für Vaterland, Kunst^ Wissenschaft und geselliges Leben. Unsere Gegenwart. ^"^ qebt mir Raum, o g>'bt mir Raum, Daß ich recht w.it mild flüchte» Ein wildes Chaos ringsumher Und Mord schrobt die Geschichte. Vis jetzt lie Hand gedrücket, ^^ Sie halten auf das Bruder-Herz Den scharfen Stahl gczück^t. Dort stehcn muthig — todgeweiht Croaten und Magyaren — O fragt doch, wie viel K a i n's ihr Wohl findet in den Schaaren? Und hier ei» Heer und dort ein Heer — Hu, wie Kanonen dröhne» ! Die dursl'ge Erde trinkt mit Lust Das Vlut von ihren Söhnen. Und wenn zuletzt besänftigt ist Des Krieges wildes Walten, Verzieht sich wohl der Pulvcrdampf Und Alles bleibt beim — Alten! — Jos. Weil. Gine Neise von Köln nach London. Tcmristcllsluyc von I. Ivcrlitz. „Die Todten reiten schnell" — aber die Lebendigen fah-ren schnell! wenigstens heut zu Tage, wo man am frühen Morgen in Köln sein Frühstück einnimmt und sich schon am Abend darüber ärgert, wenn in Antwerpen alle fünf Minuten das Glockenspiel der Cathedrale zn bimmeln anfängt. — Ich reiste auch neulich so im Fluge durch Belgien, wo die jungen Leute Schnapps mir Zucker, und Wasser mit limir ll'nl-»«^« trinken, sah aber von dem schönen und uns Deutschen jetzt doppelt liebgewcrdenen Lande nur sehr wenig, denn aus Regen und Nebenwolken tanchten nur bisweilein die Thürme der altehrwürdigen Städte Lüttich, Löwen und Mecheln empor , als wollten sie sagen: »Nun — wir sind auch noch da und freuen uns uuseres Lebens eben so gut, wie ein Paar hundert Jahre vorher!" War also draußen eigentlich wenig zu sehen, so schweifte das Auge im Innern des rasch fortschnurrenden Wagens desto mehr herum und suchte nach einem er-baullchcn Gegenstände, nach einer blühenden Flamändcrin etwa, mit Spitzen behängen und lächelnd, wie heiterer Sonntag im Monat Mai. — Aber leider schienen auch die an jenem Tage in stiller Zurückgezogenheit zu leben, denn kein schönes Augcnpaar wollte am Horizonte aufsteigen, keine Locke wollte entzückend ein..' schneeweiße Siini umflattern, nur Männer rings auf den Bänken, Männer mit Bärten, mit sehr schönen Bärten! Wir kamen nach Antwerpen, cincm Orte, von welchem mancher Junggeselle zu erzählen weiß. Ich wollte nur einen Tag dort verweilen, aber waren es Rubens' herrliche Schöpfungen, die in frischer Farbenpracht in Kirchen und Gallerieu leuchteten? waren es De Keyser's und Wapper's reizende Bilder? war es die alte Cathedrale, welche stets aufs Neue den Beschauenden in ihre hohe Säulenhallen lockre? war es das bnute Treiben auf den Straßen, an der Scheide, an den Bassins, welches mit seiner ganzen Fremdartigkeit »den Sinn gefangen hielt?" oder was sonst? Ich weiß es nicht — genug; ein Tag verstrich nach dein andern — das prächtige Hotel »St. Antonie" sah mich jeden Abend in seinen rothen Saal zurückkehren, und erst als mir eines Morgens mir Schrecken einfiel, daß jenseits des Canals England liege, daß ich dorr London und, Gott weiß, was sonst besuchen sollte, daß ein sonniger Tag znr schönsten Seefahrt einlade — da wurde zum Abschiede der Hut geschwenkt; ich sprang auf den Dampfer »Wilberforce", und hinunter ging es die Schel-de, hinein in die dicke, blane Meerflut! Erst als die Thürme Antwerpens in weiter Ferne verschwanden, nahm ich mir Zeit, das Schiff selbst in Augenschein zu nehmen; es war breit und hoch, wie ich mir ein Seeschiff gedacht hatte, das Verdeck blank und sauber, Mast und Taue hatten jenen eigenthümlichen Harzduft, brausend schlugen die feuerrothen Nader in die Wellen, und hoch in den Lüften wehte die brittische Flagge. Auf dem Verdeck bewegte sich ein munteres Völkchen, nur Engländer, Herren und Damen, und von allen Seiten tönte Einem ein »V68," ein »li«»>llit'>ll," ein ,>ml!<56l!," und andere häufig vorkommende Worre entgegen. Was mich aber sehr in Erstaunen setzte, war, daß sämmtliche Leute einen ganz andern Anstrich hatten, als den, an welchem man in Deutschland, gewöhnlich schon auf sechszig Schritte weit, einen Engländer erkennt; das waren nicht mehr die steifen, verschlossenen, mißtrauisch blickenden Gesellen, die stundenlang auf einem Nheindampfschiff hin- nnd Heilaufen, ohne ein Wort zu sprechen, ohne durch 362 irgend ein Zeichen Unwillen oder Zufriedenheit, Verdruß oder Entzücken anzudeuten, die höchstens einen Kellner in barschem Ton commandiren und an Allem, was nm sie vorgeht, so wenig Antheil nehmen, wie möglich; nein, sie waren lebhaft und zuvorkommend wie Franzosen, und aus der Art, wie sie mit einander sprachen, ging deutlich hervor, daß etwas von deutscher Herzlichkeit hinter dieser lebendigen Annäherung lag. Mein Verwundern wurde aber noch bedeutend dadurch vermehrt, daß ein älterer Gentleman, als wir eben an einem gewaltigen Ostindienfahrer vorbeirauschten, ganz vertraulich seine Hand auf meinen Arm legte und mich in einem gebrochenen Deutsch fragte, „ob ich nicht ein Deutscher sey und schon ein so herrliches Schiff gesehen habe," worauf er dann, als ich Letzteres verneinte, auf der Stelle begann, mir die einzelnen Theile des Schiffes aus einander zu setzen und mich darauf seiner Frau und den beiden Töchtern mit der Bemerkung vorstellte: »Dieser Herr reise zum ersten Male nach England, sie sollen mich auf Alles aufmerksam machen, und, wenn ich es wünschte, über jeden unbekannten Gegenstand belehren!" Mensch, wie kommst du zu dieser Liebenswürdigkeit? mußte ich unwillkürlich vor mich hinmurmeln und zögerte nicht, mich zu der blaß interessanten jüngsten Tochter zu setzen, die einen Blumenstrauß in den Händen hielt, der noch in Deutschland gepflückt war und den sie als Andenken mit ins Vater-land hinübernehmen wollte. — Wurde mir auf diese Weise der Beginn meiner Wasserfahrt schon angenehm gemacht, so hatte ich doch noch mehr Ursache, den Fortgang derselben zu loben; denn als gegen drei Uhr die ganze Gesellschaft in der großen Cajüte zum Diner sich zusammenfand, jede Person das vor ihr stehende Gericht zerlegte und den Nachbarn davon mittheilte, als Sherry und Portwein in den geschliffenen Gla-sern schimmerten und meine Engländerin gar nicht aufhörte, mich zum Versuch dieser und jener mir ungewohnt zubereiteten Speise einzuladen, da mußte ich freilich vergessen, daß ich unter dem kalt und ungefällig gescholtenen Inselvolke saß und gestand mir später gern, daß meine Landslcute sich sehr irren, wenn sie dieß behaupten, und es wohl nur manchem ungeschlachten Wirth und sonstigen prellenden Subjecten zuzuschreiben haben, wenn sich wirklich die reisenden Britten stolz und mißtrauisch benehmen. — Was ich auf dem Schiffe an wenigen Personen bemerkte, fand ich nachher in London bestätigt; auf ihrem eigenen Grund und Boden sind die Engländer eine ganz andere Nation, als sie uns auf dem Continent erscheinen, und der Deutsche fühlt sich wohl in ihrer Nähe. Als das Abendlicht durch die Cajütenfenster leuchtete, eilten wir wieder auf das Verdeck. Wir waren schon bis nach Vliessingen gelangt, die Schelde hatte eine enorme Breite, und an den höheren Wellen, welche am Vordertheil des Schiffes aufschäumten, konnte man bemerken, daß wir beim An-bruch der Nacht in der See seyn würden. — Das Schiff begann auch schon mehr zu schwanken, so daß mein Spaziergang mit dem englischen Kinde unterbrochen werden mußte. Etwas ungern zwar führte ich also die junge Dame in den untern Schiffsraum zurück, wo ein mächtiger Theekessel auf dem Ti- sche den Augenblick verkündete, wo der Engländer in der höchsten Gemüthlichkeit zu schwelgen pflegt. — Aus dem Landprediger von Wakefield wußte ich schon, mit welcher Sorgfalt Oli-via und Sophie den köstlichen Trank zu bereiten pflegten, und hatte mir bisher immer gedacht, daß Ludwig Uhland ganz Recht haben müsse, wenn er in seinem Theeliede singt: Denn nur die Halden Frauen halten Dich in der mütterlichen Hut! Man sieht sie mit dem Kruge walten, Nie Nymphen an der heil'gen Flut, lind daß es den Männern nie gelingen wolle, des Thees tiefe Kraft und seines Zaubers Eigenschaften zu empfinden. Aber wie hatte ich mich geirrt! Hier naheten Mann und Weib in trauter Gemeinschaft dem übersprudelnden Wasserkessel, und ein jeder zapfte in seinen silbernen Topf, so viel das Herz verlangte. Dann spähten sie mit sorgsamen Augen, ob die dampfende Flüssigkeit sich bald mystisch dunkler färbe, und siehe da! hatte sie den Grad der Vollkommenheit erreicht, mit welchem Entzücken ließen sie den duftenden Schwall auf den Zucker hinabrieseln! Alle Gesichter hatten den Ausdruck unbegränzter Glückseligkeit, die Unterhaltung wurde sparsamer geführt, Jeder schien mit sich selbst zufrieden zu seyn und zu fürchten, daß ihn eine Frage, nur ein Laut seines Nachbars in der stillen Theeschwärmerei stören möchte. Nachdem eine geraume Zeit auf diese Weise verstrichen war, zogen sich zuerst die Damen und später auch allmälig sämmtliche Herren in die Räume zurück, wo jedesmal zwei Betten über einander die ermüdete Gesellschaft zur Ruhe einluden. Obgleich die sehr ruhige See alle Furcht von jener Unpäßlichkeit, welche eine Meerfahrt mit sich bringt, entfernen mußte, so folgte ich doch dem Rathe meiner Freunde und verkroch mich, um alles Unheil zu verhüten, gleichfalls bei Zeiten in die zwar sehr kleine, aber äußerst saubere Schlafstelle. Von da aus, weil sie zu der obern Reihe gehörte, ließen sich denn freilich manche interessante Beobachtungen anstellen: mit welchen Gefahren z. B. ein ziemlich wohlbeleibter Herr zu kämpfen hatte, ehe er seinen erhabenen Rnheort neben mir eingenommen, wie Jener seine Börse vorsichtig unter dem Kopfkissen verbarg, und ein And'rer in der größten Verzweiflung zu seyn schien, da er seine unerhört langen Beine gar nicht in die rechte Lage zu bringen wußte. Nach und nach machte sich aber Alles; es herrschte ringsum tiefe Stille, und von Außen herein tönte nur das Brausen der Wellen, die in fast regelmäßigen Zwischenräumen an die Wände des Schiffes schlugen. Lange lauschte ich diesem seltsamen Geräusche, bis auch mich der Schlaf in seine Arme drückte. Mehrere Stunden mochten vorübergegangen seyn, da wurde ich plötzlich wach, denn mein dicker Nachbar richtete sich halb in die Höhe und rief mit tiefer Stimme: „>V»it6l- (Kellner), >vll»t o'claeic i« it?" Der Kellner reckte sich gleichfalls aus den Federn, sah nach der Uhr und antwortete: »^'vv6lv6 u'^Ioek, 8ii»!" Damit war der Dicke aber keineswegs zufrieden, sondern rief auf's Neue: »^Vaitei') >vl>»t oel^elc i» it?" Der Kellner sah nochmals nach und erwiederte: »lt is 3«3 tW6lv6 o'eiocli, 8Ir!" Mochte mein Freund dies; verstanden haben oder nicht — genug, er fragte den Kellner zum dritten Male, und der arme Geselle mußte nochmals wieder-holen: »It i» 6x»et!y Nv«;lv6 n'cloek, 8ir!" Jetzt hoffte ich die Sache abgemacht, aber mein Schlafgenosse fuhr fort: »>V9llsl', lliat/s micllli^lll (Mitternacht), i» it nal?" — »Vßs, 81s!" antwortete der Kellner, und dann legten sich Beide wieder an die Seite, als wenn nichts vorgefallen wäre; der dicke Herr wußte, daß »zwölf Uhr" — Mitternacht ist, und kümmerte sich wenig darum, daß durch seine vielen, lallten Fragen ein dutzend Menschen aus dem Schlafe aufgestört waren, die sich nun stucheud und schimpfend, daß man durch seine einfaltigen Unterredungen so incommodirt werde, wieder in ihre Bettdecken einwickelten und theilweise wohl vergebens einzuschlummern suchten. Mir war es wenigstens nicht möglich; ich zog daher meine Kleider an und stieg auf das Verdeck. Da hatte ich denn zum ersten Male das Meer in seiner ganzen Größe vor mir, kein Land war zu sehen, nur oben der dunkelblaue Himmel und unten die wogende Flut! Sie erschien mir, wie eine unermeßliche grüne Wiese, deren hohe Graswellen sanft vom Nachtwinde gebogen würden, und als der Mond jetzt langsam aus einem fernen Gewölk hervorwandelte und rings sein bleiches Licht ergoß, den duftigen Horizont erhellte und den Schaum der Wellen mit seinen Strahlen schmückte, da kam es mir vor, als blühten plötzlich tau-send schöne Blumen am Saume dieser gewaltigen Wiese auf, und schlängen sich selbst zu Kränzen für die Geister der alten, ewigen Nacht! Ich werde die stille Scuude, wo ich die Natur in ihrer ganzen Schönheit, in ihrem ergreifenden Ernste sah, nicht vergessen, und möchte wünschen, daß bei der Leichtigkeit, mit welcher man jetzt zu diesem Genusse gelangt, keiner meiner Landsleute sich ferner abhalten ließe, ein Mal für acht Tage der Heimat Lebewohl zu sagen, und seine unsterbliche Seele eineh Seeschiffe anzuvertrauen! Da fällt mir freilich meine Rückreise ein! aber davon später. Am Morgen erblickten wir bei aufgehender Sonne zuerst die englische Küste. Der alte Steuermann reckte sich höher empor, seiue Augen blitzten, und mit einem stillfeierlichen Gesang begrüßte er die Heimat. Die Matrosen, welche an den Segeln beschäftigt waren, fielen wohl in die Melodie ein, endeten aber mit jenem eigenthümlichen Johlen, womit sie alle strengeren Beschäftigungen zu begleiten pflegen. Nach und nach fanden sich sämmtliche Passagiere auf dem Verdeck ein, und ich hatte nun wieder Gelegenheit, meiner schönen Reisegefährtin zu nahen, die fröhlich über die Wellen schaute und großes Vergnügen daran zu haben schien, als sich die Ufer bald höher erhoben und ihre gewaltigen Höhen zeigten. Die immer größer werdende Anzahl von Schiffen ließ es auch merken, daß wir das Meer im Rücken hatten und bereits die Themse hinauffuhren. (Fortsetzung folgt.) Brosamen aus der Vergangenheit. Diokles von Syrakus, von den Syracusanern berufen, eine Verfassung zu entwerfen, erließ unrer andern strengen Gesetzen das Verbot, bei Volksversammlungen be- waffnet zu erscheinen, und setzte darauf die Todesstrafe. — Eines Tages betritt er mit cinem Schwerte umgürtet die Straße; es entsteht ein Volksauflauf, er eilt hinzu, um die aufgeregte Volksmenge zu beruhigen; da ruft ihm ein Bürger entgegen: »Diokles, du brichst dein Gesetz!" »Nein, beim Zeus!" erwiederte er, „ich bekräftige eZ!" und mit diesen Worten stürzte er sich in sein Schwert. Feuilleton. Lola Monte;, — die Ergräfin von Landsfeld, bildete sich auch in Genf, wie früher in andern Städten, einen Liebeshof, wo allerlei junge Ritter umherschwärmen. Auch hier übte die kecke Grille Anfangs in gewohnter und bekannter Weise ihre angemaßten Freiheiten dem Publikum ge- , genüber aus. Allein man bedeutete ihr höheren Orts, daß ein solches Auftreten ihren Aufenthalt über kurz oder lang unmöglich machen werde, und seitdem hat sich die übermüthige Tänzerin in die Stille zurückgezogen und hält es nun mit der kleinen Stadt Nyon, die sich durch ihren Besuch sehr geschmeichelt fühlt. Lola sang vor einigen Tagen auf dem dortigen Liebhabertheater und lud sodann ihre Herren Collegen zum Diner. Bewährtes Mittel gegen die Cholera. —Der Londoner »Globe" veröffentlicht ein angeblich durchaus bewährtes Mittel gegen die Cholera, welches Lord Ponsonby im Jahre 1832 vorschlug. Der Patient hat sich bei den ersten Symptomen ins Bett zu legen und nicht gar zu warm zuzudecken; die dann von ihm einzunehmende Medicin besteht bloß in einer Mischung von einem Sechsteltheile Campher, welches in sechs Theilen starken Weingeistes aufgelöst wird, oder in 2 Drachmen Campher auf I V2 llnzen Weingeist. Gleich beim ersten Anfalle nimmt er davon zwei Tropfen auf etwas gestoßenem Zucker in einem Theelöffel voll kalten oder Eiswassers. Nach fünf Minnten nimmt er dann wieder zwei Tropfen und so fort, bis die Symptome der Krankheit nachlassen. Sollte das Erbrechen heftig werden, so das es dem Magen schwer wird, die Medecin zu behalten, so muß vor und nach dem Einnehmen des Camphers ein Stückchen Eis von der Größe einer Muscatnuß genommen und damit fortgefahren werden, bis ein Gefühl wiederkehrender Wärme nebst Neigung znm Schweiße eintritt, und das Uebelbefinden, die Krämpfe :c., augenfällig abnehmen. Lord Ponsonby versichert, daß obiges Mittel, sofort angewendet, stets geholfen habe, und daß es iu jeder Periode der Krankheit heilsam wirken werde; die mindeste Mischung mit anderer Arznei jedoch vernichte die Wirkungen des Camphers. Der General Gottfried Savaignae, — der dictatorisch jetzt Paris beherrscht und mit heilsamer Strenge die anarchischen Elemente bändiget, hat selbst eine lange und erfahrungsreiche Schule in Verschwörungen und Ausstände,, durchgemacht. El war zuerst einer der Haupthelden in der Juli-revolurion von 1830, hatte nebst Thiers, Thomas lc. eine Unterredung mit Ludwig Philipp, ehe derselbe zum Könige ernannt wurde, und äußerte schon damals, während die Uebrigen von der Gesinnung des Königscandidaten entzückt waren: »Ehrlich meint er es nicht." Später war er bei allen republikanischen Kämpfen in Paris und Lyon betyeiligt, wurde mehrmals verhaftet und söhnte sich erst um das Jahr 1838 mit dem Könige aus. Er ging sodann als Oberst zu der Armee nach Afrika und stieg dort durch seine Tapferkeit und sein nicht gewöhnliches militärisches Talent schnell zum Generalsrang empor. Er wird jedenfalls noch eine einflußreiche Rolle spielen. 364 Volkszahl Italiens. — Das ganze italienische Volk als Sprachgenossenschafc ist 2 5'/^ Millionen Köpfe stark. Von demselben gehören 6 Millionen fremden Staatsverbäuden an, nämlich 5,400 000 zu Oesterreich (6 Mill. wohnen im lom-bardisch-vcnetianischen Königreiche), 350.000 zil Frankreich (230.000 in Corsica), 128.000 zu England (auf Malca und den Nebeninseln) lind 123.000 zur Schweiz (meistens im Canton Tessin). Die unter eingeborenen Regierungen lebenden Hg'/y Mill. Italiener auf 3780 O.M. vertheilen sich wie folgt: Neapel 8,400.000; Sardinien 5 Mill.; Kirchenstaat 3,250.000; Toscana 1,600.000; Parma 540.000; Lucca 185.000; San Marino 3600. Die eben genannten 8 Staaten werden gewöhnlich mit einer stehenden Streitmacht zu Lande und zur See von 116.000 Mann im Frieden aufgeführt, welche im Kriege ungefähr auf das Doppelte gebracht werden kann. Grzbischof Nomilli von Mailand. — Die „rheinischen Blätter" erzählen, daß der Erzbischof Romilli von Mailand sammt vierzehn Geistlichen, deö Hochverrathes überwiesen, auf Befehl des Marschalls Radetz ky verhaftet und nach Innsbruck abgeführt worden ist, wo alle in Kurzem eintreffen sollten. (Sind schon eingetroffen.) NZindischgrätz — steht jetzt als Vorkam p fe r der Slaven da. Die nach Wien ziehenden Königgrätzer Truppen haben mit slavischer Tricolore den Marsch angetreten. Papierkorb des Amüsanten. Inständige Bitte um Arretirung. Als neulich in einer deutschen Stadt des Abends bei einem Straßenkrawall Generalmarsch geschlagen wurde und das Bürgermilitär cner-gisch einschritt, begab es sich, das; von den Patrouillen, welche die Straßen durchwanderten, so mancher Unschuldige mit-arretirt wurde, der sich entweder in einein Bierhause oder in einem Familicnzirkel etwas länger verweilte. Dieß Loos traf auch einen Mann, dem es nie in den Sinn gekommen, Lärm und Unfug zu machen. Als er sich auf der Polizei legicimirt, läßt man ihn nach Hause gehen. Kaum war er einige hundert Schritte entfernt, so kommt eine neue Patrouille, die ihn abermals trotz allen Sträubens mitnimmt. Als er nach einer halben Stunde sich wieder im Zimmer des Polizeiactuars befindet, spricht derselbe: »So gehcn Sie doch nach Hause! Was wollen Sie denn noch hier?" — »Ja! es läßt sich eben nach Hause gehen," erwiederte der Arme mit kläglicher Stimme. »Ich bin abermals arretirt worden und wenn ich jetzt ohne Bedeckung fortgehe, fischen sie mich am Ende in der nächsten Straße wieder auf. Herr im Himmel! was wird meine Frau sagen, daß ich so spät komme? Ich bitte Sie inständigst, lassen Sie mich gleich hier noch ein Mal arreriren und nach Hause bringen, denn sonst sehen Sie mich diese Nacht noch drei bis vier Mal an dieser Stelle." — Ein Bür-gerofficier, der dieß anhörte, lachte und rief: »Freiwillige vor!" und — so ging sein Wunsch in Erfüllung. Bei einem Gastmahle, das vor Kurzem der Kaiser von China veranstaltet hatte, brachte der Prinz von Japan folgenden Trinkspruch aus: »Kein China, kein Japan, Kein Rusiland. keine Tartarei; Nichts Getrenntes, nein forlan Eine ein'ge Barbarei!" Ein gelehrter Chinese, der sich gegenwartig in Paris aufhält, schrieb unlängst an einen seiner Freunde in Peking: »In Paris wird jedes Haus von einem Tyrannen beherrscht, den mau hier zu Land Concierge oder Portier nennt. Es gibt deren hier nngefähr 20.000, welche eine Million Einwohner malcrätiren und den Weg durch das Leben ungemeill erschweren. Grabschrift auf einen Communalgarden-Tambour: Hier ruht nack langer Arbeit sanft genug Ein Mann, der Weid und Kind, und — auch das Kalbfell schlug. Neue Art, Schulden einzutreiben. In Paris sah man kürzlich in der Rue de Seine einen Mann vor der Wohnung eines Studenten auf und abgehen. Er harce auf dem Rücken einen ungeheuer großen Anschlagzettel angeklebt, auf welchem die Worte verzeichnet standen: »Herr N. N. schuldet mir 20 Flaschen Rheinwein; ich gehe nicht eher vom Platze, bis er mich bezahlt." Ist abcr nicht lange dagestanden oder auf- und abgegangen; die List gelang, der Student bezahlte und der Wirth zog fröhlich von bannen, seinen neuen Mantel andern Gläubigern böser Schuldner zur Nachahmung empfehlend. Heimatliche Iournalrevue. V«