— ^37 -—- , -— ------------ „m,. (^ ^«^------------------ Freytag den n. Februar 1826. D.ie Kaffeh-Gesellschaft. (Fortsetzung, und Beschluß). Arau v. Hoch weiß. Ja, Ja! das ist wahr; aber darum kennet man es Ihnen doch an , wer sie früher waren. — Letzthin mußte ich recht herzlich lachen! — da begegnete mir die Frau des F^—— Ein ganz scharmanter junger Herr machte ihr sein Compliment. Ietzr zog das travestirte Gartnermensch mit aller Grazie den Handschuh r>on der Hand, und reichte sie ihm zum Kusse dar. — Ich stand gerade neben / und konnte lomir Alles beobachten. — Hören Sie! das war eine Taljen. — Von dem jahrelangen angeklebten Schrn'utze wa,ren die Rudcra noch hie und da unverkennbar ; — die-Finger waren kurz und dick, und die Haut so rhinoceros-artig. daß man sse in der Küche zum Semmelreiben halle brauch,,, können. — 3>iin war ich auch neugierig die Füs,? zu sehen, — ich warf einen Blicö hinab, und was sah ich!—Ha! ha! ha! — ein Paar Stampfer, wie ich dergleichen mein Lebetag noch nie gesehen h^e! — Ich kann Sie versichern, das waren ein Paar Krauttreter, die sich, wenn sie sich diesem Geschäfte widmen wollten, schweres Geld verdienen könnten.— (Die qanzc Gesellschaft, nur nicht Frau Redlich, bricht in ein lautes Gelächter aus). Fräulein Drisch drasch. Dieser tolle Schritt wird ihn auch oft genug schon gereuethaben, denn Die setzt ihm's auf! — Lassen Sie sich nureinmahl den Jux erzählen. — Letzhin war ich, wie gewöhnlich, in der Kirche in meinem Stuhle, FrauF* drey Stühle seitwärts vor mir. — Auf ein Mahl kommrEiner in einem blauen Mantel mit 5 Krägen —das; sie gefälscht waren, habe ich deutlich ausgenommen — und lehnt sich ihr gegenüber an einen Stuhl: so sag' ich Ihnen, er hat die ganze Messe kein Auge von ihr abgewendet, und kaum war diese aus, so gmg sie und auch Er. — Ich lief ihnen arhemlos nach : allein sie vermengten sich beyde so unter die hinausströmende Meng?, daß ich sie zu meinem größten Verdrusse ganz aus dem Gesichte verlor. — Indessen weiß aber auch Er Repressalien zu brauchen. — Sie wissen, Frau v. Hochweiß! ich wohne in der Lästerergaffe im Ausrichterischen Hause, und einige Häuser aufwärts wohnt eine verrufene Witwe. — Da mag es zugehen ! Ich sag' Ihnen — man ficht da den ganzen Tag nichts als aus- und eingehen, und unter Andern auch den saubern Herrn F^. — Frau Redlich: Aber ich bitte Sie, Fräulein Drischdrasch! was Sie da wieder reden! — Das finde ich sehr natürlich, daß die Leute nach vollendetem Gottesdienste aus der, Kirche gehen. Sie sagten ja selbst: Sie verloren sie untrer der hinausströmenden Menge; — es gingen ja also mir ihnen Andere, auch. — Wie würde es denn Ihnen gefallen, wenn sich die Leuce in's Ohr sagen möchten : — „Die Fräule Drischdrasch ist unlängst einem Herrn im blauen Mantel mir fünf gefälschten Krägen athemlos nachgelaufen." — Frau v. Dummbach. Das würde sich gewiß Niemand beykommen lassen zu sagen; dazu ist der Ruf meiner Tochter zu unbescholten, und Jedermann wohl bekannt, daß sie von ihrem angestammten Charakter nichts vergibt. — Fräulein Drischdrasch. Und überdies; weiß man ja, wie wenig Vorliebe ich mein Lebecag für die Manner gehabt habe. — (Sich zur Mutter wendend), sie wissen, Mama, wie viele Heirathsantrage ich aus-geschlagen habe (die Füße der Damen sind schon wieder in voller Thätigkeit), blos; aus dem Grunde, weil ich voi, Jugend auf eine entsetzliche Antipathie gegen die Männer hatte. — Frau Redlich. Ich, meines Theils, Fräulein Drischdrasch! hätte Sie schon sehen können, ich würde darum nichts Arges gedacht haben; aber es gibt auch böse Menschen, die die unschuldigste Handlung gleich schlecht zu deuten verstehen. — Was Sie aber übrigens rom Herrn F^ und der verrufenen Witwe sagten, so halte ich es für Pflicht, Sie aus diesem schädlichen Irr-tbume zu bringen. — Diese verrufen seyn sollende Witwe ist die pensionirte Hauptmanninn v. K*, — eine rechtschaffene, von allen, die sie kennen, sehr geschätzte Frau, und ich bin stolz darauf — sagen zu können: -— Sie ist meine Freundinn! — (Fräulein Drisch-brasch nimmt eine Prise Tabak). Daß man in diesem Hause mehr, als in einem andern, aus- und eingeht, kann Ihnen, als Nachbarinn, um so weniger unbekannt seyn, als ich schon selbst mehrmahlen, wenn ich zu meiner Freundinn ging, die Ehre hatte, Ihnen in diesem Durchhause zu bea/gnen. — Das, was Sie bezwecken wollen, wenn Sie durch dics,s Durchhaus gehen — sich nähmlich den Weg zu verkürzen, —das Nähmliche scheint auch Herr F'^ zu beabsichtigen: er schneidet bedeutend ab, und crsp'rt sich rie Unannehmlichkeit, die ganze Lästerergaffe paffiren zu muffen. Fräulein Drischdrasch. Ja! dieses fatale Durchhaus macht mir viel Verdruß, indem mir alle dieLeuie, die sonst vor meinem Fenster vorbey paffiren müßcen, entgehen. — Ich habe freylich ein guresPer-spectw zur Hand, und wende kein Auge davon ab; — aber während ich nur eine Prise Tabak nehme, schwärzen sich — ungeachtet meiner Schnelligkeit — von mir ungesehen — bey drey oder vier hinein. - Frau v. Lange weil (sucht dieses Gespräch abc zulenken). Unsere braven Krieger h'aben einen bedeu» tenoen Sieg erfochten. — Frau v. Hoch weiß. Nicht so bedeutend, als er hätte werden können, wenn General M ^ — Frau Redlich. Meine hochschätzbarste Frau v.Hochweiß! das können wir Frauen nicht beurtheilen: hiezu werden Kenntnisse erfordert, von welchen wir nicht einmahl den Nahmen kennen. — Frau v. Hoch weiß (im barschen Tone). Pah! pah! pah! das werden Sie mir nicht sagen! — Daß Sie davon nichts verstehen, nimmr mich nicht Wunder, woher sollten Sie es auch haben? — Man sieht Sie ja das ganze Jahr nie .mit einem Buche in der Hand, auch nicht einmahl eine Zeitung lesen. — Ich kann es mit Grund behaupten, wenn General M* mit seinem Chor dem Feinde ;ur rechten Zeit i» ^ linke Fl«nke gefallen wäre, die feindlichen Redouten leicht hatten erstürmt, und das ganze Geschütz genommen werden können. — Dieses zeigt sich ja Alles deutlich auf der Landkarte, auf der ich den ganzen Krieg mitführe. Frau Redlich (sich zur Frau vom Hause wendend). Wir werden schlechtes Wetter bekommen, die Steine auf der Gaffe fangen stark an zu schwitzen. — Frau v. Hochweiß. Pah! pah! pah! waS Sie da wieder reden! — AIs ich vom Hause ging, stieg das Barometer auf 28 Zoll, 4 Linien und 7 De« cimalrn; bey diesem Stande ist an schlechtes Wetter. gar nicht zu denken. — . Hoch weiß. Eine arme Schluckerinn ! das hätten Sie leicht aus ihrer Unterthänigkeit gegen die Langeweil entnehmen können. — Frau Redliche schlechtweg. — F r a u v. Dummba ch. Was ? — Frau Redlich schlechtweg? — (Sich schnell zu ihrer Tochter wendend) Ich glaube doch nicht, daß ich etwa ein Mahl zu ihr Frau von —sagte? Fraulein Drischdrasch. Ich erinnere mich garnicht, liebeMama! daß Sie ein Mahl unmittelbar mit ihr gesprochen hätten. — F r a u v. Dummba ch. Ja , ja ! — eine Nase hab' ich : — ich hielt sie gleich beym ersten Anblick für nichts besseres, als für ein gemeines Weib. >— Nun ärgert es mich aber erst, daß sie sich so nachdrücklich zur Sittenrichlerinn aufwarf. — Frau v. Hoch weiß. Zu meiner nicht! — ich fuhr ihr gleich immer über's Maul! — Mit meiner ausgiebigen sonoren Stimme brachte ich sie gleich immer zum Schweigen. — (Dummbach und ihre Tochter sind indessen bey ihrem Hause angelangt. Man küßt sich gegenseitig recht herzlich und empsichlt sich. — Frau v. Plapperstcin und Hochweiß setzen ihrcn Wcg weiter fort). Frau v. Pla p'p er stein. Dem Himmel sey es gedankt, dasi wir dieser Beyden einmahl loswurden! — für mich ist. die Mutter wie die Tochter gleich unerträglich. — Frau r». Hoch weiß. Sie haben meine Meinung aus meinem Herzen gelesen; allein verfeinden darf man sich mit ihnen nicht, — sie sind ein Paar bösartige Weiber. — Aber fag.-n Sie mir, was halten Sie denn von der Lanqeweil? — Ist sie nicht eine recht dumme Gans? —! Hat sie doch die ganze Zeit über nicht 3a Worte gesprochen, höchstens, wenn man Willens war— die Redlich und das nichtswer« the Zoberl — die Schön recht in die Arbeit zu neh. men, — obgleich ich der Leiten meinen Beyfall inchr versagen konnte, als sie die Drischdrasch recht ordentlich zerlegte. ^ Frau v. Pla pper stein. Und ihre Meubles— haben «i^ie diese nicht beobachtet? — Kein einziges mo» dern. — Da sitzt man noch immer auf Stühlen, wie man sie vor 20 Jahren hatte, und trinkt ans Kaffeh-schalen, die, außer dem, daß sie Porzellain sind — doch gar nichts Ausgezeichnetes haben. — Doch hier-über Hort man sich auf zu verwundern, wenn man ihr ^ Costume betrachtet.- — auch dieses riecht noch immer >>ach dem vorigen, Jahrhundert. — lUntcr diesem erbaulichen Gespräche langte man vor dein >, Hause derPlapperMinan, und ging küssend auseiiiandcr). Gesundheits-Pflege. (Aus dem Preßburgcr Untcrhaltungsblatt). ! Aus Kremnitz meldet uns der Herr Stadchaupt-mann Matthäus von Remenär unterm z. December v.J.: «Durch den Gebrauch der Bäder spar ' im Herbst zog ich mir an einem kühlen Tage einen Rheumatismus im rechten Arm zu. Es folgten rasende Schmerzen, und die Nächte waren schlaflos; da ließich mich eines Abends, als die schmerzen wieder ansin^ gen, mit einem gewöhnlichen Wasch - Pläccoisen (Bügeleisen) über einen ftanellcnen Nachtcamiso!, so warm ich es nur dulden konnce, aus dem leidenden Theile platten (bügeln); während dessen, was ungefähr zehn Minuten dauerte, verschwand zum Erstaunen der Schmerz, und ?ch wurde vollkommen wieder hergestellt. Ich mache mir es zur Pflicht, dieseS einfache Mittel, zum Besten Leidender solcher Art, öffentlich anzuzeigen." Gedruckt bey Ignaz Aloyö Edlen von Klein mayr.