MEMOIREN iiber Rohitsch-Sauerbrunn Med. univ. D r - J. Hoisel, landschaftlicher Brunnenarzt daselbst. ROHITSCH-SAUERBRUNN, 1881. BUCIIDRUCKEIIEI VON JOHANN UAKUSCII IN CILLI. Selbstverlag des Verfassers. 'v < n /^>- * \ h MARIBOR * Den Spruch: Qui tacet, consentire videtur vor Augen haltend, wagt es der Terfasser dieser kleinen Schrift, oline einen speciellon Auftrag erlialten zu liaben, vor die competente Stelle zu treten, um seine Ansicliten, die er sich nicht nur seit einem Decennium als Brunnenarzt von Rohitsch-Sauerbrunn, sondcrn auch als Frucht friiherer Jahre unbeeinflusst er\vorben, zum Ausdrucke zu bringen. Die Stimine eines grossen, ja grosseren Theiles der Curgesellschaft, mit welchem er in regem Terkehre alljahrlich zu stehen die Ehre bat, sie soli in den Andeutungen, welche hier niedergelegt werdcn, wieder- gegeben sein. Nicht; uniiberdacht unternimmt er diesen Schritt, sondern er fiihlt sich geradezu verpflichtet Uebelstiinde und Mangel in jones Licht zu stellen, wie es sich zum Frommen der Landesanstalt als nothwendig herausstellt. Gerechte Kritik zu iiben, Mangel in schonender Weise an den Tag zu legen und auf Verbesserung zu dringen, diirfte iibrigens nicht bald so sehr am Platze soin, als bei Besprechung der Sachlage von Rohitsch- Sauerbrunn, eines Curortes, vrelcher trotz seiner eminenten Vorziige und seines gerecht erworbenen Rufes, doch unverkennbar in Abnahme begriffen ist, will man mit offenem Auge und objectiv 'die Verhaltnisse priifen. Schon in den vierziger, besonders aber in den fiinfziger Jahron, hatten wir sehr bedeutend hohere Frequenzen zu verzeichnon als gegenwartig. Gegen 1856, 1857 \vird Sauerbrunn in der Saison 1881 um nicht vici Veniger als tausend Personen im Besuclie zuriick sein. Und \vie \verden heutzutage gegen fruher die Frequenz- ziffern geschaffen! ? Seit 1848 haben wir im Jahre 1881 die niederste Frequenz aufzuweisen (wenigstens nacli der Gestaltung 1 * 4 von Ende August), wenn man die Kriegsjahre 1866 und 1878 als anomal abrechnet. Ja selbst das Ivriegsjahr 1859 bot giinstigere Zahlen als die laufende Saison! In dieser kann wohl niclit das schlechte 'VVetter, welches in der Regel als Entschuldigungsgrund der minderen Frequenz und verringerten Geschafte angefilhrt wird, Geltung finden; auch kann es nicbt die oconomische Krise sein, die uns dies Jahr in jeder Richtung Schaden zufiigt, da doch andere Curorte eclatant prosperiren und der allgemeinen Ansohauung und Thatsache nach die Geldverhaltnisse sicb gebessert habcn. Andere Grunde sind es daher, die Mer den nachtheiligen Einfluss ausiiben, welche mit Offenbcit darzulegen der Zweck vorliegender Enuntiation sein soli. Diese moge als Apeli an die competente Stelle jene AVurdigung finden, deren sie im Interesse der guten Saclie wiirdig ist. Mit der Tersicherung, dass nicht die geringste Animositat gegen die, Sauerbrunns Geschioke gegemviirtig leitenden Personlichkeiten das Motiv zu vorliegender Arbeit gegeben bat, diese vollkommen objectiv und leidenschaftslos verfasst \vurde, gebt der Yerfasser zur Saehe iiber. 1. Die Stellung des Directors als tecbniscber Leiter und zugleich Brunnenarzt, ist den Interessen der Anstalt zuwiderlaufend. Die administrativen und mercantilen Angelegenbeiten beanspruchen eine in diesen Fachern speciell bewandte und tiichtige Kraft und sind es sie allein, \velche die ganze Zeit dieser Tertrauensporson vollkommen in Anspruch nebmen, soli der geschaftliche Theil nicbt Schaden leiden. Der techniscbe Leiter einer Anstalt, welcbe mit so grossen Mitteln verkehrt, ist wohl nicht in der Lage, ohne dem Geschafte -vvesentlich abtriiglich zu sein, anderen Pflichten nacbzukommen, besondei's den Pflichten eines Arztes, der stets bereit sein muss, dom Rufe des Hilfe Suchenden Polge zu leisten. Ist er dazu mehr oder \veniger angewiescn auf arztliche Praxis zu reflectiren, und ist diese Praxis, wenn auch nur theilweise lucrativ, so wird er, ohne dass man es besonders unnatiirlich finden kann, zunachst jener Beschaftigung obliegen, dio geeignet ist, ihm jcden seiner Wege ausserdem noch zu entschadigen. Und, wenn man es bcriicksichtiget, dass dem als Director angestellten Arzte, der als ,e r s t e r' Brunnenarzt seine Function ausiibt, andere Aorzte zur Seite stehen, die ihm in ganz natiirlicher Weise Concurrenz bieten, wird dieser dadurch nicbt angestachelt, gerade zum Nachtheile der bundert- undbundertfacben administrativen Obliegenhciten sein arztliches AVirken nacli Thunlicbkeit zu entfalten P AVird dadurch, dass der Arzt zugleich Director ist, in dieser Stellung sich seinen Clienten vielfach gefiillig erweisen kann, der kranke Curgast nicht haufig in die Lage versetzt, aus Riicksichten fiir den Director, den er doch in anderer Hinsicht _ gewiss oft brauchen kann, diesen als behandelnden Arzt zu wahlen, ohne dass er dies aus innerer Ueberzeugung thut, unberucksichtiget der Nachtheile, dio dadurch den neben dem Director practicirenden Aerzten (ein zweiter Arzt ist ein unbedingtes Bediirfniss) nothwendigenveise erstehen miissen P Ist es nicht der Sache zuwiderlaufend, dass die boi der Direction gemachten AFolmungsbestellungen eventuell vom „ersten“ Brunnenarzte beantwortet werden P Der Kranke, welcher vom Hause aus an einen anderen Arzt empfohlcn wurde, befindet sich durch derlei Einrichtungen in einer Zwangslage und kann genothiget sein, sich am Curplatze zweier Aerzte bedienen zu miissen, was erfahrungsgemass nicht selten geschieht. Die Trennung dieser beiden Vertrauensposten ist also bei der sehr ausgedehnten Administration von Rohitsch-Sauerbrunn ein Bediirfniss, eine conditio sine qua non, die als Basis der so nothrvendigen Reformen dieser Anstalt gelten soli. Es ist hohe Zeit, ja nichts mehr zu versaumen, dass sie baldigst vollzogen vverde, die Geschiifte und Curortsagenden eine andere Ein- theilung bekommen und alle Miihe daran gcsetzt wird, das schon sehr weit verloren gegangene Terrain wieder zu erobern. Unser Kachbar und theihveiser Concurrent Gleichen- berg, das vor einem Decennium uns noch erheblich 6 zuriickstand, wie hat es uns tiberliolt! Dossen Frcquenz ist nun gegen Sauerbrunn verdoppelt. Dort aber waren und sind geschaftige Hande vorhanden, dort "vvurde ein Plan entworfen, demgemass man auf fester Basis und zielbe\vusst fortarbeitete; dort gieng es uiribus unitis, bei uns das Gegentheil! "VVarum? Nicht umvesentlich trug gerade die Doppelstellung des Directors bei, der, wenn auch von den besten Intentionen getragen, zunachst Arzt ist. Nochmals yerwahrt sich der Terfasser dieses Schriftcbens gegen den Terdacht, als wurde das Gesagte auch nur im geringsten gegen die Person des gegen- \vartigen Leiters der Anstalt gerichtet sein. 2. Um den dringenden "NViinschen des Curpublicums zu entsprechen, um einem wirklich bestehenden Bediirf- nisse fiir Kranke und Gesunde, deren es trotz aller An- strongung, Sauerbrunn ausschliesslich in ein Krankcnbacl zu verwandcln, doch noch hier gibt, zu steuern, ist es goboten, einKaltbad(Sch\vimmbad) so bald als thunlich zu errichten. Wohl ist es dem Yerfasser bekannt, dass Sauerbrunn, besonders im Hochsommer, keinen Ueberfluss von Wasser besitzt, doch diirfte der Negaunbach und das von den AVasseidoitungen iiberschiissige Wasser geniigen, einen fiir die hierortigen Anspriiche ausreichenden Bassin zu liillen. Jedcnfalls miissten griindliche, von Sachverstiindigen vorgenommene Studien gemacht werden, bevor ein der- artiges, mit grosseren Kosten verbundenes Bad errichtet wird, um nicht post festum einzusehen, dass man einen Fehler begangen hat, wie dies mit dem Baue des neuen Badehauses leider geschah. In der diesjiihrigen Saison wurden Temperatur- messungen des Baclnvassers, doch in unrichtiger und ungeniigender Art vorgenominen. Dieselben sind fiir den bestehenden Zweck unbrauchbar, da sich die Temporaturs- verhaltnisse im Bassin, wo zum Bachwasser auch anderes Wasser \vird zugeleitet werden miissen, ganz anders gestalten \verden, abgesehen, dass durch das Verbleiben des AVassers im Bassin der "VViirmegrad des Wassers bedeutend alterirt wird. 7 Durcli die Errichtung eines Ivaltbades entfielc das jetzt best.ehende Douchebad, welcbes wegen der in den beiden Badchiiusern neu angebrachten Douchevorrich- tungen gegemvartig schon entbehrlich ist und konnte cinem anderen Zwecke zugefiibrt werden. 3. Man sagi und nicht mit Unrecht, die Reclame sei eine Macht. Was gescliiebt nun in dieser Hinsicbt mit Sauerbrunn P Lese man jedes beliebige Journal, so ivird man die verschiedensten, oft obsoursten Curorte, denen das theuere Inseriren schvrerer fallen muss, als einem Curorte, der ein Capital von ungefahr 1 1 / s Millionen Gulden reichlich und siclier verzinst, darin erwahnt finden. Nur Rohitscb-Sauerbrunn erscheint in seiner Bescheidenheit ein- oder zweimal, vielleicht aucli dreimal jahrlich in wenigen Tagesblattern, auch in Journalcben, welche von Jedermann ungelesen bleiben. Eine von der Wahrheit nicht abweichende, gesunde Reclame ist heutzutage fiir jede Unternehmung ein . Bedurfniss und ohne derselben eine Concurronz schwer moglich. Scheue man es daher nicht, ein Erhebliches in dieser Richtung zu thun, es lcann und wird nur die besten Friichte tragen. JSTehme man sich ein Beispiel an ahnlichen Unternehmungen, die einzig und allein der Reclame den Erfolg verdanken. Ton Minerahvassergeschiiften seien nur Mattoni und die Apollinaris Comp. erwahnt, — welch colossale Geschafte werden von diesen abgewickelt! Das Gutc braucht die Oeffentlichkeit nicht zu scheuen. Rohitscb-Sauerbrunn bat aber des Guten so Vieles, dass es in weite und \veiteste Kreise getragen zu vverden verdient. Die beutig& Zeit drangt nach Activitat, Passivbleiben bedeutet den Untergang. Ein Kaufmann, welcher gegenwartig der Concurrenz durch alle ordenk- lichen Mittol nicht cntgegentrit, der nicht selbst vonvarts strebt, Reues schafft, er wird erdriickt, er ist verloren. Und in der Lage eines Kaufmannes bofindet sich unsere Anstalt. Tor Allem gilt das Gesagte in Angelegenheit des Sauerwasser-Geschaftes, welches unverkennbar und in sehr empfindlicher Weise abnimmt. Doch dariiber darf 8 man sich nicht wundern, denn in diesem Geschafte herrschen Anomalien, liber die man staunen muss und sie gewiss beim besten Willen nicht wird begreifen konnen. Staunen erregen muss der Umstand, dass en groš Abnehmer das Wasser zu bedeutend billigeren Preisen abzulassen im Stande sind, als die Anstalt selbst. Einer dieser Abnehmer liefert dasselbe mit fl. 16'50 per einhundert Flaschen, wahrend die Anstalt, fiir dieselbe Quantitat den Betrag von fl. 20 ansetzt. Ist dies nicht oflenbar ein geschaftliches Unding ? ! Dem Verfasser vorliegender Schrift steht es nicht zu in mercantiler Richtung mit Yorschlagen hervorzu- treten, er kann sich jedoch nicht enthalten, Folgendes der gerechten Wiirdigung zu empfehlen. In erster Linie ist die nun im Gebrauche stehende Flaschenform so sehr obsolescirt, dass man umvillkiihrlich zur Frage gedriingt wird, wie es denn komme, dass Rohitsch-Sauerbrunn, nachdem alle grosseren Mineral- \vasser-Yersendungs-Anstalten schon lange entsprechende Flaschenformen und Masse gewahlt, noch immer bei der hochst unpractischen, unformigen, ja unappetitlichen Flasche verbleibt, eine Form, die einen sorgfaltigen Yerschluss gar nicht gestattet, obschon gerade dieser Sauerling, der wegen seines Kohlensaure-Reichthums zu diatischen Zwecken so vielfach Yerwendung findet, auf das sorgfaltigste venvahrt zu werden verdient. Die bisher iibliche Yerpichung hat kaum einen anderen Zweck, als dem Sauerbrunn einen unangenehmen Bei- geschmack mitzutheilen, zum sorgfaltigeren Yerschlusse tragt sie gewiss nichts oder nur sehr wenig bei. Es ware daher vortheilhaft, eine Flasche zu wahlen, • ivelche dem Litermasse entspricht, die einen langeren, nach oben etwas conisch sich verengernden Hals besitzt, die stark genug ist, um den gegemvartig sehr nainhaften Bruch zu vermindern, die sich in gewohnlichem Yerkehre auch zu anderen Zwecken verwenden lasst, wodurch der entfernte "VYasser-Abnehmer eher bestimmt wird, gerade dieses Wasser fiir seine Bediirfnisse zu wahlen. Ausserdem soli jede Flasche eine Eticpiette bekommen, 9 auf welcher die chemische Analyse und eine kurze Indieation fiir den medizinischen Gebrauch des Siiuerlings angebracht sein soli. In letzterer Zeit -vvar viol und wie es scheint auch ernstlich die Sprache von einer Verpachtung des Mineral- wasser-Geschaftes. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dass kein Piichter ein fiir den Landessackel so lucratives Offert machen wird, wie sich das Geschiift in eigener Regie leicht und ohne besonderer Anstrengung zu gestalten im Stande ist. Moge man daher die Idee einer Verpachtung, welche von gewissen Seiten, aber nur aus Eigennutz, verfochten wird, aufgeben, hingegen Alles thun, um das Absatzgebiet zu vergrossern, das Rohitscher AVasser popularer zu machen und sich vom verbreiteten guten Rufe unseres Siiuerlings nicht beirren lassen; moge man in der, leider zur Tagesordnung gewordenen, Lethargie fornerhin nicht beharren! — Sebe man wie der „Giess- hiibler“, ein Siiuerling, der vor kurzer Zeit noch nur in den kleinsten Kreisen bekannt und mit dem der Rohitscher in ernsteste Concurrenz treten kann, nun kolossale Districte iiberschwemmt, iiberall popular ist und in vielen Orten unser Wasser verdrangt hat, wo man es fiir souverain halten zu diirfen glaubte. Rur eine tiichtige geschaftsmannische Agilitiit, gesunder mercantiler Sinn, haben jenes Wasser uberall eingebiirgert und leider haufig auf Rechnung des in seiner Qualitat weitaus vorzuglicheren ^Rohitscher.“ Zaudere man nicht, einem Vorschlage Beachtung zu schenken, welcher gewiss der volls.ten Aufmerksamkeit werth ist. 4. Die Bereitung der Stahlbader durch Immersion von gliihenden „Eisenzackeln“ in das MineraBvasser ist unzeitgemass, dem jetzigen Stande der Chemie zuwider- laufend, die Wirkung des Mineralwasserbades herab- setzend. Wenn man weiter bedenkt, dass durch das Einlegen der Eisenklotze, welches in der Regel vom Badebedienungspersonale nicht mit besonderer Vorsicht geschieht, die Marmorwannen, besonders deren schoner 10 — Mosaikboden, arg beschiidigt und beschmutzt wird, ware dies ein zweiter Grund, diese Manipulation aufzulassen. Durch das schonungslose Hineinscbleudern der schweren „Eisenzackeln“ in die Badewanne, wird deren Boden auch gelockert, gebrochen, es sickert das kVasser in den Untergrund nnd werden die Bodemvolbungen sehr geschadiget, so dass ein Einstiirzen derselben in den Bereich der Moglichkeit gehdrt. Diese Gefahr ist im alten Badehause thatsachlich schon eingetreten. Kann man sich durchaus nicht von der Erwarmung des Minerahvassers durch das erwahnte Eiscn trennen, so moge man doch \venigstens die kostbaren kYanncn dadurch schonen, dass die Eisenldumpen nicht unbarm- hcrzig in das kVasser geworfen, sondern auf practische kVeise aufgehangt und in das kVasser getaucht werden. Immerhin aber wiirde dies fiir Sauerbrunn eine von der kVissenschaft gewiss nicht gut geheissene Spccialitiit bleiben. Zeitgemass ware es, eine andere Art der Er\varmung des kVassers einzufiihren, deren practische kVahl Sach- verstandigen iiberlassen bleiben miisste. Die Stahlbiider vviirden dadurch, dass kein „Stahl“ mehr in Anwendung kommt, nicht aufhoren, Stahlbader zn sein, da man im balneologischen Hinne jene Biider mit diesem Namen belegt, welche reich sind an Kohlen- saure und, wenn auch nur geringe Mengen von Eisen zu ihrem Gehalte zahlen. kYohl ist der Eisengehalt des „Rohitscher“ ein sehr geringer (0-0486 in 10.000 Theilen), doch auch diese Minimalquantitat darf man nicht ausser Rechnung bringen. 5. kYas das Yerabreichen der Stahlbader anbelangt, -\vare es im liohen Interesse der badenden Kranken —• und diese gebrauchen ja nur derlei Biider — angezeigt, sie nur gegen arztliche Yerordnung auszufolgen. Kohlen- saurehiiltige Biider sind medicinische Biider par excellence, iiben eine bedeutende kYirkung auf den Organismus aus und konnen unter Umstanden selbst iihle Folgen nach sich ziehen. Kopfschmerz, Sehwindel, Unruhe, Sclilaf- losigkeit aber auch krankhafte Schlafsucht, Herzklopfen — li¬ li. dgl entivickcln sich sehr leiclit durch die Einwirkung der Kohlensaure, die ja in grossen Mengen beim Baden eingeatlimet Avird, abgesehen davon, dass sie auch auf anderen AVegen in den Organismus gelangt. Zudem werden dic Temperaturen des Badewassers bisher ganz beiiebig bestimmt, vom Badewarter die Biider nur nach eigenem Gefuhle und Ermessen bereitet, kurz ein Umfug mit einem der heftigsten Heilagentien getrieben, der unverantwortlich ist. Es ist kaum anzunehmen, dass cine Massregel in dieser Hinsicht beim einsichtigen Publikum Anstoss anregen wird. Der Kranke kann es nur mit Freude be- grtissen, wenn man um seinAVohl besorgt ist, der Gesunde aber bedient sich der gewohnlichen Reinigungs- und Erfrischungsbader, Avelche unter arztliche Controle zu stellen, ohnedies Niemandem einfiillt. In unseren ETachbarbadern Romerbad, Krapina- Toplitz etc. iverden die Badekarten erst ausgefolgt, nachdem der Kranke sich mit dem Arzte berathen bat und von diesem eine schriftliche Anweisung erliielt. So ist es Avohl in allen geordneten Curanstalten, besonders aber in jenen, avo Stahlbiider iiblich sind. Beziiglich der nun bestehenden beiden Badehauser moge bemerkt Averden, dass das neue Badebaus nur einen Minimaltbeil der Badesaison geoffnet ist, weil es sicli sonst nicht als Bediirfniss hcrausstellt und in Folge dessen die verausgabte grosse Summe Geldes, die dcssen Aufbau beanspruchte, nur sehr schlecht, besser gesagt, gar nicht Amrzinst Avird. Um dies doch theilAveise zu erreichen, Aviire es sehr erwiinscht, aus der Halfte der Badecabinen des alten Badehauses Zimmer zu errichten, Avodurch die ebenerdigen Localitaten, deren es ohnedies nur sehr Aveirge gibt, vermehrt und so einem dringenden Bediirfnisse Rechnung getragen Averden Avurde. Bedauernswerth ist es und in hohem Grade unokonomisch, dass jedes der beiden Badehiiuser cine eigene Heizung besitzt, ein Fehler, der sich wohl nicht mehr ausbessern lasst. — 12 — Audi muss bemerkt iverden, dass man Sorge tragen soli, in mehreren Badecabinen Thonofen anzu- bringen. Gegemviirtig ist nur cin Badezimmer heizbar und zwar vermittelst eines eisernen, der Gesundheit durchaus abtriiglichen Ofens. Hier sei noch angefiigt, dass die Anstalt nicht ein einziges, sit venia verbo, anstandiges Sitzschaff besitzt. Nur unformliche Holzgefasse, deren plumpes Aussehen einen anderen Z\veck erratlien liesse, vertreten die Stelle dieses unentbehrlichen Badehausmbbels. 6. Die Localitiiton der Apotheko setzen den Apo- theker ausser Stand, seine Waare in jenem Zustande zu erhalten, in dem sie zum Heile des Hilfe Sucbenden sein soli und muss. Es lierrseht in diesen Localen eine derartige Eeuchtigkeit, dass dort nichts aufbewahrt werden kann, ohne in der kiirzesten Zeit griindlicb zu verderben. Hygroskopische AVaaren zerfliessen, andere Droguen schimmeln und gohen zu Grunde Ja, oft wird das Gegentheil von dem vom Arzte Beabsichtigten hervorgerufen und es treten Consequenzen ein, \vclche dem Leidenden Schaden zuzufiigen geeignet sind. Leider sind derlei Falle scbon vorgekommen. Eine Gewissenssaclie ist es daber, das jetzige Locale ohne Saumniss raumen zu lassen und fiir diesen Zweck ein entsprechenderes, trockeneres zu -vviihlen. Aus der Halfte der Badecabinen des alten Badehauses liesse sich nicht nur ein sehr zweckmassiges und gut situirtes Apothekenlocale, sondern auch eine kleine Wohnung sammt Ordinationslocalitaten fiir einen Arzt herstellen. — Solite dieses bescheidene Project zur Durchfiilirung gelangen, so entbietet der Verfasser fiir die angodcutete Wohnung ein Pauschale, ivelches ungefiihr dem Betrage entspricht, den er gegemvartig fiir seine ebenerdigen Localitaten im Hause Nr. XY bezahlt. 7. Die Anstalt muss trachten im Friihjahre sobald als moglich ihre AVohnungen zu fiillen und im Herbste dieselben so lange als thunlich gefiillt zu erhalten. Zu diesem Zwecke miisste ein entsprechcndes Tcrfahren eingeleitet werden, damit nicht alle Fiakor, besonders — 13 — clic Poltschacher, ihre Fahrgaste in Privathauser fiihren, mit der Motivirung, hier ware es besser als in den landschaftlichen AVohnungen, diese seien bereits iiberfiilit, man wohnc bei Privaten billiger, werde besser bedient n. s. f. Dic Fiaker werden von den Privaten fur ihre Zwecke gewonnen !! Diesbeziiglich sei in erster Linie die Yilla Kopač genannt. In einer Zeit, ivo die Anstalt noch nahezu leer ist, findet man dieses Ilaus schon besetzt. Dass fur diesen Zweck allo erdenklichen und erlaubten Mittel in Anwen- dung kommen, ist offcntliches Geheimniss und kann der Besitzerin der genannten Yilla nicht zum Yorwurfe gemacht vverden. Fur die Prosperitat der Anstalt ware es sehr ervviinscht, die Yilla Kopač in landschaftlichen Besitz zu bringen, wodurch ersterer ein bedeutender Yortheil erwiichse. Die genannte Yilla besitzt 45 eingerichtete Zimmer und ist geeignet, 100 Personen unterzubringen. Dem Yerfasser ist es bekannt, dass dieses Haus, welches in der laufenden Saison hatto um den Betrag von ungefahr 50.000 Gulden verkauft werden sollen, ein Ertragniss von jahrlichen 5000 Gulden abwirft. Dicser Yerkauf scheiterte aus Grunden, deren Erorterung hier unzuliissig ist. Bedenkt man, dass die Yilla Jankomir, vvelche nur 12 Zimmer hat und nicht in besonders gii n stigem Bau- zustande sich befindet (der mit derselben angekaufte Morizbrunnen ist seiner totalen Ertragslosigkeit halber nicht in Rechnung zu bringen) im Jahre 1874 ebenfalls um den Betrag von 50.0o0 Gulden fiir dic Anstalt acquirirt vvurde, so soli man es sich nicht lange iiberlegcn, die Yilla Kopač fiir den Curort zu ge^vinnen, bevor ein weiterer Yerkauf stattfindet, wodurch die heutige, ein- schneidende Concurrenz nur vermehrt werden kann. Diese Yilla ist vor der Anstalt an der Strasse so zweckmassig gelegen, dass jeder Curgast gez\vungen ist, bevor er im Curorte anlangt, sie zu passiren. Es ist dadurch den eigenthiimlichen Manipulationen der Fiaker freie Iland gegeben, wodurch Fremde erst dann in die — 14 — Anstalt kommen, wenn sie dort wegen Eaummangel nicbt mehr untergebracht rverden konnen. 8. Zur Eeclame fur den Curort moge hier Folgendes nocli angefiilirt sein. Es existiren kleine Broschiiren, welcho die Curorts- verhiiltnisse schildern und auf Verlangen unentgeltlich verabfolgt oder zugeschickt werden. Diese Broschiirchen wurden in deutscher, franzosischer, englischer, italienischer und russischer Sprache verfasst. Dahingegen bat man nicbt daran gedacht, sie in ungarischer, serbischer und kroatiscber Sprache in Bruck zu legen, trotzdem Sauerbrunn unter seinen Besuchern die Halfte Ungarn, Serben und Croaten, bingegen so viel wie gar keine Franzosen, Englander und Eussen zahlt. Es ist schwer begreifiicb, welche Idec der geschebenen Drucklegung zu Grunde gelegen sein mag. Die angefiihrte Broschiire ist ein Bediirfniss, doch diirfte sie noch gekiirzt werden konnen um demselben Zwecke zu dienen. Solite es in den Intcntionen des h. Landesausscbusses gelegen sein, ist der Terfasser gerne bereit eine ent- sprechende Arbeit in deutschem Texte zu liefern, welche dann in dasUngarische, Serbische und Croatiscbe iibersetzt rverdcn kiinnte. Ebenso sollen die bestehenden, jedem Curgaste bei dessen Ankunft vorzulegenden Prospecte, in den erwabnten Sprachen gedruckt werden. 9. Die Klage, das Eohitscher Wasser ware „schwa- cher“ geworden, ist stereotyp, obschon die letzte von Prof. Buchner im Jahre 1875 vorgenommone gegen die im Jahre 1837 von Prof Schrotter gemachte chemische Analyse nur Minimalunterschiede ergiebt. Trotzdem ware es hohe Zeit, dass ein erfahrener Geologe zu Eathe gezogen werde, um den Nacbweis zu liefern, ob that- sachlich Susswasser Gelegenbeit bat, sich mit dem Minerahvasser zu mengen, dessen Qualitat zu alteriren und eventuell Torkelirungen getroffen werden kiinnen, um den geviss nicht gleichgiltigen Uebelstand, wenn er iiberhaupt existirt, zu beseitigen. An und fiir sich ware es iibrigens sehr angezeigt, in dieser Eicbtung Sachkundige zu interpelliren, denn — 15 — Thatsache ist, dass bei heftigen Regengiissen das Wasser im Schachte nicht nur an Gehalt verliert, sondern sich auch auffallend triibt. Man war wiederholt genothiget aus diesem Grunde das ATasser auszupumpen, ein Uebelstand, den man doch nicbt \veiter wird dulden diirfen und konnen! 10. Trotz melirerer AVasserleitungen ist Sauerbrunn mit dem Trinlrvvasser doch sehr iibel daran und ist es niclit zu weit gegangen, wenn man beliauptet, dass wir, besonders im trockenen Sommer, kein entsprechendes Trinkwasser liaben. In den Restaurationen und im Kaffeebause muss dieses deshalb in Eis gekiihlt werden. Ob zum Tor- oder Nachtheilo der ATassertrinker dios gescliehen kann, diirfte zu errathen unsclnver sein. Obschon der Quellenreicbthum um Sauerbrunn kein zu grosser und die Bodenbeschaffenheit keine zu giinstige ist, kann man doch mit vollster Sicherheit annelimen, dass ohne besonderer Miihe und grosser Kosten so viol Wasser von guter Qualitat zu beschaffen ware, um den nicht allzugrossen Bediirfnissen zu geniigen. Zu diesem Zvvecke ware es ebenfalls rathsam, eincn Sachverstandigen specielle Studien machcn zu lassen. 11. Es ist hohe Zeit, dass das urspriingliche Project, die AVandelbahn bis an die ersto landschaftl. Restauration auszubauen, durchgefiihrt werde. Treten Regentage ein und gescbieht dies auf der Hohe der Saison, so hat die ■vvandelnde Curgesellschaft keinen Raum, sich gedeckt noben einander zu bewegen, was doch bei einer Trinkkur so Avichtig ist. Man fiihlt sich in dem kleinen Raume zu beengt und ein Theil der CuTgesellschaft ist gczwungen, ob mit oder ohne AVillen, unter Regen im Freien zu promeniren. Zu diesem Zwecke miisste das Haus Kr. A r , \velches olmedies sclion sehr alt und in scklechtem Bauzustande ist, der Anstalt nicht zur Zierde gereicht, abgetragen werden. Es entfielen dadurch nur acht kleine, im Preise sehr nieder stehende Zimmer und das Apothekenlocale, welches ohnedem von liier wird entfernt -vverden miissen. Zum Aufbaue einer kleinen, ebenfalls in diesem Hause 16 — befindlichen Kapelle eventuell am Rosenhiigel, gewiss dem geeignetsten Platze, unmittelbar der Hauptpromenade entriickt, wird man sich friibor oder spater entschliessen miissen. Die in diesem Gebiiude ausserdein nocli befind- iiche cbirurgische Officin, resp. Rasirladen ist iiberfliissig, da ja kein Bediirfniss besteht, zwei derlei Geschafte neben einander hier zu etabliren und dadurcli beide in die unangenehme Lage zu versetzen, sich nur kiimmerlich durcbzubringen. 12. Sauerbrunn erfreut sich anderen ahnlichen und aucli grosseren Curorten gegeniiber einer ziemlich guten Musile, doch sei es gestattet, iiber diese zu bemerken, dass es sich wirklicli nicht schon ausnimmt in dem zierlichen Musikpavillon die Musiker verschieden, hie und da sogar etwas dehjct bekleidet zu sehen. Eine Uniformirung derselben, ob im steirischen Costiime, \vie man es in den sechziger Jahren einfiihrte, oder einer anderen gleichgearteten Bekleidung (das an anderen, auch viel kleineren Curorten, z. B. Krapina-Toplitz iibliche schwarze Kleid ware wohl das entsprechendste) moge man unbedingt zu erreichen trachten. Das gegen- wartige Durcheinander in der Bekleidung ist einer Curanstalt vom Range Robitsch-Sauerbrunns unwiirdig. Bei Regentagen, besonders wahrond der Abend- promenade, soli die Musik nicht im Bavillon, sondern im Cursalon spielen. Es nimmt sich ganz cigenthiimlich aus und einen Jeden regt es zur Frage an, wie es denn komme, dass die Musik im Umvettcr, oft unter Sturm und Kalte im Freien spielen muss, \vo kein Curgast zu sehen ist, wahrend dies im Cursalon, wohin die ganze Curgesellschaft fliichtet, geschehen solite. Bei der AVahl des Musikprogrammes soli mehr den AViinschen des Curpublicums Rechnung getragen werden. Seit Mitte der diesjahrigen Saison wurde auf eine Eingabe von Seite eines Theiles der hier im Juni an\vesenden Curgaste die bisher nicht iibliche Sonntags- Alorgenpromenade-AIusik eingefiihrt. Gewiss, Musik ist wahrend der Trinkcurpromenade ein Bediirfniss und — 17 — Niemand wird gegen eine gute Musik sich aufielinen. Doch muss man bedenken, dass es aucli einen nennens- werthen Theil in der P. T. Curgesellschaft giebt, \velcher durch diese Einfuhrung nickt erbaut ist und ernstlich droht, kiinftighin don Curort zu ineiden. Der Terfasser wurde bereclitiget, in dieser Hinsicbt die Verstimmung Sr. Excellcnz des Herrn Bischofes von Bosnien und Svrmien, Josef Georg Strossmajer, des Herrn Canonicus Hrovatin und Gonsistorialratl.es Dubrovič etc., vieljahrigcr Curgaste und trouer Anhanger Sauerbrunns, zum Aus- drucke zu bringen. Thatsachlich kann es fiir den am Sonntage Messe lesenden Priester (die P. T. Curgaste geistlichen Standes lesen liier nur am Sonntage Messe) und auch tur die Andiichtigen in der Kirche nicht gleichgiltig sein, dass zur Zeit dieser heiligen Handlung dem Gotteshause gegeniiber AValzer, Polka, Csardas etc. executirt werden. Solite man von der Sonntags - Friihmusik nicht ablassen wollen, so ware es angezeigt, diese eventuell von J / 2 8 — 9 Uhr und zwar nicht im Pavillon, sondern an einem entfernteren Orte spielen zu lassen. Besser aber ist es, wie dies seit jeher iiblich war und wolil in allen Curorten der Fali sein diirfte, von dieser ganz abzustelien und dadurch auch den Musikern einen halben Ruhetag in der Woche zu gonnen. Envahnt moge hier noch sein und dem geselligen Leben am Abende sehr forderlich, wenn man darauf' Riicksicht nehmen wiirde, dass in der Curcapelle 1 — 2 Musiker sein sollen, welche des Clavierspielens machtig sind und 'vvelcho an den AbOnden des Juli und August von 9 — 7,11 Uhr der Curgesellschaft im Cursalon zur Terfugung stiinden. Die dadurch erwachsende geringe Ausgabe ist kaum in Rechnung zu bringen und der Curgesellschaft wiirde oin wohl allgemein und intensiv gehegter AVunsch erfullt werden. 13. Die landschaftlichen AVohnungen sind wohl gut, doch weitaus nicht comfortabel eingerichtet. Boi den gewiss nicht zu niederen Preisen (es giebt Zimmer, die nach dem Juli-August-Tarife mit h. 2-40 — 2M0 per 2 18 — Tag gezahlt werden) diirfte es an der Zeit sein, wenn man den Comfort, ja Luxus anderer ahnlicher Curorte und deren Proise kennt, vvonigstens einen kleinen Theil der Zimmer netter und comfortabler auszustatten, wodurcli in den minderen Zimmern einige sehr defecte Mobel ausgemustert werden konnten. ~W eiiers soli man bedaclit sein, eine grossere Anzahl heizbarer Zimmer zur Terfiigung zu liaben, wenn man iiberhaupt daran denkt, Curgaste im Monate Mai und September liier unterzubringen. Ton den 385 landschaftlichen Zimmern sind nur 18 heizbar! 14. Der Torrath von Speisen und Getranken in den landschaftlichen Restaurationen soli zuweilen einer genauen arztlichen Controle unterzogen werden und hatte dabei ein Anstaltsbeamter anwesend zu sein. Dazu soli ein specioller Auftrag von Seite der Direction erfolgen. Es sollen beide Restaurateure verpflichtet sein, neben der gewohnlich ublichen Ktiche, auch curgemasse Speisen zu kochen und neben den gewohnlichen auch curgemasse Speisekarten zu fiihren. Die curgemassen Speisen miissten von den Brunnenarzten (nicht von einem derselben) bestimmt und die Restaurateure strengstens ge- halten sein,sich den diesbeziiglichenTerordnungen zu fugen. Bei der grossen Anzahl hier anwesender Israeliten ware es gerathen, eine israelitische Restauration errichten zu lassen. Dem Terfasser kamen diesbeziiglich haufig Klagen vor und ist es ihm bekannt, dass viele jtidische Familien nur deslialb ausbleiben oder, kaum angekommen, •vvieder abreisen, weil keine ihren rituellen Anforderungen entsprechende Kiiche hier eiugerichtet ist. 15. Zur Ilebung des geselligen Lebens wiire der AViederaufbau eines Theaters sehr erwiinscht. Es liesse sich zu diesem Z\vecke das nunmehr oder gar bei Einfuhrung eines Kaltbades, vollkoinmen entbehrliche Douchebadgebiiude adaptiren. Durch zmeckmassigen Anbau konnte ein den hiesigen bescheidenen Bediirfnisscn entsprechender Musentempel leicht hergestellt werdcn und zwar ware ein Sommertheater einem geschlossencn Spielhause vorzuziehen. 19 — Zu dieser Frage kann sich jedoch der Verfasser der Bemerkung nicht enthalten, dass man an einen Theaterbau erst dann denken soli, wenn man sich ent- schliesst, diescs erheblich zu unterstiitzen. In anderem Falle wird ein Proletariat hierher gezogen, dessen man sicli zum Schlusse der Saison selir schwer erwehren kann. 16. Da os nur eine liichtung giebt, in welcher man cine langere Promenade ebenaus zu machen im Stande ist, so soli das Augenmerk darauf gerichtet sein, diesen Weg in gutem Stande zu erhalten. Die angedeutete Ilichtung ist die im Thale nach HI. Kreuz. Um aber die dahin fiihrende Strasse zu einer Promenade practicabel zu machen, wd die Anstalt sich diesbeziiglich mit der Gemeindevertretung ins Einvernehmen setzen oder selbst Sorge tragen miissen, dass jahrlich eine geniigende Aufschotterung vorgenommen und Baume an derselben gepflanzt werden. 17. Vortheilhaft \vare es, wenn die Hauser bei einer eventuellen Ilenovirung einen dunkleren Anstrich bekamen. Die jetzigen weissen Hauser, dazu die weissen Dolomitschotterwege blonden bei Sonnenscliein so hoch- gradig, dass cmpfindlicho Individuen an Bindehautcatarrhen (Augencatarrhe) erkranken, abgesehcn davon, dass die erwS.hn.te Blendung an und fur sich sehr unangenehm ist. D’. Ein jammervolles Bild bieten die Aborte. Dieselben sind auf das primitivste hergestellt, entbehren jeglicher hygienischer Torsicht, beleidigen das Auge und sind durch ihre Unzweckmassigkeit der Grand nbscheu- licher Geriiche, die, besonders bei nahendem schlechten Vetter, das Innere der Hauser geradezu verpesten. Seheue man eine, Avenn auch grossere Ausgabe nicht, um den so schreienden Uebelstand radical zu beseitigen. 19. Sehr zvrecknhissig ware es, wenn die Anstalt selbst 2—3 Fuhrwerke besasse. Mit denselben konnte das Sauerwasser nach Poltschach verfiihrt, das Brennholz, Brotter, Stroh zugebracht, die Strassen und Wege bespritzt, es konnte der Unrath, fur dessen Abfuhr jahrlich 100 fl. bezahlt wird, abgefiihrt werden u. s. f. Diese Fuhrwerke wurden gewiss Sommer und Winter, \vahrend 2 * 20 — dieses besonders duroh die Dolomitschottereinbringung aus dem Poltschacher Graben, die jahrlieh mchv als 450 Gulden kostet, hinlanglich Beschiiftigung finden und sicberlich rentabelsein. ZumBetriebe des Sauenvasser-Hausirhandels diirften sie sich jedoch nicbt eignen. 20. Bei Verpachtung der landsehaftl. Grundstiicke soli man darauf sehen, dass diese Avahrend der Paclitzeit nicht vernachlassigt werden. Besitzesstorungen, deren es in letzter Zeit mehrere gab, soli man energischer entgegen- treten und den Anrainern nicbt freie Hand lassen. Eine vermeintliche Meliorirung des landsehaftl. Grundbesitzes wird durch cin solehos Gebahren nicht herbeigefiihrt. Dor Grundbesitz um die Villa Jankomir, die im Jahro 1874 um einen so colossalen Preis fur die Anstalt erworbon wurde, soli heute nocb nicht fixirt, und soli die Landschaft deslialb durch don nachst angrenzenden Kachbar namhaft geschiidiget worden sein. 21. Bei vorkommendem Systemwechsel soli man darauf sehen, dass ein Brunnenarzt officiell bestellt werde, welcher nicht nur in allen Disciplinen der medicinisch- chirurgischen Wissenschaft nach Moglichkeit versirt, zur Ausiibung der iirztlichen Praxis in ihrem ganzen Umfange legal berechtigt, also Doctor der gesammten Hcilkunde ist, sondern auch der hier unter dem Curpublicum gangbaren Sprachen, besonders des serbisch-croatischen, italienischen, ungarischen und slovenischen Idioms machtig sei. Der Yerfasser bat seit seiner nun ein Decennium umfassenden badeiirztlichen Praxis hundert- und hundert- fach Gelegenheit gehabt, sich zu iiberzeugen, dass Sprachen- kenntnisse ein unabweisliches Bediirfniss fur den Badearzt sind, mil er den an ihn gestellten Anspriichen pflichtgemass nachkommen. Ilini sinil Hunderte von Fallen bekannt, wo der Kranke aus diesem Grunde am Curplatze den Arzt zu \vechseln sich genbtliiget šali und deshalb missmuthig wurde. Die iibliche Tenvendung eines Dolmetschers, dessen gute Eignung nicht stets zu beschaffon ist, wird in vielen Fallen auch unzuliissig, denn xiele Kranke, besonders Damen, sprechen sich einem Zweiten gegeniiber nicht so offen aus, als dies zur Erreichung ihres Zweckes nothwendig ware. — 21 22. Ein wissenschaftlicher Bericht soli alljahrlich liber die Badesaison verfasst werden. Zwar Avird seit einigon Ja,hren wohl dem h. Landesaussclmsse ein nicht officieller „Saison- und Thatigkeitsbericht“ eingeschickt, der jedoch Einseitigkeit an der Štirne tragt, nicht jene Ziele verfolgt, die eine derartige Arbeit verfolgen soli und der, offen gestanden, in vielen Puncten auch nicht sach- und Avahrheitsgemass ist. (Des Yerfassers statistische Schrift: „Rohitsch-Sauerbrunn. Ein offenes Wort an dessen An- walte“, legt in Zahlen das Gesagte klar.) 23. Der Platz vor dem Tempelbrunnen ist durch Dolomitschotter in eine formlicho AViiste venvandelt und kommen die dort angepflanzten Baume nur kiimmerlich, Avenn iiberhaupt fort. Es ware filr das Auge sehr wohl- thuend und triige zur Verschonerung des Curortes nicht unwesentlich bei, Avenn liier Rasenplatze, wie sie einst existirten, Avieder hergestellt werden wiirden. Ueberhaupt Avare es sehr angezeigt, der nur in sehr geringem Masse hetriebenen Blumencultur grossere Aufmerksamkeit zu schenken. 24. Zum geselligen Leben triige es nicht umvesentlich bei, Avenn z. B. Schiesspllitze fiir Kapselschiessen, Tauben- schiessen,RingAverfen,Turnapparate etc.eingerichtetAverdcn Aviirden, Kleinigkeiten, die den Anstaltssackel nur in geringem Masse in Mitleidenschaft zogen. Gerade derlei kleine Einrichtungen aber Avurden beAA r eisen, dass man der Curgesellschaft Aufmerksamkeit schenkt und diese A\dire nicht genothiget, boi schlechtem Wetter sich nur im Cursalon und im Caffehause zusammen zu driingen. 25. Die Beleuchtung des Cursalons soli, Avenigstens an regnerischen Abenden, avo Alles in denselben stromt, eine bessere sein, da das Anziinden der unteren Reilie nur eines Lusters, fiir den so grossen Raum Avohl nicht geniigt. 26. Aerzto und deren Familien sollen nicht nur von der Cur- und Musiktaxe befreit, sondern es sollen ihnen auch Gratisbader verabfolgt und die AVohnungen nach dem billigstem Tarife berechnet Averden. Bisher besteht die den Acrzten zugestandene Benefice darin, dass nur deren eigene Person die Cur- und Musiktaxe — 22 — nicht zu entrichten hat und sich eventucll Freibader erst erbitten niuss. Auch wiire es sehr angezeigt, wenn man in der Landesanstalt Rohitsch - Sauerbrunn, wie dies in den meisten Privatanstalten iiblich ist, einige Freiplatze fur k. k. Officiere griinden und denselben principioll cine Erleichterung durch Nachlass von Taxen, billigero 'SVoli- nungen und Freibader gewiihren wollte. 27. Um auch Familien moglichst bequemeUnterkunft zu bieten, um diese im Friihjahre zur Hierherkunft moglichst bald und im Herbste zum Terbleiben thunlichst lange zu veranlassen, wiirde es sich lohnen, eiuige kleine Villen aufzubauen und bei dcren Baue volle Rechnung auf das Familienleben zu legen. Ist doch nicht bald ein Ort iiir einen Landaufenthalt so sehr geeignet, als das herrliche Rohitsch-Sauerbrunn! 28. Fur die Passanten des Negaunbaeh.es hinter der z\veiten landsclmftlichcn Restauration ist der, besonders in der Hauptsaison, unausstehlich unangenehme Geruch sehr belastigend. Es ware gut und in hygienischer Ilinsicht sehr vortheilhaft, wenn man den Ausgussen und Kiichenabfallen dieser Restauration mehr Aufmerksamkeit schenken, even- tuell ein kleines Stiick des erwahnten Baches docken wiirde. So auch soli nicht unberuhrt bleiben, dass die Schlachterei und der Huhnerstall des ersten Ilestaurateurs, unmittelbar hinter dem Cursalon und dom Caffehause, cinen hochst ponctranten Geruch verbreiten und wiire deren Verlegung nach ruckwarts hin ausserordentlich erwiinscht. 29. Um die im Curorte herrschende hochgradige Feuchtigkeit, die ihren Grund in dem massenhaft einfallenden Thau und Nebel hat, welche wieder ihr Entstehen der grossen Anhaufung vonLaubholz verdankcn, \vcnigstcns zum Theil zu beseitigen, kann nicht dringcnd genug angerathen werden, an die Stelle des Laubholzes moglichst viel Nadelholz aufzuforsten. 'VVenn auch erst unsere Epigonen die Tortheile einer derartigon rationellen Auiforstung genicsscn wurden, durften wir uns doch nicht davon abhalten lassen, in dieser Richtung energisch Iland an’s Werk zu legen. — 23 — 30. Im Frubjahre 1880 erblickte in Sauerbrunn eine Zeitung das Licht der Veit, welche sicli durch einige Vochen „Rohitsch - Sauerbrunner Badezeitung“ und spiiter B Steiermarkisch-croatische Badezeitung® benannte. Vas sio geniitzt und gescbadet, soli liier unberiicksichtiget bleiben, docli so vici sei erwahnt, dass dieselbe in voriger Badesaison nicht Raum genug in ihren Spalten liatte, iiber die leider vorhandenen Mangel des Curortes in einei' Art zu kritisii r en, wie os sich einem offentlich aufgelegten Blatte nicht ziemt. Doch nicht um cine thatsachliche Kritik, nicht darum handelte es sich, durch gerechte Illustration des Mangelhaften, deni Guten zu dienen, sondern Angriffe rein personlicher Natur gegen den Leiter der Anstalt waren es, die diescm in der Curgesellschaft sehr iibel vermerkten Getriebe zu Grande lagen. Obschon Sauerbrunn gegenvrartig noch ziemlich dasselbe Bild bietet als im vorigen Jahre, Iiat das erwahnte Blatt in dieser Saison sicli doch Massigung auferlegt, aus Griinden, die den Intentionen des genannten Unternclnncns uberhaupt zur Richtschnur dienen! Volil wird dieses Getriebe an competenter Stelle nicht ungemerkt geblieben sein, da das Blatt ja in alle Riclitungen der Vindrose ohne Abonnement verschickt, sogar in Eisenbalmcoupes unentgeltlich vertheilt und den ankommenden Curgasten in Poltschach in den Vagon geivorfen wurde. Es ware gut, wenn der Inhalt dieses Blattes mit einer gewissen Reserve aufgenommen werden wiirde und die massgcbendon Factcrren den geistigen Urliebern dieses Privatunternchmcns keine Ingerenz in die curort- lichen Verhiiltnisse gestattcn ivollten. Caveant consules! Die Liebe zur Sache selbst, die grosse Anhanglichkeit, welche den Verfasser an seine Geburtsstiitte kettet, bestimmten ihn, diese durchaus nicht erschopfte Arbeit an die richtige Adresse zu leiten, oftcn und ohne Ruckhalt der Dolmetsch jener Stiminung zu sein, welche im Curorto hcrrscht Ueber sanitiire Zustšindc der Anstalt zu spreclien, — 24 — halt er sich aber in seiner Stellung geradezu verpHichtet, ■wenn er dazu noch die Motivirung fiigt, dass er \vahrend seiner Thiitigkeit als Brunnenarzt in Rohitsch-Sauerbrunn von mehr als dritthalbtausend krankcn Curgiisten zu Rathe gezogen \vurde. Es ist hohe, ja hochste Zcit, mit aller Energie den berechtigten Forderungen nachzugeben, wenn aueh tur den Augenblick grossere Opfer gebracht iverden miissen. Zu weit gohende Sparsamkeit und Engherzigkeit wiirden sich bitter rachen Undank wiire es oiner Anstalt gegeniiber, die sich dureh eigene Mittel zur jetzigen Grosse aufgeschivungen, die sich seit so vielen Jahren niclit nur selbst erhiilt, sondern auch dem Lande eine sehr bedeu- tende Rente abwirft, wenn man mit gewissen bisherigen Gcpflogenheiten niclit moglichst bald und radical brechen wurde. Eine derartige Anstalt verdient vollste Aufmerk- samlceit, sie kann niclit stehen bleiben, sondern muss yorwarts streben nach dem Ziele, niclit nur des Landes Zierde zu sein, sondern auch der besuchteste und beliebteste Curort Steiermarks zu \verden und zu bleiben. Rohitsch-Sauerbrunn istberufen, unter denCurorten Oesterreichs an der Seite der grossen bohmischen Curorte zu stehen Damit es aber das \verde und den ohnedies sich schon erworbenen, gegenwartig aber leider getriibton guten Ruf fernerhin enveitere, darf man sich niclit scheuen, den Tollkommen berechtigten Forderungen nachzukommen, alle Opfer zu bringen, das Moglichste zu leisten. Die Friichte einer einsichtigen Gebahrung konnen und werden nicht lange auf sich warten lassen, Sauerbrunn wird unter den Gesundheit spendenden Najaden unseres schonen Taterlandes jenen Ehrenplatz einnehmen, den es gegen andere ahnliche Ileil- und Tergniigungsorte mit vollstem Anrechte in Anspruch nchmen kann und darf. Gliicklich wird sich der Verfasser dieser Enuntiation fiihlen, wenn es ihm gelungen sein solite an massgebender Stelle ein geneigtes Ohr fur die erivahnten Mangel und Yor- schlilge zu finden und dadurch seinem geliebten Yaterlande, speciell seiner engsten Heimat, Dienste erwiesen zu haben. Rohitsch-Sauerbrunn, Ende August 1881.