Zeitschrift für krainische Landeskunde. Flimmer 9. Laibacli, im September 1893. II. Jahrgang. Reiseskizzen aus Italien. Yon A. Miillner. (Fortsetzung.) In Erwägung des grossen Einflusses, welchen der phönikische Handel auf die Länder des Mittelmeeres ausübte, dürfte es. zunächst nützlich sein, einen Blick auf die Mittel zu werfen, welche den Handelsherren von Tyrus zur Verfügung standen, ihre Zwecke zu erreichen. Es kommen hier zunächst die Nautik, das Heerwesen und die Colonisation in Betracht, endlich wird die Handelspolitik, welcher die genannten Mittel dienten, zu erwägen sein. Der verschiedenen Waaren, welche man auf den phönikischen Märkten verhandelte, wurde schon früher gedacht; wir werden die für unsere Hegenden bedeutenden ins Auge fassen, nämlich : Kupfer, Zinn, Bernstein, Glas und Eisen. So bedeutend der Landhandel Phönikiens war, so stand seine Bedeutung doch in keinem Vergleiche zu seinem Seehandel. Das ganze Mittelmeer, der Pontus Euxeinos, die europäischen und afrikanischen Küsten des atlantischen Oceans und die von den Häfen des rothen Meeres zu erreichenden Gestade Asiens und Afrikas umfasste der phönikische Seeverkehr. Ja selbst ganz Afrika wurde im VII. Jhrh. v. Ohr. über Anregung des ägyptischen Pharao Neku oder Nekos, wie ihn Herodot IV, 42-, nennt, umschifft. Die Fahrt ging vom rothen Meere aus um das Cap, die Westküste aufwärts, ins Mittelmeer und nach Aegypten zurück. Die Expedition dauerte 3" Jahre, da man jährlich säete und die Erndte abwarten musste, um sich zu verproviantiren. Herodot dünkt es unglaublich, dass die Schiffer bei dieser Umschiffung die Sonne zur Rechten gehabt hätten. (Wahrheitsbeweis !) Nach den bei Philo aus Sanctioniaton bewahrten phönikischen Sagen, wären die Ka-b i r e n,x)‘ die Beschützer der Schifffahrt, die Er- l) Phönikiseli „die Mä.elitigen“, „die Grossen.“ Sie sind Hephästos Söhne und ihre Bilder, Pa taken genannt, waren an den Ander des Schiffes gewesen. Andere schreiben dies unmittelbar dem Urfeuergotte Phtah-He-phästos zu. Uebereinstimmend aber wird von den alten Schriftstellern Erfindung und Ausbildung des Seewesens den Phönikern zugeschrieben. 50 schreibt P. Mela, de situ orbis, I, 12, von den Phönikern : „Ein geschicktes Menschengeschlecht — solers hominum genus — zu Kriegs- und Friedensgeschäften aufgelegt. —“ „Sie sind Erfinder der Buchstaben, — wie auch anderer Künste, diè Meere zu beschiffen, Seeschlachten zu liefern, Völker zu beherrschen, etc.“ Die Lastschiffe, welche. Hippos Messen, haben nach Plin. VII, 57, die Tyrier erfunden ; desgleichen die Oymba oder Barke,1) ein kleineres Schiff, welches den Verkehr der grossen Fahrzeuge mit der Küste vermittelte. Nach Olem. Alex. Stromm I, 16, 76, sind die 51 do ni er die Erfinder der Trieren2) oder Dréi-decker und vielleicht haben sie auch schon die Pentekontore gebaut. Das Materiale für den Schiffbau war das Gedern- und Oypressenholz der Wälder des Libanon. „Von Cypres sen des Senir bauten sie alle deine Doppelseitenwände; eine Ceder vom Libanon nahmen sie, einen Mastbaum auf dich zu machen“ sagt Ezechiel 27, 5, und „Aus den Eichen Basans machten sie deine Kuder“ 1. c. 6. Die Kiele wurden mit Kupfer beschlagen und selbst die Schiffsnägel waren nach Veget. IV, 34, und Alien. V, 40, aus Kupfer, da Eisen zu schnell rostete. Vordertlieilen der pliönikisehen Triremen angebracht. Zu den Griechen übergingen sie als Dioskuren, welche bei ihnen Anakte-s, die Mächtigen, in wörtlicher Uebersetzung der phönikischen Bezeichnung, heissen. P Der Name ist phönikiseli und bedeutet ein gekrümmtes Fahrzeug. Isid. Orig. 19, 1, 19; bemerkt: barca est, quae cuncta navis commercia ad litns portai 2) C. 725 v. Olir. Die Quadriremen hauten in den sieilisehen Kriegen zuerst die Karthager. Das Lastschiff hiess von seiner runden Form Gawwal, bei den Griechen als yavlóg wiedergegeben. Es gab grössere und kleinere Gauloi. die kleineren sind die oben erwähnten Hip poi. GewisseSchiffe hiessen auch wirklich „Rosse;“ so erzählt Strabo II, 3, 4, p. 99, gelegentlich seiner Besprechung der Umschiffung Afrikas durch Eudoxus, dass dieser im indischen Meere: „Die hölzerne Spitze eines Wrackes fand, welche ein ausgemeisseltes Pferd enthielt.“ Er nahm die Spitze mit nach Alexandria : „Zeigte sie den Schiffsherren und erfuhr, dass sie von Graditanern1) herrühre, von welchen zwar die Grrosshändler grosso Schiffe aussendeten, die Aermeren aber kleine, die man von den Zeichen am Vordertheile Eosse nenne.“ 2) Eine Abart des Gaulos war auch die C y m b a oder galea (Galeere), phönikisch Kubba oder K o b a. Die grossen Kauffahrteischiffe — di lungo corso — heissen in der Bibel T h a r s i s schiffe.3) Bewunderungswürdig war die Ordnung und Disciplin auf den phönikischen Schiffen. Xenophon Oecon. Vili, 11, stellt die musterhafte Ordnung auf diesen Schiffen als nachahmungswürdiges Beispiel der Hausfrau vor. „Den Gehilfen des Steuermannes fand ich so bekannt mit jeder Stelle, dass er auch abwesend sagen konnte, wo jedes Ding sich befand, wieviel davon vorhanden war;“ etc. Die älteren Handelsschiffe waren auch mit Kriegern besetzt, selbst Geschütze führten sie mit ; so konnte ein solches Fahrzeug theils Kauffahrer, theils Kriegsschiff, auch Seeraub betreiben, was auch, wie wir schon aus der Odysse wissen, ausgiebig geschah. Seit die Handelsschiffe mit der Ausdehnung des Verkehres immer grössere Dimensionen erhielten, daher schwerfälliger wurden, bildete sich eine eigene Kriegsmarine aus. Natürlich lag die Hauptstärke der Kriegsschiffe im Rammen des B Ga dir, phönikische Gründung, in Spanien, heute Cadix. In der Berberspraehe hat sich das Wort noch aus dem Phönikischen erhalten als Agh ad er: „Mauer“ oder „ummauerter Ort“. 2) In Khorsabad auf einem Denkmale abgebildet. Cf. Layard : Niniveh, (deutsch von Meissner, Leipzig 1854.) Pig. 64. 3) Z. B. Psalm 49, 8: „in špiritu vehementi eonteres naves Tharsis“ „Du wirst die Tharsissehiffe im heftigen Sturme zerschmettern“. Oder Isaias 2, 16: „Et super omnes naves Tharsis etc.“ „Und über alle Tharsissehiffe“ etc. Tharsis oder Tartessus in Turdetanien war wahrscheinlich das heutige Tortosa am Ebro in Spanien. Die Alten identifizieren es irrthümlieh mit Gadir. — So z. B. sagt Àvienus, Carmina, IV, 85 : „Hie Gadir urbs est, dicta Tartessus prius“. Man vergleiche weiter unten p. 160. Gegners, sie mussten daher schnell und wucling sein. Ihre Hauptbestimmung war die, als Bedeckung der Handelsschiffe zu dienen. Die leichten und starken Zweidecker dieser Flotten hiessen Libur neu,1) hei Is id. Hi s p. Orig. XIX, 1, 12, nach den Libyern: „Liburnae, dictae a Libyis, naves enim negotiatorum sunt.“ Zu weiten Seefahrten bediente man sich der Pentekontoren. Im schwarzen und adriatischen Meere aber waren die zweiraderigen L i b u r n e n die vorherrschenden Fahrzeuge. Die Schnelligkeit dieser Schiffe war eine ganz bedeutende ; so berichtet Diodor III, 34: „Vom mäotisclien See, an dessen Ufern einige skythische Stämme in Eis und starrender Kälte wohnen, ist schon Mancher bei günstigem Winde auf Lastschiffen in zehn Tagen nach Rhodus gekommen, von wo man in vier Tagen in Alexandrien sein kann, und von hier Nil aufwärts schiffend, haben schon viele in zehn Tagen Aethiopien erreicht.“ In der Nacht richteten sieh die phönikischen Steuermänner nach dem Polarsterne, während die Griechen den grossen Bären als Leitgestirn beobachteten. So singt 0 vidi ns in Fasti III, 105—108: „Oder wer hätte da schon von Hyaden gewusst und Plejaden, Atlastöehtern ; wer zwei Pol’ an der Axe erkannt, Und zwei Bärinen auch, wovon Cynosura2) der Segler Sido ns, undHelice3) sich merke der graj is ehe Kiel.“ Die Schiffahrt dauerte von etwa Mitte Februar bis gegen Ende Oktober; nach Aufhören der Winterstürme, und bis vor Anfang derselben. Versuchen wir es nun uns noch ein Bild des phönikischen Heerwesens zu entwerfen. Vor allem geht aus den Quellen hervor, dass die Hauptstärke ihrer Heere aus Söldnern bestand, sie selbst stellen die Offiziere und einen Kern als Garden der Generäle. Die Stelle bei Ezechiel haben wir schon p. 140 gegeben. D Die Bezeichnungen B a r k a und Liburnae beweisen so recht den massgebenden und nachhaltigen Einfluss der phönikischen Marine •auf alle späteren, welche sie bis in die neuere Zeit geradezu eopirten. Die LibUrnen waren noch römische Schiffe und der Name Barka hat sieh gar bis in unsere Tage erhalten. Bemerkt muss hier nodi werden, dass nach Plinius HI, XXV, 1, von der Arsia in Istrien bis an den Titius (Krka) das Volk der Liburner wohnte. Strabo gibt, p. 315, ihrer Küste eine Länge von 1500 Stadien und sagt dass 41 Inseln dazu gehören ; darunter Issa (Lissa), Tragurium (Trogir), Pharus (Lesina). 2) Der kleine Bär mit dem Polarstern, welcher daher bei den Griechen auch rj fI> n i.vi y. tj, der phönikische Stern hiess. 3) Der grosse Bär oder Wagen. Cf. auch Philostratus’ : Heroika I und Diogenes Laertius': Thales I, 1, 2. Nach Herodot VII, 165, fochten unter dem Karthager Amilkar in Sicilien Phöniker, Libyer, Iberer, Ligyer, Elisyker, Sardoni er und Kyrnier gegen Gfelon, im ganzen 300.000 Mann. Während der Schlacht opferte Amilkar im Lager, indem er ganze Leiber auf einem grossen Scheiterhaufen verbrannte, und als die Seinigen flohen, stürzte er sich selbst ins Feuer. Polybius I, 67, bemerkt bei Schilderung des Söldnerkrieges : „Denn, indem die Karthager beständig vielerlei um Sold dienende Truppen haben, so erreichen sie den Zweck, dass dieselben nicht im Stande sind, sich zu Wieder-setzlichkeiten zu vereinigen.“ „Es waren theils Iberer, theils Kelten, sowie einige Ligurer und Balearen und nicht wenige Halb hei lenen, —• —; den grössten Theil aber machten Libyer aus.“ Lib. XI, 19, erzählt P o 1 y b i o s von Hannibal : „Er hatte nämlich unter sich Libyer, Iberer, Ligystiner, Kelten, Phöniker, Italer, Hellenen,“ etc. Eine sehr richtige Bemerkung über puniscile Kriegspolitik macht D i o d o r v. Sicilie n XXVIII : „Die Anschaffung von Geldmitteln in den Kriegen sind, wie das gemeine Sprichwort sagt, die Freundinnen der Thaten, denn wer an jenen Ueberfluss hat, dem fehlt es ja auch nicht an Männern, welche fechten können. Es haben ja die Karthager in neuerer Zeit die Börner in die grössten Gefahren gebracht; und zwar haben sie nicht durch Bürgerheere solche Schlachten gewonnen, sondern durch die Masse ihrer M i et litru pp en.“ „Denn wer mit einheimischen Bürgerheeren einmal zu Boden geworfen ist, hat eine entscheidende Niederlage erlitten. So oft man aber mit einem Heere von Miethtruppen besiegt wird, hat man doch noch eine ungeschwächte Kriegsmacht, so lange man hinreichende Geldmittel besitzt.“ Die Bewaffnung der Phöniker im Heere des Xerxes schildert Herodot VII, 89, wie folgt: „Auf dem Kopfe trugen sie Helme, die waren fast auf hellenische Art gemacht, sie trugen linnene Panzer und führten Schilde ohne Kranz und Wurfspiesse“. Longus in Daphnis und Ohloe I, 30, beschreibt die phönikischen Seeräuber, welche den Daphnis rauben : „Die Räuber trugen Schwerter im Gurt und waren mit schuppigen Halbpanzern angethan, und mit Stiefeln an den Füssen, welche die Hälfte der Beine bedeckten.“ Unter solchen Umständen, wie sie geschildert, ist es begreiflich, dass die Bewaffnung phöniki-scher Heere sehr bunt und entsprechend der Oultur der diversen Völker meisst recht mangelhaft war. Dies sah Hannibal recht gut ein, denn er änderte die Bewaffnung seines Heeres in Italien. Polybios XVIII, 28, sagt: „Sodann hat Hannibal selbst unter Verwerfung der ursprünglichen karthagischen Bewaffnungsweise gleich nach seinem ersten Siege seine eigenen Truppen mit römischen Waffen versehen und sich derselben in der Folge beständig bedient.“ Silius Italiens PunicaIII, 10,227—230, schildert die Phönikerjugend als eben nicht robust, wenn er sagt : „Vorn trug Fahnen daher Karthagos Tyrierjugend Leichtgebaut und der Zierd’ erhabener Körper entbehrend, Aber gelehrig zu Listen, und heimlichen Trug zu ersinnen, Immer bereitet.“ Wie gering übrigens die Betheiligung der Einheimischen bei Feldzügen war, erhellt aus Diodor XIX, 106. Gegen Agathokles senden die Karthager den Hamilkar, „und gaben ihm 2000 Mann heimischer Truppen, worunter sich auch viele Vornehme befanden, 10000 Mann aus Libyen, 1000 Söldner aus Tyrrhenien (Etrusker), 200 Zweigespanne und 1000 balearische Schleuderer mit.“ Also kaum % des Heeres waren Punier. Werfen wir nun einen Blick auf die Colonisation und Handelspolitik der Phöniker, so zeigt es sich zunächst, dass der Ursprung ihres Handels weit hinter den Anfang unserer Ge-schichtskenntniss zurückreicht, somit „prähistorisch“ ist. Fischerei war der Beginn, wie schon der Name Sidon (Fischfang) andeutet. Nun hatte das Völkchen, welches hier wohnte, einerseits den Handelsgeist und jene rücksichtslose Energie in seinem Blute, welche zum Geschäfte erforderlich ist, andererseits war es geographisch so überaus glücklich situirt. Im Bücken lieferten die schier unerschöpflichen Waldungen des Libanon vortreffliches Bauholz für die Schiffe, gegenüber lag das kupferreiehe 0 y p e r n ; im Südwesten das hochgebildete, industrielle, reiche Aegypten, weiter im Süden das an stets begehrten Gütern so reiche Arabien und die Seestrasse nach Afrika und Indien! Hier am rothen Meere soll auch der Ursitz der Phöniker gewesen sein, den noch Strabo XVI, III, 4, p. 766 sagt: „Dem weiter Schiffenden zeigen sieh zwei andere Inseln, Tyr us und Ar a du s1); welche dem phönikischen ähnliche Tempel enthalten ; auch behaupten wenigstens die Bewohner, die gleichnamigen Inseln und Städte der Phöniker seien Oo-lonien von ihnen.“ D Heute der Bahreingruppe. Tyrus jetzt Tirliut und Aradus, heute Arad. 9* Im Nordosten endlich lag das hochcivilisirte reiche und üppige Assyrien und Babylon mit seiner ausgebildeten Industrie, die mit der ägyptischen wetteiferte. Masse, Zahlensystem, Münzwesen und Gewichte der Phöniker sind nachweisbar babylonisch. Diesen Bezugsquellen für alle möglichen Gegenstände des Luxus, lag als noch unentdeektes, von rohen Völkern bewohntes Absatzgebiet Europa und Afrika (ausserhalb Aegypten) gegenüber. Die pelasgischen Kriegercolonien hatten allerdings sich bereits in Griechenland und Italien unter den Pfahlbauleuten häuslich eingerichtet, waren selbst bis in die Donaugegenden gedrungen, aber sie waren keine Industrielle, keine Kaufleute. Dafür waren die Höfe ihrer Fürsten um so lohnendere Oonsumenten der Produkte ägyptischer, assyrischer, babylonischer und phönikischer Fabriken. (Cf. dazu die Stellen bei Ezechiel, Homer, Herodot, „Argo“ Nr. 8, p. 138—140.) Aber auch die übrigen noch wilden und rohen Völker an den Küsten des Mittelmeeres, nahmen mit Vergnügen den phönikischen Tandx) auf, wie dies noch heute bei allen rohen Völkern der Fall ist. Bei diesen war auch der gewinnbringendste Handel zu machen, um so mehr, als sich derselbe um einige Hauptprodukte drehete, welche für den Orient von hohem Werthe waren. Es sind dies zunächst Silber, Zinn und Bernstein. Er-steres lieferte Spanien, Zinn England und den Bernstein die Küsten der Ostsee. Bevor wir jedoch diese auch uns näher berührenden Handelsartikel besprechen, müssen wir auf die chronologischen Momente des maritimen Vordringens der Phöniker einen Blick werfen. Betrachtet man eine Karte des Mittelmeeres', so bemerkt man, dass dasselbe in zwei ungleiche Becken zerfällt, welche durch die Strasse, welche Sic ili en von Afrika scheidet, verbunden sind, und zwar dort, wo die Tyrier im IX. Jhrli. Karthago gegründet. In dieser c. 150 km breiten Meeresenge schiebt sich zwischen Hippo Za-rytus (Bizerti) in Libyen, und dem Vorgebirge Lily bäum auf Sicilien, eine Barre von geringer Tiefe und mit, für die Schifffahrt durch Biffe und Klippen sehr gefährlichen Stellen, quer ein. Von Sicilien her erstreckt sich bis zur Insel Kossura ausserdem noch eine breite Bank mit gefährlichen Stellen, welche ob der vulkanischen q Während den Damen an den pelasgischen Höfen, wie z. B. in Syria, der phönikisehe Händler echten mit Bernstein besetzten Schmuck anbietet, nicht ohne Nebenabsicht den Sohn noch extra zu stehlen, genügten für die Steinwilden Bronze, Glas und Kauri-'s eh n e e k en, die man mit Blei ausgoss. Beschaffenheit des Bodens durch periodische Hebungen und Senkungen, wechselnde Tiefen darbieten. Diese Gegend nennt Buf. Fest, Avienus. Carni. IV. v. 323: „Herma.“ „Lomim kune uocauit Herma quondam Gfraecia. Est Herma porro caspitum munitio, Interfluum quae altrinsecus munit lacum: Aliique rursus Herculis dicunt uiam : Strauisse quippe maria ferrtur Hercules, Iter ut pateret facile captiuo gregi.“ Also Sandbänke und Urtiefen, auf welchen die Schiffe sitzen bleiben, und wie einige sagen, die Strasse, welche Herakles hier anlegte, um die Binder des Geryon aus Europa nach Libyen zu treiben. Hier standen an beiden Ufern die ersten s. g. Säulen des Herakles,1) bis zu welchen die Phöniker im II. Jhrt. schifften. Bekanntlich ist der griechische Herakles nichts anderes als der phönikisehe Melk art, der babi-lonische Bel und biblische Baal, das ist der Sonnengott. Die Heraklessäulen sind somit dem Sonnengotte geweihte. Säulen oder Pfeiler. Es waren Obeliske oder Pfeiler mit den Sinnbildern der Sonne, wie sie auf panischen Münzen und Steinen ersichtlich sind. Sie waren E i c h t p u n kt e für die Schiffahrt, bei Nacht wahrscheinlich Leuchtthfirme.8) Dass die ältesten „Säulen des Herkules“ hier bei Sicilien zu suchen sind, dafür zeugt auch die Erwähnung der Insel Strongile bei Avien v. 453, und Aristoteles de mirab. sagt ausdrücklich, bei d e n S ä u 1 e n breche t h e i 1 s ununterbrochen, theils von Zeit zu ’Zeit Feuer aus der Erde. Dies passt trefflich auf den Aetna und Stromboli. Erst gegen Ende des II. Jahrtausend v. Ohr., nachdem man über die sicilische Meerenge ins Westbecken eingedrungen, Gades und Karthago gegründet waren, fuhren die phönikischen Capitäne auch über die spanisch-afrikanische Meerenge und an den zwei hier errichteten Säulen des Herakles8) hinaus in den atlantischen Ocean bis Britannien. q Man suchte sie bei Gibraltar, doch passt die Schilderung des Meeresgrundes nicht, da hier das Meer bis zu 1000 Faden Tiefe aufweist. q Eine Insel bei Malta mit drei Thiinuen liiess Lampas und der Koloss von Rhodus war notorisch ein Leuchtthurm. q Dieser Umstand verwirrte die späten Schriftsteller der Alten. Da sie aus älteren Quellen wussten, Tartessus liege ausserhalb der „Säulen“, letztere aber Ende des 1. Jhrt. bereits bei Gibraltar lagen, so verlegten sie das Silberland Tartessus über diese Meerenge und identifizirten es mit dem mächtigen Gadir oder Gades. In Wirklichkeit müssen wir es innerhalb des Mittelmeeres, wie schon oben Note 3, p. 155 bemerkt, mit Tortosa am Ebro identifiziren. So komito Strabo XVII, 3, 15, noch sagen, dass die Phöniker noch zu seinerzeit „den besten Th eil“ Afrikas und Europas inno hätten; und von Ga des sagt er III, 5, 3, p. 168, 169: „Es liegt in der Nähe der Mündung des Baltis und es ist viel von ihm die Rede. Denn diese Leute sind es, welche die meisten und die grössten Handelsschiffe sowohl in unser Meer (Mittelländisches), als in das äussere (Atlantische) aussenden.“ „An Volksmenge jedoch möchte es keiner Stadt ausser Korn nachzustehen scheinen ; wenigstens habe ich gehört, dass bei einer Schätzung zu unserer Zeit 500 gaditanische Ritter geschätzt wurden, wie in keiner anderen Stadt, selbst Italiens nicht, mit Ausnahme Pataviums.“ Curtius IV, 4, (20), aber bemerkt über die Colonisation der Phöniker von Tyrus : „Seine Colonien wenigstens sind beinahe auf dem ganzen Erdkreise verbreitet: Karthago in Afrika, Theben in Böotien, Hades am Ocean. Ich glaube, bei ihrem ungehinderten Verkehre auf dem Meere und öfteren Besuchen in sonst unbekannten Ländern, wählten sie Wohnsitze für ihre Jugend aus, an welcher sie damals Ueber-fluss hatten ; oder vielleicht, weil durch häufige Erdbeben beunruhigt — denn auch dies erzählt man — die Bewohner der Stadt sich neue Wohnsitze auswärts mit den Waffen zu suchen genöthiget wurden.“ Unter den hier in weitesten Umrissen dargelegten Verhältnissen ist es wohl einleuchtend, dass das adriatischeMeer bis in seine äusser-sten Küstenplätze, somit Italien, Istrien und die illyrischen Küsten, von den phönikischen Oapitänen schon in sehr früher Zeit, und sicher früher als Spanien, besucht worden sind. Die Zeit dieser Reisen lässt sich wohl nur relativ bestimmen nach den durch Sancho-niathon1) uns überkommenen Nachrichten und Sagen. Es werden da die Colonialgründungen durch dreierlei Colonialmythen repräsentirt. a) Zuerst wanderte E1 oder Kronos (Kewan-Ohijun-Saturnus) der älteste Landesherr Phö-nikiens und Erbauer von Byblos und Berytus auf dem Erdkreise herum: „aal ó Knóvog mgiuòv rr)v oìy.ovfiévtjv“. Sanch. 1. c. p. 36. Es ist die Zeit bis 1600 v. Ohr., wo Byblos und Berytos Vororte sind (cf. „Argo“ 8, p. 137). b) Ihm folgt die kuhköpfige Ast arte2), die Göttin von Sidon, welche 1600—1100 v. Ohr. 1) Richtiger San-Chonjatli, hl. Bücher des phönikischen priesterliehen Canons, die Fragmente bei Plii 1 o Herennius vorhanden, welche Porphyrius, Eusebius und Johannes Lydus erhalten haben. Gesammelt und herausgegeben von O r e 11 i, Leipzig 1826, unter dem Titel: Sanehoniathonis Berythii, quae supersunt, etc. 2) Phönikiseh Asehtlierotli ist ein ägypt. Wort und bedeutet: Mehrerin des Wachsthums, (Röth. I, Rot. 165). Sie Vorort ist. Sanch. 1. c. 34. Es ist die Astaroth der Bibel, deren Cult Salomo in Jerusalem einführte. c) Als dritter tritt Melkarth von Tyrus auf, erobert mit seinem aus verschiedenen Völkern gemischten Heere die westlichen Länder, gründet Städte und Heiligthümer. Tyrus ist Vorort von c. 1100 an. Melkarth bedeutet „König der Zeit,“ er heisst auch phön. Archal-Herakles. Die Gründung von Handelsemporien an den Küsten Italiens dürfen wir schon in die erste Periode der phönikischen Geschichte ansetzen. Dyonysos v. Halikarnass erzählt nämlich I, 34: „Wie ich vermuthe, war dieser Ort (der Capitolinische Hügel), ehe Herakles nach Italien kam, dem Kronos schon heilig, und hiess bei den Einwohnern der Saturnische, ja die ganze Küste, oder das heutige Italien, war diesem Hotte geweiht, und wurde, wie es in einigen sibyllinischen Sprüchen zu finden ist, und in anderen von Hottern gegebenen Orakeln gesagt wird, von den Einwohnern Saturnia genannt. Tempel sind hie und wieder im Lande diesem Hotte errichtet. Auch führen viele andere Orte, besonders Klippen und Höhen des Hottes Namen.“ Und 1. c. I, 36, heisst es: „Noch tragen sich die Landeseinwohner mit einer anderen mythischen Sage, dass nämlich vor Zeus' Regierung Kronos in diesem Lande geherrscht habe.“ In Sicilien galten die Tumuli in der Volkssage als „Gräber des Kronos.“ (Patrok. Thur. b. Arnob. IV, 25.) Aber auch für Beziehungen der Phöniker zu den Illyriern haben wir Anhaltspunkte sagengeschichtlicher Natur. So berichtet P a u s a n i u s IX, 5 : „Kadmus1) fiel in Thebais mit einem phönikischen Heere ein, besiegte die Hyanten und Aoner (Böotier). Letztere vereinigten sich mit den Phönikern, erstere entwichen. Kadmus gründete die Kadmsea (Burg in Theben).“ „Da Kadmus zu den Encheleern2) in Illyrien auswan-derte, so überkam sein Sohn Polydoros die Regierung.“ Apollodoros c. 140 v. Ohr. in seiner Myth. Bibi. III, V, (4), erzählt: entspricht der ägypt. Neith. Sie ist Kriegsgöttin und ihr entspricht die griechische Attiene. Den Kuhkopf hat sie von ihrem ägyptischen Hyeroglyph. Als Mondgöttin hat sie die Mondsichel, und nach Steph. Byzant. wurde in Gaza das Bild der „Jo oder Selene“ in Gestalt einer Kuli.verehrt. 0 Kadmos hat Sehlangengestalt, phön. heisst er Kadmon = der Alte. Clem. Alex. VI, 2, nennt ihn daher richtig 0‘ Tlalnlog. Er gilt als Städtegründer und soll nach Nonnus SII, 325, in Libyen' hundert Städte gegründet haben. Cf. auch Herodot's Stellen in „Argo“ 8, p. 139, über Kadmos. 2) Herodot IX, 43, nennt sie ein illyrisehes Volk nach Skylax p. 9, sind sie Illyrier und wohnen unterhalb Rhizon, also zwischen der Bucht von Cataro und Seodra. Ebenso kennen sie Strabo, P. Mela und Plinius als Illyrier. 9 ** „Ivadmos verliess mit Harmonia J) Theben und kam zu den Enckeleern, diese lagen gerade mit Illyriern im Kampfe und hatten vom Gotte das Orakel erhalten : sie würden siegen, wenn sie dem Kadmos und der Harmonia den Heerbefehl übertrugen. Dies geschah, sie nahmen diese zu Führern und gewannen die Oberhand.* 2) Von da an herrschte Kadmos3) über die Illyrier und bekam einen Sohn, den er Illyrus nannte. Nachher verwandelte er sich mit Harmonia in einen Drachen und wurde von Zeus in das Elysische Gefilde aufgenommen.1' Die Verehrung dieser beiden grossen Götter in lllyrien wird nodi im IV. Jhrh. v. Ohr. von Skyl.ax in seinem Periplus bezeugt: „Vom Naron4) zum Flusse Drilon5 6) ist eines Tages Schiffahrt. Vom Drilon aber ist eine halbe Tagfahrt: und hier sind die Steine0) des Kadmos um der Harmonia und ihr Tempel.“ lieber semitischen Gott er cult an unseren Küsten bei Duino, wo 11 i t h y a und D i o-medes ihre Tempel bei den Venetern hatten, haben wir schon oben: „Argo“ Nr. 7, p. 124 ff. gehandelt. Es ist begreiflich, dass die Phöniker mit allen Mitteln es zu verhindern trachteten, Ooncurrenten ihrer gewinnbringenden Seefahrten aufkcmmen zu lassen. Erst trachteten sie die zunächst aufstrebenden Griechen mit allerlei Märchen und Fabeln von schrecklichen Gefahren, welche das Eindringen in den Pontus, das Beschiffen des Westbeckens des Mittelmeeres und die Fahrt in den Ocean gefährden, abzuschrecken. Da sind bewegliche Felsen, welche durchsegelnde Schiffe zerquetschen; schon in Si-cilien hausen die schrecklichen K y k 1 o p e n, weiter L ä s t r i g o n e n, felsenschleudernde Giganten, Zauberer und Zauberinnen, welche die Schiffer in Schweine verwandeln, das Eiland der Syrenen, Skylla und Oharibdis7) etc. Der Ocean ist nach karthagischer Erzählung ein unzugängliches Schlammeer, gehüllt in gräuliche Finsterniss, in dem die Schiffe jämmerlich stecken bleiben, Im Norden gar ist der Eingang zur .Unterwelt : *) Harmonia ist Kadmons Gattin und war in Phönikien hochverehrt. Pliönikiseh heisst sie C hu s artig == „die Ordner in“, die Göttin der Weltaufsieht, bei Nonn. 41, 277, 314, heisst sie auch Allmutter oder Welt am me. Als solche ist sie Gattin des Urgeistes, dessen Hyeroglyphe in Aegypten die Schlange war. 2) Begreiflich, wenn Steinzeitwilde oder nicht viel über diesem Culturniveau stehende Leute, die wohlbewaffnete Phöniker zu Führern erhielten. Cf. auch Aeneas in Italien bei Cato („Argo“ Nr. 5, p. 85), und die Tlaskalaner unter Cortez gegen Mexiko. 3) Dass heisst die den Kadmos verehrenden Phöniker. 4) Narenta. 6) Drin. 6J Steinpfeiler oder Obeliske. ’) Cf. Odyssee IX—XIL Gesang. „Wo in den Acheron dort der Strom Periphlegeton stürzet.“ Odyss. X, 513. Und Kymerien: „Ganz von Nebel rimwölkt und Finsterniss.“ Odyss. XI, 15. Wo diese schönen Märchen nicht mehr halfen, und neugierige Leute nachsehen wollten, wo die Herren Phöniker ihre Reichthümer holten, da wurde kurzer Prozess gemacht und rücksichtslose Gewalt angewendet, um sich die Ooncurrenten vom Halse zu schaffen. Aristoteles de mir. 84, erzählt: „Im Meere, ausserhalb der Säulen des Herakles, sollen die Karthager in einer Entfernung von mehreren Tagreisen eine Insel entdeckt haben, welche mannigfaltige Wälder, schiffbare Flüsse und sonst einen wunderbaren Beichthum an Erzeugnissen enthalte. Da nun dieser glücklichen Lage wegen die Karthager häufig hinkamen und Einige sich daselbst niederliessen, haben die Regenten von Karthago die Landung auf der Insel bei Todesstrafe verboten und sämmtliche Bewohner derselben vertilgt, damit sie.nicht die Lage der Insel verriethen, eine unter ihrer (der Eingebornen) Führung gegen dieselbe zusammengezogene Heeresmacht sich der Herrschaft auf der Insel bemächtige, und die Karthager ihrer glücklichen Vortheile beraube.“ Strallo III, 5., 11, p. 17b, sagt: „Früher trieben die Phöniker diesen Handel1) allein von Gades aus, allen diesen Seeweg verheimlichend: als aber einmal ein Bömer einem Seefahrer nachschiffte, um auch selbst jene Handelsorte kennen zu lernen, liess dieser2) sein Schiff aus Neid absichtlich auf einer Untiefe stranden, und brachte die ihm folgenden in dasselbe Verderben, er selbst aber rettete sich auf dem Wrack, und empfing vom Staate den Werth der Waaren, die er verloren.“ Eusebius: Theoph. II, 67, berichtet : „Die Phöniker bewachten ihre Gebiete, dass Niemand mit diesen Verkehr treiben und hindurchgehen konnte, indem sie die Länder ihrer - Grenznachbarn beständig verwüsteten, und darauf bedacht waren, deren Städte zu vermindern und Gefangene zu machen.“ Mit den Fortschritten, welche die Oultur der europäischen Völker, speziell der Griechen und Italiker, machte, schwand die Macht und der Einfluss der Phöniker; Etrusker3) im Westen und Hellenen4) im Osten schufen sich, wenn auch *) Mit Zinn von den Kassiteriden. 2) Der Phöniker. 3) Diese sind sehon im VIII. Jhrh: gefürchtete Seeräuber. 4) The okles aus Athen wagte es mit Chaikidiern zuerst c. 780 v. Ohr. nach Sieiiien zu schiffen. Dodi kostete es ihm Mühe Begleiter zu finden. Zuerst wurde er indess,durch, Stürme dahin verschlagen, machte also die Entdeckung unfreiwillig. Koroibos v. Kreta und Kaleos von Samos geriethen ebenfalls durch Stürme unfreiwillig nach Tartessos und Libyen. Den Phokäern schreibt man grieehiseìierseìts iH ?! nach phönikischem Muster, schlagfertige Marinen ; im puniscimi! Kriege endlich auch die Körner. Assyrier, Chaldäer, welche 585 v. Ohr. Tyrus zerstören, Aegypter und Perser drängten nach den Küsten Syriens und machten Phönikien zinsbar, bis endlich Alexander von Makedonien 334 Tyrus ganz niederwarf. Mit der Vernichtung Karthagos durch die Römer war auch die Rolle der phönikischen Rasse in Afrika ausgespielt. (Fortsetzung folgt.) Die „Gradišča“ in Krain. Das römische Castell: „Ad Pirum“ in den Julischen Alpen. (Mit Tafel V.) Das Itinerarium Hyerosolimitanum, welches von einem Reisenden, der von Bordeaux in Frankreich nach Jerusalem im Jahre 333 n. Oh. reiste, verfasst ist, gibt zwischen mutatio Castra (Heidenschaft) und der mansio Longatico (Loitsch), neun röm. Meilen von ersterer und zwölf von letzterer Station „ad P i r u m s u m mas a 1 p e s “ an. Der Ort ist, wie schon öfter nachgewiesen,*) identisch mit der heutigen gräflich Lanthierischen Forststation2) H r u š i c a im s. g. Birnbaumerwalde. Die ; römische, wahrscheinlich schon von den alten Italern als Saumpfad hier angelegte Strasse, erreicht auf dieser Einsattlung des, einst Veneti-sche Alpen, später Okra und zuletzt Julische Alpen, genannten Gebirges, ihren Höhepunkt mit 840 m Seehöhe. Zur Zeit des Verfalles des römischen Reiches, als die nordischen Eroberer nach Italien zogen, wurden diese Alpenübergänge stark befestiget und durch Castelle gesperrt ; auf der gegen Italien gelegenen Seite bildete das Castell „Castra“ (Heidenschaft), auf der jenseitigen Abdachung das Castell „N au portimi“ (Oberlaibach), den Schlüsselpunkt der Strasse. Inzwischen lagen die Castelle : Ad Pirum (Hrušica) und in alpe Julia (na Lanišah). die Entdeckung! der Adria, Etruriens und Spaniens zu, wo sie e. 600 v. Ohr. einen König Arganthonius, der sie wohlwollend aufnahm, fanden (wahrscheinlich hatte er die habsüchtigen Phöniker satt) Herod. I, 163. Um die gleiche Zeit gründen Phokäer M a s s i 1 i a, von wo c. 350 v. Ohr, P y t h e a s die berühmte Entdeckungsreise nach dem Norden antrat, auf der er nach Britannien, Thule und in die Nordsee gelangte. *) Of. darüber Miillner „Emona“ p. 123 ff. 2) Ehemals Posthaus, von Valvasor, II, p. 260, abgebildet. Die beiden letztgenannten waren Stützpunkte von Verteidigungslinien, welche, von stundenweit über Berge und Thäler fortstr ei eilenden, mit Thtir-men verstärkten Schanzmauern gebildet wurden. Nauportum war wieder das Centrum eines weit um sein Gebiet herumreichenden Walles. Wir wollen diesmal das Castell ad Pirum betrachten, da man jüngst einige Funde dort gemacht hatte, welche zum Theile dem Landesmuseo zugewendet wurden. 3'4 km ausserhalb Loitsch liegt die Strassen-theilung bei Kauce. Gegen Süden zieht die Reichsstrasse nach Adelsberg fort, nach NW. zweigt die Idrianerstrasse ab, nach Ost hin aber beginnt die Strasse nach Zoll und Heidenschaft, die r e consti’uirte Römers trasse. Nahe dem dritten Kilometer-Steine von Kauce her, treffen wir auf die Castellruinen von L a n i š e. Die Strasse steigt bisher und auch weiterhin beständig an; beim achten km erblickt man die Hrušica, welche sich wie Taf. V, Fig. 1, zeigt, präsentirte. Die Strasse steigt von km 8 an gegen eine Einsattlung, welche zwischen zwei Höhen zu liegen scheint, und auf welcher die Häuser von H ruji i c a sichtbar werden. In Wirklichkeit ist es eine Terasse des rechts nördlich gelegenen „v Griči“ genannten Hügels, welcher hier ganz is olir t emporragt. Der links gegenüber gelegene Hügel zwischen Hrušica und Svi sii liegt weiter querüber nach Südwest. Das Plateau, auf dem die Häuser stehen und der Südabhang des Hügels „ v Griči“, waren von einer Mauer unsehlossen, welche das Castell „ad Pirum“ bildete. Die Gestalt derselben ist auf Taf. V, Fig. 2, ersichtlich. Die Mauern ziehen an den Bergränden längs der steilen Abhänge hin und treffen bei a auf der Anhöhe bei einem Thurme zusammen. Da sie der Bergeonfiguration folgen, so muschi lessen sie eine rhomboidische Fläche von 200 m Länge (v. a—b) und 60 m Breite (v. c—d), der Umfang beträgt c. 460 in. Das eingeschlossene Terrain heisst „v sane ah“ — in den Schanzen, bei c standen Tliürme von 6 m Stärke, auf- den Ruinen des Südthurnies wurde eine Capelle St. Gertrudis errichtet, welche jetzt total verschwunden ist. Gegenüber bei d steht heute das Jagdhaus des Grafen Lanthieri. Die Castellmauern sind 2'6 bis 2-7 m dick und als „Gussmauerwerk“ aufgeführt ; die beiden Aussenmauern sind aus behauenen Bruchsteinen 30—40 cm stark aufgebaut, und der 2 m breite leere Raum dazwischen ist mit hineingeworfenen Bruchsteinen und viel Kalk ausgefüllt, so dass sich bei Hinabstürzen der Füllung die eckigen Steine bisweilen verspreizten und Hohlräume bildeten, in welchen sich Stalagmiten ansetzten. Vom nördlichen Eckthurme a zieht in das hinter dem Castellhügel „v Griči“ gelegene Thal, eine Mauer A, deren Construction der gleicht, welche die Castellmauern zeigen. Dieses Thal liegt in der Höhe des Plateaus, auf dem das Jagdhaus etc. steht. Durch dasselbe zieht eine Waldstrasse nach dem Velki vrh, welche bei X die Mauer etwa 400 m von der Keichsstrasse entfernt, durchbricht. Sofort hinter diesem Waldwege steigt sie in NW Richtung an den Abhängen des Gebirges, zunächst in den Antheil „nad rupami“ aufwärts. Ich verfolgte sie hier längs steiler Felskämme und durch dichte Waldpartien über 1 a weit. Sie soll bis Vodice zu verfolgen sein. Es gibt hier Stellen, wo man nicht glauben würde, dass man auf der Mauer steht, wenn man nicht mit dem Hammer Mörtel und Bausteine herausbrechen würde. Stellenweise merkt man die Spuren ehemaliger Kalköfen, — stets auf der italienischen Seite, — wo die Kalkmassen für die Herstellung der Schanzen gebrannt wurden. Der Sand für den Mörtel wurde aus der Gegend ober B udaj ne, im Wippacher Thale, etwa 14 km weit, heraufgebracht, da er in der Gegend selbst fehlt, die Steigungen sind mitunter sehr gross, so fand ich am Nevčni grič Böschungen von 30—37°, an denen der Gussmauerwall hinansteigt. Von der südöstlichen Ecke des Castelles zieht ein zweiter gleicher Wall B in südöstlicher Richtung hin. Sein Zug geht über den Beršlanovec und mali Rogatec gegen Kaltenfeld hinab. Das Thal hinter dem Castellhügel und der Mauer A ist Wald-, Feld- und Wiesengrund und heisst „za zidam“ (hinter der Mauer). Am Südrande desselben zog die Römer strasse thalab gegen Heidenschaft, während die heutige Reichsstrasse sich zunächst von Hrušica etwas SW wendet und erst einige km weiter wieder mit der alten vereiniget. Im Castelle stand früher an der Reichsstrasse ein jetzt ausserhalb derselben postirter Römerstein. Derselbe ist ein Parallelepiped aus grauem Kalkstein von 110 cm Höhe, 70 Breite und 45 Dicke. In der oberen Fläche ist ein Loch, 9 cm lang, 8 cm breit und 9 cm tief ausgemeisselt, in welchem die Statue eines Kaisers befestiget war, den nur auf eine solche deutet die Inschrift des Steines, welche lautet: BONO RE I P NATO „Bono reipublicae nato,“ „Dem zum Wolde des Staates geborenen.“ Ein Kaisertitel der späten Zeit. Der Stein wurde vom Herrn Regierungsrathe Globočnik, damals k. k. Bezirkshauptmann in Adelsberg, entdeckt und von P. H i t z i n g e r 1854 in den Mittli. d. hist. Vereins f. Krain p, 84 zuerst publizirt. Etwa 400 m westlich vom Castelle wurde hart an der alten Strasse bei F des Planes, am 25. August d. J. behufs Anlegung eines Kalkofens eine Erdaushebung von 2 m Tiefe vorgenommen. Man stiess in c. 70 cm Tiefe zuerst auf 10 Stück röm. Münzen, darunter lag das Skelet eines kleinen Pferdes : dies alles noch in schwarzer Erde, weiter folgte todter Lehm ohne Fundstücke. Bei Grabungen, welche in nächster Nähe vorgenommen wurden, um Kalksteine für den Ofen zu gewinnen, fand man noch die Ueberreste einer rohen Mauer, daneben Thierknochen, zwei Fibeln aus Bronze, Taf. V, Pig. 3 und 4, einen Schlüssel Fig. 5, eine Pfeilspitze Fig. 6, beide aus Eisen; ausserdem noch verschiedene römische Münzen.1) Die Münzen, welche mir Herr Graf Lanthieri in Wippaeh gefälligst zur Bestimmung vorlegte, gehören folgenden Kaisern an : Gor di anus Pius, 238—244 n. Ohr. 1 St. Florianus, 276. 1 Stück. Licinius, 307—323. 1 Stück. Const an tinus Magnus, 306—337. Helene, Constantins Mutter. 1 Stück. Crispus, f 326. Constantinus jun. 335—361, nebst einigen unbestimmbaren dieser Zeit. Sämmtliche aus Erz. Die bei dem Skelete gefunden, gehören vorwiegend Constantin d. Grossen an. Ferner fand sich ein halbes Hufeisen von der auf Taf. V, Fig. 8, abgebildeten Form nebst mehreren Hufnägeln : Fig. 9 ; eine Eisenspange 12’5 cm lang, Fig. 10, das Bruststück eines gewölbten Bronzebleehes von 4 mm Dicke mit umgebogenem Rande, zweifelhafter Bestimmung, und eine Bronzeschnalle. Ausser diesen Gegenständen wurde schon früher einmal der auf Taf. V, Fig. 7, a b abgebildete Eisenspeer von sehr roher Arbeit hier aufgefunden. Er befindet sich im Besitze des Herrn Grafen Lanthieri in Wippaeh. Die Waffe ist sehr roh gearbeitet, mit einer Mittelrippe versehen, 20 cm lang. Die Klinge allein *) *) Ich verdanke diese Angaben der Güte des Herrn Forstwartes Emil Kullnigg in Hrušica. Die gefundenen Gegenstände überliess, mit Ausnahme der Münzen und der Pibel, Herr Graf Lanthieri in Wippaeh freundlichst dem Landesmuseo. ist 18 cm lang und 4 cm breit. Die Tülle ist aus einer Flansche roh rollirt, nicht geschweisst und zeigt ein Loch für den Nagel, der sie an dem Schafte festhielt. Ihr Durchmesser beträgt 3 cm. Ich halte den Speer für eine Barbarenwaffe der Völkerwanderungszeit. Auffallend ist der Name „brusica“. Miklo-sich1) leitet ihn geradezu von hrušLka, pirns, Birne, her; das ganze Berggewirre ringsum ist jedoch Hochwald und kein Wald von Birnbäumen. Im Alterthume muss dieser Hochwald noch viel dichter und wilder gewesen sein, da noch vor 200 Jahren Valvasor diesen Wald als überaus wild schildert. Im II. Buche, p. 259, beschreibt er das Posthaus im „Bierbaumer-Walde“ mit folgenden Worten: P Die slav. Ortsnamen aus Apellat. De’nksÄr. d. Akad. in Wien, XXIII. Bd., Sep'aratabdruck p. 31. „Die andere Post ist in angeregtem Bierbaumer-Walde und zwar mitten in den höchsten Wildnissen, darin schlechte Freude und nichts angenehmes, als das Ende, desselben.“ „Dieser Wald erlängert sich weit in die Türkey hinein ; wie oben schon gemeldet worden. Er hat greuliche Wildnissen, darin man Unlust, Verdruss, Langweil, Furcht, Gefahr und Unbequemlichkeit zu Gefährten haben muss.“ Vielleicht ist aber der Name auf „rušiti“ = zertrümmern zurückzuführen, doch darüber mögen Philologen ihre Meinung abgeben. Schon 1879 wurden in „Emona“, p. 104, die krainischen „Gradišče“ im allgemeinen nach ihrer Verschiedenheit classiflzirt. In „Argo“, I. Jhrg., p. 8, wurde diese Eintheilung genauer präcisirt. Unser Castell „v sane ah“ gehört in die Abtheilung II, 2, 1. c. es ist ein militärisches Defensivcastell zur Vertheidigung der Alpenstrasse nach Italien. Manner. Kleinere littheilungen. Ein römischer Massstah. Das Landesmuseum bewahrt einen Massstab, welcher einen römischen Fuss „pes“ ]) darstellt. Derselbe besteht aus zwei vierkantigen Bronzeschienen von 147 und 146 mm Länge, 8—3'5 mm Breite und 2 mm Dicke. Die Schienen sind an den breiteren Enden mit einem Charnière verbunden. An der einen Hälfte sind zwei Knöpfe, an der zweiten ein Knopf angebracht. Letzterer befestigt den Best eines federnden Bronzestreifes, welcher, so lange er noch vorhanden war, über das Charnière Übergriff, und wahrscheinlich mit zwei Oeffnungen versehen war, in welche die beiden Knöpfe eingriffen um das ganze gestreckt zu halten. Zwei Seitenflächen tragen die Theilung, und zwar die äussere, wo die Knöpfe liegen, die Dig it al theilung, während die Uncial theilung an einer Seitenfläche angebracht ist. die Theilungsmarken werden durch kleine, viereckige, eingeschlagene Punkte oder Grübchen gebildet. Der ausgestreckte Stab misst genau 298 mm, ist also um 3 mm kürzer als der volle römische „pes“ oder Fuss, welcher 296 mm misst. Daraus ergiebt sich für die „uncia“ oder den zwölften Theil des Fusses2) eine Länge von 24*66* mm, U Der römische Fuss, pes, wurde in vier „palmos“, zwölf „uncias“ und se eh zehn „digit os“ eingetheilt. Palma bedeutet soviel als die P1 a e h e Hand, also eine Handbreite; u n e i a den zwölften Theil eines Ganzen, und digitus einen Finger, also eine Fingerbreite. 2) Diese entspräche unserem alten österreichischen Zolle, welcher aber 26 mm misst. für den „digitus“ oder den sechzehnten Theil desselben aber eine Länge von 18-5 mm, daraus berechnet sich die „palma“ oder Handbreite, à = 3 uncias, oder 4 digitos zu 74 mm. Da unser Zollstab um 3 mm kürzer ist als der volle „pes“ oder Fuss, so ist es begreiflich, dass auch die Theile derselben die unciae und digiti nicht die vollen Masse zeigen. Die zwölf U n c i e n des Stabes haben nämlich folgende Längen : 24-4, 23-8, 26-0; — 26 0, 23'8, 22-2; — 23V, 23'8, 26 0; — 26V, 23'8, 24'2 mm. — Zusammen 293 mm. Daraus ergeben sich für die P a 1 m e n folgende Längen : 74'2, 72V, 72-8 und 74*0 mm. Zusammen 293 mm. Es entspricht somit nur der erste Zoll mit 24'4 und der letzte mit 24’2, annähernd der richtigen Länge von 24V6’ mm. Das gleiche gilt von den Palmen, auch hier entsprechen die an den beiden Enden des Stabes mit 74'2 und 74V, letztere sogar genau dem wahren Masse, das Minus von 3 mm fällt somit in die Mitte des Massstabes. Aehnliche Differenzen zeigt auch die Digitaltheilung. Die sechzehn digiti messen (in derselben Ordnung und vom selben Ende wie die Zolle gezählt): 19-8, 20 0, 18V, 17-2; — 18'7, 18-7, 16V, 18*5; — 17V, 18-5, 17V, 19V; — 17V, 18 8, 19V, 19 8 mm. — Zusammen 293 mm. In dieser Reihe finden wir nur zwei, den achten und zehnten digitus in normaler Grösse, alle übrigen differiren um bis + 1'5 und ■— 2-5 mm. Die Theilpunkte sind, rvie schon bemerkt, an der oberen oder vorderen Breitseite eingeschlagen, nur dort, wo zu beiden Seiten des Oharnières die Knöpfe für die Feder angebracht sind, überspringen sie auf die Schmalseite, welche der Uncialtheilung gegenüber liegt. Diese Theilung ergiebt für die Palmen à 4 digitos : 75 0, 7P9, 7P5 und 74'6 mm. Der Massstab ist ein Taschenmassstab eines Steinmetzes oder Zimmermanns gewesen, denn man sieht, auf Genauigkeit kam es dem Verfertiger eben nicht an. Die Thatsache, dass eben die Masseinheiten an den Enden des Massstabes, digiti wie unciae, der Normalgrosse entweder sehr nahe kommen, oder wie die digiti, sie sogar um 18 mm überschreiten, beweist, dass der ganze Stab von Haus aus auch schon um 3 mm zukurz ausfiel. Dieses Manco daher nicht auf Abnützung der Enden, die sich übrigens übereinandergelegt, genau decken, zurückzuführen sei. Milliner. Eine neue römische Inschrift aus Aquilina. Im Hause des Herrn Carl Krimmer, Tischlermeisters in Laibach, Maria Theresienstrasse, Nr. 4, hart neben dem Sarkofagfelde beim Taučer’schen Hause (cf. „Argo“ Jhrg. L, Taf. Ill), kam bei Eeparaturarbeiten unter dem Anwurfe der Aussenwand des Hauses am 27. September ein Stein mit einer römischen Inschrift zu Tage, Das Denkmal ist 36'5 cm breit, 32 5 cm hoch und 20 cm dick; das Materiale Pođpečer Kalk. Die Inschrift lautet ; VIBVNKIÄES1) M Ä TR O NES INAGRO -PL-S IN FRONTE P XX VIII Vibunnies Matrones in agro pedes quinquaginta Sepulture, in fronte pedes viginti octo. Der Vibunnia Matrona. Die Grabstätte misst feldein-wärts fünfzig Fuss, in der Fronte achtundzwanzig Fuss. Der Schriftform nach dürfte der Stein dem II. Jhrh. angehören. Die Fronte des Grabterrains lag an der Strasse. Da sich die Körner bekanntlich ihre Grabmäler längs der Strassen vor den Stadtthoren anlegten. Herr Krimmer hat den Stein dem Landesmuseum verehrt. Müllner. Ein Glasfluss von Oberlaibaeh. In der Nähe von Oberlaibach, am linken Ufer der Laibach, zwischen der Eeichsstrasse und Schweinbüchel, wird ein bleigrauer Lehm abgebaut, um Ziegel daraus zu *) A and E ligirt. — Eine Viburni a kommt auf einer Inschrift aus Laibach (eingemauert in der deutschen Ordenskirche) vor; cf. Milliner „Emona“, Nr. 202. schlagen. Der Lehm ist frei von thierischen Besten, als Schalen von Oonhylien oder mikroskopischen Gehäusen. In diesem Lehm wurde 1886 in einer Tiefe von 3 m ein roher Klumpen von schön grünem Glase gefunden und vom Herrn Bürgermeister G. Jelovšek dem Museo übergeben. Die Glasmasse ist sehr gleichmässig und homogen geflossen, bis auf eine Eeihe von Luftblasen, welche in etwa 100 mm Entfernung in gerader Linie dieselbe durchziehen. Die Masse hat die Form eines Keiles von 21 cm Länge, 26 cm Breite und 10 cm Dicke am hinteren Ende, dem gegenüber sie in eine Kante von 21 cm Länge ausläuft. Ihr Gewicht beträgt 3'2 Iccj. Jüngst wurde an der Fundstelle dieser Glasmasse ein Wirbelkörper eines Kindes, mit 16 cm langem Dornfortsatze gefunden. Der Glasfund steht ganz isolirt da, und ist um so räthselhafter als kein Anhaltspunkt für seine Zeitbestimmung vorliegt. Die römische Fundstätte liegt gegenüber am rechten Laibachufer innerhalb der Flusskrümmung, und liegt die Cultursehicht in weit geringerer Tiefe. Müllner. Kaiser Leopold I. Schenkung der Stadt Gottschee an die Auersperge. Mitgetheilt von P. v. Kadi es. Nach dem Erlöschen der Oillier Grafen — welche den die Gottschee besiedelnden Ortenburgern im Besitze der Herrschaft über dieses Ländchen gefolgt waren — fiel die Gottschee (1456) an das Haus Habsburg, unter Kaiser Friedrich III., dem Stifter des Laibacher Bisthums, und sonst vielfältigem Wohlthäter unserer Heimath. Auch für die Gottschee erwies sich Friedrich III. als vorsorglicher Landesfürst, indem er neben anderen Vorkehrungen für dieses, in dem S}rsteme der Landesver-theidigung des. ganzen Krain gegen die Türken eine wichtige Eolie spielende Gebiet, in erster Eeihe den bisherige n Markt Gottschee, befestigen liess und die „erstehende Befestigung“ zu einer Stadt erhob, diese zugleich mit einer Anzahl von „Kechten und Gnaden“ ausstattend u. a. mit der „Gnade“, Bichter und Eath hinfüro zu ewigen Zeiten zu setzen, ddto. Graz Freitag nach dem hl. Ostertag 1471.*) Während die Stadt Gottschee nun landesfürstlich blieb, erscheint die Herrschaft Gottschee ab und zu als Pfandschillingsgut und finden wir dieses im Laufe der Zeiten im Besitze des Georg von Thurn von 1507 bis 1515 (in welchem Jahre dieser von den aufrührerischen Bauern erschlagen worden), dann des Johann Ungnad (1527) und, nachdem sie eine Zeit lang als Kammergut verwaltet worden war, von 1547—1570 im Besitze der beiden Grafen Franz Ursini-Blagay Vater und Sohn, des Freiherrn Herbard VIII. von Auersperg und des Jörg Freiherrn von Thurn. 0 Archiv der Stadt Gottsehee. Privilegienbueh Pol. 3/a—5/b. Später treffen wir als Besitzer wieder einen Grafen Ursini-Blagay, Niclas V., der die Herrschaft Gottschee aber schon 1619 an Johann Jakob Freiherrn Kliisl-Kaltenbrunn verkaufte.J) Dieser Johann Jakob Freiherr Khisl-Kaltenbrunn wurde 1620 als Herr von Gottschee in die Laudschafts-matrikel eingetragen.2) Im Jahre 1624 (nicht schon 1628, wie anderwärts angegeben erscheint) ward Freiherr Johann Jakob Khisl in den Grafenstand erhoben, womit die Erhebung der Herrschaft Gottschee zu einer Grafschaft verbunden wurde.3) Die Grafschaft Gottschee verkaufte aber dessen Nachfolger Bartholomäus Graf Khisl unterm 9. Juli 1641 an Wolf Engelbert Grafen von Auersperg, welcher sie nach 32jährigem Besitze bei seinem 1678 erfolgten Tode seinem Bruder, dem 1653 in den Beichsfürstenstand erhobenen Joha n n W e i k h a r d Fürste n von Aue r s-perg hinterliess, unter welchem sie zum Fideicommiss gemacht wurde. Sechs Jahre vor seinem Hinscheiden hatte Wolf Engelbert G r a f A u e r s p e r g, der viel verdiente Landeshauptmann von Krain, den sein Zeitgenosse Freiherr von Valvasor ebenso drastisch als zutreffend charakterisirt: als den „Cavalier, der zur rechten Zeit Güte und Ernst zu brauchen und den Eosengeruch seiner Freundlichkeit gegen den Wohl verdienenden mit Stacheln wider die übelen Verdienste zu rüsten wusste“,4) die hohe Auszeichnung und nicht geringe Freude, dass Kaiser Leopold L, der anlässlich der 1660 in Laibach stattgehabten Erbhuldigungsfeier des Landeshauptmanns Wolf Engelbert Grafen von Auersperg so vielfältig segenvolles Wirken für Krain wahrgenommen, ihm die Stadt Gottschee zum Geschenke machte! Ueber diese kaiserliche Schenkung bewahrt das Archiv der Stadt Gottschee die Copie des betreffenden Donationsbriefes, den wir nun nachstehend vollinhaltlich mittheilen wollen. Dieser Donationsbrief lautet wörtlich also : Wir Leopold von Gottes Gnaden erwählter Bhömiseher Khayser u. s. w. Bekhönen für uns, unsere Erben, und Nach-khoimnene öffentlich mit diesem Brief und thuen khundt allen Molliglieli das miss der hoch und wohlgebohrene unser geheimer Rath und Landtshauptmann in Krain auch lieber getreuer Wolf Engelbrecht Graf von Auersperg und Gottschee, Freyherr zu Schön- und Seisenberg, Obristerbkammerer und Erblandmarschall in Crain undt der wündischen Markh: hat unterthänigst angelanget und gebetten, weillen das in gemelten landt Krain gelegen und uns zugehörig städtlein Gott-scliee, Klein und arrnb undt in unser Uicedomamt daselbst nichts entrichte, beynebens an denen Ringmauern und Thurnen szer baufällig undt *) *) P. Wolsegger Mittli. d. Musealvereines für Krain 1890 p. 180 f. -) Landseliaftl. Archiv. s) Landseliaftl. Archiv. *) Ehre des Herz. Krain III, (IX. Buch) p. 68. aller defension entsetzet, auch nicht weit von dem Erbfeindt entlegen, hingegen von der dortigen Burgerschafft einige reparation fehrers nicht zu hoffen, sondern die fälige (völlige) Desolation dessen zu besorgen, das wir dahero ihnen (dem Grafen Auersperg) selbiges stadtel ins Eigenthum intuitu seiner langwierigen treuen Dienste oder doch wenigst auf vorgehendt unparthaysche Schätzung in einen billichen Werth kaufflich allergnädigst zu überlassen geruhen wolten, wan wir hieriber von denen darinigen stellen bericht und guettachten abgefordert und nun unsere geheimen Räthe, Regierung und Kammer auf vorher beschehenen einnehmung des augenscheins über berirths stadtlein durch unseren Respectiven Rath, Oberauf-schlag-einnehmer-amts daselbst in Crain und Verwesern in Idria auch getreue liebe Hans von Witzenstein und Caspar von Liechtenheimb unter 29. July Nechsthin darzu gehorsamst eingerathen, wie auch gnädiglich angesehen und betrachtet, die stalltig, ahnsehentlich und wolilerspriessliche Dienste, welche uns und unsern löbl. Haus Oesterreich er graf bereits lange Jahre hero in landt Justiz Criegs und granitzwesen zu unsern grossen Nutzen und Vergniegung, auch absonderlich gnädigen wohlgefahlen gehorsamst geleistet hat, dato leustet, und gleicher weiss künftig hin leisten kann und mag: So haben wir demnach mit wohlbedachtem Mueth, guetten Rath und Rechten Wissen obgedachten Wolf Engelbreeht grafen von Auersperg seinen Rechtmässigen Erben und Nach-khamenen Vorbemeltes stadtlein Gottschee samt aller und Jeder zuegehör, Recht und gereclitigkeiten ahne eunigen kauf f s eh ill in g gratis gnädiglich ges chenkhe t und E u g e n t h u m 1 i c h überlasse n, thuen auch dasz sehen-khen und überlassen ilime solches : solches : ins Eugenthum hiemit wissentlich und in kraft disses brieffes, also und derge-stalten, dass sie damit wie andern ihren eugenthümliehen Haab und guettern Frey disponiren handeln und wandeln mögen, doch mit Vorbehalt und diszen folgendenden lautern beding und eonditionen, als nemlich für das erste: 1- mo das uns, unseren Erben und N a chkh ornili enen d ari ber das supremum Jusz seu Jurisdiction wie vorhin alss auch fehrers gebühre; 2- do dass uns das Jus Aperturae et Praesidii und die freie disposition darin mit einlegung der Garnisonen und Armaturen dergestalten reservirt seye, dass wir in Cnsibus Necessitatis und abhandenden feindeigefahren, wie auch sonsten in anderen Fahlen Nach belieben und Nothdurfft eine genuegsame b e s a t z u n g zu besserer defension selben stadtleins introducieren lassen mögen; 3- tio dass die Bürger bey ihren habenden alten und letztmahls Anno 1661 confirmirten Freyheiten gänzlich gelassen und darwider keineswegs bedrängen ; 4- to Quarto das das stadtlein ohne unserer entgelt oder Zuetrag auss seinen Eugenen unkhösten Erhöbet und erhalten werde und dann 5- to fünftens, das die land Contribution en und a n 1 a a g e n davon für uns weiters verbleiben und Vorbehalten sein und er hinfiiro soliche.Contribu-tiones in die landtschafft abrichten von der burger Schaft aber erhöben. In übrigen aber er, seiner Erben und nachkhomenen bey solcher donation beständig gehalten und vor aller kliünfftiger anfechtung zuespruch und eintrag jederzeit gesüchert seyn und werden sollen, ohne gefährde: Vnd gebüetten darauf allen undt Jeden unsere nachgesetzten geist- und weltlichen obrikheiten unterthanen und getreuen was würden, Standes oder Wesens die seindt, ereilst und festikhlich mit diesem brief und wollen, dass sie mehr- ernanthen Wolff Engelbrecht Giraffen von Auersperg seine erben und nachldiommene für und für in Ewik-h'eit bey solchen unsere ihnen gethanen gnadt, Donation und Überlassung in alleh weg schützen, und handthalten, dabei Kuhig und gäntzlich bleiben lassen und darwider nicht thuen, noch dass Jemandt anderer zu thuen gestatten in keinerley nach weg '(Art) alss lieb einén Jeden seye. Ynsser schwäre ungnadt und straff zu yermeydèn, dann dieses meinen wür Ernstlich mit urkhund dieses bri effs, besigelt mit unseren anhangenden Kayseri. Insigl der geben ist in unserer statt Wien den Sibenden Monatstag 7bris nach Christi unseres lieben Herrn und Seeligmachers gnaden Kelchen Géburfh in ein Tausend Sechshundert Rieben und Sechzigsten unser Eeiche des römischen im zehenden des Hungarischen im lBten und des böchaimischen im Ilten Jahre L. S. Leopold Ad mandatum Sacrae Cesar. Majest. Proprium (fehlen die Unterschriften), Collacionirt und ist vorstehende 'abschrifft dem beyge-brachten originali gleichlautendt in Wien, soluta taxa 3 11. pro Abschrifft fl. 4. Den Zustand der Stadt Gottschee, wie sich derselbe schon kurze Zeit nach der Schenkung Kaiser Leopold’s an die Auersperge darstellte, schildert in erfreulicher Weise der schon erwähnte Zeitgenosse Freiherr von Valvasor also :J) ' „Die Stadt ist zwar nicht üb'rig gross, hingegen aber hat das Schloss oder die Burg, so (in dieser Stadt) allererst vor wenig Jahren von dem Fürsten von Auersperg, Herrn Herrn Johann Weichard etc. hochseligen Andenkens gebaut worden eine gewaltige Grösse. Die Stadt ist viereckig gebaut auch mit starken Mauern eingefasst und hat an jedwedem Eck einen .starken Thurm, dazu einen Wassergraben, welcher um und um geführt worden: daraus leichtlich abzunehmen, dass sie nicht nöthig hat, einem feindlichen Anspruch mit Oeffnung der Thore gleich zu willfahren noch für einem oder anderm Begiment, wann sie mit gnugsamer' Mannschaft- versehen ist zu erschrecken und' die Hand zu geben“. Auf dem bei Valvasor beigegebenen Bilde ist dieses Aussehen der Stadt in schöner Ausführung und stattlicher Darstellung zu sehen, wo man auch noch das von den Grafen Friedrich von Cilli erbaute „obere Schloss“, die Burg Friedrichstein, auf dem Friedrichsteiner Berge in wolerhaltenem Zustande schauen kann, von der heute nichts mehr erhalten, sowie rechts unten im Vordergründe der Stadt den schönen grossen Getreidekasten oder Kornboden, „welchen“, wie Valvasor -sich äusdrückt „theils die Güte des Ackers theils der Leute Fleiss und Sclrweiss 'anfüllet.“ Die Grafschaft Gottschee- wurde schliesslich mit kais. Diplom vom 20. März 1792 zum Herzogthum erhoben,2) wodurch die regierenden Fürsten von Auersperg den Titel und Eang eines Herzogs von Gottschee erhielten, den dieselben auch heute noch führen! Sinja- oder Svinjagorica ? Der Oberlaibach zunächst gelegene Hügel im Moraste, einst eine Insel des Sees, führte bis vor kurzen den Namen Svinja gorica, Schweinbüchel. Heute heisst er Sinja gorica. Indessen dürfte die erstere Benennung die richtigere sein, da er seinerzeit mit Eichen bewaldet war, und reiche Schweinmast gewahrte. Herr Bürgermeister G. Jelovšek bewahrt zwei Kaufbriefe aus dem Anfänge dieses Jahrhundertes, in welchen der Name nur in slove-nischer Sprache sich vorfindet. Das eine Schriftstück ist vom 24. April 1802 datirt und bezeugt den Verkauf eines Antheiles „na Machich bey Svina Goriza pod Berdzah“. Mit dem zweiten Briefe wird dieselbe Parzelle: „naMahieh bey Swinagoritza“ unterm 13. Juli 1819 verkauft. Der Hügel dürfte daher doch vom reichen Schweinefutter, das seine Eichen einst lieferten, den Namen erhalten haben. Müllner. Mittlieilimgeii aus dem Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1893. Geschenke. Herr J. D e r e a n i, Handelsmann in Seisenberg : Eine Silbermünze vom Dogen Peter Gradonigo I, 1290—1314 und zwei Silbermünzen vom Bischof Eai-mundus von Aquileia, 1273—1299. Gefunden bei Döbernik. Frau Valentine Jelovšek in Oberlaibach: Eine römische Lampe mit dem Stempel VIBIANI, gefunden im Gradišče alldort. — Zwei Stück Bleiglandes. — Eine Kotheisensteinstufe von Franzdorf. Herr Jak. Kap sch, Juwelier: Eine Silberrupie für Ostafrika von Kaiser .Wilhelm II. 1890. — Eine Münze der Helena, Gemahn des Constan-tinus Chlorus. Herr Balth. K n a p p i t s e h, k. k. Professor : Untersuchung des Säuerlings bei Steinbüchel in Krain, von B. Knappitsch. — Separatabdruck aus dem Programme der k. k. Öberrealschule in Laibach, 1893. Herr Karl Krimmer, Tischlermeister in Laibach: Eine römische Inschrift, entdeckt in seinem Hause, Maria Theresienstrasse Nr. 4. Cf. „.Argo“ Nr. 9, p. 171. Herr Graf Lanthieri in Wippach: Eine Pfeilspitze, 1 Eisenspange mit Eingen an den Enden, ‘/2 Hufeisen und Skeletreste eines Pferdes, gefunden in Hrušica. ') Ehre, des Herzogthums Krain III, (Buch XL), p. 197. Corrigendum : „Argo“ Nr. 8, p. 148, lies Zeile 16 von unten statt 2) Verordnung ex 1792, gedruckt. allmächtig — allmählich. Das Blatt erscheint monatlich 1—1 '/, Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. =: 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealcustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.