^M »» »84» ^^FW ^ , Die Schneeflocke. <^u kleine, kleine Flocke. Du bist des Lebens Vild, Herabgeschneit vom Himmel Auf's iroische Gefild. Du schwebst im Sonnenglanze. Ein flüchtiger Krystall, Weißt nicht, wohin ein Lüftchen Dich tragen wird im Fall. Die Stunde, die dich bringet, Bringt mit dir eine Schaar; Wer wird, wo Tausend fallen. Der Einzelnen gewahr? Vielleicht daß doch ein Auge, Mit deinem Werth vertraut, Durch's Mikroskop der Liebe Dich sinnender beschaut! Dann freilich, fleu'.e Flocke, Zeigst du. dem Lebe» gleich, Dich rcich an mancher Schönheit, An manchem Wunder reich. Van Negenbogcns>rben Erscheinst du dann erhellt. Gleich einer zauberhaften Krystallenblumen welt. Da muß man schön dich nennen. Und muß sich fteu'n an dir! — Doch sieh! — ein Strahl, ein Athem Zerstört die ganze Zier! Du, FloH,.. wirst zum Tropfen. Dcr Bodei, saugt dich ein: — Das Lebe» wird zur Thrä,e Auf einem Eichenstem! Ioh. Gabr. Scldl Vaterländisches. Die Wallfahrtskirche U. 3. Frauen zu Ehren-^' gruben in Oberkrain. (Beschluß.) In diesem Kirchenschiffe befinden sich vier un-bedeutende Altäre mit Figuren alter Eculfttur. Nn r diesen Altären ist der an der linken Seile dem l). Bischof Martin gewidmet. Dieser ist jcdocl', "ach der Sitte der Vorzeit, nicht als Bischof, sondern als Reiter vorgestellt, und soll der Patron der früher hier gestandenen Filiale gewesen seyn. Sein Namensfest wird hier noch durch ein von dcr Pfarr-geistlichkeit aus Altenlack gesungenes Hochamt, zu welchem durch ein Gelübde alle Hirten dcr Pfanc erscheinen, gefeiert. Zu diesem Amte wird von jcdcm Hirten ein Kapaun als Z7pfcr gebracht. An diesem nämlichen Altare hängt an einem, in die odcre linke Seitenwand eingelassenen, viereckigen, hölzernen Balkcn jene beinerne Rippe, welche der Wolksaberglaube als die Nippe cincr heidnischen jungfräulichen Niesinn anstaunt. Diesem Volksglauben zufolge soll diese Riesinn mit dem einen Fuße auf dem St. Margarcthenbcrge bei Krainburg, mit dem andern auf dem Kahlcnbcrge gestanden seyn. Die Kirche hat drei Eingänge, wovon zwei parallel ncbcn einander am untern Ende die Haupteingänge bildcn. Die Form derselben ist, ungeachtet sie sich nahestehe!,, verschieden. Diese Verschiedenheit der Einganges woron nämlich der eine in dem schönen altdeutschen, und dcr andere in dem schwerfälligen gothischen, dem byzantischen der älteren Zeit sich hinneigenden Styl erbaut ist, führt den Beobachter auf verschiedene Muthmaßungen hin. Entweder ist dcr imlcre T'heil das Ganze der vormaligen allhier gestanden haben sollenden Martini - Filialkirche, zu welcher, nach Abbrcchung des Eacrannms und Nebersetzum; deö Manini - Altars, dcr schöne obere alldeutsche Zubau mit dem Gnaden-Altare gekommen ist; rdcr aber war die Frauenkirche ursprünglich in dein,. 46 im untern Theile sich darstellenden älteren deutschen Style erbam, und in der Folge erst der obere schönere Zubau geschehen. Meine Meinung ist für den letztern Umstand, weil ein Paar in der Umgegend stehende Filialkirchen bei weitem nicht so geräumig und ausgedehnt sind, wie dcr untere Bau dieser Kirche ist, obschon sie ein eben so hohes Alter beweisen. Uns zu dem Aeußern der Kirche wendend, so er« blicken wir an der linken Mauer zunächst des Sei-teneinganges den in gigantischer Größe gemalten, bis an das Kirchendach nach der ganzen Höhe der Kirche reichenden heil. Christoph, dessen Bild noch vor wenigen Deccnnien an keiner alten Kirche sehlte, gegenwärtig aber schon an den meisten Orten, wo es früher bemerkt wurde, durch das Ucbertünchen mit Kalk verschwunden ist. Hier erscheint er in altdeutscher Tracht, dcn Heiland in Kindlsgestalt an der linken Schulter tragend, und in der rechten Hand einen ricsenmä'ßigen, bis zum Wipfel abgeästeten Baum als Wanderstab haltend, oder vielmehr sich auf denselben stützend, und das Meer wie einen Bach durchwatend. Aus dem in Wellen an scinen gigantischen Füßen sich kreisenden See erblickt man abenteuerliche Mcerfräuleins und bcmastete Schisslcin. Dieses alte Gemälde ist am untern Ende, bis zu einem Viertel der ganzen Höhe desselben, voll Autographen aus dem 16. und 17. Jahrhunderte mit beigefügter Jahreszahl, und dem Anker, als Symbol des Handelsstandcs. Um die Kirche stchen ein Paar Bauernhäuser, ein der Kirche gehöriges, zu Zeiten von einem jubilirten Priester bewohntes hölzernes, auf einer kleinen An? höhe befindliches Gebäude; ein ehemaliges, nun von einer Vauemfamilie bewohntes Ercmitcnhäuschen, und ein Paar hölzerne, bei Concursen der Wall-fahrter gebrauchte Ausfchankhütten der Lackcr Wirthe, dann c ie Meßnerei, bei welcher sich eine schöne Aus-sicht öffnet. Eine noch schönere, romantische Aussicht stellt sich aber dem Wanderer an dcr Hinter-seite der Kirche, an dem ummauerten Kirchhofe dar. Man blickt in eine üppige, mit allen Reizen dcr schönen Natur prangende Landschaft. Wechselnde Wäldchen, mit Wlesen bebaute Felder, von Obstbäumen umgebene und beschattete Dörfer mit dcn aus ihrer Mitte auftauchenden Ktrchthü'rmen, rei^ zende Hügelketten, im linken Hintergrunde die hohen kahlen, zum Theile mit Schnee bedeckten Hoch-berge, als Gränzmarken zwischen Krain und Kärn-ten, etwas tiefer in gerader Richtung die ehrwürdige Thurmruine des alten Bergschlosses Flödnig, noch etwas tiefer der doppelgupsige, als Krone die Frauenkirche tragende Kahlcnderg, und zur Rechten der hohe, mit der Kirche der beiden Landespatrone Hermagoras und Fortunatus bekrönte Oßoinig, vereinen sich zu dem herrlichsten Panorama. Das Auge überblickt sogar im noch weiteren Hintergründe das Gränzgcbirge unseres Unterlandes, den hohen Iantschberg. Den verehrten Lesern dieses Blattes, und den schonen Bewohnerinnen der nicht so weit entfernten Hauptstadt rathe ich, wenn sie diese, durcWhr Alter und ihre historische Merkwürdigkeit ehrwürdige Wallfahrtskirche und ihre schöne Gegend besuchen wollen, sich dahin den Weg über mein Geburtsstä'dt-chen Lack zu wählen, weil eben von da der Weg nach Ehrengruben äußerst angenehm und abwechselnd ist. Aufdicscm von mir vorgeschlagenen Fußwege mnß ich meine verchrten Leser noch auf eine in der, der Kir-cheznnächst gelegenen Fichtenwaldung sich darstellenden Merkwürdigkeit aufmerksam machen; dieses ist jene gemauerte, mit Heiligenbildern beinahe ganz gedeckte Säule, welcher der Wanderer, von Lack aus gegangen, an einer unbedeutenden Anhöhe rechter Hand begegnet; denn sind auch, die Gemälde theilweise erloschen, oder von muthwilliger Hirtenhand halb abgekratzt, so gehören doch mitunter noch einige we-nige, in ihrem schönen Colorite noch wohl erhaltene Madonnen - und Heiligenbilder, bei genauer Betrachtung, immerhin in die Classe von Kunstbildern, welche, von der Wand getrennt, schöne Cabinets-stücke geben würden. Ganze Generationen frommer Wallfahrter aus bereits verloschenen Geschlechtern sind durch Jahrhunderte an dieser dastehenden Säule vorübergepilgcrt; sie sind Staub geworden, aber diese schönen Gemälde erbauen und entzücken noch immcr durch ihr schönes Colorit und ihre alldeutschen Formen. Schade ist es, daß gewinnsüchtige Menschen auch die Grundfesten dieser Säule angriffen, um die vermeintlich in dieselbe versenkten Schau-- und Goldmünzen auszuheben. Uebrigens geben die vielen, an dieser Säule um die Heiligen--bilder angebrachten gemalten Arabesken, durch ihre AehnlM'cit mit jenen an der Gewölbdecke der Kirche selbst, einen starken Beweis, daß das Alter dieser beidenMonumente nicht viel von einander unterschic.' den seyn dürfte. An dieser Säule erblickt man über-dieß Inschriften, Mono- und Chronographien mit altdeutschen Lettern und Ziffern, sogar mit dcr Jahreszahl 1493, woraus es sich ergibt, daß diese Säule, und sohin auch die Wallfahrtskirche, aus den Zeiten Kaiser Friedrichs IV., wenn nicht gar aus jenen seines Vaters Ernst des Eisernen herrühre. Unser Ehrengruben wird gewöhnlich an ledcm Donnerstage, insbesondere aber an allen Frauen' ' festlagen und dem Donnerstage zwischen den beiden Fraucnfesten, nämlich am 15. August und 8. September, häusig besucht; der größte Concurs ist aber an den Pfingstfeiertagen, wo an dem ersten Nachmittag, und Tags darauf Vormittags, eine sehr 47 bedeutende, von nah und ferne herbeiströmende Volksmenge daselbst sich cinsindet, und ich nähre die Ueberzeugung, daß yier gewiß jeder fühlende Mensch und Naturfreund einige Stunden mit Entzücken ver» weilen wird. Von der Geschichte und Beschreibung unserer Wallfahrtskirche gehe ich nun auf jene der, in der Nachbarschaft dieser Kirche liegenden, ursprünglich mit deutschen Colonisten besetzt gewesenen Dörfer über. Diese Ortschaften, nach der gegenwärtigen politischen Eintheilung, eilf an dec Zahl, zu den Bezirken Michelstatten zu Krainburg und Lack gehörig, nach St. Martin vor Krainburg und Altenlack ein-gkpfarrt, paradircn in unseren alteren als auch neueren Geographien ganz unrichtig unter der gemeinsamen Benennung: „Feichting, das größte Dorf in Krain, eine deutsche Meile lang, wo doch der ganze Wcg, nach dem Laufe der Bezirksstraße, vom ersten Dorfe Althosen (5t2i-i'sls>r) bis zum letzten Dorfe Ob erfcich ti ng, in fünf Viertelstunden zurückgelegt wird. Zu dem Bezirke Michelstättcn zu Krainburg gehören die eigentlichen drei Feichtinger Ortschaften, Dbeo, Mittel- und Unterfeichling, jcde mit einer eigenen Kirche versehen, und die letztern nach Alten-lack cingepfarrt. Neben der noch gegenwärtig sichenden Filial--kirche des heil. Nicolai zu Unterfeichting stand noch vor drei Dezennien die alte niedere, mit einem hölzernen Thürmchcn versehene, aus großen runden Feldsteinen erbaute St. Veicskirche, aus welcher der einzige darin befindliche Altar schon vor mehreren Jahren in die noch stehende St. Nicolaikirche überfetzt wurde. Anstatt daß diese merkwürdige, durch ihr hohes Alter schätzbare Kirche oder Capelle, ohne Zweifel die älteste in der Gegend, möglichst der Nachwelt als ein theures Monument der Vorzeit erhalten worden wäre, ließ man sie immer mehr verfallen, bis sie, zum gänzlichen Niederreißen bestimmt, veräußert wurde. Ein noch größerer Wandalismus wie mit dieser nun nicht mehr vorhandenen St. Vcitskirche wurde mit cinem nach kostbareren Denkmale der älteren Vorzeit, mit der sogenannten St. Laurcnzi-Eapclle zu Altenlack, getrieben, welche auf dem an der uralten, gegenwärtigen Deccmatspfarrkirchc zu Altenlack befindlichen Fried-Hofe, sehr wenige Schritte von dieser Kirche entfernt stand. Wie sie eigentlich aussah, vermag ich hier nicht anzugeben, weil ich mich nur so viel rückzu-erinnern weiß. sM,,. j„ meinem frühen Knabenalter nicht mehr in ihrem wahren, vollkommenen Zustande, sondern nur mehr in Ruinen gesehen zu haben, dq sie zur gänzlichen Hinwegräumung bestimmt gewesen. Aber so viel weiß ich mich zu erinnern, gehört zu haben, daß sie, aus der Epoche der kraim'schen, zuAquilcja als Glau-bcnsblutzeugcn geopferten Aposteln Hermagora's und Fortunatus herschreibe. Eine Sage, die viele Wahrscheinlichkeit für sich zu haben scheint, da, wie ich bereits erwähnt habe, die in der römischen und auch noch späteren Vorzeit aus Italien in unser Oberland, und auch weiterhin führende Straße ihren Zug durch die julifchen Aspcnthälcr über Lack nahm, und die beiden Heiligen ohne Zweifel auch in ihrem heiligen Bekehrungswcrke diesen Weg genommen haben dürften. Die erste Ansiedlung dcr von uns besprochenen deutschen Colonisten in dieser Gegend geschah unter dem Fürstbischöfe Erich von Freisingen, welcher im Jahre 1283 einen Theil seiner Unterthanen aus dem Pusterthale in Tyrol zur Auslichtung und Bcurbarung der großen und unheimlichen Fichtenwäldern kommen, und sie in jener Ausdehnung sich niederlassen hieß, wo gegenwärtig das dreifache Feichting situirt ist. Die übrigen später von mir genannten Orte scheinen muthmaßlich entweder durch neuerliche Tyrolcr (Kolonisten, oder aus dem Ueberftufsc des schon da gestandenen Feich-rings und seiner Scclenzahl bevölkert worden zu seyn. Denn es kaun wohl keineswegs angenommen werden, daß diese ganze ausgedehnte Gegend zwi< scheu Lack und Krainburg zur Zeit dcr ersten An-sicdlung (1283) auf einmal bevölkert worden wäre. Nach den hierüber vorhandenen Daten: Mei-sclbcck Frcisiiig'schc Geschichten, Thomas Chrö'n, Bischof zu Laibach, Manustripten, und Valvasors Chronik heißt es: »Im Jahre 2283 hat Eriche, odcr Erich, «Bischof von Freismgen, emige Pfianzvölker aus dem „Pusterthal in die Nachbarschaft von Lack geführt, «und die Dörfer Feichting undZeyern aufgerichtet, woselbst die Einwohner noch heute die dcut? „schc, wiewohl verderbte Sprache reden.« Dieses bekräftiget die von mir obcn aufgestellte Behauptung, daß die erste Ansicdlung zu Feichting geschah. Die Ortschaften: Schütt (scl.ulng) Safnitz (8ll2r>en2l»), Dörfern (vorlul-ij«), Formach (I'al'-macll) , heil. Geist (5veti vucli) , Gränzu ((^i-enx), Ehrmcrn (Visluaslie) und Althofcn (starillor), scheinen aller Wahrscheinlichkeit nach sammt der zu heil. Geist liegenden, ganz den Styl des Mitlelaltcrs tragenden Kirche späteren Ursprungs zu seyn. Ich bin ver» sucht zu meinen, daß alle vorerwähnten acht Ortschaften, welche gegenwärtig im Bezirke Lack gelegen, und nach Altenlack cingepfarrt sind, nach dcr Vertreibung der Räuber aus Ehrengruben, die gegenwärtig von ihnen besessene Gegend zu cultiviren angefangen haben; so heißen, wie bereits oben nachgewiesen wurde, die in dcr Nähe unserer behandelten Wallfahrtskirche liegenden und noch gegenwärtig zu dieser Kirche gehörigen 'l8 gehörigen Dürfet: Dörfern und Form ach in der vulgär Landessprache: Ourlai-ljo und ^ormacl,, ohne eine eigentlich slavische Benennung angenommen zu haben, und das Dorf Gränzu heißt in der vulgär Benennung (^',2, Beweise für die deutsche Abkunft. Noch bessere beweise für diese Behauptung sind die, mit Ausschluß der drei Feichtinger, Dörfer, in den angezeigten acht Ortschaften noch häusig vorsindigen deutschen Familiennamen, als: Kaiser, König (gegenwärtig Knich) Irrlicht, oder Erlach (nun Irlach) , Langhander (nun Logonder), Wohlgemutt), Hohmann (nun Oman), Schisserer, Zopf (nun Zof), Hartmann (ist Ortmann) , Starr« mann, Dolliner (vielleicht Dollinger) Triller ?c. Da vorne bezüglich der im Jahre 1283 sich ergebenen Ue'derwanderung der Pusterthaler auch der Ort Zcyern als Pflanzortschaft benannt wurde, fo muß ich, zur Vermeidung jeder irrigen Me nung, diese Angübe dahin berichtigen, oaß unier Zeycrn nur die, an dcr Gränze des Görzcr Kreises, in der, an den bezirk Lack anrainenden Hauptmannschaft Tollmein liegende, aus drei Gemeinden bestehende, unbewohnte Alpengegend Zarz, welche ein ganzes, mit zwei Priestern versehenes Pfarrvicariat in sich begreift, gemeint seyn könne. Vermög dm alten Herrschaft Lack'schen Eaalbüchern wurde die heunge Zarz, 3 eyern, Heyriz, Zärz u.w endlich Zarz genannt. Die Bewohner der beiden, aus mehreren Ortschaften bestehenden Untergemeinden Harz und Daine führen nicht nur deutsche Namen: Kemperl, Eckart, Käser, Heberte, E chwarzkobler, Dachskodler, Schmied, Jen sterle, Gro« cher, Fröhlich lc., sondern ü'e reden noch immer cine ganz eigene, nur unter sich verständliche, dem Gottscheer Dialette ähnliche deutsche Sprache, ob-schon das aus seinem hohcn Alpenthale hcrabkom-mcnde männliche Volk auch die ordentliche deutsche Mundart verficht, und solche, jedoch etwas hart spricht, und sich bei dem Aussprechen der Laute Sch statt dcs gelinden s, und des 0 statt des Buchstaben a, bedient. Die Zarzer zeigen in ihrer Abge-fchiedenheit an den Quellen dcs Zeyerfiusses noch immer viele Wissenschaft über ibre Abkunft, und eine besondere Neigung und Anhänglichkeit an ihr vormaliges Tyroler Vaterland dadurch, daß sie durch zwei aus ihrer Mitte gewählte Dcpunrte nach der Stiftskirche von Innochen im Pusterthale alle drei Jahre eine große Opferkerze und eine Geldgabe überbringen lassen, und die dort hierüber erhaltene Bescheinigung als ein theures Andenken sorgfältig bewahren. — Nun zu den Feichnngcrn zurück. Mit äußerst unbedeutenden Ausnahmen sind die Grundbesitzer aller, eilf Colonisten - Orschaften .Unterthanen her k. k. Cameral-Herrschaft Lack, die einst zur Dotation der geistlichen Neichsfürsten und Bischöfe des unmiltelbaren, im vormaligen bairischm Reichskreise liegenden Hochstiftes Freisingen gehörten. Die Grundbesitzungen dieser Unterthanen sind insbesondere an Aeckern bedeutend. An Wiesen und Waldungen hin-gegm ist ihr Besitz nicht von der nämlichen Art, sondern im mindern Ertrag; sie bauen daher auch stark Futterkräuter. Viehzucht, Ackerbau, insbesondere aber die Leinwanderzeugnisse, und die in den Nachbarschaften Safnitz und heil. Geist mit großer Vorliebe betriebene Obstcultur verschafft ihnen, bedeutende Erträgnisse, um so mehr, als sie rationelle und fleißige Landwirthe sind. Auch die Pferdezucht ist bedeutend, und die jährlich in der Beschälstation und Stadt Krainburg Statt sindende Pserde-Prä-mienvertheilung ermuntert durch ihre gerechte Be-, dachtnahme die Insassen dieser Gegend zur Züglung schöner Pserde.. Das Obst dieser Gegend ist von besonderer Güte, und an jedem Hause erblickt man in allen diesen Dörsern eigene Obstbaumschulen und dicht mit Bäumen bepflanzte Hausgärten; die Bienenzucht wird stark betrieben. Die Wochenmär tte der drei benachbarten Städte: Montags zu Kram-' bürg, Mittwochs zu Laibach, Samstags zu Laibach und Lack, sichern hierdem Landmanne einen gewissen Absatz seiner Erzeugnisse, ohne sich bedeutenden Auslagen oder Beschwernissen des Transportes ausgesetzt zu sehen. Indessen die Hauswirthe mit ihren Gttrcidesuhren diese Wochenmärkte besuchen, tragen ihre Weiber die Ueberschüsse ihrer Victualien nach Krainburg und Lack. Bei den älteren Mannspersonen wird hie und da noch immer die krainische Nationaltracht, bestehend aus dem langen kassehbrau-nen Rocke mit rothem Unterfutter, rocher scharlache-ner Weste und blauer Leibbinde gefunden. Im Win» ter kleidet den Mann ein langer weißer Schafpelz und eine Pelzhaube, in welcher sich manchmal ein besonderer Lurus ze gt. Das weibliche Geschlecht kennt den Luxus der Unterkrainerinncn in der Gegend von Wcirelburg, Sittich, St. Veit und Treffen noch nicht. Im Sommer ein zeugencr oder ein canafaßcncr,. oder weißleincnerNock, ohne einem Aermelröckel, im Winter ein tü'chcncs Aermelröckel oder ein Pelz mit einer Pclzhaube sind die Bestandtheile ihrer Trachf. Das junge Volk beiderlei Geschlechts ist vorzüglich in den Ortschaften der Nachbarschaft heil. Geist von schönem Schlag und guten Gesichtsbil.-düngen. An gesunder Ueberlegungskraft fehlt es hier beim Volke nicht. Es ist umsichtig, dabei ehrgeizig, und hat aus seiner Mitte Talente und Männer dem Staate geliefert, die vorzüglich in den höheren Iustizstellen nicht ohne Ruhm diencn. Aus ihrer Mitte ist auch der in der gelehrten Welt uiw im ganzen Kaiserreiche^ allenthalben bekannte k. k. Hofrath Georg Dolliner zu Dörfern gebürtig, 49 dessen Geburtshaus noch immer den Vulgarnamen Dollincr führt. Jene Sprache, welche in dieser Gegend nach Valvasor in dem vermengt deutsch und krainischen Dialecte gesprochen wurde, hat sich bereits ganz verloren; aber der krainische Sprachforscher wird hier in der Landesmundart einen andern Umstand merkwürdig finden, nämlich die eigene Betonung und die häusige Ucbersetzung der Laule e statt 2, z. B. l'?nt (Bursche) statt ^'N; tel^n (gefehlt) , statt lalcn;st>l-j«n (Florian) statt I'lulian. 3l^edenxa (Sas-nitz das Dorf) statt 8l^al)en^a u. f. w.; dann in den häusigen Diminutiven: als oklc/kli statt odlalc, IV'nxlilc statt i^niL (Vaknlin) u. dgl. Auch hängt hier der Landmann noch gerne an dem Alten, weil er solches, als eine angewöhnte Sache, für gut hält, und nur eine bewährte, auf Erfahrung begründete Ueberzeugung kann ihn dazu bringen, das Neuere anzunehmen. Selbst in , seinem Wohngebäude ist der alte Styl eines krainischen Bauernhaufts zu finden. Das jüngere Volk liebt häufig den Tanz,, und die hier nach alter Sitte im Sommer abgehaltenen Kirchweihtage geben demselben die gewünschte Gelegenheit, sich mit dem Tanze zu belustigen, wobei noch vor wenigen Jahren die Bursche des Dorfes sich aus ihrer Mitte einen Vortänzer (Najon?) wählten und dessen Tänzerinn vorzugsweise NajnnkÄ hieß. Auch bestand noch vor wenigen Jahren die , Gewohnheit, beim Elntrittc cinesKirchweihfcstcs solches durch einen Aufzug mit der sogenannten stavenxa (Kerzenfahne) zu verherrlichen. Diese Opferfahne besteht aus einem auf eine lange, bunt bemalte Fichtenstange aufgesteckten runden, an der Ausmündung breiteren, amuntern Ende ' schmal zulaufenden, von einem mit ganz oder halb-pfundigen gemalten Wachskerzenbesteckten Korb, dessen äußere Seiten mit Goldpapier und bunten Wachs-' stocken ringsum durchfiochten erscheinen. Schöne, '- aus kostbaren seidenen Tücheln gebildete Fahnen, seidene Schnüre mit Quasten, Fähnchen aus Rausch« gold zieren den Umkreis dieses schönen Korbes, und an seiner Spitze krönt ein fchöner großer, aus einem niedlich geformten kleinen Körbchen sich erhebender goldener Blumenstrauß das Ganze. Beittäge zu dieser Kirchcnopferfahne leistet das junge Volk mit ^'gnügen, und eine derlei Fahne sah ich in der ' Wr besprochenen Wallfahrtskirche zu Ehren-gruben im Jahre 1834 an einer, am Hauptaltare befindlichen, mit altdeutschem Schmtzwcrk gezierten Kirchcnbank befestiget, stehen. Valvasor, 11. Z^ VII. Buch., Seite 47, Lmhatt, 2. Theil Seite 269, Anmerkung k, machten lon solchen Opserfcchnen Erwähnung; Valvasor, m der Avt des damaligen Bestandes ftiner Zeit. — Linhart schien eine solche Fahne aus seiner eigenen Zeit nicht gesehen zu haben, da er hierin dem Valvasor nachschrieb. — Musik, Gejauchze und Pistolenschüsse der Burschen des Dorfes begleiteten eine solche Kerzenfahne zur Kirche, und das Schnalzen der Hirten des Dorfes auf der Weide verkündete 14 Tage früher den Nachbarn das Herannahen des Kirchweihsonntages. Indem ich somit den verehrten Lesern die topographische Beschreibung einer nahen vaterländischen Gcgend übergebe, wünsche ich zum Schlüsse, daß es den mannigfaltigen Freunden des Vaterlandes, die an bessern Quellen, und in günstigern Gelegenheiten sich befinden, als ich, belieben wolle/ den vaterländischen Blättern Schilderungen unseres an Natur-schönheitcn ausgestatteten Landes zu liefern, damit so manchcs Unbekannte zu Tage gefördert, und man» ches Unrichtige berichtiget werde. Sinngedicht. Als wie der Schwan, der rein auf reinen Fluthen schwimmt Im Himmel unter sich sein Spiegelbild vernimmt; U»d wenn er lang im See gezogen seine-Kreise, Taucht unter uiid zurück läßt keine Epuv, der Reise; Glückselig, wer so rein sich auf der Welt bewahrt, Und Abschied also nimmt, daß Niemand'es gclvahrt. ' F^ N-ückert. Ans dem Tagebnche meiner Neisen. (Der Sturz deS NoßbergeS-.) Von Ican Laurcnt. Beschwerlicher als das Hinaufkommen, obschon von kürzerer Dauer, ist die Rückkehr von dcn Höhen des Nigi, die ich allein, nur von meinem Führer begleitet, antrat. Da ich dabei den Hauptzweck hatte, den Sturz des Noßbcrgcs in seinen Folgen zu bcsich-. tigen, so nahm ich den Antrag, mich dcn nächsten Weg zu führen, gerne an. Allein die Gefahren, die ich dabei zu überstehen hatte, machten mich in der Folge oftmal die Annahme bedauern. Diefcr wenig betretene Bergsteig führte bald über Felsen und Klüfte, bald über Strecken losen Sandes und Abgründe vor-über, wo der erste Fehltritt mit Tod drohte. Unge-achtet meiner Bangigkeit konnte ich mich des Lachens doch nicht erwehren, als mich mein Begleiter damit trösten wollte, daß wir in der Obhut des Berggeistes ständen, der besonders fremde Reisende in Schutz nehme. Ermattet und müde lagerte ich mich endlich auf einer der untern Anhöhen des Nigi, wo ich die Trümmer des Rosberges übersehen konnte. Was ich, theils aus dcm Munde,meines Leiters, theils aus den Mittheilungen von Augenzeugen, über dieses merkwürdige Ercigniß erfahren konnte, will ich in Kürze 50 mittheilen: Das Thal von Arth und Goldau, von Mehr als 600 friedlichen Einwohnern, in vier kleinen ! Dörfern, Goldau, Busingen, Nöthen und Lowerz ! bewohnt, war bis zum zweiten Herbstmonat des > Jahres 1806 eines der fruchtbarsten und schönsten ; Gebirgsthäler der Schweiz. Der kleine Lowerzer-See vermehrte das Malerische der Landschaft, die zahlreich " von Fremden besucht wurde, welche den freundlichen Fußpfad von Zug herüber Arth nach den Gefilden von Schwyz, oder nach dem frommen Pilgerlande Ein-siedeln wanderten. Der Nigi, Nussi und der Steiner-derg umgeben dieses Thal, drei der höchsten Nagel-fiue-Felsen, nichr bloß der Schweiz, lsondern aller bis jetzt durchforschten Erdtheile. Von diesen Nagelfluc-Schichten brachen, laut Beobachtungen seit den ältesten Zeiten, oft namhafte Trümmer in das Thalgelände herab, und schon in den Jahren 1354, 1712 und 1793 fanden mehrere solche Erdbrüche, in kleinerem oder größerem Umfange Statt. Die Jahre 1804 und 1803 waren, wie bekannt, in der Schweiz sehr naß und regnerisch; die Berge wurden zu Anfange des Jahres 1806 mit einer ungeheuren Menge Schnee bedeckt, und die Sommer-Monate Juli und August desselben Jahres zeichneten sich vorzüglich durch anhaltende Regengüsse ans. So war denn die Witterung des ersten und die Hälfte des zweiten Herbstmonates beschaffen, bis um die Mittagsstunde die bisherige Wasserflut!) sich zu vertheilen anfing. Aber umwölkt und finster blieb der Himmel den ganzen Tag hindurch , die Schrecknisse des nahen Abends in seinen düstern Schooß verhüllend. Bereits am frühen Morgen des einbrechenden Unglückstages zeigten sich kleinere Erdbrüche und Risse im Nasengelände auf der absteigenden Fläche des Gnipcnbergcs und in der Nähe des Spitzcnbüels. Schon da hörte man von Zeit zu Zeit im nahen Walde das Krachen abgerissener Tannenwurzeln,; schon da ließen sich von ihrer sonstigen Lage entrückte, und in die Höhe geschobene Steine und Felsenstücke entdecken; schon da erblickte man an verschiedenen Stellen kleinere Nasenhügel übereinander geschoben und auswärts gestellt, und sah in kurzen Zeiträumen von den dortigen Felsenwänden kleinere oder größere Steinmassen sich ab-lösen, die dann in schneller Eile nach der Tiefe des Berggeländes hinabwälzten. Unter solchen peinlichen Vorbedeutungen verstrich die HÄfte des grausen Tages, bis nach zwei Uhr das Niederstürzen der locker gewordenen Gegenstände sich immer mehr vermehrte, die losgerissenen Felsen-massen immer größer wurden, die in der Höhe aufsteigende Nebelwolke, und das dumpfe, am Nigi wiederhallende Getöse die innere Bewegung des Berges immer sichtbarer machte. Nun fängt sich in der Mitte des steilen Nöthner, bcrges das untere Erdreich zu trennen und die gewesene Schichte zu vergrößern an; der losgerissene Erdgrund wird merklich beweglich, und beginnt sachte zu glitschen. Von der höchsten Felswand stürzt ein großes Stück nieder, die oben und unten hervorragenden Felsenreihen trennen sich langsam von ihrer Unterlage, und senken sich immer mehr nach der Tiese hin. Das oben an der Gnivcnhalde und unten zwischen den Felsenwänden gelegene Erdreich dehnt sich immer weiter auseinander, und verwandelt seinen grünen Rasenteppich in die bräunlich schwarze Farbe des umgekehrten, rohen Erdbodens. Die untern Wälder folgen der schwankenden Bewegung der obern, eine unzählige Menge von Tannenbäumen stürzt über einander, und ganze Schaarcn Vögel eilen mit Pfeilesschnelle dem Schauplatz der Verwüstung vorüber. Jetzt rückt die schreckliche Katastrophe ihrer Entwicklung noch näher, da schon mehrere größere Steine hinab rollen, Häuser, Ställe und Bäume zerschmettern, und dann in verdoppeltem Lauf, als Vorboten der nacheilenden Masse, sich in die Tiese des Thales stürzen. Das Wanken der Wälder wird immer sichtbarer, das Getöse, Krachen und Geprassel der Steine und der Erdemassen immer lauter und sonderbarer, bis endlich um fünf Uhr Abends die fürchterliche Minute des Losbruchcs erfolgt; die ungeheure Berg-wand zwischen dem Spitzbüel und der Steinerberger-flue, in einer Breite von Tausend Fuß, von hundert Fuß Mächtigkeit, und fast einer Stunde Länge, sich losreißt, erst in fürchterlich langsamer Wellen «-Bewegung ganze Wälder, Steinmassen, Senilhütten, Vieh-heerden vor sich hinschiebend daher glitscht, dann mit Blitzesschnelle und unter schrecklichem Geprassel und Dampf über das Goldauer und Businger Thal herab, und bis zu dem Nigifuß wieder hinaufsteigt. In diesem Moment erbebten Berge und Thäler, entfielen die Vögel der Luft, und schienen alle Zorngerichte der Natur über diese bisher so schöne Schöpfung gekommen zu seyn! —So lagen binnen einigen Minuten die sonst so reizenden und fruchtbaren Thäler von Goldau, Busingen, Ober- und Unterröthen in die gräßlichste Sandwüste, und im Umfang einer Quadrat-Meile in ungeheure Trauerhügel verwandelt, da; alle diese einst so glücklichen Landschaften und Dölfer vernichtet, der westliche Theil des Lowerzer-Sees mit Stein und Schutt ausgefüllt, und der ganze kraftvolle, gutmüthige, arbeitsame und genügsame Menschenstamm dieser Thäler theils elend erstickt und erschlagen, theils in den tiefsten Jammer i und Armuth gestürzt. l Der ganze Felsschichtenbruch, nachdem er ein- mal sich von seiner Grundlage losgerissen, stürzte 61 in Mitte seines Laufes bei der Kapelle von Nöthen in vier verschiedenen Hauptarmen herab, daher auch der Schutt vicr Hanptlinien von Trümmerhaufen bildet. Die einen östlich wandten sich gegen das Dorf Lowerz und den Lowerzer-See, die andern mehr westlich stürzten sich auf das Dorf Goldau und gegen den Fallcnboden am Nigi hin. Sie verloren aber durch diese Trennung nichts von ihrer ersten Kraft und Wuth, sondern trieben mit gleicher Bliz-zesschnelle Alles vor sich hin, was ihrem Lauf sich zu widersetzen wagte. Fast unglaublich ist die Geschwindigkeit und die dahcr bewirkte furchtbare, Alles wegschlcuderndc, Alles zerschmetternde Gewalt, mit welcher in so kurzem Zeitraum der ungeheure Steinstrom vom Gipsel des Berges herab über das nie« dere Thal, und noch eine bcträchtlichcHStrecke dcs jenseitigen Rigibergcs sich verbreitete. In einem Augenblicke waren Berghügel abgeworfen und neue gebildet; flogen die mächtigsten Tannenbäume, und häuserhohe Felsklumpcn, wie leichte Kieselsteine, durch die heulende, von Dampf und Stauö verfinsterte Luft; trat der Lowerzer-Sec brüllend außer seinen Gränzen, und wurde Alles, was dem reißenden Steinstrome in dm Weg trat, fortgcschobcn oder fortgeschleudert. Ein allmächtiges Werk des Augen» blickes! In einem Moment, das ganze Thal von Goldau noch ein Paradies __ und in dem darauffolgenden eine Stcinhöhle, voll Todosschaucr und Menschcngraucn. Eine einzelne Kapelle auf diesen Trümmern, als Denkmal der großen Grabstätte, bezeichnet den Ort, wo einst die herrlichen Dörfchen im Umkreist standen, die jetzt von der Erde vertilgt, nur durch Unglück noch im Andenken der Menschen lebeiu Wehmüthig stimmte mich ein Anblick, der so mannigfachen Stoss zum Nachdenken darbot; da er» griff ich iminc Blcifeder, und schrieb auf ein nahe liegendes Felsenstück Lavater's Worte, die er einst an den Nand einer Zeichnung unter die Trümmer des Colisäums schrieb: „Alles, was fest uns scheint, zertrümmert Zeit lmd Natur einst. Such' Unvergängliches nichts auf d« Erde, des Todes Geburtsort." — Dann griff ich nach dem Wanderstabe und pilgerte schweigend gegen Schwyz, u>n von dort aus die herrlichen Landschaften dcs Vietwcudstädtcr Sees zu besuchen. Ueber die Herkunft des russischen Namens. In Nußland hat sich eine eigenthümliche Fehde über den Ursprung des Namens Nüssen entsponnen. Die Veranlassung kann uns gleichgiltig seyn. indem eine ziemlich lächerliche Ansicht eine geharnischte Entgegnung Bulgarins hervorrief, welcher bekanntlich seit geraumer Zeit sich viel mit Geschichte abgibt, und dabei, obwohl seinen slavischen Ursprung nirgends verläugnend, doch mit ziemlicher Unparteilichkeit zu Werke geht. Die gewöhnliche Ansicht über die Gründung des russischen Staats ist die, daß Skandinavier unter Nurik's Anführung auf die Bitte slavischer Stämme in's Land gekommen seyen. Bulgarin weicht von diejer Ansicht in so fern ab, daß er zwar keineswegs, wie schon geschehen, die Herbeirufung fremder Herrscher läugnet, aber sie von einer andern Seite herkommen läßt, nämlich nicht aus dem Norden oder von Skandinavien her, sondern vom Niemm oder der Nußna, wie dieser Fluß geheißen haben soll. Die ausführlichen Beweise hierüber sollen in seinem größern Werke über die Geschichte Rußland's enthalten seyn; zur Drientirung führen wir inzwischen aus einer kleinen Abhandlung von ihm, welche in der Nordischen Biene erschien (Nr. 191 u. 192 v. d. I.) einige Bemerkungen an. Er citirt hier den Bericht, welchen der Bischof von Bremen, Luitprand, über seine Gesandtschaft nach Constantinopel hinterlassell hat, und worin es heißt: »gegen Norden von Con^ stantinopel wohnen die Ungarn, die Petschcneger, die Chasarcn, die Nüssen, welche wir Nordmannen nennen, und die Bulgaren, die nächsten Nachbarn.« Bulgarin bemerkt über diese Stelle: „es geht aus dem Berichte hervor, daß Lnitprand von den Nüssen in Kiew spricht, daß diese Nüssen eine deutsche Sprache redeten, wie sie an den Usern dcs baltischen Meeres im Gebrauch war, und daß Luitprand diese Russen selbst in Constantinopel sah und mit ihnen redete. Luitprand vergleicht also die Nüssen mit den Normannen, erstens wegen ihres Wohnsitzes gegen Norden von Constantinopel, und zweitens wegen der Sprache.« Die Nüssen in Kiew sprachen also deutsch und waren Deutsche, woher kamen sie aber? Bulgarin stellt folgende Sätze auf: 1) die Nüssen waren ein gothischer oder deutscher Stamm. 2) Dieser Stamm wohnte früher im südlichen Nußland am schwarzen Meere. 3) Zur Zeit der Kriege und Um. wälzungcn in jenem Lande theilte sich der Stamm in zwei Theile. 4) Ein Theil blieb an der Mündung dcs Dons und in jenen Gegenden, 'wo Ta-marcha stand, der andere Theil zog gegen Norden zu seinen Etammgcnosscn, den Gothen, und licß sich an der Mündung dcs Niemen nieder. 5) Rurik kam nach Nowgorod von der Mündung dcs Niemcn oder der Nußna übers Meer, wcil ein ganzer Stamm mit Frauen und Kindern unmöglich den Landweg 53 einschlagen konnte, da dieser durch das feindliche Litthauen geführt hätte.« Wenn die Gründe und Beweise, welche Bulgarin für diese Behauptungen anführen will, wirklich zureichend sind, so hat er auch der altern deutschen Geschichte einen nicht geringen Dienst geleistet, indem er den dunkelsten Punct der deutschen Geschichte aufzuhellen ansängt, nämlich was aus den im Osten der Elbe ansässigen deutschen Stämmen nach der großen Völkerwanderung wurde. Vor der Römerzcit, und vor der großen Völkerwanderung hausten., wie man wohl mit Gewißheit sagen darf, deutsche Stämme zwischen dem baltischen und schwarzen Meere, und vielfach an der Donau hinab bis' an deren Mündungen. Was ist ihre Geschichte nach Attila? Wir wissen es nicht. In die Nacht jener Zeit können für jetzt nur Slaven eine Leuchte tragen, da bei Deutschen wohl jetzt noch eine solche Kenntniß slavischer Dialecte, wie zu derartigen. Untersuchungen erforderlich ist, nicht leicht angetroffen wird. Liegt ja unsere Geschichte des Mittelalters, so weit sie die slavischen Stämme betrifft, noch sehr im Argen. Feuilleton. (Rückblick in die Vergangenheit.) Am 23- April 1809 war cine Division des Infanterie-^egimcnls Erzherzog Carl, bci der sich die Fahne befand, um den Rückzug der Armee nach Regens-durg zu decken, vor einem kleinen Dorfe aufgestellt, mit dem Befehle, diefen Posten auf keinen Fall zu verlassen.. Die feindliche Infanterie griff im Sturnv marsch und mit Wu5h diese Division an. Vergebens; alle Angriffe wurden blutig abgeschlagen, aber auch von dem Feinde sogleich durch frische Truppen so lange erneuert, bis es der zahlreichen feindlichen Ca-vallerie gelang, die Straße nach NegensburZ, zu gewinnen, und dadurch diese Division vom Hccre zu trennen. — Ihre Lage war nun verzweiflungsvoll; viele Brave waren bereits gefallen, aus allen Seiten von, feindlichen Infanterie - und Eavallerie-Kolonnen umringt, war ihr kein Ausweg der "Rettung übrig; Tod oder Gefangenschaft und Verlust der Fahne erwartete sie. Schon drängten sich auch dic Feinde auf diese kostbare Beute ___ als plötzlich der Gefreite Thomas Kosabek auf die Fahne stürzte, sie von der Stange herabriß, in seinen Kleidern verbarg, und aus dem Schlachtgctümmel ^n, Ufern der Donau zueilte. Aber schon haben die Feinde die Brücken besetzt, kein Kahn ist vorhanden, und eine-feindliche Abtheilung nähert sich in Eile und ruft ihm.'zu,, sich zu ergeben. Da stürzt sich Kosabek in den reißenden Fluß, dieser mag die heilige Beute verschlingen, aber die Feinde sollen sich nicht rühmen,, eine Fahr« von dem Regiments erobert zu haben, das- den 'Namen des geliebten . Erzherzogs trägt. Doch Mst die Wellen des-deutschen Stromes scheimn diese Großthat zu ehren; Kosabek wird'von keiner feindlichen Kugel, die ihm in Menge nachgesendet werden, getroffen, kommt glücklich am andern Ufer an, und überbringt dem Ne-gimente die theure Fahne im Lager b.ei Cham. Ee. Majestät belohnten das muthvolle und entschlossene Betragen dieses tapfern Kriegers mit der goldenen Tapferkeits - Medaille und einem Geschenke von 1000 fi. (Mittel, die .gesucht werden.) Essenz gegen das Wackeln der Vermögensumstände. — Kitt, um Freundschaft zu befestigen, die lose geworden___ Augenwassn, für m sich selbst Verliebte. — Glänzender Streusand, um die Leute zu verblenden. — Spiritus, um das Wachsen der Verstandeskräfte zu fördern. — Dpodeldok gegen Gemüthsverrenkungen. — Balsam zum Schutz gegen Gewissensbisse. — Senfpflaster für Hartherzige. -^Wassersuppen für Schmarotzer. — Heftpflaster, um Klatschschwestern den Mund zuzuheilen. — Pillen, die gegen Ver-la'umdung sicher stellen. (Iefferson's Lebensre geln.) Bemühe nie Andere mit Dingen, die du selbst verrichten kannst. — Gib dein Geld nie aus, bevor es sich in deinen Händen befindet.__Kaufe nie, was du nicht gebrauchst, weil es wohlfeil ist. — Der Stolz kostet uns mehr als Hunger, Durst und Kälte. — Wie viel Qual haben uns schon die Uebel gemacht, die nie eintreten! —. Erfasse jedes Gesäß bei dem bequemsten Henkel. E h a r a d e. (Drcis»lbiq. ) Beglückt ist das, was uns die Letzte nennet. Wenn ihm sein Fürst die beiden Ersten ist. Geliebtes Ganzes! — daß dn glücklich bist, Glaubt Jeder wohl, der deinen Hascher kennet. Auflösung des Räthsels'.aus dem Illyr. Blatte Nr. 3, Poltron. Verleger: Iguaz Alois Gdler v. Kleinmayr.