Nr. 47. R8HO. Taubenpost (spanische Romanze.) Wonna In es sitzt am Fenster, Und die Taube — die Gesandte — ^iehrt nicl'l wieder! warum zögert Don Na miro, der Verbannte? Don Zlamiro sitzt im Wirthshaus, Vor ihm steht ein leck'rer Braten: 's ist die Taube, die zu opfern Ihm sein leerer Sack gerathen. Ueber'm Vett des Manzanares Hock ein Aar die Flüqe! spreitet — „Donna In es! ist 's nicht dieser. Der den Boten Dir erbeutet?" Um den Lieblina, eine Thräne Netzt das Rosenbeet der Wange — Wie? den Zweiten noch entsendet Sie, gequält vom ^iebesdrange? Don Ramiro frißt auch diesen — Wird aus Hunger Kannibale, Würzt ihn noch mit Alikante, Sinnen», wie er den bezahle! — „Donna I n e s" — an der Wimper Hängt die Thräne — ach! so bitler — ..Ahnst Du wohl. daß seinen Ntagcn Macht zum Taubenschlag Dein Ritter?" Louis Lechsbclg. Der Seiltänzer. Novelle von I. G. T. Am der Saison und in der Stunde, wo man auf der Promenade von Brighton eine Menge Damen, die nachlässig, halb liegend, in ihren Wägen sitzen, oder junge Lords leicht gcbnckr auf einem englischen Wettrenner sieht, dessen stammende Nüstern von seinem arabischen Ursprünge zeugen, rasselte ein Wagen pfeilschnell über den Nl-itmlnl l>!u<'« und fuhr »ach dem Strande zu. Die beiden Pferde vom edelsten Blure schäumten unter dem Gebisse. Mir Vergnügen sa!) man ihr Tanzen nnd ihr fast wildes Feuer, das ohne Anstrengung durch die ruhige Hand des Kutschers gezügelt wurde, der phlegmatisch i„ einer Ecke seines Thrones saß, den Peitschenstiel auf den rechten Schenkel stützte und mit der linken Hand die langen Zügel frei hielt, deren Weiße in den seltenen Srrahlen der englischen Sonne glänzte. Als Napoleon sein Reitcrporrrait bei dem Maler David bestellte, verlangte er, ruhig auf einem feurigen Pferde dar-aestellt zu werden; er wollte dadurch die Kraft charakterisi-ren. So gibt es keinen englischen Kutscher auf seinem betreßten Bocke, der nicht wie ein Eroberer aussähe. Während so die Pferde spielend dahinflogen, die Köpfe hinauf und hinunter bewegten und der Kutscher so ruhig saß, daß kein Puderstäubchen von seiner Perücke fiel, standen hinten auf dem Kutschentrirte zwei große Lakaien stumm und steif. Der eine hielt einen langen Stock mit goldenem Knopfe in der Hand, und vor den Pferden her jagten bellend zwei große Hunde. Zwijchen den Pferden und den Lakaien saßen bequem zwei menschliche Gestalten: ein Mann von etwa 60 Jahren mit einem edlen und regelmäßigen Gesichte, nnd eine Dame, deren Gesicht durch einen großen italienischen Strohhut versteckt war, auf welchem sich weiße Federn wiegren. Der Mann sagte kein Wort und die Dame begnügte sich damit, vor sich hin zu sehen und bisweilen an einem Fläschchen zu riechen, das an ihrem Gürtel hing. Endlich kam die Equipage vor dem Hafendamme an. Das Meer nimmt hier eine gewisse Zierlichkeit an; es scheint mit bedächtiger Schonung sich über diesen Strand von feinem Sande zu wälzen, den die Füße der Blüthe des englischen Hofes betreten. Seine Wogen tragen auf diese Nhede nur prächtig gebaute Paketboote, leichte Briggs und glänzende Yachten. Nie hat ein plumpes Handelsschiff diese aristokratischen Wässer entehrt. Bisweilen nur erscheint vor den Kais der adelichen Stadt eine Barke mit Eiern aus der Nor-mandie, mit Früchten und goldgelber Butter von Ifigny, und man läßt sie zu, wie man in den Pallast den Landmann läßt, der die Tafel zu besorgen hat; aber dieß ist' auch Alles. Diese Kais und dieser Hafen sind nur für reiche und adeliche Spazierenfahrende eingerichtet. Der Wind, del' hier weht, schwellt nur die Segel einer königlichen Pacht uud spielt nur mit der seidenen Flagge der Schiffer aus dem Oberhause; die Wellen berühren nur vergoldete Wagenräder, und der Hafen wäre würdig, das Geschwader Sir John Nussel's, jenes Admirals aufzunehmen, der auf einem hundert Klafter großen Punschbassin Mahagonischaluppen manövriren ließ, auf denen sich in Seide gekleidete Schiffsjungen mit silbernen großen Löffeln, statt mir Rudern in der Hand befanden. 186 Auf dem Hafendamme von Brigyton gingen Herren und Damen der Stadt spazieren. Am Ainangöpuncte desselben hatte sich mit beiden Ellenbogen auf die Lehne ein junger Mann mit angenehmen Gesichtszügen gestützt, der unbesorgt um sich blickte und mit dem Lorgnon bald die Fußgänger, bald die Reiter und die Wagen musterte, welche schnell an ihm vorbei flogen. Von der erwähnten Equipage aber wendete er, so, lange er sie'seh«, konnte, den Blick nicht ab. Er rrat weiter und weiter vor, und besand sich endlich, als der Wagen herankam, fast vor demselben. Einen Augenblick schien er mit sich zu Rathe zu gehen, endlich aber erhob er die Hand, grüßte ehrerbietig den Herrn, der in dem Wagen sas; und winkte. Der Herr berührte mit dem Ende seiner Reitgerte leicht den Kutscher, und die Pferde standen augenblicklich still. »Ich bitte um Entschuldigung, daß ich Sie in Ihrer Promenade störe, Mylord," sagte der junge Mann. Der Andere sah ihn aufmerksam an, antwortete aber keine Sylbe. »Sie haben schöne Pferde, Mylord. Pferde von reinem Blute..?" Mylord nickre. «Ich weiß nicht," fuhr der junge Mann verlegen fort, indem er die Hand auf den Kutschenschlag legte, »ich weiß nicht, wie ich Ihnen die Ursache auseinander setzen soll, welche mich, einen Fremden, Ihnen Unbekannten, genöthigt hat, Ihren Wagen anzuhalten. Ich komme aus Schottland, um die Freuden Englands zu genießen. Ich heiße Beau-clerc, Mylord." Mylord verneigte sich. »Horatio Beau clerc, der älteste Sohn des Herzogs von Carmarthen und Erbe der Pairie. . ." Die Dame, welche es bis dahin nicht für werth ge-halten hatte, die Augen nach ihm hinzuwenden, betrachtete jeßt den jungen Mann aufmerksam. »Ich fürchte Mylord, durch meinen Titel erhöht sich die Unschicklichkeit meines Benehmens noch mehr... Aber als ich Ihren Wagen sah, ergriff mich ein unbezwinglicher Wunsch, und ich vermochte ihm nicht zu widerstehen. Man hat aber auch nie solche Pferde gesehen!" Während er dieß sagte, betrachtete er sie mit wohlgefälligen Blicken und bückte sich, um ihre Beine zu besehen. »Der Wagen ist von Brown," fuhr er fort, indem er einen Blick auf eine der stählernen Achsenbüchsen warf. »Er ist bis nach Edinburg berühmt, und verdient wahrhaftig seinen Ruhm. Mylord, und wenn Sie mich von Ihren Leuten forttreiben ließen, ich wage es, Ihnen mein Anliegen vorzuragen. Ich habe die Absicht, in England auf großem Fuße zu leben, und wollte meine Equipagen zeigen, als ich die Ihrige erblickte. Wahrhaftig, als ich diese Pferde, diese Livree, diesen Wagen sah, ergriff mich ein unbeschreiblicher Wunsch .. und ich setzte mir in den Kopf, Sie könnten vielleicht einwilligen, Mylord, mir alles dieß zu verkaufen." < Fort jrtzi, ng,fclgt.) Neichthum des Thierlebens in der Polavzone. Sobald man die Meeres- und Strandbcwohner der arctischen Regionen berücksichtiget, steht die Polarzone, die nördliche wie die südliche, an Fülle des thierischen Lebens der heißen Zone nicht im mindesten nach. Es mag eine solche Aenßerung auf den ersten Anblick als übertrieben erscheinen, eine nähere Prüfung wird jedoch selbige als vollkommen begründet erweisen. Um mit den kolossalesten Geschöpfen aus dem Thierreiche den Anfang zu machen, so sind es die Walle zu nennen, deren größre Arten in den arctischen Gewässern entweder zu Hause sind, oder doch wenigstens in ihnen ebenfalls vorkommen. Vom eigentlichen Wallfische, der die echten Barten zum Fischbein liefert, hatte man lange geglaubt, daß er den Gewässern der nördlichen, wie der südlichen Hemisphäre gleichförmig angehöre, bis es sich jetzt gezeigt, das; es zwei verschiedene Arten sind. Auch die Finnfische, obschon sie in allen Meeren vorkommen, haben doch ihren Hauptsitz in der arctischen Region der nördlichen, wie der südlichen Erdhalfce. Der Pottfisch, in allen Meeren (zumal in der Südsee) vorfindlich, geht nordwärts doch bis Grönland und Kamtschatka. Der Narwall gehört ganz dem nördlichen Eismeer an. Die Delphine, in vielen Arten die Meere durchschwärmend, stellen sich zahlreich in den arctischen Gewässern der nördlichen und südlichen Halbkugel ein, und hier wie dort zum Theil in eigenthümlichen 'Arten. -— In noch größerer Anzahl treten die Seehunde auf, die ihren Hauptsitz in den beiden arctischen Regionen haben und theils im Meere, theils an dei, Küsten sich aufhalte». So weit nur Seefahrer gegen beide Pole vorgedrungen sind, so haben sie allenhalben an geeigneten Localitäten und meist in zahllosen Schaaren Robben vorgefunden, und es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß sie, wenigstens zur Sommerszeit, bis an den Nordpool vordringen. Unter ihnen sind zum Theil kolossale Arten, wie die Wallrosse der nördlichen und die See-Elephanten der südlichen Gewässer. Die ungeheure Menge, in der diese Thiere vorkommen, macht es allein den Eskimo's möglich, sich in der nördlichen Polarregion zu behaupten. Um nur einige Beispiele anzuführen, erinnern wir daran, daß die klioea jsi nsl,I»nl1ieil noch im vorigen Jahrhunderte, bevor ihr von den Nobbenschlägern so nachgestellt wurde, im weißen Meere in solchen Heeren erschien, daß man, so weit nur das Auge reichte, das schwimmende Eis mit diesen Seehunden besetzt sah. Auf Unalaschka, einer der aleutischen Inseln, wohin alle Erträgnisse der Robbenjagd im Beringsmeere abgeliefert werden, lagen im Jahre 1803 gegen 800.000 Stück Seebären-Häute aufgehäuft, von denen man, theils weil sie schlecht präparirt waren, theils weil man die Preise nicht allzu sehr herabdrücken wollte, mehr als 700.000 Stück verbrannte oder in's Wasser warf. Nach den sichersten Berechnungen lieferten die kleinen oder Pribyloffs-Inseln im Beringsmeere, vom Jahre ihrer Entdeckung, nämlich von 1786 an, bis 1828, d. h. binnen 42 Jahren, die ungeheure Summe von 187 3,000.000 Fellen von Seebären (Otai-Ia „«-«in»). Die barbarische Weise, in der die Robben- und Otternjagd betrieben wnrde, mußte freilich die Menge dieser Thiere schnell vermindern, zumal da jeder Wurf nur ein Junges bringt; gleichwohl konnte man im Jahre 1811 von den Pribyloffs-inseln noch 80.000, 1821 noch 50.000 und 1827 30.000 Felle von Seebären zusammenbringen. Ein verständiger Iagd-betrieb, der jetzt eingeführt ist, >vird die gänzliche Vernichtung dieser Thiere im Beringsmeere verhindern, während der kostbare Seeotter daselbst jetzt fast völlig ausgerottet ist. Zu den Schaaren der Seehunde, welche die Ufer der arctischen Regionen dieß- und jenseits des Aeqnators beleben, gesellen sich nun noch die Wasservögel, die in nicht geringerer Anzahl, als jene daselbst, wenigstens in den Sommermonaten erscheinen. Auch bei ihnen ist es nicht die Menge der Arten, sondern der Individuen, welche bemerkenswerth ist. Zur Brütezeit bedecken sie oft den Boden von Inseln und günstigen Uferplätzen in solcher Anzahl, daß man, ohne sie zu beschädigen oder zu verjagen, nicht hindurch gehen kann. E. v. Baer erzählt, daß auf Nowaja-Semlja ein Wallroßjäger binnen wenigen Stunden 30.000 Lummen fing. — Alle diese hier genannten Thiere, zu denen noch die Eisbären und Seeottern kommen, nähren sich fast ausschließlich vom Meere, und schon hieraus kann entnommen werden, wie ungeheuer groß die Menge der in diesem Medium le-benden thierischen Geschöpfe seyn muß, um jene unersättlichen und zum großen Theil kolossalen Fresser zu sättigen. Nur einige Beispiele. Das grönländische Meer wechselt seine Farbe vom Ultramarinblau bis zum Olivengrün, und dieser Unterschied ist in der Beschaffenheit des Wassers selbst begründet. Dieses grüne Wasser kommt in beträchtlicher Menge zwischen den Parallelkreisen von 74 — 80" vor, wo es vielleicht den größten Theil des grönländischen Meeres ausmacht und worin hauptsächlich der WaUfischfang betrieben wird. Wie Scoresby nachgewiesen hat, ,-ührt diese grüne Farbe von einer unzähligen Menge kleiner Schleimthierchen her, die darin enthalten sind. Eine Berechnung derselben in einem Raume von 2 Quadratmeilen und 250 Faden Tiefe gab die ungeheure Summe: 23 Billionen 888.000 Millionen Individuen. Kröyer, der aus eigener Anschauung mit dem thierischen Leben im Tropen- wie im nördlichen Polarmeere bekannt wurde, steht nicht an, zu behaupten, daß hinsichtlich der Individuenzahl man fast auf die Muthmaßung verfallen könne, das Uebergewicht auf Seiten des Nordens zu suchen. Er führt unter Anderm an, daß er in einer Bucht auf Spitzbergen unter mehr als 77" nördlicher Breite, also nicht 13« vom Nordpole entfernt, einen Reichthum an Thieren wahrgenommen habe, der anderwärts nirgends übertroffen, ja selbst nicht erreicht werde. Der Bo-den des Meeres war mit verschiedenen Arten von Ascidien und Conchilien ganz bedeckt; die letzteren entweder mit ihren ursprünglichen Bewohnern oder statt deren vom Einsiedlerkrebse bezogen. Die den Fischern unter dein Namen der »Tangfiöhe" bekannten kleinen, zu den Amphipoden gehörigen Thierchen sind an den Küsten von Grönland und Island so zahlreich, daß sie in einer einzigen Nacht den größten Seehund verzehren können, so daß nichts als das Skelett übrig bleibt. So verbreitete sich also selbst in den arctischen Re-qionen ein reges Gewimmel von mancherlei Thieren, und zwar nicht bloß in kleinen zwerghafren Formen, sondern zum Theil in den riesenhaftesten Gestalten. Feuilleton. (Der Fenerstahl.) Auf der Demarcationslinie bei Ewanowiz in Mähren saßen während eines regnerischen Herbsttages im I. 1809 mehrere Husaren des 7. französischen Regiments in einem einschichtigen Wirthshause an der Proßnitzer Straße beisammen und unterhielten sich bei einer Flasche Wein über die verschiedenen Begebenheiten des so eben beendigten Krieges. Das Gespräch fing immer lebhafter zu werden an, je mehr der Wein die Gemüther der Soldaten erhitzte, und schon war es nahe daran, in Zank und Streit ausarten zu wollen, als mit einem Male die allgemeine Aufmerksamkeit durch eine Erscheinung gefesselt wurde, die die Ehre und Sclbsterhaltung der Franzosen auf eine unzweideutige Weise in Anspruch zu nehmen schien. Die Thüre der Wirthshausstube ward nämlich mit großem Geräusche aufgerissen und herein trat ein starker, riefen-artiger Husar des gegenüber in der Gegend bei Pröd-litz liegenden österreichischen Regiments Kaiser Franz I., die kurze Tabakpfeife zwischen deu Zähnen, mit blitzenden Augen die Gesellschaft musternd, während er den gewaltigen Schnurrbart sich aus dem Gesichte strich, und dann mit grimmiger Geberde in den vorgeschriebenen drei Tempo's den Säbel aus der Scheide riß. Wie das in einem Tableau durch einen Schlag gegehene Zeichen die Scene plötzlich verändert, so hatte auch hier ein Augenblick alles anders gestaltet. Die Franzosen waren schnell aufgesprungen, Gläser und Flaschen, Bänke und Tische, alles kollerte durcheinander, die Säbel cntklirrten ihrer Scheide, und aller Blicke waren auf den Einen geheftet, der dieß alles verursacht hatte, und der in derselben Stellung mit gezogenem Säbel wie eingewmzelt noch bei der Thüre stand. Jetzt hob er seine linke Hand bis zur Gürtelhöhe empor, und strich mir dem Rücken des Säbels über den bis jetzt verborgen gehaltenen Feuerstein hin, daß die glühenden Funken weit umher svrühten, worauf er mit der größten Ruhe das dadurch so eben entzündete Stück Schwamm sich auf die Pfeife legte, den Säbel wieder in den drei Tempo's versorgte' und, als wäre nichts um ihn herum vorgefallen, die rechte Hand den Franzosen entgegenstreckend, ihnen so freundlich, als möglich, einen guten Morgen wünschte. Einige fluchten, die andern lachten, der Ungar ließ indeß Wein bringen und erklärte, wie er nie einen Feuerstahl bei sich zu tragen pflege, indem sein Säbel ihm denselben Dienst leiste. Lustig wurden die Bänke und Tische wieder aufgerichtet, frischer Wein gebracht und Uzsik, so hieß der österreichische Husar, schied, nachdem er einige Gläser geleert hatte, von den Franzosen, wie von seinen ältesten Frennden. (Sterberesultat der Menschen.) In jeder Se cunde stirbt, wie bekannt, ein Mensch auf dem Erdkreise. Die Berechnung, die ein französisches Blatt hierüber anstellt, ist folgende: Die Erde ist ungefähr von einer Milliarde Menschen bewohnt, deren durchschnittliche Lebensdauer 33 Jahre beträgt, so daß täglich 86,400, und jährlich 31.536,000 Menschen sterben. Alle 33 Jahre also ist die Milliarde von der Erde verschwunden. Das Jahr hat aber gleichfalls 31.536,000 Secunden so, daß in jeder also ein Mensch stirbt. 188 (Zur Hagestolz-Statistik.) Nach langen Beobachtungen soll cö sich als bestimmt herausstellen, daß anf zwanzig Mädchen stecs einund^ivanzig Knaben geboren werden. Hiernach zu schließen, wäre von einundzwanzig Männern immer Einer schon von Kindesbeinen an zum Hagestolzen bestimmt. Papierkorb des Amüsanten. »Was ist ein Freund nach der Mode?" fragt ein englische) Blatt, und antwortet darauf: »Der mir Dir zu Mitrag speis'r, mir Dir spielt, mir Dir ausreiter, von Dir Geld borgt, Dein Weib, wenn sie schön ist, nach öffentlichen Vergniigungsorren führr, bei Dir steht und auf Dich schießen siehr, wenn Du in einen Zweikampf verwickelt wirst, und der sich endlich abwender und Dich ruhig in'5 Gefängniß wandern sieht, wenn Du Unglück hast. Einst war Jemand mir einem Augenübel behaftet; I)r. M... riech ihm, einen Verband zu tragen und sich diar zu halren. Einige Tage darauf sah ihn l)i'. M. .. nnd fragte, wie es ihm gehe? — »Schlecht, verehrter Hcrr Doctor!" — ,>»So! woher kommt denn das, haben Sie slch vielleicht nicht eben sorgfältig diär gehalten?"" — O ja! ich habc diese Tage nichts gegessen, als Früh eine Kaffeh-schale, 'Mittags nnd 'Abends ein Paar Suppenlöffel, allein ich habe wohl darin gefehlt, daß ich mit bloßfüßigen Augen ausgegangen bin. Der verwendbarste Sänger Deutschlands ist offenbar Herr Diskant (vor einigen Jahren in Laibach, jetzt, wenn wir nicht irren, in Frankfurt a. M. engagirt) ; denn er ist Tenor, Diskant und — alt. E h a r a d e. ' (Dreisylbig.) Die beiden Ersten findet Manch Eh'mann sich beschert. Der, einst in Lied' erblindet, Wanz and're Hoffnung nährt. Die größten Bünden schließet In li,'ses Wort er ein. Nur Mahomed versüßet Das böße Wort allein. Die d r i tt e svlde raget Als Sckloß im Krainerland, Wo wild die Saue schlaget Den dunklen Uferrand. Das Ganze, längst zertrümmert. Hat einst als Veste kühn. Als ein Geschlecht geschimmelt. Voll deutschem Heldensinn. Als Zweig vom alten Vtamme Der Schärfenberg bekannt. Wird noch sein edler Name In Krain gar oft genannt. vl'. R. Puff, V o rr e sp o nd en z. Trieft, am 10. Juni 18'<6. Es ist in diesem Blatte ein Mal erwähnt worden, daß die Gesellschaft des Herrn Th o m « nach Beendigung der deutschen Theatersai-fon in Trieft auf 6 Wochen nach Görz übersiedele, Director Thom>/ ist von dieser Idee abgekommen; es gehen wohl einige Mitglieder seiner Ge- sellschaft dahin, um dort auf ,i',> )Ii,ill-ol,l.>l' Verdi's „15>'»!>'n" und zwar wirklick brau. Der Theaterbesuch ist jetzt in Trieft überhaupt flau; die enorme Hitze, das schöne Wetter, der neu eröffnete Volksgarten — endlich drei dramatische Eoolvagnieen! — dieß Alles ist wohl nickt gc-eignet, bei dieser Jahreszeit dem gchoffien Erfolge der betreffenden Unternehmer zu entsprechen Dazu steht der weibliche Theil der deutschen Gesellschaft nach dem Abgänge der Dlle. Spengler, die, wie ich höre. in Wien mit großem Erfolge bereits aufgetreten ist, dem männliche» weit nacb. Dlle, Holmau, naive Liebhaberin, ist sehr naiv. sich für eine S ch a u sp i el er in zu halten. — Eines lächerlichen Umstandes, der zum Beweise dient, daß Wiener Theaterdirectoren auch ihre Schwachen haben, muß ick noch erwähnen. Dlle, Spengler trat in der Leopoldstadt auf. Sie kam von Laib a ch, m,n> wußte das . und sie selbst gab es an. daß sie für jetzt nur von Laiback und von keinem Hofthea» ter des weiten deutschen Reiches komme; aber was ist Laibach in den Augen cines Wiener Theatermonarchen ? — eine wahre l«i^!> i,na^üilü ! Der betreffende Theaterzettel, der sich zufällig nach Trieft verlor, wirft bei Annoncirung unserer braven S p e n a l e r bombastisch mit Hoflheatern uin sick; das nachbarliche Wort ,,Laibach" aber ist dem guten Setzer ja nicht absichtlich, sondern weil er es ain Zetlelmanuscripte nicht fand, im Ka« sten geblieben. Dlle. Svengler hat sich Laibach's nicht gelchamt, dieß ist dem Schreiber gegenwärtiger Zeilen aus einem Vriefe klar; man könnte sich daher die billige Fraae erlauben, ob denn Laibach zu gering sey. eine gute Schauspielerin zu besitzen? Dlle. Spengler kam gerade von mehreren Hoftheaiern. wo sie c.allirle, nach Laibach; sie prahlte aber nie da» mit auf dem Zettel; auch hätten die Laibacker nichts darauf gegeben; sie wollen den Schauspieler sehen und hören, und urtheilen »:nd schätzen ihn dann nack sein.r Leistung, unbekümmert, wae oter wo er anderwärts gewesen. So kenne ich die Lail'ach>>r und meine < die Wiener werden eben so seyn. Doch genug über eine Zettel-Lappalie! — So wie die deutsche Gesellschaft, wird auch die französische des Wainval Trieft bald verlassen. — Der Natursanger Pigall ift eben hierangekommen. Es geht ihm ein guter Ruf voraus. Er wird ein oder zwei Concerte veranstalten, aber nicht im deutsckeen Theater singen, wie man hört. Den Plan, weiter nach Italien zu gehen, soll er aufgegeben haben. Nickt einmal Venedig wird er besuchen, sondern über Görz »ach Lail'ack zurückkehren und da vielleicht noch ein Concert geben. — Sonst gibt es in Trieft gegenwärtig auch nichts Erhebliches; tic gute Seestadt kann sich zu dieser Zeit von der Langweile eben so wenig lossagen, als andere Städte. Der neue Volksgarten, von dem ick schon «wähnte, ift in der That sehr schön und hat iu Trieft wahr.'ick einem allgemeinen Bedürfmsse abgeholfen. Diese prächtige Villa, ganz zur Disposition der Besucher; diese herrlichen An, lagen, zum Theil noch im Entstehen; diese Aussicht über Stadt und See; diese Große und Ausdehnung des Wartens!! — Man zahlt 5 Kreuzer Eintritt und erhält eine Nleimarke, die aber dann bei Zahlung eines Sorbets. Kaffehs u. dgl. für 5 Kreuzer angenommen wird. Der Besuch des Gartens ift, wie man sich denken kann, immer gegen Abend sehr zahlreich.— Somit möge es für einen kleinen Bericht nach einem eintägige» Aufenthalte genug seyn. Leopold Kordesch. Verleger: Igna; Alois Edler v. Klein ma y r.