grundflächen unter dem Meere; das hellgrüne Laubwerk auf ihren Wänden bildet mit dem blauen Ocean zu ihren Füßen, wenn die Wogen vor einer starken Brise hinwegrollen, einen angenehmen Contrast; aber wenn es windstill ist und das Wasser das Licht wie von einem volirten Spiegel zurückwirft, erscheinen sie wie riesenhafte Smaragde, die in ein silbernes Meer gefaßt sind. Als wir uns Angir näherten, wo Schiffe, die nach China fahren und von dort kommen, hänfig anhalten, um sich mit frischem Proviant zu versorgen, sahen wir, zu unserm großeu Schrecken, ein Dampfschiff! War es der Seeräuber Schenandoah, und sollte dort, fast am Ende unserer langen Neisc, unser Schiff aufgebracht und verbrannt werden? Ich muß gestchen, dies fürchteten wir Alle, bis wir nahe genug kamen, um die „Sterne und Streifen" der loyalen Flagge unsers Vaterlandes zu sehen. Hier ruderten viele Malaien in ihren Canoes vom Lande ab, um uns Früchte zu verkaufen. Wir beobachten das Nahen des ersten Bootes mit einem besondern, nnbeschreiblichen Interesse. Es enthält zwei jnnge Männer, die ruderu. Sie sind in weite Hosen und Jacken von Kattun gekleidet und haben baumwollene Tücher um die Köpfe gebunden. Dies ist der gewöhnliche Anzng im ganzen Archipel, anßer daß, anstatt der Hosen, der Sarong getragen wird; letzterer ist ein Stück Vaumwollenzeug, sechs Fuß lang und zwei Fuß breit; die beiden kürzeren Seiten sind zusammengenäht, so daß es einen Sack gibt, der oben und unten offen ist. Diesen ziehen die Männer über den Leib au und nehmen ihn anf der rechten Hüfte zusammen; der lockere Theil wird dann gedreht uud unter den um den Leib gehenden Theil gesteckt, so daß er einen rohen Knoten bildet. Im Hintertheil des Bootes sitzt ein Manu, die Füße nnter sich; er steuert das Canoe und hilft demselben zu gleicher Zeit mit seinem Nuder vorwärts. Er ist in ein kuapp anschließendes rothes Hemd gekleidet? Nein! Außer dem, womit die Natur ihu verseheu hat, ist er mit keiner Kleidung belastet; nur um die Lenden hat er ein schmales Stück Zeug, das gewöhnliche Arbcitskostüm der Kulies oder ärmeren Klassen. Er bringt mehrere Arten Bananen, grüne Cocosnüsse 6 ' Einfahrt in die Java-See. und den „Pompelmus", der cine riesenhafte Orange, von sechs bis acht Zoll Durchmesser, ist. Er ist ganz glücklich und schwatzt mit der erstaunlichsten Schnelligkeit. Nach einem gelegentlichen Worte, das halb englisch sein mag, vermuthen wir, daß er, gleich Händlern in der westlichen Welt, in nicht eben bescheidener Weise von dem Werthe dessen spricht, was er zu verkaufen hat. Jetzt bekommen wir den Berg Karang, hinter Angir, zu sehen, der seine Krone von grünem Laubwerk zu eiuer Höhe von fünftausend Fnft erhebt; eine leichte Brise nimmt uns mit um Cap St. Nicolas, die Nordwest-Spitze von Java, herum. Es ist ein hohes Land, mit scharfen Bergrücken, die bis zum Wasser herabgehen und so eine Neihe kleiner felsiger Vorgebirge bilden, welche durch kleine sandige Baien von einander getrennt sind. Diese kommen, während wir dahinsegeln, heran und öffnen sich unseren Blicken mit einem höchst reizcndeu panoramischen Effect. In der Nähe des Ufers sieht man einige Malaien auf ihren Prauen oder großen Booten, wahrend andere in Gruppen auf den Gestaden um ihre Canoes herum erscheinen, nnd nnr dann und wann erblicken wir ihre rohen Hauser unter den federartigen Blättern der Cocospalme. Wir sind in der Java-See. Es kommt uns sonderbar vor, nachdem wir mehr als hundert Tage lang beständig muhergewor-fen nnd geschleudert worden sind, unser Schiff so stätig dahingleiten zu fühlen, und nachdem wir den Horizont Tag für Tag stundenweise durchforscht, in der Hoffnung, ein einziges Fahrzeug entdecken zu können und so zu wissen, daß wir auf „der weiten Wüste der Gewässer" wenigstens einen Gefährten hatten, nun auf allen Seiten Land und in allen Richtungen kleine Boote über das ruhige Meer zerstreut zu sehen. Jene Nacht ankerten wir in der Nähe der Babi-Znsel, auf einem Grunde von sehr weichem, klebrigem Thon, der großeniheils aus Bruchstückeu von Muscheln und Korallen bestand. Vom Ufer her kam ein Boot, und da der Führer desselben ein wenig Englisch sprechen konnte, so nahm ich meinen ersten Unterricht im Malaiischen, der gemeinen Sprache oder ^inAUll ii-^u^u des ganzen Archipels. Da es, wenn ich unter diesen Eingebornen leben und Muscheln von ihnen kaufen wollte, nothwendig war, daß ich wenigstens mit ihnen sprechen konnte, so war, als ich im Orient anlangte, meine, erste und ge^ bietcrischeste Aufgabe, diese Sprache zu lernen. Das Malaiische, Javas alte Geschichte. 7 wie man es in Batavia nnd in allen holländischen Häfen und Posten anf den nach Osten gelegenen Inseln spricht, unterscheidet sich sehr von dem Hoch- oder reinen Malaiischen, wie es im Me-nangkabau-Lande im Innern von Sumatra, nördlich von Padang, gesprochen wird, aus dem die Malaien ursprünglich kamen: nachdem sie von Insel zu Insel gezogen sind, haben sie sich über ganz Malaisien, das heißt, den großen Archipel zwischen Asien, Australien und Neu-Guinea, verbreitet. Das Nieder- oder gemeine Malaiisch ist vielleicht von allen Sprachen in der Welt die einzige, die sich ganz leicht erlernen laßt. Es enthält keine rauhen und harten Kehllaute oder andere Consonantcn, die schwer anzusprechen sind. Es ist weich und wohlklingend und gleicht in seinen flüssigen Lauten etwas dem Italienischen; wer es gelernt hat, kann nie ermangeln, so oft in seiner Gegenwart ein Wort ausgesprochen wird, durch die zarte Mischling von Vocalen und Konsonanten be-zaubert zu werden. Die einzige Schwierigkeit bei dieser Sprache liegt darin, daß bisweilen Wörter von ganz verschiedener Bedeutung so ähnlich sind, daß man Anfangs eins mit dem andern verwechseln kaun. Jeder Europäer im gauzen Niederländischen Indien spricht Malaiisch. Es ist die einzige Sprache, in der mau die Dienstleute anredet, nnd alle europäischen Kinder, die auf diesen Inseln geboren werden, lernen es von ihren malaiischen Ammen lange zuvor, ehe sie die Sprache ihrer Eltern zu sprechen im Stande find. Solche Kinder finden es dnrchgängig schwer, die harten, durch die Kehle gesprochenen Lante der holländischen Sprache herauszubringen, und die Malaien selbst sind nie im Stande, sie gut zu sprechen; aus demselben Grnnde sprechen Holländer das Malaiische selten so richtig wie Engländer und Franzosen.- Wir sind jetzt auf der Höhe der alten Stadt Bantam uud blicken hier natnrgcmäß anf die Ncisen der frühesten europäischen Seefahrer in diesen Meeren und auf die Hauptereignifse in der alten Geschichte der reichen Insel Java znrück. Das Wort Java, oder richtiger „Iawa", ist der Name des Volkes, das ursprünglich nur in dem östlichen Theile der Insel lebte; in neueren Zeiten aber hat es sich über die ganze Insel verbreitet und ihr seineu Nameu gegeben. Die Chinesen behaupten, sie in alten Zeiten gekannt zu haben, uud nennen sie Chi-po 8 Marco Polo. oder Cha-po, was Iawa eben so nahe kommt wie ihre heutige Aussprache der meisten fremden Namen. Dem Nbendlande wurde sie zuerst durch jenen großen Nei senden, Marco Polo, in seiner Beschreibung der Länder bekannt gemacht, die er auf seiner Reise von China nach dem Persischen Meerbusen, in der letzten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts, sah oder passirte. Er sah sie nicht selbst, sondern sammelte uur von Anderen Berichte über sie. Er ueunt sie Giaua uud sagt, sie erzeuge Gewürzuelken und Muskatennüsse, doch wissen wir jetzt, das; sie alle von den weiter ostlich liegenden Gewürz-Inseln nach Java gebracht wurden. In Betreff des Goldes sagt er, sie li> fere eine Menge desselben, ,,dic alle Berechnung uud allen Glauben überstiege". Auch dieses wurde wahrscheinlich von anderen Inseln, hauptsächlich von Sumatra, Borueo und Celebes gebracht. Im Jahre "149,^, ein Jahr nach der Entdeckung Amerikas durch Columbus, entdeckte Bartholomüo Dias, ein Portugiese, die Südsvihe von Afrika, die er das Cap der Stürme nannte, von der aber sein König sagte, sie solle das Cap der guten Hoffnung heißen, weil sie gute Hoffuuug gab, daß sie endlich einen Weg nach Indien zur See entdeckt hatten. Demgemäß sandte der Königs) im nächsten Jahre Pedro da Covilham und Alfonso de Panva direct nach dem Orient, um diese wichtige Frage zu entscheiden. Sie kamen als reisende Kaufleute von Genua nach Alexandria, von da nach Cairo und das Rothe Meer hinab nach Aden. Hier trennten sie sich — Payva, um ,,Prester John", einen christlichen Fürsten, aufzusucheu, der iu Nbyssinien über ein Volk von hoher Bildung regieren sollte, und Covilham, um Indien zu besuchen; in Cairo oder Memphis wollten sie, wie sie ausgemacht hatten, wieder zusammentreffe!«. Payva starb, ehe er die Hauptstadt Abysstuiens erreichte, aber Covilham hatte uach Judien eine glückliche Neise, machte dort Zeichnungeu von den Städten und Häfen, besonders von Goa und Calicut (Calcutta), uud merkte ihre Lage auf einer Landkarte an, die ihm König Johann von Portugal gab. Von da kehrte er längs der Küste vou Persieu nach Cap Guardafui zurück, sehte seine Reise südlich bis Mozambique und „Zofala" fort, ermittelte dort, daß dieses Land sich an das Cap der guten Hoffnung anschließe, und war *) Valcntytt, Geschichte der Molutkm. Alte Reisen nach dem Morgenlande. 9 also der Erste, der wußte, daß cs möglich sei, zu Schiffe von Europa nach Indien zu fahren. Von Zofala begab er sich wieder nach Abyssinien und sandte durch einige portugiesische Kaufleute, die in Memphis Handel trieben, sein Tagebuch, Karten nnd Zeichnungen nach Genua. Als König Emanuel, der Nachfolger König Johann's, diese Nachricht erhielt, sandle er während des folgenden Jahres, -1495, vier Schiffe unter Vasco di Gama ans; dieser besuchte Natal und Mozambique, war 149k in Calcutta und 149!) wieder in Lissabon, Im Jahre 1509 kamen die Portugiesen, unter Sequiera, zuerst in den Archipel. Während des nächsten Jahres besnchte Alfonso Albuquerque Sumatra, nahm 1511 die malaiische Stadt Malacca lind errichtete einen Militär-Posten, von welchem er Antonio d'Abreu aussandte, um die (Gewürz-Inseln anzusuchen. D'Abreu legte auf seiuem Wege nach Osten in Agasai (Gresik) auf Java an. Im Jahre 151! besuchten die Portugiesen Bantam, nnd zwei Jahre später wurde Alvrin vou Malacca mit vier Fahrzeugen gesandt, um ciilc Ladung Gewürze von einem Schiffe wegzubringen, das auf seinem Rückwege von den Gewürz-Inseln an der javanesischen Küste gescheitert war. Ludovico Varthema war der erste Europaer, der Java nach eigener Beobachtung beschrieb. Er blieb vierzehn Tage auf der Insel, aber seine Schilderungen sind theilweise verdächtig, denn er erzählt, daß Eltern ihre Kinder verkauften, um von den Käufern gefressen zu werdeu, und daß er selbst aus Furcht, man werde aus ihm eine Mahlzeit machen, die Insel eilig verlassen habe. Im Jahre 159j) kam die erste holländische Flotte, unter Hout-man, auf der Höhe von Bantam an; sie fanden den eingebornen König mit den Portugiesen im Kampfe, und auf sein Anerbieten, ihnen einen Platz zn geben, wo sie sich niederlassen und anfangen könnten Pfeffer zu kaufen, welcher damals fast der einzige Ausfuhrartikel war, leisteten sie ihm gern Hülfe gegen ihre Rivalen. Dem Beispiele der Portugiesen nnd Hollander folgend, sandten die Engländer im Jahre 1602, während der Negierung der Königin Elisabeth, eine Flotte aus. Diese Schiffe legten in Achin auf der Westseite von Sumatra au und fuhren vou da uach Bantam. Im Jahre 1610 bauten die Holländer ein Fort in einem Dorfe der Eingebornen, das Jactra, „das Werk des Sieges", 40 Innere Geschichte von Java. hieß, welches sie aber Batavia nannten. Dies wurde 4619 zerstört, nnd der erste holländische General-Gouverneur, Bolt, beschloß, es wieder aufzubauen nnd seineil Wohnsitz von Bantam dorthin zn verlegen, was am 4. März jenes Jahres geschah. Das war die Gründung der jetzigen Stadt Vatavia. Die Engländer, die sich unterdessen in Bantam festgesetzt hatten, zogen sich 1<>83 wieder znrück. Im Jahre 1811, als Holland Frankreich unterworfen ward, wnrde die französische Flagge in Vatavia aufgezogen, aber in demselben Jahre nahmen es die Engländer weg. Am 19. August 1816 gaben sie es den Holländern zurück, die es bis jetzt ununterbrochen gehalten haben. Werfen wir einen Blick auf die innere Geschichte von Java, so finden wir, daß vor dem Jahre 1250 nach Chr. der Hinduismus, das heißt eine Mischung von Buddhaismus und Vrahmais-mns, viele Jahrhunderte lang die herrschende Religion gewesen war. Zu jener Zeit wnrde ein Versnch gemacht, den regierenden Fürsten zur mohammedanischen Religion zu bekehren. Dies gelang nicht; aber die neue Religion gewann so bald darauf einen festen Boden und verbreitete sich so schnell, daß im Jahre 1475, bei dem Sturze des großen Reiches Majapahit's, der über ganz Java und die östlichen Theile von Sumatra herrschte, ein mohammedanischer Fürst den Thron einnahm. Bis zu dieser Zeit sprach das Volk in dem westlichen Theile von Java, östlich bis Cheribon (ungefähr 109" östl. Länge), eine Sprache, die man Snndancfisch nennt, und nur das Volk in dem übrigen östlichen Theile der Insel sprach Javanesisch; aber im Jahre 1<811 sprachen neun Zehntel der ganzen Bevölkerung von Java Javanesisch, und das Sundanesische war bereits auf die Gebirgsgegenden des Südens und Westens und auf eine kleine Colonie bei Bantam beschränkt. Bald nach der Gründung Batavias schlössen die Holländer ein Offensiv- und Defensiv-Bündniß mit dem Hauptfürsten, der in der Nähe von Snrakarta residirte. Gegen seine Macht empörten sich von Zeit zu Zeit verschiedene Häuptlinge, und die Holländer erhielten für die Hülfe, die sie ihm leisteten, die Gegend, wo die jetzige Stadt Samarang liegt. Auf diese Weise vergrößerten sie ihren Flüchenranln fort und fort bis 1749, wo der damals regierende Fürst eine officielle Urkunde unterzeichnete, in welcher er ,,für sich und seine Erben der Oberherrschaft des Landes entsagte, dieselbe auf die holländische Ostindische Compagnie übertrug und Die Nhede von Batama. 11 ihr überließ, sie in Zukunft an Jeden abzutreten, den sie etwa für passend hielt, das Land zum Nutzen der Compagnie und Javas zu regieren." Sieben Jahre vor dieser Zeit war das Reich dem Namen nach getheilt worden zwischen dem Erbprinzen, der Susnnan oder ,,Gegenstand der Anbetnng" betitelt wnrde und dessrn Nachkommen jetzt in Snratarta am Solo residircn, und einem zweiten Prinzen, der den Titel Sultan führte und dessen Nachkommen ihre Residenz in Jokyokarta haben. Jeder empfängt von der holländischen Negierung eine bedeutende Leibrente und hält eine große Anzahl Diener. Ihre Weiber werden aus allen ein-gebornen Schönheiten im Lande ausgewählt, nnd der beigegebene Holzschnitt, der nach einer Photographie gefertigt ist, stellt diejenigen eines der höchsten geistlichen Würdenträger im vollen Kostüm, aber barfuß dar, genau so, wie sie sich bei festlichen Gelegenheiten kleiden, um vor ihrem Eheherrn und seinen versammelten Gästen zu tanzen. Am nächsten Tage gegen ein Uhr, wo die Seebrise kam, segelten wir dnrch die vielen Inseln dieses Theils der javanesischen Küste hinauf. Sie sind alle sehr niedrig nnd platt nnd mit kurzem, dichtem Gesträuche bedeckt, aus welchem die schlanke Cocos-palme und der Waringin oder indische Feigenbaum aufsteigt. Dieses grüne Laubwerk ist nur durch eiuen schmalen Strand von elfenbeinweißem Korallensand vom Meere getrennt, der das helle Licht der Mittagssonne zurückstrahlt, bis es wirtlich blendend wird. Wo die Uferbünke schlammig sind, sieht man Mangclbäume unterhalb der Linie des Hochwasserstandes, die sich mit Hunderten sich verästelnder Würzelchen an der weichen Erde festhalten, als ob sie als Land zu beanspruchen suchten, was in Wahrheit zum Gebiete des Meeres gehört. Diese dichte Vegetation ist eine der großen Eigenthümlichkeiten, wodurch sich die tropischen Inseln ans^richnen, nnd die beständig veränderte Gruppirnng der Palmen, Mangel- nnd anderer Bäume, sowie die unregelmäßige Eontour und Relief der Ufer bieten eine endlose Neihe vortrefflicher Ansichten dar. Als wir an einer der äußeren Inseln vorüberfuhrcn, waren ihre Bäume ganz mit Milanen, Möven und anderen Seevögeln bedeckt. Am nächsten Abend kamen wir auf die Batauische Nhede, eine seichte Bai, wo Schiffe vor Anker liegen, theilwcise durch die vielen um den Eingang derselben zerstreuten Inseln vor dem Meere ge- 12 Die Landung. schützt. Die Ufer der Bai bilden einen niedrigen, schlammigen Morast, aber in der Ferne zeigen sich hohe Verge. Durch jenen Morast hat man einen Kanal gestochen. Die Seiten desselben sind gnt ausgemauert und reichen wegen der Seichtigkeit des Wassers längs dem Ufer eine Strecke in die Bai hinaus. Am Ende des einen dieser Dämme oder Mauern steht ein kleiner weißer Leuchtthnrm, der den Weg nach der Stadt anzeigt, welche man vom Ankerplatze nicht ganz sehen kann. Wenn ein Schiff aus einem fremden Hafen ankommt, so darf Niemand dasselbe verlassen, bevor ein Officier aus dem Wacht-schiff es betreten, ein Verzeichmß seiner Passagiere und Mannschaft erhalten und sich versichert hat, daß an Bord keine Krankheit ist. Nachdem wir diese Anordnung befolgt hatten, rudevlen wir den Kanal hinauf bis zum „Boom" oder Schlagbaum, wo ein Zollbeamter in jedes Boot sieht, das vorbeifährt. Das Wort „Boom" kam, wie mir ein Beamter mittheilte, in (Gebrauch, als man des Nachts einen Bauin quer über den Kanal pflegte fallen zu lassen, um zu verhindern, daß ein Boot lande oder in die Bai hinausgehe. Hier waren Haufen malaiischer Bootsmänner, die spielten, indem sie Geld warfen."') Dies schien auch das Hauptquartier der Geflügelhändler zu sein, die lebende Hühner, Enten und Gänse herumtrugen, deren Füße zusammengebunden und an einen Stock befestigt waren, so daß sie mit den Köpfen nach unteu hingen — das wahre Ideal der Grausamkeit. Ehe wir landen konnten, wurden wir mehrmals in holländischer, französischer und englischer Sprache gebeten, ein Fuhrwerk zu nehmen, denn die Fiaker scheinen in jedem Winkel der Erde dieselbe Hartnäckigkeit zu besitzen. Mittlerweile schrieen die malaiischen Kutscher immer forti „Oötur tuan! cwtur tnmi!" Wir uahinen daher eine „Cwtur", das heißt ein niedriges, bedecktes, vierrädriges Fuhrwerk, das von zwei Miniatur-Ponies gezogen wurde. Der Kutscher sitzt auf einem vorn befindlichen Sitz, in einem netten Baju, das heißt einer Jacke von rothen, oder schnrlachfarbigem Kattun, und einem ungeheueru halbkugligen Hute, der so vergoldet ") Ein Spiel, bei welchem der Eine ein Stüct Geld wich und wnm es gefallen ist, der Andere errathen muß, welche Seite (Avers oder Revers) oben oder unten liegt. Anui. b. Ucbers. Gefliigelhändler. Fahrt nach der Stadt. 13 oder bronzirt ist, daß er, wenn die Sonne scheint, Einem die Augen blendet. Obgleich diese Ponies klein sind, gehen sie doch in einem schnellen, kurzen salopp, und wir wurden rasch zwischeu einer Reihe schattiger Bäume hin zum Stadtthor gewirbelt, fast dem einzigen Theile der alten Festungswerke der Stadt, der jetzt noch steht. Die übrigen Theile wurden von Marschall Daendals nieder-gerissen, um der Luft eine freiere Circulation zu gestatten. Dann fuhren wir durch eine zweite Reihe schattiger Bäume uud über eine Brücke nach dem Amte des amerikanischen Consuls, einem Graduirten des Harvard-College, und da Cambridge vier Jahre lang meine Heimath gewesen war, betrachteten wir uns sofort als alte Freunde. Ehe ich Amerika verließ, war Senator Snmner, als Vorsitzender unsers Ausschusses für auswärtige Verbindungen, so freundlich, mir ein warmes Empfehlungsschreiben an die Vertreter answärtiger Mächte zu geben, und Herr I. G. S. van Breda, der Sccretär der Gesellschaft der Wissenschaften in Holland, mit dem ich, während ich an dem Museum für vergleichende Zoologie in Cambridge war, in Briefwechsel gestanden hatte, gab mir ein freundliches Schreiben an Baron Sloet van dc Beele, den General-Gouverneur des Niederländischen Indien. Ich wandte mich sofort mit einem Schreiben an Seine Excellenz, legte dieses Beglaubigungsschreiben bei, setzte meinen Plan anseinander, die Gewürz-Inseln zu bcsucheu, um die in Numphius' „Raritätenkammer" abgebildeten Muscheln zu sammeln, und sprach die Hoffnung aus, daß er thun werde, was er könne, um mich in meinen bescheidenen Versuchen zu unterstützen, die Naturgeschichte jener interessanten Gegend ausführlicher zu entwickeln. Unser Consul hatte die Güte, diese Papiere abzusenden und selbst ein Schreiben beizufügen, worin er dieselben bestätigte. Da der General-Gouverneur sowohl das Civil- als das Militär-Departement aller holländischen Vesitznngcn im Orient verwaltet, so konnte ich keine augenblickliche Antwort erwarten. Ich fand ein ruhiges Unterkommen in einer holländischen Familie, mit noch zwei anderen Kostgängern, die Englisch sprachen und mich beim Erlernen ihrer schweren Sprache unterstützen konnten; ich sagte daher Capitän Freeman uud den übrigen guten Officieren des „Menmon" Lebewohl und quartierte mich auf dem Lande ein. 14 Batavia. Batavia ist jetzt eigentlich mehr der Name eines Districtes oder einer „Residentschaft" als einer Stadt. Früher war es zusammengedrängt und von Mauern umschlossen, diese wurden aber im Jahre ^811 von Marschall Dacndals zerstört. Die Ansländer zogen damals ans nnd bauten sich Wohnsitze an verschiedenen Orten in der Umgegend, und jene Ortschaften behalten noch immer ihre alten malaiischen Namen bei. In diesem Theile der Stadt gibt es mehrere schöne Gasthöfe, ein großes Opernhaus und ein Clubhans. Es bestehen zwei wissenschaftliche Gesellschaften, die viele werthvolle Abhandlungen über die Naturgeschichte, Alter- Die Gollvcrmmcütsgebäude in Vatavia. thümer, Geographie n»d Geologie-aller Theile des Niederländischen Indien veröffentlichen. Diese Gesellschaften haben werthuolle Sammlungen in Batavia, und in Buitenzorg gibt es eine große mineralogische nnd geologische Sammlung. Das „Komngsplein" (der Königsplatz) ist ein sehr großer freier Platz, von Neihen schattiger Bäume nud den Wohnungen der reicheren Kaufleute umgeben. Nahe daran liegt das „Waterloo-Plein" (der Waterloo-platz). An der einen Seite desselben steht das größte Gebäude in Batavia, das die Aemter der verschiedenen Gouvernements- Die Häuser der Europäer. 45 bureaux und den „Thronsaal" enthält, wo der General-Gouverneur im Namen des Königs Gratulationen von den höheren Beamten m der Unigegend empfängt. Der General-Gouverneur hat nahe daran eiucn Palast, aber er residirt die meiste Zeit in Bnitenzorg, vierzig Meilen im Innern, wo das Land bis gegen tausend Fuß sich über den Spiegel des Meeres erhedt und das Klima viel gemäßigter ist. Ein Fluß, der in den südlich gelegenen Bergen entspringt, fließt durch die Stadt und den Kanal und ergießt sich in die Bai. Ueber den Fluß und seine Nrme sind viele Brücken geschlagen nnd längs den Ufern desselben schöne Schattenbnnme gepflanzt. Die Häuser sind in jenen östlichen Ländern alle niedrig, selten mehr als ein Stockwerk hoch, ans Fnrcht vor Erdbeben, die jedoch in diesem Theile der Insel nur in langen Zwischenzeiten vorkommen. Die Wände sind aus Backsteinen oder Bruchstücken von Korallen felsen, die mit Schichten Mörtel überzogen werden. Das Dach ist mit Ziegeln oder A tap, einer Art Dachstroh ans Palmblattcrn, gedeckt. Ein allgemeiner Bauplan besteht darin, daß ein Theil des Hauses parallel mit der Straße und hinter demselben und unter rechten Winkeln mit ihm ein Seitengebäude (1^) oder eine Säulenhalle liegt, so daß das ganze Gebäude beinahe die Gestalt eines Kreuzes hat. Vorn ist eine breite Veranda, wo die Bewohner am kühlen Abend sitzen nnd die kurzen Besuche ihrer Freunde empfangen. Sie öffnet sich in ein Wohnzimmer, das, nebst einigen Schlafe zimmern, die ganze Seite des Hanfes einnimmt. Das Seitengebäude (1^), wenn ein solches vorhanden ist, hat gewöhnlich ringsum nur eine niedrige Wand nnd ein anf Säulen rnhcndes Dach. Es ist daher, wenn nicht Vorsetzer zwischen die Sänlen gestellt werden, auf drei Seiten nach dem Freien offen. Dies ist gewöhnlich das Speisezimmer. Hinter« dem Hanse ist ein viereckiger, freier Platz, auf den übrigen drei Seiten mit einer Reihe niedriger, mit Pultdacheru versehener Häuser umschlossen. Hier sind noch weitere Schlafzimmer, Wohnungen für die Dienstlcnte, Küchen, Badezimmer und Ställe. Innerhalb des freien Platzes ist gewöhnlich ein Brunnen, mit Schattenbünmen nmgeben. Das Wasser aus dem Vrnnnen wird in ein dickes urnenförmiges Gefäß von Korallenfels gegossen und sickert langsam durch in einen darunter stehenden irdenen Topf; dann wird es mit Eis aus unseren eignen 16 Wie man im Morgenlande kocht. neu-engländischcn Teichen gekühlt. So läßt man die Kälte unserer gemäßigten Zone die Hitze der Tropen mildern. Jedes Jahr kommen mehrere Schiffsladungen Eis von Boston in den Hafen von Vatam'a. In Surabaya nnd Singapore werden große Quantitäten gefertigt, aber es ist so weich wie Eis in Eiscwme. Wenn man sich daran gewöhnt hat, Eiswasser zu trinken, ist keine Gefahr einer Übeln Wirkung vorhanden; als ich aber aus dem östlichen Theile des Archipels, wo man nie Eis hat, nach Surabaya zurückkam, war ich eine Zeit lang ernstlich leidend, und, wie ich glaube, aus keinem andern Grunde. Bei den häufigen Fieber-fällcn im Morgenlande ist es eine Leckerei und in der That eine Arznei, die nur der zu schätzen weiß, der selbst jenes unbeschreibliche Brennen ausgestanden hat. Die Küche ist, wie schon bemerkt, von dem Speisezimmer etwas entfernt, aber dieser Ucbelstand ist in jenen heißen Ländern von geringer Bedeutung. Die einzigen Köche sind die Malaien, und ich glaube nicht, daß die Kocherei als Kunst in diesem Theile der Welt auf die höchste Stufe der Vollkommenheit gebracht ist, obgleich ich hinzufügeu muß, daß ich für manche ihrer Gerichte, die jenem Klima besonders angepaßt waren, bald ganz eingenommen wurde. Die Küche ist nicht, wie im Abcndlande, mit Ocfen und Kochherden versehen, sondern auf der einen Seite derselben befindet sich eine erhöhte Plattform, nnd anf ihr ist eine Reihe kleiner Bogen, die demselben Zweck entsprechen. In diese Bogen werden mit kleinen Stückchen Holz Feuer gemacht, uud die Speise ist daher gewöhnlicher geschmort oder gesotten als gebacken. Ein Schornstein ist nicht vorhanden, und der Rauch zieht, nachdem er die Küche angefüllt hat, endlich durch eine Stelle im Dache hinans, die nur ganz wenig höher ist, als die rings nm sie liegenden Theile. Da ich oft gefragt werde, wie man nn Orient lebt, so füge ich noch hinzn, daß immer einmal des Tages, uud zwar in der Regel zum Mittagessen, Reis nnd Cnrrn erscheint, nnd dazu gibt es beim Mittagessen noch Kartoffeln, geschmort und gekocht, Steaks, in der Pfanne oder über dem ^euer gebrätelt, geschmorte Bananen (die vortrefflichste aller Delicatessen), verschiedene Arten Grünes und vielerlei Eingelegtes (pi«ki68) nebst Sambal oder mit spanischen Pfefferschoten vermischte Küchengewächse. Der nächste Gang ist Salat, und dann werden, zu allen Jahreszeiten, Bananen von Ein Javanese nebst Familie. Charakteristik der Malaien. 17 drei- bis viererlei Art aufgetragen, und zu gewissen Zeiten gibt es Orangen, Pampelmusen, Mango-, Mangostin- und Nambutan-früchle. Da dies nur eine Speisekarte ist, wie sie jeder mäßig bemittelte Mann sich zu verschaffen hofft, so können die Bewohner des Abendlandes seheil, daß ihre freunde im Morgenlande so gut wie sie an das Motto „On.rpo äiom" glauben. Eine Cigarre oder Pfeife und ein Gläschen Wachholderbranntwein werden von meinen guteu holländischen Freunden zum vollkommenen Muck in der Regel als unerläßliche Dinge betrachtet, und sie schienen sich alle zu wundern, daß ich auf Reisen sein konnte und Beides nie be rührte. In Europa und Amerika nimmt man allgemein an, daß hier im Morgcnlanoe, wo jede Familie so viele Dienstleute hält, die Hausherren und grauen wenig Sorge oder Plage haben; aber im Gegentheil, ihre Noth scheint sich im geraden Verhältniß mit der Zahl der gehaltenen Dienstleutc zu vermehren. Kein Dienstbote will dort mehr als Eins machen. Ist Jemand als Amme angenommen, so ist es nur geschehe», um für ein Kind zu sorgen; ist Einer als Stallknecht gemiethet, so heißt das nur, um für ein Pferd oder höchstens ein Gespann Pferde zn sorgen; nnd da alle diese Malaien darauf versessen sind, Alles auf die leichteste Art zu thun, so macht es fast eben so viel Mühe, sie zu überwachen als ihre Arbeit zu verrichten. Die ganze Bevölkerung der Rcsidentschaft Batavia beträgt 517,762. ' Davon sind 5,570 Europäer; 47,570 Chinesen; 46^,591 Eingeborne; 684 Araber, und ^41 von anderen morgen-läudischen Völkern. Die Eingeboruen sind alle von Statur auffüllend klein; das männliche Geschlecht ist im Durchschnitt nicht über fünf Fnß drei Zoll hoch, oder vier Zoll weniger als bei den Europäern. Das Gesicht ist etwas rautenförmig, die Backenknochen hoch und hervorstehend, der Mund breit uud die Nase kurz — nicht platt wie bei den Negern, oder hervorstehend wie bei den Europäern. Sie haben im Allgemeinen ein sanftes Gemüth, die wilden Stämme >n den Gebirgsgegenden von Sumatra, Borneo, Celebes, Timur, b^eram und einiger anderen großen Inseln ausgenommen. Die Küstenbewohner sind unveränderlich gaftfreuudschaftlich und zuverlässig. Sie sind gewöhnlich ruhig und äußerst trüge. Sie haben alle eine unersättliche Leidenschaft für das Spiel, das kein beschränkendes oder verbietendes Gesetz auszurotten im Stande ist. Vickmore, Nciftn lm ostindischen Archipel. ^ Iß Ich sammle Schmetterlinge. Dem Namen nach sind sie Mohammedaner, haben aber Nichts von dem Fanatismus jener Sccte in Arabien. Sie behalten noch immer viele ihrer früheren Hindu-Vorstellungen bei, und ihr Glaube läßt sich eigentlich als ein Gemisch von Hinduismus und Mohammedanismus bezeichnen. Einige sind „(Christen", das heißt, sie bcsnchcn den Gottesdienst der holländischen Kirche, rasiren ihre Köpfe nicht und feilen ihre Zähne nicht. In ihrer Lebensart sind sie reinlich, und in den Flüssen und Kanälen jeder Stadt und jedes Dorfes kann man, besonders am Morgen und Abend, Dutzende jedes Alters sehen. Der Sarong, ihr ganzer Anzug, ist dazu besonders geeignet. Wenn sie mit ihrem Vade fertig sind, wird ein trockener über den Kopf an- nnd der nasse unten alisgezogen, ohne den Körper im geringsten bloßznstellen. Das weibliche Geschlecht trägt den Sarong lang nnd dreht ihn in der Regel, gerade unter den Armen, knapp um den Leib. Bisweilen wird er mit Aermeln gemacht, wie ein weites Kleid, und dann Baju genannt. Als Bart haben die Männer nur einige einzeln stehende Haare, und diese ziehen sie in der Negel mit einer eisernen Haarzange aus. Das Kopfhaar ist bei bcideu Geschlechtern schlicht, grob, nnd wird lang getragen. Die Geschlechter gleichen daher einander so genau, daß fast jeder Ausländer in vielen Fällen Anfangs in Verlegenheit sein wird, zu wissen, ob er einen Mann oder eine Frau ansieht. Dieser Mangel an Untcrscheidbarkeit bei den Geschlechtern weist vielleicht auf ihren niedrigen Rang in der menschlichen Familie hin, falls das Gesetz, das bei den meisten anderen Thieren gilt, sich hier ebenfalls anwenden läßt. Ich ging jeden Tag ans, um die eigenthümlichen Vögel nnd schönen Schmetterlinge jener Gegend zu sammclu. Mein Lieblingsplatz zn diesem Vergnügen war ein alter chinesischer Gottesacker gerade vor der Stadt, wo man, da das Land eben war, die Erde zu Hügeln aufgeworfen hatte, um die Gebeine ihrer Zufassen vor „deu nassen unglücklichen Orten" zu bewahren, gerade wie in China, wenn man sich weit von jedem Berge oder Hügel befindet. Ein malaiischer Diener beglcitclc mich und trug meine Munition und Sammelschachtcln. Anfangs vermuthete ich, er werde uiele abergläubische Einwände dagegen machen, mit mir auf den Ucbcr-rcsten der Himmlischen hin und her zn wandern, aber zu meinem Erstaunen fand ich, daß seine Leute die Stellen zwischen den Gräbern bebauten, als ob sie wenigstens den Platz nicht als geweihte Erde betrachteten; mehrere Malß jedoch, wo wir zu den Gräbern seiner Der MM. 19 eignen Vorfahren kämm, war er sorgsam beflissen, sich mil jeder Kundgebung von Schen und Ehrfurcht zu nähern. Ein kleines Stück Land, eine Bambushütte und ein Büffel sind die ganzen irdischen Besitzthümer der meisten Kulies, und doch scheinen sie mit denselben stets ans eine höchst beneidenswerthe Weise znfrieden zu sein. An ihren Pflügen und Karreu benutzen sic in der Itcgel nur einen einzelnen Bnffel. ^ine durch seine Nüstern gehende Schnur wird an die Hörner geblinden nnd an dieselbe eine zweite als Zügel geknüpft, mit dem er gelenkt nnd angetrieben wird, seinen laugsamen Gang zu beschleunigen. Dieses nühliche Thier ist über alle großen Inseln des Archipels, mit Einschlnß der Philippinen, über Indien und Ceylon verbreüet, uud wnrde während des Mittclnlters in Acgupten, Griechenland und Italien ciugeführt. , Davon sind 5,U>2 Europäer, !,r Upas. sengten Ebene, die ein Kreis von Bergen uuigibl und dcren ganzer Flachenranln mit den s^lerippen uon vögeln, Thieren und Vienschen bedeckt ist. Innerhalb der verdorbenen Atmosphäre ist keine Spur von Pftanzenleben zu sehen, und selbst die Fische im Wasser sterben!" Dies ist, wie die meisten Fabeln, einigermaßen thatsächlich begründet; auf Java exislirt ein großer Waldbaum, die ^utiaris toxiom-ild der Botaniker, der einen giftigen Saft hat. Zerschneidet man seine Rinde, so fließt ein Saft heraus, welcher der Milch sehr ähnlich, aber dicker und klebriger ist. Ein lZingcborncr bereitete aus solchen, Safte für Or. Horsfield ein Gift. (5r vermischte mit demselben etwa eine halbe Drachme") Saft von folgenden Pflanzen: Aron, (hnlgant, Kardamom, einer Art Zerumbet, gemeiner Zwiebel oder Knoblauch, und anderthalb Drachmen"'*) schwarzen Pfeffer. Dieses (^'ift tödtete einen Hund in einer Stunde, eine Maus in zehn, einen Affen in sieben, eine Katze in fünfzehn Minuten, und ein grober Büffel starb an den Wirkungen desselben in zwei Stunden und zehn Minuten. Ein ähnliches Gift wird aus dem Safte des Tschetik, einer Schlingrebe, bereitet. Der tödtliche Antschar wird in Darwin's „botanischem Oarten" folgendermaßen geschildert: In Wuth und furchtbar schweigend, auf dcm versengten Raum Sitzt, grausam, wild, der Upas, des Todes Hydrabaum! Aus einer einz'gen Wurzel, in giftigein Erdreich, Entwachsen tausend Schlangen, dcm Wanzenwnchse gleich! In leuchtend hellen Strahlen, fllnf Meilen weit von ihm Nach jeder Richtung, brcitcl scin Haupt das Ungethüm, Und die verwirrten Glieder in einen Stamm es flicht, Die Wolken überschaut es, im Stnrm es zischt nnd sticht; Wenn seine scharfen Zähne sich trcnneu, schießen schon Hervor die tausend Zungen in schn^Ucr Vibration, Erschnappen rasch den Adler im hohen, stolzen sslug, Und packen unten Löwen im majcstät'ichen Zug. Bestreu'n, wenn Heere fruchtlos zum Kampfe sich gestellt, Mit menschlichen Gerippen daö weißgebleichte Feld. Die ganze Nordküste Iauas ist sehr niedrig und besteht oft aus einem Morast, außer hier und da, wo ein Berg einen Ausläufer entsendet, um ein niedriges Vorgebirge zu bilden. Als wir uns Madura näherten, breitete sich dies tiefe Land unter dem ») 1 Quentchen. — **) 3 Quentchen. Orchk. 35 seichte», Meere aus, und wir mußten uns wohl acht bis zehn Meilen vom Vande halten. Auf beiden Seiten der Straße von Madura ist das ^and ebenfalls niedrig, und zur linken Hand fuhren wir an vielen Dörfern eingeborner Schiffer vorüber, die Fischwehre von Bambus bewachten, welche sich weit vom Ufer hinaus erstreckten. Hier sah ich zum ersten Mal Boote mit Auslegeru. Jedes hatte ein solches Floß auf der unter dem Winde liegenden Seite, während auf der Windfeite auf einer Art Rechen ein O'anoe stand und Alles, was beweglich, an Bord gebracht war. Jedes Boot sühn zwei dreieckige Segel, die ans schmalem, weißem Zeug gefertigt stnd und zum Schmuck zuweilen ein rothes od.'r schwarzes Stück ül der Mitte oder an den Rändern haben. Gerade ehe wir in die Rhcde von Surabaya einliefen, passirten wir Gresik, ein kleines Dorf mit Chinesen und anderen Ausländern, das unmittelbar auf dem Strande liegt. Der Ort ist alt und in der früheu Geschichte von Java berühmt, aber die Häuser schienen meistcnthcils neu zu sein, und ihre mit rotheu Ziegeln gedeckten Dächer bildeten mit ihren weißen Firsten und Giebeln einen hübschen Contrast. Hier wurde, nach den javanestscheu Geschichtsschreibern, die mohammedanische Religion anf ihrem vaterländischen Boden zuerst eingeführt. In Surabaya scheint viel mehr geschäftliches Leben zu herrschen als in Batavia, und wir fanden in der Rhede eine größere Anzahl Schiffe vor Anker. In Batavia ist der Ankerplatz durch die an der Mündnng der Bai liegenden Inseln etwas" geschützt. In Samarang ist der Ankerplatz während des Westmonsun ganz bloßgestellt und das Schwellen und die Brandung des Meeres stud bisweilen so stark, daß Boote nicht landen können, in Surabaya aber ist die Mündungsstelle vor allen Stürmen gedeckt. Wogen des großen Umfangs der Bai gibt es jedoch am Ankerplätze und in den engen Straßen, die ihn mit dem Meere verbinden, starke Uuthströme. Jene Straßen sind, wenn auch eng, doch nicht gefährlich, nnd man kann sagen, daß dies der einzige gute Hafen ist, der auf der Insel Java besucht wird. Auf der Südknste gibt es in Chilachap einen sichern und gnt geschützten Ankerplatz, aber sie hat sehr wenig Handel. Am Abend, wenn das Wasser Ebbe hat, stellen sich längs dem Rande, den es bei seinem Zurücktreten bildet, Flüge Heißer 36 Wio inan auf Schlammflachcn fährt. Reiher in Linien auf und erwarten still das Herannahen eines unglücklichen Fisches. Dann konnneu die Fischerboote von Osten herauf, breiten ihre weißen Segel aus uud bilden zu deu längs den: Ufer stehenden Linien weißer Reiher ein Gegenstück. Die Eingeborncu, die nicht im Stande sind zu ihren anf den Userbänken liegenden Hütten zu gehen, haben eine höchst ungewöhnliche uud schnelle Art, diese Schlammflächeu zu befahreu. Auf deu weichen Schlamm wird ein Bret gelegt, das etwa zwei Fuß breit, fünf bis sechs Fuß lang uud an dem emeu Ende wie eine Schlittenkufe gekrümmt ist; der Fischer ruht anf demselben mit dem linkeu Knie, während er mit dem rechten Fuße stößt, gerade so, wie Knaben sich anf ihren Schlitten über Eis «der Schnee schieben. Anf diese Art kommen sie eben so schnell vorwärts, als ein Mann anf festem Grunde geht. Wie Batavia uud Samarang, liegt auch Surabaya") an beiden Seiten eines kleinen Flusses, auf einer Niederung, aber uicht, wie- die alte Stadt Vatavia, in einem Moraste, uud doch viel näher am Landungsplätze. Der Fluß ist, indem man seine Ufer ausgemauert hat, iu einen Kanal verwandelt worden. An seinem Eingänge ist er mit hübschen Wohuhäuseru eingefaßt und mit einer Neihc schöner Schattenbaume nmsänmt. Hinter jenen Wohnungen befindet sich das Schiffswerft der Regiernng. Es ist sorgfältig gebant und enthält eine trockene Docke, einen Platz, um Schiffe aufzuuchmen, wie unsere Eisenbahnen, geränmige Werkstätten und große Schuppen, um Baumaterialien unterzubringen. Sie banten damals eben sechs kleine Dampfer und zwei bis drei Boote, außerdem eine große trockene Docke für die größten Schiffe. Hier lag die Medusa, das Schiff, welches die verbündete holländische, englische, französische und amerikanische Flotte bei dem Angriff auf Simonoseki, am Gingange des Binnenmeeres in Japan, führte. Die vielen Scharten an ihren Seiten zeigten, welch' gefährlichen Theil sie an dem Augriff genommen hatte, und ich habe die holländischen Officiere oft mit gerechtem Stolze von der Tapferkeit und Geschicklichkeit sprechen hören, welche die Officiere dieses *) Die Bevölkerung der Nesidcntschaft Surabaya, wobei auch diejenige der Stadt gleichen Namens eingeschossen ist, beträgt 1,278,600. Von diesen sind 5,124 Enropäcr, 1,2tn-uin vioincoum von Tahiti, von *) Während deß Jahres 1565 verkaufte die Regierung 250,000 Wols (ll^6tt Tonnen) Zucker, aber die Ausfuhr von ssauz Java betrug zwei Millionen Mols. 55) Uns« Wort Zucker tonnnt von dem arabischen Tatar, nnd dieses von bem Sclnötrittvorlc Sarlara; er deutet also in seinen, Namen an, wie er den Europäern zuerst bekannt wurde. 46 Der Zucker des Alterthums. welchem das Zuckerrohr des malaiischen Archipels wahrscheinlich nur eine Spielart ist. Diese Ansicht von der letztgenannten Species wird dnrch die Aehnlichkeit der Namen für dieselbe in Malaisien nnd Polynesien bestätigt. Die Malaien nennen sie Tabn, die Bewohner der Philippinen Tubu, die Kayans von Borneo T nro, die Eingebornen von Floris, zwischen Java nnd Timur, und uon Tongatabu in Polynesien Tau, das Volt von Tahiti nnd den Marquesas To nnd die Sandwich-Insulaner Ko. Es ist entweder im Archipel einheimisch oder wnrde dort in den fernsten Zeiten eingeführt, Die Malaien pflegten es damals, wie jetzt noch, nicht zum Zweck der Zuckerbereitung anzubauen, sondern seines süßen Saftes wegen, und in der jetzigen Zeit des Jahres sieht man große Massen desselben auf allen Märkten; es ist gewöhnlich in kurze Stücke zerschnitten und die änßeren Schichten oder die Ninde entfernt. Auch scheinen diese Leute gar nicht gewußt zu haben, wie man Zucker daraus bereitet, und aller Zucker oder richtiger Melasse, die man benutzte, wurde damals ebenso wie noch jetzt auf den morgcnlandischcn Inseln gewonnen, nämlich durch Einkochen des Saftes von der Oomuti-Palmc (lior^us ANinrttl).^) Zucker aus Rohr wurde zuerst von den Arabern nach Enropa gebracht, die, wie wir aus den Jahrbüchern der Chinesen wissen, hänfig Canpu, einen Hafen an der Hanchow-Vai, eine kurze Strecke südlich von Shanghai, bcsnchten. Dioscorides, der in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts schrieb, scheint der älteste Schriftsteller des Abendlandes zu sein, der ihn erwähnt. Er nennt ihn Saccha-ron nnd sagt: ,,cr sei der Consistenz nach wie Salz." Plinins, der in demselben Jahrhundert, aber etwas später lebte, beschreibt die Waare, die man zu seiner Zeit auf den römischen Märkten sah, folgendermaßen: „Saccharon ist ein Honig, der sich an Schilf bildet, weiß wie Gummi, das uuter den Zähnen zerbröckelt, nnd *) Herr Crawfurd behauptet, was im tropischen Asien, — d. h. bei den Cochin-Chimsen, Siamesm, Birmanen und den Bewohnern von End°Indien, mit Einschluß der Teüngas, die den Hinduismus und die ScmSkritnamen bei diesen Völkern einführten und wahrscheinlich die Ersten waren, die ihucn lehrten, wie man aus dem Safte der Palmba'mne Zucker gewinnen könne, — was also hier an Zucker verbraucht werde, fei ein ähnliches Product, das man aus dem Saste der Palmyra-Palme (^ol-UÄSUÄ il^deNitdiinii,) bereite, und nicht der Zucker des Zuckerrohrs. Chinesischer Zucker. 47 dessen größte Stücke die Größe einer Lambertsnnß haben." (Buch XII. Kap. 8.) Dies ist eine vollständige Beschreibung des Zuckers oder Candis, den ich die Chinesen auf meinen langen Reisen durch das himmlische Reich in den südlichen nnd centralen Theilen desselben verfertigen sah, und sie läßt sich nicht im mindesten auf den dunkel-braunen, zerquetschten Zucker anwenden, der in Italien bereitet wird. Drittes Kapitel. Vie Flora und Fauna des tropischen Morgenlandes. Den 15. Juni. — Um 8 Uhr Vormittags verließen wir unsern Ankerplatz Surabaya gegenüber und dampften die Madura-Straße hinab nach Macassar, der Hauptstadt von Celebes. Längs den Ufern der Straße standen viele Fischerdörfer, und Fischwehre von Bambus erstreckten sich fünf bis sechs Meilen sowohl von der javanesischen als maduraischen Küste hinaus und zeigten deutlich, wie s«cht das Wasser so weit vom Lande sein mußte. Während des Vormittags war es fast windstill, aber die Bewegung des Dampfers erzeugte ein angenehmes Lüftchen. Am Nachmittag erhob sich der Wind zu einer leichten Brise von Osten. 'Zu Mittag passirten wir Pulo Kambing (,,die Ziegen-Insel"), eine kleine niedrige Korallen-Insel, der Südküste von Madura gegenüber. In der Nahe war eine Flotte von kleinen Fischerbooten, deren jedes zwei Männer enthielt, die sich nur durch einen Hut und ein schmales Stück Zeug um die Lenden vor der bratenden Sonne schützten. Diese Boote und noch andere größere weiter dranßen im Meere waren außerordentlich schmal und mit' Auslegern versehen. Madura hat seinen Namen von einer Hindu-Legende, die es znm Wohnsitz des Halbgottes Baladewa macht. Es hat nur eine einzige Bergkette, die es von Norden nach Süden durchzieht. Es ist daher nicht gut mit Wasser versehen und zum Reisbau ungeeignet, und viele seiner Bewohner haben sich genöthigt gesehen, nach den angrenzenden fruchtbaren Küsten von Java auszuwandern. Auf dieser Insel wird der Kaffeebaum gezogen, aber am besten paßt Salzbereitunss. 49 das Land zur Weide für den Sapi, der in seiner Lebensart unserm Rinde ähnlich ist und nie, wie der Büffel, sich in Pfützen und Morästen wälzt. In den Bergen auf dem westlichen Theile von Java findet man noch jetzt eine wilde Art, den Banteng (kos 80näia«u8). Sie wird nicht als die Quelle des Sapi bedachtet, aber dnrch die Kreuzung beider bekommt man eine fruchtbare Mittelrace, und dies soll diejenige sein, die man auf Bali und Lombok benutzt. Den Sapi findet man auf allen Inseln bis und mit Einschluß von Timur, auf Borneo, Celebes und den Gewürz-Inseln ; auf den Philippine« hat man ihn eingeführt, seitdem dieselben entdeckt wurden, und auf Luzon lebt er ietzt in wildem Zustande, gerade so wie die Rinder der Pampas in Südamerika, die anch von den zahmen Nacen abstammen, welche die Spanier einführten. Auf der Ostspitze der Insel, die ganz niedrig ist, werden große Massen Salz gewonnen, indem man Wasser in „Pfannen", das heißt auf kleinen flächen verdunstet, die, wie Reisfelder, mit niedrigen Dämmen umschlossen sind. Auf ähnliche Weise wird es auch an mehreren Stellen auf der Nordküste vou Java und auf dem westlichen Ufer von Lnzon in der Provinz Pangasinau bereitet. In der Regel find die Küsten der Inseln im ganzen Archipel entweder zu hoch oder so uiedrig, daß sie blos schlammige Moräste bilden, die meistens mit einem dichten Wuchs von Mangel-büumen bedeckt sind. Auf der Südküste Javas wird an einigen Orten Seewasser auf Sand gesprengt. Wenn dieses Wasser verdunstet ist, wird das Verfahren wiederholt. Dann wird der Sand gesammelt, >.Wasser durch denselben siltrirt nnd durch künstliche Hitze verdunstet. In Borneo und auf einigen der Philippinen werden Seepflanzen verbrannt und die ans ihrer Asche gemachte Lange des im Rückstände enthaltenen Salzes wegen verdampft. Durch das ganze Innere nnd in den Gebirgen hat man Häuser gebaut, um das Salz einzulagern, und Beamte angestellt, um es an die.Eingebornen zu vertaufeu. Die Quantität, die jahrlich an allen den verschiedenen Orten für die Regierung bereitet wird, beträgt gegen 40,000 Koyangs oder 80,000 Tonnen; aber es darf nicht eher verschifft und benutzt werden, als bis es fünf Jahre alt ist, und es wird daher beständig ein Norrath von 200,000 Koyangs oder 400,000 Tonnen auf Lager gehalten. Die Leute, die es in den Vorraths- Vickmore, Reise,, l,n ostmdilchm Archipel, 4 50 Die Tenger-Verge und das Sand-Meer. Häusern der Regierung niederlegen, erhalten für den Pikol einen Drittel-Gulden, Es wird dann von der Regierung, die den Handel mit dieser nothwendigen Würze als Monopol behält, mit großem Gewinn versendet und verkauft, uud sie bezieht aus dieser Quelle einen großen Theil ihrer Einkünfte.*) Am Nachmittag befanden wir uns den hohen Tenger- (d. h. den weiten oder geräumigen) Bergen gegenüber. Hier ist das berühmte „Sand-Meer", ein sonderbares Ding auf einer Insel, die mit derselben üppigen Vegetation bedeckt ist, welche sich in Java allenthalben zeigt. Um zu demselben zu gelangen, muß man einen alten Vulkan bis zu einer Höhe vou etwa 7/>M Fuß ersteigen, wo mau sich dann plötzlich auf dem Rande eines alten Kraters befindet, der eine unregelmäßige elliptische Gestalt, mit einer kleinen Are von vierthalb und einer großen Axe von fünfthalb Meilen hat. Es ist der größte Krater in Java und einer der größten in der ganzen Welt. Sein Grund ist eine ebene Fläche von Sand, der an manchen Stellen wie das Meer vom Winde getrieben wird, und wird ganz passend auf Malaiisch Laut Pasar oder,,Sand-Meer" genannt. Aus dieser Sandflüche erheben sich vier Kegel, wo die eruptive Kraft der Reihe nach eine Zeit lang einen Ausweg fand, denn der größte ist offenbar der älteste, und der kleinste der gegenwärtig thätige Vromo oder Brama, von dem Sanskritworte Brama, der Gott des Feuers. Die Lage und daö Verhältniß des Bromo, wenn man ihn mit dem umgebenden Krater vergleicht, sind denjenigen ganz analog, die zwischen dem Vesuv und Monte Somma bestehen. Die äußeren Wände dieses alten Berges sind von trachrMcher Lava, und Dr. Iunghuhn meint, seine Geschichte ließe sich folgendermaßen zusammenfassen: zuerst eine Periode, in welcher der Trachyt sich bildete; darauf folgte eine Periode trachutischer Laveu, dann eine Obsidianperiode; viertens eine Obsidian- uud Bimsstein-, fünftens die Sandpcriode, in welcher eine ungeheure Masse Sand ausgeworfen wurde und die gegenwärtige. Sandflüche mit den auf ihr stehenden Kegeln sich bildete; und sechstens die jetzige Aschenperiode, in welcher nur *) Die Preise desselben sind folgendermaßen festgesetzt: Auf Madura und der Nordliiste von Java tt.liö Gulden: auf der Südküste 5.9^ Gulden; in Benculen, Padang und Priaman auf der Westküste von Sumatra 6,66^< Gulden; Ayar Bangls und Natal 6 Gulden; Palembang 5,10 Gulden; Bauca 6.72 Gulden; Vanbyermassm 6,66 Gulden; Sambas und Pontianat 5.10 Gulden. Ausbrüche der Verge Papcmkayaug und Galunggong. 51 von Zeit zu Zeit feine Asche ansgeworfen wird und beständig Dampf und schwefligsanres Gas ausströmt. Die ältesten Beschreibungen des Kraters stellen ihn fast ebenso dar, wie man ihn heutigen Tages steht; aber von großen Aus-brüchen, ähnlich demjenigen, der hier muthmaßlich stattgefunden hat, sind die Europäer Augenzeugen gewesen, seitdem sie zum ersten Mal nach Java kamen. Im Jahre 1772 warf der Vulkan Papau« dayang, der an der Sndküste Javas und ungefähr 1l)8" östlicher Länge liegt, eine so ungeheure Masse Schlacken und Asche aus, daß, wie I)i-. Iunghuhn meint, eine beinahe fünfzig Fuß dicke Schicht eiueu Flächenranm bedeckte, der ciucn Nadins von sieben Meilen hat; und doch wurde dies Alles iu einer einzigen Nacht ausgeworfen. Vierzig Dörfer der Eingebornen wurden darunter begraben, und gegen dreitausend Menschen sind muthmaßlich zwischen diesem einzigen Unter- und Anfgang der Sonne umgekommen. Dr. Horssield, der über die Naturerscheinung nach den Erzählungen der Eingebornen einen Bericht schrieb, nahm mit Unrecht an, daß „durch diese Erschütterung von dem Berge und seiner Umgegend eine Fläche Land von fünfzehn Meilen Länge und vollen sechs Meilen Breite in die Eingeweide der Erde verschlungen worden sei," Am 8. Juli 1822 erlitt der Berg Galunggong, ein alter Vulkan nur einige Meilen östlich vom Papandayang, einen weit entsetzlicheren und verheerenderen Ausbruch zu Mittag. An jenem Tage war am Himmel keine Wolke zu sehen. Die wilden Thiere suchten mit Freuden die freundlichen Schatten des dichten Waldes auf; das Gesumme von Myriaden Insecten war verstmnmt, und auf den hochcultivirten Abhängen dieses Berges wie auf der angrenzenden fruchtbaren Ebene war, außer dem dnmpfen Knarren eines von dem trägen Büffel gezogenen Karrens der Eingebornen, kein Laut zu hören. Die Eingebornen überließen sich im Schutze ihrer rohen Hütten sorgloser Ruhe, als man plötzlich in der Erde ein furchtbares Gedonner hörte nnd von dem Gipfel des alten Vulkans eine dunkle, dichte Masse immer höher und höher in die Luft aufsteigen nnd mit einer so erschreckenden Schnelligkeit sich über den heitern Himmel verbreiten sah, daß in wenigen Augenblicken die ganze Landschaft in die Finsterniß der Nacht gehüllt war. Durch diese Finsterniß funkelten Blitze in hnndert Strahlen, und viele Eingeborne wurden augenblicklich zn Boden geworfen durch Steine, die vom Himmel fielen, Dann stieg eine Sünd- 4* 52 Wirkung vulkanischer Ausbrüche. fluth heißen Wassers und fließenden Schlammes über den Nand des alten Kraters, strömte die Bergwände herab und nahm in seiner siedenden Masse Vänme, Thiere nnd menschliche Leichen mit fort. In demselben Augenblicke wurden Steine, Asche und Sand bis zu einer nngeheueru Höhe in die Luft geschleudert uud ver^ nichteten, als sie fielen, fast Alles, was sich innerhalb eines Radius von mehr als zwanzig Meilen befand. Merkwürdiger Weise entgingen einige Dörfer, die an den unteren Abhängen des Berges auf hohen Hügeln lagen, der ringsum wüthenden Vernichtung, indem sie über den Strömen heißen Wassers und fließenden Schlammes standen, wahrend die Steine, die Asche und der Saud, die ausgeworfen wuroeu, meist vollständig über sie hinweggingen und viele Dörfer zerstörten, die von dem Mittelpunkte dieses großen Ausbruches weiter entfernt waren. Das Gedonner wurde zuerst halb zwei Uhr gehört. Um vier Uhr war die größte Heftigkeit des Ausbruches vorüber; um füuf Uhr sing der Himmel an sich wieder aufzuheitern, und dieselbe Sonne, die zu Mittag ihr lebenspendendes Licht über die frnchibarc Landschaft ergossen hatte, warf am Abend ihre Strahlen auf dieselbe Stelle, die aber jetzt in einen Schauplatz völliger Verödung verwandelt war. In fünf Tagen folgte ein zweiter Ausbruch und bis dahin hatten mehr als zw anzig tausend Menschen ihr Leben verloren. Als man den Berg besteigen tonnte, fand man ein großes Thal, welches I)r. Iunghuhn als dem „Val del Bove" auf den Flanken des Aetna analog betrachtet, nur daß eine große Vertiefung zwischeu diesen beweglichen Stoffen nicht so hohe, jähe Wände haben konnte, wie man sie bei jenem tiefen Abgrunde sieht. Der eben geschilderte Ausbruch war demjenigen des Pavandayang völlig gleich, nur daß auf dem Grunde dieses Kraters ein See vorhanden war, der das heiße Wasser und den Schlamm lieferte, während alle Stoffe, die von dem erstern Vulkan ausgeworfen wurden, in trocknem Zustande waren. Auf ähnliche Weise hat sich muth-maßlich in alten Zeiten der große Krater uud das „Sand-Meer" der Tenger-Bergc gebildet. Auf diesen Tenger-Bergen lebt ein eigenthümliches Volk, das einen javanischen Dialekt spricht und trotz der eifrigen Vemühnngeu der mohammedanischeu Priester noch immer seine alte Hindu-Religion hat. Am Abend kamen auf deu am Meere liegenden Hügeln Feuer zum Vorschein. Dies war das Letzte, was wir von Java sahen, Java mit Cuba verglichen. 53 das, obgleich es nur den sechsten Theil des Flächeninhaltes von Borneo und den driticn Theil desjenigen von Sumatra hat, bei Weitem die wichtigste Insel des Archipels ist. Es ist für Ostindien das, was Cuba für Westindien ist. In jedem befindet sich eine große centrale Bergkette. In Cuba liegen beide Küsten kleinen Wasserbecken gegenüber, uud sind meilenweit ununterbrochen niedrig und sumpfig, in Java aber stößt nur die Nordküste an ein kleines Meer. Dieses Ufer ist niedrig, aber die Südküste, am Rande des weiten indischen Oceans, der sich bis zu den Ländern am Südpol erstreckt, ist hoch und steil, eine Ausuahme, die mit der Regel in Uebereinstimmuug steht, daß die größeren Höhen den größeren Oceanen gegenüberliegen, oder richtiger, daß sie längs der Grenzen der Oceanbetten oder der größten Vertiefungen auf der Oberfläche unseres Erdballs stehen. In Java sind, wo die Küste felsig ist, die Felsen harte vulkanische Basalte und Trachyte, die der Wirkung des Meeres widerstehen, nnd die Küstenlinie ist daher ganz regelmäßig ; Cuba dagegen hat eine Umfransuug von weichem Korallen-felsen, den die Wellen rasch zu Hunderten kleiner Vorgebirge und Baien auswaschen, und die Insel zeigt auf der Karte einen zerrissenen Rand. In seiner geologischen Structur hat Cuba mit seiner centralen Are von Glimmerschiefern, Granitfelsen, Serpentinen und Marmorn eine vollkommene Aehnlichkeit mit Sumatra; denn in Java sind die Berge, anstatt durch Erhebungen schon vorhandener Schichten entstanden zu seiu, nnr Haufen einst flüssiger Schlacken, Asche, Sand uud Fels, die alle durch gesonderte und deutliche Oeffnungen herausgeworfen wurden. Der Flächeninhalt von Java wird auf 38,250, der von Cuba auf etwa 45,000 Quadrat-Seemeilen geschätzt. Die Lange von Java beträgt 575 Seemeilen oder 666 englische, die von Cuba 750 englische Meilen. Während man aber die ganze Bevölkeruug von Cnba nnr anf anderthalb Millionen schätzt, beträgt jetzt (1865) nach den amtlichen Angaben auf Java und Madura die eiugcborne Bevölkerung allein ^917, W8*). Im Jahre 1755 war nach fünfzehnjährigem Bürgerkriege die ganze Bevölkerung von Java und Madura nur 2,001,911. Sie hat daher in einem einzigen Jahrhundert um *) Von dieser Einwohnerzahl sind 27,105 Europäer, 13,704,535 Eingeborne, 15tt,i92 Chinesen, <»,7K4 Araber, und 22,772 von anderen morgmländischen Völ» lern. Siehe den zweiten Anhang. 54 Die Wälder Javas. mehr als das Sechsfache zugenommen. Dies ist eine der wohlthätigen Wirkungen einer Negierung, welche Ausstünde und alle inneren Kriege zu unterdrücken und Gewerbfleiß zu befördern versteht. In Cuba schlug man im Jahre 1857 das Land, welches sich von einem Gesammtflächeninhalt von dreißig Millionen Acker unter Cultur befand, mir auf 48,572, oder mit Einschluß des Weidelandes auf 218,16! Acker an. In Java und Madura bedeckten im letzten Jahre (1864) die cultivirten Felder und die Haine der Cocospalinen einen Flächenraum von 2,437,037 Acker. In Cuba betrugen von 1853 bis 1858 die jahrlichen Ausfuhrartikel 27,000,000 bis ."'2,000,000 Dollar, uud die Einfuhrartikel hatten ungefähr denselben Werth. In Java belief fich im letzten Jahre (1864) die Einfuhr auf 66,846,412 holländische Gulden ^26,738,565 Dollar), und die Ausfuhr auf die ungeheure Summe uon 123,094,798 holländische Gulden (49,237,919 Dollar). Während des Jahres 1864 kamen aus den Vereinigten Staaten vieruudzwanzig Schiffe voll 12,610 Tonnen Gehalt an, und drei segelten nach unserm Vatcrlande ab, die zusammen einen Gehalt von 2258 Tonneu hatten.*) Beide große Inseln siud reich an Wäldern, die bedeutende Massen werthuoltes Nutzholz liefern. Java bietet das unzerstörbare Tikholz, von welchem die Malaien uud Javanesen eine Flotte von dreihundert Fahrzeugen ausrüsteten, die Malacca belagerte, nachdem es zwei Jahre zuvor in die Hände der Portugiesen gefallen war. In gleicher Weise bauten die Spanier zwischen den Jahren 1724 uud 1796 von Holz aus den Wäldern Cubas eine Armada, die hundert und vierzehn Schiffe zählte, welche mehr als vierlausend Kanonen führten. Aus den cubanischen Wäloern kommt das unzerstörbare Pocken- und das schöne Mahagoniholz. Jene Dschungel schützen keine wilden Thiere, die gröber als Hunde sind, aber diejenigen in Java sind die Aufenthaltsorte wilder Ochsen, Tiger, einer großen und zwei kleiner Arten des Leoparden, des Rhinoceros, zweier wilden Schweins- uud fünf Wiesel-Arten. Zwei der letzteren liefern Moschus, und eine, die Viverra musan^ von der Größe einer Katze, findet sich auch *) Ein Verzeichniß dcr Anzaht Schiffe, die während des Jahres 1kl!4 an-langten, ihres Tomitngchalteö und der Länder, auö weichen sie tarnen, siehe im fünften Anhang. Eine Vogelscheuche. 55 auf den Philippinen. Auf Java leben ferner sechs Arten Nothwild, und zwei derselben, der Oervns ruf«, und <Ü6rvu8 mantis werden bisweilen gezähmt.*) Der Elephant kommt hier nicht vor, obgleich er auf Sumatra, Borneo und der Halbinsel lebt. Auch das wilde Pferd von Sumatra oder Celebes ist in Java nicht vorhanden. Unter den bemerkcnswcrthercn javanesischen Vögeln ist eine schöne Pfauenart, der?uv« «pnätdr. Man sagte mir, daß er längs der Sndküste an manchen Stellen in sehr großer Menge sich zeige. Aus Streifen seiner schönen Federkiele machen die Einge-bornen wunderhübsche ssigaircnhalter. In Sumatra findet er sich nicht, wird aber durch einr verwandte Art vertreten. Von Tauben hat Java nicht weniger als zehn Arten. Vögel mit Schwimmfüßen gibt es den Arten und der Zahl nach auffallend wenige. Eine einzige Ente, eine Krieckente und zwei Pelikane sollen dic gauzen sein. Der weiße Reiher ist schon erwähnt, und außer ihm sind noch zehn andere Arten beschrieben worden. Einer der kleinsten Vögel in Java und doch vielleicht seiner großen Anzahl wegen der wichtigste, ist der Neisfresscr, I?,inFi11a m-^ivara, eine Art Sperling. Sobald der Reis beinahe erwachsen ist, belästigen große Flüge dieser Vögel beständig die Malaien. Die Eingeborncn haben eine sehr einfache und wirksame Art, sie zu vertreiben. Mitten in ein Feld wird hoch auf Pfähle über die Rcisstengel ein kleines Nambushaus gestellt, das genügt, seinen Bewohner vor dem Regen und sengenden Sonnenschein zu schuhen. Nings um jedes Feld werden Reihen schlanker, biegsamer Stangen gesteckt, die durch eine Schnur mit einander verbunden sind. Vom Hause ans gehen viele Reihen solcher Stangen strahlenförmig nach jenen an den Rändern, und das Kind oder die alte Person, die Wache hätt, braucht nur an einer dieser Reihen zu ziehen, um die Vögel von irgend einem Theile *) Unter diesen Thieren zeigen sich dann und wann Albinos oder Kakerlaken, Vor dem Jahre 1840 war lange Zeit cin berüchtigter „weißer Hirsch" auf bcr Kiiste in Antju, in der Nähe von Batavia. Es wurden viele Versuche ge» "'acht, ihn zu schießen, aber sie waren jedesmal so ersolglos, daß die Lingebornen, b>e hier eine günstige Gelegenheit fanden, ihrer unersättlichen Liebe für das Wunderbare nachzugeben, alle volltonumn überzeugt warm, daß daS Thier un-verwundbar sei. Endlich wurde es jedoch geschossen, und es zeigte sich, daß es N'cbr grau «ls rein weiß war. Im Jahre 1«45 wurde in Macasser ei» junger Hirsch von rein weißer Farbe gefangen. 56 Die Cocasnußpalme. des Feldes zu verscheuchen. — Es gibt sieben Arteu Eulen, und wenn man eine in der Nähe eines Hauses schreien hört, so glauben viele Eingeborne, es werde über die Bewohner desselben sicherlich eine Krankheit oder ein anderes Unglück kommen. Adler und Falken oder Milane werden acht Arten erwähnt. Einer der Milane kommt in großer Menge an allen Ankerplätzen vor und ist so zahm, dcch er sich auf dem Takelwerke eines Schiffes ganz nahe an der Stelle niederlaßt, wo die Matrosen eben arbeiten. Wenn er mit seinen langen Kralleu irgend einen Abfall erhäscht hat, so fliegt er nicht, wie die meisteu Raubvögel, sogleich fort nach einem Sitz, wo er den köstlichen Bissen mit Muße verzehren kann, sondern ist so gierig, daß er, während er langsam in der Luft hinsegelt, mit dem Schnabel Stücke abreißt und sie verschlingt. Wenn wir anfangen die üppige ^lora dieser tropischen Inseln zu betrachten, so ist fast der erste Baum, deu wir am Ufer bemerken, die schlanke, graziöse Cocosvalme. Dann und wann findet sie sich in kleineu Gruppen, weit von dem Wohnsitz der Menschen, denn anstatt durch dessen Pflege aufgezogen zu werden, kommt sie oft allein zur Neife und ladet ihn dann eiu, seine Wohnung unter ihrem Schatten zu nehmen, indem sie ihm zugleich ihre Früchte zur Nahruug und ihre Blätter als reichliches Dachstroh zu der einzigen Art einer Hütte anbietet, deren er in einem wechsellosen tropischen Klima zu bedürfen meint. Wenn sie am Ufer steht, neigt sie sich bestandig nach ihrem Erzeuger, dem Meere hin, denn auf deu Wellen getragen kam die Nuß, aus der sie entsprang, und nun völlig erwachsen, sucht sie ihrem Ahnen eine Schuld abzutragen, indem sie sich über das Ufer lehnt und reiche Traubcu ihrer goldeneu Früchte in den Echooß des Oceans fallen läßt. Hier schwimmend erhalten durch eine dicke Hülse, die mit eiuer wasserdichten Haut bedeckt ist, treibt der lebende Kern sicher über das stille wie über das stürmische Meer, bis eine freundliche Welle ihn hoch hinauf wirft auf ein fernes (Gestade. Nasch befähigt ihn dann die heiße Sonne, seine Würzelchcn in den belebenden Boden von Korallmsand und Muschclbruchstückcn zu schlagen, und in einigen Jahren sieht man auch ihn seinen Federbusch hoch über der weißen Brandung schütteln, die in diesen sonnigen Himmelsstrichen allenthalben den Naud des tiefblauen Oceans bildet. Ist die Nuß jung, so ist die Schale weich und von der Hülse Vereitung des Cocosnußöles. 57 nicht getrennt. In kurzer Zeit geht sie aus einer blaßgrünen in eine hellgelbe Farbe über. Jetzt bildet sich die Schale, und auf ihrer innern Seite ist eine dünne Schicht, so weich, daß man sie mit einem Löffel zerschneiden kann. Die Eingebornen nennen sie nun Klapa mnda oder die junge Cocosmch, und sie essen dieselbe selten, anßer in diesem Zustande. Wenn sie älter wird, nimmt das Aeußere eine Holzfürbe an, die Hülse ist dann trocken, die Schale hart und ans der innern Seite mit einer dicken, zähen, öligen und höchst unverdaulichen Schicht umgeben, die volksthümlich als ,,oas Fleisch" der Nuß bekannt ist. Dies ist der Zustand, in welchem sie auf unsere Märkte gebracht wird; die Malaien aber denken nie daran, sie in dieser Beschaffenheit zn essen, und schätzen sie nur noch ihres Oeles wegen. Um letzteres zu gewinnen, wird die Nuß zerbrochen und das Fleisch mit ein ein Messer hcrausgeschabt. Dieses Mark wird dann in einer großen Pfanne gekocht, wobei das Oel sich absondert, obenauf schwimmt und abgeschäumt wird. Das Cocosnußöl ist fssst die einzige Substanz, die man im Morgen-lande zur Beleuchtung benutzt, obgleich dort im Verhältniß zu der ausländischen Bevölkerung viel mehr dichter gebrannt werden, als in unserer gemäßigten Zone, trotz unserer langen Winterabende; denn es ist bei Jedermann Sitte, jeden Abend sein Haus und seine Veranda recht glänzend zu erleuchten, und bei festlichen Gelegenheiten müssen Reihen von Campen ans feinen ganzen Grundstücken angebracht sein. Auch die Eingebornen lieben solchen Prunk. Die gewöhnliche Lampe, die sie zum Brennen von Cocosnußöl haben, ist nichts als ein Trinkglas. Dies wird zum Theil mit Wasser gefüllt, dann gießt man eine Quantität Oel hinein, und auf diesem schwimmen zwei kleine Späne, die als Docht ein Stück Pflanzemnark in ver-ticaler Lage tragen. Nenn das Ocl erst bereitet ist, hat es einen süßen, würzhaften Geschmack, aber in einem so heißen Klima wird es bald außerordentlich ranzig, nnd das zum Kochen benutzte sollte nicht mehr als zwei bis drei Tage alt sein. Das kühle, helle Wasser, welches die jungen Nüsse enthalten, ist in jenen heißen Klimaten ein höchst erfrischendes Getränt und nach meinem Geschmack dem warmen, schlammigen Wasser, das man gewöhnlich innerhalb der Tropen in allen Niederungen findet, weit vorzuziehen. Ganz besonders weiß man es zn schätzen, wenn man, der brennenden Sonne auf einer niedrigen Korallen-Infel ausgesetzt, 58 Die Pandanr und Banane. sich nach einem Trunk aus den kalten funkelnden Strömen zwischen seinen heimathlichen neu-englündischrn Bergen sehnt. Man blickt nm sich herum und vergegenwärtigt sich, daß man von dem Salzwasser des Oceans umgeben ist — da klettert cincr von unseren dunkelfarbigen Begleitern, der unsern Wunsch erräth, an dem glatten Stamme einer hohen Palme hinauf und bringt, wie es scheint vom Himmel, einen Nektar herab, der für die Götter köstlich genug ist. Dieser Baum ist für die Eingebornen von solcher Wichtigkeit, daß die holländischen Beamten angewiesen sind, die Anzohl derselben in ihren einzelnen Districten so genau als möglich zu ermitteln. Im Jahre 1861 gab es in Java und Madura fast zwanzig Millionen solche Bäume, oder mehr als drei auf je zwei Eingeborne. Iu der Nähe der Eocosnuß wächst die Pandane oder der „Schraubeubaum", den man genau als einen an beiden Enden mit Aesten versehenen Stamm bezeichnen kann. Es gibt zwei Arten desselben, die im Archipel weit verbreitet sind. Die Blüthen der einen, des ?an6l»nu8 oaorgMnimus, find sehr wohlriechend und bei den Malaien hoch geschätzt. Aus ihreu Blättern werden an manchen Orten Matten und Körbe verfertigt. Ihre holzige Frucht ist kugelförmig, uou vier bis sechs Zoll Durchmesser, und die Oberfläche derselben ist mit geometrischer Genauigkeit durch Vor. sprünge vou spitzig pyramidaler oder rautenförmiger Gestalt getheilt. Auf den Niederungen, vom Ufer rückwärts, wo der Boden durch vegetabilische Dammerde fruchtbar geworden ist, gedeiht die Banane. Dem Cocosnußbaum unähnlich, sieht man sie selten, wo sie nicht die Hand des Menschen gepflanzt hat. Der Neisende, der von seinen langm Wanderungen durch die dichten, fast unvassir-baren Dschungel erschöpft ist, blickt daher mit Frenden auf die langen, grünen, niederhängenden Blätter dieses Baumes. Er weiß, daß er in der Nähe der Hütte eines Eingeboruen ist, wo er Schuh vor der heißen Sonne finden, seinen Durst mit dem Wasser der Cocosunß löschen und seinen Hunger mit Bananen und ge^ kochten, Reis, einem einfachen und buchstäblich einem frugalen Mahl, stillen kaun. Mitten ans diesen sich niedersenkciidcn Blättern hängt der Gipfel des Hcmptstammes mit seinen, nach dem Ende hin an Größe abnehmenden Früchten herab. Einige in der Nähe der Basis gehen bereits aus einer dunkelgrünen iu eineglän- Der Melonenbaum und Bambus. 59 zende goldgelbe Farbe über. T^icse sind voll köstlichen Saftes und zerschmelzen Einem im Munde wie eine liebtich gewürzte Cröme. Die Bananen, die man bei uns kaufen kann, sind so zerquetscht und schmecken so wenig wie die Frucht in ihrer tropischen Hcimath, oder wenigstens auf den ostindischcn Znseln, daß sic kaum dazu dienen, Einen an das zn erinnern, was man dort genossen hat. Die Zahl der Spielarten der Bananen und die Verschiedenheit zwischen ihnen ist eben so groß, wie bei nns unter den Aepfeln. Die Botaniker nennen diesen Baum die Nusa i>m-alU«ilnm, weil seine Frucht das ganze Jahr hindurch so beständig reift und ein so gewöhnliches Nahrungsmittel ist, daß er ganz dem Baume entspricht, „der jeglichen Monat seine Frucht gab/' nnd dessen ,,Plätter zur Heilung der Völker dienten." Außer den erwähnten Pflanzen sieht man auf den Niederungen auch Aroidern, Ainaranthaceen,Papilionaceen oder Legumi-nosen und giftige Euphorbiaceen. Der Melonenbanm ((^rina pn-pa^a) gedeiht üppig in den meisten Podenanen. ^ie Eingebornen essen seine Frucht, die Papaya, stets gern, und ich fand sie höchst schmackhaft, aber die im Morgenlande lebenden Europäer be trachten dieselbe in der Negel als eine zu gemeine oder gewöhnliche Frucht, als daß man sie könnte anf den Tisch bringen. Eie wurde offenbar von den Portugiesen und Spaniern ans Wcst-indien eingeführt, nnd der malaiische Name Papaya kommt von dem spanischen kilpa^o. In der Höhe von tausend Fuß erscheinen Farne in sehr beträchtlicher Anzahl, und hier wächst auch der nützlicke Bambus in Menge, obgleich er sich bis hinab zum Spiegel des Meeres findet. In praktischer Beziehung ist derselbe ein Baum, aber in botanischer Hinsicht ist er Gras, wenn er auch eine Höhe von siebzig bis achtzig Fuß erreicht. Er wird von den Eingeborncn zu den Wänden ihrer Hütten benntzt. Zn diesem Zwecke wird er aufgespalten und platt gepreßt, und andere senk- und wagerechte Stücke halten ihn an der Eteile fest. Auch zu Mastbäumcn, Speer-Schaften, Körben, Fahrzeugen aller Art und zn jo vielen anderen nothwendigen Geräthjchaflen wird er benutzt, daß er für sie fast unentbehrlich erscheint. Wenn man ihn thcilweise verbrennt, wird seine äußere Oberstäche so hart, daß er eine scharfe, fast schneidende Kante annimmt, und wahrscheinlich wurden vor der Einführung des Eisens die Waffen der Eingebornen alle auf diese Weise ge- 60 Der Feigen- und Vaumwollenholzbaum. macht. Gegenwärtig werden geschärfte Pfähle, Nan jaus, dieser Nrt in dem hohen Grase, das einen Ladang oder karten umgibt, in die Erde getrieben, so daß jeder Eingeborne mit nackten Füßen saußer dem Eigenthümer) bei dem Versuche, in den Garten zu dringen, sich spießt. Ich sah einen Mann auf der Insel Buru, der auf solche Art sich eine furchtbare Wunde gerissen hatte. Ueber tausend Fuß werden die Palmen, Bananen und Pa-pilionaceen seltener und durch den stattlichen Feigenbaum oder Warin gin ersetzt, der in seinem hohen Gipfel und seinen langen Aesten mit den prachtigen Palmen an der Meeresküste rivalisirt. Auch der Amberbaum (I^mänind^r) begleitet die Feige. Auf den Waldbäumen zeigen sich Orchideen von den niundervollsteu Gestalten und sind so dicht an dieselben befestigt, daß sie Theile von ihnen zu sein scheinen. Hier sieht man auch die Farne in großer Mannichfaltigkeit. Loranthaceen und Melanostomaceen finden sich in diesem Gürtel. In dieselbe Region gehört der schöne Baum-wollenholzbanm. Sein Stamm hat selten mehr als zehn bis zwölf Zoll in» Durchmesser und steht fast so schnurgerade wie ein Senkblei. Die Ninde ist Hellolivengrün und außerordentlich glatt und hübsch. Die Aeste schießen in Wirteln unter rechten Winkeln mit dem Stamme hervor, uud da sie durch eiuen beträchtlichen Zwischenraum von einander getrennt sind, so bildet ihr weitläufiges Laubwerk mit dem dunkeln, dichten Dschungel, aus dem sie sich gewohnlich erheben, einen starken Contrast. Sie gedeihen auch au den Ufern der Flüsse gut. In Java werden diese Bäume häufig als Telegraphenstangcn benutzt — ein Zweck, zn dem sie wegen ihrer Regelmäßigkeit vortrefflich passen. Uederdies würde in jenen Tropenländeru alles Andere als eine lebende Stange schnell verfallen. Die Frucht ist eine Kapsel, uud die faserige Substanz, die sie liefert, ist ganz wie Baumwolle. Ich faud sie zum Ausstopfen der Vögel sehr geeiguet. Ueber der Region des Feigenbaums kommt die der Eichen und Lorbeerbäume. Orchideen uud Melastomen werden hier häufiger. Ueber fünf- bis sechstausend Fuß stehen Nnbiaceen, Heiden und zapfentragende Bäume, und aus dieser Region begeben wir uns in eine hinauf, wo kleine Farne in Menge vorkommen und Flechten und Moose die Felsen bedecken und an den Bäumen Hüngen. Jetzt liegt die Tropenwelt unter uns, und wir sind in der gemäßigten Zone. Der Mangostin. 61 Die Gipfel aller jener vulkanischen Berge, die sich noch im Zustande der Eruption befinden, sind gewöhnlich kahl, und bei anderen wird von dein Schwefel, den sie erzeugen, eine so große Masse durch die Negen an ihren Wänden hinabgespült, daß die Vegetation oft noch unter ihren Gipfeln eine Strecke weit vernichtet ist. Eins der großen Vorrechte, die ein Aufenthalt in den Tropen gewährt, ist der Genuß der köstlichen Früchte jener Gegenden in ihrer ganzen Vollkommenheit. Von allen diesen Früchten ift nach meiner Meinung der Mangostin ohne Frage als die erste zu betrachten. Der Baum, eine Aai-oiuia) ist ungefähr so groß wie ein Birnbaum. Sein malaiischer Name ist Manggusta, wovon der unserige kommt, aber im Archipel ist er allgemeiner nnter dem javanesischen Namen Manggis bekannt. Er gedeiht auf den meisten Inseln von der Südküste Javas bis Mindanao, der südlichsten der Philippinen. Auf dem Continente trägt er gut die Halbinsel Malacca hinauf bis Banlok, in Siam und im Innern bis zu ,16" nördl. Breite, auf der Küste des Meerbusens uon Ben. galen aber nur bis zu 14" nördl. Breite. Die Versuche, ihn in Indien einzuführen, find mißlungen, aber die Frucht wird bisweilen von Singapore hergesandt, nachdem sie sorgfaltig mit Wachs überzogen worden ist, um die Luft abzuschließen. In Ceylon ist seine Cultur nur theilwcise gelungen. Alle Versuche, ihn in Westindieu zu ziehen, sind erfolglos geblieben, so daß man diese beste aller tropifchen Früchte auf dem amerikanischen Contincnte niemals zu sehen bekommt. Seine beschränkte geographische Verbreitung ist um so auffallender, weil man ihn auf den ostindischen Inseln häufig auf allen Bodenarten gedeihen sieht, und man hat Grund zu der Vermuthung, daß er auf den Philippinen in einer verhältnißmäßig späten Zeit eingeführt wurde, denn im Jahre 1685 bemerkte ihn Dampier auf Mindanao nock nicht. Die Frucht ist kugelförmig und hat eine röthlich^braunc Farbe. Der äußere Theil ist eine dicke, zähe Decke, die einen weißen, undurchsichtigen Mittelpunkt uon einem Zoll Durchmesser oder darüber enthält. Dieser besteht aus vier bis fünf Theilen, in deren jedem fich gewöhnlich ein kleiner Same befindet. Der weiße Theil hat einen schwachsüßen Geschmack und einen starken, aber köstlichen Geruch, der ihm ganz eigenthümlich ist. Cr schmeckt vielleicht mehr wie das weiße k»I Der Rambutan und Mangobaum. Innere einer Checkerbeerc*) als wie jede andere Frucht in nnserm gemäßigten Klima, Die dicke Decke wird von den Eingebornen getrocknet nnd als adstringirendes Arzneimittel benutzt. Eine zweite Stelle beanspruchen auf dieser Stufenleiter mehrere Früchte. Manche Europäer stellen dem M angostin znnächst den Nambutan, und andere ziehen die Mango' Frucht oder den Duku vor. Der Rambutan l^opkolium iNp^n^um) ist fast so groß wie ein Apfelbaum. Die Frucht ist kugelförmig und einen bis anderthalb Zoll im Durchmesser. Die Außenseite ist eine glänzend-rothe, mit rauhen, zerstreuten Borsten verzierte Rinde. Inwendig befindet sich ein halbdurchsichtiges Fleisch von schwach sanrem Geschmack, das den Samen nmgibt. Dieser Baum ist, wie der Durian nnd der Mangostiu, ganz anf den Archipel beschränkt, und seine saure Frucht ist in jenen heißen Ländern höchst erquickend. In Batavia ist sie im Febrnar und März in solcher Menge vorhanden, daß in den Marktgegenden der Stadt große Quantitäten fast die Straßen einfassen, und kleine Boote sieht man mit dieser glänzenden, erdbeerfarbigen Frucht bis zum Ueberströmen angefüllt. Der Mangobaum (NanAiior«, inäioa,) ist eiu großer, dick. ästiger Baum, mit glänzend-grünen Blättern, Seine Frucht hat eine elliptische Form nnd enthält einen platten Stein von derselben Gestalt. Bevor sie reif ist, hat sie eine so scharfe Säure, daß man sie nur in Salzwasser einzulegen braucht, um, besonders mit dem allgemeinen Curry, ein feines Pickle für den Tisch zu bilden. Während sie reift, geht das Innere aus Grün in Weiß, und dann in ein glänzendes Gelb über. Entfernt man die zähe äußere Haut, so sieht man inwendig eine weiche, fast breiartige, aber etwas faserige Masse. Manche dieser Früchte schmecken außerordentlich kräftig und ganz aromatisch, während andere einen scharfen Geschmack nach Terpentin haben. Selbst an zwei Oert-lichkeiten, die nur einige Meilen von einander liegen, sind sie sehr verschieden. Rnmphius iheilt uns mit, daß der Baum im Jahre 1655 durch die Holländer auf diesen Inseln eingeführt wurde. Auch nach Zanzibar und Madagascar hat man ihn verpflanzt. Als die Spanier die Philippinen zum ersten Mal besuchten, wurde er nicht bemerkt, aber jetzt ist er auf jenen Inseln sehr gemein, *) Checkerberry. Fruchtmarks. Dei Dutu und Durian. 63 und von seiner Frucht werden beträchtliche Quantitäten nach China verschifft, wo dieselbe, wie mir oft versichert wurde, sehr köstlich war; wer jedoch diese, wie jede andere tropische frucht, nur von einem einzigen Orte gekostet hat, ist durchaus kein competenter Richter. In Singapore fand ich einige sehr feine, die man von Siam herabgebracht hatte. Der Vaum gedeiht anch in Indien, und Herr Crawfurd meint, weil der malaiische und javanesische Name offenbar nnr Korruptionen des alten Sanskritnamens sind, er sei ursprünglich vom Kontinente nach dem Archipel gebracht worden und dürfe nicht als dort einheimisch betrachtet werden. Eine andere hochgeschätzte Frucht ist der Duku. Der Baum ist schlank nnd hat ein freies Laubwerk. Aus seinem Stamme und Zweigen wachsen kleine Aestchen hervor, welche die Frucht, die etwa so groß wie das Ei einer Wanderdrosscl ist, in langen Tranben tragen. Der äußere Ueberzug der Frucht ist dünn und lcderartig und hat eine mattgelbe Farbe. Er enthält mehrere lange Samen, die von einem durchsichtigen Fleisch nmgeben sind, welches süß oder angenehm sauer ist. Die Samen selbst sind intensiv bitter. Die Ein-gebornen ziehen jedoch den Durian stets allen anderen Früchten vor. Der vurio xidetninu» ist ein sehr großer Baum. Seine Frucht ist kugelförmig, sechs bis acht Zoll im Durchmesser und in der Regel mit vielen scharf zugespitzten Warzen bedeckt. Dieses Aeußere ist eine harte Schale. Inwendig ist sie mehrfach getheilt. Wenn man die Schale zerbricht, findet man in jeder Abtheilung einen Samen, so groß wie eine Kastanie, der von einer blaßgelben Substanz von der Consistenz dicken Rahmes umgeben ist, und so stark nach faulem thierischen Stoff riecht, daß eine einzige Frucht genügt, die Luft in einem großen Hause zu verpesten. In der Jahreszeit, in der es diese Frucht gibt, ist in den Dörfern der Cingebornen die ganze Atmosphäre mit jenem abscheulichen Gerüche angefüllt. Den Geschmack der weichen, salbenartigen, halbgeronnenen Substanz beschreibt Herr Crawfurd gut, als ,,frischem Rahm und Lamberts-nüssen gleich". Es scheint widersinnig, zu behaupten, daß dieselbe Substanz den Geruchsinn eines Menschen verletzen nnd doch zugleich seinen Geschmacksinn befriedigen tonne, aber die Cingebornen lieben sie sicherlich höchst leidenschaftlich, und ich traf einmal einen Ausländer, der mir versicherte, er habe, als er diese Frucht einmal gerochen, gar nicht glauben können, daß sie zu genießen sei, bis er davon gegessen hätte. Ihr bloßer Geruch ist in der Regel 64 Die Vrodfrucht und die Iackfrucht. für alle Europäer vollkommen hinreichend. Der Baum gedeiht gut auf Sumatra, Java, den Gewürz-Inseln und Celebes und findet sich nördlich bis Mindanao. Auf dem Continente gibt es auf der malaiischen Halbinsel Wälder von ihm, und in Siam wird er nördlich bis zum dreizehnten und vierzehnten Grade gezogen. Auf der Küste des bengalischen Meerbusens wächst er durch die Zucht nordwärts bis Tenasserim unter 14« nördlicher Breite. In diesem Gebiete gedeiht er auf allen Bodenarten, aber die Persuche, ihn in Indien einzuführen, sind alle mißlungen, und ebenso in Westiudicn. Sein malaiischer Name Dnrian kommt von Duri, einem Dorn, und ist ihm wegen der scharfen dornigen Spitzen der pyramidalen Warzen gegeben, welche die Schale der Frucht bedecken. Daß der malaiische Name überall, wo man die Frucht kennt, der gebräuchliche ist, weift darauf hin, daß sie ursprünglich aus einem malaiischen Lande stammt, und diese Ansicht wird dadnrch bestätigt, daß ich, während ich quer über Sumatra setzte, auf den Hochländern an den Quelleu des Palembang-Flusses durch große Wälder giug, die meistentheils aus solchen Bäumen bestanden. Eine andere weitberühmte Frucht ist die Brodfrucht. Sie wächst auf einem Baume, der ^rtoon.rpus inoi^a, der eine Höhe von vierzig bis fünfzig Fuß erreicht. Der Fremde bemerkt ihn sogleich wegeu seiner ungeheuer großen, scharflappigen Blätter, die häufig einen Fuß breit und anderthalb Fuß lang sind. Die Frucht hat beinahe die Gestalt einer Melone uud haugt mit ihrem Stiele unmittelbar an dem Stamme oder den Aeften. Die Malaien legeil ihr wenig Werth bei, aber weiter östlich, auf den Gesellschafts-Inseln und anderen Theilen der Südsee, bildet sie die Haupt-nahruug der Cingebornen. Gerade ehe sie reif ist, wird sie in Scheiben geschnitten, geschmort und mit einer dicken, schwarzen Melasse gegessen, die man dadurch gewinnt, daß man den Saft der Gomutipalme einkocht. Auf solche Weise zubereitet, schmeckt sie der Kartoffel etwas ähnlich, nur daß sie sehr faserig ist. Die Samen dieser Frucht sollen in der Südsee, wenn sie geröstet sind, fast so fein wie Kastanien sein, aber die Malaien sah ich dieselben nie benutzen. Vou den Inseln des stillen Oceans ist der Baum in Westindien und dem tropischen Amerika eingeführt worden. Eine andere Art derselben Gattung, die ^rtooiu-pu» iuwArifnIia, trägt die gewaltig große „Hackfrucht", die der Brodfrucht ganz genau gleicht. Zuweilen erreicht fie ein Gewicht von fast fünf- Bali. 65 undsiebzig Pfund, so daß ein Knlie an einer einzigen gerade zutragen Hal. Der einzige Theil, dm die Eingebornen essen, ist eine fleischige Substanz, die jeden Samen umhüllt. Den 16. Inni. — Diesen Viorgen thürmte sich der riesenhafte Berg auf Bali, Gnnung Agung oder ,,der Große Berg", seitwärts von uns am südlichen Himmel auf. Nach Herrn Crawfnrd erreicht er eine höhe von zwölftausend dreihundert nennnndsiebzig Fnß oder vierhundert drcinnddreisng Fnß mehr, als der weltberühmte Pit von Teneriffa. Diese Berge sind nur eine Fortsetzung der Kette, die Java durchzieht, nnd Bali läßt sich fast als ein Theil von Java be-irachten, da es dieselbe Flora nnd Fauna hat und nnr durch eine schmale Straße von jeuer ^nsel getrennt ist. Hier erreicht die asiatische Fauna von Sumatra, Borneo und Java ihre östlichste Grenze. Auf ^ombok, der nächsten Insel nach Osten, sieht man eine ganz andere Fauna, die eine gut ausgeprägte Verwandtschaft mit der australischen hat. Nach deu Traditionen der Javanesen waren früher Snmatra, Java, Bali, Lombok nnd Snmbawa alle vereinigt und wurden später in neun verschiedene Theile getrennt, und wenn dreitausend Regenzeiten vergangen sind, werden sie wieder vereinigt werden. Die Zeiten dieser Trennungen gibt man folgendermaßen an: Palembang (die Ostspitze Sumatras) wurde voll Java getrennt im Jahre 1192 nach Chr. Bali von Balembangan (der Ostspitze Javas) 1282 nach Chr. Loutbot von Sumbawa 1350 nach Chr. Alle diese Angaben fallen alberner Weise in die Neuzeit, nnd überdies traten oi>.> Trennungen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in der oben angegebenen Ordnung ein. Wenn wir die Fauna des Continents mit derjenigen von Sumatra, Java und Borneo vergleichen, so finden wir, daß Snmatra die größte Anzahl Arten hat, die mit denen der Halbinsel Malacca identisch sind, daß Borneo ein etwas geringeres Verhältniß und Java die größte Zahl ihm eigenthümlicher Arten besitzt. Darans schließen wir, daß Java die crste dieser Inseln war, die sich vom Continent trennte, daß dann zunächst Borneo und am spätesten Sumatra losgerissen wurde. Bali wurde wahrscheinlich in noch neuerer Zeit von Java geschieden. Herr Sclater war der Erste, der bemerkte, das; die Treu-mmaMnie zwischen der asiatischen und australischen Fauna die Via», ore. l«l>l>ch>,'N ^chi^i, l) 66 Eine Hochebene unter dem Meere. Straße von Macassar hinab ssezogen werden müsse, nnd diese Beobachtung ist von Allen, die seitdem in jenen Gegenden gesammelt haben, nnr bestätigt worden, Herr A.N.Wallace ermittelte ferner, daft diese ,^inie sich durch die Strafte von Lombok, zwischen der Insel gleichen Namens und Vali, nach Süden fortsetze. Er besuchte die letztgenannte Insel und stellt die Vögel derselben denen von Lombok folgendermaßen gegenüber: ,,In Bali haben wir Bartvögel, Frnchtdrofseln und Spechte; gehen wir nach ^ombok hinüber, so sehen wir diese nicht mehr, sondern haben eine große Menge Cacadus, Honigsanger nnd Bürsten-Trnthühner*) (NeZ'n^oäiidaO), die auf Vali nnd allen Inseln weiter westlich eben so nnbekannt find. Die Strafte ist hier nnr fünfzehn Meilen breit, so daß wir in zwei Stnnden uon einer großen Abtheilung der Erde zu einer andern übergehen können, die sich in ihrem Thierleben so wesentlich unterscheiden, wie Enropa uon Amerika." Der Königstiger von Snmatw und Java findet sich auch auf dein Theile von Bali, der Java am nächsten liegt, aber auf Lombok cristirt weder dieses, noch ein anderes Thier aus dem Katzengeschlechte. Affen, Eichhörnchen, Zibethe nnd andere sieht man westlich, aber nicht östlich von dieser Trennungslinie, Wilde Schweine sind über alle grö'ftercn Inseln von Sumatra bis Neu-Gninea verbreitet nnd kommen östlich selbst bis Ceram vor. Die Flora dieser Inseln ist nicht in solcher Weise getheilt, sondern behält von der Nordspitze der Insel I imur bis zur Ostspitze Javas ganz denselben Charakter. Im Jahre 1845 wies Herr Earl darauf hin, daft Java Sumatra und Borneo alle auf einem Plateau stehen, das nnr von einem feichten Meere bedeckt ist. Sie waren daher, wie die Aehnlichteil ihrer Faunen zeigt, nicht nur früher verbunden, son-dern sind es noch hentigen Tages, und eine Linie auf der Karte die andeutet, wo das Meer eine Tiefe von hnndcrt Fadeil erreicht, zeigt genan die Stelle, wo die großen Becken des stillen und indischen Oceans wirklich beginnen. Nordwärts vereinigt diese Vime die Philippinen mit Asien und beweist auch, daß Formosa, die Au-Chiu- uud japauischeu Inseln nebst den Kurilen sämmtlich Theile desselben großen Kontinents sind. Nach dem nrtheilend, Kastenwesen und Opfern der Wittwen auf Nali. 6? was von ihrer Fauna bekannt ist, meint Herr Wallace, die Philippinen hätten sich früher von dein Continente getrennt, als Java, nnd hätten seit jener Zeit sehr beträchtliche Verändernngcn in ihrer physikalischen Geographie erlitten. Im Jahre 147tt, als die Hindn-Religion ans Java vertrieben wnrde, nahm sie ihreZnflucht ans Bali, wo sie bis anf den heutigen Tag besteht. Die Eingeborncn sind hier, wie in Indien, in vier Kasten getheilt. Die erste und höchste umfaßt nur die Priester, die zweite die Krieger, die dritte die Kaufleute, und die vierte und niedrigste die gemeinen Arbeiter. Nach Herrn Crawfnrd, der die Insel besuchte, opfern sich die Weiber der Krieger häufig, iudem sie sich mit dem Kris erstechen, — der Leichnam wird später verbrannt, — und ,,bei den Fürsten ist das Opfern einer oder zweier Francn nncrläßlich." Die hohen Berge auf Bali enthalten eine Anzahl Seen oder Vergsnmpfe/ die viele Ströme entsenden, nnd die Vingcbornm sind oadnrch in den Stand gesetzt, ihre Ländereien so vollständig zu bewässern, daß, uachdem für eine Bevölkerung von fast drei Vicrtelmillionen gesorgt ist, jährlich gegen zwanzigtanscnd Tonnen Nris nach anderen Theilen des Archipels ansgeführt werden. Im Jahre 1861 hatte Java nur eine Bevölkerung von dreihundertfnnfnndzwanzig anf die Qnadrat-mcile, während man annahm, daß in Bali fast fünfhundert auf die Quadratmeile kamen, und gegenwärtig ist es wahrscheinlich die am dichtesten bevölkerte Insel in diesen Meeren. Die Hmdn-Ncligion herrscht auch anf einem Theile von Lom-bok vor. Anf dieser Insel steigt ein gewaltiger Berg, nach den trigonometrischen Messungen des Baron van Carnbee, bis zu einer Höhe von zwölftausend dreihundert und sechzig englischen Fuß empor und überragt wahrscheinlich jede andere hohe Spitze im ganzen Archipel. 5.4 Viertes Kapitel. Celebes und Timur. Den 18. Juni. — Dieseu Abend anluvten wir dicht drin an der Küste von Celebes auf einem seichten Platean, das in Wirklichkeit nnr ein unbedeutend versunkener Theil der Insel selbst ist. Das Wort Celebes ist nicht einheimischen Ursprungs nnd wurde wahrscheinlich von den Portugiesen eingeführt, welche die ersten C'uropüer waren, die diese Insel besuchten. Sie kommt zuerst in den geschichtlichen nnd beschreibenden Werken ^e Barros'*) vor, der nns mittheilt, dast dieselbe erst !52!> eutdeckt wnrde, vierzehn Jahre nach der Zeit, wo die Portugiesen zum ersten Mal nach den Molukken kamen; aber damals waren sie nur darauf bedacht, die Gegenden zu finden, wo die Gewürznelke und die Muskaten-unßwnchs. Später wurden sie durch die Gerüchte, die sich von dem owloe verbreiten, das mau hier fand, bewogen, nach dieser ^nsel zu suchen, und in der That wird noch heule anf der nördlichen lind südwestlichen Halbinsel t^olo gemouueu. Anfangs vermuthete man, Celebes bestehe aus vielen Inseln, und dieser Glaube scheint ihm einen Rainen in der Pluralform gegeben zu haben. Cs be- *) Io«o de Barws, der eiile klassische Geschichte der Gegenden schrieb, welche die Portugiesen im Morqenlandc entdeckten nnd eroberten, wnrde t^W aeborcn nud starb l5?<), >Hr besuchte Indien nie selbst, sondern trnq seine Bcschrcidungen im Jahre 15>!^ sorczsältig und getreu aus den amtlichen Mittheilungen zusammen die seiner Gewissenhaftigkeit alle anvertraut wurden. Dic erste Detade seines Werks wurde 1552, die yveitc 155ll, die dritte 15«3 und die vierte nach seinem Tode veröfsemücht. 6r »var also ein Zeitgenosse der meisten alten Scefalnn, deren Geschichte er erwählt. Srmchon und Neliqion ,^,un>, l^m'tu^-u^«»," schrieb, wurde 154^ in Lissabon geboren nnd starb 1l!l6, vierundstebzig Jahre alt, in Goa, der vortu» Msischen Hauptstadt von Indien. Man glaubt, daß er im Alter von vierzehn Jahren nach Indien ging und, nachdem er dort zehn Jahre in der Armee gelebt hatte, nach Portugal zurückkehrte, aber bald darauf wieder hinging und bis ;u seinein Tode dort blieb. Es ist wahrscheinlich, daß er nie einen Theil des Archipels selbst bciuchtt, sondern die Auskunft, die er uns gibt, von Auderen erhielt. ^) Die alteu Köuige von Macassar riihmtm sich, daß sie vou dem Tor» manurong abstammten, der uach ihren ^qeudeu jene wunderbare Geschichte hatte, wie sie in Pinlcrtou's „Reisen", Baud N, Seite 216 mitgetheilt ist. In ur^ alteu Zeiten geschah es, baß eine schöne Frau, mit einer goldenen Kette geschmückt, vom Himmel herablam und von den Macassaren als ihre Königin anerkannt wurde. Als der König von Bantam hörte, daß diese himmlische Schönheit auf Erden erschienen sei, machte er eine lauge Reise in imes Land und warb um 70 Die Kopfjäger uon Celebes. die mohammedanische Neligion zuerst von einem Eingebornen aus Menangkabau, einer Provinz anf dem Platean im Innern von Sumatra, nördlich voll der jetzigen Stadt Padang, gelehrt. Dies geschah gerade vor der Ankunft der Portngiesen im Jahre ^525, nnd die Jahrbücher der Eingcbornen sagen, die Lehre des falschen Propheten und das Ehristenthnm seien dein Fürsten von Macassar zu gleicher Zeit dargeboten worden, nnd seine Näthe hätten ihn gedrängt, die mohammedanische Neligion anzunehmen, weil „Gott den Irrthum nicht werde vor der Wahrheit kommeu lassen." Im Innern lebt ein Volk, das die Küsteustämme Tnraju nennen. Sie werden als Kopfjäger nnd sogar als Menschenfresser geschildert. Barbosa") behauptet etwas Nehnliches von allen Ein^ gebornen dieser Insel zu seiner Zeit. Er sagt, wenn sie nach den Molnkken kämen, um Handel zn treiben, pflegten sie den König jener Inseln zn bitten, er möge die Güte haben, ihnen die Leute zu überlassen, die er zum Tode vcrurtheilt hätte, daunt sie au den Leichen solcher Unglücklichen ihren Gaumen befriedigen könnten, ,,als ob sie um ein Schwein bäten." Als wir die Küste nach Macassar hinanfdamvften, traten die Berge im Innern großartig hervor. Sie scheinen weit mehr als anf Java zn Ketten verbunden zu sein. Einer von ihnen, der Lomuo-batnng, erhebt sich zu einer Höhe von achttausend zweihun- ihre Hand, obgleich er vorher schon cine Prinzessin von Bontain geheirathet hatte. Seine Werbung wurde angmommen und in dicser Ehe cin Sohn gezeuat der zwei bis drei Jahre alt war, ehe er geboren wurde, so das; er unmittelbar nach der Geburt sowohl laufen als sprechen konnte, aber cr hattc eine sehr verdrehte Gestalt, Als cr erwachsen war, zerbrach cr die goldene Kette, die seine Mutter vom Himmel mitgebracht hatte, in zwei Stücle, woraus die Mutter sammt ihrem Eemahl in einem Augenblicke verschwand, indem sie die eine Hälfte der Kette mitnahm, die andere Halste und das Reich ihrem Sohne zurückließ. Diese Kette, die, wie die Macassaren sagcu, zuweilen schwer, zuweilen leicht war, einmal eine dunkle, ein anderes Mal eine helle Farbe hatte, war später immer eins von den Würdezeichen der Könige, bis sie bei einer großcu Revolution verloren ging, s) Odoardo Varbosa (auf Spanisch Valbosa) war cin Edelmann aus Lissa-bon, der in seiuer Jugend im Morgenland reiste. Nach seinen Schriften ist cö wahrscheinlich, daß er Malacca besuchte, ehe eS im Jahre 1511 von den Portu-giesen erobert wurde. Sein Werk erschien 1516. Im Jahre 1515» schloß er sich Magellan an und wurde 1521 von dcn Eingcboruen auf Zebu, eiucr der Philippinen, vcrrä'thensch ermordet, nachdem vier Tage zuvor der große Seefahrer, den er begleitete, dasselbe Schicksal erlitten hatte.j Die Reisen der Vussis. 71 dert Fnß über dem Meere und ist wahrscheinlich die höchste Spitze auf der ganzen Insel. Der Hafen von Macassar wird durch ein langes, krummes Korallenriff gebildet, dessen conuexc Seite vom Ufer ab nach dem Meere zn liegt. An einigen Stellen erhebt sich dieses Niff über die Oberfläche des Wassers und bildet niedrige Inseln; aber bei den heftigen Stürmen des Westmonsun bricht das Meer häufig mit solcher Gewalt über dasselbe in die Nhede hinein, daß es die meisten Pranen der Eingebornen auf den Strand treibt. Nahe an ihm befanden sich flotten von Fischerbooten, und dies war in jenen tropischen Meeren die erste Stelle, wo ich einen Mch fand, der nach meinem Geschmack eben so fein war wie diejenigen, welche ans den lallen Gewäsfern kommen, die nnsere neu-englan-dischen Küsten bespülen. In der Nhedc lagen viele Prauen von vierzig bis fünfzig Tonnen Lästigkeit, und manche waren selbst zweimal so groß. Vein, Eintritt des Wcstmonsun gehen sie in großer Zahl nach den Arru-Inseln, wo der große Sammelplatz*) für die Bewohner von Ce-ram, Goram, den Ki-Inseln, Tcnimber, Baba nnd der anliegenden Küste Nen-Gnineas ist. Herr Wallace, der besonders Paradiesvögel suchte, ging anf einem dieser rohen Fahrzeuge nach den Arru-Iuselu, eine Strecke von tausend Meilen. Als Herr Iukes im Januar 1845 in Port Essington war, lagen zwei solche Prauen dort. Eine hatte den Weg von Macassar in zehn, eine andere in fünfzehn Tagen gemacht. Aber bei diesen langen Reisen kehren viele nie znrück. Am letzten Iannar kam eine dritte in jenen Hafen und meldete, daß vier andere, also mehr, als glücklich angelangt waren, bei einem heftigen Sturme soeben gescheitert wären, und daß nur von einer einzigen die Mannschaft gerettet worden sei. Viele gehen jedes Jahr nach den Inseln anf der Höhe der Ostspitzc von Eeram nnd nach der benachbarten Küste von Papna, bisweilen auch längs den nördlichen Ufern desselben bis zur Geeluink-Bai. Diese langen Reisen zeigen, daß die Vngi5 jetzt das sind, was die Malaien waren, alv die Portugiesen zum ersten Mal nach dem Morgenlandc kamen, nämlich die großen ") Hen Wallace schätzt den Werth der Gntcr, die von Macassar allem dvrt-hm geschafft »verdeu, aus 2UUM0 hollandische Gulden (N2.UW Thaler), und die von anderen Orten gebrachten noch aus Ä'M> Gnlden erbaut wurde, wo die Holländer nün ersten Mal eine Ansiedelung auf der Insel bildeten, obwohl sie schon seit lll(>7 mit den Ciugebornen in Handelsverkehr standen. Im Jahre 1660 hatten sie ihre Rivalen, die Portugiesen, vertrieben, die Cingeborneu von Macassar besiegt uud ihre Herrschaft über diesen ganzen Theil der Insel völlig begründet. Dem ^ort gegenüber steht die „Nooiewit" oder das Gcsellschaftshaus — ^url feder Ort im Niederläudischeu Indien von irgend beträchtlicher l^röße hat ein oder zwei solcher angenehmen Vrholungslocnle, wo politische und andere Zeitungen gehalten werden und die gutmüthigen Holländer sich an den kühlen Abenden versammeln, um cineu „Pijt", — ein kleines Glas Wachholdcrbranntwcin mit Bitterem— oder „nou potjL van d«,6i" l^eiu Töpfcheu Bier) genau in der Weise zu genießen, wie Irving die glücklichen Augenblick? 74 Grabmäler alter Fürsten. Nip's van Winkle schildert. Jedes Mitglied kann einen Fremden einführen, der sofort als zur Brüderschaft gehörend betrachtet wird, und ich machte anf diese Art viele angenehme Bekanntschaften und verlebte viele angenehme Stunden. Jenseits des Gesellschafts Hauses, in einer von Tamarindenbäumen schön beschatteten Straße, liegen das Hotel und die Residenz des Gouverneurs. Ich sprach bei ihn: vor, denn da ich unter dem Schutze der Regierung reiste, so wurde erwartet, daß ich dem höchsten Veamten jedes Ortes, den ich etwa besuchte, mich vorstellte und dadnrch meinen Dank für das Wohlwollen au den Tag legte, das die Regierung mir erwies, und zugleich that, was die Etikette des Bandes verlangte. Der hiesige Gouverneur hatte die große Freundlichkeit, mir Postvferde frei anzubieten, wenn ich in dem unter seinem unmittelbaren Befehle stehenden Gebiete bleiben und reisen wollte. Nachdem die Hitze des Tages vorüber war, fuhren zwei meiuer freunde aus dem Kaufmannsstande mit mir durch die Stadt und eine bis zwei Meilen in die Umgegend hinaus, nm die Grabmäler der cinge-bornen Fürsten zu besuchen, welche diese Gegend vor der Ankunft der Europäer beherrschten. Diese Gräber waren ursprünglich in ein Haus eingeschlossen, aber das Dach war bereits verschwunden und die Wände waren im raschen Zerbröckeln begriffen. Am Fuß- nnd Kopfende jedes Grabes stand eine viereckige Säule. Nahe dabei waren die Ruinen eines Gebäudes, das vielleicht die Residenz eines jener Fürsten gewesen sein mag. Es war, wie das die Grabmäler umschließende Haus, etwa dreißig Fuß im Geviert und hatte auf der eineu Seite einen Eingang. Anf der vordern, rechten lind linken Seite waren zwei Reihen Löcher, wahrscheinlich zu Fenstern bestimmt. Die oberen wareu klein, aber die untereil hatten anderthalb Fnß im Dnrchmesser. Die Mauern des Hauses wareu achtzehn Zoll dick nnd ans dem gemeinen Korallengcstein gebant. Zum Eingang führten mehrere Stufeu hinauf und er wie die Fenster hatten groteske Verzierungen. De Cauto theilt uns mit, daß diese Lcnte die Sitte hatten, „ihre Todten zu verbrennen nnd die Asche in Urnen zn sammeln, welche sie auf abgesonderten Feldern in die Erde vergraben; dort errichten sie dann Kapellen, nnd die Verwandten bringen ein Jahr lang Speise dahin, die sie anf die Gräber stellen, uuo welche die Hunde, Katzen und Vögel forttragen." Dann machten wir einen höchst angenehmeil Spaziergang Fnhrt nach Kupnng auf Timur. 75 durch den angrenzenden Wald von Waringin-Vänmcn, Eocos-und Bctelnußpalmcn, nnd ich wüuschte immer nud immer wieder, daß ich von der uns umgebenden Landschaft photographische Ansichten nehmen könnte, um sie meinen Freuudeu zu zeigen, deuu Worte siud dilrchaus nicht im Stande einen Begriff zu geben uou der reicheuGrnppirung der Palmen und Gesträuche nnd den Laubgewinden von Neben um uns, als die untergehende Sonne lange horizontale Strahlen goldenen Lichtes in das üppige Laubwerk hineinwarf. Hier fanden wir den Kaffecbanm wild wachsend, und nicht weit davon kamen wir zn dein Grabmal eines reichen eingebornen Kaufmanns. Es war ein niedriges, viereckiges Gebäude, von einer Kuppel überragt, und das Gauze von einer etwa zwei Fnß hohen Mauer eingeschlossen, deren änßere Fläche mit blaucu Porzcllauplattcn bedeckt war. Als wir uus näherten, begrüßte unsere Ohren ein eintöniger, näselnder Gesaug. Er wurde von einen, eingcbornen Priester ausgeführt, der an dem Grabe seiner abgeschiedenen Freunde lange Gebete ans dem Koran hersagte. Die Töne seines weichen, melancholischen Gesanges hallten weit durch den stillen Wald wieder nud wieder, und machten einen nm so tiefern Eiudruck, weil sie ans der Wohnung der Todten zu kommen schieuen. Er bat nub einznlretcn nnd zeigte uns seine Bücher, die alle mit der Haud geschrieben und in denen doch alle Züge so fein und regelmäßig wie Kupferstich waren. Auf dem Grundstück stand ein Melonenbanin mit einem Zweige, der an seiner Spitze Blätter nnd Früchte trug wie der Mntterstamm. Nm 30. Juni segelten wir nach Knpang zu, einem Hafen am südlichen Ende der ,Insel Timur. Die Südspitzc der südwestlichen Halbinsel von Eelebes ist uicdrig; im Zuucrn erheben sich Berge von mäßiger Höhe. Als wir anf nnserm Wege nach Süden an ihr vorüber nach der Sapi-Clraßc dampften, die zwischen Sum-bawa auf der einen und Eommodo und Floris^) anf der andern Seite liegt, fanden wir, daß der Ostmousuu bereits zu einer starken Brise geworden; aber er war bcstäudig, und Himmel und Meer erinnerten Einen an „die Passate". Ans dem Meere sprangen viele fliegende Fische heraus, als wäreu sie zu glücklich, um in ihrem eigentlichen Elemente zu bleiben. ^) Der Name tommt von dcm portugiesischen Worte tlor, die Blume; Plu< l'al Nm'i». 76 Der Gunonq Apt in der Sapi-Strcisie. Am zweiten '.viorge>i nach nnscrer Abfahrt von Macassar stand der Gunong Api, ,,dcr brennende Berg," majestätisch vor uu2. Sein hoher Gipfel, fünftausend achthundert Fuß über dem Spiele! des Meeres, lvar durch horizontale Wolken, strati, verborgen, die, während wir den Vera. beobachteten, sich zertheilten und auf seine dunkeln Wände einen Streifen bellen Sonnenlichts herabließen. Es ist nicht eine einzelne, sondern eine doppelte Spitze; die nach Nordwest gelegene scheint wegen der tiefen Thäler und Schluchten an ihren Wänden die ältere zu sein, Alls den östlichen Flauten dieser Spitze scheint an der Küste ein alter Krater zu liegen, dessen äußere Wand vom Meere weggespült ist. Den dritten Theil der Strecke von der Küste nacb dem (Zipfel der Spitze gibt es anf dem Grunde der tiefen Wasserrisse einiges Gesträuch; die übrigen zwei Drittel aber sind völlig kahl. An der Spitze endigt der Berg in einen kleinen abgestumpften Kegel. Die südwestliche Spitze scheint sich neuerlich gebildet zu haben, denn auf der Südseite ist von ihrem Gipfel bis zur Küste herab eine einzige zusammenhängende Fläche von feinen vulkanischen Stoffen, die nur dnrch schmale Rinnen mit senkrechten Seiten eingeschnitten ist. Wenn man sie i»> Profil betrachtete, war der undurchbrocheue Verlauf ihrer Wände vom Gipfel bis zum Meere höchst majestätisch. Er war so regelmäßig, daß man kanin glanben konnte, er sei nicht durch Menschen-hand gestaltet worden. Jetzt befanden ivir uns mitten in der Straße zwischen Snmbawa nnd Eommodo und passirten bald auf der linken Seite die Insel Gillibanta, deren höchster Punkt nur ;wölfhuudert Fuß über dem Meere liegt. Ihr Name bedeutet im Ia-vanesischen ,,Einen, der den Weg streitig macht." Sie ist nur der Nest eiucs alten Kraters, dessen nordwestliche Wand unter dem Meere ver schwundeu ist. Die südliche Neigung der auf einander folgenden ^ava-Ströme war deutlich zu scheu. Rechts von nus lag Sumbawa mit seinen hohen Bergen, und au seinem südöstlichen Ende ist die Saui- oder Rinder-Bai, die der Straße deu Namen gibt. Auf einer Halbinsel an der Nordseite von Sumbawa steht der Berg Tomboro, der im Jahre 181s> einen so entsetzlichen Ausbruch erlitt und die Vernichtung so vieler Menschenleben verursachte. Die erste Nachricht, welche die Bewohner Javas von dieser furchtbaren Erscheinung empfingen, waren eine Reihe Explosionen, die so genau Kanonenschüssen glichen, daß man in Iokyokarta auf Java, in einer Entfernuug von vierhundert und achtzig Meilen, Truppen Ausbruch des Verges Tomboro. 77 nach einem benachbarten Posten marfchircn ließ, von dem man vermuthete, er sei angegriffen worden. In Snrabaya wnrdcn Kanonenboote ansgesandt, nm Schiffen beizustehen, von denen man glanbte, fie fnchten sich in der Madnra-Straße gegen Seeräuber zu vertheidigen, und an zwei Orten auf der Küste gingen Boote ab, um nach Schiffen zu suchen, von denen man sich einbildete, sie seien in Noth. Diefe Knalle geschahen am 5. April nnd dauerten fünf Tage lang fort; dann fing der Himmel an sich über dem östlichen Theile von Java dnrch fallende Asche zu verdunkeln, und vier Tage lang tonnte man die Sonne nicht sehen. Herr Craw-furd sagt, in Surabaya sei der Himmel mehrere Monate lang nicht so rein geworden, wie er bei dem Südostmonsun gewöhnlich ist. Nordwärts von Sumbawa hörte man die Knalle, die jenen Ausbruch begleiteten, bis zur Insel Tcrnate, in der Nähe von Gilolo, eine Entfernung von siebenhundert nnd zwanzig Seemeilen, uud zwar so deutlich, daß der Resident ein Boot aussandte, um nach dem Schiffe zn suchen, das, wie man vermuthete, Signalschüsse abgefeuert hatte. Nach Westen hin wnrden die Knalle in Moko-moko, einem Posten bci Beuculen, gehört, was in gerader Linie nicht weniger als neunhundert nnd siebzig Seemeilen — so wen wie von Ncw-?)ork bis zu den Keyen an der Südspihe von Florida ist. Die Asche, die während dieses Ansbruchs in die ^uft flog, fiel ostwärts, oder gegen den herrschenden Wind, bis in die Mitte der Insel Floris, nngefähr zweihundert uud zehn Seemeilen weit, und westwärts auf Java in die Berge von Cheribon, etwa zweihundert und fiebzig Meilen von dem Vultan. Die Quantität der damals ausgeworfenen Asche war so groß, daß man die Zahl der Menschen, die auf der neunzig Meilen entfernten Inset Lom-bok bei der darauf folgenden Hungersnoth umkamen, auf vierunduier-zigtansend schätzt. Oi-. Innghnhn meint, innerhalb eines Kreises, den ein Nadins von zweihundert und zehn Meilen beschreibt, sei die durchschnittliche Tiefe der Afche wenigstens zwei Fuß gewesen; der Berg muß daher mehreremnt so viel ausgeworfen haben, als seine eigne Masse betrug, und doch hat mau in der Umgegend keine Senkung bemerkt; die einzige Veränderung, die man wahrgenommen hat, ist die, daß der Tomboro während des Ausbruchs zwei Drittel seiner frnhern Höhe verlort) Der Kapitän eines ") Dcr Raj.U, Vl'ü ^ui^n, riücm ^wöl> di« ,mljzch>i Mcilctt slidöstllch von 78 Das Auge des Teufels. Schiffes, das von Macassar nach dem Schauplatze dieser entsetzlichen Erscheinung abgesandt wurde, sagt: „Als ich mich der Küste näherte, fuhr ich durch große Massen Bimsstein, die ans dem Meere schwammen und Anfangs so täuschend wie Bänke aussahen, daß ich ein Boot absandte, um eine derselben, die ich in der Entfernung von weniger als einer Meile für eine mehr als drei Meilen lauge, an mehreren Stellen mit schwarzen Felsen besetzte, trockne Sandbank hielt, zu untersuchen." Das ist die Art von Steinen, die ich auf dem Meere schwimmen sah, als wir uns der Sunda-Straße näherten. Außer den Massen dieser porösen, schaumähnlichcn Lava, die bei solchen Ausbrüchen direct in's Meer geworfen werden, bleiben große Ouautitüteu auf dm Wänden des Vulkans und auf den nahen Bergen liegen, und ein bedeutender Theil derselben wird während des Regemnonsun von den Flüssen dem Ocean zugeführt. Das Land an der Südostspitze von Sumbawa scheint aus einem hellfarbigen Thon zu besteheu, dessen Schichlm sich sehr gefaltet haben. In der Sapi-Straße stehen mehrere häßliche Felsenklippen. Die größte heißt in der Sprache der Eingeborneu: „das Auge des Teufels;" sie winkte uns, als wir vorbeifuhren, höchst schalkhaft dem Vulkan gelegenen Dorfe, war Augenzeuge dieser furchtbaren Naturerscheinung und beschreibt sie folgendermaßen: „Am U>. April gegen 7 Uhr Nachmittag brachen am Gipfel des Tomboro Berges drei gesonderte Flammensänlen hervor, dem Anschein nach alle drei innerhalb dem Rande des Kraters; nachdem sie getrennt ois zu einer sehr großen Höhe emporgestiegen waren, vereinigten sic in der Luft ihre Spitzen auf ciuc gestörte, vcrworreuc Weise. In kurzer Zeit erschien der ganze Sangir zunächst gelegene Berg wie eine einzige Masse fliissigen Feuers, die sich »ach allen Richtungen ausdehnte. Das Feuer und die Flamniensänlen sichren mit nnvermindertcr Wnth fort ;u toben, bis die Finsterniß, die dnrch die Masse fallenden Stoffes veranlaßt wnrdc, sie gegen 8 Uhr Abends verdunkelte. Um diese Zeit sielen in Saugir Steiuc in dichter Menge, manche so groß, wie zwei Fäuste eines Mannes, in der Regel aber nicht größer als Wallniisse. Zwischen ;< und 10 Uhr Abcnvs fing Asche an zu fallen, und bald darauf folgte ciu gewaltiger Wirbelwind, der in deni Dorfe Sangir fast alle Häuser uiebcrblieö und ihre oberen uub leichteu Theile mit sich nahm. In jeuein Theile des Districts Sangir, der an den Tomboro stößt, waren seine Wirkungen noch viel stärker; dort riß er die größten Bäume mit den Wurzeln ann und führte sie sammt Menschen, Häusern, Vieh und was er sonst in seine Gewalt bekam, in die Luft. Das Meer stieg fast zwölf Fuß höher, als man es je zuvor gesehen hatte, verwüstete die nur kleinen Stellen Reislandes in Sangir und fegte Häuser und Alles hinweg, was es erreichen tonnte. Flcms und die Sandelholz-Inftl. 79 aus der weißen Brandung zu. Iu der Java-See hatten wir, bevor wir in die Straße einliefen, nur leichte Winde; als wir aber in den indischen Ocean kamen, erhielten wir eine starke Brise aus Südost. Der Strömung die mit uns und gegen den Wind gewesen war, begegnete auf der Höhe des südwestlichen Vorgebirges von Floris eiue Strömung mit dem Winde von Osten her, und sofort stieg das Meer zu pyramidalen Massen empor, oder bildete Wellen, die sich überschlugen und am Winde brachen, wie diejenigen, die von der windwärts liegenden Seite, eines Schiffes ausgehen, das „dicht beim Winde" segelt. Auch auf der Seite von ssommodo uud Floris stehen hohe Berge, aber besonders großartig wurde die Landschaft, als wir um das südwestliche Vorgebirge der letztgenannten Insel herumfuhren. Sie erinnerte .mich an die Bilder der steilen Küste von Schottland, nur daß, während dort die Felsen alle kahl, sic hier mit den sich anf der Erde Hinzichenden Pflanzen bedeckt sind, die iu dm Spalten der jähen Wände festen Anhalt gewannen. Floris wird auch nach dem Haupthafen gleicheu Nameus an seiner Südküste End<5 genannt. Der Handel dieses Hafens findet meistentheils mit der Sandelholz-Insel oder Tschmdana statt. Anch Mangerai nennt man es, nach dem Namen des Hanptortcs auf seiuer Nordküste. Die Be-wohuer des letztgenannten Hafens stehen meistentheils mit den Bugis und Malaien in Handelsverkehr. In den Buchten nnd Baien anf der Nordknste in der Nähe der Sapi-Straße suchten früher viele Seeränber Schutz. Es waren blos Malaien oder Bngis von Bali, Sumbawa oder Celebes. Im Innern lebt ein Volk, dessen Haar gekräuselt ist. Ein ähnliches findet sich auch in dem innern und gebirgigen Theile von Solor, Pintar, Lombata und Ombay. Die an der Seeküste lebenden Menschen gehören zu der braunen oder malaiischen Nace. Auf der Südküste gibt es einen Stamm, Namens Rakta, der aus der ärgsten Art Menschenfresser bestehen soll, indem sie nicht unr ihre Feinde, sondern auch die Leichen ihrer gestorbenen Verwandten verschlingen. Bei Sonnenuntergang konnten wir gerade den Umriß der Sumba- oder Sandelholz-Insel erkennen. Sie zeigte sich einförmig hoch, wie man sie immer beschrieben hat. Herr Iukes fuhr anf einer Ncise vom nördlichen Australien nach Surabaya in Ihrer Britannischen Majestät Schiff „Fly" an ihrer südöstlichen spitze vorüber. Nach seiner Beschreibung besteht sie aus Ketten 80 Die Sandelholz-Insel. von Hügeln, die sich unmittelbar ans dein Moore zn einer Höhe von zweitausend Fuß erheben. Die Schichten dieser Hügel liegen fast wagerecht und schienen aus zerkleinerten Korallen zu bestehen. Dies würde darauf hinweisen, daß die Insel während der spätern Tertiär-Periode eine große Erhebnng erlitten habe. Wahrscheinlich besteht sie, wie die benachbarten Inseln, größtentheils ans vulkanischen Gesteinen. Ihr Flächeninhalt beträgt etwa viertausend Quadrat-Seemeilen. Der besuchteste Hafen liegt ziemlich mitten anf der Nordt'üste. Dorthin gehen im spätern Theile des West-monsnn Fahrzeuge von Surabaya, nm die lebhaften kleinen Ponies zn tanfen, die dieser Insel eigenthümlich sind, und tehren beim Eintritt des Oftmonsun znrnck, nachdem sie gege» drei Mo nate dort geblieben. Jene Pferde werde», für werthuoller gehalten, als die aus jedem andern Theile des Archipels, die Balta-^ünder im Innern von Sumatra aufgenommen. Wenn ein Schiff ankommt, zerstreut sich seine Mannschaft sofort über die ganze Insel und besucht alle die verschiedenen Tampon gs oder Dörfer, um ihre Einkäufe zu machen. Ein holländischer Officier, der die Insel durchreist hat, theilt mir mit, daß die Bewohner derselben eine ganz andere Gesichtsbildung haben al« die Eingebornen auf der nahen Insel Savu, besonders das weibliche Geschlecht, bei dem das Gesicht viel breiter ist. Sie sollen eine eigenthümliche Sprache haben und eine besondere Nation sein; aber nach Allem, was ich erfahren tonnte, schließe ich, daß sie nur eine Unterabtheilnng der malaiischen Familie bilden. Der Eapitün eines amerikanischen Walfischfahrers, der an einer der südlichen Spitzen gescheitert war, klagte mir, daß die Eingebornen Alleo, was er an's ^aiid gebracht, gestohlen und ihm und seiner Mannschaft mit Gewalt gedroht hätten; aber ich glaube, es geschah nur, weil er nicht Malaiisch sprechen konnte und weil jede Partei die Absichten der andern mißverstand. Am nächsten Mittag sahen wir die hohe Spitze des Berges Nomba auf Floris emporsteigen. Ihre Höhe soll nur siebenlausend Fnß betragen, aber sie erschien uns eben so hoch, wie der '^erg Slamat in Java. Am östlichen Ende der Insel, Adeuara und Solor gegenüber, liegt eine kleine portugiesische Ansiedelung, Namens Larnntuka, Die äußerste ^ange der Insel belauft sich etwa auf zweihundert Seemeilen, und ihr Flächeninhalt i>i nm einen Bruchtheil großer als die Saudelholz-Insel. Sie liefert Kupaüg. 81 viel Sandelholz, und die Eingebornen behaupten, es finde sich Kupfer dort, aber daß Gold nnd Eisen vorkommen, davon weiß man nichts. In diesem Theile des indischen Oceans hatten wir am Morgen in der Regel starke Brisen ans Südosten, die zu Mittag schwächer wnrden, bei Sonnenuntergang aber sich wieder verstärkten. Sie waren sehr veränderlich in Bezug auf die Stunde, in der sie begannen, wie in Betreff ihrer Stärke nnd Dauer, und hatten mit den stätigen Passatwinoen durchaus keine Nehnlichkeit. Am dritten Tage nach unserer Abfahrt von Macassar sahen wir un, 2 Uhr Nachmittags die Insel Scmao, auf der Höhe der Vai von Kuvang. Ihr nördliches Ende ist nur ein Felsen, den zerstreut stehende Bäume bedeckeu. Sie hat keine Berge, und die meisten ihrer Gestade bestehen ans Korallensand. Jenen Abend ankerten wir nach Eintritt der Dunkelheit in der Nähe des Dorfes Kupang, das auf der Südfeite einer großen Bai liegt, welche etwa zwölf Meilen breit und zwanzig Meilen lang ist. Jetzt bei dem Ostnwnsun ist dies ein schöner Hafen, aber während des Westinonsun ist er durch die Nordspitze Semaos so schwach geschützt, daß man sagen kann, das Meer wälzt sich direct aus dem offenen Ocean hinein. In solchen Zeiten ist der Dampfer genöthigt, an der unter dein Winde liegenden Küste einer kleinen Insel auf der Nordseite der Vai Schutz zu suchen. Wal-fischfängcr und Kauffahrteischiffe, die beim Wcstmonsnn nach China fahren und von dort kommen, segeln jedoch oft hier an, wcil es am südlichen Ende der Insel überhaupt der einzige Hafen ist. Wenn die projectirte Dampfschifffahrtslinie zwischen Nordaustrnlicn, Surabaya, Batavia und Singapore hergestellt ist, wird dieser Hafen einer der Plätze sein, welche die Dampfer besuchen. Das Dorf liegt auf einem Sandgestade, das auf jeder Seite von Klippen aus Koralleugestein begrenzt ist, welche das Meer zu Höhlen nnd kleinen vorspringenden Spitzen von den wunderlichsten Gestalten ausgewaschen hat. Die Bevölkerung desselben schätzt man auf sechs- bis siebentausend. Seine Hanvtausfuhr-Artikel find Tripang, Vienenwachs aus dem Innern und ein Sandelholz, welches das beste im ganzen Archipel sein soll. Sie ziehen mehrere Arten der feinsten Orangen. Die Mandarin-Orange, die jedenfalls ursprünglich aus China kam, ist dic allerköstlichste Art dieser Frucht, die ich je kostete. Ich zweifle sehr, ob unsere westindischen Inseln oder Sicilicn oder irgend eine andere Gegend der Welt sich im BiÄmoie, Neiftli im ostinbischcn Aichlpcl, 6 AI Die verschicdcntm Mrnsch^nraccn auf Timur. Wohlgeschmack ihrer Orangen mit Timur messen können. Die Hügel um das Dorf herum sind nur mit einer spärlichen Vegetation bedeckt, durch welche der Korallenfelsen hervortritt, nnd die ganze Gegend bietet im Vergleich zn den rcichbekleidetcn Küsten Javas und der meisten anderen Inseln, die wir gesehen haben, nach jeder Richtung hin, außer in den Thälern, einen höchst dürftigen und uneinladenden Anblick dar. Ja, keiner der Hügel und hohen Nucken auf der ganzen südlichen Hälfte der Insel ist mit so dichten Wäldern bedeckt, wie man sie in den östlichen und nördlichen Theilen von Java, in den mittleren nnd nördlichen Strichen von Celebes und auf allen höher gelegeilen Gegenden von Borneo und Sumatra sieht. Als wir durch die Sapi-Straße fuhreu, bemerkte ich, daß, obgleich beide Ufer grün warcn, doch Wälder auf Sumbawa wie auf Floris zu fehlen schienen, lind dies soll sich auch bei der Sandelholz-Insel bewähren. Wie man behauptet, hat das östliche Ende von Java nnd das südliche Ende von Celebes ziemlich dieselbe Beschaffenheit. Wahrscheinlich liegl die Ursache dieser theilweisen Unfruchtbarkeit hauptsächlich darin, das; der Südostmonsun, der hier den größten Theil des Jahres, elwa vom März bis zum November dauert, über das dürre, wüstenühnliche Innere Australiens lommt und auf seiuein Wege über die Arafura-See nicht mit Feuchtigkeit gesättigt wird. Die größte Menge des Niederschlages, der auf Timur stattfindet, muß daher auf der Südostseite der Wasserscheide vorkommen, und es ist möglich, daß auf jenem Theile der Insel ausgedehnte Wälder vorhanden sind. Die nördliche Hälfte der Insel, die den Portugiesen gehört, ist weit fruchtbarer und könnte, wenn sie dicht bewohnt wäre und gehörig angebant würde, reiche Kaffee-Ernten liefern. Wenn man landet, fallen unter allen Gegenständen, die dein Auge begegnen, die Ein-gebornen am meisten ans. Damals waren in diesem einen Dorfe wenigstens sechs verschiedene Arten, außerdem Nachkommen von malaiischen Müttern und chinesischen, porlugiesischcu, holländischen, englischen und wahrscheinlich auch amerikanischen Vätern, von allen möglichen Graden der Mischung, ein vollkommener gordischer Knoten selbst für den tüchtigsten Ethnologen. Jede dieser Spielarten der Eingebornen hatte etwas Besonderes in der Kleidung, und eine trug das Haar lang und gekräuselt; aber ich zweifle, ob man sie zu dem echten papuanischen Typus rechnen kann. Sie schienen Die negro-malaiische Race. 8.8 hübsche Exemplare der Aboriginer zu sein, die, wie schon erwähnt wurde, das Innere von.Floris, Solor, Omblata, Pintar nnd Ombay bewohnen. Die Gingebornen von Savn sollen zn derselben Gruppe gehören, die Herr ssrawfurd die negro malaiische Nace nennt. Der Najah von Savn war in Kupang, während wir uns dort befanden, und hatte sicherlich fast reines malaiisches Vlnt. Im Widerspruch mit dem, was man der ,^age nach vermuthen sollte, ist die Insel Rotti, der Südspitzc von Timnr gegenüber, von einer schlichthaarigcn Race bewohnt, die wahrscheinlich zu den Malaien gehört. Sie wurden mir von dem Residenten von Kupang als ein höchst friedliches Volk dargestellt, das in dieser Hinsicht von den wilden Gingcborncn TimurZ ganz verschieden sei. Anf der Südostt'üste von Timnr, am Berge Allas, soll ein Stamm schwarzer Menschen leben, deren Haar gekräuselt ist und, anstatt über die Kopfhaut gleichmäßig vertheilt zn sein, in kleinen Büschelu beisammen steht, ein Merkmal, das die Papuanen von allen anderen Menschen zn trennen scheint. Herr Earl sagl,") manche der Menschen anf der Hochebene hinter Dilli hätten „dunkelgelbe Farbe, nnd die entblößten Theile der Haut wären mit hellbraunen Flecken oder Sommersprossen^') bedeckt; das Haar sei gerade, schön nnd spiele in's Nöthliche, oder habe eine dnnkel^ rothbranne Farbe. In Timnr finde man an Haar nnd Hant iede Zwischen-Nüancc zwischen dieser und der schwarzeil oder tiefen Chocoladcnfarbe, so wie das kurze, büschlige Haar des Gebirgs-Papnan." Diese Bchanptnng würde beweisen, daß alle unter sich verschiedenen Zwischen-Nüaneen die Resultate einer Mischung des malaiischen nnd papnanischcn Vlntcs wären, und dies scheint der wahrscheinliche Ursprung der ganzen negro-malaiischen Race zu sein. Ihre Lage in jenem Theile des Archipels, der zu- *) „Native Races of the East, Indian Archipelago, Papuans," by George Windsor Earl, M. R. A. S. London, 1853. **) Möglicher Weise können die „Flecken", Von denen Herr Ear! spricht, dmch eme Krankheit Verursacht worden sein, denn Flecken Von Hellerer Schattirung, als die allgemeine Farbe des Körpers ist, ficht man oft bei allen Malaien, Sowohl die Malaysier mit geradem als die Melanesia mit gekräuseltem Haar Habm die wunderliche Gewohnheit, Kalk in ihr Haar zu reiben, der ihm eine mattgelbliche oder röchliche Färbung gibt. Herr Ear! behauptet jedoch, er Habe einen Ein-gebomen gesehen, dessen Haar Von Natur roth war, eine Art partiellen Albmoisnms. 6* 84 Menschenopfer. nächst an Papua stößt, steht mit dieser Hypothese in voller Uebereinstimmung. Die Tradition sagt, der Rajah von Kupang habe früher den Haifischen und Krokodilen jährlich einmal ein junges Mädchen geopfert; dies wurde jedoch allgemein als eine Fabel betrachtet, bis vor etwa zwanzig Jahren ein Herr die Insel Semao besuchte und. versicherte, ein Rajah habe ihm einen Platz anf dem Gestade einer Bai an dcr Südspitze jener Insel gezeigt, wohin „sie ihrer Sitte gemäß nach der Ernte Zuckerrohr, Reis, Hühner, Eier, Schweine, Hunde nud ein kleines Kind zu bringen und den bösen Geistern zu opfern pflegten", und der Najah habe ferner erklärt, er habe diesen mörderischen Ritus selbst mit angesehen. Da wir nur einen Tag bleiben wollten und ich mich hauptsächlich für das Sammeln von Muscheln iuteressirte, nahm ich sofort einen malaiischen Führer an, der mich nach einem Dorfe an der Küste, eine Meile westwärts nach Semao hin, geleiten sollte. Unsere Straße war ein Saumpfad, indem man einige große Steine entfernt hatte, aber das zerrissene Korallengestein ragt überall so vollständig durch das dünne Erdreich hervor, daß ich mich beständig wunderte, wie die Eingebornen barfuß dem Anschein nach so bequem reisen konnten. Wir kamen bald zu einem halben Dutzend kreisförmiger Hütten, die vou einer uiedrigen Stcinmaner eingeschlossen waren. Sie waren die elendesten Wohnungen für menschliche Wesen, die ich anf allen nieinen Reisen im Archipel sah. Die Wände, anstatt, wie auf den übrigen Inseln, aus Bretern oder plattgedrückten Bambusröhren hergestellt zu seiu, bestanden aus kleinen, etwa drei Fuß hohen, in die Erde getriebenen Stäben. Sie trugen ein kegelförmiges Dach, das mit Palmblättern gedeckt war. Um diese abscheulichen Hütten hernm wühlten häßlich aussehende Schweine, mit langen Borsten auf dem Nucken. Bald darauf passirten wir einen Vegräbnißplatz. Eine niedrige Mauer umschloß eine kleine unregelmäßige Fläche, die mit Erde ausgefüllt war. Sie enthielt ein oder mehrere Gräber, deren jedes zu Fuh- und Kopfsteinen kleine viereckige pyramidale Holzblücke hatte, die man mit der Spitze in den Boden gesteckt hatte. Das nächste Dorf, das wir betraten, enthielt nur ein Dutzend Hütten. Ein Nudel wolfsähnlicher Hunde begrüßte uns mit wüthendem Kläffen und Bellen, und nach vielein Schreien und lärmen brachte mein Begleiter die Insassen einer jener jämmerlichen Wohnungen rege. Muschel-Einkauf. 85 Die Männer waren auf den Fischfang ssegangen, Maiion unrichtig auf die Umgegend von Kupang aus." 86 Die Nordwestküste Timurs. hat, die er auf sechshundert Fuß über dem Meere schätzt; auch ein Plateau, das sich im Innern bis zn einer Höhe von lansend Fuß erhebt, hat, wie er vermuthet, denselben Ursprung. Herr Schneider hat jedoch um Kupang herum eine ,,Kalk-Formation" beschrieben, die nach ihrer Lage auf der Karte genau dieselbe zu sein scheiut, welche Herr Iukes und ich sahen. Diese Formation verweist Herr Schneider in die Zeit des „Coral-Rag", des Jura, in England. Andere fossilien haltige Schichten betrachtet er als zu der alten Oolith-Pcriode oder dem Lias gehörend, und Alles, was darunter liegt, hält er für einen ,,Diorit, oder Dioritporphyr und amorphen Dioritporphur — der letztgenannte ist demjenigen ähnlich, den man in der Hnmboldt's-Vai au der Nordküste Neu-Guineas findet, und gleicht sehr dem amorphen Dioritporphnr Australiens." Kupferadern kommen mehr oder weniger überall vor, wo die Jura-Lager auftreten, aber in der größten Menge dem Diorit zunächst. Am Abend des 24. dampften wir aus der Kupang-Bai hinaus und die Nordwcstküste von Timnr entlang nach Dilli hin; auf dem ganzen Wege nach diesem Hafen waren wir so vollständig vom Lande gegen den Wind gedeckt, daß wir nur Windstillen und leichte Lüftchen aus Südost und Ost-Nord-Ost hatten. Bei diesen leichten Winden hatten wir immer einen sehr klaren Himmel; als wir aber um die Südwestspitze von Floris herumgekommen, und anch als wir in die Knpang-Bai eingelaufen waren, war jedesmal, wenn eine starke Brise aus Osten wehte, der Himmel auffallend trübe nnd neblig. Unser Capitän, der zu allen Jahreszeiten in diesen Meeren viele Neisen gemacht hat, theilt mir mit, daß, wenn der Ostmonsnn start geworden, der Himmel fast immer trübe sei. Die Nordwesttüste von Timur ist nicht niedrig, wie die Nordküste Javas, sondern steigt in einer zusammenhängenden Hügelrcihe unmittelbar aus dem Meere hervor. Riesenhafte und hohe Spitzen, wie auf Java und allen Inseln östlich bis nnd mit Einschluß von Ombay, sieht man nicht; die Spitzen auf Timur längs der Wasserscheide sind in der Regel nicht höher als vier- bis fünftausend Fuß, und der Lakaan, den man als die höchste Spitze in jener Kette betrachtet, wird nur zu sechstausend Fuß angenommen. Der Boden scheint sehr unfruchtbar zu sein, doch war, als die Sonne sich dem westlichen Horizonte näherte und die in der reinen Luft treibenden Cumuli ihre wechselnden Die Stadt Dilli. 87 Schatten langsam über die unzähligen Hügel nnd Thäler hinzeichneten, die ganze Scene fast eben so wonnenoll, wie meine erste Ansicht der Tropen, als ich die Sunda-Straße heraufkam. Eine Straße gibt es im Innern der Insel nicht, und Jeder, der auch nur die kürzeste Strecke reisen will, muß es die sandigen Gestade entlang zu Pferde machen. Diesen Nachmittag passirten wir Pulo Gula Vatu, ,,die Zuckerhut-Inscl." Sie ist ganz hoch, mit steilen, fnst senkrechten Wänden, die weiß wie Kreide ansseheu und aus Schichten von Koralleugestein zn bestehen scheinen, was daranf hinweisen dürfte, daß sie erst neuerlich sich über das Meer erhoben. Bei Sonnenuntergang liefen wir in die Durchfahrt von Ombay ein, welche Schiffe aus England und Amerika, wenn sie beim Westmonsun nach China gehen, gewöhnlich, uud wenn sie beim Ostmonsun zurückkehren, häufig wählen. Eins trieb damals gerade auf seiner Heimreise in den indischen Ocean hinab. Dies war das erste Fahrzeug, das wir sahen, seitdem wir durch die Sapi-Straße gefahren und die Java-See verlassen hatten. Es war zn jener Zeit fast windstill, und doch sah ich fliegende Fische aus dem Wasser kommen uud eiue beträchtliche Strecke weit gehen, ehe sie sich wieder hineinstürzten; sie bewiesen damit, daß sie sich hauptsächlich durch eine vibrirende Bewegung ihrer großen Brust-Flossen in der Luft halten mnßtcu. Die Sonne sank jetzt hinter die hohen, dunkeln Spitzen der 7>nsel Pintar. Am nächsten Morgen dampften wir, als es Tag war, in eine kleine Bai, welche Hügel von fünfzehnhundert bis zweitausend Fnß umgaben. Am obern Ende der Bai und rings um ihr südliches Ufer zog sich ein schmaler Streifen ebenen Landes hin und umsäumte die Füße der hohen Hügel. Auf der Niederung stehen zwei elende Forts und einige Häuser und Hütten der Eingcborneu. Diese machen die Stadt Dilli, die portugiesische Hauptstadt iu allen jenen Gewässern aus. Die Portugiesen waren von allen Nationen in Europa die Ersten, die deu Weg nach Indien zur See entdeckten. Damals genossen sie eine Zeit lang ein unbestrittenes Monopol über den morgenländischeu Handel; aber jetzt sind die nördliche Hälfte dieser Insel, die Ostspilze von Floris, die Stadt Macao in Ehina und Goa in Hindustan die einzigen Plätze voll Wichtigkeit im ganzen Morgeulandc, die sie noch in den Händen haben. Auf die gemciue oder niedermalaiische Sprache haben ^die Por- 88 Ein Komllennff. tugiesen mehr eingewirkt, als irgend eine andere Nation, ans dem einfachen Grunde, weil jene frühen Seefahrer viele Dinge mitbrachten, die dcn Malaien nen waren; Letztere nahmen daher für jene Gegenstände die portugiesischen Namen an. Der letzte Gouverneur von Dilli war einige Monate uor unserer Anknnft fortgelaufen, weil er ein halbes Jahr lang keine Zahlung erhalten hatte, obwohl sein Gehalt monatlich nur fünfhnndert holländische Gulden betrug; und ein Kaufmann in Macassar sagte mir, als er dort angekommen sei, habe er nicht mehr die Mittel gehabt, um seine Rückfahrt nach Europa zu bezahleu. Daher war die erste Frage, die man that, ob wir eineir neuen Gouverneur gebracht hätten. Des Capitäns Antwort war, er habe nnr einen einzigen Passagier in der ersten Kajüte, und der einzige Platz in jener Gegend, an dessen Besuch ihm gelegen zn sein scheine, sei das Korallenriff an der Mündung des Hafens. Die Boote der Eingebornen, die mit Bananen, Cocosnüssen, Orangen nnd Hühnern vom Lande her kamen, waren alle sehr schmal, nur so breit, wie ein Eingeborncr an den Schultern. Jedes war nur ein Canoe, aus einem einzigen kleinen Banmc ansge-höhlt und auf den Seiten mit Stücken Holz und Palmblättern aufgebaut. Sie waren alle mit Anslegern versehen. Es war damals niedriges Wasser nnd das Riff entblößt. Ich hatte noch nicht das Vorrecht genossen, ein Korallenriff zn besuchen, und war höchst begierig, eins zn sehen, aber ich konnte mich nicht entschließen, es iu einem so gefährlichen Kahne zn wagen. Der Capitän bot mir jedoch mit seiner gewöhnlichen Freundlichkeit eins seiner großen Boote zur Vennhnng an. Als wir nns dein Niffe näherten und über eiucn breiten Garten fnhren, den Polypen mit reicher Farbenpracht schmückten, während hier und da zinnobcrrothe See-sterne uinhergcstrent lagen nnd hellfarbige Fische wie Lichtstrahlen hin und her schössen, da lief ein tiefer Wonneschauer mir durch die Nerven, den ich bis an's Ende meiner Tage nie vergessen werde. Hier sammelte ich in einer Stnnde drei Species schöner Seesterne nnd fünfundsechzig Arten Muscheln, fast alle von den prachtigsten Farben. Die Korallenfelsen, die bei dem Zurücktreten der Fluth so bloßgelegt wurden, waren alle schwarz, nicht weiß wie die Korallenbruchstücke, die man an Ufern sieht. Dieses Niss ist bei Hochwasfer kaum bedeckt und bricht daher jedes Anschwellen vom Ocean her; aber leider ist die Einfahrt schmal und der Hafen Inseln nördlich von Timur. 89 für große Schiffe zu klein. Damals lagen nur zwei Fahrzeuge dort, das eine war eine Brigg aus Amboina, die Büffel oder Sap is holeu wollte, und das andere war ein kleiner Marsscgel-Schooner aus Macassar, der nach Kaffee gekommen war, welcher auf dem Plateau hinter Dilli in beträchtlichen Massen gebaut und auf Pferden herabgebrachl wird. Anden steilen Hügclwändrn hinter dem Dorfe fah man lange Reihen derselben die sich windenden Pfade auf- nnd absteigen. Diese Abhänge waren mit zerstreut stehenden Vänmen bedeckt, aber auf der die Bai umsäumenden Niederung stand ein dichter Hain von Cocospalmen. Der Name Dilli ist nach Herrn (srawfurd identisch mit demjenigen des malaiischen Staates auf der Nordostseite Sumatras, deu wir Delli nennen, uud er vermuthet daraus, daß sich hier iu den frühesten Zeiten eine Colonie Malaien von Snmatra niederließ. Das Wort Timur bedeutet im Malaiischen „Osten", und die Insel war wahrscheinlich die Grenze ihrer Reisen nach jener Richtung hin, daher ihr Name. Dem Hafen von Dilli unmittelbar gegenüber liegt Pulo Kambing oder die Ziegen-Insel, ein gewöhnlicher Name für viele Inseln im Archipel. Auf dieser Insel sowohl wie aus Pintar stehen die höchsteu Spitzen am südlichen Ende. Nördlich von Dilli ist die Küste steil und die Verge steigen schroff aus dem Meere empor. Die Wände aller dieser Höhen sind von Thälern tief eingeschnitten, welche dnrch die entblößende Wirkung des Regens entstanden sind. Von Dilli dampften wir längs der Südostküste Wettas, eiuer hohen, gebirgigen Insel, nordwärts. Ihre Küsten sind von Malaien uud ihr Inneres von einem schwarzen, kraushaarigen Volke besetzt, das mit den Bewohnern von Timnr verwandt ist. Die blntige Sitte der „Kopf-Jagd" besteht bei ihnen noch immer. Nördlich von Timur liegt Kissa, die wichtigste Iusel in diesem Theile des Archipels. Iu der ersten Hälfte des gegenwärtigen Jahrhunderts war dieselbe der Sitz einer holländischen Rcsidcntschaft. Es ist eine niedrige Insel, und der Reis und Mais, den ihre Bewohner verbrauchen, wird hauptsächlich von Wetta eingeführt. Ihre Bevölkerung treibt jedoch mit den umliegenden Inseln einen sehr beträchtlichen Handel, und in Hinsicht auf Industrie soll sie den Eiugebornen von Amboina weit voraus sein. Südöstlich vou Kissa liegt Letti, zum größten Theile hoch und hügelig, aber am 90 Wetta, Roma und Letti. Meere eben. Kloff'"') beschreibt die Eingebornen als schlank und wohlgebildet und von hellbrauner Farbe. Als Kleidung tragen die Männer weiter nichts, als ein Stück Zeug, das um den Leib gewickelt wird. Die Franen tragen bisweilen außerdem noch eine Kabana, die vorn offen ist. Vielweiberei findet man nicht, und Ehebruch wird mit dem Tod oder Sclaverei bestraft. Als die Holländer diese Inseln besetzten, bewogen sie die Eingebornen, jene Strafen in eine Verbannung nach den Vanda-Inscln zn verwandeln, wo man Männer brauchte, nm die Mnskatennnßbänme zu cultiviren. Auf diesen Inseln ist weder die mohammedanische, noch die Hindn-Neligion eingeführt worden; ihre Bewohner huldigen nnr einem Bilde von menschlicher Gestalt, welches auf einem Steinhaufen steht, den man unter einem großen Bamne nahe am Mittelpunkte des Dorfes errichtet hat. Wenn eine Heirath oder ein Todesfall oder irgend ein merkwürdiges Ereigniß vorkommt, wird ein großes Schwein oder ein Büffel geschlachtet, der zu dem Zwecke gehalten nnd gemästet wnrde. Sie sind besonders begierig nach Elephanten-Zähnen und hänfen dieselben als die kostbarsten Schätze auf. Den Morgen nach der Abfahrt von Dilli zeigte sich Noma auf unserer Steuerbordseite. Es ist sehr hoch und gebirgig. Im Jahre 1823 litt es sehr bedeutend durch eiuen gewaltigen Orkan, der auch auf Letti eine furchtbare Zerstörung verursachte. Auf der letztgenannten Insel wurden über beträchtliche Flächen hin die Cocoslinßbüume zn Boden gestreckt. Anf dieses Unglück folgte eine Dürrung, die ihre ganze Ernte verdarb und durch Futtermangel große Sterblichkeit nnter dem Vieh erzengte. Der Orkan veranlaßte auch, daß die Bienen eine Zeit lang die Insel verließen — ein bedeutender Verlnst für die Einwohner, da Wachs nnd Honig zn ihren Hauptansfnhr-Artikeln gehören. Diese werden nach den Arru-Inseln nnd von da nach Macassar und Amboina gebracht. Wenn ein Häuptling stirbt, nimmt sein Weib seine Stelle im Rathe ein, ein Vorrecht, das bei den morgenländischen Völkern einer Frau selten eingeräumt wird. Oestlich von Letti steht Lakor, eine zwanzig Fnß über dem Meere liegende trockne Korallenbnnk. Bald darauf sahen wir Damma. Es ist ebenfalls hoch nnd *) „Voyage of the Dourga in 1825 and 18ü(j," by Captain Kloff, translated by G-. VV. Earl. Damma, Vaba und Timur-Lant. 91 gebirgig und hat an seinem nordöstlichen Ende eine stattliche vulkanische Spitze. Im Jahre 1825 ließ dieselbe große Massen Gas ausströmen. An ihrem Fuße ist eine Schwefelquelle, wie es deren an vielen Stellen auf Java und Celebes in der unmittelbaren Nähe noch thätiger Vulkane gibt. Der Arzt von Capitän Kloff's Schiff, der „Dourga", schickte Einige von der Mannschaft hin, um sich in dieser Ouclle zu baden, und er behauptet, ,,der Gebranch des Wassers habe, obgleich sie so an Rheumatismus litten, daft sie nicht nur dienstunfähig waren, sondern sich auch in einem sehr elenden Zustande befanden, zur Besserung ihrer Gesundheit viel beigetragen." Quellen der Art finden fich in dem Districte Peka-lonaan, westlich vom Prau-Verge, und werden von vielen Fremden besucht, aber ich habe nie gehört, daß durch den Gebrauch ihrer Nasser eine bemcrkenswerthe Heilung bewirkt worden sei. Der Muskatennußbaum wächst auf Damma wild und auch der Canari gedeiht hier. Dreißig Jahre nach der Zeit, wo die Holländer diese Insel verlassen hatten, fand man, daß die ganze Bevölkerung wieder vollständig in die Barbarei verfallen war, aber von den Eingeborncn auf Moa, Letti, Roma uud Kissa siud Manche Christen geblieben nnd auf jenen Inseln sind jetzt füuf bis sechs eingeborne Schulmeister angestellt. Südöstlich von Damma liegt Baba. Seine Bewohner haben die wunderliche Sitte, ihr Haar, selbst von Kindheit auf, mit Kalk einzureihen. Ein englisches Fahrzeug, das hier Handel treiben wollte, wurde von diesen wilden C'ingeborncn geentert nnd seine ganze Mannschaft niedergemetzelt. Ein anderes Fahrzeug erlitt eiu gleiches Schickfal iu Timur-Laut, das hciht, „dem seewärts liegenden Tinmr," einer Insel, die etwa hundert Meilen laug und an ihrer breitesten Stelle ein Drittel so breit ist. Es ist hier üblich, daß jede Familie den Kopf eines ihrer Vorfahren in ihrer Wohnung aufbewahrt, nnd dieser gräßliche Schädel wird, als ob er sie Alle an seine kühnen Thaten und an ihre eigne Sterblichkeit erinnern solle, dem Eingang gegenüber auf ein Schaffot gestellt. Wenn eine junge Fran heirathet, wird jeder Knöchel mit schweren kupfernen Ringen geschmückt, „um, während sie geht, Musik zu machen." Ihre Kriegsgebränche sind wie die der Ceramesen. Man sagt, in den Gebirgen dieser Insel lebe ein schwarzes, kraushaariges Volk. Sollte sich dies als wahr erweisen, so wird man wahrscheinlich finden, daß es den Bewohnern von Timur und Omban gleicht und nicht zu dem vapuanischen 92 Die Monsune der Iaua-See und des chinesischen Meeres. Typus zu rechnen ist. Die Bewohner aller dieser Inseln sind beständig durch kleine Fehden getrennt, oder führen auch offenen Krieg mit einander. Wir waren jetzt völlig in der Vanda-See, und am 38. Juni erschien der Gipfel des Gnnong Api oder „Brennenden Berges" jener Gruppe über dem Horizonte; da ich aber diese schönen Inseln später wieder besuchte, so verschiebe ich die Beschreibung derselben auf eine künftige Seite. Als wir von den Bandas hinwegdampften, fuhren wir aus der Region ununterbrochener trockuer Witterung hinaus uud begannen in eine Gegend einzutreten, wo die nasse und trockne Jahreszeit demjenigen, was sie in dem ganzen weiten Mcheuraum sind, der sich von dem mittlern Theile Sumatras bis zur Ostspitze von Timur, mit Einschluß der südlichen Hälfte von Borneo und der südlichen Halbinseln von Celebes, erstreckt, gerade entgegengesetzt find. In jeuer ganzen Region bringt der Ostmousuu trockucs Wetter, wenn auch dann und wanu Regenschauer vorkommen mögen; in Ambonia aber und auf der Südküste von Ceram und Buru führt derselbe Wind Wolken daher, die fast unaufhörliche Fluchen heruntergießen. In Amboina wurde mir versichert, daß es bisweileu auf einmal zwei Wochen lang regne, ohne dem Anscheine nach nur fünf Minuten inne zu halteu, und nach dem, was ich selbst erlebt habe, glaube ich gern, daß so Etwas nicht selten vorkommt. Im nördlichen Theil von Celebes, in Teruate und im nördlichen Theil von Gillolo, so wie auf den zwischen ihm und Neu-Guinea gelegenen Inseln, und auch an deu Küsten des westlichen Theils jener großen Insel sind die nasse uud trockue Jahreszeit nicht scharf begrenzt. Dieses Ausnahmegebiet ist größtentheils iu die Breiten-Parallelen zwei Grad nördlich und zwei Grad füdlich vom Aequator eingeschlossen. Nördlich von ihm kommt der Wind in der jetzigen Zeit des Jahres aus Südwest, anstatt aus Südost. Dieser trockne Südostmonsun biegt um Borneo herum uud wird der Südwestmonsun des chinesischen Meeres, der den nördlichen Theilen von Borneo und den Philippinen reichliche Negen zuführt. Er hat seinen Ursprung iu der Nähe von Australien und nimmt von da seinen Weg erst gegen Nordwesten und dann gegen Nordosten hin quer über die ganze Philippinen-Gruppe. In Timur erscheint er im März, und im Mai erreicht er den südlichen Theil des chinesischen Meeres. Fünftes Kapitel. A m li o i n a. Den 29. Juni. — Diesen Morgen nähern wir uns Am-boina, dem Ziele meiner langen Reise und der wichtigsten der Gewürz-Inseln. Amboina ist sowohl der Name der Insel als ihrer Hauptstadt. An Gestalt ist die Insel beinahe elliptisch, und eine tiefe, schmale, vierzehn Meilen lange Bai theilt sie fast der Länge nach in zwei ungleiche Theile. Der westliche Theil, der den Hauvtkörver der Iusel bildet, heißt Hitu, der östliche Laitimur, was im Malaiischen „das östliche Blatt" bedeutet. Beide bestehen aus hohen Hügeln, die sich so schroff aus dem Meere erheben, daft die Bai, obgleich sie ein Drittel ihrer Länge beinahe vier Meilen breit ist, doch vollkommen einer Flußmündung oder einem breiten Strome gleicht. Längs den Ufern befinden sich viele kleine Baien, wo man Prauen vor Anker sieht, uud auf den Gestaden sind kleine Haine der Cocospalme, welche den Cingebornen, die in den unter ihnen stehenden rohen Hütten wohnen, Nahrung und Schatten geben. Höher an den Hügclwänden hinauf sieht man große, freie Flächen mit einem hohen, starken Gras bedeckt; aber die reichbebauten Felder an den Flanken der Berge in Java zeigen sich nirgends. Diese grasreichen Hügelwände sind den Chinesen die liebsten Begräbnißplätze, denn von jenen Inseln schaffen sie selten oder nie die Gebeine ihrer Freunde zu der geweihten Erde des himmlischen Reiches zurück, wie sie es aus Californien thun. Solche Gräber sind immer hufeisenförmig, gerade wie in China, und ihre weißen Maueru fallen auf den grünen Hügelwänden sehr ln die Augen. Oberhalb der freien Flächen, in den bewaldeten 94 Jeder Hügel ein Vulkan. Regionen, bemerken wir einige Stellen, die voll kleiner Bänme stehen, welche eilt eigenthümliches glänzend-grünes ^anbwerk haben. Dies sind die Gärten mit den Gewürznelkenbäumen, welche die Insel in der ganzen Welt so berühmt gemacht haben. Es ist jetzt hier die Regenzeit, nnd Anfangs hüllten uns dicke Regenwolken vollständig ein; aber während wir die Bai hinauffuhren, zertheilten sie sich langsam und entschleierten auf beiden Seiten hohe Hügel und Verge, die auf Hitn eine höchst wundervolle Erscheinung zu bieten begannen. Der starke Ostwind vertrieb die dicken, weißen Wolken von den ihm ausgesetzten Wänden aller dieser Höhen und ließ sie lang nach Westen abziehen wie Grabmal !xo ^utt^Nv in ^alcmbaUH. Ranch ans Hunderten uon Ciscnbahn-Locomotiven, bis jede einzelne Spitze ein thätiger Vulkan geworden zu sein schien, der fortwährend dichte Massen weißen, undurchsichtigen Gases ausströmte, und als diese Hügel sich eine Reihe über der andern zn hohen, dunkeln Bergen erhoben, die den Hintergrund bildeten, flößte die ganze Scene Ehrfurcht ein, zumal in jenem Lande, wo vulkanische Ausbrüche und Erdbeben so hänfig sind und nnr eine vcrhaltnißmäßig dünne Kruste uns von dem innern Feuer der Erde treuut. An der Mündung der Vai ist das Wasser sehr tief, aber acht bis neun Meileu innerhalb derselben ist es für emen Ankerplatz seicht genug. Hier sind auch die Hügel auf der Ost- oder Laili- Wie die Holländer die Eingebomen regieren. 95 mur-Seite durch eine dreieckige, ebene Fläche, die ungefähr einen Paal*) lang ist, von dein Strande getrennt, und auf diese Fläche ist die Stadt „Amboina" oder nach der Sprache der Eingebornen „Ambon" gebaut. Vom Ankerplätze gesehen, bietet die Stadt einen angenehmen Anblick dar! ihre Straßen sind breit, gerade und gut beschattet. Ungefähr halben Wegs von ihrem südlichen Ende liegt Fort Nieuw Victoria. Wir landeten an einem Kai und gingen durch die alte Festung auf einen hübschen freieu Platz hiuaus, der von der Societeit oder dem Gescllschaftshause und den Wohnungen der Beamten und Kaufleute umgeben ist. Die Gesammtbevölkerung der Stadt beträgt ungefähr vicrzchntansend. Darunter besiudeu sich siebenhundert Europäer, dreihundert Chinesen nud vierhundert Araber. Die Uebrigen sind Eingebornc. Die ganze Bevölkerung der Insel ist etwa zweiunddreißigtnusend. Wie alle Städte und größeren Ansiedelungen in den holländischen Besitzungen, ist Am--boina in einen Eingebornen-Kamp o n g oder Viertel, einen Chinesen-Kamp on g und ein Viertel getheilt, wo die Ausländer wohnen. Die Eingebornen stehen direct unter der Gewalt eines Najah oder Fürsten, nnd er seinerseits ist einein holländischen Assi-stent-Nesidentcn verantwortlich. In ähnlicher Weise sind die Chinesen einem ,,Capitan China" unterworfen, der in den größeren Städten einen oder mehrere Gehülfen oder „Lientenants" hat. Er selbst muh ebenfalls an den Assistent-Residenten Bericht erstatten. Auf diese Weise wird jedes einzelne Volk unmittelbar von Offi-cieren regiert, die aus seiner eigneu Nation gewählt sind und folglich dieselben Ansichten und Vorurtheile haben. Dadurch wird die Gerechtigkeit vollkommener gchandhabt, nnd die feindseligen Gefühle, die jede dieser bigotten morgenländischen Nationen immer gegen alle anderen hegt, werden vollständig vermieden. Als ich Batavia verließ, hatten Cores de Vrics ck Comp., denen damals alle Postdampfer im Niederländischen Indien gehörten, die Freundlichkeit, mir einen Creditbrief zn geben, so daß ich von Ort zu Ort cmf ihre Agenten ziehen konnte und der Mühe und Gefahr, eine irgend beträchtliche Summe bei mir zu führen, gänzlich überhoben war. Dieser Brief empfahl mich ferner der freundlichen Aufmerksamkeit aller ihrer Employes, und Herr Van *) Ein Paal, die Maßeinheit im ostindischcu Archipel für Entfernungen aus dcm ^aube, ist "/,« einer englische» oder etwas üder ^ eincr geographischen Meile. 96 Eine angenehme Heimath. Marle, ihr Agent in Amboina, sagte mir sofort, ich müsse, so lange ich in jenem Theile des Archipels bliebe, sein Haus zu meiner Heimath machen; diese unerwartete Einladung zu einer angenehmen Heimath war dadurch noch willkommener, daß er sowohl wie seine liebe Gattin Englisch sprachen. Es wurde mir ein Zimmer angewiesen und ein großer Naum in einem anstoßenden Nebengebünde, wo ich meine Sammlungen unterbringen und zu ihrer weiten Ueberfahrt nach Amerika einpacken konnte. So war ich denn bereit, ohne die geringste Verzögerung an meine Arbeit zu gehen. Dann machte ich Seiner Excellenz, dem Gouverneur der Gewürz-Inseln, meinen Besuch; er empfing mich auf die herzlichste Weise und sagte, Boote, Kulies, und was ich sonst an Beistand brauchte, würden, so oft ich es wünschte, sofort befohlen werden. Amboina war seiner Muscheln wegen lange berühmt, und die hollandischen Beamten pflegten Jahre lang sehr beträchtliche Massen zu Geschenken für ihre Freunde in Europa zu kaufen. Die Ein-gebornen sind deshalb gewöhnt sie zum Verkauf zu sammeln, und einige haben in diesen schönen Gegenständen sehr ausgedehnte Handelsgeschäfte eröffnet. Es war bald ausgesprengt, daß ein Fremder aus einem Lande, sogar uoch weiter als „Ollanda", wie sie Holland nennen, blos zu dem Zwecke gekommen sei, Muscheln zu kaufen, und sofort begann von der schönen Art, die ich immer als die seltenste und werthvollste betrachtet hatte, ein Korb voll nach dem andern zu erscheinen, da jeder Eingeborne sich eifrig daran hielt, seine Waare eher als seine Genossen los zu werden uud so einen Theil vou dem beneideten glänzenden Gelde zu bekommen, das ich wohlbedacht vor ihren schielenden Augen auslegte, ehe ich sagen koimtr, ich hatte nun Alles gekauft, was ich wünschte. Concurrenz hatte hier, wie überall, nach dem zu urtheilen, was sie Anfangs verlangten und was sie zuletzt gern annahmen, auf den Preis ihrer Waaren eine wunderbar herabdrückende Wirkung. Der Handel wurde jedoch von Tag zu Tag lebhafter, nnd manche Eingeborne kamen aus weiter Ferne, theils nm ihre Mnscheln zu verkaufen, theils um zu sehen, ob „jener Manu", der so weit hergekommen war und nach ihren Begriffen so viel Geld für Muscheln verschwendete, bei gesundem Verstände sein könne. Anfangs kaufte ich sie korbweise, bis ich alle gemeineren Arten bekommen hatte; dann zeigte ich den Eingebornen in Rumvhius' „Raritätenkammer" die Abbildungen jener Arteu, die Ich bekomme einon lebenden Nautilus. 9? ich mir noch zu verschaffen wünscht?, nnd bot ihnen Ungleich einen Extraprcis für Arten, die in dem genannten nmfafsenden Werke nicht dargestellt sind. Eine Art wünschte ich besonders gern lebendig zn erhalten. Es war der Pcrl-Nantilns. Die Muschel war immer gemein, aber das Thier ist selten beschrieben worden. Das erste wnrde hier gefunden und von Numphius eine Beschreibung nnd Zeichnnng desselben gegeben. Später nahm Professor Owen, beim Britischen Mnsenm, eine Zergliederung vor nnd machte eine Zeichnung, nnd seine Monographie enthält wahrschein^ lich die vollständigste anatomische Beschreibung, die je von einem Thiere nach einem einigen Eremplare geliefert worden ist. Er arbeitete, wie er mir selbst mittheilte, mit dem Secirmesser in der einen und dem Bleistift in der andern Hand. Seiner Feder nnd seinem Bleistift entging so wenig, daß dnrch spätere Scctionen nicht mehr viel hinzugefügt wnrde. Ich war so begierig, mir eins dieser Thiere zu verschaffen, daß ich fühlte, ich könne, wenn ich ein solches nnd einige gemeinere Arten bekommen würde, überzeugt sein, daß meine lange Neise dnrchnns nicht fruchtlos gewesen sei. Schon am zweiten Tage nach meiner Ankunft brachte mir, zu meiner nnanssprechlichen Freude, ein Eingeborncr ein noch lebendes Eremplar. Als er sah, wie hoch ich es schätzte, fing er mit einer ,vordernng von zehn Gulden (vier mexicanischen Dollars oder 5 Thlr. 18 Sgr.) für dasselbe an, schloß aber endlich damit, daß er es für zwei Gnlden (nicht ganz einen mexicanischen Dollar oder 1 Thlr. 4 Sgr.) losschlug, obwohl ich ihm sicherlich fünf Gulden gezahlt hätte, wenn ich es nicht fnr einen geringern Preis hätte bekommen können. Man hatte es auf folgende Weise gefangen! Die Eingebornen im ganzen Archipel fischen selten, wie wir, mit Angeln und Schnur, sondern benutzen, wo das Wasser zu tief ist, um ein Wehr zu ballen, statt derselben einen Bnbn, das heißt, einen faßähnlichen Korb von weitläufigem Flechtwerk ans Bambns. Jedes Ende des Korbes ift ein umgekehrter Kegel mit einer kleinen Oeffnnng an der Spitze. Inwendig werden Stücke von Fischen nnd anderer Köder daran gehäugt, und der Bubu wird dann an den hellen Sandstellen auf einem Korallenriff, oder noch gewöhnlicher draußen, wo das Wasser zwanzig bis fünfzig ^aden tief ist, versenkt. An diejenigen anf den Riffen wird keine Leine geknüpft, fondern man holt sie mit einem Haken herauf. In tiefem Wasser werden sie durch einen Strick und ein langes Viilmore, Reisen im ,'slmdiMn Archipel, 7 98 (5m Ausflug nach hit«. Bambusrohr aufrecht erhalten, an desseu eines Ende ein Stock in vertikaler ^age befestigt, währcild an diesen ein Stück Palmblatt als flagge geknüpft ist, damit man es besser sehen kann. Im vorliegenden Aalle wnrde von nngesühr einer dieser Bubus in tieferes Wasser als gewöhnlich fortgrspnlt llud der Nautilus kroch zufällig durch die Oeffiniug in dem einen der Kegel, um zu dem darin befindlichen Köder zu gelangen. Näre die Oeffnnng nicht viel größer gewesen als gewöhnlich, so hätte er vielleicht nicht hineinkommen können. Er wurde sofort in eiue Büchse gebracht, die starten Nrrack enthielt. Dann bot ich zweimal so viel für ein zweites (Exemplar und Hunderte von Eingebornen versuchten und versuchten es während der fünf Monate, die ich in jenen Meeren war, noch eins zn schaffen, aber vergebend, Sie sind selbst dort so selten, daß ein Herr, der große Sammlnngrn von Muscheln gemacht hatte, mir versicherte, ich dürfe inch! erwarten, noch eins zn bekommen, wenn ich auch drei Jahre in Nmboina bleiben wollte. Rumvhius, der gewohulich iu seiner Beschreibung der Lebensart der Mollusken, die er abbildet, außerordentlich genau ist, sagt: jener Nautilus schwimme bisweilen auf dem Meere; diese Angabe erhielt er aber wahrscheinlich von den Eingeborncn, dir einen solchen Irrthum begingen, weil mau häufig viele leere Muschelschalen auf dem Ocean treiben sieht. Wenn das Thier stirbt und von der Schale getrennt wird, erhebt sich die letztere wegen der iu den Kammern enthaltenen Luft oder andern (^ases «n die Oberflüche des Meeres. Sie wird dann von dem Winde uud der Fluth fortgetrieben bis zur Küste einer benachbarten Insel, Wenn mau die Eingebornen fragt, woher diese Muschelu kommen, so erwidern sie stets- ,,Vom Meere," und fragt man sie, wo das Thier lebt, so antworten sie blos! „I>l1um," ,,In der Tiefe". Die todten Muschelschalen sind anf diesen Inseln in solcher Menge vorhanden, daß man sie in jeder Quantität das Stück zu vier bis zehn Cents (1 Sgr. 6 Pf. bis 4 Sgr.) kaufen kann. Mein erster Ausflug aus der Stadt Amboiua war mit einem Herrn nach einem großen Cacao-Garlen, den er kürzlich auf den hohen Hügeln der Hituischen Seite angepflanzt hatte. Ein nied liches Voot oder Orangbai - buchstäblich „ein guter Kerl" — brachte uns über die Vai nach dem kleinen Dorfe Ruma Tiga oder ,,Drei Hänser", Die Bootsmünner waren prächtig in weiße Pumphosen inil rothem Besatz gekleidet n>ld hatten rothe Tücher Ich besucht' oino Cacao-Plantassc. 9!^ um die Köpfe gebunden, Ein kleiner s^ong und eine Tifa oder Trommel, die dadurch hergestellt war, daß man ein Stück von der Hant eines wilden Hirsches straff über das Ende eines kurzen, hohlen Klotzes gespannt hatte, machten eine rohe, wilde Musik nnd dienten wenigstens da^u, die Boolsmänner, während sie ruderten, im Takthalten zn unterstützen. Dann und wann sangen sie, um die Eintönigkeit ihrer Arbeit zu unterbrechen, eine leise, klagende Melodie. Anstatt gerade, nach dem Punkte hinzusteuern, an dem wir anf der gegenüberliegenden Seite der Bai anzukommen wünschten, hielt unser Steuermann das Boot so nahe am Ufer, daß nur wirklich nin das obere Ende der Bai herumfuhren, zweimal so weit, als es in gerader ^inie gewesen sein würde. Diese Art, Hassar zu steuern, oder, wie die Matroseu es in unserer Sprache ausdrücken, dicht an der Küste hiuznsegcln, war, wie ich später fand, in jenem ganzen Theile des Archipels die allgemein angenommene. Als wir landeten, hatte ich das Vergnügen, gerade unter der Linie des niedrigen Wasserstandes Hunderte schwarzer See-Igel mit fast einen Fuß langen, uadelühnlichen Stacheln zu finden. Die Stacheln waren so scharf und so spröde, daft es schwer war, sie aus deu kleinen Höhlen in den Felsen, wo sie sich mit ihren vielen Saugern festgeankert hatten, herans zn bekommen. In der Nähe kochten die Dorfbewohner emsig den Saft der Sa-garu-Palme wegen des Zuckers ein, den er enthält. Nach meinem Geschmack ist er dein Ahornzncker sehr ähnlich. Bis zu der Zeit, wo die Europäer in's Morgenland kamen, war dies die einzige Art Zucker, welche die Eingebornen kannteil, uud auf den Inseln hier im östlichen Theile des Archipels werden noch immer große Massen desselben verbraucht. Von dem Strande führte ein schmaler Fußpfad durch einen Palmenhaiu in einen dichten Wald und giug dann im Zickzack rine steile Hügelwand hinanf, biy er ein kleines Plateau erreichte. Hier waren die jnngen Eacaobänin^, die voll langer, rother, gnrkeuähnlicher Früchte hingen. Den ursprünglichen Wald hatte >»an gefällt und verbrannt und diese Bäume an seine Stelle gepflanzt. Fast die einzige Schwierigkeit bei der hiesigen Eacao-baum-Eultur ist, das Gras und die kleinen Sträucher zu ent-feruen, die beständig aufschießen, und doch sind die Eingebornen alle so fanl nnd unzuverlässig, daß ein Herr, wenn er erwm'let, daß sein Zarten gnl renlire, denselben häufig sellisl beaufsichligen 1.00 Die Jagd in den Tropen, muß. Der (5acaobaum,") 'l'!»n<»I)i-ortez entdeckt. Aus Mexico nahmen sie ihn nut nach ihren Provinzen in Südamerika und auf die westindischen Inseln. Gegenwärtig wird er anf Trinidad und in Guiana und Brasilien cultivirt. Er gedeiht in Amboina wahrscheinlich eben so gut wie in Mexico und verdrängt jchl voll ständig den weniger einträglichen Gewürznelkenbanm. Das Hanptnahrnngsmitlcl der Eingebornen, die in diesem Garten arbeiten, ist nnser eignes gelbes indianisches Korn (Mais), eine zweite ausländische Pflanze, ebenfalls von den Europäern im Morgenlande eingeführt. Es wird jetzt in allen Theilen des Archipels in solchen Massen gebaut, daß es eins der Hauptnah-rungsmittcl für die Eingeborncn bildet. Die Holländer benutzen es nie nnd halten es allgemein für sonderbar, daß bei uns Vrod aus ihm für die feinsten Tafeln bereitet wird. Ich fand nie, daft die Eingebornen es zerrieben oder zerstießen. Sie pflegen es in der Aehrc zu rösten, nachdem die Körner ganz hart und gelb geworden sind. Unser Haus in diesem tropischen Garten war blos eine Bambnshütte mit einer breiten Veranda, die nns reichlichen Schntz vor dem strömenden Negen nnd sengenden Sonnenschein gewährte. Ich war so vorsichtig gewesen, meine Vogelflinte mit zunehmen, und begann sofort eine Streifjagd durch den an^ grenzenden Wald. Von kleinen vögeln, die unserm Maisdieb sehr ähnlich waren, schwebten große W'ige nmher, aber sie ließen sich so beständig nur anf den Gipfeln der höchsten Bäume nieder, daß es lange dauerte, ehe ich ein halbes Dnbend bekam, denn bei jedem Schnsse wählten sie sich einen andern entfernten Baum givfel aus, uud ich mußte in dem dichten, fast düstern Dschungel jedesmal einen weiten Weg über verwickelte Wnrzcln und gefallene Bäume macheu. Als der Abend herankam, ließen kleine grüne Papageien, während sie hin nnd her durch dan dichte Laubwerk 5) Der holländische Name sur diesen Bann, nnd seine Avncht ist Cacao. Das dafür gebrauchte englische Wort Olxx'oilUp kommt von de,n spanischen ^iioeollitk'.", was eine Mischung der Frncht jenes Banmcs mit indianischem Korn (Mais) war. Beide Bestandtheile wurden zusammen zerrieben und gewöhn-lich etwas Honig zugesetzt Nachdem das Zuckerrohr eingeführt war, wurde auch dieses noch hin^ngcsiigt, n>n die bitteren Ggenschastcn de» Haeao zu neu, tralisiren. ^mc Ivop>,'!i'Nacht. 101 schössen, ihr gellendes, betanbendes Geschrei hören. Auch uon ihnell wanderten einige in meine Jagdtasche. In diesen Tropenländern ist es, wenn die Sonne nntergeht, für den Jäger hohe Zeit, sein bezauberndes Vergnügen aufzugeben und nach Hause zu eilen. Ein langes, allinälig hinschwindendes Zwielicht gibt ey nicht, sondern die Finsterniß folgt dem sich zurückziehenden Tage dicht auf der Ferse, und auf einmal ist es Nacht, Bei meiner Rückkehr bemerkte mein Freund auf die kaltblütigste Weise, ich hänr uns Veidm ein gutes Abendessen verschafft, und ehe ich »licl, noch uon meinem Schreck über eine solche Zumuthung erholt, hatte der Koch den Vögeln eine große Handvoll ihrer prächtigen Federn cmsgerissen und die Nälge für meiue Sammlung verdorben; ich tröstete mich jedoch mit dem Gedanken, daß nicht jedem Jäger daö Glück zu Theil wird, mitten in eitler so wunderbaren Pflanzenwelt zu leben und Papageien zu schmauseu. Am Abend warf der Vollmond breite sich schwingende Bänder silbernen dichtes dnrch die großen polirten Blätter der um unsere Wohnung stehenden Bananen, während sie ill der kühlen, erquickenden Brise laugsam hiu und her wogten. Dann kam das leise kirren der Tanben aus dem finstern Walde heraus, und die Baumkröten qniekten ihre langen, gellenden Tone herans. Auch jene allgemeine Plage, der Mosquito, war dort und sang uns sein bekanntes blutdürstiges Vied in die Ohren. Uni solchen un-augeuchmcn Schlaftameraden, wie große Schlangen sind, auszuweichen, die sich sehr gewöhnlich zum Besuch einstellen und nicht viel Umstände machen, waren unsere Betten, hoch über dem Fußboden der Hütte, auf Pfähle gestellt. Jene Nacht wurden wir nur einmal gestört, und zwar durch ein lautes Gerassel eiserner Töpfe und ein allgemeines Gekrache uou Steingutgeschirr. Ich erwachte augenblicklich mit der unbestimmte» Vorstellung, daß wir eins der furchtbaren Erdbeben erlebten, die, ehe wir schlafen gingen, mein Freund mir lebhaft geschildert halte. Die (^ingebornen erhoben ein laulcs Geschrei uud Gejauchze, und eudlich fand sich, daß die Ursache der ganzen Störung ein magerer, hungriger Hund war, der mit dein, was von unseren gedämpften Papageien übrig geblieben, seinen Appetit zu befriedigen suchte. Meiu Hanplzweck bei diesem Ausflug war- Jusecten zu sammeln, ^n einigen weißblätlerigen Sträuchern in der Nähe des Uferü fand ich viele prachtvolle Exemplare cim'5 sehr großen, in 1l)3 Wie man auf den Gemin^Inseln reist. reichen Farben prangenden ?api!iu. Tie allgemeine Farbe der obern Fläche seiner Flügel war ein Blauschwnrz, nnd nnten waren große glänzend-rothe Flecken, Ein anderer war oben blauschwarz, »lit großen glänzend-blauen Stellen. Die ausgespannten Flügel dieser Schmetterlinge sind fünf bis sechs Zoll, nnd wenn sie vorbeiflattern, erscheinen sie fast wie kleine Vögel. Es war mein Wunsch, von den Muscheln nicht nnr dieselben Arten zn erlangen, die Numphins abgebildet hat, sondern sie mir auch von denselben Spitzen nnd Baien zu verschaffen, so daß über die Identität meiner Exemplare mit seinen Zeichnungen kein Zweifel sein konnte. Ich nahm mir deshalb vor, an allen Küsten Am-boinas nnd der benachbarten Inseln hin zu reisen und mit den Eingebornen jedes Dorfes in Handelsverkehr zu treten, damit ich in Betreff der Oertlichkeiten mich selbst überzeugte, überdies von allen Arten noch lebende Exemplare erhielt und dadurch reichen Stoff bekam, ihre Anatomie zu studiren. Jetzt sah ich ein, welchen Werth das Schreiben hatte, mit dem Seine Excellenz der General-Gonverneur mich in Batcnua beehrte, ^ch brauchte mich nur an den Assistent-Residenten zn wenden und er hatte sofort die Freundlichkeit, ein Boot und Kulies um denselben Preis für mich zu befehlen, als weun sie von der Regierung verwendet wurden ; die,5 war oft weniger als die Hälfte von dem, was ich hätte bezahlen müssen, wenn ich sie selbst miethete; obendrein hätte ich viele Male um keiuen Preis weder Voote noch Kulies bekommen können, und wenn der Resident ihnen befahl, zn einer bestimmten Stunde zu kommen, fand ich sie stets bereit. Meine erste Excursion den Ufern der Insel entlang machte ich anf der Nordküsle Hitns. Zwei Diener begleiteten mich, nm beim Ordnen der Muscheln zn helfen und Flaschen Alkohol zu tragen, in welche die Thiere kommen sollten. Von der Stadt Amboina brachte uns ein Boot über die Bai nach Numa Tiga, wo mehrere Kulies mit einem „Tragstuhl" warteten, nm mich über die hohen Hügel nach dem andern Ufer zn tragen. Dieser ,,Stuhl" oder Palankin ist blos ein gewöhnlicher Armstuhl, an deu auf jeder Seite ein Bambusrohr befestigt ist. Eiu leichtes Dach und Vorhänge an den Seiten halten den Negeu und heißen Sonnenschein ab. Gewöhnlich werden zn jedem Tragstuhl acht oder mehr Knlies genommen, so daß die eine Hälfte die andere immer nach wenigen Augenblicken ablösen kann. Die Bewegung Die Ananas. IM is! derjenigen brim Meilen sehr ähnlich, wenn da? Pfcrd in eincn beschleunigten Schritt gebracht ist, und weder übermäßig unangenehm, noch so wonnevoll, wie manche Reisende, die diese Inseln besuchten, sie geschildert haben. In China, wo nnr zwei Kulies einen Stuhl tragen, ist die Bewegung weit regelmäßiger und an genehmer. Dies ist auf allen Inseln, wo keine Pferde eingeführt sind, und wo die sogenannten Straßen, anßer in den Dörfern, alle nur schmale Fußpfade sind, die einzige Art zu reisen. Vom Ufer aus erstiegen wir zwei Hügel und gingen auf ihren Kämmen durch Gürten mit Cacaobäumeu.^) Die Straße war damals anf beiden Seiten mit Reihen Ananas, ^naun88H 8:itivN) einer dritten erotischen Pflanze aus dem tropischen Amerika, eingefaßt. Die Ananas gedeiht in allen Theilen des Archipels ohne die geringste Pflege so gut, daß man sie nur mit großer Mühe für eine nichtcinheimische Plauze ansieht, Die Namen, die ihr die Eingebornen geben, weisen alle anf ihren Ursprung hin. Die Malaien und Javanesen nennen sie Nan as, was blos eine Korruption des portugiesischen «imuafl8k ist. In Celebes wird sie zuweilen P andang genannt, eine Corruption von pnuäanus, die wegen der Aehnlichkeit der beiden Früchte entstanden ist. Anf den Philippinen heißt sie allgemein Pina, das spanische Wort für Tannzapfen, das denselben Ursprung hat, wie ihr englischer Name pin6-nMi0) der ebenfalls Tannzapfen bedeutet. Pissa ist auch der Name eines gewebten Zeuges uon großer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, das von den Eingebornen der Philippinen aus den Fasern chrer Blätter verfertigt wird. Die Malaien dagegen he-nntzen sie selten oder nie zu einem derartigen Zwecke, obwohl sie an manchen Orten in solchen Massen wächst, daß man ihre Blätter für dic bloße Mühe des Sammelns in jeder Quantität haben könnte. Die hier gezogene Frucht wird allgemein für geringer gehalten als die in Westindien gewachsene, nnd die Holländer betrachten die als ,,dic westindische Ananas" bekannte Spielart, das heißt eine, dir erst in neuerer Zeit eingeführt wnrde, als die beste. 5) Ter ^acaodau», englisch: cocttil, tr,) ift mchl mit der ^ocospalmc ^englisch: ^u^o^-llut-irtü) oder (!«,<,-,<»« nucit'mll, zu verwechseln. Das Wort Cocos soll von dein portugiesischen inllco«» oder mu«l»,(i<», ein Affe, abgeleitet nnd wegeu einer vemicunlichcn AelMichtcit zwischen dem Ende der Schale einer Cocosnuß, wo die drei schwarzen Narben vorkommen, nnd dem Gesicht eines Affen anf die Cocospalme angewandt sein. 1l)4 Tie 3'c>hnmg der ^ingeln'rnen. Die schönsten Exelnplare dieser frucht werden in» Innern von Snmatra und auf den Inseln inn Singapore herum gezogen, uild anf dem Markte jener Stadt sind große Massen zum Verlaus ausgelegt. Von dem Kamme der ersten Hügelkette stiegen wir ill eine tiefe Schlucht hinab nnd setzten über eine Brücke, die mail über eilien schünmellden Wildbach geschlagen hatte. Die Brücke war, wie in den holländischen Besitzungen alle, mit einem Dach überdeckt, an den Seilen aber offen gelassen. Das Dach und seine vorspringenden Traufen haben den Zweck, die darunter befindlichen Breter und Planten lrocken zu erhalten; denn wenn sie häufig vom Regen durchnäßt werden, verfallen sie in diesen, tropischen Klima schnell. Hier nahmen die Knlies ihr zweites Frühstück ein, das in geräuchertem Fisch und Cagoknchen, ihrer gewöhnlichen Kost, bestaud, und löschteu ihren Durst durch Züge aus dem reißendeu Strome. Zhre zerrissene Kleidung und ihr ungekämmtes Haar ließen sie in auffaltender Disharmonie mit der üppigen Vegetation erscheinen, die nns nmgab. Alo wir über eine zweite hohe Bergkette setzten, erblickten wir den blauen Ocean und stiegen bald nach dem Dorfe Hitu-^ama, ,,Alt-Hitn," hinab. Der Najah nahm mich mit höchster Freundlichkeil in sein Hans ans und wies mir ein Zimmer an. Es versammelte sich schnell eine große Schaar Kinder, und der Najah senie ihnen auseinander, daß ick ^kommen sei, um Muscheln, ,^nseeten und alle merkwürdigen Dinge ;u taufen, die sie etwa bringen tonnten. Da Hochwasser war und gute Muscheln sich nur bei niedrigem Wafserstand finden ließen, bat ich sie, nach <5,'dechsrn zu suchen, uud fah sie zu meiner Ueberraschung bald mit einer Anzahl wirtlicher „fliegender Drachen" kommen, nicht solcher unmöglichen ungeheuer, wie die Chinesen so gern auf ihre Tempel und Vasen stellen, sondern kleiner Eidechsen. Oi-iU'l) vo-liln«, die alle an jeder Seite des Leibes hin mit einer breiten Falte iil der Haut vrrscheu waren, derjenigen unserer fliegenden Eiä) Hörnchen entsprechend nnd auch zu einem ähnlichen Zwecke, nichl wirtlich zum Fliegen bestimmt, sondern nm als Fallschirm ^,n wirten und daS Thier, während es von einem Aste znm andern weile Sprünge macht, in der Nist zu erhalten. Eine andere Eidechse, uon der sie in ein paar Stnnden fast ein Dnmnd brachten, hatte einen gegen sechs Zoll langen ^eib und einen beinahe noch emma! so langen Schwang I^a ich wußte, >uie »»möglich es ist, Wll,' ich mit ix'» (5i>'!^'l'o»!N'n handelte, 1W diese behenden und vorsichtigen Thiere zu fangen, versuchte ich zu ermitteln, wir es ihnen gelnngen sei, so viele zn überraschen, aber sie weigerteil sich Alle, es zu sagen, wie es schien, ans abergläubischen Beweggründen, und so ist das Geheimniß bis auf den heutigen Tag noch unenthüllt. Wenn diese Exemplare mir gebracht wnrdeu, befanden sie sich immer in kleinen Bambnsknoten, und wenn eins entschlüpfte, so weigerten sich die Eingebornen allgemein, es >nit dcn Händen zu fangen, Als die Flulh zurücktrai, begainien Äcnscheln anzntolnmen, Anfangs die gemeineren Arten, nnd seltnere erst, als das Zurücktreten der Zluth aufhörte. Die Art, wie ich mit diesen beulen handelte, war höchst einfach, denn meine Kenntniß des Malaiischen war sehr beschränkt. ,>n die Veranda vor des Najahs Hause wurde ein kleiner Tisch gestellt, nnd ich setzte mich hinter denselben. Dann traten die Eingebornen einzeln heran nnd legten ihre Muscheln in einer Reihe anf den Tisch- ich legte jeder Mnschel oder jeder Partie Muscheln gegenüber, was ich willenZ war, für sie zu geben, zeigte erst auf das Geld lind dann auf dir Muscheln, bemerkte dabei i Ini lttnu itn,,/Dieses oder jenes," und ließ sie wählen. Auf diese Art wnrde aller Wortwechsel vermieden nnd der Einkauf ging rasch von Statte», Hatte Einer eine seltene Muschel, nnd das Geld, das ich bot, traf nicht mit seinen Erwartungen zusammen, so nahn,, wenn nicht mehr gegeben wurde, sicher rin Anderer es an; dann besann sich der Erstr anders, und so gelang es mir stets, beide Exemplare zn bekommen. Es war ein Vergnügen, das nur ein Natnrforschel würdigeil tann, solch' seltene nnd schöne Muschelthiere lebend ankommen zn sehen ' gefleckte Ey-präen, marmorirtc Kegel, lange ^n^i, lind Um'ico^ manche stachelig und manche prächtig mit Adern geschmückt, die zusammengesetzten Blättern glichen, Die seltenste Mnschel, die ich an jenem Tage erhielt, war ein lebendes ^wdelium, das beim niedrigsten Wasserstande auf einem Korallenriff vor dem Dorfe anfgefischt wurde. Später bekam ich ein zweitem von derselben Stelle; aber seiue Verbreitung scheint so beschränkt zu sein, daß ich an tcinem andern Orte je ein lebendes Eremplar erlangen konnte,. Bei Sonnenuntergang spazierte ich mit dem ))tajal) hinans, dem Ufer der Bai entlang. Vor »„<) lag die große Insel Eeram, welche der Rajah in seiner wohlklingenden Sprache (^-am tmi:, di/u, ,,das große ^and Eeram," nannte, denn für ih,i war es in 10t) Fnche Expeditionen nnck dl'N Genmr^Inseln, der That ein ^and, das heißt, ein (Continent, nnd ill keinem Sin»c eine ?nln oder Insel. Die scheidende Sonne sank hinter die hohen, zackici.cn Bcrgspitzcn Cerams, und ihre letzten goldenen nnd purpurnen Strahlen schienen, wälnend sie nber die glasartige, aber sanfte Wellen schlagende Oberfläche der Bai Hinschossen, zu schwanken, und die breiten, tiefgefransten Blätter der ssoeospalmen alif deiy Gestade nahinen in dem glühenden Sonnenlichte eine tiefere und stärkere Mrbnng an. Dann kam ein dumpfes, schweres Dröhnen ans der kleinen mohammedanischen Moschee, die malerisch auf einer vorspringenden, fast rings i^n dem purpurnen Meere umgebenen Spitze stand. Dies war das tiefe Wirbeln der schweren Trommel, die alle Gläubigen zusammenrief, am Schlüsse des scheid denden Tages ihrem Propheten Dank zu bringen. Da verlien mich der Nasal), und ich wanderte allein am Ufer hin, um die eudlose Verschiedenheit des ^arbenwechsels im Meere und am Himmel zn genießen, während das Tageslicht am westlichen Horizont immer matter wurde. Das war die Bai, in welcher die Holländer in diesen Meeren zuerst die Anker auswarfeu, und dieser Gedanke führt uns natur gemäß auf die frühere Geschichte der Molukkcn zurück, die ihrer Gewnrze wegen so bernbmt geworden sind, lind nach denen fast alle Völker Guropas so lüsteru waren, sobald Untcruehmungsgeift nnd Regsamkeit dic dunkeln Wolken der Unwissenheit und de^ Aberglaubens zu vertreiben begannen, die während des Mittel alters die ganze sogenannte civilisirte Welt umhüllten. Antonio d'Abreu, eiu portugiesischer Capitän, der im Jahre 1l>1! von Malacca hierher kam, wird allgemein als der Entdecker Amboinab nnd Vandas betrachtet, aber ^ndovico Barthema soder Vartoma! aus Bologna erreichte, nachdem er Malacca nnd Pedir in Sumatra besucht hatte, nach seinem eignen Berichte die Insel Am boina schon 1506, doch ist seine Beschreibung der Molutten so fehlerhaft, daß Valentyn meint, er sei nie in diese Gegend ge-tommen, sondern habe seine Kenntniß derselben von den Javanesen und Arabern erhalten, die wenigstens schon 1.')22 jene Inseln besuchten, um Gewürze einzukaufen,") Die Holländer kamen zuerst im Dienst s) Francois Balcmyu, dcr Vcrfasscr dc> nmsassrudston und gcnauchei, (Ac schichte und Beschrcibiinq d^r holländljchcn Besitzungen im gangen Morgcnlandc, war ein lnthcrischev Geistliche,, Er wnrdc u»l d^ii' Jahr Mi«) in Dordrecht gc' l,'cmi, 1^"si kani er als Geistlicher in Batavia an. N'ohuic einige Zeit in Ja- Die Hollander auf dcn Geivürz-Inscln. 107 der Portugiesen nach dem Morgeulaude und n'urdeil dadurä) mil seiuer Geographie und seinem Reichthum bekannt, Ihve früheste Expedition segelte im Jahre 1594 unter Hontman von Holland ab. Seine flotte besuchte zuerst Bantam uud die Insel Madura. An dem letztgenannten Platze ergriffen die Gingebornen Einige von feiner Mannschaft und zwangen ihn, zweitausend Neichsthaler ;n ihrer Auslösung zu bezahlen. Am .'i, März 1599 langte er hier auf der Höhe non Hitu-Lama an, Dann begaun ein ernster nnd ununterbrochener Krieg zwischen den Spaniern, Portugiesen n»d Holländern um den Besitz der Molut'fen, der bis 16U) dauerte, uw die Holländer Herren dieser Meere wurden nnd den einträglichen Mustatennuß- nnd (^ewnr^nelkcn-Haudel allein iu Ansprnch nahmen. Auch die Engländer versnchteu, sich den werthvollen Preis zu sicheru, aber die Holländer zwangen sie endlich, diesen Theil des Archipels zu verlassen, und haben ihn, eine kurze ^eit im Aufang des gegenwärtigen Jahrhunderts ausgenommen, fortwährend behauptet. Das (^astchumer meines Wirthes, des Najab, war am Dach-iwlsprnnge so offe:i, daß die ganze Nacht ein Strom feuchter Luft über mich hinblics nnd ich am nächsten Tage eine starke Erinuc-rnng an das Batavisch^ Fieber erhielt, ^ch setzte jedoch meinen Weg dem Ufer entlang nach Hila fort, wo ein Assistent-Resident stationirt ist, dessen District auch einen Theil der benachbarten Nüste von Ecram umfaßt, In den Tagen, wo der Gewürznelken bäum auf Amboina in allsgedehntem Maße eultivirt wurde, war dies ein bedeutender Ort, aber jetzt ist er fast verlassen. Er ist para bei Samarang und wlirde dann nach 'Ainboina, dcin kiiiiiti^e» Felde scimr ^cistlirl!c!i und litcranschm Thätigkeit, vcrsctzt, ^lach cmcm ^wolfiahri^» Aufent-halte auf dcu Gcn'iir'v Iin'cln fab cv N'cgcu KräntliMcit sich gcuötbigr, in die Heimath ;m'iict>nt'chrc!i, Er dlicb elf Jahre in Hollaud mid Melte 1705 zum >weiteu Male nach Indien. In Java angetommen, verweilte er zwei Jahre auf jener Insel uud gmg dauu weiter nach dcu Gen'iir'v Iuselu, wo er sich siedeil Jahre aufhielt, bis er 1714 wieder nach Holland ^nrncttehrte. Gleich nach seiner Ankunft begann er seilte reichen Notizen zur Veröffentlichung '^u ordnen. Der erste Band seines Wertes tam 17^4 heraus; diesem folgten noch sieben andere, alle voller Illustrationen; der letzte erschien im Jahre I?^n sechsnndseck-'^gsteu Lebensjahre gestanden haben. hauptsächlich wegen seiner schöueil Niaugos, der fruchte der )Iun ^it'61'll inclioa, berühmt. Der hiesige Resident hatte ^vei schöne Exemplare eines ungeheuer großen Einsiedlerkrebsen, des Lii'^o« kttw. Die Lebensart dieses Thieres ist höchst merkwürdig. Seine Nahrung ist die Eoeosnuß; wenn die reifen Nüsse vom Banme fallen, reißt eü mit seinen gewaltigen Scheeren die trocknen Hülsen ab, bis daö Ende der Schale, wo die drei schwarten Narben sich finden, bloß^ gelegt ist. Dann zerbricht es die Schale, indem es mit der einen semer schweren Scheeren daranf hämmert, nnd die ölige, fett machende Nahrnng, die sich inwendig findet, wird dadnrch erlang!, daß es die Nuß mit seinen beißzangenartigen Scheeren an den hinteren Knoien anfaßt — so vollkommen ist dieses Thier seiner eigenthümlichen Lebensweise angepaßt. Nachdem sie eine Zeit lang gnl gefüttert worden sind, werden sie für eine große Delicatesse gehalten, nnd jene beiden Unglücklichen waren für die Tafel bestimmt. Ein paar Tage Ruhe brachteil das Fieber zum Stillstand, und es wurde ein Boot beordert, mich nach Zyt, dem nächsten Dorfe, zu bringen, wo ich wieder eine reiche Ernte an schönen Muscheln hielt. Hier kanfle ich viele Wasser-Salamander l^ri-ton), welche die Eingebornen von der benachbarten Küste Ceramc> herübergebracht hatten. Sie sind den Tritonen des mittelländt^ schen Meeres gan; ähnlich, die man in den mythologischen Zeiten für die Trompeten hielt, welche Neptun's infolge benutzte, nm das Nahen des grimmigen Gottes zu verkündigen, wenn er aus den Tiefen des Oceane heraufkam nnd n,it schäumenden Rossen über seine stille Oberfläche eilte. Das nächste Dorf, das wir besuchten, war, anßcr dem Najah nnd seiner Familie, vollständig verlassen. Die Ursache dieses souderbareu Auszuges war eine Uneinigkeit zwischen dem Rajah uud seinem Volke, nnd da dic holländische Regierung das Recht beansprncht, jeden cingebornen Fürsten ^n ernennen, sich aber geweigert hatte, diesen Rajah abzuscheu, so hatte sein ganzes Volt die Heimath verlassen und war in die verschiedenen beuachbarteu Eampongn gebogen ^ - eine ruhige nnd wahrscheinlich eine wirksame Art, zu nmoilstriren. /,n der Nähe aller dieser Dörfer sind die Gestade mit Cocospalmen eingefaßt, nnd dies ist oft das einzige seichen, daß man jich einem Eampong nähert, wenn man nichl, une es bisn'eilen vorkommt, eine dünne Ranchsänlc laltgsain ans den hohen Banmgipfeln anfsteigen sieht. Da ich in unserm Canoe Wasser mitnehmen wollte, fragte ich natürlich den Najah, ob er mir eine Flasche voll verschaffen könne, aber er lächelte schon bei dem bedanken an die Möglichkeit, daß ich so wenig an tropisches Leben gewöhnt sei, nnd befahl einem Diener, anf eine der (locos-palmeu über uns zn steigen nnd einige ihrer Rispen langer, grüner Früchte abzuschneiden. Diese konnten wir überall bei uns führen nnd öffnen, wenn es nns gefiel; einige Hiebe mit einem schweren Hackmesser gaben uns sofort eine sprudelnde Qnelle. In Assilnln, dem nächsten Dorfe, sah ich den Rajah in solcher Pracht leben, wie ich sie nur immer bei einem reichen morgenländischen Fürsten vorgestellt hatte. Sein Haus stand im Millel-pnntte eines ausgedehnten Dorfes an der Wand eines steilen Hügels. Es bedeckte drei große Terrassen und erschien, wenn man es vom Landungsplätze aus sah, wie ein Tempel. In diesem Orte kaufte ich mehrere große Kasuar-Eier, die man von Ceram herübergebracht hatte. Sie sind etwa so lang wie Stranßen-Eier, haben aber einen etwas kleinern Durchmesser und eine grüne Farbe. Der Vogel selbst gehört zu der Straußen-Familie, denn seine Federn sind unvollkommen entwickelt und stehen von einander getrennt, so daß sie ihn >u>r beim ^anfen unterstützen. Eine Art hat an jedem Flügel einen Dorn, mit dem sie sich vertheidigen kann, aber die gewöhnliche Angriffsmeise ist ein Schlagen mit dem Schnabel, Der Vogel ist zweimal so groß wie ein ausgewachsener Truthahn. Westlich von Ceram findet er sich auf keiner Insel wild, und die von Java kommen sollen, wurdcu ohue Zweifel alle aus diesem Theile des Archipels dahin geschafft. Hier kaufte ich auch vom Rajah eine Anzahl herrliche Schädel des Babirusa, Ua-l»ii'U8a, iM'nrn«, buchstäblich „der Schweinshirsch", ^) ein gut gewählter Name, denu seine langen Hauer erinnern die Cingebornen sofort an das Geweih des Hirsches, des einzigen andern wilden Thieres von beträchtlicher Größe, das auf den hiesigen Inseln vorkommt. Die Schädel stammten von Burn, der östlichen Grenze dieser merkwürdigen Schweineart, — Einer meiner Diener spielte eine Zeit lang immer anf mehrere wundervolle und höchst kostbare Seltenheiten an, die jener wohlhabende Najah ^n besitzen das ') ^>n Dcutschcn H»ich^> ^'iiaintt, 110 Juwelen mis den Köpfen wilder (5ber. Glück habe — nach seinen feurigen Schilderungen im Vergleich zu den Mnscheln, die ich fortwährend liulfte, in der That Selten heilen. Endlich bat ich ihn, dein Rajah zu sagen, ich würde ihm sehr verbunden sein, wenn er mir so seltene Wunder zeigen könne; ich war aber so vorsichtig, nicht hinznzusetzen, daß ich möglicher Weise gern eins oder mehrere kaufen würde; denn ich hegte starte» verdacht, daß der Rajah sich erboten habe, ihm Alles zu geben, was eine gewisse Summe übersteige, die ich etwa, wenn er mich bewegen tonnte, die Sachen zu taufen, dafür bezahlte. In jenen östlichen Ländern hat man immer, wenn man einen Diener elwno tanfen läßt, die unangenehme Gewißheit, daß ein großer Theil ,,des Preises" sicherlich in seine Tasche wandert; will man es aber selbst einkaufen, so werden so übertriebene Preise verlangt, daß man entweder ohne die Waare fortgeht, die man braucht, oder später zu der unangenehmen Ueberzeugung kommt, daß man noch ärger betrogen worden ist, als wenu man deu Diener geschickt nnd ihn seinen Nändersold hätte erheben lassen. Der Rajah war, wie ich geahnt hatte, nicht abgeneigt, mir seine Schätze zn zeigen. Sie bestanden blos in einem halben Dutzend gläserner Ninge, die offenbar dadnrch hergestellt waren, daß man von einem Glasstabe, der einen halben Zoll im Durchmesser hielt, ein nenn bis zehn Zoll langes Stück abschnitt. Dieses Stück wurde erhitzt, in einen Ning gebogen und die beiden Enden ;usam!nengeschliwlzen. Anstatt Erstaunen und Freude zu äußer,,, wie Alle, die sie betrachteten, zu erwarten schienen, fing ich au, dem Rajah kaltblütig auseinander zn setzen, was sie wären nud wie sie gemacht würden. Auf allen Gesichtern zeigte sich ein Blick der Neberraschnng nnd Unglänbigkeit, nnd der Rajah bekräftigte sofort in höchst feierlicher Weise, daß sie keineswegs ein Werk der Menschen, sondern aus den Köpfen von Schlangen und wilden Ebern genommen worden wären! Trotz der würdevolle» Haltung welche die Sache, wie man annahm, «erlangte, kounie ich mich eines Lächelns nicht enthalten, als ich bemerkte, ich selbst hätte iw,< jenen Thieren schon viele Köpfe gesehen, aber noch nie gehört, daß sie solche kreisförmige Iuweleu iu ihrem Gehirn trügen. ,,Haben Sie schon selbst einmal einen derselben herausnehmen sehen?" fragte ich. „Oh, nein! Sie kommen von Tana Eeram sdem Lande oder Eontiue»! Eeram)." Jetzt fürchteten Alle, die zuhörte», iln Mjali töune bei der weiter» Erörterung besiegt werdm, nnd bereit, bei jeder Gelessenheil zu gissen, daß sie getreue Unterthanen wären, machten sie daher dem Streite durch die unbedingte Ve-hauptung ein Ende, es verhalte sich Alles genau so, wie der Rajah gesagt habe; da ich sein Gast war, lentte ich das Gespräch auf ein auderes Thema. Als ich »ach der Stadt Amboina zurückkam, sah ich, im Vertrauen, das; Numphins diesen merkwürdigen und, wie ich später fand, allgemeinen Glauben erläutern werde, sofort in der „Naritälenkammer" nach; denn wenn auch der Najah wahrscheinlich das nicht glaubte, was er sagte, so hatten doch seine leichtgläubigen Unterthanen ohue Zweifel uoch nie daran gedacht, eine so allgemein angenommene Vorstellung in ^rage ^u ziehen; eine solche frage hätte in ihren Augen nicht einen forschenden, sondern einen schwachen Verstand verrathen. Dies ist eins der Hindernisse, die bei diesen Menschen dem fortschritte im Wege liegen. Numphins sagt, die Portngiesen brächten viele Ninge mit und verkauften sie an die Eingebornen, die sie sehr hochschätzten. Dies erklärte ihren Ursprung; später, als ich das chinesische Neich durchreiste, und bemerkte, welchen Werth jenes Volt ans ähnliche Ringe von Nierenstein oder Nephrit legte, und mich erinnerte, daß die Assilnlu gegenüber liegende Küste Cerains einst von den Chinesen besucht wurde, um (Gewürznelken nnd Mnskatennüsse zu kaufen, fiel mir ein, daß die Amboinesen möglicher Weise vou ihnen einen so hohen Werth auf solche einfache Gegenstände zu legen gelernt und dieselben zuerst aus Ehina erhalten hätten, ^ava ist vielleicht die einzige Insel im Archipel, wo solche Schmucksachen von den Eingeborncn Hütten gemacht werden können, aber ich finde nicht, daß man sie dort besonders schätzt, oder daß man sie mit anderen Ueberresten früherer Zeiten ansgcgraben habe. Dieser Küste gegenüber liegen drei Inseln, die Drei Gebrüder ; an den Ufern derselben fanden die Eingebornen eine Anzahl seltene Mnscheln. In den Straßen des Dorfes waren zwischen den Regengüssen beträchtliche Massen Gewürznelken, die man an deu benachbarten Hügclwändcn gesammelt hatte, auf Matten der Sonne nnsgesetzt, aber die Cultur dieses Gewürzes ist seit einigen Jahren so vernachlässigt worden, daß dies auf den ganzen Molukken der einzige Ort war, wo ich die Frucht sah. Der Gewürznelkenbaum i)!>Mu8 «,'om:ttil.',u5l) gchört zn der Ordnung der Myrten, die auch den Granatapsel, die Gnjaua nnd den No>enapfel nin-saßt. Der Stamm de^ anügewachsem'n ^anmc^ Hai ach> ms zuwls 112 Verbreitung dl's Kl'wür^n'lkenbaum^. ^oll im Durchmesser, und zuweilen noch viel mehr. Seine obersten Aeste sind gewöhnlich vierzig bis fünfzig Fuß von der Erde entfernt; doch habe ich auch cineu Baum gesehen, der nicht größer als ein Kirschbaum und völlig mit Früchten beladen war. Er war ursprünglich auf die, fünf Inseln beschränkt, die der Westküste Gilolos gegenüberliegen und damals die ganze als „die Molnklen" bekannte Gruppe ausmachten, ein Name, der sich seitdem anf Nuru, Amboina nnd die übrigen Inseln der Südküste Eerams gegen über ausgedehnt hat, wo die Gewürznelke in verhällnißmüßig später ^eit eingeführt und angebaut wurde. Auf jenen fünf Inseln sängt der Baum in seinem siebenten oder achten Jahre an zu lragen, und trägt danu zuweilen ununterbrochen fort, bis er ein Alter von fast hundertundfünfzig Jahren erreicht Hal; die Bäume sind deshalb von sehr verschiedener Größe, Hier in Amboina erwartet man nicht, daß er vor seinem zwölften oder fünfzehnten Jahre Früchte bringe, und ist darauf gefaßt, daß er zu tragen aufhört, wenn er fnnfundsicbzig Jahre alt ist. Seine beschränkte Verbreitung hat immer Anfmerksamkeit erregt, nnd Nnmpln'us, der ihn als ,,den schönsten, zierlichsten und kostbarsten aller bekannten Hänme" bezeichnet, sagt' ,,Daraus geht heruor, daß Gott der Herr, als er iu seiner großen Weisheit seine Gaben unter die verschiedenen Gegenden der Erde vertheilte, die Gcwürznclkenbänme für das Gebiet der Molukken bestimmte, über welches hinans sie sich dnrch keinen menschlichen Fleiß verpflanzen oder vollkommen mltivircn lassen/' ^n der letzten Bemerkung hat er sich jedoch geirrt, denn seit seiner Zeit ist der Baum auf der Insel Penang in der Straße von Malacca, auf Sumatra, Bonrbou, Zanzibar, auf der Küste vou Guyana und den westindischen Inseln mit Erfolg eingeführt worden. Die Gewürznelke ist die Blüthen -knospe und wächst in Doldentrauben an den Enden der Zweige. Ein guter Baum liefert jährlich ungefähr fünfthalb Pfund, und die jährliche Ernte auf Amboina, Haruku, Savarna und Nusalaut, den einzigen Inseln, wo der Baum jetzt cultinirt wird, beträgt ^f)0,0<)0 Amsterdamer Pfund.") Sie ist jedoch änßcrst veränderlich und uugewiß - denn im Jahre 1846 war sie zn,n Beispiel 669,727, im Mre 184!» aber nur 89,92^ Amsterdamer Pfund, 5) Nach amtüchm Berichten wav d« Gesaimmettvag vou !<;^'> l,ns I>>5,4 WN,sM/'3K Amsterdams Pfund, Wie man die Gewürznelken sammelt. 113 oder nicht viel mehr als ein Zehntel dessen, was sie drei Zähre zuvor war. Pigafetta theilt uns mit, daß, als die Spanier zum ersten Male nach den Molukken kamen, in Bezug auf die Cultur oder den Verkauf der Gewürznelke keine Beschränkungen bestanden. Die jährliche Ernte erreichte damals, l!>21, nach demselben Gewährsmann die ungeheure Quantität von 6000 Bahars, 3,540,000 Pfund „ungereinigter" und 4000 Bahars, 2,360,000 Pfund „gereinigter" Gewürznelken, ungefähr siebzehnmal so viel, als man jetzt erzielt. So unglaublich auch diese Angabe erscheint, so wird sie doch durch die Thatsache bestätigt, daß die beiden Schisse von Magellan's Flotte, die Tidore, eine der Gewürz-Inseln, erreichten, während eines Aufenthaltes von nur vierundzwanzig Tagen mit Gewürznelken vollgeladen wnrden. Wenn die Knospen jung sind, sehen sie fast weiß aus, später gehen sie in eine hellgrüne und endlich in eine glänzend-rothe Farbe über; dann müssen sie sofort gesammelt werden. Letzteres geschieht so, daß man sie mit der Hand abpflückt oder mit Bambusrohren abschlägt und ans Tücher fallen läßt, die man unter die Bäume breitet. Hierauf werden sie einfach in der Sonne getrocknet und stehen zum Verkanf bereit. Beim Trocknen geht ihre Farbe aus Noth in Schwarz über — der Zustand, in dem wir sie sehen. Sie werden jährlich zweimal gesammelt, um die jetzige Zeit, im Juni, uud dann wieder Ende December. Auch die Blätter, Ninde und jnngen Zweige haben ein eigenthümliches Aroma, und in Zanzibar werden auch die Stiele der Knospen gesammelt uud finden schnellen Absatz. Die günstigsten Lagen für diesen Baum sind die hohen Hügelwände, und man sagt, daß er in Niederungen, wo schwerer uud reiner Lehmboden ist, nicht gut gedeiht. Der Boden, der am besten für ihn paßt, scheint ein lockerer, sandiger Lehm zu sein. In semer M'sprüuglicheu Hcimath wächst er hauptsächlich auf vulkanischem Boden. Aber auf Amboina nnd den übrigen Inseln, auf denen er jetzt cnltivirt wird, hat man gefunden, daß er in Lehm gut gedeiht, der durch die Auflösung neueren Sandsteins und secun-därer Gesteine entstanden ist. Die Eingebornen nennen diese Frucht Chenki, vielleicht eine Corruption des Chinesischen tkLn^-ki, „wohlriechende Nägel"."°) Der holländische Name für Gewürznelke *) De Cauto, der diese Inseln int Iahrc l549 besuchte, sagt: „Die Perser nennen die Gewürznelke oaiatur, und wenn die Aerzte erlauben, daß wir über Äi >astiliaucr (Spanier) nannten die Gewürznelken 8i>,>p«, weil sie von der Insel Gilolo tamcn (in damaliger Zeit wahrscheinlich eine der Hauptbezugsqucllcn dieser Waare). Die Bewohner der Molntkcn nennen sie i!!.iiM oder „der Landkarten-Kauri", so genannt wegen der unregelmäßigen hellfarbigen Linie auf dem Nucken, wo die beiden Ränder des Mantels zusammenstoßen, wenn das Thier sich vollständig ausspannt. Sie waren in die Bubus gekrochcu, die man bei einer Tiefe von mehreren Faden versenkt hatte, um Fische zn fangen. Der Handel wurde nur in malaiischer Sprache betrieben, aber wenn ich einen Preis bot, der höher oder niedriger war, als sie erwartet hatten, so beriethen sie sich oft mit einander in ihrer eignen besondern Mundart oder dal»a«a. Diese verstaud der Opzieuer, der ein Eiugeborucr aus der Stadt Amboina war, eben so wenig wie ich. Auch versicherte er mir, daß selbst die Cingebornen in Lariki, von dem wir in einer halben Stunde hergegangen waren, von der Babasa dieses Dorfes nur dann und wanu ein Wort, und daß die Bewohner beider Dörfer von der Babasa Assilulus, zwei bis drei Stunden Weges jenseits Lariki Tie ucrschiedmm Dialekt der Lingcbornen. ^19 kein 3Vort verstünden. Ja, in der Regel l,at jede Gemeinde, die unter einen, Najah steht, und dirs ist gewöhnlich nnr ein einziges Dorf, ihren besondern Dialetl, der von den Dialekten aller angrenzenden Dörfer so verschieden ist, daß sie, nm mit ihren nächsten Nachbarn Handel treiben oder überhaupt einen Verkehr unterhalten 5» tonnen, sämmtlich Malaiisch lernen müssen. Die Ba-baja ist nie eine Schriftsprache nnd scheint sich beständig zn ändern, denn in der Stadt Amboiua haben die Eingebornen, seitdem die fremden sich unler ihnen angesiedelt haben, ihren Dialekt vollständig verloren nnd tonnen jetzt nnr noch Malaiisch mit einander sprechen. Die große Verschiedenheit in den Dialekten der Eingebornen nnd die allgemeine Annahme der malaiischen Sprache besteht wenigstens schon seit der Zeit, wo die Spanier diese Gewässer zmn ersten Male befnhren, denn De Barros sagt! ,,Zwei Thatsachen geben Grund, zn glanben, daß die Bewohner dieser Inseln ans vielen, von einander verschiedenen Nationen bestehen. Die erste ist der Wankclmulh, der Haß und Argwohn, mit dem sie einander bewachen - die zweite die große Mannichfalugteit ihrer Sprachen; denn es ist bei ihnen nicht so wie bei den Bisayanern (den Bewohnern von Visaya, einer der Philippinen), wo bei Allen eine einzige Sprache herrscht. Die Verschiedenheit ist im Gegentheil so groß, daß nicht zwei Orte ihre beiderseitige Mnndart verstehen. Selbst die Aussprache ist sehr verschieden; denn Manche bilden ihre Wörter in der Kehle, Andere an der Zungenspitze, wieder Andere zwischen den Zähnen, und noch Andere im Gaumen. Wenn es irgend eine Sprache gibt, in der sie einander verstehen tonnen, so ist es die malaiische von Malaeea, welcher die Edel-lente" iNajahs und Capalas) „sich kürzlich gewidmet, seitdem die Mauren" (Araber) „sich bei ihnen eingcfunoen haben, nm Gewürz-nclten zn holen/' Die Malaien und Javanesen besuchten diese Gegenden wahrscheinlich lange uor den Arabern, nnd sie, nicht die Araber, waren es, welche den hirsigen (iingeborncn die malaiische Sprache zuerst lehrtcu. Von Wakasihu setzte ich während des heftigen Negensturmcs meinen Weg längs der Südküste bis Laha an der Mündung der Bai von Amboina fort, entschlossen, jcne Nacht wo möglich über die Bai zn fahren nnd nach Hause zn kommru. Dem Wege entlang lagen eine Anzahl Dörfer, und in jedem mußte ich mir neue Kulies verschaffen. Dies verursachte viele Verzögerung, aber ein 12l) Eine Reise in der tropischen Regenzeit. fremder lernt bald, daß er einen unerschöpflichen Fonds von Geduld haben muß, um in jedem unerwarteten Augenblicke, wenn er mit diesen Menschen in Verkehr treteu will, auf denselben zn ziehen. In einem Dorfe behaupteten sie Alle einstimmig, ein naher Strom, dessen Ueberschreitnng wir nicht umgehen konnten, sei durch die starten Regen so angeschwollen, daß er sich durchaus nicht passiren lasse; aber ich befahl ihnen einfach, mir ruhig zu folgen, und wo ich nicht voran gehen könnte, möchten sie umkehren. Als wir jedoch an seine Ufer kamen, fanden wir einen tiefen, schäumenden Bergstrom vor uns, der weit uneinladender und gefährlicher war, als ich geahnt hatte. Ich ging eine halbe Meile an ihm hinauf und kam an eine Stelle, wo ich glücklich an das andere Ufer gelangte; hier sah ich mich aber von einer jähen Klippe umschlossen, und es ließ sich nichts thun, als einen schimpflichen Rückzug anzutreten. Die Eingebornen hatten mittlerweile den Fluß weiter unten probirt nnd eine Fnrth gefnnden, wo das stark strömende Nasser nur bis an den Leib ging; hier erreichten wir unversehrt das gegenüberliegende Ufer. Nach diesem kam ein zweiter Strom, der noch schwerer zu überschreiten war, und daranf noch ein dritter. Ich erwartete fast jedesmal, die Kulies, die meine Mnscheln hinübertrugen, würden mit fortgerissen werden, aber sie waren alle so leicht gekleidet, daß es ihnen gelang, sich fest auf den Füßen zu halten, selbst wo eine völlig brausende Strömung war. Auf diesen Inseln, wo, so oft es regnet, das Wasser in breiten znsammenhängenden Massen vom Himmel zu kommen scheint, verwandeln sich in einigen Stunden die Flüsse iu reißeude Bergströme. Brücken gibt es wenige, und die Schwierigkeit, über die kleinen Flüsse zu setzeu, ist eins der Haupthinder-nisse, die Einem wahrend der Regenzeit beim Reisen hier entgegentreten. Zum Ersatz dafür gM es jedoch keine schwüle, sengende Sonne. An den Gestaden, wo die Ströme sich in's Meer ergießen, erweitern sie sich alle zu tiefen, länglichen Pfuhlen, die an der Hochwasser-Linie durch die Sandmassen, welche die Brandung herauswirft, sehr verschmälert werden. Nahe der Linie des niedrigen Wasserstandes werden sie wieder breit nnd seicht, nnd während der Ebbe ist die. beste Stelle zu ihrer Ueberschreitung so weit unten auf dem Mceresufer, als man gehen und die Gefahr vermeiden kann, von dem starken Wellenschlag mit fortgerissen zu werden. Als wir Laha erreichten, war es fast Nacht; wir waren Alle Gefahrliche Naclitreise in einen« Leper-Leper, 1.24 durch und durch naß und hatten seit dem Morgen nichts als einige halbreife Bananen gegessen. Der Sturm hatte nicht nachgelassen, aber der Rajah sagte, es sei möglich, gegen Wind und Wogen über die Bai zu fahren, nnd es nnnden drei Männer ausgesucht, um uns sechs Meilen weit nach der Stadt zu rudern. Unser Boot war ein gewöhnlicher Leper-Leper, das heißt, ein aus dem Stamme eines großen Baumes hergestelltes Canoe, an dessen Gelten Stücke Planke angebracht sind, um ihm die gehörige Höhe zu geben. Beide Enden sind spitzig uud aufwärts gebogen. Etwa vier Fuß vom Bug ist eine Stange querüber gelegt, uud ciue zweite eben so weit vom Hintertheil entfernt. Diese ragen sechs bis acht Fuß über die Seite des Bootes hinans, und an sie ist ein Bambusrohr befestigt; das Ganze bildet das, was als ein „Ausleger" bekannt ist. Die Canoes selbst sind so schmal, daß sie ohne diese äußeren Stützen noch leichter umschlagen würden, als die Birlen-rinden-Canoes unserer rothen Indianer. Als wir unsern Leper-Leper aussetzten, unsere Muschelladung an Bord brachten und uus selbst hineinbegaben, standen seine Seiten nur ungefähr vier Zoll ans dem Wasser hervor; ich konnte aber kein größeres Boot bekommen, wir fnhren dnher ab. <3s wurde bald so finster, daß Alles, was wir auf den nahen Ufern erkennen konnten, große Feuer waren, welche die Eingebornen von Ort zu Ort gemacht hatten, um in der Nacht die Fische in ihre Wehre hineinzulocken. Auch der Wind verstärkte sich, die Wogen stiegen höher und begannen hell zu funkeln, und von Zeit zu Zeit schien ein starker Windstoß die ganze Oberfläche des Meeres in eine Fenermasse zu verwandeln. Eine Zeit lang fühlten sich meine Bootsmänner stark und crmuthigten einander dnrch ein wildes Jauchzen gleich einem indianischen Kriegsgeschrei. Auf diese Art hatten wir uns mehr als eine Meile von der Küste entfernt. Da wurde der Wind viel heftiger, und es schlug dann und wann eine widerliche Welle über uns hin. Meine Männer ruderten noch immer fort, bis wir fanden, daß wir gegen den Stnrm kanm im Cours bleiben konnten. Jetzt verloren sie den Mnth und schlugen vor, znrück-zufahreu; aber ein so langes, schmales Boot mitten auf einem stürmischen Meere umzuwenden, war durchaus keine leichte Sache. Der vordere Mann hielt an, um auszuruhen; da traf gerade ein heftiger Windstoß den vordern Theil des Bootes, drehte es in einem Augenblicke um, uud fort flogen wir vor dem wüthenden Sturme, 132 Ein Lrdbebm. wie ein Rennpferd. Es war jetzt eine so dicke Finsterniß geworden, das; die Eingebornen, obgleich sie jeden ^uß breit des Ufers kannten, nicht sagen tonnten, wohin wir steuern sollten, nnd nur dadurch, daß sie mit aller Macht ruderten, entgingen wir der Gefahr, in eine Masse schäumender Vrandnng hineinzn^ rennen. Endlich erreichten wir die Küste wieder; der Rajah hatte etwas Reis und fische gekocht, und zu Mitternacht speiste ich au jenem Tage zum zweiten Male. Mein Schlafzimmer war so offen, daß der Wind voll allen Seiten hereinpfiff und mich so durchkältete, daft ich erwartete, am uüchsten Tage brennendes Fieber zu haben; aber die Aufregung wirkte der Kälte entgegen, und ich kam wieder gesund und wohl in Amboina an. Nach einem solchen Ausflug wurdeu mehrere Tage mit Etikcttenschrcibcn verbracht, von denen ich eine in jede einzelne Muschel legte, eine ermüdende und fast endlose Arbeit, aber es kam mir immer der Gedanke bei, daß, wenn es mir nicht vergönnt sein sollte iu mein Vaterland zurückzukehren, solche authentische Etiketten in meiner cigneu Handschrift Jeden, dein meine Sammlung etwa in die Hände fiel, in den Stand sehen würden, den Zweck meiner langen Reise vollends auszuführeu. Den 23. Juli. — Dicscu Morgen ein Viertel auf fünf Uhr wurde ich plötzlich durch etwas geweckt, das ich mir für dcu Augenblick nicht erklären konnte, aber es begann sofort ein dumpfes, starkes Gerumpel tief unten in der Erde. Es war kein Brausen, sondern ein solches Gerassel oder schuell aufeinander folgendes Geknalle, wie es entsteht, wenn eine Anzahl schwer beladenc Kutschen rasch eine steile, mit runden Stromsteincn gepflasterte Gasse hinabfahrcn. Im nächsten Angcnblick schien es, als hätte ein ungeheurer Riese mein Vctt gepackt und von sich gestoßen und zöge es dann mit der größten Gewalt wieder zu sich hin. Der Herr nnd die Dame, bci denen ich wohnte, schrieen mir zu: „Springen Sie ans dem Hauses retten Sie Ihr Leben! Es ist ein furchtbares Erdbeben." Hinter dem Haupthause war das Speisezimmer, von einer niedrigen Malier umgeben und mit einem leichten Dach gedeckt. Dies wurde unser Zufluchtsort. Dann setzte mir der Herr auseinander, der Stoß, der eben vorgekommen war, sei der zweite, und zwar ein sehr bedeutender, und der erste, nur ein geringer, sei das gewesen, was mich so plötzlich aus tiefem Schlafe aufge- Erdbeben auf Ambmna. 133 weckt habe. Natürlich wußte Keiner von uns, ob nicht im nächsten Augenblick ein dritter noch stärkerer kommen und die gauzen Oc-bände, die in unserer Nähe standen, in einen Trümmerhaufeu verwandeln werde, wenn nicht gar die Erde sich öffnete und nns Alle lebendig verschlang. Von da an, wo ich das rumpelnde Gerausch hörte, bis dahin, wo ich den Stoß selbst fühlte, verflossen ungefähr fünf Secunden. Zu dieser Zeit des Jahres, in der Mitte eines Monsnn, bläst der Wind Tag und Nacht beständig; nach diesem Erdbeben aber war in der Lnft nicht die geringste Beweguug wahrzunehmen. Die Baumkröten stellten ihr stätiges Quicken ein und die Nachtiusccteu hörten mit ihrer gellenden Mnsik anf. Es herrschte eine so absolute Nnhe, daß es schien, als erwarte die ganze Natnr in furchtbarer Ahnung eine kommende Katastrophe. Solch eine unnatürliche Stille war sicherlich peinlicher, als das Hcnlcn des gewaltigsten Stnrmes oder das Nollen des stärksten Donners. Mittlerweile ließen sich hier nnd da in den benachbarteu Häusern Lichter sehen, nnd alle Thüren wurdru aufgerissen, damit bei der geringsten Mahnnng Jedermann auf die Straße springen konnte. Die soudcrbarcu Worte der Chinesen, Malaien und Araber klangen in der finstern, stillen Nacht, als Jeder und Jede in gedämpftem, aber höchst ernstem Tone nach seinen oder ihren Verwandten rief, noch sonderbarer. Die äußerste Hülflosigkeit, die iu ciuer solchen Zeit, wo selbst die feste Erde unter deu ^üßen ächzt nnd zittert, Jedermann fühlt, macht die Besorgniß schneidend peinlich. Es danertc eine halbe Stunde, — nnd diese halbe Stnnde schien huudert Jahre laug ^- ehe der Wind wie vorher zu wchcu begann. Dann nahmen die Nachtthiere, eins nach dem andern, laugsam ihr nächtliches Geschrei wieder auf, und als die Dämmerung sich zeigte nnd wieder das Nahen des Tages verhieß, legte sich nach und nach nnsere Bestürzung. Ich hatte mich lange gesehnt, ein Erdbeben mit anzusehen; aber seit jeuer furchtbaren Nacht liegt schon in dein Tone des Wortes etwas, das mich schandern macht. In Amboina gibt es gewohnlich jedes Jahr wenigstens ein Erdbeben — das heißt eine Reihe von Stößen — uud wenn acht bis zehn Monate vergangen sind, ohne daß eins vorgekommen ist, so erwartet man immer einen sehr starken Stoß. Nach Valmtyn erlitt Nmboina am 17. Februar 1674 ein schweres Erdbeben, und der Vcrg Ateti oder Wawann auf Hitu, 124 Krankheiten, durch Erdbeben verursacht. westlich vom Dorfe Znt, ließ eine große Masse heißen Schlammes ausströmen, der in das Meer herabftoß. Im Jahre 1822 besuchte ihn Dr. E. Müller nud sah aus ihm eine beträchtliche Menge sublimirten Schwefel und etwas schwefelig-saures Gas aufsteigen. Im Jahre 181l>, als der Vnlkan.Tomboro oder Sumbawa seinen entsetzlichen Ausbrnch erlitt, wurde auf der Insel Amboina wieder an mehreren Orten ein Erdbeben gefühlt. Viele Leute beschrieben mir eine Reihe Stöße von großer Heftigkeit, die am 1. November 1835 anfingen und drei Wochen lang fortdauerten. Die ganze Bevölkerung der Stadt mußte ihre Häuser verlassen und jene ganze Zeit in Zelten nnd Vambushütten auf dein großen Anger hinter den Forts leben. Bis dahin war Amboina ein auffallend gesunder Ort gewesen, aber gleich darauf brachen gastrische Gallen, fieber aus und währten bis zum März 1845 immer fort. Am 20. Juli jenes Jahres erlebte man abermals ein gewaltiges Erd-beben, nnd die Krankheit fing sofort wieder an, hatte aber, als am 18. und 29. März 1850 noch ein bedeutender Stoß vorkam, etwas nachgelassen und trat zum dritten Male von Nenem ein. Diesmal starb sowohl der Gouverneur, als der Assistent-Resident. Gegenwärtig ist Amboina eine der gesundesten Inseln in diesen Meeren. Am 4. und 5. November 1W9 waren eine Reihe Erdbeben in den Bergen, wo der Flnß entspringt, der durch Batavia fließt. Während dieser Stöße kam ein Bergsturz vor und das Wasser wurde so mit Schlamm angefüllt, daß die Kanäle und Verzweigungen des Flusses in der Stadt sich verstopften nnd ihre Stromnng vollständig aufhörte. Die unmittelbare Folge war, daß ein großer Theil der Bevölkerung dieser Stadt einem Fieber zum Opfer fiel, das durch die bedeutenden Massen stagnirenden Wassers erzeugt wurde. Auf der Insel Amboina konnte eine ähnliche Ursache nicht eingewirkt haben. Da die Regenmenge, die Stärke nnd Richtnng des Windes nnd alle übrigen meteorologischen Erscheinungen dieselben gewesen zu sein scheinen wie in anderen Jahren, so leuchtet von selbst ein, daß die Krankheit in irgend einer Weise mit den Erdbeben in Verbindung stand, nnd man hat die Ansicht aufgestellt, sie sei durch Massen giftiger Gase verursacht worden, die bei den gewaltigen Stößen aus der Erde gekommen sein sollen. Jetzt wurden mir viele schöne Mnscheln von Tulahn, einem Kampong auf der Nordosttüste Hitus, gebracht; ich entschloß mich daher, bei meinem nächsten Ausflug jene Richtung ein- Ein Kanal nnch der Am uon Vagunla. 125 zuschlagen. Zwei Meilen von der Stadt Amboina die Bai hinanf springt von jedem der beiden Ufer eine Landzunge so weit hervor, daß zwischen ihnen nur eine Durchfahrt von fünfzehnhundert Fuß Breite bleibt. Innerhalb dieser Durchfahrt dehnt sich das Meer wieder zu einer Bai aus, die etwa drei Meilen lang und anderthalb Meilen breit ist. Die Tiefe des Wassers ist in der Durchfahrt für die größten Schiffe genügend, iu der innern Bai jedoch beträgt sie nirgends mehr als zwanzig bis fünfundzwanzig Faden. Hier könnte eine große Flotte ankern und wäre vor allen Winden und Meereswogen geschützt; aber es laufen sellen oder nie Fahrzeuge hiuein, da die der Stadt gegenüberliegende Nhede sich so weit von der Mündung der Bai befindet, daß sehr selten eine beträchtliche Deiuing vom Ocean sich hereinwä'lzt, nnd überdies hält man die Ufer der inuern Bai der Fieber wegen für äußerst uugesund, während am außeru Ankerplatze eine derartige Krankheit nicht oft vorkommt. Auf der ö'stlicheu oderLaitimurischen Seite der Bai gibt es auf der Niederung längs dem Ufer mehrere Kampongs. Rückwärts uon der Niederuug auf der Hituischeu Seite steigt das Land ein bis zwei Meilen weit allmälig zu Bergen auf. Einer derselben, der Salhutu, erhebt sich zwölf-huudert Meter über das Meer und ist die höchste Spitze auf der Insel. Iu dem seichten Wasser um das obere Ende der Bai herum steheu viele Maugelbäume (INli/npiwrne). Eine niedrige Laudeuge von Sand uud angeschwemmter Erde (Alluvium), die nur etwa dreitausendneunhundert Fuß breit ist und nnr einige Fuß über der Hochwasser-Linie liegt, verbindet Laitimur mit Hitu. Durch diese wurde im Jahre 1827 nach der großen Bai von Baguala ein Kanal gestochen, damit die Praucn, die von Ceram nach Amboina fahren, den langen Weg um die gefährlichen Küsteu Laitimurs herum vermeidcu sollteu; aber die hergestellte Durchfahrt wurde iu zwölf Iahreu so mit Sand ausgefüllt, daß sie uicht mehr zu passiren war, außer für kleiue Boote, und jetzt können auch sie nur während hoher Fluth hm- und herfahren, und Alles, was dort trausportirt wcrdeu soll, müssen Knlies auf dem Rücken tragen. Es ist sehr schmerzlich, zu sehen, wie solche werthvolle Verbesserungen vernachlässigt und nutzlos werdeu, denu es zeigt, daß Alles in dieser Gegend, anstatt auf den Fortschritt, nnr auf den Verfall hinstrebt. Wir setzten über diese Landenge uud gingen dann längs den sandigen Küsten auf der Nordseite 1^6 Ein Ausflug nach Tulahu. der Vaguala-Vai fort, denn dies ist die einzige Landstraße zwischen der Stadt Amboina und den nach Osten gclegeucu volkreichen Inseln Harnku, Saparila und N^usalaut. Dann und wann führte der Pfad über eine vorspringende Spitze, aber wenn niedriges Wasser ist, ziehen es die Eiugebornen gewöhnlich uor, am Ufer hinzugehen, gerade so, wie es ihrc Väter Jahrhunderte lang vor ihnen machten, obgleich es oft zweimal so weit als auf der Straße ist. In anderthalb Stunden kamen wir nach Suli, einem hübschen christlichen Kampong. Dann wandte sich die Straße nach Norden und führte uns zwei bis drei Meilen weit über niedrige Hügel von Koralleugestcin, das mit eiuer niedrigen Schicht rothen Erdreichs bedeckt ist, nach Tulahu, einem Dorfe auf der Nordküste, das eiue Bcuölteruug von etwa füufzehuhundcvt Seelen enthält nnd das größte auf der Insel ist. Nahe an seinem Mittelpunkte steht eine Moschee, denn die ganze Gemeinde besteht ans Mohammedanern. Als ich auf dem Wege nach dem Hause des Najah die Hanplftraße hinaufging, versammelten sich Dutzende von Knaben und Männern und liefen mir nach, um von meinen Dienern zu erfahren, wer dieser sonderbare Fremde sei, der dem Huge voranschritt, und zu welchem Zwecke er komme. Der Rajah war durch den Residenten von meinem beabsichtigten Besnche in Kenntniß gesetzt und empfing mich mit einem tiefen „Selaam", In dem Dorfe war eine liuma nöFi-i oder „ein dem Dorfe gehörendes Haus". Die Dorfbewoh^ ner hatten es Befehlen der holländischen Negierung gemäß zur Bequemlichkeit für alle Beamten uud Fremden errichtet, die jeneu Weg passirten. Es war in dem gewöhnlichen Style fremder Häuser im Morgenlande gebaut, vorn mit einer breiten Veranda, einem vortrefflichen Platze, Handelsgeschäfte mit den Lenten abzumachen. Es wurde für mich ein behagliches Schlafzimmer eingerichtet, aber speisen mnßtc ich bei dem Najah. Ich war immer so vorsichtig, auf solchen Ausflügen einen guten Vorrath an Thee uud Zucker mitzunehmen, und meine Diener kauften Hühner, Fische und was sonst noch zu bekommen war; knrz, ich kaufte alle Lebensmittel, und drr Najah half sie nur essen, so daß ich den Befehl des Oeneral-Gonuerneurs, ich solle ,,der eingebornen Bevölkerung nicht zur Last fallen", buchstäblich erfüllte; meine Besuche waren im Gegentheil, da ich in jedem Dorfe viele Gulden für Muschelu ausgab, iu ihren Augen eiu besonderer Segen. Einmal über das andere kamen Mütter mit ihren Kindern und Wir speien Tintenfisch. 127 klagten ganz bitterlich, sie hätten so wenig Nahrung nnd Kleidung, nnd bettelten bei mir, die Muscheln zu nehmen, die sie gebracht hatten, und selbst den Preis zn bestimmen. Der Najah wollte Anfangs kanm glanben, daß ich in seinem Dorfe viele Muscheln zusammenbringen würde, aber ich bat ihn, die Tifa zu schlagen und seine Cap alas zusammenzurufen. Dies Wort bedeutet buchstäblich „Hauptlcnte", aber in Wirklichkeit sind sie eine höhere Klasse von Dienern, deren Pflicht es ist, dem Volke die Befehle des Najahs zu überbringen nnd darauf zn sehen, daß sie pünktlich ausgeführt werden. Die Capalas erhielten den Befehl, alle diejenigen, von denen es wahrscheinlich sei, daß sie Mnschcln in ihren Häusern hätten, vorznfordern, damit ich sie zum Handel einladen könnte. Mittlerweile wurde das Abendessen znrecht gemacht. Das (5'rste auf dem Tische, was meine Aufmerksamkeit anf sich zog, war ein 0«wpu8 oder „Dintenfisch" *), ein Thier, das dem Squid oder Dintenfisch der amerikanischen Küsten sehr ähnlich ist, den die Fischer znweilcn als Köder benutzen, und der, wie die Walfischfänger wissen, ein Lieblingsbisscn für den gemeinen Dintenfisch'^) ist; aber ich habe noch nie gehört, daß Menschen ihn uerschmansten. Nachdem wir mit diesem bedenklichen Gericht und einem Huhn fertig waren, wurde die geschmorte Frucht der ^rtoc^rpus i «i»3, oder des „Vrodfruchibanmcs" anf den Tisch gestellt. Nach dem Abendessen spazierte ich durch alle Hauptstraßen des Dorfes, auf jeder Seite von einem Capala unterstützt, die hartnäckig alle Ein-gebornen vor uns aus der Straße trieben und sie zwangen, ihren Platz, wie sich's für sie schickte, hinter uns zu nehmen. Um dem Handel mehr Eclat zu verleihen, nahm ich eine gute Menge kleiner Kupfermünzen mit und theilte sie im Vorbeigehen freigebig unter die kleinen Kinder aus. Dieses Manöver wirkte ganz zauberhaft; Jedermann war begierig, meine Bekanntschaft zn machen nnd mir Muscheln zu verkaufen. Selbst der gntc mohammedanische Priester legte seine Gefühle der Gleichgültigkeit gegen den christlichen Fremdling bei Seite und lud mich unter sein Dach ein. Auch er gab mir zu verstehen, daß er mir aus besonderer Gunst einige Arten ablassen könne, da aber seine Preise fünfmal so hoch waren als diejenigen der gemeinen Lcnte, so unterließ ich es, mir ans seinen Schätzen etwas auszuwählen. *) Jukfish. **) jjisick-fiuh. 128 (5im> freundschaftliche Velaqeruiu^. So lauge ich in diesem Dorfe war, bestand der Rajah jeden Abend darauf, daß ich eine Stnnde nach der andern ans seiner Veranda verbrachte und ihm die fremden Länder beschrieb, die er zn nennen wußte. Gleich vielen anderen Eiugeborncn, die gern von jeder europäischen Herrschaft frei sein wollten, machte es ihm große Freude, zuhören, daß Tann Ollanda (Holland) an Flücheninhalt viel kleiner sei als Frankreich oder England. Als ich ihm sagte, daß Tana Amerika ein noch größeres Land sei, lanschte er fein, aber ein halb-ungläubiges Lächeln zeigte, daß er glaubte, ich spräche nur in so enthusiastischer Weise von ihm, weil ich ein Amerikaner war; als ich jedoch hinzusetzte, daß, wenn anch viele andere Nationen diese schonen Inseln zu besitzen wünschten, Amerika doch nie einen solchen Wunsch hegen werde, schien seine Kenntniß in der Geographie sofort vollständig geworden zn sein, und er setzte Allen, die zuhörte», auseinander, daß Tana Amerika allgemein für die grüßte nnd mächtigste aller Nationen gelte. Anch in Betreff der Sonveraine der Lander, die ich beschrieben, hatte er eine fast endlose Reihe von Fragen zu stellen und äußerte als guter Mohammedaner die Zuversicht, daß ich von dem türkischen Sultan, den er an Wichtigkeit als den Nächsten nach dem Propheten selbst zu betrachten schien, mich günstig aussprechcn werde. Am nächsten Tage ging ich westwärts nach Wnai, wo ich viele Exemplare des großen Irookus mlu-moi-aws erhielt, der ein wenig weiter nach der Nordwestspitze der Insel hin in großer Menge lebt, den man aber während des entgegengesetzten Monsun nie lebendig erlangen kann. Seine schön marmorirte, meergrüne Oberfläche und sein glänzendes perlenartiges Innere haben ihn in allen Ländern zu einem Lieblingsschmuck für das Wohnzimmer gemacht. Viele, welche die Natur verbessern wollen, entfernen die grünen äußern Schichten entweder dnrch Hndrochlor- oder durch Salpetersäure, um auch dem Aeußcrn eine glänzende pcrlen-mutterartige Negenbogenfärbung zu geben. Die schweren Deckel der Thiere findet man auf den benachbarten Ufern zu Hunderten, denn die Natur hat ein jedes mit dieser dicken Thür versehen, die es, nachdem es sich in die Schale zurückgezogen hat, hinter sich schließen kann, um so vor jeder Beschädigung sicher zu sein. Bei meiner Nückkehr fand ich mein Haus von mehr als zweihundert Menschen beiderlei Geschlechts und jeden Alters, von der ersten bis zur zweiten Kindheit belagert. Jeder hatte eine Partie Neichthiere als Nahrungsmittel. ^iW Muscheln zu verkaufen, die Preise waren daher sehr niedrig; aber ich war so vorsichtig, ihnen mehr zu bezahlen, als sie auf irgend eine andere Weise in derselben Zeit verdienen konnten. Auf allen diesen Inseln pflegen die Frauen und Kinder bei jeder niedrigsten Ebbe Mollusken als Nahrungsmittel zu sammeln, und wenn man eine besonders seltene oder schöne Muschel findet, so wird sie jedesmal aufbewahrt; ans diesem Ornnd konnte ich immer mit Sicherheit darauf rechnen, daß ich in jedcm Dorfe einige werthvolle Exemplare erhielt. Hier bekam ich eine Mnschel, den Htroindus 1iUi88imu8 oder die ,,dicklippige Flügelschnecke", die ich lange zu sehen gehofft hatte. Sie lebt in dcm tiefen Wasser zwischen den Ufern Amboinas nnd der gegenüberliegenden Küste Cerams, und ich konnte nicht erfahren, daß sie sich an irgend einem andern Ort finde. Hier gibt es auch viele Arten der langen „Spindelmuscheln" (^U8i) — manche fast glatt und manche reich mit Warzen geschmückt. Ich war nunmehr vier Wochen auf der Insel gewesen, und es war Zeit, daß das monatliche Postschiff ankam, mit dem ich Briefe aus der Heimath erwartete, Dieser aufregende Gedanke ließ mich selbst meine Leidenschaft für Muscheln vergessen; ich versprach daher den Eingeborncn, wiederzukommen und alle Exemplare zu kaufen, die sie sammeln könnten, und kehrte nach der Stadt Amboina zurück. Ätckmorü. Reis^l >,„ »stinblschcn Archipel. Sechstes Kapitel. Die Niajser und Ceram. Die Ankunft der Post in Amboina verursacht allgemeine Freude. Sic ist iu der That das Einzige, was die träge Eintönigkeit eines Aufenthaltes in jenem entnervenden Klima unterbricht, wenn nicht, wie es diesen Monat geschah, ein Erdbeben vorkommt, das den alten Bewohnern großartige Gelegenheit bietet, den neuen Ankömmlingen die furchtbaren Stöße zu schildern, die sie erlebt haben; dies thun sie stets mit jener eigenthümlichen Art einer halben Prahlerei, mit der ein Veteran in Gegenwart uuer-fahrner Rekruten um seine Schlachten kämpft. Das letzte Erdbeben, von dem Jedermann Zeuge war, wird sehr viel besprochen, gerade so wie wir daheim von einem Sturme sprechen, der längs der Küste dahinfegte. Diejenigen, die in unserm Lande wetterkundia sein würden, erörtern die mannichfachen Richtungen, ans denen die verschiedenen Stöße kamen — darüber scheint eine bedeutende Meinungsverschiedenheit zu bestehen, aber ich bemerke, daß in der Negel jede Gesellschaft dem höchsten Würdenträger beistimmt, der zugegen ist. Diesmal war die Post für mich eine glückliche. Sie brachte mir aus der Heimath Briefe und von unserm Eonsnl in Ba-tavia, der die ganze Zeit, wo ich mich in irgend einem Theil des Archipels befand, nie unterließ, mir die neuesten Nachrichten zu senden, viele amerikanische Zeitungen. Ehe die nächste Post kam, wurden meine Briefe gelesen und wieder gelesen. Die Seiten der Vostoner Zeitnngen kamen mir wie die Gesichter vertrauter Freunde vor, und es wurde mir schwer, nicht die Anzeigen, Columne für Columne durchzugehen, ehe ich sie bei Seite legte. Ich dagegen konnte meinen Die Uliasser. 131 freunden schreiben, daß ich bereits eine vollständige Serie fast aller Muschelarten besaß, die ich zu suchen gekommen war. Oestlich von Amboina liegen drei Inseln, zuweilen die,,Uliasser" ssenannt. Die erste nnd Amboina an: nächsten liegende ist Haruku (im Holländischen Haroekor geschrieben); den Eingebornen ist sie auch unter dem Namen Oma oder Buwang-bessi, „die Eisen-Auswerfende," bekannt. Die zweite ist Saparna (im Holländischen Caparoea); nach Herrn Erawfnrd aber sollte sie eigentlich Sa-pnrwa oder Sapurba heißen, von 8^ einem Zahlworte der Ein-gebornen, das als Artikel steht, uud dem Sanskritworte pm-wa,, „Quelle," ein Name, den ihr wahrscheinlich die malaiischen und javanesischen Händler gaben, welche hierher kamen, um Gewürznelken zu saufen, lauge zuvor, ehe die Portugiesen eine so entlegene Gegend erreichten. Letzteres wird noch wahrscheinlicher durch den Namen der dritten Insel Nusalaut (im Holländischen Noesa-laoet), der aus dem javanesischen Worte imsa, „eine Insel," und dem malaiischen Worte Ilmt, „das Meer," zusammengesetzt ist. Nusalaut bedeutet daher Meeres-Insel, uud diese Insel wurde offenbar so genauut, weil sie ziemlich im offenen Meere liegt. Das javanesischc Wort nun^ das wie das malaiische Wort pulo nur bei kleinen Inseln angewandt wird, setzt mw in den Stand, den Weg der alten javanesischen Handelsleute zu verfolgen. An der Südspitze Laitimurs liegt eiu Kampong, Namens Nnsaniva (niba), „Gefallene Insel," vielleicht weil in der Nähe irgend eine Insel, oder ein Theil von Amboina selbst, versunken war. Vci der Vanda-Gruppe liegt Nusatclo r Flöte. Dies wird aufrecht zwischen das dichte Laubwerk gestellt und gibt je nach dcr Verschiedenheit des Windes schwache oder starke Töne, bis der ganze umliegende Wald voll Feeuharfen zu sein scheint. Alle diese Eingeborncn lieben die Musik leidenschaftlich, und ihr erfinderischer Geist hat sich vielleicht in nichts so entfaltet wie in ihren eigenthümlichen musikalischen Instrumenten, Zur größten Vollkommenheit hat man dieselben in Java gebracht, wo sie so gut gearbeitet werden, daß ein Satz von achtzehn bis zwanzig Stück für ein vollständiges Corps acht- bis vierzehnhundert Thaler kostet. Eiue Auzahl derselben wurde von Sir Stamford Naffles mit nach England gebracht uud von einem comvctenten Nichter sorgfältig geprüft, der „über ihreu geistreichen Van, ihren Glanz, ihre Schönheit und geuaue Ansprache des Tones" sein Erstaunen und seine Freude äußerte. Während wir den langsamen, graziösen Tanz beobachteten, wurde das Mahl zubereitet; dann wurdeu wir von dcr Veranda in ein hinteres offnes Zimmer geladen. Die Gattin des Najah war bei der Tafel die einzige Dame, und da alle Fürsten und Notabeln der übrigen Dörfer zugegen waren, so war die Zahl der Gäste, die bereit standen, sich mil nns zu setzen, nicht klein. Unsere Speisekarte war hinreichend, den wählerischesten Epiknräer zu befriedigen. Als nahrhafte Kost hatten die benachbarten Wälder nns reichlich mit Wildpret und dem Fleische des wilden Ebers versorgt, und die angrenzenden Baien hatten verschiedenartige feine Fische geliefert. Alles war uutadelhaft zubereitet, und die reiche Auswahl von Auanassen, Mangostiuen, Dukns und mehreren Arten Bananen, die vor uns lag, war schöner, als mancher europäische Fürst seineu Gästen vorsetzen kann. Der Proceß der Demolirung hatte vollständig begonnen, als die dunkelfarbigen Schönheiten, die vor dem Hause getanzt hatten, hereinkamen und sich um den Tisch aufstellten. Mein erster Gedanke war, sie seien hereingekommen, um zu sehen, wie Europäer essen, und ich unterließ, zu diesem Zwecke dem Residenten zu meiner Rechten, einen ^42 Ein Kuß. Wink zu geben, nur deshalb, weil er bereits gelächelt hatte, als er mein Erstaunen über unsern ungewöhnlichen Empfang sah; außerdem wollte ich auch mit ihren wunderlichen Sitten nicht ganz unbekannt erscheinen. Bald fingen sie an zu singen; dies, dachte ich bei mir, ist wahrscheinlich das, was man im Morgenlande unter einem großen Bankett versteht, und wenn dem so ist, verdient es schon den Namen. Während der Gesang noch fortdauerte, nahm Eine nach der Andern ein Taschentuch vom reinsten Weiß heraus, legte es in eine dreieckige Gestalt zusammen und begann den vor ihr sitzenden Herrn zu fächeln. Das ist in der That morgenländischcr ^uxus, sagte ich bei mir, und während ich gespannt war, was nun wohl zunächst kommen werde, langte das Fräulein hinter dem Residenten hervor und gab ihm einen lauten Kuh auf die Wange. ,,Das soll wohl den Appetit reizen?" „NatuurliM" lnatürlich), erwiderte er, und ich lehnte mich in meinem Siuhl zurück, um herzlich zu lachen, was ich lange zu unterdrücken gesucht hatte; da wurde ich plötzlich durch einen ähnlichen Gruß auf die Lippen überrascht! Er kam so schnell, daß ich nicht Zeit hatte, mich von meiner verwirrenden Bestürzung zu erholen uud kaltblütig zu erklären, daß dies in meinem Vaterlaude nicht Sitte sei. Statt daß ich über den Residenten lachte, lachte die ganze Gesellschaft über mich; aber meine Verwirrung verging wieder, als Alle versicherten, daß selbst der General-Gouverneur sich einer solcheu Behandlung unterwerfen müsse, wenn er hierher käme, um die Inseln zu besichtigen. Nebenbei machte man mich aufmerksam, daß ich zum großen Theil selbst Schuld sei, und daß, als ich mich zurücklehnte, um zu lachen, die Schöne hinter mir die Bewegung fälschlich als eine Auffordernng gedeutet habe (die fie in der That nicht ungern anzunehmen schien). Aehnliche Spießruthen mußten wir in jedem Dorfe laufen, und es fiel mir, offen gestanden, mehrmals auf, daß die jüngsten Mitglieder der Reisegesellschaft von dieser zärtlichen Aufmerksamkeit mit Gewißheit ihren Theil empfingen, uud daß viele jener Schönheiten, uona itum, aus Furcht, sie könnten nie wieder das Vorrecht genießen, einen Herrn mit weißem Gesichte zu küssen, entschlossen waren, die Gelegenheit, die sich ihnen jetzt bot, zu benutzen. Die Pflichten des Residenten auf einer Inspectionsreise bestehen hauptsächlich in dem Besuch und der Prüfuug der Schulen, deren es auf der Insel Nusalaut in jedem Dorfe eine gibt einen Eine Schul-Inspectwn. 143 einzigen Ort ausgenommen, wo zwei Kampongs, die nahe aneinander liegen, eine in Gemeinschaft haben. Auch auf Saparua sind von den sechzehn Dörfern dreizehn mit je einer Schnle versehen, und auf Haruku besitzen elf Dörfer sechs Schulen, die so über die Insel vertheilt liegen, daß sie allen zugänglich sind. Die Mittel, welche die holländische Negierung diesen Eingebornen zur Erreichung einer guten öffentlichen Erziehung bietet, sind daher weit besser, als in manchen civilisirten Ländern. Die Lehrer sind alle gut besoldet. Auf der Insel Nusalaut sind sie sämmtlich Eingeborne. Sie sind auffallend unbeholfen, wahrscheinlich weil sie fühlen, daß sie herausgeputzt sind; denn bei einer so wichtigen Gelegenheit, wie die vorliegende, muß Jeder, der ein Staatsamt bekleidet, in einem schwarzen Anzüge erscheinen. Es bedürfte bei mir zu wiederholten Malen großer Selbstbeherrschung, mich des Lächelns zu enthalten, wo erwartet wurde, daß ich ein sehr ernstes und würdevolles Gesicht machte; denn ich sah hier, an den üußer-sten Grenzen der Civilisation, alle Moden Europas, wie es schien, seit den letzten zweihundert Jahren. Jeder Unterbeamte trug einen Frack, manche mit Schößen, die fast bis auf die Erde reichten, andere mit Aermeln, die so lang waren, daß man kaum die Spitzen der Finger sah, und noch andere mit so tlcinen Leibern, daß sie in Schnnrbrüsten zu stecken schienen. Manche dieser Fracks hatten schmale Kragen und waren offenbar von den feinsten Stutzern getragen worden, während andere Aufschläge hatten, die für den Ueberzieher eines Kntschers breit genug waren. Sobald die Inspection vorüber ist, werden diese werthuollen Gegenstände sorgfältig zusammengerollt und dnrch und durch geräuchert, damit sie nicht von den Ameisen- vernichtet werden. Dann werden sie weggelegt bis zum nächsten Jahre, wo man sie wieder anseinan-der rollt und sofort anzieht, während sie ganz voller Falten sind und den stärksten Geruch verbreiten. Beim Eintritt in das Schnlhans wird der Resident mit einem Willkommen begrüßt, den der Lehrer schon lange zuvor bereit gemacht und von einem kleinen Knaben hat mcmoriren lassen; dieser tritt jetzt hervor, streckt beide Arme in voller Länge ans nnd sagt die Rede mit so lauter Stimme her, als er nur kann; dabei hebt er zuweilen gewisse Sätze hervor, indem er eine tiefe Verbengnng macht, nimmt sich aber stets in Acht, daß er die ausgestreckten Arme nicht b'egt. Wenn diese Probe zu Ende ist, singen die 444 Verschiedene Klasse?: der Einssetwrnen. Kinder zusammen einen Psalmen, wobei sie dadurch Takt halten, daß sie mit der flachen linken Hand anf den Zeigefinger der rechten schlagen. Es war höchst ergötzlich, die Kleinen ihren Theil der Feierlichkeit ausführen zu sehen. Nun werden die vier Klassen, in welche die Schulen getheilt sind, der Reihe nach geprüft, die beiden jüngeren Klassen im Lesen nnd in der Orthographie der malaiischen Sprache, die mit dem lateinischen Alphabet nach den Regeln der holländischen Aussprache geschrieben wird. Die beiden alteren Klassen werden ebenfalls in den genannten Fächern, sowie im Schönschreiben und in den einfachen Regeln der Rechenkunst eraminirt. Während ich eine Schule nach der andern besuchte, erstaunte ich immer mehr über den allgemeinen Fortschritt der Kinder, nnd ich glaube sicher, ein Vergleich mit den Kindern desselben Alters in unseren eignen ländlichen Bezirken würde für sie sehr günstig ausfallen. Dieser ausfallend großen Verheißung in der Kindheit folgt jedoch nicht eine entsprechende Entwickelung im Jünglings- und Mannesaltcr. Die Bevölkerung 6) dieser Inseln theilt sich in folgende Arten: erstens Europäer, zu denen auch die Mestizen oder, wie sie hier immer genannt werden, die „Half-Castcs" gehören, die alle Schat^ tirungen der Mischung zeigen, von solchen, die so wnß wie Europäer, bis zu solchen, die so braun wie die Eingebornen sind. Außerhalb der Sladl Amboina sind neun Zehntel der sogenannten Europäer in Wirklichkeit Mestizen. Die zweite Klasse besteht aus denjenigen Eingebornen, die von der Regierung nicht zu der Arbeit in den Gewnrznelkengärlen gezogen werden. Die Holländer nennen sie „Burgers ^. Tie dritte Klasse umfaßt die Ae^w^-vollen oder „Dorfbewohner", und die vierte enthält diejenigen, die Sclaven waren; sie sind meistentheils Eingebornc von Papua. *) Im Jahre 1855 war die Bevölkerung der Inseln östlich von Amboina folgendermaßen eingetheilt, und cö ist so wenn; Veränderung eingetreten, daß diese Ziffern genau die bezüglichen Zahlen jeder Klasse in der gegenwärtigen Zeit darstellen: Dorfbewohner. Imeln, Mesttzm. Burgers. ^sten. jMchan^d^el Sclaven, Summe. Haruku. d« 2»8 3,W4 3,544 «4 ?,lu» Saparua. :«2 2,!)I2 7,340 1,154 9? i/,6U5 Nusalaut. 4 (!3 3,386 j .... 26 ^479 Die „Dorfbewohner", oder das gemeine Volk, haben bisher keine directen Steuern bezahlt, sondern man hat statt dessen «erlangt, daß sie eine gewisse Anzahl Tage in den Gewürznelkengärten arbeiteten, die der Regierung gehören, und der Regierung auch alle Gewürznelken, die sie selbst bauten, zu einem bestimmten Preise verkauften. Jetzt verwandeln die Holländer diese indirecte Art der Besteuernng in eine directe und «erlangen, daß die arbeitsfähigen Männer in diesem Jahre je einen Gulden bezahlen, machen sie aber nicht verbindlich, so viele Tage in den Gärten zu arbeiten. Im nächsten Jahre müssen sie zwei Gnlden bezahlen und brauchen eine noch geringere Anzahl Tage zu arbeiten, und so fort bis zum fünften Jahre, wo sie fünf Gulden bezahlen nnd von jeder andern Auflage gänzlich frei sein werden. Nachdem die Prüfung der Schule zu Gnde ist, werden alle arbeitsfähigen Männer vor des Rajahs Hause zusammengerufen; der Resident theilt ihnen diese Veränderung mit und setzt ihnen auseinander, was man im kommenden Jahre von ihnen erwarte. Gegenwärtig ist jedes Dorf verpflichtet, zu einem bestimmten Preise Manner zn stellen, die den Stnhl eines jeden Beamten und jedes Andern tragen, der, wie ich, zu einem solchen Porrecht einen Befehl vom General-Gouvernement in Batavia hat. Von jetzt an in vier Jahren wird jeder Beamte in jedem Dorfe mit seinen Stuhlträgeru einen Handel abschließen müssen, nnd diese Menschen sind so träge und so geneigt, die übertriebensten Preise zu verlangen, daß ich furchte, die Hauptwirkung dieser Veränderung wird sein, daß sich selbst das wenige Reisen und der geringe Handel, die jetzt dort bestehen, noch mehr vermindert, wenn nicht das gegenwärtige System so lange fortgesetzt wird, bis eine größere Anzahl Pferde eingeführt sind. Die beabsichtigte Besteuerung wird sicherlich sehr leicht sein, denn jeder Mann kann die fünf Gulden, die man ihm abfordert, verdienen, wenn er in der Stadt Amboma eine Woche lang Kohlen oder Fracht trägt. Das große Hinderniß für jede Verbesserung liegt bei den Eingebornen darin, daß nur sehr wenige von ihnen, wenn sie für einen Tag genug haben, für den nächsten etwas verdienen wollen. Das Motto „<üli,i-p6 äiem" wird hier noch strenger beobachtet als w dem üppigen Nom. Der Wnnsch aller Europäer, für Krankheitsfälle oder das hohe Alter etwas zurückzulegen, ist ein Gefühl, B ick», ore, Ncisr» im osliüdischün Archipel. ^ 146 Priester und König zugleich. das diese Menschen nicht zu kennen scheinen, uud die angeborne Sorglosigkeit nm die Zukunft wird leider von ihrer frühesten Kind^ heit an durch die unfehlbare und freigebige Weise befördert, ill der die Natur ihre beschränkten Bedürfnisse darbietet. Die Möglichkeit einer Hungersnot!) können sie gar nicht begreifen. Im Jahre 1854 wnrdcn auf der Insel Nnsalant von 13,042 Bäumen 120,283 Amsterdamer Pfund Gewürznelken gebant; jeder Baum gab also die bedeutende Quantität von neun Pfund. In demselben Jahre wnrden auf Eavarna von 29,732 Fruchtbäumen 181,137 Amsterdamer Pfnnd gesammelt, ein Drittel der ganzen Ernte (510,912 Pfnnd), die man in jenem Jahre auf Amboina, Haruku, Saparua und Nnsalant erzielte. Auf Haruku erntete man in dem genannten Jahre 38,803 Pfnnd. Diese drei Inseln, Haruku, Saparua und Nusalaut, nebst der benachbarten Küste Cerams, bilden eine eigne Nesidentschaft, über die ein Assistent-Resident oder Resident zweiten Ranges gesetzt ist. Von Lainitu gingen wir die Nordküste entlang nach Nullahia, wo wir die Nacht blieben. Hier kaufte ich viele schöne „Harfenmuscheln" und einige große „Kegel", die früher so selten waren, daß man in Europa das Stück für mehr als dreihundert Thaler verkaufte. Am nächsten Tage setzten wir unsern Weg nach Amet, dem größten Kampong auf der Insel fort. Hier hatte sich ein guter Missionär niedergelassen, der i» der That wie Melchisedek „Priester und König zugleich" war. Von diesem Orte aus pflegt er nach den verschiedenen Dörfern zu reisen, predigt, lehrt und führt eine allgemeine wachsame Aufsicht über das Betragen seines Volkes. Die guten Erfolge seiner Arbeit zeigten sich deutlich in dem allgemeiueu Sinn für Sparsamkeit und Ordnung, der im Vergleich zu den mohammedanischen Kampongs, die ich vorher auf den Küsten Amboinas besucht hatte, diese Dörfer charakterisirt. Jeder Mensch in denselben ist dem Namen nach ein Christ, und Nusalaut ist, glaube ich, die einzige Insel im Archipel, von der man dies sagen kann. Der Missionär theilte mir jedoch mit, daß Einige von ihnen sich dann und wann nach einem geheimen Orte in den Bergen schleichen, wo sie ihre alten religiösen Gebräuche ausüben und Geistern Opfer darbringen, wahrscheinlich denen ihrer Ahnen, die sie vor der Einführung des Christenthums anzubeten pflegten. Das Dorf Amet ist zum Muschelsammeln einer der besten Die Nogen brechen sich an einem Korallenrifs. 14? Orte auf den ganzen Molukken. Die Korallenbank, welche die Insel umgürtet, erstreckt sich hicr von der Hochwasserstandslinie, bis zu der Stelle, wo das starke Schwellen des Meeres sich an ihrer äußern Kante bricht, fast zwei englische Meilen hinaus, nnd dieser ganze platte Flachenraum ist bei niedriger Ebbe entweder vom Wasser entblößt, oder nur einige Zoll tief von kleinen Pfuhlen bedeckt. Hier kommen die schönen Mitra-Mnscheln — die Uitrn, opi3oopali8 oder „Bischofsmütze" und die Nitra papkli« oder „große Papstkroue" — in Menge vor, und auch viele schöne Kegel nnd Cypräcn finden sich. Von Amet nach Abobo, an der Südspihe der Insel, eine Strecke uon mehr als einer Meile, verschmälert sich die Korallen-bank, bis sie ganz nahe an der Hochwasscrstandslinie steht. Dieses ganze Nifs entlang sieht man das starke Schwellen vom Ocean her einmal über das andere zu einer einzigen großartigen Maner aufsteigen, die, ihren hohen weißen Kamm laugsam ringelnd, sich kopfüber auf die weichen Polypen stürzt, welche trotz der äußersten Anstrengungen des Oceans ihreu wunderbaren Bau langsam, aber beständig nach dem Meere hinausrücken. Das endlose Peitschen und Waschen der Wogen, das die festesten Gesteine hwwegspülen würde, läsft jene zarten Thiere nur mit größerer Kraft arbeiten, und dies ist wahrscheinlich der Hauptgruud, weshalb das Niff hier breiter ist, als anderwärts die ganzen Küsten der bcuachbarteu Inseln entlang. Zwischen Amct und Abobo findet sich zuweilen eine sehr schöne Kegelmuschcl, die mit schwarz- und lachsfarbigen Streifen bedeckt ist. Sie erreichte einst in Europa fabelhafte Preise und wird noch jetzt von den Emgebornm allgemein als die werthvollste Muschel betrachtet, die man in diesen Meeren bekommt. Obwohl ich fast an allen Küsten der anliegenden Inseln reiste, versicherte man mir doch fortwahrend, dieser Theil von Nusalaut sei der einzige Ort, wo mau jcne Muschel je gefundcu habe, eine Behauptung, die ich für wahr halte; — so sparsam ist die Natur mit ihren kostbarsten Schätzen! Vci meiner NncktVhr von Abobo nach Nullahia und Lamitu nahm ich eine kleine Prau, um nach Saparua zu fahren. Der Monsun war Anfangs leicht und das Meer glatt; als wir uns aber Tanjong O näherten, von dein die hiesigen Eingebornen immer mit demselben Respect, wie unsere Matronen von Cap Hmn sprechen, fanden wir eine starke Strömung in einer und derselben 10» 148 Abfahrt von Saparua. Richtung fließen, während der Wind ans der entgegengesetzten Himmelsgegend stärker wnrde. Daß der Wind nnd die Strömung sich begegnelen, ließ die Wogen unregelmäßig in Pyramiden aufsteigen und sich in allen Richtungen überstürzen. Die Eingeborncn, wie es schien halb in Schrecken gesetzt, zogen ihre Kleider ans, als ob sie erwarteten, daß das Voot sicherlich sinken, und daß ihre einzige Aussicht zu entkommen nur sein werde, nach dem Ufer zu schwimmen und den Versuch zn machen, durch die Brandung hindurch die zerklüfteten Felsen hinaufzuklettern; ich ermuthigte sie aber, mit aller Macht zu rudern, und wir kamen, obgleich mehrere Wogen über uns hereinbrachen, doch glücklich durch. Sobald die Gefahr vorüber war, blickte jeder Eingeborne sich öfter um und schüttelte prahlerisch den Kopf, als wollte er den bösen Geist verhöhnen, der auf dieser gefährlichen Landspitze haust. Als wir in Saparua ankamen, fand ich den Residenten gerade im Begriff, nach der benachbarten Küste Cerams anfznbrechen; er wartete nur noch, um mich einzuladen, ihn zu begleiten. So hatte ich denn wieder Glück, denn ich hatte nicht erwartet, daß ich diese fast noch unbekamUe Insel erreichen würde. Von der südlichen Bai wurden wir in Stühlen über die Landenge, welche die beiden Hauptthcile Saparuas verbindet, nach der nördlichen Bai gebracht. Es war jetzt Nacht, aber wir setzten unsern Weg längs der Ostseite dieser Bai fort nach dem Kampong Nollot an der Nordspitze der Insel, dem Pnnkte, der jenem Theile Cerams, den wir besuchen wollten, am nächsten liegt. Dutzende von Einge-bornen folgten uns, Einige nm einander als Stnhlträger abzulösen, Andere um ungeheure Fackeln von trocknen Palmblättern zu tragen, die der Reihe nach einen Augenblick hell aufloderten und die angrenzeuden Wälder wie unsere sonderbare Gesellschaft belenchteten. An unserm Wege lagen mehrere Dörfer, und in jedem wurden, als wir einzogen, große Haufen Blätter in Brand gesetzt, und die halbnackten Eingebornen schrieen und jauchzten dermaßen, daß wir uns in Wirklichkeit mitten in den Hollenregionen zu befinden schienen. Am nächsten Morgen brachen wir, so wie es Tag war, in zwei Prauen nach Ceram auf. Als wir des Rajahs Haus verließen, versammelten sich die Schönheiten des Dorfes am Ufer und sangen, während wir nns einschifften, ein Hoffnungslied, daß wir „auf dem Meere eine angenehme Reise haben und bald wohl- Ceram. « 149 behalten zurückkehren möchten." Die Tifa nnd die Gongs begannen das eintönige Getöse, die Ruderer jauchzten und ruderten wacker, und die hohen Spitzen Saparnas sanken langsam unter den Horizont. Eine Zeit lang war kein Land in Sicht, und ich konnte nur bemerken, daß wir die Erlebnisse der ältesten Seefahrer des mittelländischen Meeres längs den Küsten Phöniziens uud Griechenlands auf das vollkommenste wiederholten. Ccram ist unter den Molukkeu die größte Insel. Ihre Lange beträgt hundertzweiundsechzig Seemeilen, aber ihre größte Breite nur vierzig. Ihren Flächeninhalt berechnet man auf ungefähr fünftausend Qnadrat-Secmeilm; sie kommt daher der Größe nach im ganzen Archipel zunächst nach Celebes. Durch zwei tief einschneidende Vaien auf der Sl'ldküste ist sie in drei Halbinseln getheilt. Die östlichste jener großeil Meeresbuchten heißt dir ElpapntirVai, die das westliche Ende der Insel von dem nach Osten liegenden Theile trennt. Das westliche Drittel wird durch die Bai von Tanuno wieder in zwei ungleiche Halbinseln getheilt. Die westlichste heißt Howamowel oder ,,Klein-Ceram" uud ist mit der mittelsten Halbinsel, Kaibobo, durch eine nicht ganz eine Meile breite Landenge verbunden. Kaibobo hängt mit den östlichen zwei Dritteln der Insel wieder dnrch eine etwa drei Meilen breite Landenge zusammen. Die ganze Insel ist in Wirklichkeit nur eine große Bergkette, die viele kleinere Querketten und Ausläufer entsendet, und die einzige Niederung, die sie enthält, liegt östlich von der Bai von Amahai ihrem südlichen Ufer entlang. Auf der westlichen Halbinsel haben die Berge keine beträchtliche Höhe, auf der mittelsten aber erreichen einige Spitzen eine Erhebung von fünf- bis sechstausend Fuß, und im mittlern Theile der östlichen Halbinsel soll der Berg Nusaheli sich mehr als dreitausend Meter (neuntausend achthundert zweiundvierzig englische Fuß) über das Meer erheben. Ueber alle diese Höhen erstreckt sich ein zusammenhängender, ununterbrochener Wald. Von der ganzen Insel ist ein so großer Theil noch unbekannt, daß mau ihre Bevölkerung auf verschiedene und weit von einander abweichende Ziffern geschätzt hat/") Manche ihrer Spitzen wurden *) Im Jahre l«54 nahm man au, daß der westliche Theil, der »üt in die Residemschaft Hila eingeschlossen ist, eine Bevölkerung von zweitausend vierhundert achtundscchzig, die mittlere Halbinsel und die Bai, die ich anf dieser Reise besuchte, blcrundzwcnnkMnscnd einhundert oiernndneunzig, die Nordküste unter Wahai vierzigttmscud neunhundert fünfundzwanzig Seelen enthalte, und ans dem großeu Mchenraumc östlich von der Elpaputi'Bai sollten zwischen einundzwanzig- und 45l) . Die Kopfjäger von Ccram. jetzt durch den Nebel sichtbar- bald befanden wir uns in der Glpaputi-Vai, nahmen dann unsern Cours nach Osten und liefen in eine kleine Bucht ein, die man die Bai von Amahai nennt. Am obern Ende dieser Bai liegt das kleine Dorf gleichen Namens, mit einer Bevölkerung von dreizehnhundert Seelen. Der hier stationirte Controleur erzählte uns von den ,,Alfura"^), die in den nahen Bergen wohnten, und damit ich Gelegenheit haben sollte, diese rohen Wilden zu sehen, war der Resident so freundlich eine Anzahl Küstcnbcwohncr hinzusenden und sie einladen zu lassen, herabzukommen nnd ihren Kriegstanz vor uns aufzuführen. In einigen Stunden erschien eine Gesellschaft von etwa zwanzig Personen. Nur acht oder zehn waren kräftige Männer; die Uebrigcn waren Frauen, Kinder und Greise. An Höhe und in der ganzen äußern Erscheinung gleichen sie genau den Malaien und bilden offenbar nur eine Unterabteilung der malaiischen Race. Ihre charakteristischen Eigenthümlichkeiten sind die dunklere Farbe der Haut und des Haares; letzteres ist kraus anstatt schlicht, wie das der Malaien, aber nicht wollig, wie das der Papuanen. Sie iragcn es so lang, daß man mit Necht sagen kann, sie haben große nnd buschige Kopfe. Wenn sie jedoch in vollem Staate sind, wird diese Fülle des Haares durch ein rothes Tuch beschränkt, das sie von den Eingeborncn an der Küste erhalten, und das mit Stückchen von einer kleinen Muschel, der ^a^ anstatt mit Perlen geschmückt zweiundzwanzigtausend Menschen wohnen; das gibt cine Summe von nennnnd-acht;igwuseno siebcnundacht;ig odcr gegen neun^igtauftnd Einwohnern; abcr D>- Blecker, der diese Ziffern mittheilt, glaubt, daß noch halb so viel Menschen in den Bergen leben, n»d daß die ganze Einwohnerzahl der Insel sich auf hun-dcrtundfimizigtauscnd berechnen werde. Für das Jahr 1855 gibt er die Bevölkerung jener Inseln in runden Zahlen folgendermaßen an: Amboina , . 29,5N0 Nmblau . . l,000 Manipa ... 700 Harnku. , . 7,200 Bonoa. . , 1,500 SaParua . . 11,li00 Burn. . . . 9,200____Msalaut. . 3,500 Ceram. . . , 150,000 Summa . 7"......... ""7"^ ^ ^ ^4,^00 Diese Ziffern tann man als ziemlich richtig fiir die Bevölkerung in der gegen-wattigen Zeit betrachten. ") Der Name Alsnra, im Holländischen ^Ifuera, wird auch Nlfora, Ala. fora, Arafura und Halafora geschrieben, Herr Crawfurd findet, daß er aus dem arabischen Arlikcl li! odcr «I und der Präposition lm-a, außerhalb, zusammen' gesetzt ist, und blos eine allgemeine Vcncnnnng war, welche die Portugiesen, als sie auf den Mululken die. höchste Gewalt hatten, allen cingebornen Bewohnern gaben, die außerhalb der Grenze ihrer Macht standen. Blutige Goseke d« Alfura. 151 ist. Ihre Kleidung ist cm Streifen von der innern Ninde eines Vaumes, die man so lange mit Steinen klopft, bis sie weih und undurchsichtig wird und ziemlich wie weißes rauhes Papier aussieht. Dieses Gewand ist drei bis vier Zoll breit und etwa drei Fuß lang. Es geht um den Leib herum und bedeckt die Lenden derart, daß das eine Ende vorn bis auf das Knie herabhängt. Am Arme trugeu manche über dem Ellbogen einen großen Ring, der, wie es schien, aus dem Stengel einer Hornkoralle, 6or-^anii^ gemacht war. An diesen waren Bündel langer, schmaler, gelbgestreifter grüner Vlütter befestigt. Ein ähnlicher Schmuck hing an den Ellbogen nnd an dein Nindenstreifen auf dem Leibe. Jeder Krieger war mit einem Parang oder Hackmesser bewaffnet, das er in der rechten Hand hoch erhob, während an seinem linken Anne sich ein drei bis vier Fnß langer, aber nnr vier bis fünf Zoll breiter Schild befand, den er vor sich hielt, als wolle er einen eingebildeten Hieb abwehren. Ihr Tanz war blos eine Reihe kurzer Sprünge vorwärts und rückwärts, und dann und wann drehten sie sich schnell um, als wollten sie sich vor einem plötzlichen Angriff im Rücken bewahren. Ihr einziges musikalisches Instrument war eine rohe Tifa, welche die Frauen, Kinder und Greise mit einem eintönigen Gesang begleiteten. Anfangs hatte die Musik ein langsames Tempo, allmülig aber wnrdc sie geschwinder nnd lauter, bis Alle so schnell und lant sangen, als sie nur konnten. Die tanzenden Krieger wurden aufgeregter, schwangen ihre Hackmesser und sprangen mit aller Macht hin und her, bis, wie Einer von unserer Gesellschaft bemerkte, ihre Augeu wie Feuer waren. Es war leicht zu begreifen, daß in einem solchen Zustande zeitweiligen Wahnsinnes sie sich eben so wenig bedenken würden, einen Kopf abzuhacken als ein Vambnsrohr niedcrznhaueu. Sie sind weltberühmte „Kopfjäger". Es ist eine Sitte, die bei ihnen zum Gesetz geworden ist, daß jeder junge Mann, ehe er hei-rathen darf, wenigstens einen menschlichen Kopf abgehauen haben muß. Köpfe sind deshalb sehr gesucht, und vielleicht ließ der Umstaud, daß wir uns dies vergegenwärtigten, jene wahnsinnigen Wilden als Uly so widerlichere Exemplare der Menschheit erscheinen. Der Kopf eines Kindes genügt den unerbittlichen Forderungen des blutigen Gesetzes, aber der Kopf einer Frau wird vorgezogen, weil mau annimmt, daß sie sich leichter vertheidigen oder entrinnen kann; aus demselben Grunde wird der Kopf eines 152 Die Dyaks von Borneo. Mannes noch höher angeschlagen, und der Kopf eines weißen Mannes ist ein Beweis von der größten Tapferkeit nnd daher die glorreichste Trophäe. Anf der Nordküste, in der Nähe der Sawai-Bai, hatten die Holländer vor einigen Jahren einen Krieg mit diesen Eiugebornen, und als sie dieselben in die Gebirge zurückgetrieben, fanden sie in ihren Hütten zwischen zwei- nnd dreimal so viel Schädel, als es der Wahrscheinlichkeit nach in dem ganzen Torfe Einwohner gab, Männer, Frauen und Kinder zusammen genommen. Wenn ein Mann sich fürchtet, allein auf eine solche Jagd zu gehen, so ladet er zu seiner Unterstützung zwei bis drei Andere ein, oder miethet sie; dann legen sie sich Alle in der Nähe eines benachbarten Dorfes auf die Lauer, bis zufällig Jemand vorbeigeht, wo sie hervorspringen, ihr Opfer abfertigen nnd entrinnen. Dies erzeugt natürlich Todfeindschaft zwischen jedem Stamme nnd allen anderen, die in seiner Nähe wohnen, und das ganze Innere der östlichen Hälfte der Insel, wo die Kopfjagd herrscht, ist ein einziger nie wechselnder Schauplatz endlosen, blntigen Streites. Dieselbe Sitte findet sich in dem größern Theile des Innern von Borneo bei vielen Stämmen, die als Dyllks — das malaiische Wort für „Wilde" — bekannt sind. Dort werden nnr die Köpfe der Männer geschätzt, und es müssen zur Feier jeder Geburt und jedes Leichenbegängnisses eben so wohl als jeder Hochzeit neue geschafft werden. Ich habe ein Halsband von menschlichen Zähnen gesehen, das anf jener Insel von diesen Leuten verfertigt war. Man hatte in mehrere Dutzende derselben kleine Löcher gebohrt und sie dann anf einen Draht gereiht, der so lang war, daß er zwei- bis dreimal um den Hals des Helden ging, der ihn trug. Wenn man einen Kopf bekommen hat, nimmt man das Gehirn heraus und legt ihn über eiu Feuer, um ihn zu räuchern nnd zu trocknen. Dabei ziehen sich die Mnskeln des Gesichtes zusammen und die Züge verändern sich so, daß sie eine entsetzliche Grimasse annehmen. Als der Tanz zn Ende war, unterhielten wir uns mit ihnen, so gut wir konnten, über ihre Sitten; denn Keiner derselben konnte anch nur einige Worte Malaiisch sprechen. Jeder Krieger macht, wenn er einen Kopf abschneidet, anf das Stück papierähnlicher Rinde, das vorn herabhängt, einen Kreis. Mancher hatte einen oder zwei solcher Kreise; aber ein Mann hatte deren vier; daß ich wußte, was sie bedeuteten, gab ich ihm dadurch zu ver- Ein Dyak oder Kopfjäger von Borneo. Der Cacaobnmn auf Cemm. 1.53 stehen, daß ich mir mit der Hand viermal quer über die Kehle fuhr und dann die Finger der einen Hand emporhielt; er hüpfte augenblicklich umher und freute sich wie ein Kind, denn er dachte natürlich, ich betrachtete ihn als den Tapfersten der Tapferen, während ich ihn in stummem Erstanne» ansah und mir vorzustellen suchte, welch cin verhärteter Schurke er sei. Unsere nordamcrikani-schen Wilden sind im Vergleich zu diesen Teufeln in Menschengestalt civilisirte Leute. Von Amahai fuhren wir westwärts quer über die Elpaputi-Bni uach der Halbinsel, die, wie wir schon gesagt haben, sich des melodischen Namens Kaibobo erfreut. Hier halte sich in einem kleinen Dorfe ein Eingeborner von Amboina niedergelassen und angefangen Cacaobänme zu pflanzen, die, wie wir faudcu, höchst befriedigend gediehen, sogar noch besser, als in den Gärten, die ich zuvor iu Amboina besuchte. Bei den jetzigen Preisen ist dies das einträglichste Product, das man auf den Molukkeu baueu kann, und der gute Erfolg dieses Versuches zeigt, welch ungeheure Massen jährlich nur allein von der einzigen großen Insel Ceram verschifft werden könnten, wenn Fremde »der Eingebornc sich seiner Eultur widmeten. In der Nähe lagen zwei Dorfschaften mit Alfura, die mau bewogen hatte, ihre alte Lebensart, bei der sie in den Bergen umherschweifteu, aufzugeben und sich eiucn festen Wohnort zu gründen. Von jedem Orte kam der Najah nach dem Dorfe, wo wir landeteu, um seine Lehnspflicht gegen die holländische Rc-giernng anzuerkenucu. Von da fuhren wir längs der Ostküstc der Halbinsel südwärts. So lange wir uns in der Bai befanden, schützte uns das gegenüberliegende Ufer vor der starken südöstlichen Deiuiug, die sich jetzt vor einem treibenden Regensturme herein-wälzte und unsere rnudbödigen Pranen so schlingern und stampfen ließ, daß die Ruderer kaum ihre Nuder benutzen konnten. Als es ziemlich Nacht war, ankerten wir endlich einem Dorfe gegenüber, das der Resident besuchen mußte. Es lag auf einem geraden, offenen Gestade, das so schroff unter das Meer hinabging, daß die hohe Deining sich kein einziges Mal brach, bis sie sich in ihrem schuellen Laufe plötzlich aufgehalten sah. Sie stieg in einer einzigen, gewaltigen Mauer empor, die nach voru wankte uuo mit einem Brauseu, das starkem Donner glich, auf das steile Ufer siel. Obgleich ich an der Küste des offenen Meeres geboren war und 154 Landung durch die Brandung hindurch. Boote bei jedem Wetter hatte landen sehen, so sah ich doch nie selbst die kühnsten Matrosen es durch eine solche Brandung hindurch versuchen, wie sie vor uns sich brach. Alle Augenblicke prallte das Wasser vom Ufer zurück, bis es dritthalbmal so hoch stieg, als die Eingebornen waren, die in seiner Nähe standen, also wenigstens fünfzehn Fuß. Einer von unseren Leuten konnte seine Furchtsamkeit nicht verhehlen und erklärte, wir würden Alle ertrinken, wenn wir jetzt zu landen versuchten. Der Resident sagte jedoch, er solle es probiren, und ich versicherte ihm, er solle nicht allein gehen; auch die Uebrigen beschlossen, nicht zuzugeben, daß sie zurückgelassen würden. Auf dem Gestade hatten sich jetzt mehr als zweihundert Eingcborne versammelt. Sie machten schnell einen rohen Schlitten oder eine breite Leiter, mit großen Bäumen an den Seiten und kleinen grünen Stangen, von denen die Ninde abgeschält war, als Sprossen. Diese wurde, als die Woge sich bildete, niedergelegt, uud während die Woge sich brach, eine schwere Prau bis zu derselben vorgeschoben; eine breite Fläche brandenden Wassers machte sie theilweise flott, uud als die Woge zurückging, wurde sie glücklich ausgesetzt. Nun mußten wir uns aus unserm Boote in jenes begeben, und sofort liefen wir über die starken Wellen auf das Ufer zu. Jetzt erschienen auf dem Gestade andere Eingeborne mit einer ungeheuern Nolle Rotang*), der wenigstens einen Zoll im Durchmesser hatte. Zwei oder drei von ihnen nahmen das eine Ende, sprangen hinab und stürzten sich kopfüber in eine hohe Welle, so kaltblütig und ohne Bedenken, wie ein Taucher von der Seite eines Bootes in eine ruhige Bai hüpft. Das Ende des Notang wurde stark an den vordern Theil unsers Bootes befestigt; das andere Ende wurde eine lange Strecke auf dem Gestade hinaufgetragen; die Eingebornen stellten sich in zwei Neihen auf, und Jeder packte es mit der einen Hand an, als ob er bereit wäre, wenn das Signal gegeben würde, den Leviathan selbst an's Land zu ziehen. Nun wälzten sich eine Anzahl schwere Seen herein und brachen sich, aber die Eingebornen hielten uns vermittelst ihrer Ruder, daß wir weder vor- noch rückwärts getrieben wurden. Jetzt kommt eine kleinere Woge. Jeder Eingeborne läßt einen wilden, gellenden Schrei hören, und diejenigen auf dem Ufer ziehen mit aller Macht den Rotaug ein; fort *) Indische« Rohr. Landung auf der Südküste Ceram's durch die Brandung hindurch. Ein Zechgelag der Kopfjäger. 1^55 stiegen wir auf dein Kamine einer Welle mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles. Jetzt sind wir mitten in der Brandung, und unser Boot steht auf dem Schlitten, aber fort gleiten wir so schnell wie eine Locomotive, und ehe die nächste Welle hereinkommen kann, sind wir bereits hoch oben auf der Uferbank. Der Resident, der sich ein Vergnügen daraus machte, mich so viel als möglich zu überraschen, hatte mir das dringende Geschäft, das ihn zwang an einer so schwierigen Stelle zn landen, sorgfältig verheimlicht, und meine Neugierde wurde nicht vermindert, als ich bemerkte, wie gebieterisch er der Miliz, die uns als Wache begleitete, den Befehl ertheilte, sofort an's Land zu kommen. Wir waren offenbar nahe an oder bereits in einem feindlichen Lande. Nun wurde den Gingebornen befohlen, zu einer großeu Versammlung in des Najahs Hause zu erscheinen; hier begann ein Verhör, und mehrere Männer wurden ucrnrtheilt, von der Wache verhaftet und zur weitern Untersuchung nach Amboina gebracht zu werden. Sie hatten sich der Theilnahme an einem ^eest, kakian oder an der Zusammenkunft einer geheimen Verbindung schuldig gemacht, die sich wenigstens schon einige Jahre nach der Ankunft der Holländer gebildet hat. In Betreff ihres Zweckes herrschten verschiedene Meinungen; Manche behanpteten, sie sei als ein Vündniß vieler Stamme gegen andere Stämme entstanden, Andere vermntheten, ihre Absicht sei, sich der Herrschaft der Holländer zu widersetzen, und diese Ansicht hegte, wie es schien, die holländische Negierung. Nur kurz vor der Zeit, wo wir ankamen, hatten sie eins ihrer Zechgelage an einem Orte gehalten, der blos eine halbe Stunde Wegs in den benachbarten Bergen lag. Bei diesen geselligen Zusammenkünften ergibt sich Anfangs Jeder so frei als er will einem berauschenden Getränk, das aus dem Safte des blühenden Theils einer Palme bereitet wird; dann führen sie Alle zusammen einen gemeinschaftlichen Tanz auf und stoßen mit den Füßen einen Menschenkopf umher, den man für diese besondere Gelegenheit frisch herbeigeschafft hat und der in die Mitte dieser menschlichen Teufel geschleudert wird, die alle mit dem geronnenen Blute desselben beschmiert sind. Die Eingebornen, die von unseren Soldaten verhaftet wurdeu, waren bei einem dieser blutigen Gelage zugegen und nahmen, wie sie selbst bekannten, Theil daran. Ich muß gestehen, daß mich in jener Nacht, ehe ich einschlief, ein 156 Rückfahrt nach Sapcirua. krankhaftes, der Furcht verwandtes Gefühl beschlich, als ich mir vorstellte, daß diese Verbrecher, wenn sie sich nicht vor unserer Wache scheuten, statt daß wir sie fortschafften, um die Strafe zu empfangen, die sie in reichem Maße verdienten, wahrscheinlich uns Allen die Köpfe abschneiden und über ihren blutigen Trophäen ein neues teuflisches Gelag halten würdeu. Der Wind pfiff die ganze Nacht laut in starken Stößen, und von dem unter uns liegenden Gestade kam der gewaltige Schlag der Brandung herauf. Am Morgen hatte der Sturm nicht nachgelassen, aber ich sehnte mich wieder nach Amboina zurück, und Keiner von der Reisegesellschaft wünschte lange an diesem wilden Orte zu bleiben. Das Einschiffen war schwieriger als das Landen, Der Schlitten wurde wieder auf den Scmd gelegt, die Prau darauf gestellt, und als das Wasser zurücktrat, schoben uus die Einge-bornen fort, wobei ihnen mehrere Wellen über die Köpfe schössen; aber sie hatten eine so vollständig amphibische Natur, daß es sie nicht im mindesten zu stören schien. Unglücklicher Weise traf uus, gerade als wir schwammen, ein starker Windstoß und wir blieben einige Minuten lang bewegungslos auf einer einzigen Stelle, während das Meer sich emporwälzte, bis das, was Virgil mit dichterischer Freiheit sagt, sich buchstäblich an nns bewährte: man konnte unter unserm Kiele die nackte Erde sehen. Wir stampften wieder den ganzen Tag und wurdeu immer hin und her gefchleudert; die Strecke, die wir zu fahren hatten, schien kein Ende zu nehmen, bis, als die Sonne sank, das Hochland von Saparua sich vor uns erhob und wir in eine breite Bai einliefen. Die Eingebornen sahen nns kommen und zündeten schuell auf dem Ufer gewaltige, lodernde Feuer an, die sich in der Gestalt langer Bänder von hellem Licht auf der spiegelgleichen Oberfläche des rnhigen Meeres wiederholten, und an derselben Stelle, wo die eingebornen Schönen bei unserer Abreise ein so klagendes Lied gesungen hatten, wurden wir jetzt mit Freudengeschrei bewillkommt. Von Saparua kehrte ich direct nach Amboina zurück, denn wenn man an die Postgelegenheiten nnsers Vaterlandes gewöhnt ist, unterwirft man sich fast jeder Unannehmlichkeit, inn den Ort zu erreichen, wo das Postboot anlegt. Das Leben in Amboina, so wie fast an jedem andern Orte in den holländischen Besitzungen, ist im besten Falle langweilig. Das ^bcn in Ambonm. 1l)? Monatlich ein- oder zweimal gibt der Gouverneur, einer festgewurzelten Sitte gemäß, an Sonntag.Abenden eine Gesellschaft, wo dann alle Europäer nnd die meisten Mestizen sich einfinden und bis spät in die Nacht tanzen, Da es in der Stadt gegen siebenhundert solche Leute gibt und der größere Theil sich einstellt, so fallen derartige Gesellschaften ganz glänzend aus. Die Musik wird von einem kleinen Corps gemacht, das mit der hier statio-nirten Abtheilung Soldaten verbunden ist. Auch eine dann und wann vorkommende Hochzeit hilft die unveränderliche Eintönigkeit unterbrechen und bietet ein passendes Thema zu allgemeiner Unterhaltung dar, so daß eine Zeit lang nicht Jedermann sich genöthigt fühlt, wenn dir Regenzeit ist, über den zu vielen Regen, oder wenn der trockne Monsun herrscht, über den Mangel an Regen zn klagen. So oft ein Beamter nach Holland zurückgeht oder nach einem andern Orte versetzt wird, was gewöhnlich, selbst wenn er nicht befördert wird, in drei Jahren einmal geschieht, verkauft er seine meisten Möbeln in einer Auction. Seine freunde versammeln sich stets in voller stärke, und man erwartet, daß Jeder dcm scheidenden Freunde seine Anhänglichkeit dadurch beweist, daß er eine Anzahl (Gegenstände odcr Elwas von geringem Werthe um ocn zehn- bis hundertfachen Preis einkauft. Eine solche Gelegenheit bringt auch in das Geschwätz der Kaufleute eine Veränderung. Eine Auction ist hier nicht, wie bei uns, eine Art Privathandel, sondern steht unmittelbar unter der Leitung der Regierung. Es ist regelmäßig an jedem Orte ein autorisirter Auctionator angestellt, und ein Schreiber trägt sorgfältig den Namen des Meistbietenden, den Gegenstand, den er gekauft hat, und den Preis ein. Dem Käufer werden drei Monate Frist gestattet, dann aber muß er sofort die schuldige Summe bezahlen oder ein den Verkäufer befriedigendes Ucbereintommeu treffen. Haben Emgeborne, die in der Regel nicht viel im Vermögen haben, eine Anzahl Gegenstände gekauft, so'nimmt oft der Schreiber die Verantwortlichkeit auf sich, sie nicht wieder bieten zu lassen. Siebentes Kapitel. sanda. Es waren jetzt zwei Monate vergangen, seitdem ich in Amboma angelangt war, nnd ich hatte nicht nur alle in Numphius' „Raritätenkammer" abgebildeten Muscheln gesammelt, die ich zu suchen gekommen war, sondern noch mehr als zweimal so viel Arten außerdem. Ich war daher bereit, irgend eine andere Loca-lität zu besuchen und meine Aufmerksamkeit einem andern Zweige der Naturgeschichte zuzuwenden. Während der ganzen Zeit, in der ich meine Muscheln gesammelt und die Sammlung geordnet, hatle der Gouverneur Arriens mich oft mit einem Besuche beehrt, und als ich eben meine Arbeit bcendeie, sprach er wieder vor, dies' mal, um mir eine angenehme Ucberraschnng zu bereiten. Er hatte eine schöne Dampf-Jacht von drei- bis vierhnnderl Tonnen. Er muhte nothwendig nach Vanda fahren und nahm es als eine ausgemachte Cache an, daß ich ihn begleitete. Was Hütte ich mehr verlangen können, wenn ich mir selbst einen Plan gemacht hätte! Aber er fügte noch hinzu, wenn seine Jacht zurückkehre, werde sie auch etwas auf der Nordküste von Ceram zu thun haben, die ich ebenfalls, wenn auch allein, besuchen sollte, und wenn sie dann zum zweiten Male wieder nach Amboina käme, wollten wir znsammen nach Ternate fahren, den dort stationirten Residenten mitnehmen und dann weiter nach der Nordtüfte Papuas reisen -^ ein königliches Programm! Den 7. September.-^ Um fmif Uhr Nachmittags dampften wir die schöne Bai von Amboina hinab, um nach Vanda zu fahren. Unsere Reisegesellschaft besteht aus dem Gouverneur, der eine In- Die Vandas. 159 spectionsreise macht, unserm Capitän, mir selbst, einem „GerichtZ-beainten" und einem Lieutenant mit einer Abtheilung Soldaten, die einen Eingebornen in Verwahrung haben, welcher verurtheilt ist, sobald wir unsern Hafen erreichen, gehängt zu werden. Von der Regenzeit ist jetzt das Schlimmste vorüber, und dieser Abend ist kühl, heiter und wouneooll. Am nächsten Morgen früh zeigte sich Vanoa am Horizonte — oder richtiger die Bandas, denn es sind der Inseln zehn an Zahl, Die größte, Lontar oder Groß-Banda, hat die Gestalt einer zunehmenden Mondsichel, ist etwa sechs Meilen lang und an den breitesten Stellen anderthalb Meilen brcit. Das östliche Horn ihrer Mondsichel ist nach Norden und die übrigen Spitzen nach Westen gekehrt. In einer Verlängerung des erstern liegen Pulo Pisnng, '„die Vananen-Insel," und Pulo Knpal, „die Schiffs-Insel." Die erstgenannte ist etwa zwei Dritlelmeilcn lang und halb so breit. Die letzgcnanntc ist blos ein Felsen, der etwa dreihundert Fuß hoch ist und einigermaßen dem Hinterlheile eines Schiffes gleicht — daher ihr Name. Innerhalb des Kreises, von welchem diese Inseln einen Bogen bilden, liegen drei andere Inseln. Die höchste und merkwürdigste ist Gunong Api*) oder der,^rennende Berg", ein kegelförmiger, activer Vulkan von elwa zweitausend dreihundert Fuß Höhe. Zwischen Gunong Api und der Nordspitzc Lontars liegt Banda Neira, das gegen zwei Meilen lang und nicht ganz eine Meile breit ist. Nordöstlich von letzterem steht ein kleiner Felsen, Pnlo Kratta oder „Frauen-Insel" genannt. Der Mittelpunkt des Kreises, von welchem Lontar ein Bogen ist, liegt in einer schmalen Durchfahrt, die Sonncnstraße genannt, die Gunong Api von Banda Neira trennt. Der Durchmesser des Kreises beträgt etwa sechs Meilen. Außerhalb desselbeu kann man einen zweiten concentrischen Kreis ziehen, der dnrch Pnlo Ai, ,,die Wasser-Insel," in Westen und Nosengain in Südwesten geht, und außerhalb diefcs Kreises laßt sich ein dritter conccntrischer schlagen, der in Nordwesten durch Swangi, ,,bie Zauber- oder Geister-Insel/' in Westen durch Pulo Nnn (Nnng), „die Kam-Mer-Inscl," und in Südwesten dnrch das Riff von Nosengain ^) Diesen Gunong Api darf man nicht mk cincm andern ähnlichen Vulkan desselben Namens nördlich von Wctta, und noch einem dritten in der Nähe der Nurdoslspitzc Sumbawas, am nördlichen Eingänge in die Sapi'-Straßc, ver-wechseln. 160 Entdeckung der Molulk^n. geht. Der gesammte Flächeninhalt der ganzen Gruppe ist siebenzehn und sechs Zehntel Quadrat-Seemeilen. Der erste Europäer, der diese schönen und lange gesuchten Inseln erreichte, war D'Abreu, ein Portugiese, aber man kann ihn eigentlich nicht ihren Entdecker nennen, weil die Araber nnd Chinesen schon Jahre lang vor seiner Ankunft hier Handel getrieben hatten; denn De Barros theilt uns mit, D'Abren habe unterwegs in l^resik auf Java angelegt, um sich „javanesische nnd malaiische Lootsen zu verschaffen, die diese Neise gemacht hatten", nnd er fl'igt weiter hinzu: „Es begeben sich jedes Jahr Javanesen und Malaien nach Lutalllm" sLontar). „um Gewürznelken, Muskatennüsse und Muskatblitthen oder Macis zu laden; denn dieser Platz liegt in den geographischen Prellen, die sich ganz leicht befahren lassen und wo Schiffe ganz sicher sind, nnd da die Gewürznelken der Molnkken auf Schiffen des Landes dorthin gebracht werden, so brauchen sie nicht nach den letzteren zu gehen und sie erst zu suchen, Auf den eben genannten fünf Inseln" (Lontar, Nosen-gain, Ai, Nun und Vieira) „wachsen alle Muskatcnnüsse, die in der ganzen Welt verbraucht werden." Ein Beweis, daß die Behauptungen De Varros' zum Theil richtig sind, liegt in den Namen der verschiedenen Inseln, die sämmtlich einen malaiischen oder java-nesischen Ursprung haben. Die damalige Einwohnerzahl wurde auf fünfzehntausend angegeben. Wenn dies richtig ist, so wäre diese Gruvpe weit dichter bevölkert gewesen, als irgend eine Insel oder Anzahl Inseln im ganzen Archipel es heutigen Tages ist. Die persönlichen Eigenschaften nnd Regierungsform der Bewohner beschreibt De Barros bis iu'Z Kleinste folgendermaßen: ,,Die Menschen dieser Inseln haben einen kräftigen Körperbau, lohbranne Hautfarbe und schlichtes Haar und stehen in jenen Gegenden im schlechtesten Nufe. Sie sind Anhänger der Secle Mohammed's und dem Handel sehr zugethan, während die Frauen die Feldarbeiten verrichten. Sie haben weder König noch Herrn; ihre ganze Regierung hängt von dem Nathe der Aeltesten ab, und da diese sich oft widersprechen, so zanken sie sich unter sich selbst.' Das Land hat keinen andern Ausfuhrartikel, als die Mustatennuß. Dieser Baum kommt in solcher Menge vor, daß das ganze Land voll steht, ohne daß ex von Jemandem angepflanzt wird, denn die Erde bringt ihn ohne Cultur hervor. Die Wälder, welche die Frucht liefern, gehören Niemandem als erbliches Eigenthum, sondern dem Volke gemeinschaflUch. Wenn Die EnMlwnicn iverdcn von den Holländern ausgerottet. 161 der Juni und September, die Atonale zum Einbringen der Ernte, kommen, werden dir Muskatcnnüsfe an den Bäumen vcrloost, und wer die meisten sammelt, hat den meisten Gewinn."*) Daß sie Mohammedaner waren, taun mau als einen Beweis betrachten, daß sie den anderen Völkern, die noch Heiden blieben, voraus waren, und ihre Kühnheit und Entschlossenheit zeigen sich deutlich in ihrem langen Kampfe mit den Holländern. Fast hundert Jahre lang hatten die Portugiesen den Handel dieser ^nsel allein iu den Händen und scheinen im Allgemeinen mit den Eingeborneu auf gutem ,vuße gestaudeu zu haben, aber im Jahre UM erschienen die Holländer mit siebenhundert Mann Truppen, eiue Macht, die - wie Herr Crawfurd spitzig bemerkt ^ eben so st^.f ^^ ^,^ ^ mit welcher Cortez gauz Mexieo unterjochte. Dor Admiral, der die Expedition befehligte, und fünf. undvierzig you seinen Gefährten wurden durch einen Hinterhalt M'angm genommen und Alle erschlagen. Dann fingen die Holländer einen Vcrtilgnngskricg an, der achtzehn Jahre dauerte und u»r durch eine große Expedition von Java aus, die der Genexal-^wuuerneur iu eigner Person führte, bceudigt wurde. Währeud dieses laugen Kampfes sollen die Eiugeborucn dreitausend Todte und tausend Gefangene oder mehr als den vierten Theil der ganzen Zahl verloren haben, aus der sie bei der Ankuuft der Holländer angeblich bestanden. Alle, die am Leben blieben, flohen auf die benachbarten Inseln, und es ist uicht bekannt, daß von ihrer Sprache oder ihren eigcinhümlicheu Sitten in der t^egenwar! uoch eine Spur vorhanden sei. So blieben die Holländer die alleinigen Besitzer des erselmleu Preises, aber es gab zur Cultur der Muskateuuußbümne keine ^'Mgebornen; sie mußten daher Sclaven einführen, um ihre Arbeit ZU macheu. Als die Sclavcrei in den holländischen Besitzungen abgeschafft wurde, schickte man Verbrecher von Java her, um den angel ^" "setzen, und jetzt gibt es deren anf allen diefenInseln gegen rettausend. Die meisten vou ihnen sind auf Lontar und Neira. Sie '^""e höchst schllrkisch aussehende flotte und habeu sich fast Alle er bluttgsten Verbrechen schuldig gemacht. Um den Hals müssen ' emen großeu eisernen Ring tragen, der ein bis anderthalb nnegt. Ex wird rnnd gebogen und dann zusammengeschweißt, ' Vcnvoö in (5lawsmVö „l)i«-liu!>!N'v o5 tw, I,^ia l^I^.nlg". 162 Pulc, Ni. so daß er sich nur vermittelst einer Feile abnehmen läßt. Er ist nicht so schwer, daß ihnen das Tragen desselben Schwierigkeit macht, sondern er soll nnr, wie die Kleidung der Staatsgefangenen bei uus, zeigen, daß sie gemeine Verbrecher sind. Der Mann, der sich am Bord unsers Schiffes befindet nnd bei unserer Anknnft hingerichtet werden soll, hat in Vanda, wohin er schon, wie die meisten seines Gleichen, wegen Mordes verbannt worden war, einen Secretür der Negierung - einen Europäer — umgebracht. Der Secretär, der zufällig am hintern Ende seines Zimmers in einem Kasten einige Papiere ordnen mußte, bemerkte, daß dieser gemeine Knlie in Briefen hcrumstorte, die auf seinem Schreibepnlt lagen; er befahl ihm natürlich, sie liegen zu lassen, und bog sich dann nach vorn, um in seiner Arbeit fortzufahren. In dem Augenblicke sprang der Javanese, ohne daß er weiter gereizt wurde, herbei, hieb ihn mit einein schweren Hackmesser auf den Hinlerkopf und tödtete ihn auf der Stelle. Der Schurke wurde später verhaftet und verhört, und kouute für den begangenen Mord keinen andern Grund angeben, als daß ihm sein Vorgesetzter befohlen habe, seine Arbeit zu besorgen. Als er hörte, daß er zum Tode vernrthnlt sei, bemerkte er kaltblütig, er mache sich sehr wenig daraus, da sie ihn blos hängeu und ihm nicht den Kopf abnehmen wollten; denn so werde das, was er gethan habe, in keiner Weise hindern, daß er in's Paradies komme! Im Jahre 1852 kamen einige Eingeborne von Timur, Timur-Laut und den benachbarten Inseln, um auf deu Muskatennuß-Plantagen oder, wie die Hollander sie lieber nennen, „Parks" zu arbeiten. In zwei Jahren belief sich die Zahl dieser Leute auf zweihundert und dreizehn, aber seitdem haben sie sich nicht so stark vermehrt, daß fie von der ganzen Bevölkerung eine große Bruchzahl bildeten. Während wir einen Blick auf die creignißvolle Geschichte der Bandlls geworfen, hat unsere schnelle Jacht uns über das ruhige, spiegelglatte Meer hin ihnen rasch näher gebracht. Hier zu unserer Nechten liegt Pulo Ai. Es ist nur drei- bis fünfhundert Fuß hoch und besteht, wie wir aus deu niedrigen Klippen an seinen Ufern ersehen, meistentheils aus Korallengestein. Dies soll auch bei den übrigen Inseln außerhalb des ersten Kreises, den wir bereits beschrieben haben, der Fall sein, nnd wir bemerken, daß sie alle, wie Pulo Ai, verhältuißmaßig niedrig sind. Jetzt richten Die Lontar-Palme. Der brennende Berg, Lcmtar und Vanda Neira. 163 wir unsern Cours uach Osten und dampfen unter dem hohen, steilen Gunong Api hinauf. Auf seiner Nordnordwest'Seite, etwa den vierten Theil der Strecke von seinem Gipfel nach dem Meere herab, ist ein tiefer, breiter Abgrund, aus welchem dicke, undurchsichtige Wolken von weißem Gas aufsteigcu, die man jetzt bei der stillen, reinen Luft sich großartig in einer einigen riesenhaften, sich ansdehnen-den Säule zum Himmel emporwälzen sieht. Auch auf seinem Gipfel ziehen sich dann nnd wann di'mne, schleierähnliche Wolken zusammen und treiben dann langsam fort, wie Cnmnli, die sich in dem reinen Aether auflösen. Diese Wolkenmassen bestehen hauptsächlich aus lamps' und schwrfeligsaurem Gas nnd deuten, während sie ausströmen, an, was für ein thätiges Laboratorium die Natur tief unten in den Eingeweiden dieses Vulkans errichtet hat. Vor uns liegt das westliche Horn des halbmondförmigen Lontar. Sem Ufer besteht aus einer Neihe fast senkrechter Felsenklippen von zwei- bis dreihundert Fuß Höhe, aber besonders auf der nördlichen oder iuneru Seite gestattet die üppige Vegetation dieser tropischen Inseln nicht, daß die Felsen nackt bleiben; von ihren Nissen und oberen Kanten hängen breite Teppiche von glänzendem, unverweslichem Grün herab. Der westliche Eingang zur Rhede, derjenige, durch den wir eben fahren, liegt zwischen der schroffen, herrlichen Küste Lontars auf der rechten und der hohen, überhangenden Spitze des Gunong Api auf der linken Seite; während wir vorrücken, trennen sie sich nnd enthüllen nnsercn Blicken die steile uud stattliche Mauer, die Lontars nördliche Küste bildet. Diese ist nut einer dichten, verflochtenen Vrgetations-Masse bedeckt, aus welcher fich die geraden, säulenförmigen Stämme von Palmen erheben, aus deren Kronen federartigc Blatter, wie aus Garben, überhängen nnd sich langsam nud graziös in dem leichten Lüftchen schwingen, dcsscn Fächeln wir soeben in nnseren Gesichtern empfinden. Jetzt steht Banda Neira uns vollständig vor Augen. Es ist aus Hügelu zusammengesetzt, die allmalig bis zur Küste dieser kleinen Bai herabsteigen. Anf dem Gipfel eines uns nahe stehenden liegt Fort Belgica, an Gestalt ein regelmäßiges Fünfeck. An den Ecken sind von kleineu kreisförmigen Thürmen überragte Basteien angebracht, so daß das Ganze genau einer alteu Ritterburg gleicht. Ihre Maueru sind weiß nnd in dem hellen Sonnenlicht fast blendend, und unten ist ein breites, nett beschnittenes Glacis, das einen schönen, grünen, absteigenden freien Platz bildet. 11* Ü64 Der gros;e Paradiesvogel. Unter diesem Vertheioigungswcrke liegt Fort Nassau, das die Hollander bauten, als sie 1lM1 zum ersten Viale herkamen, nur zwei Jahre vor der Zeit, wo der Gruud zur Belgica gelegt wurde^ und beide Festungen haben fast ebenso, wie sie jetzt noch sind, mehr als dritthalbhuudert Jahre bestanden. Dem Ufer cutlang erstreckt sich auf beiden Seiten das Hanvtdolf, Neira, mit Reihen hübscher Schattenbäume ans dem Bund oder der Vorderstraße, die an der Bai hinlauft. Seine Bevölkerung beträgt etwa zweitausend Seelen. Zu der Nhede liegen eine Anzahl Pranen von Ceram; sie sehen sonderbar aus, sind am Hintertheil hoch und am Bug uiedrig, und haben anstatt eines einzelnen Mastes einen hohen Dreifuß, den man nach Belieben aufrichten und nieder-lassen kann. Sie sind alle sehr ärmlich gebaut, nuo es ist ciu Wunder, daß solch ungeschickte Boote auf einer stürmischen See auch nur die kürzeste Zeit aushalteu köuneu. Auch eine Auzahl Haudelsfahrzeuge der Bugis liegcu in der Nähe vor Anker. Es sind meistentheils Zwitter-Schooner, die ein Naasegel, ein Vormarssegel und ein Voroberbramsegel führen und offenbar, wie die Praueu, bestimmt sind, nur vor dem Winde zu segelu. Sie besuchen die Ostspitze Cerams, die südwestlichen uuo westlichen Theile Papnas oder Neu-Gnincas, die Arns nnd die meisten der tansend Inseln zwischen Banda, Timur und Australien. Als der Post-dampfer, auf dem ich nach Amboina fuhr, hier anlegte, brachte ein hiesiger Kanfmann, der sich uns anschloß, vier große lebende Exemplare der I^n-liäi^ea ^poda oder des „großen Paradiesvogels" an Bord, die er kurz vorher von einem dieser Händler gekanft hatte und mit nach Europa nahm.*) Sie waren alle munter und ihre Farben hatten einen Glanz und eine Lebhaftigkeit, die unvergleichlich stärker waren, als bei den prachtvollsten Exemplaren, die ich je in einem Mnsenin sah. An unserm Hauutflaggenstock entfaltet sich langsam eine kleine Flagge und enthüllt eine rothe Kugel. Diese zeigt an, daß der Gouverneur sich an Bord befindet, und sofort kommt ein Boot, um uns nach dem Dorfe zu bringen; da aber die Sache nicht drängt — wie es im Morgenlande gewöhnlich der Fall ist — so bequemen wir uns lieber der in diesen heißen Landern festgewurzelten *) Später crfuhv ich, daß, als cv m Frankreich mitam. yvci derselben noch lebten. Die Behandlung dcr Mustatmnüsse. 165 Sitte an und genießen cine Siesta, statt imscre guten Freunde nin ^andc zu uöthigcu, in vollem Staate herauszukommen und in dem sendenden Sonueuschein Parade zu machen. Um !> Nhr Nachmittags landeten wir, und der Resident war so hoflich, uns nach seiner Wohunug zu geleiten. Unser erster Ausflug ging nach der Westspitze der gegenüberliegenden Insel, Vontar, der malaiische Name der Palmyra-Palme, Lorassu« ila-doliitw-mi») deren Blätter vor dcr Einführung des Papiers durch die Araber oder (shincscu als Pergament benutzt wurden und au manchen Orten auch jetzt noch dessen Stelle vertreten. Lontar hat, wie schon bemerkt, die Gestalt ciucr zuuehmenden Mondsichel. Ihre innere Seite ist eine steile Wand, au deren Basis cm schmaler Streifen niedrigen Landes sich hinzieht. Auf der äußern Seite laufen von dein Gipfel der Wand m'elc strahlenförmige Rückeu bis zum Meere herab, so daß die Südwestküste eine fortlaufende Reihe llciuer Spitzeu bildet, die durch unbedeutende Vaicn von einander getrennt sind. Die ganze Insel ist mit einem einzigen ununterbrochenen Walde von Muskatenuuß- und Cauari-Bäumen bedeckt. Der Muskatcnnnßbaum, N^i-i^tic;«. mo8c.nn.ta, gehört zu der Familie der Myristicceu. EinenFuß über dcr Erde hat der Stamm sechs bis zehn Zoll im Durchmesser. Er verzweigt sich wie der Lorbeerbaum, und seiue höchsten Sprossen sind oft fünfzig Fuß hoch. Er ist zwcihüufig, das heißt, die Stempel befinden sich auf anderen Bänmen als die Staubgefäße, und manche Bäume tragen daher leine Früchte. Die Frucht gleicht, ehe sie völlig reif ist, genau einer Pfirsiche, die sich noch nicht roth gefärbt hat; aber dies ist nur eiue fleischige, äußere Schale, ein Npi-«M'pinm, die bald ill zwei gleiche Theile zerspringt, worauf man inwendig eine kugelförmige, schwarze, glatte und glänzende Nuß sieht, die von einer schönen, ästigen Samcndcckc — der ,,Macis" oder sogenannten Muskatblüthe — von glänzendem Zinnoberrot!) umgcbeu ist. In diesem Zustande ist sie wahrscheinlich bei Weitem °ü schönste Frucht im ganzen Pflanzenreiche, Nun wird fic vermittelst eines kleinen Korbes, dcr an das Ende eines langen Bambus befestigt ist, abgenommen. Nachdem der äußere Theil entfernt ist, wird die Macis behutsam abgezogen und in großen, flachen Bambuskörben in der Souue getrocknet. Dabei geht ihre glanzende Farbe in ein mattes Gelb über. Jetzt ist sie bereit, in niedliche Fässer verpackt uud zum Handel verschifft zu werden. 166 Geologie von Lontar Der schwarze, glänzende Theil, den man zwischen den Verästelungen der zinnoberrothen Macis sieht, ist in Wirklichkeit eine Schale, und die Muskatennuß befindet sich inwendig. Sobald die Macis entfernt ist, werden die Nüsse in ein Zimmer gebracht und in flachen Mulden von weitläufigem Flechlwerk ausgebreitet. Dann macht man ein schwaches Feuer darunter, und hier bleiben sie drei Monate laug. Am Ende dieser Zeit ist die Muskatcnuuß so sehr zusammengeschrumpft, daß sie in ihrer schwarzen Schale klappert. Dann werden die Schalen zerbrochen, die Muskatenuüsse sortirt und in große Fässer von Tikholz verpackt; oben auf dem Fasse wird ein Zeichen angebracht, welches das Jahr, in dem die Frucht gesammelt wurde, und den Namen der Plautagc oder des „Parks", in dem sie wuchs, au gibt. Von Neira brachte uns ein großer Kutter schuell über die Bai nach Selam, einem kleinen Dorfe, das die Trümmer der alten Hauptstadt der Portugiesen im sechzehnten nnd Anfang des siebzehnten Jahrhunderts enthält, so lauge ihre Nechle von den Holländern unbestritten blieben. Diese westliche Spitze von Lontar ist gegen vierhundert Fuß hoch und besteht aus Korallen-fcls sehr neuer Zeit. Als wir nach Osten hingingen, kamen wir zunächst au ein Couglomerat, das eckige Bruchstücke von Lava enthielt. Auf dieses Gestein folgte am Ufer der Bai eine feinkörnige, compacte Lava, die etwas geschichtet war, und hierauf wieder trachutische und basaltische Lava. In der That besteht die ganze Insel, mit Ausnahme der oben beschriebenen Theile, aus solchen Eruptivgesteinen, und Lontar läßt sich als ein bloßer Theil der Wände eines ungeheuer» Kraters betrachten, der, wenn er kreisförmig wäre, gegen sechs Meilen im Durchmesser hätte, aber seine Gestalt mag mehr elliptisch gewesen sein. Pulo Pisang und Pulo Kapal, die, wie schon bemerkt, in den ersten Kreis fallen, sind zwei andere Bruchstücke der alteu Kraterwand. Alle übrigeu Theile sind unter dem Meere verschwunden. Hier liegt demnach ein zweiter ungeheurer Krater, der selbst noch größer ist, als der berühmte in den Tenger-Vergen im östlichen Theile Javas, dessen Grund mit nacktem Treibsand bedeckt ist und von den Malaien den passenden Namen Laut Pasar oder „Sand-Meer" erhalten hat. Jener Krater ist im Umriß elliptisch; seine große Axe mißt fünfthalb, die kleine vierthalb Meilen, und trotz solcher Dimensionen ist sein Grund fast eine ebene Sandfläche. Schöne Haine. 467 Aus dieser erheben sich vier abgestumpfte Kegel, deren jeder einen kleinen Krater enthält. Einer derselben, der ,,Bromo" (so genannt von Brama, dein Hindu-Gott, dessen Sinnbild das Feuer ist), befindet sich noch immer in Thätigkeit. In dem hiesigen alten Krater stellt die Insel Panda Neira die in dem „Sand.Meer" stehenden erloschenen Kegel dar, und Gunong Api läßt sich genau mit dem thätigen Bromo vergleichen. Die eingeschlossene Bai oder Rhede, wo jetzt Fahrzeuge bei acht bis nenn Faden Tiefe ankern, ist der Grund dieses alten Kraters und besteht, wie derjenige iu den Tenger.Bergen, ans vulkanischem Sande. Die strahlenförmigen Bergrücken auf der äußern Seite von Lontar stellen die ähnlichen Rücken au den Seiten jedes Vulkans dar, der seinen Kegel nicht durch häufige Ansbrüche an seiner Spitze aufbaut. Die Inseln ferner, durch welche der zweite und dritte Kreis geht, sind nur ebeu so viele Kegel auf den Flanken dieses großen Vulkans. Zwar sind die Theile vou ihnen, die jetzt über dem Meere liegen, wie die Westspitzc von Lontar, großentheils aus Koralleufels zusammengesetzt, aber die Polypen begauncn ohne Zweifel ihre hohen Mauern auf den Ufern von ^aoainselu zu bauen. Sie thun dies noch im gegenwärtigen Augenblick. Jede Insel in der Gruppe wird jetzt mit einem frausenähnlicheu Riff umgürtet, außer au einigen Stellen, wo die Küste ein senkrechter Absturz und das Wasser sehr tief ist. Die westliche Einfahrt, durch die wir in die Nhede kamen, ist durch ein breites Riff vou lebeuden Korallen schon gauz verschlossen. Ein Spaziergang durch diese schönen Haine würde einer der höchsten Genüsse sein, den ein Reisender haben könnte, selbst wenn er an den Felsen, die nnter seinen Füßen liegen, kein Iuteresse fände. Die Muskatennnßbüume waren alle mit Früchten schwer beladen, die hauptsächlich im jetzigen Monat (September) uud baun wieder im Juni gesammelt werden, obgleich man auch das ^anze Jahr hindnrch vou Zeit zu Zeit einige erntet. Es schien überraschend, daß die Bäume eine Jahreszeit nach der andern so stark tragen kounteu, aber die amtlichen Berichte zeigen, daß die letzten dreißig Jahre hindurch in dem jährlichen Ertrage wenig Veränderung vorgekommen ist. Für die letzten zwanzig Jahre hat die durchschnittliche Ernte gegen 580,000 Amsterdamer Pfund Nüsse nud 1.^7,000 Pfund Macis ergeben. Die Bäume kann man in rnnder Zahl auf 450,000 schätzen, von denen nur zwei 468 Der Orang Datang. Drittel tragen. Wie der Gouverneur ssca.cn mich bemerkte, als ich meiuc Verwunderung über die Fülle von Früchten äußerte, die auf allen Seiten hingen, ist es in der That auffallend, daß die Eiunahmc der Regierung die Ausgabe nicht deckt. Aus diesem Grunde hat sie sich jetzt zum ersten Mal entschlossen, den Alleinhandel anfzngeben, den sie so lange getrieben bat. Unter drn Bäumen breitet sich ein Teppich von grünem Grase ans, während hoch über ihnen die riesenhaften ^anaribäume ihre knorrigen Arme ausstrecken und die ihrer Obhut anvertrauteu werthvollcn Bäume vor den starken Winden schützen, die sie vergebens zu bewegen suchen, ihre frucht abzuwerfen, ehe sie reif ist. Auf diese Weise leisten die hoheu Oanaris so gute Dienste, daß sie überall angepflanzt werden, und weiln man die Znsel von Ferne siebt, verbergen ihre Gipfel die Mnbkateunußbänme ganz vor dcm Anblick. Der ssanari hat höchst merkwürdige Wurzeln. Sie entspringen über der Erde ans dem Stamme in großen vertikalen Aachen, die an der Stelle, wo sie den Baum verlassen, oft vier Fuß breit sind, und ehe sie nnter der Erde verschwinden, sich eine Strecke weit rück- und vorwärts winden, so daß man sich den uuteru Theil eines solchen alten Baumes recht gut als ein kolossales Büudel ungeheuer großer Schlangen vorstellen kann, die sich abmühen, um sich aus einer titanischen Hand zu befreien, die sie ewig festhält. Während wir, ein dichtes Laubwerk über nnsercn Köpfen, das die directcn Strahlen der Sonne wirksam ausschloß, gemächlich auf Lontars Gipfel hinschlenderten, sahen wir dann nnd wann unler den Vänmen hin in der Ferne das blaue Meer an deu weit, weit uuter uns liegenden schwarzen Felsen sich zu weißer, fnnkelnder Brandnng brechen. Bald kamen wir an die „Warte", die hier jedoch unter dem malaiischen Namen Orang Datang, „die Leute kommen,^ bekannt ist; diese Sprache hat nämlich die Eigenthüinlichkcit, anstatt, wie wir, einen Ort wie diesen subjectiv, das heißt, nach nnscrcr eignen Thätigkeit zu benennen, denselben objectiv, das heißt, nach dem Ergebniß jener Thätigkeit zu bezeichnen. Die Warte steht auf der Kante der innern Wand und liegt gegen sechshundert Fuß über dem Meere. Von diesen: Pnnkte aus sieht mail die meisten der Bandas deutlich mit einem einzigen Blick, uud die Aussicht ist ohne Zweifel eine der reizendsten, die nun, auf irgend Die Wohnsitze der „Perkennier". 169 einer Insel des Meeres genießen knnn. Vor uns lag Panda Neira mit seinem hübschen Dorfe Neira, nl,d links davon der dunkle, ranchende Vulkan, jenseits beider, anf der rechten Seite, die Pananen-Insel, wo die Anssätzigen in einsamer Verbannung leben, und noch weiter seewärts der Schiffsfelseu, an dessen schroffen Wänden das schwellende Meer sich rieb, während nns Mr Linken in der ,^erne Pulo Ai und Pnlo Run standen; sie alle stiegen ans dem blanen Meere empor, das nnr hier nud da dnrch leichte Brisen gefaltet oder durch Schatten von den flockigen Wolkeil, die langsam über den Himmel Men, gefleckt wnrde. Am nächsten Tage gingen wir wieder nach Voular hinüber nnd längs dem schmalen Streifen niedrigen Bandes hin, der sich Wischen dem /,-uße der alten Kraterwand und der Bai befindet. Wir besuchten dabei eine Anzahl Wohnsitze der „Perkennicr", wie man die Eigenthümer der Parks nenut. Jeder derselben bestand aus einer rechtwinkligen Flüche von einem Achtel- oder Viertel-Acker, die eine hohe Maner nmschlost. Die dem Meere zunächst gelegene Seite wird dnrch das Hans des Parkbcsttzers gebildet, und auf den übrigen drei Seiten des grosien freien Hofes stehen Reihen Vorrathslmnser, sowie die Hänser der Eingeboruen, die anf der Plantage arbeiten. In der Nähe der Stelle, wo wir landeten, war ein kleiner ^lächcnranm, anf welchem alle Macis, wenn die frucht reif ist, nicht roth, sondern weiß aussieht. Von der Westspitzc der Insel verfolgten wir den größten Theil der Strecke um ihre änßerc Küste hernm uud gingen dann nach unserm Landnugsplatzc hinüber. Am frühen Morgen, während wir nnscrn Ausflug antraten, wurden iu ^ort Nassan Vorrichtungen znr Hinrichtung des Javanesen getroffen, den wir den Tag vorher von Ämboina mitgebracht hatten, wohin er geschafft worden war, um wcgcu seines Capitalverbrecheus verHort zn werden. Man sah lange Reihen Eingeborncr, meistentheils grauen, dahineilen, um das widerliche Schanspiel mit anznsehen; sie hatten, wie es schien, geuau dieselben befühle, als wenn fie sich anf dem Wege zn einer theatralischen Vorstellung befänden. Da der Gouverneur jetzt seine Pflichten, die ihm als Inspector oblagen, erfüllt hatte, schlug er vor, wir wollten versncheu, oen Gipfel des Vnttans zn erreichen! Als wir nach seiner hohen, dunkeln Spitze hiuaufblicktcn, die damals dnrch das ermattende Acht der untergehenden Sonne nur thcilweise belcnchtet wurde, 470 Besteigung eines thätigen Vulkans. war schon der Gedanke an ein so gefährliches Unternehmen hinreichend, Einen schandern zu machen, und in der That, während wir eben in der breiten Veranda saßen und über die Gefahren sprachen, denen wir uns am folgenden Tage aussetzen mußten, geschah ein plötzliches Knarren — Jedermann sprang sofort die Stufen hinab — cs war ein Erdbeben, und Niemand wußte, ob nicht vielleicht im nächsten Augenblick ein Stoß kommen werde, der so stark sei, daß er das ganze Haus in Trümmer legte. Diese furchtbaren Naturerscheinungen lommen hier im Durchschnitt monatlich einmal vor, aber cs kann natürlich Niemand sagen, in welchem Augenblicke sie eintreten und welche Verwüstungen sie herbeiführen. Dies ist die unaufhörliche Angst, die alle Bewohner dieser schönen Inseln auszustehen haben. Der Gouverneur hatte auf Java fünfzehn Vnlkane bestiegen, einige davon mit dem berühmten Dr. Iunghuhn, uud ein so unbedeutendes Erdbeben formte seinen Entschlnß nicht erschüttern. Aber unsere Reisegesellschaft mußte auf's Neue zusammengebracht werden. Ich versprach dem Gouverneur, er solle nicht allein gehen, obwohl ich der Besteigung mit einer gewissen Vesorgniß entgegensah. Dann erbot sich der Capitän unserer Jacht freiwillig dazn, ebenso ein Lieutenant, und endlich wurde, da uns kein zweiter Stoß bennruhigte, der Ausflug gerade wieder so volksthümlich wie vorher, und eine Anzahl Leute baten um Erlaubniß, ,,mit Seiner Excellenz gehen zu dürfen," eine Gunst, die der Gouverneur recht geru gewährte, obwohl ich auf seinem Gesichte ein gutmüthiges Lächeln bemerkte, daß er solche Ergebenheit uud Tapferkeit sah. Es gab nur einen einzigen Mann, einen Eingeborncn, der je anf dem Gipfel gewesen war und „den Neg wußte"; doch schien in der Ferne der eine Theil des Berges so gefährlich zu sein wie der andere. Jener Mann wnrde als , Führer" angenommen und außerdem noch gegen zehn Andere, die einen ziemlichen Wafser-vorrath in langen Bambusrohren tragen mußten. Am nächsten Morgen waren die Kulies früh bereit, aber von uns erschiene», nur die vier oben Erwähnten zur festgesetzten Stunde; den Anderen war offenbar dnrch böse Träume der Muth vergangen. Vom westlichen Ende des Dorfes fuhren wir über „die Straße der Sonne" bis zum Fuße des Berges. Einige Kulies waren uns vorausgegangen und machten den steilen Abhang hinauf einen Pfad frei; aber bald waren unsere einzige Straße die schmalen Die Wand des Vulkans. 174 Streifen, wo große Massen Felsen und Sand, die sich von irqend einer Stelle hoch oben am Berge abgelöst, in einer Neihe kleiner Bergstürze herabgeschossen waren und bei ihrem donnernden Nieder-rntschen das niedrige Gesträuch herausgerissen hatten. So lange wir zwischen den kleinen Bäumen hinaufkletterten, war es, obgleich schwierig und ermüdend, doch nicht besonders gefährlich, bis wir auf die kahlen Wände des Berges kamen; denn der hohe Berg ist nicht mehr als zwei Drittel der Strecke von seinem Fuße bis zur Spitze mit Vegetation bedeckt. Dieser Mangel au Vegetation wird durch die häufigen und breiten Bergstürze und durch die große Masse Schwesel veranlaßt, der durch Sublimation bis zu seinem Gipfel herausgebracht und durch die heftigen Regen an den Wänden herabgespült wird. Hier mußten wir zwischen kleinen ranhen Blöcken poröser Lava auf allen Vieren kriechen und uns Alle ausbreiten, bis unsere Gesellschaft auf der Bergwand eine horizontale Linie bildete, so daß, wenn Einer mehrere Steine loslöste, was alle Augenblicke vorkam, sich Niemand hinter ihm befand, auf den sie hinabstürzen konnten. Unser Steigen wurde jetzt äußerst langsam und schwierig, aber wir fuhren fort, wenn auch der Gipfel des Berges zuweilen bis an die Sterne zu reichen schien, bis wir uns etwa fünfhundert Fuß von der höchsten Spitze befanden. Da kamen wir an einen horizontalen Gürtel loser, eckiger Lavastücke von zwei bis sechs Zoll Durchmesser. Die Bergwand stieg an jener Stelle unter einem Winkel von wenigstens fünf-unddrcißig Grad auf, aber uns schien sie, wir mochteu hiuauf- oder hinabblicken, fast senkrecht. Der Gürtel war etwa zweihundert Fuß breit, und die Steine lagen so locker, daß, wenn man einen berührte, oft ein halbes Dutzend raffelnd den Berg hinabrollten. Ich hatte diese gefahrliche Stelle etwa halb überfchritten, als die Steine, auf die ich die Füße gestellt hatte, uachgabcn. Dadurch fiel natürlich mein ganzes Gewicht auf die Hände, und sofort gaben auch die Felsen nach, die ich so fest wie der Tod gepackt hielt, und ich begann abwärts zu rutschen. Die Eingebornen, die auf beiden Seiten neben mir standen, schrieen laut auf, aber keiner wagte mich zu fangen, weil er fürchtete, ich möchte auch ihn mit hinabnehmen. Zwischen den losen Steinen wuchsen einige Farnkräuter hervor und breiteten ihre Blätter nach dem Sonnenlicht aus. Als ich fühlte, daß es mit mir abwärts ging, wälzte ich mich zufällig auf meine rechte Seite und bemerkte eins derselben; 172 In großer Gefahr. schnell wie der Psih fuhr mir der Gedanke dnrch den Kopf, daft meine einzige Hoffnung sei, jenes Farnkraut zu ergreifen. Dies that ich mit der rechten Hand nnd vergrub dabei mit derselben Bewegung den Ellbogen zwischen die lockeren Steine; das genügte, Gott sei Dank, mich aufzuhalten; wäre es abgerissen, so wäre ich in weniger als einer Minute — wahrscheinlich in dreißig bis vierzig Secunden — auf den rauhen Felsen unten in Stücke zerschellt. Die ganze Sache dauerte uicht so lange, als man Zeit braucht, auf dieser Seite zwei Zeilen zu lesen. Ich sah mich gerettet — that einen langen Athemzug, i,m mich zn erholen — dankte Gott, daß es gut mir stand — stieß mit den fersen die losen Steine weg, drehte mich um nnd kletterte wieder fort. Ueber dem Gürtel loser Steine war die Oberfläche des Berges mit einer Kruste bedeckt, die hauptsächlich ans Schwefel bestand; letzterer ist dnrch die Regen herabgespült worden, die anch viele kleine Rinnen gebildet haben. Hier kamen wir besser vorwärts, trotzdem es fast schien, als ob wir an der Wand eines Backstein-Hauses hinaufkletterten, nnd ich glaubte, ich würde sicherlich für den ,,Alpen-Club" passen — falls ich wieder lebendig hinabkam. In diesem Augcublickc erhoben die Eingebornen über uns ein lautes Geschrei, und ich vermnthcte natürlich, es habe Einer den Halt für die Füße verloren und stürze dem gewisfcn Tode entgegen. ,,Aufgepaßt! Aufgepaßt! — Es kommen große Steine!" war der Befehl, den sie nns gaben, und im uächsten Augenblicke sprangen mit Blitzesschnelle mehrere kleine Blöcke nnd eine große Vauaplattc von zwei Fuß Durchmesser an uns vorbei. „Hier ist noch eine!" Sie kommt gerade anf uns zu und wird ganz gewiß Eiuen aus uuserer Mitte nehmen, dachte ich bei mir. Ich hatte, wo Bomben und Granaten flogen und Männer sielen, in der vordcrn Schlachtrcihc gestanden; aber jetzt die Gefahr kommen zn sehen und zu fühlen, daß ich vollkommen hülflos war, ich muß gestehen, das machte mich schaudern; ich duckte mich in der Ninue nieder, in der ich mich befand, und hoffte, sie werde über mich hinwegspringcn: in demselben Augenblicke hüpfte ein ^avastück, einen Fuß im Geviert, vom Berge auf und ging gerade über den Kopf eines Knlie hinweg, der einige Fuß rechts von mir stand, nicht höher als fünf bis sechs Zoll über ihm. Ich hielt es für ausgemacht, daß der Berg wieder einen Ausbruch erlitt und daß er in einem Augenblick uns Alle seine fast senkrechten Der Krater. 173 Wände hinabschütteln werde; da aber keine Steine mehr kamen, so stiegen wir weiter mid standen bald am Nande des Kraters. Das Geheimniß in Betreff der fallenden Steine enthüllte fich nnn. Einer von uns hatte den Gipfel eher erreicht als die Uebrigeu und mit Hülfe eines Eingebornen zmn Vergnügen Steine fortgewälzt, mn sie den Berg hinabspringen zu sehen, hatte aber dummer Weise vergessen, daß wir Alle, ehe wir ans die Kante des Gipfels gelangen konnten, nns theilweise nm die Spitze herumwinden, und das; diejenigen von der Gesellschaft, die noch nicht oben waren, fich gerade unter ihm befinden mußten. Der ganze Berg ist ein großer Kegel von kleinen eckigen Blöcken trachutischer Lava nnd vnlkanischen Sandes, und der am Gipfel befindliche Krater ist nur eine kegelförmige Aushöhlung in der Masfe. Er hat ungefähr achtzig Fuß Tiefe und dreihundert bis vierhundert und fünfzig Fuß im Durchmesser. Die Flüche auf dem Gipfel hat eine elliptifche Gestalt und ist etwa neunhundert Fuß lang nnd sechshundert Fuß breit. Sie besteht auf der östlichen Seite aus kleinen Lavabtöcken, die äußerlich weiß Nebleicht nnd au mauchen Stellen ganz mit einer Ninde von Schwefel überzogen sind. Durch die Steinhaufen hindurch steige» fortwährend Dampf und schwefligsaures Gas auf, und wir eilten bald nach der wiudwärts liegenden Seile herum, um den ersticken^ den Dämpfen zu entgehen; an vielen Stellen liefen wir mit Freuden drauf los, um uicht an den heißen Steinen unsere Schuhe zu versengen. Auf der Westseite des Kraters besteht der Rand ssroßentheils aus Sand nnd ist au einer Stelle hundert und zwanzig Fuß höher als auf der Ostseite. Der Gipfel öffnet sich daher theilweise nach Osten hin, und auf Lontar kann man von einigen der höher gelegenen Punkte aus den größten Theil der Fläche auf der Kuppe dieses abgestumpften Kegels sehen. Als wir den höchsten Punkt auf der Nordiuestseite erreicht hatten, bo-6^n wir uns über den Nand und blickten gerade in den großen thätigen Krater hinein, der den vierten Theil der Strecke vom Mpfel nach dem Meere liegt. Es wälzten fich dichte Massen Dampf und andere Gase herauf, und uur dann und wann t'oun-ten wir die Kanten des tiefen, gähnenden Abgrundes unterschei-den. Hin- ruhten wir ans uud nahmeu uuser zweites Frühstück em; dabei genossen wir, wenn nus nicht das erstickende Gas iu's ^esich« geweht wurde, eine prachtvolle Aussicht über die ganze 174 Gefahren beim hinabsteigen. Banda-Grupve. Dann gingen wir wieder weiter um die Nordseite herum und kamen in einen alten Krater hinab, wo sich ein großer Felsen befand, anf dessen einer Seite „Aetna", der Name eines holländischen Kriegsschiffes, eingegraben war; unser Capitän beschäftigte sich einige Zeit damit, unter demselben ,,Telegraph", den Namen unserer Jacht, einznschneiden. Hier sah man große Massen Schwefel, der Gouverneur sagte, mehr, als er in Java anf irgend einem Berge bemerkt hätte; denn es gehört zu den charakteristischen Merkmalen der Vulkaue dieses Archipels, daß sie alle sehr viel Schwefel liefern. Es war nun Zeit, wieder hinabzusteigen; wir riefen daher unsern Führer, dem Jemand d^, klassischen Vornamen Apollo gegeben hatte (wenigstens ein passenderer Titel als Mercur, denn mit beflügelten Füßen bewegte er sich nie); aber er konnte nicht sagen, wo wir gehen sollten, — als wir abwärts blickten, sah Alles ganz anders aus. Ich wählte eine Stelle, wo die Vegetation sich dem Gipfel am weitesten näherte, und fragte ihn, ob ich dort hinabgehen konnte, worauf er natürlich mit Ja antwortete, wie die meisten Leute es machen, wenn sie nicht wissen, was sie sagen sollen und doch eine Antwort geben müssen. Ich hatte einen Alpenstock, oder einen langen Stock, der an dem einen Ende unbedeutend knlmm gebogen ist, mit hinaufge-nommeu. Mit diesem langte ich hinab und machte in der Kruste, die den Sand uud die loscn Steine bedeckte, Platz für meine Fersen. Unter mir erschien der Abhang Hundertc von Fußen weit senkrecht, aber ich arbeitete mich langsam mehr als neunzig Fuß hinunter und hatte schon angefangen, mir Glück zu wünschen, daß ich so gut vorwärts kam. Bald, dachte ich, werde ich dort unten sein, wo ich mich an jenein Busche anhalten und fühlen kann, daß das Schlimmste vorüber ist; da wnrde ich plötzlich dnrch ein Geschrei von meinen Gefährten erschreckt, die sich in einiger Entfernung rechts von mir befanden. „Halt! Gehen Sie keinen Schritt weiter, sondern klettern Sic direct wieder hinauf, genau so, wie Sie herabgegangen fints.". I^ht sah ich mich zum ersten Mal um und fand zu meinem Erstaunen, daß ich auf einer Landzunge zwischen zwei tiefen, langen Löchern oder Spalten stand, wo kürzlich große Bergstürze vorgekommen waren. Ich hatte meine Aufmerksamkeit so fest auf den vor mir stehenden Busch gerichtet, daß ich nie nach rechts oder links geblickt hatte — in solchen bedenklichen öagen gemeiniglich eine gute Negel. Vorwärts gehen Wieder auf festem Lnnde. 175 hieß meine Gefahr vergrößern, ich kehrte daher nm, kletterte wieder hinanf und lief nm das obere Ende des einen dieser furchtbaren Löcher hernm. Wäre irgend einmal die Krnstc schwach gewesen nnd unter meinen Fersen gebrochen, so hätte mich keine Macht der Erde vom augenblicklichen Tode retten können, Während ich mir mit dem Etabe für die Füße einen Platz nach dem andern machte, dachte ich an Professor Tvndal's gefährliches Auf- und Absteigen am Monte Rosa. Endlich stich ich zu meinen Gefährten, die den Weg gefunden hatten, auf dem wir herauf gekommen warm, und nachdem wir einigemal ausgeglitten nnd uns etwas verstaucht und bedeutende Branschen erhalten hatten, erreichten wir Alle glücklich den Grund und waren froh, daß wir von dcm Vulkan weg waren und, auf Banda Neira landend, uns wieder auf festen: Lande fühlten. Eiuige Tage konnte ich tanm gehen oder meine Arme bewegen, aber diese Lähmung verging bald wieder; anders war es mit den Eindrücken, die jene Grfahren auf meiu Gemüth gemacht hatten: selbst jetzt noch wird, wenn ich plötzlich aus dem Schlafe erwache, die Vergangenheit zur Gegenwart, ich stehe wieder auf der Landzunge, auf beiden Seiten einen fnrchtbaren Abgrund, oder rette mich, indem ich j en es Farnkraut packe. Wie die Beamten erzählen, hatte vor vielen Jahren ein Herr die Kühnheit, den Versuch zu machen, diesen Berg allein zu besteigen. Da er zu der Zeit, wo man ihn erwartete, nicht zurückkehrte, wurden eine Anzahl Eingcborne abgeschickt, uni ihn zu snchcn. Eine Strecke unter dem Gipfel fand man seinen Leichnam. Die Steine, denen er sich anvertraute, hatten wahrscheinlich nachgegeben ; das einzige Gefühl, das daranf folgen konnte, war, daß er fiel und eine Anzahl betünbenoc Schläge hintereinander bekam, und das Leben war aus. Der Gouverneur Arriens versicherte wir, der Gürtel loser Steine sei die gefährlichste Stelle, die er je überschritten habe, obwohl er viele fast senkrechte Wände erstiegen hatte, aber immer an Stellen, wo die Steine fest standen nnd man sicher fnßen nnd sich anhalten konnte. Wenn das Auf- nnd Absteigen nicht so schwierig wäre, könnte man ganz oben am Krater den Schwefel in solchen Massen sammeln, daß er einen wichtigen Ausfuhrartikel bilden würde. Die Behörden theilten mir mit, daß in früheren Zeiten vieler gewonnen worden sci und daß die Emgebornen, welche die gefährliche Besteigung unternahmen, 176 AM'Nlch des Gunonsi Api. immer so vorsichtig gewesen wären, ehe sie den Weg antraten, sich weiß zn kleiden, damit sie, wenn sie bei dem Verslich ihr ^eben verloren, das Todten-Gewand anhatten, welches ihr Glaube verlangt, und sofort in's Paradies aufgenommen wnrden. Der erste Europäer, der den Gipfel des Kraters erreichte, war, so viel ich weiß, Professor Neinwardt im Jahre 1821; der zweite war I)r. S. Müller 1828; von da ab bis znm 13, September 18K5, wo wir ihn bestiegeli, hatte nnr eine einzige Gesellschaft das schwierige Unternehmen versucht: es geschah vom Dampfer „Aetna" aus, dessen Namen wir in dem Krater anf einem großen Steine fandeit. Die Höhe dieses Vulkans beträgt mir zweitausend dreihundert einundzwanzig englische Fuß. Seine Grundfläche hält beträchtlich weniger als zwei Meilen im Geviert. Der Größe nach ist er daher im Vergleich zn dcu riesenhaften Bergen auf Lombok, Java und Sumatra unbedeutend; wenn wir aber das große Leiden nnd die ungeheure Zerstörung an Eigenthum betrachten, die durch seine wiederholten Ausbrüche verursacht worden sind, so wird er einer der wichtigsten Vulkane im Archipel,*) Im Jahre 161,5 kam im März eil, Ansbrnch vor, gerade, als der General-Gouverneur Gerhard Rennst mit einer großen Flotte von Java anlangte, um den Vertilguugskrieg zn volleudeu, den die .Holländer fast zwanzig Jahre laug mit den Ureinwohnern geführt hatten. Vor dem Jahre 1820 lebteu eine Zeit lang viele Menschen anf den niedrigen Flanken des Gnnong Api, nnd es war ihnen gelungen, große Haine vou Mustatennußbaumen herzustellen. Am 11. Iuui jenes Jahres, gerade vor zwölf Uhr, begann in einem Augenblick ohne die geringste Warnnng ein Ausbruch, der so gewallig war, daß die sämmtlichen Menschen sofort an's Ufer flohen nnd in Booten nach Vanda Neira übersehten. Aus dem Gipfel stiegen senkrecht große Massen Asche, Sand und Steine auf. die so erhitzt wareu, daß sie wie glühende Kohlen leuchteten. Die letzteren hagelten auf alleu Seiten herab, ,,sehten", wie die Berichte sagen, ,,die Wälder in Vrand nnd verwandelten bald den ganzen Berg in einen einzigen ungeheueru Flammentegel." *) Von Valentyn und späten Schriftstellern erfahren wiv, daß Ausbrüche in folgenden Icchven vorgekommen sind: 15)80, 1W8, 1609, 1615, 1632, 1690, 1696, 1?l2, 1765, 1775, 177«, 1^'» und 15M Erdbeben auf Banda. 177 Dies geschah leider während des Westmonsun, und nach Banda Neira wnrde eine so große Masse Sand und Asche hinübergeführt, daß die Aeste der Muskatennußbäume sich niederbogen, bis sie nnter der Schwere derselben brachen, und alle Parks anf der Insel völlig zerstört wurden. Selbst das Wasser wnrde untrinkbar, in Folge der leichten Asche, welche die Luft anfüllte und sich in jede Spalte setzte. Der Ansbrnch banerte dreizehn Tage laug nnnnterbrochen fort und hörte nach sechs Wochen noch uicht ganz auf. Bei dieser Erschütterung wurde der Berg, wie es schien, in uorduordwcstlicher und südsüdöstlicher Richtung durchspalten. Der große, thätige Krater, den wir uon der Stelle aus, wo wir hielten, um unser zweites Frühstück zu genießen, anf den nordwestlichen Flanken des Berges nnter uns sahen, entstand damals, und ein zweiter sollte weiter oben zwischen jenem neuen Krater und dem älteren liegen, der sich auf dem Gipfel des Verges befand. Ein ^avastrom ergoß sich die westliche Wand herab in eine kleine Bai und haute eine Landzunge auf, die hundert und achtzig ^uß laug 'st. Das flüssige Gestein erhitzte das Meer ringsum mehr als eine halbe Meile weit, und näher am Ufer wnrden Eier in demselben gekocht. Dieser ^avastrom ist um so merkwürdiger, weil die Vulkane im ganzen Archipel sich dadurch charakterisircn, daß sie, anstatt geschmolzenes Gestein auszuströmen, nnr heiße Steine, Sand und Asche, nebst solchen Stoffen auswerfen, wie sie da emporgeschleudert werden, wo die eruptive Kraft bereits ihre größte Stärke erreicht hat und immer schwächer und schwacher wird. Am 22. April 1824 begann ein Ansbruch, während der General-Gouverneur Van der Capellen in der Rhcdc einlief, gerade so wie es- zweihundert und neun Jahre znvor bei der Ankunft des General-Gouverneur Neynst geschah. Es stieg wieder plötzlich von seinem Gipfel eine große Masse Asche anf, die von Wolken ,,schwarzen Nauches" begleitet war, in welcheu Blitze zuckten, während ein starkes Gedonner dahinrollte, das die Kanonensalve von den Forts auf ^eira vollständig erdrückte. Am 9. Inni folgte ein zweiter Ansbruch, worauf eine vierzehntägige Ruhe eintrat- dann schien der '-^nlkan seine Kraft wieder gewonnen zu haben, und abermals wnrden Asche und glühende Steine in die ^ufl geschleudert und Nelen in Hagelschauern auf seine Wände nieder. Aber die Bewohner Vandas haben von Erdbeben gerade so viel gelitten wie von vnlkanischen Ausbrüchen, obwohl die letzteren ^"lmorc, Ncl!m li,< ostinbijch^i Archipel, 12 1?8 On Dorf unter Wasser gesetzt. gewöhnlich von schwachen Stößen begleitet sind.*) Fast das Erste, was die Aufmerksamkeit auf sich zieht, wenn man im Dorfe gelandet ist, sind die Trümmer, welche die letzte dieser zerstörenden Naturerscheinungen verursacht hat. Viele Häuser wurden dem (Erdboden gleich gemacht, andere dagegen, die mit besonderer Vorsicht gebaut waren, litten uur wenig Schaden. Ihre Mauern sind von Korallenfels oder Backsteinen aufgeführt. Sie sind zwei bis drei Fuß dick und mit Schichten Mörtel beworfen. An der äußern Seite sind in kurzen Zwischenräumen schräge Strebepfeiler angebracht, so daß man die vielen großen Hänser in Banda fast eben so gut für Festungen als für Wohnhauser ansehen kann. Die erste Mahnung, die man erhielt, daß die Zerstörung kommen sollte, war ein plötzliches Ausströmen des Wassers aus der eingeschlossenen Bai, bis die Kriegsbrigg ,,Haai", die bei acht bis neun Faden vor Anker lag, den Grund berührte. Dann kam eine große Welle aus dem Ocean herein, die sich wenigstens fünfundzwanzig bis dreißig Fuß hoch über den niedrigen, westlichen Theil des Dorfes erhob, welcher vom Gunong Api nur durch die schmale Sonnen-straße getrennt ist. Die Prauen, die an diesem Ufer lagen, wurden gegen Fort Nassau hinaufgetrieben, welches damals, wie man mir an Ort und Stelle versicherte, so vollständig verschlungen wurde, daß eins jener Boote der Eingeboruen, als das Wasser bis zu seiner gewöhnlichen Standlinie zurückgetreten war, innerhalb des Forts stehen blieb. Der Theil des Dorfes, über welchen die Fluth hinjagte, enthielt viel kleine Häuser, und fast alle Menschen, die sich in denselben befanden, wurden mit fortgeführt. Das schnelle Hinausfließeu des Wassers aus der umschlosseueu Bai (die in Wirklichkeit nur ein alter Krater ist) wurde entweder durch die Erhebung des Bodens an jener Stelle, oder aber dnrch ein solches Sinken des Meeresgrundes außerhalb derselbeu veranlaßt, daß das Wasser in eine Vertiefung lief, die sich plötzlich gebildet hatte. Wir haben keinen Gruud, anzunehmen, daß im offenen Ocean eine große Bewegung stattgefunden habe, und sicherlich gab es keine hohe Welle oder Springfluth, sonst würde sie auf die Küsten der benachbarten Inseln getreten sein. Von der Rhede führen drei Einfahrten oder Straßen nach dem offenen Meere hinaus. Zwei 5> Naitc Lrdbcbcn ohne vulkanische Äusdriiche sind um'gctommm m den Jahren 1629, 16«3, 1710, 1767. !«l<5 und l«5^. Die alte Geschichte der Vandas. 179 davon sind breit und cine ist schmal. Als der ganze Gipfel des alten Kraters, das heißt, Banda Neira, Gunong Avi, Lontar und der Flacheuraum, den sie einschließen, einen Augenblick emporgehoben wurde, lief das Wasser schnell durch diese Straßeu aus dem Krater hinaus und verursachte uur starke Ströme, da aber das Vand sogleich auf sein früheres Niveau zurücksank, floß das Wasser herein, und die Ströme der beiden breiteren Straßen, die sich trafen und vereinigten, wälzten sich weiter nach dem innern Ende der schmalen Straße hm. Hier trafcu sie alle zusammen, stauten sich auf, breiteten sich über das anstoßende niedrig gelegene Dorf aus uud vernichteten viele Menschenleben. Am Hause des Residenten, cinM Hundert Schritte östlich von Fort Nassau, stieg das Wasser nur gegcn zehn bis fünfzehn Fuß über die Hoch' wassrrstandslinie, und weiter östlich noch weniger. Die eben angegebene Ursache louutc daher, wenn sie auch die Hauptursache war, doch an sich nicht geuügen, ein so hohes Steigen des Meeres über den südwestlichen Theil von Banda Neira und den gegeu-über liegeuden Theil von Gunong Api herbeizuführen, uud ich vermuthe, daß noch eine zweite Ursache hiuzukam, daß nämlich dort das ^and einen Allgenblick unter sein eigentliches Niveau sank. '^alentutl beschreibt eine andere, weniger verheerende Erdbeben-woge folgendermaßen^ „Im Jahre 162!) gab es ein großes Erdbeben und eine halbe Swnde darauf eiue Fluth, die sehr bedeutend war uud bei stiller Witterung eintrat. Das Meer zwischen Neira und Selam" (auf dem westlichen Theile von Lontar)" stieg wie ein hoher Berg empor und schlug an die rechte Seite von Fort Nassau, wo das Wasser neuu Fuß höher als bei gewohnlichen Svringflnthen stieg, Mehrere Hänser am Meere wurden in Stücke gerissen und fortgespült, und das Schiff „Vriel", das in der Nähe lag, wnrde dreimal schnell herumgedreht."") Alle diese Ereignisse erscheinen >>'doch, wenn wir einen Blick auf die frühe beschichte dieses alteu Vulkans werfen, als wären sie erst gestern vorgefallen; denn wenn wir nach der Analogie ") Daß in diesem Falle das in der Rhedc befindliche Wasser nicht iu das Meer hinauöströmte, nnd daß die „ssluth" erst eine halbe Stunde später eintrat, "ls der Stoß stattgefunden, zeigt, daß diese Welle ihren Ursprnng in etwas An° derem hatte, und daß man nicht, wie bei der Mla'nmg der großen Woge vou ^852, anzunehmen vrancht, es habe sich irgend ein Theil dev Inselgruppe ge^ hoben oder gcsmtt. 12« 180 Großer Umfang der Residentschaft Banda. schließen dürfen und den bereits erwähnten groben Krater zum Führer nehmen, der noch heute in den hohen Tenger-Bergen auf Java existirt, so sehen wir im Geiste eilten ungeheuern vulkanischen Berg vor uns. Aus seinem hohen Krater ergießt sich im Verlaufe der Zeit ein Lavastrom nach dem andern; die ^ava ist fest geworden und hat sich in den Trachyt vou Lontar verwandelt. Auf jene Periode folgt eine andere, in welcher Asche, Sand und heiße Steine ausgeworfen werden, nnd welche nnmerklich in die Neuzeit übergeht. Bei einer dieser mächtigen Gebnrtswehen verschwand die westliche Hälfte der Kraterwand unter dem Meere, falls der Senkungsproceß schon damals so weit gegangen ist. Sie sinkt langsam fort, bis sie wenigstens vier Fuß tiefer steht als heutigen Tages, denn in jener Tiefe fanden wir auf der Westspitze Lontars eine große Bank von Korallengestein. Die änßeren Inseln werden jetzt ganzlich untergetaucht, Auf die Periode der Senkung folgt eine Zeit der Erhebung, aber erst als die langsam bauenden Korallenpolypen große Riffe hergestellt hatten, die weiße, kreidige Klippen geworden sind, erreichten sie ihre gegenwärtige Höhe über dem Meere. Nach und nach breitet sich abwärts eine tropische Vegetation aus, die dem sich zurückziehenden Mcerc auf der Ferse folgt, und die Inseln werden geuan das, was sie heutigen Tages sind. Die Banda-Gruppe bildet nur einen Punkt in dem weiten Flächenramne der Nesidmtschaft Panda. Dieselbe umfaßt den ganzen östlichen Theil von Ceram, dic Südwestküste von Neu-Guinea und die vielen Inseln südlich nnd südwestlich bis zum nördlichen Theile von Timnr. Südöstlich von Ceram steht die Ceram-Lant-, das heißt, „seewärts liegende Ceram-" oder Kcffing-Gruppe, die siebzehn Inseln zahlt. Ihre Bewohner sind jenen ähnlich, die ich auf der Südküste von Ceram sah, und gehören nicht zur papuanischen oder Neger-Race. Sie sind große Handelsleute und besuchen fortwährend die anliegende Küste Neu-Guineas, wo sie Paradiesvögel, viele ^ioris oder Papageien verschiedener Gattungen, ,,Krontauben," UsFapodiici^ wohlriechende Hölzer nnd sehr beträchtliche Massen wilder Muskatennüsse einkaufen, welche sie dann an die Bugis-Händler wieder verkaufen, die auf ihren Fahrten hinaus- und heimwärts hier in Banda anlegen. Ich sah viele der wilden Muskatennüsse, die sie aus Neu-Guinea mitgebracht hatten. Anstatt kugelrnnd, wie die in Vanda cnltivirten, sind sie im Umriß elliptisch, ofl 1 bis 1'/^ Zoll lang und gegen Dn> südöstlichen Inseln, 18! '^4 Zoll im Durchmesser. Sie haben jedoch nicht das starke, scharfe Aroma der Mnskatennüsse von Banda, und dies ist, wie mir versichert wurde, überhaupt bei allen wildwachsenden, man mag sie finden, wo man will, und selbst bei jenen der Fall, die man auf Sumatra und Pinang ans Samen nnd Pflanzen zieht, die ursprünglich von den Banda-Iuseln hingeschafft wnrden. Wilde Muskaten-nüsse finden sich noch anf Dämmn südwestlich von Vanda, sowie auf Amboina, (seram, Burn, Batchian, den Obi-Iuselu und Gilolo, anch anf den östlich von letzteren! gelegenen Inseln und auf der Nordtnste des westlichen Theils von Neu-Guinea. Diese Frucht wird weit verpflanzt dnrch die „Nußkuacker", zwei große Taubeu-Arten, (^ainnldll, ^6N6a I'oni. und Ooinindn, p6i'8pi«1Iati« I'em.^ N'elche die mit der Macis bedeckten Nüsse verschlingen. Die Macis ift der einzige Theil, der verdant wird. Der in seiner harten, glatten Schale eingeschlossene Kern geht bald wieder ab, während er seine Keimfühigkeit noch hat, und ein junger Baum schießt auf fern von seinem Mntterstamme. Ocstlich von den Bandas liegt die <^oram-Gruppe, die aus drei Inseln besteht. Sie sind von Eingebornen bewohnt, die sich zur mohammedanischen Religion bekennen. Südöstlich von Goram liegt die Matabella-Gruppc. Diese Gruppen stehen so beisammen, daß sie nnr einen einzigen Archipel bilden. Die Ceram-Laut-^useln sind niedrig, dagegen die zu Goram nnd Matabella gehörigen hoch. Anf der Insel Teor oder Tewer, in der letztgenannten Gruppe, gibt es einen Vulkan, der 1659 einen großen Ausbruch erlitt. Nach der Beschreibung des Herrn Wallace bestehen die Matabcllas aus drei- bis vierhundert Fuß hoheu Korallenriffen. Die Bewohner dieser Inseln gehen zuweilen westlich bis Smnbawa und Bali hinüber. Die „Südöstlichen Inseln" beginnen in Norden mit der Ki-Gruppe, zehn au Zahl, südlich vom vorigen Archipel, Drei von den Kis sind große Inseln, und zwei sind hoch; auf der einen steht eine Spitze, die man auf ungefähr dreitausend Fuß schätzt. Sie sind so gut bevölkert, daß sie muthmaßlich über zwanzigtansend Seeleu euthalteu. Die Eiugebornen sind sehr betriebsam und als Bootbauer berühmt. Das Holz, das sie benutzen, kommt von ihren eignen Bergwänden, und (5-isen brauchen sie nicht, um vollständige Boote von beträchtlicher l^röße herzustellen, die sie an die Bewohner jener ganzen Gegend des Archipels verlaufen. Weiter nach Osten liegen die 192 Paradies-Vöqel. Aru- (im Holländischen! Aroe-) Inseln, das heißt, „die Inseln der Casuarina-Bäume.^ Sie zählen gegen achtzig, sind sehr niedrig und bilden eine etwa hundert Meilen lange nnd halb so breite Kette. Wenn man sie in Westen sieht, erscheinen sie wie eine einzige fortlaufende, niedrige Insel; kommt man aber näher, so findet man, daß verwickelte Kanäle sich zwischen denselben hinwinden, durch welche starke Fluthströmc lanfen. Die Bewohner sollen genau denjenigen von Haruku, Saparua und Nusalnut gleichen. Die gauze Bevölkerung wird nur auf vicrzehutausend berechnet. Einige sind Christen, und man hat zwei oder drei eiu-geborne Schullehrer aus Amboina dort angestellt. Auf der östlichen Insel sollen Papuaner leben. Auf den seichten Koralleu-bänken dieser niedrigen Inseln werden große Massen Tripang gesammelt, und im Meere sieht man den Dugona, oder die Seekuh, Nalioore üuAnn^ (Üuv. Hier findet sich der große Paradiesvogel, ?«,r«.<1i^l>, apoän, und auch der rothe Königsparadiesvogel, ?«i'a-äi86a re^ia. Die Bülqc dieser schönen Vögel wurden wahrscheinlich viele Jahrhunderte lang von hier nach Vailda gebracht und an die chinesischen Händler verkauft; aber die erste Nachrickt über dieselben haben wir durch Pigafetta erhalten, der Magellan's flotte begleitete, ssr sagt, der König von Vachiau, einer ^nsel westlich von der Südspitze Gilolos, habe seinen Reisegefährten einen Sclaven und beinahe zweihundert Pfund Gewürznelken als beschenk für ihren Kaiser, Karl V.. sowie auch „zwei höchst schöne todte Vögel gegeben. Sie sind etwa so groß wie eine Drossel, haben kleine Köpfe, lange Schnäbel, Peinc von der Länge einer Handbreite und so schwach wie ein Federkiel, Anstatt eigentlicher Flügel haben sie lange federn von verschiedenen Farben, wie große Schmuckfedern. Der Schwanz gleicht dem der Drossel, Mit Ausnahme der Flügel, haben alle federn eine dunkle Farbe, Gr fliegt nie, außer wenn der Wink geht. Man sagte uns, diese Vögel kämen aus dem irdischen Paradiese, und sie nannten dieselben Volondinata *), das lieißt, „Gottesvögel"." Die Portugiesen übersetzten dieses Wort in ihre Sprache mit „ave 60 l>Äriu!-l< daher unser Name „Panidicsvogel", ein gut gewählter Name, denn bei manchen Arten sehen die Federn ganz wie die ^ Herr Crawsurd meint, dico sei cim Eonuptiim don I.m'm^leiv-lw, das im Malaiischen ..Gottcsvögel" bedeutet. Der Vulkan Ma, 15N brillantesten Juwelen aus. Südwestlich von den Ki-Inseln liegt Timur-Laut, nnd wenn wir weiter nach Timur hin gehen, kommen wir zu den „Südwestlichen Inseln", die aus der Baba-, Ser-matta-, Letti., Roma-, Wetta- und Lamma-Gruppe bestehen, welche wir bemerkten, als wir auf den, Dampfer von Dilli wegführen. Kehren wir von Wma nach Nordeil zurück, so kommen wir nach Gunong Api, einen, unbewohnten Vnlkan, der sich zwischen sechs- und siebentausend ,nch über das Meer erhebt. Er ist eine wohlbekannte Landmarke für die Schiffe, die nach China wollen und die Durchfahrt von Ombay hcranfgekommen find, oder welche die ,Vloris-See lierabkommen und durch jene Straße nach dem indischen Ocean hinansfahren wollen. Nordöstlich von Gunong Api liegen die ^ueipara nnd Schildkröten- (im Holländischen Schilpad-) Inseln, die hänsig Prauen von Amboina besuchen, um Schildpatt zu holeu, Ocstlich vou Gunong Api steht Nila, ein thätiger Vulkan, gegen siebzehnhundert mch hoch, und nördlich von ihm befindet sich Serua, ein bloßer vulkanischer Kegel, der schroff aus dein Meere aufsteigt. Im Jahre 1894 fand bei diesem Vulkan ein großer Ausbruch statt. <5m Theil der Kraterwand stürzte ein, und die ^ava floß dermaßen über, daß die gauze Insel, wie man es darstellt, ein einziges „Mnermeer" wnrde und die sämmtlichen Bewohner sich genöthigt sahen, nach Banda zu fliehen. Im September 1844, nach einer Reihe von hnndert und fünfzig Jahren, fing wieder ein Ansbrnch an, der abermals Jedermann >wang, feine unwirthlichen Ufer zu verlassen. Seit jener Zeit hat man sich von Neuem dort angesiedelt, uud hier in Banda liegen viele Boote, die seine Bewohner in der letzten Hälfte dieses Monats bringen, wo Tage lang ununterbrochen kein Lüftchen das spiegelglatte Meer kräuselt — in der That stille Tage. Da die ^ingebornen kein Eisen haben, so wird das ganze Boot aus Hol; gebaut. Der mittlere Theil ist niedrig, der Bug und das Hintertheil aber biegen sich hoch empor' die Boote sind daher ganz anders als alle, die ick sonst in einer Gegend des Archipels ge. sehen habe, nnd erinnern an die Darstellungen, die man gewöhnlich von jenen gibt, welche die Eingebornen in manchen Gegenden der Südsee benutzen. Während ich meine Aufmerkfamkeit auf die Geologie gewandt hatte, suchte der Eiugeborne, der mir half Muscheln sammeln, nach 184 Geologic von Amlwina, einem,,Zager", das heißt, nach Einem, der Vögel abzubalgcn versteht. Er hatte das Glück, bald Einen zu finden, der ebenfalls ein Eingeborner von Amboina war, denn alle diese Eingebornen haben eine Abneignng gegen Jeden, der ans einem andern Dorfe stammt, und treten nur mit ihm in Verbindung, wenn sie von ihren eignen Leuten Keinen finden können. In den wenigen Tagen, die wir auf den Bandas waren, sammelten sie mehrere Arten sehr schöner Königsfischer (^Ilnllsi i^iän). Wer nnr unsere dunkelfarbigen Exemplare gesehen hat, kann sich von dem prächtigen Gefieder, welches diese Vögel im tropischen Morgenlande annehmen, kaum eine Vorstellung machen. Auch waren sie so glücklich, einige herrliche Exemplare eines sehr seltenen und werthvollen Vogels, der kaum einen Schwanz und acht ganz verschiedene Farben hat, der kitta vi^oi-»^ zu finden. Eine verwandte Art kommt anf den Arru-Inseln, eine zweite auf Buru, eine dritte auf Gilolo und eine vierte auf Celebes vox; auf der großen Insel Eeram aber ist noch keine bekannt. Wir dampften jetzt nach Amboiua zurück, und wahrend die Jacht Kohlen einnahm und sich zur Fahrt nach Eeram rüstete, ging ich mit den, Gonuerneur qner über Laitimur hinüber. Unserm Zuge voran schritt ein Eingeborner, der eine große hollandische Flagge trug, und hinter ihm kam ein „Hauptmann", auf der rechten Seite von einem Manne unterstützt, der eine Tifa, und anf der Linken von einem zweiten, der einen Gong schlug. Dann kam der Gouverneur, von einem Dntzend Kulies in einem großen Stuhle getragen, und ich, in einem ähnlichen Stnhle von derselben Unzahl Knlies fortgebracht. Von der Stadt ans stiegen wir sofort eine Reihe Hügel hinauf, die spärlich mit Gesträuch bedeckt waren und aus weichem, rothem Sandstein bestanden, welcher rasch zerfällt nnd offenbar einen sehr neueu Ursprung hat. Er findet sich auf der größten Höhe, über die wir setzten, und die fünfzehn-bis achtzehnhundert Fuß über dem Meere liegt. In der Nähe dieses Punktes stiegen wir in einen kleinen Wasserriß hinab, wo der weiche Sandstein weggespült worden und die darunter liegenden Felsen sichtbar waren. Hier fanden wir Feldspath-Porphyr und Serpentin. Von da gingen wir noch über andere Sandstein-Hügel und kamen am Dorfe Nutang zur Meeresküste hinab. Wir hofften einen kleinen Granithügel zu finden, den Dr. Schneider entdeckt hatte, waren aber nicht in, Stande, die Identität der von Hohe Korallenriffe. 185 ihm beschriebenen Stellen zu ermitteln. Dr. Bleeker, der im Jahre 1856 nach Ema hinüberging, sagt, die ersten Hügel, die er erstieg, hätten ans Korallengestein bestanden, und als er sich nacl, der Meeresküste hinabbegeben, sei er wieder auf dasselbe gestoßen. Wir bemerkten es damals nicht, aber auf meinem ersten Ausflug nach der Cacaoplantage auf Hitu fand ich ein langes Korallenriff, das volle fünfhundert ^nß über dem Meere stand. Es war eine vollkommene Wiederholung des Riffes, das ich in der Bai des portugiesischen Dorfes Dilli am nördlichen Ende von Timur besuchte. Alis seinem Gipfel war eine kleine Stelle abgeholzt worden, und dort fand ich mehrere Paare der nngeheuer großen Muschelschalen von der I'i'iöacma ^8'^? die, wie es ihrer bezüglichen ^agc nach schien, einst von dem weichen Komllengestein theilweise umgeben waren und, als dasselbe weggespült wurde, auseinander sielen. Sie waren sehr beschädigt, hatten aber nicht mehr als die Hälfte ihres Gewichtes verloren. Von Menschen waren sie offenbar nicht dorthin gebracht worden; denn die Eingebornen benutzen sie selten oder nie als Nahrungsmittel. Sie können sich die Mühe ersparen, solche große zweischalige Weichthiere zu sammeln, da sie die Sagopalmen in Fülle haben nnd diese Bäume nur zu fälleu und das Mark Heranszugraben branchen, urn Nahrung in Ueber-flnß zu bekommen. Wenu sie in frühereu Zeiten die Iriäaona als Lebensmittel sammelten, so hätten sie gewiß die großen Schalen, deren jede ursprünglich hundert Pfund oder noch mehr wog, nicht eine Meile weit in die Berge getragen, sondern hätten das Thier herausgenommen und die Mnscheln am Ufer liegen lassen. Der Gouverneur Arrieus, der diese iu der Neuzeit entstandenen Riffe sorgfältig stndirt hatte, sagte mir, er habe sie bis achthundert Fuß hoch über dem Meere gefunden, aber weiter hinauf scheinen sie zu verschwinden. Als wir wieder zurückgingen, machten wir anf den Hügeln hinter der Stadt eine Zeit lang Halt, um die prachtvolle Aussicht auf die Bai und die hoheu Berge zu genießen, die auf der gegenüberliegenden Seite stehen. Da zertheilten sich gerade die breiten Schichtwolken, die in Westen trieben, und Strahlen glänzenden Sonnenlichts schössen durch ihre Risse und erleuchteten das dunkle Wasser nnter uns. Damals lagen der Stadt gegenüber nicht viel Schiffe und Prauen vor Anker, aber man sagte mir, etwa einen Monat spater würden viele ankommen, denn um den fünfzehnten 136 Ambomas Handel. September, wo wir von Banda anlangten, hatte die trockne Jahreszeit mit ibrcm heitern Himmel und leichten Winden begonnen. Schiffe und Prauen jeder Art kommen in einem Jahre ungefähr zweihundert nach Amboina. Die Pranen gehören den Ein-gebornen selbst nnd stehen nnter ihrem Befehl; die meisten Schiffe aber werden von Mestizen befehligt nnd gehören Arabern und Chinesen, die in der östlichen legend des Archipels den größern Theil des Handels betreiben. Seitdem eine Dampfschifffahrtslinic hergestellt ist, benutzen die Araber nnd Chinesen dieses Mittel, ihre Waaren von Batavia nnd Surabaya, wo sie dieselben direct aus Europa empfangen, hierher zu schaffen. Der ganze Werth der Einfuhr beträgt eine halbe bis dreiviertel Million holländische Gulden, Der Hauptartikel besteht in Baumwollenwaaren; dann kommt zunächst Neis, der zum Unterhalt der Truppen den ganzen Weg von Java und Sumatra hergefahren wird. Auf allen hiesigen Inseln wird nur sehr wenig Reis gcbant, weil es keine niedrig gelegenen, ebenen ?ändcreirn gibt, die sich zu seinem Anbau eignen. Auf den Vandas ist die ganze Aufmerksamkeit der Bevölkerung der Cnltur der Muskatennuß gewidmet, so daß sie in Betreff der Lebcnsmittel völlig von anderen Inseln abhängen. Die wichtigsten Ausfuhrartikel von Amboina sind Gewürznelken, Cacao, Kayu-puti-Oel, Muskatrnnnssc, verschiedenartige Hölzer nnd Macis, Früher pflegten die Bewohner von Ceram-^aut, Mram und den Arrn-Inseln ihren Tripang, Schildpatt, Paradiesvögel und Massoi-Ninde in den Hafen von Am-boina zu bringen, nm diese Waaren an die Bugis zn verkaufen, aber die letzten vierzig bis fünfzig Jahre sind die Bugis von Macassar direct nach jenen Inseln gefahren und haben mit den Bewohnern in ihren eignen Dorfern gehandelt. Im Jahre 1854 wurden Amboina, Vanda, Ternate und KcuMi zu Freihäfen gemacht; dies hat jedoch an keinem dieser Plätze den Handel wesentlich gehoben. Am blühendsten war der Handel in Amboina während der Zeit, wo die Engländer es zum letzten Mal iuue hatten, von 1814 bis 1816. Der Hafen war damals frei; als er aber von Neuem in die Hände der Holländer überging, wurde wieder Zoll verlangt, der den Handel in andere Kanäle trieb, wo er noch immer bleibt, ungeachtet es jetzt keinen Zoll mehr gibt. Das richtige Rmnphms' Grabmal. 187 Mittel hat man angewandt, aber es war zu spät. Dasselbe Schicksal hat auch der Handel in Batavia gehabt, wo die schweren Zölle die Händler aus dem östlichen Theile des Archipels bewogen haben, direct in den Hafen uon Singapore zn segeln. Ich war lange in Amboina gewesen, ehe ich ermitteln konnte, wo Rumphins' (^rab liegt, nnd selbst dann fand ich es nur durch Zufall — so selten spricht man gegenwärtig von dem großen Manne. Von dem Anger hinter dem Aort führt eine schön beschattete Ctrahe nach Osten hinanf, nnd der Fremde richtet, während er an diesem stillen Platze spazieren geht, seine Aufmerksamkeit auf eine kleine, viereckige Cänle, die in einem Garten steht. Eine dichte Gruppe Kaffeebäume schlichen sie fast in ihre herabhangenden Zweige ein, als versuchten sie dieselbe vor Wind und Regen nnd vor der zerstörenden Hand der Zeit zu schützen. Unter ienem einfachen Denkmale rnhen die sterblichen Ueberreste des großen Naturforschers. Die Inschrift, die sich selbst erläutert und zeigt, wie nahe diese heilige Stätte daran war, für immer ganzlich vernachlässigt und vergessen zu werden, lautet folgendermaßen: MEMORIAE SACRUM GEORGII EVERARDl RUMPUII, de re botanica et historia naturali opt.ime meriti TUMULUM • dira temporis ealamitate et sacrilega manu ferc DIRÜTUM, Mauibus placatis vestitui jussit et pietatem reverontiamque publicam tesHfieans HOC MONUMENTUM IPSE CONSECRAVIT Gochirus Alexander Gerardus Philippus Lilx'v Ujivo A Capellen Totius Indiae Uelgicaeque PRAEPECTUS REGIUS. Amboinae Mensis Aprilis, Anno Domini M.üCCC.XXIV. G c 0 rg Eberhard N n Nl p f, dessen Name zur Anerkennung des großen Dienstes, den er der wissenschaftlichen Welt geleistet hat, in Rumphius latinisirt worden ist, war ein Deutscher, ans einer kleinen Stadt in Hessen-Cassel gebürtig. Er wurde um das Jahr 4636 geboren, studirte Medicin, ging im Alter von acht- 188 Rumphmtz' Leben und Werte. undzwanzig Jahren nach Batavia, trat in den kaufinännischen Dienst der holländischen Ostindischen ^'oinftagnie nnd begab sich von da weiter nach Amboina, wo er den Rest seines Bebens verbrachte. Zweinndvierzig Jahre alt, beabsichtigte er eine Neise in sein Vaterland znrnck, wnrde aber plötzlich blind und verließ daher seine neue Inscl-Heimath nie wieder; trotz seiner Blindheit setzte er seine Lieblingsstudien in der Naturgeschichte bis zu seinem Tode fort, der M13 erfolgte, wo er das reife Alter von siebenundsechzig Jahren erreicht hatte. Seiu großes Werk über die Muscheln von Amboina, das erst 1705, zwölf Jahre nach seinem Tode, veröffentlicht wurde, war lange Zeit das anerkannte Muster, auf welches alle conchnliolo-gischen Schriftsteller sich beriefen, Srin umfassendstes Wert war jedoch das „Nßi'dlu'iuin ^mdoinen««" oder „^in^oiuson Xi-uiä-doek", das erst achtnndvierzig Jahre nach seinem Tode aus dem hollandischen Archiv befreit und veröffentlicht wurde. Es enthalt die Namen und genane Beschreibuug der Pflanzeu dieser Gegend, ihre Blüthezeit, ihre Etaudortc, ihreu Gebrauch und die Behandlungsweise derjenigen, die cnltivirt werden. Wenn wir bedenken, daß zu seiner Zeit weder die Botanik noch die Zoologie zu einer Wissenschaft geworden waren, nnd ferner erwägen, wie viele nnd genaue Belehrung er nns gibt, so verleihen wir ihm einstimmig mit seinen Zeitgenossen den hohen, aber wohlverdienten Ehrennamen: „Der Indische Plinins." Achtes Kapitel. Guru. Den 25. September. — Ich dampfte von Amboma die Bai hinab, diesmal nicht ohne ein leises Gefühl der Traurigkeit; denn ich erinnerte mich der vielen glücklichen Stunden, die ich mit Muschelsammelu au seinen Küsten und mit Umherschwärmen auf seinen hohen Bergen verbrachte, und vergegenwärtigte mir, daß ich diese Freuden wahrscheinlich nie wieder genießen würde. Seit meiner Ankunft in Batavia waren erst drei Monate vergangen, aber ich hatte so viele und so verschiedene Scenen durchgemacht, daß es mir vorkam, als sei Amboina ein Jahr lang meine Heimath gewesen — und so scheint es mir heute noch. Als wir zur Mündung der Bai heraus waren, nahmen wir uuseru Coins nach Westen und hielten uns so nahe am Lande, daß ich eine schöne Gelegenheit hatte, mir die Orte noch einmal zu besehen, die ich während eines heftigen Sturmes besucht hatte, wo das Meer sich in schäumender Brandung längs der Küste hin wälzte uud donnerte. Auf der Höhe der Westspitze scrams liegen drei Insel«! Bonoa, Kilang und Manipa. Bonoa, die östlichste, ist hügelig, gegen zwölf Meilen lang uud halb so breit. Ihre Bevölkerung ist in Christen und Mohammedaner gelheilt, und Jeder hat einen so bittern Haß gegen den Andern, daß die Christen sich endlich entschlossen, ihr Vaterland zu verlasseu und im Jahre 1837 nach Bachian zogen. Dadurch kamen die Gewürznelken-Gärten auf Bonoa in Gefahr, vernachlässigt zu werden, uud der Mann, der damals Gouverneur der Molukken war, schickte deshalb Boten zu 190 Die Sawlli-Vai auf Ceram. ilmen, um sie zur Rückkehr zu bewegen; da dies nichts half, begab er sich selbst in einem Kriegsschiff hin und brachte sie zurück. Von Amboina fuhren wir die Straße zwischen Kilang und Manipa hinauf, die nicht ganz eine Meile breit ist und durch lange, zungenförmige Korallenriffe, die von mehreren Spitzen vorspringen, noch viel schmäler gemacht wird. Von Süden her war eine srische Brise aufgestiegen, und unter voller Dampfkraft und gutem Druck der Segel durchfnrchten wir die Wellen, die sich gegen den Wind emporwälzten. In allen diesen Straßen sind die Fluthströmungen start und an vielen Stellen so geschwind, daß selbst ein gutes Boot, wenn es ihnen entgegenfährt, mit Nudern nicht vorwärts kommt; dies macht viele der schmalen Kanäle für die Boote der Eingebornen sehr gefahrlich. Jenen Abend sahen wir die hellen Feuer, die von den Fischern auf den Küsten Bonoas aufgebaut waren, auf unserer Backbordseile, und am nächsten Morgen befanden wir uns in der Nähe der Sieben Brüder, einer Inselgruppe auf der Westseite der Sawai-Bai. Hier liegen drei gefährliche Riffe, die anf den Seekarten nicht verzeichnet sind, eine Meile oder noch weiter vom Ufer. Während wir vorbeifuhren, sahen wir am obern Ende der Bai drei- bis viertausend Fuß hohe Berge neben dem Meere stehen. Hu Mittag ankerten wir in dem kleinen Hafen von Wahai, der durch Korallenriffe gebildet wird, welche bei niedriger Ebbe entblößt sind. beider ist sie zu klein, als daß Segelschiffe sicher hineinfahren können, sonst würden unsere Walfischfänger, die diese Meere befahren, sie dann und wann besuchen. Das ganze Dorf besteht ans einem kleinen Fort, einem Hanse für den Commandanten, der im Eapitänsrange steht, einem Hanse für den Arzt und einigen Hütten der Eingebornen, die auf beiden Seiten liegen, Der einzige Verkehr, den die Bewohner dieses isolirten Postens mit der übrigen Welt haben, wird durch Kulies vermittelt, die vom obern Ende der Elpaputi-Bai uach dem obern Ende der Sawai-Bai hinübergehen nnd dann au der Küste herkommen. Alle Gingebornen im Innern jind von der holländischen Regierung ganz unabhängig, nnd die Eingebornen von der Küste, welche die Brief-post tragen, sind unterwegs jeden Augenblick der Gefahr ausgesetzt, beraubt oder ermordet zu werden. Mein Jäger begann sofon Vögel zu sammeln, während ich die Ufer nach Muscheln durchsuchte nnd kanftc, was die Einge- Schöne Vögel. 191 boruei« zufällig in ihren elenden Wohnungen hatten. Die gemeinste Mnschel ist hier eine ^uriouia. Ihre eigenthümliche Oeffnung ist, wie ihr Name besagt, der des menschlichen Ohres ähnlich. Sie lebt anf den weichen, schlammigen Flüchen, wo der vielwurzlige Mangelbaum gedeiht. Die seltenste und werthvollste Muschel, die man hier findet, und überhaupt eine der seltensten, die in allen diesen Meeren leben, ist die I^o^wIlHria ro«tiro8t,i'i8. Sie findet sich so selten, daß ein Paar hier oft für zehn Gulden (5 Thlr. 18 Sgr.) verkauft wird. Mein Jäger kehrte bald mit zwei großen tauben, der (^ri>opIiÄ^a Inotua^ und einem sehr vollkommenen Exemplar von jenem berühmten Vogel, dein ?1lit^coi^u8 I^po-pllouiu» 0. K. Ora/, zurück, den die Malaien, weil er der schönste jeiler ganzen brillant gefiederten Familie ist, den Oaktori lajali oder ,,Fürsten-Papagei" nennen. Für einen Papagei ist er eiu kleiner Vogel. Der Kopf, Hals nnd die unteren Theile sind glanzend scharlachroth; die Flügel haben ein dunkles, kräftiges Grün, der Nucken und Rumpf ein glänzendes Lasurblan, das im Schwänze, der fast so lang wie der Leib ist, in ein noch dunkleres Blau übergeht. Diese Vögel stiegen gewöhnlich paarweise, und wenn sie dnrch das grüne Laubwerk schießen und man ihre graziösen Gestalten und ihr brillantes Gefieder erblickt, kommt es Einem vor, als werde man einen Augenblick an einen Traum von, Pü' radiese erinnert. Große Flüge rother ^oris, ^<>8 rudru, Oml., noch andere Arten kleiner Papageien und viele Sorten Taubeil besuchen die umliegenden Wälder, nuo au der Küste leben mehrere Arten Königsfischer und Schnepfen. Diese feltene Jagd genoß ich drei Tage lang. Dann dampften wir aus der kleinen Bai von Wahai hinaus, um nach der Insel Buru zu fahren. Während wir Bonoa passirten, hielten wir uns nahe am Ufer nnd sahen ein großes, weißes Denkmal, das von den Portugiesen errichtet wurde und wahrscheinlich einer der I^äwes oder „Entdecknngs-sänlen" ist, welche D'Abreu dort aufstellte, als er diese lauge gesuchten Inseln zum ersten Mal erreichte. Bald darauf passirten wir Swangi, ,,die Geister-Insel," einen einsamen Felsen bei Manipa, auf dem, wie die abergläubischen Cingeborncn meinen, ein böser Geist spuken soll. Burn, die Insel, nach welcher unsere Reise giug, liegt einige Meilen westlich von Manipa. Ihr Flächeninhalt wirb auf unge-fähr zweitausend sechshnnoert Quadrat-Seemeilen geschätzt, so daß 492 In der Verbannung. sie um die Hälfte größer ist als Bali oder Lombok. Ihre Gestalt ist eiförmig; die größte Are geht voll Osten nach Westen. Ihre Küsten sind nicht, wie die aller größeren Inseln jener Gegend, ausgezackt, sondern ganz, außer an der nordöstlichen Ecke, wo sie zurücktreten und die große Bai von KarMi bilden. Der Eingang in diese Bai liegt zwischen zwei hohen Caps, die drei bis vier Meilen von einander entfernt sind, so daß sie in Nordosten dem Meere ganz offen steht. Innerhalb der Caps werden die Küsten niedrig und bilden in Südwesten einen großen Morast. Von Osten nach Westen dehnt sich die Bai so weit aus, daß sie gegen sieben Meilen lang ist. Auf den an der Südseite derselben hinlaufenden Niederungen liegt die holländische „Besitzung" oder der Posten, der ebenfalls Kanäli heißt. Hier steht ein kleines, gut gebautes Fort, in welchem ein Lieutenant und Arzt nebst einer Compagnie Miliz von Java oder Madura liegen. Das Civil-Departement verwaltet ein Controleur, und der Gouverneur hatte die Güte, mir ein Schreiben an ihn zu geben; er wie seine liebe Gattin nahmen mich sofort freundlich auf, und die Dinge gestalteten sich so, daß ich bei ihnen und dem Arzte mich eine lange Zeit aufhalten muhte. Der Plan, den der Gouverneur vorschlug, ging dahin, daß wir fünf Tage uach der Zeit, wo der Dampfer mich in Kay6li landete, nach Ternate und Neu-Guinea abfahren wollten. Diese fünf Tage vergingen, aber es erschien kein Dampfer. Einmal über das andere paßte ich Stunden lang anf und hoffte, ja glaubte fast, Nauch am Horizonte unterscheiden zu können und den „Telegraph" bald in den Hafen kommen zu sehen. So verfloß eine Woche, dann zehn Tage, und nun waren Alle, wie ich, zu der Ueberzenguug gekommen, daß etwas Unerwartetes eingetreten und ein Unglück geschehen sein »nüsse. Aber was war es? Das wußte Niemaud. Iu solcher Ungewißheit uud Vesorguiß vergingen fünfzehn Tage; da sah man eine große Prau vom Meere her kommen. Sie brachte mir einen Brief vom Gouverneur Arriens, worin er mir mittheilte, daß gerade in dem Augenblicke, wo er im Begriff gewesen, wie er beabsichtigt hatte, mich abzuholen, die Nachricht gekommen, daß in Ceram eine große Empörung ausgebrochen sei. Er begleitete sofort den Capitän eines großen Kriegsschiffes, dem es oblag, alle Ausstände zu unterdrücken, auf den Schauplatz. Als sie dem Dorfe gegenüber anlangten, landete der Capitän, ungeachtet ihm Alle abriethen, mit einer kleinen Macht, in der Hoffnung, mit den Re- Ausflug nach tn'i- Südostseitt' der Vm. 193 bellen unterhandeln zn können, aber er hatte kaum die Küste erreicht, als ein Streifeorps von ihnen, das im Hinterhalt lag, eine Salve in sein Boot abfenerte und ihn zweimal bedeutend, aber nicht tödtlich verwundete. Ich sah mich jetzt wirklich verbannt, denn die Jacht mnßtc nothwendig kommen und mich abholen. Ich ergab mich daher ruhig in mein Schicksal und beschloß, die Gelegenheit zu benutzen und von den schönen Vögeln der Insel eine Sammlung zu machen. Mein erster Ausflug ging nach einer Klippe anf der Südostseite der Bai, in der Nähe ihrer Mündung; sie bestand aus metamorphischen Schiefern, die durch Fugen und Adern sehr gespalten waren und in kubischeu Blöcken auseinander fielen. Eine andere Stelle, die ich häufig besuchte, war der niedrige Morast auf der Südwestseite der Bai, durch welchen ein so bedeutender Strom herausfließt, daß ein großes Eanoe drei Tagereisen weit auf demselben hinanffahren kann. Den Kanälen entlang, die sich in dem Moraste befinden, steht ein dichter Wald, dessen hochoben beginnende Aeste zusammenstoßen und eine betrachtliche Strecke weit großartige, überdeckte Gänge bilden. Hier versammeln sich die Königsfischer gern; sie sitzen anf den nntersten Aesten und schießen dann nnd wann, gleich fallenden Pfeilen, in das rnhigc Wasser herab. Es war wonnevoll, während der Hitze des Tages anf diesen kühlen und schattigen Kanälen hinzugleiten, die sich hin und her winden, nnd zwar in einer so endlosen Ncihe von Krümmen nnd Winkeln, daß mau der reichen, fast drückenden Vegetation, die Einen ununterbrochen nmgibt, nicht überdrüssig wird. An der Mündung jenes kleinen Flusses stehen lange, seichte Sandbänke, die bei niedriger Ebbe entblößt sind; auf ihnen liegen !Noße Baumstämme und .Klötze, die mit den Strömen herab-gekommen und auf ihrem Wege nach dem Meere anf den Grund gerathen sind. Auf diesen breiten Bänken versammeln sich, wenn die Ebbe aufhört und die Flnth beginnt, lange Reihen von Möven, ^andlänfern, Regenpfeifern und Brachvögeln uud mnfscn, so wie das Wasser vorrückt, sich immer mehr dem Ufer nähern, bis ihnen "ls einzige Ruheplätze nnr noch die Klötze nnd Baninstamme leiben, die ihre krnmmcn Aestc und Wurzeln über die Oberfläche des Wassers erheben. In solchen Zeiten sind diese Sitzstellen eine ^uzige lebendige, flatternde Mafse von Vögeln. Ich begab mich unmer nnd immer wieder dorthin und kehrte stets mit so vielen V lamo «, N^cn im ostmdMcn Archipel. 13 194 Lori-Iaqd. Exemplaren zurück, als mein eingedovm'r ,^ügel an> folgenden Tage abbalgen konnte. Wenn ich hinter dem Hause des Controleurs einige Minuten weit spazierte, kam ich in den ringsum liegenden Wald, wo ich eine Stunde nach der andern hin und her zu schwärmen pflegte, bis ich die Lieblingsplütze der meisten Vögel kannte; dabei sicherte ich mir fast jeden Tag, bis ich die Insel verließ, Exemplare von einer Art, die in meiner Sammlung noch nicht vertreten war. Es ließen sich immer wieder andere sehen, und ich mnßte ein oder mehrere Exemplare von ihnen bekommen- je mehr ich daher sammelte, desto interessanter wurde meine Arbeit. Meine Tagesordnung war regelmäßig folgende: Am Morgen sagte ich bis zehn oder elf Uhr, begab mich hieranf nach Hause, nm die Hitze zu vermeiden, ging dann gegen vier Uhr wieder hinaus und blieb, bis die untergehende Sonne mich mahnte zurückzukehren oder durch den finstern Wald, so gut ich konnte, zurückzutappen. Bald nach meiner Ankunft füllte sich eiu Baum, so groß wie unserr Eiche, mit großen scharlachrothen Blüthen, und am frühen Morgen kamen Flüge rother Loris (Nos rudra <3m!.) und anderer kleiner Papageien mit blauen Köpfen, rothen und grünen Brüsten und auf der untern Seite der Flügel mit hellrothen und brillant gelben federn (I'rioiw^loßsu» o^noFrammM ^aß'1.), um sich von ihnen zu nähren. Wo diese Vögel ihren Morgenschmaus angefangen hatten, war leicht an ihrem lauten, unaufhörlichen Kreischen nnd Schnattern zu erkennen, und nachdem ich Hnnderte von Schritten verstohlen durch dichtes Gesträuch geschlichen war, sah ich plötzlich einen der großen Vänme mit Dntzenden solcher brillant gefiederten Vögel angefüllt, die umherflogen oder nach den Spitzen der Aeste hinaufkletterten nnd ihre Flügel zur Unterstützung benutzten, um, während sie an den prächtigen Blüthen ein leckeres Frühstück genossen, sich im Gleichgewicht zn erhalten. Dies sind in der That die Vögel, die Moore folgendermaßen schildert - „Die Loris, die m dem Korallenbaum Auf Indiens warmen Sonneninscln sitzen Und zwischen seinen Purpurblüthen blitzen," Valo nach Sonnenuntergang kamen immer ungeheuer große Fledermäuse paarweise heraus und segelten auf ihren lederartigen Ein Dschungel. „Fliegende Füchse." 195 Flügeln umher, nach jenen Vanmen suchend, die zufällig Früchte hatten. Die Flügel eines Männchens, das ich schoß, mas;cn von einer Spitze zur andern vier Fnß nnd uier Zoll, und die Flügel des Weibchens, das es begleitete, spannten sich vier Fuß acht Zoll weit aus. Sie werden von den Holländern ganz passend ,,fliegende Füchse" genannt und scheinen fast uorsündfluthlichc Ungeheuer zu sein, die schon lauge, wie die furchtbaren Pterodaktylen oder fliegenden Eidechsen, von der Oberfläche der l^rde hätten verschwinden müffeu. Während des Tages verbergen sie sich in dem dichten Vaubwerk, und eines Nachmittags sah ich einen, wie sie gern thun, wenn sie ruhen oder schlafen, mit dem Kopfe abwärts an dem Aste eines Baumes hängen. Sie haben ein sehr zähes ^eben und wollen eine Vadung großer Schrote nach der andern in den Kopf haben, ehe sie mit ihren krummen Kralleu die Aeste mhren lafsen und herabfallen. Sie sollen zur Nahrung taugen, aber ich sah nie, daß die Eingebornen sie aßen, nud ich selbst hatte in der That kein Verlangen darnach, zu versuchen, wie eine so zweifelhafte Speise schmeckt. Ein kleiner Pfad, der eine Meile weit durch den Wald führte, brachte mich weiter auf ein großes freies Gefilde oder eine Prairie; sie war mit einem starken (Nras bedeckt, das einem Manne bis an die Schultern reichte. Jenseits derselben war eiu zweiter Wald, und dort lag, wie mir mitgetheilt wurde, eine Ansiedelung von zwei oder drei Häusern, der am weitesten landeinwärts gelegene Ort, der von Augehörigen des Küsteuvolkes oder gemeinen Malaien bewohnt wird. Ueber jenen Punkt hinaus gibt es nicht den geringsten Fußpfad. Alle Hügel und hohen Verge, die ich nach dem Innern der Insel hin sehen konnte, sind mit einem einzigen dichten, uudurchbrocheneu Wald bedeckt, und nur auf manchen der niedrigeren Hügel, die au der Nai hin stehen, gibt es freie Glasflächen. Wie hübsch müßte es sein, dort, miUcn in jenem Walde, eine Woche lang zu leben! Ich war eutschlosscu, es zu thun. Ich ging zurück und setzn meinen Plan dem Controleur auseinander, und an» nächsten Tage machten wir uns auf den Weg, eine der fernen Hütten zu miethen. Die voit Kan6li am weitesteu abgelegene, nnd gerade diejenige, die ich wünschte, war zufällig unbewohnt, denn der Eiugeborne, dem sie gehörte, hatte den Ort so einsam gefunden, daß er ihn verließ und seine Wohnung im Dorfe nahm. Ueber den Miethzins für eine Woche kamen wir ohne laugcs Unterhandeln übcrein. 13* 1W Meine Heimath im Walde. Der Eigenthümer verstand sich ferner dazu, seinen Sohn zu senden, damit er uns Wasser bringe und, während ich nnd mein Jäger abwesend waren, haushalte, so wie überhaupt sich nützlich mache, was er so auslegte, daß er nur zu thun brauchte, was er nicht umgehen konnte. Gin zweiter Mann wurde als Koch angenommen, und damit waren meine häuslichen Einrichtungen vollständig getroffen, denn ich gedachte nicht nur in einem Hause der Eingebornen zu leben, sondern mich auch ganz der malaiischen Küche anzubequemen. Unser Kochapparat bestand in ein paar flachen Kesseln und einer kleinen Bratpfanne; auch das Theetöpfchen, das mich auf meinen amboinischen Ausflügen begleitete, wurde nicht zurückgelassen. Den 16. October. — Diesen Morgen haben wir uns in unsere Waldheimath herausbegeben. Unser Haus ist etwa acht Fuß breit, zwölf Fuß lang und steht auf großen Pfosteu vier Fuß über der Erde. Durch eine Querwand ist es in ein Vorderoder Wohnzimmer und eine Hinterstube oder Küche getheilt. In einer Ecke der letztern befindet sich ein viereckiges Nahmeuwerk, das mit Asche gefüllt ist, in welcher drei lange Steine stehen, die sich oben ein wenig gegeneinander neigen. Diese müssen die Kessel tragen, denn an eine so comvlicirte Maschine, wie ein Krähn ist, hat noch nie ein Malaie gedacht. Was den Schornstein betrifft, so ist keiner vorhanden, von welcher Art er auch sei, sondern der Ranch zieht unter dem Dachüberhange oder durch ein Loch in der Seite des Hauses hiuaus, das auch als Fenster dient. Das Gebälk des Hauses besteht aus kleinen Bäumen. Zum Dielen des Fußbodens hat man breite Nindenstücke benutzt. Die Wäude sind aus Gaba-Gaba, den trocknen Mittelrippen großer Plllmblätter, hergestellt, und das Dach ist mit A tap gedeckt. Die Hausthür befindet sich in einem der Giebel, und mau gelangt zu ihr auf eiuer gebrechlichen weiter mit zwei Sprossen. Diese Seite des Hauses wird durch ein Pultdach in eine rohe Säulenhalle verwandelt, unter der wir einen Sitz und eine Art Tisch für den Jäger zurecht gemacht haben, damit er die Vögel dort ab-balgen kann. Meine Tagesordnung ist hier dieselbe wie bisher — ich gehe jeden Morgen und Abend auf die Jagd nnd nehme einen Ein-qebornen mit, der mir die Munition tragen und die Vögel auf' lejeil mnß - letzteres ist, wenn wir uns in dem dichten Dschungel (5>m> Gmlss" dllrck dl>n Wald. 197 oder hohen Grase befinden, eine sehr schwierige Angabe. Nahe bei nnserm Hanse ist das steinige Bett eines Wildbaches, das jetzt vollkommen trocken ist. Es ist der einzige freie Weg, den es durch den rings um uns liegenden dichten Wald gibt, und ich benutze ihn, nm nach den Bergen hinauf nnd nach dem Meere hinab zu reisen, Ich bin wirtlich stolz ans unsere großartige Chaussee. Sie ist zwar nicht mit Steinen gepflastert, die alle nach einem einzigen bestimmten Modell sorgfältig bchanen sind nnd so genau dieselbe Gestalt haben, daß sie für das Auge unbedingt peinlich werden, nln'r die Natur selbst hat sie auf ihre eigne unnachahmliche Weise gepflastert — der brausende Wildbach nämlich, der während der Regenzeit hier von den Bergen herabschießt, hat die Steine alle ab-gcrnndet. Manche sind fast vollkommene Ellipsolde oder Kugeln, aber die meisten sind scheibenförmig, denn sie sind aus dünueu Schieferstücken entstanden, die, als sie von ihrem Mutterberge abbrachen, scharfe Ecken hatten. Um eine leblose Einförmigkeit der Farbe zu verhüten, hat sie hier und da abgerundetes Gerölle von undurchsichtigem, milchweißem Qnarz hingcstrent, ohne Zweifel Bruchstücke von Schichten jenes Felsens, die, an diesem Orte wenigstens, zwischen dem Schiefer liegen. Hier nnd da sind tiefere Stellen, wo der anfgercgte Strom auszuruhen pflegte, ehe er wieder als schäumender (Hießbach weiter giug, um sein funkelndes Nasser in das weite Meer, die ursprüngliche Quelle aller Ströme, >n ergießen. Anf diesem Wege besnche ich meine nächsten Nachbarn nnd besorge mir Hühner, die nnser Koch sorgfältig mit Salz und cincr gehörigen Masse spanischen Pfeffers, den beiden Universalgewürzen bei den Malaien, cinreibt nnd dann auf Stöckeu über dem Feuer brät. Das Salz, das man hier hat, ist Jahrhunderte lang alles von Java hergebracht worden. Der fvanische Pfeffer gedeiht überall gnt ohne die geringste Pflege, nnd man sieht ihn fast immer in der Nähe jeder Hütte wachsen. Ein großer Busch an einer Ecke unsers Hanfes hängt jetzt voll Früchte von allen (Größen; manche sind klein und grün, manche sind ansgewachsen und zeigen, daß sie schon reif sind, durch ihre glünzend-nelkenrothe Farbe. Sein malaiischer Name ist V ombo t, aber der allgemeiner gebräuchliche ist der javanesische Name Eh a 06, Anßer Hühnern haben wir noch Paddy, das heißt, Neis in der Hülse. In einen Klotz wird ein großes elliptisches Loch gemacht, nm als Mörser zu dienen; dann wird eine tteine Quantität Paddy hineingeschüttet und mit einem 1^8 Tabatsbau. Stocke gestoßen, der fünf bis sechs Fuß lang und in der Nundung so dick wie der Arm eines Mannes ist. Dieser wird vertical gehoben, und ein Eingeborner stößt, wenn das Loch fast bis oben voll ist, gewöhnlich alle Hülsen ab, ohne mehr als einige Körner anf die Erde zn streuen; versucht es aber ein Fremder, so sieht er mit Erstaunen, wie bei jedem Schlage der Neis nach allen Richtungen davonfliegt. Wenn die Hülsen abgestoßen sind, werden sie von den Kornern gesondert, indem sie anf einem flachen Korbe cmporgeworfen und vom Winde fortgeführt werden, gerade so, wie unsere Landwirthe das Getreide zu worfeln pflegen. Dies ist die einzige Art, wie die Malaien den Neis zurecht machen, und das Verfahren ist in allen Gegenden des Archipels dasselbe. In der einen Ecke unserer Säulenhalle hängt ein großes Bündel grüner Bananen, damit sie im Sonnenschein reifen, Ich finde es sehr angenehm, wenn ich von einer langen Jagd müde und dnrstig nach Hause komme, eine hübsche reife abzupflücken. In der andern Ecke hängt eine Traube Cocosnüsse, die mit klarem, kühlem, er-qnickendem Wasser gefüllt sind. Nicht weit von uns steht eine Hütte, welche zwei Gingeborne bewohnen, die sich mit Tabaksbau beschäftigen. Ihre Ladangs oder Gärten umfassen blos Plätze von einem Acker oder noch weniger, wo der dichte Wald theilweise durch ^euer vernichte: worden ist und der Same in die Zwischenraume gesät wird, die regelmäßig zwischen den Stummeln liegen. Sobald die Blätter vollständig ausgewachsen sind, werden sie abgepflückt und der Stiel nebst einem Theile der Mittelrippe weggeschnitten. Hierauf wird jedes Blatt der Lauere nach in etwa einen Sechzehntelzollbreite Streifen geschnitten, nnd diese werdeil so lange in der Sonne getrocknet, bis eine Masse derselben wie ein Bündel Werg anssieht. Dann ist der Tabak znm Gebrauch fertig und wird sofort zu Markte gebracht. Dieser Kosmopolit, die Niootilma tadaonm, ist ans unserm eignen Vaterlande gebürtig. Las Casas sagt, die Spanier hätten anf Columbus' erster Reise die Eiugebornen auf Cuba ihn in Röhren rauchen sehen, die sie Tabacos nannten, daher sein Name. Herr Erawfurd gibt an, nach einer javancsischen Chronik sei er im Jahre 1601 in Java eingeführt worden, neunzig Jahre nach der Grobernng von Malacca durch die Portugiese», die wahrscheinlich die ersten Europäer waren, welche ihn den Javanesen lieferten, da die Holländer damals noch keine Nieder- Der Mais. I^ lassung auf der Insel gebildet hatten, ^etzt wird er in allen legenden des Archipels gebaut, Ohne daß wir die ?>-rage aufwerfen, ob unser Contment seine Urbevölkerung von irgend einem andern Theile des Erdballs empfing, oder ob sie hier erschaffen wurde, führt uns die Thalsache, daß dieses Narcoticum sich ursprünglicl, nur in Amerika fand, zu dein Schlüsse, daß unsere Indianer oder Nothhäute nie eine Wanderung von bedeutendem Umfange nach den Inseln im stillen Ocean oder nach sonst einer fernen Gegend der Welt unternahmen; denn menu sie in irgend einem (Neblet eine Colonie gegründet hätten, würde dort wenigstens die Sitte des Tabatrauchens ohne Zweifel noch heutigen Tages fortbestehen, da sie wahrscheinlich nie daran gedacht hätten, in ein neues Land zu ziehen, ohne die Pflanze mitznnehmen, die sie selbst höher schätzten, als jedes Nahrungsmittel, und an deren Anbau sie sich gewöhnt hatten. Wären sie, nachdem sie sich in ihrer neuen Colonie festgesetzt hatten, von irgend einem mächtigeren Stamme überwältigt und vollständig vernichte! worden, so würden ihre Besieger sich wahrscheinlich derselben OcwohntM eben so schnell ergeben haben, wie die Menschen in jedem Klima und von jeder Bildungsstufe es jetzt noch thun, und so würde die Sitte sich fort erhalten haben, obgleich die Menschen, die sie einführten, schon vor Jahrhunderten untergingen und alle Götzenbilder, Tempel und Festungen, die sie etwa hergestellt hatten, schon lange in Staub zerfielen. Dieser Schluß gewinnt bedeutend an Starke, wenn wir die vergangene und gegenwärtige geographische Verbreitung des Maiü oder indianischen Korns betrachten, der ebenfalls nur anf unserm Kontinent einheimisch ist nnd, wie der Tabat, jetzt in allen Gegenden des Archipels gebau! wird. Dem Neis unähnlich, gedeiht diese Pflanze auf Bergwänden nnd hochgelegenen rändern, und man lann ihn daher auf allen größeren Inseln in den hiesigen Vieeren bauen, wo es nur wenig ebene flächen gibt, die sich znr ^ciscultur leicht überschwemmen lassen, (5r wurde wahrscheinlich auch von den Portugiesen eiugeführt, denn ^uan Gattano, ein spanischer ^ootse,. der im Jahre !(i4^, einundzwanzig Jahre nach der Emoeckuug der Philippinen durch Magellan, Mindanao besuchte, ^W^). „In einem gewissen Theile jener Insel, den die Mauren" °") Siehe Itnmu^o. Band !, -3, :M> in Erawfmd'ö „motiuuin-v <»t' tl»^ llnlil», Inlaut!«". 200 Der Titbaum, (Araber) „beherrschen, gibt es einiges kleines Geschütz und Schweine, Hirsche, Büffel und andere Iagdthiere, nebst castilianischcn'^ soder gemeinen) „Hühnern, Neis, Palmen nnd Cocosnüssen. Mais gibt es auf jener Insel nicht, sondern die Bewohner benutzen als Brod Neis und eine Rinde, welche sie Cagn nennen nnd ans der sie auch Oel in ähnlicher Weise wie ans Palmen bereiten/' Da Mais, theils weil er keinen großen Nanm einnimmt, theils weil er sich nicht beschädigen läßt, nicht schwer zu lrans-portiren ist und bei den meisten nnscrer rothen Indianer das Hanptnahrungsmittel bildete, so würden sie ans ihren Wanderungen gerade ihn als Proviant mitgenommen haben, und da der Theil, der gegessen wird, die ^rncht ist, so hätten sie Samen in '^nlle gehabt nnd aus ihrem früheren Leben genau gewußt, wie man ihn anbaut. Gin Theil des umliegenden Waldes ist ein Hain von Iati oder Tikbäumen, I^otoua ßMnclitt I^inn. Die Bäume, die sich hier finden, sind nnr einen Fuß bis fünfzehn Zoll im Durchmesser und vierzig Fnß hoch, eine Kroße, die sie auf Java, wo fie in nicht weniger als hundert Jahren vollständig answachsen, in fünfnnd zwanzig bis dreißig Jahren erreichen. Der einheimische Name Iati ist javancsischen Ursprungs und bedeutet wahr oder echt. l^r wurde diesen Bäumen wahrscheinlich wegen der allbekannten Dauerhaftigkeit des Holzes gegeben, das sie liefern. Jetzt, wo das Ende des trocknen Monsnn herannaht, haben sie fast ihr ganzes Laub wert verloren; denn wenn man bisweilen behauptet, in den Tropen fielen die Blätter unmerklich eins nach dem andern ab, so ist dies in der hiesigen Gegend, wo es scharf begrenzte nasse und trockne Jahreszeiten gibt, nicht wahr. Der Tikbaum gedeiht auch an einigeu Stellen auf dem Continente nnd findet sich in den mitt-leren und östlichen Provinzen von Java, auf Madura, Bali und besonders auf Sumbawa, wo das Holz für besser gehalten wird, als dasjenige von Java; anf Sumatra, Borneo und auf der Halbinsel Malacca dagegen soll er unbekannt sein. Nuf Celebes kommt er an mehreren Orten vor, aber die Eingeiwrncn behaupten, ein Fürst von Tan6te habe den Samen ans Java dorthin ge^ bracht. Gs ist daher ungewiß, ob der Tik ursprünglich auf der Insel einheimisch war. Am frühen Morgen und ebenso bald nach Sonnennntergang kommen ^lüge großer grüner Papageien, ^un^-^iiatlms mavrm-Ii^iicimk ^^1.) zu diesen Bäumen gezogen, um Schöne Vögel, 20! sich von der Frucht zu nähren, die jetzt reif ist. Sie si»d so vor^ sichtig, das; es außerordentlich schwer ist, sich ihnen zu nähern, besonders da die großen dürren Blätter des Baumes den Boden bedecke» nud Einem beständig unter den Füßen zerbrechen und rascheln, Fene prachtvollen Vögel, während sie sich noch leiner Gefahr bewußt sind, in höchster ^ust rück- und vorwärts fliegen zu sehen, ist ein großartiger Anblick; einen zu schießen, selbst wenn er nicht der Gegenstand eitlen Angaffens, sondern eines sorgfältigen Studiums werden soll, scheint Einem nicht viel weniger als vollkommene Bosheit zu sein, und es gehört große Entschlossenheit dazn, seiner Vewuuderuug ein Ende zu machen und den ver-hängnißvollen Drücker zu zieheu. Ist einer dieser Vögel vcrwnndet worden, so kommt, wenn die anderen sein Geschrei hören, das zu ihm gehörige Männchen oder Weibchen nud bisweilen der ganze Flug sofort zurück, als hofsteu sie, ihm ans der Noth helfen ^u können. Hier in der Nähe sieht mau au vielen Stellen den schlanken Canaribaum seine hohe Krone erheben, nnd dort versammeln sich Flüge gelblich-weißer Tauben, (>ai'i)0pnaA« luotunß^ um sich von seinen Früchten zu nähren. Ihr lautes, uuuntcrbrochenes Girren führt den ^äger weit hin durch den Dschungel. In den Aesten der niedrigeren Bäume erblickt man die laugschwänzigen Tauben, (^nr^o^inAA poskpieiiilltÄ,. An den Nfern des vertrockneten Baches, in der Nähe unseres Hauses, stehen Bambnsbüschel, durch welche Fliegenfänger, Nu!-!c;it^)iä^ und die schöuc Unnareiin Imioata dahinflatteru; letztere ist ein schlanker Vogel, ungefähr so groß wie eine Hausschwalbe, oben blau, unteu rein-, fast silberweiß, außer am Halse, der mit schuppenähnlichen Federn von starker blau-schwarzer Metallfarbe bedeckt ist. So viel man weiß, findet sich dieser schöne Voael nur auf der Insel Buru. In Büschen und Gesträuch hört man beständig den fröhlichen Gesang eines Vogels, des i'rodiäoi'IiMolm« douruon»!^ der etwas größer als unsere Wanderdrossel ist. Am Tage gefiel mir dieses Robinson-^rnsoe'schc ^ebeu recht gut, iu der Nacht dagegen peinigten nns die Mos-quitos so, das; wir kaum schlafen konnten. Unter unsere Hütte wurde ein großes qualmendes Fener gemacht, aber seine einzige Wirknng war, daß es unsere Noth noch größer und die Mosquitos noch blutdürstiger machte. Auch mehrere gelbe Hunde störten uns häufig; sie kameu, die Hnhuerknochen zu zerknirschen, die der Koch 202 Wir teliren »lach KcnMi zurück, weggeworfen hatte, und um das Haus herum Alles umzuwerfen, was sich nicht schon in dauerndem Gleichgewicht befand. Später, wenn Alles still war, verhallte dann und waun durch den tiefen Wald hin ein starker Krach, durch den Ml eines alten Baumes veranlaßt, dessen Wurzeln langsam durch die Feuer verzehrt worden wareu, die wahrend der trocknen Jahreszeit in der Umgegend herrschen. Nach Verlauf einer Woche hatte mein Jäger die Vülge von dreiundsechzig schönen Vögeln hergerichtet, daruuter Exemplare von sechs Arten, die ich noch nicht besaß. Wir kehrten nuu nach KayM zurück, und obgleich es im ganzen Orte nur acht weiße Menschen gab, so fühlte ich doch, daß ich wieder in das Gebiet der Civilisation eintrat, und daß ich noch eine andere Sprache alZ die malaiische sprechen konnte. Das Dorf Kayeli besteht eigentlich ans elf getrennten theilen oder Kam pongs, die alle auf einer niedrigen, sumpfigen Stelle, einige Huudert Schritte vom Sandgestade rückwärts, liegen. Sie sind durch einen kleinen Strom oder .Unli von einander getrennt, nnd jeder hat seineu eignen Najab und hatte früher seine eigne kleine, viereckige Moschee, denn alle elf Stämme sind Mohammedaner und bleibeli uon einander abgesondert, weil sie bei der Ankunft der Holländer in verschiedenen Gegenden der ^nsel lebten. Mitten im Dorfe ist ein großer, viereckiger freier Platz, der durch das ^on, die Residenz einen Controleurs und eiuige andere Häuser gebildet wird. Hinter dein freien Platze liegt der christliche Kam-pong; denn in allen Dürfern, wc> es Mohammedaner und plinsten gibt, hat Jeder einen besondern Theil für sich. Dann und wann entsteht, anstatt einer heilsamen Rivalität, eine noch bitterere Feindseligkeit, als zwischen den ^nden und Samaritanern bestand, und endlich sieht sich der schwächere Theil geuöthigt auszuwandern, wie in dem Falle, den wir von den Bewohnern Bonoas erwähnten. Valentnn theilt uns mit, daß schon in» ^ahre 1511 nach Ehr., zehn Jahre vor der Ankunft der Portugiesen, der Sultan von Ternaie Expeditionen aussandte, die alle Stämme dieser Insel unterjochten. Im ^ahre 1W2 wurde zwischen dem Sultan und den Holländern ein Vertrug geschlossen, daß alle Oewürznelken-bäuine auf der Insel sollleu ausgerottet werdeu. Die Eingebornen widersetzten sich dieser Maßregel, so selir sie konnten, aber nach fünfjährigem Widerstände wurden sie vollständig unterworfen, alle Die Alfura auf Vuru. 203 ihre Gewürznelkeubäume vernichttt lind sie genöthigt, an die Kaysli-Bai zu ziehen und in der Schußweite der holländischen Kanonen zu leben. Seit jener Zeit (465?) ist der Gewürznelke,,, bäum nie wieder eingeführt worden. Vor der Expedition dr5 Sultans von Ternate im Jahre 1l)1^ waren die Küsten Bnrus im Besitz der Malaien, die schon die frühesten Bewohner der Insel, von denen wir Kenntniß haben, unterjocht hatten. Während meines Ausenthaltes in Kayöli sah ich einige uon ihnen, ob gleich sie sich scheuen, das Dorf zn betreten. Wie die Alfura ans Ceram, gleichen sie den Malaien an Körpergröße nnd im äußern Ansehen überhaupt, unterscheiden sich aber von ihnen durch dunklere Farbe und durch ihr Haar, das kraus ist, nicht schlicht, wie das der Malaien, nnd nicht wollig, wie das der Papuanen. Wie in Ceram, leiden Viele uon ihnen an jener häßlichen Krankheit, der Ichthyosc's, bei welcher die Haut vertrocknet uud in Schuppen abfällt. Ihre Häuser werden als die eleudesten Hütten geschildert; sie bestehen ans nicht viel mehr als einem Dache von Palmen -blättern, das auf vier Pfählen ruht- einen bis zwei Fuß über der Erde ist eine Art Plattform, wo sie sitzen und schlafen. Sie sind Alle frei, und Sclaverei ist ganz unbekannt. Herr T. I, Miller, der früher Resident hier war, gab sich viele Mühe, alle nnr mög-lichen Nachrichten über sie zu sammeln. Er sagt, sie hätten dic Insel in Fenn as oder Stämme getheilt, deren jeder einen Häuptling habe. Sie leben nicht, wie die Malaien, in Dörfern beisammen, sondern sind über ihr gauzes Gebiet zerstreut. Mehrere jener Häuptlinge erkennen noch immer einen der mohammedanischen Rajahs oder, wie die Hollander sie nennen, „Regenten," im Dorfe Kayßli als ihren Vorgesetzten an. Ehemals war jeder verpflichtet, seinem Regenten alle Jahre ein junges Mädchen als Braut zu senden, aber von einer so unwillkommenen Abgabe haben die Holländer sie schon lange erlöst. In früheren Zeiten mußten sie ihrem Regenten auch einen gewissen Theil von ihrem Reis und Sago entrichten und Leute stellen, lim seine Pran zu rudern oder, wenn er zu Lande sich irgeudwohin begab, seinen Stuhl zu tra gen, aber auch von diesem beschwerlichen Dienste sind sie befreit worden, und die Malaien, die mit dem Rajnh im Dorfe leben, sind zn solchen Leistuugen verbunden. Was die Ehe betrifft, so kauft jeder Mann sein Weib; der Preis der Frau hängt nach chren Gesetzen, wie in Ceram, von dem Range ihres Vaters ab, 204 M'setzt' der Alflirn. aber der Mann braucht nicht, ehe er heirathen darf, einen Menschenkopf abzuschneiden, wie es auf der genannten Insel Sitte ist. Sie sind daher nicht, wie die Nlfura auf Ceram, grausame Kopf-jager, sondern im Gegentheil mild und harmlos. Nach Herrn Miller glauben sie an ein höchstes Wesen, das Alles erschuf und die Quelle alles lauten wie alles Bösen ist. Auch an böse Geister glauben sie. Das Gebet führt zu Glück und Wohlergehen, die Vernachlässigung dieser Pflicht zu Unglück u-ud Trübsal. Iu Folge der Liebe, die das höchste Wesen zum Menschen hegte, den es erschaffen hatte, sandte es ihm einen Lehrer, Nabiata, der in den Bergen lebte. Er legte den Willen seines Herrn in sieben Geboten dar, nämlich! 1. Du sollst nicht todten noch verwunden. 2. Du sollst uicht stehlen. 3. Dn sollst nicht ehebrechen. 4. Du sollst dich deinem '^enna nicht widersetzen, 5, Ein Mann soll sich nicht gegen den Häuptling seines Stammes auflehueu. 6. Der Häuptling soll sich nicht gegen den anflehueu, der über seinem oder anderen Stammen steht. 7. Der Häuptling über mehr als einen Stamm soll sich uicht gegen den auflehnen, der über alle Stämme gesetzt ist. Nabiata lehrte ferner, daß, wenn auch der Leib untergehe, die Seele doch fortbestehen werde. Wer die eben angeführten Gebote hielt — denn das höchste Wesen verzeichnet alle Handlungen der Menschen — wird weit über den Wolken in der Nähe des Allwissenden wohnen. Wer Pöses gethan hat, wird nie znr Wohnung der Glückseligen hinaufkommen, auch nicht auf der Erde bleiben, sondern fortwährend, einsam uud traurig, auf deu Wolken umherirren uud sich vergebens sehnen, mit seinen Vrüderu sich zu vereinen, die über oder uuter ihm sind. Nabiata setzte auch die Veschncidung ein, die au beiden Geschlechtern vollzogen wurde, weuu sie das Alter von acht bis zehn Jahren erreichten. Aus der Einführuug dieses religiösen Gebrauches dürfen wir schließen, daß jener Nabiata ein mohammedanischer Lehrer, wahrscheinlich ein Araber, war, der seinen Weg in die hiesige Gegend auf einer javanesischen oder malaiischen Prau gefuudeu hatte, die Gewürznelken einkaufen wollte. Eudlich machte Nabiata, nach ihrer Legeude, Menschen von Geburt zu seinen Schülern, setzte sie als Lehrer ein und stieg zur Wohnung der Gnteu hinauf, von wo er gekommen war. Während ich mich in Kayöli befand, erhielt ich eines Tages eine höchst hofliche Einladuug, in einem der Rajah-Häuser Ein Hochzeitsschmaus. 205 einem Schmause beizuwohnen. Es sollte der Kopf eines jungen Kindes geschoren werden. Ein arabischer Priester begann die Feierlichkeit damit, daß er in eintönigem näselnden Gesang ein Gebet hersagte, während fünf andere von Zeit zu Zeit als Ehor einstimmten. Nachdem das lange Gebet zu Ende war, brachte ein Diener das Kind herein, und ein zweiter Diener folgte mit einem großen Teller, der zum Theil mit Wasser gefüllt war, in welchem zwei Stücke von der Blüthe einer Cocospalme, ein Nasirmesser und eine große Scheere lagen. Das Kind wurde zuerst zum Hauptpriester getragen. Dieser tauchte seine Finger in's Wasser, legte sie auf den Kopf des Kindes und schnitt mit der großen Scheere eine Haarlocke ab. Hierauf wurde die Haarlocke zugleich mit einem Gntoen behutsam in's Wasser geworfen. Wir thaten Alle dasselbe. Dann wurden Thee und kleine, aus Reis bereitete Kuchen aufgetragen, und ,,der Schmaus" war zu Ende, Das Kind war ein Jahr alt; wenn es acht bis neun Jahre alt wird, muß es sich jener abscheulichen Sitte unterwerfen, die bei den Mohammedanern unter beiden Geschlechtern aller Stände herrscht, die Zähne zu feilen. Dies geschieht, wie mir mitgetheilt wurde, mit einen: platten Steine oder einem Stück Schiefer, und bisweilen sogar mit einem Stück Bambus. Es hat den Zweck, die Zähne kurz und die vordersten auf der äußern Seite conccw zu macheu, damit die schwarze Farbe hält. Die Christen feilen die ihrigen nie, und die Mohammedaner machen die Zähne solcher Eingebornen stets lächerlich, indem sie dieselben „Hnudezähne" neunen, weil sie „so weiß uud jo lang" siuo. Ein anderes Mal erhielt ich eine Einladung zu einem Hoch-zeitsschmause; als ich aber in das Haus kam, erwies er sich als ein Schmaus, den das Ehepaar seinen Freunden einige Tage nach der Hochzeit gibt. Das Haus und die Verauda waren, wie bei allen solchen festlichen Gelegenheiten, brillant erleuchtet, und vom Hause nach der Straße hinaus standen auf beiden Seiten eine Anzahl Pfosten, die man aus den weichen Stämmen großer Bananen hergestellt hatte. Oben auf ihnen brannten große Klumpen Gummi. Zwischen ihnen befanden sich Bogen von jungen Blättern der Eocospalme, die ebenso angebracht waren, wie ich es vorher in Nusalaut sah. Die Neuvermählte (von der man natürlich zuerst sprechen muß) war zu unserer Uebermschuug lein junges, blühendes Mädchen, sondern schon in den mittleren Jahren, doch für 2 Der Opiumhandel. einen andern Chinaman in Amboina, der das Privilegium des Opiumverlaufs von der holländischen Regierung, welche dasselbe in jedem Districte an den Meistbietenden „verpachtet" oder Concession ertheilt, gekauft halte. Ans diesem Artikel allein bezieht die Regierung auf die angegebene Weise eine Einnahme von sieben bis acht Millionen Thaler. Opium ist, wie bekannt, der verdickte Saft, der ans der Samenkapsel des weißen Mohns, kapavm-8ttllmit'c',-mii) gewonnen wird. Sein malaiischer Name ist Apyu n, der von dem arabischen Ät^uu kommt und daher sofort zeigt, von wem es in den Archipel eingeführt wurde — von denselben Menschen, wie Herr Crawfnrd bemerkt, die jene Inselbewohner mil dem Branntwein bekannt machten und ihnen zu gleicher Zeit eine Religion gaben, die beides verbietet, Es wird ans Zndieu bezogen, und der Mohn wird in keinem Theile des Archipels angebaut. Barbosa erwähnt es in einem Verzeichmß der Waaren, die aus Arabien nach Calicut in Malabar gebracht wurden; zu seiner Zeit war der Preis desselben ungefähr ein Drittel von dem, was es jetzt kostet. Der Mann, der es verkauft, muß Conto fuhren, wie viel er täglich abseht, nnd dieses Conto liegt den Regierungsbeamten jederzeit zur Einsicht offen. Die Snmme, welche die Regierung als Pachtgeld für das Privilegium verlangt, ist so bedeutend, und der Gewinn, den die Chinesen nehmen, welche den ruchlosen Handel meistens betreiben, ist so groß, daß der Preis, den die Malaien für diesen Lurus bezahlen müssen, den Verbranch desselben sehr beträchtlich beschränkt. Bei der Einfuhr kommt es gewöhnlich in Kugeln, die fünf bis sechs Zoll im Durchmesser halten. Es ist da noch weich und von röthlich-brauner Farbe, wird aber, je länger es liegt, desto schwärzer und härter. Es ist unbedeutend elastisch, hat Wachsglanz, einen starken, unangenehmen Geruch nnd einen bittern, Uebelteit erregenden und dauernden Geschmack. Um es zum Rauchen zurecht zu machen, kocht man es bis zur Cousistenz dicken Theeres ein. Während es kocht, werden bisweilen Tabak und Siri zugesetzt. Dann wird eine Lampe an^ gebrannt und eine kleine Quantität auf ein Stück Draht gebrach«, das so groß wie eine Stricknadel ist. Diese wird in die Flamme der Lampe gehalten, bis sie schmilzt und aufschwillt, wie es unter ahnlichen Umständen ein Stück Fichteuharz thun würbe. Dabei wird sie oft aus der Flamme genommen und zwischen dem Daumen Ulid Zeigefinger gerollt. Hierauf wird sie in ein kleines Voch in Ein malaiischer Opiumraucher. Ein Opiumraucher. 311 dem großen Pfeifenkopfe gesteckt, und wenn man dcn Draht wegzieht, bleibt eine Oeffnuug zmn Einathmen der Luft. Der Pfeifenkopf wird nun an die Lampe gestellt und der Rauch mit zwei bis drei langen Athemzügen, welche die Dämpfe tief in die Lunge hinabführen, verschluckt. Die kleine Quantität Opium, die im Pfeifentopfe war, ist jetzt verzehrt. Er wird nun wie zuvor gefüllt und dieses Verfahren so lange wiederholt, bis die Augenlider schwer werden uud eiu unwiderstehliches Pcrlaugeu nach Schlaf sich des ganzen Körpers bemächtigt. Die uumittclbare Wirkung des Opiumrauchens '> war, vor, er solle hinschwimmen und sie holen, aber er guckte die Achseln und erklärte, der gauze Pfuhl sei so voll Krokodile, daß kein Mensch bis dahin, wo die Vogel sich befanden, gelangen könne, ohne verschluugeu zu werden. Es war offenbar gerade eine solche Stelle, wie sie jene Ungeheuer gern besuchen, aber ich entschloß mich, sie selbst zu holen, und als ich daran ging, meinen Entschluß auszuführen, schämte sich mein Jäger, am Ufer zu bleiben, nud schloß sich mir an. Nach abscheulichem Grapsen durch die Büsche und dürreu Reiser und vielfachem Wälzen in dem weichen Schlamme gelangten wir iu's Wasser nnd bis zu den Enten hinaus nnd waieu so bald als möglich wieder au's User zurück. ,vetzt kam der Eommaudam, und ich erzählte ihm, was wir gethan hatten. Er war entsetzt^ Daß eiu Mensch sich zehn Minuten in jenen Teich begeben uud den Krokodilen enNinneu konnte, betrachtete er als ein halbes Wunder. Eine Anzahl Eingebornc, die deu Ort häufig besucht hatten, versicherten mir, sie hätte nichts bewegen können, ihr Vebm einer solchen Gefahr auszusetzen, Danu ging unsere ganze Gesellschaft uxiler über die grasrcicheu Hügel nnd kam nach Robau hinab, einem Orlc von zwei Hütten der Eiu-geboruen, von welchen eine leer stand. Hier, dachte ich bei mir, wird abermals eine gute Vocalität sein, ueue Arteu zu finden; ich entschloß mich daher, wieder hin zn gehen uud das leere Haus einige Tage iu Besitz zu uehmeu. Es war schon spat am Nachmittage, ehe wir au die Rückkehr dachten und in eiuem Boole, welches um das an der Mündung der Bai liegende Olip herumgekommen war, um uns nach Hause zu bringen, vom Ufer abstieße». Bald stieg der Wind vorn auf, unser kleines Segel wurde geborgen uud uusere Mauuschaft gebrauchte die Nuder; aber die Sonne sank unter und der Mond ging auf, uud doch kamen wir uur langsam vorwärts, uud uufer Boot kratzte dauu und waun auf eiuem Korallenkopfe, der sich höher erhob aly die rings um ihn stehenden. Endlich passirteu wir das Eap und erreichten das ruhige Wafser der Bai; doch hielt der Steuermauu nahe au der Küste uud brachte uus zwischeu zwei tlciue puseln alls der Ostscite der Bai, uou deu Eingeborneu Krokodil-Inseln genannt.- Als wir die niedrige Spitze der einen iuuerhalb eiuer Bootslängc vom Ufer passirteu, kroch ein ungeheures Krokodil aus dem Dschungel uud eilte iu plumper Weise über die schmale Uferbauk in'b Nasser hiuab, als wäre es in der 214 Ein Garten unter dem Meere, Absicht herausgekommen, uns zu verspeise». Der Gedanke an die Gefahr, in die ich mich an dem nämlichen Tage begeben hatte, von solchen Ungeheuern verschlungen zu werden, machte mich schaudern und ließ mich ein Nuder ergreifen, aber die amphibische Bestie war bereits so weit fort, daß ich sie nicht mehr erreichen konnte. Längs der Ostseite der KcnM-Bai steht ein ausgedehntes Korallenriff nnd weiter dranßeu rings um das Cap herum ein zweites, das eine Viertelmeile breit und bei niedriger Ebbe nicht vom Wasser bedeckt ist. An den äußeren Kanten des letztern hin schwamm ich am nächsten Tage auf dem Wege nach Noban zurück. Das Wasser war still nnd so hell wie Krystall, und wir konnten deutlich weit hinab in das tiefe, tiefe Meer sehen. .Jetzt, da wir dem Riffe nahe kommen, steigt seine äußere Wand plötzlich empor, wie es scheint, aus dem unermeßlichen Abgrund des Oceans. Unter den ersten Gestalten, die wir bemerken, sind die halbkug-ligcn Mäandrincn oder ,,Hirnkorallen", so genannt, weil, wenn man die weichen Polypen entfernt, sich kleine hirnspaltenähnliche Vertiefungen finden, die sich anf der Oberfläche hin nnd her winden und den erhöhten Theilen genau das Ansehen der Gehirnwindungen geben. In der Nähe stehen einige, die viele Aeste aussenden, wie ein dichter Busch, und andere mit nur wenigen Aesten, die Hirschgeweihen von nnrcgclmäßigem Wüchse gleichen. Manche, die sich nicht mit ihren Nachbarn verbinden, sind, von oben gesehen, kreisförmig. Ihre unteren Flächen sind horizontal und ihre oberen Seiten schwach convex. Wenn man die weichen Theile entfernt, sieht man eine Anzahl strahlenförmiger Scheidewände, so daß das Ganze cinem riesenhaften Pilze gleicht, das Oberste zu nnterst gekehrt; man nennt deshalb diese Polypen-familie I'ungiäne. Zwischen den Steinkorallen zerstrent befinden sich viele Gorgonien. Manche sehen fast wie breite Flächen Laub ans und sind jenen ähnlich, die wir unter dem Namen „Fliegenwedel" kennen, nnd die in der Negel aus den tropischen Gewässern zwischen unseren westindischen Inseln kommen. Andere gleichen Bündeln Rotang, und wenn man die weichen Polypeu wegnimmt, bleibt ein hornahnlicher Stab als Axe übrig. Noch andere sehen, wenn man sie aus dem Meere nimmt und trocknet, wie Aeste aus, die man von einem kleinen Fichtenbaum abgeschnitten, nachdem er dürr geworden ist nud Hunderte uon seinen kleineu Nadeln verloren Hal. Auch Schwümine s.^xm^il,) sieht man in Menge, meist Die Dammbamr. 215 von Kngclgestalt, mit vielen sich verästelnden Gängen oder Röhre», Aber anch die genaueste Beschreibung reicht nicht hin, um sich von der Schönheit nnd dem Reichthum dieser unterseeischen Gärten einen richtigen Begriff zu machen; denn wenn man eine Beschreibung liest oder hört, müssen die verschiedenen Gestalten, die mau auf einen einzigen Blick deutlich sieht, eiue nach der audern vorgeführt werden und ziehen daher in einer Reihe oder Linie an unserm geistigen Angc hin, statt auf einer ruuden Flüche eiue Gruppe zu bilden, wo der Neiz uicht sowohl iu der wunderbaren Vollendung einzelner Theile, als in den harmonischen Verhältnissen oder, wie die Architekten sagen, iu dein Effect des Ganzen besteht. Das Vergnügen, Korallenriffe anzuseheu, wird nie langweilig, denu die Grnppirung ist jedesmal eiue neue. Unter dem ganzen weiten Meere sind uicht zwei Stellen vollkommen gleich, und man muß entzückt sein, wenn nach einigen starken Nuderschlägen das Eanoe von selbst weiter gleitet und die Korallengärten mit zauberhafter Wirfnug wie eiu Panorama unten vorbeiziehen. Iu Noban blieb ich mit meinen Leuten drei Tage, und da wir hier der Küste näher waren, so marterten uns die Mosquitos nicht so arg wie vorher in unserer Hütte in der Nähe der Berge. Dies war ein Lieblingsort des s^tm-i rajan oder „Fürsten-Papageien", den ich schon in Eermn sah, und ich verschaffte mir zwei bis drei Paare desselben, aber besonders gern wollte ich ein Exemplar des Mal a v n haben, wie die Malaien sonderbarer Weise einen Vogel, den Uo^apoäius ^or^teni. nennen, welcher der Henne verwandt ist. Der gewöhnliche Name für jene Vögel ist „Dammbauer", weil sie die eigenthümliche Gewohnheit haben, große Haufen Sand und kleines Holz zusammen zu scharreu, die oft zwanzig bis fünfundzwanzig Fuß im Durchmesser halten uud fünf Fuß hoch find, Diese Hügel sind ihre Nester, und sie legen ihre Eier hinein. Von derselben Gattung findet sich hier noch eine zweite Art, der Ußß'«poälii» VVMaoyi) der sich tief im Sande vergräbt. Die Eingeborneu brachteu mir eine Henne davon, die sie fingen, wäb-sie ans ihrem verborgenen Neste heraufkroch. Ich behielt sie eine Zeit lang lebendig, nachdem sie aber ein Ei gelegt, das mehr als ein Drittel so groß wie ihr ganzer Körper war, starb sie. Zwei Eier von demselben Umfange fanden sich auf dem Grunde des Tunnels, den sie in den lockern Sand gemacht hatte. Dieser Vogel kommt 216 Tropische Pln^n. gewöhnlich zu Anfang des Abends von den Hügeln herab, um seine (5ier zn legen, und man hört dann von Zeit zn Zeit sein klagendes Geschrei, aber er ist so außerordentlich schen, daß er nnter allen Vögeln auf der Insel am schwersten zn bekommen ist. Ich schoß gewöhnlich die Vögel und mein Jäger balgte sie immer ab und merkte bei jedem den Fundort, das Geschlecht und so genau als möglich die Farbe der Augen an. Was den Vogel' sammler in den Tropen am meisten belästigt, sind die Schwärme kleiner Ameisen, die jeden nur denkbaren Platz anfüllen. Hat man einen Vogel geschossen und legt ihn e'ine halbe Stunde ans die Erde, so kann man sicher darauf rechnen, daß diese Insetten ihn so sehr beschädigen, das; er nicht des Abbalgens werth ist, Gin sicheres Mittel, sie gänzlich fern zu halten, gibt es nicht, die vollständige Isolirung eines Platzes mit Wasser ausgenommen. Dies geschieht in der Negel dadurch, daß man kleine Becken nnter jedes Tischbein setzt; aber ehe man sich's versieht, ist sicherlich etwas so gestellt, daß es den Tisch berührt nnd für die Alles verschlingenden Plagegeister eine Brücke bildet, auf der sic hinüberkommen und ihr Zerstörungswerk fortsetzen können. Sobald die Vögel hereingebracht sind, werden sie an einem Faden Zwirn oder einem Stück schwachen Bindfadens aufgehängt. Nachdem die Balge abgezogen sind, werden sie mit Arsenit und Kampher vergiftet, die mit Wasser vermischt werden, bis sie eine Masse bilden, die so dick wie Nahm ist. Hierauf wird jeder Balg mit der vom Vaumwollmbamn gewonnenen Baumwolle ausgestopft, bis er genau die Größe des Vogels hat, dann werden sie auf eiuen Bambusrahmen gespannt nnd dieser mit Fäden, die an seinen (>cken befestigt sind, in die Sonne gehängt. Nachdem sie durch nnd durch trocken geworden, werden sie mit großen Stücken Gnmmikampher in einem dicht schließenden Blechkasten aufbewahrt, nnd selbst dann mnß man jeden Tag oder alle zwei Tage nach ihnen sehen, denn sie sind noch immer der Beschädigung durch die Ameisen ausgesetzt, die besonders geru an der Basis des Schnabels und rings um die Augen nagen. Während der Regenzeit ist es außerordentlich schwer, die Bälge gehörig zu trocknen; es gibt da so wenig Sonnenschein. Wer nicht in den Tropen gelebt hat, kann sich keine Vorstellung machen, welchen Acrger <5incm die Ameisen beständig verursachen. Brod, Zucker und überhaupt alle (>ßwaaren verschlingen sie sicherlich, wenn man sie nicht in Flaschen mit Glasstöpseln aufbewahrt, und Schwarze und weiße Ameisen. 21? der Schaden, den sie thun, ist um so größer, weil, wenn man einc 5".nantilät Proviant verliert, was immerwährend vorkommt, es überall im Archipel, außer in der unmittelbaren Nähe der wenigen Haupt städtc, so schwierig ist, den Verlust zu ersetzen. Sie finden gewiss anf die eine oder andere Weise, ihren Weg in jedes Eckchen und Winkelchcn, und mag ein Tisch mit der größten Vorsicht gestellt sein, man wird doch nnter zehn Füllen in neun einige auf dem weißen Tischluche lnnfen sehen, ehe die Mahlzeit vorüber ist. Die Fußböden der Häuser, welche Europäer bewohnen, sind gewöhnlich lins großen quadratischen Stücken Steingut hergestellt- aber durch die Risse, die znfällig in dem zwischen ihnen liegenden Cemcnte entstehen, kommen die Ameisen sicher zum Vorschein. Dies hat wahrscheinlich zn der Sage Anlaß gegeben, daß „die Ameisen in einer einzigen Nacht einen Backstein durchfressen". Es ist in allen legenden des Archipels eine feststehende Sitte, entweder die Wände inwendig oder auswendig weiß zu tünchen, oder mit weißer Farbe anzustreichen, einen schmalen Streifen längs dem Fußboden aus genommen, der mit einer schwarzen Farbe überstrichen wird, welche hauptsächlich aus Theer besteht, der einzigen gewöhnlichen Sub stanz, gegen die jene Plagegeister eine Abneigung zeigen. Alle die genannten Beschwerden werden durch die ,,schwarzen Ameisen" verursacht, aber ihre Verwüstungen stehen in keinem Vergleich mit jenen, welche die „weißen Ameisen" herbeiführen, die wirklich festes Holz auffressen. Das Holzwerk vieler der kleineren Gebäude und Nebenhänser im Morgenlande ist nicht verzapft, sondern wird durch Stücke Coirseil^) zusammengehalten, und wenn diese abgefressen werden, stürzt natürlich das ganze Gebände nieder. Ein mit dein Hause des (^ontrolenr verbundenes großes Seitengebäude (1^), das wir als Speisezimmer benutzten, fiel aus diesem Grunde vor einigen Tagen ein. Als ich später nach Macassar kam, wurde mir ein schöner Kriegsdampfer von achthundert bis tansend Tonnen gezeigt, in welchem es den weißen Ameisen gelungen war sich fest. zusetzen, und mehrere Herren, die es wissen mußten, sagten, sie hätten ihn so arg zerfressen, daß er kaum noch scehaltend sei. Gin anderes Mal gingen der Commandant und ich nach dem westlichen Gnde der Vai auf eine Hirschjagd. Wir brachen früh auf und waren nm acht Uhr schon an der Mündung eines kleinen ^) Geile vom Hccoobafl. 218 Eine Hirschjagd. Flusses, an dem wir uns eine kurze Strecke hinaufbegaben; danu brachte uns der Führer durch einen Waldstreifen, der sich an deu Ufern hinzog. Unsere ganze Gesellschaft bestand ans mehr als zwanzig Mann, wovon die Hälfte mit Büchsen bewaffnete Soldaten waren; die Uebrigen muhten das Wild anftreiben. Als wir anf eine ebene freie Prairie hinauskamen, wurden Alle, die Gewehre hatten, parallel mit dem Waldstreifen in einer Änie ungefähr sechzig Fuß von einander aufgestellt. Die Anderen gingen weit um den vor uns liegenden Forst herum und traten endlich in denselben ein. Dann ordneten sie sich in eine Linie und begannen nach uns her zu treiben, wobei fie mit aller Macht schrieen und einen so entsetzlichen Lärm machten, daß sie anch andere Thiere, die weniger fnrchtfam als Hirsche waren, anfgescheucht Hütten, Dazwischen bellten und heulten Rudel Hunde, welche die Eingebornen mitgebracht hatten. Bald war »icht weit von mir in den Büschen ein Gekrache, und im nächsten Augenblick kamen eine Hirschkuh und ihr Kalb mit hohen, fliegenden Sätzen durch das lauge Gras. Ich hatte eiue schwere Negierungsbüchse, denn mein leichter Spencer'scher Hinterlader war leider nicht mit auf der Insel. Ich zielte nach der vordersten uud schoß; sie fiel, nnd ich lief hin und schrie den Anderen zu, ich hätte eine; aber im nächsten Angenblick sprang sie zn meinem Schrecken wieder auf und verschwand mit einem Satze in dem dichten Dschungel. Das war der einzige gute Schuß, den ich an jenem Tage hatte. Wir trieben immer wieder von Neuem, aber als wir in dem hohen Grase standen, das uns bis über die Köpfe ging, konnten wir das Wild nicht sehen, und weun wir uns auf Stummel stellten oder auf die Bäume kletterten, konnten wir nns nicht schnell genng nmwenden, nm plötzlich mit sicherem Zielen nach einer Gegend zu schießen, in der wir nichts erwartet hatten. Doch wurde, als das Horu erschallte und Alle sich sammelten, ein schöner Hirsch nnd ein großes wildes Schwein eingebracht. Mnmal kam etwa fünfzehnhundert Fuß von der Stelle, wo ich stand, ein großer Hirschbock heraus. Beim Knall der Büchse hob er nur den Kopf hoch auf und flog fast mit der Geschwindigkeit einer Kugel davon, Sein Geweih war sehr groß und vielendig, nnd die Grazie und Schnelligkeit, mit welcher er über die Ebene floh, machte den Anblick zu einem der schönsten, die ich je genoß. Die Eingebornen pflegen jetzt, wahrend des trocknen Monsun, die Prairieländer abzubrennen, theils damit Wilde Eber. 219 neues, süßes Gras aufschießt und die Hirsche, wenn sie aus deu Forsten kommen, nm es zn fressen, den Büchsen völlig bloßgestellt sind, theils^ wie sic sagen, die Hirsche zu bewegen, herauszukommen und die Asche aufzulecken. Außer dem Treiben ist die gewöhnliche Iagdmethode, wenn der Mond hell genug scheint, damit die Jäger so weit als ein Büchsenschuß reicht, deutlich sehen können, sich des Nachts an einer frisch abgebrannten Stelle auf die Lauer zu legen. Nachdem man den Hirsch in Sicherheit hat, wird das Fleisch in dünne Scheiben geschnitten nnd geräuchert, und man sieht jetzt auf den Hngeln rings um die Bai von Kayöli herum an vielen Stellen jeden Tag Rauchsäulen aufsteigen- dort sind die Eingebornen emsig beschäftigt, Wildpret in Din ding zu verwandeln, die einzige Art Fleisch, die sie haben, das von wilden Ebern ausgenommen, die auf dieser Insel in großer Menge leben, obwohl man sie selten ertappt. Sie pflegen in großen Heerden auf die Prairielandereien herauszukommen und wühlen oft eine Fläche von einem Viertel-acker so vollständig auf, daß sie aussieht, als wäre sie gepflügt worden. Das Nachts kommeu sie selbst bis in die Gärten oder angebauten Stellen nicht weit vom Dorfe nnd zerstören in kurzer Zeit fast Alles, was dort wächst. Ich sah einmal einen seltenen Vogel auf dem Gipfel eines einsamen Baumes sitzen, der in dem hohen Grase stand; ich näherte mich vorsichtig bis auf Schußweite und feuerte; da entstand plötzlich anf dem dürren Boden ein Ge rassel von Hufen, das von einer aufgescheuchten großen Heerde kam; sie war keinen Pistolenschuß von uns entfernt, aber durch das dichte Gras vor unseren Augen verborgen, Die Eingebornen fürchten sich gewöhnlich vor ihnen, und derjenige, der hinter mir herschlich, um den Vogel anfznheben, floh in höchster Eile, a<5 er den donnernden Tritt von mehr als hundert Hufen hörte, während ich stehen blieb, neugierig, was für Thiere so plötzlich aus der Erde entsprungen waren, und halb fragend, ob nicht meine Schrote, als sie auf die Erde fielen, sich auf dieselbe wunderbare Weise in Vierfüßler verwandelt hätten, wie die von Kadmns gesäten Drachcnzähne sich zu Menschen gestalteten. Auch der Hirscheber oder Babirusa findet sich in diesen Bergen. Während ich in Kay6li war, wurde von einigen Eingebornen ein junger gefangen. Auf der oben erwähnten Jagd kam ich an ein weites Korallenfeld, das in der Neuzeit erhoben wurde uud gegen hundert Fuß über dem Meere lag, Die Eingebornen erstaunten, daß ich stehen 220 Eine drohende Flotte. blieb, um mir solche gemeine Felsen anzusehen, und behaupteten, dieselbe Art datu puti, ,,weißer Stein," finde sich in den Hügeln-ich zweifle auch uicht, daß Korallenriffe aus der Neuzeit in den Gebirgsgegendeil aller anliegenden Inseln eben so hoch hinauf vorkommen, wie sie Gouverneur Arriens schon auf Amboina verfolgt hat. So verging eiu Tag nach dem auderu, nud wir waren Alle neugierig, was die Behörden thaten, um deu großen Aufstaud iu Eeram zu unterdrücken. Alle Boote, die kamen, brachteil uns nur die unbestimmtesten Nachrichten; einmal sollte Alles gelungen, ein anderes Mal Alles mißlungen fein. Wir hatten alle Ursache, besorgt zu sein, denn auf jeuer Insel waren auf zwei oder drei Posten nur etwa ein Dutzend holländische Soldaten, und wenn irgend Schaaren der Kopfjagd treibenden Alfuras sich einverstanden und einen gemeinsamen Angriff machten, fo wurden fir unvermeidlich alle niedergemetzelt. Während wir in dieser Ungewißheit lebten, sah man sechs große Prauen um eins der Caps herumkommen uud iu nusere Bai, hereinfahren. Da die vorderste auf den Wind braßte nud auf die andereu wartete, damit sie deu Ankerplatz alle zu gleicher Zeit erreichten, schicu es, als ob sie in böser Absicht kämen, und in unserer Niederlassung von netin Europäern, worunter vier Dameu waren, entstand sofort ein nicht geringes Leben. Der Commandant rief alle seine Truppen iu das Fort, au die vier Kauoncn in den vier Ecken wurden Sergeautcu gestellt, die Mannschaft übte sich wieder in der Fertigkeit des Ladens, damit, wenn bei der Entladung ihrer Stücke, die, nebenbei bemerkt, nur Sechspfünder waren, etwa Jemand getödtct wurde, es Einer außerhalb des Forts war. Kurz, Alles wurde schlachtfertig gemacht. Mittlerweile legten fich die sechs Prauen dem Strande gegenüber vor Anker. Einer der Leute hatte deu er^ forderlichen Paß von den holländischen Behörden in Eeram, die ihm erlaubt hatten, mit seinem Boote nach Ceram zu fahren, die Anderen aber hatten keine solchen Papiere; sie waren, wie sie selbst erzählten, über die großen Geschütze in Eeram erschrocken uud hatten ebenfalls ihre Heimath verlassen. Dies kam mir so wahrscheinlich vor, daß ich ans den Strand hinabging und, hatten die Behörden es erlaubt, ein halbes Dutzeud Eingeborne iu eiu Eanoe genommen, jede der Prauen selbst betreten und ermittelt hätte, was sie enthielten. Mau bestürmte mich, vom Ufer zurückzu- Gne Seite uoll Roman. Z21 kommen, da ich aber selbst in der Schlacht gewesen war, so ließ ich mich nicht in Furcht jagen nnd gedachte mich nicht eher im Fort zu verbergen, als bis ich dazu einen Grund sah. Nach langer Berathung wurde entschieden, es könne mir nicht erlaubt werden, die Pranen zu besichtigen; dagegen wurden eine Anzahl Malaien abgesandt, um die gefährlichen Fahrzeuge alle genau zu untersuchen. Dies wurde gethan und der Bericht erstattet, es seien in jedem nur drei bis vier Eingeborne, uud was die Waffen beträfe, so hätte Keiner von ihnen auch nur ein altes Fellerschloß. Damit war der Lärm zu Ende, und es begann wieder das gewöhnliche langweilige Treiben, wurde aber diesmal durch eiueu Umstand unterbrochen, der ebenso romantisch als eigenthümlich war. In unserer kleinen Gemeinde von ncun Personen befand sich ein junger Officier, Er war frenndlich, energisch und überhaupt, seinen Jahren angemessen, ein gnter Kriegsmann, aber sein Geist war leider so lange mit Romanen gefüttert worden, bis diese Welt ihm nur noch als halb wirklich erschien. Er war mit einer jungen Dame verlobt, die ebenfalls ill unserm kleinen Dorfe lebte. Anßcr seineu romantischen Begriffen hatte er noch den zweiten Fehler, daß er übertrieben reizbar war, uud zwar dermaßen, daß er und der Vater der Dame in einen ernsten Streit geriethen, bei welchem er so wüthend wnrde, daß er seinem Diener befahl, sofort das Pferd zu satteln, während er seine langspornigen Reitstiefel anzog nnd einen großen Colt'schen Revolver (Marine-Caliber) in den Gürtel steckte. Nnu erklärte er seine Absicht, allen seinen Leiden mit eigner Hand ein Ende zu machen; ohne auf das Geschrei sciuer Verlobten uud die dringenden Bitten aller Anderen zu achten, sprang er in den Sattel, sprengte an dein Hause vorbei, in welchem ich lebte, die Straße hinauf in den Wald nnd verschwand. Der Herr, bei dem ich wohnte, sah ihn, als er vorbeiritt, nnd ahnte sofort seine Absicht, aber ich versicherte meinem Wirth, daß ein tapferer Mann dazu gehöre, einen Selbst ^ word zu begcheu, uud daß wir sicherlich unsern Freund zur ge-hörigeu Zeit würden wohlbehalten zurückkehren sehen. Die Folge bewies, daß ich Recht hatte, denn in ein paar Stunden kam er wieder, scin Pferd von Schweiß rauchend und er selbst so niedergeschlagen wie Don Quixote nach semen herzbrechendsten Mißgeschicken. Die Einzige, die bei diesem Vorfall litt, war die junge Dame, die so viel Vertrauen z», ihrem galanten Frem'de hatte, 222 Ein letzter Vlict auf Buru. daß sie thörichter Weise glaubte, er werde seineil verzweifelten Entschluß wirklich ausführen. Anstatt nur einige Tage zu bleiben, wie ich mir vorgenommen, hatte ich jetzt schou über drei Monate auf Buru in der Verbannung gelebt; da wurde eines Morgens verkündigt, die Jacht des Gouverneurs, der „Telegraph", sei angekommen; das »nachte mir große Freude, denn ich hatte schon eine Prau beauftragt, auf ihrem Wege von Amboiua nach Ternate mich abzuholen. Der ,,Telegraph" kam von Ceram, um mir Gelegenheit zu bieten zu einer Fahrt nach Ternate, gerade dem Orte, den ich gern er reichen wollte, und zu gleicher Zeit Sap is zu bestellen, die er auf der Rückfahrt mit nach Ceram uehmeu wollte. Der Sapi oder das Maduraische Rind ist von der Regierung auf allen Inseln eingeführt worden, um als Nahruug für die Soldaten, aber nur in dringenden Fällen, benutzt zu werden. Ich machte mich sogleich zur Fortsetzung meiner Reisen nach anderen Inseln bereit, uud uoch an jenem Tage, den 6. September, dampften wir aus der Kay6li-Bai hinaus. Zwei Mouate lang war ich über Hügel und Berge gewandert, durch die dichtesten Dschungel gedrungeil und hatte meinen Weg mühsam durch Sümpfe gesucht, die voll dorniger Ranken standen. Die Eingebornen unterhielten mich immer und immer wieder mit der Schilderung der großen Pythonschlangen, von welchen die ganze Insel voll ist, aber so oft ich einen Vogel bemerkte, den ich brauchte, lief ich ihm stets nach, so lange ich ihn sehen konnte. Das Ergebniß war, daß ich ein-nndachtzig Arten gesammelt hatte, *) die durch mehr als vierhundert Exemplare vertreten wurden; neun Zehntel davon hatte ich selbst geschossen. Dies ist ein guter Hafen für unsere Walfischfanger, und vor dem Kriege kamen jedes Jahr mehrere hierher. Es ist ein Frei-Hafen; er hat einen sichern Ankerplatz, gutes Wasser uud Holz gibt es in Fülle, uud Gemüse kann man um billige Preise bekommen. Ich blickte zum letzten Mal auf die Verge zurück, die sich hinten im Innern des Dorfes erheben. Wie manche Stunde hatte ich, wenn die Sonne unterging, an der Küste der Bai gestanden, *) Herr A, R. Wallace sammelte auf dieser Insel in einer gleich langen Zeit sechsundsechzig Arten. Der strahlende Iugendquell. 223 wo eine große Kanone im Sande aufgepflanzt war, und, au ihren stummen, rostigen Mnnd gelehnt, während der Tag in die Dämmerung und die Dämmerung in eine reine, sternenhelle Nacht überging, den schönen Farbenwechsel in den Wolken beobachtet, die auf den hohen Spitzen im Süden ruhten. In der Nahe dieser Stelle erschienen, wenn die Fluth am höchsten war, die Strand-laufer anf dein Gestade und trippelten hin und her, und viele langflüglige Nachteuleu schosseu rück- und vorwärts und labten sich an den vielen Insecten, die, wenn der Abend nahte, herauskamen. Weit hinter jenen Bergen, nahe am Mittelpunkt der Insel, liegt ein See, und an den Ufern desselben wachst nach dem alten Glauben der Cingebornen eine Pflanze, welche die Wundertraft besitzt, Iedeu, der sie in der Hand hält, wieder juug zu machen, selbst wenn seine Locken schon durch die Jahre weiß geworden uud seine Hand bereits vom Alter gelähmt ist. Dies muß die Iuqendquelle sein, die nach der mohammedanischen Tradition in einer finstern Gegend im fernen Morgeulaude liegl, und die Moore in seiner „Lalla Rukh" erwähnt als „— den reinen IugcndqueU, „Der springt aus ödem Berge hell." Neuntes Kapitel. Ternate, Tidore und Mlolo. Als wir aus der Bai von KanM hinansdampften, trat cm heftiges Regenwetter ein, denn die Regenzeit, die auf der Südseite von Buru geherrscht hatte, fing jetzt auf der Nordseite an. Denselben Wechsel der Jahreszeiten sieht man in Ceram. Als ich auf der Südseite jener Insel war, regnete es in einem fort' als ich aber bald darauf nach Wahai auf drr Nordknstc kam, war das Gras dürr und an manchen Stellen vollständig versengt. Dieser Wechsel der Jahreszeiten hat seine Ursache darin, daß die Wolken, die von Südosten heraufkommen, schwer mit Feuchtigkeit beladen sind, und wenn sie an die hohe Bergkette stoßen, die sich von der östlichen bis znr westlichen Spitze jener Inseln erstreckt, der größere Theil ihrer Feuchtigkeit sich verdichtet und in heftigen Strömen niederfallt, so daß sie, wenn fie über die Wasserscheide hinüberziehen, wenig oder keinen Regen herabsenden.") Wenn der Wind sich ändert nnd aus Nordost kommt, werden die Nordsciten von Ceram und Burn überschwemmt, während anf ihren Südküsten trockne Witterung ist. Als wir uns drei Meilen von Vurus nördlichem Ende bc^ fanden, geriethen wir in eine Reihe Flnthrisse; sie glichen genau denjenigen, die man mitten im süda'tlantischeii Ocean, viele Hnnoerl Meilen von jeder Küste, sieht. Die Nacht brach jetzt herein, und *) Eine ähnliche Ursache erzeugt den regmlosen District von Peru, aber dort kommt der herrschende Wind daö ganze Iabr hindurch, wmigsttnö in den oberen Schichten der Atmosphäre, aus SUdost. Bachian und Makinn. 225 es wurde so finster und trübe, daß wir nach keiner Richtung hundert und fünfzig Fuß weit sehen konnten. In einer solchen Zeit, wo kein Mond, kein Stern, kein Licht am ganzen Himmel scheint, den Blitz ausgenommen, der lannenhaft bald da bald dort am Himmel hin fährt nnd fnnkelt, empfindet man ganz besonders den unschätzbaren Werth des Seecompasses, Wir hatten jene Nacht viel stürmische See, und ich dankte Gott, daß ich mich auf einem guten Dampfer anstatt auf der alten Prau befand, auf der ich diese Neise hatte macheu wollen. Am Nachmittag des folgenden Tages passine» wir die Inseln Bachian und Tawali, die zn Bergrücken von ungefähr tausend Fuß Höhe aufsteigen nud dnrch eiuc lange, schmale Straße, welche reich au dcu großartigsten Partien ist, von einander getrennt find. Auf Bachian wächst der Oewürznelkcnbaum wild. Der nördliche Theil der Insel ist sedimentären Ursprungs von verschiedenem Alter; man hat dort etwas Steinkohle nnd Kupfer gefunden nud seit 1774 Gold gewaschen. Der südliche Theil der Insel ist hauptsachlich vulkanischen Ursprungs. Nördlich von Bachian liegt eine kleine Gruppe Iuselu, und nördlich von dieseu Makian, ein alter Vulkan. I>u Jahre 1646 erlitt er einen furchtbaren Ausbrnch, und die sämmtlichen Dörfer, die auf seinen Flanken standen, wurden zerstört. Sie sollen eine Vevölternng von etwa siebentausend Seeleu enthalten haben. Der ganze Berg wurde damals in der Nichtnng von Nordost nach Südwest so vollständig entzwei gespalten, daß man, wenn man ihn von diesen beiden Punkten ans betrachtete, zwei Vergspitzcn sah. Nach jener Zerstöruug siedelte man sich wieder anf ihm an, nnd 1855 zählte seine Bevölkerung sechstausend Seelen. Im Jahre 1862 erfolgte abermals ein Ausbruch und vernichtete fast alle Menschen anf der ganzen Insel. E's wnrde eine so große Masse Asche ausgeworfen, daß sie auf Ternate, gegen vierzig Meilen entfernt, den Boden drei bis vier Zoll hoch bedeckte und außer deu großeu Bänmcu fast alle Vegetation zerstörte. Eine ähnliche Verwüstung fand in dem NMzcn Umkreise von jenem Nadins statt uud verursachte das !N'ößte Leiden. Dieser Ausbruch läßt sich jedoch, so furchtbar er anch war, nicht mit dem bereits geschilderten des Berges Tomboro vergleichen. Nördlich von Makian steht Motir, ein tief hinabgehender Kegel von trachutischer Lava, ungefähr tausend Fnß hoch. Iu der 336 Ausbrüche des Vulkans Ternate. nächsten Nacht fuhren wir zwischen der hohen, scharfen Spitze von 3idore auf der rechten und derjenigen von Ternate ans der linken Seite hindurch, liefen in eine große, gm geschützte Bai ein und ankerten anf der Höhe des Dorfes, das anf dem östlichen AbHange des letztgenannten Berges liegt. Als diesen Morgen die Sonne aufging, war die Scene reizend sowohl als imposant — imposant, während wir nach dem stattlichen Gipfel des alten Vnlkans hinauf-schanten und die Wolken von weißein Gas beobachteten, die in ciner senkrechten Säule hoch in den Himmel emporstiegen, bis sie in eine Region kamen, wo die Luft sich bewegte; dort dehnten sie sich sofort zu einem breiten, horizontalen Streifen aus, während die Sonne auf die hohe Krone des alten VergeZ und die an seinen Flanken liegende Stadt eine völlige Flulh glänzende»! Lichtes herabgoß; reizend war die Scene, als wir die Augen unter die, gleichmäßige Wasserlinie am Ufer richteten und das ganze großartige Schauspiel, das sich oben zeigte, unten im ruhigen Meere vollkommen abgespiegelt erblickten. Dies war, seitdem ich .Java verließ, der erste Berg, dessen flanken ich wieder angebant sah. Von seinem Gipfel laufen viele unbedeutende Rücken eine Strecke an den Wänden herab und breiten sich dann zn kleinen platcau-ähnlichen Flächen aus; dort haben die Eingebornen das üppige Gesträuch beseitigt und ihre Garten angelegt, nnd kleine Rauchsäulen stiegen von ihnen wie von Opferaltären empor. Die ganze Insel ist nur ein hoher Vulkan, dessen Basis nnter dem Ocean liegt. Sein Umfang beträgt an der Küstenlinie gegen sechs Meilen und seine Höhe fünftausend vierhundert Fuß. Von Valentnn, Reinwardt, Bleeker und Junghnhn erfahren wir, daß in den Jahren 1008, 1635 und 16l>3 verheerende Ausbrnchc stattfanden. Im Jahre 1673 kam abermals einer nor, und eine, beträchtliche Masse Asche wurde sogar bis Amboina geführt. Dann stiegen ynndertfünfnndsechzig Jahre lang nur kleine Gaswollcn vom Gipfel empor — nicht einmal heiße Steine wnrden ansgeworfen, und der Berg schien seine letzten Wehen gehabt zu haben, als am 26. Februar 1638 wieder ein Ansbruch, aber kein starker, eintrat. Er kam jedoch plötzlich — so plötzlich, daß von sechs Gingeboruen, die zufällig auf dem Gipfel waren und Schwefel sammelten, vier, die in den Krater hinabgegangen waren, nicht Zeit hatten zu entrinnen, und die beiden, die auf dem Nande blieben, sich nnr dadurch retteten, daß sie eiligst den Berg herabsprangen; aber anch sic Großes Erdbeben. 22? wurden durch den Hagel heißer Steine arg verbrannt und zerfleischt. Am 2l>. März des nächsten Jahres geschah ein gewaltigerer Aus^ bruch. In der Erde krachte eiu starkes Gedonner, dicke Aschen-wolkeu hüllten die ganze Insel ein, und den Berg herab ergossen sich Ströme glühender ^!ava. Wieder im nächsten Jahre, am 3. Februar Vormittags neuu Uhr, begann ein dritter, noch bedeutenderer Ausbruch. Man hörte ein stärkeres Donnern, Rauch und Asche strömte aus dem Krater, nnd heiße Steine stiegen von demselben empor, sielen wie Hagel auf die Wände des Vulkans, steckten den dichten Wald in Brand, der sich während seiner langen Ruhe vollständig über ihn ausgebreitet hatte, uud ließen ihn bei Nacht wie einen Flammcnberg erscheinen. Zu gleicher Zeit strömte auf der Nordseite viele Lava über den Krater heraus und stoß in das zwischen Fort Tolnko nnd Valu Angns, „dem heißen Steine/' liegende Meer. Diese Verwüstung dauerte vicrundzwanzig Stunden, uud am folgenden Tage nm vier Uhr war Alles still. In den nächsten zehn Tagen kamen fortwährend schwarze Rauchwolken heraus, aber Jedermann glaubte, das Schlimmste sei vorüber; da begann am 14. um halb ein Uhr oder fast genau zu Mitternacht wieder ein ,,fürchterliches, übernatürliches Gedonner", nnd die Stöße wnrdcn stärker und häufiger bis nm halb vier Uhr (noch ehe es, wenn der Himmel rein gewesen, Tag geworden wäre), wo das letzte Haus im ganzen Orte iu Trümmern lag. Die Erde spaltete sich mit einem Gekrache auf, das man über dem furchtbaren Donnern des Berges deutlich hören konnte. Aus den Spalten stiegen einen Augenblick heiße Wasserstrahlen empor; dann schloß sich die Erde wieder, mN sich au einer andern Stelle zu öffnen. Ein gebildeter Mann, der wegen seines großen Reichthums, seiner Großmuth und Freigebigkeit nut Recht als „Fürst der Molnkken" bekannt ist, versicherte mir, wenn zwei Männer etwa drcitanseyd Fuß von einander gestanden, hätte der Eine den Andern anfsteigen sehen, bis seine Füße sich in der Höhe befanden, die der Kopf des Beobachters hatte; dann wäre er sofort wieder gesunken nnd der Beobachter gestiegen, bis er so hoch über dem Andern zn stehen schien, als er vorher nutcr ihm gestanden hatte. Damit stimmen die veröffentlichten Berichte vollkommen übcrein. Anf diese Art walzte sich der feste Boden fünfzehn Stunden gleich dem Meere, aber die stärkste Welle kam erst am 15. Febrnar um zehn Uhr. Fort Orange, das zweihundert und dreißig Jahre lang allen Stößen 15« 228 , Die Stadt Ternctte. widerstanden hatte, stürzte iheilweise zusammen und wurde ganz unter eine Masse Bimsstein und die Trümmer der über ihm stehenden Wälder begraben. Die Menschen begaben sich, sobald dieser letzte Tag der Verwüstung anfing, in ihre Boote, denn während das Land sick hob wie ein aufgeregter Ocean, blieb das Meer fortwährend ruhig; eine große Welle, die das Zerstörungs-werk am Ufer vollendet hätte, kam nicht herein. Es schien in der That, als wären die Gesetze, die jene zwei großen Elemente beherrschen, plötzlich vertauscht und das feststehende Land zum beweglichen Meere geworden. Der ganze Verlust, den die verheerende Naturerscheinung verursachte, wurde auf fünfhundert und sechzigtausend Thaler geschätzt; und doch war nach all' dieser Erfahrung die Anhänglichkeit sowohl der Fremden als der Eingebornen gerade an jene Stelle so groß, daß sie sich keine minder gefährliche an den benachbarten Küsten wählten, sondern Me zurückkehrten und ihre Häuser wieder zu bauen begannen, um durch ein neues Erdbeben begraben zu werden; sie bewiesen dadurch, daß die Bemerkung, die man allgemein über sie macht, daß ,,sie sich vor dem Feuer noch weniger als die Holländer vor dem Wasser fürchten", buchstäblich wahr ist. Die gegenwärtige Stadt ist jedoch, nach der Fläche zu urtheilen, welche die Trümmer einnehmen, nicht mehr als zwei Drittel so groß als die frühere. Ihre ganze Bevölkerung beträgt etwa 9000 Seelen. Darunter sind 100 Europäer, 300 Mestizen, 200 Araber, 400 Ehiuesen; die Uebrigen sind Einge-borne von dieser und den umliegenden Inseln. Sie besteht aus zwei Theilen, dem südlichen oder Europaer-Viertel, das unter dem besondern Namen Malayu bekannt ist, und den: nördlich davon gelegenen Ehinesen- und Araber-Viertel. Inder Nähe des letztern steht Fort Orange, das 1607 gebaut wurde, also eben so alt wie die Ansiedelung Jamestown ist. Im Jahre 1^24 wurde dieses Fort vom General-Gouverneur für das beste im ganzen Niederländischen Indien erklärt. Jenseits des Forts steht „der Palast" des Sultans von Ternate, und nördlich von letzterem li^gt das Dorf der Eingebornen, Der Palast ist ein kleiner Wohnsitz, im europäischen Styl erbaut, und steht auf einer Terrasse, mit der Vorderseite nach einem breiten, schönen Grasplatze gekehrt, der bis zum Meere hinabgeht. In seiner Nähe befindet sich eine Flaggenstange, die überhängt, als ob sie bald umfallen wollte, ein passendes Sinnbild der verfallenden Gewalt ihres Eigenthümers, dessen Vor^ Geschichte uon Ternate, 229 fahren einst so mächtig waren, daß die Holländer eben so große furcht wie Achtung vor ihnen haben mnßten. Nach Valeutyu, der seine Kenntniß aus den historischen Erinnerungen der Eiugeborneu sammelte, gab es früher in Gilolo eine Anzahl unabhängiger Staaten, deren jeder seinen,,Kolano" oder Häuptling hatte. Nm das Jahr 125)0 uach Chr., zweihundert und siebzig Jahre zuvor, ehe ein Europäer auf diesen Meeren segelte, faud eiue große Auswanderung nach den benachbarten Inseln statt; damals wnrde anf dem Zipfel des Berges uon Ternate, der, so lange die Cnropaer ihn tennen, immer ein thätiger Vulkan war, ein Dorf, Namens Tabona, gegründet. Im Jahre Ui22 nach Chr. kamen viele Javanesen und Araber hierher, um Gewürznelken zu kaufen. Dies ist die erste geschichtliche Criuneruug, die wir über den Gewürzhandel habe». Tie Bcwohner uon Obi und Bnchian vereinigten sich nun, um der wachsenden Macht des Fürsten uou Ter-natc entgegenzutreteu, aber die Vereinigung bewirkte wenig, denn im Jahre 1850 uach Chr. lernte Molomateya, der damals in Ter-uate regierte, von den Arabern, wie man Cchiffe bante, rüstete eine flotte ails und eroberte die Sulu-Iiiselu. Mittlerweile gaben sich die Javanesen und Araber viele Mühe, die hiesigen Menschen zur uiohammedanischeu Religion ^i betehren, und im Jahre l46l) nach Chr.,') etwas wehr als zweihundert Jahre uach der Zeit, wo dieselbe in Java eingeführt wurde, ward Mahum, der Fürst von Ternate, ,,durch deu Cinfluß der Javanesen" Mohammedaner. Nm diese Zeit kamen Malaien und Chinesen von Bauda, nm Ge-würzuelken einzukaufen, welche sie in Malacca an indische Händler verkauften. Als im Jahre 1512 Fraucisco Serano mit D'Abreu von Amboina und Banda znrnckkehrte, strandete sein Fahrzeug auf den SchildkrÜteu-Inselu; er bewog damals die Eingebornen, während der übrige Theil der Flotte nach Malacca fuhr, ihn, sein Schiff wieder flott machen zu helfen und ihn nach Ternate zu lootseu, und war demuach der erste Europäer, der den großen Mittelpunkt des Gewürznelkenhandels erreichte, Im Jahre 1521 ankerte die Flolte Magellan's auf der Hohe von Tidore, einer Insel, die uon Ternate nnr durch eiue schmale Straße getrennt ist. *) Dic obige Zeitangabe wild von PigaMa bestätigt, dcr 1521 schrieb und über diesen Punkt bemerkt: „Cs sind lanm fünfzig Jahre vergangen, seitdem die Mauren (Araber) Malucco (die Molutkeu) eroberten (bekehrten) uud dort blieben. Porher waren diese Insel« nur mit Gcutilen (d. h. Heiden) bevöllcrt." 230 Ferdinand M.Mllnn, Ferdinand Magellan, der diese Flotte organisirte, war ein portugiesischer Edelmann. Er fuhr jedoch nnter dem Schuhe Karl's V. von Spanien, Am 20. September 4519 verließ er den Hafen St. Lucas mit „fünf kleinen Schiffen von sechzig bis hundert und dreißig Tonnen". Sein Zweck war, eine westliche Durchfahrt nach Indien, besonders nach den Gewürz-Inseln,, zu finden. Er segelte längs den Küsten Brasiliens südwärts, fand die Straße, die noch immer seinen Namen führt, nnd fnhr mil drei Schiffen durch dieselbe hindurch' ein Schiff war gescheiter!, ein zweites umgekehrt. Hundert und sechzehn Tage lang segelte er in nordwestlicher Richtung über einen (wie es ihm und der Mannschaft schien) endlosen Ocean. Ihre Lebensmittel gingen zu Ende, fie behielten aber doch denselben Cours bei, bis sie endlich Land erblickten. Pigafettn, ein Mitglied dieser Erpedition, schildert ihre Leiden folgendermaßen: „Mittwoch, den 28. November 1520, kamen wir aus der Straße und stürzten uns in den Ocean, auf welchem wir ohne alle Behaglichkeit oder Trost drei Monate und zwanzig Tage fuhren. Wir aßen Schiffszwieback, der kein Zwieback mehr war, sondern Wurmmehl, denn den Nahrungsstoff hatten die Würmer gefressen, und was übrig blieb, stank von dem Urin der Ratten und Mäuse. Der Mangel an Lebensmitteln war so groß, daß wir uns genöthigt sahen das Leder zu esseu, mit welchem die Raaen der Schiffe vor der Reibung der Tane geschützt waren. Auch dieses Ledcr war, da es lange der Sonne, dem Regen und Winde ansgesetzt war, so hartgeworden, daß wir es vier bis fünf Tage iu's Meer eintauchen und aufweichen mußten, worauf es auf heißer Asche gebraten nnd gegessen wurde. Um uns zu erhalten, mußten wir Eägespäne verzehren, und eine Ratte war so gesucht, daß sie für einen halben Ducaten verkauft wurde." Die ersten Inseln, die Magellan sah, waren jene, welche er die Ladronen oder „Diebs-Inseln" nannte. *) Von da kam er nach den Philippinen nnd wurde auf einer derfelben (Mactan, in der Nähe von Zebu) von den Eingebornen ermordet, ebenso auch Barbosa, ein Herr aus Lissabon, der vorher Indien besucht und beschrieben halte, und aus dessen Schriften wir schon öfters Stellen angeführt haben. Von Zebu segelten Magellan's Ge- «) Siehe Pigafetta in Ciawfmb's „Okt. InlU» 1»wn仫. Die katholische Religion auf den Molukten. I31 fährten nach dem nördlichen Theile BorneoZ nnd Tidore. Von da setzten sie ihre Neise südwärts fort, legten im Jahre 1522 in Bachian nnd Timur an und kamen endlich wohlbehalten wieder in Spanien an, nachdem sie die erste Erdumsegelung vollendet hatten. Diese große Neise wurde fast hundert Jahre uor der Zeit ausgeführt, wo die Pilgrime an unseren neu-engländischen Küsten landeten, Vald nachdem die Portugiesen sich auf Ternate niedergelassen hatten, fingen sie an den Eingebornen ihren katholischen Glauben zu lehren, und im Jahre 1585 kehrte der eingeborne König, der jene Religion angenommen hatte und in Goa getauft worden war, nach Ternate zurück nnd trat seine Negierung an. Dann stellten andere eingeborne Fürsten den Portugiesen den Antrag, Katholiken zu werdcn, wenn sie dieselben unter ihren Schutz nehmen wollten. Auf diese Weise begann der Katholicismus sich rasch zu verbreiten, aber in demselben Jalirc wurden alle bekehrten Eingebornen von den Mohammedanern unter der Anführung ^antaliuo's, den man „den mulukkanischen Abeudstern" nannte, umgebracht, ^m Jahre lö46 wurde Ternate uou ,vrauz Lavier, *) einem katholischen Priester, besucht. Er ging später nach Malacca zurück, begab sich dann weiter nach ^'hiua und Japan und starb während der Rückkehr aus letztgenanntem Lande auf eiuer Jusel Macao gegenüber, in der Nähe von Canton. Die Holländer kamen zum erstcu Male unter Admiral Houtman, im Jahre 15?^, nach Ternate. Im Jahre 1W5, unter Stephen uan der Hagen, erstürmten uud nahmen sie Ternate und vertrieben dadnrch dir Portugiesen aus den Molnkken, Seit jener Zeit ist die Insel fortwährend in ihren Händen geblieben, denn die Engländer waren im Anfang diefes Jahrhunderts, wo fie Amboina uud die, benachbarten Inseln eroberten, nicht im Stande, sie einzunehmen. Nun setzten sie ihre eifrigen versuche fort, die Spanier aus ihrer Festung auf Tidore zu vertreiben, bis die Belagerten, da sie sich beständig in Gefahr sahen, im Jahre !W4 die ganzen Molukten verließen uud deu Holländern einräumten, Wie die Portugiesen und Spanier sich eifrigst bemüht hatten dir Eingebornen zum Katholicismus zu belehren, so gaben sich ") Vr ist seitdem heilig gesprochen worden und wird uon seinen Glaubn,^-genossen mit Recht als ein Micher der FrönmüMt nnd der Hingabe an die Gachc der Mission betrachtet. IZ2 Frühere Monopole. die Holländer alle mögliche Mühe, sie zu Protestanten zu machen, verfuhren dabei jedoch nicht auf dieselbe Weise wie die ersteren, Pigafetta theilt uns mit, in acht Tagen ,,seien alle Bewohner dieser Insel" (Zebu, einer der Philippinen) „nnd ebenso einiger anderen benachbarten Inseln gctanft worden. Auf einer der letzteren wurde ein Dorf in Brand gesteckt" (weil die Einwohner weder dem Könige von Zebu noch Magellan gehorchen wollten). „Hier pflanzten wir, da die Menschen Heiden waren, ein hölzernem Kreuz auf. Wären sie Mauren" (Araber) „gewesen, so hätten wir, zum Zeichen ihrer Herzenshärtigkeit, eine steinerne Säule errichtet, denn die Mauren waren schwerer zu bekehren als die Heiden." Drei Tage nach dieser Bekehrung ermordeten diese nämlichen Gingebornen Magellan, und noch zwölf Tage später lauerten sie seinen Gefährten auf nnd metzelten vierundzwanzig derselben nieder. In den protestantischen Glaubenssätzen wnrden die Gingebornen zuerst im Jahre 1621 durch Lehrer unterwiesen, und 1.623 kam der erste protestantische Geistliche ans die Molnkken. Dieser Glaube hat jedoch nnr geringen fortschritt gemacht, und außer den Bewohnern von Hcnnku, Caparna und Nusalant, und kleinen Gemeinden in den Hanptortcn von Amboina und Ternntc ist die ganze eingcborne Bevölkerung östlich von Celebes entweder mohammedanisch oder heidnisch. Die Inseln, auf welchen der Gewürzmlkenbaum von selbst wuchs, und die ursprünglich als ,,die Molnkken" bekannt waren, find Ternatc, Tidore, Molir, Makian und Bachian. Sie liegen in einer Neihe der Westküste der südlichen Hälfte Gilolos gegenüber. Von dieser Grnppe gehören nur Tidore nnd Vachian dem Fürsten von Ternate, und die holländische Ostindische Compagnie bot diesem Fürsten, um den Alleinhandel, den sie schon hatten, noch vollkommener zu machen, eine jährliche Summe von siebzehn-tausend vierhundert Gulden oder neuntausend siebenhundert Thalern für das Necht, alle Gewürznelken und Muskatennußbäume auszurotten, die sie in seinem weiten Gebiete fanden -, denn außer den genannten fünf und anderen kleineren Inseln, nebst der anliegenden Küste Oilolos, wo der Gewürznelkenbanm einheimisch war, hatten ihn die Gingebornen selbst, schon vor der Ankunft der Portugiesen, in Ceram, Burn und Amboina eingeführt. Der Fürst nahm jenes Anerbieten im Jahre 1652 .an, vielleicht weil er sich »licht langer weigern konnte, Von der''Zeit an begann Nie Handelspolitik dvr H^Ilälider. '^.'i.'i seine Macht zu sinken, und im Jahre 1^48 war er nicht im Stande, die Bewohner der kleinen Insel Makian znr Anerkennung seiner Souverainetät zn bringen, die sich einst vom Norden (Molos bis Bnton nnd Mnna südlich von (Celebes, eine Länge von sechshundert Seemeilen, erstreckte. Anch die Westküste uon Celebes umfaßte sein Reich, nnd die Inseln, die zwischen derselben und Bachian, Bnrn und einent großen Theile von Ceram liegen, nebst der Hälfte des Flächeninhaltes von Gilolo befanden sich innerhalb seiner Grenzen. Nach jener Zeit wnrden von den Holländern jedes Jahr Expeditionen ausgerüstet, um sämmtliche Inseln von Neuem zn durchsuchen uud alle Bäume zu vernichten, die aun Samen entsprossen waren, welchen Vogel hintrugen. Ein zweites derartiges Stück von Eigennutz wird man kaum in der ganzen Geschichte finden. Die Folge dieses Vertrags nnd dieser Politik war, daß eine beträchtliche Reihe von Iahreu die Einkünfte der Regierung ans den Molukken nnd Bandas zusammengenommen ihre Ausgaben anf jenen Inseln anch nicht annähernd gedeckt haben, nnd jetzt sieht jedermann ein, daß man durch die unedle nnd ausschließende Art, auf die man den Handel betrieben, sehr viel verloren hat. Als ich in diesem Dorfe landete, fand ich eine angenehme Wohnung bei einer guten englischen Dame, der zweiten, die ich, seitdem ich Java verließ, das Glück hatte zn treffen. Nachdem man so lange nnter einem Volke gelebt hat, das eine andere Sprache spricht, ist es ein wahres Vergnügen, seine Muttersprache ohne fremde Betonung sprechen zu hören und mit einem Menschen zn verkehren, dessen Religion, Bildung nnd Lebensansichten mit den unscrigen übereinstimmen. An diesen äußersten Grenzen der Civilisation sind Amerikaner und Engländer — wie sie es überall sein sollten — Glieder derselben Familie. Noch an demselben Nachmittage ritt ich, da heiterer Himmel war, mit einem Officier den Berg hinauf nach einem Sommerhause, das zweitausend vierhundert Fuß über dem Meere lag. Von dieser Höhe aus hatten wir eine schöne Aussicht auf die breite Bai von Dodinga, die durch das Zurücktreten der gegenüberliegenden Küste Gilolos gebildet wird. Im Innern sieht man hohe Berge aufsteigen, und mehrere derselben sollen entweder noch thätige oder erloschene Vulkane sein. Wie mir der Resident mittheilte, steht im nördlichen Theile Gilolos, der Insel Motir 234 Die Bluthunde von Gilolc». gegenüber, ein Krater, der nach den Berichten, die ihm die Beamten gaben, welche denselben besticht hatten, fast eben so groß sein muß wie der berühmte Krater in den Tenger-Bergen auf Java. Auf Motir selbst steht der Berg Tolo, der im vorigen Jahrhunderte einen bedeutenden Ausbrnch erlitt. Vor jener Zeit soll Motir gut bevölkert gewesen sein, aber jetzt halten sich nur die Cingebornen der anliegenden Küste Gilolos, die höchst berüchtigte Seeräuber siud, uon Zeit zu Zeit dort ans. Eine große Anzahl Gingeborner von Gilolo waren damaly in Ternate. Sie werden zwar häufig ,Mfura" genannt, gehören aber streng genommen zum malaiischen Typus uud haben nicht die dunkle Haut und das krause Haar der Alfura von Ceram uud Buru, wenn auch iu anderen Theilen (Molos Vertreter jenes Volkes vorkommeu mögen. Die ganze Bevölkerung Gilolos, die man auf etwa siebenundzwanzigtausend annimmt, steht bis auf fünftausend Seelen unter dem Sultan von Ternate. Während des Krieges in Java, von 1825 bis !. r«^i«, und I>. iill^in-6«H; Nagiu, ^. i-lidi-a; Salwatti, 1^. i-s^ju,, 1^, mllAniüln, ^pin>Ä«ku8 albn» und ^«ii<;ulu« uui«n8; Äiistengegenden von Neu-Guinca im Allgemeinen, kplmaoliu« llU,u« und kßl'ieulu« ^ui't!u»; »nttlere und Gcbirgs Gegenden der nördlichen Halbinsel von Neu-Guiuea, l.n^noiinl». «us)l!rdg,, l'Ärotilz, »ex»«- UNd wahrscheinlich O!pll^Noiä^6 Wil^oilii nnd ^ar«. äißÄNa «aruuc:ulÄw. taeea, Astrapia nigra, Epimachus magmi«, Craspedophora magnifica Ultfc iraf)l-fd)eillttc{; Diphylloidcs VVilsonii nub Fara digalla carunculata. Ein Mutw-maal. 23? zeigt. Kurze Zeit vor der Geburt des Kindes lebte die Familie in jenem Sommcrhause. Da trat in einer Nacht ein starkes Erd^ beben ein, nnd aus dem Gipfel des Berges stieg eine brillante Wolke auf. Die Leute machten sich augenblicklich bereit, hinabgleiten, und die Mutter, die sehr erschrocken war, versuchte uoran-^nlaufen, fiel aber schwer anf den rechten Art und bekam an einer Stelle desselben eine bedeutende Brausche. Bald darauf wurde das Kind geboren, und an seinem rechten Arme, und zwar genau an derselben Stelle, wo die Mntter in Folge des Falles an dem ihrigen eine unbedeutende Verletzung erhalten hatte, fand man einen rothen Fleck oder ein Muttermaal, das, wie Alle einstimmig behaupteten, genau den Umriß der glänzenden Wolke hatte, die sie sämmtlich auf dem Berggipfel sahen. Die HauptauZfuhrartikel dieses Ortes sind die Gegenstände, die von den nach Osten gelegenen Inseln hergebracht werden, nämlich: Schildpatt, Tripang, Paradiesvögel, Massoi-Ninde und Wachs. Bis zum Jahre 18^7 bildeten die Paradiesvögel einen sehr wichtigen Ausfuhrartikel von Ternate. Im Jahre 1836 wnrden deren für mehr als 10,900 Gulden, hauptsächlich nach China, versendet. Im Jahre 1844 wurde von diesem kleinen Handelsplatze für mehr als 10,000 Gulden Massoi-Rinde ausgeführt. Sie kommt aus dem Innern von Nen-Guinca nnd wird nach Java gesandt, wo die Cingebornen das aromatische Oel derselben bei rhenmatischen Krankheiten anwenden. Vis 1844 wnrdc jährlich für 14,000 bis beinahe 70,000 Gnlden Schildpatt, hauptsächlich nach China, verschifft; seit jener Zeit aber hat der Werth dieser Ausfuhr oft nicht über 4000 Gnlden brtragcn. Die Haupteinfuhrartikel sind Neis, Salz und Baumwolleuwaaren. Gin Kaufmann, der jedes Jahr ciu kleines Fahrzeug nach Misol und längs der Nordküste Papuas seudct, war so freundlich, mir die Gelegenheit auzn bieten, auf demselben mit hinüberzufahren; da es aber gegen sechs Monate dauerte, ehe es nach Surabaya anf Java zurückkam, so war ich in Zweifel, ob ich weiter nach Osten gehen sollte, zumal da Herr Wallace in Doreu, dem einzigen Hafen an der Nordtnste, wenig bekommen hatte, und jener Hafen außerdem den ungünstigen Nuf hat, daß er einer der ungesundesten Orte im ganzen Archipel sei. Die beiden dort stationirten Missionäre sind jetzt hier; sie mußten wegen wiederholter heftiger Fieberanfälle zurückkehren. Man sagte mir, die Residenten uon Dorey blieben von dieser Krankheit 238 Abfahrt von Ternate. nur befreit, wenn sie irgendwo am Körper ein eiterndes Geschwür hätten. Während ich fo zweifelte, wohin ich mich wenden sollte, kam das Kriegsschiff in den Hafen herein, das in der Molukten-Straße zwischen der Insel Gilolo nnd dem nördlichen Ende von Celebes stationirt ist, um den Seeräubern aufzulauern. Es wollte sofort nach Kema, einem Hafen an der Ostküste der nördlichen Halbinsel von Celebes, zurückkehren, nnd der Commandant desselben machte mir das freundliche Anerbieten, mich nach der „Minahassa", wie die Holländer die Nordspitze jener Insel nennen, mit hinüber zu nehmen. Ich hatte von dieser Gegend lange sprechen und sie als entschieden den reizendsten Theil des Archipels und wahrscheinlich die schönste Stelle in der Welt schildern hören. Es bedürfte daher nur eines Augenblicks, um mich zu entscheiden, ob ich nach der ungesunden Küste Papuas gehen oder jenes schöne Land besuchen wollte, uud ich nahm die Einladnng des Commandanten mit großem Danke an. Ich war uier Tage auf dieser Insel gewesen, und wir hatten vier Erdbeben gehabt. Ja, der Berg schien sich abermals zn einem großen Ausbruch vorzubereiten, und ich verließ ihre Küsten nicht ungern. Die Gefahr für die Bewohner der Insel, des Nachts lebendig in den Trümmern ihrer eignen Wohnungen begraben zu werden, ist so groß, daß alle Fremden hinter dem Hanse, in welchem sie sich bei Tage aufhalten, ein kleines Schlafhaus haben. Die Wände des größeren Gebäudes sind gewöhnlich von Ziegeln oder Stein, die des Schlafhauses aber sind immer von Gaba-Gaba, den getrockneten Mittelrippen großer Palmblättcr, hergestellt, die, wenn man sie aufrecht stellt, eil, beträchtliches Gewicht tragen und doch fast so leicht wie Kork sind. Das Dach ist mit A tap, einer Art Dachstroh von dürren Palmblättern, gedeckt, uud das ganze Gebände ist daher so leicht, daß es, wenn es auf seine schlafenden Bewohner fallen sollte, Niemanden stark beschädigen würde. Eine so fortwährende, folternde Angst verwandelt diesen Ort, der durch seiu vortreffliches Klima, seine üppige Vegetation nnd schöne Landschaft zn einem Paradiese eingerichtet ist, in ein vollkommenes Fegefeuer. Alu Morgen des ^2. December dampften wir ans der Nhede hinaus nach Kema zu. Bald darauf fuhren wir in der Nähe der Süd' ostspitze von Ternate vorüber; der Commandant zeigte mir dort einen kleinen See, der nur durch eine schmale Wand vom Meere getrennt ist, und theilte mir mit, die Portugiesen hätten, als fie Die MolukkowStraße. 239 die Insel besaßen, durch die Wand oder den Damm einen Kanal zu stechen und diesen See als Docke zu benutzen versncht — eil, Plan, der sich gewiß leicht hätte ausführen lassen; es unterblieb jedoch ans irgend einem Grunde, wahrscheinlich weil sie mit ihren Rivalen, den Spaniern, ununterbrochen im Kriege lageu. Der See soll tief genug sein, nm die größten Schiffe zu tragen, und ist,-wie ich glaube, nichts weiter als ein alter, erloschener Krater. Auf unserer Backbordseitc stand jetzt Mitarra, ein steiler vulkanischer Kegel, der so hoch wie der Gnnong Api in Banda ist, aber viel kleiner erschien, weil er gleichsam unter der hohen Spitze von Tidore lag. Er ist ebenfalls vulkanischen Ursprnngs. Nun kamen wir in die Motukten-Straße hinaus und steuerten West, und ich fühlte, daß wenigstens mein Gesicht der Heimath zugekehrt war, ein Gedanke, der schon genügt, Jedem, der so weit gewan^ dert ist, mit einem tiefen Wonneschauer zu durchdringen. Da wir den Wind von vorn hatten und unser Dampfer langsam fuhr, so erwarteten wir nicht, die gegenüberliegende Küste vor dem nächsten Tage zu sehen. Das war mir sehr angenehm, denn es gab mir gute Gelegenheit, von den Officieren manches Nähere über die Seeräuber zu erfahren, die in diesen Meeren ihr Wesen treiben. Die Sccräuberei hat zwischen den hiesigen Inseln wahrscheinlich immer bestanden, seitdem dieselben zum ersten Male bevölkert wurden. Es war ohne Zweifel Raub und nicht Handel, was die Gingebornen anspornte, die erste Expedition zu versuchen, die je auf diesen Gewäfsern unternommen ivnrde. Die See-rauberei wird in dcn ältesten malaiischen Romanzen geschildert, nnd die Eingcbornen betrachten sie, wenn sie von ihr sprechen, nicht als einen Fehler ihrer Vorfahren, sondern als eine Gelegenheit, ihre kühnen Thaten zu rühmen. Dasselbe war auch in den aufgeklärtesten Gegenden der Erde der Fall, als dort die Civilisation und das Christenthum noch nicht weiter vorgeschritten waren, als sie es hier unter den Malaien sind. Auch längs der Nordküsten Europas und der britischen Inseln hat sie geherrscht. Der einzige Grund, warum sie nicht bei unseren Indianern allgemein üblich war, liegt darin, daß sie in der Kunst, große Boote zu bauen, nicht weit genng vorgeschritten waren, ihre Raubzüge daher auf Flüsse und Seen beschränken mußten und ans dein stürmischen Ocean nicht fahren tonnten. Die Seeräuber sind an den Küsten sshinas schon Jahr- 240 Malaiische Seeräuber. Hunderte lang eben so zahlreich gewesen, wie sie es jetzt noch sind. Zuweilen sind sie nach den Philippinen und den nördlichen Theilen Borneos, aber selten oder nie zwischen die hiesigen Inseln gekommen. Als die Europäer zum ersten Male im Morgenland erschienen, waren alle Gegenden des Archipels, besonders die Straßen von Malacca, der Sulu-Archipel zwischen Borneo nnd Mindanao, und namentlich die Südküsten der letztgenannten Insel voller Seeräuber. Die Herstellung eines großen Hafens in Singapore von den Engländern und eine Ansiedelung auf Nhio von Seiten der Holländer haben sie aus der zuerst erwähnten legend gänzlich vertrieben, aber die Suln-See und den südlichen Theil der Philippinen machen sie noch immer unsicher. Sie kommen hier in der Mitte des Westmonsun, das heißt im Januar und Februar, herab und kehren im Anfange des Ostmonsnn zurück, so daß sie auf beiden Wegen günstigen Wind haben und während der Windstillen, die bci dem Wechsel der Monsune in diesen Meeren herrschen, sich hier befinden, wo dann die große Anzahl Nuder, die sie benntzcn, sie in den Stand setzt, ihre Beule anzugreifen, wie es ihnen beliebt. Sie. scheinen meistens von den Ufern der Lamm-Bai an der Südküste Mindanaos zu kommen. Von Dampier erfahren wir, daß sie im Jahre 168l> ein Inselvolk waren. „Die Hilanoonen," sagt er, ,,leben im Herzen des Bandes" (Mindanao). „Zur See haben sie wenig oder keinen Handelsverkehr, obwohl sie Pranen besitzen, die mit je zwölf bis vierzehn Rudern fahren. Sie genießen den Vortheil der Goldminen und kaufen mit ihrem Golde von den Bewohnern Min-oanaos ausländische Waaren." Sie sind jetzt dir kühnsten Seeräuber in diesen Meeren. Im vergangenen Jahre hatte das hier stationirtc Kriegsschiff das Glück, fünf Boote zn überrumpeln, von denen das eine nicht weniger als sechzig Mann führte, An fangs versuchten sie vermittelst ihrer Ruder zu entkommen, aber die Bomben und Granaten des Kriegsschiffes fingen bald an sie in Stücke zu zerreißen. Dann ruderten sie nach der Küste hin und sprangen über Bord, waren aber jetzt in die Nähe eines Dorfes gekommen; hier rückten die Eingebornen foforl mit ihren Speeren, den einzigen Waffen, die sie hatten, ans nnd setzten diesen Mördern dermaßen zu, daß, so weit man nachkommen konnte, nicht Einer von ihnen am Leben blieb. Ein europäisches Fahrzeug greifen sie selten an, aber wenn sie es thun und der Eine Herausforderung von Seiten der Seeräuber. 241 Angriff gelingt, dann rächen sie sich für die harte Strafe, die ihre Landsleute von Seiten der holländischen Kriegsschiffe empfangen, und kein einziger weißer Mann wird übrig gelassen, nm über die (Gefangennahme nnd Metzelei zu berichten. Die Fahrzeuge, denen sie hauptsächlich nachstellen, sind die von Mestizen befehligten und mit Malaien bemannten kleinen Schooner, welche den größten Theil des Handels zwischen den an den hiesigen Inseln gelegenen holländischen Häfen betreiben. Im vergangenen Jahre wurde eins jener Fahrzengc, während es von Kema die Küste hinab-segeltc, von diesen Mördern genommen nnd zerstört. Die Weißen und Mestizen werden stets ermordet, und die malaiischen Mannschaften werden als Celcwen behalten. Während ich in Kema war, erschienen in dem Hanse des Officiers, bei welchem ich wohnte, zwei Malaien nnd sagten, sie wären ans einem kleinen Dorfe an der Bai von Gorontalo gebürtig nnd, während sie fischten, von einer Seerauberflotte gefangen genommen worden, die bald darauf ihre Heimreise angetreten habe; als die Flotte Sangir, eine kleine Insel zwischen der Norosvitze von Celebes und Mindanao, passirte, sei es ihnen gelungen zu entkommen, indem sie über Bord gesprungen und eine lange Strecke bis zum Ufer geschwommen wären. Sie hatten jetzt anf ihrer Neise nach Gorontalo Kenia erreicht nnd kamen zn dem Officer, ihn um Nahrung, Kleidung und einige (Geldmittel zu bitten, damit sie wieder in ihre Heimath gelangen konnten. Für solche Fälle ist von Seiten der holländischen Regierung besondere Vorsorge getroffen, und ihr Gesuch wurde sofort gewährt. Vor einigen Jahren schickten die Seeräuber der holländischen Flotte in Vatavia eine Herausforderung zu, in die Straße von Macassar zu kommen und dort mit ihnen zusammenzutreffen, nnd mehrere Officiere versicherten mir, es seien fünf Schisse hingesandt worden. Als sie ankamen, waren keine Eccränbcr zn sehen, aber man glaubt bis auf den heutigen Tag allgemein, daß die Heransforderung redlich gemeint war, und daß der einzige Oruud, weshalb die Seeräuber nicht bereit waren ihre Rolle durchzuführen, darin lag, daß mehr Kriegsschiffe erschienen, als sie geahnt hatten. Kurze Zeit nachdem ich wieder in Vatavia angelangt war, wurde iu jener nämlichen Straße eine Flotte diefer Plünderer zerstört. Ein Häuptling, der vor einigen Jahren anf der gegenüberliegenden Küste Borneos festgenommen wnrde, gestand, daß er zuuor zwei Expeditionen nach der Maeassar- Vi , unter der Führung des alten Walsischfängcrs bald iu eine kleine, gut geschützte Bai ein. In der Näh? ihres mittleren Theiles ist die Insel Limbi sehr schmal; an dieser Stelle hatte man eine Neihe starke Netze quer über die Insel gespannt, welche aus Schnuren hergestellt waren, die einen Viertelzoll im Durchmesser hielten, während die Maschen ungefähr sechs Zoll im Geviert maßen. Unser Plan war, am nördlichen Ende der Insel die Jagd anzufangen und die wilden Babirusas in diese Falle zu treiben; aber es war schon ganz finster, und der Ort, wo der H uko m gelandet war, lag eine weite Strecke windwärts; wir beschlossen daher, die Nacht hier zu campiren. Um ein Zelt herzustellen, hieben wir in den nahe stehenden Bambnsgruppen Pfähle ab nnd überdeckten sie mit dem Segel des Bootes und einer alten Presenning.*) Unser Freund K., der sich sehr in Acht nahm, daß er sich nicht rühmte, ein gnter Matrose zu sein, war, als wir uns mitten in den sich überstürzenden Wellen befauden, im höchsten Grade erschrocken und fragte mich während des Abends ein halbes Dutzend-mal, ob die Fluth nicht so hoch steigen werde, daß sie uns, ehe der Morgen käme, von dem steilen Ufer hinwegspüle; ich versuchte jedoch seine Nerven zu beruhigeu, indem ich ihm versicherte, daß so etwas nicht geschehen könne, wenn nicht die Erde sich senkte. Das war indeß, wie ich mich jetzt besinne, sehr leicht möglich, denn jenes Gestade bestand gerade aus schwarzem vulkanischen Sande, und wir befanden uns beinahe unter einem Kegel, der.sich auf den Flanken des Vatu angus erhob und sich in so neuer Zeit gebildet hatte, daß selbst die üppige Vegetation der Tropen noch nicht Zeit fand, auf seineu dunkeln Wanden festen Fuß zu fassen. Um uns vor den heftigen Regengüssen, die wir vor Anbruch des Morgens erwarteten, wenigstens theilweise zu schützen, hatten wir unser Lager unter den derben Aesten eines alten Baumes aufgeschlagen. Dort schliefen wir, während der Wind in gewaltigen Stößen dnrch das dichte Laubwerk über unseren Köpfen seufzte und zu unseren Füßen das starke, pulsireude Brausen der Meeresbrandung sich hören ließ. Den 21. December. — Ungeachtet der Befürchtung uusers Reisegefährten, wir könnten vor dem Morgen erwachen und uns mitten im Meere finden, verbrachten wir eine behagliche Nacht *) Eine Decke vou gethecrtem Segeltuch. Der Vulkan Vaw angus. 247 und «ersuchten dann wieder die Nordspihe Lilnbis zu erreichen ' aber sobald wir aus der Vci hinauskamen, geriethen wir in eine so schwere See, daß unsere Mannschaften uns gegen den Wind nicht fortbringen konnten und daher nochmals ;nrnckstenern mnß-ten. Diesmal fuhren wir, nm eine andere Landschaft zu sehen, durch die Meerenge und lagerten uns auf einem reizenden kleinen Gestade auf der Inselseile der Straße, zwischen zwei hohen, jähen Felsenklippen. Unsere erste Sorge war natürlich, ein Zelt zu errichten, eine Arbeit, die unsere große Schiffsmannschaft in knrzer Zat vollendete. Um ^1 Uhr Vormittags fühlten wir Alle einen starken Erdbebenstoß, der dem Anschein nach dreißig Secunden ballerte; sie kommen in diesem Theile von Celebes häufig vor. Am 25. des vorigen Monats, vor noch nicht vier Wochen, war ein heftiges Erdbeben in der ganzen Minahassa. In Kema sah man noch große, drei bis vier Zoll breite Nisse in der Erde, die sich mehrere Nnthen weit verfolgen ließen. Der Stoß war so bedeutend, daß ill dem Hanse des Controleurs fast Alles, was von Glas oder Steingut war, in Stücke zerbrach. Während ich jetzt nach Westen hinaufblicke, wundere ich mich allerdings nicht, daß die Erde uuter uns sich wie ein aufgeregtes Meer hebt; denn dort steht der in alten Zeiten als Berg Tonkoko bekannte alte Vnlkan. Er hat einen großen gähnenden Krater von scchshnndert Fuß Tiefe, aus welchem eben dicke, weiße Gaswolken anfsteigen. Auf der Nordwestseite durchschneidet eine tiefe Schlucht sciue Flauken und geht bis in den Krater. Weiter abwärts auf derselben Seite steht der neue Kegel, unter dem wir ill der letzten Nacht unser Lager aufschlugen. Im Jahre 1806 begann in diesem alten Vulkan eiu bedeuteuder Ausbrnch, nnd es wurden große Massen Asche, Sand und Bimsstein ausgeworfen. Iu Ayarmadidi war die Asche feill und von grauer Farbe und bedeckte die Erde mit eiuer Schicht, die ciucn Zoll dick war. Die große Masse dieser leichten, in der Luft schwebenden Stoffe verfinsterte zwei Tage lang den Himmel. Steine wurden so viele ausgeworfen, daß in einer Entfernung von beinahe drei Meilen ein nener Kegel fich bildete, von welchem sich eine lange Landzunge ill's Meer erstreckte. Diese Landspitze nannten die Eingebornen Batu angus, ,,deu heißen Felsen/' und seit der Zeit ist der ganze Vulkan unter jenem Namen bekannt geworden. Von den Vimssteinen sollen manche so groß wie die Hütten der Eingebornen gewesen sein, aber durch die Wir- 248 Ein Ausflug auf den Fischfang. kuug der Hitze sich in eine Art Schaum verwandelt haben, so daß sie leicht auf dem Meere schwammen. Vald uach Sonnenuntergang fuhr ich mit dem Controleur uud seinem alten Lootsen in eincm kleinen Canoe ans den Fischfang. Der Platz, den wir wählten, lag nnter einer hohen, senkrechten Felsenwand, die wie eine künstliche Mauer aus dem dunkeln Wasser emporstieg. Hier blieben wir, während das Tageslicht ermattete imd die nahende Nacht die scharfen Umrisse aller um uns befindlichen Gegenstände verwischte und dieselben vergrößerte, so daß die Felsen immer höher und höher und immer überhangender wnrden. Zn der Nähe war eine tiefe Schlucht, uud aus ihren fernsten Wiitkeln rollte das wiederhallende Jammergeschrei der Affen hervor, welche die gauze Nacht hindurch ein klägliches Rufen unterhalten, indem jeder seinem Kameraden iu denselben Trauertönen antwortet. Unsere Angelschnüren waren nngefähr so groß wie eine Ma-krelenschnnr. Die Angelhaken macht sich jeder Eingeborne selbst aus Messingdraht, und an jeden Haken wird, ehe man die Schnnr daran befestigt, etwa eine Klafter Draht geknüpft, damit die Fische mit ihren scharfen Zähnen die Schnur nicht zerbeißen. Als Köder nimmt man kleine Fische. Wenn man vor Anker fischt, benutzt man keine Vleilothe, sondern befestigt statt derselben an jede Angel eine Art Schlinge von eincm Palmblatt. Diese Schlinge enthält einen kleinen Stein, der so angebracht ist, daß er die schnnr hinabsieht, aber sobald er den Grnnd berührt, herausfällt. Nachdem wir uns für deu nächsten Tag gnt mit Fischen versorgt hatten, fuhren wir langsam an der hohen, gut geschützten Küste hin, während der starke Wind weit über uus durch die Acste der Baume seufzte. Jetzt fällt, gerade jenseits jenes hohen Ufers, ein Lichtstrahl auf das finstre Wasser; wir sind dem Lager nahe nnd stehen in einigen Augenblicken wieder auf dem Strande. Dieser Tag ist zu Ende, aber der Sturm dauert uoch fort; hoffentlich werden wir morgen eine bessere Fahrt haben. Den 22. December.— Nach einer so starken Anstrengung am Nnder schlief ich vergangene Nacht bald ein, obgleich der Sturm heulte und mciu Lager uichts weuiger war als eiu Bett mit Flaumfedern. Zn Mitternacht beunrnhigte mein Gehirn ein böser Traum. Mich überlief ein unbestimmter Schauer, da ich mir einen Augen- Ein Traum. 249 blick einbildete, ich drehte mich in solch einem tiefen, gähnenden Maelstrom herum, wie Poe geschildert hat; dann kam buchstäblich „eine Abwechselung in drn Geist meines Traumes", aber er wurde kaum besser, denn ich stand unbeweglich mitten in einer Wasserhose; über meinen Anstrengungen, ^n entrinnen, erwachte ich und fand, daß von der Pnseuning, die das Dach unsers ZeUes bildete, eiu großer Wasserstrom auf mich Herabflos;. Es war eiu heftiger Regenguß gekommen uud das Wasser lief alles in eine eingedrückte Stelle, die sich in dem über mir liegenden Segel befand; dieses hatte selbstverständlich ein Loch, so daß das Ganze einen weiten Trichter bildete. K. sowohl als der Controleur freutcu sich natürlich sehr über mein Unglück, aber ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß sie noch lauge vor Tagesanbruch sich iu demselben Zustande befinden würden, und am uächsteu Morgen lag, wie es schien, ihren Gedanken nichts ferner, als sich bei mir nach der Wasserhose zu erkuudigeu. Jener Theil der Jagdgesellschaft, der uus in Kcma vorausging, hatte nur wenig Neis mitgenommen. Der Controleur meinte deshalb, — ungeachtet der dringenden Bitten 5?.'s, ihn nur wieder nach Kema zurückzubringen, — wir müßten einen dritten Versuch machen, die Nordspihc der Insel zn erreichen. Wir waren jedoch noch nicht bis zu der Meerenge gekommen, als wir dem Hukom mit allen seinen Leuten und Huuden begegneten. Sie hatten die Brandung so hoch gefunden, daß die meisten seiner Leute, um in ihre Boote zu gelaugeu, die steileu Felseu herabspringen und sich kopfüber iu die sich schäumend brechenden Wellen stürzen mnßtcu. Wir brachten nun einige Eingeborne an's Land, um die Wälder zu durchstreifen und endlich an die Südspitze der Insel zu kommen, wahrend wir iu den Booten um die Küste herumfuhren. Um durch deu dichten Wald zu dringen, zogen sie, anstatt zum Schutz gegen die dürren Neiser, Steine uud doruigen Ranken noch mehr Kleidung anzulegen, das Wenige, was sie trugen, aus, bis auf ein schmales Band um die Lenden. Am südlichen Ende der Insel war eine kleine, tief einschneidende Bai; hier lagerten wir nus zum dritten Male. Die Eingcbornen stellten sich bald ein, hatten aber nur zwei wilde Schweine bekommen. Den Schädel des einen präparirte ich; es war ein Weibchen, bei welchem die Hundszähne nicht so lang waren, wie bei dem Mäuncheu. Der Hukom behauptete, bei dem Vabirusa hätten nur die Männchen die langen 25l) Ein Nal'inlsa ln'l^'ht l'ineil Sell'sinwrt». gekrülnmten Zähne, die nach der Vorstellung der Malaien den Hirschgeweihen gleichen. Während er auf nns wartete, hatte er in der Nähe seines Lagers gejagt und ein Weibchen bekommen, indem er es bis an's Ende einer hohen Landspitze trieb. Sobald das Thier sah, daß es keine Anssicht hatte zu entkommen, sprang es die jähe Felswand hinab und siel sich todt. Zu einem Selbstmord, sagte er, nimmt jenes Thier oft seine Zuflucht, wenn es sieht, daß es sich nicht weiter zurückziehen kann. Die wilden Schweine stürzen sich in'Z Wasser, nm den Hnnden auszuweichen, und die Eiu-gebornen verfolgen sie dann in Booten nnd erlegen sie mit Specren. Sobald die Jäger in's Lager zurückkommen, zerhauen sie die Schweine und räuchern die Stücke über einem dampfenden Feuer. Nun schleichen die Hunde nmhcr, um sich wo möglich eines Stücks zn beinächtigen, und während die Eingebornen sich um das Feuer hernmdnckcn nnd das magere Schweinefleisch in zähen Schinken verwandeln, wird man häusig durch ein starkes Gebell erschreckt, indem Einer seinen Theil im Nachen eines der hungrigen Bestien verschwinden sieht nnd dem Diebe mit dem ersten Stock oder Knüttel, den er bekommen kann, sofort eine reichliche Züchtigung verabreicht. Den 23. December. — Vergangene Nacht gab es wieder einen starken Regenguß. Das Wasser floß in Strömen durch unser Dach von Palmblättern, denn wir hatten bereits gefunden, daß sowohl das Segel des Bootes als die alte Presenning, hier, wo das Wasser in breiten Massen zu fallen scheint, wenig Schutz gewährte. Spät am Abend kam der Controleur vom Fischfang zurück. Wir hörten die Malaien, die sein Boot rnderten, ungewöhnlich laut nnd lnstig singen nnd versammelten uns Alle anf dem Gestade, nm zn sehen, was für ein wunderbares Ungeheuer der Tiefe sie gefangen hatten. Es war ein Fisch so groß wie eine Stachelmakrele und wog zweihundert Pfund, nnd doch war es dem Coutroleur gelungen, ihn mit einer kleinen Angelschnur zu fangen, indem er ihn znfällig dicht an die Seite des Bootes brachte nnd durch Harpnnen sicherte. Da nnser Neisvorrath sehr abgenommen hatte, so entschlossen wir uns zurückzukehren, obwohl ich mich kanm befriedigt fühlte, denn ich hatte gehofft, von dem seltenen Babirusa ein vollständiges Skelct zn bekommen; indeß glich der Controleur den Verlust reichlich aus, indem er mir ein halbes Dutzend Schädel von der eben so seltenen Antilope dieser Gegend gab. Wir Gröhl» Schlangen. 251 setzten inln nach der cclcbesischen Seite über, und zwar nach einem Dorfe von vier bis fünf Hütten, nm vor dem starken Negen geschützt zn sein, der nns, seitdem wir Kema verliehen, jede Nacht einweichte, eine einzige ausgenommen. Von Kema sind einige Ein-geborne hierher gebogen, ivcil sie diesem Theile der Küste gegenüber viele Fische fangen nnd in der Nähe ein kleiner Strom sich in's Meer ergießt. Sie leben fast ganz von der Fischerei nnd haben an ihren Hänsern nnr einen kleinen Platz zu einem Maisgarten gelichtet. Hente Abend zeigten sie mir eins der Ungehencr, die in den hiesigen Wäldern leben. Es war eine gewaltige Pythonschlange. Der Kopf ist ihr abgenommen worden, aber indem ich sie genau messe, finde ich, daß sie wenigstens fünfzehn Fnß lang gewesen sein mnß. Sie wnrde vorgestern hier von einem der Ein-gcbornen gctödtet, die in dem Hanse leben, wo wir jetzt vor dein Negen geschützt sind. Er vermißte seinen Hund und ging zufällig an den Bach, wo sie Wasser holen; dort fand er dies ungeheure Reptil, während es seinen Liebling zu verschlingen suchte. Er schlich sich so rnhig als möglich in'Z Dorf zurück und machte Lärm; sie gingen sofort Alle hinans, nnd es gelang ihnen, der Schlange den Kopf abzuhauen, ehe sie ihre Beute ausspeien nnd sie angreifen konnte. Jetzt ziehen ihr die Eingebornen die Hant ab, nm rohe Moceasins") daraus zu machen, die sie häufig beuutzcn, wenn sie in den Wäldern jagen, und ganz besonders, wenn sie dnrch das hohe scharfkantige Prairiegras reisen. Sie bchanptcn Alle einstimmig, die zähe, schuppige Schlangenhant sei zn diesem Zwecke viel danerhafter als das beste ^eder. Unser alter Bootsmann erzählt mir, er habe einmal eins jener großen Reptilien auf Limbi getodtet, während es versuchte, ein wildes Ferkel zn verschlingen. Die Eingcborncn behanpten alle, das Ungeheuer greife bisweilen den wilden Ochsen, Sapi ntnng, an, doch hat noch Niemand einen solchen furchtbaren Kampf gesehen. Der Eontrolenr erzählt mir folgende Geschichte. Als er in Bachian, in der Nähe des südlichen Endes von Gilolo, stationirt war, ging er einmal mit einer großen Gesellschaft Eingeborncr an einen Ort, Namens Patola, anf die Hirschjagd. Es war ihnen gelnngeu, mehrere Hirsche anfzutreiben, und er selbst sah einen nnter einem Baume vorbeirennen; in demselben Augen- *) Nordamcnkauischc Indiancrschuhe von Wildleder mit der Sohle aus dem Ganzen geschnitten. 253 Von Kema nach Menado. blick kam eine große Schlange uon einem der unteren Neste herab und fing den fliegenden Hirsch mil ihrem Nachen. Sie wickelte sofort den Schwanz vom Aste los, wand sich nm ihr Opfer uud zerquetschte ihm die Knochen, als wären sie Stroh. Es wnrde Lärm gemacht; dieEiugebornen versammelten sich mit ihren Speeren und tödtetcn das große Neptil auf der Stelle. Es war im Umfange nicht so groß wie das heutige Exemplar, aber länger. Viele meiner Lcutc schildern mir, wie sie einmal eine Schlange, die noch größer war als diese, am Babeplatze hinter Kcma todten halfen. Sie'hatte ein Schwein gepackt, an dessen Quiekeu alle Einwohner sogleich merkten, was geschehen war. Ferner erzählen sie sllnd diese merkwürdige Geschichte ist mir seitdem ill Kema von mehreren anderen Lenten wiederholt mitgetheilt worden), vor einigen Jahren sei ein eingeborner Knabe, wie gewöhnlich, in seinen L a -dang oder Garten, der vom Dorfe etwas entfernt lag, anf die Arbeit gegangen. Er kehrte in der Nacht nicht znrück, uud am nächsten Morgen kam zufällig ein Eingeborner an dem Garten vorüber nnd sah, wie eins jener großen Ungeheuer den Knaben zn verschlingen suchte und zwar deu Kopf zuerst; die Knochen seines Opfers hatte es bereits zerquetscht. Er lief sofort in's Dorf zurück, nnd eine große Anzahl Gingcboruer begab sich hinaus und fand die Schlange nnd ihre Veute genau so, wie gemeldet worden war; sie tödteten sie augenblicklich mit den Waffen, die sie hatten, und gaben dem Leichnam ihres jungen Freundes ein anständiges Begräbnis;. Als sie mir diese Geschichten erzählten, dachte ich an die Gefahr, der ich oft, ohne daß ich es wußte, ausgesetzt gewesen sein mußte, während ich eine Meile nach der andern durch die Dschungel anf Vurn wanderte, hatte aber keine Ahnung davon, daß ich, ehe ich den Archipel verließ, selbst mit einem solchen Ungeheuer in einen fnrchtbaren Kampf gerathen würde, und zwar an einem Orte, wo Eins oder das Andere anf der Stelle sterben mnßtc. Am nächsten Tage kehrten wir nach Kema zurück, und ich trat meine Reise über die Halbinsel nach Menado au, und von da nach dem Platcan hinauf, das im Innern liegt. Den 26. December. — Um 9 Uhr Pormittags brach ich zu Pferde, die einzige Art, wie man in der Minahassa reist, nach Menado auf. Dies ist das größte Dorf auf der nördlichen Halbinsel von Eelebcs und der Ort, wo der Nefident dieser Gegend wohnt. Dorthin ging ich znerst, nm den Residenten zu besuchen AM-madidi. 253 und von ihm Briefe an die Beamten im Innern zn erhalten. Die Entfernung von Kema bis Menado beträgt gegen zwanzig Meilen. Die Straße ist nur fnr Karren eingerichtet, aber fast der ganze Weg ist mit Schattenbäumen eingefaßt, und an mehreren Stellen treffen diefelben lange Strecken weit oben zusammen, so daß sie einen ununterbrochenen überdeckten Gang bilden nnd daher denjenigen, die hin nnd her reisen, vortrefflichen Schutz vor dem heißen Sonnenschein nnd den starten Regengüssen gewähren. In diesen Bänmen gab es viele Krähen, <üm-vn» ^ulvii; sie waren nicht schen, wie sie bei uns immer sind, sondern so zahm, daß ich oft bis anf dreißig Fuß an die Stelle heranritt, wo sie saßen, ohne daß sie sich rührten. Von einem glänzend-gelben Vogel, etwa so groß wie nnsere Wanderdrossel, sah man ganze Schaaren in den Aesten, nnd anf der Erde war ein anderer, etwas größer als nnser Maisdieb, Diorm-uk, mit einem langen, lyraförmigen Schwänze und einem Gefieder von glänzender blauschwarzer Farbe. Diese Vögel hören selten oder nie den Knall eines Gewehres; sie haben daher noch nicht gelernt, den Menschen als den Feind an-" znsehen, der Alles mordet nnd vertilgt, nnd die Zahmheit, die sie zeigen, ist wahrhaft reizend. Selbst die schwarze Krähe mit ihrem heisern Krächzen wird ein anziehender Vogel, wenn man findet, daß sie nicht mehr unsere Gesellschaft zn meiden sncht, sondern sich alle Mühe gibt, gesellig zn erscheinen. Die Straße geht längs den südlichen Flanken des Berges Klabat hin nnd steigt von Kema bis Auar-madidi, das etwa in der Mitte des Weges liegt, langsam anf nnd von da bis znr Westküste der Halbinsel lviedcr langsam ab. Rechts von mir lag ein tiefes Thal, und durch das Laubwerk der Bäume, das den Weg überdeckte, zeigte sich dann und wann eine schöne Landschaft. Auf der gegenüberliegenden Seite des Thales standen viele kleine vorspringende Bergrücken, die sich durch auswaschende Wildbäche gebildet haben und sich bis zum Niveau des Stromes hinabziehen, der ans dem Tondano-See kommt und bei Kema in den Ocean fließt. Gegen Mittag kam ich in das Dorf Ayar-madidi, „heißes Wasser," ein Name, den es von einer nahen Quelle hat, welche g r i, wie die Malaien ihre Dörfer bisweilen nennen. Es liegt schön an den südlichen Flanken des Berges Klabat. Seine Straßen kreuzen alle einander unter rechten Winkeln und sind gut beschattet. So viel wir wissen, hatten die Malaien und Javanesen vor drr Anknnft der Telingas lein Wort für Dorf. Daraus hat mau vermuthet, daß sie in ihren besonderen Gebieten allenthalben zerstreut waren, genau so, wie wir gesehen haben, daß es bei den Ureinwohnern Burns, den Alfura, die außerhalb des Einflusses sowohl der Hiudus als der Araber standen, und selbst bei jenen Gingebornen üblich ist, die eine fremde Religion oder Sitte angenommen haben. Ayar-madidi ist ein hübscheres Dorf als Kema. Ja, je weiter ich jn der Minahassa reiste, desto besser gefielen mir die Kampongs; Bevölkerung von Minahassa. !?5f> sie stehen in der Regelmäßigkeit ihrer Straßen und den schönen Zäunen, die an denselben hinlanfen, vor Allem aber in der Sauberkeit nnd dem Beweis von Wohlstand, die sich überall zeigen, unvergleichlich höher als in allen anderen Gegenden des Archipels. Der eingeborne Häuptling dieses Dorfes ist anch der Häuptling des Districtes, der mehrere Dörfer enthält. In der Sprache der Eingebornen ist sein Titel Hukom Viz a oder ,,Großer Häuptling", doch hört er es lieber, wenn man ihn mit dem holländischen Titel Major anredet. Der eingeborne Beamte, der ihm im Range am nächsten steht, ist der Häuptling eines der kleineren Dürfer, wie z. V. in Kema. Sein Titel ist Hukom Kadua. In Dörfern, die noch kleiner als Kenia sind, heißt der Häuptling Hnkom Tua oder „Alter Hukom", nnd unter ihm steht der Hnkom Kachil oder Kleine Hukom. Diese Officicre werden dem Namen nach von den Eingebornen gewählt, aber die Wahl beschränkt sich in der Negel auf die Söhne des Verstorbenen. Die Majore und ,,zweiten Häupter" erhalten ein Procent von allem Kaffee, der gebaut und an die Regierung abgeliefert wird. Dies beläuft sich für die siebzehn Districte in der ganzen Minahassa jährlich anf etwa zwanzigtauscno Gnlden. Außerdem erhält der Major einen Gulden und das ,,Zweite Haupt" einen halben Gulden von jeder Familie, die sich in ihren bezüglichen Districlen nnd Nnterdistrictcn befindet, und der Hukom Tua von jedem arbeitsfähigen Manne fünf Tage Arbeit. Die Eingebornen selbst werden von den Holländern eingetheilt in Bnrgers oder ,,freie Bürger" und Inlanders oder „Eingeborne", welche eine gewisse Anzahl Tage in den der Ncgieruug gehörenden Kaffecgärten arbeiten müssen. Wie mir der Resident aus den amtlichen Urknnden mitgetheilt hat, beträgt die ganze Vevolkernng der Minahassa in diesem Jahre (18«6) 104,418"°), nnd die starke Vcrändernng in der Bevölkerung dieses Landes, wo die Eingcbornen nie ein Sccvolk gewesen sind, ist mehr als einer flüchtigen Bemerkung werth, weil sie einigermaßen zeigt, wie wohlthatig eine feste Regierung wirkt und wie die Eingebornen °") Nach Nationalitäten vertheilt sich diesc Zahl fol^nwmaßm: Huro^ Pa'er, 550; Eingeborne, 102,423; ^hiucfcn, >^1; Äwbcr, 1l, 356 Der Major von Ayar-madidi. bisweilen durch Krankheit weggerafft werden. Im Jahre 1700 war die Bevölkerung nach Valentyn 24,000, obwohl er die Zahl der kräftigen Männer nur auf 3,990 angibt. Im Jahre 1825 betrug sie 73,000; 1842.93,332; 1853: 99,588. Im Jahre 1854 trat eine große Sterblichkeit ein, und die Bevölkerung wurde auf 92,546 Seelen vermindert, indem in einem einzigen Jahre nicht weniger als 12,821 Menschen oder ungefähr ein Siebentel der ganzen Bevölkerung starben. Im Districte Amuraug belief sich der Verlnst bis auf 22'/2 Procent. Die Hauptkrankheiten sind Fieber und rothe Nuhr (Dysenterie). Die Bevölkerung der Mina-hassa ist im Vergleich zu dem von ihr bewohnten Flächenraume, 14,000 englische Ouadratmeilen, keineswegs stark. Die Insel Madura, die ungefähr ebeu so groß ist, hat eine mehr als füufmal so starke Bevölkerung, nnd die Residentschaft Surabaya, die ebeu-falls ziemlich deuselben Flächeninhalt hat, enthält mehr als zehnmal so viel Einwohner. Die Eingebornen führten mich nach der Residenz des Majors, die ein kleines, aber nettes und gnt angestrichenes Hans uud in europäischem Style gebant war. Sie liegt mitten auf einem großen, länglichen, freien Platze, der mit einer Neihe Bäume umgeben ist, die unseren Hcnschreckenbäumen sehr ähulich sind und jetzt in voller Blüthe stehen. In der Nähe des Thores ist ein Wachhaus und eine lauge Neihe Ställe. Hier stieg ich ab uud ging uach der breiten Säuleuhalle hiuauf, wo der Major faß, nach holläudifcher Art seine Pfeife rauchte nud in holländischer Sprache über den Zustaud der Witterung, die Aussichten auf die Ernte uud andere Dinge sprach, welche die hier lebenden Holländer interessirten. Er hatte feine Lebensart nnd empfing mich auf höchst stattliche Weise. Seme Freuude wareu im Begriff nach Menado zu gehen, so daß ich für den Rest des Weges Begleiter hatte. Unser Mittagsmahl war nach europäischer Art, was mir um so auffallcuder fchien, weil es fo sehr von der Weise abwich, auf die ich von den Rajahs der Molukken war bewirthet worden. In unserm Speisezimmer war eine Reihe schöuer Gemälde, die Scenen aus der reizendeu Erzählung „Paul und Virginie" darstellten. Wir befanden uns gerade am Fuße des Berges Klabat, konnten aber seiuen Gipfel nicht sehen, weil dicke Regenwolken seine Wände bedeckten und sich dann nnd wann herabwülzten und starke Güsse auf das Dorf strömen ließen. Als m,c derselben nach Westen abzog, kam die Sonne glänzend heraus Vom Pferde geworfen. 257 und verwandelte die fallenden Tropfen in einen außerordentlich breiten und brillanten Regenbogen, der an der Wolke zu Hüngen schien und mit ihr auf ganz zauberhafte Weise dahinschwcbte. Hier sah ich znm ersten Male die Pflanze, aus welcher der ,,Manilla-Hanf" verfertigt wird. Sie ist eine Art Banane, Nusa textilig, und wird zwölf bis fünfzehn Fuß hoch. Sie scheint hier einheimisch zn sein und läßt sich ans dem Samen ziehen. Die Fasern werden aus den großen, saftigeu Blättern gewonnen. Obwohl sie der Banane so genau gleicht, daß die meisten Menschen sie beim ersten Blick fälschlich für jene Pflanze halten würden, so ist doch ihre Frucht klein, schmeckt nnangeuehm und taugt nicht zu essen. Mehrere Residenten haben sich eifrig bemüht, ihren Anban weiter auszudehnen, aber der Erfolg hat gezeigt, daß die C'ingebornen beim Kaffeeban sich vortheilhaftcr verwenden lassen. Als die Regenwolken sich verzogen hatten, brachen wir Alle nach Menado auf. Das Pferd, das ein Officier mir zu geben die Freundlichkeit hatte, war nicht schnell und auch nicht fest auf den Füßen, und siel endlich, als wir in schnellem Galopp einen sanften Abhang hiuabritten, der Länge lang hin. Da ich wenigstens ein viel besserer Matrose, als Reiter bin, so flog ich mit ganz erstaunlicher Geschwindigkeit über seinen Kopf hinweg, wobei aber leider meine Füße so weit iu die Steigbügel fuhren, daß ich keinen derselben herausbringen konnte. Dies erschreckte das Pferd so, daß es sich fürchterlich banmte und ausschlug ; aber ich dachte nicht daran, mich wie Mazeppa fortschleppen zu lassen, sondern hielt mich fest an den Zügeln, bis meine Füße wieder frei waren; dann war ich mit einem Sprunge wieder im Sattel und bereit, mich in dieser Art des Reifens weiter zu versuchen. Obwohl ich wußte, daß meine Lage etwas gefährlich war, so machte mir doch der Schreck, den meine Gefährten zeigten, Spaß. Indeß schienen sie sich Alle zn freuen, als sie sahen, daß ich mit der einzigen Unannehmlichkeit davongekommen war, die man nothwendig haben muß, wenn man in einem weißen Sommer-anzuge so ohne alle Umstände mitten in einen schlammigen Strom geworfen wird. Spät am Abend kamen wir im Hause des Residenten an, wo mich ein herzliches Willkommen erwartete uud ich das Vergnügen hatte, nach so langer und einsamer Verbannung mich wieder inmitten einer angenehmen Familie zu sehen. Am uächsten Morgen spazierte ich durch das Dorf. Seine Bill more, Meisen im ostindlschen Archipel. 1< 258 Die Vantiks. ganze Bevölkerung beträgt nur gegen 2500 Seelen. Darunter sind 300 Europäer nnd Mestizen, ungefähr 600 Chinesen nnd 1200 Eingeborne, von welchen die eine Hälfte Christen, die andere Hälfte Mohammedaner sind. Das Haus des Residenten ist von großen Grundstücken umgeben, die voll der vortrefflichsten tropischen Pflanzen stehen. Nicht weit von ihm ist der Markt, ein Haus ohne Wände, dessen Dach auf Säulen von Holz und Manenverk ruht. Auf diese Art sind sämmtliche Märkte in allen Gegenden des Archipels gebaut. Hier verkaufen die Eingeborneu allerhand Früchte, Gambier, Vcteluüsse, Sin, und die Chinesen Salz, Baumwollenstoffe nnd Mcsserschmiedwaaren. Das hier benutzte Salz wird nicht, wie anf den anderen Inseln, die ich besnchte, von Java eingeführt, sondern von den Eingeborncn selbst auf folgende Weise bereitet. Es werden Ufcrpflanzen gesammelt und verbrannt. Die Asche wird in ein Bambusrohr gebracht uud dieses mit Wasser gefüllt. Nun läßt mau es eine Zeit lang stehen; dann wird das Wasser absiltrirt uud verdampft. Der Nückstand ist ein dunkles, unreines Salz, aber die Eingebornen ziehen es allem eingeführten vor. Diese Sitte scheint erst spät aufgekommen zu sein, denn im Jahre 1841 verkaufte die Negierung dreihundertundzwölftausend Pfund eingeführtes Salz, im Jahre 1853 aber nur zweitausend Pfuud. Von dem Dorfe Mcnado spazierte ich parallel mit der Vai nordwärts, setzte über das Flüßchen Menado und kain in das Dorf der Vantiks, eines eigenthümlichen Volkes, das gegen zweitausend fünfhundert Seelen zählt, die weder Mohammedaner noch Christen werden wollen nnd noch immer den heidnischen Glanben ihrer Vorväter behalten. Viele von ihnen sind länger als die anderen Menschen, die ich in der Minahassa sah. Ihre Häuser stehen nicht anf höheren Pfosten als die der übrigen Eingebornen, aber sie sind oft lang nnd von mehreren Familien bewohnt — eine Sitte, die in alten Zeiten im ganzen Archipel allgemein gewesen zu sein scheint und sich noch in Dorey anf der Noroküste Neu-Guineas, sowie bei den Bewohnern der Tenger-Verge auf Java erhalten hat, die stolz darauf sind, daß sie noch die Sitten ihrer Vorfahren haben. Man hat die Ansicht aufgestellt, daß die Vantiks Nachkommen der Chinesen seien, die sich, als sie zum ersten Mal nach den Molukken kamen, um Gewürze zu kaufen, hier niederließen. Dies mag wohl der Fall gewesen sein, aber wenn auch ihre Gesichtszüge von denen der übrigen Eingebornen etwas Temumpa, das Dorf der Aussätzigen. 259 abweichen, so schienen sie mir denselben doch nicht so unähnlich zu sein, daß sie eine solche Theorie nothwendig machten. Da sie sich von dem Einflüsse aller Ausländer mehr fern gehalten haben als die meisten Malaien, so können wir uns an ihnen eine gute Vorstelllina, von den Ureinwohnern dieser Gegend machen, wie sie vor der Ankunft der Portugiesen waren. Etwa drei Meilen nm die Nordseite der Bai hernm kamen wir nach Temumpa, wo alle Aussätzigen der hiesigen Nesident-schaft lebeil müssen, für immer von jedem Verkehr mit anderen Cin-gebornen abgeschlossen, manche ihrer Freunde ausgenommen, die sie besuchen. Das Dörfchen besteht ans zwölf kleinen Häusern, die in regelmäßiger Ordnung auf beiden Seiten einer Straße stehen. Sie waren alle hübsch weiß getüncht nnd jedes hatte ein Grundstück, wo seine unglücklichen Bewohner sich beschäftigen und ihre unheilbaren Leideu wie ihre Verbannung vergessen können. Ein Eingeborner, der in der Nähe lebt, hat die Aufsicht über sie, nnd ich kam zu der ganz entschiedenen Ansicht, daß die Regierung gut für sie sorgte. Während wir von Haus zu Haus gingen, rief der Officier sie heraus, und ich gab Jedem ein kleines Silberstück, für das sie sich sehr dankbar zeigten. Es sind jetzt neunzehn Personen hier, die an dieser ekelhaften Krankheit leiden. Der Körvertheil, der zuerst ergriffen zu werden scheint, ist die Nase, dann kommen die Hände und zuletzt die Füße, obgleich sie bei Manchem nur an einem dieser Organe auftritt. In einem Falle war die Nase ganz verschwunden, — selbst die Scheidewand zwischeu den Nasenlöchern - so daß ich direct in die über dem Muude liegende Kammer sehen konnte. Zugleich waren die Muskeln auf der einen Seite des Gesichts so zusammengezogen, daß die Gesichtszüge einen höchst widerlichen Anblick boten. In einem andern Falle waren die Nase und die ganze Oberlippe weg, und selbst der äußere Theil der obern Kinnlade fehlte, so daß die Vorderzähne nur auf einer Seite feststaken und sich in ihrer ganzen Länge sehen ließen. Dies waren jedoch die älteren Fälle, bei welchen die Krankheit weiter vorgeschritten war. Viele hatten die Finger nnd Zehen verloren. Vei einem kleinen Mädchen waren die Knöchel und Füße so geschwollen, daß man die Kuöchelbeine nicht sehen konnte, und doch schien sie frohen Muthes zn sein. Zwei Männer hatten die Krankheit an den Füßen, die bis zum Dreifachen ihres eigentlichen Umfangs geschwollen, ganz aufgebrochen 17* 260 Ein lebendiger Tod. und auf die widerlichste Weise geplatzt waren. Wer solche Aussätzige wie diese nicht gesehen hat, kann sich keine Vorstellung machen, was für Gestalten das menschliche Fleisch annehmen, während doch noch Leben im Körper bleiben kann. An einer so unheilbaren, abscheulichen Krankheit zu leiden, ist bnchstäblich ein lebendiger Tod. Auch nur die Kraukeu anzuseheil, erregte mir einen solchen Ekel, daß ich froh war, als ich an das letzte Haus kam. Hier wurde mir eiu kleines Kind gezeigt, das erst einige Wochen alt war. Von der, Krankheit ließ sich keine Spur entdecken, außer daß es eine bedeutend hellere Farbe hatte als seine beiden Eltern. Der Vater gehörte zn den schlimmsten Kranken, die ich sah, bei der Mutter aber hatte sich die Krankheit nur in einer starken Anschwellung an den Knöcheln gezeigt. Das Kind muß mit Gewißheit als Aussätziger sterben nnd wird das Dorf, wo es geboren wurde, wahrscheinlich nie verlassen. Aus diesem, wenn aus keinem andern Grunde handelt die Regierung sicherlich weise, wenn sie Alle, die jene Krankheit haben, zwingt, hierher zn kommen und hier beisammen zu leben, wo sie auf keinen Fall sich weit Verbreiten kann. Wenn sie bei den Eltern nicht in sehr bösartiger Gestalt auftritt, so zeigt sie sich bekanntermaßen bei den Kindern nicht, wohl aber wieder bei den Enkeln. Der Gouverneur ArrieuZ erzählte mir einen solchen Fall, der in Java vorgekommen war. Daß der Mann den Aussatz hatte, war offenbar, obgleich sich nur eine beträchtliche Anschwellung an dem einen Ohre entdecken ließ; gleichwohl konnte er beweisen, daß keins von seinen Eltern aussätzig war, aber bei weiterer Nachforschung fand der Gouverneur, daß der Großvater des Mannes den Aussatz gehabt hatte. Diese Krankheit wird hier als endemisch betrachtet, das heißt, als hauptsächlich auf die Minahassa nnd die Molukkeu beschränkt. Ob der Aussatz ansteckend ist, darüber wird viel gestritten. Der Arzt, bei dem ich während meines Aufenthaltes auf Vuru wohnte, war vorher in Amboina statiouirt gewesen; dort wnrde ein Soldat, der in Holland geboren war, von jener Krankheit angesteckt und starb an derselben. In diesem Falle war der Aussatz offeubar nicht erblich, uud der Arzt war trotz der sorgfältigsten Nachforschung nicht im Stande zu erfahren, daß der Soldat je iu der Nähe eines Aussätzigen gewesen war, oder daß er die Krankheit von irgend Jemandem bekommen habe; denn auf Amboina und dm benachbarten Inseln werden Alle, die mit dem abscheulichen Dor Kaffecbau. 261 Uebel behaftet sind, nach Molano, einer kleinen Insel südwestlich von Saparua, verbannt. Das ist der einzige Fall, von dem ich während meiner Reisen zwischen diesen Inseln hörte, wo ein Fremder am Aussatz gelitten hatte. Ich will hier noch bemerken, daß dies nicht der Aussatz ist, von dem in der heiligen Schrift gesprochen wird, wo die Leidenden als „weiß wie Schnee" beschrieben werden. Von der Küste bei Temnmpa hatten wir eine reizende Aus-sicht anf die Bai von Menado. Das Meer war spiegelglatt, und an dem sandigen Strande, den graziöse, überhängende Palmen beschatteten, brach sich kanm eine kleine Welle. Nach Süden erhoben sich vor mir die hohen Verge, welche die großen Strebepfeiler für das Plateau bilden, das sie umschließen, und rechts von mir stand die scharfe, vulkanische Spitze, die den Namen Menado Tua oder Alt-Menado führt, weil Fremde sich zuerst auf jeuer Insel niederließen und dann nach Celebes herüberzogen. Am Abend zeigte mir der Resident die großen hölzernen Vorrathshäuser, wo der Kaffee, wenn er aus dem Innern kommt, in Empfang genommen und zur Ausfuhr aufbewahrt wird. Als wir in das Gebäude eintraten, erstaunte ich über den starken aromatischen Geruch, der die Luft erfüllte. Von dem Geruch, welchen der Kaffee verbreitet, den man in unserm Lande sieht, unterschied er sich weit mehr, als man wohl glauben möchte. Hier wird er in Säcken aufgespeichert, gerade so, wie er von den Plantagen hereinkommt. Damit ich sehen sollte, was für ausgezeichneten Kaffee die Minahassa erzengt, hatte der Resident mehrere Säcke aufgemacht. Die Bohnen wareu nicht undurchsichtig und, wie wir sie gewöhnlich sehen, bronzcfarben, sondern durchsichtig und von grünlich-blauer Farbe. Die besten Bohnen sind diejenigen, welche die genannten Eigenschaften besitzen und zngleich sehr hart sind. Der hiesige Kaffee steht in viel höherem Preise als der von Java, und ist besser als aller, der im Archipel gebaut wird, nur einigen ausgenommen, der von den Hochlanden im Innern der Insel Sumatra kommt. Der Ertrag der Kaffee-Ernte ist dein Wechsel etwas unterworfen, aber der Resident theilt mir mit, daß in den letzten Jahren die Negierungsgärten durchschnittlich nicht weniger als ll7,000 Pikols (5,000,000 Pfund) geliefert haben. Die ganze Zahl der Bäume, die der Negierung gehören, beträgt 5,949,616, 262 Geschichte des Kaffeebamnes, aber ein großer Theil derselben ist noch jung und trägt wenig oder keine Frucht. Auch mehrere Privatleute besitzen große Plantagen, die im Verhältniß zur Zahl der Bäume einen eben so guten Ertrag liefern. Die Bäume gedeihen am besten über einer Höhe von tausend Fuß. Der Name der Eingebornen für diese Pflanze und ihre Frucht ist Kopi, eine Corruption des Wortes Kossy, mit welchem die Holländer sie bezeichnen, die sie im Archipel einführten. Der Vaum, OM'oa Arabia ist in Afrika, zwischen dem zehnten und fünfzehnte» Grade nördlicher Breite*), einheimisch, gedeiht aber innerhalb der Tropen überall, auf den Hunderten hoher Inseln im Archipel so gut wie in den dürren Ländern, aus welcheu er stammt. Erst spät, im Jahre 1450, etwa ein halbes Jahrhundert vor der Gntdecknug unsers Continents, wurde er ans Abyssinien nach den Gebirgsgegenden Arabiens herübergebracht. So kam es, daß die Araber ihn zuerst in Europa einführten. Im Jahre 1690, vierzig Jahre später, hatteu die Bewohner Europas ihn als Getränk zu benutzen gelernt. General-Gonvernenr Van Hoorne hatte einige Samen, die ihm die Fahrzeuge der holländischen Ost-indischen Compagnie, welche damals zwischen den Häfen am arabischen Meerbusen und Java etwas Handel trieb, aus jenen Häfen mitgebracht hatten. Die Samen wurden in der Nähe von Va-tavia in eiuen Garten gelegt, wo die Pflanzen gut gediehen und so viel Frucht trugen, daß ihre Cultur sofort begonnen wurde. Seit jener Zeit hat sich der Anbau in viele Gegenden des Archipels verbreitet, aber die Hauutinseln, von welchen jetzt Kaffee ausgeführt wird, siud Celebes, Vali, .Java und Sumatra. Auch auf den Philippinen wird er in ewiger Ausdehuuug gebaut, und diese nebst den malaiischen Inseln liefern ein Viertheil oder noch mehr von allem Kaffee, der gebraucht wird. C'iue der ersten Pflanzen, die in Batavia gezogen wurden, faudte man nach Holland au Nicolas Witsen, den Vorsteher der Ostindischen Compagnie, wo sie glücklich ankam und Frucht trug. Die aus ihren Samen erwachsenen Pflanzen wurden nach Surinam geschickt, kamen ebenfalls fort, nnd im Jahre 1718 fing der Kaffee au, auch dort ein Ausfuhrartikel zu werden. Zehn Jahre später, im Jahre 1728, wnrde er von Surinam aus auf deu französische« und englischen *) Cmwfmd's „Dictionary of the India Islands", Im Rachen einos Krokodils. 268 Inseln in unserm Westindien eingeführt, nachdem er vorher, wie oben gezeigt, der Reihe nach in Arabien, Java nnd Holland angepflanzt war. Man sagt mir, nach der Minahasfa sei er zuerst aus Java von einem eingebornen Fürsten mitgebracht worden. Sein vortreffliches Gedeihen zog die Aufmerksamkeit der Beamten auf sich, und es wnrden noch mehr Bänme eingeführt. Im Jahre 1822 wnrden nnr achtzig Pikols gebaut; 1834, das ein außerordentlich günstiges Jahr war, erzielte man 10,00(1, im nächsten Jahre aber nur 4000 Mols. Im Jahre 1853 ergab die Ernte 13,000 nnd 1854 23,000 Pikols. Daraus sieht man, wie verschieden die Kaffee-Ernte in den einzelnen Jahren an demselben Orte ansfüllt. Die Gesammtzahl der Vänme war in dem letztgenannten Jahre 4,600,000. Es hat demnach seit jener Zeit sowohl die Zahl der Bäume als die Quantität der Frucht, die sie gaben, beständig zugenommen. Gleichwohl betragen die vorhandenen Bäume noch nicht mehr als die Hälfte der Zahl, die man anpflanzen könnte, wenn die Bevölkerung stark genug wäre, um sie gehörig zu pflegen. Bei einem so ungeheuern Ertrage bleibt der Regierung, nachdem sie die Eingebornen bezahlt, die den Kaffee bauen, das Procent an die Häuptlinge abgegeben und die Kosten des Transports ans den kleinen Vorrathshänsern im Innern nach den großen in Menado bestrilten hat, noch ein bedentender Ueberschuß. Aus den Niederlagen in Menado wird er auf Schiffe gebracht und entweder direct nach ansländischen Häfen oder nach Macassar geschafft und von da weiter nach Europa eingeschifft. Das Monopol der Gewürzcultur auf den Bandas und Molukken will die Regiernng anfgeben; aber ich habe nicht gehört, daß sie besonders geneigt wäre, dies auch hier bei der einträglichen Kaffee-cnltnr zu thun. Von den Vorrathshäusern gingen wir nach dem Hospital, wo mir ein höchst merkwürdiger Patient gezeigt wurde. Es war ein Eingeborner aus Kema. Er badete sich in einem der Ströme, die durch das Dorf fließen; da sah er seinen Kopf plötzlich zwischen den Zähnen eines ungchenern Krokodils. Zum Glück machte das große Reptil den Rachen nicht zu nnd fnhr anch nicht, wie gewöhnlich, mit seiner Beute anf den Grnnd; ein anderer Eingeborner, der seinen Frennd schreien hörte, ergriff daher einen großen Stock und schlug das Vieh, bis es fahren ließ. Der Mann wurde sofort hierher in's Hospital gebracht und ist jetzt ziemlich I64 Von Menado nach der Minahassa. wieder hergestellt. Auf seiuein linken Kinnbackenknochen war ein ununterbrochener Einschnitt vom Ohre bis zum Kinn, und auf der rechten Seite des Gesichts waren die Muskeln in der Nähe des Backenknochens und der Schläfe furchtbar zerfleischt. Daß je ein Mensch mit dem Leben davonkam, dessen Kopf einmal im Nachen eines Krokodils gesteckt hatte, ist gewiß ein halbes Wunder. Ich fragte ihn, was er gedacht habe, als er seinen Kopf in einem solchen Schraubstock sah. „Nun," sagte er kaltblütig, „ich dachte, meine Zeit sei gekommen, aber ich thäte besser, ich sänge auf, so lange ich konnte, und, sehen Sie, das rettete mich." Den 28. December. — Um 6 Uhr Vormittags nahm ich von dem Residenten Abschied und trat mit einem Upas oder amtlichen Diener als Führer und Begleiter meine Neise nach den Hochlanden im Innern an. Es war ein lieblicher Morgen. Die Kukuke ließen ihre frühen Lieder erschallen, und das Nieseln des Baches, der am Wege hinlief, war fast der einzige andere Ton, der die Stille des Morgens störte, Hoch am Himmel zogen einige Federwolken hin, anch eine Anzahl Haufenwolken trieben in der Luft, und ihre senkrechten Seiten warfen das glänzende Sonnenlicht wie perlenartige, undurchsichtige Krystalle zurück. Längs dem Wege begegneten wir Eingebornen beiderlei Geschlechts, die Tabak und Gemüse zu Markte trugen; die Männer hatten ihre Lasten in einem schlittenförmigen Gestell auf dem Nuckel,, die Frauen trugeu die ihrigen in flacheu Körben auf den Köpfen. Unsere Straße, die nach Süden führte, war — wie in der Minahassa alle — breit und gut abgeflacht, und wo sie eine Anhöhe hinaufging, waren von Stelle zu Stelle grobe Fasern von den Blättern der Gomuti-Palme quer über dieselbe gelegt, damit das Wasser in die an beiden Seiten befindlichen Gräben ablief. Wenn die Straße an ein Dorf kam, theilte sie sich stets, damit alle Karren um das Dorf herumfahren können und nicht durch dasselbe gehen. Diese Einrichtung setzt die Eingeborncn in den Stand, die durch ihr Dorf führende Gasse sauber und glatt zu erhalten. Solche Gaffen bestehen gewöhnlich aus einer schmalen Straße, die auf beiden Seiten mit einem Streifen grünen Rasens eingefaßt ist, und außerhalb des Nasens lanfcn Trottoirs von kahlem Boden wie die Straße hin. Sechs Meilen von Menado kamen wir nach Lotta, einem Dorfe von etwa vierhundert Seelen, und bald darauf führte uns eine gut gebaute Straße rasch aufwärts. Sie geht Die Bai von Mnado, 265 im Zickzack an den Wänden des Berges Empung hinauf, der einen der nördlichen Strebepfeiler des nach Süden nnd Osten liegenden Plateau bildet. Nenn Paalen^) von Menado, wo wir uns Men zwölfhundert Fuß über dem Meere befanden, drehte ich mein Pferd herum und genoß eine prachtvolle Aussicht auf die Bai von Menado und die anstoßende Küste. Dranßcn in der Bai standen mehrere hohe Inseln, unter ihnen die vulkanische Spitze Menado Tua, die ihr Haupt hoch in den blancn Himmel erhebt uud ihre Füße im blauen Meere badet. Unmittelbar an der Küste ist das Land sehr niedrig und reich an Palinen verschiedener Arten. Weiter zurück beginnt es zu steigen und krümmt sich bald nach der stattlichen Spitze Klabat hinauf. Die schönen Federwolken, die wir am frühen Morgen bemerkt hatten, singen jetzt an sich in Regenwolken zu verwandeln nnd sich den Berg herabzuwälzen, nnd bald war die schöne Landschaft unter uns vor unseren Blicken gänzlich verborgen. Hier geht die Straße durch tiefe Durchstiche, wo man die verschiedenen Arten Gesteine gut sehen kann; dies sind trachutischer Sand, Bimsstein und ein Conglomerate von diesen Stoffen. Während wir aufwärts stiegen, passirten wir an der Bergwand viele Stellen, wo die Eingeborncn Mais bauten, nnd weit über und nnter uns erschallte der wieder- nnd wiederhallendc Gesang der Eingebornen, die emsig an der Cultur dieser ausländischen, aber höchst nützlichen Pflanze arbeiteten. Die Sitte jener Menschen, während sie im Felde arbeiten, zu singen, ist um so bemerkenswcrther, weil die Javanesen und Malaien sich gewöhnlich plagen, ohne daran zu denken, auf diese Weise sich ihrc eintönige Arbeit zu erleichtern. Wir kletterten immer höher hinauf, bis wir uns etwa dreitausend Fuß über dem Meere befanden; da kamen wir in zwei kleine Dörfer. Jenseits derselben wurde die Straße wieder eben, uud bald erreichten wir Tomohon, wo ich den Controleur aus Ton-dano, einem großen Dorfe in Osten, traf, der auf das Gesuch des Residenten hierher gekommen war, um mich den Nest jener Tagereise zu begleiten. Es wurde für mich ein anderes Pferd gebracht und gesattelt; dann setzten wir unsern Weg nach Süden fort. Unsere Reisegesellschaft zählte jetzt sechs bis acht Manu, denn den Controleur müssen gesetzlich der Häuptling jedes Dorfes und ein 5) S. die Anmerkung S. 95. 266 Der Linu-Sec. oder zwei Diener von ihrem eignen Dorfe bis znm nächsten begleiten, in das er kommt, er mag reisen, nach welcher Richtung er will. Bald dawns ^ogcn wir in das reizende Dorf Saronsong ein. In der Mitte desselben nnd anf der einen Seite der Gasse steht das Haus des Häuptlings, nnd ihm gegenüber, aber von der Gasse zurück, die Numa Negri; der Raum zwischen beiden ist ein hübscher Garten mit vielen Nosen. Bei dieser Erinnerung an die Hcimath dnrchdrang mich ein Gefühl der Freude, das ich nie vergessen werde, so lange ich mit Liebe anf jene schönste aller Blnmen blicke. Als wir zum Dorfe hinausgaloppirten, verzogen sich die dicken Negenwolken nnd der Nebel, und cs waren wieder nnr Haufen- nnd Federwolken am Himmel zn sehen. Znr linken hatte ich jetzt eine prachtvolle Ansicht der hohen Bergkette, die sich längs der Westseite des Sees Tondano hinzieht; nach Nordwesten stand der gegen fünftausend Fuß hohe, spitzige vulkanische Kegel Lohon, westlich der Emvnng, der fast dieselbe Höhe erreicht, und in Nordosten der Gnnong Api mit seinen drei Spitzen. Noch etwas weiter vorwärts ritten wir in ein Thälchen hinab, wo die Straße an der Seite eines kleinen Sees hinlief, dessen schlammiges Wasser eine schmutzig-weiße Farbe hatte und aus welchem starke, fast erstickende Schwcfeldämpfe emporstiegen — ein höchst unheimlicher Ort, der den Reisenden an Vunnan's Schilderung ,,des Thals der Todesschatten" erinnert, wo der Weg schmal war und auf beiden Seiten ,,immerfort Fener nnd Nauch in großer Menge mit Funken nnd gräßlichen Tönen heraufkam". An einer Stelle schwamm ein Flug Enten in diesem Schwefelpfuhl, und am Rande desselben sah ich einige Snmpfwater hin und her laufen und Nahrung suchen. Die Ufer des Sees waren meistcntheils mit Farnkräutern bedeckt, deren Blätter eine glänzend-rothe Farbe hatten und mich an die brillant-gefärbten Blätter nnsercr Ahornbäume im Herbst erinnerten. Bei dem nächsten Dorfe, Lahendong, machten wir einen kurzen Ansflug nach links, einen hohen, aber nicht steilen Hngel hinauf, um den merkwürdigen See Linu zu besuchen. Der Hügel ist der Gipfel eines alten Vulkans, und als wir abwärts stiegen nnd um eine scharfe Spitze bogen, sahen wir sofort den See vor uns, der jetzt den Grmid des Kraters füllt. Auf dem Wege nach einem Hause hinab, das nahe an seinem Rande steht, gingen wir an einer Stelle vorüber, wo viel schwefelhaltiges Gas ausströmte. Graf Carlo de Vidua. 267 Der Ort sah in der That dciu obern Ende eines halberloschene!! Kalkofens sehr ähnlich. Der See hat ungefähr eine halbe Meile im Durchmesser und auf der Südwestseite durch einen ehemaligen Spalt in der alten Kraterwand einen Ansfluß. Das Wasser lM an den meisten Stellen eine blaue Farbe, an einigen aber ist es durch Gase, die durch den Grund seines Beckens emporsteigen, weißlich gefärbt. Am nordöstlichen Ende ist eine große Solfatnrci, derjenigen ähnlich, an der wir vorbeikamen, als wir nach dem See hinabgingen, aber größer. Hier war es, wo dcn italienischen Grafen Carlo de Vidua, der einen großen Theil der Erde bereist hatte, ein Unglück traf, das seinen frühzeitigen Tod herbeiführte. Er wagte sich zu weit auf den weichen, heißen Thon und saut ein, und ehe die Eingebornen, die ihn davor gewarnt hatten, so weit zu gehen, ihn heranziehen konnten, war er so arg verbrannt, daß er kurz darauf in Amboina, wohin man ihn brachte, damit möglichst gut für ihu gesorgt werde, starb. Er hatte eiucn betrachtlichen Theil unsers eignen Continents bereist und wagte sich, nachdem er vielen drohenden Gefahren entgangen war, an dieser Stelle zu weit. So geht es manchem kühnen Reisenden, uud wer hierher kommt, wo es auf dem Meere Seeräuber und auf dem Lande Erdbeben und wilde Thiere und an manchen Orten noch wildere Menschen gibt, kann nicht wissen, ob er nicht in jedem Augenblicke sich eine unheilbringende Reise vornimmt oder den Schritt thut, der vielleicht sein letzter ist. Und doch muß irgend Einer sich dieser Gefahr unterziehen, wenn die beschränkten Grenzen der Kenntniß, die wir von jenen fernen Landern haben, sich je cr> weitern sollen. Obgleich das Wasser des genannten Sees bedeutend nut Schwefel und anderen Stoffen geschwängert ist, die durch seiurn Grund emporsteigen, so fand hier Dr. Vleeker doch zwei Arten Fische, O^noOopl^iuZ 8ti-iaw8 ZI. und ^rradas »camions Ouv.> nebst einem Aal, ^nAuilla Npliinstouoi 8^k.^ die auch in den süßen Gewässern von Java und Sumatra und in Indien vorkommen. Nachdem wir auf die Hauptstraße zurückgekehrt waren, setzten wir unsern Weg nach Sonder fort. Wir gingen eine Strecke durch das Dorf, bis an die Ruma Negri, ein Wirthshaus für jeden Beamten, der zufällig in jenen Ort kommt. Dies Haus soll hier weit besser sein als anderwärts, selbst auf Java. Es steht am Ende einer langen, schön beschatteten Straße. Am 263 Der Hain bei Mondschein. Fahrweg hin geht ein schmaler Streifen Gras, das nett beschnitten ist, und die Trottoirs sind von weißer Erde, die man aus einiger Entfernung hergeschafft hat. Das Haus umgibt ein schöner Hain, in dem uiele Casnarinen oder Casuar-Bäume stehen, deren lange, nadelahnliche Blätter genau dem flaumigen Gefieder jenes seltsamen Vogels gleichen. Diesen Abend, wo der Vollmond durch das Laubwerk scheint, ist der ganze Hain ill einen verzauberten Ort verwandelt. Elftes Kapitel. Die Minahajft. Den 29. December. — Diesen Morgen ritt ich frühzeitig gegen zwei Meilen von Sonder in nordwestlicher Nichtung, über die Kante des Platean hinab, anf welchem das genannte Dorf liegt. Die Straße war nichts als ein schmaler Pfad nnd führte an einer tiefen Schlucht hin, deren Wände an mehreren Stellen jäh hinabgingen. Eine kurze Strecke jenseits des von Eingebornen bewohnten Dorfes Tinchep ist der schöne Wasserfall Mnnte, neun-hundertvicrundsechzig Fuß über dem Meere, aber sechshundert und fünfzig Fuß unterhalb Sonder. Die Höhe des Falles betragt gegen sechzig nnd die Breite des Stromes in der jetzigen Zeit fast zwanzig Fuß. Der Felsen, über welchen das Wasser hinabstürzt, ist eine senkrechte Wand von trachytischer Lava. Der Platz, von welchen, Reisende den Fall betrachten, liegt gegen zweihundert Fuß über demselben, wo die Straße an der Wand einer Bergkette hinläuft, die sich iu Gestalt eines Hufeisens um den Wasserfall biegt und für dies reizende Vild einen prachtvollen Hintergrund darstellt. Oberhalb des Katarakts hängt üppiges Laubwerk über den Strom, und unten haben Rauken und kleine Bäume iu den Spalten und auf den Vorsprüngen der steilen Wand festen Halt gefunden und wogen, während die Schauer fallender Tropfen die Spitzen ihrer Zweige treffen, beständig hin uud her, obgleich dort, wo der Zuschauer steht, sich uicht das geringste Lüftcheu bewegt. Wir wareu gerade zur rechten Zeit gekommen, um ihn zu sehen, wenn er am reizendsten ist, denn die Morgensonne warf eben schräge Streifen glänzenden Lichtes quer über das fallende Wasser, I?t) Plötzlich verschwundene Gärtön. und da der Strom sich in dem Augenblicke, wo er sich über den Nand der Klippe biegt, in Millionen Tropfeu zertheilt, so waren diese perlenartigen Kugeln bald beleuchtet, bald verdunkelt, indem sie wiederholt ans den beschatteten Theilen in die Streifen goldenen Lichtes flogen. Als ich nach Sonder zurückgekehrt war, ging ich anf der Hauptstraße in südöstlicher Nichtnng weiter nach Sonder Tna, „Alt-Sonder," und Kawangtoan, und von da nach dem lieblichen Negri Tompasso. Auf dieser Strecke, die ungefähr acht Meilen betrug, waren wir langsam bergan gestiegen, bis wir uns etwa füufhnndertfnnfnnosicbzig Fuß über Sonder befanden. Hier ist die Aussicht nach allen Seiten frei. In Südwesten steht der Berg Tompasso, der eine Höhe von mehr als dreitausend achthundert Fuß erreicht. In Südosten sieht mau die hohen, steilen Berge, welche diese Hochebene in Süden begrenzen. Au ihren Wänden zeigen sich große Bergstürze, und die Leute in Tompasso sagten, vor nicht langer Zeit waren drei Gingeborne, die an den steilen Abhängen große Gärten angelegt und bepflanzt hatten, eines Morgens hinausgegangen, um, wie gewöhnlich, ihre Arbeit fortzusetzen; da waren zu ihrer großen Bestürzung ihre (Zarten verschwunden und Alles, was von denselben übrig blieb, war ein gewaltiger Haufen Sandsteine und Bruchstücke von Bäumen, die auf dem Nande der Ebene aufgestapelt lagen. Das Dorf Tompasso hat in der Mitte einen großen viereckigen Teich, und anf einem breiten Damme, der quer über denselben geht, läuft die Landstraße hin. Um den Teich herum zieht sich eine gut abgeflachte Gasse, und die Häuser anf den vier Seiten stehen alle mit der Front nach seinem Mittelpunkte hin. Die Zäune, welche die an den Häusern liegenden Plätze umschließen, bestehen meist aus Rosenbüschen, und der Teich selbst ist fast voll von der prachtvollen und wohlriechenden Lotusblume, ^mpliuon, low», einer großen Wasserlilie, die in Aegypten und Indien als das Sinnbild der Schöpfung heilig gehallen wurde. VZ ist die schöne Blume, anf welcher Buddha sitzt, wenn man ihn in den großen Bildern dargestellt sieht, in welchen er, wie man annimmt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft personificirt, drei ungeheure Statnen, die man im Morgenlande in jedem der tausend Tempel findet, die jenem heidnischen Gotte geweiht sind. Der „Lotus'' oder „Lotos" des nördlichen Afrika, dessen Frucht die Oine Schlammquells. 271 Wunderkraft besitzen sollte, daß Alle, die sie kosteten, „Heimath, freunde und Vaterland^ vergaßen, ist ein Baum, die doltis :ni-^tl'l^ii«. Halten die Alten, die Fabeln und Mythen so liebten, etwas von diesem reizenden Orte gewußt, sie hätten jenes Wunder land hierher in den fernen Osten verlegt, wo die Luft so rein und balsamisch, und die Landschaft so bezaubernd ist. Gegen anderthalb Meilen jenseits Tompasso kamen wir zu einer Anzahl „Cchlammqurllen", und ich fing an sie zu untersuchen ; da wir aber gerade einen starken Regenguß herankommen sahen, so sprangen mein Begleiter und ich wieder in den Sattel und sprengten in schnellem Galopp nach ^cmgowan. Hier bestand der Häuptling mit großer Höflichkeit darauf, daß ich bei ihm blieb, anstatt in's nächste Dorf zu reiten — eine Ginladnng, die mich ganz glücklich machte, denn ich war entschlossen, diese Gegend nicht eher zu verlassen, bis ich alle heißen Quellen in der Nähe besucht hatte, zumal da der hiesige Missionar sich erbot, am folgenden Tage mil mir zu gehen, damit ich nicht verfehlte, die interessantesten zu sehen. Den 30. December. — Diesen Morgen ritt ich frühzeitig in Gesellschaft mit dem Missionär, dem Hnkom Tna nnd einer Anzahl (i'ingeborner fast bis Tompasso zurück, nm die Schlammquellen nochmals zu untersuchen, die ich gestern sah. Der Flä'chen-ranm, anf dein die meisten sich befinden, beträgt etwa eine halbe Meile nn Geviert nnd liegt an der Seite eines sanften Abhanges. Schon einige Zeit vorher, ehe wir zu ihnen kamen, konnten wir nach den Mafsen Dampf und Gas, die von ihnen anfstiegen, sagen, wo sie waren, und als wir näher kamen, konnten wir das starke Sprudeln der Hanptanelle hören. Sie hat eine dreieckige Gestalt nnd mißt auf einer Seite gegen dreißig Fuß; einer der Winkel liegt nach dem Gipfel des Hügels hin. Der Schlamm hat im Allgemeinen eine Bleifarbe, und seine Consistenz ändert sich vom Mittelpunkte aus, wo er fast so dünn wie schlammiges Wasser ist, bis zu den Rändern, wo er an manchen Stellen so dick wie Nahm, an anderen wie Glaserkitt ist. Er wallt auf wie Pech — das heißt, er steigt in kleinen Massen empor, die eine kugelförmige Gestalt annebinen und dann platzen. Die Cntfernnng zwischen den Mittelpunkten dieser Aufwallungen wechselt von sechs Zoll bis zwei Fuß oder noch mehr, so daß die ganze Oberfläche mil so vielen Sätzen concentrischer Ringe bedeckt ist, als es be- 372 Heiße Quellen. sondere Siedepunkte giebt. In der Nähe des Mittelpunktes sind die Ringe stets kreisförmig; indem sie aber durch das immer nachfolgende Auffprudeln des innerhalb derselben befindlichen Stoffes nach außen gedrängt werden, werden sie an einander gepreßt und mehr oder weniger unregelmäßig; dabei bleiben jedoch die Ecken immer rund, bis sie an diejenigen angedrückt werden, die ursprünglich von einem andern Punkte ausgingen. Jetzt haben sich die Ninge aus kleiueu Kreisen zu unregelmäßigen Vielecken erweitert. Sie stellen daher genau die Linie des Concretionsgefüges dar, die man häufig beim Schiefer sieht, und die fast in jeder Abhandlung über Geologie abgebildet werden.^) Wenn die sprudelnde Thätigkeit aufhörte und der Thon im Laufe der Zeit durch Hitze uud Druck iu Schiefer verwandelt würde, so würde die Nehnlichkeit beider vielleicht sehr groß sein. Sind daher die Theilchen, die jetzt den alten Schiefer bilden, welcher dieses Gefüge zeigt, ehe sie sich zu dem Schiefer verhärteten, den sie jetzt bilden, einer solchen mechanischen Veränderung in ihrer relativen Lage zu einander unterworfen gewesen, wie sie die Thontheilchen in diesem Pfuhle in der gegenwärtigen Zeit erleiden? In der Nähe der besprochenen großen Quelle war ein heißer Brunnen, der gegen drei Fuß im Durchmesser hielt und zwei Fuß tief war. Seine Temperatur belief sich auf 98" Celsius oder 78",4 R. und von seiner Oberflüche stieg natürlich viel Dampf auf. Wir sotten hier in wenigen Minuten einige Eier hart. Das Wasser war rein, und die in der Umgegend lebenden Cingebornen kommen oft her nnd waschen ihre Kleider in diesem natürlichen Kessel. Von Vegetation ließ sich weder unter der Oberfläche uoch an den Rändern, wohin das sprudelnde Wasser spritzte, cine Spur entdeckeu. Am Fuße des Hügels besuchteu wir eineu beträchtlichen See, der stark mit Schwefel geschwängert war, und nicht weit davon einen Teich mit dickem schlammigen Wasser, das an mehreren Stellen in Zwischenzeiten aufwallte. Au dieser Hügelwaud und auf dem niedern Marschlande am Fuße derselben fanden sich gegen zwanzig solche siedende Pfuhle. Ueber der zuerst beschriebenen Schlammqnelle am Hügel aufwärts war eine kahle Stelle, die mehrere Schritte im Durchmesser hielt. Sie besteht aus Tan a *) Ein getreues Aild von diescn Nmgcn gibt daS Concretionsgefi'ige, das m Dana's ,M>nm1 ol ^!col,»^«, S. 99, Fig. «5, dargestellt ist. Ein siedender Pfuhl. 273 puti, weißer Erde, das heißt, zersetzter Lava. Aus zwei oder drei Löchern, wo dir Eingcbornen die weiße Erde oder den Thon herausgenommen hatten, den sie mit Rciswasser vermischen und zum Tünchen ihrer Häuser benutzen, — eine in der ganzeu Mina-hassa allgemeine Sitte — kam eine beträchtliche Masse Dampf hervor. Wir ritten nun westlich nach Tompasso, wandten uus dann nach Norden und gelangten in ein kleines Dorf, Namens Nolok, Von da führten uns die Eingebornen eine, kurze Strecke in nordöstlicher Richtung an einen Bach. An diesem gingen wir ein Stück hinauf und kamen an ein becherförmiges Becken von etwa fünfundsicbzig Fuß Durchmesser und zwanzig Fuß Tiefe. Seine Seiten bestanden aus weichem Thon und waren so steil, daß wir nur mit großer Schwierigkeit nahe genug an die Kante gelangen konnten, um eine Ansicht zu bekommen, wie ich sie wünschte. Dies ließ sich nur dadurch erreicheu, daß wir einen Platz wählten, wo die in einander geschlungenen Wurzeln vieler kleinen Bäume eine Art Nasen bildeten. Die KulieZ beseitigten mit ihren Hackmessern das Gesträuch; dann nahm ich einen Eingeboruen an der linken Hand, während er sich mit der rechten an einem Andern festhielt, und wurde dadurch in deu Stand gesetzt, mich über die weiche Kante zu biegen und eine vollständige Ansicht von dem siedenden Wasser zu gewinnen, das den schlammigen Grund des Beckens zum Theil bedeckte. Der Strom, der iu dasselbe herabflicßt, entspringt in höher gelegenem Lande im Norden und ist kühl, bis er in dieses Beckeu kommt. Hier wird er heiß gemacht und stark mit Schwefel geschwängert und nimmt eine weißliche Farbe au. Dieses kreisförmige Becken ist, wie ich vermuthe, ganz durch die Bewegung des Wassers entstanden, das bei der uuter demselben befindlichen Hitze siedet. Juden: ich die heißen Quellen besnchte, hatte ich unter Auderm deu Zweck, zu ermitteln, bei welchem Temperaturgrade die Vegetation zuerst aufzutreten begann. Wir gingen deshalb den Strom hinab und fingen an, seinen Lauf aufwärts nach diesem Becken hin zu verfolgen. An einer Stelle, wo die Temperatur 48" CclsiuZ oder V",.i N. betrug, waren die Felsen und Holzstücke im Wasser dick mit dunkelgrünen Algen bedeckt. Ein wenig höher hinauf war die Temperatur 51" Celsius oder 40",^ N. und es wareu noch immer Algen vorhanden, obgleich ich von den auf-steigeudeu Schwefeldämpfen, als ich mich bückte, um die Temperatur zu untersuchen, fast erstickte. Wir waren jetzt an einen dichten «ictmor«, Ncisc» im ostmdischen Archipel. 16 374 Die Temperatur dor Pfuhle Dschungel gekommen, wo der Boden so weich und schmutzig war, daß es schwer nnd gefährlich wurde, dem siedenden Pfuhle uns weiter zu nähern. Endlich ließ sich einer der Gingebornrn, indem ich ihm ein großes Stück Silber versprach, bewegen, die Vambnsbüsche und kleinen Sträucher wegzuhauen, wenn ich dicht hinter ihm bliebe. So arbeiteten wir uns noch mehrere Schritte höher hinauf; dann befahl ich ihm, sich nach dem Strome zu wenden. Dieser heiße Sumpf lag sicher zunächst am Tartarus. Zwischen den Gruppen kleiner Bäume und Bambuse kochte und sprudelte das Wasser an mehreren Stellen wüthend und ließ große Massen erstickender Gase ausströmeu, aber ich folgte meinem Kulie so dicht, daß er nicht Zeit hatte, den mit mir geschlossenen Pertrag zu bereuen, uud endlich erreichten wir das Ufer des Stromes; hier wurde ein Platz freigemacht, ich befestigte meineu Thermometer an das Ende eiues langeu Bambusrohres und stellte ihn in das heiße, undurchsichtige Wasser. Dreimal wiederholte ich die Beobachtung, nnd jedesmal stand das Quecksilber auf 50" Celsius oder 40" N., aber nach dein Maße, wie es uach der ersteu Ablesung siel, schloß ich, daß es, ehe es in die Luft herausgehoben wurde, auf 52" Celsius oder 41",« N. stand, höher gewiß nicht. Hier waren wir unglücklicherweise in ein großes Ameisennest geratheu; die Thiere überfielen und bissen mich dermaßen, daß meine Knöchel mit glühenden Kohlen umgeben zu sein schienen, und am Schlüsse der dritten Ablesnug warf ich das Bambusrohr hiu uud sprang aus Leibeskräften znrück, um diesen Plagegeistern zu eut-gehen und meinem Leiden ein Ende zu machen. Wahrend ich den Thermometer in das Blasen bildende (nicht siedende) Wasser hielt, befahl ich dem Kulie, die Reiser heraufzuholen, die in demselben schwammen, konnte aber nicht den geringsten Anschein von Pflanzenwuchs erkennen, obgleich derselbe ein wenig weiter den Strom hinab sehr bemerkbar war; dort war die Temperatur des Wassers zwar nur einen Grad niedriger, aber nach der verhältnißmäßigen Stärke der Dämpfe zu urtheilen, die an beiden Stellen aufsteigen, muß die im Wasser euthaltene Quantität Schwefel viel geringer gewesen sein. Alle übrigen hier mitgetheilten Temperawrangaben wurden abgelesen, während das Quecksilber im Wasser blieb, und da am Thermometer die Grade mit Sorgfalt bezeichnet worden waren, so können die Beobachtungen keinen bedcntenden fehler enthalten. Sollte irgend ein anderer Beobachter sich an dieselben Stellen begeben nnd eine Die ersten Spuren uon Pflanzenleben, 375 größere oder geringere Wassermasse finden, so wird ohne Zweifel auch die Temperatur sich ein wenig verändert haben. Der nnserc Gesellschaft begleitende Missionär, der diesen Ort mehrmals besucht hatte, versicherte mir, daß hänfig, wenn der kalte Strom, der in das Becken fließt, durch starke Regen sehr angeschwollen ist, das Wasser in kurzen Zwischenzeiten so hoch wie ein gewöhnlicher Palmbaum, gegen fünfzig Fuß, emporgeworfen wird. Auch die Gin-gcbornen sagten mir, sie Alle hätten es oft in so gewaltiger Bewegung gesehen. Das Becken ist daher nichts als der obere, sich erweiternde Theil einer tiefen gcyserähnlichen Nöhre. Wir kehrten mm nach Langowan hin zurück und besuchten ein großes Becken mit heißem Wasser, das links von der Straße und etwa eine Meile von jenem Dorfe liegt. Das Becken ist becherförmig, fast kreisrund und achtundvicrzig Fuß im Durchmesser. Das Wasser wallt nur an einer oder zwei Stellen auf, und fast das einzige Gas, das ausströmt, ist Wasseroampf. Die Temperatur des Wassers ist 78" Celsius oder 62«,^ N. Auf der einen Seite ist ein kleiner Bach, der das überschüssige Wasser abführt, denn dies ist eine wirkliche Quelle, das heißt eine Stelle, wo Wasser ans der Erde heraufkommt. Eine kurze Strecke nach Westen und Norden sind eine Anzahl Hügel, aus welchen dieses Wasser ohne Zweifel stammt. Da keine erstickenden Gase ausströmten, so hatte ich bessere Gelegenheit, die Ufer des Baches zu untersuchcu, der sechzig Fuß weit floß und dann durch Herstellung eines Dammwegs quer über die Straße geleitet war. Ich folgte ihm mehrere Male mit der Stromgcschwindigkeit und traf die ersten Spuren von Pflanzenleben stets an derselben Stelle. Es waren eine kleine Quantität Algen ans dem Grunde des Baches; jede Pflanze war in der Nundung etwa so stark wie eine Stecknadel und einen Achtelzoll lang, und glich der Vauolierin oder „Bachseide", deren grüue Fäden man im Sommer in den Süßwasserteichen an unseren Straßen sieht. Hier war die Temperatur 762/4" Celsius oder 61 ",4 N. Da das Wasser durch den seichten Bach abfloß, so verflog natürlich ein großer Theil des darin enthaltenen Schwefelgases, und ich glanbe, die Vegetation begann an jenem Punkte, nicht sowohl weil das Wasser 1V^ Celsius oder 1" N. kühler als im Becken, sondern weil es viel reiner war, denn eine kurze Strecke weiter nach dem Becken hin, wo die Temperatur 77 Vs" Celsius oder ft!",? N. betrug, ließ sich keinerlei Vegetation ent- 2?k> Der frühere Zustand unserer Erde. decken, und doch war der Unterschied in der Temperatur des Wassers an beiden Stellen nnr ^" Celsius oder l)",,, Rüaumurc. Nach der Annahme der Geologen war unsere Erde einst eine geschmolzene, flüssige Masse, die sich nach und nach so weit abkühlte, daß eine Ninde sich bildete, welche langsam immer dicker wurde, bis in der sie umgebenden Atmosphäre Verdichtung anfing nnd dadnrch das Wasser des Urmeercs entstand. Anfangs muß die Temperatur dieses Wassers gerade unter dein Siedepunkte gestanden haben, und es hat sich die Frage erhobeu: Wie weit das Meer sich abkühlte, ehe in ihm uud auf dem damals über dein Meere liegenden Lande Vegetation aufzutreten begann? Nach den oben mitgetheilten wenigen Beobachtungen lautet die Antwort theilweise, daft die Anwesenheit von Pflanzenleben mehr von der chemischen Zusammensetzung des Wassers als von seiner Temperatur abhängt. Weun es damals so rein war, wie der oben beschriebene größere Pfuhl, so war der ganze Ocean noch ein großer dampfender Kessel, als jene sehr einfachen Wasserpflanzen, deren jede, wie es scheint, nur aus einer einzigen ästigen Zelle besteht, an den seichten Stellen seinen Küsten entlang zu wachsen begannen. Vor dieser Zeit jedoch mögen schon andere Algen, jenen ähnlich, die jetzt noch an feuchteu Landstellcu wachsen, in der dnnstigen Atmosphäre auf dem Lande gediehen sein. Sonntag, den 31. December. — Um 8 Uhr Vormittags besuchte ich die Kirche der Eingebornen, wo der Missionär predigt. Sie war ziemlich voll, und die Aufmerksamkeit, die Alle zeigten, war sehr lobenswerth. Am Schluß des Gottesdienstes wurden vier oder fünf Paare getraut. Der Pfarrer setzte, nachdem er die Ceremonie verrichtet hatte, den Ehemännern auseiuau-der, daß sie ihre Weiber ernähren müßten und uicht, wie die Alfura, die Heiden sind, in Müßiggang leben und erwarten dürften, daß ihre Weiber sie ernährten. Ein Controleur, der im Innern, hinter Gorontalo, stationirt gewesen war, kam jetzt in Langowan an. Er war auf sein Gesuch nach Sumatra versetzt worden und befand sich eben auf dem Wege nach Kema. Wir sollten daher auf dem ganzen Wege bis Java Reisegefährten auf dem Dampfer werden. Dies war mir besonders angenehm, da er gut Englisch sprach, denn wer nicht in Holland geboren ist, kann die rauhen und harten Kehllaute der hollandischen Sprache nie mit vollkommener Leichtigkeit und Genauigkeit aussprechen lernen. Von Der Tondmw-See. 277 Langowan ritten wir vier Meilen in nördlicher Richtung nach Kakas, einem Dorfe am südlichen Ende des Sees Tondano. Die hiesige Rum a Negri hat eine der angenehmsten Lagen unter allen Gebäuden in der Minahassa. Das Haus ist groß und sorgfaltig gebaut und hat sowohl nach dem See als nach dem Dorfe hill breite Verandas. Es ist mit grünen Grasplätzen umgeben, au welcheu sich mit Kies bedeckte Spazierwege nett hiuziehen, und die mit Nosenbüschen eingefaßt sind, welche dicht voll großer kar-mosiurother Blumen hingen. Am Abend, als der Mond über die scharfen Vergspitzcn heranfkam, die nicht weit davon nach Osten stehen, nnd einen breiten Streifen silberfarbigen Lichtes auf den See legte, war der Effect reizend, nnd während wir jetzt die balsamische Luft einathmen uud uns au die Teiche mit schönen Lotus-blumeu eriunern, an welchen wir vorbeigeritteil sind, können wir fühleil, daß wir nus wirklich in dem zauberhaften Lotuslaude befinden, das Tennyson mit folgenden Worten schildert: „Am Nachmittag betraten sie ein 5!aud, Wo immer Nachmittag es schien zu sein; Die Küste schlief vor Schwüle Mittags ein Und athmete, als läge sie im Traum. Das Thal beleuchtete des Vollmonds Schein; Wie Rauch, der sinkt, der Strom in engem Raum Fiel, stand und fiel entlang der Klippe Saum." Den 1. Iannar ^866. — Ich spazierte mit dem Controleur uud Häuptling durch das Dorf und sah, wie man Reis durch Wassertraft cmsstampft. Die Welle des Wasserrades ist sehr lang und mit ciuer Anzahl kleiner Stäbe versehen, die, während sie sich umdrehe», iu seukrcchter Stellung angebrachte Pfähle in die Höhe heben, welche, wenn die sich drehenden Stäbe von ihnen weggezogen werden, wieder niederfallen. Damit ich deu ganzen Tondano'See befahren uud seiue Tiefe ermittelu konnte, wurde für mich eiu großes Boot bereit gemacht uud mit sieben Ein-gebornen bemannt. Der See nimmt den niedrigeren Theil eines hohen Plateau ein, und seiue Oberfläche liegt uach den Messungen von S. H. De Lange zweitausend zweihundert zweiundsiebenzig englische Fuß über dem Meere. Er ist iu der Richtung von worden nach Süden gegen siebzehn Meilen laug, und seiue Breite wechselt von zwei bis sieben Meilen. Durch hohe Caps, die von beiden Ufern vorspringen, wird er fast in zwei gleiche 278 Die Tiefe WZ Tondano-Sees. Theile getheilt. In Süden, Südwesten nnd in Norden sind seine Ufer niedrig; das Land steigt dort eine bis fünf Meilen weit langsam an nnd krümmt sich dann zu dem zackigen Vergkamm hinauf, der auf allen Seilen den Horizont begrenzt. In den übrigen Theilen der Ufer steigt jener Kamm in steilen Höhen aus dem Wasser empor. Die ganzen Tiefländer und die niedrigeren Flanken der Berge befinden sich in hohem Culturzustande, und die Luft ist kühl und rein, während sie nnten an der Meeresküste übertrieben heiß und schwül ist. Manche Gelehrte haben dieses Seebecken als einen alten erloschenen Krater, manche nur als eine Vertiefung in der umliegenden Ebene oder mit anderen Worten als den niedrigeren Theil des Plateau betrachtet. Um diese Frage außer allen Zweifel zu stellen, war es nothwendig, seine Gestalt zu ermitteln. Ich fragte daher den Residenten, ob er mir eine Leine Verschaffen könne, mit der ich, während ich über den See fuhr, sondiren wollte. Er erwiderte, er hätte nnr eine von zwci-hnndert Klafter, und ich könnte nicht erwarten, damit den Grund zu erreichen, denn die Fischer, die an den Ufern des Sees lebten, behaupteten alle, „er habe keinen Grund," das heißt, seine Tiefe lasse sich nicht messen. Es war schon Etwas, wenn mau wußte, daß er über zwölfhundert Fuß tief war ^ es wurde daher einem Kulie befohlen, die Leine zn tragen. Von Kakas ruderten wir eine kurze Strecke dem jenseitigen hohen Ufer zu; dort sollte eine der unmeßbaren Stellen sein. Es wurde ein schweres Senkblei angeknüpft und die ganze Leine anfgemacht, so daß sie bis auf den letzten Fuß frei hinauslaufen konnte. Ich gab dein Manne, der am Bng stand, den Befehl, und das Seil sing an über die Seite des Boots zu rasseln; — da hielt es plötzlich an, „Ist das Senkblei ab?" „Nein, es ist auf dem Grunde." „Wie viel Klafter sind hinaus?" „Elf Klafter und fünf Fuß." Darauf soudirten wir noch achtmal, und das tiefste Wasser, das ziemlich in der Mitte zwischen den beiden hohen Caps war, ist nnr zwölf Klafter und zwei Fuß. Das Wasser war nicht nur seicht, sondern auch der Grund so eben wie die Niederung am nördlichen und südlichen Ende des Sees. Das Becken ist daher nnr eine un-bedentende Vertiefung in dem niedrigeren Theile der Hochebene. Die einzigen Fische, die, so viel man weiß, in diesem See sich finden, sind dieselben drei Arten, die, wie schon erwähnt, in dem schwefligen Wasser des Linu-Sees vorhanden sind. Als ich das Eine der schönsten Aussichten in der Welt. 279 große Dorf Tondano am nördlichen Ende des Sees erreichte, wurde ich voll dem Controleur, der mich bereits von Tomohon nach Sonder begleitet hatte, frenndlich aufgenommen. Es trat ein starker Regen ein, und ich mußte daher den Rest meiner Reise bis zum nächsten Tage verschieben. Den 2. Januar. - Die dicken Regenwolken von gestern zertheilten sich diesen Morgen, als die Sonne aufging, und der Hiiilmcl ist jetzt völlig rein. Der Controleur verschaffte mir ein Pferd, und ein Hukom Tua begleitete mich als Führer. Unser Weg ging fast nach Nest, und die Ctraße wurde bald sehr steil nnd von dem letzten Regen äußerst schlüpfrig. Wahrend wir immer höher stiegen, erweiterte sich die Aussicht auf die uuter uns liegende Hochebene, bis wir uns um den Verg herumwanden nach dem kleinen Dorfe Nurukan, dem höchsten N^gri in diesem Lande. Das Oberhaupt des Dorfes führte uns auf den Gipfel einer nahestehenden Bergspitze, wo ich einen großen Theil der Mina-hassa wie eine große Landkarte vor mir ausgebreitet sah. Von dem Punkte aus, wo ich stand, erstreckte sich eine hohe Bergkette nach Süden hin; sie bildete die westliche Grenze des Tondano-Sees. Etwas mehr nach Osten sah man den See weit unten und das ebene Land, das sich theilweise an den Ufern desselben hinzieht, während anf der gegenüberliegenden Seite des Sees die Berge sich erhoben, die das andere Ende der Kette bilden, auf der ich mich befand. Diese Bergkette krümmt sich wie ein Hufeisen, dessen offener Theil nach Norden hin gekehrt ist. Auf demselben Punkte, wo man alle einzelnen Theile des Plateau mit einem einzigen Blick umfaßte, konnte ich, indem ich mich ein wenig nach Norden wandte, an den äußeren Flanken jener hochgelegenen legend hinab bis zu der niedrigen, fernen Küste des Oceans schauen, wo das blaue Meer sich zu weißem, funkelndem Schaume brach. Ein wenig weiter nach Norden ragte die stattliche Spitze des Verges Klabat empor, mit einem dicken Mantel flockiger Wolken bedeckt, die in dem glänzenden Lichte eine Hermelinfarbe hatten. Dieser Mantel wurde von der unsichtbaren Hand des starken Westwindes langsam in die Höhe gehoben und wieder niedergelassen. Unter ihm, tief an deu Wänden des Berges, sah man eine Reihe Vänmc; sie bezeichneten den schattigen Weg, den ich von Kema nach Mcnado zurückgelegt hatte. Dies wird, und ich glaube mit Necht, als die schönste Ausficht im Archipel und als 280 Landesproducte der Mmahassa. cine der reizendsten in der ganzen Welt betrachtet, weil die übrigen berühmten Aussichten, wie diejenige von Damascus, jenes große Sinnbild der Unendlichkeit, den offenen Ocean, nicht in sich schließen. Selbst noch in so großer Höhe, in welcher die Stelle lag, die wir erreicht hatten, gegen viertausend fünfhundert Fuß, wird Reis in Ländereien gebant, die man Kebon Kring, „trockne Gärten," nennt. In Java sind dieselben unter dem Namen Tegal-Ländereien bekannt. Der Ertrag soll nicht so groß sein wie auf den Niederungen, Saw as, am Rande des Sees, die auf die gewöhnliche Weise überschwemmt werden. Die jährliche Ernte in der Minahassa beträgt huudcrtundfüufzig- bis zweimal-hundcrttansend Pikols; davon werden zehn- bis achtzehntansend Pikols hauptsächlich nach Ternate und Amboina ausgeführt. Auch Tabak wird cnltivirt, aber nur zum einheimischen Verbranch. Ebenso baut man Cacao, und in diesem Jahre ) die Freude haben würde, mit Letzterem zusammenzutreffen und von ihm und den übrigen Officicren unserer Unions Schiffe so viel freundlichen Beistand zu erhalten, während ich an den Küsten Chinas, Corcas und Japans lange Reisen machte. Von Macassar nach Surabaya. 289 welche die Südspitze der Halbinsel Celebes von den Salayar-Inseln trennt, und die man als die Grenze der abwechselnden nassen nnd trocknen Jahreszeiten auf den einander entgegengesetzten Seiten von Celebes betrachten kann. Den 15. Januar. — Ich kam wieder in Macassar an. Es gibt nichts als eine ununterbrochene Neihe heftiger, strömender Regengüsse, mit grellem Blitz und schwerem Donner. Den Ili. Januar. — Ich segelte ab, um nach Snrabaua auf Java zu fahren. Diesen Morgen weht nur ein solcher Wind, den die Matrosen einen frischen, aber keinen starken Sturm neuueu würden. Auf dem ganzen weiten Flächenraum zwischen Java nebst der Inselreihe, die sich östlich bis zu dem in Süden liegenden Timur hinzieht, und dem zehnten Grad nördlicher Breite hat man noch nie einen jener furchtbaren Stürme erlebt, die in der Bai von Vengalen als „Cyclone" und im chinesischen Meere als ,,Tei-vhune" bekannt sind. In der Java- und Vanda-See sind die Hauptquellcn der Besorgniß für den Seefahrer die starken Meeresströme und vielen Korallenriffe. Unser umfangreicher Dampfer ist fast nichts weiter als eine große schwimmende Menagerie. Wir haben, wie gewöhnlich, viele eingeborne Soldaten an Bord, und jeder hat als Lieblinge zwei oder drei Papageien oder Kakadus bei sich. Mehrere von unsercu Passagieren haben Dutzende großer Käfige, welche Taubeu mit Federbüschen von Neu-Guinea uud Vertreter fast jeder Pavageien-art aus jenem Theile des Archipels enthalten. Auch mehr als ein Dutzend verschiedene Arten wunderlich aussehender Affen haben wir, von denen zwei oder drei sich fortwährend losmachen und die Papageienkäsige umwerfeu; ehe die trägen Malaien sich ihnen unversehens mit einem „Dagge"*) nähern können, springen sie die Wandtaue hinauf und entgehen der Strafe, die, wie sie wissen, ihr Unfug verdient. Diese Vögel und Affen werden meistentheils auf den Gewürz-Inseln eingekauft, und wenn die, welche sich jetzt auf unserm Schiffe befinden, alle wohlbehalten nach New-York oder London geschafft werden könnten, würden sie die Sammlung, die in den zoologischen Gärten der letztgenannten Stadt ausgestellt isl, weit übertreffen. Außer den vorn befindlichen Chinesen, Arabern, Malaien und ") Ein Taumde zm' Bestrafung, vismore, Nciscn im ostinbischen Aiunpe!. 12 290 Eine Rasende. anderen Passagieren haben wir eine Buginesin an Bord, die rasend toll ist. Sie ist dnrch ein nm den Knöchel gelegtes eisernes Band sicher an einen Ringbolzen im Verdeck gefesselt. In dem einen Augenblicke schwankt sie hin und her und jammert, als ob sie im größten Seelenkampfe und in der höchsten Verzweiflung wäre, und im nächsten Augenblicke stampft und schreit sie in völliger Wuth, wobei ihre langen Haare im Winde fliegen, ihre Augen mit Blut unterlaufen sind und Feuer blitzen wie bei einer Tigerin, der man ihr Junges geraubt hat. Ein schrecklicheres Vild kann man sich schwerlich vorstellen. Sie schaffen sie in das Irrenhaus bei Samarang, wo von der Negierung für alle solche Unglückliche freundlich gesorgt wird. Die Bugis oder Vuginesen, zu denen sie gehört, sind wegen des ,Mnck-Laufens" berüchtigt. Amuk, das die alten Seefahrer „a muck" schrieben, ist in allen Gegenden des Archipels ein gewöhnlicher Ausdruck für jeden rücksichtslosen, blutigen Anfall, mag er von Einem oder Mehreren ausgeführt werden. Von Fremden wird jedoch das Wort allgemein für jene wahnsinnigen Angriffe gebraucht, welche die Malaien bisweilen auf Jedermann machen, in der Negel um ein Rachegefühl zu befriedigen. Wenn sie beschlossen haben, einen derartigen Mord zu begehen, nehmen sie gewöhnlich Opium, stürzen, wenn dasselbe theilweise auf sie wirkt, mit einem großen Messer auf die Straße hinaus und suchen den ersten Menschen, den ihnen der Zufall in den Weg führt, niederzumetzeln. Vor vielen Jahren kamen solche Emeuten häufig vor, und selbst jetzt noch sind die meisten Gingebornen, die in der Stadt Batavia Wache stehen, mit je einem langen Stäbe bewaffnet, an dessen Ende sich eine Gabel befindet, welche die Gestalt eines V hat und auf der innern Seite mit rückwärts zeigenden Widerhaken versehen ist. Diese wird an den Hals des Mörders gestoßen und derselbe dadurch ohne Gefahr für den Polizeidiener in Verwahrung gebracht. 1 N S K h äü MAT Hi A Zur Krläutmius1 von IVotessor UirkmoiTs Reisen. , ,__________Htltflixihr Mii/rl, . •frr-JMA;,. J5wkmt>n\sJ)'on Manindyu. der scharf einschneidendeil Thäler befanden; diese schrägen, goldenen Lichtstreifen fielen in einiger Entfernung von dem entgegen^ gesetzten Ufer anf's Wasser, kamen dann über den See herüber nnd beleuchteten die Stelle, wo wir sahen und diesen in seiner Art einzigen nnd prachtvollen Anblick beobachteten. Nachdem das Som enlicht verblichen war, stiegen die Wolken höher; ich konnte mich nun umschauen nnd mir alle Seiten des größten Kraters betrachten, den ich je zu sehen das Glück gehabt habe, uud der in der That einer der größten in der ganzen Welt ist. Die allgemeine Höhe der Wand weicht nicht bedentend von derjenigen des Punktes ab, wo ich ihn auf meinem Wege herab nach Manindun überschritt, und die Wand ist, jcue Stelle ans-genommen, sehr steil, in manchen Theilen fast senkrecht. Sie ist nicht kreisrund, sondern besteht aus zwei Kreisen von ungleichen' Durchmesser, die sich auf der einen Seite vereinigen und von der Ost- nnd Westseite je eine Landzunge vorspringen lassen. Jeder dieser Kreiseist ein Krater, und die Landzungen, die von beiden Seiten des Sees vorspringen, bezeichnen die Grenzen zwischen ihnen. Die Breite des größeren Kraters, wie sie auf den besten Landkarten angegeben ist, die ich habe können zn Nathe ziehen, betragt am Spiegel des Sees drei Seemeilen, diejenige des kleineren Kraters, in demselben Niveau, zwei und eine Viertel-Meile, uud die Länge des Sees, der von Norden nach Süden liegt und mit der großen Barizan-Kette, in welcher er sich befindet, nahezu parallel läuft, beträgt nicht weniger als sechs Scemeileu. Diese beiden Krater haben sich, wie ich glaube, nicht zu gleicher Zeit gebildet. Der größere Krater, der in Norden liegt, ist älter, und der kleinere oder südliche ist der spätere; die Ansbruchskraft, die den größeren bildete, hatte daher, als sie den kleineren erzeugte, sowohl etwas von ihrer Gewalt verloren, als auch ihre Lage ein wenig verändert. Dieser riesige Krater ist für uns um so interessanter, weil er eben so groß wie derjeuige ist, der nach unserer Annahme früher auf deu Banda-Inseln vorhanden war, wo wir Groß-Vanda, Pulo Pisang und Pulo Kapal als Theile der Wände jenes Kraters ansahen, im Fall, wie wir dort vermutheten, derselbe nicht kreisrund, sonderu, wie der große Krater von Manindyu, fast elliptisch war. Selbst der berühmte Krater der Tenger-berge nimmt müßige Dimensionen an, wenn man ihn mit diesem vergleicht. Gbaro Vogelnester. 305 Auf der Westseite des größeren Kraters befindet sich eine Spalte oder tiefe Schlucht, dic das überflnsfige Wasser nach dem Meere leitet. Dieser Spalt ist, ivas ich noch bemerken will, auf der nach dein Meere hin liegenden Eeitc entstanden, wo natürlich die Wand des Kraters am dünnsten und schwächsten war. Die hiesige Gegend wird als sehr werthvoll betrachtet, weil die Kafsee-bänine hier auffallend gut gedeihen. Der gcwouncue Kaffee wird in Pooten über den See nach der Mündung des Ableituugs-kanales gebracht und uou da nach dem Dorfe Tiku an der Küste geschafft. Der Eonlrolcnr zeigte mir anch eine Menge der eßbaren Vogelnester, die man in den benachbarten Klippen fand, und die für ganz vorzüglich gehalten wurden, das heißt uon chinesischen Gaumen, dcnu wenn die Himmelsbewohner nicht auf dcu Einfall gekommen wären, daß mau diesrlbeu als Leckerbissen betrachten könne, so hätten, glaube ich, die Europäer nie daran gedacht, sie zu kosten. Den 25. Februar. — Um acht Uhr ritt ich mit dem Con-trolenr wieder die Kraterwand hinanf; wir nahmen denselben Weg, auf dem ich gestcru herabkam. Die Straße ist a» dem Vorsprunge oder hervorragenden Bergrücken hin gebaut, der die Grenze zwischen den beiden Kratern auf der Ostseitc bildet, und läuft dermaßen im Zickzack nach rechts und liuks, daß sie Einen, wenn mau sie von unten betrachtet, an den Weg erinnert, auf dem die Bewohner Babels ihren hohen Thnrm erstiegen, wie man ihn gewöhnlich abgebildet fieht. Um näher zu kommen, gingen wir über eine Anzahl steiler Stellen, anstatt auf der Straße herum. Der Thon und das uasse Gras waren jedoch so schlüpfrig, daß eiu solches Klettern mit der größtcu Gefahr verbunden war; zu seiner Beruhigung wußte aber der Neiter, daß, weuu sein Pferd den Halt verlor, sie beide viele Hundert Fuß hinabstürzten und daher, wenn sie unten ankamen, keius von beiden einen Schmerz zu leiden hatte, der viele Augenblicke dauerte. Der gestrige starke Regen hatle sich ganz verzogen, und als wir den Nand des Kraters erreichten, genossen wir eine vollkommene Ansicht von dem ungeheuern Schlnnde, der sechs Meilen lang, vier Meilen breit und mehr als zweitausend Fuß tief ist. ^ie es schieu, hatte der Krater seine Thätigkeit schon lange eingestellt, uud die heißen Quellen an den Ufern des Sees waren Uictmuvc. Ncistn im ostixdischen Archipel. ^ 366 Ungeheure Amphitheater. noch das Einzige, was an die Ursachen erinnerte, durch die ervor Jahrtausenden entstand. Als wir von unserm hohen Stande punkte hinabschauten, sahen wir Wolken unter uns treiben, nud anf der gegenüberliegenden Wand des Kraters bezeichneten lange, schmale, vertimle Streifen kahler Erde die Stellen, wo an ihren jähen Abhängen Bergstürze hinabgerollt waren. Bald nach nnscrer Ankunft in Matna langte der Inspector von Fort de Kock an, nnd wir gingen zusammen weiter nach Nord-Westen zu. Die Straße war äußerst holprig, und nachdem wir fünf Meilen gefahreil waren, wnrde linser kleiner Pony so matt, daß ich ansstieg nnd bis Palimbauailg, der nächsten Station, eine Strecke von nenn Meilen, in der sengenden, tropischen Sonne nebenher spazierte. Von Matna aus zieht sich die Straße au der Wand der Barizan-Kette hill, nnd wir hatten anf der rechten Seite ein tiefes Thal, in dessen Grnnde der Strom lief, den wir vorher in den tiefen Schlündeu bei Fort de Kock überschritten hatten. Von den rechts von uns stehenden Bergen kamen mehrere kleine Ströme herab, uud iu den Seitenthälern, da, wo jene Ströme in den Hauptstrom traten, hatten die Eiugebornen viele Terrassen hergestellt. Eine Anzahl dieser kleineren Thäler hatte die Gestalt einer Ellipse, die an ihrer kleinen Axe entzwei geschnitten ist. In der Ferne sahen sie ans wie ungeheuer große Amphitheater, ill denen die horizontalen Terrassen die Sitze für die vermeintlichen Zn-schaner bildeten — Amphitheater von so großen Dimensionen, daß im Vergleich zu ihnen selbst das große Colosseum in Nom nnr unbedeutend erscheint. Die Höhe dieses Punktes beträgt etwas weniger, als die von Matua, und ich habe auf dem ganzen Wege von Fort de Kock bis hierher die noch übrigeu Theile des Plateau im Auge behalteil können, das im Süden mit dein Col zwischen dem Singalang nnd M6rapi beginnt. Die horizontalen Schichten, die eilist das ganze westlich von uns liegende Thal ausfüllten, sind voll den Strömen, mit fortgenommen worden, bis auf der Varizan- und ihrer Parallel-Kette nur noch ein schmaler Rand geblieben ist; er erinnert mich stark an die Terrassen, die man längs dein obern Theile einiger von nnseren neu-engländischen Flüssen sieht — zum Beispiel jene im oben: Theile des Connecticut-Thales. Hier in Palimbayaug hatte ich die erste Gelegenheit, eine Eine Landschaft im Innern Sumatra's. Ophir, 307 Ansicht von dein prachtvollen Berge Ophir zu geuicßeu, der ucuu-tausclld siebeuhnildcrt und siebzig Fuß hoch ist. Sein abgestumpfter Gipfel deutet au, daß seine höchsten Theile die Trümmer eines alten Kraters sind, uud dieser Gedanke erinuert uus au die vulkanische Thätigkeit, welcher der Berg seine Entstehung verdankt. Der Name dieses Berges ist nicht einheimischeu Ursprungs, sondern wurde ihm von deu Portugiesen gegeben, weil sie sich einbildeten, sie hätten endlich den Ort gefunden, wo die Schiffe Salomon's die ungeheuern Quantitäten Gold bekameu, die er zur Ausschmückung des prachtvollen Tempels vou Jerusalem brauchte. Deuselben Nameu gaben sie auch einem andern, aber viel kleinereil Berge auf der malaiische»! Halbinsel, vierzig Meilen nördlich vou der Stadt Malacca. Iu der Nähe dieser beiden Berge hat man Iahrhuudertc laug, ehe uoch die Europäer in die hiesige Gegcud kameu, viel Gold gewonnen. Die Vorstellung, welche die Portugiesen hegteu, daß ein Theil des Goldes, das uach Jerusalem gelaugte, vou der Insel Sumatra uud der malaiischeu Halbiusel kam, ist viel bespöttelt worden, aber dennoch spricht Vieles zu Gunsten eiuer solcheu Hypothese. Mail keuut ill jenem Theile des Morgenlandes keine Gegeud, die alle die verschiedenen Waaren hätte liefern köuuen, welche Salomon's Flotte brachte; man hat deshalb Ophir für deu Nameu ciues Stapelplatzes gehalteu, der iu der Nahe der Eiufahrt iu das rothe Meer oder, was wahrscheinlicher ist, nahe am obern Ende des arabischen Meeres, an der Mündung des Indus lag. Die hebräischcu Namen für die Waaren, die auf diese Weise gebracht wurdeu, zeigen, daß sie alle fremden Ursprungs sind; sie wurdeu offeubar aus irgend einer andern Sprache auf-geuommeu, wahrscheinlich aus dem Sanskrits) Der Name für Pfau scheiut von dem Tamil-Worte abgeleitet zu seiu, also aus einer Sprache zu stammen, die auf der Malabar-Küste vou deu Teliugas oder „Kliugs" gesprocheu wird, welche die Insel Sumatra uud die malaiische Halbinsel lauge vor Salomou'Z Zeit — ^015 bis 975 vor Chr. — besuchteu, denn das Zinu, das die ") S. Via;- Müller's „Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache. Für das demscbc Pnblitum wndcitct von Carl Böttqn," Erster Kursus. Leipzig, IlMi. 308 Goldbergwerke. Aegypter schon um das Jahr 2000 vor sshr. zur Herstellung ihrer bronzenen Geräthe benutzten, kam ohue Zweifel von der Halbinsel Malacca, und die Klings waren die Leute, die es auf seinem Wege uach Aegypten bis zur Ostküste Indiens schafften. Zinn und Gold werden bride auf diefelbe Art gewonnen, nämlich dnrch Answafchen aus alluvialen Niederschlagen. Gold kommt in kleinen Quantitäten auf einem großen Theile der malaiischen Halbinsel vor. Man hat es stets im Werthe höher geschätzt als Zinn; es muß daher jedenfalls ein Handelsartikel gewesen sein und wurde wahrscheinlich eben so früh wie das Zinn, oder wenigstens fünfhnndcrt Jahre znvor, ehe Salomon anfing seineu glänzenden Tempel zu ballen, nach Indien ausgeführt. Auch in den westlichen uud südlichen Theilen Vorneos nnd an einigen Orten auf Luzon und Magindanao im Philippinen-Archipel findet sich Gold. Wie wir bereits bemerkt haben, kommt es auf Bachian vor, und auf der nördlichen und südlichen Halbinsel von Celebes ist es eins der am weitesten verbreiteten Metalle, die im Archipel gewonnen werden. EZ findet sich nicht nnr auf vielen der zwischeu Asien und Australien liegenden Inseln, die nicht ganz vulkanischen Ursprungs sind, sondern auch von Ort zu Ort auf den beiden genanutcu Kontinenten. Wie viel Gold man hier auf Sumatra gewinnt, ist völlig unbekannt; aber nach der Quantität zu urtheilen, die zu Schmuckfachen verwendet wird, mnß es eine fehr betrachtliche Masse sein. Es wird immer in der Gestalt von „Staub" ge- nnd verkauft und ist in keiner Gegend des Archipels, außer in Achin, je zn Geld geprägt worden. Dreizehntes Kapitel. In's Land der Menschenfresser. Den 26. Februar. — Um 7 Uhr Vormittags fuhren wir die Kante des Plateau hinab auf den Grund einer tiefen Schlucht und kletterten dann den gegenüberliegenden Bergrücken hinauf. Hier trafen wir mit den in der Umgegend wohnenden Najahs und ihrem Gefolge zusammen und begaben uns wieder auf den Grund einer zweiten Schlucht in das kleine Dorf Pisang hinab. Da der Weg übertrieben holprig war, so ritt ich lieber ein niedliches Pferd, das mir der Controleur gegeben hatte, als daß ich mich im Wagen zusammenrütteln ließ. Jenseits Pisang lag unsere Straße in einem engen Thale, und da der Himmel rein war nnd wegen der nahen Hügel kein Lüftchen uns crreichcu konnte, so kam es nns vor, als befänden wir uns im Focus eines Brennglases. In den dichten Wäldern, die auf beiden Seiten standen, unterhielten Schaaren großer, schwarzer Affen ein fortgesetztes Schreien oder vielmehr Trompeten, denn ihre langgezogenen Töne klangen ge-nan so, als wenn eine Anzahl Dilettanten sich ans Posaunen übten. An manchen Orten war das Getöse, das sie machten, ganz betäubend. An einer Stelle ging die Straße durch einen tiefen Durchstich durch die Gebirgsschichteu. Sie bestanden aus Sand und Conglomerate, die wahrscheinlich einst das ganze Thal ausfüllten. Von Pisang, das siebzehnhundert Fuß hoch liegt, fuhren wir noch immer bergab, bis wir in das kleine Thal von Bondnol kamen, dessen Höhe über dem Meere nur siebenhundert uud vierzig Fuß beträgt. Unterwegs trafen wir den Controleur, der bei dem Bau einer Brücke die Aufsicht führte, denn in diesen kleinen 310 Der Orang-Utan. Orten müssen die Beamten die Risse zn Gebänden und Brücken machen nnd zn gleicher Zeit Richter, Architekten nnd Maurer sein. Die Wohnung dieses Officiers lag auf einem Hngel, der auf der einen Seite des kleinen Thales stand. Gr war hübsch beschattet und beherrschte die Aussicht auf die angrenzenden Niederungen, die alle aus Sawas bestanden. Hicr sah ich einige der schönen kleinen Visamthierc dieser legend — ein Hirsch, der nur anderthalb Fnß hoch ist, kein Geweih hat nud weniger als ein Kaninchen wiegt. Im Hinterhof waren mehr als ein Dutzend Affen. Manche gehörten zu der hundeähnlichen Art, andere hatten lange Schwänze und lange Glieder. Manche waren änßerst unruhig, während andere still saßen und so ernst und würdevoll anssahcn, daß sie noch komischer waren als ihre mnthwilligcn Gefährten. Auf Sumatra gibt es zehn Arten, von dmen sich keine auf Java findet, während man hier nie die vier Arten Javas sieht ...... eine solche Grenze bildet die Sunda-Straße für die Fauna dieser beiden Inseln, obgleich sie an manchen Stellen nuv fünfzehn Meilen breit ist und fast in der Mitte zwischen beiden Küsten noch Inseln liegen. Der merkwürdigste Affe, der auf Sumatra vorkommt, ist der Orang-Utan, der auf den Niederungen in den nördlichen und östlichen Gegenden der Insel lebt. Der Gouverneur in Padang hatte ein lebendes Weibchen, das man ihm ans jener Gegend zugesandt hatte. Es war mehr als drei Fuß hoch nnd sehr kräftig. Es entwischte einmal ans seinem Kasten, in dem es stak, kletterte auf einen nahen Schattenbaum und fing an große Neste abzubrechen und sie gabelförmig aufzustellen, bis es sich einen hübschen Ruheplatz gemacht hatte. Da derselbe jedoch nicht hoch genng war, kletterte es fast bis auf den Gipfel des Baumes, brach dann alle in seiner Nähe befindlichen Zweige ab und bereitete sich damit ein zweites ^ager. Es schwang sich nicht fortwährend hin und her, wie viele Affen es machen, sondern pflegte ruhig zn sitzen nnd alles Laubwerk abzupflücken, das es erreichen konnte, nahm dann nne andere Stellung ein nnd zerstörte dort das Laubwerk auf dieselbe Weise. Es ist ganz sonderbar, daß dieses Thier sich auf Sumatra und Borneo findet, und auf der malaiischen Halbinsel, die fast zwischen ihnen liegt, noch nie gesehen worden ist. Den 27. Februar. — Um 7 Uhr 30 Minuten Vormittags brachen wir zu Pferde nach Lubu SWping auf. Anfangs führte Viele Affen. 311 die Straße durch die Niederung in der Nähe von Vondyol, ging dann über einen reißenden Strom und stieg bergan ein enges sich windendes Thal entlang. Mein kleiner Pony brachte mich die steilen Stellen hinauf, wie es schien mit so wenig Anstrengung, als ob wir eine sanfte Anhöhe erstiegen. Er war, wie alle Neit-und Wagenufrrde, die man im Archipel benutzt, ein Hengst, denn eine Stute zu reiten oder mit einer solchen zu fahren, wird auf allen diesen Inseln für eineil Mann als eben so schimpflich betrachtet, wie es bei nns für einen Farmer sein würde, mit Kühen zu pflügen. Selbst Wallachen sieht man nie, uud wie sich der Natur nach erwarten läßt, sind die Hengste, wenn sie nicht anßer-ordentlich gut dressirt sind, sehr bösartig und, was das Schlimmste ist, äußerst launisch; sie springen, schlagen hinteuans oder macheil Halt ohne alle Veranlassung und ohne ihren Reiter im geringsten zu warnen; sind sie aber vollkommen dressirl, dann gehören sie zu den schönsten Reitpferden in der Welt, so flink und fest sind sie auf den Füßen. Iu kurzer Zeit verwandelte sich das enge Thal in eine tiefe Schlucht; die Straße stieg eine ihrer steilen Wände entlang noch immer bergan und wnrde so schmal, daß ich fürchtete, mein Pferd werde in dem weichen Thone ausgleiten und wir beide anf die Felsen hinabstürzen, die ihre knorrigen Kinnbacken über das Flugwasser des unter uns schänmenden Stromes erhoben, uud dort den sichern Untergang finden. Die Wände der über uns ragenden Berge bedeckte ein finsterer Urwald vou riesigen Bünmen, nnd als wir über eine gebrechliche Brücke setzten, fanden wir viele ihrer gewaltigen Stämme quer über uuseru Pfad liegen. Sie hatten das ihnen zuerkannte Lebeusalter erreicht und waren nicht durch Meuscheuhaud gefallen. Diese Straße ist erst kürzlich hergestellt worden, und schon zeigen große Spalten iu ihrer äußern Kante, daß sie nahe daran ist, den Berg hinabzurutschen. In der dunkeln Schlucht haben sich große Tchaaren Affm niedergelassen, und gerade als ich mich an der gefährlichsten Stelle befand, machten sie einen fürchterlichen Lärm; manche trompeteten, andere kreischten, und noch andere ließen ein langgezogenes gellendes Pfeifen hören; ich sah jedoch nur einen oder zwei, obgleich die Vingeboruen, die noch an der Straße banten, mir versicherten, daß die Gipfel der Bäume von ihnen voll wären. In dieser 313 Lubu Sipping. tiefen Schlucht überschritt ich, seitdem ich den Archipel betrat, den Aequator zum dritten Male. Ich war jetzt während meines kurzen Rittes eintausend vierhundert Fnß hinaufgeklettert und befand mich daher zweitausend einhundert Fuß über dem Meere. Nach Nordwcsten öffnete sich nun vor mir ein langes, enges, sauft abfallendes Thal, demjenigen ähnlich, das ich hinter mir hatte. Diese Wasserscheide ist in der That nur ein querlaufender Bergrücken, der die Barizan-Kette mit der ihr parallelen Kette auf dieselbe Weise vereinigt, wie es durch die Quert'amme geschieht, in welchen der M6rapi und der Sago stehen. Die hiesige (Hegend scheint von Natur eben so fruchtbar zn sein, wie das eigentliche Vienaitgtaban^Vand, denn dieses Thal war während der Zeit, wo jenes Reich in seiner höchsten Blüthe stand, wahrscheinlich in die Grenzen desselben eingeschlossen. Das Thal ist wegen der geringen Zahl seiner Ve-völkcrnng im Allgemeinen sehr ärmlich cultivirt. Am Wege lagen eine Anzahl Kaffeegärten. Die Bäume hingen voll Früchte, aber sie waren sehr vernachlässigt worden und das hohe Gras überwucherte sie rasch. Einige Meilen weiter vorwärts kam ich nach Lubu Siküping, wo wir bis zum nächsten Tage rasten wollten. Hier war ein eingeborner Opziener oder „Anfschcr" stationirt, um von den umliegenden Plantagen dm Kaffee in Empfang zn nehmen. Er hatte nichts davon erfahren, daß wir kommen würden, nnd war ganz erstaunt, hier an einer so entlegenen Stelle in den Bergen einen Fremden zu scheu, und nicht weniger überrascht, als ich ihm mittheilte, daß der Inspector gerade hinter mir sei nnd daß ich nur zufällig vorauskäme, weil ich nach dem, was ich von der in der Schlucht hingehenden Straße gehört hätte, durch dieselbe nicht gern in einem breiten Wagen hatte fahren wollen. Er empfing uns jedoch, wie alle anderen Beamten, auf die höflichste Weise und freute sich augenscheinlich, daß einmal etwas deu trägen (hang des Lebens in solcher Verbannung uuterbrach. Es war hier Markttag, nnd sobald ich einigen Gingeboruen begegnete, die wieder uach Hause gingen, sah ich sogleich, daß sie ein von deu Bewohnern des Menangkaban-Landes ganz verschiedenes Volk waren, und der Aufseher sagte mir, sie stammten eigentlich nicht aus der hiesigen Gegend, sondern gehörten zu dem wilden Stamme der Lubus, die ich weiter oben im Thale scheu würde, nnd dies Tiger. 313 sei der Grund, weshalb dieser Ort Lulm Sikchüng genannt werde. Sie bauen jetzt Häuser, die ebenso sind, wie diejenigen anderer Malaien. Sie haben eine bessere Gestalt, als die Javanesen, und gleichen in ihren Gestchtszügen genau den Oranglaut oder gemeinen Malaien der Küstengegenden. Ihr liebster Feiertagsstaat ist hauptsächlich ein glänzendes Scharlachrot!), Eine halbe Stnnde nach meiner Ankunft langte auch der Inspector an. Er hatte an einer oder zwei Stellen die Strafte so schmal gefliuden, daß die Eingebornen über die äußere Kante derselben Planken hinausschieben mußten, alif welchen die an der Anßenseite befindlichen Räder des Wagens liefen, und ich war froh, daß ich zu Pferde kam, obgleich ich, wenn ich das bösartige Thier führte, beständig auf der Hut seiu mußte, damit es nicht mit den Zähnen mein Handgelenk packte. Um fünf Uhr Nachmittags spazierten wir hinaus, um die großartige Landschaft zn genießen, welche die Umgegend bot. Das hiesige ebene Platean, das eintausend füufhuudert Fuß über dein Meere liegt, ist auf der Nordseite von einer übertrieben steilen, fast überhängenden Bergkette begrenzt, von welcher mehrere Gipfel tausend Fuß über uns zu stehen scheinen. Es war eine der imposantesten Erscheinungen, die ich auf jener au hoben Bergen reichen Insel sah. Der Berg Ophir liegt gerade westlich von dieser Stelle, und bei Sonnenuntergang betrachteten wir ihn durch eine Lücke, die sich in den uns naheliegenden Bergen befand, während er seinen hohen, purpurfarbenen Gipfel an den goldeneu Himmel lehnte. Den 28. Februar. — Ich fiudc es viel angcuehmer, die meiste Zeit zu reiten, weil ich da anhalten und umwenden kann, wo es mir gefällt; der Aufseher hat mir deshalb für die nächsten zehn Paalcu ein Pferd gegeben. Auf jeuer gauzen Strecke war die Landschaft derjenigen sehr ähnlich, die ich vergangene Nacht beschrieb, nnr daß das Thal, je weiter wir nach Norden kamen, immer breiter wurde und daher die Berge, weil sie weiter von nns standen, nicht so imposant waren. Als wir die Grenze von des Anfsehers Gebiet erreichten, begegnete nns ein anderer, der im nächsten District lebte, und reiste mit uns bis zu seinem Häuschen, wo wir Wildpret speisteu, während er uus mit Tiergeschichten unterhielt. Nur weuige Tage vor uuserer Anknuft halle er eincu Tiger uicht viel weiter als einen Büchseuschuß von seinem Hause auf der 314 Vuffel. Straße gesehen, und der Husch, der das Wildpret lieferte, das wir verspeisten, war in der That in seinem eignen (Zarten geschossen worden, wohin ihn offenbar eins jener grimmigen Nanb-thierc gejagt hatte. In den Anfseher-Hansern hat Alles, was geliefert wird, einen geregelten Preis, nnd man kann bestellen, was Einem beliebt; Wildprct jedoch erhält man selten; in der Regel mnß man seinen Hunger mit Hühnern und Eiern stillen, nnd mn diese beiden verschiedenen Gegenstände zu bekommen, braucht man nur den letztern zu verlangen. In den Häusern aller Be-amten höhern Ranges als die Aufseher würde man es für nicht weniger als eine Beleidigung halten, wenn man für sein Logis eine Bezahlung anbieten wollte. Von hier fnhr ich mit dem Inspector eine Strecke von fünfundzwanzig Meilen nach Nan, dem Hanptdorfe in diesem Thale. Wir waren noch nicht weit gekommen, als wir in Heerden Büffel gericthen, die mehr als halbwild sind nnd sehr gefährlich sein sollen; aber die Eingebornen, die uns.begleiteten, erhoben ein lantes Geschrei, nnd die Heerde sprang nach rechts und links in den Dschungel und das hohe Gras und ließ uns nubelästigt weiter ziehen. Die hiesigen Bewohner schießen sie bisweilen, betrachten es aber als eine höchst gefährliche Jagd, denn sie sagen, wenn einer verwundet werde, aber nicht tödtlich, so wende er sicherlich um und «erfolge den Jäger, nnd falls er ihn einholen könne, bohre er ihn rasch zu Tode. Unterwegs setzten wir über mehrere lange, überdeckte Brücken, uou denen eine so niedrig und nnser Pferd so unbändig war, daß wir fast das Verdeck unsers Wagens verloren hätten, ehe wir es zurückschlagen tonnten. Zwei oder drei von ihnen wurden blos von einem Büffel und einem Eingebornen, die zufällig über sie gingen, so weit niedergebogen, daß ich nicht wagte im Nagen zu bleiben, sondern heraussprang und zu Fuße hinübcrlief. Eine schwang sich dermaßen auf nnd nieder, daß ich mit Sicherheit erwartete, ich würde im nächsten Augenblicke Inspector, Pferd, Brücke und Alles mitten in dem unten fließenden Strome sehen. Dieser Strom nimmt seinen Anfang in Lnbu SMping, fließt nordwestlich nach Nau, wo er Sumpur genannt wird, krümmt sich dann nach Nordosten, nimmt während seines Kaufes Nebenflüsse anf und geht weiter, bis er sich in die Straße von Malacca ergießt. Der in diesem Thale gebaute Kaffee wirb in Padatis von Lunda, einem llcinen Dorfe südlich von Nau, auf einem hohen, schwierigen Das Thal von Ran, 315 Wege nach Ayar Bangis auf der Westküste geschafft. Zuweilen fegt ein heißer Samnm von Südeu das Thal hcranf, versengt die Vegetation und verursacht den Fremden, die ihm ausgesetzt sind, bedeutendes Unwohlsein. Die Berge sind hier auf der Ostseile niedriger als auf der Westseite, und da es hier in der Ba-rizan-Kette keine tiefen Spalten gibt, wie im Menangkabau-Laude, so muß der Smnpur sich seinen Ausweg uach Osten suchen. Der Boden ist hier nicht so fruchtbar, wie weiter nach Norden, wo er etwas höher liegt, denn die Höhe dieses Punktes beträgt nur tausend Fuß. Hier sehen wir, welchen Nutzeu die Quer-kämme bringen, welche die Varizan- mit ihrer Parallcl-Kcttc verbinden. In Bondnol, das im nächsten Thale nach Südeu liegt, wo wir gestern waren, fanden wir den Gruud des Thales, obwohl derselbe dreihundert Fuß niedriger war als Ran, reich an kräftiger Vegetation, weil jenes Thal so kurz ist, daß die Luft keiucu Raum hat, sich bis zu einem trocknen Samum zn erhitzen, bei dem, wäh, rend er dahinfegt, die Vegetation verwelken kaun. Der Samnm entsteht daher in diesem Thale, nicht nnf deu hohen Bergeu, die es begrenzen, oder anf dem anstoßenden Ocean. Den 1. März. — Wir verließen Ran um 6 Uhr Vormittags, deuu wir habeu ciue zweite lange Tagereise vor uns. Die Straße führte, wie gestern, im Grunde des Thales hin, aber bald zeigte sich vor uns eine Bergkette, und wir fingen au längs der Wand einer tiefen Schlucht hinaufzufahren. Der Felsen lag hier bloß uud war ein mit Thon bedeckter weicher Sandstein. Hier kamen wir an eine dritte Wasserscheide von zweitausend einhundert und füufzig Fuß Höhe und konnten nns das Thal von Nau hinab nach Südosten umsehen. Die Länge des Thales, vou dieser Wasserscheide bis zu derjcnigcu in der Schlucht bei Lubu SMping, beträgt in gerader Linie dreißig Seemeilen; aber es läuft nicht gerade, sondern biegt sich nach Nordosten nnd hat dir Gestalt emer Mondsichel, die in der Mitte am breitesten ist und nach den Spitzen hin immer schmäler wird. Seine größte Breite betrügt "icht mehr als sechs bis acht Meilen. Nnn wandten wir nus nach Nordwesten und begannen in ein anderes Thal, dasjenige "on Maudöling, hinabzufahren. Hier haben die Berge gar keinen ^ald, sie sind nur mit einem hohen, üppigen, nutzlosen Grase, dem ^liai-opo^oii l^i-io08uM) bedeckt. In Marisipongi, dein ersten Dorfe in diesem Thalc, in des 316 Die Battas. wir kamen, befanden wir uns unter einem ganz neuen Volke, den Battas oder Bataks; sie gehören ebenfalls zur malaiischen Race, haben aber ein eignes Alphabet und eine eigne Sprache. Ihre Dörfer bestehen gewöhnlich nur aus je einer einzigen Gasse, die gerade ist und nicht nothwendig mit der Bandstraße parallel läuft. Hier war Markttag, und während wir anhielten nm auszuruhen, hatte ich gute Gelegenheit, die Leute zu beobachten. Die Frauen trugen in der Regel nnr einen Sarong, der an der Taille festgemacht war nnd bis au's Knie herabreichlc; der obere Theil des Körpers war ganz nnbedeckt. Während wir vorbeigingen, ergänzten die jüngeren Frauen diesen Mangel, so gut sie konnten, mit der Schärpe, in der sie ihre Kinder trngen. Diese jungen Frauen haben die wunderliche Sitte, in jedem Ohre fünfzehn bis zwanzig eiserne Ringe zn tragen und noch eben so viel an den Armen über dem Handgelenke. Eine große Menge Leute beiderlei Geschlechts, nnd selbst einige Kinder, waren mit jener häßlichen Krankheit, dem Kröpf, behaftet und hatten große Geschwülste, in der Regel am Halse, doch bemerkte ich auch eine am nntcrn Ende des Brustbeins. Als Ursache für diese Krankheit gaben die holländischen Beamten hier an, daß die Leute sehr wenig Salz zu genießen pflegten, denn man vermnthet, daß das im Salze enthaltene Jod als Vorbaun ngs-mittel gegen die Entwicklung der Krankheit wirke. Unter denjenigen Malaien, die mehrere Generationen hindurch an der Meeresküste gelebt haben, soll sie selten oder nie auftreten, und ich erinnere mich nicht, an einer solchen Localität einen einzigen Fall gesehen zu haben. Der Marktplatz war nichts als ein Schuppen; hier legten einige Chinesen nnd Araber Vaumwollenzeng, Messer nnd Schmucksachen ans, und die Eingebornen hatten getrocknete nnd gcrüncherte Fische gebracht, die sie in den Gcbirgsströmen fangen, auch Bananen, Iambus oder Rosenäpfel und eine Art Früchte, die jenen ähnlich waren, aus welcheu das Gujava-Gelee bereitet wird. Das Hauptnahrungsmittel der hiesigen Eingebornen ist Reis, nebst getrockneten Fischen nnd Bananen, und einigen Eiern und Hühnern. Von dem Dorfe Marisipongi fuhren wir nach Kotanopan. Unser Wegging wieder bergab, einem großen schäumeudeu Bach entlang, in welchem die Eingebornen, wie der Aufseher jenes Districts mir versicherte, nach Gold zu waschen pflegten, das sie, wenn auch nur Ein Vatta-Grab. 317 in kleinen Qnantitätcn, noch immer gewinnen. Hier fuhren wir an dem Grabe eines Batta vorüber. Es bestand ans einem rechtwinkligen Erdhügel; an dem einen Ende befand fich das hölzerne Bild eines Pferdetopfes, nnd an das andere Ende war ein Theil von einem Pferdefchwanz befestigt — der Hügel bildete den Leib des Pferdes. An den vier Ecken war je ein Bild von einem nackten Manne oder einer nackten Frau. Ueber dem Ganzen befand sich ein rohes Dach, das anf vier Pfosten rnhte, nnd rings um das Ganze waren eine Reihe vier Fuß hohe Stöcke gestellt, die einen bis zwei Fuß von einander standen nnd oben kleine Flaggen von weißem Zeug trngen. Diesen Hang, die Gräber zn schmücken, haben wir schon bei den Ureinwohnern der Minahassa bemerkt. Auch in dem papuanischcn Tempel zu Doreu sieht man ihn, aber in einer noch empörenderen Gestalt. Den 2. März. — Von Kotanopan sind wir nach einer Reise, die mit mehr als gewöhnlicher Gefahr verbunden war, nach Fort Elout gekommen. Die ersten fünf Meilen war unsere Straße sehr gut, aber dann fanden wir sie vollständig mit hohem Grase überwachsen. So lange sie über die ebenen Ländercim ging, war wenig Gefahr vorhanden, aber bald änderte sie sich nnd führte an den Flanken eines Bcrgvorsprunges hin, den die Kette ans^ sandte, welche die nordöstliche Grenze des Thales bildete. Dort wurde sie sehr schmal und ihre äußere Kante war dnrch das hohe Gras vollständig verborgen. Außerdem war unser Pferd gar nicht an einen Wagen gewöhnt und nur halbdressirt, und alle Augeu-blicke kam es ihm in den Kopf, so plötzlich stehen zu bleiben, daß wir nns die ganze Zeit am Wagen festhalten oder jeden Augenblick erwarten mußten, über das Schutzbret zn fliegen. Die Straße brachte uns nun nach dem Ende des Vergvorsprunges hinaus, die Schlucht wurde mit schreckcnerregender Schnelligkeit immer tiefer und tiefer, und ich sing an mich aus dem Wagen zn sehnen; aber ber Inspector wollte das Pferd nicht gern anhalten, weil er fürchtete, wir könnten es nicht wieder in Gang bringen. Ein Malaie führte unser wildes Roß am Gebiß, und fort sprengten wir in gestrecktem salopp; da wurde plötzlich, als wir um den Vorsprung herumfuhren, die Straße, die in den Felsen gehanen war, so schmal, daß le an der Außenseite befindlichen Räder des Wagens gerade auf er äußern Kante derselben liefen, und der Felsen ging von jenem "ude ans so senkrecht hinab, daß ich von meinem Sitze im Wagen 318 Eine Fahrt am Nandc cincs Abgrundes. volle zweihundert Fuß hinnniersehen konnte, während unter mir ein siedender Wildbach brauste. Jetzt war es offenbar zu spät, hinauszuspringen; ich packte daher den Wagen fest an und war entschlossen, nicht eher zu sterben als mein Gefährte, der Inspector; dieser sah sofort ein, daß wir uns in großer Gefahr befanden, und da er wußte, daß das Einzige, was wir thnn konnten, war, das Pferd im schnellsten Laufe zu erhalten, schrie er dein Pferde zu und drohte iu demselbeu Athem, dem Malaien den Kopf abzunehmen, wenn er den Zaum fahren ließe. Auf die Straße wareu einige Felsenstücke herabgefallen, und unser Vorderrad auf der innern Seile streifte dieselben mit solcher Gewalt, daß ich glaubte, wir würdeu sicherlich vou der schmalen Kante die jäh^' Wand hinabgeworfcn werden. Zwei Minuten laug schirnen nur in der Luft zu schweben; dann wnrde die Straße breitrr. Ich that einen langen Athemzug, um mich zu erleichtern, und sprang dann über das Nad hinaus auf den festen Boden, ehe ich mich völlig überzeuge» konnte, daß ich, Dank der gütigen Vorsehung und der Schwerkraft, wirklich über die Gefahr hinweg war. Der Inspector sagte, er sei in Java viele Tausend Meilen auf alleu möglichen Wegen und durch alle möglichen Gefahren gereist, aber noch nie so in Schrecken gerathen, uud er werde jenen Weg nicht im Wagen zurückfahren, selbst weuu man ihm zchn-tansend Gulden böte. Hätten wir gewußt, daß wir an eine so gefährliche Stelle kamen, so hätten wir können aussteigen nnd zu Fuße gehen, aber als wir die Gefahr sahen, war es bereits zu spät. Ich cutschloß mich, an jenem Tage nicht weiter im Wagen zu fahren, und bewog unsern Führer, den Platz mit mir zu tauscheu und mir sein Pferd zn geben. Die Eingebornen nennen diese gefährliche Stelle Kabawjatn, „wo-die-Büffel-fallen." Nur kurz zuvor stürzte eiu Malaie, der auf demselbeu Wege einen einzigen Büffel zu Markte trieb, als letzterer ein wenig schen wurde, kopfüber hinab und wurde auf den unten liegenden Felsen in Stücke zerschmettert. Eine kurze Strecke jenseits der beschriebenen Stelle wechselten wir in einer kleinen Ansiedelung der Lubus die Pferde. Die Häuser der Bewohner liegen über die Bergwand hin zerstreut, nicht auf einem Platze beisammen. Sie sind zehn bis fünfzehn Fuß lang, acht bis zehn Fuß breit, und stehen auf hohen Pfählen. Dic Wüudc sind aus Bambus hergestellt, und die Dächer, wie Eine Fahrt an jäher Felsenwand. Die Lubus. 319 alle, die wir gesehen haben, seitdem wir Lubu Siköping verließen, mit Stroh gedeckt, anstatt mit Atap, der von allen weiter südlich lebenden Eingeborncn benutzt wird, Die, hiesigen Beamten theilten mir mit, daß diese Leute Bananen und wahrscheinlich die meisten Früchte, Mais, Hnnde, Affen nnd selbst Schlangen, aber ine Neis essen. Dies ist um so auffallender, weil Reis bei ihren Nachbarn das HauptnahrungsmiUel ist. Sie siud noch immer Sclaven ihres Najah, gerade so, wie es die Menschen aller Stämme in der hiesigen Gegend waren, ehe sie von den Holländern erobert wurde, denn die Lubns sind, so viel wir wissen, noch ebenso, wie sie in den ältesten Zeiten waren. Hier genoß ich eine prachtvolle Ansicht von dem thätigen Vulkan Scret Mora-ui, dessen Gipfel fünftausend neunhundert Fuß über dem Meere liegt, Es ist nicht ein besonderer Berg, wie der Mörapi des Menangkabau-Laudes, sondern blos eine Spitze in der Barizau-Kette. Von seinem Gipfel stieg ein Strahl undurchsichtigen Gases in den heitern, Klane» Himmel empor, wahrend hinter der Küstcnkette kleine Haufen Wolken vom Ocean heraufkamen und sich auf den höchsten Spitzen derselben niederzulassen schienen, als ob sie müde wären und ausruhen wollten, ehe sie ihre endlose Flncht am Himmel weiter fortsetzten. Als wir wieder nnf den Grnnd des Thales kamen, fanden wir, was uns als ein Wunder erschieu, ^ eine glatte, gut planirle Straße, au der auf jeder Seite eine Neihe schöner Schattenbanme stand. Das ganze Tiefland in der hiesigen Umgegend wird zu SawaZ benutzt, und der Neis, der meistcutheils zwei Drittel erwachsen war, wogte reizend in dem leichteu Winde, der mich an unsere Sommcrbrisen erinnerte. Der Inspector, ein alter Herr, fühlte sich von so uuaufhörlichem Zusammenrntteln etwas malt, und da ich, ohne anzuhalten, acht Tage lang gereist war, so war ich nur zu froh, daß ich ebenfalls einen Tag Nuhe hatte. Bei Sonnenuntergang machten wir, wie es in diesen tropischen Bändern Sitte ist, einen Abendspaziergang. Die vielen Fener, öle jetzt in dem hohen Grase wüthen, welches die uutercn Flanken der Berge bedeckt, haben die Luft so mit Nauch angefüllt, daß, als die Sonne hinter den zackigen Kamm des Barizan gesunken, der ganze Horizont zwanzig Grade weit und bis zu einer beträcht-llcheu Höhe mit einer einzigen unveränderlichen goldenen Gluth erleuchtet war. Der Bnrizau besteht hier aus'vier bis fünf 320 Dämmerung und Abend. parallelen Gebirgszügen, die immer einer über den andern emporsteigen, bis der letzte die größte Höhe in jener ganzen Kette erreicht. Diese verschiedenen Gebirgszüge nnterschieden sich anch in den Cchatlirungcn der Farbe; der nns am nächsten stehende oder niedrigste war am dunkelsten, und die sich über ihn erhebenden wurden immer heller, bis zn dem höchsten Znge hinauf, der an seinem Kamme hin einen glänzenden Goldrand hatte; von jener Linie bis zu der Stelle, wo wir standen, schien die Luft mit purpurfarbigem Staub angefüllt. Je matter das Tageslicht wnrde, desto deutlicher traten die Feuer iu dem hohen Grase an den Hügel-wänden hervor; bald rückten sie in einem breiten, zusammenhängendeil Streifen vor, bald lösten sie sich in eine Linie auf, die wie mit Perlen besetzt war. Kurz darauf sn'ng der Mond eben so reizend in Osten auf, wie die Sonne soeben prächtig in Westen unterging. Znerst zeigte sich anf den Bergen ein weitzerstreutes Licht und verlieh den flockigen Hanfenwolken, die über ihren Gipfeln schwebten, eine weiße Farbe. Dann wnrde jener Theil des Himmels immer glänzender, bis das Licht des Vollmondes wie ein silberfarbiger Wasserfall über die zackige Kante der hohen Berge fiel und anf den Gipfeln der untenstehenden Hügel ruhte. Hier in Fort Gout ist ein Assisteut-Nestdent stationirt, der über dies fruchtbare, Thal vou MandiVling, welches gauz von den Battas bewohnt ist, die Aufsicht hat. Auch das Gebiet, das zwischen jenem Thale nnd der Westküste liegt, ist mit diesen rohen Menschen bevölkert. Der Resident setzte nus auseiuauder, welche Mühe die Negierung sich gegeben uud wie viel Geld sie aufgewendet habe, damit sie sollten teseu uud schreiben und das Land bauen lernen. Einmal verbranuten die älteren Kinder alle Bücher, die ihnen die Regiernng gegeben hatte; sie glaubten natürlich, wenn sie keine Bücher hätten, brauchten sie nicht in die Schule zu gehen. Erdbeben sind hier häufig, nnd erst vor kurzer Zeit sind sieben Stöße an einem Tage vorgekommen. Sie kamen alle von Süden, genau von der Richtung her, wo man den Seret M6rapi brennen sieht. Die meisten waren von einem Geräusch begleitet, welches dem Stoße so lange vorherging, daß der Resident zu einem Freunde sagen konnte! „Es kommt noch einer," ehe der Stoß selbst wahrgenommen wnrde. Hier sahen wir viele, höchst geistreich gebante, hängeudc Vogelnester. Sie waren aus feinem Gras hergestellt, das zu einer Masse verwebt war, welche die Gestalt einer Birne Padana Sidempuan. 324 odor eines Kürbisses von acht Zoll bis einen Fuß Länge hatte. Der schwächere Theil ist an das Ende eines niederhängendeu Zweiges befestigt, und am Boden befindet sich auf der einen Seite die Oeffnnng einer Röhre, die ungefähr anderthalb Zoll im Durchmesser hat. Die Röhre geht vier bis fünf Zoll vertical aufwärts, biegt sich dann um und geht abwärts wie ein Ncinheber. Am Ende des kurzen Theils dieses Hebers erweitert sich die Nöhrc zu einer kugelförmigen Höhle- hier legt der geistreiche Vogel seine Eier. Um die außerordentliche (>5eschick1ichteit zu würdigen, die zur Herstellung des Nestes erforderlich ist, müßte man eine Reihe derselben sehen, von denjenigen an, die ebcn erst angefangen worden, bis zu jenen, die beinahe fertig sind, denn die Mhre, die zu dem Neste führen soll, wird nicht durch ring- oder schneckenförmig gcimmdene Grashalme gebildet, sondern von einer einzigen Richtung aus heran fgebaut, bis die beiden sich krümmenden Seiten zusammentreffen. Mitten unter den Saw as befinden sich kleine künstliche Teiche, wo, wie in Ehina, Fische gezogen werden: eine Sitte, die wahrscheinlich von den Chinesen selbst eingeführt wurde. Nachdem mau diese seichten Teiche ein oder zwei Jahre lang zu bem erwähnten Zwecke benutzt bat, werden die Fische herausgenommen, die größeren auf den Markt geschickt und die kleineren 'N einen andern Teich versetzt. Dann wird im ersten Teiche das Nasser abgelassen, und sein Grund wird ein fruchtbares Reisfeld. Auf diese Weise lasfeu sie ihr ^and brach liegen und ziehen doch zu gleiche,- Zeit eine gute Ernte von ihm. Den 4. März. — Um 6 Uhr Vormittags brachen wir von Nau nach Padang Sidempnan aus, das am nördlichen Ende dieses shales liegt, welches iu Süden in Marisipongi beginnt, wo wir die Battas znm ersten Male sahen. Unser Weg ging den stMzen Tag im Grunde des Thales fort; die Höhe desselben betrug durch-3ü"gig lausend Fuß. Zuweilen fuhren wir über sanft wellenförmigen Boden, aber gewöhnlich über eine eintönige ebene Fläche, die mit hohem l^rase bedeckt war, iu welchem hier und da sich große Klnmurn Gesträuch zeigten. Zu einem Dorfe standen zwei ganz ungeheuer große Waringin-Bäume, uuter welchen die Dorfbewohner einen rohen Tisch zurccht gemacht hatten. Auf diesem hatten sie junge Eocosnüsse und Bananen ausgebreitet, wie es schien, die eiuzigen Arten Früchte, die sie bieten tonnten. Je weiter wir vorrückten, desto kleiner wurden die Berge Viclmol>>, Ncis^i ,,„ osüudisch^ Archipel, 21 322 Die Nattas. rechts von uns, bis sie Hügel bildeten, deren Gipfel nur fünf-bis sechshundert Fuß über dem Plateau lagen, auf dem wir reisten. Vor uns erhob sich wieder ein großer Querrücken, in welchem sich die Spitze Lubu Najah zu einer Höhe von mehr als sechstausend zweihundert Fuß über dcm Meere aufchürmte. Es ist der höchste Berg in den Batta-Ländern, wie die Holländer die hohen Plateaux von Silindong und Toba nennen, die nördlich von diesem Quer-rnckcn und jenseits der Grenzen des Gebietes liegen, welches der Negierung des Niederländischen Indien unterworfen ist. Bald nach unserer Ankunft erhielt der Controleur einen Brief von einem Vatta-Häuptling. Es war nichts als ein Stück junger Bambus, das ein paar Zoll im Durchmesser und etwa sechs Zoll lang war. Auf diesem waren mit einer stnmpfen Nadel verschieden gestaltete Zeichen eingckratzl, die ganz verworre», aber durchaus nicht so barbarisch ansahen, wie diejenigen, welche die Chinesen bennhen. Der Zweck des Briefes war, dem Controleur mitzutheilen, daß bei einem kürzlich gefallenen Regen nahe an des Najahs Dorfe eine Brücke weggespült worden sei. Nou der chinesischen Sprache, wo jedes Zeichen ein Wort ist, weicht die Vatta-Sprache darin ab, daß sie ein Alphabet und zwar eigner Erfindung hat. Obgleich sie von den verschiedenen Zweigen dieses Stammes gesprochen wird, so zerfällt sie doch nur in Dialekte, die Sprache an sich bildet daher ein einziges Ganzes. Die Religion des Volkes ist ein Glaube an böse Geister und Vorbedeutungen. Der Ort, von dem ihre ursprüngliche Civilisation ausging, lag wahrscheinlich auf dem benachbarten Plateau von Eilindong und an den Ufern des Toba-Sees. Von da scheinen sie sich über den ganzen Flächenranm, den sie jetzt im Innern bewohnen, nnd auf beiden Seilen bis zur Seeküste ausgebreitet zu haben. In späteren Zeiten dehnten die Bewohner von Menangtabau oder die eigentlichen Malaien ihre Macht längs der Küste aus und machten die Baltas zu einem binncnlündischen Volke. Das Auffallendste bei diesen Menschen, die in der Civilisation so weit vorgeschritten sind, daß sie ein eignes Alphabet erfanden, ist, daß Alle, die von ihnen jenseits des unter der holländischen Regierung stehenden Gebietes wohnen, Menschenfresser sind. Auch diejeuigen, die auf der hiesigen Ebene leben, verspeisten Menschensieisch, bis die Holländer sie besiegten und sie zwangen, eine so teuflische Sitte aufzugeben. Der Najah von Sipirok ver- Unter d^n Menschenfressern. 323 sicherle dem Gouverneur von Padang, daß er zwischen dreißig-und vierzigmal Menschcnflcisch gegessen, und daß er in seinem ganzen Leben nie etwas genossen habe, das ihm halb so gut schmeckte. Diese Sitte hat bei den Battas seit undenklicher Zeit geherrscht. Aus Marco Polo's Schriften erfahren wir, daß sie ihren gegenwärtigen empörenden Gewohnheiten schon im Jahre 1290 ergeben waren. Eir Stamford Raffles, der die Tapanuli-Vai 1820 besuchte, erhielt die Mittheilung, daß Jeder, der folgender fünf Verbrechen überführt werde, lebendig zerschnitten werden müsse - Wegen Ehebruchs, mitternächtigen Naubcs, Kriegsgefangenschaft, wechselseiliger Verh^irathnng in demselben Stamme, und wegen eines hinterlistigen Angriffs auf irgend ein Haus, Dorf oder einen Menschen. Die Thatsachen, die mir znr Kenntniß kamen, während ich mich in dieser Gegend befand, und die Aussagen der holländischen Beamten sowie der Eingebornen selbst bestätigen vollkommen, was baffles über ihre Gesetze und Sitten berichtet, mit Ausnahme der Verordnung gegen wechselseitige Verheirathung. So sind noch ietzt die Gebräuche des Volkes, das hier in der unmittelbaren Nahe lebt, und so waren sie vor nicht viel Jahren bei all' den Menschen, unter denen wir die letzten vier Tage gereist waren. Hier und an vielen anderen Orten im Innern habe ich jnnge Bäume einer Zimmlart, Kanu Manis oder ,,Süßholz" der Malaien, gesehen. Ihre Blätter und Ninde haben ein beträchtliches Aroma, aber es ist nicht der echte Zimmt von Ceylon, auch "icht der cochin-chinesische oder chinesische. Zimmt einer oder mehrerer Arten kommt auch anf Java, Borneo, Luzon und Ma-gmdanao vor. Da unser Wagen der Ausbesserung bcdnrfte, und der Inspector sowohl als ich müde wurden, so ruhten wir in Padang Sidempnan einen Tag aus. Den 6. März. — Wir brachen früh im Wagen nach Lu-"ml auf, das in westlicher Richtung liegt. Unsere Straße ging "°ch immer bergauf, bis wir die Wasserscheide erreichten, die der Barizan bildet, und uns zwcitansend fünfhundert Mß über dem Meere befanden. Wir kamen nun aus dem großen Thale von Mand^mg hinans; es ist in gerader Linie fünfundfünfzig Meilen lang, aber nur sechs bis zehu Meilen breit. Der Abfall von der Wasserscheide nach dem Meere zu erfolgt allmälig, aber die Straße ist abscheulich und im besten Falle über- 21» 324 Fahrt vom Narizan hinab. mäßig schmal und, einen schmalen Fußweg ausgenommen, ganz mit hohem Grase bedeckt. Außerdem waren unsere Pferde noch nie an einen Wagen gespannt gewesen, und nach vielen frncht-losen Versuchen, sie zu führen, sagte ich zum Inspector, dic einzige Art, auf die wir würden im Stande sein weiter zu kommen, wäre, die wilden Eingeborncn, die sich versammelten, um uns zuzusehen, zn veranlassen, daß sie selbst uns zögen. Er erwiderte, dies sei vollkommen unmöglich, denn sie respectirten Niemanden als den Gouverneur. Ich bemerkte jedoch, daß sie unsern „Amerikaner" als denjenigen erkannten, den der Gouverneur benutzt hatte, als er früher einmal jenen Neg reiste — das einzige Mal, wo man auf der Straße je einen Wagen gesehen hatte; — ich sprang deshalb herans und beauftragte unsere malaiischen Begleiter, die ihre Sprache sprechen konnten, ihnen zu sagen, der Gouverneur wünsche, daß wir den „Amerikaner" bis nach Siboga brächten, und jeder Mann müsse uns helfen, seinem Befehl zn gehorchen. Dies brachte bei ihnen eine günstige Wirkung hervor, und ihre Najahs wühlten einige zwanzig ans, um uns bis zum nächsten Dorfe zn ziehen. Ich nahm drei der bängsten und Flinksten und stellte sie zwischen die Deichsel; Andere brachte ich außerhalb der Deichsel an, niu vermittelst langer Rotange zn ziehen, die an die Vorderachse befestigt wurden, und eine entsprechende Anzahl hinten, um, wenn wir bergab fuhren, mit einem am Hinter-thcile des Wagens festgemachten Notang zu hemmen. Als Jeder an seinem Platze war, sprang ich in den Wagen. Es erhob sich ein wildes Geschrei, nnd fort rollten wir, einen allmäligen Abhang hinunter, als würden wir von einem Nennpferd gezogen; die Straße wurde immer steiler, und wir flogen immer schneller; die Hinteren hatten offenbar vergessen, was man von ihnen erwartete. Die Vorderen, die sich außerhalb der Deichsel befanden, ließen aus Fnrcht vor den rasselnden Rädern hinter ihnen den Notang fallen und sprangen auf die Seite, und die, welche innerhalb der Deichsel liefen, schrieen den Hinteren, denen die Niederlage ihrer Genossen zu viel Vergnügen zu machcu schien, um überhaupt zurückzuhalten, alle möglichen Vitteu und Verwünschungen zu. Als wir den Grund des langen Hügels erreichten, waren die Männer innerhalb der Deichsel die Einzigen, die sich in der Nähe des Wagens befanden. Die Anderen waren in Zwischenräumcu auf dem ganzen, den Hügel hernbführenden Wege zerstreut, kamen aber so Hängebrücke von Bambus in Sumatra. Eine Hängebrücke von Notang. 325 schnell, als sie konnten, heran. Sie schienen Alle in der besten Stimmn ng zu sein, ausgenommen die im Gestell, die den Anderen eine tüchtige Strafpredigt hielten. Der Inspector war in beständiger furcht, es möchte ein Unglück geschehen, aber ich dachte, wilde Menschen tonnten uns eben so gnt ziehen wie wilde Pferde. Bei jedem Dorfe kam uns, gerade ehe wir in ihm anlangten, der Nnjah des Ortes mit Männern entgegen, die hinreichten, nns wieder bis znm nächsten Kampong zn bringen, nnd bisweilen hatten wir deren vierzig bis fünfzig, die uns alle auf einmal zogen. Auf der Ebene fnhren sie nns gewöhnlich in schnellem Galopp, wobei sie jauchzten nnd kreischten und hüpften, als ob sie halb toll wären. Zn Mittag kamen wir an die berüchtigte Hängebrücke von Notang, von der ich die letzten Hundert Meilen die schrecklichsten Geschichten hatte erzählen hören. Ich zog sofort meine Schuhe aus, um nicht auszugleiten, und eilte den luftigen, fich schwingenden Weg hinab, ohne niederzusetzen, damit ich bei der furchtbaren Tiefe, die ich nnter mir hatte, nicht schwindelig wnrde. In der Mitte ruht sie anf den Gipfeln hoher Bäume, die von einer kleinen Insel emporwachsen, welche in dem tief nntcn fließenden Bergstrom liegt. Sie ist anf folgende Weise gebaut. Querst wurden drei große Notange über den Flnß gespannt. Auf ihnen liegen schmale Vreterstreifcn querüber und sind an jedem Ende mit Streifen gemeinen Notangs befestigt. Andere Notange gehen eiiu) kleine Strecke hinter dem Ufer von der Erde ans über die Aeste hoher Kampherbänme, die anf dem Nande des Abgrundes stehen, in welchem der Bergstrom fließt. Von den Aesten gehen sie in scharfer Krümmung hinab und steigen am andern Ende der Brücke wieder steil in die Höhe. Von diesen Notangen ans sind andere in uerlicaler Nichtnng an die nntcr ihnen hinlaufenden Notange befestigt, genan wie bei unseren Ketlenbrücken, und so müssen alle Theile das Gewicht tragen helfen. All jedem Ufer ist die Brücke gegen acht Fnß breit, aber nach der Mitte hin verschmälert sie sich, bis sie da, wo sie am stärksten vibrirt, nur noch zwei Fnß breit ist. Man hatte mir gerathen, wo möglich in beschleunigtem Schritt hmüberzngehcn nnd dadnrch die oscillirende Bewegung nbznschnei-den, nnd besonders davor gewarnt, eine Seite der Brücke anzufassen, sonst könnte sie nach der andern Seite schwingen und mich in den Abgrund schleudern. Als ich anf der ersten Spannung 326 Uebergang über die Hängebrücke. halb hinüber war, fand ich, daß eins der Querbreter, auf welches ich eben meinen Fuß stellen wollte, locker geworden und nach der einen Seite hinübergerutscht war, so daß ich, wenn ich anf dasselbe getreten hatte, wie ich beabsichtigte, mit dem Fuße dnrchgefahren, wenn nicht gar gefallen und kopfüber auf die Felsen gestürzt wäre, die in dem mehr als hundert Fuß unter nur fließenden Strome lagen. Ich blieb deshalb augenblicklich stehen nnd ließ mich mit der Brücke schwingen, bis sie znr Nuhe kam; dann ging ich wieder langsam weiter und erreichte das gegenüberliegende Ufer. Meine Gefährten, die auf dem Ufer standen, welches ich hinter mir hatte, geriethen in große Angst, als sie sahen, daß ich mitten auf der langen Spannung stehen blieb, und glaubten sicher, ich sei entweder schwindelig geworden, oder fürchte mich nnd werde in beiden Fällen ihren ausdrücklichen Befehlen zuwider mich an einer der Seiten der Brücke anhalten. Ueber diese Brücke zn gehen, die so biegsam ist wie Manilla-Tau, ist deshalb so schwierig, weil sie nicht nur nach rechts und links oscillirt, sondern weil anch eine verticale Bewegung stattfindet und ihr ganzer Fußboden, anstatt sich in einem einzigen Stücke zu bewegen, fortwährend in einer Neihe Wellen rollt. Gin Beamter, der fie genan gemessen hatte, nm einen Kosteuanschlag zum Ban einer wirklichen Brücke zn machen, — denn dieser in der Luft schwebende Weg verdient einen solch' substantiellen Namen nicht — theilte mir folgende Zahlen mit: Länge der ganzen Brücke, 374 Fuß; Höhe des mittlern und niedrigsten Theils der ersten Spannung über dem Strome, 108 Fuß; Höhe des mittlern und niedrigsten Theils der zweiten Spannnng, 1.^7,5 Fnß. Der Inspector kam dann ebenfalls glücklich herüber, nnd während die Eingebornen nnsern Wagen auseinander nahmen nnd stückweise herüberbrachten, gingen wir eine knrze Strecke bis zn einem nahen Dorfe zu Fnße. Obgleich ich nicht Einer von denen bin, die sich beständig von Ahnungen und Vorbedeutungen martern lassen, so konnte ich doch die Empfindung nicht los werden, daß denjenigen, die den Wagen herüberschafften, eben ein Unfall begegne; ich ging daher zurück, um selbst nachzuseheu, was sie machten. Die Räder und das Verdeck waren herüber, und sechs Eingeborne brachten eben das Gestell, das zwar sehr groß, aber doch ganz leicht war. Die lange Spannung hatten sie bereits überschritten und kamen an Lumut. 327 die kurze heran. „Ist es möglich," sagte ich bei mir, „daß ein so schwacher Bau ein solches Gewicht bei so großer Hebelkraft halten kann? Wir werden bald sehen, denn sie kommen rasch an die Mitte der zweiten Spannung." Im nächsten Augenblick geschah ein lauter, scharfer Krach, gleich dem Knall einer Pistole. Einer der großen Rotange, die über die hohen Acste der Kampherbäume gingen und die Seiten hielten, war an einem seiner Knoten zerrissen. Der Officier, der die Aufsicht über die Brücke hatte und gerade neben mir stand, packte mich in seinem Schrecken an der Schulter. Sobald der Notang auf der einen Seite zerriß, machte die Brücke einen furchtbaren Schwung nach der entgegengesetzten Richtung, aber die Eingebornen wußten alle, daß sie sich mußten ganz ruhig verhalten und sich schwingen lassen; als die Brücke endlich still geworden war, schritten sie vorsichtig weiter und erreichten glücklich das Ufer. Der Officicr nnd ich glaubten, daß in dem Augenblicke, wo eiu Notang zerriß, die übrigen, die natürlich nun eiu vicl größeres Gewicht zu tragen hatten, ebenfalls zerreißen, nnd daß wir noch einige ähnliche Krache hören, und sehen würden, wie alle Eingebornen kopfüber fast hundert und vierzig Fuß in den siedenden Vergstrom hinunterfielen, der so reißend ist, daß erst vor einigen Tagen ein Büffel, der oberhalb der Brücke auf der Seite im Strome stand, ausglitt und mit fortgerissen wnrde, ohne daß er im Stande war, eins der beiden Ufer zu erreichen. Der Wagen war bald wieder zusammengestellt; dauu wurden eiue hübsche Anzahl Eiugeborne ausgelescn, um uns nach dem nächsten Dorfe zu ziehen, und fort rollten wir; die fürchterliche Stelle war bald vor nnseren Augen verborgen. Von diesem Punkte bis nach Lumut ging uusere Straße über hügeliges, wellenförmiges Land, in welchem wir auf Bambusflößeu über eine Anzahl kleiner Ströme setzten. Lumnt war nur eiue Opziener-Station. Auch eiu malaiischer Lehrer ist hier von der Negieruug angestellt, aber die allgemeine Erscheinung der Bewohuer hat sich seit der Zeit, wo sie ihre kauui-balischeu Schmäuse zu halten pflegten, wenig verändert; dies gilt überhaupt von allen Eingebornen, die wir diesseits Padang Sidempnan gesehen haben. Die meisten Rajahs, die wir heute sahen, trugen verschwenderisch mit Gold geschmückte Kleider. Der Kopfputz bestand gc- 328 Goldener Schmuck. wohnlich in einem niedrigen Turban, der so um den Kopf gewunden war, daß die beiden Enden vorn herabhingen, und an letztere waren kleine, dünne Goldstücke von rautcn- oder kreisförmiger Gestalt befestigt. Ferner trugen sie kurze Jacken, die gewöhnlich mit einem breiten Goldstreifen besetzt sind; doch hatten auch einige Silberstreifen statt der goldenen. Um die Taille geht ein Gürtel, auf welchem sich vorn ein großer, vier bis fünf Zoll langer, rautenförmiger Schmuck befindet, der von dünnem Gold gemacht und mit Blumen und Schnörkeln verziert ist. Als wir in Rau waren, besuchten wir einen Eingebornen, der wegen seiner Geschicklichkeit in der Verfertigung solcher goldenen Schmuckfachen berühmt war. Die Blätter, die er auf ihnen anbrachte, waren auffallend gut prouortionirt und die Einzelheiten sehr richtig hineingearbeitet. Noch mehr bewunderten wir seine Geschicklichkcit, als er uns seine Werkzeuge wies, die in einem platten Steine als Amboß, einem Hammer und zwei oder drei großen, stumpfen Ahlen bestanden. Nachdem er das Gold zu dünnen Platten von der gewünschten Gestalt geschlagen hatte, ließ er die Blätter in erhabener Arbeit hervortreten, indem er auf der andern oder innern Seite entsprechende Vertiefungen machte. In anderen Fällen hatte er das Gold zn schwachem Draht gestaltet, der zu Schnecken gebogen wurde, um als Schmuck voru auf Knüpfen und ähnlichen Gegenständen angebracht zu werden. In Fort de Kock wird dieses Geschäft in so ausgedehnter Weise betrieben, daß es einen wichtigen Zweig des inländischen Handels bildet. Das Metall, welches dort in der Regel benutzt wird, ist Silber, das Geld, das die Holländer in's Land bringen, denn wir haben keinen Grund, anzunehmen, daß jenes Metall sich auf der Insel Sumatra findet. Sie machen Modelle von ihren Häusern, von Blättern, Blnmen und allen Hauptfrüchten, und schicken sie nach Padang, wo sie bei den Fremden, die sie als Geschenke an ihre Freunde in Europa senden, schnellen Absatz finden. Die beiden Najahs des kleinen Dorfes Lumut haben uns soeben mit einein Besuch beehrt. Die Goldstreifcn au ihren Jacken waren zwei Zoll breit - ein Zeichen, daß das edle Metall in dieser ganzen Gegend in sehr beträchtlichen Quantitäten gewonnen werden muß. Seitdem ich das südliche Ende des Thales von Mandöling betrat, hat man mir wiederholt mitgetheilt, daß die Eingebornen das Gold durch Waschen in ihrer Umgegend gewännen. Der Kampherbaum. 329 In Fort Elout zeigte mir der Resident einen Ooldklmnpen, so groß wie ein Tanbrnei, den socbcn ein Ein geborn er in einem nahen Strome gefunden, wo sie sicherlich die Goldwäsche Iahr-hunderte lang betrieben halten. Das Waschen scheint fast die einzige Art zn sein, welche die Eingebornen znr Goldgewinnung angenommen, und ich hörte nnr von einem einzigen Orte, wo sie je versucht haben, es aus dem Felsen zu holeil. Jener Ort liegt in den Bergen westlich von Nan. Den 7. März. — Diesen Morgen setzten wir frühzeitig unsern Weg weiter nach Siboga fort, nnd zwar mit dem freudigen Gefühl, daß dies der letzte Tag unserer langen lind schwierigen Reise sein werde. Die Straße führte zehn Meilen weit dnrch einen tiefen Wald von riefenhaften Kamphcrbäumen, Dr/od^noM eampkor^ deren schlanke, gerade Stämme wie lange Säulen emporstiegen. Von ihren hohen Aesten hingen Hunderte von schnnren-ähnlichen Wurzeln einer Schmarotzerpflanze herab. Von diesen Bäumen wird das „Kamvhcröl" dadurch gewonnen, daß man nahe an der Erde eine kleine Höhlnng in den Staunn macht; die in die Höhlung tröpfelnde Flüssigkeit ist das ,,Oel". Nachdem ein Baum lange Zeit abgestorben ist, wird er abgehauen und zerspalten; dann finden sich in den Nissen, wo das Holz beim Absterben nn-bedeutcnd zersprungen ist, Schichten reinen Kamphevs in dünnen Platten krystllllisirt. Dieser ist als „^ampnora darns" bekannt, von Barns, einem Dorfe, das eine kurze Strecke nördlich auf der Küste liegt, weil solcher krustaltisirler Kampher früher von dort ausgeführt wurde. Die Chinesen nnd Japanesen, welche glauben, daß er die übertriebensten heilenden Eigenschaften besitze, bezahlen für ihn ungeheure Preise, während er, außer daß er etwas reiner, wahrscheinlich um nichts besfer ist als derjenige, den fie durch Destillation aus dem Holze des >Oinn«,mon cunipliora selbst bereiten. Der Kamphcrbanm ist nicht nnr wcrthvoll wegen des Kamphers, den er liefert, sondern anch wegen seines Holzes, das gerade nnd frei von Knoten und anderen Fehlern ist. In der hiesigen Gegend halten sich die Tiger gern anf, nnd ich habe in dem Hause jedes Beamten ein oder anch mehrere Felle gesehen. Vor Kurzem kam eill Elephant aus dem Innern herab, aber die Eingeborncn versänmten es, sich einen so werlhvollen Fang zn sichern. Anf dem Silindongcr Platcan sollen sich oft Heerdcn derselben zeigen. Die Stoßzähne von einem wurdeu hier kürzlich für tausend Gulden 330 Siboga. (fünfhundert und dreißig Thaler) verkauft. Unterwegs fuhren wir an acht bis zehn Häusern vorüber, welche Battas gehörten, die von den Bergen herabgekommen waren. Sie stehen auf Pfosten, wie jene, die wir bereits sahen; aber die Giebel sind nicht senkrecht, sondern neigen sich schief nach außen, so daß die Firste, die an jedem Ende hoch hinaufgeht, viel länger als der Fußboden ist. Ueber eine Anzahl der hiesigen Ströme fanden wir lange Hängebrücken, aber so hoch wie jene über den Batang Taroh war keine. Während wir nach dem Kamm einer Bergkette hinauffuhren, dercu Höhe gegen sechs- bis achthundert Fuß betrug, hatten wir vor uns eine großartige Aussicht auf die hohen Verge, die sich in einem Halbkreise um die Bai von Tavanuli herumziehen, auf die au ihren Füßen liegende Niederuug und auf einen Theil der Bai selbst. Ein steiler, im Zickzack lanfender Weg brachte uns fast bis zum Niveau des Meeres hinab und führte uns über die Niederung nach dem Dorfe Siboga, einer kleinen holländischen Ansiedelung und Militärstation am obern Elide der Bai. Vierzehntes Kapitel. Rückreise nach Padang. Hinter Siboga steht eine hohl! Bergspitze, und von ihrem Gipfel hoffte ich mit Gewißheit eine prachtvolle Aussicht auf die ganze Vai genießen zu können. Ein Eingeborner verpflichtete sich, mir den Weg hinauf zu zeigen, aber nachdem wir eine lange Strecke gereift waren, sah ich, daß er noch weniger Begriff davon hatte, wie n»ir die gewünschte Stelle erreichen konnten, als ich selbst. Andere Eingeborne gaben mir Rathschläge, aber der Tag war zu einer solchen Neise schon zu weit vorgerückt; ich veranlaßte daher meinen vorgeblichen Führer, zur Strafe für seine Lüge den nächsten Tag umsonst mit mir zn reisen. Wir gingen hinter der Ansiedelung an einem Strom hinauf, schlugen dann ein kleineres Thal nach Süden ein und entdeckten einen schmalen Fußsteig, auf welchem die Battas zuweilen ans dem Innern herankommen. Dieser führte durch einen dichten Wald nach einem großen Platze hinauf, wo jene Leute das Land theilweise abgeholzt hatten, indem sie die Bäume niederbrannten. In die unregelmäßigen Zwischcn-räume zwischen den Stummeln hatten sie Ananasse und 3)ams gepflanzt, die beide außerordentlich gnt gediehen. Als wir den eben beschriebenen Platz erreicht hatten, sah ich die ersehnte Bergspitze noch immer über uns. Mein Begleiter bat mich jetzt, ich möchte nicht hinaufzugehen versuchen, wie ich später erfuhr, weniger aus Furcht vor den Battas, als aus Furcht vor dem bösen Geiste, der jenen hohen Punkt bewohnen soll, nnd dem, wie er glaubte, wir sicher begegucn würden. Wir erreichten jedoch den Gipfel, ohne mit unheimlichen Wesen zusammen zu treffen. Dort 333 Die Bai von Tapanuli, sah ich die ganze Bai und ihre Küsten wie eine Landkarte vor mir ausgebreitet. Die breiten Korallenbänke, die sich um mehrere der Spitzen und Inseln hernmzieheu, hatten in dem dunkelblauen Wasser, das von den leichten Morgenbrisen, welche soeben über die klare Oberflüche hinstrichen, nur hier und da gekräuselt wurde, die Farbe hellen Thons. Diese Bai soll genau der Bai von Rio Janeiro gleichen, wie diejenigen behaupten, die beide Vaieu gesehen habeu. Nach Norden hat sie einen langen Arm, in Süden aber ist sie, wenn man sie von dem hohen Punkte aus betrachtet, alls dem ich stand, scharf abgegrenzt, während der Mündung der Bai gegenüber die hohe Insel Mensalla lag, deren Hügel eine schnrfgezacktc Linie am Himmel bildeten. Ein anderes Mal machte ich einen Ausflug in einem Boote gegen sechs Meilen weit uach dem nördlichen Ende der Bai hin, um mir einige Steinkohlenlager anzusehen. Wir verließen das Boot und gingen eine kurze Strecke an der Wand einer Hügelkette auf der Nordwestseite der Bai hinauf, setzten dann über zwei kleine Nucken, die sich bis zur Küste hinabzogen, und fanden das Bett eines Baches, das zu jener Jahreszeit trocken war. Auf der einen Seite desselben sah man die Kohlenlager; sie liefen mit der Oberfläche der Hügel ziemlich parallel und ruhten auf Thonschiefer, zu dem sie vollkommen zu passen schienen. Wir setzten über noch einen niedrigen Rücken nnd kamen in das Bett eines zweiten Baches hinab, wo man wieder dieselben Schichten sah. Die hiesige Steinkohle ist sehr unrein, außer nahe an den mittleren Schichten, und scheint für den Handel geringen Werth zu haben; auch die Aussicht, unter denen, die man an der Oberfläche sieht, Schichten besserer Qualität zu finden, ist nicht schmeichelhaft. Obgleich ich genau nachsah, konnte ich doch weder Blatter noch Stämme von Pflanzen, noch fönst organische Ueberreste entdecken, nach welchen sich das geologische Alter dieser Kohlen bestimmen ließe; aber die Lage der Schichten parallel mit der Oberfläche, oder die letzte Faltung, welche dieselben erlitten haben, stimmt mit ihren mineralischen Eigenschaften überein, wenn man sie, wie die übrigen Steinkohlen Sumatras, in die Tertiärperiodc stellt. Als ich von Süden her über die sich um die, Bai herumziehende Niederung nach Siboga kam, bemerkte ich rechts von mir eine hohe, senkrechte Klippe; sie bestand aus neuerlich gebildeten Schichten, die horizontal lagen, und die sich unter dein Ocean ab- Die Teuselswohmma. 333 gesetzt haben mußten, weil die gegenüberliegende Seite des Thales dem Meere offen steht; denn längs der Küste steht man Hügel nnr in Zwischenräumeu von einander, nnd selbst ihre Formen denten an, daß sie denselben sedimentären Ursprnng haben. Die Ein-gebornen nennen diese Klippe auf Malaiisch die Numa Satan oder „die Tcnfelswohnuug". Sie stand am Westabhange der Berge, die sich in einer mit der Küste parallelen Krümmung um die Niederung ziehen. Der Resident gab dem Rajah von Sibn-luau, einem Dorfe der Eingebornen, das etwa vier Meilen südlich von Eiboga liegt, Befehl, mit mir zu gehen nnd mir den Weg zu zeigen. Als ich in jenes Dorf kam, fand ich, daß der Najah ein junger Mann war und sich offenbar vor einem solchen Unternehmen fürchtete. Vor allen Dingen mußten wir uns den menschen-frcssenden Battas aussetzen nnd sogar unter ihnen reisen; aber ich Versicherte ihm, daß mich dies durchaus nicht bewegen könne, umzukehren, sondern mich nnr noch begieriger mache, vorwärts zu gehen, denn ich wollte gern Menschen von allen Arten sehen, und ich hätte keine Fnrcht, daß die Battas mich fressen würden. Da er sah, daß er mich nicht dazn bringen konnte, die Reise anfzugcben, die er offenbar als eine höchst gewagte Sache betrachtete, ließ er den größten Mann kommen, der in seinem Kampong lebte, und bewaffnete ihn mit einem langen, rostigen Schwerte. Auch noch mehrere Andere erhielten Befehl, nns zu begleiten, obwohl der Rajah hauptsächlich auf den tapfern Mann sich zu vcrlafsen schien, der seine Waffen trug. Was mich betrifft, so war die einzige Waffe, die ich hatte, ein Taschenmesser, aber ich weiß jetzt, daß ich damals die Gefahr unterschätzte, nud daß ich, wenn ich denselben Ansflug wieder machte, wenigstens einen Revolver mitnehmen würde. Von Sibnlnan ging unser Weg an einem großen Strome hin. Bald kamen wir in ein Batta-Dorf, wo ein Capala und zwei Männer fich nns anschlössen, nm als Führer zu dieueu nnd zugleich meiue ^eibwache zn verstärken, die selbst dann noch weit entfernt gewesen wäre, Furcht einzuflößen, wenn eine wirkliche Gefahr stch dargeboten und sie eine günstige Gelegenheit gehabt hätten, davonznlanfen. Der holprige Pfad, den wir verfolgten, kam cm einen Strom, den ich durchwaten mnßte, nnd der fo tief war, daß er mir bis nnter die Arme ging. Dabei war die Strömung sehr start, und ich war froh, daß ich auf jeder Seite eineu Gingebornen zur Unterstützung hatte. Der Sand und scharfe Kies wurde in 334 Ein gefährlicher Flußübergcmg, meine Schuhe gespült, und da ich erfuhr, daß wir jenen Strom wohl zehnmal überschreiten müßten, — eine solche Straße benutzen diese wilden Menschenfresser — so bereitete ich mich rasch vor, barfuß zu gehen. Wir waren jetzt in eine tiefe Schlucht gekommen; die Sonne goß ihre sengendsten Strahlen herab; Felsen und Sand waren so heiß, daß es schien, als wollten sie mir Blasen an den Füßen brennen, und selbst die Malaien Nagten. Die nächste Furth lag gerade oberhalb einer Neihe Stromschnellen. Ich war in einen Anzug von blauem Flanell gekleidet, der so viel Wasser einsog, daß ich mich in großer Gefahr befand, von dem Strome mit fortgerissen zu werden. Ich kam zu der Ueberzeugung, daß ich besser gethan hätte, wenn ich die Kostüme der Malaien angenommen. Der Rajah trug ein Paar neue Chilanas nach der herrschenden Mode, die in Achin gemacht waren. Es sind kurzbeinige Pumphosen, die an der Taille befestigt werden und fast bis anf die Kniee reichen. Ich machte ihm den Vorschlag, mit mir zu tauschen, aber er lehnte es ab und bestand darauf, daß ich meinet« eignen Anzug behielte und das von mir gewnnschte Kleidungsstück benutzte; so reiste ich denn in jenem Kostüm, bis ich in sein Dorf zurückkam. An einer Stelle wälzte sich der Bcrgstrom an eine hohe, jähe Wand hinauf, aber etwas über dem Wasser war zufällig eine horizontale Spalte; dort, wo kaum ein Affe daran denken würde es zu wagen, mußten wir hinkriechen, so gut wir konnten. Als diese Gefahr überstanden war, ging es wieder über Stromschnellen hinüber und vorwärts, indem wir von Fels zu Fels hüpften, von denen manche über und manche grrade unter der Oberfläche des siedenden Vergstroms lagen. Dann kamen wir an eine Fläche mit hohem Grase. Der lange Eingeborne, der des Najahs Befehlen gemäß voranmarschirte, das Schwert mit der rechten Hand gepackt und die blank gezogene, rostige Klinge desselben anf seinem bloßen Arme rnhend, war wirklich die personificirte Tapferkeit; da ich aber nicht stark an die Nothwendigkeit eines so tüchtigen Kriegers glaubte, so fing ich an, ihn gegen den Najnh lächerlich zu machen; — da ließ unser Eisenfresser plötzlich ein widerliches Grunzen durch die Nase hören, schwang sein Schwert hoch über den Kopf und hieb gewaltig mit der Schneide auf einen vor ihm befindlichen Gegenstand nieder. „Was gibt's?" fragten Alle. „Eine große Schlange kroch über die Straße!" ^ angenehm Unter den Battas. 335 zu hören, wenn man bedenkt, daß ich unter den Knieen keine Kleidung nnhatte; aber während er seine Waffe schwang und sich zum Hiebe fertig machte, war das Reptil in's hohe Gras geschlüpft. Der Rajah zeigte nur mm eine Stelle am Wege, wo nicht lange zuvor ein Batta, der sich des Ehebruchs schuldig gemacht hatte, von seinen Stammesgenossen geschlachtet und gegessen worden war. Alle übrigen Mitglieder der Reisegesellschaft bestätigten die Geschichte in jedem einzelnen Punkte. Ein wenig weiter vorwärts lag ein Vatta-Dorf, das aus vier Häusern auf hohen Pfosten bestand. Das eine war klein und stand von den anderen abgesondert; in diesem speicherten sie ihren Rois auf. Damit die Mäuse ihn nicht erreichen konnten, waren oben auf die Pfosten große vorspringende Planken stücke gelegt. Die Wände, Fußböden und Giebel der Wohnhäuser waren von Planken hergestellt, und das Dach war mit Gras oder Stroh gedeckt. Da ich etwas neugierig war, die innere Einrichtung eines Vatta-Hauses zu sehen, so kletterte ich eine Leiter von fünf oder sechs Sprossen hinauf, die sich au dem eineu Ende des Gebäudes befand, und nahm einen mir angewiesenen Platz auf dem Fußboden ein. Es gab weder Bank noch Stuhl noch sonst etwas der Art; ich lehnte daher, nach der Vatta-Etikette, meinen Nucken an die Wand des Hauses. Das ganze Gebäude bestand aus einem einzigen Raume, ohne jede Spnr von einer Scheidewand. Aus der Zahl der In sassen ersah ich, daß wahrscheinlich vier Familien in dem einzigen Zimmer wohnten, und dieser Verdacht wurde noch stärker, als ich in jeder Ecke eine rohe Feucrstelle, ohur Kamin, bemerkte. Dann fragte ich nnd erhielt die Mittheilung, daß meine Vermuthungeu richtig wären. „Aber wie wißt Ihr denn," fragte ich weiter, ,,welcher Theil der einen Familie und welcher der andern gehört? wo ist Eure Scheidewand?" Einer von ihnen, der etwas Ma lausch verstand, erhob sich feierlich, kam an meine Seite und beantwortete meine Frage damit, daß er anf einen Riß im Fußboden zeigte. Von diesem Orte aus sollte ich, wie der Rajah gesagt hatte, die Klippe ganz frei sehen können; als wir aber dort anlangten, verdeckte ein naher Hügel sie vollständig, Da entschuldigte er sich mit der Ausrede, er sei noch nie dort gewesen, und als ich ihm mittheilte, daß ich weiter gehen müsse, bis ich sie vollkommen sehen 336 Der böse Geist. könne, standen ihm wirklich vor furcht die Thränen in den Augen, so fest war er überzeugt, daß wir mit dem bösen Geiste zusammentreffen würden. Ein Batta, der den Weg kannte, bot fich mir als Führer an; ich entband daher den Rajah von dem Befehl des Residenten, mich zu begleiten, so weit als ich zn gehen wünschte, und wanderte weiter, denn ich hatte keine Furcht davor, im nächsten Thale dem Avollyon zu begegnen. Zwei Einschnitte unter rechten Winkeln zeigten, daß die Schichten der Klippe nahezn horizontal lagen und aus einem hellfarbigen Thon bestanden, der viele grobe Quarzkrystalle enthielt. Diese Stosse waren neuerlich durch die Zersetzung der anliegenden Syenitgesteine entstanden und durch die Wirkung des Wassers in Schichten geordnet worden. Die Höhe vom Bette des Baches bis zum Gipfel der Klippe schätze ich auf achthundert Fuß; das Vachbett liegt wenigstens fünfzig Fuß über dem Spiegel des Meeres; die ganze Erhebung, welche dieser Theil der Insel neuerlich erlitten hat, beträgt daher achthundert und fünfzig Fuß. Als wir nach dem Vatta-Dorfe zurückkamen, schien der Najah sich bedeutend erleichtert zu fühlen, denn er erklärte, er habe geglaubt, er werde uns nie wiedersehen. Das sind die abergläubischen Schrecken, welche die Einbildnngskraft diefer unwissenden Menschen beständig foltern, Anf unserer Rückreise trat ein heftiger Regen ein, der uns vollständig einweichte und den Bach anschwellte. Immer und immer wieder riß die starke Strömung uns fast von den schlüpfrigen Felsen hinweg, während der Blitz in breiten Strahlen leuchtete uud die Donnerschläge in der tiefen Schlucht in wiederholtem Echo krachten. Da fingen die Malaien, die meine Leibwache bildeten, an, indem sie nicht dachten, daß ich sie behorchte, in leisem Tone darüber zu sprechen, ob nicht der böse Geist am Ende doch noch ein schreckliches Unglück über den weißen Herrn bringen werde, weil er sich unterstanden habe, seine Wohnnug zu besucheu. Einer meinte, die Battas könnten ihn noch anf einem seiner gefährlichen Ausflüge faugen. GW Anderer sagte, er werde wahrscheinlich einen Fieberanfall bekommen (was ich, offen gestanden, selbst für wahrscheinlich hielt), denn jeder Mensch, selbst ein Ein-geborner, wird, nachdem er der heißen Sonne so ausgesetzt gewesen und so durchnäßt worden ist, jedenfalls am nächsten Morgen ein heftiges Brennen in sciuen Adern fühlen. Der Rajah erwiderte jedoch auf diese nngüustigeu Vermuthungen, Tuan Allah Missionäre und ihre Bräute. 337 werde sich seiner erbarmen und nicht einmal znlassen, daß der Regen ihm schade, denn er sei 'ein guter Mann, und es könne überhaupt Niemandem als eine besonders gottlose That angerechnet werden, wenn er blos hinginge und sähe, wo der böse Geist lebe. Meine Fuße und Knöchel waren dnrch das Treten auf die holprigen Felsen, die im Bette des Vergstroms lagen, so wnnd geworden und durch das Gehen iu dem hohen Grase so zerschnitten, daß ich, sobald ich mein Zimmer erreichte, zu Bette ging und dreißig Stunden lang nicht aufstand; aber die Worte des Rajah trafen ein, und ich kam sogar ohne Fieberanfall davon. Einige Tage darauf langte ein Rajah von seinem Dorfe an, das in der Nähe von Barus oder Barros, einem kleinen Hafen gegen dreißig Meilen nach Achin zn, auf der Küste lag. Er sagte, einige benachbarte Vattas hätten zwei von seinen Männern ein-gesangcn uud einen derselben bereits gegessen; den andern bewahrten sie noch auf, um ihn ebenfalls zn essen, und er käme nach Siboga, nm den Residenten zn bitten, daß er Soldaten sende, um jene Menschenfresser zn zwingen, das Opfer, das sie zu schlachten gedächten, herauszugeben. Ein solches Gesuch zu gewahren, war dem Residenten natürlich nicht möglich, so gern er es auch gethan hätte; denn das ganze Land ist äußerst gebirgig und mit einem dichten, undurchdringlichen Walde bedeckt; die Vattas aber ziehen sich in dem Augenblicke, wo sie ihren Angriff ansgefnlirt haben, sofort wieder in's Innere zurück, ohne daß die Holländer sie bestrafen können, sie müßten denn das ganze Land unterjochen, und das wäre mit der größten Schwierigkeit verbnnden, würde viel Zeit und Geld erfordern uud keineu entsprechenden Ersah bieten. Zu hören, iu den benachbarten Bergen seien ein oder mehrere Eingeborne gegessen worden, ist für die hier in Siboga wohnenden Fremden etwas so Gewöhnliches, daß Niemand daran denkt, es als etwas Auffallendes oder gar Unglaubliches zu betrachten. In dem Silindonger Thale haben eine Zeit lang zwei Missionäre sselebt und die Battas zu erziehen und zu bekehren versucht. Einen derselben traf ich mit seiner Neuvermählten, als ich nach Padang kam, in der Residenz des Gouverneurs. Die Dame war erst kurz zuvor aus Holland angelangt, nnd sie traten damals gerade die Hochzeitsreise nach ihrem künftigen Wohnsitze unter den Menschenfressern an. Der andere Missionär ist jetzt in Siboga, und ich habe soeben seiner Hochzeit beigewohnt. Sein Weib ist Vickmore. Nriscn im oftmbisch!M Arckip«>. ^2 338 Madame Pfeiffer. eine junge Dame von nicht mehr als siebzehn Sommern, und was das Allerauffallend ste bei diesen beiden Verbindungen ist, keiner der betreffenden Herren hatte seine Verlobte gesehen, ehe sie hier ankam, anßer in einem Miniaturbilde, das natürlich gnt oder auch nicht getroffen sein konnte. Den Neugierigen wird es vielleicht angenehm sein, wenn ich sage, das; alle Vctheiligtcn vollkommen zufrieden waren. Der letzterwähnte Missionär sagte mir, er wisse, daß ein Vatta, der etwas gestohlen hatte, was nach ihren Begriffen von Reichthum nur sehr wenig Werth hatte, dennoch ergriffen, seine Arme in voller Länge ausgestreckt und an einen Bambns befestigt, eine Stütze mit scharfer Spitze ihm nnter das Kinn gestellt, so daß er den Kopf nicht bewegen konnte, und er in diesem Zustande fest an einen Baum gebnnden worden sei. Dann wurde dem Eingebornen, der bestohlen worden war, das Messer eingehändigt und befohlen, vorzutreten und dem lebendigen Manne das Stück aus dem Leibe zu schneiden, welches dem Vestohlenen das liebste war. Dies that er sofort; der Rajah nahm das zweite Stück, und das Volk beendigte dann die kaltblütige Metzelei; dabei starb ihr Opfer. Dieser empörende Schmaus, versicherte er mir, fand nur eine kurze Strecke von dem Dorfe statt, in welchem er wolmt. Wie eine Dame daran denken kann, sich in ein so gefahrvolles Leben zu begeben, das begreife ich nicht; aber Madame Pfeiffer ging nach ihrer Erzählung noch beträchtlich weiter, als der Ort liegt, wo die genannten Missionäre wohnen, und erreichte sogar das nördliche Ende des Silindonger Thales; doch wird mir hier versichert, und sie sagt in ihrem Buche fast dasselbe, das; die Vattas ihr nur deshalb erlaubten zurückzukehren, weil sie sie für eine Hexe hielten. Drei Jahre nach der Zeit, wo sie diese Reise machte, wurden drei französische Priester geschlachtet und verschlungen, ehe sie der fernsten Stelle, die sie allein erreicht hatte, nahe gekommen waren. Ein Malaie, der sich so weit in ihr Land gewagt hätte, wäre nie mit dem Leben davongekommen. Die Theile, die für die größten Leckerbissen gelten, sind die stachen Hände und nach ihnen die Augen. Sobald ein Stück herausgeschnitten ist, wird es, noch warm und dampfend, in Sambal getaucht; dies ist eine gewöhnliche Würze, die aus rothem oder Chili Pfeffer und einigen Körnern groben Salzes besteht, welche zwischen zwei platten Steinen zerrieben werden. Eingeborner von der Insel Nias. Die Schmäuse der Menschenfresser. 339 früher scheint es Sitte gewesen zu sein, das Menschenfleisch zu braten, denn Herr Marsden sagt, im December 1760 sei ein Eingeborner von Nias, der am Batang Taroh, dem Flusse, über den ich auf der Hängebrücke ging, einen Vatta erstach, eines Morgens um sechs Uhr festgenommen und ohne alle gerichtliche Verhandlung an einen Pfahl gebnnden, während er noch lebte, mit der höchsten Gier in Stücke zerschnitten und auf der Stelle, zum Theil gekocht, größtentheils aber roh, gegessen worden. Die Schwierigkeit, in ihr im Innern der Insel und hochgelegenes Land zu dringen, sowie die natürliche Wildheit dieser Menschen sind wahrscheinlich die Ursachen, weshalb es den mohammedanischen Priestern des Nachbarlandes Menangkabau nicht gelungen ist, die Battas dahin zu bringen, daß sie ihre Religion annahmen. Die ersten weißen Männer, die sich weit in's Innere hinanfbegaben, scheinen die Herren Ward und Burton, zwei englische Missionäre, um das Jahr 1820 gewesen zu sein. Sie gingen von Siboga aus und erreichten das Silindonger Thal. Ihre Absicht war, bis zu dem Toba-See zu gelangen, aber sie mußten wieder nmkehren, weil sie ernstlich krank wurden. Die freundliche Behandlung, die man ihnen zu Theil werden ließ, ist ganz verschieden von der Aufnahme, die alle anderen weißen Männer bei diesen Menschenfressern fanden. Die nächsten weißen Männer, die in das Innere hinauf-Mgen, waren, wie es scheint, zwei amerikanische Missionäre, Henry Lyman und Samuel Munson, Gradnirte des Amherst-Eollege und aus Massachusetts gebürtig. Sie segelten im Jahre 18^ Von Vatavia nach Padang und kamen von dort direct die Küste heranf nach den Vatu-Inseln, Pnlo Nias und in die Ta-panuli-Bai. Von dem hiesigen Dorfe aus begaben sie sich in das Innere hinauf nach deni Toba-See zu, wurden aber, als sie ungefähr fünfzig Meilen weit waren, von den Vattas angefallen und umgebracht. In Betracht der freundlichen Aufnahme, die den früheren Missionären zu Theil wurde, ließ diese Neise meiues Erachtens emeu so unglücklichen Ausgang nicht erwarten. Die Battas essen das Menschenfleisch sicherlich nicht aus Mangel an Nahrung, auch nicht blos zur Befriedigung der Rachsucht, sondern hauptsächlich um ihren Appetit zu stillen. Der Gouverneur in Padang theilte mir mit, diese Leute hätten ihm 22* 340 Der Pfefferhandel. folgenden wunderlichen Ursprung ihrer kannibalischen Sitten erzählt: Vor vielen Jahren beging einer ihrer Najahs ein großes Verbrechen, und es leuchtete Allen ein, daß er, so hoch er auch stehe, bestraft werden müsse, aber Niemand wollte die Verantwortlichkeit auf sich nehmen, einen Fürsten zu bestrafen. Nach langer Berathung kamen sie endlich auf den glücklichen Oedanken, daß er solle hingerichtet werden, abcr sie wollten Jeder ein Stück von seinem Leichnam essen und auf diese Weise Alle an seiner Bestrafung theilnehmcn. Während des Schmanses fand Jeder zn seinem Erstaunen die ihm zugetheilte Portion höchst schmackhaft, und sie beschlossen Alle einstimmig, wenn wieder einmal ein Verbrecher hingerichtet würde, ihren Appetit auf dieselbe Art zu befriedigen, und so entstand die Sitte, die von einer Generation auf die andere übergegangen ist nnd sich bis anf den heutigen Tag erhalten hat. Nach der Entdeckung eines Seeweges nach dem Morgcnlande bildete noch viele Jahre lang Pfeffer den Haupthandelsartikel, und selbst Vasco de Gama, der diese Entdeckung machte, scheint mit den Ergebnissen und Aussichten seiner Neise nicht zufrieden gewesen zu sein, bis er seine Schiffe mit demselben vollgeladen hatte. Damals kostete das Pfnnd in Europa ungefähr einen Thaler nnd Wei Silbergroschen. Hundert Jahre später war dieser Handel von der portugiesischen und holländischen Regierung so vollständig monopolists, daß ^r fortwährend sogar in noch höherem Preise stand. Anßcr Salz wird vielleicht teinc andere Würze so allgemein benutzt, uud doch machen im Eingebornrn, die ihn für die übrige Welt baueu, uic selbst Gebranch davon, gerade so wie jene Malaien, die, wie wir schou früher grschen haben, (Gewürznelken, Muskateunüsse und Macis banen nnd sie nie selbst genießen. Die Nömer benutzten ihn vor mehr als zweitausend Jahren, und Plinins ist erstaunt, daß Leute bis nach Indien gingen, um eine Würze zu holeu, die nichts Empfehlendes habe als ihre Scharfe (amaritnän). In der ersten Hälflc dieses Jahrhunderts wurde von nmeri-lanischen Schiffen, hauptsächlich von Boston nnd Salem aus, nut der Insel Sumatra, besonders mit tn'in zwischen Siboga nnd Achin liegenden Theile derselben - eine legend, die unseren Matrosen allgemein als „die PfefseMsle" bekannt ist ^- ein sehr beträcht- Achin. 341 lichcr Handel in Pfeffer getrieben. Zwischen den Schiffsmannschaften nnd den Eingebornen entstanden oft ernste Unruheu, und im Jahre 1<8.V wurden unr ein wenig weiter nördlich fast alle Officicre und beinahe die ganze Mannschaft des Schiffes „Friendship" ans Salem überwältigt und ermordet. Die Gegend, wo die Pfefferrcbe jetzt meistens cnltivirt wird, liegt südlich von Palembang, an den Ufern des Flusses Ogan. Wild wächst sie nicht im Archipel, und nur auf Sumatra und einigen der Philippinen baut man sie an. Ihr jauanesischer Name, Maricha, ist ein reines Sanskritwort, und dies sowohl als ihre Verbreitung deutet an, daft sie ans Indien eingeführt wurde. Hier in Tapanuli sind viele Eiugcborne aus Achin; ihre dunklere Farbe und größere Statur bezeichnen sie sofort als ein anderes Volk und weisen darauf hin, daft sie Abkömmlinge von Emgcbm'ncn ans Indien und Malaien sind, und dies stimmt vollkommen mit dem übercin, was wir von ihrer Geschichte wissen. Das Dorf Achin liegt an der Nordwcstspitze der Insel, au einem kleinen Flusse, zwei Meilen von der Stelle, wo er sich in eine Vai ergießt, die vor dem Winde und Meere zu allen Jahreszeiten durch Inseln gut geschützt ist. Wegen seiner guten Nhede, und weil es im ganzeu Archipel der nächste Punkt an Indien ist, scheint Achiu vor der Ankunft der Europäer schon Jahrhunderte lang der große Markt für die Telinga-Handler von den Ostküsten des südlichen Indien gewesen zu sein. Dorthin brachten sie Vaumwollenzenge, Salz uud Opium, und erhielten dafür Zinn, Gold, Pfeffer, Gewürznelken, Muskatcn-nüsse, Macis, Vetelnüsse, Schwefel, Kampher und Benzoe. Als die Portugiesen im Jahre 1509 unter Scquiera zum ersteu Male m der benachbarten Stadt Pedir anlangten, war Achin jener Stadt zinspflichtig, aber im Jahre 1521 kam ein energischer Fürst auf den Thron; in achtzehn Jahren hatte er alle benachbarten Königreiche erobert, uud seine Nesidcuzstadt wurde der große Handelsplatz für den ganzen westlichen Theil des Archipels. Dieses Glück genoß sie hundert nnd fünfzig Jahre lang ununterbrochen. Ihr Nnhm drang selbst bis nach Europa, uud die stolzesten Souveräne wünschteu sehnlichst die Gunst des Königs von Achin zu gewinnen und mit ihm Handelsverträge zn schließen. Hier erschienen die Engländer znerst im Jahre 1602 unter Sir James Lancaster, der ein Geschwader von vier Schiffen be- 342 Die Engländer erscheinen im Morgenlande. fehligte und ein Schreiben von der Königin Elisabeths) an den König bei sich hatte. Der König war ein Fischer gewesen nnd nnr dadurch zum Throne gelangt, daß er den Prinzen, der ihn rechtmäßig geerbt hätte, ermordete. So bescheiden traten die Engländer uor dritthalb-hundert Jahren im Morgenlande auf. Wahrscheinlich hätte auch die weitsehende Königin selbst sich kaum denken können, daß einer ihrer Nachfolger über die hundert und fünfzig Millionen Einwohner Hindostans regieren werde, daß ihre morgenländischen Kaufleute den Pfefferhandel mit Sumatra und den Gewürzhandel mit den Molukken bald für den weit einträglicheren Seiden- und Theehandel mit China aufgeben, und besonders daß Bürger ihres eignen Reiches nach dem damals noch unerforschten Continent Australien wandern und dort den Grund *) Das Schreiben dcr Königin Elisabeth lautet: „Wir versprechen für sie" (die Ostindische Compagnie), „daß Ihr künftig niemals Ursache haben sollt, es zu bereuen, sondern es wird Euch vielmehr große Freude machen, denn ihr Handel foll ehrlich und ihr Wandel zuverlässig sein, und wir hoffen, daß sic einen fo guten Beweis davon liefern werden, daß dieser Anfang eine Bestätigung ewiger Liebe zwischen unfereu beiderseitigen Unterthanen sein soll, indem sie von uns die-jenigen Gegenstände und Waaren bringen, dcrcn Ihr dort bedürft. So daß Eure Hoheit sehr gut bedient werden und l'esser zufrieden sein sollen, als Ihr es vordem mit den Portugiesen und Spaniern, unseren Feinden, gewesen seid, die Euer und die übrigen Königreiche des Morgenlandes ans den hiesigen Gcgendm einzig und allein besucht haben und nicht duldeten, daß die anderen Eingeborncn es thaten, denn sie gaben sich für Monarchen und absolute Herren aller jener König« reiche und Provinzen, als ihrer eignen Eroberung und Erbschaft, aus, wie aus ihren hohen Titeln hervorgeht, die sie in ihren Schriften führen. Davon hat sich uns kürzlich das Gegentheil gezeigt. Daß Eure Hoheit und Eure königliche Familie, Väter und Großväter durch die Gnade Gottes und ihre Tapferkeit nicht nm ihre eignen Königreiche zu vertheidigen, sondern auch die Portugiesen zu be« kriegen gewußt haben in dem Lande, das sie besitzen, wie namentlich: in Malacca im Jahre der menschlichen Erlösung 15?5i unter der Ansührnng Eures tapsern Hauptmanns Ragamacota (Itl^'ak makutu.) ihnen zum großen Verlust und Eurer Hoheit Krone nnd Königreich zur ewigen Ehre. Und nun hat, wenn Enre Hoheit geruhen werden, diesen unseren Unterthanen Eure Huld nnd Gnade zu Theil werden zu lassen und sie unter Euren königlichen Schutz und Schirm zu nehmen, daß sie jetzt ihr Geschäft frei verrichten nnd ill Zntnnft jährlich fortsetzen können, Ucbn'bringcr dieses, der Anführer der Flotte von vier Schiffen ist, Befehl, mit Eurer Hoheit Erlaubniß gcwisfc Factorcn (Geschäftsführer) mit einem bleibenden Hanse oder einer Factorei in Eurem Königreiche zu lasfen, bis eine an< bere Flotte hingeht, die hingehen soll, wenn diese zurückgekehrt ist - und die dort gelassenen Factoren sollen die Sprache und Sitten Eurer Unterthanen lernen, damit sie defto besser und liebreicher mit ihnen verkehren tonnen. Abfahrt von Siboga. 343 legen würden zu der unternehmendsten, blühendsten und, was sie in den nächsten hundert Jahren zu werden verspricht, der größten Macht im ganzen Morgenlande. Als wir von Padang aufbrachen, wurde der Plan gemacht, dast ein Kriegsschiff nach Siboga kommen und uns zurückbringen solle; aber wir haben hier zehn Tage warten müssen, uud nun ist es gekommen, blos um den Residenten abzuholen und nach Singkel zu fahren, dem fernsten Pnnkte an der Küste hinanf, den die Holländer inne haben. Der Capitän des Dampfers, auf welchem ich von Surabaya nach Batavia kam, ist jedoch zufällig in ciuer kleinen Prau angelangt, in welcher er die Küste entlang mehrere Orte besucht hat, um zu ermitteln, ob es möglich ist, Holz zur Herstellung einiger Gouvernemrntsgebäudc in Padang zu bekommen. Er ist jetzt im Begriff, nach den Batu-,Inselu und von da nach Padang zu segeln, und schlägt mir vor, die Gefahren einer solchen Neise in seinem kleinen Boote zu theilen; ich nehme dieses Anerbieten mit Freuden an, aber Herr Teruille, der Inspector, will lieber warten, bis das Dampfschiff wieder zurückkehrt. Unser Boot ist gegen dreißig Fuß lang und acht Fuß breit, uud hat kein plattes Verdeck, soudern ein steiles Dach, das, wie bei den javanesischcn Iuuken, auf beiden Seitcu bis zur Negeling herabgeht. Hinten, wo die Ruderpinne sich dreht, ist das Verdeck horizontal, da aber das Hintertheil in eine fast eben so scharfe Spitze ausläuft wie der Bug, so ist zum Sitzen wenig Platz. Wir haben einen einzigen Mast, mit einem umfangreichen, zerfetzten Großsegel und zwei Klüvern. Zu Mitteruacht gab es eiu wenig Wind vom Lande her; wir lichteten daher den Anker und segelten seewärts. Am Morgen befanden wir uns bei Windstille gegen fünf Meilen von Tunkus Nasi, einer spitzigen, kegelförmigen Insel, welche das südliche Ende der Bai von Tapanuli bildet. Etwas mehr nach Westen lag die hohe platcauähnliche Insel Mensalla. Auf ihrer Nordwestküste ist eiu Wasserfall, wo das Wasser gegen zweihundert Fuß direct in's Meer herabspringt. Er ist so hoch, daß, als ich mich in Siboga befand, Leute, die in Barns geweseu waren, mir versicherten, sie hätten, wenn die Sonne auf ihn schien, ihn sehen können, obgleich die Entfernung gegen sechzehn Meilen betragt. Bei Sonnenuntergang waren wir so weit die Küste hinab, daß 344 Von einer starken Bö gotrofsen. es, wenn wir die Batu-Inseln besnchen wollten, Zeit fnr nns war, den Cours zn andern und nach Süden zu steuern. Unser malaiischer Capitün wünschte sehnlichst, daß nur den Cours nach Padang behielten; mein Freund sagte, es lüge ihm sehr wenig daran, nach jenen Inseln zu gehen, und als ich auf das zerrissene Großsegel blickte und mir vorstellte, daß es, wenn zufallig eine starke Bö uns träfe, wahrscheinlich in einem Augenblicke verschwinden werde, stimmte ich dafür, daß wir in der Nähe der Küste fortsegclten. Ucberdies sah der Himmel drohend aus, nnd wir sollten offenbar in einem elenden Fahrzeuge einen starken Stnrm und eine schwere See durchmachen. Gegen Mitternacht wachte ich darüber anf, als unser Boot heftig stampfte nnd schlingerte und der Capitän seiner malaiischen Mannschaft rasch hinter einander alle möglichen Befehle znschrie. Bald darauf kam er herab nnd theilte uns in den zittcrndsten Tönen mit, es sei so finster, daß es nicht möglich sei, etwas zu sehen, nnd in einigen Augenblicken würden wir Alle ertrinken. Ich eilte auf's Deck, mehr aus Gewohnheit, weil ich gern sehen wollte, was vorging, als ans Furcht. Von der Seeseite wälzte sich eine dicke, schwarze Wolkenmasse herauf und breitete sich mit beunruhigender Schnelligkeit über den Himmel ans. Das Großsegel wnrde geborgen, nnd nur der Großklüver war ausgesetzt, als uns der erste Windstoß traf. Sofort legte sich, als würde es von einer Riesenhand hin-übergcwälzt, unser Boot auf die Seite, bis seine Lee-Negeling*) sich vollständig unter dem Wasser befand, und ich glaubte einen Augenblick, es werde sicherlich vollends umfallen. Der Groß-klüver zerriß in Bänder, nnd endlich standen wir wieder anf. Dann wnrde der fliegende Klüver ausgesetzt; da wäre es wieder beinahe umgefallen. Wir waren damals nur uugefähr eine Meile vom Lande, und die Richtung des Windes ging gerade anf die Küste, so daß wir, wenn wir vor ihm segelten, uus unmöglich retten konnten. Um das Boot von den Felsen abzuhalten, konnten wir nichts thun als auf den Wind brassen und auf unsern Anker vertrauen. Das ganze Kabeltau wurde ausgcftocheu, und doch trieb uns der Sturm noch immer nach dein Lande hi»,. Es kam wieder ein Windstoß, uud während der Blitz leuchtete, konnte ich sehen, daß wir uns keine halbe Meile von einer hohen Insel mit jähen *) DaS Geländer auf dcr mttcr dem Winde liegenden Seite. Ayar Vangis und Natal. 345 Ufern befanden; sie war von einem Korallenriff nmqcben, an dem die sich direct vom Ocean hcreinwälzcndc schwere Deining, wie es schien, sich zwölf bis fünfzehn ^nß hoch brach. Ich wußte, daß wir bei der Schnelligkeit, mit der wir trieben, in fünfzehn Minuten auf dasselbe stoßen mußten, nnd daß unser gebrechliches Boot sicher im Nu in Stücke zerschellen werde. Mit dem Leben davonzukommen, war keine Möglichkeit, denn in einer so fürchterlichen Brandung hätte sich selbst der tüchtigste Schwimmer unmöglich retten können. Ich zog kaltblütig den Schluß, daß dies meine letzte Gefahr sein werde, und ergab »rich in mein Schicksal, Vald wurde jedoch der Horizont etwas heller, nnd, was das Beste war, unser Ailker war offenbar in guten Grund gerathen, wo er festhielt, und ließ uns nicht mehr treiben. In noch einer Stunde war der Sturm vorüber, obwohl die schwere Deining sich fort und fort wie zuvor hcreinwälzte. Am Morgen befanden wir nns nicht weit von Ayar Bangis und legten dort an, während unser Schiffsvolk die Segel flickte. Dies ist der Hafen, nach welchem der im Innern im Thale von Ran gebante Kaffee herabgebracht wird; uon hier wird er in Pranen nach Padang verschifft, dort in dem Vorrathshause der Regierung eingesetzt und jährlich viernull, nämlich im März, Juni, September nnd December, verauctionirt. Natal, das etwa fündnndzwanzig Meilen nördlich von hier liegt, ist der Haupthafen, nach welchem der werthvolle Kaffee geschafft wird, den man in dem fruchtbaren Thalc von Mand6ling bant, von welchem '^ort Klont die Hauptstadt ist. Dieser ganze Theil von Sumatra ist reich an sehr wcrthvollem Nutzholz, und der hiesige Ncsident zeigte uns eiuige prachtvolle Klötze, die seine Ein-gebornen zn Planken sägen. Wenn wir solches Holz in unserm Vaterlande Hütten, wir würden es zu den feinsten Fournierarbeitcn benutzen. Da der Sturm fortdauerte, blieben wir einen Tag zwischen den auf der Höhe von Avar Bangis liegenden Inseln. Sie sind meistentheils niedrig und bestehen fast alle aus Korallengestein. Die C'iugebornen leben von Fischen und den ssocosnüssen, die sie anf diesen niedrigen Kovalleninseln in großer Menge bauen. Die hiesigen Cocosnüsse sind, wie im östlichen Theile des Archipels, hauptsächlich werthvoll wegeu des Oeles, das sie liefern; von den bereits erwähnten, sowie von den Vatn- nnd anderen 346 Ein prachtvoller Sonnenuntergang. Inseln, welche diesem Theile Sumatras gegenüberliegen, werden beträchtliche Massen desselben nach Padang gebracht. Am nächsten Tage bei Sonnenuntergang waren wir in der Nähe von Pasamnn, einem kleinen Orte auf der Küste, westlich von der hohen Vcrgspitze Ophir. Tanscnde kleiner, flockiger Cumuli bedcckien damals den Himmel, nnd als die Sonne sich dem Horizont näherte, verwandelten sich alle diese Wolken in das glänzendste Gold. Ja, der ganze Himmel schien buchstäblich mit kleinen Goldblöcken gepflastert, von denen die meisten mit einem schmalen Purpurrande nmsänmt waren. Das eine Ende dieses großen Gewölbes schien auf dem fernen Horizonte, das andere auf den Käm^ men der hohen Berge, die östlich von uns standen, besonders aber auf dem Gipfel des Ophir zu ruhen, dessen Westseite mit Gold-und Purpurfarben von ungemeiner Pracht erleuchtet war. Die ganze herrliche Erscheinung am Himmel wiederholte sich bis in die kleinsten Einzelheiten auf dem ruhigen Meere so vollkommen, daß es schwer war zu sagen, was wundervoller sei, der Himmel oder der Ocean. Von all' den schönen Sonnenuntergängen, die ich im tropischen Morgenlande genoß, war dieser bei Weitem der prachtvollste, und ich hielt es nie für möglich, daß ein Mensch hier anf Erden etwas sehen könne, das dem Glänze der himmlischen Stadt, die in dem apokalyptischen Gesichte als „von lauterm Golde, gleich dem reinen Glase" beschrieben wird, so nahe kommt. Am folgenden Morgen waren wir in der Nähe von Tiku, einem Dorfe an der Mündung des kleinen Flusses, der dem anf dem Grunde des großen Kraters von Manindnu liegenden See entströmt. Die kreisförmige Bergkette, welche die Wände des großen Kraters bildet, war deutlich zu sehen, und auch der tiefe Riß in ihr, durch welchen das auf dem Grunde des Kraters sich sammelnde Wasser einen Ausweg nach dem Meere findet. Zwanzig Meilen südlich von Tiku liegt Priaman, der Ort, nach welchem der meiste Kaffee von der Menangkabau- oder, wie die Holländer sie lieber nennen, der Padanger Hochebene gebracht wird, um in Prauen nach Padang gesendet zu werden. Am Abend des fünften Tages standen die Apenburg oder der Affeuhügel, an dem man sieht, daß man sich Padang nähert, und die nahe dabei in der Rhede liegenden Schiffe gerade vor uns. Ein großes und sehr schönes Schiff ließ die amerikanische Flagge wehen. Einige Stunden später befand ich mich wieder im Palaste des Gouverneurs, und die Der Geburtstag des Königs. 347 Expedition durch das ^and der Menschenfresser war also glücklich vorüber. Das amerikanische Schiff gehörte einem der grüßten und unternehmendsten Handelshäuser in Boston. Der Capitän und seine Gattin waren am Lande, und ich eilte bald in ihr Kosthaus. Es kam uns fast vor, als wären wir wieder in Neu-England, und wir vergaßen, daß nur uns weit von Amerika, in einem Palmenlande mit einem einigen langen, endlosen Sommer befanden. Der Haupthandelsartitel, der uon Padang nach den Vereinigten Staaten ausgeführt wirb, ist Kaffee. Während der letzten neun Jahre hat die Quantität desselben gewechselt von sechstausend Pikols (siebenhundertvierzigtausend Pfund) im Jahre 1657 bis zweiundsiebzigtausend Pikols sacht Millionen achthuiiocrtachtzig-tausend Pfund) im Jahre 1858.^) Jetzt kam der Geburtstag des Königs — bei den Holländern das große Nationalfest. Am Morgen war auf dem freien Platze vor dem Palaste des Gouverneurs große Parade von allen europäischen nnd eingebornen Truppen; sie zählen im Ganzen vier-bis fünftausend Mann, aber außerdem sind noch viele in kleinen Corps an verschiedenen Orten im Innern stationirt. Sie waren nach dem franzosischen Plane im Bataillone abgetheilt, nnd ihr Aussehen und Manövriren machte ihnen alle Ehre. Eine kleine berittene Macht war unserer leichten Artillerie sehr ähnlich. Sie erwies sich, wie mir mitgetheilt wurde, als einer der wirksamsten Theile des Heeres bei ihren Kämpfeil mit den Eingebovncn — die Wege im Innern sind immer so schmal und so außerordentlich uneben, daß man nur ganz leichle Kanonen anwenden kann. Nach der Parade empfing der Gouverneur, als Vertreter des Königs, die Glückwünsche aller in jener Gegend stationirten Beamten. Der Tag endete mit einem großen Ball, zu welchem, wie ich wohl noch hinzusetzen darf, die meftizen Schönen nicht nur eingeladen waren, sondern anch kamen und eine eben so hervorragende Nolle spielten wie die Damen, die das beneidete Glück hatten, in Europa geboren zu sein. Anf jedem kleinen Posten empfangt der höchste Beamte die Glückwünsche seiner Mitbeamteu in ähnlicher Welse, und Alle müssen in Gala nut Stülphütcn erscheinen. *) Wie viel Kaffee jedes Jahr anögeführt wurde, und way der Durchschnitts» Ptcis war, siehe in, vierten Anhange, 348 Die Begriffe der Malmen von Größe. Nachdem ich in unserm eignen riesenhaften Kriege gedient hatte, wo eine Ecl'ürpe, mi paar kleine Achselklappen, einige glänzende Knüpfe nnd eine goldene Schnur um einen SchanblM hinreichten, selbst den Nang eines (Generalmajor anzudeuten, wurde ich von del, brillanten Uniformen sogar der meisten kleinen Beamten im holländischen Dienste ganz geblendet. Die Officiere von der Armee tragen Epauletten und an Hosen, Kragen und Aufschlägen breite Streifen (Goldtresse. Die Nucken ihrer Fracks sind auf die übertriebenste Weise mit Figuren verziert. Die Eiuilbeamten tragen einen ähnlichen bunten Schmuck in Silber zur Schau, Dies Alles hat den Zweck, einen Eindruck anf die Eingebornen zu machen und ihnen einen hohen Begriff von dem Reichthum nnd der Macht der holländischen Negierung und von der großen Würde derjenigen beizubringen, welchen die Ehre zu Theil wird, zur Verwaltung derselben erwählt zu werden, und gcnan diese Vorstellungen werden den Gemüthern der Eingebornen dnrch solches (Gepränge eingeflößt. Ihre eignen NajahZ nnd Fürsten zeigen sich nie öffentlich, ohne den blendendsten Glanz zur Schan zu tragen, der nur irgend möglich ist, nnd die Masse des Voltes ist daher zu der Ansicht gekommen, das; ihre Herrscher, wenn sie nicht bei jeder großen Gelegenheit eine höchst imvonireudc Figur spielen, schwach nnd arm sein müssen und eher ihre Verachiuug als ihre Ehrfurcht verdienen. Fünfzehntes Kapitel. Vie ^danger tjochebcue. Da ich von den ?u Uhr vormittags ging ich mit dem Controleur und Najah und gegen vierzig Gingebornen zn einer großen Höhle westlich von Vila; sie befindet sich in der Kalkstein-kette, welche die westliche Grenze des Thales bildet. Als wir an einen lleincn Strom tamcn, der ans dieser Kette entspringt, folgten wir seinem ^anfe aufwärts, bis wir ihn nntcr einem hohen Bogen hervorstießen sahen, der in eine große Höhle führte. Hier waren die Schichten des Kalksteins deutlicher zn erkennen, als ich sie sonstwo gesehen habe. Sie haben eine Neigung von etwa 20" westlich nnd streichen von Nordwesten nach Südosten, was die allgemeine Nichtnng der Bergkette ist, Innerhalb des Bogens stieg die Decke der Höhle sogleich zn einer, wie es schien, im Mittelpnnkie mehr als huudert Fuß hohen Kuppel auf. Diese hatten Flüge Schwalben zn ihrer Baustelle gemacht, nnd durch den Ranch nnserer Fackeln gestört, ließen sie die Höhle von ihrem scharfen Zwitschern wiederhallen. An den Wänden waren viele Tropfsteine (Stalaktiten), die grnan den üppigen Orchideen nnd Schmarotzerpflanzen der Tropenwälder glichen, als ob die Natur hier die Wnnder des Pflanzenreichs in Stein reprodneirtc. Nachdem wir zwei- oder dreimal über den Strom gegangen waren, kamen wir an das ^ Gnde dieser großartigen Halle und kletterten an Etwas hinauf, das wie ein Wasserfall aussah, in Wirklichkeit aber fester Stein war. Das Wafser, das über die steile Kalkstcinbank stoß, hatte mit der Zeit auf ihren rauhen Knuten eine Krnste abgesetzt, die natürlich genan die Gestalt des laufenden Wassers annahm, welches dieselbe herstellte. Als wir das obere Gnde jenes versteinerten Wasserfalles er- Äictmovr, Nnscn im ostinbisckc» Archipel. 23 354 Die Vua-Höhle. reicht hatten, krochen wir auf Händen und Knieen durch cin kleines Loch nnd befanden uns dann in einer zweiten großen Halle von elliptischer Gestalt. Am andrrn Ende derselben rieselte ein kleiner Bach zwischen den großen Felsen hin, die den Fußboden der Höhle bedeckten. Man hatte mir gesagt, dieses Wasser sei so heiß, daß mau die Hand nicht hineinhalten könne; als ich es aber mit dein Thermometer untersuchte, stieg das Quecksilber nnr bis auf 92" Fahrenheit oder 26",«« N., also nicht ganz bis znr Vlutwärme (98" F. oder 29",^ N.). Es war jedoch reich an kleinen Fischen von etwa vier Zoll ^änge, von denen die Gingebornen mehrere mit den Händen fingen. Eie hatten sämmtlich Augen, die dem Anschein nach gut ausgebildet waren, obgleich es uns vorkam, als sei diesem Orte das Tageslicht völlig abgeschnitten. Wir begaben uns in die äußere Höhle zurück und gingcu ein Stückchen weiter, indem wir in dem Bette des Stromes fortwateten, aber die Höhle verkleinerte sich jcht zn einem unregelmäßigen Tunuel, und das Wasser, das durch ihn floß, war zu tief, als daß wir hätten mit Sicherheit tiefer eindringen können; wir sahen uns daher genöthigt, wieder umzukehren. Der Controleur sagte mir, einer seiner Vorgänger sei weiter gegangen und auf der Ebene bei Fort Van der Capellen wieder herausgekommen, so daß die Höhle wirklich ein Tunnel ist, der vollständig durch die ganze Bergkette geht, uud die Entfernung von seiner Mündung an dieser Stelle bis zu der Oeffnnng am entgegengesetzten Ende muß im Freien wenigstens fünf Meilen beiragen. Während die Einge-bornen im Wafscr standen nnd jeder eine lodernde Fackel hielt, ließ ich sie einige Fuß von einander sich in eine lange Reihe stellen. Das von der veränderlichen Oberfläche des fließenden Stromes unten uud den breiten unregelmäßigen Felsen und Tropfsteinen oben zurückgeworfene Vicht und die dunkeln halbnackten Körper der Eingebornen selbst gaben der Scene den Anschein, als ob ich in die Wohnung böser Geister gekommen wäre, und diese Tünschnng wurde vollständig, als Einer schrie, die Ucbrigen einstimmten und so ihren Schrei zu einem wilden Geheul verlängerten, das in vielfachen Echos wiederhallte und zn uns zurückkam wie die reuevolle, kreischende Antwort von Hunderten böser Geister, die auf ewig tief iu den Eingeweiden des Berges eingekerkert waren. Im innern Theile der größeren Höhle machte man mich aufmerksam, in einer gewissen Nichtnng in die, Höhe zu blicken; da Das Thal hinauf nach Suka-Najah. 355 schimmerte bald cm langer, schmaler Streifen gelben Lichtes durch eine Oeffnung, drang in die Hohle und erleuchtete theilweise einige der langen Tropfsteine, dic an der Decke hingen. Dann kamen zwei hin nnd her wogende helle /.lammen, die nur die Gestalten zweier Cingebornen zeigten, welche in einer andern Kammer lmmnfü/tlettert nnd dnrch eine hohe über uns befindliche Oeffnung in das Zimmer gekommen waren, in dem wir standen. Der Resident machte eine Insvectionsreise nach den Kaffeegärten und wollte wieder das Thal hinanf nach Snka Rajah, „die Rajahs-Wonne," einem großen Kaffeegarten in der Schlucht, die in den alten Krater des Sago-Berges hinaufführt. Ich miethete daher Knlies, nm meinen Bendy über den Vera, nach Fort Van der Kapellen nnd von da nach Padang Panjang zn ziehen, während ich den Residenten nnd Controlenr zu Pferde begleitete. Nachdem wir in einem kleinen Gartenhanse eine Weile geruht hatten, setzte ich den Weg die Schlucht hinauf zn Fuße fort, so weit als Kaffeebünmc angepflanzt sind. Ein Kulie ans dem Thale folgte mir nnd bat mich fortwährend, umzukehren, aus Furcht, es tonnte uns ein Tiger anfallen. Ich sagte ihm, er möge zurückgehen nnd mich alleil! weiter steigen lassen; aber wir waren schon so weit fort, daß er nicht wagte, sich von mir zu entferneu. Das gan^e Innere des Kraters ist mit dichtem Walde bedeckt, in welchem viele ^äume stehen, die zeigen, daß er eine lange Reihe von Jahren immer nnthätig blieb; dies bestätigt auch die Geschichte dieses Theiles von Menangkabau, so weil wir sie kennen; denn wenn von „dem Vulkan" gesprochen wird, so meint man wahrscheinlich den Mmapi, nnd nicht den Sago ans der einen noch den Singalang auf der andern Seite. Da ich in der Schlucht hinauf uicht bis zum Krater gelangen konnte, so entschloß ich mich zu dem Versuche, einen der an seinen Seilen stehenden Bergrücken zu ersteigen und möglicher Weise von einem hochgelegenen Pnnktc ans in denselben hinabzusehen. Jener Theil der hohen Bergwand war mit hohem Grase bedeckt, nnd der ,,Tnsf" oder rothe Thon, der sich dnrch die Zersetzung des aus dem Krater ausgeworfenen vnlkanischen Gesteins gebildet hatte, war nach dem kürzlich gefallenen Regenguß sehr schlüpfrig geworden. Doch kam ich, indem ich mich an dem Grase nnd kleinen Gestränch anhielt, fast bis znm Nande des Kraters hinanf, fand nber nicht die unversperrte Ansicht, die ich wünschte. Um diese zu 23* W6 Die Raiahs-Wonnö. bekommen, mnß mau den auf der Nordseite stehenden Berg er^ steigen. Ich wurde indeß durch die prachtvolle Landschaft, die nach Süden und Südostcn vor mir ausgebreitet lag, für meine Strapaze weit mehr als belohnt. An meinen Füßen fing das Vull'Thal an, das sich in einer Entfernung von zehn bis zwölf Meilen zu einer Ebene erweiterte; diefe wurde in Westen von den hohen Bergen der Barizan-Kette und in Osten von der Kette der Padangcr Lamas begrenzt, die sich noch weiter hin nach End westen herumbog und sich in der riesigen ^crgspitze Talang mit der Barizan-Kette vereinigte. Das Bua-Thal hinab sich hin nnd her windend, sah man dann und wann die silberne Oberfläche des Sinamn, nnd neben ihm und den übrigen Strömen lagen viele breite, unter Wasser gesetzte Sawas, die den Thälern das An^ scheu gaben, als ob sie Hnnderte kleiner Seen enthielten. Dies ist die großartigste nnd nmfassendste Aussicht, die ich anf Sumatra genossen habe, und diese Stelle wird mit Necht „die Najahs-Wonne" genannt. Bei einer Höhe von etwa viertausend fünfhundert Fnß fanden wir es in der Nacht sehr kalt, nicht sowohl nach den: Temperaturunterschiede, den der Thermometer zeigte, als wegen eines starken Windes und eines dicken Nebels, der uns nmhnllte. Dieser Kaffeegarten wird als der beste in der hiesigen Gegend betrachtet; aber der Resident sagt mir, es gebe noch einen oder zwei in derselben oder in einer etwas größeren Höhe anf dem Mmapi, die noch schöner seien. Die reichlichen Ernten, die man hier erzielt, verdankt man wahrscheinlich der Höhe und dem Boden, der durch Zersetzung vulkanischen Gesteins entstanden nnd durch die verwesten Pflanzenstofse, die sich Jahrhunderte lang angehäuft haben, fruchtbar geworden ist, Den 4. April, ^ Wir ritten weiterden südlichen Flanken des Sago-Berges entlang nach seiner Westseite, wo nur dann an das obere Ende eines von steilen Anhöhen begrenzten Thales kameu. Ein dicker Nebel verhinderte leider die Aussicht vou diesem Punkte, wie mau sagt, die schönste in der ganzen legend. Ein steiler Zickzackpfad brachte nns an einen kleinen Strom hinab, nnd zehn Meilen in südwestlicher Nichtnng kamen wir zn dem Ncsi^ dcntenhanse ill Fort Van der Kapellen. Die geradere nnd stärker bcnnhte Straße zwischen Paya Kombo nnd diesem Orte geht zwischen den Bergen Sago und Mörapi durch, und jene beiden großen Höhen stehen sc> getrennt von einander, daß Tancyong Die Sagen von Menangkabau. Z5? Allain, der höchste Punkt auf der Straße, uur dreitausend vier-hnndert Fuß hoch, uugefähr zweihundert Fuß über Fort de Kock liegt. Vier Meilen über Fort Van der Capelleu hinaus ritten nur durch ein Dorf, wo ein Naringin-Baum von ungeheuern Dimensionen steht. Sein Stamm ist so stark, daß acht Ein-geborne erforderlich waren, nm ihn zu umspannen, indem sie sich die Hände reichten! Es ist jedoch kein einzelner, compacter Stamm, wie bei einer Fichte, sondern er besteht aus einem unregelmäßigen Bündel mit einander verbundener Stämme. Außer diesem sind noch drei andere starke Stamme vorhanden, welche die größeren Aeste stützen, denn diese ^ious-Art ist mit dem Banyaubaume Indiens sehr nahe verwandt. Zwei Meilen westlich von diesem Orte, au dem AbHange mies der schou beschriebeneu Kalksteinrücken, liegt Pagarnyong, jetzt ein kleiner Kampong, aber in alten Zeiten eine der Hauptstädte des großen malaiischen Königreiches Menangkabau. Die alte Geschichte dieses Reiches ist nur in duukelu Sageu auf uns gekommen. Die eine ist, daß Noah und seine „vierzig Gefährten" in der Arche zu Lankapura, in der Nähe der jetzigen Stadt Pa-lcmbang, trocknes Laud entdeckten, indem sie einen Vogel, der aus ihrem Fahrzeuge -entflogen war, an jener Stelle sich niederlassen sahen. Von dort kamen zwei Bruder, Papati-si-batang (ein aus dem Sanskrit stammender Name) uud Kayi Tumangung (eiu Name javanesischen Ursprungs), die mit zu den Vierzigen gehörte»,, welche der Sündfluth entgangen waren, an einen Berg, Namens Siguntang-guntang, der nach der Beschreibung Palembang von Iambi trenute, und von da nach Priangau, ein Wort, das im Iauanesischeu „das Land der Waldgeister" oder Feeu bedeutet, und gegenwärtig der Name eines Kamvong ist, der an der Straße von Pagaruyong nach Paoang Panjang auf deu Flanken des M6rapi, iu der Nähe der bewaldeten Gegeud liegt. Es ist kaum zu zweifeln, daß dieser Kampong der nämliche wie der alte desselbcu Nameus ist, denn letzterer soll der Beschreibung nach „in der Nähe des großen Vulkans" gestanden haben. Eine andere Sage bezeichnet als den Gründer des Menang-kabau-Nciches Sang Sapnrba (ein ans Sanskrit- uud javanesischen Wörtern zusammengesetzter Name), der ebenfalls von Palembang gekommen sein soll, das, wie wir wissen, eine javancsische Kolonie war. Der Urspruug dieser Namen aus dem Iauanesischcu und 358 Geschichte uon M^nangkabau. Sanskrit macht es sofort wahrscheinlich, daft die Civilisation, die jenes Reich so hoch über alle anderen in Sumatra stellte, zum größeren Theile nicht einheimisch war, sondern von Iaua eingeführt wurde, nnd zwar in einer Zeit, wo in letUgenanntem ^ande bereits die Hindn-Neligion nnd die sie begleitenden Sanskritnamcn ans Indien Eingang gefnnden hatten, Anch die Namen vieler der bemerkenswerthesten Berge nnd !l?ocalitä!en in der hiesigen Gegend sind ähnlichen Ursprungs nnd inachen diese Wahrscheinliche keit noch bedeutend stärker. Das Wort Menangkabau selbst bedeutet im Iavanesischcn „der Sieg des Büffels", nnd da es von undenklicher Zeit her eine der Lieblingsvergnügnngen der Java. uesen war, Büffel mit Tigern kämpfen zn lassen, so dürfen wir annehmen, daß diese Localität ihren Namen deshalb erhielt, weil sie häufig der Schauplatz solch eines blutigen Zeiivern-eibes war. Als im Jahre 1509 die ersten Europäer alls der Nordküste der Insel anlangten, war das Reich Mcnangkabau offenbar scholl im Verfall, und die Rajahs volt Nchin, Pedir nnd Pasö erkannten zwar den Sultan dieses Bandes als ihren Oberherrn an, bezahlten ihm aber nur einen kleinen Tribut nnd waren in Wirklichkeit unabhängige Fürsten. Das Reich umfaßte zu jeuer Zeit auf der Ostküste den Flächmranm zwischen den Flüssen Palembang und Siak und ging auf der Westküste uon Manjuta, nahe bei Indrapura, nördlich bis Cingkel an der Mündung des Flnsses gleiches Namens, durch welchen der große See Nik Da-u in den Battaländern sein Wasfer znm Meere sendet. ^) Später nahm der Rajah von Achin, dessen Tochter der Sultau gcheirathet und geringschätzig behandelt hatte, die Westküste südlich bis Benculen in Besitz. Im Jahre 161!'> beanspruchte seiu Nachfolger die Küste uicht weiter südlich als bis Padang nnd beherrschte in Wirklichkeit keinen Ort südlich von Barns. Im Jahre 1680 starb der Sultan Alif nnd hinterließ keinen Erben. Es entstanden sofort Zwistigkeitcn, und das Reich wnrde schließlich unter drei Fürsten getheilt, von denen jeder Ansprnch darauf machte, der richtige Thronfolger zu sein, und alle die überspannten Titel der vorhergehenden Snltane annahm. Diese Fürsten residirten jeder für sich, der eine in Snrnasa (auf den holläu- *) S. Mars den's Vcschräbung der Insel Sumatra. A. d. Eugl, über« setzt. Leipzig 1785. S. 342 ff. Die Reformatoren um, Korinchi. 359 dischen Landkarten Socroeasso), das zwei Meilen südlich von Pa-garnyong an den Ufern eines kleinen Stromes liesst, welcher südwärts stießt und sich in deit Ombiling ergießt, der andere in Pa-gavnyong sanf den holländischen Karten Pager Ocdjoeng), der dritte in Snugtarap (inl Holländischen Soeng Tarap), einein Kampong drei Meilen nördlich von Fort Van dcr Capcllen. Die Holländer behandelten den Fürsten von Surnasa mit der größten Anszcichnnng, ob aber dieser Ort oder PagarmMg der ältere Hcrrschcrsih war, ist unentschieden. Der erste Europäer, dcr in die hiesige Gegend kam, war Sir Stamford Raffles im Jahre 1818. Er hatte das große, Glück, in Snruasa zwei Inschriften auf Stein in dcr Kawi- odcr alten iavanesischen Schrift zn entdecken, und bewies dadurch, daß die frühe Civilisation Javas auf dieses Land übertragen wurde. Ebenso entdeckte er in Pagaruyong ein Hindn-Bild, „keusch und schön ausgehanen, jenen entsprechend, die man auf Java findet, nnd offenbar das Werk ähnlicher Künstler und der Gegenstand ähnlicher Verehrung." Es nahmen also die früheren Bewohuer dieses Landes bis zu einem gewissen Umfange die alte Religion sowohl als die alte Sprache Javas an. Es scheint kein Grund vorhanden zu sein, warum wir annehmen sollten, daß die mohammedanische Religion erst in Java eingeführt nnd von da hierher gebracht worden sei, wie es mit dem Hindmsmns der Fall ist, der hier schon vor Jahrhunderten herrschte. Wir dürfen vielmehr schließen, daß bald nach der Zeit, wo jene Religion Anhänger auf der Nordküstc gefunden hatte, ihre Lehrer iu das Menangkabau-Land vordrangen, dessen eiu-flnßreiche Macht nnd berühmter Wohlstand ihnen in den glühendsten Farben gemalt werden mußten, sobald sie nnr in Achin landeten. Um das Jahr 1807 kehrten drei eingeborne Pilger von Mekka iil ihre Heimath an den Ufern des Korinchi-Sees zurück, der gegen dreißig Meilen südöstlich von dem großen Berge Talaug liegt. Da sie eben erst das Grab ihres Propheten verlassen hatten, brannten sie vor Eifer, ihre glaubensschlasfen Landsleute in die Zucht zu nehmen nnd sie dahin zu bringen, daß sie sich mehr den strengen Fordernngen des Glaubens anbequemten, den sie vorgeblich angenommen hatten. Da sie, wie echte Mohammedaner, der Ansicht waren, daß kein Beweisgrund so überzeugend sei wie das Schwert, so fingen diese Eiferer einen Krieg sowohl als eine 660 Geworte und Künste in Mmangtabau. Reformation an. Die mohauimedanische Religion ist um so merkwürdiger, weil sie, so viel wir wissen, die einzige ist, die im ganzen Archipel Eingang gefunden hat. Im Jahre 1837 kamen diese religiösen Eroberer mit dm Holländern in Collision und wurden nach dreijährigem harten Kampfe vollständig besiegt; jetzt läßt sich von ihren strengen Gesetzen keine Spur mehr erkennen. Solch' harte Maßregeln waren offenbar den nicht strenggläubigen Malaien zuwider, und jetzt kleiden sie sich an allen Markttagen und bei allen festlichen Gelegenheiten in eben so bunte Farben, wie sie es thaten, ehe die glaubenscifrigcn Pilger von Korinchi aus Mekka zurückkamen. Die geschickte Arbeik dieser Menschen in Silber nnd Gold haben wir schon besprochen. Sie haben dies nicht uou fremden gelernt, sondern schon Iahrhnnderte lang betrieben. Auch in der Verfertigung von Krisklingcn, Kanonen und Luntenschlössern waren sie sehr geschickt — das Eisen graben, schmelzen und schmieden sie alles selbst. Marsden sagt, ihr Hauptbergwerk sei ill Padang Luar, wahrscheinlich Padang Vnwa oder ^awa, ein Kampong auf der Ebene bei Fort de Kock und ungefähr eine Meile nördlich von diesem Orte. Das Erz schaffte man nach Eelimpuwong (auf den holländischen Karten Salimpawcmg), einem kleinen Kampong zwischen den Bergen M^rapi und Sago, an der Straße, die von diesem Orte nordwärts nach Paya Kombo führt, wo es geschmolzen und verarbeitet wurde. Ihre Kanonen wurden oft von den frühesten portugiesischen Seefahrern erwähnt. Sie wurden hier verfertigt und an die kriegerischen Völker an der Nordspitze der Insel verkauft. Die Läufe ihrer Luntcnschlösscr wurden dadurch hergestellt, daß sie eine platte Eiscnstange spiralig nm einen kreisrunden Stab wanden und sie dann zu einem Stücke zusammenschweißten, und Marsden, der wahrscheinlich einige dieser Gewehre sah, bemerkt, sie hätten das,,richtigste Kaliber". Sie verfertigten anch eine geringere Art Schießpulver. Diese Künste können sie vielleicht von dcn Chinesen gelernt haben, die sie schon lange trieben, ehe sie in Enropa bekannt wurden, und die wahrscheinlich Jahrhunderte zuvor, ehe die Portugiesen um das Vorgebirge der guten Hoffnung herumsegelten, die Küste herab nach der malaiischen Halbinsel nnd nach Sumatra kamen. Gegenwärtig ist es innerhalb der Grenzen des holländischen Gebietes allen Eingebornen, mit Ausnahme der Miliz, von Seiten Ein Feuer. 361 der holländischen Regierung nnbedingt verboten, Schießpulver oder Feuerwaffen irgendwelcher Art im Besitz zu haben, und anf der Einführung und dem Verkauf derselben an die Eingebornen steht eine sehr starke Strafe. Ohne ein solches Gesetz wäre in allen Gegenden des Archipels kein Fremder seines Lebens sicher. Das Eiseil, das die hiesige,: Bewohner jetzt benutzen, scheint alles aus Europa eingeführt zu werden. Sie branchen nnr weniges, außer zu Mesfern, und der Stahl zn denselben kommt meistens von Padang. Diesen Abend meldete die Wache, daß in einem benachbarten Kampong Feuer sei, nnd einige Meilen von hier sah man anf den Flanken des Morapi einen hellen Schein. Obwohl ich nun beinahe ein Jahr im Archipel gewesen bin, ist es doch das erste Fener, das ich gesehen habe. Dies scheint nm so auffalleuder, wenn mau bedenkt, wie leicht entzündlich die Stosse, aus welchen die Hütten der Eingebornen gebaut sind, — die Wände sind uon Bambus nud das Dach von Atap. Wenn sie aber Feuer fangen, dann lodern sie anf nnd verschwinden wie ein Bündel Stroh. Den 6. April. — Der Resident gab nnr ein Gespann Pferde und einen überdeckten Wagen, nm bis an das Ufer eines Stromes zu fahren, der nach Südoftcu fließt, und ein Diener folgte mit noch einem Pferde, auf dem ich über den Strom reiten uud mciue Neisc südwärts bis au das südliche Ende des Sinkara-Sees fortsetzen sollte. Vergangene Woche hat es uiel geregnet, nnd als wir an den Fluß kamen, faudeu wir ihn so angeschwollen nnd so reißend, daß wenn ein Pferd oder Menfch denselben betreten hätte, sie sicherlich den Augenblick wären fortgerissen worden. Ich sah mich daher genöthigt, eine oder zwei Meilen an ihm hinanf-zureitcn, bis ich in ein Dorf kam, wo die Eingebornen zwifchen zwei hohen Bäumen, die sich vou dcu entgegengesetzten Ufern des Vergstromes gegen einander lehnten, eine rohe Brücke hergestellt hatten. Der Boden der Brücke bestand nnr aus zwei großen Bambusen, aber anf jeder Seite war noch einer angebracht, damit man beim Hinübergehen sich im Gleichgewicht erhalten konnte. Eine Stelle, wo es möglich geweseu wäre, das Pferd hinüber zn bringen, ließ sich nicht finden; ich mußte es daher zurücksenden und jene Tagereise von zwanzig Meilen vollends zn Fuße machen. Nachdem ich über den Strom war, wandte ich mich ostwärts, ging über eine Anzahl scharfer Bergrücken und kam dann auf die 362 Eine einfache Mahlzeit. Slraße hinab, die wir verlassen hatten. Diese führte uns an einem kleinen, reißenden Flusse hin; es war der Ombiling, der einzige Ausfluß des Sinkara-Sees. An mehreren Stellen bemerkte ich große Räder, nin zur Ueberschwemmung der Reisfelder Wasser emporzutreiben, Am Nadkranze warcu nnter eineni unbedeutenden Winkel Vanlbusstücke festgemacht, die sich, sowie sie die Ober-ftäche des Stromes berührten, füllten, nnd wenn sie ans den höchsten Punkt kamen, ihren Inhalt ansgossen. Diese Näder sind in allen einzelnen Theilen gcnan wie diejenigen, die inan in China zn dein-selben Zwecke benutzt, und wurden vielleicht von Einwanderern oder Kaufleuten ans jenem Lande eingeführt. Wir überschritten den schäumenden Ombiling ans einer Brücke in der Nähe der Stelle, wo der See sein überschüssiges Wasser eine Schlucht hiuab ergießt und den genannten Strom bildet, Ehe die Holländer in diese (legend heraufkamen, hatten die Eingebornen hier, bei Saina-wang, eine ähnliche Hängebrücke hergestellt wie diejenige war, ans der ich über den Vatang Taroh ging. Gouverneur Raffles hat sie in seinen Denkwürdigkeiten beschrieben und hat auch der eben erwähnten Wasserräder gedacht, so daß sie schon lange Zeit in Gebrauch gewesen sein müssen nnd nicht von Europäern noch von Ehinamännern eingeführt worden sein können, die sich an den Hanptortcn in der hiesigen Gegend niedergelassen haben, seitdem sie den Holländern unterworfen wurde. Als ich den in der Nähe der Brücke liegenden Kampong Ca-mawang erreichte, war Mittag vorüber, und ich war von dem langen Gehen über die Berge und dem Durchwaten der angeschwollenen Ströme so matt geworden, daß ich froh war, als ich in eine kleine schmutzige Hütte kriechen und eine alte malaiische ^-rau bitten konnte, mir etwas Reis zn kochen, denn ich hatte noch zehn Meilen weiter zu gehen und über den See kamen oft strömende Regengüfse. Meine Mahlzeit bestand aus Ncis, einem geräucherten fische, einigen Körnern groben Salzes und etwas rothem Pfeffer, die zusammen zwischen zwei platten Steinen zerrieben wnrden. Während ich nieinen Hnnger stillte, konnte ich mich nicht enthalten, meine einfache Mahlzeit den königlichen Tafeln gegenüber zu stellen, an welchen ich vor nicht ganz einer Woche bei dem Gouverneur in seiner Residenz zu Padang theilgenommen hatte, aber „Hnnger ist der beste Koch", wie Shakespeare sagt, und meine magere Kost schmeckte mir besser, als manchem übersättigten Fürsten Geologie der Hochebene. 36,5 die auserlesensten Gerichte. Von Samawang geht eine gut gebaute Straße an der Ostseitc des Sees hin »ach dem Kampong Siukara am südlichen Ufer. Der See ist zehn Meilen lang und gegeil drei Meilen breit. Hier läuft er parallel mit der Barizan Kette und erstreckt sich voll Nordniesten nach Südoste». Seine Ober-fläche liegt ungefähr siebzehnhundert Fuß über dem Meere. Das Merkwürdigste an ihm ist die große Tiefe an einer Stelle in der Nähe der Spalte von Paningahan, wo das Senfblei elfhundert-zweinndachtzig Fuß, beinahe eine Vicrlelmeile, hinabgeht, so daß sein Grund dort uur etwa fünfhundert Fuß nber dem Spiegel des Meeres liegl. Westlich vom Sinkara steht die große Barizan.Kette, deren Wände unmittelbar vom Räude des Sees aufsteigen, und deren Spitzen im Allgemeinen eine Höhe von fünfzehnhnndert Fuß über dem See oder dreitausend zweihundert Fuß über dein Meere erreichen. Anf der Ostseite nnd am nördlichen Ende des Sees befinden sich Hügel, die nicht ganz halb so hoch sind nnd meisten-theils aus Syenit bestehen. Die Barizan-Kctte besteht, wie sich ill der Spalte von Paningahan zeigt, alls Chloritschicfcr mit dazwischen liegenden Marmorschichten, nnd an den meisten Stellen mit Lava, Bimsstein und vulkanischem Sande oder Asche bedeckt. Diese Schiefer, und Kalksteinschichten ruhen ohne Zweifel auf ricseuhaften Felsen, denn solche sieht man auf der gegeliüberliegenden oder Knstenseitc der Bergkette zu Tage streichen. Das Becken des Sinkara-Sees befindet sich demnach an einer Stelle, wo eine große Klnftnng stattgefunden hat. Fünf Meilen östlich vom See nnd eine kurze Strecke südlich von dem Kampong Pasilian steht der Berg Sibumbnn, der ebenso wie die Svalte von Paningnhan wegen der Kupferbergwerke, die sie entHallen, von Herrn ^an Dijck, einem der Ncgiernngs-Vergbeamten, genau nntersncht worden ist. Der Sibnmbnn ist eine ans Syenit aufsteigende Grünsteinspitze. Nach Westen hin geht man vom Granit zn Marmor und dann weiter zu einem Sandstein von später Formation über, welcher Steinkohlenlager enthält, die wahrscheinlich dasselbe Alter haben wie jene, die ich m Siboga sah. Die ganze geologische Geschichte dieses Theiles von Snmatra läßt sich folgendermaßen kurz znsammenfaffen: Anf dem Syenit und Granit setzten sich Schlamm- und Korallelilager ab: dann wnrdc das Ganze emporgehoben lind gefaltet; nach dieser Periode setzte sich der Sandstein ab, dessen Schichten, wie wir schon bemcrkt 364 Ein Affe nimmt Cocosnüsse ab. haben, zu dcn Gesteinen, auf welchen sie ruhen, nicht passen und nahezu horizontal liegen. Wenn, wie Herr Van Dijk meint nnd sehr wahrscheinlich ist, der Marmor in der Spalte von Padang Paujang sich aus Korallen bildete, die wenigstens nicht älter sind als die Eocen-Formation, so folgt, daß die Gebirgszüge Sumatras in einer verhältnißmäßig uenen Periode entstünden sind. Der Proceß, bei welchem diese Schichten mit Lava, Bimsstein und vulkanischem Sand und Asche bedeckt wurden, ist seit der historischen Zeit vor sich gegangen. Das Merkwürdigste im Kampoug Siukara ist die Bali oder das Nathhaus. Inwendig sind beide Giebelseiten zu einer Neihe auf eiuander folgeuder Plattformen aufgebaut, von welchen immer eine höher als die audere ist. Auf der Außeuscite gleicheu diese hohen Giebel dem Hintertheile der alten drei- und vierdeckigen Fregatten, welche die Holländer allgemeiu gebrauchten, als sie zu-crst Herreu der hiesigen Meere wurden, und wie man sie noch jetzt in den Hafen der britischen Kolonien als Hulken kaun benutzen sehen. Das Aenßere der Vali sowohl als der besseren Priuat-häuser ist roth angestrichen und mit Blumen uud Schnörkeln in Weiß und Schwarz verziert. Während meines Aufenthaltes im Dorfe Sint'ara sah ich einen Eingebornen einen großen hundähnlichcn Affen von einer Stelle zur andern führeu. Auf Befragen sagten mir die Diener, er sei dazu abgerichtet, auf den Bänmeu Cocosnüsse von den Büscheln abzupflücken; aber ich zweifelte, ob er wissen könne, welche er auslcseu müsse, und beobachtete ihn daher selbst. Sein Herr brachte ihn an den Fuß des Baumes, gab dem Stricke einen eigeuthüm-licheu Ruck, uud sofort begaun der Affe hinaufzuklettern. Am Gipfel angelangt, sehte er sich ans das nntere Ende eines Blattes und fing sogleich an die Nüsse, die vollkommen ausgewachseu waren, abzureißen, indem er sie ein Stück herumdrehte. Nachdem er anf der cineu Seite des Baumes alle reifen Nüsse abgenommen hatte, ging er nach der andern Seite herum und brach dort ebenfalls die reifeu ab, ohne daß er auch uur eiumal versucht hätte, diejenigen abzupflücken, die erst zum Theil erwachsen waren. Dieses Auslesen der reifeu Nüsse aus den großen Trauben schien er, so viel ich entdecken konnte, ans eignem Instinetc, nicht anf ein Zeichen you Seiten seines Herrn vorzunehmen. Das Ufer am südlichen Eude des Sees ist sehr niedrig und ^ie dreizehn verbündeten <3tädte. ^f>!> marschig und ganz zu Reisfeldern eingerichtet. Hier ivaren uuge-heure Flüge ^ieihcr, die überall, wo sir sich niederließen, dir Sawas vollkommen weiß machten. Ueber diese Niederungen hin ist die Straße gebaut, die nach Solok fuhrt, welches sechs Meilen entfernt in südöstlicher Richtnng liegt. Den 8. April. — Ich fuhr nach Solok. Unterwegs begegnete ich sicbennndzwanzig grauen, die zum Begräbnis; eines eingebornen Fürsten gingen. Ihre Tracht war selbst in diesem Lande eigenthümlich. Sie bestand blos ails dein gewöhnlichen Sarong, der auf der rechten Hüfte offen und an der Taille an eine schmale Schärpe befestigt war, die um den HalB ging, und aus einem Turban um deu Kopf. Ungefähr drei Meilen von Einkara ging der Weg über eine geringe Anhöhe; dann tam ich wieder in eine Niederung hinab, die eine einzige große fruchtbare Sawa war. Neis ist hier in Ueberflnß vorhanden und sehr wohl feil, und der Resident versichert, daß viele, Eingcborne ihn lieber geuicßen, weun er wenigstens ein Jahr alt ist, und daß einige von ihnen kleine Quantitäten besitzen, die sie mehrere Jahre auf-bewahrt haben. Die Körner des hiesigen Reises sind kleiner als von der Art, die iu unseren (^arolinn-Staatcn wächst; aber man hat es mit derselben hier versucht und gefnnden, daß sie auf den Acker eine beträchtliche Anzahl Pfunde weniger liefert als die einheimische Spielart. Die hiesige Gegend war, ehe sie von den Holländern erobert wnrde, als das Tiga-Blas-Land oder das Land der,,dreizehn ver-bündetcn Städte" bekannt, weil die hier iu der Nähe liegenden dreizehn Dörfer einen Vertrag geschlossen halten, sich gegenseitig Beistand und Schutz zu leisteu. In ähnlicher Weise war, als die Hollander das Land eroberten, das ganze Gebiet, das vorher zu dem einzigen Königreiche Menangt'abau gehörte, in kleine Bünde zertheilt, und die auf diese Art eingerichteten einzelnen Kreise werden jetzt auf den holläudischeu Karten als der Bezirk der ,,fünf, zehn oder zwanzig Kottas" bezeichnet. Gegenwärtig stehen, ob gleich die meisten Eingcboruen in Dörfern leben, doch viele Häuser zerstreut auf den angebauten Ländereien. Vor der Grobernng lebten sie alle in Dörfern, die in der Regel mit einer Pallisade und einer dichten Vambushcckc umgeben waren. Die holländischen Generale, die sie unterwarfen, zerstörten diese rohen Festungs- -M Die Spalt«, in dcr VariMl-KM', werte, damit die Dorfbewohner keine Vertheidigungsmittel hatten und sich nicht so leicht empören konnten. Viele Kampongs in dcr hiesigen Gegend lagen danuils ans den Hügeln, sind aber seitdem aus demselben Grunde auf die Ebenen verlegt worden. Zu der Nähe von Solok steigt der innere Ge-birgszug, der den westlichen Strebepfeiler des Platean bildet, über die umliegende Ebene empor wie eine große Mancr, die sich nach Westen herumbiegt und sich in dein großen Talang, welcher eine Höhe von etwa achttansend fnnfhnndert Fuß erreicht, mit der Varizau-Kette vereinigt. Eine kurze Strecke nördlich vom Talaug ist eine Spalte, durch welche der Resident jetzt eine Straße nach Pndang bauen läßt. Oegen zwölf Meilen nach Norden befinden sich zwei andere Spalten in der Nähe von Paningahan; sie find durch die Gebnrtswehcn eines Vulkans entstanden, der nnwei! jenes Kampongs steht. Noch weiter nördlich ist die Spalte bei Padang Panjang. Alle vier Spalten lommen, wenn man die gerade Linie nimmt, innerhalb einer Strecke von weniger als dreißig Meilen vor. Am südöstlichen Abhänge des Talang, in einer Höhe von sechstausend ssnß, ist ein kleiner Bergsee, aus welchem der Solok-fluß entspringt, der sich in den Sintara-Sce, die Quelle des Om-biling, ergießt; der Ombiling krümmt sich nach Osten und Süd' often uud vereinigt sich mit dem Sinamn, den wir bereits von Paya Kombo ans das Bna-Thal hinab verfolgt haben. An ihrer Vereinignngsstelle fängt der Indragiri an, der über die Niederungen, welche die Ostseite Sumatras bilden, nach Osten lauft und sich beinahe den Linga-Inseln gegenüber in die Java-See ergießt. Dieser Bcrgsec läßt sich daher als die Quelle des Indragiri betrachten, und innerhalb eines Kreises, dessen Radius eine halbe Meile betragt, entspringen drei Ströme, die nach ganz verschiedenen Richtungen fließen — zwei, der Iadragirl und Iambi, ergießen sich in die Java-See, und der dritte vermischt sein Wasser mit dem des indischen Oceans. Den 1l). April, ^ Ich ritt von Sinkara nordlich nach Samawang am Ausflnsse des Sees nud setzte von da meine Reise zu Fuße iu westlicher Richtung nach Batu Bragon am nördlichen Ende desselben und in nordwestlicher Richtung nach Padang Pan-jang fort. Auf der Westseite des Sees ziehen sich von den Mnnonngen Die Flanken des Merapi. I(>7 der liefen Schluchten aus Streifen fahler Steine hin, die gleichsam gepflasterte Chalisseen bilden — die Chausseen in der That, welche die Ratnr für den Menschen hergestellt hat, damit ev zwischen ihre erhabenen Berge hinaufgebe. Zwischen Samawang nnd Batil Vragon setzte ich über mehrere Bette dieser trocknen Bergströme. Das in ihnen liegende Geröll war meistenthcils von ^ava und fiel rasch in einen groben, scharf tantigen Singel auseinander. Auch Siienitbruchstücke zeigten sich, Diese Steine waren von den benachbarten Hügeln hcrabgcspnlt worden nnd lagen in langen Schwaden aufgehäuft, als wären sie j^> leicht wie Suren gewesen — so groß ist die Transport-traft jener Bergströme, die nnr während der starken Regen vor--Handen sind. Von Batu Vragon stieg die Straße die flanken des M^rapi hinauf, die sich im höchsten Cnltnrznstande befinden — die meisten von ihnen sind in Terrassen znm Reisbau verwandelt, aber es wird hier auch einiges Zuckerrohr gebant. Um den Saft des letztern auszupressen, werden zwei Cylinder von Holz senkrecht in ein hölzernes Gerüst ssestellt; auf jedem sind eine Neihe Spiralen so angebracht, daß sie genau in einander passen, wie die Zähne zweier Räder. Einer derselben wird durch einen langen Hebel, den ein Büffel zieht, herumgedreht; dabei dreht sich der andere Cylinder zugleich mit, aber natürlich in der entgegengesetzten Richtung. Die Stengel des Zuckerrohres werdeu auf der einen Seite hineingesteckt und der Saft sammelt sich unten in einem großen Gefäße. Diesen kochen sie dann zu Svrnu ein nnd krystallisiren ihn, wie Manche sagen, zu Zucker. Während ich nach Padang Panjang hinaufstieg, wandte ich mich immer und immer wieder um, um immer noch einmal die prachtvolle Aussicht nach Süden zu genießen, ^n meiner Nähe wogten grüne Reisfelder im Sonnenschein, und weit unter diesen lag der blaue See, von hohen, onnkeln Bergen umgeben; anf ihren stattlichen Spitzen zogen sich schwarze Wolken zusammen, aus welchen dann nnd wann ein starkes, gedämpftes Brummen oahin-rollte, das die Heftigkeit des kommenden Gewitters verkündigte. Am nächsten Tage kehrte ich nach der Gouverneurs-Residenz in Padang zurück. Einige Zeit vor meiner Ankunft uou Java hatte eine malaiische Pran in Geschäften von Chinamänncrn die Pagi-Inseln besucht, 3s'A Einsseborno oon den Pagi^Inseln, uiit Cocosnilßöl nnd Schildpatt einzulaufen, und hatte einen Mann lind eine Frau, die auf dem beigcgebrnen Holzschnitte nach einer Photographie dargestellt find, bewogen, mit nach Padang zu gehen. Der Sarong der Fran war aus den Blättern der Cocos-palme nnd Banane hergestellt, die zu Streifen zerrissen und an dem einen Ende an einen langen Rotang befestigt waren, der mehrmals um den Leib gewunden wurde. Wenn diese Blätter grün sind, bilden sie eine ganz leidliche Bedeckung, aber in der heißen tropischen Sonne welken sie bald zn bloßen Schnuren zusammen. Als Vaju wnrdc ein ähnliches Gewand von Bananen^ blättern benutzt. Die Kopfbedeckung war uoch eigenthümlicher. Sie war aus Bananenblättcrn gemacht, die man, wie der Holz^ schnitt zeigt, in die Gestalt eines Stülphutes gebracht hatte. Dieser ist obeu gewöhnlich mit einem Grasbüschel verziert nnd wird stets kreuzweise aufgesetzt. Die ganze Kleidung des Mannes war ein gegen vier Zoll breiter und zehn bis zwölf Fuß langer Streifen Vanmrindc, der, wie der Holzschnitt zeigt, um den Leib ging und die senden bedeckte. Die Knaben gehen ganz nackt, bis sie ungefähr acht Jahre alt sind. Weder der Mann noch die Fran machten sich etwas aus Reis, aber Brod aßen sie sehr gern, obgleich sie noch nie welches gesehen hatten. In der Heimath war ihre gewöhnliche Nahrung Sago, in Salzwasscr gekocht nnd mit zerriebener Eocosnnß bedeckt. Als der Gonverncnr dem Manne ein Huhn gab und ihn bat, es nach seiner Art zu kochen, baute er im Hintcrhofe ein kleines Feuer auf, und sobald es recht loderte, band er dem Huhne die Flügel nnd Beine zusammcu nnd warf es lebendig in die Flammen, damit die Federn abbrannten. Der Gonvcrneur versah sie mit vieleu Geschenken für ihre Rajahs und Freunde und schickte sie bei der ersten Gelegenheit nach ihren Inseln zurück. Bald nach ihrer Rückkehr kam ein anderer Ein-geboruer anf dieselbe, Weise nach Padang. Er war dort, als ich wieder aus dem Iunern anlangte, und machte uns anf die Einladung des Gouverneurs einen Besuch. Er gehörte zum reiueu malaiischen Typus, denn er nnterschied sich au Größe und allge-meinen Proportionen des Körpers nicht wesentlich von den su-matranischen Vialaien, die mit ihm kamen. Brust, Unterleib und Rücken der Hände waren tätowirt. So werden beide Geschlechter geschmückt. Man fängt damit au, wenn sie sechs oder sieben Jahre alt sind, und setzt das Verfahren mit Unterbrechungen lange Zeit Eingeborene von den Pagi-Inseln. Oebirssszüsse. 369 fort. Der erwähnte Mann sagte, jedes Dorf habe darin seine eigne Art. Es wird mit einem scharfgespitzten Kupferdraht gemacht und die Substanz, die man hinein sticht, soll der Rauch von einem Gummi sein, mit dem Safte irgend einer Pflanze, wie z. B. der Flüssigkeit des Zuckerrohres, vermischt. Er hatte keinen Begriff davon, wie die Sitte entstanden sei oder welchen Nutzen sie habe, anher daß man daran die Bewohner der verschiedenen Dörfer unterscheiden tonne. Einige Zeit vor dem Antritt meiner letzten Reise hatte sich der Gouverneur erboten, mir ein kleines Kanonenboot zu geben, das etwas größer als ein ^ootscn-Voot, aber mit nahe an zwanzig Malaien bemannt war, nm nach den Pagi-Inscln zu fahren und diesen Mann, der während seines Aufenthaltes in Pabang etwas Malaiisch gelernt halle, als Dolmetscher mitzunehmen. Ein unerwartetes Ercigniß machte es jedoch nothwendig, jenes Boot die Küste hinaufzusenden, und es konnte einige Tage danern, ehe ein anderes kam; ich beschloß daher, mil dem Postboot nach Ben-culen zu fahren und eine langc Reise direct über die Insel nach Palembang anzutreten, von da nach Banca überzusetzen und auf dem Dampfschiffe, da5 auf seinem Wege von Batavia nach Singa^ pore an jener Insel anlegt, nach Singapore hinaufzufahreu. Während der Reise im Innern Sumatras haben wir gesehen, daß die Gebirge, die sich von einem Ende der Insel bis zum andern erstrecken, sich im Allgemeinen in zwei Parallelkettcn ordnen, die ein langes, schmales Plateau einschließen, ^ie Insel Engano ist der Gipfel der südöstlichen Spitze in einer andern ähnlichen BergteUe, die parallel mil der schon beschriebenen in nordwestlicher Richtung lünft. Nachdem sie nnter den Meeresspiegel gesunkeu ist, kommt diese Kette wicon zum Vorschein in der Pagi-, Mcmtawi-uild BatU'Gruppe, Pulo Nias, Pulo Babi und den Eocos-Infeln. Das Plateau im Innern ist, wie wir ebenfalls gefnndcn haben, burch Qucrgcbn'gszüge, welche die beiden Hauptketten mit einander verbinden, in eine Anzahl besonderer Thäler getheilt. In ähnlicher Weise treten Quergebirgszüge in Pulo Kapini, einer der Vatu-Inseln, und in den Vauyak-Inseln auf. Diese Qucrzügc sieht man in den hohen und gut marlirten Vorgebirgen, die an jenen Stellen von der Varizam oder Küsten-Kette Sumatras vorspringen. Einen dritten hervorstehenden Theil der Küste sieht man bei Inoravura. Wie "ü' Thäler im Innern Plateaux werden, wenn wir sie mit dem Vittmove, Rliftn im ostindischoil Archipel. ^ ?'W Wo das Becken des indischen Oceans beginnt, gegenwärtigen Meeresspiegel vergleichen, so ist die lange, schmale Flüche zwischen den genannten Inseln nnd Sumatra ein Plateau, wenn man es mit dem Bett des unermeßlich tiefen Oceans anßer-halb derselben vergleicht. Wie ferner die Kurilischen nnd Japanischen Inseln, die Liu-Chius und Formosa nur dic höheren Theile einer großen Bergkette sind, die sich an der östlichen Kante des asiatischen Continents erhebt, so find dann diese Inseln nur die Gipfel einer andern großen Kette, die an einem Theile des snd' lichen Randes desselben (xontiuents steht nnd die stelle andeutet, wo das weite und tiefe Becken des indischen Oceans beginnt. Sechzehntes Kapitel. Nuer über Sumatra. Den 17. April. — Ich schiffte mich in Padang auf dem Dampfschiff? nach Benculen ein. Wir hatten fast auf dem ganzen Wege starkeil Wind ans Südosten, obgleich der Tüdostmonsun in der Java-See noch nicht begonnen hat. Als die westliche Grenze der hiesigen Monsnu^ Region kann man, wie ich nach vielfachen Erkundigungen schließe, das Cap Indrapnra betrachten, aber beide Monsunwinde herrschen dann nnd wann nördlich bis Padang. Weiter nördlich sind die Winde stets veränderlich. In der Tava-nuli-Bai wurde mir mitgetheilt, daß dann und wann starke ,,Norder" mehrere Tage lang herrschen, und man rieth mir ernstlich ab, in einer Schaluppe nach der anliegenden Insel Meusalla zu fahreu, obgleich das Meer zwei bis drei Tage hinter einander nthig war. Den 18. April. — Um zwei Uhr Nachmittags liefen wir ln die Vai von Benculen ein. Es ist eine offene Rhede, und die "cm den beständigen Südost-Passaten des indischen Oceans empor-getriebcne Deining wälzt sich herein und bricht sich zum ersten Male am Ufer , weil nach dein Meere zu keiue Insel-Kette liegt, um diesen Theil der Küste zu schützen, wie es weiter nördlich der ^all ist. Wir konnten jedoch der Stadt gegenüber iu der Bai ankern. Die handling ist hier theils wegen der Brandung schwierig, besonders weil an den Usern hin meist Korallenriffe stehen. Die Stadt liegt auf einein niedrigen Felsgestade auf der Südseite der Bai. Nach einem mit den Holländern im Jahre 1824 geschlossenen 24* Z73 Ratten-Insel. Vertrage wurde ihnen dieses Gebiet im folgenden Jahre ;um Tausch für Malacca und das angrenzende Vand gegeben, Es steht jetzt unter einem Residenten, der von dem Gouvernement in Batavia eruaunt wird nud nicht unter den: Gouvernenr von Padanq steht. Die Residentschaft fängt an der Südspitze der Iusel an und uin^ faßt den Flächenralim zwischen der Barizan-Kctte uud der Meeres küste von jener Spitze an bis nördlich nach Al0komoto. Ihre Einwohnerzahl beträgt Hundertzwanzigtausend fünfhundert und vierzehn und vertheilt sich folgendermaßen - Europäer, hunoenvier^ undsiebzig; Eingeborne, hundcrtneunzehntausend sechshnndertein undneunzig; Chinesen, fünfhundertsechsuuduelinzig; Araber, sechs; andere nwrgenländische Völker, siebenundvier^ig, Deu 19. April, — Der Resident gab mir eine große Prau, um nach Pulo Tikus oder der Ratieu-Insel zu fahren, einer kleinen Koralleninsel, ungefähr sechs Meilen von Benculeu. Auf ihrer Küstenseite biegt sich das Riff an einer Stelle einwärts und bildet eine kleine Bai. Rings um dieselbe waren an allen Ecken des Riffs eine Anzahl alte Anker, schwer genug für die größten Fregatten. Sie waren von den Engländern dort angebracht wor den, die hier ihre Schiffe anlegten und den Pfeffer von Beuenlen in Prallen herüberschafsten. Nenn Penculen einen guten ^afcn oder Nhede halte, wäre es ein wichtiger Platz, aber es hat keinen, und es läßt sich auch uicht gut einer lserstellen, Auf Pulo Tikus fanden wir einige Fischer, von welchen ich eine Anzahl derselben Muschelarlen erhielt, die ich zuvor anf den Gewürz-Inseln nnd an anderen Orten im östlichen Theile des Archipels gesammelt hatte. Die gemeine Nautilus-Muschel fiudet sich dort von Zeit zu Zeit, nnd nur wurde eine sehr vollkommene gegeben, die man von Engano hingebracht hatte. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß das Thier nicht in den hiesigen Meeren lebt uud daß diefe Mnschelschalen aus der Umgegend der Insel Rotti hergeschwommen sind, welche der Südspitze von Timur gegenüberliegt, wo jene seltenen Weichthiere, wie schon bemerkt, in Menge leben sollen. Auch Benculen ist im ganzen Archipel als ehemalige Residenz von Sir Stamford Rafflet bekannt, der von 1818 bis 1824 Gouverneur der an dieser Küste gelegenen englischen Besitzungen war. Von 1811 bis 1816, wo der ganze Archipel unter den Engländern stand, war Sir Stamford General.Gouvernenr nud residirle in Sir Stamford Raffles. ,^73 der Nähe yon Batavia. Es war seinen ernstesten ^orstelluugen zuwider, daß Java und was dazu gehörte den Holländern wieder abgetreten wurde, und die großen, directen Einkünfte, die Holland seit der Heit von jenen Inseln bezogen hat, haben deutlich bewiesen, daß seine Ansicht richtig war. Seit meiner Anknnft in Batavia habe ich seinen Namen von den holländischen Beamten oft erwähnen hören, und immer mit der größten Achtung. Gouverneur Raffles faud viel Geschmack an Naturgeschichte. Ehe er hierher kam, gründete er während seines Besuches in London die zoologische Gesellschaft und legte die zoologischen Gärten an, die jetzt fremde hauptsächlich veranlassen, jene große und reiche Weltstadt zu besuchen. Als er ans dem hiesigen Hafen absegelte, war sein Schiff mit den Thieren der Gegend, lebenden und aufgestellten, beinahe uollgeladen, aber an demselben Abend gcrieth es, als es noch nicht über fünfzig Meilen von der Küste war, in Brand und die Mannschaft nnd Passagiere kamen blos mit dem Leben davon. Nicht nur Stamford's ganze natnrhistorische Sammlung, sondern auch alle seine amtlichen Urkunden und die vielen Privatpapiere, die er zwölf Jahre hindurch gesammelt hatte, gingen unwiederbringlich verloren. Dies sonderbare Schicksal scheint die Verschiffnng naturgeschichtlicher Gegenstände aus dem Morgenlande immer zn «erfolgen, aber ich hoffe, daß meine Sammlung von dieser Regel eine Ausnahme machen wird.*) Den 20. April. — ^ch ritt nach Ujang Padang, einem niedrigen, etwa zwanzig ^uß hohen, steilen Ufer anf der Nordfeite der Bai von Bmculen. Es besteht ans einem steifen, rothen Thon, der auf andereu, bleifarbigen Thonlagern rnht; letztere sind geschichtet und enthalten viele versteinerte Muschelschalen der Nen-Zeit, von denen einige auch in den unteren Schichten des rothen Thones sich zeigten. Diese fossilienhaltigen Schichten ziehen sich wahrscheinlich eine Strecke nach Norden und Süden, sind aber durch die dnranf liegenden Schichten rothen Thones verdeckt, denn am Fuße einer steilen Uferbank, zwischen diesem Punkte und Bcn-culen, kommen sie wieder zum Vorschein. ^ Während das vorliegende Buch in die Druckerei geht, ist die ^an',e er» U'ähute Sammlung iu vollkommener Ordnung angelommen, obwohl dao Schiff, das sie brachte, zweimal in Gefahr geriech und in einen Hafcu ;u tommen suchen mußte, wodci es das cmc Mal durch ciuen Cuclon, bei den, es acht Stunden lang auf der Seite liegen blieb, beinahe entmastet worden wäre. A74 Geologic der Gegond um Cap Indrapma. Von Cap Indrapura südwärts lauft ein Streifen niedrigen, verhältnißmäßig ebenen Landes an der Küste hin, aber nördlich von jenem Punkte tritt der Ocean bis an die Füße der Hügel und Berge heran. Südlich von Cap Indrapura liegen mir eiilige kleine Inseln nahe an der Küste, aber nördlich von ilnn ist das Meer dicht mit ihnen besetzt; besonders nördlich von Padang gibt es sehr viele seichte, gefährliche Korallenriffe, die auf den meisten Karten nicht angegeben sind. Südlich von Indrapura hat sich die Küste entweder mehr gehoben als die nördlich davon liegende Fläche, die nnter dem Meere geblieben ist, oder der nördliche Theil der Küste hat sich gesenkt, während der südliche Theil sein früheres Niveau so ziemlich behalten hat. Der Sand und Thon, ans welchem der erwähnte Streifen niedrigen, angeschwemmten Bandes be-steht, entstand durch die Anflösung nnd Zersetzung der l^csteinc, welche die Barizan-Kette bilden. An ihre gegenwärtige Stelle wurden diese Stoffe dnrch die vielen kleinen Ströme geschafft, welche die südwestlichen Flanken jener Berge herab nach dem Meere fließen. Die Transportkraft eines Stromes hängt natürlich hauptsächlich uon seiner Wassermasse und von der Schnelligkeit ab, mit welcher er fließt. Ein Blick auf die Karten von Sumatra wird zeigen, daß die größeren Ströme nördlich von Cap Indrapura liegen. Da ferner die Ströme südlich uon jenem Punkte eine Strecke weit dnrch ebene Vändcreien fließen, so sind sie nicht so reißend, wie diejenigen nördlich davon, die sich soforl in's Meer ergießen, ohne einen Um- oder Iickzackweg durch das angeschwemmte Land oder die Deltas zu machen, die sie selbst gebildet haben. Den 21. April. ^ Ich trat meine Ueberlanoreisc zn Pferde an, die einzige Art, ivie man in dieser legend reist. Unsere Gesellschaft besteht heute aus dem Residenten, einein Najah nnd vielem Gefolge, lind wir sind hierher nach Suban gekommen, nm die in der hiesigen Umgegend befindlichen Steinkohlenlager anzusehen. Von Benculeu nach Taba Pananjong am Fuße des Ba-rizan ist die Straße fast eben, indem sie über den Streifen niedrigen Landes geht, dem wir längs dem Flusse Vencnlcn folgten, wobei wir den scharf zugespitzten ^uckerhntberg rechts vou lins hatten, bis wir an einen zweiten spitzigen Hügel kamen, der zu derselben eruptiven Formation gehörte. An einer Stelle sahen wir die frischen Fährten eines Elephanten, und die Eingebornen, Eine TMrfalle. 375 die gute Kenner sind, meinen, sie wären wahrscheinlich erst gestern gemacht. Bald daranf wurde mir eine Stelle gezeigt, wo man nicht lange znvor Bruchstücke drr Kleidung nnd einen Theil der deiche eines Eingeborncn fand, der, während er anf dieser, der frequentcsten Straße in der hiesigen (legend reiste, von den Tigern zerrissen wnrde. Nahe dabei ist eine rohe ^alle für diese verderblichen Bestien. Sie besteht ans einem kleinen, mit einem Pfahl-zann eingeschlossenen Platze; an den Pfählen find zwei große Bäume horizontal, einer über dem andern, angebracht, so daß, wenn der Tiger seinen Kopf zwischen sie steckt, nm die innerhalb des Mannes befindliche Ziege zu packen, der obere Balken ans ihn fällt nnd ihn durch seine große Schwere festhält. Wenn dann die ^'ingebornen ihn brüllen hören, kommen sie herbei und fertigen ihn schnell mit ihren tanzen ab. Achtzehn Paalen (ungefähr siebzehn Meilen) von Vencnlen verließen wir die Hauptstraße, die gut gebant ist, nnd schlugen einen schmalen Fußweg ein, der sechs Paalen weit über eine Reihe kleiner Bergrücken führte, die von den großen Küstenketten vorsprangen. Sie standen so nahe an einander, daß wir fortwährend entweder einen steilen Abhang nach dem ("runde eines kleinen Thales hinabklettcrten oder auf der gegenüberliegenden Seite hinaufstiegen. Der Boden ist ein rother Thon, wie jener, den wir in den Klippen bei Ujang Padang bemerkten, und hat fich durch die Zersetzung der vulkanischen Gesteine gebildet, die er bedeckt. In der hiesigen Umgegend hat es heute stark geregnet und das Hinab- und Hinanfreitcn an den erwähnten Abhängen ist sehr schwierig. Mit allen anderen Thieren, außer diesen gewandten nnd standfesten Ponies würde es gefährlich sein, hier zn reisen. Mit Menschen auf dem Rücken klettern sie Stellen hinauf, an denen unsere Pferde daheim, die an ebene Straßen gewöhnt sind, nicht gern allein hinaufsteigen würden, ^ängs dem Wege lagen an geniisfen Stellen viele Haufen er-heirathung bezeichnet man mit umliil anak> ,,ein Kind nehmen." Ein Vater wählt für sciue Tochter eiuen Gatten und uimmt den jungen Mann in seine Familie auf. mit der er zusammeu lebeu 38l) Schmuck der Jungfrauen. muß. Wenn der junge Mann dem Vater eine gewisse Summe bezahlen kann, zieht er mit seinem Weibe nnd seiner Familie in sein eignes Hans, bis dahin aber werden er nnd seine Familie als Dienstboten und Schuldner betrachtet. Als Zeichen ihrer Iungfrau-schnft tragen die Anak l^adis an den Vorderarmen Silber und an den Handgelenken breite silberne Bänder, In der südlich gelegenen Landschaft Lampong tragen sie, anstatt kleiner, massiver Ringe, ans hohlen Röhren gemachte große Ninge, zuweilen in solcher Anzahl, daß sie beide Arme vom Handgelenk bis zum Ellbogen bedecken. Hier haben sie dann nnd wann silberne Ketten um den Hals, und in den Ohren einen Schmuck, der an (Gestalt jenem etwas ähnlich ist, welcher im Menangkabau-Laude getragen wird, aber viel kleiner; der Theil, der durch das Ohr geht, ist nicht größer als ein Federkiel. Auch die hiesigen Gingebornen verfertigen, wie diejenigen auf der Padauger Hochebene, viele schöne Nachbildungen von Früchten nnd Blumen in Silber. Ihre Sarongs und Schärpen machen sie selbst und verzieren sie sehr geschickt mit Baumblättern, die mit Silberfaden hiueingewirkt werden. Den 23. April. — Ich ritt diesen Morgen von Taba Pananjong über den Barizan- oder Küstengebirgszng, der hier, wie anderwärts, im Allgemeinen höher ist als die ihm parallelen Ge-birgsznge in Osten, nnd daher die Wasserscheide zwischen der Ostuno Westküste bildet. Die Straße war gut gebaut gewesen, durch die starken Negen aber, die kürzlich in der hiesigen Umgegend gefallen sind, war sie äußerst schlammig geworden und an manchen Stellen arg weggespült. Sie ist jedoch für die C'ingebornen zur Benutzung ihrer Pad at is oder von Büffeln gezogenen Karren noch gut genng, aber die meisten Männer, denen ich begegnete, trugen ihre Erzeugnisse auf dem Rücken zn Markte. Die Berge sind alle mit dem dichtesten Walde bedeckt, aber die Niederuugen, die sich von den Füßen derselben nach dem Meere ausbreiten, scheinen ganz unfruchtbar zn sein, besonders wenn man sie mit den Niedernngen Javas vergleicht. Tie Morgcn-lnft war still und rein, und Schnarrn großer schwarzer Affen machten die Thäler und Schluchten fortwährend mit ihrem lauten Trompeten wiederhallen. Vom höchsten Pnnkte des Passes, der zweitauscud fünfhundert bis dreitausend Fnß über dem Meere liegt, hat man eine prachtvolle Anssicht. Nach Südwesteu sieht mau die Niederungen, die sich bis Benculen erstrecken, in der Die Hochebene des Musi. 58! Ferne auch Plilo Tikus und die heftige Brandung, die sich an seinen Koralleuriffen bricht und glänzend im Sonnenschein funkelt, Nnf der entgegengesetzten oder innern Seite der Bergkette lag das liebliche und in hohem Grade fruchtbare Thal des Musi-^lusses, der etwas weiter nördlich entspringt, vor mir ausgebreitet. Mitten in diesem Thale stand der Kampong und holländische Posten Kopaiyong. Jenseits des Thales erhob sich ein thätiger Vulkan, der UIu-Musi-Berg, mit drei Spitzen. Die größte und älteste war ruhig, und jenseits derselben stand ein zweiter, etwas kleinerer Kegel, offenbar neueren Ursprungs als der erstere, aber ebenfalls unthätig. Jenseits dieses Kegels war ein dritter, noch kleinerer, von dessen Gipfel große Quaulitäteu Dampf und andere Gase in dichten Massen emporstiegen. Von dem Passe hinab ging unser Rill eben so rasch wie vor-her anf der Küstcnseite hinauf, bis wir an die Ufer des Musi und in das Thal hinnntertamen, in welchem das Dorf Kopaiyong liegt. Die Höhe dieses Plateau über dem Meere beträgt fünfzehn^ bis achtzehnhundert Fuß. Es entspricht vollständig dem Plateau um den Siukara-See uud allen anderen zwischen der Barizan und ihren Parallel-Ketten nach Norden zu. Sein Boden ist ein schöner, schwarzer Lehm. Seine Hanptelzeuguisse sind Tabak und Kaffee, die beide hier sehr gnt gedeihen. Dieser Ort wird, nnd ohne Zweifel mit Recht, für sehr gesund gehalten, Es gibt keine „nasse und trockne Jahreszeit", wie in Java, sondern Regengüsse kommen hier alle wenigen Tage vor, in der Regel Nachmittags. Obgleich der Voden nnd das .Klima des Musi-Thales für die Entwicklung der Civilisation so günstig sind, so haben sich doch die Eingebornen in dieser ganzen Gegend bis vor wenigen Jahren nnr mit Baumrinde gekleidet. Dem hiesigen Plateau fehlt jedoch ein Reizmittel zur Beförderung der Industrie und Civilisation, welches das Plateau von Meuangkabau besitzt, das ist Gold. In der Küstengegend haben die Häuser der Eingebornen hohe, scharfe Dächer und find mit Atap gedeckt, hier aber sind die Häuser größer uud niedriger, nnd die Dächer sind fast platt und mit Bambus gedeckt, der in Hälften gespalten uud, mit der vertieften Seite aufwärts, neben einander gelegt ist. Auf die Kanten dieser Hälften sind andere Bambusstücke, mit der vertieften Seite nach unten, gelegt. Dies ist der einzige Ort im Archipel, wo ich diese einfache und leichte Art, ein Dach herzustellen, gesehen habe. 382 Kapaiyong. D e n 24. April. — Da ich mich von der übermäßigen An-strengnng uiährend der vergangenen zwei Tage ganz krank fühle nnd sehe, daß die nächsten zwei Tagereisen lang nnd ermüdend sein müssen, so rnhe ich hier einen Tag ans nnd genieße die kühle, erquickende Luft von Kopaiyong. Der Controleur theilt mir mit, daß der vulkanische Kegel nordöstlich von nns sich während eines Ausbruchs bildete, der erst vor einem Jahre stattfand, nnd daß einige Zeit vor dem Ausbruche hier sehr oft starke Erdbeben vorkamen; seitdem aber die Gase, die uuter dem Verge eingeschlossen waren, einen Ausweg gefunden haben, hat man nnr ein einziges Erdbeben erlebt, nnd das war sehr unbedeutend. Dies ist der thätigste Vulkau, deu ich gesehen habe. Jetzt steigt eine gewaltige Masse weißen Gases höchst großartig empor. In dem einen Moment erscheint sie wie eine große Garbe, und im nächsten Augenblicke geht sie langsam in eine senkrechte Säule über, und diese wird wieder zn einem uugeheuern umgekehrteu Kegel, der sich da^ durch in der Luft zu erhalten schein!, daß seine Spitze ans dem Gipfel des unter ihm stehenden Vulkans ruht. Der Handel in Kopaiyong beläuft sich jährlich im Gailzen auf hunderttausend Gulden ssechsuudfünfzigtausend Thaler). Die Händler sind Chinesen, Araber nnd einige Holländer. Sie erhalten von den Ein-geboruen Kaffee nnd Tabak, und geben ihnen dafür Baumwolleu-waaren, Messer uud verschiedenartigen tteinen Kram. Die Bevölkerung der hiesigen Gegend scheint von der Einwohnerzahl auf der Padanger Hochebene nnr ein kleiner Vruchtheil zu sein; weun sie eben so dicht und fleißig wäre, würde das obere Musi-Thal sich bald in einen einzigen großen Garten verwandeln, und Venculen, nach welchem die Erzeugnisse desselben znr Verschiffung nach auswärts geschafft werden müffeu, würde augenblicklich ein Hafen von der höchsten Vedentnng werden, Ich hatte ernstlich daran gedacht, die Neise von Solok nach Kopaiyong zu unternehmen, und hätte ich nicht nothwendig nach Padang zurückkehren müssen, so hatte ich sie versucht, ungeachtet ich die ganze Strecke hätte zu Fuße zurück-legen uud auf beständige Hindernisse nnd Velästiguugen von Seiten der Eingebornen hätte stoßen müssen, die anf alle fremden im höchsten Grade eifersüchtig sind. Die Entfernung von Solok bis hierher beträgt in gerader Linie beinahe zweihundert Seemeilen, aber durch die Zickzack- und Umwege, die ich hätte machen müssen, wären es volle dreilmnderl geworden. Von Knpaiyong naä, ,^almn A^ong, W" Das Haus des Controleurs in Kopaniong ist mit einem Atap von Bambusspänen ssedeckt, der anf dieselbe Weise gemacht ist wie der gewöhnliche Atap von Palinblättern, aber er siebt viel netler aus und soll bei Weitem dauerhafter sein. Den 25. A p r i l. — Da es in dem Orte, wo ich heilte Abend logiren werde, keine weißen Bewohner gibt, so war der (^outrolenr so freundlich, gestern einen Diener mit reichlichen Vebensmitteln und Befehlen an die am Wege wohnenden Rajahs zn senden, das; sie, wenn ich ihre betreffenden Dörfer erreichte, mich wohlwollend anfnehmeu sollen. Um sechs Uhr Vormittags brach ich mit einem sichrer und einem Kulie nach Kaban Agong anf, eine Strecke von neun Paalen in südöstlicher Richtnug. Der Weg ging den Mnsi entlang, der in diesem Theile seines Laufes nur ein kleiner Strom ist, mit un-bedeutenden Wasserfällen in kurzen Entfernungen. Das südlich von Kopaiyong gelegene Thal mag vielleicht gau^ breit sein, aber wir kamen bald in einen so dichten Dschnngel, daß ich nicht im Stande war, die auf beiden Seiten stehenden Berge zu sehen, Kuban Agong ist ein kleiner Kampong von zwanzig bis fünfundzwanzig Häusern, und die zwei oder drei Häuser ausgenommen, die man dann und wann nahe bei einander auf deu urbar gemachten Stellen oder Ladangs sieht, ist das ganze Land eine unnnter brochene Wilduiß, Die Häuser des Dorfes stehen vollkommen regelmäßig in zwei Reihen, und milieu in der ("asse, die zwischen ihnen hinläuf«. befindet sich ein kleines kreisförmiges Hans, mit offenen Seiten und rings um dasselbe angebrachten Sitzen für die hin nnd yer reisenden Knlies, damit sie Halt machen lind unter einem Obdach vor der Sonne geschützt ansruhen können. Hier empfing mich der Rajcch nnd brachte Früchte, wie sie seine ^ente banten. Der Kulie, der neben meinem Pferde marschirte, trug meinen Svrucer'-schen Hinterlader, den ich aus Vorsicht fertig geladeu und mit dem Zündhütchen versehen hatte. Er veranlaßte die ^'ingcboruen, den grüßten Respect vor uns zu zeigen, besonders als meine Diener erklärten, daß ich ihn nur au die Schulter zu legcu und deu Drücker zu ziehen brauchte, und es werde einen beständigen .^ngel-ström geben. Von Kaban Agong bis Tanjong Agong (acht Paalen) zogen wn- über ein freieres und hügliges Land. Die Straße ging hier vom linken Ufer des Musi ab nnd nabm eine mehr öst- 3N4 Angeborne von Tigern umgebracht. liche Richtung. Hiev zeigten sich mehr Sawas, aber das Volk lebt in großer Armnth. Viele der Hügel sind mit dem gemeinen üppigen Prairiegrase bewachsen, das wir im nordwestlichen Theile des Mandüling-Thales nnd an vielen anderen Orten große Flächen bedecken sahen. Auf solchen freien Prairien goß die Sonne eine sengende Hitze herab, nnd selbst meine malaiischen Begleiter klagten bitterlich; ja, ich finde, daß ich solche, übermäßige Hitze besser ertragen kann als sie. Von den Gipfeln der niedrigen Hügel genoß ich schöne Aussichten auf die Varizan- oder Küsten Kette. Der Umriß vieler ihrer Bergspitzen zeigt, daß sie früher vulkanische Kegel waren, aber jetzt sind sie mehr oder weniger dnrch Negen nnd Ströme herab-gespült und haben dadurch eine andere Gestalt bekommen. Als wir uns dem Dorfe Taujong Agoug näherten, war die Straße voller fährten nnd Excremeute von einer Elephantenheeroe, die gestern oder vorgestern diesen Weg gezogen war. Vor zwei Tagen kamen zwei solcher Thiere nahe am Dorfe in die Sawas, nnd es gelang den Eingebornen, eins zu schießen. Tanjong Agong ist ein kleiner Ort; es Hai, nur achtzehn bis zwanzig kleine Häuser, die alle auf sechs bis acht Fuß hoheu Pfosteu stehen. Eine Leiter führt auf eineu Potest, der mit einem Zann und Gatter einge-schlössen ist, damit die Tiger nicht in die Häuser eindringen. Die Eingeborneu halten Hl'lhner, und würden Hunde haben, wenn nicht die Tiger sie alle vertilgten. Diese raubgierigen Bestien kommen in solcher Menge vor und sind so verwegen, daß sie die ganze Gegend unsicher machen. Der Najah, der ganz gnt Malaiisch spricht, versichert mir, daß im vergangenen Jahre fünf der Bewohner dieses kleinen Dorfes, während sie in den Sawas arbeiteten oder nach den benachbarten Kampougs reisten, von ihnen zerrissen wurdeu. Kein Eingeboruer denkt hier je daran, auch nur die kürzeste Strecke bei Nacht zu gehe:,, wenn nicht die dringendste Nothwendigkeit es erfordert, und dies ist hauptsächlich der Grund, weshalb ich meine Tagereise immer so früh antrete. Das Haus, iu dem ich logire, ist von Bambns gebaut und mit einem Zaune von spitzigen Pfählen umgeben, der auch den Stall mit einschließt. Es ist kürzlich auf Befehl der holländischen Regierung zur Bequemlichkeit für jeden Beamten oder andern Fremdeu gebaut worden, der in der hiesigen Gegend reist. Ehe der Pfahlzaun vollendet war, besnchle der Controleur des Districts Die Quelle von Sumatras Reichthum. 385 diesen Ort und stellte sein Pferd in del» Stall. Zn Mitternacht hörte er ein lautes Heulen und Wiehern, und die Eiugeborncn schrieen einander zu, mit ihren Waffen zu kommen. Alls dem angrenzenden Walde hatte sich ein Tiger cingefuuden und war von hinten auf seiu Pferd gesprungen; die Emgeboruen griffen ihn mit ihren Lanzen an. Er verlor sein Pferd, hatte aber das Ver-guügeu, des Tigers Fell davonzutragen. Wer über Mangel an Wild klagt, mag hierher kommen. Die Gegend ist durchaus nicht unzugänglich und an Tigern sowohl als Elephanten übermäßig reich. Den 26. April! — Um 6'/. Uhr Vormittags reiste ich weiter durch ein freieres und etwas cultivates Land. Der Musi macht hier eine große Krümme nach Südwesten, nnd der Weg führt ostwärts über eine sanft ansteigende Hohe, auf deren Gipfel ein im höchsten Grade gedeihender Kaffeegarten liegt; nahe dabei sind Reisfelder, die reiche Frucht trageu. Dieser Garteu ist erst ganz neuerlich angepflanzt worden, und doch beugen sich alle Bäume, die zum Tragen alt genng sind, von Früchten völlig uieder. Die Reisfelder zeigen, daß man hier Nahrnugsmittel m Fülle baueu könnte, nnd das Einzige, was fehlt, sind Menschen zur Verrichtung der Arbeit. Die hohe Lage dieses Landes macht es für Fremde sehr gesund. Köuntc Jemand hier ein Stück Land nnd dazn das Necht verwilligt bekommen, eine große Zahl Chinesen herzubriugen, so würde er sicherlich sein Glück machen, denn Kaffee laßt sich hier mit wenig Mühe cnltivircn, nnd Reis, das Hauptnahrungsmittel der Chinesen, kaun mau iu jeder Ouautität bauen. Ein solches Necht könnte man jetzt nicht erlangen, aber die freisinnige Nichtnng der Negieruug des Niederländischen Indien laßt erwarten, daß es iu Zukunft und zwar iu uicht ferner Zeit vielleicht geschehen kann. Ein solches Unternehmen würde uicht ein bloßer Versuch sein, dcun die Leichtigkeit, mit welcher sich Kaffee und Reis bauen lassen, hat sich bereits auf dieser Plautnge gezeigt, und die Kosten für den Transport desselben nach Padang oder Palcmbang würden sehr gering sein. Die Insel Sumatra enthält unzweifelhaft große Massen Gold, aber die wahre Quelle ihres Reichthums ist uicht das edle Metall, das sie besitzt, sondern die Kaffee-Eruten, die sie hervorbringt. Von: Gipfel diefes Berges aus besah ich mir die Barizau-Kette zum letzten Male. Seitdem ich auf dem Wege nach Padang dnrch die Sunda-Straße fuhr, hatte ich sie beständig vor Augen Bick more, Nciscn im ostiudischen Nrchipel. ^5 386 Ankunft in Tebing Tingi. gehabt. In den Ladangs sind in der hiesigen Gegend die Wände der Hütten der Eingebornen meist von Baumrinde hergestellt. Während wir den niedrigen Gebirgszng herunterkamen, hatten wir eine glänzende Aussicht ein Thal hinauf nach Südeu zu uud auf die niedrige, aber scharstammigc Bergkette, welche iu Süden die durch den Musi entwässerte Fläche begrenzt. Nm Fuße dieser An-höhe läuft ein Strom südwärts nach dem Musi; an den. Ufern desselben stehen ein Dorf der Eingebornen und ein holländischer Posten und Fort. Hier ritt ich, wie anderwärts, nach dem Hause des Controleurs hinauf, den ich vorher in Kenntniß gesetzt hatte, daß ich käme. Er war eine Anzahl Meilen südwärts an die Grenze seines DistricteZ und des Pasuma-Landes gegangen, wo, wie ich nun erfuhr, eiu Krieg ausgebrochen war. Seine liebe Gattin war zu Hause und bewillkommte mich zu meiner großen Ucberraschnng in reinem Englisch. Im Innern Sumatras in meiner Muttersprache mich unterhalten zu können, war wirklich ein Vergnügen, das ich nicht geahnt hatte. Die Entfernung von Tanjong Agong bis an diesen Ort beträgt elf Paalen, gegen zehn Meilen. Den 21. April. — Wir reisten weiter am nördlichen Nfer des Musi hinab, der hier uach Nordwestcn fließt. Drei bis vier Paalen weit war der Pfad (denn eine Straße kann man es eigentlich nicht nennen) sehr schmal und anf der steilen Wand eines Berges hin gebant, an dessen Fuße der Musi in einer Neihe Stromschnellen braust. Als wir noch sechs bis sieben Meilen von Tebing Tingi waren, fanden wir das Thal sehr durchbrochen, und bald darauf wnrde es flach und verwandelte sich an vielen Stellen in Moräste. Hier kamen wir an einen kleinen Strom, über welchen eine Bambusbrücke führte; sie wurde von Notangcn getragen, die an die Aeste zweier hohen, überhangenden Bäume befestigt waren. Sie war so schwach, daß mein Führer mir rieth, abzusteigen und zu Fuße hinüber zu gehen. Um zwei Uhr Morgens langten wir in Tebing Tingi an, wo ein Assistent-Resident'sta-tionirt ist, der mich höflich empfing und mich nöthigte, einige Tage bei ihm zu bleiben. Die hente durchreiste Strecke beträgt siebzehn Paalen. Die ganze Strecke von Kopaiuong bis hierher macht fünfundvierzig Paalen, die ich mit dem einzigen Pferde zurückgelegt habe, welches mir der Controleur jenes Dorfes gab. So großmüthig behandeln die hollandischen Beamten diejenigen, die Die Anak Gadis. 387 mit gehöriger Empfehlung von Seiten dcr höheren Behörden zn ihnen kommen. Nachdem ich die Barizcm-Kette überschritten habe und in das Musi-Thal herabgekommen bin, habe ich bcinerkt, daß die Ein-gebornen eine hellere Farbe und eine schlankere nnd graziösere Gestalt haben als jene, die man in der Umgegend von Benculcn sieht. Die Männer führen immer, wenn sie von einem Kampong zum andern gehen, einen Kris oder eine Lanze. Es herrschen hier dieselben Gesetze und Sitten wie in dcr Umgegend von Beucnlen, außer daß der Ingnr oder Preis einer Braut beträchtlich höher ist. Auch die hiesigen Anak Gadis tragen zum Zeichen ihrer Jungfrauschaft am Vorderarme viele Ringe von starkem Silberdraht und am Handgelenke Goldperlen. Der Resident sagt mir, die eingeborne Bevölkerung scheine m dieser Gegend nicht zuzunehmen, nnd der hohe Preis der Bräute sei der Hauptgrund. Da der Preis an die Eltern des Mädchens nud nicht an die Braut selbst bezahlt wird, so hat sie weniger Veranlassung, sich so zu betragen, wie dieselben es wünschen, und um die natürlichen Folgen ihrer Lebensart zn vermeiden, pflegen die Anak Gadis sehr starke Dosen Pfeffer einznnehmen, der mit Salz vermischt ist, damit er sich leichler verschwelen laßt. Viele werden nie verhciraihct, und die meisten von denen, die es werden, gebären, nachdem sie sich in ihrer Jugend einer so harten Behandlung unterworfen haben, nur zwei bis drei Kinder. Den 27. April. — Ich ritt fünf bis sechs Paalen den Musi hinauf und setzte dann am Fuße einer Stromschnelle über denselben auf einem ,,Racket" oder Bambusstoß; dies ist auf dcr Insel Sumatra die gewöhnliche--Art, über Flüsse zn fahren. Mitten anf dem Floß ist eine Art Plattform, anf welcher der Passagier sitzt. Ein Eingeborner steht am Bug, nud einer am Hintertheil; jeder hat einen langen Bambus. Das Racket wird dann bis dicht au den Fnß der Stromschnelle hinaufgezogen, uud ein Mann hält das Vordertheil nach dem Strome zn, während der Andere es hinüberschiebt. Sobald es das Ufer verläßt, schießt es, trotz des Geschreies und der Anstrengnng Beider, fort den Strom hinab. Wir wurden so schnell den Fluß hinnutergefnhrt, daß ich ansing zu fürchten, wir würden in eine andere Stromschnelle kommen, wo unser gebrechliches Floß zwischen den schäumenden Felsen in einem Augenblicke in Stücke zcrspült worden 25* 388 Truppe Affen. , . wäre; aber endlich gelang es ihnen, es aufzuhalten, und wir erreichten das andere Ufer. Von da brachte mich mein Führer durch einen Morast, der mit dichtem Dschungel bedeckt war, ein vortrefflicher Platz für Krokodile, und sie ermangeln nicht, sich in großen Schaaren dort einzufinden; aber eine noch ärgere Plage waren die Tansmde von Blntegeln. Auf einer Stelle im Wege von etwa einem Quadratfuß sah ich, wie ich glaube, gegeu zwanzig, die sich alle nach jeder Richtung ausstreckten und zusammenzogen, indem sie nach Beute suchten. Sie sind klein, ungefähr einen Zoll lang nnd einen Zchutelzoll im Durchmesser, ehe sie sich mit dem Blute eines unglücklicheu Thieres vollstopfen, das zufällig vorübergeht. Sie marterten mich auf die schrecklichste Weise. Alle zehn bis fünfzehn Minuteu mußte ich anhalten und mich vollkommener Knöchelringe entledigen, die sie an meinen Füßen bildeten. Ich suchte uach eiuem Koratlenstein, den die hiesigen Gin-gebornen zn Kalk brennen. Meine Begleiter sowohl als ich wurden so von den Blutegeln gepeinigt, daß wir nicht lange in jener Gegend bleiben konnten, aber ich sah, daß es nichts als ein emporgehobenes Riff war, das hanptsächlich aus zerkleinerten Korallen bestand, unter welchen sich viele große, halbkngelige Mäan-drinen befanden. Die Schichten, in welchen man sie unterscheiden konnte, waren fast horizontal. Große Korallenblöcke lagen zer-strent umher, gerade so wie auf den jetzigen Riffen, aber der Dschungel war zn dicht, als daß man hätte weit hineinreisen können, und sobald wir einige Muscheln gesammelt hatten, eilten wir au den Musi und ritten in starken:, durchnässendem Regen sieben Meilen zurück. Die ganze Gegend, in der wir heute gereist sind, ist reich an Nashörnern, Elephanten und Hirschen. Wenn die Blutegel sie so aufallen wie einen Hnnd, der mit uns ging, so müssen dieselben sich als eins der wirksamsten Mittel zur Vertilguug jener großeu Thiere erweisen. Für den Elephauten uud das Nashorn ist es weuigsteus ein Glück, daß sie Dickhäuter siud. Wahrend wir durch die Stellen zogcu, wo der Dschungel meist ans Bambus besteht, sahen wir mehrere große Schaaren kleiner, schieferfarbiger Affen und in den höheren Bäumen Truppe einer andern Art von hellgelber Farbe, mit langen Armen und langen Schwänzen. Al: dem Morgen, wo ich Tanjong Agong verließ, ermähnten mich die Eingcbornen, während wir an cinem neben der Straße stehen- Kampf zwischen einem Tiger «nd einem Bären. Z89 den hohen Bamne vorbeigingen, mich ruhig zu verhalten, denn er saß ,,voll Affen", und als wir gerade unter ihm waren, erhoben sie Alle cm lautes Geschrei, nnd sofort sprang ein ganzer Trnpp aus seinen hohen Aesien herans, wie ein Flug Vögel. Manche kamen, ehe sie auf die Gipfel der unter ihnen stehenden kleinen Bäume trafen, fünfundzwanzig bis dreißig Fuß herab, und doch erholten sie sich alle in einem Augenblick und gingen dnrch den Dschungel ab, mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles. Während fast alle Thiere ein besonderes Gebiet haben, in welchem sie sich aufhalten, — wie z. B. die niedrige Küstengegcnd, die Hochebenen dieser Tropenländer, oder die höheren Theile der Berge — lebt das Nashorn zwischen den Meeresküsten nnd den Gipfeln der höchsten Vergspitzen überall ohne Unterschied. Die snmatranische Art hat zwei „Hörner", von welchen das erste das längere ist und die schärfere Spitze hat; aber die javanische Art hat nur cin Horn. Von den hänfigcn Kämpfen zwischen diesen Thieren nnd den Elephanten, die so oft in populären Werken über Naturgeschichte abgebildet sind, wissen die hiesigen ftingcborncn nichts. Der Resident hat mir jedoch von einein Kampfe zwischen zwei anderen Rivalen der hiesigen Wälder erzählt, der noch merkwürdiger ist. Als er anf einem kleinen Posten eine knrze Strecke uon Tebing Tingi Controleur war, kam eines Morgens cin (iin-geborner zu ihm und fragte, ob er, wenn er einen todten Tiger fände nnd dessen Kopf brächte, die Prämie bekommen werde, welche die Negierung gewöhnlich gibt. Der Resident versicherte ihm, das; er sie erhalten werde, nnd der Eingeborne setzte ihm dann auseinander, daß in dem bei seinem Kampong gelegenen Walde offen^ bar ein Kampf zwischen zwei Tigern stattgefunden habe, denn Alle hätten ihr Heulen und Schreien gehört, uud fie hätten so lange gekämpft, daß ohne Zweifel einer anf dem Platze geblieben sei. Eine Gesellschaft begann sofort eine Jagd nach dein erwarteten Preise, und sie fanden bald, daß der Kampf nicht, wie sie vermuthet hatten, zwischen zwei Tigern, sondern zwischen einem Tiger und einem Bären stattgefunden hatte nnd daß beide todt waren. Der Bär hielt den Tiger noch umarmt, und der Tiger hatte hermn,-gelangt und seine Zähne dem Bären fest in die Seite des Halses gesetzt. Die Eingebornen sammelten dann einigen Notang, wickelten ihn um die Thiere, gerade so, wie sie dalagen, schnürten sie an einen langen Bambus und brachten sie ill das Bnreau des Z90 Von Tebing Tingi auf Vunga Mas. Residenten, der in seinem nächsten amtlichen Berichte den sonder^ baren Kampf ausführlich mittheilte. Die hiesigen Bären werden im Volksmunde,,Sonnen"-Bären, Uskawtos maia^llnu«, genannt, weil sie sich gern in den heißen Sonnenschein legen, während andere Bären sich ans dem vollen Tageslichte wegschleichen und einen schattigen Platz anfsnchen. Der Resident in Vencnlen hatte einen jungen Bären, der sehr zahm wcn,'. Sein Pelz war kurzhaarig, fein, glatt und glänzend. Er war ganz schwarz, einen halbmondförmigen weißen Fleck auf der Brust ansgenommen, der ein Merkmal der ganzen Art ist. Anch Gouverneur Nasflcs hatte während seines Aufenthaltes in Bencnlen einen zahmen Bären, der sehr gern Mangostine aß und seine Gutml'tthigkeit nur verlor, wenn er an die Tafel kam und nicht mit Champagner tractirt wurde. Ein vollkommen ausgewachsener ist blos fünfthalb Fuß lang. Er lebt von Pflanzen, liebt besonders die jungen Blätter der Cocospalme, und soll, um seinen Appetit zu stillen, viele jener werthvollen Bäume zerstören. Den 30. April. — Um 6 Uhr Vormittags trat ich die letzte Strecke meiner Reise zu Pferde an. Mein Weg ging nun von Tebing Tingi am Musi in südöstlicher Nichtung nach Lahat, dem obern Endpnnkte der Schifffahrt anf dem ^imatang. Diese beiden Orte sind gegen vierzig Paalen von einander entfernt, beträchtlich weiter, als es von Tebing Tingi den Musi hinab nach dem obern Endpunkte der Schifffahrt auf jenem Flnsse sein würde; aber ich schlag'e lieber diesen Weg ein, um etwas von den Oertlich. kciten, wo am Limatang und seinen Armen Steinkohle liegt, und von dem noch unerforschten Pasuma-Lande zn erfahren. Wir setzten anf einem Floße über den Musi, nnd die Straße brachte uns sofort in einen Wald, der sich mit wenig Unterbrechung den ganzen Weg bis Bnnga Mas, eine Strecke von vierundzwanzig Paalen, fortsetzte. Der Wald steigt großtentheils aus einem dichten Unterholze anf, in welchem man die kriechenden Stengel und stacheligen Blätter von Notangen sieht. Es gibt verschiedene Arten des O^inu«, einer Palmengattung, die kleine, schilfähnliche, anf der Erde hinkriechende Stengel hat, welche mit den aufrechtstchendcn, Harren Stämmen der Cocosnuß-, Areca-, Palmetto- und anderer Palmen einen auffallenden Contrast bilden. Es scheiß paradox, den Notang eine Palme und den hohen, starren Bambns eine Grasart zu nennen. Wenn sie wachsen, steckt der Stengel in Wir stosien auf einen Elephanten. 391 den unteren Endeu so vieler Vlattscheideu, daß er einen halben Zoll im Dnrchmcsscr hat. Streift man diese ab, so findet man inwendig einen glatten, schilfähnlichcn Stengel von Strohfarbe, der, während er trocknet, gelb wird. Die erste halbe Meile der Straße, die wir heute zurücklegten, war von Elephanten, die vor zwei Tagen bei einem starken Negen dahinzogen, vollständig aufgepflügt. Die Haufen ihrer Ercremente waren so zahlreich, daß es scheint, als benutzten sie die Straße als Stall. Alle wenigen Augenblicke kamen wir auf ihre Fährten. An einer Stelle hatten sie die über einen kleinen Strom geschlagene Brücke, während sie hinabgingen, um durch das Wasser zu waten, vollständig weggerissen; denn obgleich sie, wenn sie in den hiesigen Wäldern hin nud Herreisen, immer die freigemachte Straße zu benutzen suchen, so sind sie doch zu scharfsinnig, um sich den gebrechlichen Brücken anzuvertraueu. Am Nachmittag wurden dj.e kleinen Zweige, die sie kürzlich abgebrochen hatten, je weiter wir vorrückten, immer zahlreicher, und ihre Blätter hatten ein lebhafteres Grün. Wir waren osfeu-bar einer Heerde nahe, denn in dieser tropischen Sonne verwelken Blatter in kurzer Zeit. Bald darauf kamen wir in eineil dichteren Theil des Waldes, wo viele schlanke Bäume hohe, überwölbende Aeste ausstreckten, die uns wirksam vor der sengenden Sonne schützten, während die dürren Blätter, die sie abgeworfen hatten, die Straße völlig bedeckten. Es hatten fich nns mehrere Eingeborne angeschlossen, denn sie reisen aus Furcht vor den Tigern immer in Gesellschaft. Während wir durch den dunkeln Wald zogen, begann ungefähr zwauzig Schritte von der Stelle, wo ich ritt, in dem dichten Dschuugcl plötzlich ein starkes Gekrache. Ein Eingeborner, der neben meinem Pferde ging und meine Büchse mit aufgesetztem Zündhütchen und gespanntem Hahne trng, händigte sie mir augenblicklich ein, aber der Dschungel war so dicht, daß es unmöglich war etwas zu sehcu, und ich nahm mir vor, nicht eher zu schießen, als bis ich die Stirn meines Wildes sah. Meine sämmtlichen Reisegefährten stießen einen lauten, lang gezogenen Schrei ans; das Thier wich langsam zurück und ließ nns unbelnstigt weiter ziehen. Vor ganzen Hecrden Elephanten fürchten sich die Eingeborneu nicht, aber einem einzelnen kommen sie nicht gern nahe. Die größeren und stärkeren Männchen vertreiben zuweileu alle ihre schwächeren NebenbuhWr, 392 Eine Tigerin bringt drei Eingeborne um. welche danu leicht ihrcNachc an Jedem ausüben, dem sie begegnen. Ucberdies war hier das Land mehr eben, und auf der Straße lagen viele kleine Bäume zerstreut, die, wie es schien, erst diesen Morgen von einer Heerde waren ausgerissen worden. Obgleich anf Sumatra die Elephanten in sehr großer Menge vorhanden sind, so findet man doch anf Java keine. Anf der malaiischen Halbinsel kommen sie in bedeutenden Schaaren vor, und man kann mit gutem Grunde annehmen, daß sie in den nördlichen Gegenden im wilden Zustande leben. Der hiesige Elephant wird als eine von dem asiatischen und afrikanischen verschiedene Art betrachtet, und mall hat ihn Nioplias Humatrclisis genannt. Als wir noch drei Paalen von Vnnga Mas waren, trat ein heftiger Negen ein und dauerte fort, bis wir diesen Ort erreichten. Unsere Straße ging über eiue Anzahl Ströme, die ihre Quellen ail den Seitenanslanfern der rechts von uns stehenden Berge hatten; sie waren in kurzer Zeit jo angeschwollen, daß mein Pferd sie kanm durchwaten konnte. Bunga Mas ist ein Dufun oder Dorf auf einer Felsenklippe an einem kleinen Flnsse, der nach Norden fließt. In der Nähe des Dorfes steht ein Pallisaden-Fort, wo wir halb sieben Uhr ankamen. Der Befehlshaber gab mir ein behagliches Quartier und ich dankte Gott, daß ich Schutz vor dein Sturme und den Tigeru fand, die draußeu ihr Wesen trieben, nnd nach mehr als zwölfstündigem Sitzen im Sattel ausruhen konnte. Diesen Abend zeigte mir der Befehlshaber das Fell eines großen Tigers, der vor Knrzem in Vuuga Mas drei Eingeborne in vier Nächten tödtete. Das Dorf ist mit einer Pallisadcn-Verschanzuug umgeben, um diese raubgierigen Vcstieu fernzuhalten, nnd das Thor wird in der Nacht von einem Eingebornen bewacht, der mit einer Muskete bewaffuet ist. Eines Abeuds schlich sich der Tiger hinter der Wache heran, sprang anf dieselbe nnd tödtete sie, wie einEin-geborner sagte, der es zufällig sah, durch eineu Schlag mit der Tatze auf den Hinterhals. Dann fing er den Mann auf und surlcilcri. Java und Madura . . . 38^51,^ Sumatra...... 1W,5M„ Pulo Nias...... IM>,„ „ Babi...... 4^0... „ Pagi...... s'„ Banca....... Z/)0«,<. Billitou....... 1,!104.<. Boruco....... 2(V,88«.„ Celebes....... 5,?,248.„ Buton....... 1,379,, Bali........ 10^«,,, ^oiubot . '...... 1«,!)»!0,„ Sumbawa...... "l/l48,„ Flons....... 4/>.'j2,„ Engl. Quabral-Zee-Meilen. Tiinur....... 9,«W,^ Sandelholz-Insel . , . :j,7«4„ Tcniiuber Inseln . , . . 2,400,^ Aru Inseln...... 1,040,« Banba Inseln..... 1?-« Cerani....... ^«4i,„ Bum....... ^,,<>!6.. Bachian....... 8,4^,, Zweiter Fuhang. Bevölkerung des Niederländischen Indien im Jahre l^s,s>. Biclmore, R>:iscn im ostinb'>ia«n Aichipel. 2? Anwv inor-Inseln ^"" Cin^e- Chine- Ara° gen- K„„„,,^ ^"'''"^ päer, dorne, sen, ber. land. ^"«""a-! Na^ > time», Java und Madnm . . . 27,105 13,704,535 156,192! li,764 22,772 l3,917,W8 „Westküstc" Sumatras, mit Einschluß der Inseln von Nias bis zu den Pagis 1,IW «78/!?3 Z,1?2 54 1,N« 877,703 Residentschaft Ncncnlc» . . 174 119,691 590 6 4? 120,514 „ Lampong . . 52 «8,113 180 8 4,«66 93,019 „ Palcnlbaug . 132 522,345 2,790 1,7 Iß 67 527,050 Banca........... 116 37,070 17,097 56 ^ . . 51,339 Billiton .......... 34 12,78« 1,7«! . , . 1,223 15,824 Nhio............ 136 10,45,4 19,972 2 119 30,683 Borneo (die Theile, die unter der holländischen R»> giemna, stehen)...... 328 902,889 26.293 1,736 597 931,843 Celebes........... 1,176 292,619 4,385 42 ... 298,222 Resideutschaft Amboina . . 1,219 104,841 311 85 817 107,273 Banda.... 545 5,876 153 12 ... 6,58« „ Ternate . . . 732 2,062 42? 70 ... 3,291 Die Minahassa....... 550 102,423 1,434 11... 104.418 Tinmr........... 190 Unbekannt. 752 3 ... 945 Ball und Wnbot........ 863,725......> . . . j 863,725 Summa 33,67? 17,641,602 235,535>10,565l3>.424li?,952,803 Dritter Anhang. Höhentafel der Hauptbersse im Archipel. 5>. Höhe in ^ . Höhe in Amboiua. Miuahassa. Salhutn (höchste Bergspitze Massarang-Berg .... 4,150 auf del Insel), . . , 4,010 TomPasso^Verg .... 3,850 Tern ate (Pik von) .... 5,510 Saputan-Berg .... 5,960 Tidore (Pik von) .... 5,440 Mahawut-Bcrg . . . . 4,! 70 Minahassa. Scmpo Vcrq.....4.90« KlabatBerq.....6,560 Katawak-Vcr^ .... 9,970 Sndara Berg.....4,^90 Kawin-Ber.^,.....3,430 Batn,Angus Tclaqa Bodas.....5,«74 Boronio.......7,545 Höchste Kante des Galungqomi 5,320 Ajang........9,89« Galunggong......8,825 Raon........10.177 Slamat........11,329 Höhen a'uf Sumatra. Padanger Hiigel (Apenberg)............... 341 Kayu Tauanl................... 40I Höhen auf Sumatra. 419 Ort H^e in engl. Fuß. Padang Panjang.................. 2,432 Fort Gugur Sigaudaug, der höchste Punkt auf dem Col zwischcu dem Singalaug und Merapi.............. 3,677 Von Fort Gugur Sigandang biö Matua liegt die Hochebene von Agam - Matua ist............... 3,389 Bambaug..................... 2,028 Pisang.........,............. 1M5 Kumpodang (wo wir den Bach überschritten und einen Controleur bei dem Bau ciucr Brücke fanden u, s. w.)......... 670 Bondyol..................... 735 Wasserscheide, gerade ehe wir nach Libu Sitchwg tamen ..... 2,132 !^ibu Siks?ltul!>,l lli«toiy". Ein Verzeichnis; bcr auf den Altoluklcn gesammelten M'nschelu und andere wissenschaftliche Mittheilungen enthalten bie „N^inoiilj" und „Pi'oceociing« of ldo liuljwu 8o«ioly of Natural IIi«toiy^ und das „Ain^ricau journal of Vcionoe" fül I868^und folgg. Jena, 1 Ioniumn Costenoble. — 18G9.----- Register. A. Aal 267, Abobo, Kampong 147. Abreu, Antonio d', soll die Gewürzinseln sus)en 9; in Amboina 106; ist dcr Erste, dcr die Baudas erreicht 160; errichtet Entdesuugssäulcn 191. Achin, Mohammcdanismus 31; Land, Volt llnd Handel 341; die Engländer erscheinen daselbst 9, 34l, 342. Aeolsharfen, riesenhafte 141. Affen, anf Sumatra und Java 310; große Truppe 309, 31 l, 380, 388, 389, 400; ihr Scharfsinn 364, Affcnhügel, bei Padang 346. Agasai 9. Ait-Da^U-See 35«. Albuquerque, Alfonso 9. Aiceäu i«piäa 184; anf Buru 193. Alsma, AbleitNltg und Bedeutung dcö Namens 15)0 und Anmcrkllng; blutige Gesetze auf Ccram 151; anf Kai bobo 153; ihre Zechgelage 155; Sitten und Glaube auf Vuru 203, 204, 254; von Giwlo 234; der Minahassa 276. Alif, Sultan von Meuaugkabau 358. Allas, Berg 83. Amahai, Bai 149, 150; Dorf 150, Amberbaum 60, Amboina, Runchhius' Wohnsitz 1; Re-gen 92; Bcfchreibung der Infel nnd Gtadt 93-95; Bai 94, 125; wegen ihrer Muscheln berühmt 96; Entdeckung der Insel 106; Erdbeben 1^2, 123; Ankunft der Post 130; Leben der Frem° den 156.15?; Handel 186; Aussatz 260. Ambon 95, H.lndull:u'i^o 404. Ameisen, ihre Zerstörungen 216, ,2 l7. Amet, Kampong 146. ^,unik 290. ^.iililik» «lllinrl^nt! (^uv. 267. H.nak ^^läi«, „jungfräuliche Kinder" 378, 380, 387. Ananas, Eiusiihnmg.-im Archipel und Geschichte 103; auf Sumatra 104, 331. Anauassa sativa 103. Auas rajah 212. Anau 281. Andropogon caricosiun 315. Altgif 5, 6. Anguilla Elphiatonei Syk. 267. Anoa dcprcssicornis 11. Smith ü4ö. Antiaris toxicaria 34. Antilope 245. Antschar 34. Apmburg, bei Padang 346. Ap^nn 210, Araber, in Palcmbang 406. Aroca eawcliu 132, 133. Armee, Hauptquartier der javanischen 25; Holländische anf Sumatra 347. Arrak, Bereitung 23, 45, An'ims, Gouvemeur der Moluklm !5!-<; besucht die Bandas 158 folgg.; besteigt den Gmwng Api 169—175; über Korallenriffe 185, 426 Register. ^.t'we^i'pn« inoi8Ä 64, 127; ^. in- tOßl-ifolitl 64, 65. Aru-Inscl» 71, 182. Assilulit, Dorf, von, Verfasse!.' besucht 109-117. Assisteut-Rcsideut 95, 146. ^t^zi 15, 23«. Nteti, Berg 128, 124. Auctionm 157 Auge des Teufels 78. /^uliculn 191, Aussätzige, auf den Banauen-Inseln 169; ein Dorf derselben auf Celebes 259; Beschreibung der Kranken 259—261: Beschreibung der Krankheit 260. ^.xig mkLiiIlltn, 294. ^ain 39. Ayar Bangis, Hafen 345. 2lyar-niadidi 247. 25:;, 251, 256. Ayar Sumpur 377, 37«. B. Baba, Insel 91. ttada«^ 118. Vabi-Insel 6. Babnusa, Schädel 109 ; Verbreitung 1"9; ein junger in Äay^li 219; Jagd allf Limbi 244—250; eiu Babirnsa begeht! einen Selbstmord 250. Nlldiruu», A,1t'uru» 1^3«. 109, 245. Bachian, Iusel 225,232; Erlegung einer großen Pythonschlange 25!, 252; Fauna 287. «^u 12, 18. Baladewa 48. Balcmbangau 65. Bali, Insel 31, 65; Fauna 65, 66; Trennung der Infel von Java 65; Religion 6?; Aasten 67; Bevölkerung 67. üu,1i, ein Rathhaus 364. Vall, in Saparna 136. Bambus, seine Benutzung bei den Ma< laien 59, 60. Banane 16; Baun, und Frncht 5ft, 59, 101-, Name der Eingebornen für sie 116; verschiedene Arten 116. Bananen-Insel 15s', 169. Banca, Beschreibung uud Geologie 408; Einkünfte 409; Bevölkerung 409. Vanda, erster Besuch des Verfassers 92; Entdecknng 106; zweiter Besuch des Verfassers 159; Veschreibuug der Iusel-gruvpe 159; die alten Bewohner 160; Religion 160, 161; Ausrottung der Eingebornen durch die Holländer 161; Verbannung der Verbrecher auf die Inseln 161, 162; die Gruppe besteht um aus Kraterwänden 166; mit dem Krater der Tcngcr-Vcrgc verg l ichcn 166; die Muskatmnuß-Parks 167, 168; Erdbebeni??-179; Ncsidentschaft 180. Banda Neira 159, 163, 167. Vanda-Sce 92. Bangai-Inseln 287, 288. Bantam. Stadt 7, 9, 10; Huhn 39. Bautcng, der Lo» «undi^uu 49. Vautits, ein Volk bei Menado 25«, 259. Banyllt.Inscln 369. Vanyan-Baum 357. Barale 40. Barbosa, Odoardo, 41; Lebcnsgeschichte 70, Anmerkung; beschreibt die Ein< gebornen von Celebes 70; iiber das Opium 210; ermordet 230. Bären, auf Sumatra 389, 390. Barizau-Kctte 291, 292, 319, 320, 369, 3^5, 386. » Barros, Hafen 337. Varros, Io«o dc, 26; Lebmsgcschichtc 68, Anmerkung; beschreibt Celebes 6«; schildert die vielen Sprachen auf den Molnlten 119; beschreibt die Banda« 160. Barthema, ^udovico, beschreibt Java 9; in Amboina 106. Baruaiyu, Kampong 401. BawS, Hasen 329, 337. Vataks, Volk 316. Bcttaug Again, Flllß 351. - B. Taroh. Fluß 330, 339. Batavia, Zweck der Reife des Verfassers dahin 1; Grllndnng der Stadt 10; Ankunft des Verfassers 11; Rhede und Register. 427 Bai 11, 12; Stadt und Residmtschaft 14, 15; Bevölkerung 17; Polizei 290. Batta-Länder 322. Battas, Volk 31«; Schmückung der Gräber 288, 317; Schulen 320- Religion 322; sie sind Menschenfresser 322;'von Marco Polo erwähnt 323; von Sir Stamford Raffles erwähnt 323; ziehen des Verfassers Wagen 324, 325, 327; der Verfasser besucht eins ihrer Dörfer 333—335; ihre Häuser 335; sie ver^ speisen einen Mann 335, 337-339; Missionäre unter ihnen 337; Madame Pfeiffer 338; sie verspeisen drei französische Priester 338; bringen zwei amerikanische Missionäre um 339; Ursprung ihrer kannibalischen Sitten 340. Batta-Sprache 322. Batu Angus 227, 243, 246, 247. --B. Vragon 367. — B,-Ittseln 345, 346, 369. Bamnfarnc 295, 296. Vaumkro'tcn 101. Baumwolle, auf Butou 288; von den Ciugebornen am obern Limatang gc bant 402. Baumwollenholzbaum 60. Begräbnißplatz, anf Timur «4; in der Minahassa 282, 28^; s, auch Gottesacker. Beleuchtung im Morgenlaudc 57. Benculen, Bai 371; Stadt 371; Ge< schichte 372, 373; Residcntschast 372; Fluß 374. Bendy 349. Beuzoe, ein Harz 40. Berg. brennender 76, 92, 159. Bergketten 360, 370. Betelnuß 132; Baum 132; das Kauen 133. 134, 207. Bienen 90. Bimsstein, anf dem Meere schwimmend 2, 78, 24«. Lii'ssos Ikt.ro 108. Bisamchicr 310, Bischofsmütze 147. Vleekcr, I)!-,, über die Bevölkerung von Ceram 150; Geologie von Laitimur 185; Ichthyologie des Linn-Sees 267; Geologie der Minahassa 285. Blutegel 376, 388. Vluthuude von Gilolo 234. I^niunäinlltl», 182. Volt, erster holländischer General-Gouverneur 10. Bonang, musikalisches Instrument 140. Bondyol, Thal 309. Boni, Meerbusen von 69. Bonoa, Insel 189, 19 l. Vootbaucr, berühmte 181, 183. Boote, mit Auslegern 35, «8, ,21; s. auch I^nripm'-leppm'. Loi'll38ii8 t1:l,I)«l1iiurmiu 46, 165; i^. ^umuti 46. Borneo, vom Continent getrennt 65. Boro Bodo 27. Bosche, Gouverneur Van den, in Pa» dang 292, 293. Ü03 80iicliÄCN8 49. Vrama, Verg 50. Vrambanan 27, 28. Brandung an der Siidküste Cerams 153, 154. Breda, I. G. S. van 13. Brodfrucht und Baum 64. Bromo, Berg 50, l67. Brücke, überdeckte 104; von Rotang 325 bis 327, 330, 362; von Bambus 361, 386; steinerne 351. Bua, Thal 352, 353, 356; Hoble 353 bis 355. Nubu 97, 118. Buddhabilder 27, 270. Büfftl, Beschreibung 19; Farbe 19; Kämpfe mit Tigern 19, 358; wilde 19; auf Sumatra 314. Vugi, Sprache auf Celebes 69. Bugis, Volt und Handelsleute 71, 72, 79, 164, 186, 287, 290. Bmtenzorg 15. Nukit Sirilo, Verg 399; B. Sumar 377. Bunga Mas, Dorf 390, 392. Lur^ei'8 144. Burton, Missionär 339. 438 Register. Bunt. Insel 191, 192; Geschichte 202, 203; Sitten und Glaube der dortigen Alfura 203, 204; Wechsel der Jahreszeiten 224. Butou, Insel 69; Beschreibung und Geologie 288. Vuton-Passage 288. Buwaug-bessi, Insel 181. G. Cacaobäume, auf Amboina 100. Cacaogarten 98-100, IM. Ollluriu«, Arten 390. <^^m^l,orl>, daru8 329. <üu,mpc>nz;, Beschreibung 95, 254. c^ukl-i, Banm 91, 105, 168, 201. Eandis, der Chinesen 47, Cannibalcn s, Vattas ilnd Menschenfresser, Canpu, Hafen 46. Catttalino 231. (.)nplH,i8, 127. Capcllen, Geueral-Gouvcrncur Van der 1??. (^l>itÄn iüliiiili, 95. l^aricüi pÄpa^g, 59. <^arz)0p1ig.^ll, 1uotuc)8ll 191, 201; (^. per8pieiI1litii 201. (^Äl'^o^1>^I1u8 n,rulnu,ti«n8, der Ge- würznclkenbaum 111. l^«,58I8 llllMMLÄ 118. OllZtori il>.)l,1i 191, 215. Casuarinen, Bäume 268. Cauto, Diogo de, Mensgeschichte 69, Anmerkung; beschreibt Celebes 69, 70, 74; über die Gewürznelken 113, 114. Celebes, Mohammedanismus auf der Insel 31; Beschrcibuug und Geschichte der Insel 68—7 l, 75; nördliche Halb-insel 243; Erdbeben 247; Goldberg-wcrke 286, 287; Fauna ^87. O^Itl» ÄU8ti'Nii8 271. Ceram 105. U16; Beschrcibnng 149, 150; Alfura daselbst 150; Kopfjäger 151; Landung auf der Südküstc 154; Empörung der Bewohner 192,193; Wechsel der Jahreszeiten 224. Ceram laut, Eingeborne der Insel 180; Höhe 181. <^6i-vu8 rut'll, 55; <ü. MÄntMC 55. Ok-zd«, spanischer Pfeffer 197. Olimiki 113. Cheribou 10. Chetis 41. Chilachap, Hafen 35. 0In1llnli8, Hosen 334. Oliooolllto, 100, Anmerkung. Christenthum, in Macassar 70; auf Moa, ^etti :c. 91; iu der Minahassa 284. Christmas-Insel 1. (^innaiiiun oamplwi'li 329. l.^^pell,3t,-i6l»,6, auf Saparna 137. Cocos-Inscln 869, l^oc<»8 nuoitoi'u, 103. Cocosnuß, doppelte 2; Beschreibung der Palme N, 56, 5?; Vercituug des Ocles 57, 345; die Art, welche die Malaien essen 57; ihre Wichtigkeit 58; die Palmen a» den Gestaden 108; eine tragbare Quelle 109; ans Korallen-inseln 345; Massm derselben am obern Limatang 399; Flöße von ihnen 399, 400. ^otkßli, lU'6,bi«g, 262. <^oii-, ein von Gonmti-Fascrn gefertigtes Tau 217, 280. <^ol 298. ^alulndg. «.Lnoa I'cnn. 18l; l^. per-8pi fasfcr tommt einem verirrten nahe 391-, Verbreitung derselben 392. !^!«1>l!Ä8 8li!Nli,t.i'<>»«i« 392. Elisabeth, Königin 9; ihr Schreiben an den Rajah von Achin 342, Anmevlung, Elpaputi^Bai 149. Empung, Berg 265, 266. Endt5, Floris 79. Engano, Insel 369, 372. Engländer, erscheinen in Achill 9, 341. Enten 2l2; der Verfasser kommt bei der Jagd in große Gefahr 213; in einem Schwcfelvftthl 266. I«I«6 ludi-il ^iiil. I9l, 194. Erdbeben, vom Verfasser in Amboina er- lebt 122-124; verursachen Krank- hcitm 124; auf Bauda 170, 177-179; auf Ternatc 238; auf Celebes 247; in Kopaiyong 382. Erhebung, im Archipel 288. Eulen 56, Europäer 144. F. Fallen 56. Farne 59, 60, 171, 266, 295, 296. Fasane 68. Fanna, Trennungslinic zwischen der asia> tischen und australischen 65, 66. ,l?«Wt, Xukian, eiu Zcchgelag dei Kopf- jäger 155. Feigenbaum, indischer 11, 60. 430 Register. Feldbau 20, 42, 43. Felsen, heißer 247. I'enna, 203. Fieber, inBatavia22; anf Amboina 107, 108; auf dem Musi 404, Fische, im Hafeu von Macassar 71; ciu großer bei Liinbi gefangen 250; in einem Schwefelsee 267; in der Vua- Höhle 354; fliegende 75; bei einer Windstille 87. Fischerboote der Malaien 31, 3'», 36, 48, 71. Fischerei der Malaieu 35, 97, 9«, 248. Fischteiche 321. Fischwehre 35, 48, Fledermäuse, große 194, l95, Floris, Iusel 75, 79, 80, W; Menschen- frcsser daselbst 79. Floß von Bambus 387, Flügelschuecke 129, Flüsse, wie man über sie setzt 120, 3«7, 399, Flnth, im Archipel 190; im Musi nnd im Natan 405. Foersch, N. P,, 33. Formosa, Insel 370. Fort Belgica 163. Fort de Koch Goldarbcitcr 328; zweiter Besuch 350. Fort Elout 317, 320; Gold 329, 345. Fort Nassau 164. Fort Rotterdam 73. Fort Van der Capellen 356. ^i-inAÜIu, 01-^ivoi-a, der Reisfresser 55, Füchse, fliegende 195. ^ini^iäll«, Korallen 214. Fürsten Ente 212. Fürsten-Papagei 191, 215. G. kadH-ßabÄ, 140, 238. Gactano, Juan, 199. <3l^I1u8 dankivll 38, 39; andere Arten 38, Galnnggong, vulkanischer Ausbruch des Berges 5l, 52; mit den Tmgcr-Bergcn verglichen 52. LlamdanZ, ciu musitalisches Instrument auf Java 140. Oarciniü 61. Garten 60; troäner 280. Gase, aus Vulkanen strömende 32, 33. GebirgszÜge, parallele, ans Sumatra 320, 394. Gebrüder, die drei, Inseln 111. Geburtstag des Köuigs 347. Gcclvint-Bai 71, 234, Geist, böser, auf Scmao 84; auf Swangi 191; bei Siboga A31, 336, 337. Geister-Insel 159. 19 l. Gcldkauri 137. Geologie von Java 53; Tinmr, in der Nähe von Kupang 8.5, 86; der Banda-Gruppe 180; von Amboina 184, 185; von Bum 197, 219, 2Ä>; von Ba-chian 225; der Minahassa 284, 285; von Gorontalo 286, 287; von Buton 288; ciucr Klippe in der Tapanuli-Bai 3,'i6; der Padangcr Hochebene W3; der Klippcu in der Bai von Bcncnleu 373, 374; der Gegend in der Nähe von Tcbing Tingi 3^8; der Gegend des obern ^imatang 399; von Nanca 408. Gewürz-Inseln 1, 8, 9, 93, 115, 116. Gewürznelken, Gärten 94; Banm und Fmcht 111, 112; Verbreitung 112, 113, 232; die in früheren Iahrcn gewonnenen Quantitäten 113; wie man sie fammelt 113; Namen dafür !13, 114; Geschichte 114, 115; Benutzung von Seiteu der Eingebornen 114; Preis 115, 116; Ertrag anf Saparua, Harutu und Nusalaut 146; Ausrot« tung der Bäume auf Buru 202; wild auf Bachian 225; Ausrottung der Bäume in Tcrnate 232, 233. Giaua 8. Giftbaum 33, 34. Gift-Thal 33. Gillibanta, Insel 76. Gilolo, Westküste 233; Alsura234; „die Bluthunde" von G. 234; früher mit Australien verbunden 288. Register, 431 Gold 8; auf Vachian 225; Bezweck auf Celebes 68, 288, 28?; geologisches Alter 28?; Bergwerke auf Sumatra 307,308; Verbreituug 308; zu Schmuck verarbeitet 308, 328, 329; wie mau es gewumt 328, 339. Goldarbeiter 328, 360. Gotdbauane 116. Gomuti-Palme 46, 280, 281; Fasern 264, 280; zu einem Tau verarbeitet 280; '1'ulllc oder Wein davon 281. Goram, Lage der Inselgruppe 181. f^or^ouill,«, Korallen 134, 214. Goroutalo, Sprache auf Celebes 69; Bai 285, 2U6; Laud und Volksstämme in der Nähe 286. Götterbilder 39. Gottesacker, chinesischer, in Balavia 18; in Amboina 93. Gräber der Fürsten bei Macassar 74; eines Kaufmanns 75; der Chinesen 93; der Ureinwohner in dcrMinahasfa 282, 283; einer Königin bciPalcmbaug 406, 407; anderer Fürsten daselbst 407. Granatapfel 111. Grestt, Dorf 9, 35. Groß-Vanda 159. Grünstein 363. Gueuo Upas 33. Gujava 111, Gunong Api, in der Sapi-Straßc ?4; im Musithale 388; vou Tiger» gejagt 3! 4. Hirscheber l<»9; auf Buvu 2! 9. Hitn. ciu Theil von Amdoiua 93; wuu dcrvolle Erfchcinullg seiner Berge 94; Ausflug des Verfassers läugs der Küste 102. Hitu Lama 104—107. Hochebene unter dem Meere 66, 370. Hochzeit in KayM 205, 206; in Amboina 20!>---M8; in Palembang 405. Holländer, kommen zum ersten Mal in den Archipel 9; erlangen dcn Besitz von Java 10; zum ersten Mal auf deu Moluktcu 106, 107; aus Bauda 161; auf Teruatc 231. Hölleuwasser 281. Holothurieu 72. Honig 90. Houimoa 131. Hoornc, van, 262. Horsfield, Dr,, 34, 51. Hospital, in Batavia 22; in Menado 263, Houtman, Connnaudant der ersten hol-ländischen Flotte im Morgenlande 9, 107; kommt nach Ternate 231. Howamowel 149. 432 Äeglstor. Huhn, gemeines 39. Ilukom Zi/.lt,, Xaäu», I'uli, u, Kaonii, Bedeutung 255. Hundezähne 205. I. Iackfmcht 64. Iactra 9. Jagd in den Tropeugegettden 100, 101, Jahrbücher der Malaien und Javanesen 40. Jahreszeiten, nasse nnb trockne 92, 20«; Anfang der trocknen in Amboina 1^6; ans Burn nud Eeram 221; alls C» lebes 287, 2«9. ^amk!, Vetelnußpaline 133. Iambi, Fluß 366. Japanische Inseln 370. Iapara, Berg 29, 32. ^^ti, der Tikbaum 200. Java, Bedeutung des Wortes ?; Be schreibung der Insel vun ^ildovico Bar-thema 9; Vulkane 32; Nordlüste 34; mit Cnba verglichen 53, 54; Beschreibung 53, 5)4; BeviMernng 53; Ein fnhr u„d Ausfuhr 51; Wälder 54; ssauna ü'i -5il',; Mora 50—«4; Ticn^ nung dcr Insel von Sumatra und Bali 65. Javanesen, als Mechaniker 37. Javanesische Sprache )0. Java See «, 371. Java-Vorland 3. Ichthyosis 203, Indianisches Korn 100, 1'.»!», 200, Indragiri. Fluß 352, 366. Indrapnra 309; Cap 37 l, 374; District 377, Inem, Flnß I!»!^, 3!>l^ 400, Inschriften auf Sumatra 359. Inseln, südöstliche 1K1; fi'idwcstliche IN3. Iotyokarta 11. Ilving 73. Islam 31. Jugendquelle, von Moore nwähnt 223. ^li>i- 379, 3«?. Jutes, nber die Geologie der Sandclholz-Illjcl 7ü, ttu; Tlmur 85. Jungfräuliche Kinder 379. Iungfranschaft, Zeichen 380, 387. Junghuhn, Dr., 32, 33, 50, 51, 52, 77, 170, 254. Iunken, Fahrzeuge 39, 41, 343. Juwelen, aus dm Köpfen wilder Eber 110; was Numphiusdarüber sagt IN. K. Kaban Agong, Kampong 3^3. Äabawjatu 3ltt. 1. 90. Kaffee, auf Madma^; wächst wild bei Macassar 75; bei Dilli«9; Vorrachs-Häuser in Menado 2; im Musithale 3^1, 3«2; wo man große Massen vortheilhaft bauen tiwnte «^, V5, Kaffeegärtcn 355, 35U, 3«5, Kaibodo 149, 153. Kakas, Dorf 2??, M3. Xilli Ä'2. Äaliltgs s, itlings. Kainfther 329; Bänn,e 329; A.ten derselben 329; Oel 329. Kamnning, Flnß 377. Kanonen, von den Eiugebornen auf Sumatra verfertigt 360. Karang, Berg 6. Karang Tingi 400. Kasten, auf Bali 67, Kasuar 109: Eier 109; Hcimach 109. Katholicismus, auf den Gewürz-Inseln 321. Kanri 117, 118, 137. Kawangtoan, Dorf 270. Kawi-Schrift 359. Kayeli, Vai 192; Dorf 192; Beschreibung desselben 202; Geschichte 202, 203; Korallenriffe 214; eine drohende Flotte erscheint daselbst 220. Äayl Tumaugung 357, Register. 433 I^a^u man is 323. Xll^u-puti, Bäume und Oel beschrieben 211, 212; Verbreitung 212. Kayu Tauam, Dorf 296. «.ebon ki-!»A 280. Kedu 27, 3N. Kcffing-Inscln 180. Kegelmuschcln 147. Kemll, Hafen 238; Dorf 243, 244; Erlegung einer großen Pythonschlange 252. Kcmaas, Berg 254. Ketaun, Fluß 377. Ki, Inselgruppe 181. Kilaug, Insel 189, 190. Kirche, in Samarang 30; in Langowan 276; in Pabang 292. Kissa. Insel 89. Klabat, Berg 243, 254; in it einem Wolkenmantel bedeckt 279. Xiapa mu6li 57. Klings, Ableitung des Namens 41; sie machten in alten Zeiten Reisen nach dem Archipel 307, 308. Kloff, Capitän, beschreibt die Eingcbomen von Kissa 90; über die Schwefel quellen 91. Kinos 296, 297. Kochkunst im Morgenlande 16. KöniMschcr 184; in der Sawai-Vai 191; ans Vuru 193. Königsparadiesvogcl 182. Königstiger 66. Kopaiyong, Kamftong 381, 382. Kopfjäger, auf Celebes 70; auf Wctta 89; von Ccram 151; ihre Kleidung 150, 151; ihr Tanz 151; in der Sa° Wai-Bai 152, 153; in der Mina-hasfa 284. Kopfschcercn 205. Kopi 262. Korallen, verschiedene Arten und ihr Aussehen unter dem Meere 214, 215. Korallenriff, im Hafen von Macassar 71; daö erste, das der Verfasser besucht 88; des Verfassers Boot strandet anf einem 135; die Wogen brechen sich an einem 147; Korallenriffe auf Banda l67; Nicllnoll!, U^istn im osüMschcil Archipel auf Amboina 185; in ber KayÄi-Bai 214; an Sumatra 374; auf Su-matra 388. Körbe 117. Korinchi, Reformatoren daselbst 359, 360. Korinchi-Sce 359. Kotanopan, Dorf 3l6. Krähen 253. Krebse 404. Kris, verschieden dem Werthe nach 402. Krokodile 213, 263, 264, 388. Krokodil-Inseln 213. Klnm«, musikalisches Instrument 140. Krontauben 180. Kröpf, vorherrschend im Innern Sumatras 316; wahrscheinliche Ursache 316. Knbus, Voltsstamm 407, 408. Küche im Morgenlande 16. Kulies 5, 19, 104. Kupang, Hafen 75; Dorf 81; Bai 81; Bevölkerung 81; Orangen 81, 82. Kupfer, auf Floris 81; auf Timur 86; anf Bachian 225. Kupferbergwerke 363. Kurilische Inseln 370. L. I^!,<1li„^8, Gärten der Eingebornen 60, 198. Laha, Ort 119, 120. Lahat 390, 395, 396, 397. Laheudong, Dorf 266, 267. Lainitu, Dorf 139. ^aitimur, ein Theil von Amboina 93, 94, 95, 184. i!akaan. Berg 86. Lator 90. Lampong, Landschaft 380. Lancaster, Sir IameS 341. Landkarten-Kauri 118, 136. Lange, S. H, de, 277. Langowan, Dorf 271, 276. Lankaftura 357. Lariti, Ort 117. Larnntnta 80. Las Casas 198. Laut Mar 50, 166. 2« 434 Register. Lawas, Padanger 356. Lebensweise im Morgenlaudc 16, 17. Leder 38. I^pper-Ieppm-, ein Boot dcr Eiuge-bomen 121; gefährliche Reise in demselben 121, 122. Lctti. Beschreibung der Insel 89, 90. Liaser 131. Nmatang, Fluß 390, 396—399; Fahrt auf demselben hinab 398-407. Limbi, Insel in der Nähe von Kcma 243, 244; der Verfasser sucht dort Vabiw-sen 244—250. Lingga 400. Linnl« 1. Linu-See 266, 267. I^ic^uiclklinbg,!' 60. Liu-Chius, Inseln 370. Lohon, Vulkan 266. Lombot, Insel, von Vali getrennt 65; Fauna 65, 66; Flora 66; Beschreibung 67; Hungersnoth 77. I^oindok, spanischer Pfeffer, Beschreibung 197. Lompo batung, Berg 70. Lontar, eine der Banda-Inseln 159; ihre Küsten 163; der Verfasser besucht sie 165-169; schöne Muskatennußhaine 167. Loris 180; rothe 191. 1<14; Jagd des Verfassers 194- Moore's Schilderung 194. Lotta, Dorf 264. Lotus, wohlriechender 270; Tennyson's Lotusland 277. Lubu Najah, Berg 322. Lubu Sikching, Dorf 312. Lubus, Voltsstamm 312, 313, 318; Sitten 318, 319. Lucipara-Inseln 183. Lunmt 323. 327. Lnntcnschlösscr 360. Lyman, Henry, Missionär 339. M. Macassar, Hauptstadt von Celebes 48, 69; Straße von 66; Haftn ?>, 73; Praucn 71; Handel 71; Stadt 73, 74; Grabmäler der Fürsten 74. Maas 160, 165; weiße 169. Madura, cine niedrige Insel 34; Straße 35; Rinder 38, 49; Südküstc 48; woher der Name 48; Kaffeebäumc48; Salzbercitung 49. klanÄncii-inÄ«, Korallen 134, 214, 368. Magellan, Ferdinand, entdeckt die Ge- wnrz-Inseln 229, 230, 231. Mahmn 229, Majapahit 10, 406. Major 255. Mais, im Archipel gebaut 100; seine Geschichte 199, 200. Maisdieb, ein Vogel 100, 253. Mat'ian, Beschreibung der Insel 225, 232; vnltanischc Ausbrüchc 225, 235, UlUkKktlirum, ein Gummi 40, Malaien, die ersten, die der Verfasser sieht 5; ihre ursprüngliche Heimath und Wanderungen ?; als Dienstboten 17; physische Eigenschaften 17, 18; ihre Leidenschaften für das Spiel 17; sie sind nieistenthcüs Mohammedaner 18; sprechen verschiedene Dialekte 118. 119; Charakter 234; ihre Wanderungen von Gilolo aus 236; hatten kein Wort für Dorf 254; genießen keine Gewürze N4, 340. Malaiische Sprache 6, 7; Einfluß der Portugiesen auf sie 87, 88; allgemeine Verkehrssprache 119, Malaisien 7. Nulli^u, ein Vogel 215; ein Theil von Ternate 228. Mandarin-Orange 8l. Mandating, Thal 315, 320, 323, 345; Gold 328. Mandhar, Voll auf Celebes 69. Mangelbäumc 1l, 49, 125. Mangerai 79. UanAAi« 61. ^Vlan^Austg, 61. Ulin^is'lü'3. in<1i«n, 62, 108. Mangkasa oder Mangkasara, Sprache auf Celebes 69. Register. 435 Mango, Baum und Frucht 62, 63,108. Mangostin, Baum und Frucht 61, 62, Manilla-Hanf 257. Manindyu, See 301, 304; Krater 302 bis 306; Dorf 303. Manipa, Insel 189, 190. Mantawi-Inscln 369. Uanuk 39. Mari, Insel 235. ^lllriek^ 341. Marisipongi, Dorf 315, 316, 321. MarSden, über die Vattas 339; über Menangkabau 358, 360. Massoi-Rindc 237. Matabella, Lage der Inselgruppe 181; Wallace's Beschreibung 181. Matarem 27. Mama, Dorf 302. !Vl6ß3,pu6ii6g,e 180. N6AHpoäiu8 I'ui-Zttlni 215; N, >VaI- 1g.««i 215. Ue!3,i6ULg. el^Lputi 212. Melonenbaum 59, 75, Mcnado, Sprache auf Celebes 69; Dorf 243, 252, 257, 258; Fluß 258; Bai 261. — M. Tua. Insel 261, 265. Mcnangtabau, Königreich 69, 299, 355; frühere Hauptstädte 357; Geschichte 357-361; Künste 360. Mmsalla, Insel 332, 343. Menschenfresser 70, 79, 234, 322, 337 bis 339; s. auch Vattas. Menschenopfer 84. Mck'api, Berg 28, 298, 355, 394; Kaffee- gärten 356; Reis und'Zuckerrohr 299, 367. Merbabu, Berg 28. Mestizen 144. Milane 56. Militärstraße auf Java 42. Miller, T. I,, 2l)3, 204. Miuahasfa 238, 269; die schönste Stelle auf der Erde 238; Erdbeben 247; wie man dort reist 252; Dörfer 254, 255; Bevölkerung uud Flächeninhalt 255, 256; Aussatz 260; Kaffee 261, 262; CatMct 269; Schlannnqmllen und heiße Brunnen 271—276; Al-fnra 276; die reizendste Aussicht 279; Producte 280, 281, 284; Gräber der Ureinwohner 282, 283; Christenthum und Erziehung 284; Geologie 284, 285. Uinari, Tanz 139. Misol, Insel 236. Missionäre, in Amct 146; in der Mina< hassa 271, 276, 284; unter den Battas 33?; drei französische verspeist und zwei amerikanische umgebracht 338. Mitana, kleine Insel bei Tcrnate 239. Nitiik episeopÄlis und N.papaUg 147. Mohammedanische Religion, die ersten Bekehrungen zu ihr 10, 31; Priester 31; iu Gresik 35; auf Celebes 70; Eifersucht 116; Kopfschccrcn 205; Zähncfeilen 205; auf Tcrnatc 229; anf Sumatra 359; im ganzen Archipel 360; am Limatang 402; in Palcmbang 406, 407. Mohn 210. Motomoko, District 377. Molano, Insel 261. Mollusken, als Nahrung 129. Molomateya 229. MolnNcn, Geschichte 106; Bevölkerung und deren Eintheilung 144, 145; Einführung des Christenthums 23l, 232; katholische Religion 231, 232; pro< testantische Religion 232; welche In-scln zu ihncu gehören 112, 232; Aus» satz 260. MoluNen-Straßc 238, 239. Nuiilireiia lorillktlä, 201. Mousunc, Windstillen beim Wechsel der. selben 3, 240; Ableitung des Namens 25, 26; Ost- und Westmonstttt 25; Negenmonsun 25; in der Bai von Bengalen 41; Ostmonsun 75; auf Timnr 82; trüber und nebliger Himmel beim Osimonsnn 86; Ostmonsun aus Amboma, Cemm, Burn und Neu-Guinca 92; iu der größten Stärke 117, 118, 121; westliche Grenze desselben 371. 28-" 436 Register. Moore 194, 223. Moschee, mohammedanische, in Sama» rang 3l), 31; in Hit« Lama 106; in Palembang 406. Mosquitos, auf Amboina 101; auf Burn 201; am Limatang 402, 404, Motir. Insel. 225. 232, 234, 235, 23«. Muara Inem, Kampong 399. Muctlaufen 290. Müller, Dr. S., besuchte den Berg Ateti 124; bestieg den Gunong Upi anf Banda 176. Mundarten, auf Amboina 11«, 119. Munson, Samuel, Missionär 339. Munte, Wasferfall 269. Muntok, Dorf auf Vanca 408. Klulig, paraaisiaea, der Bananenbauni 59; KI. textili« 257. Muschelsammelu in Kupang 64, 85; in DM88; auf Amboina 96, 105, 117, 118, 127—129; bester Matz dazu auf den Gewiirz-Inseln 146, 147; auf Eeram 191. ^luscie^pic!«,« 201. Musi, Fluß 381. 385, 386. 403, 407; Thal 381-383. Musikalische Instrumente 140, 141. ziuuiin 26. Muslatblüthen 160, 165. Mustatennuß, der Baum auf Damma wild 91; wann und wo der Baum gefunden wurde l 60; Sammeln der Nüsse durch die Eingeborncn 16 l, 165; Handel 160. 16!; Beschreibung des Baumes uud der Frucht 165, 166; Behandlung der Frucht 165, 166; wilde 180,181; durch Vögel verpflanzt 181; Ausrottung der Bäume in Tcmate 232. Muttermaal 236, 237. U^rigtica niosolillt»,, der Muskaten-nußbaum 165. N. Nabiata 204. 5sg,ug,8 103. Nashorn. Gruben der Eingebornen für dasselbe 378; seine Verbreitung 388. Natal. Hafen 345. Kautiws, Muscheln, in Kupang getauft 85; sollen auf Rotti gemein sein 85, 372; in Amboina 97, 98; ein leben-dcr gefangen 97. 98; auf Pulo Tikus 372. K^ri 254. I^e^rO^'volllLii 144. Negro-malaiische Race 83. Neira. Dorf 164. I^eplieüuin I^^llC6uin 62. Neptun 108. Nieotians, taliaeum 198. Nila, Insel 183. Noah, aus Sumatra 357. Nolok. Dorf 272. Nullahia 146. ^U8H 131. Nusaheli, Berg 149. Nusalaut. Ableitilng des Namens 131; der Verfasser besucht die Insel 138; von einer Korallenbant umgeben 138; Eingcboruc in altem Kostüm 138; Beschreibung und Bevölkerung der Insel 138, 139. Nusaniua, Kampong 131. Nußknacker 181. ^mpkilLH lutu« 270. Ochse, maduraischcr 49; wilder 245,251. Oewpu3 127. Ogan. Fluß 407. Ohrschmuck 300, 301. Oma, Insel lZI. Ombay, Durchfahrt von 87. Ombilmg. Fluß 362, 366. Onrust. Insel 37. Op»», Diener 264. Opl>i«eeplullu8 ßtrig,tu3 151. 267. Ophir, Berg 307, 346; woher das Gold von Ophir kam 307. Opium, Handel uud Rauchen 209-211; Geschichte 210. Op^jyn^r 117. Or«,nßdm, ein Boot 98. OranA DiitHNF 168. ^ Register. 437 Orangen 81. Oi'Hn^Inut 313. Orang-Utan 31(1. Orchideen 60. Ottertöftfchcn 137. Owm, Professor 97. P Paal 95, Anmerkung. Padang, Stadt 292, 367, Z68. — P. Lawas 356. — P^ Luar, Luwa oder Lawa 360. — P. Panjang 297, 350. — P, Sidempuan 321. I^«,^li,nß^l;d6 Unv«n1nnäl;n oder Pa- banger Hoä)ebene 296; Häuser der Eingeborucn 297, 298; Tracht der Eingebornen 299, 300; des Verfassers Reisen 349—370; Geologie 363. kaM^ 43, 197. I>aäiöo8 191. Pagarnyong 357, 359. Pagi-Inseln 367, 869; Eingeborne und ihre Sitten 368, 369. Palajou, District 377. Palankin 102. Palembang, District 65; Ankunft des Verfassers in der Stadt 404; Beschreibung und Geschichte der Stadt 405, 406; Moschee 406; Bevölkerung 408. — P. Lama 406. — P.»Spitze 3. Palimbayang, Dorf 306. Palmöl 400. Palmyra-Palmc 46, 165. Pandane 58. ranclanF 103. I>ancltUlU8 103; k. ocioratlLgimus 58. Papageien 180; kleine 194; kleine grüne 100, 101; große grüne 200; rothe 191, 194. Papandayang, Vulkan 33; Ausbruch 51. Papati-st-batang 357. I^»,p»,v«' solnnilLruna 21t). Papaya, Frucht 59. ?ÄpiIw 101. Papstkrone 147. Papua, Eingeborne 23t; Erhebung der Steuern 235, 236; dc« Verfassers Absicht, es zu besuchen 237. Papuanen <^3, 234, 236. Paradiesvögel 164, 180; auf den Arm-Inseln 182; Verzeichniß von A, R. Wallace 236, Anmerkung; Handel mit ihnen 237. ?araäi80», iipocia 164, 182; 1^. rsßi», 182. Parang 151, 286. Parks 162, 169. Pasamcm, Dorf 346. ?!i8ar 298. Passate 2. Pasuma, Krieg im Lande 386, 395; Hochebene und Volk 394—396. k'kvo »pioilnr 55. Paya Kombo 350. 356. Payva, Alfonso de, 8. l'sällti», Beschreibung 44, 380. Pedir, Stadt 341. I'oripilis 40. Perkcnuier 169. Pcrl-Nautilus 97. Petroleum 400. Pfaum 55. Pfeffer, als Handelsartikel 9, 340, 341; Verbreitung und Namen der Eingebornen flir ihn 341; von dm ^uak Fg,6i8 eingenommen 387; am Ogan 407; spanischer 197. Pfeffcrtnste 340, Pfeiffer, Madame, unter den Vattas 338. Pferd, wirft den Verfasser ab 257; von den Bugis gegessen 287; sumatra-nischcs 3l1; s. Pouics. Pflug, malaiischer 20; Art der Benutzung 20. Pietcnnaat 284. Pigafetta, über die Gewürznelken 113; Paradiesvögel 182; Ternate 229; über Magellan's Expedition 230; über die Philippinen 232. ?ina 103; Gewebe 103. ?inanF 132. pinL-llppIe 103. Pintar, Insel 89. 438 Register. I^ipm- dktol, die Blätter von den Ma laien getaut 133. l'isÄuZ ^.mdan 116; I'. in^8 116. Pisang, Dorf 309. kittg, viFc»-8i, ein seltener Vogel 184, Plateau, unter dem Meere 66, 370. ?1at^<>«i ou8 k^popkonius A. It,. Or»,)' 191. Plinius, über den Zucker 46; Pfefferhandel 340. Polo, Marco, beschreibt Java 8; schildert die Battas 323. Polyuesische Race 23«. Polypen 147, 167, 214. Pompelmus, eine riesenhafte Orange 6. Ponies, javancsische 12, 13, 41, 42; auf der Sandelholz-Insel 80; auf Sumatra 375. Portugiesen, kommen zum ersten Mal in den Archipel 9; ihre gegenwärtigen Besitzungen 87; auf Bauda 161; auf Ternate 321. Postkutschen auf Java 41. Poststraßen auf Java 41, 42. Prau, Berg, Wohnsitz der Götter 27, 28. Prau, Fahrzeug, Beschreibung 6, 164, 343; im Hafen von Macassar 71. Preis einer Braut, auf Buru 203; auf Sumatra 379, 387; am obern Lima-taug 403. Priaman, Ort 346. Priangan, Dorf 357. Protestautismus auf den Molukken 232. ?ulo 131. Pulo Ai 150, 162. - P. Vabi 369. — P. Gula Vatu 87. — P. Kamping 48, 89. — P. Kapal 159, 166. -P. Kapini 369. - P. Krakta 159. — P. Nias 359. — P. Pinang 133. P, Pisang 159, 166, 169. — P. Run (Rung) 159. — P. Titus 372. Pythonschlange, eine in der Nähe von Kema gesehen 251; was man von ihr erzählte 251, 252; der Verfasser erhält eine zum Geschenk 411; sie entwischt 412, 413; ein Kampf auf Leben und Tod mit ihr 413. 414. Q Quellen, ans Damma 91; auf Java 91; tragbare 109; heiße, in der Minahassa 253, 254, 272 — 276; auf Sumatra 303. Quergebirgszüge 369, 394. N. Racket 386. Raffles, Sir Stamford, 141, 209, 323, 359, 362; seine-Geschichte 372, 373; sein zahmer Bär 390; ersieht Singa- pore zur Freistadt aus 410. Rajahs, Unterschiede im Range 402. Rajahs.Woune 355, 356. Rakka, VoltSstamm 79. Kamdutku, Beschreibung 62. 1iilii^li,li8 60. Ratten-Insel 372. Rau. Dorf und Thal 315, 345. Reformatoren von Korinchi 359, 360. Nejangs, ihre Sitten und Gesetze 378 bis 380. Reiher, große Flüge 36, 365. Reinwardt, Professor, 33; besteigt den Gunong Api auf Bauda 176; sagt einen vulkanischen Ausbruch vorher 235. Reis, wie mau ihn auf Java sammelt 42, 43; wie die Malaien ihn reim» gen 198. Reisbau 42, 43, 280, 302. 321, 365, 367, 385. Neisfresser, ein Vogel 55. Rembang°Volk 403. Neynst, Gerhard, kommt nach Banda 176. Rhinoceros f. Nashorn. lilu^opkarao 125. Riff f. Korallenriff. Rinder von Madura 38, 49, 222, 245. Rio Janeiro, Bai 332. Roban, Ort 213, 215. Rochers, Capitän 41. ^Rohr, indisches, f. Notang. Roma, Beschreibung der Insel 90. Romba, Berg 80. Rosen, in der Minahassa 266, 270, 2??. Register. 439 Rosenaftfel 111. Rosengain 159. üoZteilllii«, ryotiroßtri» 191. Rotang, Arten 390, 391, 404; wie man ihn sammelt 391, 404. Rotti, Insel 83; ihre Bewohner 83; Vorkommen des Nautilus 85, 372. Numll n^Ai'i, ein öffentliches Haus, in Tulahu 126; in Saparua 136; in Lahcudong 26?; ein schönes in Kakas 277. Ituma 8at,«,n, die Teufelswohnung, vom Verfasser besucht 333-336. Ruma Tiga, Dorf 98. Rumphius, feme Raritätcnkamlner von Linn<5 benutzt 1; iibcr den Mangobaum «2; beschreibt den Nautilus 97, 98; über gläserne Ringe 111; iibcr den Gewürznelkenbanm 112: sein Grab 187; LebensMzze 187, 188. Rurukan, Dorf 279. Rutaug, Dorf 184. S. 8a,e<»l>H!-uin 8inon86 45; 8. ot'üoina,-ruin 45; 8. viollleLnm 45. Sagaru-Plllme 99, 280. Sago, Berg 351—353, 355, 356. Sagopalmen 185. Salayar--Inscln 289; S,-Straßc 288, 289. Saleh, Nahdcn, seilt Palast 20, 21; Bil- dung und Fertigkeiten 21; wird von Eugc'mc Sue geschildert 21. Salomon, König 307, 308. Salz, Bereitung ans Madnra 49 ; Java 49; Borneo und Philippinen 49; Quantität 49; Preise 50, Anmerkung; Bereitung in Mcnado 258. Samarang 10; des Verfassers Ankunft 26, 27; Beschreibung der Stadt 29, 30; Bevölkerung 30. Samawang, Kampong 362, 366. 8«,mdg,1 16, 338. Sampane 398. Samum 315. Sanct-Nccolas, Cap 6, 32. Sandelholz 81. Sandelholz Insel, Beschreibung 79, 80. 82; Pferde 80. Sand-Meer 50, 52, 166. Sangir, Dorf 77, 78; Insel 241, 285. Sang Sapurba 357. Saparua, Ableitung deS Namens 131; Beschreibung der Insel 135; Geschichte 135; Stadt 136; Bai 137. Hivpi, Beschreibung 38; Verbreitung 49; verwildert 49, 245; anf allen Inseln eingeführt 222. — 8, uwuF 245, 251. Sapi-Bai 76, Sapi-Straße 75-78, 82. Sapnrwa 131. Sarong, Beschreibung 5, 18, 299, 300. Saronsong, Dorf 266. Savn 83. Sawai Bai, Bewohner 152; Niffe nnd Berge 190. Sawangan, Dorf 282. Sawas, Vcfchreibung 43; Fruchtbarkeit 43, 321. 8cn,!lil'ig, ^n'LtiosH 136. Schießpulvcr 360. Schiffs-Inscl 159, 169. Schildtrötcu- oder Schildpad-Inscln 183. Schlammsiächcn, wie man auf ihnen fährt 36. Schlammqncllen, in der Minahassa 271 bis 276. Schlammschnecken, als Nahrungsmittel 404. Schlangen, schwimmen anf dein Meere 2; auf Amboma 101; auf Celebes 244; auf Sumatra 334. Schlangcutopf^Kami 117. Schmetterlinge, auf Amboina 101. Schmnck, von Gold und Silber 327, 328, 380, 387. Schneider, I>i-., 86, 184. Schnepfen 191. Schraubcnbanm 58. Schulen, auf dcu Gewürz-Inseln 142,143; Unterstützung derselben 143; Empfang des Residenten 143; Klassen 144; in der Minahassa 284; bei den Battas 320. 440 Register. Schullchrer,eingebornc91, 143,182,284. Schwämme 214. Schwefel, von Vulkanen 32, 61, 171, 172, 174—176. Schweselftfuhl 266, 267. Schwefelquellen, auf Damma 91; auf Java 91; auf Celebes 91. Schweine, wilde 66; auf Tinmr 84; wilde auf Bum 219; auf i!imbi 245, 250. Schwestern, Berge 243, 245. Sclatcr 65. See, auf Bum 223; auf Tcrnatc 238, 239. ' Seegurken 72. Sce'-Igel 99, 137. Seekuh 182. Seeräuber, in der Sapi-Straße 79; auf Gilolo 284, 236; auf den Molutken 238- 240; von China 239; von Mindanao 240; Malaien entrinnen ihnen 241; eine Uebcrrmnpclung derselben 24U, 242; ihre Prallen 240, 242; eine Herausforderung von ihnen 241; die Holländer kreuzen nach ihnen 242. Secsternc 88, 137. Selam, Dorf 166. Seliinpuwong, Dorf 360. Semao, Infel 8!. 84. Sequicra, bringt die ersten Portugiesen nach dem ostindischen Archipel 9, 341, Scrano, Francisco 229. Seret Msrapi, Berg 318, 320. Serua, Vulkan 183. Sharpc's Hinterlader 25. Siao, Insel 285. Siboga, der Verfasser lonnnt in das Dorf 330; Umgegend 331 folgg.; Steinkohlen in der Nähe 332. Sibuluan, Dorf 333. Sibnmbun, Berg 363. Sieben Brüder, Inseln 190. Siguntang-guntang, Berg, 357. Sila, Dorf 139. Silber 328. Silindvng, Thal, Missionäre 337, 339; Madame Pfeiffer 338. Sinanm, Thal 352; Fluh 352,356, 366. Sindoro, Berg 27. Singalang, Berg 296, 298, 355. Singapore 16; Geschichte und Veschrei-bung 410. Singtel, Ort 343, 358; Fluß 358. Sinkara, See 363, 378; Kampong 363, 364. Siri, malaiischer Name für ?iz,ßr dotel 133, 207. Slamat, Berg 26. Sloct van de Vcelc, General-Gouver-ncur 13. Solfatara 267. Solot, Ort 365, 366; Fluß 366. Sonder, Dorf 269, 270. - S Tua 270. Sonnenbä'rcn 390. Sonnenstraßc 159. Spalte, bei Padang Panjang 296—298, 350, 864, 366; bei Paningahan 298, 363, 366. Spanier, von den Molnkkcn vertrieben 231. Spiel, als Laster bei den Malaien 39. 8^)on^>a 214. Städte, die dreizehn verbündeten 365. Stalaktiten 353. Steinkohlen, auf Bachian 225; bei Sl-boga 332; am Sibumbun 363; bei Bcnculm 374, 376—378; in großer Meugc auf Sumatra 377; am Li> matang 399; ani Incm 400. Straßen auf Java 41, 42; in der Mi-nahassa 264; auf Sumatra 397. 8troml,u8 lati88imu3 129. Stuhl, zum Reisen 102, 103. Stntzcr, ein morgcnländischcr 24. 8t^l'Hx bonxoin 40. Snban. Dorf 374, 375, 377, 378. Sudara, Berg 243, 254. Snc, Eugene, schildert Rahden Salch 21. Snka 3tajah 355. SuIn^Inseln 287, 288. Sumatra, große Berge auf der Insel 25; AelMichkeit mit Cuba 53; von Java getrennt 65; Kaffee 261; dcL Verfassers Reisen auf der Insel 291 bis Register. 441 406; holländische Armee 847; Hindu-Religion 259; mohammedanische Nc^ ligion 359; noch unangebaute Flächen 383; wahre Quelle des Reichthums der Insel 385. Sumba-Insel 79, 80. Sumbawa, Insel 65, 75, 76, 82; der Berg Tomboro 76, 77; Südostspitze 78. Sumbing, Berg 27. Sumucr, Senator 13. Sumpur, Fluß 314, 315. Sundanesische Sprache aus Java 10. Sunda-Straße 1—6, 310. Euugi Rotan, Dorf 403. Sungtarap, Dorf 359. Surabaya ^6; geschäftliches Leben 35; Ankerplatz 35; Hasen 35; Lage 36; Bevölkerung 36; Schiffswerft 36; Maschinenfabrik 37; Artillerie-Werte 38; Straßen 3«. Suratarta, Residenz javanesischer Fürsten 1l. Suruasa, Ort 358, 359. Swangi 159, 191. Syenit, bei Siboga 336; am Sinkara-See 363. T. Taba Pananjong, Kampong 374, 378. Tabak, von den Malaien getaut 133 ; Geschichte 198, 199; im Mustthale 81, 382. Talang, Berg 356, 366. TalaM-Inscln 285. Talugu-Volk 41. Tamarinde 38. 1'luni puti, weiße Erde 27 l, 272. lancw 29. Tangjong Allan: 356. 357. Tanjong Agong, Kampong 383^ 384 386. — T, Flasco, schöner Sonnenuntergang 285, 286. — Tanjong O 138; von den Eingebornen gefürchtet 147. Tanuuo, Bai 149. ein großer, grüner Papagei 200, Tanz, Leidenschaft für ihn 136; auf Nu« salaut 138—140; der Alfura 151, 155; auf Sumatra 379. Tapauuli, Bai 330, 332; Geologie einer in der Nähe liegenden Klippe 336; Eingebcrne, die in die Bai kommen 341; Winde 371. Tätowiren 368, 369. Tauben 55, 181; große weiße 191, 201. Taucher, gewandte 73. Tawali, Insel 225. Tcbing Tingi 386, 390. ^«rnnk ^l'Hulijg I^inn., der Tikbaum 200. I^ai-Ländereien 260. Teiche 321. Teiphun 289. Telaga Bodas 33. Telegraphenlinien auf Java uud Sumatra 42. Telinga-Händler 30?; in Achin 341. Telugu-Volk 41. Temmint 39. Tempel, alte 27, 28. Temumpa, Dorf der Aussätzigen 259 bis 261. Tengcr-Berge 50; Saudmeer daselbst 50; Vromo 50; Entstehung des Kraters 52; mit den Vaudas verglichen 166, 180; Bewohner 258. Tennyson 277. Teor, Insel 181. 1'si eineArt Trommel 99, 118; Mißtöne derselben 132; wie man sie schlägt 132. Tiga-Blas-Land 365. Tiger 413; Fallen der Eingebornen für sie 375; Kämpfe mit Büffeln 19, 358; bringen Eingebonie um 384, 392, 393; Kampf mit einem Bären 389; kommen in großer Menge vor 385, 392—395. Til, Dauerhaftigkeit des Holzes 38-, zu verschiedenen Zwecken benutzt 38; der Baum kommt anf Java in Menge vor 54; seine Verbreitung 2lX). Tiku, Dorf 346. Tinmr, Früchte «1, 82; verschiedene Mcnschcnracen auf der Insel 82; Süd' oftmonsuu82; Nordwcstküste 86; Ableitung des Namens 89, Tinmr-laut, Beschreibung der Insel 91; Eingebome von ihr auf Banda 162; i!age 183. Tinchep, Dorf 267. Tolo, Berg 234. Tomboro, vulkanischer Auebruch des Verges 76-78. Tomini, Bai 285, 286. Tomohon, Dorf 265, 283, Tompasfo, Negri 270; «erg 27N. Tondanc, Sec 253, 277, 278; Dorf 279: der Klabat in Wolken gehüllt 279; Wasserfall 281, 282- cin in der Nähe vorgekommenes Trauerspiel 282. Tonkoko, Vulkan 247. Tragstuhl zum Reisen 102, 103. 1>iokoß1o88ug o^n,noßralnrnu8 ^Vllssl. 194. 1>i^acn», Zi^».», auf Bergen gefunden 185. 'lripÄ«8, Beschreibung 72, 182. Triton 108, Tritonshörner 108. ^ro^us marrnorÄtu8 128. Tropfsteine 353. ^ropiäurN^uoliuL Iiournsusis 201. Tschetik 34. Tschindana 79. ^u«,k, ein Getränk 281. ^ukn Li^g. 295. Tulahu, Kampong 124, 126—12!). TunkuS Nasi, Insel 343. Turaju, Volk auf Celebes 70. u. Ujang Padaug 373. Miasscr, Beschreibung der Inseln lcli. Ulu Musi, Berg 381. Umkil »nÄk 379. Umschiffung des rothen Meeres 40. Unarung, Berg 27. Upas 33, 84. V. Valmtyn, Lebensstile 106, 107; über ein Erdbeben in Amboina 123; Ubcr den Gunong Api 176; beschreibt eine Erdbcbenwoge 179; Geschichte von Bum 202; Geschichte von Ternate 22l;, 229; beschreibt den Ausbruch des Berges Kemaas 254; über San> gir 285. Van Dijk 298, 363, 364, 376, 377. Vartoma, Ludovico, s. Barthnna. Vasco de Gama 9, 340. Vegetation, bei welchem Temperatur« grabe sie auftritt 273—276. Verbnchcr auf Vanda 161, 162. Vidua. Graf Carlo de, sinkt in eine Solfatara 267. Vielweiberei 116, 209, Vivki'i tt. MU»!1N^3, 54. Vögel: der Vogel, der den Baum mit der doppelteu CocoSnuß bewacht 2: die Vögel Javas 55, 56; Jagd auf Amboina 100; Handel mit Vögeln aus der Küste Neu-Guineas 180; auf den Bandas 184; auf Buru 191, 193, 194, 212, 213 und sechster Anhang; Schießen, Abbalgeu, Ausstopfe« und Aufbewahrung 216; zwischen Kema und Mcnado auf der nördlichen Halbinsel von Celebes 253. Register. 443 Wogelnester, eßbare 305; kunstreich gebaute 320, 321. Wultaue, auf Java 32; im Norden von Celebes 285. W. Waai, Dorf 128. Wachs 90. Wahai, Hafen und Dorf 190. Wakasihu. der Verfasser besucht das Dorf 117—119; dcr Najah deS Dorses 118; daselbst gesammelte Muscheln 118. Wald, bei Macassar 75; der Verfasser wohnt in einem tropischen 195—202; natürliche Chaussee durch denselben 197. Walfische 285. Wallace, A. R., 66, 67, 71. 222; über Matabella 181; Verzcichniß der Para^ diesvögel 236, Anmerkung; über Pa- pua 237. Wangi-wangi, Insel 288. Ward, Missionär 339. Waringin, ein Feigenbaum 11, 60, 321; ein sehr großer 357. Warte, auf Lontar 168. Wasserfall, bei Tinchcp 269; von Ton- bano 281, 282; auf der Insel Men- salla 343; ein versteinerter 353. Wasserjungfern 3. Wasserochse 19. Wasserräder, zur Bewässerung 362. Wasserscheide, auf Sumatra 380, 394. Wawanu, Berg 123, 124. Weihnachtsinsel 1. Weißer See 33. Wcißholzbäume 211. Wendeltreppe, Muschel 136. Wetta, Beschreibung der Insel 89, 183. Wild, in Menge 385, 397. Wilkinson, Sir Gardner, 40. Windstillen, beim Wechsel der Monsune 3, 240. Witsen, Nicolas 2ss2. Wugi, Sprache auf Celebes 69. X. Xavier, St. Franz, besucht die Molukten 231. A Jams, auf Sumatra 331. 3 Zähnefcilcn 205. Ziegen-Insel 48, 89. Zimmt. Arten und Verbreitung 323. Zinn, Vcrbeitung 40. 408, 409; Ge- winnung 306. Zollinger 26. Zoologischer Garten, in Batavia 21; in Surabaya 38. Zucker, Bereitung 45; auf Amboina 99; am M6rapi 367; Ableitung des Wor< teS 45, Anmerkung; Namen der Ein» gebornen für ihn 46; Geschichte 46,47. Zuclcrhut'Verg 374. ZuÄerlM.Insel 87. Zuckerplantagc, der Verfasser besucht eine 41-45. Zuckerrohr. Cultur 43; Ernte 44; Arten 45; Benutzung 46. Zyt, Dorf 108. 6 n d c. Druck von O, Psstz in Nllumtmig a/^. die man noch immer mit größtem Interesse liest. Einen wesentlichen Unterschieb von mancher bereits bestehenden ähnlichen Sammlung bildet die unsere dadurch, daß die einzelnen Bände nicht aus zehn Werken zusammengestoppelte Auszüge oder aus dem Zusammenhange herausgerissene Brocken, son-dern stets die vollständige Beschreibung der Neise vom Anfang bis zum Ende bieten, wie sie dcrNeiscude selbstdar -stellt. Wo es angemessen und nöthig erscheint, werden wir die Schilderung durch Abbildungen erläntcrn. Aber auch hier ist unser Weg ein anderer, als der von mancher andern Sammlung eingeschlagene. Wir wollen die Seiten nicht mit phautastis ch en Bildern ausfüllen, wie sie die Ginbildungskraft jedes beliebigen Zeichners nach Gutdünken in der Stube erfindet oder nach den ursprünglichen Darstellungen des Reisenden aus Furcht, in das Eigcnthums-recht desselben einzugreifen, willkürlich verändert. Wir bringen unsere Abbildungen so, wie sie der Forscher selbst nach eigenem Augenschein entweder zeichnete oder, was bei neueren Reisen häufig der Fall ist, mit dem pH omographischen Apparat aufnahm. Der erste Band: „Das offene Polar: Meer. Von Nr. I. I- Hayes. Aus dem Englischen übersetzt von I. G. A. Martin. Mit 3 Karten und 6 Illustrationen/' führt den Leser an den nördlichsten Punkt der Erde, den bis jetzt der Fuß eines civilisirten Mannes betreten hat. Es war nicht nur die Frcnndlichkeit, mit welcher Herr Dr. Hayes nns sein Werk darbot, was uns veranlaßte, mit ihm die Sammlung zu eröffnen. Gerade in diesem Augenblicke muß sich das Interesse des ganzen deutschen Volkes nach jenem Punkte hinwenden. War Deutschland bis jetzt nur Zuschauer bei dem großen Kampfe, den kühne Engländer und Amerikaner, ihr Leben in die Schanze schlagend, mit ,,den Niesen des Frostes", den Eisbergen und Eisfeldern, aufnahmen, welche sich gleichsam znr Wache rings um den Nordpol gelagert haben, damit kein menschliches Wesen ihm nahe, so hat sich Deutschland jetzt zum zweiten Male selbst gerüstet, an diesem Kampfe Theil zu nehmen und sich anf dem Gebiete geographischer Forschung nach jener Richtung hin unter den anderen Nationen eine gebührende Stelle zu sichern, und es wird zugleich Herrn vi'. Petermann für die endliche selbstständige Inangriffnahme des großen Werkes, nach Ueberwindung der schwierigsten Hindernisse, und der kleinen Schaar mnthiger Manner, welche d!, PHtz in Nnümbnvg "/S