H-. 48.                   ^               '733-
Laibacher
Donnerstag den 27. November.
P S l e n.
<x)n der ltttlllten Sitzung des Reichstages om 24. Okt. wurden die ordentlichen Gegenstände durch zwey Driefe unterbrochen, die der Fürst Aarrorysky und Herr Morsky, Land-bothe von PodoÜcn, verlassen. In ^M einen ward berichtet, daß ein Ml des Russischen Frsyforps sich »n das Land gewagt, und einige Ausschweifungen begangen habe, und daß wan vermuthe, ein Theil der Russischen Armee werde ditz Winterquartiere in Polen nehmen. Der andere tvar von  MM Russischen General.
cm die Woywodftbaften von Ä olhy» ^ nien und Podolien gesch ieben, und^ ^ ^enthielt die Forderung, daß, 1,520^ lTransportwagen für die Russische Ar- i lmee geliefert werden sollten. Der 5 Fürst Czartorosky drang bey dieser ^ Gelegenheit darauf/ daß die Russi- ^ schell Truppen Polcn galn verlassen ^ sollten, da ihr fernerer Aufenchale -^ der Republik nachfhcilige Folgen von ^ Seite der Türken mzichen könnte. ^ Aus diesen Beweggründen ward der^Z Russische Bolschaftcr in einer Note Z ersucht, dem Uebel abzuhelftn.         .^
In der zehnten Sitzung stattete der Krön - Großkan lrr, Herr Ma-lachowsky, den Bericht ab, daß der Auffische Botschafter sowohl die Aufführung des Freykorps , als die drohende Forderung des Russischen Generals getadelt, und ein Schreiben an ihn, wie auch an den Grafen Romanow abgeschickt habe, worin beyde ersucht würden, das Polnische Gebieth mcht vou den Truppen beunruhigen zu lassen. Hieraus hat das Kriegsdepartemcnt dem General 5iu-bonnrski) eine Anweisung zugeschi.-kt, wie er künft-g für die Sicherheit der Einwohner sorgen, und eine Ver-gütuug des Schadens bewirken soll, der von dem Russschcn Freikorps Verursacht worden ist.
In   der eilften   Sitzung am 30. Oktob. gab der Kouföderanons - Mar-schall den Ständen die Nachricht,  es; seyn aus   der  Woiwodschaft   Riowi-Klagen über den Russischen General! eingelaufen,  daß  solcher   Podwoden! öder   Fuhren  von   den   Einvohnern' verlange; ingleichm habe die Schatz-.^ fommission a!!gc;'-igt, daß der Kronschatz Schaden  hätte,   weil die Russischen Truppen für die   eingeführten Landcsproduktcn den Gränzzoll nicht bezahlen.     Er  erwähnte    auch   der Klagen   die   einige  Einwohner übcr K.   K.   Truppen   eingesandt   haben, und   bath,  daß  in  Ansehung dieser Klagen den Kan'lern die Anweisung gegeben werde, mit dem Russisch Kais. Botschafter, wie auch mit dem Herrn Charge d' Assaires des K. K. Hofes zu trakttreu,  damit künftig   derglei-
chen   Vorfallen  vorgebauet und der
verursachte Schaden ersetzet werdclt möchte. Als solches bewilliget war, wurden zwei Pro/ekte «n Beziehung auf die Armee übergeben, eines vo" dem Fürsten C,artorysky, Landbo-then von Volhynien, d.is andere V3N dem Landbothen vyu Posen, Mos-zerynski. Da nun viele bathen, diese Projekte zu lesen, andere aber sich dawiderselzken / und v,'rl(iNqteu, daß schon kein Projclt niehr übergeben, sondern einmahl zur Resolution ge-schrltten werde, so' erfolgte darübcr -in langer Zwist. Endlich wurden doch bcl)de Projekte verlcseu, darauf aber die Si^ung bis auf den Moll' tag den 3. November ausgesetzt. Diese Sitzung ist sehr merkwürdig gewesen und hat bis den andern Tag früh nach 4 Uhr gedauert. Der König, der weder zu Mittag noch al« Abend gegessen hatte, nahm als'dentt -erst etwas zu..sich, Zer Monarch !hat sich dabel/'erinnert, daß er vor 17 Jahren zu eben der Stunde, nach dem man ihn des Abends zuvor atts seiner Residenz entführet hatte . wieder in das Schloß gebracht worden ist.
Den 4. Nov. ist dieser  Tag gt'
feuert worden.
Türke v.
Cin Privatschreiben aus Konstall-tinopel von 15. Sept. enthalt folgende  Nachrichten:,
.      Ein von dem   Großvezier abgewandter ausserordentlicher Kurier  hat
vor ewigen Tagen der Pforte die! "lt Sehnsucht nnd, Ungedult erwartete Nachricht gebracht, daß der größte Thell des Qttomannischen Heeres ln das Temeswarer Banat eingedrungen sey. Diese Nachricht war nm allen Umstände!? des Einfalles, ^er grossen über die Oesterreicher er-haltenen Vortheile, der gemachten gefangenen, erbeuteten V?unitlon, Kanonen, Fahnen, lc. begleitet, und M Ende war beygcfügr, der Groß-vezler sey mm Willens, unverzüglich vor Teimswar zu rücken, und diese Mlung zu belagern, zugleich auch! "^Siebenbürgen einzudringen, und! Nch dort ftsi-useyen, zu welchem En-! oe bereits die nöthigen Befehle an^ ott ln der Wallachei) stehenden Truppen seyn ertheilt worden. Wenn wan betrachtet, sagt der Briefsteller, vaß bey dem Ausdruche des Krieges die Pforte in der größten Be-«orgtnß fur ihre an die K. K. Staaten gränzenden Lander war, welche von einem ansehnlichen Heere der "esterreicher bedroht wurden, so kann^ wan leicht urtheilen, wie vollkom-wen und angenehm die von bem Groß-vezter eingesandten Nachrichten im ^rail und der ganzen Stadt waren, ^zwischen scheint doch der im Ba-nate geschehene Einfall, auch wenn ^d Vorhaben , auf gleiche Meise in ^ledenbürgen einzudringen gelingt, «och von reinem wesentlichen Vor-Mle, sy ^ng der Großvezicr nicht Send elnen festen Ort der K. K. Maaten erobert, nnd in demselben NH festsetzt. Kann er es nicht da. M bringen, so ist  alle Frucht sei-
l ncs Feldzugs verloren, unb ee setzt sich nicht nur dem Tadel seiner Fem-, de, sondern vielleicht auch seinem Verderben aus.
l Die vielleicht nur vorübergehende Freude dieser Stadt, wird schon itzt durch die aus der Moldau eingehenden Nachrichten ausgewogen. Der Hospodar der Wallachey hat gemeldet , es habe dem Chan der Tatar» ! und dem Ibrahim - Pascha bisher nicht gelingen wollen, der Festung Chotym Hülfe zu verschaffen; vielmehr hatten sie sich genöthigt gesehen , weil die Russen, unter Anführung des Grafen v. Romanow, sich in Bewegung setzten, gegen die Wallachcy zurück zu weichen; daher wäre nun alles für Chotym^ und die ganze Moldau zu besorgen. Einige Minister der Pforte werfen die Schuld auf die beyden Anführer der Tatarn und Türken, und legen ihnen Unfähigkeit und Mangel an Muth zur Last; abcr Ibrahims Freunde entschuldigen ihn wegen der geringen Anzahl von Mannsthaft , die sich in der Moldau befindel, und sich, mit Ein-begriff der Besatzungen von Chotym, Bcndcr, Ismail uud Galacz, höchstens auf 4o,oOO Streiter belauft^
Auch die Anfangs aus dem Kuban verbreiteten günstigen Nachrichten huben nun bey näherer Aufklarung eine ganz andere Gestalt angenommen : nicht die Türken waren die Sieger, sondern sie waren es, ,v^l-mehr , die allenthalben , wo sie mit den Russen sich  einliessen,  mit
vielem Verluste zurückgeschlagen wurden.
Laibach den 27. Nov.
Die für alle k. k. Erblande aus-gemessene Kriegsbeisteuer wird nun auch hier nächstens ihren Anfang nehmen, die Verordnung ist bereits schon gedrukt, und wird ehestens öffentlich bekannt gemacht werden.
Jeder trägt von seinen reinen Einkünften auf folgende Art bei: Bis ZQO ft. wird nichts befahlt, von ZOi ft. bis /wo ft. zahlt man 5 Prozento, von 6c>i bis 999 ft 7 Hrozent, von 1220 bis 2001 st. IQ Prozent, von 2001 bis 4002 ft. !2 Prozent, von 4201 st. bis zum höchstenGrad derEinkünfte isProzent.
Die Briefe ans dem Banate melden von nichts andern als den Bewegungen der Truppen, welche nach Verschiedenen Richtungen, ihre Winterquartiere beziehen. Zu " Karanse-bes und Mehadia werden, die Kasernen und andere von den Feinden beschädigte und zerstörte Gebäude, so viel möglich wieder hergestellt, um Mannschaft des Wartenslebenschen Korps unterzubringen , und auch sonst ist man allenthalben bedacht und beschäftiget den zerstörten Orten, wohin dle entflohenen Unterthanen wieder zurückkehren,   auf.uhesfen.   Die
Besatzung von Temeswar ist vet-mindert worden, und alle Aemter und Beamte sind dahin zurückg^ kommen.
Aus Syrmien schreibt man, daß Se. Maj. seit dem Sie in Semlin wie der eingetroffen sind, unermüdet waren, die nöthigen Anordnungen für die sämmtliche Armee und das bey Semlin verbleibende Korps zu treffen. Am 18. d. M. ist der Feld< marschall Laudon aus Neugradiska nach dem Hauptquartiere gekommen, um dem Kapitel des M litairordens beyzuwohnen , welches Se. Maj. vor Ihrer Abreise zu halten vorhatten.
Aus der Moldau enthalten die Lemberbger An.eigen vom 13. Nov» folgende Nachrichten:
Das Korps des Prinzen v. Ko-
bürg stehet  noch immer hart um das
! Städtchen  Roman   im   Lager;  das
Hauptquartier ist in der Stadt; allch
in der Vorstadt lieqm einige TnlP-
pen   vertheilt.    Ausser   dem  Fleisch
^sind die  übrigen  Lebensmittcln  schl
! theuer; wenn   aber  einmahl die   ar-
^ menischen Kaufleute, die hier zahlreich
wohnen, m:hr Vertrauen werden ge"
faßt haben, hofft  man   auch nichr
Wohlftilkcit.
^nd alle Donnerstag auf den Platz ^0. 185 in dcr von Kleilnn^ep schen Buchhandlung allsgegeben.