DIE 8ANNTHALER ALPEN YON Dr. J. FRISCHAUF, PHOFESSOR AN DER ENIVERSITAT GRAZ. Mit einer Karte und einem Panorama. mm, 1877 . BROCKHAUSEN & BRAUER, Mariahilferstrasse 18. //m / l / / &s r v 110186 Seiner Kaiserlich Koniglichen Hoheit dem diirchlauchtigsten Herrn Erzherzog CARL LUDWIG elirfurclitvollst ge\vidmet vom Verfasser. VI tirung sowie fiir die Erfordernisse einer Bereisung der Sannthaler Alpen. Der z\veite Theil enthalt sammtliche Haupt- touren von Osten nacli Westen geordnet undstlitzt sich mit Ausnahme des Artikels n Skutazu wel- chem Herr Alfons Pavicli von Pfauentlial ge- falligst einen Beitrag lieferte, ausscliliesslicli auf meine in den Sommerferien 1874, 1875 und 1876 unternommenen Begeliungen dieses Gebirgsstockes. Hier tritt der Autor als Tourist auf; in der Ilegel sind immer seine ersten Besuche eines Punktes in der Form einer Erzahlung mitgetheilt, dadurch konnte einiges Leben in die starren Felsmassen und Wildnisse gebracht \verden. Von den spateren Wiederholungen einer Tour wurden nur die oro- grafischen Errungenschaften benlitzt; so sind z. B. Iiohenzahlen, die gelegentlicb einer Tour mitge- tbeilt werden. Mittelzahlen aus sammtlichen Be- stimmungen desselben Punktes. Fast die meisten Touren wurden bald nach ihrer Ausfuhrung an den Rast- und Ilegentagen zu- sammengestellt. Diesem Umstande mag die ver- schiedene Darstellung zugeschriebcn \verden, die VIII K a r 1 F r i e s a c h ftir die TheodolitenAIessungen des Centralstockes der Sannthaler Alpen auf den Spitzen Grintovc und Ojstrica, Herrn Alfred Zoff fiir die Zeichnung des Panoi’amas vom Grin¬ tovc und der loblichen Direction des k. k. militar- geografisclien Institutes fiir die fotografischc Reduc- tion dieser Panoramen-Zeichnung und fiir die Her- stellung der „Karte des centralen Tlieilcs der Sann- thaler Alpen. “ Graz, im Marž 1877. Johannes Frischauf. 2 grosste Staunen und regste Interesse einflossen. Andeutungen des Karstes finden sicli, ivie in der Folge ausfiikrlicher erortert vrerden soli, bereits in dem Plateau siidlieli vom Kamme der Ojstrica. Nun gehen wir zur Schilderung des Verlaufes des zu behandelnden Gebirgsstockes, ivelcke vregen des Anschlusses an den Hauptstock der slidliclien Kalkalpen von Westen an beginnen soli. Betrachtet man das Savetlial — besonders den Tbeil derWurz- ner-Save — als einen Einschnitt in den slidliclien Kalkalpenzug, so hebt sich die Storung der Svm- metrie dieses Zuges und die geografisclien Verhalt- nisse des ostlichsten Theiles desselben iverden in bessere Uebereinstiminung mit den Ergebnissen der geologisclien Forscliung gebraclit. Dann kann es Niemand \vundern, \venn dieser ostlichste Tbeil geo- graliscli als Fortsetzung des Zuges der Karavanken erscbeint, \vabrend derselbe geologiscb in seinen Hauptspitzen Kočna, Grintovc, Skuta u. s. w. mebr mit dem siidlieli von der Wurzner-Save gelegenen Tbeile der slidlichen Kalkalpen, der im Triglav seine vollendetste Reprasentanz findet, venvandt ist. Oestlicli vom Košuta Verli verziveigt sicli die Kette der Karavanken in z\vei Zli ge. Der erste wen- det sicb anfangs nach Norden, verliiuft dann bald \vieder nacli Osten und entkiilt die Spitzen Obir, Pečen etc. Der zvveite wendet sich zuerst nachSiiden, bildet hier die Masse des Storžič und lauft nun ostlicli gegen das Kankertbal, wo er durch den gleich- namigen Bach abgegrenzt wird. Oestlicli vom Kan- kertliale erhebt sich der siidliche Kalkalpenzug zu einer durch Machtigkeit der Massen, Ilohe der Gipfel und Tiefe der ausgeschnittenen Thaler gleich ausge- zeiclineten Gebirgsgruppe, \velche die Kette der 4 die Wasserscbeide zwiscben der Sann und der Miss, zieht sicb von bier bis zur Bergkirche von St. Veit fort und endet mit dem Kalkgebirge der Uršula. Der Hauptkamm streicht weiter nacb Osten und ent- balt die Spitzen Kotla, Brana, Planjava (Baba) und Ojstrica, das Plateau der Letzteren fallt gegen den Leutsch- und Sannbacb ab. Durch eine einzige tiefere Einsattlung 1900 m zwiscben Brana und Planjava \vird der durchschnittlich mebr als 2400 m liohe centrale Tbeil des Hauptzuges in zwei Gruppen getrennt, vvelche man nacb ibren bervorragendsten und be- kannteren Aussicbtspunkten Grintovc und Ojstrica, die „Grintovc- und Ojstrica-Gruppe“ zu nennen pflegt. Jenseits des Leutscbbacbes setzt sich der Hauptzug mit dem felsigen Rogač und den \valdigen Hoben der Menina, Skafva fort bis zu seinem Ende an der Sann. Der pbysiognomische Charakter der Sann- tbaler Alpen ist allgemein dem der Karavanken und des Triglavstockes ahnlicb. Die steilen Abstiirze an der Nordseite, die von den Einvvohnern als Kočna bezeichneten Thalboden von Ober-Seeland und Vellach, erinnern lebhaft an die Seliluchten des Baren- und Bodentbales in den Karavanken. Die leicbtere Zuganglicbkeit der Sudseite verstarkt diese Analogie, vabrend die hoheren Felsmassen der Gestalt und Formation nacb vieder mebr dem Triglavstocke gleiclien. An Contrasten ist die hier zu bebandelnde Gruppe selir reich. Die bewaldeten Vorberge, die grunen Terrassen, die Felsabstiirze des Gebirgsstockes, die ebenen Felder gegen Laibach im Siiden und die schonen mit Reben bepflanzten Iliigel des Sanntbales im Osten sind Reize, die vvir bei keiner anderen Gruppe der siidlichen Kalkalpen 6 Gewasser zwar auch meist vom Gerolle alsogleicb aufgenommen werden, aber vermoge der Formation des Gebirgsstockes nicht verschwinden konnen, son- dern stellen\veise "vneder zu Tage treten zur grossen Freude des durstigen Wanderers, der auf der Siid- seite trotz mitgenommenem Proviant der Verschmach- tung nahe zu kommen glaubt. Das bedeutendste Gewasser der bier bebandel- ten Gebirgsgruppe ist die Sana. Den Ursprung nimmt dieselbe aus einer Felsspalte ’/ 4 St. unter- halb der obersten Terrasse des Sannthales (Okrešel), fliesst dann eine kurze Strecke als Bacb, um spater als ■,Rinkafall“ liber eine 120 Meter hoheWand zu stiir- zen, 'vvorauf sie in den Schuttablagerungen ver- sclnvindet und erst in dem unteren Theile des Thales (oberbalb des Logarbauer) \vieder in mebreren star- ken, klar durcksichtigen Quelladern zu Tage kommt. Es ist unriclitig, den oberen Theil des Rinka- falles als Ursprung zu bezeicbnen, \vie dies fast in allen Beschreibungen, deren Autoren sicli mit dem Anblieke des Falles begniigten, angefiibrt wird. Es bat gar keine Sehwierigkeit, auf dem rechts etwa '/* St. vor dem Falle beginnenden Fusssteige (zur Okrešel-Hlitte) zum eigentliehen Ursprung zu gelan- gen, und von bier langs des Baches bis zum Absturze zu klettern. Die weiteren Falle, wie der Plesnikfall (Scbleier- fall), sind nur nach langerem Regen sebenswertb. Gleicb nach dem zweiten Ursprunge und beim Austritte aus dem Logartbale treibt die Sann eine Miible und vereinigt sicli mit dem aus dem westlich gelegenen Matko-Boden kommenden Jezeriabache. Als stattlicber Bach fliesst nun die Sann ostlich, nimmt etwa 3 / 4 St. nach Sulzbach den aus der I Roban-Schlucht kommenden Belabach auf, vvelcher die Gevvasser der Nordostseite der Ojstrica und des Veliki Ver h ihr zufiihrt, und vvindet sich dann durcli die Felsengen zwischen der Raduha und Vesa sud- lich bis Leutsch, vvoselbst der Leutschbacli in sie ein- miindet. Im engen Flussbette stromt sie nun wie- der ostlich, beriihrt die Ortscbaften Laufen und Prass- berg und fliesst dann in einem weiten Thalboden bis Cilli, von wo sie eine sudliche Ricbtung nimmt, um sich bei Steinbriick in die Save zu ergiessen. Die Sann muss deslialb als das Hauptgevvasser der Ge- birgsgruppe bezeichnet werden, \veil sie den grossten Theil der Wassermassen vomGrintovcstocke und fast vom ganzen Ojstricastocke aufnimmt. Langs der Sann ist auch der natiirlicbste Zugang, wiewohl gegenwiir- tig durch die Vollendung der Babnstrecken IVfar- burg-Klagenfurt und Laibach-Tarvis die Zugange von Nord, West und Slid et\vas bequemer gemacht ■\vurden. Das zweite Gewasser ist die Feistritz, welche an der Siidseite des Centralpunktes Skuta in der Nabe der Bebausung des Uršič aus einem schonen griinen Wassei’becken entspringt, sich mit den Bii- chen der Grebengruppe und der vvestlicben Ab- dacbung der Ojstrica vereinigt und beinahe fortgesetzt nachSiiden fliessend in die Save mtindet. Eine viertel Stunde vom Ursprunge befindet sich die interessante Naturbriicke Predasel. Die nach Ost gebende Sann und die nach Sild laufende Feistritz bilden fast einen rechten Winkel, ihre beiderseitigen Ufer sind vom Hauptzuge und den Nebenriicken gebildet. Die ge- ringe Hohe der Feistritz bei ihrem Ursprunge, ver- bunden mit der Steilheit der Abstiirze machen die Siidseite des Centralstockes vom Feistritztbale aus 8 weniger bequem zuganglich. Die Touren sind von dieser Seite viel besch\verlicher und weiter, als von dem in bequemen Terrassen ansteigenden Kan- ker- oder Leutscbtbale aus. Die schroffen Abstiirze der Sudseite, vereint mit dem Mangel an deckenden Vorbergen, machen gerade diese Seite zur imposan- testen. Die Westseite sendet ihre Ge\vasser der aus den Auslaufern der Košuta entspringenden Kan ker zu. Von den Gewassern der Nordseite ist nur der in der Vellacber Kočna entspringende Belabacb (Vellacb) von Bedeutung, der \vie die iibrigen Bache des nord- licben Nebenzuges in die Drau miindet. ' Die soeben besprochene Gebirgsgruppe besitzt noch nicht einen allgemein gebrauchten Namen. In Steiermark fiihrt sie die Bezeichnung „Sulzbacher Alpen“, in Karnten „Kočna“ und in Krain „Steiner Alpen“. Keiner dieser Namen bezeichnet die ge- sammte Gruppe. Der Name »Sulzbacher Alpen“ stammt von der Ortschaft Sulzbach im Sanntbale. Mit Ausnahme der westlicben Abstiirze der Raduha sind in dieser Thalenge die iibrigen Spitzen meist unsichtbar. Ebenso verstebt man unter dem Namen n Kočna “ nur die „Almboden“ der nach Norden aus- laufenden Thaler. Solche gibt es drei. Von dem lan- gen Grate der Kanker-Kočna gelit ein Auslšiufer nach Nordwest und ein z\veiter (etwas ostlich) nach Nord; beide schliessen die untere Seelander-Kočna ein. Am Eingange dieses Thales liegt an der Poststrasse das Kazino von Ober-Seeland; in der Nahe, bereits im Thal-Boden der Mlinar Bauernhof (Eigenthum der Familie Muri) und */* St. im Thale hinein derMakek Bauernhof (Eigenthum des Bauern Schenk). Auf der bewaldeten Holie des zweiten Querriickens steht die 9 Hiitte der Stulleralpe. Ein von der Kinka abz\vei- gender, ebenfalis nach Nord verlaufender Zug, iiber i.velchen die Seeberger Poststrasse geht, bildet mit dem erwahnten zweiten Querriicken die Einfassung- der „oberen Seelander-Kočna u , in welcher '/ 2 St. vom Eingang entfernt sich die Anzelhube befindet. Das dritte Nordthal „die Vellacher-Kočna 11 , vrird von dem eben besprochenen dritten Querriicken und der mit der Merzlagora beginnenden Abzvreigung des Hauptzuges umrahmt. Fragt man in der Umgebung von Vellach um den Namen einer Spitze des Zuges, so hort man, liier heisst alles „Kočna“. In Wirklich- keit meint man aber, vrie gesagt, nur die Alpenboden, welche liier allerdings sehr Loch hinaufgehen und wo trotz des scheinbaren Mangels einer jeden Vege- tation eine treffliche Schafrace gedeiht, die in andere Gegenden versetzt, bald degenerirt. Dass der Name „Kočna“ nicht zur Bezeichnung der Gebirgsgruppe verwendet werden kann, ist aus dem Vorhergehenden klar. Der dritte Name »Steiner Alpen“, von der am Fusse derSiidseite gelegenen StadtStein herriihrend, wiirde noch am meisten Berechtigung zur Bezeich¬ nung der Gruppe besitzen, falls dieselbe von einer Ortschaft entlehnt \vird; denn die Stadt Stein ist der grdsste Ort des Stockes, von den umliegenden IIo- henpunkten kann die Gruppe auch ziemlich vollstan- dig iiberblickt \verden. Doch auch in Stein versteht man unter dem ervvahnten Namen nur die waldigen Vorberge, wahrend die hoheren Felspartien entweder ganz unbeachtet bleiben, oder nur manchmal eine Tour iiber Anregung fremder Gaste auf den Grintovc oder auf die Planjava unternommen wird. Die soeben besprochenen Verhaltnisse lassen es gewiss gerechtfertigt erscheinen, wenn der von 10 S c h a u b a c h *) mit Riicksicht auf das Hauptgewasser vorgeschlagene Name „Sannthaler Alpen“ fiir diese Gebirgsgruppe allgemein angenommen wiirde. Naturhistorische Notizen. Eingehendere Studien einer Gebirgsgruppe in naturwissenschaftlicber Richtung konnen nur auf Grundlage der genauesten Erforschung der geogra- fischen Verhaltnisse gesclieben. Letztere konnte von den Vertretern des in der Neuzeit als „Touristik“ be- zeichneten Alpensports, fails derselbe einigermassen systemmassig und mit Riicksicbt auf die \vissenschaft- lichenBediirfnisse getrieben wiirde, vollstandig durch- gefuhrt vverden. Die Aufgabe der Touristik besteht eben in der Erforschung der Alpen im Allgemeinen; die Touristik soli die Lust zum Naturstudium rege halten und tiberhaupt die sammtlichen Vorbereitungs- Arbeiten iibernehmen, \velche fiir dieDetailforsclmng — sei es im kartografisclien Sinne, sei es fiir die Naturkunde — nbthig sind. Bei dem Umstande, dass die hoheren Partien der Sannthaler Alpen, besonders der Umgebung der Skuta nie von Fremden besucht \verden, dass selbst von den Einheimischen mit hei- liger Scheu diese Spitzen, uber deren Lage sie selbst keine richtigen Kenntnisse haben, betrachtet iver- den; dass nur \venige kiilme Wildschiitzen, deren Bekanntschaft erst nach liingerem Aufenthalte in diesem Stocke gemacht iverden kann, die libheren Punkte als Jagdrevier besuchten, dann dass in den Thalern selbst niemals ein kundiger Fiihrer aufge- trieben \verden kann; endlieh, dass kaum eine deutsch *) Die deutschen Alpen V. S. 12. 11 sprechende Personlichkeit in einem Thale getroffen Avird, darf es uns nicht \vundern, dass die Sannthaler Alpen als eine wahre terra incognita erscheinen und von einer systemmassigen Erforschung im natur- Avissenschaftlichen Sinne keine Rede sein kann. Am besten kommt noch die Geologie Aveg. Die Ueber- einstimmung der hoheren Felsmassen in den Alpen gestatten die Uebertragung geologischer Verhaltnisso abstrahirt von zugiinglichen Punkten auf die unzu- ganglichen. Einem griindlichen Studium brauchen meistens nur die unteren Schichten, ihre Verbrei- tungen, Falten n. s. w. untenvorfen zu Averden; das Gestein der letzten aufsitzenden Massen kann niclit selten bereits vom Fusse aus erkannt Averden. Diese giinstigen TJmstande ziisammengenommen bevnrken, dass die geologischen Forscliungen, Avelche durcb M. V. Lipold*), K. Peters**) und F. Rolle***) durchgefiihrt Avurden, einen ziemlichen Abschkiss geAvannen, und dass nur melir die ftir das grossere Publikum vielleicht Aveniger interessanten Detail- forschungen nocli angestellt werden miissen. Da das Verstandniss des Baues und der hydro- grafischen Verbaltnisse einer Gebirgsgruppe nur auf Grundlage der Ergebnisse des geologischen Studiums *) „GeoIogie des Sulzbach-Thales“, Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, VII. Jahrgang 1856. S. 169—171. **) »Geologische Aufnahme in Ivarnten, Krain und dem Gorzergebiete". Ebendaselbst S. 669—675. „Ein Blick auf die Karavanken und die Hauptkette der julischen Alpen mit einer Ansicht der Stougruppe“. Mittheilungen des osterreichischen Alpenvereins, Heft I. S. 223—265. ***) »Geologische Untersuchungen in der Gegend zwischen AVeitenstein, AVindischgraz, Cilli und Oberburg in Untersteier- mark“. Jahrbuch derk. k. geologischenReichsanstalt, VIII. Jahr¬ gang 1857. S. 403—465. 12 ermoglicht vird, so sollen die Iiesultate der bislie- rigen Erforschungen in Kiirže angedeutet werden. Ausserordentlich mannigfaltig zusammengesetzt sind die geologischen Formationen; dadurch \vurden auch fiir manche Pflanzen die Existenz-Bedingungen gesehaffen, welche man mit Riicksicht auf die Hohe des Fundortes nicht erwarten konnte. Denn Pflan¬ zen, die anderswo nur auf Hochalpen voi-kommen, finden sick im Gebiete der Sanntbaler Alpen in den Thalboden und umgekehrt solche, die man gewobnt ist nur im Thale zu sammeln, ziehen hier \veit in die Alpenregion hinauf. Allerdings kommen noch man- cherlei andere Bedingungen fiir die Verbreitung in Recbnung, doch haben die Bodenverhaltnisse den grossten Einfluss. Der seltene Besuch von Seite der Touristen liess auch das Thier- und Pflanzenleben sich ungestorter entwickeln. Wir beginnen die geologischen-Untersuchungen von der Nordvrestseite des Gebirgsstockes. Wenn- gleich der Ivamm von dieser Seite nur mit grosser Miihe erreicht werden kann, so lassensich docli durcli Begehung der verschiedenen Schluchten die Schich- ten, aus denen der Stock aufgebaut ist, leiclit verfol- gen, und andererseits gewahren die leicht ersteig- baren Hohenpunkte des Yirnek-Grintovc und See- berges einen instructiven Ueberblick der Gruppe, Diese Hauptspitzen des nordlich vorgelagerten dicht bewaldeten Hohenzuges, eines den Schiefern der Stein- kohlenformation angehorigen Auslaufers der Košuta, enthalten einzelrie Kalklager, die sich von den milden runden Formen des Zuges deutlich abheben. Die Grundlage der Košuta und des nord\vestlichen Thei- les der Sannthaler Alpen ist von der gemeinsamen Formation der Werfener Schiefer. Zvisclien den bei- 13 den Gruppen breitet sich der Alluvialboden vonOber- Seeland mit etvva 300 Joch fruchtbaren Bodens, eines ehemaligen Seebeckens aus; versumpfte, angeblich sehr tiefe Stellen in der Nahe des Einganges in die obere Kočna, \verden jetzt noch von den Einwohnern als Ueberreste des in friiheren Zeiten existirenden See’s gezeigt. Gegemvartig mrd dieses Becken vom Senicabach durcliflossen, der bald nacli der Vereini- gung mit einem aus der unteren Kočna stammenden Bache sicli in die Kanker ergiesst und dann unter starkem Gefalle nach Siiden fliesst. Die grossten Theile des von der Rinka ausge- henden, das Sannthal mit zwei Armen umscliliessen- den (und nach Osten verlaufenden) Gebirgszuges setzen die Glieder der alpinen Steinkohlen- und Triasformation zusammen, wie: die Gailthaler Schie- fer und Kalksteine, die Werfener, die Guttensteiner und Hallstadter Schichten. Nur auf den liochsten Punkten ist Dachsteinkalk zu beobachten. Die Schich¬ ten treten deutlich hervor. Der untere Kalk im Hauptstocke gehort zum Kohlenkalke des Virnek-Grintovc, an diese setzen sicli die Werfener Schichten auf, an welche sich aus Gut¬ tensteiner Schichten bestehende Kalkmassen, die zahl- reiche grosszellige Rauchwacken enthalten und die wie die Werfener Schichten von Porphvrstocken durchsetzt sind, auflagern. In dem westlichen Theile sinken diese Schichten in die Tiefe und setzen iiber das Kankerthal fort. Ueber diese folgt in der Hohe von 1200—1500 m ein ungeschichteter stark dolomitischer Kalk mit Spuren von Versteinerungen und einer Machtigkeit von bei- laufig 300—400 Meter, der an der Nordseite hohe Stufen und Mulden, in welchen Sclinee- und Eis- 14 felder lagern, bildet. Der Kamm selbst bestebt aus einem weissen deutlicli geschichteten Dolomit, mit jenendem Triglavstocke eigenthiimlichen, von Kiesel- lagen gebanderten Daclisteinkalken, die aucb Spuren von Sclmecken und Bivalven entlialten. Er\vahnens- wertli sind die Streifen von Eisenoxvd, vcelche die ostliche Wand im Idintergrunde der unteren Kočna durchzieben, und die Bohnerze, die namentlich in einem Gerollfelde an der Siidwestseite des Grintovc sehr baufig angetroffen vrerden. In der unteren See- lander-Kočna findet man Spuren eines alten Berg- baues, in vrelchem Erze vorkommen, gemiscbt aus Antimon, Bleiglanz und Zinkblende mit betraclitli- cliem Silbergehalte und etwas Gold. In dem nordlichen von der Rinka abzvreigenden, die Grenze von Karnten und Steiermark darstellen- den Zuge tragen die in den Uebergangsgebilden vorkommenden Schiefer das meiste dazu bei, diesem Tlieile des Gebirges zahmere Formen aufzudriicken und ihm seinen vrildfelsigen Charakter bald nacli der Abzweigungzu nelimen. Ein vestostlicli streicliender Zug von Werfener Scbiefern tritt aus Karnten ein, nimmt die vordere Halfte des Logartliales und Sann- thales bis Sulzbacb ein. Ihm gehoren die Kalke und Dolomitmassen der Ovčeva an, die auf Uebergangs- schiefer und Gramvacke aufruhen. Gegen Šudost schliesst sich das schroffe Dolomitgebirge der Raduha an, velches gegen das Plateau der Ojstrica verlauft und im Einschnitte des tiefen Sannthales jenen eigen- thiimlich gestalteten Engpass der „Sulzbacher Nadel“ bildet. Betreffend die im geografischen Ueberblicke erwahnten Quellen moge noch Folgendes hinzuge- fiigt \verden. Am Fusse der Felsvrand n Nadel“, dicht 15 am Spiegel der Sann beiindet sicb eine periodische Quelle. Sie tritt durchschnittlicb nur jede Viertel- stunde empor und versiegt dann wieder; vabrend des Aufsteigens fliesst dieQuelle stark iiber, beimZuriick- treten verschvvindet dasWasser vollstandig. Das Auf- steigen dauert 2—5, das Zuriicktreten 8—15 Minuten. Ausser dem allgemein bekannten Vellaclier Sauerbrunnen befindet sicb l*/ 2 St. vvestlicb von Sulzbacb in der Nahe des Weges nach Vellacb unweit vom Bauernhof Gradišnik in dem Kotozki- Graben ein eisenbiiltiges Wasser. Thonschiefer und Gailthaler Kalk herrschen bier vor, die Quelle bricbt an einigen Stellen aus dem Schutte bervor. Etwas vveiter im Osten, am nordlichenGebange des Jezeria- baclies, et\va 25 Meter liber der Thalsoble, entspringt eine zweite Eisenquelle. Nacb der iibereinstimmenden Formation der karntner und steierisclien Seite dtirf- ten diese Quellen mit dem Vellačber Eisensauer- ling einerlei Ursprunges sein. Ein auf derHobe in der Nabe desPavlie-IIofes vorkommender Sauerling besta- tigt diese Ansicbt *). Nocb unerforscbt sind die zahlreicben Hoblen in den Sannthaler Alpen. Der Hoble im Policaberge oberbalb Leutsch scbreibt man eine bedeutende Aus- dehnung zu; in einer Hohle unter dem Kamm der Ovčeva, in der Iiohe von etva 2000 m , findet man stets W asser. Durcb das barbariscbe Ausrottungssvstem der Walder bat derWildstand bedeutend gelitten. Audi von grosseren Raubthieren, besonders Baren, die friiber angeblicb in den dicbt beivaldeten Tbeilen *) Die samratliclien Sauerlingquellen bei Vellach sind: Zvvei bei dem Bade, die Schmiedburg’scbe in der Nahe der beiden ersteren und die Pavlic’sche auf dem IVege nach Sulz- bach St. von Vellach entfernt. Letztere soli die starkste sein. 16 des Sann- und Feistritz-Tliales zahlreich gewesen sind, hort man jetzt wenig mehr. Die Jagd wird ohne Riicksicht auf Sclionzeit getrieben und wer durch die mit Krummholz bevrachsenen Partien in der Nahe der Schafhiitten seinen Weg nimmt, lauft oft Gefabr in Schlingen zu gerathen, die manchmal an steilen Abhiingen angebracbt, den ahnungslosen Wanderer infataleSituationbringen konnen. Die Schvvierigkeit, eine geregelte Jagdaufsicbt in diesem Gebirgsstocke einzufiihren, ist audi Ursache, dass sicli kein gros- serer Jagdplicliter, vvie in den steierischen Nordalpen fand. Und doch viirde kaum ein ziveites Terrain so giinstig zur Heranbildung eines zablreicben Wild- standes sein, als die Sannthaler Alpen. Mag man noch so viel Wegverbesserungen im Hanptstocke durch- fiihren, die Mulden und Scbluchten von Langkofel bis Rinka \verden von Touristen immer vvenig be- sucbt werden, indem letztere sich meistens auf die Aussicbtspunkte des Grintovc, der Planjava und der Ojstrica beschranken, an welchen Punkten \vegen der bis auf die Gipfel ziehenden Weide sicb nie ein bedeutender Wildstand entwickeln kann. Die Auf- sicbt selbst vare mit nicbt zu grosser Schwierigkeit verbunden, indem dasPlateau des Centralstockes nur ■vvenig Zugange hat, vvelclie von den ebrlichen Be- vobnern, denen man die Aufsicht mit gutem Gevvis- sen ubertragen konnte, leicbt uberwacbt viirden. Reicblicbe Ausbeute verspricht die botanische Forschung, vie man aus den Ergebnissen der Aus- fluge von E. Weiss*) und J. Bullmann **) aus *) „Zur Flora der Sulzbacher Alpen in Untersteiermark.“ Oesterreichiselie botanische Zeitschrift von Dr. A. Skofitz, IX. Jahrgang, 1859. S. 113 — 131. **) nNaturhistorisehe Skizzen aus den Sulzbacher Alpen.“ Jahrbuch des steirischen Gebirgsvereines II. Jahrgang, 1874. 17 Graz erseben kann. Ersterer bereiste im Auftrage und auf Kosten des bekannten Botanikers Herrn J. C. Pittoni Ritter von Dannenfeldt im Juli und August des J. 1858 den ostlichen Theil der Sannthaler Alpen bis einschliesslich der oberen Ter- rassen von Okrešel; besonders der nordliche Zug am linken Sann-Ufer \vurde einem griindlicben Studium unter\vorfen. BeitrSge zur Flora lieferte Herr Bull- mann auf Grundlage seiner im Juli 1874 im Ojs- tricastocke im liinteren Sanntbale durch das „Rinka- thor“ aufvvarts bis auf die Hohe des Hauptstockes unternommenen Touren. Auch im Jahre 1876 bat Herr Bullmann trotz des scblecbten Wetters, das ihn auf seinen Touren fortgesetzt verfolgte, einige interessante Daten gevvonnen. Die Specialitilten der Flora und Fauna des Grintovc vvurden von Herrn Robič (Pfarrer in Ulrichsberg) einem sorgfaltigen Studium unterzogen, und deren Ergebnisse (im Manu- scripte) dem Verfasser dieser Schrift giitigst zur Verfiigung gestellt. Herr Prof. Dr. J. K. Maly bat in seiner „Flora von Steiermark“ (Wien, 1868) die ibm von den Botanikern, vvelcbe die Sannthaler Alpen bereisten (Dorfmann, v. Pittoni, Speckmoser, Zechenter, u. A.), mitgetbeilten Daten aufgenommen. Wenn nun am Schlusse dieser Schrift eine Auf- zahlung der interessantesten Species unternommen wird, so kann derselben weit entfernt Vollstandigkeit zugescbrieben werden. Es soli nur zur vveiteren Durcbforschung angeregt werden, \velcbe gegen- wartig, \vo die orografischen Verhaltnisse fast voll- standig erkannt, fiir die bessere Zugiinglichkeit so Vieles gescbeben, mancbe bequeme Iliitte in den bocbliegenden Partien erbaut wurde, die Fiibrer ausgekundschaftet sind, in ungleicb leicbterer Wei.se 2 18 erfolgen kann. Yor allem mbge die noch fast ganz- lich unbekannte Friihlings- und Herbst-Flora einem genaueren Studium unterworfen \verden, denn die bisherigenbotanischen Erforscbungen erstrecken sich blos auf die Flora im Hochsommer. Eintrittsrouten. Die im Vorigen erwahnten Thaler der Sann, Feistritz, Kanker und Bela (Vellach) sind die \vichtig- sten Zugange dieses Alpenstockes. I. Von Oaten. Fiir das Sanntlial bildet die Stadt Cilli 229“ den geeignetsten Ausgangspunkt. In diesem freund- licben, bereits bei den Iiomern unter dem Namen Claudia Celeja als Standlager fiir die Eroberungsziige nach Noricum und Pannonien bekannten Stadtchen (gegenwartig et\va4000 Einwohner zahlend) kann der Tourist die fiir seine Partien giinstige Zeit leicht ab- warten. Nach Sprache und tSitten ist die Bevolke- rung durchaus deutsch. In den Hotels: Elefant, Gol- dener Lowe,Weisser Ochs, Erzherzog Johann, Kaiser- krone, Goldener Engel ist geniigende Unterkunft, fiir die Lecture sorgen vier Kaffeehauser und dasKasino, in ■vvelchem Fremde gegen Vorstellung Zutritt haben. Die Sannbader (Idausbaum, Krainz, Militar-Schwimm- schule) und die schonen schattigen Spaziergiinge verlocken auch den blossen Sommerfrischler zu lan- gerem Aufenthalte. Besonders muss der Besuch des Josefiberges mit dem Ueberblick iiber die Gruppe der Sannthaler Alpen, das Thal und die Umgebung der Stadt empfohlen werden. Mit diesem Aussichts- 19 punkte, dem lolmendsten in dei' Nalie, liisst sicli der Spaziergang zur Ruine Oilli verbinden. Fiir die Tour in die Sanntlialer Alpen ist es ratli- sam, den Tlieil bis Laufen zu Wagen zu machen. Man beniitzt dazu entweder die bis in die Nalie von Laufen gehende Oberburger-Post oder bei einer gros- seren Gesellschaft eigene Gelegenheit, welche bier leiclit zn bekommen ist. Die Strasse ziebt anfangs am linken Ufer der Sann, wendet sicli binter St. Peter bei Sannbriicken auf das recbte Ufer, mn sidi vvieder bei Letusdi an das linke Ufer anzuscliliessen. Nacli einer drei- bis vierstiindigen Falirt (6 St. zu Fuss) erreicbt man den Markt Prassberg (Unterkunft: Post, Lipold). Hier verengt sicli das Tbal anfanglicb, erweitert sicli aber bald zu einem grossen Kessel, eingescblossen von der Menina, den Auslaufern der Ojstrica und Raduha. Bei Rietz voriiber gelangt man in St. nacb Laufen (Unterkunft: Kruletz, Schmautz, Rescba). Vor Laufen \vird die Sann zwei- mal iibersetzt, bei der ersten Ueberbriickung ziebt sicli der Fabnveg (in l*/ 2 St.) nacb Oberburg 382 111 , dem Sitze des Bezirksgericlites mit dem ehemaligen Benedictiner-Kloster, jetzt Eigentbum des Laibacber Bistbnms. Die pracbtige Kircbe, ein schoner Renais- sancebau mit guten Bildern von Kremser-Schrnidt und zvei Holzschnitziverken der altdeutsclien Scliule, verdient einenBesucb. Oberburg (Unterkunft: Josclik, Post) ist der Ausgang fiir die Touren auf die Me¬ nina (siidlich) und Rogač (nordivestlicb). Von bei- den Punkten geniesst man einen instructiven Ueber- blick iiber die Umgebung. An Geselligkeit felilt es bier nicbt; sowohl die Beamten des Bezirkes, als aucli das Herrscbaftspersonale werden bei Touren mit Ratb und Tliat dem Fremden gerne bilfreicb sein. 20 Von Oberburg fiikrt eine gute Strasse In 5 St. nach Steln. In Laufen angelangt, versehe man sich fiir die vveitere Tour mit dem notkigen Vorrath an friscbem Fleisch. Audi ivird man gut thun, den Wagen zu verlassen und zur niiclisten Ortscbaft Leu tseli 524 m (In etwa 2'/a St.) zu Fuss zu -vvandern. DerWeg liiilt sich fortgesetzt am linken Ufer, anfangs eben in dem \veiten Tkale, doch nacli 20 Min. (von der Kirelie an gereeknet) steigt der Weg aufwarts an der Leline des Primusberges und senkt sick nach l j 2 St. \vieder kinab an die Sann; von kier geht es meist aufguter Strasse durck das einsame Tkal 3 / i St. bis zu einer kleinen Hausergruppe an der Miindung des Schivar- zenbadies, wo sick ein Steg liber die Sann beiindet. Nuli folgt eine ebene Strassenstrccke von 1 / i St. bis zu einer interessanten Brucke: ein Felsblock amUfer ist als erster Pfeiler, ein zvreiter riesiger Block in der Mitte der Sann als zvreiter beniitzt; der Zwj- sclienraum ivurde mit einem gemauerten Bogen aus- gefiillt. Ueber die Strecke vom ziveiten Pfeiler bis zum reekten Ufer ist eine Holzbriicke gelegt. Auf diese Art \vurde eine liochst einfackeVerbindung der beiden Ufer kergestellt. Nock '/ 2 St. braucken \vir bis zum Dorfe; der friihere iiber den Berg gehende Theil dieser Strasse iiurde in den letzten Jakren durck einen Neubau lilngs des Ufers ersetzt. Stiinde nicht die kostspielige Umlegung der Strasse iiber den Primusberg entgegen, so liesse sick mit einer geringen Summe der Weg von Laufen nacli Leutsck in einen guten Fakriveg unnvandeln; dock auck eine V erbesserung des bislierigen Weges — mit gerin¬ gen Kosten kerstellbar — \viirde im Nothfalle geniigen. 21 Verpflegung und Unterkunft sind in Leutsch nocli ziemlich primitiv; man darf nur ausnahmsveise auf frisclies Fleisch rechnen; jedoch Wein, Kaffee, Eier bekommt man immer. Uebrigens ist man in den beiden Gastliausern der Mes.snerin und der Gotschevar ertraglich untergebracht, auch sind die Leute liier gegen Fremde freundlich und entgegenkommend. Dass die Verpflegung so viel zu \viinschen iibrig lasst, daran ist nur der Mangel an Verkehr Ursache. Tou- risten kommen sebr selten liieher, und die verschie- denen Commissionen keliren gewohnlich beim gast- freundlichen Herrn Pfarrer ein und tragen dalier nichts zur Anregung fiir die Einstellung besseren Comforts bei. Fiir den Gebirgswanderer ist Leutsch der Ausgang der Hochtouren: Raduha und Ojstrica, mit diesen beiden lasst sich auch der Uebergang in das hintere Sannthal verbinden. Von Leutsch an fiihrt nur mehrein Fusssteig im Sannthale weiter. Uerselbe zielit zwischen den Aus- laufern der Raduha (im Norden) und Ojstrica (im Siiden) hin und ist an manchen Stellen nur durcb Absprengungen an derFelswand ge\vonnen. Anfang- licli wird ein weites mit Gerolle bedecktes Feld am rechten Ufer durchschritten, doch bereitsnach '/ 4 St. fuhrt der Weg liber cinen Steg an das linkeUfer. In 5 Min. erreichen wir eine Felswand „Logarfels u , die vermittelst eingehauener Stufen iiberschritten wird; dann folgen zwei kleine durch Felsen getrennte Ter- rassen; dann geht es nochmals steil aufvvarts und hinab in 1 / i St. an die Sann, und wir sind am Ende des Logarfels. Sodann passirt man in 5 Min. die drei Zavratnikbache (beim letzten Steg iiber die Sann) und kommt zu einer StelLe, wo die Felsen der beiden Ufer enge zusammentreten, und jedes Weiterkommen 22 unmoglich sclieint. Oben ist derFels 'svie ein Nadel- ohr gespalten, durch diese Spalte — ,,Igla-Xadel“ genannt— von etwa 1 MeterBreite fiihrt derSteig auf der Hohe durch. Nach der Passirung der Nadel, die man in 10 Min. erreichf, senkt sicli der Steig \vie- der liinab zur Sann, iiberschreitet dann dieselbe nach 10 Min. und in einer \veiteren */ 2 St. anfangs noch langs eines Steiges dann auf breitem Waldwege kommt man an die Miindung des Belabaclies am Einganffe der romantischen Schlucht Roban. Un- mittelbar am Einflusse des Baches liegt der Bauern- hofPivšek, das Bild diesesGehoftes mit einemBlicke auf die Ojstrica im Hintergrunde gehort zu den Schonsten dieses Weges. Von hier bis Sulzbach be- nothigt man 3 / 4 St. Man versaume ja nicht die knapp unter der Nadel am linken Ufer befindliche periodische Quel!e zu beseben, und durch die hier ziemlich seichte Sann an das rechteUfer sieh zu wen- den, wo man einen imposanten Anblick der Nadel geniesst. Eine Quelle, gleich nachdem man bei der Roban-Scliluchtvorbeigekommen ist, fiihrtden Namen „Gabelwirth“ — an heissenTagen eine willkommene Erfrischung. Nun fiihrt derWeg wieder an das linke und unmittelbar vor der Kirche nochmals an das rechte Ufer der Sann. In Sulzbach 606 m stelle man sicli, falls man beabsichtigt, liingere Zeit hier zu venveilen, dem iiberaus gastfreundlichen hoehwiirdigen Herrn Pfar- rer Janc (dem Vater der hiesigen Touristen) vor, der namentlich in friiheren Zeiten, wo die Unterkunft etvvas schlecht -\var, manchen Hungrigen gespeist und manchen Durstigen getriinkt hat. Ein starkes Frem- denbuch ist Zeuge der unerschopflichen Gastfreund- schaft dieses Eln-enmannes, den eine giitige Vorse- 23 hung nocli lange erhalten mbge zum Woble und Nutzen der Menschheit. Gegenwartig ist man im Gasthause des Messners (Herle), eines \yackeren und der Gegend kundigen Mannes, dergut Deutsch spridil-, trefflick untergebracht. Auch in dem fast gegeniiber- liegenden Gasthause des Schusters Marušnik (wel- cher auch eine kleineKramerei besitzt) ist man in den beiden fast elegant mublirten Zimmern reeht gut auf- gehoben. An Verpfiegung ist in Sulzbach. kein Man- gel: Hiihner und Forellen sind immer zn haben, Kaffee, Wein, Bier und Sauerbrunnwasser sind vor- ziiglidi zu nennen. Die Besichtigung der interes- santen Kirche und die Durcksicht der Fremdenbucher ist Jedermann zu empfehlen. Von Sulzbach geht anfanglich ein breiter Weg , / 4 St. am recliten Ufer, dann iibei’setzt man die Sann und kommt in 5 Min. bis zu jener Schlucht, an deren linken Seite der Steig aufwarts nach Heiligen Geist fiihrt. Nun zieht der schmale Fusssteig noch \/ t St. langs der Sann, dann wendet sich der Weg \vieder an das rechte Ufer, wo er in massiger Breite durch Waldung fiihrt; nach ‘/i St. wird nochmals die Sann iiberschritten und der Steig bleibt nun am linken* Ufer durch 10 Min. bis zum Eingange des Logarthales, eines der sckonsten Alpenkessel, der kaum seines gleichen findet. Wir iiberschreiten die Sann und treten in jenen Theil des Sannthales ein, der von dem ersten stattlichen Hause (6S3 m ) 5 Min. von dem Eingange entfernt, den Namen »Logarthal 11 fiihrt. Dasselbe ist etwa '/ 4 St. breit und 2 St. lang, und stellt einen griinen ausserst fruchtbaren Boden dar, in dessen erster Plalfte wir die in den tieferen Stellen dicht bewaldeten PIbhen, hingegen im Hin- tergrunde die fantastischen von hier aus scheinbar 24 unersteiglichen Felszacken der Ojstrica, Brana, Baba und Rinka erblicken. Der Boden selbst, be\vassert von den durchsichtigen Fluthen der Sann, gibt ein an Contrasten iiberreiches Bild. Ein guter Fahrvveg flihrt dann beim Holzmeister An dre vorbei in >/ 2 St. zum letzten Bauernhofe Plesnik 730 m , das pracht- vollste Standquartier fiir die Touren in den boheren Theilen, bei dessen gastlichem nnd gebildetem Be- sitzer man die freundlichste Aufnahme findet. Etwas unterhalb des Plesnik kommt die Sann aus mebreren Quellen zam zweiten Male zum Vorscbein. DerWeg geht nahezu eben (links folgtnacb '/4 St. einSchleier- fall) etvra 1 St. weiter, \vo man sich reclits liber die Sann \vendet und bald die letzte Kohlerei erreicbt; ein schmaler Fusssteig flibrt in ’/ 4 St. massig aufvvarts zum .,Rinkafall“, dem Endziel der meisten Wanderer im Logarthale. Ueber die rotbliche Felsvvand stiirzt die gevralfige Wassermasse der Sann 120Meter binab. Die im Sannthale von Leutsch, Sulzbach und Plesnik anzustellenden Hoclitouren \verden besonders abgebandelt. Flier sollen nocli die Uebergange nacb Seliwarzenbach, Kappel und Vellach ausfiihr- licb angegeben \verden, weil selbe wegen der zablreicb sicli kreuzenden Wege und der des Deutsclien in der Regel ganz unkundigen Bewobner in den boheren Gehoften den nicht slaviscli sprechenden Touristen, im Falle er ohne Fiibrer diese Touren macht, in manche Verlegenbeit bringen konnen. Von Sulzbach nacb S eh warzen bacb. Man geht beim Messner iiber die Sann und nun etvvas steil auf\varts in die unmittelbar nordlieb sicb ziehende Schlucbt; an z\veifelbaften Stellensich rechts baltend gelangt man in 1 St. bei mebreren Hausern voruber zum grossen Baucrnliofe S tifter. Hinter demselben ziebt der Weg \veiter nocli bei einem Hofe links voruber massig aufvrarts in 1 St. zum Kopreinsattel 1335 m . Von liier kommt man nun durch einen Wald in ‘/a St. liinab z ur Kirche und Hausergruppe St. Jakob (daselbst einfaclies Gasthaus), \velche Ortschaft auf einem schonen klei- nen Wiesenplateau gelegen ist. Ein steiler Fusssteig (oder etivas langerer Pahrweg) fiihrt in ‘/ a St. an den Missbach und von liier fast eben in 2‘/ a St. nacli Schwarzcnbach (Kntcrkunft: Mateusch). Nun iiber Miss (Gasthaus Krauth) in 3 St. an die Stationen Pravali oder Bleiburg; naeh letzterer verkehrt jeden Morgen um 9 Uhr Vormittags ein Post-Stelhvagen. Von Sulzbach nacli Kapp'el. Zwei Wege: a) Keber die Filiale PJeil. Geist 1243 m . Auf dieser Route kann man \vieder ent\veder in die im Vorigen erwahnte Schlucht auf\varts und sicli fortvahrend links lialtend in 2 St. bis zur Kirche gelangen, oder man geht 20 Min. langs der Sann auf- varts bis zu einer zveiten ivestlich gelegenen Schlucht, derenEingang durch ein Kreuz bezeichnet ist. Gleicli links vom Bache fiihrt in l 1 /* St. ein steiler Steig nach Heil. Geist. Etivas oberhalb fiihrt der Weg durch Wald in */ a St. auf die Hohe des Riickens 1443 111 , wo man von den freien Stellen einen imposanten Anblick auf die Felsschroffen desliinteren Sanntliales geniesst; in der Nalie etwas abwarts ist eine Quellc. In 20 Min. erreicht man die Kirche von St. Leonliard 1332 m , wo der Wanderer beim Mess¬ ner Erfrischungen findet. Von liier ist der Weg ab- %varts niclit zu fehlen; er geht steil hinab iiber einen 26 Riegel his zu einem Zaune, den man iibersteigt, und gelangt links in '/ 2 St. hinab zu einer Hausergruppe. In 1 St. erreicbt man bei zwei Bildern und zwei Kreuzen vorbei den Markt K app el. b) Der z\veite Weg ist in mancher Beziehung lobnender. Erstens ist derselbe bequemer und leichter zu finden und zsveitens kann man mit geringem Auf- \vande von Zeit den Besuch des Logarthales verbin- den. Man geht 1 St. liings der Sann bis zimi Ein- gange des Logartbales und nun nocb eben auf einer guten Strasse durch eine romantische Felsenge 20 Min. \veiter bis zum Jezeriabacbe. Die Strasse fiihrt rechts aufvvarts bei schonen Gehoften, von denen besonders das Haus Klemenšek 1100 m erwahnt \verden mag, vorbei in 1 1 /' a St. auf die Hohe 1425 m , \vo man einen ahnjicben Anblick, wie bei dem vorigen Uebergange geniesst. Auf der Strasse geht es hinab nach Kappel in 1 1 /2 St. Von Sulzbach nach Vellach. Man geht wieder, wie in b) der vorigen Route, bis zum Eingange des Jezeriathales. Nun gelangt man auf der Strasse noch 7 Min. \veiter zu einem Seiten- wege links (fast unmittelbar nach einem Felskopfe); liings desselben (nach 7 Min., wo sich der Weg etvvas verliert, reclits gehalten) kommt man durch AValdung in 1 / a St. zum Žibovtbauer 1040"’. Von liier geht man liings der Quellenleitung rechts zu einer Thiire und zu einem Ueberstiegel, dann durch die Felder aufvvarts in 12 Min. zum Cavnikbauer 1150 m . Nun links eben durch eine Schlucht zum grossen gelben Stallgebaude (5 Min.) und auf dem breitenWege (im- mer rechts gehalten) bei einem Holzbause vorbei fort- gesetzt durch Wald zu einer Blosse und im Bogen 27 auf die Hdhe, zuletzt links etwas hinab 1 St. bis zum Uebergange 1313 m . Auf breitem Wege hinab '/ g St. zmn Bauer Pavlic 1053 m , dann links am Fel- sen steil liinab zur Strasse (beim Christof-Bilde) Vel- lach-Kappel 20 Min. und nun aufvvarts 10 Min. zum Sauerbrunn Vellach. II. Von Norden. Fiir den nordlichen Eingang sind die Stationen der Strecke Marburg-Klagenfurt der Siidbahn: Pla¬ vali, Bleiburg und Kiihnsdorf die Ausgangspunkte. Von den beiden ersteren Stationen gelangt man tiber Miss (Unterkunft: Ivrautb) nach der letzten grosseren Ortscliaft ScliTvarzenbach (Unterkunft: Mateusch) an der Vereinigung des Miss- und Javor- jabaclies. Iiier ist aucli ein becjuemes Standquartier fiir die Touren auf die Pečen und auf den Ursula- berg. Von Schwafzenbach aus kann man nur den Uebergang nacli Sulzbaeh maclien, mit welchern sich die lohnenden Besteigungen der Ovčeva (westlich) und Raduha (ostlich) verbinden lassen. Fiir den Uebergang nachSulzbach verfolgt man den aus VVes- ten kommenden Missbach durch nahezu 2'/ 8 St. bis zu einer Briicke, oberhalb welcher sich ein Stein- krenz befindet. Ober dem Kreuze fiihrt rechts ein Fusssteig in 3 j t St. zur hochliegenden Kirche St. Ja¬ kob der Gemeinde Koprein (mit einem einfachen Gasthause), auf demBergriicken geht man vveiter und gelangt bald bis zu einer Thiire in den Wald. Ein gedeckter Brunnen bezeichnet diese Stelle. Nun geht es steil aufv/arts (etwas rechts) in 3 / 4 St. zum Ueber¬ gang und von hier hinab (beim Stifterbauer vorbei) in l’/ 4 St. nach Sulzbaeh. 28 Die Station Kiihnsdorf bringt auf kiirzestem Wege in das innere Sanntbal und in die unter dem Namen „Kočna“ bekannten Thaler. Ein allerdings etwas p rimi ti ver Post\vagen (Abfahrt gegen 3 1 /2 Uhr Nachmittags) stellt die Verbindung mit der Station Krainburg der Kronprinz Rudolf-Babn lier. Ueber Eberndorf (Unterkunft: Zitschmann) mit dem ehe- maligen Chorherrenstifte gelangt man in 2 1 /* St. (zu Fuss) bequem nach dem Miklauzliofe, einem grossen trefflicben Gasthofe mit Braubaus, daselbst auch Post- und Telegraplienstation ; Ausgangfiir die Obir-Touren. In weiteren l'; 4 St. erreicht man den Markt Kap p el 530 m , von dem aus die Tour in das Sanntlial direct unternommen iverden kann. Gesell- schaft und gute Unterkunft in den Gastbofen (Nider- dorfer, Weitzer, Bopp) mildern die iible Laune liber scblecbtes Wetter. Die Beamten der Rainerschen Ge\verkschaft unddasForstpersonale geben die nothi- gen Auskiinfte iiber das Gebirge; lobnende Spazier- gange etwa in die jetzt gangbare Ebriacher- Klamm und den gleichnamigen Sauerbrunnen, auf den Obir u. s. w. lassen sicli von liier leicbt anstel- len. Bevor die nabere Beschreibung des Weges naeb Sulzbacb mitgetbeilt wird, mcige der \veitere Strassen- zug liber den Seeberg in Kiirze angegeben iverden. Langs des Bela- (Vellacli-) Bacbes fiibrt die Strasse in siidlicher Richtung nahezu eben 1'/* St. bis zu einerdieostlicheTlialivanddurchbrechenden Scblucbt, ivo ein guter Weg nacli dem Sannthale fiibrt. Nun steigt die Strasse bedeutend durch 20 Min. bis zu einem (11 Meter hohen) Christof-Bilde arn Hallerfels, dann geht es fast eben in 10 Min. zum Sauerbrunnen Vellach 800 m ; ein Standquartier fiir die Touren in die gleicbnamige Kočna, In den Sommennonaten 29 ist das Haus gevvohnlich von Curgasten iiberfiillt, wesshalb Touristen nicht leicht Aufnalime finden konnen. Gegeniiber demGurhause befindet sich3 Min. unterhalb ein einfacbes Gasthaus (Skala), dasjedoch im Monate August gewbhnlich aucb iiberfiillt ist. Von Vellach zielit die Strasse iiber den tiefsten Punkt des Scheideriickens der Vellacber und oberen Seelander Kočna, vrelcher zugleicb den Zug der Sannthaler Alpen mit den Auslaufern der Košuta verbindet. In 3 / i —1 St. erreicht man leicht die Stras- senhohe des „Seeberg“ 1200 m , zwei Windungen in den hoheren Theilen konnen auf Fusssteigen abge- kiirzt \verden. Die Aussicht auf der Hdlie ist sehr lohnend, wahrhaft entziickend ist aber der Ueber- blick von dem Felskopfe bei dem Hause rechts (wo die Strasse nach Trogern fiibrt). Niemand \vird es bereuen, diesen etwa 5 Min. betragenden Umweg gemacht zu liaben; die prachtvollen Nordabstiirze der Sanntlialer Alpen, deren Scliluchtenund Mulden mit ihrcn Schnee- und Eisfeldern, die dichten Wal- der und griinen Wiesen mit den freundlichen netten Gebiiuden des Seelander Beckens, vereinigen sich liier zu einem Gesammtbilde, das einzig dastehi Schade, dass nocli kein Maler oder Fotograf von diesem Punkte Aufnahmen gemacht hat; solche Bil- der vparen im Stande, zum Besuche dieses Theiles der Alpen machtig anzuregen. Koch steiler als auf der Vellacber Seite fiibrt die Strasse hinab nach Ober-Seeland 880 ra . Legt man nicht den Hemm- schuh ein, so erreicht man in 20 Min. die erste Hau- sergruppe mit der Filialkirche St. Andre in der Ebene, daselbst trifft man das Gasthaus der Stuller und die Post. Eben fiibrt der Weg in \veiteren 20 Min. zur zweiten Gruppo mit der rechts etivas 30 auf der Hohe stehenden Pfarrkircke St. Osvvald 860 m . Auf der Strasse liegt links das Kazino des Franz Muri, ein freundliches Haus, das beste Tou- ristenquartier der Nordseite. Unmittelbar vorlier ist noch ein zweites Gasthaus des Sckmied Josa mit einigen Fremdenzimmern anzutreffen. Allerdings darf man in Ober-Seeland nicbt exquisite Genusse und Raritaten verlangen, doch einfacbe Kost \vird hier trefflicli bereitet, und an Gesellscbaft fehlt es auch niclit. Die Stunden, die der Verfasser dieser Sclirift hier bei den aufge\veckten, iiusserst betrieb- samen Leuten verlebte, werden ihm unvergesslich sein. Von diescm Standquartiere aus vverden auch die Punkte der Nordseite am leichtesten erreicht. Aber auch reizende Spaziergange bietet der Ort. Der Weg von St. Andr| iiber die nordliche Leline bei den Bauernkofen Anko, Roblek u. s. \v. vorbei mit dem Anblick der beiden Kočna, lasst sicli unzak- lige Male macken, ohne an Reiz zu verlieren. Durclj Holzhandel sind dieFamilien Muri, Makek, Anko zu bedeutendem Wohlstande gelangt, ikre netten meist zwei Stoek hohen Hauser deuten dies an. DerFremde wird sich bald behaglich fiililen, man wird ihm die nothigen Andeutungen fiir Touren, Fiihrer u. s. w. bereitwilligst geben, und ihm namentlich bei sclileck- tem Wetter auch die Zeit verkiirzen. Bald liinter dem Kazino fiihrt der Weg liinab in das Ivankerthal, steil geht es in 1 */* St. zur Post Kanker, woselbst sich die Direction derFuchsschen Gewerkschaft befindet; meist nur eine enge Schlucht ohne Aussichten. In 1 */ 2 St. erreicht man die Kircke Kanker und in einer weiteren Stunde die Poststa- tion Tupalič, und in der Nahe das Schloss Ober- Gortschach, Wohnsitz und Eigenthum der Familie 31 Fuchs. In 2 St. gelangt man nach der Stadt Krai n- burg (s. unten). Leider war frfiher auf der Strecke See]and-Krainburg wenig ftir die Unterkunft vorge- sorgt, indem nur wenige Strassenvirthshauser be- standen, von denen besonders eines 3 Min. unterbalb der Post, ein zweites fast 1 St. veiter und ein drittes in der NaBe derKirche ervahnt tverden konnen; die- selben varen uberdies mekr auf die S tar kun g der Fubrleute berecbnet als ftir die Bedurfnisse der Tou- risten eingericbtet. Dieser Mangel an Comfort liess in der Kanker das Touristentbum nicbt recbt auf- kommen und es sttinde schlimm ftir den Aufsebwung des alpinen Treibens im scbonen Kankertbale, dem besten Zugange zur Westsoite der Sannthaler Alpen, ve n n nicbt durcb das liebensvtirdige Entgegen- kommen von Seite der Familie Fuchs und des Direc- tors Herrn Scbiffermtiller diese Uebelstande tbeil- weise beseitigt worden varen. Doch es ist gegrtin- dete Hoffnung vorbanden, dass in nicbt zu ferner Zeit, falls sicli der Touristenzug starker in das Kan- kertbal venden solite, auch bier Vieles ftir die bes- sere Verpflegung gescbeben vtirde. Auf dem halben Wege zwiscben der Kirche und Post (also 3 / 4 Stun- den von beiden Punkten) 588 m , mtindet nach Westen eine Schlucht in das Kankertbal, eine einfache Mulile kennzeicbnet diese Stelle. Hier gelangt man auf einem schlechten Fahrwege leicht in 3 / 4 St. aufvvarts zum stattlicben. einem kleinen Dorfe ahnlicben Ge- hofte des Suhadolnik 896 m , eines gastfreundlicben, ftir die Zuganglicbkeit der Grintovcgruppe verdien- ten Bauers, bei vel tihem man friiber getvohnlicb Nachtquartier genommen bat. Gegenvartig steigt man noch l'/ 2 St. veiter zur neuen, vom Besitzer mit Unterstiitzung des Steiriscben Gebirgsvereins er- 32 bauten Touristenliiitte. Mit dem nothigen Proviante (auch Kerzen) versehe man sicli bereits in Ober-See- land oder Krainburg, da hier, vie bei allen liochlie- genden Baucrn, nur auf Alpenspeisen zu recbncn ist, und letztere sicli als Proviant fiir Hochtouren niclit eignen. Bescbreibung der Wege von Kappel und Vellach in das Sannthal. Von Kappel n a eh Suizbaeh. a) SUdlich auf der Strasse nach Vellach 20 Min. zur Miindung eines Grabens links bei einein Kreuze, gleicli nach dem Schlossgebaude. Durch diesen Graben (Remschnik- graben) 20 Min. bis zu einem Kreuze; nun vendet man sich rechts in die Klamm, der Fahrweg fiihrt steil aufwarts in 40 Min. zu einem Kreuze und Bauernhof (Tomašič) und in einer weiteren */ g St. langs eines mit Holz gepflasterten TVeges bis zu einem St. Leonhard-Bilde links. Nun fiihrt der TV eg gerade vvciter in 3 / 4 St. auf die Hohe. Etvvas unter- lialb ist eine Kohlerhtitte; auf der Hčihe (etwas rechts) hat man eine lohnende Aussicht auf die ost- liche Partie der Sannthaler Alpen. Auf der bereits im Vorigen ervvahnten guten Strasse hinab, erreicht man in 1 St. denAnfang des Jczeriathales, in 20 Min. das Logarthal und in 1 St. Suizbaeh. b) Keber St. Leonhard 1332“ undHeil. Geist 1243"'. Auf dem Wege a) geht man zu dem ervvahn¬ ten St. Leonhard-Bilde (l 3 /4 St. von Kappel). Von hier aus fiihrt der Fusssteig links aufwarts in */ g St. zur Kirche St. Leonhard. Im Messnerhause be- kommt man TVein und Brod; der Messner selbst ist ein kundiger Fiihrer fiir die Tour auf die Ovčeva, deren Besteigung so\vie der Besuch ihrer Hohlen 33 (Kerzen sind mitzanelimen) Jedermann angerathen verden kann. In */a St. dureh dichten Wald erreickt man die Schneide 1443 m , et\vas unterhalb befindet sich noch eine herrliclie Quelle; von den freien Punkten geniesst man den Anblick der Felszaoken des hinteren Sannthales. Nun geht es steil binab in 1 / 4 St. nacb Heil. Geist nnd man kann entvveder voin Messnerhause (links von der Kirche) in 8 / 4 St. zur Sann und in 20 Min. nach Sulzbach gelangen, oder man geht auf der Hohe nahezu eben 3 / 4 St. von einem Bauernhofe zum andern und steigt dann unmittelbar dureh die im Vorigen ervvahnte Mulde in 1 / 8 St. hinab nach Sulzbach. Jeder der beiden geschilderten Wege hat seine Eigenthiimlichkeiten. Will man moglichst bequem mit dem Uebergange das Logarthal besuehen, dann ist der Weg a) unbedingt vorzuziehen. Beabsichtigt man mit Verzichtleistung auf den Besuch des Logar- thales moglichst rasch und dabei ohne besondere Beschvverden nach Sulzbach zu kommen, so verdient der Weg b) den Vorzug. Von Vellach nach Sulzbach. Man geht langs der Vellach abwartslO Min. zur Brucke bei der Hallersage, unmittelbar vor der Felsvvand mit dem grossen Christof-Bilde. Ueber die Vellach, dann steil an der Lebne aufwarts '/ 2 St. zum grossen Bauern¬ hofe Pavlič 1053”’. Ilinter demselben fiihrt der friiher gute, jetzt bereits vernachlassigte Fahrweg dureh Wald und liber ausgestoekte Stellen, die eine freie Aussicht nach Nord gewahren, im Bogen in 3 / 4 St. auf die Hohe zum Uebergang 1313 m , der dureh eine Thiir abgeschlossen ist. Der kiirzeste Weg fiihrt links anfanglich am Zaune aufVarts, im Bogen um die Schlucht herum in den dichten Wald 3 34 und dann hinab in */ a St. zum Ca v n i kb auer 1150 m . Langs eines Fusssteiges durch Felder 10 Min. zum Žibovtbauer 1040 m und von hier 20 Min. an den Jezeriabach 742"'. III. Von Westen. In dem Vorhergehenden ist zugleich die eine Eingangsroute fiir Touristen aus Westen geschil- dert w or den. Die Station Ivrainburg 364 m der Bahnstrecke Villach-Laibach ist der beste Ausgangs- punkt fiir die aus Westen kommenden Touristen und auch fiir die Besucher des Grintovc aus Siiden. Letztere sollten immer von Westen lier den Aufstieg und die steile Siidostseite als Abstieg wahlen. In Krainburg, einer kleinen an der Miindung der Kan- ker in die Save gelegenen Stadt, kana man sicheres Wetter abwarten, an Unterkunft ist kein Mangel; die Gastkofe: Elefant, Alte Post, Lebzelter, Lo\ve, Stadt Triest, Weisses Rossi, sorgen fiir die leib- licben Bediirfnisse. Die Tage zvveifelhafter Witte- rung konnen durch kleinere Touren auf der Strecke Krainburg-Tarvis (z. B. der Besucb von Veldes, Peričnik-Fall bei Moistrana, TVeissenfelser Seen) ausgefiillt vverden. Taglicb verkehrt der bereits im Vorigen envahnte Post\vagen um 5 Uhr Friili in die Kanker. In Gesellschaft wird man gut tbun, mit einem Extra-Wagen etwa um 2 Uhr Nach- mittags aufzubrecben und in 2 1 / 2 St. bis zum Ein- gange des Subadolnikgrabens zu fahren, falls man die Tour auf den Grintovc oder die Besteigung eines anderen Punktes des vrestlichen Theiles der Centralkette, \vie Kočna, Langkofel, Skuta beab- sichtigt. 35 IV. Von Saden. Der siidliche Ausgangspunkt ist die Stadt Lai- b a c h. Yom Scblossberg aus kann die Gruppe der Sannthaler Alpen als eine Unzalil von Zacken und Spitzen, die sicli iiber die ivaldigen griinen Vor- berge der Steiner Alpen erheben, vollstandig iiber- blickt iverden. Von Laibach sind die Touren in die Sannthaler Alpen noch zu entfernt; als siidlicher Mittelpunkt gilt die Stadt Stein 375 m , \velche man zu Wagen (um 5 Ukr Nachmittags fahrt ein beque- mer Post-Omnibus dahin) leiclit in 2 St. erreicht. Die Lage der Stadt ist, ivenngleich an Romantik dem Ressel von Obcr-Seeland nachstehend, docli unver- gleichlich schon; es diirfte dahcr Stein mit der Zeit ein Touristen-Standquartier ersten Ranges \verden. Treffliche Unterkunft und reizende Spaziergange in der Umgebung lassen jede Wetterlaune leiclit ver- schmerzen. Ein elegantes Bad mit Curhaus, von den Biirgern Prascbniker und Kecel ins Leben ge- rufen, diirfte diesen jetzt noch ivenig bekannten und mit Ausnahme der Triester Kaufmannswelt ivenig bcsuchten Ort bald in die Mode bringen. Von den Gasthiiusern mogen erwahnt werden: Hostnik (an der Laibacher Strasse), Jamnik, Graschek und Froh- lich (gegeniiber der Post, besonders zu empfehlen); Restaurationen werden von Fischer und im deutsclien und slavischen Kasino gehalten; selbst die verwohn- testen Touristcn diirften liier zufrieden gestellt iver¬ den. Der Stadt ist der Charakter der Gemiitbliclikeit im hohen Grade aufgepragt, trotz der beiden spraek- liclien Elemente merkt man liier wenig von dem nationalen Ilader. Soivohl zur Vorbereitung fiir die ivciteren Touren, als auch zum Ausruhen nach einer 3 * 36 Reihe von mit Anstrengung und Entbehrung ver- kniipften Hochpartien ist die Wahl von Stein als Aufenthalt anzurathen. Von den Sehenswtirdigkei- ten moge die interessante dreifaclie Kirclie „Klein- feste“ ervsraknt vverden. Oestlich von der Stadt liegen auf der Holie die Ruinen eines grossen Schlosses. *) Der lohnendste Spaziergang ist nordwestlicli liber den Kalvarienberg auf die Holie vveiter, \vo man von den freien Stellen einen prachtigen Anblick der von hier ziemlicli nahen Sanntbaler Alpen geniesst. Sovvohl dieOjstriea-Touren als die Partie durcli das Feistritzthal auf Grintovc und Skuta konnen von liier aus unternommen vverden. Drei Wege flibren von Stein in das Sannthal. Der eine liings des Feistritzthales auf den Steiner Sattel und von hier hinab nach Okrešel gehorte frii- her v?egen des hochst beschwerlichen und gefahrli- chen Abstieges in den letztergn Kessel zu den ver- rufensten Uebergangen. Docli bereits in diesem Jahre haben intensive Wegverbesserungen diesem vnchti- gen Alpenpasse seine Gefahrlichkeit geraubt. Der zweite Weg ist ein Fusssteig, eigentlich ein scklech- *) Dariiber Naheres zu erfahren war dem Verfasser nicht moglieh. Valvasor (Krain, Bd. III, S. 547) ervvahut blos der Schlosskapelle St. Valentini, der Abbildung zweier zu Pfer.de kampfenden Ritter (eines Herrn von Lamberg mit einem bob- mischen Riesen) und einer Gescbiehte vom betrogenen Teufel f die sicli an den Bau des Schlosses der Herren von Stein kniipft. Xach der Sage solite der Teufel den Bau nur unter der Be- dingung gestattet haben, \venn man fiir ihn ein zweites Schloss erbauen \viirde. Man reinigte ein in der Nahe des Schlosses befindliches Felsloch, setzte eine kleine Steinplatte ein, ver- mauerte das Loch mit Ausnahme eines kleinen Fensters — und das Teufelsschloss war fertig. 37 ter Falirweg, der nach Leutsch fiihrt. Man gelit an- fanglich nordlich im Feistritzgraben 1 St., bis man die Einmundung des Cernagrabens erreicht. In Letz- terem geht man D/ a St. auf der nach Oberburg fiih- renden Strasse, dann fiihrt ein Seitenweg links auf- Vtiirts in l St., dann geht der Falmveg in einen Steig liber, der nord- vvestlich fast immer durch AA ald in 3 /* St. zur Kante des Riickens flihrt. Run geht es rechts auf die Schneide aufvrarts, dann zuletzt binab in die Alulde der Schenkalpe 1588 m , welche man in vreiteren */♦ St. meistens im AA"alde wandelnd erreicht. Alan befindet sich hier fast am Fusse unseres Berges, der, wie ein Blick auf die Karte lehrt, einen in siid- ostlicher Riclitung abzweigenden Riicken zum Vir- nek-Grintovc und von hier ostlich zum Seelander- Storžic sendet, vvelcher Zug die siidliche Einfassung von Trogern bildct. Der eben angedeutete AVeg bil- det den klirzesten und bequemsten Zugang zur Ko¬ šuta. Hat man einmal die Roblek-Alpe erreicht, so aclite man nur immer auf der Schneide dieses Zuges zu bleiben; den Virnek-Grintovc umgelit man, bei 49 der ervahnten Kante (l 1 /* St. von der Roblek- Alpe) liiite man sicb links in die Mulde abzu- steigen, sondern folge nur der Scbneide aufvarts. Der Abstieg zur Schenk-Alpe ist allerdings mit dem Verluste einer Ilohe von 100 Meter verbunden, aber nicht zu vermeiden. In der Scbenk-Alpe, die in einer reizenden mit herrlichen Baumgruppen geschmiickten Mulde gele- genist, hielten vir in der grossen becjuemen Alpen- Hiitte (die also auch als Nacht-Station anzurathen ist) eine kleine Rast, versaben uns mit einer Flascbe voli Wasser und braclien dann zurllbhe auf. Die Alpen- Hlltte liegt ostlich vomZuge, vir macbten eineWen- dung vestlich aufvarts und erreichten auf einem mit Eisenerzen bedeckten Steige in */ 4 St. den siidlichen Abhang der lang gestreekten fast bis auf die Hohe grunen Košuta. Ein pracbtvolles Alpenthal, griiner Boden, der sicb von den dunklen Waldern abhebt, erstreckt sicb liber ein veites Gebiet. Icb frug meinen Fiihrer, der oft bis zur Scbenk-Alpe gekommen var, aber nocb nie den hocbsten Gipfel erstiegen hatte, um den veiteren Weg. Er glaubte liber dieSchneide und den zackigen Grat den Gipfel erreicben zu kon- nen. Icb erklarte ihm, schief aufvarts auf der letz- ten Hobe dem Gipfel directe zuzusteuern, und auf diese Art mitUmgehung derFelsvande den hocbsten Punkt zu erreicben. Micb bevog zu diesem Wege noch die Ervartung, dass moglichervveise ein Steig- lein zu den Rasenfiecken auf der Hobe fuhren verde, und furvalir: icb batte mich nicbt getauscht. Denn kaum liatten vir einige Scbritte uber den Alpen- boden gemacht, als vir einen gut sicbtbaren Steig antrafen, der uns aucb in denKrummholzstellen nicht verliess und fortgesetzt aufvarts fiihrte. Wir kamen 4 .50 :zum ersten Felsriss, \velcben der Steig durckquerte; es ist dies die einzige Stelle, welche einem weniger geiibten und etwas schwindelbebafteten Touristen be- denklich vorkommen kann. Bald passirten wir zwei bedeutend scbmalere Risse und in 1 St. waren wir an der letzten Kuppe angelangt. Yon bier ging es liber steilen Rasen, aber fortgesetzt langs schwacber Steig- spuren in */ 2 St. auf den Gipfel 2092 m , der gegenvdar- tig eine Pjramide tragt. Etvra 1 / 4 St. unterhalb liat man den prachtvollen Anblick in die nach Zeli ab- warts fiihrende Felsenspalte. Die Aussicht ist eine liochst lobnende. Man iibersiekt das Urgebirge von der Koralpe bis einschliesslicb des ostlicken Theiles der HobenTauern, die siidliclien Kalkalpen, bat auch schone Thala"nsicliten, besonders in dasDrauthal (Vil- lacb), nacb Krain (gegen Lak und Laibacb) — aber an interessantesten ist der Blick auf die Sanntlialer Alpen, iiber welcbe weit nach Osten binaus das Auge scluveift. Yor allem ist es deren westlicher Theil, des- sen Scblucbten und Mulden man vollstandig iiber- seben kann. Nacb etwa zweistiindigem Aufentbalte bei der bochst angenehmen Temperatur von 18° C. imSchat- ten verliess icb den interessanten Gipfel. Auf dem- selben Wege kamen wir zur Scbenk-Alpe, wo wur vieder eine kurze Rast hielten lind dann zur Roblek- Alpe zuriick, \vo icb meinen Fiibrer, der mit einer Entlobnung von 1 fl. sebr zufrieden wai - , entliess. Langsam stieg icb binab, macbte einen Umvveg zum Anko und \var um 5 1 /* Chr im Kazino. Ein hefti- ger Sturm hatte sich vvahrend der Strassen \vanderu ng vom Anko bis zum Kazino erhoben; es \var derVor- bote eines 1 Gewitters, das bald mit Macht berein- bracli. Icb \var nun froh, dass icb m einem urspriing- 51 liclien A^orsatze: bei der Sclienk-Alpe bis gegen Abend zu verweilen, nicbt Folge geleistet liatte. III. Storžič. Als Terbindungsglied des Zuges der Karavan- ken und des centralen Theiles der Sanntbaler Alpen erscheint der von letzterer Gruppe durcli das Kan- kerthal abgegrenzte Storžič. Derselbe ist unstrei- tig der bes te Orientirungspunkt liber die Westseite der Sannthaler Alpen. Ich entscliloss mich um so lieber zur Mittheilung der Scbilderung einer Bestei- gung dieser scbonen Kalkspitze, da die Besorgniss, dieser Berg konnte bei seiner neutralen Lage zwi- scben der Triglav-Gruppe und den Centralziigen der Karavanken und der Sannthaler Alpen ganz leer aus- gehen, in Anbetracht der gegenvviirtigen Unsiclierheit aller geografischen Grcnzbestimmungen nicht unbe- griindet ist. Nach meiner Ersturmung der Kanker-Kočna am 5. September 1876 \var ich in der „gastlichsten“ Ge- \verkschaft des Herrn Gilbert Fuchs. wie immer auf das freundlichste aufgenommen -vrorden. Herr G. Fuchs forderte mich Abends auf, am nachsten Morgen eine kleine Tour zu unternehmen; der Tag des 6. Sept. brach aber mit solcher Reinheit an, dass \vir an die Stelle des projectirten Spazierganges auf die Zaplata die Ersteigung des Storžič auf das Pro- grannn setzten. Im Fuchs’schen Hause ist cs Sitte, die Touren auf das angenehmste zu arrangiren. Am friihen Morgen fuhren \vir im bequemen JagcBvagen nordlich langs der Kanker aufwarts bis zum Ein- gange des PodstoržičrGrabens, woselbst sich das Gasthaus des Schenkwirthes (vulgo Kanonier) be- findet. Ein niederer aber stciler Riegel am Ein- 4 * 52 gange des Grabens \vird leiclit iibenvunden, und nun geht es bccpiem auf der guten Strasse in den cliclit be\valdeten Graben bis zu einem freien Platze »Tullerkuben“, wo man von dem Stallgebaude einen schonen Anblick auf Kodna, Storžič u. s. \v. geniesst. Riesige Vorrathe von Brettern sind aufgeschichtet, im ganzen Tbale herrscht reges Leben, die Sligen zer- schneiden die prachtvollen Stamme der herrlichen und wohl cultivirten Walder, die hier in vveiter Aus- dehnung Eigenthum der Ge\verkschaft sind. Wir fuliren nun noch eine Strecke im Tkale weiter, pas- sirten einige interessante Briicken, welche Tlieile der Strasse bilden, hatten reclits' schone Wasserfalle, bis \vir zu einer Stelle kamen, \vo der Haupt\veg etwas steil zu steigen begann. Hier verliessen wir den Wa- gen, die Proviantvorrathe wurden dem uns beglei- tenden Jager aufgepackt, und frohlich und leicht traten wir den Marsch an. Man kann nun entweder dem mehr im Thale ziehenden Hauptwege folgen, c der rechts den Seitenvveg durch den Wald ein- schjagen. Wir tkaten Letzteres, nacli 'U St. pas- sirten wir die Stelle gegeniiber dem Jagdkause, nacli einer weiteren 1 / 4 St. kamen wir zur letzten Koklerei, wo sick eine kerrlicke Quelle befindet. Nun folgt eine kurze abgekolzte Stelle, deren Passage, wie wokl ein guterSteig kindurckfiikrt, mit einiger Miilie verbunden ist; denn eine solcke Menge riesiger Erd- beercn findet man kaum an einem zweiten Orte wie bier. Endlich war aucli diese Strecke iiberwunden, der Steig fiihrt nun etwas steil durch den Wald (meist Nadelholz) aufivarts in '/2 St, zu einem klei- nen ebenen Pliltzclien, liierauf passirt man ein Buckemvaldchen und kommt schliesslick durch eine mit Bkododendron und Krummholz besetzte Mulde 53 in 3 / 4 St. an den Bascliel-Sattel 1575 m , wo man bereits eine lohnende Aussicht nach det - Ebene bei Laibacb geniesst. Der Sattel wird von Arbeitern der Stidseite vielfach begangen; etwas unterhalb befindet sich eine starke Quelle, die \vir beim Abstiege be- sucbten. Am Sattel batten' ivir recbts d. i. westlich den Gipfel vor uns. Nordlich fallt der Storžič — entsprechend dem Cliarakter der Karavanken — in steilen Wanden ab, die Stidseite bildet eine mit Fels- rippen durclisetzte Rasenfliiche, die sicb steil bis auf den Gipfel zieht. Am Sattel legten wir die Steig- eisen an, tlieils der Bequemlicbkeit, tbeils der Sicher- lieit balber, indem auf diesen Grasflacben ein Aus- gleiten leicbt moglicb ist, dann aber ein Halt nur sclnver gefunden vverden kbnnte und man iiber die steilen Absiitze unzweifelhaft in die Tiefe befordert ■vviirde. Die ersten Scbritte aufwarts liielten wir uns etwas unterbalb der Scbneide auf der Nordseite, \vo wir einer Steigspur folgten, wir umgingen dadurch die felsigen Steilen; dann bielten wir uns mebr auf der Scbneide, spater an den rasigen Steilen der Siid- seite, dann kamen wir zur letzten Kuppe, wo wir iiber eine kleine Gerollbalde den bochsten Gipfel 2069'“ e.rreichten. Wir batten einscbliesslicb einer kleinen Rast und desBeobacbtens cines Rudels Gem- sen, die HerrFucbs durcli einen Scbuss zuriick in die Wande trieb, gerade D/s St. benbtbigt. In einer starken Stunde kann ein riistiger Gelier vom Sattel aus den Gipfel erreicben. Wir batten eine prachtvolle Aussicht. Nacli Nord, West und Siid ist die Fern- sicbt dieselbe, \vie vom Grintovc; nacli Westen ge- \viss lohnender, vveil keine hoheren Berge vorsteben. Nach Ost ist die Aussicht durcli den Zug der Sann- thaler Alpen vollkommen gedeckt, und da der Ver- 54 lauf des letzteren in der Richtung von kVest nacli Ost ist, in deren Verlangerung gerade unser Aussichts- punkt liegt, so liat man nur den iknblick der West- seite der Kanker-Kočna. Eine Zukunft als Touristen- berg diirfte der Storžič niclit liaben. Der nngleicli lohnendere, hbhere und dabei bequemer zu errei- chende Grintovc ist das Hinderniss. Letzterer ist durch das reizende Suhadolnik-Thal auch dem unge- iibtesten Touristen zuganglicb, der Gang vom Sattel auf den Storžic-Gipfel erforderteinen geiibten erfah- renen Kletterer. Nach langerem Aufentbalte kebrten wir zum Sattel znriick, stiegen auf der Siidseite in 5 Min. zu der knapp am Steige befindlicben starken Quelle von 5° C. ab, \vo \vir uns labten und kebrten dann in 8 Min. aufvvarts zum Sattel zuriick. Durch den er- vvahnten Buchenhain kamen \vir bald vvieder zum Erdbeerenplatz und hier zu unserem Wagen, und in friiher Abendstunde \varen wir bereits zu Hause. Yor dem Schlafen las icli die Laibacber Zeitung und erschrack iiber die Menge der angektindigten exe- cutiven Realitaten-Versteigerungen. Man sebe die dortigen armen Keuscbler an, wie schwer sie um das tagliche Brod ringen miissen; man wird dann begreifen, dass Gott die Welt aucb aus Nicbts er- scbaffen konnte. Mir vertrieb diese Lectiire fast alle angenehmen Erinnerungen an die schone Tour. IV. Uransica, Gross-Gallenberg und Lai- bacher Scblossberg. Sudlicli vom Hauptstocke zvviscben Krainburg und Laibacb breitet sicb eine nur von vvenigen iso- lirten Hohen unterbrocbene Ebene aus. Von diesen Hohen bat man einen instructiven Einblick in die Siidseite der Sannthaler Alpen, wesshalb eine kurze Mittheilung iiber die drei hervorragendsten und loh- nendsten Punkte in dieser Schrift aufgenommen werden soli. Das Waldgebirge siidlicb von den Auslaufern des Greben, die Uranšica 703 m 1'asst sich am be- quemsten von Mannsburg (Brauhaus Starfe) boi Stein, bis vcohin der Postivagen beniitzt werden kann ? ersteigen. Von der Kirche aus kommt man in 5 .Min zu einem Wassertumpel, bier wendet man sich links,. gelangt in 5 Min. zu einem grossen Steinkreuz; bier geht man wieder links und kommt anfangs auf brei- ter Strasse dann iiber Wiesen langs eines bequemen Fusssteiges (rechts von der Kirche Habach vorbei) in '/ a St. in einen Wiesenboden an den Fuss; durch Waldung aufwarts erreicbt man in 3 / t St. die letzten Hiiuser der zerstreuten Ortschaft Dobeno. Von den freien Stellen etvvas oberbalb geniesst man eine herrliche Aussicbt nach Nord und Ost; in ’/ 4 St. auf der Holie herum erreicht man einen Punkt gerade iiber der Ortschaft Uranšica, der die Aussicbt von Siidost bis iiber Westen hinaus gestattet. Der bocbste Gipfel ist bewaldet. Von dem er\vahnten siidlichen Punkte kommt man in 1 / i St. binab nach Uranšica und von hier in 1 St. nach Cernuc an der Save; in einer weiteren Stunde erreicbt man Laibach. Die lohnendste Aussicht auf die Siidseite bietet der Gross-Gall enberg 657 m . Von der Station Viš¬ in ar j e der Kronprinz Rudolf-Bahn gelit man nord- lich iiber die Save in 3 / 4 St. zur Ortschaft Tacen am Fusse des Berges. Von bier ftthrt ein guter Weg durch Wald in 3 / 4 St. auf die Ilohe, welcbe eine Wallfabrtskircbe (daneben ein einfacbes Gasthaus) tragt. Diese freie isolirte Bergspitze gestattet die 56 Aussicbt nacli allen Richtungen und lohnt liinrei- cliencl diegeringe Zeit, vvelche ihr Besuch erfordert. Als dritter Punkt moge der Laibacher Schlossberg 364 m envahnt iverden. Kein Besucber von Laibach, der sicb auch nur eine Stunde daselbst aufkalt, solite es versaumen, diesen lierrlichen Aus- sichtspunkt zu besiclitigen. Die Siidseite der sud- lichen Kalkalpenkette, besonders die der Sannthaler Alpen bildet den Glanzpunkt der Aussiclit dieser Kuppe, welclie man vom Fusse aus sebr leicht in 10 Min. erreicbt. Der ganze Zug mit den Spitzen: Kanker-Kočna, Grintovc (diesem vorgelagert der Greben), Skuta, Mitterspitze, Kotla, Brana, Planjava (zvvischen beiden letzteren der Steiner-Sattel), Ojstrica kann iiberblickt \verden. V. Menina. Den instructivsten Uebersicbtspunkt der Siid- und Siidostseite des Sannthaler Alpenstockes bildet der hockste Gipfel G uri Verli des weiten sudlicb von Oberburg sicb erliebenden Alpenplateaus n Me- nina-Planin a“. Die Besteigung dieses Aussickts- punktes ist hdchstbequem, dieWanderungiiber dasPla- teau selbst eine sebr lobnende, gemiitbliche Alpentour. Bei ziemlich ungiinstig sclieinender Witterung war ich am 15. September 1876 in Oberburg 382 m angekommen, -svo ich im Gastliause vulgo Josclik ein- kebrte. Gleich nach meiner Ankunft sucbte ich deri Steuereinnelimer Herrn Ziegler, einen kundigen und eifrigen Bergsteiger auf, und bat ihn, micb bei meiner am nachsten Tage beabsichtigten Tour zu begleiten, was er mir auch bereitwillig zusagte. Abends bes- serte sich das Wetter, in der Nackt regnete es wie- der gevvaltig, der Morgen des 16. Sept. schien zwei- felhaft; lange iiberlegten vrir, ob \vir die Partie unter- nehmen sollten oder nicht. Zuletzt kamen wir tiberein, dennoch aufzubreclien und mindestens zur 3 / 4 St. entfernten Wallfahrtskirche St. Florian zu gehen und im Falle ungiinstiger Witterung dann vieder umzu- keliren. Auf diese Art kam es, dass vir erst um T 3 /i Uhr uns auf den Weg machten, der uns zuerst ostlicli an das Ende des Marktes zu einern Ivreuze, velches knapp am Fusse des Gebirgsstockes den Weg nacli St. Florian markirt, fiihrte. Der be- fjuemste Weg fiihrt niimlick bei der envahnten Ivirche vorbei zu den Scliafbiitten und von liier auf den nahen Gipfel. Diesen vollten vir einschlagen. Vom Ivreuze gingen wir 5 Min. aufvvarts, dann machten \vir eine Wendung nach links, uberschritten den Bach, und stiegen durch dichten Wald (meist Nadelholz) den steinigenWeg in '/a St. aufwarts zur Ivirche St. Florian 712 m , die bereits eine ganz litibsche Aussicht auf die Umgebung ge\vahrt. Vom Gasthause aus benothigten \vir gerade 3 / 4 St. Vom Ende des steinigen Steigweges, der auf das ebene Platzchen der Ivirche fiihrt, vanderten wir \vieder etwas nach links aufwarts, erreichten bald auf bequemen Gangsteige einen Bauernliof, gingen von hier liber einen JRiegel zu einem Stadel, liinter Avelchem wir durch eine Thiire den Alpen\veg er¬ reichten ; durch einen dichten Mischlingstvald mit herrlichen Baumstannnen kamen vir in 3 / 4 St. (von der Ivirche an gereclmet) zu einem kleinen ebenen Boden, wo \vir eine kurze Rast hielten. Hier tren- nen sich die Wege. Rechts fiihrt der Weg in 1 / 2 St. zur Halterhiitte, mit einer herrlichen Quelle und von da in etwa 20 Min. zu den Schafhiitten. Wir stiegen aber direct steil in Windungen auf\varts, passirten 58 zwei kleinere Mulden und erreichten in 3 / 4 St. die etwas oberhalb des Waldendes in einer Mulde der Nordseite des Gebirgsstockes gelegenen Schafhiitten 1400 m ; recbts fast unmittelbar vor der erstenHiitte befindet sicb eine Cisterne, die an beissen Tagen einen vvillkommenen Labetrunk spendet, von dem \vir aber bei der eben herrschenden Temperatur von 10° C. keinen Gebrauch macbten. Von der letzten Schaflnitte gebt es liber Alpenboden in */ 4 St. auf- warts zur freistehenden Kuppe Guri V er h 1507 m , auf der sicb Reste eines Triangulirungszeichens be- finden. Dieser Punkt — in 2‘/ a bis 3 St. von Ober- burg leicbt erreichbar — ist als gunstiger Aussichts- punkt jedem Touristen anzurathen. Mustern \vir die nachste Umgebung, so finden wir auf dem Piateau der Menina eine grosse Anzahl von Mulden, Kesseln und Kuppen, \vie wir dies in den Karstgegenden so baufig antreffen; dazu kommen die zahlreichenBaum- gruppen, welcbe kaum die Hohe alinen lassen, und uns im Gedanken mekr in die Niederungen ver- setzen. Der ganze Zug der Sannthaler Alpen wird in den einzelnen Spitzen unterschieden, besonders ist der Blick auf die Ojstrica-Gruppe hochst instruc- tiv. Aber auch Skuta, Grintovc, Kočna zeigen ihre stolzen Haupter dem Beschauer. Von den Bergen des linken Sann-Ufers treten besonders Ovčeva, Ra¬ duha und der Thorberg in den Vordergrund. Nicht minder fesseln die zahlreichen Kirchen in den Nie¬ derungen und auf den Hiigeln des Sannthales das Auge. AVestlich erblicken wir die mit Sclmee be- deckten Spitzen des Triglav, die Ebene gegen Krain- burg und die sie abgrenzenden niederen Berge von Lak. Pečen, Uršula und Bacher begrenzen die Aus- sicht nach Nordost. Siidvestlicb von der boehsten Ivuppe befindet sich ein Eisloch, das wir in Ermanglung eines kun- digen Fiihrers nickt aufsuchen konnten. Wie man mir mittheilte, nimmt die Eisbildung im Juni iliren Anfang und vabrt dann bis zum Spatberbste; im Winter ist das Loch ganz eisfrei. Wir stiegen nach etwa zveistiindigem Aufentbalte zu einer sudlicben Kuppe, von der vir jedocli keine besondere Aussicbt genossen. Nun kehrten vir wieder fast bis zu unserem friiheren Aussichtspunkte zuriick, um dieWanderung iiber das Plateau bis zum ostlichen Gipfel Schaunze fortzusetzen. Wir gingen nun fortgesetzt ostlicb meist an den Randern der sudlicben Mulden bei berrlicben Baumformen, wo meist fast unmittelbar von der Wur- zel die Verastelung in mebrere Stamme stattfindet, voriiber, bald aufvvarts, bald eben, zuletzt langs eines Steiges am Nordrande des Gebirges. In l 1 / 4 St. liat- ten wir den Fuss des letzten mit Rasen bedeckten Kogels erreicht, in \venig Minuten standen vir auf der Plohe, vo durcb eine geringe Vertiefung ge- trennt, zvei veitereKuppen auf eine giinstigere Aus¬ sicbt nacli Siiden und Osten viesen. In einer veite- ren Viertelstunde batten vir die siidostliche Kuppe erreicbt. Eine weite Aussicbt bietet sich hicr gegen Laibacb in das Savethal auf die Berge des linkenSave- IJfers, gegen Kroatien und das Sannthal dar. Der schone Markt Franz liegt fast zu unseren Fiissen. Fiir das Sannthal ist die nordliche nur venige Minuten entfernte Kuppe der giinstigste Ueberblickspunkt. Die ganze Ebene des Thales, die einzelnen Gebaude von Cilli sin d vie auf einer Karte ausgebreitet. Fiir den Abstieg vollten vir den auf der Karte mit dem Namen „ Wotschki-Graben“ bezeicbneten Weg vab- len, leider ist bier die Zeicbnung der Karte etvas 60 unrichtig. Wir stiegen in */ 4 St. vestlich zum Fuss der letzten Kuppe zuriick, und stiegen nordlich in die Schlucht abvarts, in der Meinung, den Anfang des ervahnten Grabens erreiclit zuliaben. Fiir diesen hatten vvir nocli etvra t / l St. veiter westlicli gehen und dann liings eines schlechten Steiges abwarts klettern sollen. Uebrigens war der von uns einge- schlagene Weg von keiner besonderen Beschwerde. Wir stiegen steil durch Buchen- und Tannenvald in O '/2 St. hinab an den Bach, dann rechts vom Wasser ’/« St., vvorauf vir uns links vvandten und bei Feldern vorbei in 10 Min. den ersten Bauernhof erreichten. Ein steiler Gaugsteig fiihrte uns in 10 Min. zu einem zweiten Bauer, von liier links in 5 Min. zu einem dritten Gehofte, und nun ging es iiber Felder und bei Obstbaumen voriiber in 5 Min. zum Walde und durch selben in vveiteren 5 Min. hinab in das Thal, fast unmittelbar zu einer Miihle. Einschliesslich einer etvva 10 Min. dauernden Kast hatten wir vom Fusse der erwahnten Kuppe l'/ 2 St. benothigt. Eben ging es nun westlich in 1 / a St. nach Vočna. Waren wir durch den eigentliclien Graben gegangen, so hatten vvir uns das letzte ebene Stiick Weges erspart und varen auch auf bequemerem Wege in das Thal gelangt. In Vočna kehrten vir bei eineinBauer, der nach der Versicherung meines freundlichen Begleiters einen vorzuglichen Wein schenkte, ein. Wir trafen daselbst den Ortsgeistlichen, einen alten, iiberaus leb- haften und witzigen Mann, der als ehemaliger De- chant von Laufen sich diesen Ort als Pension erbeten liatte. Der Wirth zeigte mir eine grosse Zahl von Eisen-Bohnenerzen, velche er im Vočna-Bache ge- funden hatte. 61 Nach einer Stunde Rast nalimen wir die Ricli- tung nach Oberburg. Der Weg fiihrt westlicb an der Berglelme in '/ 4 St. nach Kr op, wo eine starke Quelle unmittelbar aus demFusseder Felswand ent- springt, beim Ursprung ist selbe bereits fast 2 Meter breit und 1 Meter tief, eine zweite, etwas schvvachere ist in unmittelbarer Niihc. Nun folgt nocli eine Reihe von kleineren Quellen, die mit den daselbst befind- lichen Miihlen ein recht hilbsches Bild, das allein den Spaziergang von Oberburg lohnt, gewahren. Nach mehrmaliger Ueberschreitung des Driethbaches kamen wir in 3 / 4 St. nach Oberburg zuriick. Den Abend verbraehte ich in angenehmer Geseilschaft der Beamten und iibrigenOrts-Honoratioren; ani niichsten Morgen besuchte ich die interessante Schlosskirclie und ging dann nach Laufen. Raduha. Das Studium der Sannthaler Alpen begann ich im Jahre 1875 mit der Tour auf die Raduha 2051 m , \velche bekanntlich den hbchsten Punkt des Gebirgs- stockes am linken Sann-Ufer bildet. Der projectirte Bau einer Schutzhutte neben der kleinen Korošica- Idiitte fiir die Touren in der Ojstrica-Gruppe hatte mich sobald es meine iibrigen Geschafte erlaubten, nach Leutsch gefuhrt, wo ich am Sonntag den8.Au- gust (einem der dort iiblichen grossten Festtage des Jah res) ankam. Ausserdem wollte ich von liier aus den bekannten Fiihrer Matioz, der mich im vorigen Jahre auf mehreren Touren begleitet hatte, fiir eine langere Zeit engagiren, um an ihm sowohl einen Dol- metsch als auch eine Art Kammerdiener zu besitzen. Vom Herrn Pfarrer Franz Ermenz vvurde ich auf 62 das freundlichste aufgenommen, man gab mirdie Ver- sicherung: heute konnte die ganze Hiitten-Angele- genheit bei der Tafel, die den Honoratioren des Ortes gegeben werde, leicht geordnet werden. Der Flihrer Matioz war aber gerade bei Planinšek mit Ziegelarbeit beschaftigt und konnte insoferne nicbt aufgenommen werden, als seine Desertion von einem fiir die Touristen so freundlicli gesinnten Manne wie Planinšek nicbt gestattet werden durfte, was Matioz mit Riicksicht auf die Erfrischungen, die nach gelun- genen Touren in Aussicht gestellt waren, gerne getlian hatte. Die IPiitten-Angelegenbeit wurde ganz leiclit in Ordnung gebracht. Am Abende unternalim icb noch mit dem Forstwart Scbmautz einen Spa- ziergang langs der Sann und da Herr Schmautz olmedies am nacbsten Tage die Alpen der Raduha zu besuchen hatte, so nahm ich die glinstige Gelegen- heit mit Freuden wahr, diesen interessanten Gebirgs- stock naher kennen zu lernen, und diesmal einen lohnenderen Weg nach Sulzbach einzuschlagen als •den schon so oft begangenen durch die NadelDie Notiz der Besteigung im 3. Bd. der Zeitschrift des bsterreichischen Alpenvereins durchHerrn P. Wesz- ther abgerechnet, ist diese Partie noch \venig be- kannt, so dass die Schilderung meiner Besteigung vielleicht nicht ganz ohne Interesse sein durfte. Ein Blick auf die Karte lehrt bereits, dass die Raduha nicht dem Hauptzuge des linken Ufers ange- hbrt, sondern einem vom Laniesi-Berg nach Siidwest streiclienden Nebenrucken. Berilcksichtigt man aus- serdem, dass ihre schroffen Kalkmassen aufgelagerte Guttensteiner Dolomite sind, so vereinfachen sich die orografischen Verhaltnisse ausserordentlich. Die Ost- seite des hauptsachlich nach Siid streichendenRiickens 63 der Raduha ist viel milder und weniger steil als die fast senkrechten Wande der Westseite, die sich be- sonders von Sulzbach aus hochst imposant ansehen. Da der Grund des Stockes aus Schiefern gebildet ist, so wird dadurch den hochliegenden Bauernhbfen der GemeindeRaduha die Existenz ermoglicht; iiber diese ■vvollten wir denWeg einschlagen, es ist dies der kiir- zeste und bequemste. Am friihen Morgen des 9. August gingen wir an dem Anfange des Dorfes Leutsch iiber die Sann- briicke an das linke Ufer. Gleich nach dem Ueber- gange stosst man an einen Fels; ein schmaler Steig fiihrt rasch auf dessen. Hohe; Felder, Wiesen und Waldstellen wechseln; nach '/* St. steilen Steigens erreichen wir zwei hochliegende Bauernhofe der zer- streuten Gemeinde Raduha. Rechts von dem zvveiten fiihrt einFahrweg in denWald; hier ist das schvverste Stiick der Tour bereits iiberstanden; denn soivie an manch’ anderen Punkten der Alpen sind die ersten mit Bauernhofen besetzten Berghiinge die steilsten Partien, diesmal ivurde uns durch die genossenen Freuden des Vortages die Steilheit besonders fiihlbar gemacht, scliweigend legten wir diese erste Weg- strecke zuriick. Nun wandelten \vir 1 St. durch Wald auf einem vrahren Promenadeivege, \vo die Steigung kaum fiihlbar war, bis wir bei einem Stallgebaude den Rand eines TJialbodens erreichten; etwas tiefer erblickten wir ostlich die zerstreuten Gehofte der Ge¬ meinde Rossberg. Hier kann man entiveder links, d. i. westlich iiber die Alpe Art oder in der urspriing- lichen Richtung weiter nach der Alpe Loka gehen. Der erstere Weg ist der kiirzere, der letztere etwas langere der angenehmere, der iiberdies den Vorzug besitzt, dass er spater bei Wasser vorbeifiihrt. Bei 64 den ervahnten Stallgebauden blieb mein Fiibrer, auf den die Feierlicbkeiten des Vortages grossere Ein- virkungen gemacht hatten, etwas zuriick, um an einer tieferen Stelle bei einer Quelle zu rasten. Ich ging nun allein veiter. Der bis liieher breite Fahr- veg verengt sich zu einem Steige, auch die Neigung wurde vieder etwas fiiblbarer, nach bereits 3 / 4 St. schwindet nun der Wald und man befindet sicli bei der primitiven Hiitte der Alpe Loka 1520. Auf mein Suchen nach Wasser erklarte der Halter, dass 1 / 4 St. oberhalb im Thalboden gutes Wasser anzutreffen sei, vohin er uns — unterdessen var auch der Fiihrer nachgekommen — begleitete. Dort rasteten wir etwa 1 / 2 St., hierauf gingen vir im Thalboden noch venige Minuten veiter, worauf vir uns zu einem nach links fiihrenden Steig vandten; bald varen vir in einem hoheren Ivessel, vo vir vieder nach rechts iiber eine Quelle aufviirts zur Schneide stiegen, fast an dem Vereinigungspunkte der drei von Leutsch, Sulzbach und Schvarzenbacli fiihrenden Wege. Ueber die felsige stark mit Krumm- holz bevachsene Schneide kamen vir in 1 St. (von der Raststelle gerechnet) auf den nordliehen Gipfel, der ganze Weg ist ohne Beschverde, in '/a St. erreichten vir den siidlichen hochsten Punkt. Die Aussicht von beiden Gipfelpunkten ist nalie dieselbe, es lohnt sich noch etvas veiter hinab bis zum Ein- blick in den Belabacli (Roban-Thal) zu steigen. Die Aussicht kann immerhin als lohnend bezeichnet ver- den, dieselbe ist mehr Thal- als Gebirgs-Aussicht. Die Kolosse der Sannthaler Alpen besonders des ostlichen Theils kann man hier liochst instructiv iibersehen, ebenso ist die Gebirgs-Aussicht auf die Ostalpen Karntens und Steiermarks lohnend. Am 05 interessantesten bleibt aber immer die Thal-Aussicht. Deber die Hohen hinweg sind grosse Theile des Drauthales sichtbar, das ganze Sannthal vom Ursprung bis an die Miindung in die Sare und letztere bis Agram sind wie eine Karte ausgebreitet. Nicht min- der interessant ist der Ueberblick iiber die liochlie- genden Bauernhofe der Gemeinde Sulzbach, deren terrassenfdrmige Lage anf den Berglehnen wohl von keinem zweiten Punkte so vollstandigiiberblickt vrer- den kann. Nach mehr als zweistiindigem Aufenthalte ver- liess icli vollkommen befriedigt den Gipfel. Der Ab- stieg nacli Sulzbach geschielit am bequemsten iiber die Grochatalpe an dem steilen Westabhange der Raduha. Wir kehrten naliezu an die Stelle, wo wir die Schneide erreichten, zuriick. Am Rande eines steii abfallenden Kessels stiegen wir westlich hinab; der Beginn des Steiges ist allerdings etwas schwierig, aber oline Gefahr. Nachdem eine etwa zwei Klafter liohe Felswand passirt ist, erreicht man ein gegen den Thalboden sich ziehendes Gerollfeld, iiber rvel- ches wir rasch abwarts fuhren; nachdem noch eine kurze Rasenstrecke zuriickgelegt war, hatten wir' in '/a St. die Hiitten der Grochatalpe 1530™ erreicht, in deren erster wir Einkelir hielten und uns mit Milch und Butter restaurirten. Etwas unheimlich sieht von unten der zuriickgelegte Weg aus; hinauf mag das Gerolle freilich unangenehm vverden; der Weg ist von unten leicht kennbar: eine Scharte in der Felswand deutet auf den Punkt der Schneide, von dem wir abstiegen. Ich glaube, dass bei dem um- gekehrten Wege, d. i. beim Aufstiegevon derGrochat- alpe es rathsamer sein diirfte, den nach Norden abfal¬ lenden Grat an einer etwas tieferen Stelle zu nehmen, 66 dann an dessen Ostseite wieder aufvvarts zu .steigen; denn an der Westseite stiirzt die Raduha ganz steil ab, mir die von uns betretene Stelle bietet einen Zugang an der Felswand, vrahrend an der Ostseite sich die Schafweiden bis an den Gipfel ziehen. In der Grochatalpe trennte ich mich von meinem Be- gleiter, der wegen commissioneller Erhebungen hier langere Zeit zu tlmn hatte, und begab mich in Gesell- scliaft eines Halterbuben, der mir den Anfang des Steiges zeigen solite, zum Abstiege. Der eigentliche (bequeme)Weg fiihrl nordlich gegen denTVistrasattel und liber den Bauer Osivnik nach Sulzbach, derselbe ist jedoch um eine Stunde vveiter als der kurzere Steig, der ebenfalls ganz gut gangbar ist. Man geht links Von den Hiitten an denWanden der Raduha auf einen niedern Riicken und gelangt, nachdem man unterwegs herrliche Waldbestande (Buchen) passirt hat, nach 1 St. zum ersten Bauer Testo veršnik 1100 m , von hier fiihrt bereits ein guterWeg in */a St. hinab an die Sami und in 10 Min. zur Kirche von Sulzbach. Beim Messner restaurirte ich mich, und nahm in der eisigkalten Sann ein Bad, das bei der Hitze desTages ausserordentlich erfrischend auf mich einvpirkte. Ovčeva. Die Ovčeva 1.926 m *), wenngleich niederer als die Raduha muss dennoch als der Hauptpunkt des niedern, meist sanften Ruckens, \velcher das linke Sannufer bei Sulzbach bildet, bezeichnet iverden. *) Deutsche Schreibweise und Ausspraclie „Uschowa w (Sehafberg). 67 Ihre Besteigung- ist vfegen des Ueberblickes des FTauptzuges der Sannthaler Alpen und der Fernsicbt liochst lohnend, aber muhsamer als die anderer viel h oh er er Punkte. Mit dem Uebergange von Kappel nacli Sulzbach oder umgekehrt, lasst sich diese Bestei- gung leicbt verbinden. Wiewohl der Weg liings der Schneide nicht zu verfehlen ist, so ist doch die Mit- nahme eines Fiihrers (etsva des Messners von St. Leonhard oder von Heil. Geist) rathsam. Bei meiner am 21 . Juli 1876 unternommenen Tour nahm icb den mir in Kappel als selir kundig geschilderten alten Pissonič mit. Leider envies er sich als ganz unerfahren und fiir meinen Zweck unbrauchbar, vielleicht mag seine Geschivatzigkeit ihn in den Ruf eines erfahrenen Fiihrers gebracht haben. Zeitlicli brachen wir auf, mir fiel die Ehre des Gepacktragens zu. Die Schilderung des Anfangs des Weges kanu ich mir erlassen; in St. Leonhard wurde gefriihstuckt, bald \var der Uebergang nach Sulzbach erreickt. Von hier folgten \vir einem Steige auf dem Riicken, spiiter kamen \vir uber eine grossere Wiese, von wo man bequem gegen Fleil. Geist absteigen kann. Von der Wiese aus hatten wir die Abstiirze der Ovčeva fast vor uns. Wir stiegen nun liings eines guten Steiges durch Waldung zur Schneide, knapp links von den Abstiirzen; unterwegs zweigt der Weg (rechts) zur Plohle der Ovčeva ab, einige Biiume markirte ich mitrother Farbe. Ein eisiger Nordvvind begriisste uns auf der Schneide, ich folgte nun den schivachen Spuren eines Steiges, der anfangs an der Schneide, spiiter eine kurze Strecke an der Nordseite, dann aber meist quer ostlicb durch die Sudabstiirze und zuletzt wieder etwas nordwestlich durph Krummholz und liber lan- 68 ge s Gras aufvvarts anf den Riicken und langs des- selben auf den hochsten Punkt fiihrt. In 2 St. vom Uebergange erreichten -vvir die Hohe, der ervvahnte Punkt der Sehneido diirfte die Mitte des Weges bilden. Der lohnendste Punkt des langen Rtickens ist die wesfliche, etwas niedere Kuppe. Die ferne Aussicht nach Karnten, Steiermark und Kroatien ist sehr umfassend; mich fesselte vor Allem der Anblick des centralen Theiles der Sannthaler Alpen. Nach etwa einstiindigem Aufenthalte machten wir uns an den Abstieg, mit der Absicht, die grosse Hohle an der Siidseite zu besuclien. Dass mein unkundiger Fiihrer selbe nicht fand, ist selbstverstiindlich. Wir \varen schon viel zu tief gestiegen, als wir es merkten, unten war ich zu argerlich, den Weg nochmals auf- warts zu machen. Man diirfte am besten thun, beim Aufsteigen die IPblile *) zu besuclien, und dann durch die nachstbeste Stelle aufwarts den erwalinten Steig durch die Siidabsturze zu suclien. Bald erreichten wir einen schlechten Fahrweg, der zum Bauer Potošnik fiihrt, in der Nahe des Plofes wandten wir uns “vvestlich nach Heil. Geist, wo ich den unkun- digen Fiihrer, der mich, sobalcl er sicli wieder sicher flihlte, mit seinem Geschwiitze belastigte, verab- schiedete. Wie ich nachtraglich erfuhr, hatte er schon ofters Gesellschaften durch seine Unwissenlieit bei Touren in die grosste Verlegenheit gebracht. In l 1 /* St. kam ich auf dem in der Einleitung gescbilderten Wege nach Sulzbach. Statt iiber Heil. Geist zu gehen, kann man von Sulzbach auch folgenden directen Weg ein- *) Von den zalilreichen Hohlen der Ovceva sind zwei besonders beacbtenswertb. Die grossere gewohnlich besuchte dient den Schafen zum Schutze gegen Unwetter. 69 schlagen. Man vvendet sicli vom Gasthause des Mess- ners direct nordlicli in die Sckluckt, geht dann spater links und erreiclit in 3 /i St. den Bauernliof Mecesnik. Von liier wendet man sicli westwarts in t /. i St. zum Bauer Potošnik, den obersten Hof unter der Ovčeva. Dem bereits friiher ervvahnten Fahrivege folgend, erreiclit man leiclit die Sclmeide und den Riicken *). Ojstrica. Aufstieg von Leutscli —- Abstieg in das Loga rt hal. Ich liatte im Jalire 1874 nach einem misslunge- nen Versuche einer Besteigung der Skuta, dessen Scliilderung spater folgen soli, Leutscli 524 m als Ausgang einer iveiteren Reihe von Erforschungs- touren in den Sannthaler Alpen geivahlt und war am 25. September von Sulzbach langs der Sann dahin gekommen. Mein Einzug war nicht besonders empfelilend. Das Streben moglichst lange im Schat- ten zu gehen, liess micli den letzten Steg liber die Sann (etwa */ 4 St. vor dem Dorfe) verpassen, ich *) Dieser Weg scheint auoh von Herrn Dr. Franz Ilwof in der Schilderung seines Ausfluges nach Sulzbach im Jahre 1857 (s. Jahrbuch des Steirischen Gebirgsvereins III. Jahrgang, 1876) gemeint zu sein. Wenn aber der Herr Autor auf S. 70 sagt: „Von Sulzbach geht es immer iiber Alpenwiesen drei Stunden lang steil aufvvarts, bis man auf den schmalen, lang gestreckten Riicken des Schafberges gelangt 11 — so ware es dem Verfasser dieser Sehrift sehr lieb, jene Alpenwiesen kennen zu lernen, iiber die man in der kurzen Zeit von drei Stunden den Riicken der Ovčeva erreiclit; denn diese Zeit be- nothigt man bis zur Hohe des Ueberganges von Sulzbach nach Kappel. 70 volite erst unmittelbar bei der Ki reli e die Sann iiber- sebreiten. Hiei' ist aber kein Steg, docli rasch ent- scblossen, vurden die Schuhe und Wadenstutzen abgelegt und die Sann an der seiclitesten Stelle durchschritten. Leider hatte icb micb bei Schatzung der Tiefe etvas getauscht, und d ah er kam es, dass icb nur an der oberen Hiilfte des Korpers trocken das redite Ufer erreidite. Mit den Sclmben und Striimpfen in der Hand zog icb unter dem Staunen der iiber den unervvarteten Besueh etvas ausser Fassung gebracliten Bevolmer ein. Meinen ersten Schritt lenkte icb nach dem Gastbause, mein Instinct fiihrte micb aucli richtig bald zu einem redit behag- lich ausselienden Hause, v o man auf meine Frage nach Essen und Trinken mir mittheilte, hier ware der Pfarrhof. Da icb in der ervahnten Toilette dem gast- lichen Pfarrherrn keinen Besueh machen konnte, so suclite icb vorliiufig ein anderes Asyl auf, fand jedoch leider die zvrei besserenGastliauser trotz der Mittags- stunde versperrt und erst in einem dritten bei Knez traf icb Leute, mit denen icb micb nur miihsam ver- standigen konnte. Die freundlicbe Wirtbin aber holte bald einen Dolmetscb, dem ich meine Wiinsc.be nach Essen, Proviant und Fiibrer Matioz vortrug. Dass icb hier keine besonderen culinariscben Geniisse zu er- warten batte, var mir im Vorhinein klar, allein bessere Verhaltnisse binsichtlich der Verpflegung batte icb docli ervartet. An gutem Willen fehlte es den Leuten nicht, Eier, Wein, Kaffee vurde in reich- licher Menge geboten, docli substanzibser Proviant fiir die abgelegenen Hocbtouren — unbedingt nothig, da bereits die Alpen verlassen waren — konnte hier trotz aller Muhe nicht aufgetrieben verden. Man sandte aucli alsogleich einen Knaben nach Matioz, 71 der sich in einem etwa 1 St. entfernten Bauernhofe auf Taglohn befand, inzwischeii trockneten meine Klcider, icli war im Stande auch Herrn Pfarrer Franz Ermenz meine Aufvvartung zu machen. Hier erfulir ich, dass jeden Samstag Fleisch von der sechs Stunden entfernten Stadt Stein geholt \verde, welches "bis zum nachsten Donnerstag conservirt \vird, Freitagund Samstag konne man daher nur auf Fische und Mehlspeisen reclmen. Icli besichtigte nocb seine Bienenzucbt, bereits reife Trauben ■vvurden mir ange- boten, ge\viss ein bdchst origineller Genuss in diesem Bergivinkel, der sich nur aus der gegen Nord ganz geschiitzten Lage des Ortes erklart. Matioz kam zeit- lich genug an, um nocli denselben Tag die letzte oberste Behausung zu erreichen. Erwar ganz erfreut, wieder Touren machen zu konnen, das Bummeln im Gebirge schien ihm ungleich mehr zuzusagen, als die schwere Arbeit im Taglohn. Wie ein Blick auf das betreffende Blatt der Karte lehrt, bildet der Gebirgsstock der Ojstrica gegen Siideti mehrere Plateau's, deren letztes, gegen den Leutsch- und Belabach steil abfallend, den Bau- ernliof Planinšek tragt. Diesen suchten wir heute nocli zu erreichen; \vir brachen um y 2 5 Uhr auf, gingen 20 Min. langs der Leutsch, dann bogen wir bei einem Kreuze rechts ah und schritten nun steil aufwarts durcli dicliten Wald beim Korrenbauer, der ebenfalls den Ruf eines guten Fiihrers besitzt, vorbei zum Bauernhofe Kladnik 780 m , den -svir in •vveiteren 3 / i St. erreichten. Von hier geht es ziemlich bequem an der Berglehne, die an den freien Punkten einen lieblichen Anblick des Leutschthales ge\vahrt, in 1 St. zumPlaninšek 1075 m ,einer stattlichen, bei- nahe einem Dorfe ahnlichen Besitzung; die Kettig- 72 keit der Gebaude bekundet den Beichtlium des Be- sitzers. Grosse Felder mit aufgehauften Getreidegar- ben, an welche sicli der Wald anschloss, vervollstan- digen das \virklich idyllische Bild. Nur mit AVasser- mangel Lat man liier zu kampfen, der bei der Grosse der Wirthschaft ziemlicb liart empfunden Avird. Unse- rem Begebren nacLUnterkunft wurde auf das bereit- \villigste entsproclien, man fiilirte mich in eine mit allem Comfort ausgeriistete Estrastube; gescbnitzte Bilder, Stahlstiche, Fotografien deckten die Wande, ein AA aschtisch mit feinster Toilettseife beurkundete, dass auch der Luxus in diese ferne Behausung seinen Einzug gehalten liabe. Der Besitzer, von unseren Plan en in Kenntniss gesetzt, bedauerte, die Tour nicht mitmaclien zu konnen. Ich scblief im guten Bette ganz trefflicb, das Friibstiick war reclit- zeitig fertig, aucli Proviant requirirte icb, und dann riisteten \vir uns zum Aufbrucb. So frcundlicb und gefiillig die Leute liier sind, ebenso lititc man sicli vor jedem Commandiren; die Leute wollen liier als Gastivirtbe, aber niclit als AVirtbsleute erscbeinen; icb liatte crfabren, dass sie einmal Touristen, die sicli etwas laut und riicksichtslos geberdetcn, bei ibrer Riickkclir die Aufnabme venveigerten. Um 1 /.,1 Ubr brachen wir auf. Die Felder wurden iiberschritten, wir bogen dann in den Wald ein und gingen nordwestlicb in 1 St. tiber einen niederen Hobenzug zur Mulde der Hiitte Podvcša 1574'«; mebrere einfacbe verlassene Hiitten liegen liier. AVasser besitzt die Alpe nicbt, docli reclits in der Nabe sind Schneegruben, in welcben immer Eis und Schnee zu finden ist. liier gelit es weiter an den nordlichen Band einer grossen Mulde, dieser \vird auf bequemem AVege erstiegen, dann geht man 73 auf der anderen Seite \viedcr hinab zur Mulde 1840“ der Alpe Vodotočnik, deren Hiitte und daneben liegenden klelnen See wir venige Schritte links liegen liessen. Die Lage der Alpe ist fast genau \vest- llch von der ersteren. Bis hieher diirfte man auch ohnc Fiihrer mit Leiclitigkeit finden, der \veiiere Weg zielit durch ein karstartiges, kahlesTerrain auf- warts, abwarts anfangs nordlich bis zu einer grossen Mulde (Malička-Planina) siidlicli von der Ojstrica (links) und dem Veliki Verh (rechts) und bier \vie- der westlich quer am linken Rande der Mulde zu einer ebenen Flache (Korošica-Planina) zwisclien Konj (links) und Ojstrica (rechts); knapp unter der Einsattlung liegt die kleine primitive Hiitte der Alpe und gegenvvartig daneben das neue Schutzhaus 1810 m ; eine herrliche Quelle (3° C.) ostlicli dayon erhoht den VVertli dieser Unterstandshiitte. So iirmlich und klein die Halterhiitte ist, so \vurde sie doch bei mancher Ojstrica-Tour als Naclitlager beniitzt. Wir sind am Fusse unseres Berges angelangt; von bier kommt man in l 1 /« St. iiber Rasenflecke, Gerolle und Fels auf die Schneide und den Gipfei 2348 m ; derselbe bildel einen langen, schmalen Grat, nach Norden sind senkreclite Abstiirze. Dichter Nebel und Regen verhullteri die Aussiclit, nur manchmal lichtete ein schvracher Nordvvind und gestattete einen Blick in die Umgebung; micli trostete der Fiihrer, dass es Iierrn B ullmann, den er vor mir gefiihrt hatte, auf seiner Tour auch nicht besser ergangen sei. Nach mehr als einstiindigem Aufenthalte mussten wir uns, da keine Aussicht auf besseres Wetter vor- handen war, zum Abstiege bequemen. Wir stiegen zuerst siidlich, dann quer durch die Felsbander zur 74 Einsattlung Škarje 2110 m , die wir — melirmals in Folge des Nebels zur Rast gezivungen — in l'/a St. erreieliten. Hier gliinzte lieller Sonncnschein imThale, es scliien als ob \vir heute nocb das beste Wetter er- halten -sviirden; fast war ich v geneigt, vvieder auf den Gipfel zuruckzukehren. Die Škarjo ist ein Einsehnitt (Sattel) zvrischen Ojstrica und Baba; liber selbe fiihrt nordlich der Steig in’s Logarthal, siidlich iiber die zwischen Konj und Ojstrica gelegenen Alpenboden in’s Feistritzthal. Ich glaubte, von oben geseben, dass dies ein bequemer Uebergang sei; nacli einigen Tagen konnte ich mich iiberzeugen, dass dieser Weg zu den beschwerlichsten, ja stellenweise sogar ge- fahrlichen Steigen gerechnet \verden musste. Yon der Škarje geht der Weg anfangs iiber Felsen und Gerolle zu einem Riegel, und nun \vieder reclits in die Mulde, wo man bald die ersten Biiume erreiclit: nun zieht sicli der Weg knapp an der Fels\vand zur Alpe Klemen šek 1200 m ; der Steig ist durchans bequem olme alle Bescliwerde. In 1 '/ 2 St. erreichten wir die Alpe, wo ivir bei der Quelle der oberen alte- ren Hiitte eine kurze Rast hielten. Ein steiler Steig fiihrte uns in 1 / 4 St. in den Tlialboden und in wciteren 20 Min. hielten wir unseren Einzug beim Plesnik 730 m , ivo ich als alter Bekannter auf das Freundlich- ste aufgenommen ivurde. Ein Kachtessen aus gerau- chertem Schaffleisch und Kartoffeln, eine Flasche Wein, die wir vom Logarbauer holen liessen, sollten uns den Abend erheitern. Lange sass ich mit dem intelligenten Besitzer des Hofes, einem ehemaligen Forstvvart, beisammen; Verschiedenes wurde be- sprochen, um den Fremdenbesuch des Thales zu heben: der Bau einer Strasse von Leutsch bis zum Logarthal ist die erste Bedingung; dann meinte der 75 Besitzer, w tir de er auch ein Gasthaus eroffnen, tis dahi n miissten die Teuristen mit seinem guten Wil- len vorlieb nehmen. Wenn man nun dieser Ansiclit aucli tlieilvveise zustimmen muss, so liilft docli der hlosse Wille dem Touristen ivenig, tvenn nicht die That in seinem Gefolge ist; was niitzt die Aufnahme, \venn man ausser Brod und Milch kaum Kaffee, Wein und Fleisch beinahe nie bekommt. Auf meine Bemerkung, er kpnnte jetzt sicli docli mit etwas vorsehen, erwiderte er, dass er dies ohne ein Gast- haus zu halten, nicht diirfe; erst unlangst hatte sich der Fali ereignet, dass, als er von den Jagdbesitzern ersucht, ihnen Wein in’s Thal schaffte, fiir das Aus- trinken desselben bestraft vrerden solite. Von der Iliicksichtslosigkeit der untergeordneten Finanzor- gane im Gebirge hat der Fremde keine Ahnung; es ware Sache der Bezirksorgane, gegen solche Ueber- schreitungen einzutreten, sonst darf der Tourist nicht einmal seinen mitgebrachten Proviant in einem Bau- ernliofe verzehren. Unter solchen Gesprachen ver- strich die halbe Nacht; es warZeit, zu Bette zu gehen, da fiir 4 Uhr der Aufbruch bestimmt war. Aufsti eg vom Logartlial — Abstieg nach 8 tei n. Da jede Erforschungstour, selbst wenn sie nur touristische Ziele anstrebt, von giinstiger Witterung begleitet sein muss, so musste ich meine erste Be- steigung der Ojstrica mindestens hinsichtlich des Studiums des Panoramas als misslungen erklaren. Eine zweite Besteigung wurde daher nocli fiir dieses Jahr am Schlusse der Touren im Sannthale auf das Programm gesetzt. Am 27. September, versuchte ich neuerdings die Plrsteigung der Skuta vom Sannthale 76 aus, doch vergeblicli. Ein in den holieren Eegionen constant ivehender Siidwind verliinderte diese Tour, es -vvurde wieder nur der Gipfel dei' steierischen Einka erreicht, wo wir zwar herrlicljp Nebelbilder schauten und gelegentlicb eine freie Aussiclit nacli Norden genossen, aber ausser Stand \varen, auf den siidliclien Gehiingen die Tour zur Skuta zu forciren. Missmuthig nmsste ich mick bequemen, \vieder zum Plesnik abzusteigen, nur eine ldeine Errungenschaft \vurde durchgefiihrt, namlich die Messung der Holie des Einkafalles. Ftir den nachsten ‘Tag, der endlicb einmal reines Wetter bringen solite, wurde im Falle giinstiger Witterung eine z\veite Besteigung der Ojstrica, und der Abstieg nacli Stein festgesetzt. Der Morgen des 28. September scliien wirklich den Erwartungen entspreelien zu wollen; die Luft war etwas frischer als an den Vortagen, und voll- kommen rein, kein Wolkclien oder Nebel bing auf den Hohen; liell erleuchtetc der Mond den Tlialbo- dcn, als wir vor 5 Uhr das gastliclie Haus des Plesnik verliessen. 10 Min. gingen \vir im Haupttbale, dann wandten wir uns links und kamen in\veiteren 10 Min. zum Anfange des Steiges in eine lioliere Seitcnter- rasse; der Anfang ist leiclit kennbar: links ein kleiner Fali, reclits etwas oberhalb eine Schutt- masse, die von der lidheren Terrasse berabkommt. Der Steig fiihrt liber Gerolle in '/ t St. aufwarts in eine kurze Schluclit, liber deren Schlussvvand der Bacil einen Fali bildet. Man uberschreitet den Bach und kommt in Windungen aufwarts in '/ 2 St. in die nacbste Terrasse, wo die Alpe Klemenšek 1200 m liegt. Zwei Hlitten, die untere als Stadel, die obere die eigentliclie Alpen-FIlitte, sind balderreicht; dieBewohner ivaren ganz erstaunt, uns \vieder auf 77 dem Wege zur Ojstrica zu finden. Die Lage der Alpe ist ebenso reizend als grossartig, prachtvolle Baum- stamme (Fichten und Zirben) umgeben die Hiitten, etwas oberhalb ist eine herrliche Quelle. Eine kleine Bast wurde liier gehalten und die Gegend gemustert. Den siidlichen Abscliluss bilden die steilen Wande der Ojstrica, die von liier aus kaum ersteigbar erscheint, vvestlich liberblickt man den oberen Tlial- boden des Logarthales, diebeiden getrennten Spitzen der (scheinbar etwas hbheren) Rinka und der Skuta. Die ganze Umgebung tragt das Geprage des Gross- artigen, dazu kam nocb die prachtvolle Rbtbung der Berge von den ersten Sonnenstrahlen; das Verblassen des Mondes und dor Sterne beurkundetc den An- bruch des Tages, in den Bergen immer eine impo- sante Erscheinung, besonders in einem Felsencirkus, wie das Logarthal. Durch Buchenivald ziebt nun der Stcig links an der Felsvrand auf\varts in 3 / 4 St. in die mit Alpenrosen bedeekte nachstc Terrasse, von liier schreitet man fast eben '/ 4 St. zu einem kleinen Riegel reclits, und nun iiberrjuert man gewohnlich cin Schneefeld und stcigt dann reclits aufvviirts 3 / 4 St. auf die bewaldete Schneide zwisclien der oberen Klemenšek-Alpe (links) und dem Ervavc- Tbal (nfclits). Liings dieser Schneide geht man noch auf Alpenboden ‘/ 4 St. (der Bauimvuchs (Buchen) reieht fast auf die Holie von 1900 m ), und nun fiihrt der Stcig massig steil liber Gerolle und v zuletzt einige Felsstufen aufwarts in 1 /. St. zur Škarje 2110"’. Kein Wolkchcn vvar zu sehen, bereits liier ist eine lohnende Fernsicht. Nun \vandten wir uns siidostlich etvvas abwarts und umgingen den zerris- senen Grat, bald stiegen wir qucr durch die Wande und arbeiteten uns wiederauf diegangbare Schneide 78 und den Gipfel 2348 m , den wir auf diesem kur- zeren Wege in 50 Min. erreichten. Eine prachtvolle Aussicht lohnte nnsere Miilie. Mit Ausnahine gegen Westen ist dieselbe ganz unbeschrankt; dafiir bietct diese Seite einen instructiven Einblick in die Grin- tovc-Gruppe. Ganz deutlich erkennt man die Zusam- mengehorigkeit der einzelnen Spitzen und dass der Grintovc der hochste Punkt dieser Gruppe ist. Gegen N or den liegen die Ebene des Drauthales, die Grenz- bei - ge Karntens und Steiermarks vor uns, gegen Osten fesselt den Bliek das schone Sannthal, abge- grenzt vom kroatischen Gebirge, nacli Siiden blickt man in die Laibacher Gegend und zu den Karstber- gen des Krainer Schneeberges und des Nanos. Ist die Fernsicht vom Grintovc die weitergehende, so ist die Aussicht der Ojstrica die lieblichere, die Thaler und Ebenen Karntens und Krains zeigen sich viel freier als von dem mekr Hochgebirge bie- tenden Grintovc. Ausserdem ist die nachste Umge- bung und der Einblick in die gesammten Sannthaler Alpen und ihre Thaler gewiss vollkommen instruc- tiv, \vahrend dies vom Grintovc aus keines\vegs der Fali ist. Wie gesagt, beide Spitzen erganzen sich und verdienen zugleich besucht zu vverden, die Besteigungen beider sind ganz unahnlich itnd doch vvieder fiir sich gleich interessant. Nur mbge beriick- sichtigt werden, dass die Grintovc-Tour von der Kanker aus eine wahre Promenade ist, liingegen die Ojstrica schon einen etwas gciibteren Touristen voraussetzt; doch Gefahr ist keine vorhanden, zumal in Begleitung eines so trefflichen Fiihrers, vi e Matioz. Vollkommen befriedigt verliess ich nacli zwei- stiindigem Aufenthalte die Spitze, von der ich erst einen vollkommen klaren Einblick in diese Gebirgs- 79 gruppe bekommen hatte. Meine Absiclit \var, in das Feistritz-Thal abzusteigen; die dicliten Walder, die entgegenschimmerten, versprachen audi den Scliluss der Tour interessant zu machcn. Anfangs stiegen svir stidwestlich, dann siidlich ab\varts; in l 1 / 4 St. erreichten wir einen schonen ebenen Boden „Niva“ 1742™ mit der besten Humuserde; mir scbien es, dass mit diesem Steige, wo \vir auf halbem Wege an der Siidseite zalilreiche Quellenfanden, die Beschiver- licbkeit ein Ende babe und ein guter Steig uns bald zu Hiitten fiihren vvcrde. Docb bierin batte ich micb sebr getauscht. Mein Fiihrer, der diesen Absticgzum ersten Male maclite, ging auf Recognoscirung aus und fand auch bald an der linken Seite des unteren Endes der Mulde einen Steig, der knapp an den Ab- bangen des Konj anfangs et\vas aufiviirts, dann aber in die Tiefe fiihrte. Bald erreicbten wir das Krununholz, docb der Weg wurde immer scblechter, die Spuren immer schwacher; haufig kamen wir an Absttirze, die . \vieder umgangen werden nmssten. Fels und Rasenbander mit dem scbonsten Edehveiss wecbseltcn mit Gerblle, mit Ungeduld bofften wir den ganz nabe scheinenden Boden zu erreicben, immer \var es nur eine kurzeTerrasse, deren Abstieg von neuem gesuclit \verden musste, zuletzt musste mit Hilfe des Krummbolzes eine etwa 10 Meter bobe Wand passirt werden, an deren Ende wir das trockenc Bachufer der Bela erreichten, wo die Steintriimmer ein zwar unbebaglicbes, aber sicberes Weiterkom- men gestatteten. Endlicb kamen wir am rechten Ufer zu einer feldartigen Wiese, ein guter Steig fubrte durch selbe, bald standen wir \vieder an einem senkrechten Absturz, der uns zwang, recbts (juer durch die Wand die Trittspuren zu verfolgen. In 80 der Aufsttchung dieses Steiges, der von der Niva an volle 3 Stunden viihrte, be\vies mein Flihrer ausge- zeichnetes Talent fiir das Errathen der besten Stcllen. Ein schoner griiner Boden 630 m nahm uns auf, ein guter Steig fiihrte uns eben in ‘/ 4 St. zum Ursprung des Baches, wo vir Rast hielten und uns den zuriickgelegten Weg betrachteten. Wie eine senkrechte Wand, mit Rasenbandern durchzo- gen, šali derselbe ans, von unten betraclitet vviirde man es kaum fiir moglich halten, hier durclikommen zu konnen. Obne Absatz kvaren die 1100 Meter Hohendifferenz zwischen Niva und Quelle zuriick- zulegen. Bald kamen wir zu dem zweiten nacli testen auslaufenden Thalast (zwisclien Veršie nord- licli und Erzenik siidlich) und nach 20 Min. zur Miindung unseres Baches. in den Feistritzbach, 10 Min. unterhalb der 40 Meter? holien Naturbriicke Predasel. Bei der Putzpulverfabrik vorbei gelang- ten wir in 1 1 / 2 St. zur Miindung des Cerna- Grabens, und in s / 4 St. nach der S-tadt Stein, wo ich mein Gepack in Empfang nahm und mich im Kasino und bei Froblich von den Entbehrungen restaurirte. Hier verabschiedete ich meinen Fiihrer, dem ich das unbedi.ngteste Lob ertheilen muss. Der Mann ist im ganzen Gebiete der Ojstrica vollkommen bevandert, spricht gut deutsch; ausserst intelligent, machte er mich auf jede ihm auffallende Erscheinung, jede Pfianze aufmerksam. Dabei ist er ebenso willig als geniigsam, ein guter Kletterer, er vaclrte auf jeden Tritt und duldete es nicht, dass ich einen ihm gefahrlich scheinenden Schritt allein machte. Ebenso bescheiden ist er in seinen Lohnanspriichen, mit dem Taglohn und der Verpflegung ist er vollkommen zu- Irieden, er selbst schien mir ein \vahrer Naturfreund 81 zu sein, er schwarmte fiir die Hohen und kannte auch die Bergspitzen. Unter dem Namen: Matioz ist er in Leutsch Nr. 14 zu erfragen. Einige Bemerkungen liber die drei soeben geschil- derten Ojstrica-Wege miigen liier nocli folgen. Die beiden Wege von Leutsch und vom Logarthale er- fordern, \vie bereits ervvdihnt wurde, einen geiibten Touristen. Fiir einen solchen bietet aber die Ojstrica keine Gefabr, wie dies nicht selten behauptet \yird. Der von mir gescliilderte Weg von der Škarje auf den Gipfel, \veicht von dem weiteren und gewohn- licb betretenen etwas ab. Icb gebe dem letzteren (der iiberdies bei Sclineewasser vorbeifiihrt) den Vorzug. Man gelit auf diesem Wege von der Škarje (etwa 145 m ) hinab in die Mulde und durch die griinen Flecke quer bis man unterkalb des letzten Gipfels stelit, von liier \vendet man sicb aufwarts und kommt iiber Felsbiinder und Gerblle auf die Sclmeide und auf den Gipfel. Icli legte diesen Weg — aller- dings rascli steigend —- in 1 St. zuriick, icli wiirde also fiir mittleren Scliritt etwa l'/ i St. ansetzen. Der bequemere Abstieg in das Feistritzthal fiibrt in die eben erwabnte v Mulde und dann quer durcli die Wand unter die Škarje zu einem Schaf- steige. Auf diesem fortgesetzt quer durch die Ab- stiirze iiber die NDa vorbei bis etwas unterhalb der Baumgrenze, von \vo aus man einen Schafsteig zum Steiner Sattel erblickt. Auf letzterem bis zu einem nach Bechts abzweigenden Fusssteige, der zu den Holzschlagen und von hier in den oberen Thalboden der Bela fiilirt. Nun an das linke Ufer, daselbst Steig durch die Felswand und hinab in die letzte Thalstufe. 6 Ro ban-Kot. Wie im allgemeinen Tlieile ervvahnt wurde, be- lindet sicli 3 / i St. von Sulzbacli ostlich langs der Sann abwarts der Eingang eines Alpentliales, das zu den sebonsten Thalern des Gebirgsstockes gehort und getvissermassen ein Seitenstiick des Logarthales bil- det. Es ist dies der vom Belabache durchstromte „Roban-Kot“,*) welcber bisher fast vollstandig von der Touristenvvelt gemieden, reichlicli den geringen Abstecher lolmen viirde, velchen sein Besucli erfor- dert. Im Fremdenbudhe des gastlicben Herrn Pfar- rers Janc findet sich eine kurze Notiz tiber diesen romantischen Erdenwinkel, und \venngleicb der dor- tigen Bebauptung, dass er an Grossartigkeit das Lo- gartlial iibertreffe, nicht beigepfliclitet werden kann, so muss dessen Besuch docli jedem Naturfreunde angeratben werden. Am Eingange des Tbales befindet sich am recb- ten Ufer des Belabacbes der Bauernbof Pivšek, von dem aus die Tour in den Roban-Kot unternommen Averden kann. Auf dem rechten und linken Ufer des Bacbes fubren Wege thaleinwarts. Touristen, \velcbe von Leutscb kommen, gelien am recbten Ufer (also links vom Bache) thalaufwarts in 20 Min. zum letzten Roban-Bauer, vor dessen Gelmfte oder noch besser 'ji St. tkaleinvvarts man einen liocbst lobnenden An- blick der Nordabsturze der Ojstrica geniesst. Kommt man von Sulzbacb, so geht man 3 /r St. langs der Sann, iiberschreitet dann selbe auf einem schmalen Stege (et\vas vor dem Stege, tiber den bald darauf der Steig im Sannthale an das recbte Ufer fiibrt) und *) Roban-Kot bezeictmet einen spitzen von steilen Wanden eingeschlossenen Winkel. 83 Avendet sicli nun auf gutem Steige aufwarts in 5 Min. zu einem Bauernliofe, von dem aus man in 10 Slin. den letzten Bauer Roban 652 m erreicht. Bieser Weg verdient als der lolinendere unbedingt vor dem ersten den Vorzug. Bereits bei meiner im Jahre 1875 unternom- menen Besteigung der Raduha, von deren siidlichen Gipfel ich den ganzen Thalkessel des Roban-Kot iiberblicken konnte, ward der Wunscli rege, diese Thalschlucht einem genauen Studium zu unterwerfen und durch die Wande des Thalschlusses den Aufstieg zum Plateau der Ojstrica knapp am letzten Gipfel, d. i. an der Einsattlung zvvischen Veliki Verh und Ojstrica, zu versuchen. Auf diesem Wege glaubte ich auch den kiirzesten Zugang zur Ojstrica A-on Sulzbach aus zu finden, und den Amn Norden, d. i. von Kappel kommenden Touristen den Umiveg liber Leutscli zu ersparen. Jm vorigen Jahre Avar es mir unmoglich, diesen Vorsatz auszufiihren, die Tour durch den Roban-Kot Avurde dah er als Schlusstour der Ojstrica-Studien fiir das Jahr 1876 auf das Pro- gramm gesetzt. Kadi Vollendung des Studiums der \vestliehen Theile des Sannthaler Alpenstockes Avar ich am 17. September von Oberburg liber Laufen nach Leutscli gekommen, avo ich mit dem Herrn Pfarrer Ermenz die Strassenanlage im Sannthale bespracli und durch seine Beihilfe die Angelegenheiten der Schlussrech- nungen des Schutzhauses in der Korošica mit dem eben anvvesenden Planinšek ordnete. Nachmittags bradi ich in Begleitung des Forstivartes Sclimautz nach Sulzbach auf. Vom Pivšek vvandten Avir uns durch Wald auf\varts, iiberschritten nalie dem letzten Hofe den trockenen Belabach und suchten den alten 0 * 84 Roban-Bauer auf. Eine Riesengestalt im Alter von etwa 60 Jahren kam uns bald entgegen, eine kraftige Natur, als leidenschaftlicber Jager in der ganzen Ge- gend bekannt, konnte icb mir nicktleicht einen will- kommeneren Fiihrer denken. Mit Idilfe des Herrn Schmautz als Dolmetsch waren bald die Verabredun- gen geordnet; ich erklarte ihm, dass ich heute in Sulzbach iibernacbten wurde, er moge um 6 Ubr bereit sein, was er aucb zusagte. Ueber den W eg erklarte er, derselbe sei moglich, ihm waren alle Stellen sehr genau bekannt und wir \viirden in drei Stunden leicht das Plateau erreichen. Ich \var mit dieser Auskunft vollkommen zufrieden, begab mich nach Sulzbach, meinem projectirten Nachtquartier, wo mir in Herle’s Gasthause die freundlichste Auf- nahme und eine vorziigliche Verproviantirung ge- sichert war. Nocli war es dunkel, als ich am Morgen des 18. September die Thalenge der Sann bei Sulzbach passirte. Reichliche Proviantvorrathe, darunter ein grosses Stiick Speck, dessen Werth mir erst am Abende der Tour bewusst werden solite, waren gut be\vahrt im stark gefullten Rucksacke. Wettermantel und alles unniitze und beim Klettern liinderliche Gepack konnte in Anbetracht der herrlichen Nacht mit Gemiithsruhe zuriick gelassen werden. Nach 1 St. erreichte ich den Roban-Bauer 652 m ; ein \vundervolles Bild bot sich mir hier dar. Die schonen Felder, der dunkle Wald im Vordergrunde, im Hin- tergrunde aber die praclitigen Wande der Ojstrica, ■vvelche bei Annaherung des Sonnenjufganges gold- gelb schimmernd durcli voriiberziehende Wolken auf Augenblicke in eine stahlblaue Farbung gehiillt wurden, um dann desto heller im Sonnenlichte 85 zu ergluhen, \\Kren allein wohl eine Reise werth gewesen. Bald brachen \vir auf. Durch 1 / t St. ging es im Tannemvalde mas si g aufwarts, dann gingen wir 5 Min. fast an dem Bande des inneren mit Gerolle bedeckten Kessels, mir auf \vir uns recbts einige Schritte aufwarts \vandten, um nun 10 Min. eben durcb zwei grosse in der Mitte durch Stadel getrennte Getreide-Felder zu wandeln. Diese Felder-Terrasse bildet — tlialaufvrarts gerecbnet — den rechten Tlieil des Kessels, der linke ist, -wie friiher bemerkt wurde, ein weites Gerollfeld. Mehrere Ueberstiegel mussten passirt werden, ihre Hohe war fiir die lan- gen Beine des mehr als 672 Fuss grossen Roban- Bauers berechnet, mir gelang das Uebersteigen erst durcli Anwendung verscbiedener gymnastiscber Kunste. Nun scbritten wir wieder / 2 St. ansetzt. J. F. 137 vo wir sie erreichen, mag sie sicli noch zu einer Hbhe von etwa 50 Meter tliiirmen; nun bleibt sie slidost\varts immer mehr abfallend, zu unserer Lin- ken; Rasen, Fels bilden den betretenen Boden; schwerfallig valzte sich bie und da im von Morgen- thau durchnassten Grase ein Molcb, die einzig leben- den Wesen, die mit uns den frtihen Morgen genies- sen. Seit unserem Aufbrucke varen an 20 Minuten verflossen, als vir uns etliche 30 Meter nordlich ober jener Sclmeide befanden, tiber die man vom Suhadolnik kommend das Feistritz-Thal gevinnen kann. Der Weg hat stets den gleichen Charakter, nur unser links dahinziehendes Markzeiclien zeigt gleichsam fm Bevusstsein seine Schuldigkeit gethan zu haben, das Streben sich mit der Umgebung zu verflachen. Wie um den Abschied nicht einformig zu gestalten, erheben sich plotzlich vieder Felsstiicke 2 bis 3 Meter; da gegen Siiden das Terrain steil zur Uršic-Schneide abstiirzt, \vehren sie sclieinbar das veitere Vordringen; allein ein nur fliichtiger Blick zeigt die Felsen so veit gespalten, dass man mit aller Becjuemlichkeit zwischen denselben veiter gelangt; venige Schritte hindurch und welch’ ein Anblick! — der Centralstock der Sannthaler Alpen in dem am seltensten betretenen Gebiete steht in seiner ganzen priichtigen Machtigkeit vor uns — gewaltige, zerris- sene Kalke, breite Pyramiden, zackige Grate, ragen in den tiefblauen Himmel, nur im Osten vibrirt der Aether und intensiv rotli fiirbten sich die kahlen Gipfel der Velika Planjava, Ojstrica, Brana, Rinka, Štruca, alle iiberragt von der wirklich Ehrfurcht abringenden Skuta. Tief iiber 1200 Meter unten die Nadelholzvalder in dunkle Schatten gehullt, da- durcli noch mehr von ihnen sich abhebend dasSilber- 138 band der Feistritz. Die Grossartigkeit des Bildes so Avie nicht minder dessen plotzliches Entrollen sind von packender VVirkung. Der Punkt 1950 m ist die Warte, von der Avir fast den ganzen Anstieg anf die Skuta in grossen Ziigen iiberblicken, darum halte ich es fiir vollends gerechtfertigt hier nahere Umschau zu halten. Sehen Avir gegen Osten, da baut sicli etwa Meile in der Luftlinie entfernt, uns gegeniiber im breiten Riicken die Brana, aus dem aussersten Ende des Feistritz-Thales auf, iiberragt von den nocli ost- licher gelegenen vegetationsarmen Hohen der Velika Planjava und der Ojstrica. Im Aveiten gegen Nordosten gezogenen Bogen reiht sich von der Brana selbst durch eine tiefe Einsenkung getrennt in langerem Zuge die vom Herrn Dr. Frischauf Aviederholt von der Nord- und Ostseite her erstiegene Rinka; nun trifft der Blick den schonsten Theil, die furTouristen noch jungfrau- liche Skuta. Wild, in senkrecbter Wand ragt sie, etwa t / t Meile Luftlinie von uns, vom Massiv der Gruppe in die Liifte, die Rinka etwa zwischen 130 bis 160 Meter zuriicklassend. Vor der Skuta und ZAA 7 ar an deren linken Ende Jagert die beilaulig 60 Meter niederere Štruca, ein vollstandigst ausgewaschener massiver, horizontal durchfurchter Fels, dadurch einer Brodstrutze nicht unahnlich; er vvurzelt nicht unfern in dem von der Skuta zur Grintovc-Gruppe ziehenden fast dieselbe Hbhe Avie die Štruca behaltendennamenlosen Grate*). *) Der namenlose Grat wurde „Langkofel (dolgi her- b et)“ getauft. Mein Fiihrer Uršič nannte die Štruca „Th urm“. Vom Feistritzthale aus hat dieseAVand auch eine thurmahnliche Form. J. F. 139 Die Grintovc-Gruppe selbst decken hobere Zinnen, die dem Riicken angeboren, der von dieser Gruppe liber die Uršic-Schneide zum Greben Verh streiclit. In diesem Zuge liegt ober der eben ervahnten Schneide, \vie bekannt, unser Standpunkt. Betrachten vir nun noch das Massiv des Gebir- ges; dasselbe liebt sich unfern von unserer Warte bis zur Rinka bin inTerrassen empor; wahrenddie unteren in jalien Abstiirzen zum Feistritztbale abfallen miissen, da man das Tbal ganz nalie geriickt tief unten erblickt, steigen die bober gelegenen durcb Wellen- linien verbundenen, von weitem nichts als graue, felsige, stellenveise mit einer Unmasse grossen Triim- mergesteins iiberdeckte Gebilde, zu den ervahnten Kammen, Wanden, Graten hinan. Unter der Štruca, dann dem Fusse des erwahn- ten an die Štruca sich anscbliessenden Grates ent- lang, bringen gedebnte Schotterhalden einen nicbt unangenehmen Wechsel in die ganze Scenerie. Wir selbst sind mit dem Massiv durch zwei im recbten Winkel sich treffende nacli Nord dann Ost strei- chende hochst steile Gehange verbunden. Zebn Minuten batte ich schon dem Studium des Terrains geopfert, und docb vvaren vir gedrangt, denn noch auf gute 3 Stunden scbatzte Kalan den bis zur Skutaspitze erforderlichen Aufvand an Zeit; darum nocli rasch die Orientirungspunkte der Erstei- gung in diesem Cbaos fixirt und dann zum veiteren Vordringen. Dort wo die Štruca den von der Skuta kommen- den Hauptkamm trifft, senkt sich derselbe tief ein. In nachster Nahe und zvar an der recbten Seite dieser Steile bat man einen fast senkrechten Absturz zu erklimmen, derselbe ist der Schliissel fiir unsere ganze 140 Riclitung; von uns aus liber die Gehange, Jurjovc benannt, hiniiber zu den oberen Terrassen, diese anfangs nord- dann ostvvarts durchquerend zu den Schotterhalden und liber den Absturz liinauf, binter der Štruca herum auf die Spitze der Skuta. Wie in einem aufgesclilagenen Buclie iag das alles vor uns, allein das Lesen war vvahrlich oft kein leichtes, und scbon der Beginn, das A. B. C. bietet entschiedene Sclnvierigkei ten. Um */ 2 5 verliessen wir unscr Steintbor, von den Leuten „ Vrata 11 1950 m genannt, und begannen durch das Gehange nord\varts scliief binabzuklettern. Gleich liier gilt es bedeutende Proben zu geben vonGevvandt- beit, Muth, kaltem Blute und Sclnvindelfreiheit; die langen Rippen, glatten Platten fallen in einem Win- kel von etvva 55 Graden zu den tiefen Terrassen ab, oft bieten sie kaum den notbdlirftigsten Halt fiir Fiisse und Hande, Vorspriinge von ein Paar Zollen nur bilden wiedei’holt den Stiitzpunkt der Fiisse, so vvenig eingekerbte Linien, dass sicb kaum krampf- haft die Finger hineinzwangen, dienen haufigst den Handen. Jeder Antritt Avill friiher genau untersucht sein, denn ein einziges verratkerisckes Gestein, das unser Leben tragt, hiitte den todtlicben Absturz zur Folge. Audi Dr. Friscbauf, der von der Rinka lier unter der Skuta herum liber diese Stelle zu Suhadol¬ nik gestiegen vvar (siehe Seite 53 des Jahrbuches 1874 des Steir. Gebirgsvereines), konnte derselben eben so wenig, Avie ich den Reiz besonderer Annehm- lichkeit abge%vinnen*). Nach '/ 4 Stunde iiberschritten \vir die von den beiden Gehangen bei ihrer Beriili- rung gebildete Rinne 1910 m , und nun gings ost\varts *) Gegenwartig ist durch diese Stellen ein Steig angelegt worden. J. F. 141 in doch etwas minder gefahrliclier VVeise anfangs schief, zuerst liber Fels dann liber Rasen und Gestein, zum Sclilusse jedoch, d. i. an der Ostkante ein kurzes Stiick selir steil liinan. Eine der gefahrlichsten Strecken war iibervun- den, jene die es unscbwer vollbrachten, mogen getrost weiter ziehen, sie sind berechtigt sicli an die Skuta zu wagen, jene aber die sclion liier Zaghaftigkeit beherrscbt, mogen bedenken, dass noch bedeutenderes zu leisten kommt, dass dieselbe Strecke nacli 7 stlin- digem Verbrauche der Krafte, sonacli unter viel ungiinstigeren Umstanden viederholt zurlickzulegen ist; solchen ratlie ich demnacb allen Ernstes zur (Jtnkehr. Doeli ziehen wir weiter. Niclit zu ferne s telit unser nachstes Ziel, ein iiberhangender Fels- block von bedeutenden Dimensionen; unter dem Ge- hange habenHirten durch iibereinandergelegte Steine einen vor den Unbilden des Wetters notbdiirftig schlitzenden Winkel geschaffen. Wie eine Wacbt steht dieser Koloss vor dem liier beginnenden Stein- meere. Wenige Minuten nacli 5 Ulir betraten wir dasselbe, anfangs gelit es in langen Wellenlinien, theils durch Einsenkungen, theils liber Rippen, zur rechten und linken Seite Mulden, von einer zerkliif- teten Terrasse zur anderen liinan, je koher vir ge- langen, desto anregender wird die ganze Umgebung. Im Westen iiberblickt man die breite Pjramide des Grintovc, zu iliren Fiissen grosse mit Schutt erfullte Mulden, vom Grintovc siidost\varts streicht der felsige Kamm, po dolgih snegali (unter den langen Schnee- vanden) als dessen letzte Erhohung die Vrata sich kennzeichnet; in nachster Nahe treten Kesselsturze von kleinen Dimensionen unten mit unbedeutenden Schneefeldern erfiillt, oder trichterformig mit gah- 142 nendem Sclilund stets haufiger auf, zvdschen ihnen karrenformige Gebilde aus gl e t s che r a li n 1 i ch zerris- senen Kalken, oft so diinne Sehneiden uns zukeli- rend, dass kaum der Fuss das Gleichgewicht erhalten kann. Bis zu den lioheren Gruppen \vird dasTerrain mit dem Ausdruck „pod podeli (unter den Tennen)“ bezeichnet, in den lioheren Lagen aber, wo sich die Kesselstiirze so mehren, dass das ganze Gebiet eineni Siebe nicht unahnlich erscheint, ist die Bezeichnung „na podeh (auf den Tennen, beziehungsweise deren Dachern)“ eine nicht unrichtige. Mit grosster Vorsicht drangen wir vor, schon gleich zu Anfang wandte nur ein gunstiger Zufall ernsteres Missgeschick von mir ab. Kalan kroeh durch eine Einsenkung hinan, icli nach ihm. Er vertraute die Schwere seines Korpers einem dem Anscheine nach festmirzelnden Fels, docli ein lieftiger Schrei, dumpfes Getose und mit raschem Blick konnte ich das Unangenehme der Lage iiberse- hen. Wahrend sich Kalan ganz gut gefangen hatte, kam in gliicklicherweise nocli nicht gar zu eiligen Satzen ein 100 bis 150 Kilo schweres Gestein durch die Rinne auf mich zu: in wenigen Secunden war die Entscheidung gefallen; durch ein rasches an die Seite driicken traf mich nicht die sicher zerquet- schende Beriihrung. In den lioheren Regionen sind es insbesondere die Karrenfelder, die zu leicht den Bei- nen, die triehterartigen Kessel, die dem ganzen Kor- per gefalirlich werden konnen. Gegen Uhr hatten wir das Gebiet na podeh hinter uns, und traten nun zum Rande der Schotterhalden. Das Durchqueren derselben bietet nicht die mindeste Gefahr, allerdings ist bei dem diinnkornigen Gerolle, das bei jedem Schritte in Bewegung geriith, die Musculatur der Fiisse in erhohtem Grade in An- 143 spruch genonnnen, allein auf nicht zu lange, denn nacli Va Stunde stehen vrir vor dem als Schliissel der zu nehmenden Richtung ervvahnten, am linken Ende der Štruca gelegenen Absturze 2360 m . Der- selbe tritt so schroff entgegen, dass ich, selbst nahe herangeriickt, das Erklimmen fiir sch\ver mog- ]ich bielt. Gleich der Beginn erfordert ein kleiues Kunststiick; etwa 4 Meter iiberhangt ein Fels, das ist der minder einladende Antritt zum Anstiege. An \vulstigen Erhohungen klammerten sich Kalans Fin- ger und Fiisse, mit kraftigen Armen gelangte er ari die obere Kante, liierginger mit der Gesckicklichkeit eines Turners in Stiitz tiber und schvvang sich iiber die Kante hinauf. Nackdem icii ihm dies, wenn aucii nicht mit solcher Geschicklichkeit nachgemacht hatte, kletterten wir die vielen Risse und Spriinge beniit- zend in der in einem FVinkel von etwa 65 Graden geneigten Wand hinan; — Hande, Fiisse, Knie fan- den hinreichende Bescbaftigung. Bald war Kalan voraus, meinen Alpenstock mit sich ziehend, vvalirend ich Deckung gegen allfallig sich losendes Gestein nahm, bald warich wieder neben ihm, brockelnde Felsstiicke in die Tiefe werfend. — Nie in meinem Leben hatte ich solche Vorsichten vvie hier beobachtet, das Auge spiihte nach dem sichersten Stiitzpunkte, eine Iland oder ein Fuss wurde nur gehoben, wenn der Korper selbst fiir den Fali des weiteren Ausgleitens eines Fusses oder einer Iland noch zwei verlassliche Stiitzpunkte hatte. Es \var dies unbedingt geboten, Kalan, noch in deni Stadium der Reconvalescenz hatte vollauf mit sich zu tliun, auch beim kleinsten Untall konnte ich nicht auf seine Hilfe in nachhaltiger Weise rechnen ; — bis aber eine solche von Suhadolnik hatte eintreffen 144 konnen, varen mindestens 13 Stunden verflossen. — Um 1 / a 8 varen vir auf der Hohe des Abstnrzes 2450 m *). — Ein eisiger Wind (4'/ a °) brauste da an uns heran, es var ein formlicher Orkan, aus dem nun vom Triglav bis zur Koralpe in vollster Reinheit er- scblossenen Norden. ■—• Tief unten lag das reizende Seeland, \vie eine Oase in dem Gevirre von Bergen. Ostsiidostvarts griisst uns die Skuta, sie gehbrt in den Kreis meiner Ersteigungen, denn ganz gefabrlos zeigt sich die noch zuriickzulegende Strecke. Von unserem Standpunkte slidvarts zveigt die Štruca ab, von ihrem siidlichsten Ende streicbt ein kleiner Grat zur Skuta bin; — zvischen diesem, der Štruca, der Skuta und dem nordlichen senkrechten Absturze, liegt eine in ihrer Tiefe mit etlicben Schnee- feldern erfullte Mulde. Wenige Klafter von dem nord¬ lichen Abfall stiegen vir sveiter, den Grund der Mulde umgebend. Kur einmal drangt uns die Bildung des Gesteins in unangenehmster Weise binaus gegen den nordlichen Abhang 2410 m , doch nun geht es leicht iiber grossen Scliutt hinan, der Zeiger zeigt 12 Min. nach 8 Uhr, als die noch vom Prof. Friedrich Simony in seiner orograpliischen Skizze des oberen Save-Gebietes als unersteiglich bezeichnete Felszinne der Skuta 2520 ,n sich in den Kreis der von Tou- risten erstiegenen Hohen reiht. — Die mitunter harte Muhe lohnte die herrlichste Fernsicht, der hochst in- structive Einblick in die Gruppe derSannthaler Alpen und ihrer Umgebung. — Der vollends blaue Himmel unterstiitzte das sogleich begonnene Studium der Rundschau. — *) Gegenwartig ist diese Strecke durch Aufbau einer Stiege tiber den Fels, Abscklagen dessen oberer Kante und Einhauen von Tritten bis zur Sohneide bedeutend verbessert, J. F. 145 Jone des Grintovc finden wir ausfiihrlicli bei den von Zoff und mir gesebilderten Besuclien dieseš Ber- ges, ja Zoff hat seiner Beschreibung sogar eine fiir die Kiirze der Zeit tiberraschend gut ausgefillirte Panorama-Skizze beigescblossen; jenes von der Skuta verscliiebt sicb gegen das des Grintovc nur um ein unbedeutendes; — icb vviirde daber \vohl nur lang- weilen, wollte icb ali’ des Herrlichen, was icb gese^ h en, wieder ervvahnen, allein nicbt unterlassen kann icb es, vvenigstens in grossen Ziigen das zu žeicbnen, was sicb dem Auge erschliesst. Westwarts der, nur unbedeutend die Fernsiclit beirrende Grintovc, im Kreise nach recbts von ihm ausgehend fesseln am Horizonte den Blick zunacbst die vveisslicb-grauen Gebilde der juliscben Alpen, uberragt von der kiikn- anstrebenden Spitze des Triglav. — Diesern folgen die wild gezackten Dolomite von Ampezzo, die Glet- schergruppen der Central-Alp en, mit dem charakteri- stischen Glockner, der lange Zug der Tauern, nord- oatwarts der breite Riicken der Koralpe — ostv r arts die zerrissenen kablen Hoben der Ojstrica, Yelika Planjava, Brana, fern im Siidosten markirt sicb deut- licli das Macel-, siidlicb das leiclit erkennbare Agramer- Gebirge, es folgen die gedebnten Uskoken, der seine ganze Umgebung uberragende Scbneeberg, siidwest- warts der Nanos, endlich west\varts die Gebirge bei Canale. — In eine Scliilderung der mitunter reizenden Ein- zelnbeiten einzugeben, balte icb, \vie ich eben bervor- gehoben, fiir liier nicbt melir am Platze; nur .darauf jedocli will icb besonders aufmerksam macben, dass Laibach, Krainburg, Cilli, Seeland, der Klopeiner- See als leicbt auffindbare Stiitzpunkte fiir vveitere Orts-Bestimmungen gute Dienste leisten. 10 146 Nun venden wir uns der Spitze selbst zu. Der venvitterte grobe Schutt, nur hie und da von einem groben Felsstiick unterbrocben, dacbt anfangs gleicb- massig nacb allen Seiten ab, gebt jedocli liber kurz nord-, ost- und sud\varts in so scbroffe Wande liber, dass ich ein Erklimmen des Gipfels von diesen Seiten ftir sebr sebvvierig, vre n n nicht ganz ausge- scblossen balten mochte. Der Gipfel selbst tragt einen Steinbaufen, wahrscheinlich bestimmt gewesen eine S tange (trigonometrisches Zeicben), von der noch ein Stlickchen vorhanden ist, zu tragen. — In den Spalten des Gesteins versteckt, grlinten in spiir- licben Exemplaren bie und da Pfianzcben mitunter seltener Gattung vvie Oardamine resedifolia, Saxifraga muscoides, Papaver pvrenaicum Deeandol, Hutcbinsia alpina II. Br., Linaria alpina, — Was endlicb die Er- hebung anbelangt, so halt Professor Simony die Skuta fiir gleicb hocb mit dem Grintovc, ich hatte leider kein Aneroid mit mir; nacb ocularer Schat- zung pflicbte icb Professor Simony bei, keinesfalls liberragt die Skuta den Grintovc. Nachdem ic.li micb so in Allem zureclitgefunden, und auch Kalan genugsam 8 Gemsen, die tief unten zur Hinka wecbselten, beobachtet hatte, scbritt ich zu der Taufe des grauen Hauptes, allerdings nicht mit Wasser, das vveit und breit nicht zu finden ware, sondern wie es einem so markigen Kolosse geziemt, mit intensiverem Stotf, mit schwarzer Oelfarbe. Zur Losung jeden Zvveifels fiir die Zukunft oder doch wenigstens fiir eine Reihe von Jabren, wo die so sclnver definirbare Skuta sei, hatte icb solche Farbe in der \veiteren ikbsicbt mit mir genommen, um auf dem ganzen Riickwege bervorragende Stellen von der Skuta ab mit arabischen 1 /, Meter boben Ziffern 147 zu kennzeichnen; sie sollten mir folgenden Touristen die Gewalir sein, dass sie sich auf der riclitigen Fahrte befinden, sie konnten bei einfallendem Nebel als sickere. Anlialtspunkte fiir den weiter zu suchenden Pfad dienen. Westlich auf der ersten grdsseren Felsplatte un ter der Spitze, dem angeblichen Grenz- punkte dreier Kronlander scbrieb icb in grosseren Buchstaben den Namen der Felszinne: Skuta, darun- ter A. v. Pavici), dami A. Kalan, schliesslich 2.9./7. 1875, einige lierzhafte Ziige Weins aus der Waid- flasclie, ein einfacher Imbiss vollendeten die Feier- lichkeit. 5 Minuten vor 10 Dbr begannen wir den Abstieg zum Suhadolnik, ganz gegen meinen ur- spriinglichen Plan. Zuerst wollte icli von der Skuta zur Brana und von bier liber den Steiner Sattel zum Uršič. Mein nur melir nacli \venigen Tagen bemes- senei' Urlaub nothigte mich, dieses Programm zu andern und den unmittelbaren Abstieg zum Uršič im Feistritz-Tliale in Betracht zu ziehen, docli aucb dieses Project scheiterte; es warein Gebot der Menscb- licbkeit dem nocli nicht ganz gekraftigten Fiibrer gegeniiber den ihm zusagendsten Ruckveg einzu- sclilagen. Uebrigens ware ein Besucli der Brana von der Skuta aus ganz unpraktisch, da man, wie ich nun gesehen, viel zu tief in die Einsenkung zwischen der Kinka und Brana hinab miisste. Ein directes Geivin- nen des Uršič von dem podeli diirfte moglich sein *). Rascli gin g es liinab zu dem nordlichen Aus- laufer der Štruca, dort, wo uns die Felsbildung ganz nahe an den Abgrund drangte, malte ich die erste Ziffer 2450 m , darunter einen Pfeil mit der die Ricli- tung des Anstieges bestimmenden Spitze. Bald hatten *) Ist leicht durchfiihrbar. Siehe den zweiten folgenden Artikel. J. F. 10 * 148 \vir uns mit Handen, Fiissen, Riicken liber den Ab- grund hinabgearbeitet; im kiihnen Satze gewann Kalan vom iiberhiingenden Felsen aus die Schotter- halden, ich gleitete auf seine Acbseln und krocli liber seinenKorper zum festen Boden. Hier stebt die z\veite Ziffer 2360 m , und gerade der iiberbiingende Fels, der erklommen vverden muss, ist durcb einen romischen Zweier markirt. Die Strecke zwischen den Ziffern 1 und 2 kann man ganz zutreffend als Stiege zu der Skuta (stenge h Skuti) bezeichnen. Die Zahl 3 bracbte icb beilaufig in der Mitte der Schotterbalden an. Bei diesem Dreier batte der Stacbel des Misstrauens seitens meines Fiibrers, der sich durcb die Fix-Punkte in seiner klinftigen aus- scbliesslicben Fiibrerschaft gefiibrdet wabnte, scbon solcbe Dimensionen angenommen, dass icb einen schlauen Anscblag geVartigen konnte. Das Sucben eines Wasser gebenden Scbneefel- des im Terrain na podeb gab den ibm \rillkommenen Anlass, nach und nacb melir gegen die Fels\vand pri dolgih snegah, die \vie erwahnt vom Grintovc siidost- varts zur Vrata streicht, abzubiegen. Selbstverstand- licb liess icb da Farbe und Pinsel trotz vviederholter Aufforderung Kalans ruhen, denn zu Querziigen sollten die von mir angebrachten Hilfsmittel wahrlich nicht verleiten. Als icb Kalan an der Hand meiner wahrend des Gehens gemacbten Anmerkungen, in dem manchmal ubersebbaren Gebiete der na podeb und pod podeh genau grossere Felsstiicke bczeichnete, die wir beim Anstiege zur Recbten oder Linken beriilirt batten, und er so sicb iiberlistet sah, zollte er meiner Orientirungsgabe selbst reichlichen Beifall. Drst tief unten ehva / 4 St. erreichten. Die neue Hiitte ist neben der alten hingebaut, und bietet cin becjuemes Lager fiir et\va 6 Personen; liinreichend bei dem noch immer spiirlichen Besucli des Grintove. Einge\veiht wurde die Hiitte von einer Gesellschaft Alpenfreundc am 4. August, Avobei sie den Namen „Friscliauf-Hiitte“ erliielt. Die Naclit war ausserordentlicli milde, oline Decleen konnten AA T ir bei offener Tliiire sclilafen; zeit- licli varen vir bereit, aber erst um 3 3 /t Ulir konnte vegen Dunkelheit aufgebroclien verden. Die drei Triestiner gingen mit dem Scbafliirten auf den Grintove, den sie aucli in veniger als 3 St. erreicli- ten; icli sclilug mit Jernik den bekannten Weg von St. zum Grintovc-Sattel 1800“ ein, von wo vir uns links d. i. nordlich 1 / 2 St. aufvarts vandten. Damit erreichten vir den siidostliclien Abhang des Grintove, an velclien vir durch eine Art von Fels- tbor 1950'" traten. Z\vei Steine mit den Zeichen „6 und 5“ von Herrn Alfons Pavicli v. Pfauenthal bei Gegen\vartig ist eine griindliche Verbesserung dieses Steiges vorgenommen worden. 154 seiner Skuta-Tour vom 29. Juli 1875 bezeichnet, kennzeiclmen diese Stelle. Icli vusste nun, dass er denselben Weg eingeschlagen babe, und war sehr erfreut, dass auch von Stein aus diese Tour jetzt bekannt sei*). Nun folgte ein ziemlich beschverliclies Wegstuck durch die steilen Platten und kleinen Ra- senflecke des erviihnten Abhanges, einige Verbesse- rungen varen hier hocbst zweckmassig. Ist jedocb diese etva */ 4 St. lange Strecke iibervunden, so gebt es hocbst- bequem gegen den Kessel, gebildet von dem Siidabsturze des Hauptzuges besonders des Grintovc. In 3 / t St. hatten vir den Stein n 4“ an einer kleinen Erhohung erreicht, vo wir auf der Ilohe cine kurze Rast hielten. Nun stiegen \vir liber den zerkliifteten Fels und liber Gerolle in die Mulde zvischen Grintovc und Langkofel, vo vir uns einen kleinen Einschnitt links nahe am hochsten Punkt zum Ziele setzten. Durcli Gerolle steil aufwiirts er- reichten wir eine Felsterrasse, iiber diese zog vieder eine Schlitt veit aufvarts gegen den erviihnten Ein¬ schnitt; durch letzteren erkletterten wir die Sclmeide und dann ging es stiegenartig iiber hohe Felsblocke auf den Langkofel 2470 m , auf vvelchem sich eine Stange befindet. Einschliesslich der allerdings kaum viel liber i / i St. betragenden Rasten hatten viretvas veniger als 4 St. benotbigt. Die Aussicht var vnndervoll, nach allen Welt- gegenden gleich rein und durch keine Špur eines Wolkchens getriibt; im Ganzen ist sie jedoch, vas die Fernsicht anbelangt, der Grintovc-Aussicht so *) Herr A. v. Pavich hatte mir vor seiner Abreise erklart, er wolle mit den beiden Uršič vom Feistritzthale aus die Tour auf die Skuta versuchen, ich vermuthete nun, er hiitte den Riick- weg in das Kankerthal genommen. 155 ahnlich, dass icli mir deren Scliilderung ersparen kann. Nach et\va einstiindigem Aufenthalte stiegen wir wieder gegen das untere Gerollfeld ab, etwa '/4 St. wahrte diese rasche Tour; wir liielten uns etwas tiefer als nothig, um bei einem Scbneefelde cine langere Rast zu halten. Hierauf wandten vir uns ostlich quer durcli die Abhiinge, um in die Schluclit zvischen Langkofel und Skuta zu kommen, und stiegen dann verhaltnissmassig bequem liber Gerolle und Fels nordlich aufwarts in 1 / a St. zum Stein n 2“ 2360"’ an der Felsvvand. Nun folgte eine ziemlich bescliwerliclie Strecke. Der Hauptzug fallt namlieh hier iiberall in steilen Wanden ab, besonders ist die etwas ostliclier stehende Wand ganz ungang- bar; fur selbe \viirde icli \vegen der polsterartigen Wolbung an der Hohe den Namen n Polsterwand u vorschlagen. Links d. i. \vestlich von dieser Wand ist es moglicli, wieder die Selmeide zu erreichen, hier fallt selbe in quaderartig geschicliteten Platten ab, welclie an den Ansatzstellen Haltpunkte fiir den Fuss gewiihren. Wir stiegen nicht nacli der beim Steine „2 -i gesetzten Pfeil-Richtung, die liber eine naliezu senkreclite Felsrinne von melir als 4 Meter Hohe fiihrt, sondern etwas links aufwarts; fiir einen sckvnndelfreien Kletterer ist diese Stelle olme Gefalir, bereits nach ’/ 4 St. hatten wir die Schneide erreicht. Nun geht man eine kurze Strecke auf der Schneide bis zu einem Felskopf, hier heisst es %vieder eAvasaus- \veichen, wir wandten uns anfangs ostlich aufwarts, stiegen dann nordlich liinab und erreichten in >/4 St. den Fuss 2410 m des letzten Kegels der Skuta; Herr Pavich schien sich nach der Bezeichnung des Steines „1“ zu urtheilen gleich nordlich gehalten zu haben, \vas vi e ich mich beim Rtiekveg liberzeugte, etwas 156 bequemer ist. Wir befanden uns nun in einer Mulde, gebildet von den ostlichen Abstiirzen der Polster- ivand, von deren siidlicliem Ende sich nordostlich ein ki einer Grat zur Skuta zielit; Scbneefelder erfiillten die vertieften Stellen dieser Mulde. Eine ganz leiclite Tour stand noch bevor, in massiger Neigung iiber unb'ewegliches Gerolle und bequeme Felsplatten vvar in siidsiidostlicker Richtung steigend in iveniger als ‘/a St. der Gipfel 2520 m , auf ivelchem sicli unter einem Steinliaufen Ileste einer Piramide betinden, erreicht; es nar IG /4 Uhr. Ein lierrliches Panorama lohnte die Mribe, die Schilderung derFernsicht kann aus den oben angegebenen Griinden unterbleiben, der Ariblick der nachsten Umgebung ist iibenvaltigend, die Skuta steht so ziemlicli im Mittelpunkte der Sanntlialer Alp en und ist daher der instructivste Uebersichtspunkt. Die ganze Wanderung bietet die imposantesten Felsenbilder, die Tour ist vom Anfang bis zum Ende gleicli interessant. Die »Sannthaler“ liaben daher auch auf Grundlage dieses Bericlites die Ausfiihrung einiger Arbeiten fiir bessere Zugang- lichkeit dieser Spitze in Aussiclit gestellt; esist dann Sache der Alpenfreunde, dieses jetzt erscklossene Gebiet niclit mehr vie bisher zu meiden, um es von dem anhaftenden Nimbus des Unerreiclibaren zu be- freien. Freilicli ist dazu erforderlich, dass die Touri- sten sich selbst Alpengebiete zur Forsehung aus- ivahlen und niclit gedankenlos betretene Mode-Tou- ren nachgehen. Nach D/jStundigem Aufenthalt (bei 13° C. im Schatten) bequemten iv ir uns zum Ab- stieg; diesmal wollten \vir den Pfeilweg des Steines „ 2 “ gehen *). AVir trafen fortgesetzt Spuren der Ersteigung durcli Herrn Pavich, doch iveiter unten *) D. i. ~\Xeg des Herrn v. Pavich. gelang uns nur mit Muhe der Abstieg in die tiefere Terrasse; einmal mussten Avir sogar -\vieder aufwarts lind ein anderes Felsband suchen, zuletzt standen \vir \vieder an einer etwa 6 Meter liohen Wand. Nun stiegen Avir vvieder etwas zuriick und suchten noch mehr linkš hinabzukommen, doch \vieder eine Wand. Schon glaubten Avir zu unserem Wege zuriickgehen zu miissen, als Jernik kurz entschlossen an der etwa 4 Meter hohen Wand in’s Gerolle iiinabrutschte und hier bald festen Fuss fasste, Mit Hilfe nieines Berg- stockes bereitete mir Jernik eine kleine Abstufung, liber vvelche ich dann ebenfalls binabsprang, Avodurch die schvverste Arbeit nun vollendet \var. Bummelnd trabten Avir die verschiedenen kleinen Terrassen abAvarts, gequa.lt vom Durste machten Avir bei einmen Scbneefeldern veraebliche Versuche von O O ^ Wasserbereitung, mein geringer Thee-Vorrath war 'beim Abstiege dure,h die Wand zu Ende. Wir Avand- ten uns gegen den unteren Tlieil des Thalkessels des Hauptzuges, zur Rinne des vom Grintovc nach dem Greben sicb žiehenden Rlickens, und dann ging es Avieder aufvvarts die erwahnte schvvierige Stelle an der Siido$i-Wand des Grintovc. Nun liinab zum Sattel und zur Hiitte, avo Avit’ Avieder nur kurze Rast liielten — denn Avir fanden kein trinkbares Wasser. In 1 St. erreichten Avir den Bauernhof Suhadolnik, avo \vir uns erst satt trinken konnten. Nachdem Avir uns mit Kaffee restaurirt hatten, stiegen Avir in die Kanker liinab, avo ich im gastlichen Hause des Herrn Directors Schiffermiiller die freundlicliste Aufnahme fand. Lange plauderten Avir, eine ungeheure Quantitiit von Getranke erforderte mein kaum zu befriedigender Durst, die Mitternachtsstunde A\-ar nicht mehr ferne, als Avir uns endlich zur Ruhe begaben. 158 S k r e d u n d Žmavca r j e. Trotz dergelungenenTour am 12. August 1875, liatte icli eine Wiederliolung der Skuta-Besteigung auf mein Sanntlialer Touren-Pi’ogramm des J. 1876 gesetzt. I)ie beiden gcfalirliclien Stellen anr Grintovc- Kamme und unter der Sclmeide sollten vom Sulia- dolnik-Bauern ausgebešsert nnd dann solite auch die Skuta auf das Eroffnungs-Programm gesetzt vcrden. Leider scbienen der Durchfiihrung dieses Gedankens die grossen Schneemassen, die noch Mitte August die Spitze umgaben und die sclileclite Witterung des September imiiberivindliclie Schvvierigkeiten ent- gegen zu setzen. Nur der raschen Beniitzung der ivenig sclionenTage amEnde des genannten Monates gelang dieVollendung der Steiganlage zur Schneide, deren Inspicirung mein sehnlicher Wunsch blieb. Die Aufnahme des Grintovc-Panoramas durch Herrn A. Zoff, dem icli hierbei Gesellscliaft leistete und dabei zugleich moglichst viele Namen der Aussiclits- objecte bestimmte, eine Nebeltour am Greben batten mir schliesslich alle Lust zu H.ocbtouren genommen und um micli auszurasten war icli am 3. October von der Kanker nacli Stein gegangen, von wo aus icli meine Riickkehr in die Heimat antreten \vollte. Mein Gewissen war jedoch niclit beruhigt. Der alte Jernik liatte mir viel von den Schafvveiden unter der Skuta erzahlt, die vor ciner langen lleihe von Jaliren die Eamilie Muri (in Ober-Seeland) dort betrieben liatte. Ich konnte jedocli liber den Triebweg niclit redit in das Klare kommen, denn sammtliclie Zugange zum slidliclien Plateau der Skuta kamen mir zum Viehtrieb als ungeeignet vor. Weder von Westen durcli die bosen Gebilnge Jurjovc nocli von Osten durch das 159 Tlinkatlior war ein derartiger Auftrieb durchzu- fiihren. Ebenso unmoglich erschien mir ein Vieh- trieb vom Feistritzthale aus. Nach langen und bei meinen geringen Kenntnissen der slavischen Sprache mUbsamen Erkundigungen erfuhr icb nun, dass man von der einzigen Quelle unter der Skuta (knapp am Absturze in das Feistritztlial) absteigen konne, dabei aber eine gefalirlicke Stelle passiren mtisse *); ein zweiter Zugang vom Feistritzthale sei ostlieh und fiihre durch das Tbal Žmavcarje, welches in der Ilichtu ng gegen die Brana zu lage. D ur eh dieses Thal hatte man die Schafe aufgetrieben und an ver- echiedenen Stellen, deren hochste bei der ervvahnten Quelle sicli befand, geweidet. In dem Kuheort S tein angelangt, hatte sich das Wetter total geandert; ein tadelloser Tag folgte dem anderen, und nach einigen gelungenen kleineren Touren wurde nochmals die Skuta-Besteigung vorge- schlagen. Herr Anton Frohlich, ein junger gebil- deter Mann, in dessen trefflichem Gasthause icli ein- gekehrt war, wollte micli auf dieser Tour begleiten. Mir war seine Begleitung ausserordentlich erwiinscht, denn ausser seiner angenehmen Gesellschaft hatte ich an ihm einen trefflichen Dolmetsch, und ich konntefiireventuell in Aussiclit genommene Zugang- lichkeits-Arbeiten an ihm dann eine Stiitze ervvarten. Um 2‘/ a Ulir des 6. October brachen \vir auf, fuhren auf guter Strasse nach der Ilausergruppe Znamnje an der Thalspaltung der Feistritz und des Cernabaches, \vowirim Gasthause einen Trager zum Uršič requirirten. Der in der Einleitung bereits ge- schilderte Weg fiilirt fortgesetzt am linken Ufer, an- fangs durch 20 Min. knapp an der Feistritz, dann *) Weg iiber den n Skred“. 160 aufwarts zu einem Steinkreuze zur Strasse, vvelche sich noch d urah 20 Min. am Bache lialt. Nun geht es etwas steil aufvvarts, das Thal vercngt sich, diirch dichten Wald kommt man in 1 / 2 St. zu einem Stein- kreuz; untenvegs genossen wir an lichteren Stellen den Anblick des Centralstockes vom Grintovc bis zur Brana. In ’/ 4 St. hatten vvir die Putzpulver-Fabrik erreicht — ein alter gichtischer Bauer erklarte, wir wiirden nicht auf die Skuta kommen — in 10 Min. kamen \vir zur Erweiterung, wo \vir rechts den Einfluss der Bela bewunderten, in 10 Min. standen \vir an der prachtigen Naturbriicke Predasel und in abermals 1 / 4 St. hatten \vir unser Nachtquartier den Bauernhof Urš ic 600 m erreicht. Wir frugen allsogleich um den alten Mathias, es hiess derselbe sei nicht zu Hause, es vviirde uns sein Solm, ein Mann im kraftigsten Lebensalter, der zugleich beim Jagdpiichter Herrn Smolle als Jager bedienstet ist, fiihren. Die Umgebung unseres Quartiers ist eben so reizend als grossartig. Vor demselben ist rechts der Ursprung der Feistritz, ein schoner Wassertiimpel von blaugrilner Farbe, der unmittelbar aus dem Fel- sen seinen Ursprung hat. Der Thalboden ist unten diclit bewaldet, und nach Nord geschlossen durch die Abstiirze der Skuta; Grintovc, Skuta und Brana bilden die Umrandung des Schlusses. Vor dem Hause ist ein Holzbau, eine Art von Sommerhauschen, wo v ir bis zur Bereitung unseres Nachtessens im Freien verbleiben konnten. Etwa um 9 Uhr begaben wir uns zur Buhe, die wir in dem grossen Fleustocke, eine kleine Strecke bstlicli vom Hause fanden. Die Nacht \var vvunderbar schon. Der Mond beleuchtete die Umgebung fast mit Tageshelle; die Luft war frisch aber dabei so milde, dass \vir bei offener Thlire 161 keine Kalte fiihlten. Um 2 Uhr liess es uns keine Iluhe meln-; \vir standen auf, gingen zu dem Bauern- hofe, wo man bereits mit der Bereitung nnseres Kaffees beschiiftigt war, und um 3 Uhr waren wir bereits marschbereit: Der warme Morgen (14° C.) des 7. Octobers versprach einen heissen Tag; iv ir hatten jedoch Hoffnung, durcli fast 4 St. von der Sonne nicht be- lastigt zu \verdcn, und uns um die Zeit des Sonnen- aufganges bereits in einer respectablen Hblie zu be- iinden. Wir segneten den Mond, der mit seinem Liclite uns diesen zeitlichen Aufbrucli ermoglichte. Durcli einen dichten hochstammigen Bucliemvald gingen vvir rechts vom trockenen Bache des Hauptthales in unbedeutender Stcigung thalaufwarts, wir beivunder- ten die riesigen Stamme und bedauerten die Zeit, wann selbe der Axt verfallen wiirden. Nacli 3 / i St. gingen wir nach links liber den Bach nach einem riesigen Felsblock, der ivie mit einer Sage durch- sclmitten ist und deshalb „žagana pečina (durchsagter Fels)“ genannt wird. Einige Minuten fiihrt der Weg links vom Bache, dann vvendet er sicli ivieder rechts, nach einer weiteren '/ 4 St. fiihrt derselbe jedoch vvieder links. Nun geht es durcli den dichten Wald weiter; nach 10 Min. ziveigt sicli links ein Fusssteig ab, der zum Sattcl zivischen Greben und Grintovc fiihrt; wir ivandern auf dem Hauptwege nocli 5 Min. vveiter und kommen jetzt zur Hauptspaltung des Thales 936 m ; der gerade etivas kiirzere Wcg fiihrt liber den n Skred“ auf das Plateau, der Weg rechts in die Thalterrasse „ Z mavčarje “. Ersteren \vollten wir als Aufstieg, letzteren als Abstieg beniitzen. Einige Bedenkcn meines Begleiters, ob er aucli im Stande sei, iiber die gefalirlichcn Stellen des Skred 11 162 zu kommen, konnte ich durcli die Hinwcisung auf das mitgenommene Seil und die Korperstarke unseres Fiihrcrs leiclit beschvrichtigen. "VVir scliritten nun im Thalboden aufivarts. Ge- striipp vrechselte mit Rasen und Gerolle, vrelch’ letz- teres boi der Steillieit des Weges unangenehm wurde. Nach l / 2 St, bevor wir nocb den Thalschluss errei- clien, vvendet sich der Weg links in den Wald, der mit Tannen gemiscbt wieder prachtvolle Exemplare der Buche aufweist. Nach */ g St. steilen Kletterns auf gutem Steige, der jedocli bereits einzelne Felsstufen darbietet, kamen wir an eine Felsmulde. DieserTheil des Grabens ivurde vom Fiilirer „ Mali Kudi“ ge- nannt, der „Veliki Kudi“ ist vrestlicli durcli einen Riegel getrennt; das Hauptthal selbst nannte Uršič „ Prosek 11 . Die letzte Waldwanderung hatte die Um- gehung des Absturzes unserer Felsmulde zum Z^vecke; auf einem schmalen Felsbande 1090 m durch- cjuerten vrir nach rechts (d. i. Osten) in 5 Min. die Mulde und sticgen rechts aufvrarts durcli Gestriipp in den Alpenboden „Trata“, ivo wir in */ 4 St. die Reste der primitiven Hiitte erreichten. Nach einer Aveiteren 1 / 4 St. aufwarts kamen wir zum n Windloch“, einer kleinen Hohlung aus der \vie aus einem Geblase der Wind ausstromte, nach abermals t / t St. Steigen kamen \vir an den Thalschluss 1614™. Gerade vor uns war die Felswand, links davon fiihrte ein Rasen- band aufwarts gegen die Holie; letzteres bezeichnete der Fiilirer als den Anfang des „Skred“. Ueber das Rasenband stiegen wir aufwarts, verliessen aber bald die nach links gelialtene Riclitung und kletterten liber eine Felsleiste nach rechts; an der Wendung bezeich¬ nete ich den Weg mit rother Farbe und dem Datum unserer Tour. Nun aber musste> jeder Tritt mit 163 Vorsicht gesetzt werden, mein Begleiter liielt sich Avacker und nachdem er die ersten gefiihrliclien Stel- len passirt liatte, war seine Zuversicht bedeutend ge- stiegen. Ueber das Felsband arbeiteten \vir uns auf- Avarts gegen die Wand, erreichten liber eine Rinne den ostlichen Rand eines Absturzes und nun folgte bald das gefalirlicliste Stiick: ein scbmales Band quer durch den Absturz. Diese Strecke ist jedoch ziemlich kurz, bald hatten Avir \vieder den Alpen- boden iiber dem Absturze erreicht. Von der veestlich gelegenen Kuppe heisst der Alpenboden n za koglam“. Fast '/j St. liatte diese gefabrlicbePassage des Skred gedauert.Nun liielten Avir uns fortgesetzt etAvas links aufwarts und erreicliten in 1 / a St. die einzige Quelle 1800 m unter der Skuta, wo icli mit Jernik bei meiner Quer\vanderung A r or ZAvei Jabren vorbei ge- kommen Avar. Hier Avurde eine Rast A r on 3 / t Št. gehalten, Avahrend dieser Zeit die ganze Gegend ge- mustert und fiir die Karten-Verbesserung skizzirt. Rechts zog der Weg liber ein • Gerollfeld und Ra- senflecke aufAA r arts zu eincm Riegel, iiber dessen Riicken AA'ir uns dann siidlicli in das Tlial Zmav- earje AA-enden Aviirden, falls wir nacb dieserRiclitung absteigen Avollten. Von hier kann man ebenfalls in das Logartlial kommen. Diese oberen Stellen Avaren mir bereits von meinen friiheren Touren bekannt. Nacli dem Aufbruche Avandten Avir uns links iiber Alpenboden aufvvarts zum Plateau, Avir durch- scliritten fast inuner in Avestlieher Richtung eine Reihe von kleineren Fels-Mulden und kamen in 3 /+ St. zur grossen Mulde n Veliki podeh“ 2170 m , deren Grund ein AA-eites Schneefeld ausfiillte. Theils am nordlichen Rande, theils durch die Schneefelder passirten Avir in '/ 4 St. diese Mulde und kamen nun 11* 164 knapp gegen den eigentlichen Aufstieg zur Skuta. Nun musste nordlich gegen die Schneide zu gestie- gen werden. Rechts var der glatte Fels der Štruca, velche mein Fiihrer „Thurm“ nannte, links der Absturz des langen Grates; zwischen beiden zieht sich ein mit Felsleisten durchsetztes Gerollfeld gegen die Scbneide hinauf, die oben etvas eingeschnitten ist. Rechts vom Einschnitt ftihrt der Weg iiber die Felsvand auf den Gr at*). Ueber das Gerblle und die Felsbander erreicliten vir in St. die Felsvand an der Stelle „_i>“ 2360 m des Pavich’schen Zeichens, rechts davon ist die Nummer „II“. Primus Suha¬ dolnik und Kalan hatten am 27. September die nun folgenden gefahrlichen Stellen ausgebessert. Zusam- mengelegte Steinblocke bieten einen bequemen Auf¬ stieg iiber die erste steile Stelle, deren oberer Rand abgesprengt rvurde; eingehauene Tritte ge\vahren dem Fusse sicheren Halt, und nach 10 Min. hatten cvir oline besondere Miihe und Anstrengung die Schneide erreicht, und das ehemals schvverste Weg- stiick lag hinter uns. Nun befinden wir uns auf dem alten Wege. Wir hielten uns wenige Schritte auf der Schneide bis zum Felskopfe, hier wandten -vvir uns, um die steilen Wande zu umgelien, siidostlich, kamen in 5 Min. an den Muldenrand, spiiter gingen vir ostlich und zuletzt nordlich wieder der Schneide zu, die vir in veiteren 10 Min. erreichten, und wo vir am Fusse 2410'" des letzten Kogels stehen. 1 eber das grobe unbevegliche Gerblle vurde fast sudlich steigend in 20 Min. der Gipfel2520 m erreicht; es var gerade 11 Uhr, somit hatten vir einscliliess- lich der Rasten 8 St. benothigt. *) Der Weg von hier bis zum Gipfel ist mit dem friiher ge.-childerten identisch. 165 Eine wundervolle Fernsichtlohnte unsere Miihe. Nur liber der Laibacher Ebene lagerte anfangs eine dicke Wolkenbank, die sicli ge gen Mittag auck ver- zog. Die nahen und fernen Punkte konnten mit gleicher Ileinlieit geselien werden. Neuerdings iiber- zeugte ich inicli, dass die Skuta-Aussicht die des Grintovc an Lobnbarkeit bei Weitem iibertreffc. Die Fernsielit ist dieselbe, nur mehr central, nacb Siiden und Osten jedenfalls instructiver. VVahrhaft iibenval- tigend ist der Blick auf die Umgebung, mitten aus schauerlichen Felsvrildnissen ragt die Skuta als der beste Uebersichtspunkt dieses Gebirgsstockes auf. Nacb l 3 / 4 stiindigem Aufefathalte schieden wir. Nur mit Mlilie Hess sicli mcin Begleiter zum Auf- brucbe bewegen. Es war seine erste Hochtour und er konnte sicli nicht satt selien. Fortvvahrend im Zweifel: ob die Nord-, Ost-, Siid- oder West-Partie das Schonste seien, musterte er von Punkt zu Punkt das herrliche Panorama. Docli es musste gescliieden sein. Auf mindestens 5 St. schatzte icli die Zeit des Abstieges, Avovon Avir 4 St. bei Tag maclien mussten, Avollten Avir ohne Gefahr den Uršic-Hof erreichenj dcnn um 6 Ulir Avar es bereits dunkel, und Mond- scliein gab es erst in den spaten Nachtstunden. In 3 L St. kamen A\-ir an den Beginn der Wand, in 'L St. zur grossen Mulde und in / 2 St., dann wenden vir uns links d. i. nordlich gegen die Fels- wand zu, die wir bei einer glattgeschliffenen Platte erreichen, nun geht es iiber die verschiedenen Rasen- bander aufwarts ] / a St. in einen hoheren kleinen Boden 1900 m , wosich die Ueberreste einer primitiven Hiitte ohne Daeh befinden, die ehemals fiir kurze Zeit das Quartier des Schafhalters bildeten. Unmittel- bar vor uns ist ein kurzes Felsenthal, rechts der vom Grintovc zum Gi - eben sich ziehende Riicken, links der Fuss des Grintovc selbst, der von hier ein breites Rasenband hinabsendet, der einzige becjueme Zugang auf die Hohe. Auf dieses Rasenband steuern \vir zu, in westlicher Richtung kommen wir an der Siid- seite desBerges aufwarts und nun steigen vnr an den bequemsten Stellen directe auf, bis wir eine schiefe Fl'aehe erreichen, welche am unteren Rande mit Rasen bedeckt ist, am oberen Theile ein Gerollfeld 12 * 180 tragt, \velches zahlreiche Spuren von Eisenbohnerzen enthalt, der oberste Theil ist durcb Felswande abge- schlossen. Wir durchscbreiten nun entweder das Ge- rollfeld oder umgehen dasselbe langs der Rasen- flecke und vvenden uns aufvvarts gegen die Schneide, die -vvir in 1 St. oben an dem ervvahnten Felskopfe erreiclien. Das Zeichen „0. T. C. (Oesterreichischer Touristenclub)“ schmiickt diese Stelle. Nun balten \vir uns langs der Scbneide, die Rasenflecke werden immer sparlicher, \verden von Gerolle und Fels abge- lost und nach 1 / 2 St. steben wir auf dem Gipfel 2558 m , der gegenvvartig mit einer bohen Pyramide, vvelche im Sommer 1876 von der k. k. Militar- Triangulirung errichtet vvurde, gescbmiickt ist. Einige Pflanzen: Hutchinsia alpina, Papaver alpinum,Linaria alpina und Eritrichium nanum (am Ostabsturze) kommen zwiscben den Gesteinen vor. Nun mustern wir die Aussicbt. Zunacbst \verfen wir einen Bliek auf die nachste Umgebung. Wir be- tinden uns am kochsten Punkte eines Grates, iiber dessen nach Siidost ziehenden Riicken vvir auf den Gipfel gelangt sind. Nach Norden (eigentlich Nord- nordost) kann man iiber Felsleisten und Gerolle fast */ 2 St. bis zum Absturz absteigen, nacli West und Ost stiirzt der Gipfel steil ab. Nur vveiter unten verflacbt sich der Absturz gegen Westen ein kurzes Stiick und bildet mit der zahmen Svidseite den Weg auf die Hohe. Ueberaus grossartig ist der Anblick der vvestlichen Kanker-Kočna mit dem vveit binauf- ziebenden Gerollfelde „oberes Thal (gorni dol)“. Wendet man den Blick nach Ost, so hat man die Trichter und Karrenfelder der „Podeh“, die Abstiirze der Skuta, die von keinem Punkte so einladend zu einer Kletterpartie erscheinen, wie vom Grintovc 181 aus. Ueber diese liinaus schweift der Blick zur scklanken Ojstrica und um diese h er um zur Plan¬ java und Brana. Siidlich haben vir das Alpengebilde des Greben. Die Fernsicht im Detail zn schildern, ist unmoglich; nur die Grenzen konnen skizzirt ver d en. Der Blick streift vom Triglav liber die Gail- thaler-Alpen zu den Tauern, von hier liber das Urge- birge und die Kalkalpen der Steiermark, an diese schliessen sich an Posruck, Bacher, die Berge des Sanntbales; nun folgen die kroatischen Berge bis an die Militargrenze, Krainer Sclmeeberg, Nanos. Sammt- liche Iioken sind reihenvveise wie auf einer Karte ausgebreitet. Als ausserste Punkte mogen erwahnt verden: Im Norden Wechsel, Scbneeberg und Rax- alpe; imOsten das kroatisch-slavonische Grenzgebirge (Bilo); im Siidosten die Zacken der bosniscben Bergspitzen bei Prjedor liervorragend iiber den lang gestreckten Zug der Uskoken; im Siiden die Plje- ševica in der Militargrenze, die kleine Kapela, der Monte Maggiore; im Westen das karntner-venetiani- sclie Grenzgebirge und die \vestlichen Eisberge in den Hohen Tauern. Ebenso umfassend ist die Tlial- aussicbt. Im Norden zahlreiche Ortschaften des Drau- thales, Wolfsberg im Lavantthal; im Osten das ganze Sanntbal mit dem Iiauptorte Cilli, dessen einzelne Gebaude mit einem guten Fernrolire getrennt gese- lien verden konnen; im Siiden die Laibacher Ebene, Laibacli selbst, Krainburg, Lak; im Westen Tbeile des Gailtbales und die Thiirme von Villach. Kaum ein zweiter Punkt diirfte ein so weit gehendes und dabei doch so \vechselndes Panorama entfalten*). Herr Alfred Zoff bat dies vunderbare *) In dieser Beziehung sind die von den Touristen bis jetzt ganz vernacblassigten Hohenpunkte von Unterkrain und 182 Bild mit sicherem Griffel fixirt und zum Nutzen und Vergniigen kiinftiger Grintovc-Besteiger dem Ver- fasser dieser Schrift giitigst zur Verfiigung gestellt. Die Zeiclmung vurde an den schonen Tagen des 25. und 27, Sept. und 4. Oct. 1876 angefertigt, und leistet, vie sich der Besucher iiberzeugen kann, audi den rigorosesten Anforderungen Geniige. Durcli bei- liegendes Panorama, das fiir die Fernsicht auch auf den iibrigen Hohenpunkten dieses Gebirgsstockes vervendet verden kann, bin ich der Schilderung der Detail-Aussiclit ohnedies iiberlioben. Niemand vird bei giinstiger AA 7 itterung diesen lohnenden Punkt ohne vollkommene Befriedigung verlassen. Ansdiliessend an den soeben geschilderten Weg vili icli den Steig von der Feistritz aus mittheilen, der mit dem eigentlicben Grintovc-AVeg identiscli ist und nur in dem unteren Tbeile variirt. Um von Fei¬ stritz (Stein) auf den Grintovc zu kommen, bat man den Sattel zvvischen Greben und Grintovc 1800'“ zu ersteigen. Yom Sattel (der, vi e bereits envalint vurde, von der Alpenblitte in 3 /-t St. erreicht verden kann) vendet man sich nordlich aufvarts und gelangt in i j t St. fast auf die Hohe des Mali Verli zu einer Fels- spalte „Vrata“ 1950>”. Durcli diese Felsspalte geniesst man einen praclitigen Anblick der Kessel zvisclien Grintovc und Skuta. Von der Vrata gelit man langs eines Schafveges an der vestlichen Leline des Zu- ges, der vom Grintovc zum Grebensattel zieht, nur unbedeutend abvarts steigend in /a St. zur ersten Quelle. Mit grosser Freude wurde dies — seit 10 Uhr Morgens entbehrte — Wasser begriisst; es war 6*/ 2 Ubr. In 1 /a St. liatten -wir den Bauernbof erreicht, wo \vir wieder Kaffee tranken, in einer weiteren Stunde befand ich mich in der Familie des Herrn Directors Schiffermiiller. Hier 'svurden die Erlebnisse erzahlt; er bedauerte sehr die Nicht- Erreichung des letzten Punktes, \vogegen ich das er- liohte Interesse, welches eben meine misslungene Tour fiir diese Spitze jetzt erregen miisse, er\valinte, Nachsteri Tag nahm ich von der freundlichen Familie Schiffermliller Abschied; wer immer die Kanker bereist hat, vvird beistimmen in das Lob, das man der Gastlichkeit dieses Hauses spendet. Herrn Directors Schiffermiiller Bemiiliung fiir den Bau des Suhadolnik-Hauses und fiir das Gedeihen des Touristenthums im Grintovc-Gebiete verdient alle iknerkennung. Ohne Beschiiftigung hielt ich mich nocli zwei Tage in Ober-Seeland auf. Hier vernahm ich von Anton Muri den erwahnten Bericht liber die Grin- tovc-Tour von der Nordseite. Werden hier, wie voraussichtlich, einige Verbesserungen angebracht, dann \vird mindestens fiir kiihne Touristen Ober- Seeland der Ausgang fiir die Grintovc-Touren -werden, Am 19. August verliess ich das Kazino des Muri: ich fiihle mich verpflichtet dieser Familie fiir die vielen mir erwiesenen Gefalligkeitenoffentlich meinen Dank auszusprechen. Denn uneigenniitzig \villfahrte man jedem meiner Wiinsche, nie konnte ich eine un- freundliche Miene bemerken, und doch musste in 203 diesem von Touristen nie besuchten Orte mein gan- zes Leben und Treiben Befremden erregen*)- Kanker-Kobna. Der Misserfolg des allerdings uniiberlegten er- sten Versuches hatte mein Interesse fiir die „Kanker- Kočna“ nur erhoht. Die im Jahre 1875 in Graz tagende 48. Versammlungdeutscher Naturforscher und Aerzte reducirte mir die Ferien auf die Halfte; zu einem zweiten Versuche fehlte es mir daher bei dem bald eintretenden ungiinstigen Wetter an Zeit. Um so greller traten mir in den Wintermonaten 1875/6 die Bilder der steilen Felsabstiirze und Schutthalden in Erinnerung, die Ersteigung der Kanker-Ivočna war der Hauptpunkt meines Touren-Programms der nachsten Ferien 1876. Nicht unbeniitzt sollten die Ergebnisse des ersten Versuches bleiben. Nord- und West-Seite die- ser Felsmassen schienen ungangbar, es blieb daher nur die Siid- und Ost-Seite — also combinirt — der Siidost-Absturz, d. i. die Mulde zwischen Kanker- Ivočna und Grintovc als der zu versuchende Weg. Vom letzten Gipfel aus konnte man den oberenTheil des Weges vollstandig iibersehen; besonders einla- dend schien aber derselbe nicht; eine steile Schutt- halde, an deren oberem Ende eine Reihe von Fels- '*) Dieser Artikel wurde ebenfalls bald nach der gemachten Tour in der vorliegenden Form zusammengestellt, da dessen Publication vor der Reisesaison 1876 beabsichtigt war. AVenn- gleich ich Manehes von den hier ausgesprochenenBetrachtungen tiber die Zuganglichkeit der Kanker-Kočna gegenwartig nicht mehr aufrecht halten kann, so glaubte ich selbe doch zur Beleuchtung meines Studienplanes der Sannthaler Alpen mit- theilen zu diirfen. 204 zacken aufsitzt, ist auf diesem Wege zu iiberwinden. Es handelte sich nun zunachst darum, in diese Mulde zu kommen. Ist dies nur vom Gipfel des Grintovc aus moglich, dann ist die Kočna-Tour mindestens sehr beschwerlich; gebt es aber directe vom Bauern- hofe Suhadolnik aus — wie dies mein erster Versuch vermuthen liess — so stand es zu er\varten, dass man mit frischen Kraften den Beginn der Sclnitt erreiclien konne. Auf eine mindestens achtstiindige Tour fiir den Aufstieg — in einem Sommertage mit Vollmondbeleuchtung bei derNaclit leichtausfiihrbar — machte ich mich gefasst. Mit liohem Interesse betrachtete ich mir bei meinen vier ersten Grintovc-Touren desjahres 1876 diesen zu \vahlenden Weg. Immer mehr verlor der- selbe an Sclirecken. Die Scbiitt kam mir \veniger steil vor; die Felszacken \vurden immer rauher, schienen mit Biindern, welche dem Fuss Idalt bieten honnten, durchzogen; schliesslich kam das Geflibl der Sicherheit oder Sorglosigkeit, wie dies bei fortgesetzt gefahrlicher Arbeit immer eintritt; nacb Beendigung der officiellen Arbeiten, solite dieKočna- Erstiirmung unternommen werden. Urspriinglicli \vollte ich siimmtlichein der Nahe der Kočna kundigscheinendeLeute fiir diese wichtige Tour gewinnen. Mautz, Jernik und Kalan kamen hiebei zuerst in Betraclit. Ersterer liatte sich trotz seiner Uebung im Bergsteigen, trotz seiner localen Kenntnisse und Verwegenheit als ziemlich unver- lasslich er\viesen; der alte Jernik hatte auch schon viel vergessen, so dass ich meine meiste Hoffnung auf Kalan, den bewahrten Fiihrer des Herrn A. v. Pavich, setzte. Inzwischen fand ich unerwartete Un- terstiitzung an dem Bauer Suhadolnik selbst. Bei 205 meinem mehrfachen Aufenthalte in seinem gastli- chen Hause thauete dieser fiir das Touristenthum in den Sannthaler Alp en hochverdiente Besitzer auf, gestand mir immer rnehr seine Localkenntnisse ein und versprach mir scliliesslich micli auf die ihm wohl bekannte Kočna zu fiihren. Sein Bruder An- dre, ein kraftiger Mann von 32 Jahren, der als Kiirassier deutscli gelernt hatte, und dessen Ausbil- dung als Hauptfiihrer im .Grintovc-Stocke ich dess- lialb beabsichtigte, solite als z\veiter Begleiter fungiren. Voruber waren die FestlichkeitenderEroffnung der Sannthaler Alpen, beendet die Messungen dcs Hauptzuges von den Spitzen Grintovc und Ojstrica aus, endlicli konnte ich daran denken, meine eigent- lichen Studien der Gruppe abzuschliessen. Doch vom 23. August an erliob sich der Siidwestwind und verhinderte jede grossere Tom-. Wie\vohl die Alpen mehrmals mit Schnee bedeckt \varen, wollte docli nicht constant schones Wetter eintreten. Erst als Herr Josef Martini, Fotograf aus Cilli, durch fiinf Regentage vergeblich gewartet hatte, schienen nacli dessen Abreise am 3. September die Regengeister befriedigt, und wolkenfrei mit leichteni Schneeanfluge bedeckt, zeigten sich am 4. die Bergeshohen. Nun brach ich auf, um mich fiir den nachsten Tag an die Ersteigung der Kanker-Ivočna zu wagen. In Beglei- tung des Herrn Lehrers von Ober-Seeland fuhr ich am Nachmittage in die Ivanker, und traf etwa um 6 Uhr im Bauernhofe Suhadolnik ein. Der Besitzer erklarte sich alsogleich bereit, mit mir die Tour zu unternehmen, jede weitere Begleitung wies er jedoch zuriick; seinen Bruder Andre brauche er fiir die Wirthschaft und den als leidenschaftlichen Jiiger 206 bekannten Kalan benothige er niclit. Noeli ein klelnes Hinderniss war zu iiberwinden; Primus Su¬ hadolnik bedurfte der Erlaubniss seiner Gattin, die zu Hause ein strenges Regiment fiihrt und eine Ent- fernung ihres Mannes, Avenn dringende Arbeiten vorliegen, niclit gestattet. Dies Avusste ich und katte daher entsprechend vorgesorgt. Ein bedeutendes Quantum des mitgenommenen Proviantes (besonders Wein und Kaffee) Avurde fiir das Nachtessen bestimmt und die Bauerin hierzu eingeladen. Die Wirkung blieb nicht aus, in der lieiteren Stimmung des Abends katte sie keine Veranlassung ein Veto gegen unsere Tour einzulegen. Spater kam nock der Herr Pfarrer Simon Robič in Gesellschaft eines Pflanzensamm- lers; ersterer im Grintovc-Stocke vollkommen ver- traut, versprack mir einen Beitrag betreffend die naturwissensckaftlicken Specialitaten des Grintovc, welcken er mir auck bald lieferte. Um 2 Ulir Friik am 5. September Avurde aufge- standen, um 3‘/i Ukr bracken \vir auf. Eine \vun- dervolle Mondnackt von einer solchen Helle, dass man sclbst im dichten Walde ganz deutlick den Wegverfolgen konnte, versprack einen schonen Tag und mir speciell das Gelingen der Tour. Wir gingen zuniichst den bekannten Grintovc-Weg liber die sckdne Mulde in t /. i St. bis zur Stelle, wo der Weg nack reckts abzweigt. Hier trennte sick die Gesell¬ schaft. M 7 ir verfolgten den Hauptweg nock 10 Min. weiter, dann Avandten wir uns nack links, stiegen durch Gestriipp ziemlicli steil liber einen Riegel auf- \varts an dessen obere entblbsste Stelle, avo Avir liber einzelne Rasenbiischel und Gerolle in 20 Min. fast an den Grund einer seickten Scklucht kamen, die von einer Fels\vand gescklossen ist. Nun stiegen 207 -wir links iiber einen sehr steilen mit langem stache- ligen Gras bedeckten Hang aufwarts und kamen in 10 Min. zu einem kleinen Felssturz an dem mit Ra- .senbandern besetzten siidlichen Absturz; an seinen schmalen Biindern stiegen wir */ a St. vvestlich fast horizontal biš zu einer Felskante, nun vrandte der Steig ostlich um, wir iibercjuerten eine Felszacke und langs eines Felsbandes erreicliten wir in 10 Min. eine iiberhangige Wand mit einer Felshohle, das Quartier des Schafhalters fiir eine kurze Zeit der Weide in diesen Gehlingen. Unbcdingt ist der Steig bis zur Hohle bei der leichten Moglichkeit eines Ausgleitens auf diesen schmalen Rasenbiindern selbst fiir einen vollkommen schwindelfreien Kletterer nur mit grosser Vorsicht zu begehen. Die Hohle ist ziemlich geraumig und liesse sich ohne besonders liohe Kosten zu einem trefflichen Ilause umgestalten. Einige Wegverbesserungen \vtirden auch gewolin- lichen Touristen den Besuch der grossartigen Mulde zwischen Grintovc und Kočna ermogliehcn. Eine kurze Rast hielten wir in der Hohle, leider \var es nocli zu dunkel, um nrein Anferoid *) ablesen zu kbnnen. 10 Min. vor 5 Uhr brachen wir ■wieder auf. Wieder ging es ostlich fast bis an die Wand der Mulde, dann kehrten wir aufwarts stei- gend in die Mitte der Mulde zuriiek und kamen fort- gesetzt iiber Rasen und kleine Felsplatten kletternd in 20 Min. zu einer Quelle 1780 m von 7° C., die uns zu einer erneuerten kleinen Rast einlud. Nun \vandten wir uns \vieder links, d. i. westlich fast an den Rand der Kanker-Kočna, kamen iiber Alpenboden in ‘/ 4 St. in eine Schuttmulde und von *) Goldschmid’s Aneroide benothigen viel Licht zur Ein- stellung. 208 hier iiber Rasenflecke, Felsbldcke, Gerolle in einer \veiteren ’/ 4 St. an das nntero Ende der grossen Schuttmulde „gorni dol“ 2000 m zvvischen Kočna und Grintave. Die Richtung des Aufstieges von dem Thalboden Suhadolnik d. i. >/ 2 St. vom Aufbrucbe an bis bieber war fast genau nach Nord; die Wen- dungen nach Ost und West waren nur nothig, um die hoheren Bander und Terrassen zu erreichen. Wir hielten uns nun rechts vom Gerolle iiber eingerippte Platten aufwarts, z\var etwas miihsam \var bereits derWeg, doch lange nicht mit den Besclnver- den verbunden, die ich nach dem Anblicke vom Grin¬ tave aus ervvartet hatte; in ’/ 4 St. kamen wir in eine zweite Mulde 2120" 1 , deren weiter Grund mit Schnee ausgefullt war. In 5 Min. durchquerten wir das Schneefcld, stiegen dann massig steil iiber ziemlich fest liegendes Gerolle ’/ 4 St. aufwarts"; \vir verliessen nun die Mitte des von hier bevreglicheren Gerollfel- des und hielten uns mehr rechts, wo die Gerollhal- den mit Felsbandern, die stellenweise sogar Rasen- biischel trugen, durchsetzt sind, in 1 / a St. erreichten wir den Schluss der Mulde an der Felsvvand 2400" 1 . IS un ging es links an ein schmales Band, bald bogen wir links iiber eine Felskante, mo einige hochst be- denkliche Stellen zu passiren waren. An einer fast iiberhangigen Wand musste ein Sprung iiber einen Riss der Wand an einer sclimalen Stelle ausgefiilirt wer de n und iiber glatte Platten, die nur geringen Halt den Fingern und Fiissen boten, musste man sicli aufvvarts arbeiten. Dabei \var das Gestein so un- sicher, dass an zvvei Stellen die Felsstiicke mir unter den Fiissen abstiirzten und ich buchstiiblich in der Luft mehr als 1000 Meter hoch iiber dem Abgrund hing. Doch bald wurde es besser, wir erreichten die 209 Schneidc und langs dieser den Fuss des letzten Gipfels, der sich thurmartig von der Sclmeide abliob. Mit grosster Vorsicht kletterten wir iiber die nicht ganz festen Steinstufen aufwarts, nach fast 3 / 4 St. Steigen vom Gerolle an, batten wir dieses schlimmste Stiick passirt und standen auf dem liochsten Gipfel 2540“; es \var 8 1 /* Ubr, wir hatten einscliliesslich aller Basten auf die Minute genau 5 St. benothigt. Allerdings \var unser Steigen mehr ein Sturmen als ein regelrecbtes Klettern zu nennen, die klare frische Luft hatte unsere Zuversicht gehoben, so dass wir kaum eine Špur von Miidigkeit fiihlten. Bevor ieh die diesinal nacb allen Seiten reine Aussicbt schildere, moge eine Orientirung der niich- sten Umgebung vorangescbickt werdcn. Unser Gipfel, so spitz, dass wir Beide kaum zu- gleicb auf dem liochsten Punkte Platz hatten, ist der mittlere der Zacken des Koena-Grates. Nordlich von ihm erhebt sich die nur etvvas niederere Spitze, •vvelche von Ober-Seeland aus als der hochste Punkt der Kanker-Koena erscheint, und welch’ letztere auch die Aussicht nach dem Kazino deckt. Siid\vest- lich davon steht die dritte hochste Spitze, eine bobe et\vas flache Kuppe, die uns bei der vorjahrigen Be- steigung anfangs als hochster Punkt erschien, die aber um ein bedeutenderes (etwa 30 Meter) niederer sein diirfte als unser Standpunkt. Gegen Westen hatten \vir einen senkrechten Absturz in die bovna dolina; \vir erblickten in der Tiefc das Eis- und Schneefeld, dessen an der Oberflache anhaftende Steine uns damals in eine hochst fatale Lage ge- bracht hatten. Oestlich \var der Abfall ziemlich sanft, ieh kletterte hier hinab, um eine grossere Steinplatte zur Markirung des Gipfels zu finden. Bei dieser H 210 Gelegenheit fand ich, dass man ziemlich bequem fast Lis an den Rand der Sclineide kommen konne, und den Anfang des Anstieges des letzten Felsthurmes vermittelst eines einzigen kiihnen Schrittes erreichen konne, welche Erkenntniss ich mir fiir den Abstieg wohl zu Gemiithe ftihren \vollte. Die Aussicht ist, was die Fernsicht anbelangt, der des Grintovc in vielen Punkten ahnlich. Viel freier steht die Triglav-Kette vor uns, wahren'd Grin¬ tovc und Skuta Vieles von der Ostpartie decken. Ueberaus imposant ist der Anblick der Westabstiirze des Grintovc; ich erkannte hier, dass der Anfangs fiir den aussersten Fali in Aussicht genommene Weg vom Gipfel des Grintovc in die er\vahnte Mulde wohl ein hartes — \venn iiberhaupt mog- liches — Stiick Arbeit gewesen ware. Unter allen Umstanden ist die Grintovc-Aussicht die lohnendere, sovvohl die Fernsicht diirfte vveitergehend sein, als auch der Blick in die nachste Umgebung instructiver; gewisswird der Anblick der Mulden unter der Skuta vor dem Blicke in die bovna dolina den Vorzug verdienen. Eine grdssere Zahl von Bienen umschvvarmte den Gipfel, wo ich auch ein einziges \vinziges Exem- plar der Hutchinsia alpina fand, ausser diesem \var nirgends in den oberen Theilen nur die Špur eines Pflanzchens zu entdecken; die fantastischen Fels- zacken diirften bei Wolken am Himmel ein eigen- thiimlich diisteres Goprage darbieten. Nachdem ich fast zwei Stunden die Umgebung und Fernsicht gemustert und meinem Gedachtnisse eingepragt hatte, bezeichnete ich mit rother Far bo den Gipfel und mit Kreuzen den soeben erwahnten et\va 3 Min. erfordernden Abstieg vom Felsthurtne zur Schncide. 211 Ich glaubte, es viirde der iveiterc Abstieg auf dem- selben Wege gescheben, wie der Aufstieg, mein treff- licher als lcidenschaftlicber Gemsjager in diesen Wanden vollkommen vertrauter Fiihrer \vusste jedoch einen bequcmeren Wcg flir den Abstieg. Wir hiel- ten uns mehr siidivestlich an den Biindern und kamen ohne besonders gefahrliclie Stellen passiren zu miissen an allerdings oft nur kaum handbreiten Vorspriingen in 1 1 / a St. an ein steiles Gerollfeld. Viele Zeichen — rothe Kreuze — wurden zur Fisirung dieses kaum naher zu scbildernden Wcges ange- bracht; hatte ich eine Ahnung gehabt, dass der Ab¬ stieg ein andercr Weg als der Aufstieg wiire, so hatte ich auch in den Felswanden des gorni dol eine An- zahl Zeichen gesetzt. Doch auch dieser Abstieg erforderte die gespannteste Aufmerksamkeit, mehr- mals ffingen die Steine unter unseren Ftissen ab, und nicht eher konnte man sich an einen neuen Tritt ivagen, bevor nicht die Hande sicheren Halt gefunden hatten. Mit dem Gerollfelde war jedoch jede \veitere Gefahr liinter uns. Rasch fuhren \vir liinab, kaum hatten \vir nothig, die Fiisse in Bewe- gung zu setzen; die Dirigirung mit dem Bergstocke reiclite fur mich vollkommen aus. Hier hatte ich Gelegenheit, die Tiichtigkeit meines Begleiters zu Levrundern. Seinen primitiven Stock hatte er auf mein Ersuchen am Gipfel als Signalstange zuriick- gelassen, ohne Stock vollbrachte er die Abfahrt, ja er zog wahrend derselben seinen Tabakbeutel her- vor, stopfte die Pfeife und zundete selbe an, ohne nur cinmal Richtung und Schnelligkeit der Fahrt andern zu miissen. In / a St. hinab an die alte Strasse und 1 / 4 St. zur Ivirche Kan ker, avo icli im Mauthhause eine ganz gute Unterkunft fand. Die Steiner Alpen. Im grauen Alterthume Avar es Sitte, dass man an jcdes Trauerspiel ein Lustspiel anscliloss, um die Zuscliauer nicht in triiber erscliiitterter S tim- mung zu entlassen. In gleicker Weise kann icli Dich, freundliclier Begleiter! von meinen kalsbreche- rischen Felsklettereien nicbt so olme Aveiters nacli Hause schicken. Icli Avill Dich noch einen Tag auf guten Wegen zu AA-eichen Aveiten Alpenmatten fiih- ren,AA _ o Bu das Sennliiittenleben A r on seiner schonsten Seite geniessen kannst. Du zAveifelst woliI meinen Worten! Der Gebirgsstock der Sanntlialer birgt nur Wildnisse, man lernt. nur die Schrecken, aber nicbt die Annebmlichkeiten desGebirgsIebenskennen. Ja nacb den bisherigen Scliilderungen ist man fast zu diesem Sclilusse berecbtigt. Und doch geAA-aliren die Avaldigen Vorberge nordlicli von Stein, Avelcbe auf ihren Hohen AA-eite Plateaus tragen, die EntAA'ick- lung eines Alpenlebens, Avie es schoner nur an Aveni- gen Punkten gefunden und das etAva nur nocb A r on einigen tiroler Alpen, Avie Seisseralpe, erreicbt AA T ird. Der 11. September 1876 Avar fiir den Besucb der Steiner Alpen geAA 7 idmet. Der sclioncn Naclit folgte ein etAA-as diisterer Morgen. Dennocb bracb icli auf. Icli hatte dic Erfabrunggemacbt, dass man aucb nacb der starksten Uegentaufe in langstens 219 einem Tage vieder trocken verde und selten tiefer als bis auf die Haut nass verden kbnne, vas icli am Abende meiner Tour neuerdlngs bestatigen konnte. In 1 St. kam icli riacli Znamnje, icli liielt micli immer am linken Ufer, der Weg selbst istniclit obne Reize, die Gegend fruclitbar, Obstgarten vechseln mit Feldern, \vovon namentlicli die rothlichen Iiai- denfelder eine hiibsche Abveehslung gevahren. Die Berge varen in Nebel gehiillt. Nun vendet man sich reclits, tiberscbreitet den Cernabach und kommt in 5 Min. zn einem Seitenvege links, der auf die Ilblie und bei den zerstreuten Gehoften von Prapet vorbei in den Wald unddurch zwei Mulden liindurch in 1 St. zui' Kirclie St. Primus 820“ fiilirt. Dadas PVetter ziemlicli ungiinstig zu verden scliien, so volite icli hier etvas verveilen und trat indasneben- steliende Messnerliaus. Der Besitzer, ein freundliclier, intelligenter Mann, fulirte micli in die Kirclie; ein liiibsclier gotbischer Bau mit melireren interessanten Gemtilden, von dcnen das eine die Gescliichte der Milrtvrer Primus und Felician, ein zveites Scenen aus dem Tiirkenkriege 1592entha.lt; ausserdembefin- den sich daselbst einige hiibsclie geschnitzte Altare. 5 Min. oberhalb ist die Kapelle von St. Petru s und St. Paulus, deren Mitte gothisck gebaut und vel- che mit drči Altaren geziert ist. Icli vartete nocli in seiner Beliausung, vo micli seine sclidnen und gar nicht scheuen Kinder besonders interessirten, eine Wcile ab; der Nebel verzog sich und nacli etva 1 St. Aufenthalt bradi ich in Gesellschaft des Messners, der micli ein Stiick begleiten volite, auf. Der Weg fiihrt zunachst zur ervalinten Kapelle und von hier links auf den Iliegel, spater hiilt sich derselbe reclits, nacli einiger Zeit vieder links und fiihrt meist 220 durcli Buchenvvald auf die Hiihe und dann Avieder etwas hinab auf einen Sattel 1280 m , den ich in 1 St. erreichte. Nun geht es eben 5 Min., bierauf spaltet sich der Weg, man gelit nun links in Windungen aufwarts und erreicht in '/„ St. das Plateau. Links fiihrt ein breiter Weg in wenig Minuten zu einer Quelle 1500 111 . Rechts fiihrt der Steig eben 5 Min. zur Mala Planina, einem formlichen Alpendorfe, dessen Htitten ganz eigentliiimlicb gebaut sind. Jede Hiitte sieht von der Perne Avie ein grosses Zelt aus, tritt man jedocli in die Niihe, so findet man, dass diese Trichterform, zu deren Grundpfeilern her- vorragende Felsblocke beniitzt sind, nur ein zweites Dacli bildet, Avelches iiber die eigentliche Holz- oder Steinhiltte gebaut ist. Den Grund dieser Bau- form.konnte icli in Stein — bei meinen (des Gebirges leider unkundigen) Freunden — nicht erfabren. Mbgliclienveise dient der ZAvischenraum deni Vieh als Unterstand. Die Alpe Avar bereits A T er- lassen, nur einige Pferde trieben sich aufsicbtslos herum. Die Umgebung tragt das Gepriige der Karst- landschaft. Trichter und Kessel, einzelne Wasser- bebalter, eine Folge der Begengiisse des Septem- bers, Av r ecbseln mit einzelnen Waldgruppen ab, so dass man gar nicht abnt, sich in der bedeutenden Ildhe A r on mebr als 1500” 1 zu befinden. Das Wetter AA r ar fortAvabrend AA r echselnd, bald Sonnenscbein, dann umbiillten micli AA’ieder Nebel; icb Avartete daher gar nicht lange und bracb bald auf. Der Weg fiihrt links von den Hiitten durch Wald anfangs westlicb, dann nordlich iiber die Lebne des Plečam in */a St. zum zAveiten Alpendorfe Velika Planina 1590 m A r on angeblich 80 Hiitten, die icb bei dichtem Nebel leider nicht abzahlen konnte. Hier liielt ich mcin 221 frugales Mittagmahl ab and iiberlegte, \vas weiter geschehen solite; ob ich die Wanderung zu den ubrigen Alpen fortsetzen konne oder niclit. Mir war leider auf meinen friiheren Touren mein Compass unempfindlich geworden und ich hatte selben zur Keparatur nacli Graz geschickt. Der weitere Weg war mir zwar von der Ojstrica aus bekannt, ich wusste aber, dass er durch ein karstartiges Terrain der schlimmsten Art fiihre, also bei dichtem Nebel sclivver gefunden vrerden konne. Zum Gliick kam nacli einiger Zeit ein Bauer, der nach seinen Pferden nachsehen ^volite, derselbe gah mir die Richtung der ferneren Tour an und damit war das vorgenom- mene Programm gerettet. Der Weg filhrt nordvvest- lich unmittelbar zu einem prachtvollen Eisloche „Ve- ternca“, das allein den Besuch der Velika Planina lohnt. Es ist ein grosses Felsloch, durch dessen am ivenigsten steile Wandung ein Steig und dann eine Leiter in die Tiefe fiihrt, wo sich immervvahrend Schnee undEis vorfindet; an der Felsivand trifft man grosse Exemplarc von Edelweiss. Vom Eisloche fiihrt der Steig meist durch Wald in 3 /* St. zur Alpe Kojnca 1512”' ; ich musste meine ganze Orienth rungsfiihigkeit und Erfahrung im Karste aufbieten, um den Steig nicht zu verlieren. Z\vei miserable Holzhiitten liegen an der Berglehne, ihre Umgebung geivahrt jedoch ein hiibsches Bild. Nun geht es links steil hinab auf einem steinigen Steige in 5 Min. zu einem Bachlein, dann noch 2 Min. zu einer Weg- spaltung.Rechts fiihrt der Weginetwa5Min.zurAlpe Dol, die in einer sclionen griinen Mulde gelegen ist. Es empfiehlt sich bis zur Alpenhiitte zu gehen und von hier den Weg in das Thal zu verfolgen. Bei der bekannten Sparsamkeit der Alpenbevvoliner mit Steh 222 gen glaubte icb, class der Weg links der Beginn des \Yeges in das Thal sei, der andere Weg nur die Ab- zveigung zur Hiitte bilde. Icb hielt mich nun an den Steig links, den icb durcli den Bu eh e n val d mit grosser Sorgfalt verfolgte; nacb 1 / a St. vereinigte er sicb mit dem Steige von der Alpe Dol, und nun ging es auf gut siclitbarem Wege in 10 Min. zu einer Quelle und inveiteren 20 Min. bis an den Bach und von bier an das reckte Ufer durcli den dichten Bu- cbemvald in 10 Min. zum Feistritzthale, bei der freien griinen Stelle 5 Min. unterhalb der Putzpulver- Fabrik. Ein Absteclier, den icb zum Uršič machen volite, vurde durcb ein heftiges Gevitter, das mich gerade beim Predasel liberraschte, vereitelt. In der Hiitte bei der Fabrik trocknete icb mich am Feuer; nacb 1 St. hdrte das Unvetter auf, und um 8'/a Uhr var icb in Stein angelangt, froh die schveren nassen Scbuhe von den Fiissen bringen zu konnen. Die Freude an der Alpenvelt konnte das Unvetter mir doch nicbt zerstoren. Erst im Herbste nabm icb Abscliied von den herrlichen Gebilden der Sanntbaler Alpen. Ibr stolzen Hoben babt mir Eure Gebeimnisse enthiillt und mir gestattet, selbe zur Kenntniss kiinftiger Besucber zu bringen. Alpenfreunde gehet hin und sebet selber nacli! Denn rOjstrica, Planjava, Skuta, Grintovc, Kanker-Kočna, Ravni, Na Vodine, Okrešel 11 haben — bezvungen von den „Sanntlialern“ — ihr dem Men- scben feindlicbes Wesen abgelegt und laden alle Al¬ penfreunde ein zum Besuche der Sanntbaler Alpen. Historisch-naturassenschaftl. Theii. Die Grafen von Cilli. (Prof. Dr. Franz Mayer.) In der siidliclien Steiermark bat lange Jahre hindureh cin macbtiges Dynastengeschlecht geival- tet, das aus geringen Anfangen liervorgegangen allmiihlich zu einer Machtfiille emporkam, vie dies in diesem Tlieilc des Landes, ja in Innerosterreich iiberhaupt, keinem anderen gelungen ist. In Folge der personlicben Eigenschaften aller Glieder dicses Geschlechtes und durch die Gunst des Gliickes ge- iangte es zur Macht; abcr als es den Gipfel des Gliickes erstiegcn, fiel es im jahen Sturze und erloscb. Die Grafen von Cilli sind aus den Freien von Soune d. i. vom Sannthale liervorgegangen, die schon unter Gebhard II., welcher seit dem J. 1073 ofter in Urkunden erwahnt wird, den Titel „Freie von Suncck“ annalimcn 1 ). Die Burg Suneck sahen sie als iliren \vichtigsten Besitz an. Sie lag eine Stunde siidwarts von Frasslau in idvllischer Wald- 224 einsamkeit; gegen Osten konnte man von ihr aus eine grossartige Fernsicht geniessen. Noch immer ist der Berg, auf dem einst Suneek stand, einer der schon- sten Punkte in dem so \venig gekannten siidlichen Steiermark; aber die Burg ist im Laufe der Zeit zur Ruine geworden und konnte uns leicht in eine elegi- sche Stimmung iiber die Niciitigkeit und Fliichtig- keit des menschlichen Daseins versetzen, wiirde uns nielit die lachende Sonne und der tiefblaue, wolken- lose Himmel liber uns und das frische, jauchzcnde Leben um uns alle melancholischen Gedanken ver- scheuchen. Ausser diesem Schlosse besassen die Freien von Suneek bis gegen das Ende des 13. Jahrliun- derts nocli die Festen und Plerrschaften Schoneck, Oster\vitz siidostlicli von Franz, Lengenberg, Guten- dorf, aber nicht als volles Eigen, sondern als Lehen theils vom Herzogthume Kiirnten, theils auch vom Bisthume Gurk. Auch vom Patriarchat Aquileja trn gen sie einige uns nicht bekannte Gliter zu Lehen. Fur Namen, nicht aber Thaten, weiss der For- scher von den ersten Freiherrn von Suneek anzu- geben und auch diese muss er sich miihsam aus den sparlich vorhandenen Urkunden heraussuchen. Es\var ein vergessener Winkel, in dem die Sunecker hausten, damals ge ho rte er noch nicht zu Steier¬ mark, sondern zu Kiirnten. Erst als im siidlichen Steier Kloster entstanden, \vird es heller in der Geschichte unseres Geschlechtes. Im J. 1140 ubergaben der Edle Diepold von Chager und seine Hausfrau Truta ihr Schloss Obe r n burg sammt aller Zugehor dem Patriar- chen Pcregrin von Aquileja fiir einen guten Z\veck; 225 dieser rief dann das Benedictinerstift Obernburg in’s Leben. In den Jahren 1154 bis 1165 batte der Mark- graf Ottokar V. von Steiermark in den Siidbangen des Bachergebirges in der Nahe der Burg Lindeck eine Karthause gegrundet, die erste in Deutschland. Nacli dem ersten Bauernliofe, den er ilir schenkte, vvard sie Seiz genannt und dieMbncbe wurden aus dem fernen Grenoble in Frankreicli berufen. Das Kloster lag in einer reizenden Waldwildniss und die vveissen Monche lebten ein stilles Leben: sie predigten nicbt, hielten keine Schule, assen kein Fleischund sclnviegen — anfangs wenigstens. Dabei kamen sie zu Reicbtlium und Ansehen, das arme Kartbauser-Kloster wurde einer der ersten Gross- grundbesitzer. Als das Kloster 1782 aufgelioben wurde, konnte man aus der Bibliothek erseben, dass die Klosterbewohner nicht viel literarisches Interesse besassen; aber in der zweiten Hiilfte des 13. Jahr- bunderts bat docb ein Moncb des Klostei’S, Bruder Philipp genannt, ein Leben Maria gediclitet, das einigen Werth in der Literatur beanspruchen darf 2 ). Aber schon vor dem Bruder Pbilipp \var Steier¬ mark in die deutscbe Literatur eingetreten: in Kon¬ rad von Suneck, dem Sobne Gebhards II. sehen wir einen Mann, der gleich vielen anderen Piittern damaliger Zeit der edlen Kunst des Singens nicbt unkundig ist. Es war eben die Zeit, da allentbalben in deutschen Landen der Ritterstand, die Minnesan- ger ibre Lieder erklingen liessen, des Friihlings zauberisches Wesen, die Pracbt, die er auf Wiese und Wald, auf Feld und Flur verstreut, der Liebe Lust und Leid, die holdselige Anmutb deutsclier Frauen oder endlich des Reicbes Grosse und Macht im Liede verherrlicbten. Es sind die Fruhlingstage 15 226 der deutschen Lyrik, deren bestrickenden Liebreiz man vor Allem in Walthers sinnigen Liedern em- pfindet. Die drei Lieder, die uns von Konrad von Suneck erhalten sind, reiclien nun freilich nicht entfernt an die Dichtungen Walthers, aber sie sind docli ein Zeugniss, dass in unserem siidlicben Steier- mark frlihzeitig Herzen schlugen, velche fur die Kunst empfitnglich waren 3 ). Konrad der Dicbter mag um 1245 gestorben sein. Er hinterliess vier Sohne und cine Tocliter Sopbie. Diese ward die Gemahlin Friedriclis von Peggau, der in der Geschichte des Landes eine nicht sehr riihmliche Rolle spielte. Steiermark befand sich nacli dem Tode des letzten Babenbergers im J. 1246 in einer traurigen Lage. Allenthalben riss Unordnung und Anarchie ein. Geistliche und Weltliche stritten untereinander und miteinander. Mancher ward arm, der eliedem reicli war, sagt ein ritterlicher Dichter damaliger Zeit und setzt dann hinzu: Man raubt die Lander Nacht und Tag Darob manch Dorf vervviistet lag 4). Konrads von Suneck vier Sohne, Gebhard, Konrad, Leopold und Ulrich beniitzten gleich ande- ren Adeligen die ihnen giinstigen Zeitlaufte, um sich zunachst auf Kosten geistlicher Kbrperschaften zu bereichern. In Zeiten wie damals, als der Lan- desfiirst ohne Erben aus dem Leben geschieden, und die Reichsgewalt nicht stark genug war, die Ordnung aufrecht zu erhallen, haben sich die Junker stets am vvohlsten befunden. Die Sunecker waren Vogte des Stiftes Obern- burg und man weiss, \vie oft die Vogte, nicht wie das Wort sagte, Bescliiitzer, sondern Bedranger 227 gewesen sind. Die vier Soline Konrads geriethen •vvegen einiger streitiger Besitzungen in eine lange blutige Fehde mit dem Štifte, die erst 1255 durch einen Vertrag geendet vvurde. Die Briider gaben nacb: sie stellten die Giiter, ivelche sie dem Štifte widerrechtlicb entzogen, zuriick, verspracken dem Kloster die Auslagen fiir das Begrabniss ihrer hlutter zu ersetzen und siclierten dem Štifte ihren Scbutz sowie alljahrlich am Sterbetage ilires Vaters eine Leistung von einem Metzen Weizen, einem Saum Wein und einem Sckvein zu und solite letzteres eines von den besseren sein, damit, \vie es in der Ui’kunde beisst, der Convent sicli daran ergiitze und den Jalirestag des Verstorbenen desto andaclitiger begehen konne. Aber die Briider sclieinen ihrem Versprechen niclit nacligekommen zu sein. Der Patriarch von Acpiileja sprach ilmen bald darauf die Vogtei liber das Kloster ab und iibertrug sie an Friedrich von Pettau. Auch das Kloster Seiz hatte von den Suneckern zu leiden; als aber einer von iknen, Konrad, starb, ergriffen die Ueberlebenden diesen Todesfall als giinstige Gelegenheit, um reuig den Schaden gut zu machen; ihren Bruder liessen sie in Seiz beisetzen. DieSuchtnach Vergrosserung ihrer Macht ohne Kiicksicht, ob die angevendeten Mittel gute oder sclilimme seien, merkt man schon an diesen ersten Suneckern. Aber auch das Streben mit machtigen Geschlechtern in Verbindung zu treten, tritt schon hervor. CJlrich heiratete Katharina, die Tochter des Grafen Ulrich von Heunburg und der Markgrafin Agnes von Baden, vvelche die Witwe des Herzogs Ulrich von Karnten gewesen \var und aus dem 15 * 228 Herzogsgeschlechte der Babenbergei' stammte. Und endlich zeigt sicb bei den Suneckern friibe scbon ein lebhaftes Gefiihl fiir Ordnung im Haushalte und ein reger Familiensinn. Im J. 1262 errichteten die vier Briider ein Hausgesetz, nacb welchem die Giiter eines kinderlos verstorbenen Bruders nicbt an Fremde vererbt \verden, sondern an die uberleben- den Briider gelangen sollten. Ulricli iiberlebte seine Briider und vereinigte alle Besitzungen in seiner Hand. Er vermehrte die- selben, indem er 1301 von Otto von Liechtenstein das Schloss Robitsch kaufte. Zu seiner Zeit war es, dass durch einen Friedensvertrag das bislier zu Karnten geliorige Sannthal mit Steiermark vereinigt wurde. Er hinterliess bei seinem Tode, der im J. 1316 eintrat, zwei Kinder, Anna und Friedrich. Anna heiratete den Grafen Rudolf Otto von Liechten¬ stein und erliielt nur eine geringe Aussteuer; auf Friedrich vererbte sich demnach der gesammte Besitz, der durch ihn eine so bedeutende Vermehrung erfahren solite. Als niimlich 1322 Graf Hermann von Heunburg kinderlos starb und mit ihm die miinnlicke Linie seines Hauses erlosch, gehorte zu den Erben auch Friedrich von Suneck. Nebst anderen Giitern, die wahrscheinlich im Sann- und Packthale lagen, erhielt er die Halfte der Herrschaft Cilli, wahrend die z\veite Halfte nebst anderen Giitern dem Grafen Ulrich von Pfannberg zufiel. Da aber der machtige Hauptmann in Karnten Konrad von Auffenstein Anspriiche auf einige Heunburgische Besitzungen erhob und er von dem Grafen Meinhard von Orten- burg, Hauptmann in Ivrainund der \vindischen Mark unterstiitzt ivurde, so musste es zu einer Fehde kom- 229 men, in velcher Friedrich von Suneck von dem Hauptmann in Steiermark, Ulricli von Walsee unter- stiitzt vurde. Und so var denn der merkviirdige Fali eingetreten, dass die Hauptleute der drei Liinder, die man nacliher Inner-Oesterreicli zu nennen sich gevohnt liat, die AVaffen gegeneinander erhoben. Im J. 1331 vurde der Krieg zum Heile der Burger und Bauern, die am meisten zu leiden liatten, beigelegt und Konrad von Auffenstein gab die dem Sunecker gehorige Halfte von Cilli, in deren Besitz er sicb gesetzt batte, lieraus. Friedrich erwarb dann von den Pfannbergern auch die andere Halfte der Cillisclien Herrschaft. So varen denn die Sunecker nach langem Itingen in den Besitz jener Feste gekommen, von dersie bald genannt verden sollten. Aber ausser Cilli ervarb der Sunecker Friedrich auch nocli andere Giiter, so 1322 das Schloss Kost- reinitz am Fusse des Wotscli in der Nahe von Kohitsch, das ja schon in seinem Besitze \var, spater die Schlosser Helfenburg und Ilorberg, alle drei Gurker Lehen. Im J. 1332 vurde er vom Herzog Heinrich von Karnten zum Hauptmann in Krain ernannt und als solcher vom Patriarchen Bertrand von Aquileja mit Zehnten in Neukirclien, St. Peter im Sannthale, zu Frasslau und Prassberg, sowie im Schallachthal belehnt. Als dann im J. 1335 der Kampf um Karnten begann, stand er auf Seite der Habsburger und erhielt fiir seine Ausgaben imKriege die Festen Tiiffer, Batschacli u. a. zum Pfande. Das Stift St. Paul belehnte den so machtig ge- vordenen Sunecker mit Schloss Furteneck (Forchte- neck) bei AVollan, der Gurker Bischof mit Schalleck bei AVollan und zudem ervarb er die Burgen Heidek, 230 Montpreis u. A. Aucli die Vogtei des Stiftes Obern- burg brachte er \vieder an sein Haus. Friedrich ist, wie man sieht, der Griinder der Grosse seines Hauses. Er war ein reicher, ange- sehener Mann. Er -svar vermahlt mit Diemut von Walsee, einer seit dem ersten der Habsburger in deren Landern ansassigen schwabischen Familie. Er zahlte Schulden ab und gewahrteDarlehen. DasZiel, dem sein Elirgeiz zusteuerte, war die Grafenkrone; \var er dodi der Sohn einer Grafin von Heunburg, der Enkel einer Markgrafin von Baden, der Urenkel einer Herzogin von Oesterreich und Steier. Die Walsee konnten sein Streben durch ihren grossen Einfiuss unterstutzen, den erforderlichen Giiter- besitz hatte er sich erworben. Sein Streben war von Erfolg gekront: im J. 1341 erhob ihn Kaiser LudvsdglV. zuMiinchen auf Bittendes Landesherzogs Albrecht II. mit dem Titel eines Grafen von Cilli in den Grafenstand des romisch-deutschen Reiches. Cilli, die alte Romerstadt -svarim Laufe der Zeit zu einem ganz unbedeutenden Orte herabge- sunken. Die spatere Zeit kniipfte das Martyrium des heil. Maximilian an Cilli: in dieser seiner Vaterstadt soli er, der Erzbischof von Lorch (bei Linz) ge- wesen, hingerichtet ivorden sein. Wie eine Erinne- rung an Cilli’s bessere Ta ge klingt es, -svenn in der LebensgeschichtejenesMartjrers die Stadt ein zweites Troja genannt vrird 5 ) und eine deutsche Chronik nach dieser lateinischen Biographie ersvahnt: „Da waren auch die edlisten und marblein (marmorne) tiirnen und pallasten -vvunderleich gepaut, dass die selbig stat bilieich die ander Troja ivar geheissen“ 6 ). Jetzt freilich \var es ein verfallener, offener Ort, des- sen erst 1323 urkundlieh gedacht wird. Mit Zaun 231 und Graben mag er freilich bald nachher umfangen worden sein, aber erst im Jahre 1450 haben, wie die Cillier Cbronik meldet, ndie von Čili vmb die Stat Čili ein neues gemauer angefangen, die vor nit vmbgemauert, sondern nur mit einem Zaun vndt graben eingefangen -\vas“ T ). Und erst im folgenden Jahre verlieh Graf Friedrich von Cilli den Biirgern von Cilli jene stadtischen Rechte, welche andere Ortc im Lande genossen. Auch an den Grafen von Cilli gevrahrt man die- selben Charaktereigenschaften, \vie an den Freiherrn von Suneck: Unternehmungslust, Ehrgeiz, Liebe zur Ordnung im Haushalte. Gleich Hermann I., der Sohn des ersten Grafen von Cilli, heiratete in ein regierendes Fiirsten- haus: Katharina, eine bosnische Fiirstentochter fiihrte er als seine Gemahlin heim. Er liatte von ihr z\vei Sohne: Hans und Hermann II. 8 ). Sein Bruder Ulrich, ein vvackerer Kampe, war vveit in der Welt herumgekommen: vor Žara, an der Etsch, in der Mark Brandenburg, in Preussen und Lithauen, in Italien, in Istrien, Bosnien und Bulgarien that er sich riihmlichst hervor, und ein gleichzeitiger Dichter hat in einem Liede seine Fahrten verherrlicht. Er hinterliess einen Sohn Wilhelm. Die beiden Prinzen Wilhelm und Hermann II. gaben dem Altgrafen Hermann I. das Geleite, als dieser 1377 im Gefolge des osterreichischen Herzogs Albrecht III. in das heidnische Preussenland zog, um sich Iiuhm und Ehre zu ervverben. Bis liber die Memel gelangten sie und dann ging es' durch eine Wildniss iiber Graben, Ge\vasser, Siimpfe und Dickichte in der Heiden Land; da ertheilte der Altgraf Hermann dem osterreichischen Herzog den Ritterschlag. 232 Prinz Wilhelm verheiratete sich mit Anna, einer polnischenPrinzessinaus demaltenKonigsgeschlechte der Piasten; Hermann II. dagegen fiilirte 1372 die Tocliter des reichen Grafen von Schaunberg heim. Audi Hermann II. forderte die Plane seines Hauses: sclion 1385 vermahlte er seinen funfzelin- jahrigen Solin Friedrich mit Elisabeth, der Tochter des angesehenen kroatisch-dalmatinischen Grafen- hausesFrangipani, den Herren von Veglia-Modrusch und raumte dem jungen Paare zu Gurkfeld einen eigenen Hofstaat ein. Die Fiille ausseren Glanzes verschaffte den Cilliern das Jalir 1396 9 ). Immer ungestiimerdrangten dieOsmanen gegen das Abendland heran, immer scliwerer ivurde es, den machtigen Feind zuriickzuweisen. Damals sass auf dem Throne Ungarns Sigismund, dessen Bruder Wenzel, Konig von Bohmen und romisch-deutscher Kaiser war. Mit allem Ernst ivollte Sigismund dem grimmigen Feinde entgegentreten und erliess einen Aufruf an alle christlichenFiirsten umHilfe in seiner Bedrangniss. Von allenSeiten stromten kriegslustige Schaaren kerbei; aus Steiermark fiilirte Graf Her¬ mann II. von Cilli eine Anzahl tapferer Ritter nach Ungarn. Aber das bunte Heer, das auf diese Weise zusammenkam, erlitt beiNicopolis an der Donau eine schwereNiederlage und nur mitMiihe entkamKonig Sigismund nacli Constantinopel, Graf Hermann mit ihm. Filr die Treue, welche der Cillier bei dieserGe- legenheit bewiesen, vvard er sclion im folgenden Jahre glanzend belohnt: der Konig schenkte ihm 1397 die Stadt Warasdin sammt dem Gebiete, die Herrsckaften Winice und Orbac in Zagorien, das die Deutschen den Sager genannt haben. 233 Bald bot sich cine neue Gelegenbeit, demKonig einen Dienst zu ervveisen. In Ungarn bildete sicb eine Verscbivbrung gegen Sigismund, der von einigen Magnaten ge- fangen gesetzt wurde. Hermann von Oiili geborte zu denen, welclie die Freilassung des Gefangenen be- \virkten und ausDankbarkeit verlobte sicb derKonig Sigismund mit des Cilliers Tocbter Barbara. Audi verliek er seinem kiinftigen Sckwiegervater das Banat von Slavonien und die Mur-Drau-Insel mit Tschakaturn als erblicbes Pfand und damit geboi’te der deutscbe Graf Hermann von Cilli zu den ersten Magnaten des ungarischen Reiches. Um diese Zeit war es auch geivesen, dass eine Cillierin den Thron von Polen bestieg. Der Konig Wladislav freite um die Toebter Wilhelms von Cilli und feierte das Beilager im Jabre 1401. Hermann von Cilli scbien der glucklicbste Mann seiner Zeit. Scin Schwiegersobn Sigismund war aucli Kaiser des deutscben Reicbes geivorden und dieser uberbaufte ibn mit Ileicbtbum und Wiir- den; ihm stand denn aucb Hermann fortan in allen Staatsgescbaften ratbend zur Seite. Seine zweite Tocbter Anna \var die Gemalilin des Palatin Niklas Gara, Elisabetb, die dritte Tocbter mit dem Grafen Heinricb von Gdrz vermablt. Sein erster Sohn war, wie \vir wissen, Gemabl einerPrinzessin vonVeglia- Modrusch, der andere Hermann III. war mit Eli¬ sabetb aus dem reichen Hause Abensberg verbei- ratet. Mit den macbtigen Grafen Ortenburg liatten die Cillier einen Erbscbaftsvertrag gesclilossen und die Ortenburger starben aus. Aber des Lebens ungemischte Freude vvird keinem Sterblichen zu Theil. 234 Die Ehe des Kaisers mit der Cillierin Barbara war keine gluckliche. Die schone, gliinzende Frau nabm es mit der elielicben Treue nieht sehr genau. In ihron spateren Jahren bat sie, heisst es von ihr, Himmel und Holle geleugnet; ihre Magde tadelte sie, wenn sie beteten und fasteten; angenebm zu leben und die Freuden des Daseins zu geniessen, sei des Menscben einziges Ziel, denn venn der Leib sterbe, erlosclie aucb die Seele fiir immer. Nur Traumer konnten ein jenseitiges Leben er\varten ,0 ). Und nicbt imMunde bloss fiihrte dies merkvviir- digeWeib diese Grundsatze: sie lebte aucb darnach und ibrGemabl sab sicli gez\vungen, sie ihres arger- lichenLebensvvandels vvegen vom Hofe zuverbannen. Eine ahnlicho Natur mag ihr Bruder Friedrich ge\vesen sein. Unter den Dienstfraulein seiner Ge- mablin befand sich die Tochter eines armeren kroa- tischen Edelmannes, Veronika von Tesclienitz, Das blonde Kind muss von bestrickendem Reiz ge- vvesen sein; denn Graf Friedrich fasste fiir sie eine Leidenschaft, die ihr zum Verderben ausschlug. Sie hatte fast das gleicbe Geschick zu erdulden, das die Geschichte nocb von zwei anderen Frauen, von Inez de Castro in Portugal und von Agnes Bernauer in Ba jern zu erzahlen vveiss. Seitdem Graf Friedrich der schonen Veronika seine Neigung zugewendet, trat zwischen den Gat- ten einZerwiirfniss ein, bis endlichnach achtjahriger Dauerdes Zwistesdie beiderseitigen Verwandten eine Versohnung herbeifiihrten. Als ob sie das Geschick, das ihrer wartete, geahnt, sagte die Griifin: Icli weiss wohl, dass man mich Morgens todt bei meinemHerrn findet. Und in der That: am Morgen nacli der Ver¬ sohnung fand man die Grafin entseelt in ihrem Bette, 235 Graf Friedrich heirafete nun heimlich seine Veronika und so schienen jeneGeriiclite dieWahrheit zu sagen, welche behaupteten, Graf Friedrich sei der Morder seines Weibes. Der stolze Altgraf konnte seinem Soline die Ehe mit einerFrau aus einer Familie, die seines Erachtens so tief unter ihm stand, nicht verzeihen. Der Solin vvusste dies auch: er harg seine Gemalilin vor den Augen des Vaters und begab sich an den Hof seines Sch\vagers Sigismund nacli Ofen. Hier forderte ihn ein Neffe der ermordeten Frau, Hans von Veglia-Mo- drusch zum Zweikampfe. Das Dueli fand zwar nicht statt, aber Friedrich ward vom Kaiser Sigismund ge- fangen genommen und demVater ausgeliefert. Dieser liess ihn inGewahrsam auf die Burg Ober-Cilli legen. Zur Zeit, da Friedrich die nach den Ansichten seines Vaters unstandesmassige Heirat schloss, war sein Bruder Hermann eine z\veite Ehe eingegangen, die ganz den Beifall des Vaters liatte: er heiratete Beatrix, die Tochter des Herzogs Ernst von Bayern. Kaum fasste der Altgraf den Entscliluss, alle Rechte des Erstgebornen auf den gehorsamen zweiten Solin zu ubertragen, so stiirzte dieser unvveit Radmansdorf in Krain vom Pferde und starb in der Bliithe der J ahre. Hun ruhte dieZukunft des Hauses auf dem ein- gekerkerten Friedrich und dessen Sohn Ulrich, den er von der ungliicklichen Elisabeth liatte. Und zu gleicher Zeit starb Konig Stefan Tvartko von Bos- nien und hinterliess testamentarisch sein Reich Her¬ mann von Cilli als Sohn einer bosnischen Prinzessin und seinen Nachkommen. Um so heftiger flammte der Zorn des Altgrafen aufbei dem Gedanken an jene Veronika, welcher er 236 alle Schuld an dem Ungliicke beimass, das sein Haus getroffen. Alles setzte er in Bewegung, sie in seine Gewalt zu bekommen. Das vvekrlose Weib irrte schutzlos in denAValdern umber und fand end- licb eine Zufluclit in der Nahe von Pettau. Aber die Spaker des Grafen fanden sie auch hier und schleppten sie nacb Osterwitz. Lange lag sie hier „ungessen und ungetrunken 1 *, wie die Chronik sagt, bis man sie nacli Cilii brachte, wo der unversokn- liche Altgraf einen Gerichtshof zusammengesetzt katte, der das arme Weib als Hexe verurtkeilen solite: mit Zauberlist solite sie seinen Sohn beriickt, ilim mit Gift nack dem Leben getracktet kaben. Aber die Richter fanden keine Schuld an ilir und nun liess sie ikr Feind neuerdings auf die Burg Ostervvitz bringen, wo sie im Bade erstickt \vurde. Zunachst \vard sie inFrasslau begraben; ikrGemakl liess sie dann spater in der Karthause Geirack beisetzen. Der Vater liess den Solin frei und nack und nack stellte sich ein besseresEinvernekmen zvviscken beiden heraus, Der Altgraf erlebte nock die Ver- bindung seines Enkels Ulrick II. mit Katkarina, der Tochter des Fiirsten Georg Branko \vitsck von Ser- bien. Immer mekr und mekr wurden, wie man sielit, die Cillier in die Ivreise der Interessen des Ungar- reiches gezogen und gewiss hatte das deutscke Haus der Cillier, deren AA r iege im Sannthale stand, in den siidslaviscken Landern nock eine bedeutende Rolle gespielt, "vvare niclit Ulrick bereits der letzte seines Stammes gevvesen. Der Altgraf starb 1435 zu Pressburg und wurde in seiner Lieblings-Stiftung Neustift zu Pletriach in Krain beigesetzt. 237 Der letzten zwei Cillier varteten neue Aus- zeichnungen. Zu Ende November 1436 verkiindete Kaiser Sigismund in Prag, dass er den Grafen Friedrich von Cilli undseinen Sohn Ulrich in den Reichsfiirstenstand erhoben babe. Dadurch vvurden die Cillier der Habsburgischen Landeshoheit ent- zogen und unabhangige, reichsunmittelbare Herren. Sie konnten landesfiirstliche Gevvalt in ihrem Ge- biete iiben, waren in Gericht, Mlinze u. a. selbst- standig und sckrieben sich fortan „von Gottes Gna- den“. Ihr bisheriger Landesfiirst, Herzog Friedrich von Steiermark vvar damals auf einer Pilgerfahrt in das heilige Land begriffen, der Augenblick der Erhebung war daher gut gewahlt. Es kam desshalb einige Zeit nachher zu Feind- seligkeitenzwischen Friedrich II. von Cilli undFried- rich von Oesterreich, der einstvveilen zum Ober- haupt des romisch-deutschen Reiches erhoben \vor- den war. Auf diese Kriegszeiten mag sich beziehen, was die Sage,wenn man in ihr eine historische Erin- nerung sehen will, erz'ahlt, dass namlich einzelne Mitglieder der machtigen Grafenfamilie der Fehden wegen sich weit zuriick in das Thal der Sann, da wo heute das Dorf Sulzbach liegt, gezogen und daselbst einige Zeit verbracht hatten. Noch heute liegt hoch im Gebirge eine grosse Bauernbesitzung, die seit Menschengedenken den Namen Knez, d. h. Fiirst fiihrt. Und die heutigen Besitzer behaupten fest, dass vor ihnen Glieder der Cillier Grafenfa¬ milie daselbst gehaust hatten. Ein Haus in Sulzbach, knapp an der vomDorfezurKirche fiihrenden Stiege tragt seit langem den Yulgar-Namen Vitez, d.h.Ritter und ein z\veites am Dorfplatze gelegenes Haus heisst Aitežič, d. h. ebenfalls Ritter. Hier, sagt man, hatten 238 Dienstmannen der Cillier gehaust, Avelche ihren \veiter zuriick Avohnenden Herren von der Annahe- rung eines Feindes zu berichten hatten. Aucli den Bau der Kirche in Sulzbach den Cilliern zuzuschrei- ben ist man geneigt, Avenigstens bestand bei der- selben eine Stiftung der Cillier. Urkundlich wird dieKirche von Sulzbach zumersten Male im J. 1426 envahnt; und \venn ein nSachverstandiger u im Sulz- baclier Gedenkbuche einen Theil der dortigenKirche in die Mitte des 11. Jahrhunderts zuriickverlegt, so braucht dies nicht ernstlich Aviderlegt zu Averden ll ). Altgraf Friedrich iiberliess die Repriisentation des Cillier Hauses ganz seinem Sobne Ulrich; im J. 1453 griindete er Stift Neukloster im Sannthale. Sein Sohn Ulrich aber trat mit solchen Anspriichen auf, dass er eine Zeit lang die bedeutendste Person- lichkeitin der osterreichischen Geschichtegewesenist. Er Avar ein eifriger Gegner des steierischen Landesflirsten, auch nachdem dieser als Friedrich IV. Kaiser geAvorden Avar. Die Schicksale unseres Landes Avaren seit der Mitte des fiinfzehnten Jahrhunderts et\va keine beneidensAverthen; man horte kaum etwas anderes als Hader und Streit, Waffengeklirr und Jammer. Die niederosterreichischen Stande bela- gerten den Kaiser Friedrich in Wiener-Neustadt und verlangten, dass er ihnen seinen Miindel, den jungen Ladislaus Posthumus, den Erben der Kronen von Oesterreich, Bohmen und Ungarn, herausgebe. Der Kaiser wich der Uebermacht: er iibergab den Prinzen seinem Oheim, dem Grafen Ulrich von Cilli, der mit ihm triumphirend in Wien einzog und nun die Erziehung des damals ZAvolfjahrigenKnabeniiber- nahm. AberUlrich leitete auch die Regierung Oester- reichs und damit waren die ehrgeizigen, regierungs- 239 lustigen osterreichischen Stan.de nicht zufrieden und es gelang ihnen, allmahlich grosseren Einfluss auf den Prinzen zu gewinnen. Als derCillier einst vom nachtlichenSclnvarmen heimkeliren vvollte in den Palast des Prinzen, fand er das Tlior versclilossen und den Palast von Wiener Biirgern besetzt. Es ward ihm bedeutet, dass man seiner Dienste nicht mehr bediirfe. Ja die Machtigen aller drei Liinder, Oester- reichs, Ungarns und Bohmens schlossen eine form- liche Oonfoderation gegen den ubermiitkigen Cillier. Er zog nun \vohl ab , aber nicht lange dauerte es, so \var er \vieder allmachtig am Hofe des koniglichen Knaben. Stattlialter von Ungarn \var damals Johann Hunyadi, ein gewaltiger Kriegsheld, der Ungarn ruhmvoll gegen die Osmanenvertheidigte. Als er 1456 starb, \vurde sein argster Feind, Ulrich von Cilli zum Stattlialter von Ungarn ernannt und dieser eilte sofort mit dem Prinzen Ladislaus nacli Belgrad, der vvichtigstenFestung in Siidungarn. Aber hier vollzog sich sein Geschick. Die Partei Hunyadi trachtete ihm nacli dem Leben und einer der Sohne des wackeren Johann Hunyadi, Ladislaus vervvickelte den Cillier in einen Streit: Hinterlist und Landesverrath \varf er ihm vor. Ein "VVort gab das andere, die Schwerter entfuhren der Scheide und nun begann ein wiithender Kampf. Es ward den Ungarn schwer, ihres Feindes Herr zu \verden, „\vann er hette ain joppen“, die ihn schiitzt. Endlich aber stiirzte er zum 'Pode vervvundet und einer hieb ihm dann das Haupt ab l2 ). Es ist kein anziehendes Bild, das der beriihmte Aeneas Sjlvius, ein Zeitgenosse, von dem Erschla- 340 genen entwirft. Er war, sagt er, von boher Gestalt r starken Knocben, bager, scblank, fabl, mit grossen blutunterlaufenen Augen, rauher Stimme, kiibn, scbarfsinnig, unzuverlassig, rastlos thatig, unersattlicb in der Wollust, ohne Treu und Glauben, ein Heuchler und Betriiger, babgierig und verscb\ven- derisch, rasch im Spreclien und Ilandeln. In vielen Dingen also \vurdig seiner Tante, der Kaiserin Barbara. So \var eins der macbtigsten Gescblecbter, die je in Steiermark gewaltet, erlosehen. Was selten einem mittelalterlicben Geschlechte zu Tbeii geworden, ward ibm: es fand einen Mann, der nocli im fiinf- zebnten Jabrbunderte in scblicbter,einfacher Spracbe die Geschicke der Cillier Grafen aufgezeicbnet hat. Um die reicbe Erbscbaft des Cillier Grafen- geschlechts bewarben sicb vierundzwanzig Erben: der Kaiser trug den Lowenantheil davon. Wenn man auf der Ruine Ober-Cilli stebt, so ge\vabrt man unter sich ausgebreitet eine liebliche Landscbaft, ein gevrerbfleissiges Stadtchen und viele rubige stille Dorfer und darin tausend Heissige Men- scben, die da sorgen und schaffen fur des Lebens Unterbalt. Oben aber auf dem Berge, auf dem man steht, nur die Reste ebemaliger Herrlichkeit. Ein Triimmerwerk, an dem Vernichtung nagt. GeAvalfge Pfeiler, Riesenrippen gleich, Erwarten einzeln ihren Todesstreich; TJnd Mauern fragen, winklicht, schroff und dick, Um ihren vorgen Zweck des "VVandrers Blick. Hier einer Treppe Saum, dort ein Gemach, "Wo bald ein Herz, und bald ein Becher bradi; Hier noch ein Hof, wo manch’ ein Schwerthieb klang y Jetzt -vvuchert Gras den Weideplatz entlang; Dorf, wo der Zelter kampfbegierig stand, Ein Fruchtfeld jetzt, gepflanzt von karger Hand 13 ). 241 Inmitten dieser Triimmenvelt muss man sicli erinnern, dass hier die Burg stand, die vor Zeiten der Mittelpunkt jener siebzigHerrschaften gevvesen, uber welche einst derletzte Cillier gebot, und dieinSteier- mark, Karaten, Krain, Oesterreich und Ungarn zer- streut lagen. Sie alle haben, wenn sie nicht ganz vom Erdboden verschwunden sind, andere Herren erbalten, die Ruine Ober-Cilli wurde eines freien Bauern freies Eigen*). Das Gescblecbt aber, das bier gebot, ist langst nicht mehr. Versunken in den Ocean der Vergangenheit, aber nicht vergessen: dem Ge- schichtsforscber obliegt es, aus unscheinbaren Spuren das vergessene Leben neu darzustellen. Anmerkung en. 1. Karlmann Tangi, die Freien von Suneck. Mit- tbeilungen des histor. Vereins fiir Steiermark 10, 11, 12, 13. 2. Heinrich Riickert, Bruder Pbilipps des Kart- hausers Marienleben. 3. EineUebersetzung der drei Lieder diesesDichters aucb bei Tangi in den Mittheilungen. 10. Vgl. Weinhold, Ueber den Antheil Steiermarks an der deutschen Dicbtkunst des dreizebnten Jahr- hunderts. Im Almanach der k. Akademie der Wissenschaften 1860. 4. Ulrich von Liechtenstein’s Frauendienst (ed. Lachmann) S. 530. 5. Vita sancti Maximiliani archiepiscopi Laurea- censis et martyris bei Pez, Scriptores I. p. 23. *) JetztEigenthum der Landschaft. Um die Ruine vor dem ganzlichen Ver8chwinden durch den Verkauf der Steine als Baumaterial zu 'bewahren, erkauften im J. 1846 die „alten Stande“ selbe von dem damaligen Besitzer Anton Gorišek. Ankaufswerth 651 Gulden. 16 242 6. Die Chronik des Gregor H agen; docb findet sich die citirte Stelie in j enem Tlieile, den Pez beim Abdrucke vveggelassen bat. Sie ist aus der Innsbrucker Handscbrift genommen. 7. Die Chronica der edlen Grafen von Cilli ist gedruckt bei Hahn, Colleetio monumentorum II. Brunsvigae 1726. und Caesar im III. Bde. der Annales Ducatus styriae. 8. Kr on e s, Graf Hermann II. von Cilli, Mit- tlieilungen des liistorischen Vereines f. Steier- mark 22. Heft. 9. Dariiber A schba c h s vierbandiges Werk, Ge- sclienk K. Sigismunds. 10. Wir haben eine Biographie dieser Cillierin von Aeneas Sylv ius Piccolomini, dem spateren Papst Pius II. In seiner Gescliicbte Bolimens sagt dieser Sckriftsteller liber die Kaiserin Bar¬ bara (cap. 54): Neque cbristianae neque alteri cuipiam religioni astricta: quippe quae superos inferosque ullos esse negabat. Ferunt eam ancillas suas saepe orantes jejunantesque incre- passe: quae corpus suum frustra macerarent: fictumque coeli numen placare verbis crederent. Vivendum suaviter, dum vita suppetit fruen- dumque voluptatibus. Id tantum homini datum, cujus anima cum corpore simul extinguitur; somniare, qui alteram vitam šibi promittunt. 11. J. G. Seidl, die untersteirisehe Scli\veiz in der steiermarkisch. Zeitscb. N. F. 3. Jahrg., dazu einige Mittheilungen des Herrn Pfarrers Janc in Sulzbacb. 12. Die gleicbzeitigen Bericbte iiber diesen Vor- fall sind zusammengestellt bei Krones „die 243 zeitgenossischen Quellen zur Gesch. d. Grafen v. Cilli“ im 8. Hefte der Beitrage zur K. st. G. 13. Aus J. G. Seidl’s Gedicht: Taterflucli inseinen Bifolien, dritte Lese. Wien, 1836. Denkvviirdigkeiten von Sulzbach. (Johann Janc.) Ursprung der Pfarrkirche*). Wann die Pfarre und ihre Kirche zu Sulzbach entstanden, lasst sicli genau nicht bestimmen, da liiertiber Urkunden sehr liohen Alters nicht vor- handen sind; solche sollen derTradition nach einst ein Raub der Flammen, oder vrahrscheinlicher noch ein Opfer vormaliger Nachlašsigkeit bezilglich der Docu- mente gevvorden sein. Ueber allen Ztveifel erhaben ist es, dass der Ursprung der Kirche und der Pfarre einer sehr friihen Zeit angehort, und den benachbarten Kirchen an Al ter nicht nach, sondern eher voran gelit. Dem zunachst diirfte die allgemeine Sage viel Wahrschein- lichkeit fiir sicli haben, dass die Grafen von Cilli zur anfiinglichen Erbauung dieser Kirche zumeist beigetragen hatten. Traditionell hiitten sich namlich einzelne Glieder jener miichtigen Grafenfamilie in Folge ehemaliger Befehdungen hier heraufgefliichtet, oder der Jagd auf hohes Wild zulieb sich herauf be- geben, und seien zeit\veise da geblieben. Fiir diesen Aufenthalt spreclien folgende Daten. Hocli im Gebirge, oberhalb schroffer Felsen, liegt eine grosse Bauern-Realitat, von jeher fiihrend den *) Fiir diesen und die beiden folgenden Aufsatze sind die liistorischen Daten aus dem zu Sulzbach vorliegenden „Liber meinorabilium in parochia Sulzbach" entnommen. 16 * 244 vulgaren Namen „Knez“, \velcher Ausdruck mit Fiirst oder Graf gleichbedeutend ist. „Und hier — so riihmen sich noch die heutigen Besitzer — \volinten vor uns die sich meistens fliichtenden Familienglieder der Grafen von Cilli“. — Das Dorf unter der Kirche mag auch ihrem Daweilen sein Entstehen verdanken; denn ein Haus knapp an der vom Dorfe hinauf zur Kirche fiihrenden langen Stiege tragt aus undenk- lichen Zeiten grundblicherlich fortwahrend den Vul- gar-Namen: »Vitez 14 , d. i. Ritter, und ein zweites, obigem etwas schrag gegeniiber am Dorfplatze gele- genes den Vulgar-Namen: „Vitežič“ d. i. ein min- derer Ritter. In miissigen Stunden erzahlt man sich gern, als hatten in diesen zwei Hauseru von den Cillier Grafen geadelte Domestiken gewohnt, um als Vorposten und Wachter einen allfalligen feindlichen Andrang den in der hohen Alpe \vohnenden Ge- bietern noch zeitgerecht berichten zu konnen. Die Kirche ist zum grossen Theile im gothischen Style gebaut, ihr hohes Alter wird durch folgendes Factum bestatigt. Vor einiger Zeit musste man bei der Keparatur einer Thiir von einem gothischen Bogen etwas ab- schlagen, mit grosser Muhe nur .schlug man einige Stticke Gesteines ab, -welche hartest gebrannten Ziegeln gleicli sahen. Nach Beurtheilung des Maurer- meisters sind alle gothischen Bogen und Gesimse von solchem Gesteine. Nach Vorgabe des Maurer- meisters, v?ie anderer Sachverstandiger soli aber ein derartiges Gestein — fast ziegelbraun — \veder in dieser, noch in weit umliegenden Gegenden vor- kommen. Solches musste folgerichtig aus einer fernen Gegend, vielleicht bei oder unterhalb Cilli, behufs dieses gothischen Baues herauf gebracht werden. 245 Hiezu reicbten aber, besonders beim damaligen Man- gel jeden Falmveges liieherein, die alleinigen Krafte hiesiger Insassen gevdss nicbt bin. Daber schreibt man die Herbeiscbaffung besagten Baumaterials den Macbtigen von Cilli zu. Ausserdem bestand bei dieser Kircbe eine Stiftung der Grafen von Cilli, die spater auf das GutNeu-Cilli iiberging; welcber Umstand die Mutbmassung auf besondere Unterstiitzung der Kircbe von Seite jener Grafen rechtfertiget. Leider ist diese Stiftung in Folge mannigfaclier Umvvalzungen ganz- licb in Verlust geratben. Aus dem Gesagten geht mit Bestimmtheit bervor, dass diese Gebirgsgegend schon vor undenklicben Zeiten ibre Bewobner batte, und insbesondere deutet Alles auf ein graues Alter der Kircbe. Ein sehr bohes Alter der Kircbe sowohl, wie der Pfarre selbst beweiset ferner und ganz klar eine, von dem einstigen Pfarrer zu Prassberg und gegemvartigen Domcapitular zu Marburg Herrn Ig na z Orožen im Arcbive des Schlosses Oberburg aufge- fundene, und giitigst bieher iibergebene, in vielen Beziebungen nie genug zu scliatzende Abscbrift der Consecrations-Urkunde mebrerer Altare und der Kircbe daselbst, gescbrieben zu Oberburg ain Feste St. Jacobi Ap. im J. 1485. Diese Urkunde beginnt: „Nos Sigismun- dus • • • • Labacensis episeopus • • • • anno Mil- lesimo quadringentesimo octuagesimo quinto • ■ • die penultima mensis Junii duo altaria de novo con- structa et sita in ecclesia parocbiali in Sulzbacb nostrae Labacensis Dioecesis • • • • deinde sequente Dominica Ecclesiam parocbialem • • in Sulz¬ bacb de novo ampliatam et constructam • • consecravimus". 246 Der Consecrant Sigismund de Lamberg war laut Catalogus cleri diocesis Labecensis der erste Biscbof der Laibacher Diocese, die sich erst von Kraili aus liber einen grossen Tbeil der Steiermark und Karn- tens bis an die Drau erstreckte, — und stan d dieser Diocese vom J. 1463—1488, somit 25 Jahre als Oberbirt vor. Wenn nun nacb der erwahnten Consecrations- Urkunde im J. 1485 Altare und die Kirche und zwar nicht als eine neu erbaute, sondern als eine „ampliata“ und „constructa“ geweiht \vurden : so setzt dieses natiirlicher Weise eine scbon langst da bestandene kleinere, der anwachsenden Population nicht mehr genugende, und scbon alte Kirche voraus. Denn das „Ampliare“ (Erweitern), sowie das „Gonstruere 11 (Zusammenfiigen) bedingen etwas scbon ebedem Bestandenes. In der mehr benannten Cons.-Urkunde, welche schon nabe an 400 Jahre alt ist, wird die Kirche oft, aberimmer als „Ecclesia parocbialis“ bezeicbnet; was ein sebr seltenes Alter nicht nur der Kirche, sondern aueh der Pfarre in Sulzbach begriindet. Zur obigen Behauptung sei hier auch das Gutach- ten eines Sachverstandigen, des Architekten H. Kip- pert aus Wien, angefiihrt. Dieser schreibt in dem „Gedenkbuch fiir Sulz- bacher Besucher“ pag. 134, als Tourist im J. 1852, den Bau der Kirche in ihren Theilen verschiedenem Zeitalter zu, — vvas auch hierin minder Verstandigen bei der Betrachtung des Baues einleuchtet; — den einen Tbeil der Kirche fiihrt er sogar in die Mitte des 11. Jahrhundertes zuriick. 247 Capelle St. Anna am Friedhofe. Auch die St. Anna-Capelle am hiesigen Fried¬ hofe ist schon selir alt. Sie wurde den 1. August 1610 laut der, mit deutschen Fractur-Lettera ge- druckten Consecrations-Urkundeddt. 10. August 1610 voa dem Laibacher Bischofe Thomas Chronus, welcher ia der Reilienfolge der Laibacher Bischofe als neun- ter Bischof, 32 Jalire — vom J. 1598 —1630 — seiae Diocese regierte, saaiait ihrem Altare coasecrirt. Schoa vor dieser, ebea als coasecrirt erwahnten, bestaad eiae holzerneSt. Anna-Kapelle. Diese braaate ab, uad aa ihrer Stelle wurde eiae aeue aufge- mauert; deaa ia dem, voa der Pfarrvorstehuag aa dea Bischof Thomas Chroaus gerichteteu Bittgesuche um Voruahme der Capelle-Coasecriruag hiess es ua- ter Aaderem • • • • „nachdem die alte voa Holz ge- baute Capelle durch Nachlassigkeit desMessaers abge- braaat ist, und wir eiae neue auf ihrer Stelle aufge- mauert habea : so bittea wir u. s. f. • • ■ • “ Bei der im Jahre 1848 vorgeaommeaea Ausbesseruag die¬ ser Capelle saak ihr Fussbodea eia, uad man fand uater deaiselbea eineGruft — bisher Jedermana un- bekannt — und in dieser einen grossen Leichnam; es mag vielleicht der Leichnam des Erbauers, oder doch eines vorziiglicken Wohlthaters dieser Capelle gewesen sein. Filialkirche heil. Geist. Der Bau dieser Kirche ist sehr einfach, nur das Presbyterium ist gewolbt, sonst aber ist die ganze Dečke aus bemalten hblzernen Tafeln. Sie hat drei Altare, und eine ziemlich gute Orgel. Mit Ausnahme des im J. 1849 beigeschafften Tabernakels, einiger 248 recht scboner neuer Paramente und sonstiger Uten- silien ist hier Alles sehr alt. So abseitig und boch im Geblrge (bei 1243 m ) die Kircbe auch gelegen ist, herrscht docb allgemein die Muthmassung, sie sei nicht allein benedicirt, son- dern von einem Bisciiof consecrirt worden. Die Moglichkeit dieser stattgebabten Conse- cration ware unschvver denkbar fiir jene Zeiten, in \velcher die Biscbofe von Laibacli, oder nocb vor die- sen, gar von Aquilea aus, ihre kanonischen Reisen durcb Oberburg, Laufen, Leutscb, Sulzbacb nacli Karnten, als einem am rechten Ufer der Drau gele- genen Theil ihrer Diocese, iiber die St. Leonhards- Alpe, auf deren siidlichem Abbange eben die Filial- kirche heil. Geist iiegt, zu Fuss macben mussten. Die Vornahme vermeinter Consecration ware solchge- legenbeitlich nicht zu anstrengend, sondern als eine Rastzeit dem Bischofe und seinem Gefolge gewesen. Knapp am Fusssteige auf der Alpe zwiscken der hi. Geist- und St. Leonhards-Kirche (einer Filiale von Eisen-Kappel) in Karnten schon ist eine starke Quelle mit krystallklarem, eiskalten Wasser, unter dem Namen „žegnan Studenc (geweikter Brunnen)“ viel bekannt*). Es geht die Sage, in einstiger Zeit hatte ein Bischof beim Uebergange von Sulzbacb nacb Karnten mit seinem Gefolge an dieser Quelle gerastet, sich da gelabet, und dann dieselbe zum steten Andenken geweihet; daher nocb jetzt ihre Benennung. Die Kircbe bi. Geist bat drei Glocken eines reinen, hellen Klanges. Die kleinste unter ibnen ist *) Bei dem Messner zu St. Leonhard ist auch eine miich- tige Quelle mit nicht minder vortrefflichem Wasser; — auch Wein wird da zeitweise, besonders im Sommer ausgeschankt. 249 ibres Alters balber merkvviirdig. Ihre Aufscbrift, von einer Art gotbiscber Buchstaben, ist tbeils wegen ibrer Abniitzung durcb den Zabn der Zeit, tbeils wegen ihrer eigentbiimlicben Form, Jedermann un- lesbar. Audi keine Jabreszabl findet man an ihr. Der bocbw. Herr Domcapitularlgnaz Orožen, \velcher als Forscher der Alterthiimer riihmlicbst bekannt ist, und im Lesen ahnlicher Scbriften grosse Fertig- keit besitzt, konnte dennocli den Sinn dieser Auf- schrift nicht genau eruiren. Nach seinem Dafiirbalten sei diese Glocke die alteste im Oberburger Decanate, wenn nicbt nocb weiter umber. Das Fremdenbucb. Zum Beweise, dass der Zugang zu Fuss in die Tbalscblucht Sulzbachs, sei es von Laufen durcb die ,, Nadel “ berauf, sei es von Karaten iiber Eisen-Kap- pel oder iiber das Bad Vellacli, z\var liart, jedocb bei giinstigem Wetter nicbt mit grossten Bescb\verden oder gar, \vie es Einige \vollen, mit sicbtbaren Ge- fahren verbunden sei, und dass die Anlegung eines etwas ertragliclien Fabrvveges lierein mit einem ge- ringeren Kostenaufwande gescbehen konnte, wie jener, -welcben die im August 1875 unter Leitung des Mitgliedes des steier. Landesausscbusses Herrn Grafen v. Kottulinski dagewesene Besicbtigungs-Com- mission mit weit iiber 100.000 fl. veranscblagt haben soli, und welcher jedwede bisber sebnlicbst gebegte Erwartung einer Strassenanlcgung von Leutscb ins Logartlial vielleicbt fiir immer aufbebt, mogen die Bemerkungen dienen: dass schon von jeber — laut „ Gedenkbucbes fiir Sulzbacbs Besucber“ vom Gym.- Prafecten Hartnid Dorfmann und Heinricb Knaffel imPfarrbofealldaniedergelegt, und laut„Libermemo- 250 rabilium parochiae Sulzbach“ — mit dem J. 1856 begonnen — Touristen jeden Standes, nicht nur Herren, sondern auch Damen, von Nali und Ferne, ja aus England und Scliottland, den Weg nacb Sulz- bach machten. In den z\vanziger Jaliren zog selbst Se. kais. Hobeit Erzberzog Jobann von Leutscli ber- auf durch die „Nadel“ uber das Dorf Sulzbach mit seinem Gefolge nacb dem Logarthale, und bestieg von dort aus die schwindelnde Spitze der Ojstrica. Seit dem Jahre 1848 baben scbon fiinfmal bi- sclioflicbe kanoniscbe Visitationen immer mit gezie- mender Begleitung liier statt gebabt. Gegen Ende des Jahres 1851 ist sogar eine starke militariscbe Be- setzung Sulzbacbs von Karaten aus, und in den ersten Monaten des Jahres 1852 eine Militarassistenz von Cilli aus behufs der vorgenommenen civilgericbt- licben Untersucbung inFolge obiger Besetzung mog- lich gewesen. Der Belageru ngsz ustand im J. 1851. Die im Vorigen erwahnte militarische Besetzung von Sulzbach erregte allgemeines Aufseben und war Veranlassung, dass in den damaligen Zeitungsblattern und mancben Reisebiichern viel Uebertriebenes, Fal- sches, ja Fabelbaftes, Lacberliches geschrieben wurde, ■vvorin Sulzbach als eineScblucht vollDiebe, Strolche, Rauber und Mordbrenner dargestellt v T ar, und an den schaudernden Leser die „menschenfreundliche“ War- nung gerichtet wurde, kein Reisender wage diese gefahrliclie Gegend zu betreten ohne von Fuss bis zum Kopf bewaffnet zu sein. Es durfte daher bier eine kurze, aber wabrbeitsgemasse Skizze uber obiges trauriges Ereigniss von einem Augenzeugen 251 des Geschehenen dargelegt, den Freunden der Wahr- iieit niclit unwillkommen sein*). In den Gebirgen Sulzbachs, \vie auch in den nachbarlichen von Eisenkappel, Schvvarzenbach , Leutsch nnd anderen hielten sich, wie bekannt, bis zur Errichtung der Gendarmerie in den entlegenen Bauerngehoften, vorherrschend aber in den Holz- scblagen passlose mannliche Individuen auf, darunter Militarfliichtige. Solclie iiberall aufzufangen, \var die erste und ernste Pfliclit der neu creirten Gendar¬ merie. Diesem Gebote nachzukommen, erschienen nun um die Mitte December 1851 drei Gendarmen vonKarnten iiber die Alpe bel St. Jacob nacli Steier- mark, nahmen beim ersten Bauer unter dieser Alpe in Sulzbacli aus der Mitte der eben zum Mittagsmahle versammelten Domestiken einen passlosen Knecht ge- fangen, fiibrten ilin liinab an das Dorf Sulzbach in das Gasthaus zum „ Smetnik \vo sie sich etwas zu lange labten. Es \var bereits ziemlich spat ge\vorden, als sie zuriick nacli der hochgelegenen Gemeinde hi. Geist gin gen, wo sie bei dem Bauer Rogar unter dem Uebergange nacli Ivappel z\vei alte passlose Manner aufgriffen, und daselbst unvorsichtiger Weise mit ihren drei Arretirten iibernachteten. Diese Ge- fangennehmung ward in den uinliegenden Bauern- gehoften und Holzschlagen schnell bekannt. Passlose *) Als grossartigste Leistung einer kiihnen Faritasie ver- eint mit einem kindlich glaubigen Gemiithe moge der Artikel in der Gart e rila ub e, Jahrgang 1865: n Deutschlarids grosste Rauberburg. Von Dr. Friedrich Hoffmann« erwiihnt werden. Schade, das9 der Herr Autor sein Talent nicht friiher zur Geltung bringen konnte; Freiherr von Jlunchhausen hatte die Abfassung seiner Abenteuer gewiss unteriassen und Herrn Dr. Hoffmann iibertragen. Mindestens hatte der Herr Autor dann an seine Geschichten geglaubt. J. F. 252 Bursche, 25 an der Zalil, darunter 6 eingeborne Sulz- bacber, die iibrigen Alle aus fremden Gegenden — meist aus Krain und Karnten — rotteten sicb in dieser Nacht zusammen, stellten sich auf einer Hoch- ebene am Uebergangspunkte nacb Kappel (scbon am karntneriscben Boden) in einen Haufen und er\var- teten da die um 4 Ubr Naclits anriickenden dreiGen- darmen mit iliren drei Gefangenen, um ibnen diese mit Gewalt abzunebmen. Doch dieses ging nicht so leiclit und gerauschlos vor sicli. Es entstand ein furclit- barer Kampf! Die Gendarmen schossen mit iliren Gewebren undbieben mit iliren Sabeln, die Burscken desgleichen mit ihren verscbiedenen Werkzeugen. Wabrend des wiithenden Kampfes bei stocklinsterer Nacbt zogen sicli die drei Gefangenen unbehindert nacli Sulzbacil zuriick. Nacb geendigtem Gemetzel verliessen die Bur- scben, von denen nur ein Einziger auf einer Hand mit dem Sabel ver\vundet wurde. den Kampfplatz, sicli allerwarts zerstreuend; die Gendarmen aber er- barmlicb bescliadiget blieben daselbst liegen, bis sie von Kappel aus, wohin die Kunde des unseligen Streites bald gelangte, abgeholt vurdcn und dort in arztliclier Beliandlung so lange verblieben, bis sie geheilet und fahig waren, iliren vorigenDienst wieder anzutreten. In \venigen Tagen nacb diesem verwiinscbten At- tentate riickten mehrere Compagnien Militar(Wimpf- fen — Broder - Grenzer) so ivie Gendarmen aus Karnten und Krain bei tiefem Scbnee und grim- miger Kalte iiber das Gebirge nacb Sulzbacb herein, um es mit allem Ernst militarisch zu besetzen, die an dem Attentate Betheiligten ausfindig zu machen und der verdienten Strafe zuzufiibren. — Demnacb wurde 253 am 20. December 1851 Sulzbach mit allen seinen Auslaufern in Belager ungszustand versetzt.— Ein an Jahren alter Gendarm, der kurz vorher zum Lieutenant avancirte, verfasste und proclamirte mit ali’ den geivohnlichenBelagerungsfonnalitaten die Be¬ lagerung, und vahrend derselben stand nicht nur die Gendarmerie, sondern aucb das ganze Militar unter seinem Gebote. Die Belagerungsproclamation in ihren Punkten vertirte der hiesige Pfarrer am Dorfplatze im Kreise der Gendarmerie und des Mili- tars dem umstehenden Volke in die sloveniscbe Spracbe. Die Belagerung dauerte 10 Tage; am 31. December namlich wurde sie in Folge eines Be- feliles des Generalcommandos in Graz aufgehoben, und Militar sammt Gendarmerie zog am selben Tage liber die Alpen nach Karnten zuriick. Ungeacbtet der mit eiserner Strenge ergriffenen Massregeln in der Belagerungszeit konnte doch kein einziges an dem Attentate betbeiligtes Individuum ausfindig gemacht werden. ErstEnde Juni 1852 stellte sich der an der Hand am Raufplatze vervvundete Bursche, ausLeutscb gebiirtig, vermuthlicb auf mora- lischen Wegen beivogen, dem Untersucbungsgerichte zu Kappel vor, und gab alle seine Mitschuldigen dem- selben an. Die Schuldigen, welcbe Deserteure waren r vvurden von dem Militar-, die sonstigen von dem Civil-Gericbte gehorig bestraft. Die Civilisten kamen auf mehrere Jabre in die Kerker verschiedener O rte, wo die meisten, der reinen Gebirgsluft ebevor ge- \vbbnt, nun entbebrend, bald verstarben. Dass die Belagerung den hiesigen Insassen viel Leidund Weh neben den grossen Unkosten, und dem Militarpersonale selbst, besondersbeiaussersterWinter- kiilte und in Ermangelung gehoriger Beqnartierung 254 in dieser Gegend, woes nur weit auseinanderliegende Bauernbauser mit dem kleinen Dorfe Sulzbach gibt, sebr viel Ungemach und Strapazen verursachte, ist leicht verštandlich. Recht und billig var es, dass man jene dem Ge- setze ungeborsamen Burschen durch die so streng angevandten Massregeln zur verdienten Strafe ge- zogen liatte, und dadurcb allem kiinftigen Unge- borsam und jeder Renitenz gegen den Militarstand Riegel gelegt wurde: docli man vrird es nicbt denen iibel nebmen, die da meinen, jene Massregeln varen tlieihveise zu empfindlicb angevvandt gevesen, und die vlinscben, nie vieder das Elend einer Belagerung zu erleben! Denn, venn man neben Anderem seben musste, \vie von Nab und Ferne mannliche Indivi- duen, darunter die barmlosesten Greise, velcbe von dem Tumultplatze mebrere Stunden entlegen lebten, und von dem verrucbten Attentate nicbt vissen konnten, dicbt in ein Arrestzimmer, vie die Haringe gepockelt, eingesperrt vurden, welcben man nur ver- steckter Weise Brod oder sonst Essbares unter Selbstgefabr durcbs Fenster verabreicben konnte, und wie diese meist unbescholtenen Manner mit riicklings gebundenen Handen in grosser Anzahl einer nacb dem andern zusammengekettet bei schnei- dender Kalte auf dem eng betretenen Scbneepfade liber die hohen Gebirge nacb dem veiten Kappel dem Untersucliungsgerickte zur Agnoscirurig vor die dort befindlicben Gendarmen — in der Unmoglicb- keit sicb das eiskalte und besudelte Gesicbt reinigen zu konnen — gleicb den Elenden in Sibirien ge- trieben -vvurden, so batte nur der Herzloseste, und alles menscbliche Mitgefiibl Verlaugnende obne Tlirane dem Vorgange zugescbaut! 255 Zur Beruhigung etvvaiger Passanten durcli Sulzbach. So tadelnswertli und strafvviirdig vorbenannte Attentiiter audi waren, kann und muss docb bemerkt \verden, dass sie keine Diebe, keine Strolche, keine gefahrlichen Menschen gevvesen sind; — ausser dem groben Fehler des Ungeborsams gegen die Militar- pflichten konnte man sie ivahrhaft keines Vergebens, keiner Uebertretung, gescbweige eines Verbrechens beschuldigen*). Aucb iiberbaupt wird die Sicberbeit der Person oder des Vermogens selten wo so tvenig gefabrdet, als in deni, sonst manchem Reisenden ivild und unheimlicli ersclieinenden Sulzbadi. Daber, Touristen! nur ivoblgemuth und friseli auf! betretet nur unbesorgt um euere Person und Borse die wildromantiscben Tbalgriinde und die grauen Gebirge der steierischen Schweiz — Sulz- bachs! Rinka, Ojstrica, Raduha und Ovčeva scbauen stets ernstfreundlich auf Euch berab, und warnen fest und scharf, wie sie sind, die unter ilinen Hausenden vor jedem Frevel in Wort und Tbat gegen Euch! *) Seit der Einfiihrung derallgemeinen Welirpfiicht mit nur dreijahriger Dieristzeit ist hier jede Abneigung gegen die Mili- iarpflichten geaehivunden. J. F. 256 Flora der Sannthaler Alpen. (Josef C. Ritter von Pittoni.) Abkiirzungen: G. = Grintovc, Lo. = Logarthal, Oj. = Ojstrica, Ov. = Ovčeva, Ra. = Raduha, Ri. = Rinkathor, S. = Sannthaler Alpen, Sk. = Skuta*). Achillea atrata. L. — G. Ra. Ri. „ Clavennae. L. — S. „ clusiana. Tau. —■ S. n moschata. — Oj. Aconitum Napellus. L. — S. „ Vulparia. Rchh. — Lo. Adenostyles alhifrons. Rchb. —• G. Lo. „ * alpina. BI. F. - G. O v. Ra. Ri. Agrostis alpina. Scop. — S. „ montana. — G. Aira caespitosa. L. — Ov. Alchemilla alpina. — G. Allium carinatum. L. — Lo. „ ochroleucum. WK. — Nadel. Alnus viridis. DC. — Ov. Alsine austriaca. M. K. — Oj. Ra. „ Gerardi. Whlbg. — Oj. Ri. Alyssum Wulfenianum. — G. Androsace chamaejasme. — G. „ lactea. L. — Ov. Ra. » villosa. — G. Oj. Anemone alpina. — G. *) Die Fundorte sind von den ubrigen (die Namen der Autoren betreffenden) Abktirzungen durch das Zeichen n — “ getrennt. Anemone baldensis. — G. „ narcissiflora, L. — G. Oj. Aneura palmata. — G. Antbemis alpina. L. — S. Anthericum ramosum. L. — Jezcriathal. Aposeris foetida. Less. — S. Aquilegia alpina. — G. Arabis alpina. L. — S. „ ciliata. K. B. — O v. Ra. „ liirsuta. Scop. — Lo. „ pumila. Jacq. — Oj. „ vochinensis. Spr. — Oj. Ra. Iii. Arctostaphylos officinalis. W. — G. O v. Arenaria multicaulis. L. — G. Ra. Aronicum glaciale. Rchb. — Ri. „ scorpioides. — G. Aspidium aculeatum. Doli. — Lo. „ Lonchitis. Sw. — G. Ra. „ montanum. — G. „ rigidum. — G. Asplenium viride. Hud. — Lo. Astragalus glycyphyllos. L. — Ri. Astrantia carniolica. Wulf. — G. Lo. Ov. Ra „ major /J involucrata. Koch. — Lo. Atliamanta cretensis. L. — S. Atragene alpina. L. — Oberes Sannthal. Avena argentea. Willd. — Ri. v alpestris. Host. — S. n sempervirens. Vili. — Ov. Barbula aciphilla. — G. „ fallax. — G. „ tortuosa. — G. „ unguiculata. — G. 258 Bartramia Oederi. — G. Bartsia alpina. L. — G. Oj. Ra. Ri. Betonica alopecurus. L. — Ov. Ra. Ri. Biatora rupestris. — G. Biseutella laevigata /9 lucida. Neil. — Oj. Ra. Ri. Blechnum Spicant. Roth. -— Lo. Botrjchiura Lunaria. L. — G. Ov. Ra. Bryum caespiticium. — G. „ inclinatum. — G. „ pallens. — G. „ pallescens. — G. „ pseudotriquetrum. — G. Buphthalmum salicifolium. L. — • Ri. Bupleurum graminifolium. Vahl. — G. Lo. Oj. Calamintha alpina. Lam. — Ov. „ grandiflora. Meh. — S. Callopisma ochraceum. — G. Campanula caespitosa. Scop. —G. Oj. Ri. n pulla. — G. „ pusilla. Hk. — G. Ri. „ Scheuchzeri. Vili. — Ri. n thvrsoidea. L. — Nadel. „ Zoysii. Wulf. — G. Lo. Ri. Cardamine resedifolia. — Sk. Cardnus defloratus. L. — Ov. Carex atrata. L. — Oj. O v. „ ferruginea. Scop. — G. Oj. „ firma. Host. — G. Ra. „ flava. L. „ gjnobasis. Vili. — Oj. r lepidocarpa. Tau. — Lo. „ Mielichhoferi. Sch. — G. n mucronata. Ali. — S. Carex nigra, Ali. — Ri. Oj. „ ornithopoda. Willd. — Ra. „ ornithopodioides. Hausm. — Oj. „ tenuis. Host. — Lo. Catopyrenium cinereum. — G. Centaurea frigida. — G. „ montana. L. — Ov. Cephalantliera rubra. Rich. — Chuda peč. Cerastium alpinum. — G. „ arvense /9 glabrescens. Neil. — Oj. Ra. „ carintbiacum. Vest. — Ri. „ latifolium. L. — S. „ ovatum. Hoppe. — Ri. Ceratodon purpureus. — G. Cerintlie alpina. — S. „ min or. L. — Lo. Cetraria islandica. — G. „ juniperina. — G. Cberleria sedoides. L. — Oj. Ra. Chrysanthemum atratum. L. — Oj. „ montanum. — G. Cineraria alpestris. Hoppe. — S. „ rivularis, WK. — S. Circaea alpina. L. — Lo. „ lutetiana. L. — Lo. Cirsium carniolicum. Scop. — Lo. „ eriophorum. Scop. — Ra. „ Erisithales. Scop. — Lo. „ spinosissimum. Scop. — Oj. Cladonia alpestris. — G. „ gracilis. — G. „ pyxidata. — G. „ racemosa. — G. Cochlearia saxatilis. Lam. — G. Lo. Oj. Ri. 17 * 260 Coeloglossum viride. Hartm. — Ov. Ra. Collema cristatum. — G. Convallaria verticillata. L. — Jezeriathal. Corallorrhiza innata. RB. — Ra. Crepis aurea. Tau. — Oj. Ra. „ Jaccpini. Tau. — Ri. „ paludosa. Meh. — Lo. Cystopteris montana. — G. Daphne stri ata. Tratt. — G. Ri. Desmatodon latifolius. —• G. Dianthus barbatus. form. alpestris. — Lo. „ monspessulanus. L. y. alpicola. Koch. — Lo. „ sylvestris. Wulf. — Sulzbach. Dichodontium pellucidum. — G. Dicranum scoparium longifolium. — G. Didymon rupellus. — G. Digitalis grandiflora. Lmk. — Nadel. Distichium capillaceum. — G. „ inclinatum. ■— G. Dondia Epipaetis. Spr. — Sulzbachthal. Draba aizoides. L. — G. Ri. „ stellata. Jaccp — Oj. Dryas octopetala. L. — G. Epilobium alpestre. — G. „ alsinefolium. Vili. — Ri. „ parviflorum. Sehreb. — Sulzbach. „ trigonum. Sch. — Ov. Epipaetis latifolia. Ali. — Lo. „ rubiginosa. Gaud. — O v. Eriča carnea. L. — Ra. Erigeron alpinus. — G. „ glabratus. Hoppe. — Ov. Erigeron uniflorus. — G. Eriophorum Scheuchzeri. Hoppe. — Oj. Eritricliium nanum. Schrad.— G. Ri. Oj. Erjsimum Gieiranthus. Pers. — G. Lo. Euplirasia mi nima. —- G. „ salisburgensis. Fk. — Or. Festuca gigantea. Vili. — Lo. „ ovina. var. — Ra. Fissidens rupestris. — G. CSalium belveticum. Weig. — Oj. Gentiana acaulis. L. — G. Ov. „ aestiva. R. et S. •— Ri. „ bavarica. L. — Oj. „ ciliata. — Lo. ,, cruciata. L. — Lo. „ excisa. Preši. — S. „ Frolichii. — G. Ri. „ imbricata. Frl. — G. Ri. „ nana. — G. „ nivalis. L. — Ov. ,, obtusifolia. Willd. •— Ov. „ pumila. Jaccp — G. Ov. Ri. „ purpurea. — G. j, verna. L. — Lo. Geranium macrorrhizon. L. — S. Geum rivale. L. — Ra. Globularia cordifola. L. — Sulzbach. „ nudicaulis. -— Lo. Oj. Gnaphalium Hoppeanum. Koch. — Ri. Grimmia macrocarpa var. gracilis. — G. „ gigantea. — G. Gjmnadenia Oonopsea. R. B. — Lo. Ov. 262 Gymnadenia odoratissima. Rich. — Ri. Gvmnostomum curvirostrum. — G. „ rupestre. — G. „ viridula. — G. Hedysarum obscurum. L. — Ra. Helianthemum alpestre. — Ra. „ oelandicum. Rchb. — Ra. „ vulgare d grandiflorum. Kocb. Heracleum austriacum. L. — G. Ov. Herminium Monorchis. RB. — Lo. Hieracium glaucum. Ali. — Sulzbacb. „ incisum. Hoppe. — Ra. Ri. „ porrifolium. L. — Sulzbach. „ staticefolium. Vili. — Lo. „ villosum. Jacq. — Ri. Homogyne alpina. — G. „ discolor. Cass. — G. Oj. Ov. „ sylvestris. Cass. — Ra. Hutchinsia alpina. RB. — G. Oj. Ra. Sk. „ brevicaulis. Hoppe. — Lo. Ri. „ petraea. RB. — Ra. Hypericum birsutum. L. — Lo. „ montanum. L. — Lo. „ quadrangulum. L. — Lo. Hypnum commutatum. — G. „ fastigiatum. — G. „ filicinum. — G. „ subsulcatum. — G. Juncus Hostii. Tau. — G. Oj. „ monantbos. Jacq. — Ra. Juniperus nana. Willd. — Ov. Ri. Ov. 14 n au ti a sylvatica v. alpina. Kitt. — Ov. Koeleria cristata. Pers. -— Ov. „ birsuta. Gaud. — Ov. Iiaserpitium peucedanoides. L. -— Lo. G. Ov. Lecanora subfusca var. bryonta. •— G. Lecidea Junana. — G. „ petrosa. — G. Lecidella geniopbila. — G. „ ochracea. — G. Leontodon hastilis. L. S. opimus. — Ri. Leontopodium alpinum Cass. — G. Ov. Škarje. Leskea atrovirens. — G. Libanotis montana. — G. Oj. Ri. Lilium carniolicum. Bernh. — Lo. Ra. Linaria alpina. Mili. — G. Lo. Oj. Linum alpinum. Jacq. — G. Oj. Listera ovata. B. B. — Ra. Ri. Loydia serotina. Salisb. — Ra. Luzula maxima. De. — G. Ra. „ multiflora. Lej. v. congesta. — Ra. Meesia uliginosa. — G. Meum atbamanticum. — G. Mnium ortborrhyncbum. — G. rt serratum. — S. Mohringia polygonoides. M. K. — Ri. Oj. Ra. Mulgedium alpinum. — G. Myosotis alpestris. Scbm. — Oj. Ri. liardus stricta. L. — Ov. Nigritella angustifolia. Ricb. — Oj. Orchis maeulata. L. — Ra. 264 Orchis mascula. L. — Ra. Orthothecium intricatum. — G. ., rufescens. — G. Oxytropis JaCquini. Bunge. — r Ov. „ montana. DC. — G. Ov. I*aederota Ageria. L. — G. Oj. Papaver alpinum. L. — G. Oj. Ri. v Burseri, Crantz. — Oj. „ pvrenaicum. — G. Parnassia palustris. L. — Lo. Pedicularis asplenifolia. Fl. — Ri. „ Jacquini. Koch. — G. Oj. Ra. „ incarnata. Jacq. — Oj. v recutita. L. — Ra. „ rosea. Wulf. — Ri. „ rostrata. — G. „ verticillata. L. — Oj. Petrocallis pyrenaica. RB. — G. Oj. Ra. Ri. Peucedanum austriacum. Koch. — Lo. „ montanum. Koch. — Lo. Phaca alpina. — G. Phegopteris Drvopteris. — G. Phleum alpinum. L. — Ov. Phyteuma orbiculare. L. — Ra. „ Sieberi. Spreng. — P. Pimpinella magna. L. — Lo. Pinguicula alpina. L. — G. Lo. Oj. Ri. Pinus Pumilio. Hke. Placodium saxatile. — G. Poa alpina. L. — G. Oj. Pogonatum alpinum. — G. Polygonum viviparum. L. — Ra. Ri. Polypodium vobertianum. Hoff. — Sulzbach. Potentilla aurea. L. — G. „ caulešcens L. — Ohuda peč jagla. „ Clusiana. Jacq. — O v. Ra. ,, minima. Hall. — G. Ra. „ nitida. — G. n salisburgensis. Hke. — S. Preissia commutata. — G- Primula Auricula. L. — G. Ov. „ calycina. — G. „ Clusiana. Tau. — G. minima. — G. Prunella grandiflora. — G. Psoroma crassum. — G. Pylaisia polyantha. — G. Hanunculus aconitifolius. L. — G. Ri. n alpestris. — G. Lo. „ liybridus. Biria. — G. Lo. O v. Ri. „ montanus. Willd. — G. Ra. „ Pliilanotis. Erh. — Lo. „ Traunfellneri. Iioppe. — S. Rliamnus alpina. L. — Sulzbach. „ pumila. L. — Oj. Rbinantlms alpinus. Bmg. — Ov. Rhodiola rosea. L. — G. Lo. Oj. Rhododendron chamaecistus. L. —• G. Oj. Ra. Ri. „ hirsutum. L. — G. Lo. Ra. Rosa pyrenaica. — G. Rumex scutatus. L. — Ra. Ri. Salix arbuscula. L. — S. „ retusa. L. — Ri. Saussurca pygmaea. Spi'. — Ri. ,Saxifraga aizoides. L. — G. Oj. Ra. Ri. 266 Saxifraga aizoon, — G. „ androsacea. L. — G. Ra. „ Burseriana. — G. „ Caesia. L. „ crustata. Vest. — G. Nadel. Lo. Oj. Ov. Ra. „ cuneifolia. L. — Oj. „ exarata. Vili. — Ri. n Hohenwartii. Stb. — Ra. „ muscoides. — G. „ rotundifolia. L.— G. Ra. Sulzbach. „ sedoides. L. — G. Oj. „ squarrosa. Sieber. — G. Ra. Ri. n stellaris. L. — G. Lo. Oj. Ra. Scabiosa gramuntia. L. — Leutsch. „ lucida. Vili. — Sulzbach. Scrofularia canina. Rchb. — Oj. Ra. Ri. „ Hoppii. Koch. — Ra. „ Scopolii.Hopp.—Jezeriathal. Sednm atratum. L. — G. Ri. „ boloniense. Lois. — Lo. n dasyphyllum. — G. „ hispanicum. L. — Oj. Ov. „ repens. Schl. — Oj. Selaginella helvetica. Sp. — Leutsch. „ spinulosa. A. B. — Ov. Ra. Sempervivum montanum. — G. Senecio abrotanifolius. L. -— G. Rinkafall. Senecio Doronicum. — G. „ Fuchsii. — Sulzbach. Sesleria sphaerocephala. Ard. — Oj. Ri. Silene acaulis. L. — G. Lo. Ra. „ alpestris. Jacq. — G. Sulzbach. „ quadrifida. L. — G. Lo. Ri. „ rupestris. — G. Silene Saxifraga. L. — G. Lo. Sisymbrium austriacum. — G. Soldanella alpina. L. — G.Lo. Oj. „ minima. Iiopp. — G. Lo. Oj. Ra. Ri. „ pusilla. Bmgt. — G. Ra. Sorbus chamaemespilus. Crantz. — Ov. Ri. Statice alpina. Hoppe. — Oj. Teucrium montanurri. L. — Chuda. Thaliclrum aquilegifoIium. L. — Lo. „ foetidum. — G. Thalloidema vesiculare. — G. Thamnolia vermicularis. — G. Thesium alpinum. Jacq. — G. Oj. Tblaspi alpinum. Jacq. — G. Oj. n rotundifolium. Gaud. — G. Oj. Ri. Tofieldia borealis. Whlbg. — S. „ caljculata. Whlbg. — Oj. Ra. Trifolium montanum. L. — Ri. Lo. „ noricum. Wulf. — Oj. „ ocbroleucum. L. — Lo. Vaccinium vitis idaea. L. — Ov. Ri. Valeriana elongata. L. — S. „ montana. L. — G. Ra. Ri. „ tripteris. L. — Ov. Ra. „ saxatilis. L. — Oj. Ri. Veratrum album. L. — Lo. O v. Ra. Verbascum lanatum. Schrad. — O v. Veronica aphylla. L. — G. Ra. „ saxatilis. Jacq. — Oj. „ urticifolia. L. — Waldregion. Verrucaria calciseda. — G. r plumbea. — G. 268 Vicia sylvatica. L. — Ra. Viola biflora. L. — G. Lo. Oj. Ra. Ri. Weisia viridula. — G. Zur Fauna am Grintovc. (Simon Robič.) Als Resultat . eines viermaligen Besuches des Grintovc moge vorliegender Beitrag zur Fauna der Sannthaler Alpen die Aufmerksamkeit der Touristen auf eine Gegend lenken, welche manche Scliatze in ihrem Schosse birgt. Der Entomologe kann liier sammeln: Amara spectabilis. Byrrlius scabripenis. Carabus silvestris var. alpestris. Cycbrus rostratus, C. Scbmidtii. Feronia Beckenliauptii. „ diligens. „ Jurinei. „ Miiklfeldii. „ Panzeri. „ Schmidtii. „ u n etui a ta. „ Welensii. ,, Ziegleri. Otiorhynchus aterrimus. „ auricapillus. „ auricomus (auf Rhododendron hir- sutum). n bisulicatus. „ elegantulus. _ mastix. 269 Otiorhynchus nobllis (auf Pinus Mughus). „ obsoletus. „ pulverulentus Der Conchylien-Liebhaber begegnet bei jedem Schritte der Helix phalerata, nnd von der Quelle auf- warts der H. Schmidti:. Nebst diesen kommen vor: Helix Bergeri, cerata , Clausiliai leucozona var. ovirensis. Theorie des Panoramen-Zeichnens. 1. Das Panorama eines Aussicktspunktes vvird auf der inneren Mantelflache eines Cylinders ge- zeichnet, in dessen (mit der Zenitlinie zusammenfal- lenden) Axe sich das Auge des Zeichners befindet. Das Bild eines Objectes erscheint als der Durch- schnitt der Strablen vom Auge des Zeichners nach dem Objecte mit der Cylinderflache. Alle Punkte, vpelche in einer durch die Axe des Cylinders ge- legten Ebene liegen, erscheinen in der Zeichnung in derjenigen Seite (Geraden) der Flache, in -welcher die Ebene die Cylinderflache schneidet. 2. Jeder Punkt, dessen Hohe iiber dem Hori¬ zonte und dessen Lage seines Fusspunktes (aus der Karte) bekannt ist, kann auf der abgewickelten Zeiclienflache, welche die Form eines Rechteckes besitzt, eingetragen \verden. In letzterer nimmt man eine zur Grundlinie parallele Gerade als Horizon- tallinie und in dieser einen beliebigen Punkt als Anfang. Durch den Abstand des Bildpunktes von der Horizontallinie „Ordinate“ und durch dieStrecke des Fusspunktes der Abstandslinie vomAnfangspunkte „Abscisse“ ist der Bildpunkt bestimmt. Als Anfang der Abscissen \vird der Durchschnittspunkt der nach 270 „Nord“ gelegten Verticalebene mit der Horizontal- linie ge\vahlt. 3. Sind A und /9 die (geografische) Lange und Breite des Aufnahmspunktes A, A' und /9’ dieselben Grossen fiir einen beliebigen abzubildenden Punkt B, N der Nordpol der Erde, so erhalt man fiir das spharische Dreieck ABN, \venn NAB = w, A’ — A = ■)-, AB — c gesetzt \vird, die Gleichungen sin c sin oj — cos /9‘ sin y sin c cos oj = cos /9 sin /9‘ — sin /9 cos /9' cos j. Zahlt man die Langen in der Richtung nacli „Osten“, so tragt man die Abscissen recbts vom An- fang ab, wenn A' A ist, links wenn A' <[ A ist. Man kann dalier A' — A immer absolut in dervorigen For- mel nehmen. Der Winkel oj wird von 0 bis 180" gezahlt; ist oj ]> 90°, so empfiehlt es sicb dafiir 180° — oj d. i. den Winkel SAB = w' zu setzen, wobei S den Siid- pol der Erde bedeutet. Ist R der Radius des Cylinders der Zeicbnung, so erhalt man die Abscisse x = Roj. Driickt man die Grosse oj in Graden aus ? und ist l die Lange der aufgerollten Zeichnung des Panora- mas, so ist l J __ n\ 4. Es seien A und B zwei Punkte einer Kreislinie, C deren Mittelpunkt; die Punkte A' und B' seien in den resp. Verlangerungen der Radien AC und BO. Setzt man AA' = a, BB‘ — 5, AC = BC — r, so folgt tan l / 2 (A‘ — B') = —^~^;CO t ‘/a G V 2 (R' + B 1 ) = 90" —'/2 C. 271 Daraus erhalt man. tan A' ■■ i (A -f r) COt V2 C 1 + 4 + 2 r r (a — 6 ) cot V3 Bedeutet A' den Aufnahmspunkt des Panoramas (also das Auge des Zeichners), B' einen zu zeichnen- den Punkt, so ist durch diese Formel der Winkel A', welchen der Strahi von A' nach B' mit der Zenitlinie bildet, bestimmt*). Der Bogen AB = c ist durch sin c sin m — cos /J' sin y bestimmt, oder wird aus der Karte entnommen; die Hohen a und b der Punkte A' und B‘ sind aus den der Hohenbestimmungen bekannt. Vermittelst des Winkels bei A‘ kann die Ordi¬ nate y des Punktes B' bestimmt tverden. Es sei AB ein Radius R des Cy- lindersder Zeiclienflache; in der durch AB gelegten Vertical-Ebene sei H der Punkt in der Horizontallinie, M ein Punkt iiber, N ein Punkt unter der Horizontallinie. DieWinkel AA'M und AA'N sind die nach der vorigen Formel fiir die zuge- horigen Objecte berechneten Winkel A 1 . Nun ist MH = A'II tan MAH NH = AH tan N AII. Bezeichnct man den Winkel bei A' mit erhalt man MH = R tan (< j> ■— 90°) NH = R tan (90« — 90°, also cot p negativ imd y positiv; fiir Punkte unter dem Horizonte ist

liegt daher zwischen den Grenzen ~ und — Grade. Fiir Objecte im Vordergrund (etwa bis c = 10 Minuten) ist daber die Bestimmung von oj vermittelst der Karte unsicber. II. Die Grdssen a, b, c sind gegen die Grosse r klein. In Tbeilen des Radius ausgedriickt, ist wo c und r in demselben Masse vorausgesetzt werden. Setzt man fiir tan 1 / i! C den Bogen und ver- nachlassigt a und b gegen r, so wird cot^- 4"‘+i£ R cot

1,0223 Minuten; log = 0,00957 1000 Meter= 0,53904Minuten; log = 0,73162 — 1. *) Man erhalt diese Formel, wenn man o) = are taii m : n nach m und n differenzirt, dann dm = — dn (ungiinstigster Fali) = cc setzt und schliesslich m, und n dureh c und o) ausdriickt. 18 274 Fiir die Berechnung des ersten Theiles von R cot ip addirt man zu log R resp. 0,00957 — 3 oder 0,73162 — 4, wenn a — b resp. in Klafter oder Meter und c in Minuten gegeben sind. Fiir die Berechnung des z\veiten Theiles addirt man zu logiž die Zahl 0,16270 — 4, wodurch log ^- r erhalten wird, die Grosse c ist dann in Minuten beizubehalten. Zusatz. Betreffend die Ausfiihrung der Zeich- nung kann Folgendes bemerkt werden. Ein gewissen- hafter Zeichner wird den Massstab innerhalb kleiner Stiicke genau einhalten, auf grosseren Strecken nur -\venig andern, man kann daher die Voraussetzung machen, dassBild und Gegenstand in kleinen Theilen ahnlich sind und das Aehnlichkeitsverhaltniss in der Richtung um die Basis (d. i. im Umkreise des Aus- sichtsgebietes) herum sich nur -wenig andert. Es em- pfiehlt sich daher eine Reihe hervorragender Punkte als Fixpunkte zu berechnen und selbe entvveder vor der Aufnahme auf dem Zeichenblatte einzutragen, oder die fiir den Druck bestimmte Copie nach solchen Fixpunkten auszugleichen. Ersteres Verfahren, wel- ches dem Zeichner viele Bequemlichkeiten gewahrt und ein unmittelbares Copiren der Originalzeichnung gestattet, setzt eine beilaufige Kenntniss des Aus- sichtsgebietes voraus. Fiir das Panorama eines Trian- gulirungspunktes erster Ordnung erhalt man unmit- telbar aus den Horizontahvinkeln die Abscissen und aus den Verticahvinkeln die Ordinaten. Stelien keine Winkelmessungen zu Gebote, so entnimmt man fiir eine Reihe hinreichend entfernter Punkte erster Ord¬ nung aus der Specialkarte Lange, Breite und Hohe und rechnet fiir dieselben die Coordinaten. In der Praxis diirften 5 gleichmassig v.ertheilte Punkte fiir eine Weltgegend geniigen, um ein Panorama im Um- fange der Basis herum im Grossen und Ganzen aus- zugleichen. Zweekmassig ist es in der Na h e eines jeden der Iiauptpunkte: Nord, Ost, Slid und West zwei Punkte des Panoramas, zwisclien velche der betreffende Hauptpunkt fallt, zu berechnen. Die Bestimmung der Namen der Zeiclmung kanu nur auf Grundlage vorausgegangener Berech- nungvon Fixpunkten mit Hilfe der (zu einem Blatte zusammengehefteten) Specialkarte mit Sicherheit durchgefiihrt werden. Geschieht diese Arbeit nach der unausge- glichenen Zeiclmung, so erhalt man fiir die Strecke d zweier Punkte, deren Winkel vom Aussichts- Punkte als Scheitel'a> Grade betragt, den Radius R des zugehorigen Cvlinders an der betreffenden Stelle j, _ 57,3 d O) Anvvendung auf d as Panorama vom Grintovc. Die Theorie des Panoramen-Zeichnens ist bis jetzt von Seite der Mathematiker unbeaclitet ge- blieben, wiewoiil in alpinen Kreisen der Nutzen, welclien gut gezeichnete und richtig bestimmte Panoramen fiir das Studium der Geografie und Lan- deskunde gev/ahren, bereits allgemein anerkannt ist. Vielfacbe Beschaftigung mit der Redaction bereits gezeicbneter Panoramen bewogen mich, die liieber- geborigenFragen einer Untersucbung zu unterwerfen und dieResultate zum Nutzen ktinftiger Zeiclmer und Herausgeber von Panoramen zusammenzustellen. An der Zeiclmung des Panoramas vom Grintovc soli die vorbergeliende Theorie erlautert vverden. Sowohl fiir den Deberblick des centralen Theiles der Sanntbaler Alpen als auch zur Wiirdigung der 18 * 276 Aussicht der Hauptspitzen galt mir ein Grintovc- Panorama als eine hochst \vichtige Beilage dieser Monografie. Aufmein Ansuchenskizzirte Herr Alfred Zoff am 23., 27. Sept. und 4. Oetober 1876 in etwa 20 Arbeitsstunden das ganze Panorama. Der 23. Sept. \var nicht vollkommen giinstig ftir alle Fernpunkte, der 27. Sept. war vollkommen tadellos; an diesen beiden Tagen wurde mit Ausnalime einiger Theile der Weltgegend Siid—West die Zeichnung vollendet. Am 4. Oetober war vvieder prachtvolles Wetter, die Zeichnung konnte sovvohl beendet, als auch in den iibrigen Theilen revidirt \verden. An den beiden ersten Tagen leistete ick Herrn Zoff Ge- sellscliaft, priifte die Zeichnung und bestimmte mit Beihilfe eines friiher zu diesem Zwecke entworfenen Orientirungsblattes die Namen einer bedeutenden Anzahl von Spitzen. Bei dieser sorgfaltig durchgefuhrlen Zeichnung ergab sich, dass fiir die Schnelligkeit der Ausfiihrung sehr viel gewonnen vvird, wenn friiher auf jedem Zeichen-Blatte einige Fixpunkte eingetragen \verden. Die Sorge fiir das Festhalten des urspriinglich ange- nommenen Massstabes entfallt dann vollstandig. Die fertige Original-Zeichnung besitzt eine Lange von 162 Wr.-Zoll, der mittlere Radius ist dalier E = 25,8 Zoll *). Nun wurden zunachst die Weltgegenden be- stimmt. Aus den Messungen (mit Theodolit) des Herrn Regierungsrathes Prof. Dr. K. Friesach (am 19. August 1876)erhielt ich unmittelbar die Punkte„Ost“ und „West“ mit grosser Genauigkeit, „Nord“ durch Berechnung aus Bosenstein und „Sud‘‘ aus Laibach. *) Wegen der Beniitzung der alten Specialkarte ist hier das alte Mass beibehalten worden. 277 F tir die vier Weltgegenden wurden die Abscis- sen der folgenden Punkte berechnet. a) TVest—Nord: Triglav, Dobrac, Glockner, Hoch- alpenspitze, Golling, Dachstein, Bosenstein. Unbrauchbar ervviesen sicb: Košuta, Virnek- Grintovc, Obir, Seelander Storžič. b) Nord—Ost: Zirbitzkogel, Volkerinarkt, Gros- sing, Wolfsberg, Lantscb, Koralpe, Pečen, Bacher. c) Ost—Siid: Boc (Wotsche), Cilli, Menina, Kum- berg, Hornbiichl, Klek, Belalasica, Salloch, Mannsburg, Risniak. d) Siid—West: Laibacb, Scbneeberg, Gross-Gal- lenberg, Monte Maggiore, Nanos, Lak, Krain- burg, Cernaperst, Krop. Fiir den Vordergrund konnten ausserdem nocb die Theodoliten-Messungen des Hauptstockes benutzt werden. Ordinaten wurden — theils der Controle, tbeils um Zweifel zu beseitigen — fiir die Punkte: Triglav, Glockner, Hochalpenspitze, Zirbitzkogel, Koralpe, Pečen, Ovčeva, Skuta, Ojstrica, Bacher, Boc, Cjlli, Menina, Kumberg, Greben, Schneebei-g, Nanos, Cer¬ naperst berechnet; diese Zalilenwerthe stimmten mit der Original-Zeichnung meist vorziiglicb. Die berechneten Daten einer jeden Weltgegend trug ich auf einen Streifen Papier auf; Herr Zoff entwarf nach diesen Daten dann eine neue Zeichnung, von welcher er eine Pause abnahm und damit die zur Vervielfaltigung bestimmte Endzeichnung ausfiihrte. Zur Namenbestimmungbeniitzte ich: die Special- karte von Steiermark, Karnten, Krain u. s. w. (fast samrntlicke Bliitter kamen zur Verwendung), ferner einige Bliitter der Specialkarten von Salzburg und Tirol und Sonklar’s Karte der H oh en Tauern. Nach Osten und Sliden iiber die Grenzen dieser Karten hinaus — also namentlich fiir Kroatien — beniitzte ich die Karte Oesterreichs von Scheda BI. XIII und die Gerippkarte des Territoriums der XXII. Truppen- division zu Karlstadt. Die einzelnen Blatter waren auf einem grossen Tische vermittelst Heftnagel aneinandergefiigt, am Aussichtspunkte „Grintovc“ wurden zwei in der Entfernung von R = 25,8 Zoll markirte Faden be- festigt. Um einen fraglichen Punkt A der Zeichnung zu bestimmen, mass ich die horizontale Entfernung von einem bekannten Punkte B, spannte den einen Faden iiber den dem Punkte B entsprechenden Punkt der Karte und den zweiten Faden derart, dass die Entfernung der beiden Marken gleich der horizon¬ talen Entfernung der Punkte A und B der Zeichnung war. In der Linie des zvrciten Fadens auf der Karte wurde der Name des Objectes A aufgesucht; die Unbestimmtheit, welcher Punkt dieser Linie gewahlt verden soli, \vird durcli die Vergleichung der Zeich- nungen der Karte und des Panoramas leicht beseitigt. Anmerkung 1. Diese Unbestimmtheit riihrt daher, dass man aus der Ordinate y des Punktes A nur eine einzige Gleichung erhalt, vermittelst weleher die beiden Grossen b und c zu rechnen sind. Anmerkung 2. Die Namenbestimmung vfurde mit gros- ser Tollstandigkeit an der Originalzeichnung vorgenommen. In der beiliegenden Reduction sind selbstverstandlich alle un\vichtigen Namen, um welche sicb der Beschauer eines Pano¬ ramas in derRegel ohnedies nichtkiimmert, weggelassen worden. Als interessantes Factum der Bestimmung moge die Sicbt- barkeit des Wiesbachhorn 3577 ra erwahnt \verden. Diese Spitze ragt unter einem Sehwinkel kleiner als 1 Minute iiber den Hohenaar 3258 m empor. Eine Pyramide am Wiesbaclihorn kann also vom Grintovc aus anvisirt \verden. In der beiliegenden 279 Zeichnung wiirde diese Hervorragung weniger als 0,05 Mm. — also eine nicht mehr darstellbare Grosse — betragen. Noch eine Bemerkung betreffend den Ansatz der Namen. Das vorliegende Panorama soli nicht als Zimmerzierde, sondern zur Bestimmung der Namen der Aussichtsobjecte am Gipfel venvendet \verden. Bei derartigen Zeichnungen soli der Ansatz der Namen derart gevrahlt werden, dass man zugleicli mit dem Anblick der Zeichnung eines Objectes den zugehorigen Namen ahlesen kann. Fiir den Vorder- grund wurden nun die Namen directe an das betref- fende Object, fiir die Fernpunkte in einer solchen Distanz, dass die Zeichnung nicht gestort und Object und Name auf einmal iiberblickt werden konncn, angesetzt. Bemerkungen zu den Hohenzahlen. Die meisten hier mitgctheilten Hohenzahlen beruhen auf den Messungen des Verfassers mit dem Goldschmid’s Aneroid 608 ausgefiihrt in den Jahren 1874 und 1876. Einige Zahlen wurden imJahre 1875 mit dem Aneroid 1806 bestimmt. Letzteres Instru¬ ment zeigte sicli etwas unverlasslich, so dass nur solche Zahlen, die schliesslicli vermittelst trigonometrischer Punkte controlirt -vverden konnten, hier mitgetheilt sind. Das Aneroid 608 isteinvorziigliches Instrument, geeignet hinsichtlicli der Standfestigkeit ein Queck- silber-Barometer zu ersetzen. Eine Vergleichung der urspriinglich von Herrn J. Goldschmid mitgetheilten Tabelle und der aus einer ziveiten genauen Bestim¬ mung im k. k. physikalischen Institute der Univer- sitat Graz dient als Beweis. In der nachfolgenden 280 Tabelle, welcke im Umfange ihrer Beniitzung mitge- theilt ist, bedeutet A die Angabe des Aneroides, BG den zugekorigen Barometerstand nack Goldschmid’s Tabelle, BF den Barometerstand nack den neueren Bestimmungen (im Jakre 1876) des Verfassers, in Mm. ausgedriickt. Die Berecknung der Hoken gesckak beiSpitzen mit Zuziekung von Beobaelitungen der meteorologi- scken Stationen: Cilli, Klagenfurt und Laiback. Fur den Temperaturfactor der Luft wurde von diesen Stationen das Tagesmittel genommen, \veil selbes wegen der Ausstraklung des Erdbodens zur Mittags- stunde, zu \velcker Zeit die Beobacktungen an den Spitzen meist angestellt wurden, bekanntlick besser mit den trigonometriscken Daten stimmt als die gleich- zeitige Beobachtung. Die meisten Zahlen sind iibrigens Mittelzahlen, es mogen daher beispielsweise die Bestimmungen fur Grintovc angesetzt \verden: 1874 20. Sept. 2578 1876 27. Juli 2577 1876 9. August 2556 281 1876 13. August 2543 1876 18. „ 2579 1876 24. Sept. 2564 1876 27. _ _ „ 2573 Mittel == 2567 m , Militar-Triangulirung = 2559 1 ". Fiir Alpenbiittcn, Mulden und Sattel wurde liaufig die „Staffel-Methode“ ange\vendet. Die Berechnung geschab mit Hilfe der Tafeln des Verfassers, welche als Beilage zum VIII. Jabr- buch des Oesterr. Touristen-Club erscbienen. Bemerkungen zur Karte. Die Herausgabe einer neuen „Karte des centra¬ len. Theiles der Sannthaler Alpen“ lag bereits im ursprunglichen Plane, als der Verfasser in diesem Gebirgsstocke seine Studien begann. Auf den zahl- reicben Touren wurde ein scbatzenswertlies Mate¬ rial fiir die Detailzeiclmung ge-wonnen; Herr Regie- rungsratb Prof. Dr. K. Friesacli vollfiihrte an den Spitzen Grintovc und Ojstrica die Messungen der 'vvicbtigsten Punkte des Gebirgsstockes. Aus letzteren ergab sicb das Resultat, dass die Original-Aufnalmie folglich auch die Special-Karte des k. k. militar-geo- grafischen Institutes in den Hauptzligen vollkommen richtig ist und nur einzelne Details einzutragen sind oder einer Correctur bediirfen. Dieser Umstand ge- stattete eine einfacbe und billige Herstellung der neuen Karte. Der Verfasser wandte sicb an die lob- liche Direction des k. k. militar-geografischen Institu¬ tes mit dem Ansuchen, die beziigliche Karte in der Form berzustellen, dass die Specialkarte fotografisch auf das Doppelte vergrossert werde, und in diese Vergrosserung die Oorrecturen und die feblenden 282 Details — besonders Namen —eingezeichnetwurden. Die beiliegende Vervielfaltigung dieser Karte diirfte bis zum Erscheinen der neuen Specialkarte (etwa in drei Jabren) den Bediirfnissen der Touristen in den Sannthaler Alpen geniigen. Die Beschrankung auf den ^centralen TbeiP \var desbalb gestattet, da die vier Blatter 16, 17, 21, 22 der Specialkarte von Steiermark, Karnten und Krain fiir die iibrigen Partien vollkommen ausreichen. Inhalts-Verzeichniss. Allgemeiner Theil. Seite Geografischer Ueberblick. 1 Naturhistorische Notizen.10 Eintrittsrouten.18 Etnografische Notizen.40 Touristischer Theil. Orientirungs-Punkte.45 liaduha.61 Ovčeva.66 Ojstrica ..69 Logarthal und Okrešel.91 Der Steiner Sattel.95 Okrešel — Vellacher-Kočna.100 Baba (Planjava) ..... 107 Brana.114 Eine Wanderung im Centralstocke.116 Skuta.128 Grintove.169 Untere Seelander Kožna-.192 Kanker-Kožna.203 Greben.214 Die Steiner Alpen.218 Historisch-naturwissenschaftlicher Theil. Die Grafen von Cilli. (Prof. Dr. Fr. Mayer.) .... 223 Denkwiirdigkeiten von Sulzbach. (J. Janc.) • • • • 243 Flora der Sannthaler Alpen. (J. C. Pittoni.) .... 256 Zur Fauna am Grintove. (S. Kobie.).268 Theorie des Panoramen-Zeichnens.269 Bemerkungen zu den Hohenzahlen.279 Bemerkungen zur Karte • • 281 Beilagen: Karte des centralen Theiles der Sannthaler Alpen. Panorama vom Grintove. Zur Aussprache der slovenischen Namen. Im Nachfolgenden sind die Abrveichungen in der Aussprache der slovenischen Schriftzeichen angesetzt: C = z, č oder č = tsch, h = ch, lj und n* weicli mit dem j versclimolzen, s = SS (scliarf), š = sch (scliarf), z = s (weich), ž = sch (weich), v in der Rogel wie w (weich), am Anfange einer Silbe vor einem Consonanten (besonders r) oder am Ende einer Silbe wie ein kurzes u. Mechitharisten-Buchdruckerei (Karl Seidl) in Wien. Sclmee;A, Schneetč;. 2075 KaiA. i ssene A. Helm Hochstadl. Ulockner 37(95 Poli.niK Eohenaar 27:77 : 32:58 sufbs: lodtsp Mfere^en deb. Beickar 1 lochschvfab 22,78 Vaitsch 1382 Pyr$as. 22M- Bosenst. 2 «a Dachptein 2936 Golltn^ Preber 2S63 ; 27M Sochalpsiispitze 3*40 Beifseck, Paralba Polinik Kreuzk. Masenb§. Zederhausth.B Griinmin^ 23(52 JUmiifeld. Lantsch Griesst. Radstadter T, Hafnereck 3361 Mosermandl Feind ■2556 Kicuzeck G. Kolin Gartnetk. Rieisk. 2830 Diaski V, Kanin 2679 Černaperst 18*2 Telika kapa Pliševica oei Jaška Bosnische Pliševica bei Priboi Viševica. Belaksica Ker^omel Risniak:. Sclmeekoppe Javornik Eanos Steplice 13|00 " Zir-kitakei 2397 S e e t h alti—- Grči fsing-- Eisenhnt 2413 lirsche^A. e ‘ :; 3 k- lobra' 6 x < Koralj e-. 2141 ' \ S ar z brunu B Gorlitzei .osen Uakitovc ObTakerJB. dvan r.i ca. Ajio-zni' Kami era 1213 Jtokric. 2095' BLladiT. eonhifd jjirich Smereksvc , Movnik ■S. Gabriel —-''Osolnik; v- (S.Hermanom ijubnik .KirtenbB.ii-diei S.KatbaTin*. San a/. Slivna TOkemarkt rktler hadU TraniBurJ; Ebvuclrt-h, v Ka.fiker' \Ursprtm 'h-ifr;:- S. Osvrald Jtvtter - S e el and Tknter-Seeland Ia:menbesti:mmimt von Prot Dl Frisckanf. Aufgenommen von Alfred Zoff, Wechsel Lith.Anst.v.T.Koke.Wien. KARTE DES CENTRALEN THEILES DER SANNTHALER ALPEN K R AIN STEIERMARK KARNTEN & = O.urtJs Malssfab = 1 ! T2'000 \ach drr Spr/Aalkarte fotoliUtgrafisch' vcrguiCserl im k. k. milit■ geograf. Jrvstitat/. | 1. VIL ^ : ' u Vorwort. Torliegende Monografie der „Sannthaler Alpen“ erscheint gleichzeitig in fast unveranderter Form im VIII. Jahrbuche des „ Oesterreichischen Tou- risten-Club. “ Die vielfachen Anfragen um diese Monografie von Seite Nichtmitglieder des genannten Vereines veranlassten tnich zu einer zweiten Ausgabe in der bequemen Form eines Reisehandbuches, zumal letztere aueli dem Zwecke „ ein Fiihrer zu sein in dem bisher unbekannten Gebiete der Sannthaler Alpen“ am besten entspricht, welchen das Jahr- buch eines Vereines seiner Bestimmung nacb nicht so vollstandig erreicben kann. Der erste Theil dieser Schrift ist allgemein gehalten und gibt das Wesentlickste fiir die Orien- vn dem aufmerksamen Les er vielleicht auffallen wird. Denn anders schildert man nack gelungenen To ure n, im Beivusstsein vollbrachter schivieriger Thaten, als wenn man woclienlang an einetn Orte eingeregnet, sicli durch die Zusammenstellung der Notizen iiber die scblechte Laune hinweghelfen will. Wenngleich nachtraglich alle Sorgfalt auf eine einlieitliche Zu- sammenfassung verwendet \vurde, so mogen doch diese versehiedenen Stimmungen des A.utors an manclien Stellen durchschiminern. Durch diese Art der Behandlung wurde jedoch die Ferienzeit am besten ausgeniitzt und auch die Schilderung der topografischen Momente diirfte an Genauigkeit be- deutend gewonnen hab en. Der dritte Theil entha.lt eine Ileihe von A.b- handlungen gemischten Inhaltes, welche sich auf die Sannthaler Alpen beziehen. Den Hcrren Au- toren: Prof. Dr. Franz Majer, Johann Janc, ,J o sef C. Ritter von Pittoni, Simon Robič spreche ich fiir diese Mitwirkung an meiner Mono- grafie meincn innigsten Dank aus. Zu besonderem Danke fiihle ich mich iiber- dies verpflichtet: Herrn Regierungsrathe Prof. Dr. Allgemeiner Thoil. Geografischer Ueberblick. Die osterreichiscbenOstalpen bilden bekanntlich drei nahezu parallel laufende Ivetten: die nordlichen Kalkalpen, die Urgebirgszone und die siidliclien Kalkalpen. Der ostlicbste (in vorliegender Scbrift bebandelte) Theil der letzten Kette ist in mehrfaclier Bezieliung hoclist interessant; mit ihm endet der fast iibereinstimmende Cbarakter dieses Zuges, und die gewaltigen ohne Vorberge sicli erhebenden Gebirgsmassen mit ibren steilen Wanden und furclit- baren Abstiirzen findet man tiefer im Osten nicht mehr. Es ist, als ob die Natur nochmals eine letzte Kraftanstrengung zur Hervorzauberung macbtiger Alpenbilder gemacht: denn weiter siidlicli und ost- licb zeigen sicli bereits die Anfange der Ivarst-For- mation, jenes merkwiirdig ausgeliohlten Bodens mit seinen Grotten, Trichtern und Dolinen und der in Letzteren iippig wuchernden Vegetation, die jedem Besucher, ivelcher diese Landscbaften griindlicber als durcb dieEisenbabn-Fahrt liings der Steinwiisten von Adelsberg bis Triest kennen lernen will, das 3 Karavanken in- den eben envahnten Beziehungen bei weitem iibertrifft und sich in ibren Verhaltnissen mebr dem Triglavstoeke anpasst. Diese in sicli ziem- lich scharf abgegrenzte Gebirgsgruppe ,,Di e Sann- thaler Alp e 11“ ist der Gegenstand der in dieser Sclirift enthaltenen Studien und Touren. Mit der vom Kankerthale in steilen, kaum zu- ganglichen Wanden sich erbebenden krainerischen Kanker-Kočnabeginnend, bat der Hauptzug der Sann- tbaler Alpen eine nakezu genaue Iliobtung naeb Osten. An den vielfach in einzelne Gipfel zerrissenen Kamm der erwahnten Kočna scbliesst sicb das Massiv des Grintovc an. V on hier gebt nacb Sliden durcb einen tiefen Sattel getrennt der Nebenzug des Greben, welcber bald mit dem alpenreicben, tbeil- weise mit Wald bedeckten Piateau der Kreuzer-Alpe endet. Der Hauptzug setzt sicb ostlicb fort als ein Grat mit einer Reibe von Erhebungen, von welcben besonders Langkofel (dolgi berbet), Skuta, Mitterspitze und Rinka bervorzuheben sind. Letztere Spitze bildet nacb der Angabe der Einbeimischen *') die dreifacbe Landesgrenze von Krain, Kiirnten und Steiermark und begrenzt mit ibren steilen Absturzen die obersteTerrasse des Sann- tbales. An ihr findet eine zweite Abzweigung statt. Der Nebenzug vcendet sich anfangs nordlich und dann ostlicb und markirt die Grenze von Karnten und Steiermark. Er beginnt mit dem vielfacb zerris¬ senen Kamme der Merzlagora, \velcbe zugleicb als Knotenpunkt der Scbeidungsriicken der Thaler Vellacher Kočna, Jezeria und Logar erscheint, bildet mit den Hoben Ovčeva, Lepi Verb, Raduha, Travnik *) Auf der Militar-Aufnahme an der Skuta. 1 * 5 linden. Nicht mit Unreclit riihmt man die Schonheit der Aussicht manclier niederen Punkte bei Laibach und Cilli, ais deren Glanzpartie eben dieser ost- lichste Theil der siidlichen Kalkalpen gilt. Wahrend an Grossartigkeit und landschaftlicher Schdnbeit der Kette der siidlichen Kalkalpen vor der nordlichen der Vorranggebiihrt, felilen in ersterer die lieblichen Seen und herrlichen Quellen, an denen unsereNordalpen so reich sind. Diese Wasser- armuth tritt besonders an der Siidseite hervor. Die Schneefelder sind hier fast durchgiingig in Trichtern eingelagert, das zerschrundene, mit Plohlen durch- zogene Gestein nimmt das fliessende Wasser also- gleich auf und bringt es erst in einer betrachtlichen Tiefe zu Tage. Sobald man die letzten nicht beson¬ ders hoch liegenden Bauernhofe verlassen hat, ist man bereits der Wassernoth verfallen. Nur wenigo Quellen finden sich vor. Zwei Quellen an der Kočna, eine Quelle an der Siidwestseite des Grintovc, einc unter der Skuta etwa 200 Meter oberhalb des Ab- sturzes in das Feistritzthal, eine im Plochsommer meist versiegende an der Planjava, endlich jene unter der Ojstrica bei der Korošica-Hiitte sind die einzigen Quellen, welcho von den kundigen Wild- sclmtzen in den hoheren Theilen der Siidseite des Hauptzugesausgeforscht \vurden. Selbstin derBehau- sung des vermoglichen Planinšek an dem weiten, mit Feldern und Wiesen bedeckten siidlichen Theil des Oj strica-Plateau’s muss man sich meistens mit ge- sammeltem Regenwasser behelfen. Giinstiger sind die Verhiiltnisse an der Nord- seite. In den durch steile Wande von der Sonne ge- schiitztenMulden befinden sich bis tief hinab noch im Spatsommer ausgedehnte Schnee- und Eislager, deren