Freytag den 17. August 1627. Zur Kenntniß Braftliens. (Auslug aus emer Nede, gesprochen bey der fcyeillchen sw zuiia der k. bayerischen Äcadeniie der Wissenschaften am ,4- Februar 182/., von Dr. E. T. P.von Nartius iü. München. Brasilien, dieses hoffnungsvoll aufblähende 3?eich, beqreift, in seiner ungeheuern Ausdehnung oon 256,ooo Quadratmeilen, fast ein Drittlheil des gesammten süd, ameri^"ischen Festlandes. I>> einer Länge von 961 aeoar. Meilen von dem, Alles trennenden, und Alles vereinigenden Ocean umfluthet, eröffnet es an dieser weicen Küste zahlreiche Häfen dem befreundeten Euro-va. Gegen Süden und Norden bildelfgewiffermassen zwey Meere süßen Wassers seine Gränze: der I.a ?!»-ta ^ und der Amazonen - Strom. Gegen Westen um. schließen es die mächtigen Seilenäste jener beyden Strö" me, der rarazn^ und Hlalieira, deren Quellen sich einander fast berühren. Dieses noch unermessene 3and biethet, in einer Ausdehnung von 4° ig' nördl. Breite bis zu 5/^° 55' südl. Breit,, vom Ocean bis zu dem Mendian von 67° 4' westlich von Paris, m einer Breite von 564geogr. Meilen , eine wundervolle Man-»ilgfaltigkeii seines Bodens dar, bald zu stattlichen Gebirgen erhoben, bald als Ebene, bald als hügeliges Land ausgebreitet, mit Wäldern oder Fluren bedeckt von unzähligen Bachen und vielfach zusammenhangenden Flüßen durchschnitten, von großen Seen bewässert, oder durch die austtetenden Ströme jährlich in unermeßlich« Sümpfe verwandelt. Überall aber genießt es die Segnungen einer glücklichen Zone, «belaU thront der Reichthum der Tropenländer oder die heilsame Fülle milderer Breiten. Dort erstarrt die Erde ine vom Hauche des Winters; mit stets gleicher Iugendkraft treibt sie die Geschenke des Herbstes und Frühlings zu» gleich aus ihrem Schooße, und die Pflanzenwelt fey« ert, gleichsam in einem ewigen Hymnus, die zeugen« de Krafl der Sonne und des Planeten, durch lausend lebende F-ormen, Farben und Gerüche. Diesen Eindruck von der Majestät unl) Herrlich» keit d/r Vegetation erhält derAnkömmIing fast überall, wo er sich vom Meere aus, Brasilien nahers. Ode Sanddünnen begränzen den Ocean in den nördlichsten Provinzen, nur längs eines verhältliißmäßig kleinen Striches, besonders an den I-,»n^o, der wilde ?uii, der menschenfressende Vuwcuclc: untz andere Völkerstämme von Jagd, Fischfang, den Nüßen des Topfbaumes und andern Waldfrüchten oder von einem unbedeutenden Anbau des MaiS, der Maüdiocca und I>anIn<: lebend. Die Ränder dieser ungeheuern Urwaldimg, sowohl gegen das Meer, als gegen die von Portugiesen bewohnten Distrikte im Innern, nahmentlich gegen ^Vlinas (^«i-Q^L hin, si<,d in großen Strecken schon urbar gemacht, aber in der Tiefe derselben haben sich Colonisten nurhie und da längs den großen Flüssen niedergelassen. Unglaublich ist die Fruchtbarkeit solcher jungfräulichen Wal» düngen, MaNo-vir^em, in denen früher nie die Schlage der Axt waren gehört worden. W?»m die abgehauenen Stamme verbrannt, und der ausgerottete Boden mit Bohnen, Mais, Mandiocca, Kaffeh, Baumwolle oder Zuckerrohr bestellt ist, rechnet man von einer Erndte die Aussant i5o bis 5oo fältig zu< rück zu erhalten. Wird der abgetriebene Wald sich selbst, überlassen, so kehren die Schläge nach we. nigen Jahren in einen Zustand von Verwilderung zu» rück, und bedecken sich mit einem dichten Anstuge schnell wachsender Baume und Gesträuche. In den nördlichen Provinzen von ?ei-n3induco, ?Hi-3ida 60 NoNe und O^ ist der granitische oder kalkhaltige Boden jener dürren Landstriche der Erzeu» gung so hoher Urwalder minder günstig. Je näher inan aber nördlich von bem reißenden I'ai-n«!,)-!'»-Strome an den Äquator kömmt, desto häufiger tritt nun wieder der U'w^ld iNlf, und fast scheint es/ als verleihe die lochrechte Sonne hier der Erde gedoppelte Kraft, um das Gwßte u>,0 Ungeheuerste aus ihrem Schooße zu gebare,,. Finster wie die Holle, verworren wie das Chaos, erstreckt sich hier ein un° durchdringlicher Wald gigantischer Stämme oon der Mündung des Amazonenstroms bis w«it über das portugiesische Gebieth nach Westen.,, ,Dic>>!de Fülle, Größe und Majestät der Formei, wie ü, den südlichern Wäldern, herrscht auch hier; ,aber unter dem Einstiiße der glühendsten Hitze, des fast täglich herabstürzenden Regens, der weithin anstierenden Ström?, scheint die Vegetation in einer ewigen Unruhe und Gährung begriffen. Schnell feyern die riesenhaften Stämme, wie die zartm K'äiUer des Bodens, dinch das Ansschlagen ihrer majestätischen Kronen und dinch unjählige Blüthen, womit sie sich bedecken, den Wendepunkt ihrer Entwicklung, zur Zeit der Reife fallen die wunderbarsten Formen von Saamen und Früchten herab, und bedecken hie und da fast fußtief die lebensschwangere Erde. Ungeheure Maßen koh-lensaiiler l?uft entsteigen dann de« «nachsenden oder faulenden Keimen, unb eine dicke, schluere Luft hängt qualmend über der Waldung. Das saftleiche glanzende Laub, die lang von de» Ästen herabhängenden baunibartähnlichen Schlingpflanzen tliefen beständig ron Reaen! die der ^nnanas verwandten LrQWe!.'.en sie« hen gleich Bechern mit Wasser gcfüllc; dazwischen ti ock» nen heiße Sonnenstrahlen schnell die uaße Nildliiß, uno so kommen Auflosung u«d Fäulni.ß'Mmitttlbar im Gefolge der heftigsten Lebenserregung. ,Die sittsame Na« tur der Pflanzenwelt schnitt sich auf einmal in einem unruhigen Drang« nach sonderbaren, grotesken Ge. stalNingen zu gefallen. GebüM'Mlt bößartigreitzen. den Dornen, Palmen mit furchtbaren Stacheln be. waffnet, milchende, eng verschliuigene Lianen yerwir< ren die Sinne des Wanderers, der,,getroffen vo», den betäubenden Ausdünstungen giftiger Gewächse, ängstlich aus diesem feindseligen Chaos sich «ach Europa zurücksehnt. Kein Wunder, wenn m diesen Umg«« bungen die Seele des hier umherstreifenben India» necs verdüstert wird/ und er, ergriffen von den Schauern solcher sch'VM'zen WaldeinsaW.k,eit überall gespenstische Al^gebinten einer rohen Ph>)^täsie zu sehen glaubt. — Eine ganz eigene Physiognomie nehmen die Ur, wälder in den Niederungen am Amazonenstrome zur Zeit derNegenmonache an. Der Strom und häusigs benachbarte Seen ergießen dann durch ihre Abzüge die Ge>uosser weilhin in da» Land, und umfluthen, in einer Tiefe von »2 bis 2o Fliß die Stämme der Bau« me. Als wir im December »819 den.lapul-ä, einen der wichtigsten Nebenfiüße dei ^rnaionas hinauf» schifften/pertieften wir uns in einen solchen Wasser» garten, und irrten 3 Tage und 3 Nächte darauf um« her, bis ein'glücklicher Zufall unS in das Strombeete zurückbrachte. .Unvergeßlich wird uns der Anblick je« ner unübersehbaren Fluth seyn, durch welche derWind hie und da bewegliche, mit Waldung besetzte Raset!-Inseln, an uns rorübertrieb, während wir bald ün» ter dichtem Gebüsche, bald unter himmelhohen Bciu» men dahin ruderten. Letztere überschütteten uns mit dem Schmucke ihrer herrlichen'rothen und weißen Vlü» the, und wimmelnde Balleii von ^lmeisen, die sich ängstlich auf dieZweige geflüchtet hatten, sielen beym geringstes Anstoß zu imferm Schrecken in die Kahne herab. Verlaufen sich allmahlig die Hochwasser, wel« chz fruchtbaren Schlamm-über die Cacaowälder gefichtt haben, so erscheinen die steil abgestürzten Ufer wieder, die sandigen Ränder derselben Hedecken sich in kurzer Zeit mir hohem Grase und überall in den Wäldern regen sich neue Lebenöl'eime. (Der Beschluß folgt.) M i s c e l l e n. Ein Dottor zu Leipzig sollte als Besitzer eines ansehnlichen Bauerngutes auf einem benachbarten Dorfe, einen Beytrag zum Kirchenbau geben. Da er glaubte, der Dorfschulze, welcher die Gelder einsammelte, wolle ihn übernehmen, so zankte er sich lange mit ihm hcrnm, und sagte endlich zornig: „Ich Hahnes düH mein Leben gehört, der beste Bauer ist ein Schelm." — ,» „h^r Doctor," " erwiederte der Schulze, schalkhaft lächelnd, „ „wir halten Sie für den besten Bauer. " " Die Modedame» in Paris soffen setzt ihre Wa« fche, n^meocllch die Taschentücher, mit griechische!, Buchstaben' zeichnen. (Dies muß auf die griechische SaHe nothwendig den elfreulichsten Einstuß haben!) Eme Baneri'1" an? ^er Umgegend von Arras ward dieser Tage vor die Assisen des Departements Pas be Calais citili, weil sie angeklagt war, mch, rere Gegenstande gesiohlei, zu haben, zusammen 2c» Sous an Wen-H. „Marianne!" so redete sie der Richter an — „Ibr f^d beschuldigt, mehrere Gegen« stände von2c>Eous Werthes gestohlen zu haben!" — Ohne ein Wort zu «hier Rechtfertigung zu sagen, griff die Bäuerinn in die Tasche, und hotte ein Dreyßig . Sous » Stück hervor. — „Hier sind dreyßig Sous" — sagte sie — «da bekomme ich zehn wie^ der heraus!" (I'^nclni-e,) Herr Paris et hat über die bey den Egyptem herrschend gewesene Sitte, die Leichname der Menschen und Thier« eiclzubalsamirett, neuerlich die Anticht aufgestellt, Haß ,eue Sitt« nichl in der Religion, fondern itt der Sorge ft«r die Gesundheit ihren Grund gehabt habe. EZYpten zählte zur Zeit feiner höchste,. Blüthe vierzehn Millionen Einwohner, welche wahrend der jährlichen, vier Monate andauernden Ueber» schwemmungen des Nils schc zusammengedrängt leben mußten, was die Sterblichkeit v«rmehlen, und an« steckende Krankheiten um so mehr herbeyführen muß' t« als auf, den vom Wasser nicht erreichten Stellen des Landes kein Holz sich fand, um die Leichname zu verbrennen, und dieselben, .auch nicht den Fluchen übergeben werden konnten, da diese beym Zurücktreten des Wassers sie unbedeckt hatten liegen Ussen. Man salzte also die Leichname eln, um sie vor Faul. niß zu bewahren, wozu das bort i,n Übelsiuß sich vor. findende Nattum das besseWittes war. Nachher wur. de der Körper gewaschen uno getrocknet. Diese oer. trockneten Leichname sind die Mumien. Was sonst noch an ihnen sich vorsinbet, ist nur Zugabe des Lurils. Diese Verfahrimgsart wurde zweytalifenb vierhundert Jahre lang befolgt, und eist im vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung aufgegeden; seit dieser Zeit aber herrscht auch die Pest im Orient. Herr Pariset halt' aus diesen Gründen die Wiederherstellung des Gebrauchs der Einbalsamirung, in der ganzen Ausdehnung, die er früher hatte, für daS einzige und geeignetste Mttlel zu Ausrottung der Pest. ------— <^.---------,.,., Räthsel. Die strengste Ordnung gibt mir Werth; Auch bin ich meist gewichtig. Schelnt Manches hie und da verkehrt, Doch ist es für mlch richtig; Denn fest halt' ich auf rechten Platz.' Und diesen aufgestellten Satz Will ich Euch straks beweisen. Der Doktor folgt auf den Varbier, Der Herr auf seinen Diener, Dem Frohu der machtigste Vezier, Der Probst dem Kapuziner. Man trifft den Herbst eh' als dei, Lenz, August vor März; nach Consequenz Fällt Dsteru nach Iohanniö» Es geht der Fähndrich dem Major, Der Knappt seinem Ritter, Wie der Gesell dem Meister vor. Dem Pfarr der Hochzeitbitter. Doch trifft auf so verkehrter Vahn Man viel bekannte Voten an — Venuht sie nach Belieben. Arthur vom Nordstern. Mdacteur-.'Zr.XaY. Heinrich. Gedruckt b«y Igna. Aloys Edlen von Kit inmayr.