UDK 929 Ludvik D. PROFESSOR DUŠAN LUDVIK (1914-2001) IN MEMORIAM Anton Janko Abstract Der Artikel ist dem Gedenken an den Professor, Übersetzer und Dichter Dr. Dušan Ludvik gewidmet, der in den Jahren 1954-1983 am Institut für Germanistik (Abteilung für germanische Sprachen und Literaturen) tätig war. Das Hauptgebiet seiner wissenschafrtlichen Tätigkeit war die alte deutsche Sprache und Literatur. Darüber hinaus hatte er großes Interesse für die Geschichte und Entwicklung des deutschsprachigen Theaters in Ljubljana sowie die Besuche von ausländischen Theaterwendertruppen im slowenischen Raum. Er hat zwei wichtige Abhandlungen zur deutschen Verslehre (Stabreim, Nibelungestrophe u.a.) veröffentlicht. Als selbständiger Dichter hat er vier Gedichtsammlungen herausgegeben. Dušan Ludvik hat sich auch als Übersetzer der Gedichte von Goethe und der ritterlichen Liebeslyrik einen Namen gemacht. Er hat zur Ausbildung vieler Germanistengenerationen Slowenien maßgebend beigetragen. Germanistik als wissenschaftliche Disziplin ist in Slowenien genauso alt wie die älteste und lange Zeit die einzige Universität des Landes, gegründet 1919 in Ljubljana. Bereits ein Jahr danach wurde der erste Lehrer für germanische Philologie, Jakob Kelemina, ernannt. Er legte den Grundstein zum Institut für Germanistik. Dieses wurde anfangs unter dem Namen Germanski seminar ("germanisches Seminar") geführt, nach dem zweiten Weltkrieg wurde es in Oddelek za germanske jezike in književnosti ("Abteilung für germanische Sprachen und Literatur(en)") umbenannt. Die Abteilung umfasste nicht nur die Forschungsgebiete, die international unter dem Begriff Germanistik verstanden werden, sondern auch Anglistik, Amerikanistik und verwandte Sprach- und Literaturwissenschaften. Im Herbst 1998 kam es zu einer Trennung der beiden Hauptdisziplinen der Abteilung, und es gibt nun eine selbständige Abteilung (Institut) für Germanistik {Oddelek za germanistiko z nederlandistiko in skandinavistiko). Im Bereich Germanistik waren in der unmittelbaren Nachkriegszeit die Universitätslehrer Janez Stanonik und Dušan Ludvik maßgebend. Professor Dušan Ludvik ist im siebenundachzigsten Lebensjahr nach langer Krankheit am 12. Juni 2001 verstorben. In den folgenden Ausführungen wollen wir seinen Lebensweg und seine wissenschaftliche Laufbahn in einer kurzen Darstellung würdigen. 3 Geboren wurde Ludvik am 13. 12. 1914 in Braslovče (in der damaligen Untersteiermark, jetzt Region Štajerska in Slowenien) als unehelicher Sohn der Mutter Katarina. Nach dem Besuch der Volksschule in Braslovče, besuchte er in Wien das tschechische Gymnasium Komenskeho und legte hier 1935 die Matura ab. Gleich danach finden wir ihn an der Universität Prag, wo er Germanistik, Bohemistik und Bibliothekswesen/-wissenschaft studiert. Der Kriegsereignisse wegen (nach fast zweijährigen Inhaftierung — Februar 1942 bis September 1943 — in Ciginj bei Tolmin, Gonars und Monigo) musste er seine Studien in Ljubljana fortsetzen, wo er 1944 in den Fächern Slowenistik, Vergelichende Literaturwissenschat und Germanistik (Deutsche Sprache und Literatur im Hauptfach) diplomierte. Seit Februar 1945 war er als Hilfsbibliothekar, seit 1946 als Bibliothekar in der Universitätsbibliothek in Ljubljana eingesetzt, wo er bis 1954 blieb. Im Jahre 1952 begann er an der Philosophischen Fakultät Ljubljana, Abteilung für germanische Sprachen und Literatur, Vorlesungen über das Alt- und Mittelhochdeutsche zu halten. Im Herbst 1954 wurde er an der erwähnten Abteilung zum Assistenten ernannt. Ein Jahr danach erlangte er mit der Dissertation Nemško gledališče v Ljubljani do leta 1790 (Deutsches Theater in Ljubljana bis 1790), veröffentlicht 1957, den Doktortitel und habilitierte sich mit den Untersuchungen zur spätmittelalterichen deutschen Fachprosa (Pferdebücher; 1959). Im Jahre 1962 wurde er zum Dozenten, 1966 zum außerordentlichen und 1973 zum ordentlichen Professor für Deutsche Sprache und Literatur ernannt. Lange Jahre war er Vorstand des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Literatur (bis 1978). 1983 trat er in wohlverdienten Ruhestand. Als Hochschullehrer befasste er sich in seinen Vorlesungen vor allem mit der historischen Grammatik, der deutschen Sprachgeschichte und der alt- und mittelhochdeutschen Literatur. Seine Vorliebe galt der Prosodie, insbesondere auf den Gebieten Stabreimvers und Nibelungenstrophe. Neben den schon erwähnten grundlegenden Untersuchungen auf dem Gebiet des deutschsprachigen Theaters in Ljubljana und der Prosa in Pferdebüchern, galt Professor Ludviks Interesse vor allem der alten deutschen Sprache und der älteren deutschen Literatur. Eine Ausnahme darin bilden seine Abhandlugen über Franz Kafka und Vorlesungen zu Goethes Faust. Im großen Ganzen kann man in Ludviks gesamter wissenschaftlicher Tätigkeit vier verschiedene Bereiche entdecken, aus welchen sich die folgende Einordnung ableiten lässt: (1) Zunächst gibt es hier seine Schriften, die sich mit der älteren deutschen Literatur und der deutschen Theatergeschichte befassen. Neben schon oben erwähnten Dissertation, sind die folgenden Arbeiten herauszustreichen: Die Eggenbergischen Hofkomödianten, worin eine genaue Darstellung eines Zeitabschnittes dieser Theaterwandertruppe (1675-1700) vorgenommen wird, die Abhandlung Zur Chronologie und Topographie der Innsbrucker Komödianten (1652-1676), worin besonders die Besuche dieses wandernden Theaters in Ljubljana in den Jahren 1662, 1666, 1669, 1672, 1673, 1675, 1676 eine gebührende Würdigung erfahren, und die Untersuchung Zur Chronologie und Topographie der „ alten " und „ späten " Englischen Komödianten in Deutschland, die ebenso den Besuch einer englischen Truppe in Ljubljana schildert. 4 (2) Bemerkenswert sind Prof. Ludviks Beiträge zur deutschen Sprachgeschichte; hierin finden wir Verknüpfungen mit der Entwicklung der slowenischen Sprache, in welchen Ludvik Grundlegendes zur Lösung einger Probleme etymologischer und zeitgeschichtlicher Natur beisteuert (z.B. zu der Benennung edling bzw. kosez, weiters zum Begriff mhd. schifband uswj sowie auch zur Erklärung etlicher slowenischer Hydronyme und Pflanzennamen beiträgt. (3) Professor Ludvik ist auch Verfasser von Abhandlungen über deutsche Prosodie (vor allem die mittelalterliche). Hervorzuheben sind zwei Bände in der Schriftenreihe Literarni leksikon, die die Slowenische Akademie der Wissenschaften und der Künste herausgibt. Im ersten Buch (Nr. 4 der Schriftenreihe) mit dem Titel Srednjeveške in staronemške verzne oblike behandelt er vorzüglich die Nibelungen-und Hildebrandstrophe; ein selbständiges Kapitel widmet er auch der Vagantendichtung, ihrer Genese und den Erscheinungesformen in der slowenischen Literatur. Das zweite Buch (Nr. 17 der Schriftenreihe), Aliteracija in aliteracijski verz, untersucht die alliterierenden Versformen im allgemeinen, im Deutschen und im Slowenischen. (4) Nicht zuletzt wollen wir noch seine ethnographischen bzw. ethnologischen Abhandlungen erwähnen; in diesem Komplex sind seine Erläuterungen zur slowenischen Tierfabel und ihre Einbettung in der europäischen und auch deutschsprachigen Tradition hervorzuheben. Dušan Ludvik hat sich auch als ein hervorrgander Übersetzer von Gedichten der prominentesten deutschen Lyriker ins Slowenische profiliert. Hier sind Übertragungen mittelhochdeutscher Minnegedichte herauszustreichen (u. a. Der von Kürenberg und Walther von der Vogelweide), vor allem aber sind seine beinahe kongeniale Übersetzungen eines bedeutenden Teils der Gedichte von Goethe hoch einzuschätzen. Es darf am Ende nicht unerwähnt bleiben, dass sich Ludvik auch als eigenständiger Dichter einen ehrenvollen Namen in der slowenischer Literatur gemacht hat. Obwohl seine lyrische Produktion nicht sehr umfangreich ist, ist sie dank ausgefeilter poetischer Diktion und auserwählter Dichtersprache zu einem bedeutenden Bestandteil der modernen slowenischen Literatur geworden. In seinen Werken, besonders jedoch in der Erinnerung mehrerer dankbarer Germanistengenerationen wird Professor Ludvik auch weiterhin als ein wirkendes Glied der slowenischen Kulturgemeidne gegenwärtig sein. Universität Ljubljana 5