für Vaterland, Kunst ^ Wissenschaft und geselliges Leben. ^ 5V« 8»,n8tiR3 aon 22. ^uN. K848. Wer ist ein Patriot? »M^ er ist ein Patriot? Wer ungeduldig tobt und schreit, Statt Freiheit — ZügcUosigk.it Begehrt, dem Pöbel Weihrauch streut: Der ist ein frecher Vansculolte, Doch nimmermehr ein Patriot. Wer ist ein Patriot? Wer euck nur Ideale malt, Mit Gleichheit aller Stände prahlt. Mit Worten. statt mit Thaten zahlt: Der ist ein Schwärmer, ein Zelot, Dock nimmermehr ein Patriot. Wer ist ein Patriot? Wer keck sich üb'rall vorwärts drängt. Sich klüger als die andern denkt, In Alles seinen Schnabel mengt: Der ist ein eitler Idiot, Doch nimmermehr ei» Patriot. Wer ist ein Patriot? Wer fremde Rechte usurpirt, Vom Schutz der Freiheit declamirt» Doch Freiheit nennt, wenn er regiert: Ist ein Philister, cin Despot. Doch nimmermehr ein Patriot. Wer ist ei» Patriot? Wer sei ne Nation nur schätzt , Dic Nechte Anderer verl.tzt. Und Völker nur zur Zwietracht hetzt: Der ist ein wilder Hottenlot, Doch nimmermehr ein Patriot. Wer ist ein Patriot? Wen Weibergunst und Gold besticht, Wer stets nur schmeichelt ins Gesicht» Wcr mit Sophistenkniffen ficht: Der taugt zum Wetterhahn am Schlott» Und ist gewiß kein Patriot. W er ist ein Patriot? Wer nur zertrümmert und zerstört. Das Oberste zu unterst kehrt. Des Vaterlandes Noth erschwert: Der treibt mit Gott und Menschen Spott, Der ist gewiß kein Patriot. Wer denn ist Patriot? Wer treu slin Volk, nicht sich nur liebt, Wer Wahrheit spricht und Tugend übt, Nicht And'rer Glück und Frieden trübt Und Niemand fürchtet außer Gott: D er ist ein echte r Patriot. W. I. Mcnicl. Aus dem Leben des Erzherzogs Johann. ^R-ller Augen sind in diesem Augenblicke auf den Erz-herzog Johann von Oesterreich gerichtet, weil ihn das deutsche Volk durch die Neichsversammlung in Frankfurt aufgerufen hat, Verweser eines großen und starken, einigen und einzigen deutschen Reichs zu werden. Zu den Männern, welche diesem Fürsten einst nahe standen, gehört auch von Hormayr. In den zahlreichen Schriften dieses Geschichtsschreibers, der bekanntlich. nicht leicht zum Lobredner österreichischer Persönlichkeiten wird, begegnen wir vielen Mittheilungen über diesen wackeren Bruder des letzten Kaisers und Oberhaupts von Deutschland. Nehmen wir das im Jahr 1841 erschienene Werk: »Lebensbilder aus dem Befreiungskriege.'' Der Verfasser berichtet über die Vorbereitungen zum Feldzuge Oesterreichs gegen Napoleon im Jahre »809 und gedenkt der Verwendungen der Erzherzoge. Da heißt es denn: „Wie sehr der Erzherzog Johann gleich von seinem Eintritt in's Jünglingsalter die Blicke und Hoffnungen der Edelsten auf sich gezogen habe, davon sind die classischen Briefe Gentz's und ferner Johannes von Müller ein rührendes Denkmal. Seinen damaligen twprkinis V6rlii8 über Nationalbewaffnung, schnelle Befestigung der Central-punkte, Guerrillaskrieg, Telegraphenlinien, durch und durch gegliedertes Kundschafts- und Botenwesen, gebührt eine unvergängliche Priorität. Ihm, dem Mann des Gebirges, fiel das Gebirge zu. Aus seiner Hand, aus Obersteyer durch Salzburg lief der Brandfaden nach Tylol, in's Veltlin und Graubündten und bis in die vier Waldstädte und in's Wal-lis hinein." Daß der Erzherzog Johann später nicht in der Gunst seines Bruders, des Kaisers Franz, und dessen Umgebung stand, ist bekannt. Auch Hormayr erzählt davon und läßt uns weiter lesen: »Bei der Wiederkehr Tyrols an Oesterreich, bei der Huldigungsfeier im Juli 1816, als schon der Name des Erzherzogs finstere Gesichter erregte, konnten die Tyroler es doch nicht lassen, in ihrem an den Kaiser gerichteten Nationalgesang, beim Darbringen der verschiedenen Landesproducte, zu schließen: Dös Alls und no meahr. wenn man's andringen kunt' Dös wär Dir uon Grund unsers Herzen ucrgunnt — Und ist unser oanziges Wünschen, daß decht Dci Vruader, der Hannes, no herkemmcn mecht! 234 Bis nach dem Tode des Kaisers Franz konnte der Erzherzog den Boden Tyrols nimmer betreten. Der Argwohn verfolgte ebenso euch seine viele spätere, nach Verhältnis; der Mittel königliche Großmurh für den agrarischen, industriellen und literarischen Aufschwung Innerösterreichs. Sein schönes Bild, als steirischer Alpenjäger, war verbotene Ware, sein Brandhof erzdemocratisch, Johannes Kappe und Johannes Rock, wie es in Obersteyr allmälig Herren und Bauern trugen, demagogisch und sogar das harmlose, scherzreiche Nit-ter- und Humpenspiel auf des alten David Steiger (von sich selbst benannt: Heinz von Stein der Wilde) romantischer Klause des Püttenchales, auf der nun Liechtensteinischen Burg Sebenstein, vom Leopoldstädter Kasperletheater herab lächerlich gemacht. Sprechende Zeichen! " Militärerziehung. Ein Veipriich. Oberst. Sie waren also in der Ingenieur-Academie? Nun, da können Sie etwas Tüchtiges gelernt haben. Es ist mir sehr angenehm, Herr Lieutenant, daß Sie zu meinem Regiments gekommen sind. Ich habe vor Kurzem einige brave Offiziere verloren, welche verschiedene Unterrichtszweige bei meinen Unteroffizieren geleitet haben, Sie würden mich daher sehr verbinden, wenn Sie — Lieutenant. Herr Oberst — Oberste Sie könnten z. B. sogleich den Fechtunterricht übernehmen. Lieut. Verzeihen Herr Oberst, aber ich werde kaum hierin entsprechen können. Oberst. Wie, Herr Lieutenant! Sie müssen ja doch im Hieb - und Stoßfechten gehörig ausgebildet worden seyn? Lieut. Herr Oberst vergeben, wir hatten zwar einen sehr würdigen und braven, aber in den Jahren schon vorgerückten Fechtmeister, der öfter anhaltend kränklich war, und wohl verdient hatte, seinen Gehalt in Ruhe zu genießen. So kam es, daß wir nur sehr spärlichen Fechtunterricht erhielten. Oberst. Wie? der Offizier soll doch ganz Herr seiner Waffe seyn? — Daß in einem solchen Institute nicht mehr darauf geachtet wird! — Nun, so übernehmen Sie den französischen Unterricht. Lieut. Herr Oberst erlauben, daß ich ganz offen spreche. Wir befaßten uns zwar durch alle Classen mit der französischen Sprache; allein statt daß ein tüchtiger Mann mit einer guten, practischen Methode eine und dieselbe Abcheilung der Vollkommenheit zugeführt hätte, wechselten wir mit jedem Jahre die Lehrer. Jeder Lehrer hatte seine eigene Methode; wir erhielten zwar immer starke Aufgaben, aber der Unterricht war durchaus flüchtig, auch gab man uns keine Gelegenheit zu practischen Versuchen, und so kam es, daß sich keiner von uns Ausgetretenen diese Sprache ganz eigen machen konnte. Oberst. Hm! so wurde der so nützliche Sprachunterricht behandelt? Nun, so werden Sie doch gewiß das mathematische Fach übernehmen? Lieut. Was ich so eben in Betreff der französischen Sprache erwähnte, muß ich auch hier offen gestehen. — Nur besondere Talente werden in dem Institute zu einiger Vollkommenheit in der Mathematik bringen, und diese werden alsdann natürlich vorzugsweise zu der Artillerie oder zum Ingem'eurfache befördert. Mit dem besten Willen müßt' ich den Herrn Obersten bitten, mir einige Monate Frist zu gönnen, während welcher ich mich mit Beihilfe eines guten Mathematikers bemühen wollte, den Anforderungen des Herrn Obersten nachzukommen. Oberst. Ei, ei! — Aber in den tactischen Gegenständen werden Sie doch meinen Wünschen entsprechen können? Lient. Wohl noch am ehsten, Herr Oberst, indem wir hierin zum Glücke eim'ge tüchtige Offiziere als Lehrer hatten, welche eine bessere Aneigmmgsweise verfolgten; eine genügsame Vorbereitung müßte ich mir indessen jedenfalls erbitten. Oberst. Ich muß Ihnen gestehen, Herr Lieutenant, daß mich diese Mittheilungen wirklich befremden. Lieut. An Unterrichtsstunden fehlte es nicht, Herr Oberst, im Gegentheile drängte eine die andere, und von jedem Lehrer erhielten wir meistens große Aufgaben, welche uns bei dem zu flüchtigen Unterrichte oft nicht verständlich genug, waren. In den Vorbereinmgsstunden waren wir daher schon froh, nur yulb fertig werden zu können. Dabei hatten wir noch überflüssige Gegenstände, welche viel Zeit wegnahmen, wie konnte da ein guter Wille erzeugt und ein guter, haltbarer Grund gelegt werden? — Oberst. Das sind in der That unbefriedigende Resultate! Es wird doch von unserem besorgten Monarchen so viel auf dieses Institut verwendet, und der Vorstand desselben ist ein so würdiger und so achtbarer Mann — ei, ei, ei! — Herr Lieutenant, noch einen Augenblick. (Nimmt ein Papier vom Tische.) Hier lesen Sie, es betrifft Sie. Lieut. (Hält das Papier ganz nahe vor das Gesicht und liest.) Oberst. Aber Herr Lieutenant! ich glaube gar, Sie haben kein gutes Gesicht? Lieut. Herr Oberst, es ist wirklich wahr, daß meine Augen durch das viele Schreiben und Lesen bei einer nicht guten Lamvenbeleuchtung etwas geschwächt worden sind. Oberst. Auch das noch, mein Gott, was für ein Militär - Erziehungsinstitut! Lieut. Wenn mir übrigens der Herr Oberst den Tanzunterricht anvertrauen wollten — dieses Fach schmeichle ich mir vollkommen ausfüllen zu können. — Feuilleton. ZVien's Zeitungen und Journale. — Gegen wärrig erscheinen in Wien folgende Zeitungen und Zeitschriften : I. Die „Wiener Zeitung," 2. die »österr. allg. Zeitung," 3. die »osierr. deutsche Zeitung," 4. die »Constitu-tion," 5. der »Democrat," 6. der »Weltcurier," 7. »der Freimüthige," 8. die »constit. Wienerzeitung," 9. „der Humorist," !0. »der österr. Courier," ll. die »Sonn- 233 agsblätter," l2. «die Abendzeitung," 13. die »Wiener Zeitschrift," 14. »der Radicale," 15. »die neue Zeit," 16. »der freie Wiener," 17. »der Zuschauer," 18. »das Frem-denblart," 19. »der Prophet," 20. »das Panier des Fort-schrittes," 21. »der Volksfreund," 22. »der Dienstfreund," 23. »der Soldarenfreund," 24. »die Wahrheir," 25. »Omnibus," 26. »Nationalblatt," 27. »die Presse," 28. »Grad' aus!," 29. die »Katzenmusik," 30. das »Wiener Tagblatt," 31. die »allgemeine Wienerzeitung," 32. »der Unparteiische aus der Beamtenwelt," 33. das »Wiener Bürgerblatt," 34. die »Wiener Gassenzeitung," 35. die »Wiener Stra-sienzeitung," 36. die »fliegende Zeitung," 37. »Kaiser Joseph," 38. »der reisende Teufel," 39. »das Volksblatt," 40. die »Studentenzeitung," 4l. der »Studentencourier," 42. »der Landbote," 43. »die Schnellpost," 44. »der Völkerbund" 45. »der Liberale," 46. die «Schulzeitung," 47. die »Bauernzeitung," 48. der „Guckkasten," 49. »der falsche Humorist," 50. »Zopf und Schwert," 51. »Welt-Courier," 52. »die Laterne," 53. der »Sprecher für Kirche und Staat." Nnssische Iustizpfiege. — Ein Curiosum von russischer Justiz lesen wir in dem »Gränzboten": Ein russischer Soldar nahm einem armen Juden seinen Pelz. Der Jude beklagte sich beim Hauptmann. Wer har dir den Wolfspelz genommen? fragte der Hauptmann erzürnt. — Iwan Tovatovitsch war'S, sprach der Jude zitternd. —Wie ist das möglich? rief der Hauptmann, der ist ja ein ganz braver Soldat. Er lies; den Soldaten kommen und befragte ihn. Ja wohl habe ich den Wolfspelz dem Juden genommen, sagte Iwan ruhig, aber ich war dazu vollkommen berechtigt. Ich habe den Pelz erkannt; auf den Wolf, dem er früher gehörte, habe ich einmal geschossen, ich weiß die Stelle genau, wo ich ihn getroffen. Er lief freilich davon, doch der Pelz gehört mir, da ich doch auf ihn geschossen. Dagegen war mchts einzuwenden und der Soldat wurde freigesprochen. Der Jude aber kam nicht so leichten Kaufes davon. Er hatte nicht nur seinen Pelz verloren, er mußte noch eine bedeutende Geldstrafe zahlen, dafür, daß er sich an kaiserlichen Sachen vergriffen. Denn ein von einem Soldaten geschossener Wolf ist Eigenthum des Soldaten und mithin, da alle Effecten eines Soldaten der Krone gehören, Eigenthum des Kaisers. Der Tod des General Vrea — ist eine schreckliche Episode aus der Geschichte der letzten Pariser Insur-rection. Der General marschirte an der Spitze von 2000 Mann auf die in den Handen der Insurgenten befindliche Varriöre von Fontainebleau, welche von einem Viereck von Barricaden gedeckt war, um solche auf jeden Fall zu nehmen. Vier Individuen verließen bei Annäherung der Truppen durch eine Seitenthür die Barricaden und versicherten de,n General ihre Sympathien für die Republik und schlugen ihren »Brüdern von der Linie" vor, auf die Barrikade zu kommen, um »mt ihnen zu fraternisiren. Der General gab diesem Vorschlag Gehör, indem er hoffte, sie zur Niederlegung der Waffen zu bereden. Er reichte ihnen durch bas Gitter der Barriere die Hand und ließ sich sogar verleiten, mit dem Major Dupont und dem Capitan Maugin durch die Seitenthür einzutreten, um die Insurgenten anzureden. Kaum waren sie eingetreten, als sich die Thür hinter ihnen schloß und mehr als tausend Rebellen auf den Varricaden erschienen, die von allen Seiren riefen: »Wenn Eure Colonne nicht augenblicklich die Waffen streckr, so schießen wir den General und Euch nieder." — Der Befehl lautete: die Barricade musi genommen werden. Die Truppen umgingen durch eine Oeffnung in der Ringmauer die Insurgenten und schössen alles nieder, so daß die Barricade genommen wurde. In dem Octroiwachthaüs fanden sie die Leichname des Generals Brea und des Capitäns Maugin. Als der General nach erlittenen Mißhandlungen hatte erschossen werden sollen, warf sich eine Frau zwischen denselben und die Mörder, um ihn zn retten; aber sie wurde auf die Seite geschleudert. In demselben Augenblicke erhielt der General eine Kugel durch den Unterleib, die ihn auf der Stelle tödtete. Zugleich verletzte ein Anderer durch einen Schuß des Capitäns Mang in Kopf. Während der unglückliche Offizier sich das Gesicht mit den Händen bedeckte, schlug ihn ein Insurgent von hinten mit einem Beile nieder. Man schnitt ihm Nase und Ohren ab und verstüm.-melre ihn derart, daß man kaum noch menschliche Formen erkannte. — Major Dupont hatte sich, während dieß geschah, unter ein Bett verkrochen, wo ihn ein Blousenmam: hervorzog, ihm einen Kittel gab und zur Flucht verhalf; wonach derselbe denn auch sich rettete und die eben erzählten Details mittheilte. Vom König von Neapel — sagte jüngst ein Cor-relpondent der »Köln. Zeitung:" Ferdinand betet, tragt den Mantel des heiligen Liguori, beschließt und decretirt und — weiß wenige Augenblicke später nicht mehr, was er gethan. Den Pallast verläßt er aus Furcht nicht mehr. Beten und Fluchen, das ist seine Beschäftigung. Der willkommene Galgen — In Dojes (Neu tra'er Comitat) war ein Galgen errichtet worden, um das dort publicirte Standrecht anschaulicher zu machen. Am 26. Juni früh fand man einen Bauer, der sich selbst daran erhenkt hatte, weil ihm seine Ehehälfte untreu geworden. Papierkorb des Amüsanten. Ein Rekrut bei einer Nationalgarde sollte bei einer Wendung sich auf dem linken Absätze drehen. »Herr Corporal," antwortete er, »das geht nicht." — »Warum nicht?" erwiederte der bestürzte Corporal, der als einstiger Militär sich auf sein Exerzieren noch etwas zu Gute that. — »Weil — weil ich den linken Absatz meines Stiefels schon abgetreten hab e." Neulich schickte eine Frau in Pesth ihre Magd in die Apotheke, um für ein krankes Kind Medizin zu holen. Die Magd kam jedoch erst nach vollen drei Stunden zurück. Auf die Frage, wo sie so lange geblieben, erwiederte die Magd, sie hätte im Vorbeigehen die Neichstagssitzung ansehen wollen, und nachdem sie glücklich auf die Gallerie ge. kommen, konnte sie spärer des Gedränges wegen nicht mehr fortkommen. Um diese ihre Passion während des gegenwärtigen Reichstages noch öfters mit mehr Muße befriedigen zu können, gab ihr die Frau die augenblickliche Dienstes-Entlassung. Neuester Meßbericht aus Leipzig im Jahre >848. Ich bezahle nickt! Du bezatM nicht! Er bezahlt nicht! Wir bezahlen nicht! Ihr bezahlet nicht! Sie bezahlen nicht! Ein Droschkenkutscher in Breslau wurde zu 36 Stunden Gefängnißstrafe verurcheilt; um jedoch keine Zeit zu versäumen, gab er jemanden ein Stück Geld und dieser mel-dete sich unter des Droschkenmannes Namen und wurde eingesperrt. Während dessen machte Jemand, der dieß erfahren, sich den Spaß, der Polizei diese Stellvertretung des falschen Arrestanten anzuzeigen, und in Folge dessen ergab sich's denn, daß der bereitwillige Ersaßmann früher einen Diebstahl begangen hatte, der noch nicht abgerechnet, d. h. bestraft worden, weßhalb denn derselbe auf etwas längere Zeit in eigenen Angelegenheiten dort behalten wurde. 236 Als in Berlin in Folge von »Mißverständnissen" - das Militär gegen die Bürger kämpfte, stand auf einer der vielen Barricaden ein Bürger, welcher ein ausgezeichneter Schütze war, neben seinem Gevatter, einem Schneider. Der Schütze zielte meistens bloß auf die Officiere und zeigte beim Heranrücken einer neuen Colonne auf einen an der Spitze marschirenden Fähnrich mit dem Worte: »Der muß jetzt fallen, den nehme ich mir auf's Korn." — »Um Gottes Willen den nicht!" schrie der Schneider, »lieber einen anderen, der dort ist mir noch 80 Thaler schuldig." Neu etablirte Mode - Handlung. Die Herren Puntsch aus London sind so frei, den Wühlern, Piff, Paff, Lumpen, Cravallern und Schuften aller Nationen hiermit ergebenst anzuzeigen, daß sie jetzt ihre Einrichtungen vollendet haben, und Revolutionen und Emeuten schnellstens und zu den billigsten Preisen liefern können, u. z.: n) gewöhnliche Monstre. Petitionen pro Unterschrift 2 Groschen; I)) Prozessionen zur Ueberreichung derselben, 2000 Mann garantirt, 10 Groschen; c) Prozessionen mit Fahneu und Marseillaise, 20 Groschen; li) Katzenmusik mit obligater Leier, 15 Groschen. Fenstereinwerfen wird jedoch «xtia pro Quadratruthe vergütet; 6) gewöhnliche Emeute mit Geschrei nach Waffen und zwei elegant aufgerichteten Barricaden, 1 Thaler; t) große Revolution ä la mocis nach den anerkannt besten Principien formirt, fraternisiren mit dem Militär oder schießen auf dasselbe, garantirt zwei Tage zu dauern, mit einer Abdankung — ganz complet 2 Thaler; «-) provisorische Negierung und Minister-Candida-ten-Ausrufung wird extra velgütet mit 5 Groschen. Ein Li-terat wird stets im Bureau anwesend seyn, um Freiheits-Hymnen und Placate aller Art anzufertigen, die für den Moment berechnet sind. Die Herren Puntsch aus London haben gleichfalls Vorrath von anarchistischen, democratiscyen und besonders fein geschliffenen Rednern, die pro Stunde gemiethet werden können. Sturmglocken, Lärmkanonen und Freiheits-bäume sind nur tageweise zu vergeben. Drüber, Drunter und Comp. Unruhstraße Nr. 2 in Berlin und Breslau. Nach Berlin wurde Militär gezogen, ohne die Bürger zu fragen; dieser Formfehler — denn anders wird es dort selbst nicht genannt — verdroß einen Theil der Bür-. gerwchr, welcher sich in die Casernc begab, wo das Militär einziehen sollte und die Thüren verbarricaoirte. Die Soldaten stiegen aber zu den Fenstern hinein, wornach die Bürgerwehr unter allseitiger Heiterkeit die Caserne verließ. Eorrespondenz. ,, Wien am 17. Juli 18^3. Nachmittags, (k,.) Mit gespannter Erwartung sieht die ganze Monarchie auf die gegenwärtig in Wien zusammentretende Reicksversammlung, und stützt auf sie die Hoffnung dcr wiederkehrenden Ruhe und Ordnung. Mit besondeim Interesse wird den Berichten hierüber entgegengesehen und den Verhandlungen derselben beigewohnt. — Die constituirende Neichs-«elsammlung hat ihre vorbereitenden Sitzungen am 10. d. M, begon° nen, bis zum 13. die provisorische Geschäftsordnung beschlossen und sich in neun Sectionen gelheilt, in denen nun die Prüfungen der Wahlacte vorgenommen werden. Obgleich es unmöglich ist, schon jetzt ein genaues Bild unseres Reichstages zu geben, so kann man doch bereits Umrisse andeuten, die uns zu der Hoffnung berechtigen, aus demselben eine auf der freisinnigsten demokratischen Basis beruhende Verfassung hervorgehen zu sehen. Die Linke, die sich als Aufgabe gestellt, mit der unbedingten Volks-, souveräüität zu stehen und, zu fallen, und für die Entwickelung des demo-cralischen Prinzips zu kämpfen, ist machtig an Zahl, Muth, Intelligenz und Veredsamkeil. Beinahe aewisz ist ihr Tieg. Mit Ueberzeugung sind derselben auch alle unsere bisher bekannten vaterländischen Deputirten beigetrele». — Eine unheildrohende Gewitterwolke steigt zwar, erzeugt durch die natürliche Reibung der verschiedenen, mit gleicher Begeisterung nach unumschränkter Freiheit ringenden Nationalitüten an dem politischen Horizonte empor, und hat bei der am 13. mit allgemeiner Aufregung berührten, glücklicherweise nicht abgestimmten Sprachfrage ihre die gewünschte Einheit gefährdende Macht gezeigt, — Doch bei der allgemeinen gleichen Begeisterung für unbeschränkte Volksfreiheit, bei dem mit überwiegender Mehrheit ausgedrückten Streben nach brüderlicher Einigung aller Nationen zu einem kräftigen, freien Oesterreich, und bei dem freundschaftlichen Entgegenkommen der Deutschen, der Erkämpfer der Freiheit, läßt es sich mil Grund erwarten, daß der gefürchtete Sturm unschädlich vorüberziehen, und daraus eine neue Sonne für Oesterreich aufgehen weede. — Am Schlüsse der Sitzung vom 17- sind 1?'H Wahlen für gültig erklärt gewesen, somit gehen für die halbe Anzakl der Depu-tirten 192, nur noch wenige bald vollendete Wahlpriifungen ab. Es unterliegt daher k.inem Zweifel, daß sich am 18. die Reichsversammlung für constituirt erklären, und bei der am selben Tage erwarteten Rückkehr des Erzherzogs Johann der Reichstag noch im Laufe dieser Woche eröffnet werde. — Die Stimmung hier ist in den letzten Tagen eine sehr gedrückte gewesen. Eine Menge der lächerlichsten Gerüchte hallen sich un» ter das Volk verbreitet. Man sah sich von Militär umzingelt, verrathen. — Nationalgar-den versahen sich mit Munition, die Begegnung mit dem Militär war steif und gespannt. Das Offiziercorps der hiesigen Garnison, in der Mehrheit von dem besten Geiste beseelt, und müde von dieser drückenden Lage und dem täglich deutlicher werbenden Mißtrauen < kam den Bürgern < lie Hand zum Bunde reichend, freundlich entgegen» Dieß wirkte electrisch auf alle Gemüther. Ein großartiges Vcrbrüderungsfest am Itz. d. M. im Augarten zwischen Militär, National- und Vürgergarde und der academischen Legion war die Folge, und Alles ging entzückt und beruhigt nach Hause. — Der neuerdings gefestigte Ausschuß der Bürger-und Nationalgarde und Studenten wirkt täglich durch Plakate zur Beruhigung der Bewohner, die durch Bösgesinnte, und insbesondere durch unverschämte Lügcn ausstreuende Flugschriften fortwahrend aufgereizt werden. Leider ist auch die Tagesliteratur durch die ohnmächtige Schwäche der Behörden i>» Hintanhaltung und Bestrafung von Presjvergehen bis zur niedrigsten Gemeinheit gesunken. Ephemere Blätter tauchen täglich als wahre Irrwische unter den sondcrbarlichsten Titeln hervor, um wieder zu verschwinden, und überschwemmen als Kreuzerzeitungen, durch Colporteurs verbreitet, selbst die niedrigsten Classen der neugierigen Wiener. Die entschiedenste Haltung behauptet hier noch die „allgemeine österreichische Zcitung.» Die »Wiener Zeitung," alles Vertrauens bar, wird doch we« gen der offiziellen Mittheilungen und der stenographischen Berichte der Reichstagsverhandlungen steisiig gelesen. Wie bekannt besprechen alle Blätter fast nur politische Interessen, das gegenwärtige Hauvtbedürfniß der Wiener. Alles Belletristische wird überblättert und «»gelesen zur Seite gelegt. Eben so geben auch die Theater ihre Vorstellungen vor leeren Bänken;, kaum vermag Nestroy's „Freiheit in Krähwinkel.» eine Parodie dcr hiesigen Vorgänge seit dem März. und olinc dramatischen Werth, durch ihre derben, treffenden Localwitze ein spärliches Pu-blicum herbeizulocken. — Alles politisirt, überall begegnet man wandernden Zeiiungserpeditionen und zahllosen Herumträgern, und es gewährt einen komischen Anblick, Morgens fast Jedermann auf der Straße ein Zeitungsblatt lesend zu begegnen. So säugt sich das Volk unmerklich groß zur politischen Bedeutung, die es sich errungen und in Zukunft würdig behaup, ten soll. Wollte Gott, daß es nicht — irregeleitet, überschlagt. — Anzeige. Der Redacteur dieses Blattes räumte mir freundlich die Spalten der Zeitschrift für so viele Zeilen ein, als es genügt, dem verehrten Publi« zeigcn zu können, dasz ich am 19, d. M. von meiner Reise nach Cilli und Gratz wieder hier eingetroffen bin. Indem ich nun dieses thue, empfehle ich mich zugleich wieder zu geneigten Aufträgen. Laibach am 21. Juli 1858. Paul Künl, acad. Historien- und Portraitmaler. Verleger: Ign. Gdl. v. Kleinmayr. — Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesch.