ln dieser Nummer-. Kreuz in Huanuco Maria Trost Priesterweihe in Rom Ernte einst und jetzt Missions-rundschau STERN DER NEGER Zweimonatsschrift März/April 1958 INHALT P. Peter Taschler: Des Königs Fahne schwebt empor... 25 P. Lorenz Unfried: Die Bannmeile Perus ............... 28 Sklavenhandel in Ost-Peru .......... 29 Br. Franz Egger: Unsere Arbeit in Maria Trost ...... 31 Lydenburg: Sorgen und Hoffnungen.. 34 Frt. Josef Pfänner: Priesterweihe der Ewigen Stadt ____ 35 P. Karl Fischer: Ernte einst und jetzt ............. 38 P. Josef Angerer: Sind die Schwarzen undankbar? _____ 41 P. Günter Brosig: Werden und Wachsen einer Missionsstation (Fortsetzung) ........... 42 Kleine Missionsrundschau ........... 45 Kurz berichtet ..................... 48 Titelbild Zahlreiche Japaner wandern aus ihrer übervölkerten Heimat nach Brasilien aus. Dort nimmt sich die Kirche tatkräftig der katholischen Japaner an. Dieses Mädchen erhält seine Erziehung im Franz-Xaver-Kolleg in Belem. Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.---S. 15 — Lire 400 Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 862 11 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Poslverlagsort : Ellwangen (Jagst) Geheiligter Boden Es hat in der Kirchengeschichte großartige Frauen gegeben. Es ist, als habe die Frau auf die Botschaft Christi gewartet, um zur Höhe und Herrlichkeit ihres gottgeschaffenen Wesens emporzuwachsen. Wie die Martyererkirche Roms hat auch die Heldenkirche Japans Frauen von der gleichen festen und überlegenen Art hervorgebracht. So berichtet das Brevier am Festtag des seligen Karl Spinula aus der Gesellschaft Jesu: Als Karl Spinula im Jahre 1622 zusammen mit 51 anderen christlichen Be-kennern zur Richtstätte geführt wurde, erblickte er unter den Opfern Elisabeth Fernandez, seine Gastgeberin. Er fragte, wo denn der kleine Ignatius sei, den er vor Jahren getauft hatte. Die für den Scheiterhaufen aufgeschichteten Reisigbündel entzogen nämlich den Kleinen seinen Blicken. Da hob die Mutter den Vierjährigen empor, den sie wie zu einem Fest gekleidet hatte, und sprach: „Da ist er, mein Vater! Er freut sich mit mir auf den Tod. Ja, ich opfere mit Freuden dem Herrn das Teuerste, was ich habe: mein Leben und mein Kind." Dann blickte sie den Kleinen an und zeigte ihm den Pater. „Schau", sagte sie, „das ist der Priester, der dich zum Gotteskind gemacht und dir ein Leben geschenkt hat, das viel besser als das irdische. Ihm mußt du dich anempfehlen, mein Kind. Bitte ihn, daß er dich segne.“ Der Knabe kniete nieder, faltete die Hände und bat, wie die Mutter ihn geheißen. Bei diesem Anblick ging eine tiefe Bewegung durch die Reihen. Ein drohendes Murren wurde vernehmbar, als wollte sich ein Aufruhr erheben. Darum machten die Henker kurzen Prozeß und begannen ihr blutiges Handwerk: 30 Christen, darunter Elisabeth Fernandez und ihr kleiner Ignatius, wurden enthauptet. Die 22 Ordensleute starben den Feuertod. Seitdem ist Nagasaki für die japanischen Christen ein heiliger Ort. Franz Hillig Kruzifix aus dem Grödnertal, jetzt in Huanuco Des Königs Fahne schwebt empor Von P. Peter Taschler, Huanuco Seit Tagen herrschte in unserem Konvent in Huanuco reges Leben. Es galt, die Vorbereitungen zu treffen für die Ankunft des in Gröden in Südtirol angefertigten Kruzifixes, das die zuletzt angekommenen Missionare von dort mitgebracht hatten. Es soll mit seinen gewaltigen Ausmaßen einmal die Altarwand der neuen St. - Peters - Kirche schmücken. Das war der Anlaß zu jener glanzvollen Prozession am 11. August des vergangenen Jahres, an der sich die Bevölkerung so zahlreich beteiligte und die allen unvergeßlich bleiben wird. Nicht nur die Patres und Brüder, sondern auch die Pfarrkinder von San Pedro waren von früh bis spät mit Vorbereitungen beschäftigt, um dem Senjor de la Misericordia —■ so nannten sie den Gekreuzigten — einen feierlichen Empfang zu bereiten. In den Predigten an den letzten Sonntagen und im Abendrosenkranz wurden die Gläubigen wiederholt hingewiesen auf die Bedeutung des kom- menden Ereignisses für unsere Pfarrei und die ganze Stadt. In großen Mengen brachten sie Blumen und Kerzen in die Kirche und schmückten ihre Häuser, damit der Herr in einem wahren Triumphzug durch ihre Straßen ziehen und alle segnen könne. Da nach hiesigem Brauch niemand das Kreuz vorher sehen durfte, wuchs ihre Spannung noch mehr, so daß die Menschen am Sonntagnachmittag in großen Scharen zum St.-Sebastians-Kirchlein strömten, um dort, am Eingang der Stadt, den Herrn zu erwarten. Hier sollte die Prozession beginnen. Außer den hiesigen Mitbrüdern nahmen an der Feierlichkeit teil: P. Juan P e z z e i aus Pozuzo, P. Carlos Wetzel aus Lima, der in diesen Tagen in Panao seinen Urlaub verbrachte, und P. Erich Huber, der in Llata zusammen mit P. U n f r i e d die Indianer betreut. Außer den Geistlichen versammelten sich auf dem Platz vor der Kirche die Vornehmen der Stadt, die Padrinos des Kreuzes, die Ordensschwestern und die katholischen Vereine. Jungmänner hatten Fackeln mitgebracht, auf meterhohe Stäbe gebunden, damit sie weithin zu sehen waren; andere beschäftigten sich mit ihren Raketen, die selbstverständlich auch nicht fehlen durften und die sie auf dem ganzen Prozessionsweg abfeuern wollten. Denn ein Fest ohne Feuerwerk und ohne Böllerschüsse ist hier kein Fest. Weißgekleidete Kinder hatten Körbchen voll Blumen mitgebracht, um sie auf den Prozessionsweg zu streuen. Größere Kinder hielten Räucherpfannen, aus denen dann dichte Weihrauchwolken zum Kreuz emporsteigen mußten; das ist hier sehr wichtig und von der Verehrung des Kreuzes gar nicht wegzudenken. Viele Erwachsene hielten bunte Lampions bereit. So war alles bis ins kleinste vorbereitet, als am Abend gegen 1h5 Uhr das Kreuz mit einem Auto gebracht wurde. War das ein freudig bewegter Augenblick! Die Musik spielte auf, Feuerwerk schoß in die Luft, alle Anwesenden klatschten in die Hände und jubelten laut dem Herrn am Kreuz entgegen. Während die Männer das Kreuz auf einem Traggestell befestigten, hieß P. Superior Anton Kühner in einer begeisterten Begrüßungsansprache den Senjor de la Misericordia herzlich willkommen und sprach den Wunsch aus, der Herr möge mit der ganzen Fülle seiner Gnaden zu uns kommen und unter uns den Thron seiner Barmherzigkeit aufschlagen. Die Leute von Huanuco, die als große Verehrer des hl. Kreuzes bekannt sind, waren beim Anblick des Gekreuzigten tief ergriffen, der nun mit ausgebreiteten Armen vor ihnen stand und alle mit einem ernsten und doch gütigen Blick voll Barmherzigkeit anschaute. Der zwei Meter hohe Corpus ist eine Nachbildung des Bachlechner-Kruzifixes von Innsbruck. Der Längsbalken mißt 3,80 Meter. Dementsprechend massiv mußte auch das Traggestell sein. Nicht weniger als 26 Männer hatten daran zu tragen. Unter Glockengeläute und dem Spiel der Musikkapelle setzte sich die Pro- zession in Bewegung. Doch gingen die Leute nicht etwa in Vierer- oder Achterreihen, die Prozession wäre sonst viel zu lang geworden, und Gebet und Gesang wären kaum einheitlich zu leiten gewesen; nein, die vielen Menschen waren doch gekommen, um das Kreuz zu begleiten und nicht aus den Augen zu verlieren. Deshalb füllten sie die ganze Breite der Straße und gingen dichtgedrängt. Es war ein erhebender Anblick, wie der Gekreuzigte seinen Weg durch die Stadt nahm, über und über mit Blumen geschmückt und begleitet von einer großen Volksmenge, die stundenlang nicht von seiner Seite wich. Um V26 Uhr erreichte der Zug die Stadtkirche Cristo Rey, wo P. Kühner seit sieben Jahren die Pfarrei leitet, und nach einer weiteren dreiviertel Stunde die Plaza de Armas, wo die Prozession ihren Höhepunkt fand. Dort erwartete der Hochwürdigste Bischof das Kreuz und gab ihm die kirchliche Weihe. Der Bischof wurde von den Anwesenden stürmisch begrüßt, und dieser verlieh in einer lebhaften Ansprache seiner Freude darüber Ausdruck, daß an diesem bedeutungsvollen Tag der Senjor de la Misericordia in Huanuco seinen Einzug hielt. Bei dieser Gelegenheit sprach er auch den in seiner Diözese wirkenden deutschen Patres seine Anerkennung aus und dankte ihnen für ihre vorbildliche Seelsorgsarbeit. Zuletzt empfingen noch aus seiner Hand die ersten zwölf Männer die Aufnahmemedaille zu einer bei diesem Anlaß neugegründeten Vereinigung. Nach dem feierlichen Segen des Bischofs setzte sich die Prozession wieder in Bewegung, und zwar, da es in den tropischen Ländern um V21 Uhr schon Nacht ist, als Lichterprozession. Das war für Huanuco ein Erlebnis! Singend und betend folgten sie dem Kreuz, das, von einem Scheinwerfer angestrahlt, weithin sichtbar war. Um 3/49 Uhr kamen wir in St. Peter an. Hier sollte der Tag einen würdigen Abschluß finden. Die alte St.-Peters-Kirche wäre viel zu klein gewesen, um die vielen Menschen aufzunehmen. Des- Ergriffen geleitet die Menge den Gekreuzigten durch die Straßen der Stadt. halb zogen wir hinüber zur neuen Kirche, die sich im Bau befindet und mit ihren 18 Meter Breite einmal Platz für alle haben wird. Die guten Leute, die bis zu dieser Stunde ausgeharrt haben, standen auch jetzt wieder Kopf an Kopf im Schein ihrer Lampions da und vernahmen die Botschaft des Herzens Jesu an die Welt, die P. Pedro T a s c h 1 e r verlas. Hierauf zelebrierte P. Superior das erste feierliche Amt in der neuen Kirche und zugleich unter freiem Himmel — eine denkwürdige Stunde für uns alle. Es war bereits V2IO Uhr, als wir zur alten St.-Peters-Kirche zurückkamen, wo das. Kreuz bis zur Fertigstellung der neuen Kirche seinen Platz haben wird. Br. Ludwig K ä s t e 1 hat sich die größte Mühe gegeben, den Altar so herzurichten, wie es den Leuten am besten gefällt: das Kreuz ganz von Blumen und Lichtern umgeben, über dem Altar in großen goldenen Lettern auf violettem Untergrund die Inschrift: „Senjor de la Misericordia, tened piedad de nosotros — Herr der Barmherzigkeit, erbarme dich unser!" Bis spät in die Nacht knieten fromme Beter an den Stufen dieses Altares, der im Schein von hundert Kerzen und Lampen herrlich erstrahlte. Wie sehr dieses Kreuz inzwischen die Beliebtheit und Verehrung der Leute gefunden hat, ersehen wir auch daraus, daß die Kirche jeden Abend während der feierlichen Novene, die P. Taschler drei Wochen lang hielt, immer bis auf den letzten Platz voll war, und daß die Blumen- und Kerzenspenden kein Ende nehmen. Auch finanziell wollten sie ihren Beitrag leisten. So spendete die Firma Priano den Betrag von 500.— DM für die Kreuzbalken und das Traggestell. Der nächste Tag brachte uns noch die freudige Überraschung, daß wir vom Staat für den Bau der neuen Kirche eine beträchtliche Summe ausgehändigt bekamen. So war der Tag der Weihe des neuen Kreuzes nicht nur eine einzigartige Glaubenskundgebung, sondern zeigte auch, in aller Bescheidenheit zu sagen, die Wertschätzung, der sich die deutschen Patres hier erfreuen, Die Bannmeile Perus Von P. Lorenz U n f r i e d Bannmeile — man denkt an die Elendsviertel am Rand der großen Städte. Auch Lima, die Hauptstadt Perus, hat seine Bannmeile. Die Bannmeile Perus aber liegt in den Bergen der Anden, wo viereinhalb Millionen Indios ihr Dasein fristen, vergessen und verkannt von der großen Welt, fernab der Politik und dem großen Weltgeschehen; vergessen und verkannt auch in seiner religiösen Not. Von den 1000 Pfarreien, die Peru zählt, sind 800 Gebirgspfarreien. Vor vielen Jahren hatten alle Pfarreien ihre Priester. Heute sind mehr als die Hälfte dieser oft so ausgedehnten Pfarreien unbesetzt. Vielleicht einmal im Jahre nur sehen viele Pfarreien einen Priester. Wie traurig, wenn gar Jahre vergehen, ehe die Glocke der alten Dorfkirche wieder einmal zur Messe ruft. Und trotzdem feiern diese Menschen ihre kirchlichen Feste. Einige Getreue, angeführt vom Kantor, holen den Patron aus der Kirche zur Prozession. Und während der Heilige auf einem Traggestell durch die engen Gassen schaukelt, drei Schritte vor, zwei zurück, hört man im Gemurmel der Leute stets die gleiche Klage; „Fehlt halt der Priester. Man sagt, es gebe keine. Ist es wirklich so?" Ein anderer bekräftigt: „Ja, die Zeiten haben sich geändert. Die Jugend denkt nur noch ans Geldverdienen und an Vergnügen. Sie wollen nichts mehr wissen vom Priesterwerden." Und doch schreien die Dörfer des Gebirges nach dem Priester, der sie unterrichtet, aufrichtet, tröstet, der ihre Kinder tauft, ihnen das Wort Gottes verkündet, ihre Toten beerdigt. Sie verlangen nach der hl. Messe, wenn sie auch nicht genau wissen, was sie ist. In den beiden Provinzen, die ich mit noch einem Priester zu betreuen habe, gibt es 70 Dörfer mit 70 Kirchen. Wie sollen wir diese unmöglich scheinende Aufgabe bewältigen? Täglich kommen Abordnungen aus entlegenen Dörfern und bitten einen Priester zu sich, daß er Mit kleinen Maultierkarawanen wird der Priester zu seinen seltenen Besuchen in die verwaisten Dörfer des Hochlandes geholt. Die Indios in Erwartung des Priesters eine hl. Messe mit ihnen feiere. Die Entfernungen, das Fehlen von Straßen, die religiöse Unwissenheit, an die sich die Menschen bereits gewöhnt haben, das alles macht die Arbeit so schwierig. Wie oft müssen wir wegen einer einzigen hl. Messe Tagesritte von 30, 50, 70 und mehr Kilometern machen. Wie ganz anders ist es doch, wenn der Priester vom Pfarrhaus direkt in die Sakristei gehen, sich dort mit sauberen Meßgewändern bekleiden und ein gepflegtes Gotteshaus betreten kann. Hier muß man erst einmal den Altar vom Staub reinigen und die zerschlissenen Gewänder aus Kisten zusammensuchen —• Schränke gibt es keine. Wie erhebend ist es andernorts, auf den Herz-Jesu-Freitag langen Reihen von Gläubigen die Lossprechung erteilen zu können. Doch hier muß man erst einmal eine Art Beichtstuhl zurechtzimmern. Die Erde Perus ist ausgedörrt, weil das Wasser fehlt. Die Herzen der Indios sind ausgedörrt, weil der Priester als Bringer der göttlichen Gnade fehlt, und ihre Seelen sind vertrocknet wie die Saaten, wenn der Regen ausbleibt, weil niemand da ist, der das Wort Gottes verkündet. Ohne Hilfe aller, vor allem ohne die Hilfe der Ordensgenossenschaften, wird man niemals diese weiten Gebiete dem vollen Glauben zurückgewinnen können. Denn statt der nur 1500 Priester, die man in Peru zählt, müßten es 15 000 sein. Sklavenhandel in Ost-Peru Schon für 50 DM kann man im östlichen Peru ein Kind kaufen. Für einen kräftigen Arbeiter muß man schon bis zu 1000 DM anlegen. Diese „Preisnotie'run-gen" finden sich in einem Bericht ■ des britischen katholischen Geistlichen Alan Smith, der in der kleinen Ortschaft Ata- laya im Dschungelgebiet von Ostperu als Missionar tätig ist. Wie auch andere Missionare, betätigt sich Smith aus Liebhaberei als „Dschungelkorrespondent" für verschiedene Zeitungen und Nachrichtenagenturen. „Bei einigen Indianerstämmen sieht man, wenn man sie besucht, kaum ein Kind von mehr als drei Jahren", schreibt Pater Smith in seiner letzten „Dschun-gelkorrespondenz". „Gewöhnlich geht es so vor sich: Ein Weißer, der sich Sklaven verschaffen will, gibt einem Eingeborenen ein Gewehr und beauftragt ihn, einige Frauen und Kinder zu .holen'. Der Eingeborene geht in den Dschungel und sucht eine Sippe von zwei oder drei Familien. Entweder erschießt er die Männer, oder er treibt sie durch Drohung mit der Waffe fort, und dann zieht er mit den Frauen und Kindern davon . . . Viele weiße Pflanzer haben eine ganze Anzahl von Eingeborenen, die sie verkaufen oder verschenken können. Die Preise bewegen sich zwischen fünfzig und tausend Mark." Die peruanischen Behörden tun ihr Möglichstes, um den Sklavenhandel auszurotten. Doch in den entlegenen, dünnbesiedelten Gebieten, in denen es keine Nachrichtenverbindungen und kaum Polizisten gibt, reicht der Arm des Staates nicht weit. Dennoch kommt es immer wieder zu Prozessen wegen Sklavenhan-handels. Im Oktober 1956 wurden z. B. in Pucallpa einige einwandfrei überführte Sklavenhändler zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Wie Pater Smith berichtet hat, hat erst kürzlich ein anderer Missionar in seiner Nachbarschaft Anzeige gegen einen Händler erstattet, der ein Mädchen vom Stamm der Ama-huacan für zehn US-Dollar (42 DM) gekauft haben soll. Der Fall wird gegenwärtig noch untersucht. Der Pater schätzt, daß allein in seinem Missionsgebiet jährlich zwischen 100 und 150 Menschen durch Kauf den Besitzer wechseln. „Im letzten Jahr konnte ich selbst beobachten, wie eine ganze Gruppe neu gekaufter Sklaven auf einer Farm am Ucayali-Fluß angeliefert wurde", schreibt der Priester. „Ich weiß von Fällen, in denen Menschen gegen Rinder verschachert wurden." Bamberger Volksblatt v. 6. 3. 58 Im Tal des Pozuzo siedeln seit 100 Jahren deutsche Familien. Auf dem Bild Georg Gstir mit Familie, dessen Eltern um 1870 aus Tirol einwanderten. Unsere Arbeit in Sicil ia Trost Von Br. Franz Egger Als ich Anfang Dezember in unser Missionshaus Josefstal kam, um hier einige Tage meines Europaurlaubes zu verbringen, wurde ich gebeten, den Lesern des „Stern der Neger" etwas von meiner Arbeit auf der Missionsstation Maria Trost zu berichten. Ich bin seit neun Jahren in unserer südafrikanischen Mission und habe in dieser Zeit auf verschiedenen Stationen gearbeitet. Seit zwei Jahren obliegt mir die Sorge für die große Missionsfarm von Maria Trost. Die Farm ist 572 Hektar groß. 71 Hektar sind Ackerland, ein Hektar ist mit Eukalyptuswald bepflanzt, der Rest ist Weideland. Diese Weiden sind wegen der Trockenheit nur spärlich bewachsen und können mit den saftigen Wiesen der Heimat auch nicht entfernt verglichen werden. In den Ställen gibt es 62 Stück Rindvieh, 30 Schweine und 250 Hühner. Von den 18 auf der Farm wohnenden Familien besitzen zehn je etwa acht Stück Rindvieh, dazu ein kleines Stück Ackerland zum Anbau von Weizen und Mais. Ich habe ständig neun männliche Arbeiter zur Verfügung. Wenn mehr Arbeit anfällt, rufe ich die 15 bis 30 Frauen der Farm zusammen, so zum Hacken der Maisfelder und zur Ernte. Außer der dringend nötigen Beaufsichtigung dieser Arbeiter obliegt mir auch die Reparatur der Werkzeuge und Geräte, da die Schwarzen nur wenig Verantwortungsgefühl haben. Die Missionsstation besteht aus genau 38 Gebäuden, stellt also fast ein kleines Dorf dar. Es gibt da unter anderem eine Kirche, ein Pfarrhaus (Wohnung der Priester), ein Wohnhaus der Brüder (mit Br. Franz Egger, Maria Trost. Schneider- und Schuhmacherwerkstatt), ein Wohnhaus'der Schwestern (mit Küche), drei Schulgebäude, vier Internate, zwei Viehställe, zwei Scheunen (je eine für Weizen und Mais), eine Schreinerei, eine Mühle, fünf Rundhütten (Schulzimmer, Krankenzimmer usw.); dazu ein kleines Elektrizitätswerk, das uns morgens und abends Strom liefert. Die Volksschule, die mit zwei Vorklassen zusammen acht Jahre dauert, wird von etwa 300 Kindern besucht, die dreijährige Mittelschule, die an die letzte Volkschulklasse anschließt, von 60 bis 70 Jungen und Mädchen. 170 dieser 370 Schüler und Schülerinnen beider Schulen wohnen auf der Station, die andern kommen täglich aus der Umgebung zur Schule. An Missionspersonal sind es fünf Priester, fünf Brüder, zwei weiße und fünf schwarze Schwestern. Dazu kommen das Lehrpersonal und 15 Angestellte (Schwarze). Wie schon bemerkt, wohnen auf dem Gebiet der Farm noch 18 Familien, die bis auf eine katholisch sind. Nun will ich kurz berichten, wie so ein Tag auf Maria Trost verläuft. Im Sommer stehen wir um 4.45 Uhr auf, im Winter eine halbe Stunde später. 5.15 Uhr Br. Poznič versorgt mit einem kleinen Elektrizitätswerk die Missionsstation mit Strom. Ein Dieselmotor treibt die Lichtmaschine. Morgengebet, Betrachtung, hl. Messe, Frühstück. Um 7.00 Uhr beginnt die Arbeit, die bis 11.30 Uhr dauert. Um 12.00 Uhr Mittagessen, um 13.00 Uhr wieder Arbeit. Die Kinder sind von 8.00 bis 14.00 Uhr in der Schule. Um 15.00 Uhr kommen die Schüler, die auf der Station wohnen, zur Arbeit. Diese Beschäftigung hat einen doppelten Zweck. Sie soll die jungen Schwarzen zur Arbeit erziehen; zugleich stellt sie eine Ergänzung des Kostgeldes dar, das nur in Höhe von 10 DM pro Monat in bar erhoben wird. Die Buben werden in Gruppen dem Bruder Schneider, Schreiner, Gärtner oder Farmer zugeteilt; die Mädchen bekommen ihre Arbeit von den Schwestern angewiesen: in Küche und Nähstube, sie machen Feuerholz, reinigen das Haus und die Kirche. Samstags ist kein Unterricht, dafür Arbeit von 8 bis 12 Uhr. Am Nachmittag waschen und richten Buben wie Mädchen ihre Kleider usw. An diesem Tag kehren die Mädchen den Hof und die Wege, und das machen sie mit so viel Schwung, daß die ganze Station unter einer Staubwolke verschwindet. Wir andern arbeiten am Samstag bis 13.00 Uhr, sonst bis 17.00 Uhr. Von 18.15 Uhr bis 19.00 Uhr sind wir in der Kapelle zum Rosenkranz. Es folgt das Abendessen und . um 20.15 Uhr das Abendgebet, Um 21.00 Uhr geht das Licht aus. Br. Merz in seiner Mühle, Oben: Schülerinnen der Mädchenmittelschule Rechts: Schwestern von Maria Trost unter dem „Glockenturm“ Unten: Father Denis Bourhill mit Schülern der Knabenmittelschule Wer noch aufbleiben will, muß sich mit einer Petroleumlampe oder Kerze behelfen. Ich selbst brauche kein Licht mehr, denn ich bin froh, wenn ich meine müden Glieder ausruhen kann, außer es wäre im Stall noch etwas los.' Am Sonntag sind um 7.00 Uhr und 10.00 Uhr Gottesdienste in der Kirche, die der Unbefleckten Empfängnis geweiht ist. Diese Gottesdienste sind immer schön, da die Schwarzen gute Sänger sind. Oft singen sie unter Leitung eines schwarzen Lehrers mehrstimmige Messen. Bei der Arbeit muß man mit den Schwarzen viel Geduld haben. Wenn man nicht dabei ist, arbeiten sie nicht oder sehr schlecht. Besonders schlimm ist es für den Bruder Gärtner, wenn das Obst reif wird. Da brauchte man ein paar Polizisten. Ähnlich ist es, wenn der Mais reift; da verschwindet so mancher Kolben in den Taschen und Mägen der Langfinger. Einen guten Appetit haben die Schwarzen ja immer. Das wäre so das Wichtigste, was über Maria Trost zu berichten ist. Wenn im Mai mein Heimaturlaub zu Ende ist, hoffe ich, gut erholt zu meiner geliebten Arbeit in der Mission zurückkehren zu können. Diözese Ly den bürg: Sorgen und Hoffnungen Unsere Diözese hat fast die Größe Bayerns. Hier leben ca. 825 000 Menschen, davon etwa 200 000 Weiße. Neben einer kleinen Minderheit von Indern sind hier die Bantuneger, hauptsächlich Zulus, Swazis, Basothos und Shangaans ansässig, die alle ihren eigenen Dialekt sprechen, über 1000 religiöse Sekten erschweren die Missionsarbeit. Die Zahl der Katholiken, die zu Beginn unserer Missionstätigkeit im Jahre 1924 nur einige Hundert betrug, ist inzwischen auf 12 000 angewachsen. In 51 Schulen werden über 6000 Kinder unterrichtet. Wir haben jetzt 17 Pfarreien mit 143 Außenstationen. Die meisten Bauten werden von unseren Missionsbrüdern selbst ausgeführt. Wasserarmut und die große Entfernung der Siedlungen untereinander bereiten uns Hindernisse, die nur durch den Opfermut jedes einzelnen überwunden werden können. Das unchristliche Rassengesetz und der Kampf gegen die Missionsschulen erschweren unsere Arbeit außerordentlich. Da wir für die Lehrerbesoldung nun keine Staatszuschüsse mehr erhalten, müssen wir im Jahr hierfür 100 000 Mark aufbringen. Dringende Arbeiten warten auf uns. Sie müssen getan werden, wenn die Missionsarbeit auch in Zukunft Bestand haben soll. Wir müssen Wohnungen für die katholischen Schüler bauen, ferner eine Klinik. In Nelspruit übernahmen wir einen Kindergarten, der zu einer Schule ausgebaut werden soll. Pfarrhäuser und Kirchen braucht unser Missionsgebiet dringend; unsere Glaubensboten leben zum Teil unter sehr dürftigen Verhältnissen. Eines der dringendsten Objekte ist die Einrichtung einer Missionsstation in Winkelhaag. Dort wurde eine neue Goldmine erschlossen und Hunderte eingewanderter katholischer Neger müssen religiös betreut werden, da sie sonst durch Zivilisation und Technik verloren gehen. Ein Wunschtraum unseres Bischofs Anton R e i t e r e r ist ein kleines Seminar für eingeborene Priesterkandidaten. Das sind nur einige Pläne. Es tut einem im Herzen weh, daß wir nicht mehr tun können. Manche Schule werden wir aus finanziellen Gründen schließen müssen. Aber wir verzagen nicht. Die Hilfe des Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung gibt uns immer wieder Auftrieb. Ohne sie könnten wir hier überhaupt nicht mehr Weiterarbeiten. Darum sind wir allen, die zu unserer Hilfe beitragen, zu großem Dank verpflichtet, und täglich beten wir, daß der gute Gott alle Liebe und Missionshilfe reichlich vergelten möge. Priesterweihe in der ewigen Stadt Von Frt. Josef Pfänner Priesterweihe ist immer ein Anlaß zur Freude für den Neupriester, für die Kirche und das ganze katholische Volk. Für den Neupriester, der endlich nach langen Jahren harten Studiums und seelischen Ringens sein ersehntes Ziel erreicht hat; für die Kirche, die wieder einen jungen Arbeiter in ihren Weinberg senden kann; für das ganze Volk, aus dessen Mitte er erwählt wurde, um für es Mittler bei Gott zu werden. Erst recht groß war aber die Freude, als am 21. Dezember 1957 im Propagandakolleg hier in Rom 46 Neupriester aus den Missionsländern die heilige Weihe empfangen durften. Denn für einen Jungen aus dem Innern Afrikas oder dem fernen Asien ist der Weg zum Priestertum unweit länger und schwerer als für einen Sohn des christlichen Europa. Er muß Sprachen lernen, die für ihn völlig fremdartig sind; und dann tritt das Christentum in europäischem Gewand an ihn heran und ist für ihn zunächst unverständlich. Dinge, die uns von Kindheit an vertraut sind, muß er sich erst mühsam aneignen. Wenn er aber am Ziel angelangt ist, steht er in jeder Hinsicht gleichwertig neben uns. Er hat das gleiche Studium gemacht und dieselben Prüfungen bestanden; er hat auch die gleiche aszetische Schulung durchgemacht, und nun ist ihm das gleiche Amt anvertraut worden. Und so hat er wahrlich allen Grund zur Freude. Ebenso groß ist die Freude der Kirche, die soviel Mühe und Sorge auf die Heranbildung und Schulung ihrer Priester und Missionare verwendet. Hier kann sie nun einheimische Priester in die Missionsländer schicken, denen Sprache, Sitte, Land und Leute schon bekannt sind und die andererseits ihr Studium hier am Herzen der Kirche gemacht und meist mit dem Doktorgrad abgeschlossen haben. Sie haben in all den Jahren die Kirche richtig verstehen und lieben gelernt und ihre Sorge und Liebe in besonderer Weise erfahren. Sie kennen nun die lautere Absicht der Kirche und wissen, daß es ihr nicht um irdische Macht, um Imperialismus geht, wie ihr von ihren Feinden vorgeworfen wird, sondern um das Heil und die Rettung der Menschen, und so sind sie gegen jede nationalistische und kommunistische Propaganda gewappnet. Die Kirche wird sich auf sie verlassen und auf ihre Schultern die Sorge für das Reich Gottes legen können. Die Freude und Anteilnahme der Heimat war so groß, daß einige Angehörige und Freunde der Neugeweihten den weiten, kostspieligen Weg nicht scheuten, um ihnen die Glückwünsche zu überbringen. Es war für sie alle eine große Stunde, die ihnen zeigte, daß die Kirche nicht nur in der Theorie die Gleichberechtigung aller Menschen lehrt, sondern auch in der Praxis zwischen den Menschen der verschiedenen Rassen keinen Unterschied macht. Als nach der Feier die Neugeweihten, noch im priesterlichen Gewand, in den Garten herauskamen, war jeder alsbald von einer Gruppe seiner Landsleute umringt und erteilte ihnen auf offener Straße einzeln den Primizsegen, so ganz in ungezwungener herzlich-südländischer Art. Unser Fotograf konnte leider nicht überall zugleich sein, um all die schönen Szenen im Bilde festzuhalten, die so recht die weltumspannende Einheit und zugleich die Vielgestaltigkeit unserer Kirche zeigten. Nicht zuletzt war diese Priesterweihe auch ein Freudentag für uns Missionare und alle Missionsfreunde. Denn einheimische Priester sind die schönste Frucht der Missionsarbeit. Der Same ist auf gutes Erdreich gefallen und hat hundertfältige Frucht gebracht. f Es muß die Hauptsorge aller Missionsleiter sein, aus dem Volke, unter dem sie weilen, Diener des Heiligtums heranzubilden. Darin liegt haupt-l sächlich die Zukunft neuer Kirchen. Benedikt XV. , i pester tissionen jrnber 1957) gilder rechts: Oben if Ein japanischer Priester r. U11C] zwei japanische il, Schwestern der Genos-K senschaft des hi. Charles it (je roueauld. ili el it Mitte n prater Klose, einer unit. serer vier römischen ■n Theologiestudenten, er-o. Hält von einem Neuprie-ei ster aus Südindien den er primizsegen, ir. id ot dati et Unten Indische Frauen und Mädchen, die zur Prie-tetsterweihe ihrer Lands-icute nach Rom geeilt sind. ei Wir euch an die u(er Heranbildung isjlerus. Wenn ihr nialler Kraft durch-ràpostolisches Ar-j , und die Grün-Aer Kirche werden isiauf längere Zeit de Pius XI. 46 Ne u-aus den ji (Rom, 2l.jmt Bilder links: g Oben Q) Nach der Weihe nehmet Ei die Neupriester im Gar. UI1 ten des Propagandakol, sc legs die Glückwünsche se entgegen und spenden; de den Primizsegen. Eit; Neupriester aus Ceyloij im Gespräch mit Schwe. Stern aus seiner Heimat Mitte Mi Die beiden Schwestertl irr aus Uganda, die hier der, se: Primizsegen erhalten Tt studieren in Rom Theo, hä logie und wollen spätei ste als Religionslehrerinnet pr tätig sein. Der Neger; pater im Hintergrund aus der Kongregation der Weißen Väter, mach: zur Zeit in Rom seiner, dritten Doktor. ! Unten Ine Mä Diese beiden Neupriestei ste sind aus der Diözesiieu Masaka, Uganda. sin Zu allererst ei W so wichtige Au(er eines einheimisilei diese Aufgabe niall setzt, dann wirópi beiten unfertig , i dung und der Afer in den Missions! ai verzögert werde Ernte einst und jetzt Von P. Karl Fischer Als wir im Jahre 1924 die Farm „Frischgewagd" bei Lydenburg kauften, sah sie recht trostlos aus. Der Boden, eine Art Schieferboden, ließ auf keinen großen Ertrag schließen. Die paar Felder waren arg vernachlässigt. Der kleine Wald war ein Wald sterbender Bäume. Ein kleiner Stausee war da, dessen Wasser einmal eine Muhle getrieben hatte. Das Wasserrad war als trauriger Rest von der ganzen Mühle übriggeblieben. Im Nordwesten der Farm standen einige alte, knorrige Eichen, in deren Schatten im Burenkrieg ein Gefecht stattgefunden hatte. In den Stämmen staken noch Bleikugeln. Doch war das ganze Gebiet mit Stacheldraht eingezäunt und von zwei Bächen durchflossen. Auch war ein fast neues Haus vorhanden, in das wir einziehen konnten. Der damalige Apostolische Präfekt, Monsignore Daniel Kau-czor, nannte die Farm „Maria Trost". Am 8. September 1924 hielten wir unseren Einzug. Drei große Ochsenwagen, jeder Wagen mit acht Ochsen bespannt, beförderten Tische, Stühle, Schränke, Betten und alles Mögliche und Unmögliche, das die guten Leute von Lydenburg und Umgebung uns geschenkt hatten. Br. Karl Schmid, Br. Raffael Kolenc und Br. Alexander C y g a n folgten den Wagen. Br. K 1 o d t und ich blieben in Lydenburg, bis alles fortgeschafft war, und kamen dann nach. Es dauerte mehrere Tage, bis wir uns eingerichtet hatten. Das erste war die Hauskapelle, wo unser Herr und Heiland am nächsten Tag einziehen sollte. Es gab viel Arbeit, bis der Platz um das Haus aufgeräumt war. Das Unkraut, besonders das Kukuyagras, war bis in die Veranda hineingewachsen, und es gab sehr viele Flöhe. Auf der Farm waren auch drei Esel und ein kleines Wägelchen. Ich richtete das zerrissene Geschirr her und auch einen alten Sattel. Mit diesem Eselwägelchen holten wir unsern Hochwürdigsten Apostolischen Präfek- Linke Seite: Weizenernte auf Maria Trost. Rechts: Die Ernte ist unter Dach; nun treten die Ährenleserinnen auf den Plan. ten von Lydenburg, wenn er es wünschte, und brachten ihn wieder dorthin zurück. Mußte ich allein nach Lydenburg, ritt ich hoch zu Esel. Weder das Eselgespann noch der Eselreiter waren damals etwas Auffallendes. Viele Burschen und Farmer taten es auch. Es gab ja auch noch keine richtigen Straßen. Die in Lydenburg waren mit Gras bewachsen. Ich wollte mit der Feldarbeit beginnen. Monsignore wollte aber weder Ochsen noch Pflüge kaufen, überhaupt von weiteren Ausgaben für den Augenblick nichts wissen. Die Kasse war eben leer. Ich schrieb daher einem Freunde im Sudetenland und bat ihn um Pflüge. Ich erhielt sie durch die Geschäftsagentur in Johannesburg; bezahlt wurden sie von meinen Freunden in Deutschland. Die schöne Kiste machte ich zu meinem Kleiderschrank. Die Schwarzen auf der Farm mußten mir ihre Ochsen leihen, und das Feld vor dem Haus wurde gepflügt und mit Kartoffeln bepflanzt. Br. Kolenc richtete den Garten her und baute Gemüse an. Um Weihnachten herum erntete ich 75 Sack Kartoffeln. Wir hätten sie leicht und gut verkaufen können. Doch der Pater in Lydenburg meinte, man solle sie zunächst zu ihm bringen, weil er hoffte, sie später teurer verkaufen zu können. Doch mußten wir sie leider nach einiger Zeit wieder halbverfault abholen und als Dünger eingraben. Br. Kolenc war da klüger. Durch eine Frau schickte er jeden Tag Gemüse zum Verkauf nach Lydenburg. Weil man aber für seine Krautköpfe — sie waren fünf bis sechs Kilo schwer — zu wenig bezahlte, machten wir sie zu Sauerkraut. Wir schnitten das Kraut mit dem Messer, und ein kleiner Neger stampfte es mit den Füßen in Blechbehälter. Diese allererste Ernte auf Maria Trost öffnete wieder die Hand unseres Apostolischen Präfekten. Eines Tages erschien ein großer Burenwagen, gezogen von elf Ochsen, auf der Farm und ein Brief des Inhalts: Das ganze Ochsengespann gehöre uns. Doch ackern konnten wir noch nicht, die Felder waren wegen der Trockenheit zu hart. So ging es ans Düngen: Wir leerten die Abfallgruben der Stadt Lydenburg, die ganz in der Nähe unserer Farm lagen. Ende November kam der erste Regen, und das Pflügen konnte beginnen. Da wir keine Arbeiter hatten, führte ich den Pflug selbst; ein Bursche und ein Bub trieben die fünf Joch Ochsen. Ich pflügte gründlich und eggte, wie ich es eben von meinem Großvater gelernt hatte. Es wurde Mais gesät. Das Feld konnte auch vom Stauweiher bewässert werden. Als der Mais aufging, arbeitete der Cutwurm und vernichtete große Flächen im Feld. Bruder Schmid schrieb den Schaden den Perlhühnern zu und schoß sie alle ab. Sie lieferten uns einen guten Braten. Aber sie waren unschuldig: Sie hatten nur nach den Würmern gesucht. Der Mais wuchs prächtig und an den Sonntagen kamen oft Buren und wollten wissen, wie wir das machten. Ich habe gut gepflügt und gedüngt, antwortete ich. Die Ernte ergab 80 Sack Mais. Ich genoß die Früchte meiner ersten Arbeit in Maria Trost nicht lange. Ich kam fort nach Barberton und von da in die Mariannhiiler Mission. Nur vorübergehend sah ich Maria Trost wieder. Im Oktober 1957 kam ich wieder hin, und zwar als Kranker zur Erholung. Wie staunte ich da. Auf dem Feld, das ich vor mehr als 30 Jahren mit so viel Mühe gedüngt und gepflügt hatte, und weit darüber hinaus, so weit das Auge reichte, wogte goldener Weizen, reif zur Ernte. Ich konnte es fast nicht begreifen, und jeden Tag zog es mich hinaus, den Segen zu bestaunen. Das ist die Arbeit fleißiger Brüder. Das einst so trostlose Land hat heute fruchtbare Felder, herrliche Wälder und ein saftiqes Luzernefeld. Da kamen auch schon zahlreiche Frauen und schnitten für den Mähbinder einen Weg durch das Weizenfeld; schnitten auch den Weizen, der in der Nähe des Baches von wilden Tieren niedergetreten war. Die Ernte drängte sehr. Schwarze Gewitterwolken stiegen am Horizont auf. Die Schüler der höheren Klassen halfen mit ihrem Lehrer Father Denis die Wagen beladen. Es war ein Kampf um die Zeit, um dem Regen zuvorzukommen, und ein starker Traktor fuhr die Ernte unter Dach. Wie reizte es mich, bei diesem Treiben mitzumachen. Aber mein sieches Herzelein verbot es mir. Mit stolzer Zufriedenheit meinte Br. Egger, der Leiter der Farm, 200 Sack würde es sicher reichen. Aber auch die Missionsarbei.t, das geistige Weizenfeld, hat sich seit 1924 prächtig entwickelt. Hatten wir zu Anfang im ganzen Missionsgebiet nur eine Blechkirche, eine Kirche aus Backsteinen und drei kleine Wohnhäuschen und dazu nur wenige Katholiken, so hat die Mission jetzt zahlreiche Haupt- und Nebenstationen, 33 Kirchen und Kapellen, dazu Schulgebäude, Wohnhäuser für die Patres, Brüder, Schwestern und Schüler, Werkstätten und vieles mehr; Tausende schwarzer Christen, einen einheimischen Priester und viele schwarze Schwestern. Freilich, diese geistige Ernte wäre noch größer, wenn es nicht so sehr an Arbeitern und Mitteln fehlte. Die Großmutter beschäftigt sich mit Flickarbeit, die Schwiegertochter entkörnt den Mais fürs Abendessen, der Sohn liest die schlechten Körner aus, die Buben lauschen den Gesprächen der Großen. Nur für einen Augenblick hat der Fotograf (P. Karl Fischer) dieses Familienidyll gestört. Sind die Schwarzen undankbar? Von P. Josef Anger er Es gibt gewiß unzählige Eingeborene, die in einer Familie aufwachsen, in der man Anstand und Dankbarkeit so wenig bemerkt wie bei Hühnern und Schafen. Dies ist gewöhnlich die Schuld solcher Eltern, die mit den ursprünglichen Stammessitten gebrochen haben und zugleich von den Weißen keine Kultur annehmen wollen. Die alten Stammessitten legen großen Wert auf höfliche Umgangsformen. Nicht selten zeigen solche Menschen ihre dankbare Gesinnung in einer für unser Empfinden übertriebenen und überschwenglichen Weise. Man kann beobachten, wie Buben, die eben erst vom heimatlichen Kral in die Stadt gekommen sind, bemerkenswert anständig, reinlich und fleißig sind, während vom selben Dorf andere Buben gerade das Gegenteil sind: Sie fühlen sich nicht wohl, wenn sie nicht recht protzig gegen andere auftreten und nicht in armseligen und schmutzigen Löchern wohnen können; man richtet ihnen eine gesunde, bequeme Wohnung ein, doch sie ziehen eine stallähnliche Behausung vor. Unter den besser Erzogenen gibt es auch solche, die ihre Dankbarkeit nicht in äußeren Höflichkeitsformen und Redensarten, sondern im Blick und Benehmen und in Gefälligkeiten zeigen. Sie statten manchmal ihren Dank erst nach Tagen und Wochen, ja Jahren ab. Dafür einige Beispiele. Von Witbank aus besuchte ich in früheren Jahren von Zeit zu Zeit das Gefängnis von Middelburg (30 km entfernt), um bei den schwarzen Insassen in Bezug auf ihr geistliches Befinden nach dem Rechten zu sehen. Später erhielt ich einmal von Johannesburg ein Paket mit schönen künstlichen Tulpen und einer netten Vase dazu, begleitet von einem kurzen Dankschreiben. Der Absender war kurz zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden und nach Johannesburg gekommen, und jetzt erinnerte er sich voll Dankbarkeit des Trostes, den ihm unsere Religion im Gefängnis gebracht hatte. Als Zeichen des Dankes hatte er diese unverwelklichen Blumen gewählt, die seitdem auf meinem Tisch als lieber Schmuck und teures Andenken standen, bis ich versetzt wurde. Letztes Jahr übergab eine alte schwarze Katholikin unserem P. Rektor Pius Z e i f a n g bei Gelegenheit eines seiner Besuche auf einer entlegenen Außenstation im Busch ein wohlgenährtes Huhn für mich als Geschenk. Es war schon an die 20 Jahre her, daß ich diese Negerin in Witbank in die Kirche aufgenommen hatte. Sie lebt jetzt weit von meinem Wohnort entfernt und hat doch all die Jahre her ihren geistlichen Vater nicht vergessen. Sie ist ganz arm, hält sich aber treu als gute Katholikin in stiller Zurückgezogenheit inmitten einer heidnischen, schlechten Umgebung. Eine andere Schwarze pflegte regelmäßig jedes Jahr auf den Jahrestag ihrer Taufe eine heilige Messe zu bestellen. Sie hat nie lesen gelernt; ein Kalender war für sie, was für uns ein chinesisches Schriftstück ist. Sie traf aber jedesmal den Tag genau. Ihr Gedächtnis war so zuverlässig wie der Kalender. Neulich kam ich wieder einmal nach Witbank, meiner ersten Station in Südafrika. Es sind bereits 20 Jahre her, seit ich von dort weg bin. Einer der ersten Neger, die sich zu meiner Zeit dort bekehrten, war ein ehemaliger Sklave. Er ist jetzt schon ziemlich bejahrt. Zufällig erfuhr er von meinem Kommen. Da er durch seinen Dienst bei seinem weißen Herrn verhindert war, mich persönlich zu treffen, übergab er im Bischofshaus als Dank für seine einstige Bekehrung für mich einen guten Spazierstock. Die Neger sind ihr Leben lang wie Kinder. Würden sie bei den Weißen mehr Gutes sehen und hören, dann würden viele, viele Schwarze auch besser. Würden sie von den Weißen menschenwürdig behandelt, so gäben sie viel weniger Anlaß zu Klagen. Wären die Weißen besser, dann wären die Schwarzen — dankbarer. Dieses Kreuz haben unsere Brüder auf einem Hügel über der Missionsstation Gien Cowie errichtet. Werden und Wachsen einer Missionsstation Von P. Günter Brosi Weiterer Ausbau des Schulwesens Im November 1935 traf P. Anton R eite r e r , der jetzige Bischof der Diözese Lydenburg, aus Europa ein. Am 24. Dezember konnte er gleich Zeuge einer großen Tauffeier sein: 23 Erwachsene und 4 Kinder empfingen das Sakrament der Wiedergeburt; die Hälfte kam aus dem Heidentum. Am 25. Februar 1936 begab sich der Regierungsvertreter Grübler mit P.Bra-t i n a nach dem zwölf Kilometer entfernten Fort Weber, um nach einem geeigneten Platz für eine Schule Ausschau zu halten. Auf dem Wege kehrten sie im Nachbardorf Mapoto ein, wo mit den Männern wegen einer zu errichtenden Schule Beratung gehalten wurde. Bei der Abstimmung zeigte es sich, daß die Leute für die Lutheraner und nicht für die Katholiken waren. Im Fort Weber verlief die Sache günstiger, weshalb alsbald mit der Fertigung der Ziegelsteine für den Schulbau begonnen wurde. Schon im November war der Bau fertig. Am 16. Juni des gleichen Jahres kam der Apostolische Delegat von Südafrika, Erzbischof Gijlswijk, begleitet vom Apostolischen Präfekten Alois Mohn, auf (Fortsetzung) Besuch. Am folgenden Tag spendete der Kirchenfürst 50 Firmlingen das Sakrament der Stärkung. Am Vorabend von Weihnachten konnten 28 Taufen gespendet werden. Im September fiel seit langem wieder einmal Schnee, ein für Südafrika außergewöhnliches Ereignis. Die Dächer waren weiß, doch verschwand der Schnee noch am selben Tage; nur die Berge der Umgebung behielten ihre weißen Kappen mehrere Tage. Das Jahr 1937 brachte einen Wechsel in der Leitung der Station. P. Bratina wurde nach Europa berufen, um in unserem neuen Missionsseminar in Laibach, Jugoslawien, zu wirken. Diese Niederlassung entwickelte sich in der Folge sehr gut, wurde aber dann durch den Staat geschlossen. Am 30. Dezember trafen P. Franz Koch und Br. Franz Feil aus Europa ein. Br. Poznič wurde bei der Arbeit des Dachdeckens von einem Schwarm wilder Bienen überfallen, was ihm fast das Leben gekostet hätte. Im Januar 1938 kam ein Schulinspektor nach Gien Cowie. Er zeigte sich sehr zufrieden mit dem Gang der Schule und versprach, sich für unsere Schule bei den Behörden in Pretoria verwenden zu wollen. Im September besuchte Oberschulinspektor Dr. Eiselen, Sohn eines lutherischen Missionars und im Sekukuniland geboren, Gien Cowie. Er war mit den Leistungen der Missionsschule sehr zufrieden und versprach finanzielle Unterstützung durch die Regierung. In diesem Jahr wurde der Bau zweier Speisesäle mit Küche, Keller und zwei Badezimmern aufgeführt. Die Kirche wurde auf die doppelte Länge vergrößert, erwies sich aber bald wieder als zu klein. Wechsel in der Leitung der Mission Am 28. Mai hielt der Apostolische Prä- fekt, Monsignore Alois Mohn, der um seine Amtsenthebung nachgesucht hatte, sein letztes Pontifikalamt in Gien Cowie. Er starb am 5. Juni 1945 in White Waters. Am 30. Juli wurde die Ernennung des neuen Apostolischen Präfekten Johannes R i e g 1 e r gefeiert. Am 15. September machte er seinen ersten amtlichen Besuch in Gien Cowie und spendete nach zwei Tagen 50 Eingeborenen die hl. Firmung. Br. Brand wurde als Farmleiter nach Maria Trost versetzt; die Farm in Gien Cowie übernahm nun Br. Kurz. Br. Poznič wurde wegen eines Jagdunfalls ins Lydenburger Krankenhaus ein- Oben: Die eingeborenen Schwestern in Gien Cowie bei gemeinsamer Feldarbeit. Rechts: Die Schwestern werden in den verschiedenen hausfraulichen Arbeiten, aber auch in Krankenpflege und Unterricht ausgebildet. geliefert. Nach 19 Tagen kehrte er in Begleitung des neuen Superiors P. Anton Schöpf geheilt zurück. Im Januar 1940 wurden durch den schon genannten Dr. Eiselen zwei neue Klassenzimmer eröffnet. Nach der Begrüßung durch den Apostolischen Präfekten hob Dr. Eiselen in anerkennenden Worten die selbstlose Arbeit der katholischen Missionare unter den Schwarzen hervor. Es sprach auch der Kreisschulinspektor de Jager, der sich um die Anerkennung der Schule von Gien Cowie durch die Regierung große Verdienste erworben hatte. Auch fünf Häuptlinge hatten sich eingefunden, von denen zwei zu kurzen Ansprachen das Wort ergriffen. Das Osterfest brachte 39 Taufen. Inzwischen wütete in Europa dei zweite Weltkrieg. Am 24. Juli mußten P. K o c h und Br. Feil von Gien Cowie abreisen; sie kamen in das Internierungslager nach Andalusia im Kapland. Im ganzen befanden sich während des Krieges neun Patres und Brüder der Apostolischen Präfektur Lydenburg in Internierungshaft. Die unermüdliche Schwester Rita nahm sich weiterhin um die Kranken an. Doch die Kranken meldeten sich immer zahlreicher, so daß im April 1941 mit dem Bau eines größeren, 30 m langen Krankenhauses begonnen wurde. Es konnte am 29. September 1942 eröffnet werden und wurde der hl. Rita von Cascia geweiht. Noch im November 1941 konnte Monsignore Riegler 71 Katholiken die Firmung erteilen. (Forts, folgt) Letzte Nachrichten aus Gien Cowie Auf der großen Missionsstation Gien Cowie sind sechs Priester (fünf Patres unserer Kongregation und ein Weltpriester) und fünf Missionsbrüder stationiert; ferner sechs (weiße) Loreto-Schwe-stern und 20 Schwestern der eingeborenen Genossenschaft, von denen aber nur 13 hier sind. Fünf arbeiten in Maria Trost, zwei in White Waters. Am 2. Oktober begann P. Generalvikar Adolf Stadtmüller einen neuen Kurs zur Ausbildung von Katechisten. Aus allen Richtungen haben sich acht meist jüngere Männer eingefunden, die nun täglich Unterricht bekommen. Seit Jahren wird in Gien Cowie gebaut. So hat Br. Valentin Poznič im Oktober ein Waschhaus für das Krankenhaus fertiggestellt. Ein Ingenieur schloß die Waschmaschinen an den Dampfkessel an, und so ist seit 29. Oktober die neue Wäscherei des Krankenhauses in Betrieb. Am 4. November wurde mit den Grabarbeiten für die Fundamente der neuen Kirche begonnen. Herr Bosch von Middelburg, ein Deutscher, ist Bauleiter. Am gleichen Tag begann Br. Poznič in Pro-beren, 30 km von hier, mit dem Bau eines Wohnhauses. Nach vielem Suchen wurde Wasser gefunden. Darum kann Proberen jetzt Missionsstation werden. Am Weihnachtsfest tauften wir 21 Heiden und nahmen neun Konvertiten in die Kirche auf. Am Stephanstag traf unser Hochwürdigster P. General Richard Lechner bei uns ein, um Visitation zu halten; P. Rektor Franz Koch begrüßte ihn beim festlichen Abendessen. Am 6. Januar verließ er uns wieder. P. G. Brosig Der Missionsbruder ist der christliche Arbeiter im Dienste der Weütmission. Er ist der hellende, stützende und ergänzende Bruder des Missionspriesters. Durch seine Tätigkeit wird der Bestand der Missionsstation in materieller Hinsicht gesichert, erstehen die Kirchen, die Schulen, die Krankenhäuser, werden die Eingeborenen praktisch in die Arbeit, in den landwirtschaftlichen Betrieb, in die Handwerke und Künste eingelührt. Werkstatt und Schule, Haus und Hol, Feld und Wald sind die Arbeitsstätten des Missionsbruders. Ist für das Missionsleld der Priester die alles belebende Sonne, so sind die Schweißtropfen des demütigen und opferwilligen Bruders wie der unentbehrliche Regen, der zusammen mit der Sonne dem Missionsield die Fruchtbarkeit bringt. Kleine Missioiisriiiidschau Lateinische Schrift in China Die chinesische Schrift besteht aus etwa 50 000 Zeichen; jedes Zeichen bedeutet einen Begriff. Die Kenntnis von 2000—4000 dieser Zeichen ist für den gewöhnlichen Schriftverkehr unumgänglich. Die alte chinesische Schrift — sie ist schon seit 4000 Jahren voll ausgebildet — stellte seitdem das einigende Band des jetzt 650 Millionen zählenden Volkes dar. Denn die Sprache wird in vielen Dialekten gesprochen, die sich zum Teil unterscheiden wie das Deutsche vom Französischen. Seit sieben Jahren studierte eine Kommission das Problem einer neuen Schrift. Am 11. November des vergangenen Jahres beschloß der chinesische Staatsrat die Einführung der 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets mit vier Akzenten. Die alte Schrift soll weiterhin gepflegt werden, wie etwa in Europa Latein und Griechisch gelernt wird. Zugleich mit der Einführung der neuen Schrift will man den Dialekt von Peking als gemeinsame Hochsprache einführen. Ministerpräsident Tschou En-lai gab im Januar eine Begründung für diese einschneidende Reform. Vor allem soll durch die einheitliche und leicht erlernbare Schrift und die gemeinsame Hochsprache das Volk noch mehr zusammenwachsen. Auch sei das lateinische Alphabet durch die westlichen Missionare in China vielfach verwendet worden. Schon der italienische Missionar Matteo Ricci habe 1605 die chinesische Sprache mit lateinischen Schriftzeichen wiedergegeben. Die neue Schrift werde den kulturellen Austausch mit andern Nationen, besonders den sozialistischen, fördern. Vom missionarischen Standpunkt aus wird man urteilen dürfen, daß durch diese einschneidende Maßnahme nicht nur kommunistisches Gedankengut leichter aus China heraus, sondern auch christliches leichter nach China hineingelangen kann. In der westafrikanischen Weltstadt Dakar unterhalten die St.-Paulus-Schwestern von Freiburg (Schweiz) eine große Druckerei, um die Missionsgebiete mit katholischem Schrifttum zu versorgen. Wir sehen eine Schwester an der Setzmaschine. Sorge für die Kranken gehört wesentlich zur Missionisarbeit. Links: Eine missionsärzt- liche Schwester von Philadelphia betätigt sich als Dentistin in Indien. Hechte Seite: Personal eines Missionskrankenhauses in Japan. Mr. Raoul Folierau, der bekannte Anwalt der Aussätzigen, sitzt auf der 5. Welttagung der Leprosen in Leopoldville, Belgisch Kongo, mitten unter den Kranken vor dem Mikrofon. Kirche kämpft gegen Laster Unter diesem Titel beschäftigt sich die Presse in Tanganjika mit dem im Entstehen begriffenen Arbeiterheim der Mission Ndan-da in der Küstenstadt Lindi. Eine Zeitung berichtet von einem indischen Tanzabend, den die Goanesen von Lindi zu Gunsten des Heimes veranstalteten und der den Ertrag von 113 engl. Pfund erbrachte. Das Heim soll nach den Worten eines Missionars für die in Lindi ohne feste Wohnung lebenden katholischen Arbeiter eine Art Sammelpunkt werden. Diese Afrikaner wandern sonst von Ort zu Ort und geraten in die Hände schlechter Elemente. Mit diesem Heim soll erreicht werden, daß sie innerlich zusammenfinden, vor allem dadurch, daß sie ihre freie Zeit gemeinsam verbringen. Trotz der Streikwelle, die durch das Land geht, schreitet der Bau dieses Heimes mit seinen Schlafräumen, dem Speisesaal, den Bädern rasch voran. Schon denkt man an die Gründung eines katholischen Arbeitervereins. Afrika — Zahl der Katholiken Afrika zählt unter seinen 224 300 000 Einwohnern nach einer Statistik vom Juni vorigen Jahres insgesamt 24 008 000 Katholiken, einschließlich der Katechumenen. Davon entfallen auf die Gebiete der Propagandakongregation mit ihren 167 600 000 Einwohnern 20 680 000 Katholiken. Der Rest verteilt sich auf die Gebiete, die der Konsistorialkongre-gation, der Kongregation für die Orientalischen Kirchen und der Kongregation für Außerordentliche Kirchliche Angelegenheiten unterstehen. In den Gebieten der Propaganda gibt es 11 119 Priester; davon sind 1811 Afrikaner. Von den auswärtigen Priestern stammen 2197 aus Frankreich, 2159 aus Belgien, 1149 aus Irland, 1136 aus Holland, 660 aus Italien, 451 aus Deutschland. Der Rest verteilt sich auf Kanada, England, die Schweiz, die USA, Spanien und andere Länder. Legt man das Verhältnis von einem Priester für 1000 Gläubige zu Grunde, dann müßten es 650 Priester mehr sein, abgesehen vom Bedarf an eigentlichen Heidenmissionaren. Neuer Kurienkardinal Der Erzbischof von Chicago (USA), Samuel Kardinal Stritch, wurde unerwartet zum Pro-Präfekten der Kongregation für die Glaubensverbreitung ernannt. Kardinal Fumasoni Biondi, der bisherige Präfekt der Kongregation „Propaganda Fide", der die Missionsgebiete der katholischen Kirche in der ganzen Welt unterstehen, wird sich aus Gesundheitsgründen zurückziehen. Kardinal Stritch wird in den nächsten Wochen in Rom erwartet. Zum erstenmal in der Kirchengeschichte wurde damit ein amerikanischer Kardinal mit der Leitung einer der zwölf römischen Kongregationen, der obersten Verwaltungsbehörden der Weltkirche, beauftragt. Kardinal Stritch ist 70 Jahre alt; er studierte in Rom und wurde dort 1910 zum Priester geweiht. Mit 34 Jahren bestieg er als jüngster Bischof in den Vereinigten Staaten den Bischofsstuhl von Toledo/Ohio, 1930 wurde er Erzbischof von Milwaukee, 1939 von Chicago; seit 1946 ist er Kardinal. Unser neues Klerikernoviziat in Mellatz. Nach Ostern werden Fenster und Türen eingesetzt, im Herbst soll das Haus bezogen werden. KURZ BERICHTET Gut angekommen. P. Karl K r a p f schreibt aus Lima: Um die Verspätung in Neapel wettzumachen, fuhr unser Schiff von Barcelona an ohne Zwischenhalt direkt bis La Guaira in Venezuela. Als wir Gibraltar hinter uns gelassen hatten, gab es zehn Tage lang nur Wasser und Himmel zu sehen, außer den beiden Schiffen an den ersten zwei Tagen und einem andern an Weihnachten. An diesem Fest waren wir schon näher bei Südamerika als bei Europa. Natürlich wurde auf dem Schiff Weihnachten entsprechend gefeiert: Mitternachtsmesse mit Musik, sogar einen echten Christbaum gab es, und in unserem Salon wurde eine Krippe aufgebaut. Zelebrieren konnte ich jeden Blick auf die Ellwanger Stiftskirche und das sich anschließende Gymnasium; links am oberen Das Herz-Jesu-Missionshaus Milland liegt zwar im sonnigen Südtirol, aber auf den Bergen finden unsere Missionsschüler bis tief in den Frühling hinein noch Schnee. Tag, an Weihnachten sogar dreimal. In der Kabinenklasse waren wir vier Patres, in der Touristenklasse waren es sieben. Der Schiffskaplan war immer sehr entgegenkommend. Fahrplanmäßig traf ich am Dreikönigsfest in Callao an der Küste Perus ein. P. Karl Wetzel kam ans Schiff und brachte mich nach Lima/Mirones. Auf Weisung von P. Superior Anton Kühner bleibe ich zunächst hier in Mirones, um mich zu akklimatisieren und Spanisch zu lernen. Weihnachten in Memphis. Wie P. Gebhard Schmid, der zusammen mit P. Konrad Lohr eine Negerpfarrei in der Stadt Memphis, USA, betreut, mitteilt, war das Weihnachtsfest für die zahlenmäßig zwar kleine, aber räumlich sehr ausgedehnte Pfarrei ein bedeutungsvoller Tag. Denn es konnten zehn Konvertiten in die Kirche auf genommen werden. Acht empfingen während der Mitternachtsmesse die erste hl. Kommunion — ein wunderbares Geschenk für die Konvertiten und auch für uns. Das Gotteshaus war besonders festlich geschmückt. Außer unseren guten und schlechten Christen kamen auch viele Nichtkatholiken, um an unserem „Programm" — so nannten sie es — teilzunehmen. Sie waren ohne Zweifel tief beeindruckt, und wir wollen hoffen, daß es für manchen Fremdling ein Anruf war, ins Vaterhaus zurückzukehren. Rasche Hilfe. P. Josef S t e m p f 1 e schrieb aus St. John's, Barberton, die ganze Baumwollernte seiner Missionsfarm sei durch Hagel zerstört worden. P. Alfred Stadt-m ü 11 e r , Josefstal, der die Pfarrei Hohenberg versieht, gab dies bei der Sonntags- predigt seinen Pfarrkindern bekannt. Eine improvisierte Sammlung an der Kirchentür ergab anschließend den schönen Betrag von 150 DM. P. Stempfle hat inzwischen das Geld erhalten und bedankt sich auch auf diesem Weg herzlich. Einen schweren Verlust hat P. Engelhardt, Rektor von Maria Trost, zu beklagen. Er hatte eine Anzahl kirchliche Geräte zu einem Goldschmied nach Johannesburg gebracht, um sie neu vergolden zu lassen. Nun wurde bei diesem Goldschmied eingebrochen. Den Dieben war es eigentlich nur um Kleider zu tun. Zu diesem Zweck entwendeten sie einen dort stehenden Koffer. Zum Unglück war das der Koffer, mit dem P. Engelhardt die Geräte gebracht hatte. In ihm befanden sich noch drei Ziborien, ein Kelch und sieben Patenen, die von den Dieben mitgenommen wurden. Wer der so hart betroffenen Mission helfen möchte, möge seine Gabe mit dem Vermerk „Für Maria Trost" senden an: Missionshaus Josefstal, Postscheckkonto Stuttgart 540 66. Herzliches Vergelt’s Gott! Am Fest des hl. Josef erteilte der Hochwürdigste Erzbischof Josef Schneider im Dom zu Bamberg neben zehn Alumnen des erzbischöflichen Priesterseminars auch zwei Klerikern unseres Missionshauses St. Heinrich die Diakonatsweihe. Es sind die Fratres Anton L i p p aus Stillau (Württ.) und Peter Schmid aus Waldhausen (Württ.). Sie werden im Sommer die Priesterweihe empfangen. Am gleichen Tag legten Br. Ottmar S p i ß aus Rappholz, B. Allgäu, in Josefstal und Br. Eugen Müller aus Simmerberg, B. Allgäu, in Mellatz die ewigen Gelübde ab. UnsereBilder: Franz Bratina 3, J. Beck 3, Franz Egger 3, K. Fischer 3, Foto Kruz 1, P. Taschler 2, L. Unfried 2, M. Wagner 1, Fides 12. Unberührt vom Flüchtlingselend in Hongkong lacht dieses chinesische Mädchen den Fotografen an, und das kleine Brüderlein ahnt nichts vom Leid, das die Menschen einander antun. Die englische Kronkolonie Hongkong an der Küste Chinas zählt zwei und eine halbe Million Einwohner, darunter beinahe 109 000 Katholiken, Viele Organisationen wetteifern in der Sorge für die Flüchtlinge.