f ü r Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Mr. Iß. »iN8t«T aSN 21. ^QptSINvSI. R 847. i Der Zauberfluch. Krainisches Volksmahrchen von V. Sonntag. (Aus dem „Wanderer.") <^?n unsern Tagen hat man auch der Volkssage und dem Mähichen mit Recht eim'ge Aufmerksamkeit geschenkt. — Leichtglaube und ?lberglaube mußten zwar demUnglau-ben weichen, und wir verlachen nun die Unwissenheit unserer Vorfahrer, welche von Wechselbälgen und Zauberern, von Druden und Heeren, von Wettermachern und Wehrwölfen und andern Ausgeburten des Aberglaubens und Truges zahlreiche Wundermährlein zu erzählen wußten. Es ist in dieser Beziehung hell geworden und nicht ohne mitleidiges Lächeln gedenken wir der alten Zeiten und Sitten, während uns die Dmchlesung eines »Hexenprozesseö" mit Staunen und Abscheu erfüllt,. Wie konnten die Menschen, welche das Richteramt ausübten, so blind und grausam verfahren? fragen wir und danken dem Himmel, das; diese Zeiten blutiger Gra'uel für immer verschwunden sind. Ader ist der Aberglaube nur ein Sprößling des Irrwahnes, der Unwissenheit und des Tiuges, oder hat er nicht zum Theil einen andern Ursprung? Allerdings ist dieseS oft der Fall, denn dcr emsige Forscher findet, daß der Aberglaube, dieser Rost-sieck des menschlichen Geistes, zuweilen aus voi christlichen Zeiten herstammt und als das verfälschte, vielseitig umgemodelte Ueberbleibjel eines früheren Cultus betrachtet werden muß. Der Volkswitz und die Erfindungsgabe einzelner Menschen», so wie die Veränderung des ursprünglichen Heimath.-landeS und die Vermischung einzelner Stämme blieben nicht ohne Wirkung, und so entstanden allmälig die Fratzenbilder und Gespenster in ihren zahllosen Abstufungen, welche von ihren Grundzügen immer mehr verloren haben, bis man sie endlich in die Rumpelkammer verwies. Wir wollen dem freundlichen Leser ein Volksmährchen aus dem alcberühmten Lande Kram mittheilen und überlassen, ihm das Urcheil über den Aberglauben und dessen Ausgeburten : In Krainburg haus'te vor vielen Jahrhunderten ein reiches und mächtiges Grafengeschlecht, welches sich fürstlicher Vorzüge und Freiheiten rühmte. Wohl galt des Burgherrn Worl in allen wichtigen Angelegenheiten des Landes, und die fremden Krieger hatten ^in der Schlacht die Schwer? seines Heldenarmes gefühlt. Der Graf besaß ein holdes Töchterlein, welches aber bisher jede Liebeswerbung ebenbürtiger Freier spröde zurückgewiesen hatte, was den Grafen wurmte, da er durch die Verehelichung seines einzigen Kindes den ererbten Glanz vermehren wollte. Aber der Graf war gütig und weichherzig und ließ endlich der schönen Ida freies Spiel. Da kam eines Tages ein fremder Fürst nach Krain-burg und ein glänzendes, zahlreiches Gefolge begleitete ihn. Der stolze Fremdling trat kecklich vor den Burgherrn und begann also: »Im südlichen Theile von Spanien ist meine Heimaih, welche von mir beherrscht wird. Tausend Burgen, ein unversiegbarer Goldschacht und gesegnete Ländereien sind mir als Erbschaft heimgefallen. Mein Herz hing nicht an diesen Dingen. Ich wollte das schönste und tugendhafteste Weib dieser Welt aufsuchen und sie freien. Wohl hab' ich seit zehn Jahren meiner sonderbaren Fahrt vieler Herren Länder kennen gelernt, fand manches holde Mädchen; aber noch immer entdeckte ich auch an den gepriesensten Schönheiten zahlreiche Mängel. Ich zog weiter, denn ich liebte noch nie. Minnesänger und Pilger einwarfen mir von den Vorzügen Deiner Tochter ein verlockendes Bild, ich machte mich auf den Weg und bin gekommen, sie zu sehen." So sprach der Fürst und gewann das Herz des geizigen Grafen, welcher sogleich den Entschluß faßte, sein Kind an den reichen und mächtigen Fremdling zu verhandeln. Ida trat in das Gemach und ahnte nicht, welchen tiefen Eindruck sie im Busen des Fürsten hervoibrachle. Sie trug ein einfaches Hauskleid; üppig quollen die Lockenwogen auf den schönen Nacken und Busen nieder. Ihr Antlitz war zart und wunderlieblich, wie die Frühlingsblumen; das blaue Auge, der küßliche Mund, das sanft gebogene Naschen, die feine Stirne bildeten ein harmonisches Ganzes, wie man es an Even's Töchtern nur selten findet. Diese köstliche Duftrose woltte der Fremdling pflücken. Der Fürst war ein stattlicher Mann; sein Anzug von königlicher Pracht, Der Hermelin umfiaiterte den hohen, starkgebauten, aber ebenmäßigen Leib. Sein Antlitz war regelmäßig, der Blick feurig, die ganze Gestalt edel u»d männlich; aber Ida haßte den fürstlichen Fremdling, obwohl sie sich von diesem Gefühle keinen bestimmten Grund anzugeben — 302 — wußte. El- seufzte und seil, Gesicht wurde blaß, belebte sich aber sogleich wieder. Die Liebe hatte den vollkommenen Sieg über sein Herz errungen. »Ich habe nun das schönste und gewiß auch das tugendhafteste Weib dieses Erdenrundes gefunden," sprach der Fürst voll Begeisterung, bog das Knie und legte seine Ki one zu Ida's Füßen. «Dusollst die Königin meiner Seele, mein Eheweib, die Beherrsche-' rin eines schönen Landes werden," Er schwieg und erhob den Blick in kecker Zuversicht. »Erhebt Euch, o Herr," entgeg-nete der Graf, indem er sich die Freudenrhränen von den ergrauten Wimpern trocknete. „Nehmt sie hin und mir ihr meinen Segen. Ida, mein theures Kind, Krone Deines Stammes, zittere nicht, sondern erwiedere die Liebe dieses herrlichen Mannes, der tausend Burgen besitzt." Der Fürst schlang seinen Arm um die Huldgestalc, aber Ida stieß ihn zurück und sprach mit Heftigkeit: »Fliehet! Nie werde ich Eure Liebe, die schnell, wie Strohfeuer aufflackert, erwiedern. Ich hasse Euch." Hierauf entfernte sie fich schnell. Der Graf wähnte zu träumen, doch rang er nach Fassung und sprach: «Seyd ruhig und traut meinem Versprechen. Ida ist mein Kind und wird nach acht Tagen Eure Gattin seyn, so wahr ich Besitzer dieser Veste bin. Ihr Herz ist frei, ich verbürge mich dafür. Was wollt Ihr mehr?!" (Schluß folgt.) Das Gespenst um Mitternacht. Erzählt von Carl H i l a r i u s. l G ch I u ß.) Draußen in der tobenden Natur war es mittlerweile ruhiq geworden. Der Mond blickte auS dem Wolkenmeere düster auf die Erde nieder, die rauschenden Bäume warfen große Tropfen auf den Wanderer herab, dieser aber ließ sich nicht irre machen und schritt wacker den Berg hinan, auf dem das Haus des Todes stand. Das Bluc kochte in seinen Adern und die Angst zitterte ihm durch alle Nerven. Oftmals athmete er schwer auf und murmelte dann vor sich hin: „Das habe ich wohl nicht verdient — Richter über den Sternen, Du strafst gerecht, doch allzuhart!" — Da ertönte das Horn des Nachtwächters und erbebend vor dem Schalle stand der Wanderer still. — »Das ist die Stunde!" lispelte er; „Du mußt ihn sehen, den heiligen Schatten Deines Vaters — man nannte Dich ja seinen Mörder!" setzte er leise hinzu und ein Strom von Thränen brach aus dem Auge. — „Etwald! was wirst Du zu Deinem Bruder sagen — Du wirst ihm fluchen, weil er Dir den Vater geraubt." — Er lehnte sich an eine Fichte und starrte das Schloß an, welches vor seinen Blicken lag, in nächtlich stiller Ruhe. — Allmälig entstand ein leises Geräusch — der Streif eines weißen Gewandes zeigte sich am Rande der Mauer, hob sich immer höher und höher und erreichte endlich eine riesige Größe. Es war die Gestalt eines Mannes, doch war sie so dürr wie der Hunger selbst. Die Eulen flatterten kreischend auf, während das Gespenst mit langsamen, geisterartigen Schritten die Mauer umging. An der Ecke blieb es stehen — dem Wanderer gegenüber. — Dieser kniete am Voden und hob bittend die Hände empor. »Vater!" rief er, „Vater! Dein Sohn, Dein Erst' geborner liegt Dir zu Füßen — hast Du segnend seiner in der letzten Scheidestunde gedacht? oder lastet Dein Fluch noch auf meinem elenden Haupte? — Ich habe mit dieser Welt voll Trug und Irrsinn abgeschlossen, sie ist todt durch Dich für mich. In Deine väterlichen Arme kehre ich zurück, stoße mich nicht von Dir in jener Welt, wo keine Trennung herrschen soll." Und als er dieß gesprochen, gn'ff rasch die Hand nach der tödtlichen Waffe — ein Knall — und der Wanderer lag in seinem Blute auf dem heimatlichen Boden, vor dem väterlichen Hause; — gleichzeitig verschwand die Gestalt von der Mauer, während ein gellender Schrei in die Lüfte drang. Im Schlosse aber wurde es lebhaft, denn der aefallene Schnß hatte alle seine Bewohner vom Schlafe erweckt. Die Bauern vom Thale kamen auch herauf und fanden die Leiche, in der sie den Fremden erkannten. Die Thore des Schlosses öffneten sich und heraus stürzte der Castellan mir schreckhafter Geberde. »Es ist ein Schuß gefallen," rief er, »sehr nahe und ungewöhnlich!" »Hier ist der Thäter!" entqegnete eine Stimme, und ein Mann wies auf den Selbstmörder. Der Castellan trat herzu, besah dieses unglückliche Opfer, schüttelte bedenklich das Haupt und sagte kalt: «Er ist es nicht! — Doch helft mir suchen, in dieser Nacht, woselbst die Elemente rasen, muß noch Schrecklicheres vorgegangen seyn. Bringt die Leiche in die Burg und folgt nur dann." — Schweigend gehorchten die Leute , trugen den Todten in den Hof des Schlosses und folgten dem Castellan, der sie nach der Schloßmauer hinführte. ^WaS sott denn geschehen seyn?" fragte endlich einer von den Begleitern; «wen sucht Ihr, Castellan? Ihr seyd so ganz verstört, sprecht und laßt es uns wissen!" »Etwald ist nicht im Schlosse!" sagte zitternd der Gefragte. «Wo sollte er seyn?" »Ihr mögt eS wissen, Jörge!" begann leise der Castellan , »denn ich will mich vor jedem Verdachte schützen; Ihr kennt die Sage von dem Gespenste — Ihr wäret selbst einer, der es sah — o! es ist schrecklich!" »Nun so erzählt!" „Ecwald ist seit des Vaters Ableben krank, nervenkrank; er pflegt des Nachts sein Zimmer zu verlassen und auf den alten Gängen herumzusteigen, indem er stets behauptet, er sehe seinen Bruder Heinrich da draußen sitzen, und zu dem müsse er hin, um ihm zu sagen, daß der Vater ihm verziehen und sterbend ihn noch gesegnet har. Vor einer Stunde befand er sich auf seinem Zimmer, seit jener Schuß fiel, ist er nirgends im Schlosse zu finden." Schon war die Runde um die Höfe der Burg zu Ende, da hörte plötzlich der Castellan ihm zur Seite schwer aufathmen; er bückte sich nach dem Gesteine, das von den verfallenen Mauern in Massen da lag und umfaßte einen — 303 - Körper, von dem so eben die Seele schied. Er hob ihn em-poi' — gleichzeitig trac der Mond aus einer Wolke und sein Todtenlicht fiel auf die Gegend nieder — es war, als wollte der Schö'vfer selbst die Räthsel lösen, denn die Leiche E t-wald's hielt der Castellan in seinen Armen. Eine klaffende Wunde am Kopfe bezeugte den Sturz von der Mauer. Und so lagen sie nach Mondesfrist alle Drei in der Gruft ihrer Ahnen und das Geschlecht der Barone von M^ hatce aufgehört zu seyn. (Wien. Zeicschr.) Brosamen aus der Vergangenheit. Napoleon und Haydn, — An dem Tage, als Napoleon an der Spitze seines Heeres seinen Einzug in Wien hielt, sah Haydn diesem Schauspiele, das sein pa-NiotisHes Herz tief betrübte, vom Fenster aus zn. Nach einiger Z>'ic wurde an seiner Thüre geklopft, so daß er aus seinem Sinnen erwachre; er öffnete u»d sah mit innerer Angst einen französischen Osiicicr eintreten, der ihn fragte, ob er mit Joseph Haydn spreche. «Der bin ich," antwortete der Meister: »aber worin kann ich Ihren Kaiser beleidigt haben, und was bedeurec dieser, in dem jetzigen Augenblicke so beunrudigence Besuch?" „Fürchten Sie nichts," anin^or-tete der Officier; »der Kaiser ist weit entfernt, sich über Sie zu beklagen; ich habe im Gegentheil Befehl, eine Wache vor die Thüre eines Künstlers zu stellen, dessen Geme er bewlmderr, lind speciell dafür zu sorgen , daß Ihre Person und Wohnung in jeder Hinsicht geachtet bleibe " Die Schild-wache befand sich wirklich regelmäßig an der Thüre des Hauses, das Haydn bewohnte. Als Lord Ellcn b orou gh Lordoberrichter war, wurde ein Maurer in der Arbeirscracht als Zeuge vor Gericht gebracht. Als er den Eid leisten sollte, sagte Se. Herrlichkeit zu ihn,: »In der That, Zeuge, wenn Sie vor Gericht erscheinen, sollten Sie jedenfalls sauberer und schicklicher gekleidet seyn." — «Nun, was das betrifft," erwiederte der Zeuge, „so bin ich wohl eben so anstandig gekleidet, wie Se. Herrlichkeit. Sie sind hier in Ihren Arbeilskleidern und ich in den meinigen." Feuilleton. Das österreichische Heer. — Nach einem Berichte in der »Beilage z. Allg. Zeit," ist die österreichische Armee gegenwärtig zusammengesetzt wie folgt: Linieninfante-lie: 58 Regimenter, 20 Grenadierbataillone, 6 Garnisonsbataillone; leichte Infanterie: I Jägerregiment von Tirol, 12 Iägerbataillone, l7 National - Gränz - Infanterieregimen-ter, l illyrisch-banatisches Bataillon. Reiterei: 8 Cuirassier-, 6 Dragoner-, 7 ChevaurlegerS-, 12 Husaren-, 4 UHIanen-reqimenter. Artillerie: 5 Feldartillerie-Regimenter, das Bom-bardiercorps, das Feuerwerkcorps. Technische Corps: der General - Qiiartiermeisterstab , bas Pionieirregiment, das Geniecorps, das Sappeurcorps, das Mineurcorps; dazu noch das Militär-Fuhrwesencorps 4000 Mann, zusammen 398.507 Mann. Ir< den höchsten Stellen zählt die österreichische Armee gegenwärtig 9 Feldmarschälle, 20 angestellte Feldzeug. meister und Generale der Cavallerie, 26 Feldmarschall.-Lieutenants, 119 Generale und 2l3 Obersten. Gegen andere deutsche Staaten ist die Zahl der Ossiciere verhälmisimäßig gering. An Gehalt bezieht ein F.ldmarschall monatlich 833 fl. und 12.000 fl. Tafelgelder jährlich; ein Feldzeugmeister 666 fi. und 8000 fi. jährliche Tafelgelder; ein Oberst 149 fi., ein Hauptmann erster Classe 75 fi., ein Lieutenant zweiter Classe 25 fi. monatlich. Hunde als Hirten. — In der schwedischen Provinz Salmland haben die Schafheerden keine Hirten, sondern diesen Dienst versehen eigens dazu abgerichtete Hunde. Solch' ein Hund treibt des Morgens die Schafe in's Feld und am Abend zur bestimmten Zeit nach dem Hofe zurück. Diesen Dienst versieht er mit der dem Thiere angebornen Treue und Wachsamkeit. Beim Austreiben der Heerde bekommt er von seinem Herrn einen Brotkuchen, den er im Munde mit sich crägc und an einer Scelle in die Erde gräbt, n?o er ihn dann wieder ausscharrt, wenn es ihn hungert. Gin edles Geschäft. — In Pillau lebt eine alte, hochgeachtete Frau, die ihr Leben in einem gebrechlichen Boote verbringt und die stürmischen Wogen der Ostsee und des Haffs nach allen' Richtungen durchschneidet. Sie gilt als Schutzengel des Hafens. Die Fischerkinder küssen ihr den Saum des groben Kleides, wenn sie am Strande erscheint, und in der Stadt nehmen alle Seemänner vor ihr den Hut ab und drücken ihr freundlich die Hand. Wenn das Dunkel der Nacht sich auf die Fluchen senkt und alle Boote an's Gestade zu> ückkehren, dann gleitet noch ihre Barke über die nebeligen Wogen, auf welchen die Alte sich umschaut, ob nicht irgendwo ein Unglücklicher noch zu retten ist. Sie ist eine Frau von männlich kräftigem Aeußeren, in grober Kleidung, hac durchaus nichts Poetisches an sich, aber aus ihren graublauen Augen spricht eine tiefe Menschenliebe. Die ganze Strandgegend des Samlandes erzählt wetteifernd die zahllosen Beispiele, in denen jenes Schifferweib mit unglaublichem Muthe Verunglückte den Wogen entrissen und gerettet hat. Sie selbst entzieht sich jedem Danke und scheint keine andere Freude zu kennen, als bei Sturm und Nacht in ihrem gebrechlichen Kahne über die schäumenden Wogen zu rudern und nach Verunglückten sich umzusehen. Gines der colossalsten Frescogemälde, — welche die Welt besitzt, werden »die neun Chöre der Engel" in dem Graner Dom werden, an welchen der Maler Ludwig Moralt (ein Schüler des Cornelius) malt und zu deren Vollendung er noch drei Jahre braucht. Der Flächeninhalt dieses Frescobildes nimmt nicht weniger als 4739 O.uadratschuh ein. Ginem armen Vaner — in Pesth wurden kürzlich schuldenhalber Pferde und Wagen verkauft. Der arme Mann, der seine Familie früher schon kaum ernähren konnte, jammerte auf öffentlicher Strafte verzweifungsvoll. Ein israelitischer Juwelier, der dieß bemerkte, wurde von seinem Unglücke so sehr gerührt, dasi er dem armen Bauer die verkauften Gegenstände zurückstellen ließ, und ihn noch überdieß beschenkte. Frecher Diebstahl. — Man meldet aus Paris: .Hier wurde am 28. August, um 2 Uhr Nachmittag, im belebtesten Stadtviertel ein unerhört dreister Diebstahl verübt. Ein alcer und kränklicher Herr hatte an der Bank von Frankreich 40,000 Frs. in Banknoten und Geld empfangen. In dem Augenblicke, wo er, sein Portefeuille und einen Sack mit Fünffrancsstücken unter seinem Paletot dicht an die Brust gedrückt tragend, auf die Strasie trat, stürzte ein Dieb auf ihn los und entriß ihm Sack und Portefeuille. Der Be-stohlene wollte ihm nachlaufen; ein Cabriolet aber fuhr gerade zwischen ihm und dem Dieb durch, so dasi dieser entwischen konnte, ohne angehalten zu werden. Eine Schildwache stand gan; in der Nahe, hatte aber den mir Blitzesschnelle verübten Diebstahl gar nicht bemerkt. Nabenmutter. — Am Boulevard von Paris bemerkte man kürzlich ein Weib, welche ein blindes Kind am Arme trug und bettelte. Ein Arzt, welcher die llilglückliche 304 mitleidsvoll beschenken wollte, betrachtete die lichllosen Augen des armen Kindes genauer und erkannte mit Einsetzen, daß hier eine vorsätzliche Blendung Scatc gefunden habe, da sich an dem einen Augendeckel die Brandspuren eines glühend gemachten spitzen Instrumentes vorfanden, womit die Elende bei der gräßlichen Operation wahrscheinlich durch eine Bewegung des unglücklichen Opfers ihr Ziel verfehlt hatte. Die Rabenmutter, welche er sogleich verhaften ließ, gestand gleich im ersten Verhöre ihre verruchte That und ^eht der wohlverdienten Strafe entgegen. * Papierkorb des Amüsanten. Ein Kranker, keineswegs von gemeinem Stande, gebrauchte das Bad in Lipik in Slavonien. Der Arzt riech ihm nicht nur das Bad, sondern auch mehrere Glaser des Waffers zu trinken, »Es schmeckt freilich nicht angenehm," sagte der Arzt, „aber nur ein Paar Mal hinunter damit, man gewöhnt sich bald daran." Ein anderer Curgast saß eben im Gesellschaflsbade ganz still und ruhig in einer Ecke, als er mit nicht geringem Erstaunen bemerkte, daß sein Nachbar alle Augenblicke einen Mund voll Badewasser ein>chlurfte und sich dabei wunderlich komisch geberdete. »Hol' mich der Teufel," sagte er, »entweder seh' ich nicht recht, oder Sie trinken das Badewasser?" — „Allerdings," erwiederte der Angeredete, «der Arzt hat mir's angerathen." — „Der Arzt wird Ihnen das Wasser an der Quelle gerathen haben, nicht aber dieses hier, mit dem so mancher Schmutz abgewaschen und so manche fremde Mischung vereinigt wird." — »Dollnerwetter, Sie haben Necht," sagte der Badende, »d'rum schmeckt das Wasser auch so eckelhaft und salzig." Vor einigen Tagen erblickte der Locomotivfühier des Eisenbahnzuges nach Bristol zwei Mann, die seitwärts stan-den und ihm heftig mit einem rothen Tuche Zeichen gaben, das an das Ende eines großen Stockes geknüpft war. Da die rothe Farbe als Gefahrsignal gebraucht wird, so brems'te der Führer auf der Scell,, hielt den Zug an, und man erwartete in größter Spannung die Manner. Diese kamen eilfertig heran, nahmen den Hut ab — m,d bacen um ein Almosen! — Der Zugführer bot ihnen statt dessen einen Freiplatz im Zuge an, den sie mit großem Vergnügen annahmen. Bei der Ankunft in Bristol ging dann seine Gefälligkeit so weit, sie einigen Herren seinerBekanntschast, die sich zufällig in der Nahe befanden und einen rothen Kragen trugen, vorzustellen. Auf diese Weise verschaffte er ihnen auf ein Monat freies Quartier. Pariser Blätter erzählen, daß ein junger Mann, B., sich leidenschaftlich in eine reizende Pariserin, v. S., verliebte, daß sie sich aber immer kalt von ihm abwandte. Was cr auch versuchte, um ihr Herz zu gewinnen, Briefchen, Bou-quets u. s. w., nichts bewegte ihr Herz. Endlich faßte er einen verzweiflungsvollen Einschluß. Er borgte sich den Anzug eines Eckenstehers, begab sich in das Haus seiner Angebeteten und übergab ihr selbst einen Brief von sich, in welchem er ihr geschrieben hatte, daß ihn ihre Grausamkeit in den Tod treibe und sie ihn in der Morgue zum letzten Male schen könnte. »Der Unglückliche!« rief das Mädchen aus, nachdem sie gelesen hatte. »So sehr hat er mich geliebt? Ach, vielleicht' ist es noch Zeit ihn zu retien." Und ohne auf etwas hören zu wollen, eilte sie fort, die Treppe hinunter, nach der Wohnung B's zu. Als dieser, der falsche Ecken-steher, mit dem Kammermädchen allein war, bot er das bekannte goldene Mittel anf, um den dienenden Geist für sich ;u gewinnen. Es verging eine Stunde und endlich kam das Fräulein traurig und trostlos zurück. »Es war zu spät!" sagte sie zu ihrem Kammermädchen. «Der Unglückliche hatte seine Wohnung bereits verlassen. . . Ich eilte sodann nach der Morgue, (in welcher bekanntlich die Leichen der Verunglückten auSge-stellc werden) wagte es aber nicht, in diese grauenvolle!, Räume hineinzugehen« — »Ach, Fräulein, wenn Sie wüßten . . !« —. »Nun?« — Eben haben Schiffer einen unglücklichen jungen Mann hierher gebracht, den sie an der Austerlitz-Brücke aus dem Wasser gezogen und der leije einen Namen nannte . . « — »Den meimgen! Himmel, er ist's! Im',Tode noch dachte er meiner. Es muß ihm alle Pflege werden . . » — »Still!" sagte das Kammermädchen. »Er schläft . . und der Schlaf reitet ihn vielleicht." — .Das gebe Gott!« __ Und Gott hat es gegeben. B. spielte seine Nolle als Halbertrunkener vortrefflich und an seinem Lager gestand ihm die Schöne, daß ihr Heiz so vieler Liebe n'chr länger zu widerstehen vermöge. Theater in Laibach Die dießjährige Theatersaison steht am Puncte ihrer Eröffnung: eine genaue und verläßliche Angabe des gesammtcn Personalstandes der unter der Direction des Herrn Ferdinand Funk stehenden neuen Schauspielergesellschaft dürfte daher den Theaterfreunden Interesse gewähren. Hier folgt sie aus authentischer Quelle: Erst? Väter, dann humoristische lind komische Alte: die Herren Köppl und Schnitzer; Charakterrollen, gesetzte Helden und altere Liebhaber: Herr Engelbrecht; jugendliche Liebhaber und Helden: Herr Buchwald; jugendliche Liebhaber, Naturburschen, Gecken: Herr Fritsche; jugendliche Liebhaber: Herr Lehmanu; Regisseur der Gesellschaft und Darsteller von Intriguants und chargirten Rollen: Herr SckwarzHack; Gesangskomiker (i»i Nest r ou'schen Genre): Herr Köck; Komiker (im Gch o l z'schen Genre), dann komische Alte im Schauspiele: Herr Holm; dritte komücke Rollen: Herr Schönstein; für Nebenrollen und Chor, die Herren: Verger, Ger« main (zugleich Theaterinspizient j Uhl und Fischer; Souffleur : Herr Kurz. Vei den Damen gilt folgende Eintheilung: Mad. Melchior spielt zärtlich? und Anstands - Mütter; Dlle. T e i ck m a n n. komische Alte; Dlle. Friedvik? Melchior, erste tragische und sentimentale Liebhaberinen und Heldincn; Mad, Waller, iugendliche Anstandsrollcn, Salon-Damen, erste Liebhaberinen ; Dlle. S t r a m p fe r erste naive und muntere Liebhaberinen; Dlle. Schwarz, jugendliche zweite Liebhaberinen; Dlle. Franzl, Localsängerin; Dlle. Johanna Melchior, kleinere Liebhaberinen, Soubretten, Für Nebenrollen und Chor sind enga-girt die Desmoiselles : Lebe ll, Den kler, Dorn er, Fischer und Selan, Capcllmeister im Orchester ist HerrMascheck; Orchesterdirector und Solospieler, Herr L c i t e r ma y e r. Das übrige Orchester besteht in 18 Mitgliedern. Diese reicke Besetzung des Schauspiels, und zwar mit Mitgliedern, die theils als geschätzte, gerngesehcne Bekannte willkommen sind, theils einen ehrenvollen Ruf von Rußen mitbringen, verspricht uns reiche Theatergenüsse, und da überdieß die Umsicht und der Tact des Herrn Funk, als Director. hinlänglich accreditirt sind, so darf man der dießjährigcn Thea-tcrsaison nach allen Seiten hin ein gutes Prognostikon stellen. Leopold Kordes ch. Abschied und Gruß. Indem meine Ordenspflicht mich «»vermuthet schnell einer neuen Vestimmnng zuführt, ich aber hierorts der wohlwollenden Frennke. Bekannten und Wohlthater so viele zähle, von denen persönlich Abschied zu nehmen mir leider die kurzbemessene Zeit nicht gestattet, so erachte ich dieses Blatt als das geeignetste Organ, den viele" frommen, verehrten Freunden und Bekannten, die ich in Laibach verlasse, hier unter Einem meinen Gruß. meinen wärmsten Dank und mein herzlichstes Lebewohl öffentlich darzubringen, mit der Versicherung mich dem ferneren frommen Andenken Aller empfehlend, das, weder Zeit, noch Entfernung die lebhafte Erinnerung an ihr Wohlwollen und ihre Freundschaft in mir zu verwischen im Stande sind. P. Ca llistus^Vm ci;, gewesener Guardian des Franciskaner Con- v.-nts und Pfarr - Administrator ^u, Maria Verkündigung in Laibach. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.