Osebne vesti takte vornehmlich nach Slowenien und Italien wusste Walter Brunner während seines Direktorates (1996— 2003) ständig auszubauen und auf Bosnien-Herzegowina und Montenegro zu erweitern und mit Hilfestellungen zu verbinden. Das Archiv in Tuzla wurde mit Regalen ausgestattet, die nach Aufgabe der bisherigen Archivstandorte durch den Bezug des neuen Archivgebäudes in Graz nicht mehr benötigt worden waren, Restauratoren aus Sarajevo und Kotor ermöglichte er eine fachliche Fortbildung durch Aufenthalte in der Restaurierwerkstätte des Steiermärkisclieii Landesarchivs. Aber auch das Archivwissenscliaftliclie Institut in Maribor/Marburg (heute Triest) und die Tagungen in Radenci/lladein konnte stets mit Brunners Unterstützung rechnen, sei es, dass er dort selbst über Trends im österreichischen Arcliivwesen berichtete oder seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivierte, daran teilzunehmen. Höhepunkt der Ära Walter Brunners als Direktor des Steiermärkisclieii Landesarchivs, dem er seit 1996 in der Nachfolge Gerhard Pferscliys vorstand, war ohne Zweifel die Eröffnung des neuen Archivgebäudes am Karmeliterplatz im Oktober 2001, der Jahre intensiver Planungen und die Übersiedelung von rund 55.000 Lauftiietem Archivgut vorausgegangen waren. Brunners Talent der Meiisclieiiführung war es zu verdanken, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesarchivs an diesem Jalirliundert-projekt hochmotiviert und mit großer Eigenverantwortlichkeit arbeiteten und alle Zeitvorgaben erfüllt werden konnten. Besonders bemerkenswert war, dass auch der finanzielle Rahmen, der für die Übersiedelung der Bestände vorgesehen war, bei weitem unterschritten wurde. Es waren damals etliche Millionen Schilling, die die Belegschaft des Landesarchivs ihrem Dienstgeber, dem Land Steiermark, ersparte. Brunners in manchem unkonventioneller Führungsstil war von hoher sozialer und menschlicher Kompetenz gekennzeichnet. Zwei Sozialprojekte, die Langzeitarbeitslosen oder Menschen mit zum Teil mehrfacher Behinderung ein Tätigkeitsfeld und damit eine Erwerbsmöglichkeit bieten, wurden in seiner Zeit im Landesarcliiv institutionalisiert. Dazu kam eine Zahl an sog. geschützten Arbeitsplätzen im Rahmen des regulären Dienstpostenplanes, in denen Personen mit einem Handicap eine Anstellung im Lande sarcliiv ermöglicht wurde. Walter Brunner wurde nie müde, darauf hinzuweisen, dass gerade die öffentlichen Stellen ein hohes Maß an sozialer Verantwortung hätten, vor allem jenen gegenüber, die im »Schatten« stehen. Walter Brunner zum 70. Geburtstag/Walter Brunner — sedemdesetletnik Am 1. Dezember 2010 feierte der frühere Direktor des Steiermärkisclieii Landesarchivs Hofrat Univ.-Prof. Dr. Walter Brunner seinen 70. Geburtstag. Weggefahrten, Kollegen und Freunde drückten ilire Wertschätzung und Verbundenheit mit dem Jubilar durch eine melirhuiidertseitige Festschrift aus, die im Rahmen einer Feier am 6. Dezember 2010 überreicht wurde. Diese ist Ausdruck der Anerkennung, der sich dieser steirisclie Historiker und Archivar weit über die Landesgrenzen hinaus erfreut. Die Pflege gutnaclibarscliaftlicher Kontakte — vielfach sogar in Form langjähriger Bekanntschaften und Freundschaften — waren und sind Brunner stets ein Anliegen. Anlässlich der Eröffnung des neuen Steiermärkisclieii Landesarchivs nahm er auch auf die Rolle Bezug, die der Steiermark itn Verein der innerösterreichischen Länder zukam und sprach von der Steiermark als einem seil Jahrhunderten weil offenen Tor nach Süden und Südoslen. Die schon bestehenden Kon- Bildung und eine gesicherte Position im Berufsleben waren und sind in Brunners Augen keine Selbstverständlichkeit. Er selbst hat das auf seinem Weg vom kinderreichen elterlichen Bauemhof bei Pols (Obersteiermark) ins Grazer Bischöfliche Gymnasium, wo er 1961 mit Auszeichnung maturierte, und an die Karl-Franzens-Universität Graz (Studium der Geschichte und Anglistik) nie vergessen. Der Besuch des Gymnasiums war ihm etwa erst durch ein Stipendium seines Firmpaten Heinrich Prinz zu Schwarzenberg möglich geworden. 1966 schloss Brunner sein Studium mit dem Doktorat ab, zwischen 1965 und 1968 besuchte er das renommierte Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Wien, das er 1968 mit ausgezeichnetem Erfolg abschloss. Im März 1969 trat Brunner in den Dienst des Steiermärkischen Landesarchivs ein. 1983 wurde er zum Leiter der damaligen Archivabteilung Hamerlinggasse bestellt, 1996 schließlich zum Leiter des Gesamthauses. Bereits 1993 hatte er sich an der Universität Graz für Öster- reichische Geschichte habilitiert. 2000 verlieh ihm der Bundespräsident den Titel »Universitätsprofessor«. Mit 1. März 2003 trat Walter Brunner in den Ruhestand. Das wissenschaftliche Oeuvre Walter Brunners ist mehr als beachtlich. Es umfasst 53 Monographien, darunter Dutzende gewichtige Chroniken steirischer Gemeinden, und 350 weitere Publikationen. Zudem fungierte er als Herausgeber von 16 Publikationen. Gut 100 Hofgeschichten steirischer Bauernhöfe stammen ebenfalls aus seiner Hand. Neben archivkund-lichen Beiträgen, die in slowenischen und bosnischen Periodika erschienen sind, widmete sich Brunner auch immer wieder Aspekten der slowenischen Geschichte, etwa in Beiträgen für die Festschriften zu Ehren slowenischer Historiker wie Vilfan, Melik, Otorepec oder Mlinaric. Peter Wiesf.lecker