k a i b a ch e r. W o ch c n b l a t t zum . Nußen und Vergnügen. Frey tag den «4 Iuly. 13 l 5. Biographische Notitz. -Alexander Berthier, Fürst von Wagram , Marschall von Frankreich u. s w. geboren zu Paris den 30. Dezember 1753, Sohn und Adjunct des Gouverneurs vom Kriegsgebäude, ward frühzeitig im Generalstab der Armee angestellt, focht in Amerika mit Lafayette für die Freyheit der verengten Slaatcn und erhielt den Charakter als Oberst. In den ersten Jahren der Revolution ward er zum Generalmajor der Rationalgarde von. Versailles ernannt, und zeigte dabey eine sich stäts gleichbleibende Mäßigung. Hu Ende 17YI ging er nach Metz, ward hey Marschall Luckners Armee-Chef des Gencralsiabs, ging von da 17YI gogen die Vcndee, und verlor bey der Einnahme von Saumur 3 Pferde unter dem Leibe. Im Jahr? 1796 g"g er mit dem Charakter eines Dwi-Iwnsgenerals als Chef des Generalstabs zm'Almee von Italien, und trug zu den ^folqcn dieses Foldznges vieles bey. Die Schlackten von Lodi, Rivoli, Arcole, d:e Einnahme von Ceva und Myndovi, und der Uebergang Ger den Po siny eben fo viele Denkmähler seines Ruhmes. Im Oktober 1797 schickte der General Bonaparte ihn mit dem Friedensvertrag voa Campo Formio an das Direktorium von Paris. Im Iäner 1798 erhielt er den Oberbefehl der Armee in Italien «nd zog in den ersten Tagen des Februars in Rom ein, wo an der Stelle der bisherigen Regierung ein Confular errichtet ward. Bald darauf folgte er dem General Bonaparte , als Chef von dessen Generalstab, nach Egypten. Nach seiner Rückkehr aus diesem Lande ernannte ihn Bonaparte nach dem 18. Brumaire zum Kriegsminister. Bald darauf wurde er Obergeneral der Reservearmee, begleitete Bonaparte nach Italien, und trug zum glücklichen Uebergang über den St. Bernhard und zum Siege bey Marcngo bey. Er unterzeichnete" den darauf folgenden Waffenstillstand zwischen der österreichischen und französischen Armee, orgcmisirte im Sommer 1801 die provisorische Regierung von Piemont, besuchte einige Plätze in Belgien, und ging. von dö mit einer ausserordentlichen Sendung «ach Spanien. Vor seiner Rückkunft üßernfibltt er das Knegsmimsterium wieder, mnches unterdessen Canwt ge- fuhrt. Nach Napoleons Thronbesteigung ward er zum Reichsmarschall, Großjägermeister von Frankreich und Chef der ersten Cotzorte der Ehrenlegion ernannt. Im Iuny 130.5 begleitete er Napoleon zur Krönung nach Mayland, und ward im October desselben Jahres zum Chef des Generalstabes der großm gegen Oesterreich bestimmten Armee ernannt. Nach dem Preßburger Frieden wurde er zum Fürsten und Herzog von Neuffthatel erhoben , welches Preußen an Frankreich abgetreten. Im Iuny 18^7 unterzeichnete er den Waffenstillstand von Tilsit, der' dem Kriege mit Preußen ein Ende machte. Nahmentlich wird ihm der Erfolg der Schlacht bey Friedland zunächst zugeschrieben, wo er sich mehrere Mahl im stärksten , Feuer befunden. Seitdem legte er das > Kriegsministerium nieder, wurde zum Viceconnetable von Frankreich erhoben, und vermählte sich den 9. März 1803 mit der Prinzessinn Tochter des Herzogs Wilhelm von Bayern, Im Kriege mit Oesterreich 1809 zeichnete er sich vorzüglich in der Schlacht bey Wagram aus, und erhielt auch^nachher den Titel eines Herzogs von Wagram. Nach seiner ausserordentlichen Bochfchastam Wiener Hofe im Jahr 1810 wurde er zum Majorgeneral der Armee in Spanien ernannt, wohin er jedoch selbst nicht ging. Später ward er noch General-Oberst der Schweitzertruppen in französischen Diensten. Im Jahre 1812 war er als Chef des Generalstabes bey der Armee in Rußland, welchen Posten er auch bis zu jener Wendung der Dinge versah, die Frankreich seinem alten Königshause wieder gab. Er begleitete den König auf seiner Flucht nach den Niederlanden, und begab sich hierauf nach Vamberg, wo der Tod seine thatenrciche Laufbahn endete. — Der Einfluß dieses seltenen Geistes auf die Umgestaltung des milttänschen Systems in seinem Vaterlande, fo wie in ganz Europa , braucht bey Niemand, der von militärischer Mathematik einen Begriff hat, in Erinnerung gebracht zu werden. Böses Gewissen. Nachdem Napoleon zur höchsten Gewalt in Frankreich gelangt war, ließ er sichs besonders angelegen seyn, die letzten Gv;i en der bürgerlichen kriege in der Vendee und den übrigen nordwestlichen Gegenden Frankreichs ganz zu vertilgen. Er mnerhanoclte deshalb nut den Hauptern der royalist. Parthei, und war so glucklich, die meisten derselben zu gewinnen , indem er besondere Verträge mit jedem cinzel.^n abschloß. Alle erhielten große Pensionen unter gewissen Bedingungen , der Eine z, B.,mußte die seinige außerhalb Frankreich verzehren, der Anders dürfte die Vendce nicht verlassen, ein Drine" sollte in Paris bleiben, je nachdem die Verhältnisse der Personen das eine oder das andere für, Napoleon das Beste erscheinen ließen. Von denjenigen , die in Pariv blieben, war Bru-lart, ein eifriger Noyalist und guter Soldat. Geraume Zeit nach der völligen Beruhigung der Vendee bat Brulart bey Napoleon für einen Freund, der die dortige Gegend nicht verlassen durfte, um die Erlaubniß, nach Paris kommen zu dürfen , und Napoleon sagte freundlich, er soll seinen Freund nur einladen, zu kommen, es sey ja nun alles beygelegt uud alle Besorqniß unnöthig. Brularts Freund kam hierauf, nach Paris, aber glei y nach seiner Ankunft wurde er ergriffen und erschossen, beides auf Napoleons ausdrücklichen Befehl. Als Brulart dies erfuhr, ergriff er mit Entseyen die Flucht nnd rettete sich nach England. Von hieraus schrieb er an Napoleon , er habe ihn zur unschuldigen- Umche des Todes seines Freundes gemacht, der im Vertrauen auf die Versicherungen, die er demselben geschrieben, gekommen sey ; der Schatten des Ermordeten stehe ihm unaufhörlich vor Augen und fordere ihn zur Rache auf; dieser Pflicht wolle er fth hiemit seyerlich widmen, und er schwöre dem Schatten seines Freundes, daß Napoleon von seiner Hand sterben soll. Dieftn Brief licß Bculart in einigen Exemplaren drucken, und schickte diese auf verschiedenen Wegen nach Frankreich, so daß er durch die Polizei) bis zu Napoleon gelangte. Dieser konnte der Drohungen des ritterlichen Schwärmers lachen, und vergaß derselben im glänzenden Lause seines Glucks. Als aber Ludwig XVül. nach Paris zurückkehrte, besand sich in seinem Gefolge anch Brulart, der bald darauf durch seltsamen Zufall gerade für Korsika zum Gouverneur ernannt wurde, mit dem Auftrage, die Insel Elba zu bcobachten. Zu diesem Ende verlegte Brulart seinen Atz von Ajaccio nach Bastia, der Insel Elba gegenüber, die man bey günstigem Wmde in wenig Stunden von dort erreichen kann. Kaum hatte Napoleon hievon Nachricht erhalten, als ihm jener Brief wieder ein siel, und er der Bcsorgniß Raum gab, Brulart möchte die ihm vom Könige verliehene Gewalt und Macht mißbrauchen, Und, jenes SchlMrs eingedenk, alle völkerrechtliche Rücksichten bey Seite setzen, um gegen ihn persönlich etwas zu unternehmen. Er fing daher sogleich an, sich sorgfältig zu vmchließen, und die ängstlichsten Vorkehrungen zu treffen. Geschichte eines Betrügers. Aus Heidelberg liest man folgenden Bericht. Unter dem Nahmen, Karl Gran-dison, hielt sich in der ersten Hälfte des Jahres 1802 ein angesehener Mann mit seiner Familie einige Monate über hier auf; er war mit seinem eigenen, mit geschlagenem Silber verzierten Wagen hier angekommen, lebte zwar auf einem etwas höhereu Fusse, übrigens aber doch eingezogen. Ueber seine nähern Verhältnisse und seinen grossen Reichthum gingen mancherley Gerüchte; im Grunde aber wußte man eigentlich weiter nichts, als daß Karl Grandison, nach seinen vollkommen guten Pässen, ein Kaufmann aus Amsterdam sey. Im Winter von 1810 au^ 1811 kam dieser Mann, welcher sich indessen zu Straßburg , Nancy, Dijon ^ und Auxonne aufgehalten hatte, mitsei? ner Familie wieder hierher zurück, und zwar mit eigenem Wagen, und 2 auffallend schönen Pfc^cn. Seine Papiere waren in Ordnung. Er lebte wie früher auch, und schien sich einzig darauf zu beschränken, seinen Kindern, Mathilde, und Eduard, eine gute Erziehung geben zn lassen. Die häufigen .Reisen,, bald' von längerer, bald von kürzerer Dauer, fielen nicht aus, weil man sie fiic kaufe männische Geschäftsreisen hielt. Zwey sehr bedeutende Beraubungen von Post-wagen, welche am 13.: Dstober 181,3 und 12. Februar 1814 auf dem Postwagen, der von Frcmksint nach Eisenach fuhr, verübt wurden, brachten endlich den Verdacht auf einen Reisenden , welcher häufig auf jenem Wagen gefahren war, und auf diesen Fahrten abwechselnd sich sls Schloßprück, Grandison, Rose, Gros, Griesbach, Walter hatte einschreiben lassen. Dieser Verdacht wmde von der General - Postdirecktion zu Frankfurt hiehsr mitgetheilt; es wurden darauf sogleich die erforderlichen Anstalten gegen den gerade vermißt gewesenen Grindison getroffen, durch welche es dann auch gelang , ihn in Berlin zu entdecken. Er wurde eingezogen, und es sanden sich bey ihm die überzeugendsten Beweise, daß er der gesuchte Postwagen - Dieb sey. In der ersten Nacht nach seiner Verhaftung, erhenkte er sich im Criminal - Gefängnisse. Durch die bisher gegen seiue hier Verhaftete Frau, Rosine, geborne Melners aus Breslau , geführte Untersuchung , hat sich , folgendes ergeben: Der Verbrecher heißt mit seinem wahren Nahnren Carl Christian Grosjean, war aus Weilburg gebürtig , von dort aber mit seinen Eltern nach Berlin gezogen, wo er das Peru-ckenmacherHandwerk lernte. Nachdem er einen bedeutenden Diebstahl in Berlin verübt , und dafür eine mehrjährige Zuchthausstrafe überstanden hatte, wendete er sich nach Bceslau, wo er Tafeldeckcr bey dem Gene.ale v. Dolss wurde, und seine nunmehrige Wittwe heirathete. Kaum war er verenget, so wurden dem Generale v. Dolfs 4'00 Rthlr. gestohlen. Grosjean war im dringendsten Verdacht, war aber zu keinem Geständnisse zu bringen, und wurde entlassen. Nun ging er nach Berlin zurück, und begab sich von da nach Hamburg. Auch hier soll er, nach Breslauer Nachrichten , seinem Herrn, einem Edelmanns, Z000 Rthlr. gestohlen haben, und mit Steckbriefen verfolgt worden seyn. Von Hamburg zog er nach Koppenhagen, von da , nach einigen Jahren , nach Riga und Petersburg, von dort nach Amstcrdam und dem Haag , von dort nach Baireuth, und von da kam er 1802 hieher. Nach dem eigenen Geständ-nissT seiner Frau, hat Grosjean mit seiner Familie diese ganze Zeit über von Diebstählen gelebt, welche er auf Post-' wägen, oder doch gelegenheitlich seiner Rei- sen machte. Wer mit ihm reisete, wurde gewöhnlich bestohlen ; in den Wirthshäusern nahm er silberne Löffel und Servietten , in den Kaufläden, welche er besuchte, Waaren aller Art mit, und Niemand gerieth auch nur von Weitem aus den Verdacht, daß der reiche Holländer der Dieb sey. Man hat ganze Päcke verdächtiger Schlüssel und mehrere Waaren bey ihm gesunden, wovon bereits ein Theil an die ausgemittelten Eigenthümer in hiessiger Gegend zurückgegeben ist. Mehrere verdächtige Stücke sinden sich aber noch vor, deren Verzeichniß von dem großherzoglichen Stadtamte in Heidelberg bekannt gemacht wird. Anekdote zur Zeitgeschichte. Bonaparte's Kaltblütigkeit und Unempfindlichkeit auf dem Schlachtfelde nach dem Siege, gränzte an Unmenschlichkeit. Als er nach der Schlacht von Eylau das mit Leichen ausgethürmts, mit Schnee bedeckte Schlachtseld beritt, in'welchem tief eingefrorne Blutlachen sich befanden,, und sein ganzer Generalstab vor dem Anblick zurückschauderte, blieb er allein unbeweglich; und als das Pferd eines seiner Generale sich vor einem Leichenhau-fen russischer Grenadiere scl^ute und bäumte, sprach er blos die Worte: „General, ihr Pferd ist eine Memme!" — Hohes Alter. Im Dorfe K'ncardine (in England ) lebt em Mann, Nahmens Campbell, der 115 Jahre alt ist.