^»K 55. »84»^ Kamstag ven 11. Nuli. H l l y r i e N. Erlest, 22. Juni. Wir haben neue Nachrichten aus Athen, die weitere Details über die Reise beider königlichen Majestäten enthalten. Bis zum 15. oder 20. erwartete man, daß höchstdieselben wieder in Athen zurück seyn werden. In Karytene war der königliche Reisezug durch die Nachricht beunruhigt worden, daß ganz in der Nahe eine Rauber« bände, zwei berüchtigte Chefs an der Spitze, bemerkt worden sey, worauf der König selbst deren Veifol« gung anordnete und leitete. Di« Räuber flüchtet«« in die Gebirge, wurden jedoch bald darauf, acht Kopfe stark, mit ihrcnAnführern eingebracht. Cini» gemal war «s vorgekommen, daß sich während der Reise des Königs heulende Weiber mit ihren Kindern zu seinen Füß«n warfen, um Gnade für ihre Männer zu erstehen, die als Räuber eingebracht worden waren. Bei dem Einzug in Andrussa halte die Königinn das Unglück, ihren Trauring zu verlieren. Darüber in tiefe Betrübniß versetzt, versprach sie dem Finder 1000 Drachmen, welch b^hen Findltlohn eine arme alte Frau zu verdienen so glücklich war. — Hr. Zographos, dem am Abend nach seiner Entlassung von einer Rotte ungezogener Bursche «ine Katzenmusik gebracht worden war, ge» denkt sich nach Italien oder »n die Wallache« zu begeben. — Der König hat lange gezögert, bis er sich zu ein.r Verwerfung deS durch Zographos abgeschlossenen Handelsvertrages entschloß, da auch die Meinungen seiner Räthe nicht ganz einig waren; endlich soll ein eigenes Ereigniß entschieden haben. ES wUlde nämlich ein griechischer Offizier, der sich zu Larissa auf Urlaub befand, von dem dortigen Pa scha gezwungen, Kopfsteuer zu bezahlen, unter dem Vorwand, daß, da seine Familie z>» den Rajas gehöre, auch er als Raja zu betrachten sey, ungeachtet er schon l5 Jahre in griechischen Diensten stand. Dieser Vorfall erschreckte das Land; von allen Sei, ten strömten au« Anlaß dessen Daputauonen herbei, Bittschriften liefen zu Hunderten ein, die Preffe schilderte mlt Feuer sich hierauf beziehend die Nachtheile des Vertrages, kurz AlleS half, um seine Ver. wersung als Nothwendigkeit darzustellen. — Am 11. Juni um Mitternacht hat man in Athen ein ziemlich starkes Erdbeben verspürt. Trie st, ?. Juli. Das Dampfboot »Arcidu« Giovanni« mit vielen Passagieren von Syra k^m.-mend, lief am «. l. M. in unserem Hafen ein. Di« mitgebrachten Briefe aus Alexandrien vom 16. v. M. beschränken sich auf die Nachricht, baß die Pest merklich nachgelassen, und der Pascha, welcher sich nach Rosette begeben, einen seiner Adjutanten mit dem Dampfbool „Habschi Baba« nach Constantino-pel gesandt habe, um dem Großherrn neue Friedens-vorschlage zu machen, von denen man sich den besten Erfolg verspricht. Die Berichte aus Syrien reichen bis zum l2. v. M. Die Drusen waren noch immer wegen der Conscription im Aufstande; Ibrahim soll sich bereit erklärt haben, ihre Wünsche in Betreff der Abschaffung deS Frohndienstes und der gezwungenen Aubhebung zu befriedigen; sie wollen sich jedoch nicbt eher fügen, bis die Aufrechlhaltung der Zusage von den europäischen Mächten garcintirt werde. — Im Hafen von Smyrna, wo der Gesundheitszustand, Dank den strengen Worsichlömaßre» geln, welche in Ansehung der aus Mekka und Jerusalem zurükkehrenden Pilger ergriffen wuden. sehr befriedigend ist, liegen nur noch da« französisch« Linienschiff Montebello" , die östcrr. Corvette »Cle« menja" und die Goelette »Arclusa" vor Anker. — Se. Erc. der Hr. Baron von Bandiera ist am 16. v. M. mit der »Medus.," Sr. kais. Hoheit dsin Erzherzog Friedrich enlgegengesegelt, welcher von Constantinopel erwartet wird. Die französische und englische Flotte kreuzt in d«n Gewässern von Mete« lin. — Der Noth in Trapezunt sucht man duich häusige Gelreioesendungen von Constantinopel nach Kräften abzuhelfen. (Ocst. L.) 220 Deutschland. Hannover, 23. Juni. Se. Maj. der Kaiser von Rußland sind heute, Vormittags gegen li Uhr, von Ems kommend, hier eingetroffen, haben bei Ihren k. Majestäten im Schlosse zu Montbrillant einen Besuch abgestattet, und sind um halb 1 Uhr Nach« mittags, von Sr. Maj. dem Könige von Montbrillant bis an das brittische Hotel in der Stadt begleitet , von hier in der Richtung nach Hamburg weiter gereist. Se. kais. Maj. wurden von den vor dem Hotel zahlreich versammelten Einwohnern der Stadt mit wiederhohltem Hurrahrufe begrüßt. Kiel, 25. Juni. Der Kaiser von Rußland kam heute Morgen um 9V2 Uhr hier an, und bestieg sogleich di« an unserer Schiffbrücke liegend« KriegSdampsfregatte Bogaryr, aus welcher er sich nach kurzem Aufenthalte einschiffte. Dem k. Schlosse gegenüber löste der Bogalyr 21 Salutschüsse, und der Kaiser verweilte bei der Abfahrt auf dem Verdecke, so daß er unsern Hafen in Augenschein nehmen, und sich von der Vorcresslichkeit desselben in «igener Person überzeugen konnte. Auch das kais. Dampfschiff Ischora und der Lugger Oranienbaum verließen un, fern Hafen. Dem Gerüchte nach wird der Großfürst-Thronfolger lm nächsten Monat ebenfalls von hier aus sich einschiffen. (Allg. Z.) Italien. Neapel, 20. Juni. Vorgestern hat die Regierung in einem officiellen Artikel im hiesigen Journal die Freigebung der in Malta und Corfu zurück» gehaltenen neapolitanischen Schiffe bekannt gemacht; auch gibt si« zu verstehen, daß die Differenzen mit England binnen kurzem ganz geschlichtet seyn werden. — Di« neapolitanische Flotte von neun Segeln tvird dieser Taze nach Tunis absegeln, um sich daselbst wegen mehrerer neapolitanischen Unterthanen angethanen Beleidigungen Recht zu verschaffen. Der König, heißt eS, hat zur Vergrößerung seiner Seemacht nach England den Auftrag gegeben, vierKriegs-Dampfschiffe, jedes mit vier LaPfündern bewaffnet, für ihn zu bauen. (Allg. Z.) Frankreich. Toulon, 22 Juni. DaS Dampfboot Etna bringt uns Folgendes aus Algier, den 13. Juni: «Wir erfahren heute durch ein Privalschreiben von der Armee unterm 16. d., daß das Gefecht der Nachhut, von dem der Marschall in seiner Depesche vom 15. spricht, einigen hundert lüpfern Zuaven und Tirailleurs das Leben gekostet hat; dle übrigen Leute sind mehr oder weniger schwer verwundet,' einige Compagnien haben alle ihr« Offiziere verloren, so daß die Sergeanten den Befehl übernehmen mufften. Wle der Marschall in seiner Depesche sagt, wollte er bi« Engpässe vor den Arabern in Besitz nehmen. Als aber das qyste Regiment, das mit dieser Operation beauftragt wurde, hin kam, fand es die Höhen schon sämmtlich von den Arabern besetzt. Bald aber b«-merkt diese die Schwäche der Nachhut, die entfernt von der Hauptcolonne nur aus 800 Zuaven und Tirailleurs bestand. Sie verließen darauf ihre Stellung und stürzten sich mit einer solchen Heftigkeit aus sie, daß sie bald handgemein wurden, und Mann gegen Mann focht. Aber der Feind halle 2000 reguläre Truppen, und man sah die Araber mit der einen Hand daS Vajonnet unserer Soldaten halten, und mit der andern Hand mit dem Jalagan einHauen. Unsere Soldaten fochten wie die Löwen; die Tirailleurs von Vincennes haben mit ihren großen Ba-jonnetten den Arabern vielen Schaden gethan. — Als der Marschall in den Engpässen ankam, hallt er nur noch 3500 — qooo kampffähige Leute. Man muß ihm frische Truppen von Muzaya schicken, wohin eine Division von den Engpässen herabgekommen ist, um die Kranken und Verwundelen hinzubringen, und neue Vorralhe jeder Art zu holen. Am Dinstag wäre das Lager bei Luffarick, das nur aus 150 Mann besteht, bald von den Arabern genommen worden. Von dem aus den angezündeten Heuhaufen emporsteigenden dicken Rauch begünstigt, halten sich ydo Mann dem Eingang deß Lagers genähert, sie wurden aber von 19 Milizen und 50 Mann der Garnison so kräftig empfangen, baß sie den Rückzug antraten; doch haben wir den Verlust von 12 Soldaten und 6 Mähern (lauckeurs) zu beklagen. Bell Salem, der Chalifa des Osten, ist mit 2000 Rei. tern und 2000 Mann Infanterie wieder in der Ebene erschienen. Bei dieser Nachricht hat man 500 verurtheilte Soldaten bewaffnet, die man mit Artillerie theils nach Vuffarick, theils nach der Maison carree geschickt hat,- nach diesen Richtungen hat man alle disponiblen Truppen ausrücken lassen, und die Posten der Stadt der Nationalgarde, der Douane und einer Abtheilung der Marine übergeben. — Die Feuersbrünste und Ermordungen hören nicht auf; wir sind in einer wahrhaft unerträglichen Lage. — In den Hospitälern von Algier befinden sich nach ämtlichen Nachrichten 1227 Kranke und q65 Verwundete; eine gleiche Zahl tlwartet man von der Expekltions-armee. Paris, 25. Juni. Prinz Iolnville Verläßt Va. ris am 25. Juni, um nach Toulon zu reisen. Se. kö'nigl. Hoheit wird von General Gourgaud begleitet. Die HH. Emanuel be las Cases und Marchand reisen am 24. ebenfalls von Paris ab. Durch ein 221 sonderbares Zusammentreffen war es ln der Nacht, vom 2a. auf den 25. Juni, daß General Gourgaud von Paris nach Rocheforl reiste, um daselbst die Abfahrt deS Kaisers vorzubereiten, und gerade 25 Jahre nachher verläßt dieser General Paris mlt der Mission, sich nach St. Helena zu begeben, um die Asche des Helden abzuholen. Paris, 28. Juni. Das kürzlich zu Havre an, gekommene Sch'ss Avenir, Capilän Vallois, hat auf seiner Herfahrt von Bourdon einen Abstecher nach dem Hasen von St. Helena gemacht. Die Einwohner von St. Helena haben keine Ahnung davon, baß das der Insel bisher von England anvertraute kostbare Pfand ihnen in kurzem entzogen werden wird. Bei der Abfahrt des Aoenir in der zweiten Hälfte des Mai hatten mehr als 250 Schiffe seit dem t. Jänner in St. Helena eingekehrt, nicht um Mund» vorräche für die Reise einzunehmen, die gegenwärtig bis auf das Wasser entsetzlich theuer sind, sondern um eine Wallfahrt an daö Grab zu machen, waS sich die Passagiere durch besondere Contracle auöbe» düngen hallen. Man schätzt daS Geld, das alljährlich in dieser Eolonie auf die Vollziehung so vielfacher enthusiastischer und patriotischer Gelübde verwendet wurde, auf mehr als eine Million Franken. Folgen, des enthält gegenwärtig genau die Ziffer der Ausgabe eines jeden Passagiers für einen halben zu Longwood zugebrachten Tag und für daS Uedernachlen in James Town: Frühstück oder Diner bei Hrn. Salomons (fur eine Person) 25 Fr. Eine viersitzige Kalesche zur Fahrt nach Longwood, unter der Voraussetzung, daß alle Plätze genommen sind (für eine Person) 25 Fr. Dem Kutscher (für jede Person) 2 Fr. 50 Cent. Für den Eintritt in die Zimmer von Longwood — denn jetzt muß man dafür bezahlen — (für eine Person) 2 Fr. 50 Cent. Dem Wächter am Grabe, um Wasser an der Quell« aus dem Glase Napoleans trinken zu dürfen, 2 Fr. 50 Cent., im Ganzen sonach 5? Fr. üll Cent. ohne andere unvorhergesehene Ausgaben. Diese Details wulden uns von einem Passagier des Avenir mitgetheilt, und sie stimmen mit den Nachweisungeu überein, die wir ronOrtund Scelleselbst einholen sonnten. (Allg. Z.) Spanien. Bayonne, 21. Juni. Briefe aus VurgoS melden, daß die Wege noch immer geschlossen sind,-man reiSt nur, nachdem man sich von Station zu Station genau über die Stellung d.r Truppen unterrichtet hat. Balmaseda verbreitet große Unruhe m dem Lande, wo er bedeutende Slreitmassen zusammengezogen hat,- denn die meisten Carlistischen Banden, die anderwärts zerstreut Nnd, vereinigen sich mit diesem unternehmenden Führer, dessen Kühnheit ihnen Vertrauen einstößt. Ribera Siquero und Leon ha« ben noch nicht Streltkrafte genug, um einen allgemeinen Zug gegen Valmaseda wagen zu können. Bordeaux, 25. Juni. Balmafeda ist am 2l. früh bei Puentelarra über den Ebro, und hat sofort seinen Maisch auf Esoeja fortgesetzt. An seiner Absicht, sich nach Navarra zu weifen, zweifelt Niemand. — Aus Catalon«n sind wir ohne neuer« Berichte. Die Stärke von Cabrera's Heer wird, je nach der Partei der Berichterstatter, höchst verschieden geschätzt. Die Angaben schwanken zwischen 8000 und 20,000 Mann. Offenbar ist, baß die unbegreifliche Umhäligkeit Esparlero's nach der Einnahme von Morella Cabrera allein in den Stand gesetzt hat, neuen Athem zu schöpfen, di« zerstreuten Haufen an sich zu ziehen, den gesunkenen Muth seiner Anhänger frisch zu beleben und Schrecken und Züchtigung über die constilutionelle Bevölkerung zu bringen, die sich bereits seiner Vernichtung gefreut halte. WaS daS Gebirge von Catalonien die letzte Zeit über gelitten, kann sich ln Ihrem friedlichen Deutschland Niemand vorstellen. Alle Mittel, welche der rohesten Gewalt zur Befriedigung ihrer Rache, ihrer Habsucht und Wollust zu Gebote stehen, werden täglich und stündlich gegen die hilflose und verzweifelnde Bevölkerung gekehrt. Und waS der Noshnt und dem Uebermuthe einer rasenden Soldateska etwa noch entgeht, wird die Beute zahlloser Rotten von Räubern und Schmugglern, die, aus Carlistischen Ausreißern gebildet, auf allen Wegen, hinter allen Hecken und Häusern lauern, und, wer sich ins Freie wagt, plündern, wer Widerstand leistet, ermorden. — Das am <5. vom General Concha geschlagene CorpS bestand ouS den vereinigten Banden deS Palacios, Coba und Forcadell, und war im Ganzen 2000 Mann Fußvolk und 800 Reiter stark. DieCavallerie ergriff nach den ersten Schüssen die Flucht und das Fußvolk leistete nur schwachen Widerstand. Die Gefangenen, deren große Zahl da» durch begreiflich wird, wurden nach Siguenza lrans-porllrl. Die Königinnen befanden sich wahrend des Gefechtes zu Mebinaceli. — Der Madrider Castel-lano vom 19. meldet, daß die Garnison von Betela 2a Stunden nach ihrem Auszüge, wahrscheinlich weil sie in ihrem Marsche auf Hindernisse gestoßen, wieder dahin zurückgekommen sey. Und wahrend dieser ganzen Zeit war nirgends eine constilutionelle Co-lonne sichtbar, welche die Gelegenheit hatte benutzen und sich deS Naubnestes bemächtigen können! — Segarra. als mit in das Comploc gegen den Grasen von Espana verflochten, sollt« gleichfalls erschossen werden, und entging nur durch die Flucht dem 222 Schicksal der Uebrigen. Der Carlisiische Obrist San: dros soll sich zu Montblanch und der Cabecilla Mas Gruat zu Lerida der Regierung der Königinn unterworfen haben. Schon vor mehreren Wochen hat Cabrera einige Millionen ins Ausland in Sicherheit gebracht. Unsere ministeriellen Blatter geben nun die ungeheure Summe von 25 Millionen (?!) Nea-len an, ohne zu rechnen, was Cabrera und Forcadell noch in Spanien besitzen. (Allg. Z.) Telegraphische Depesche. Vayonne, 26. Iun. Der Generalcommandant der 2i>. Militärdivision an den Kriegsminister: Balmaseda, von den Generalen Ribera und Concha geschlagen und vor ihnen fliehend, findet nirgend Theilnahme, und wird wahrscheinlich genöthigt seyn, sich nach Frankreich zu flüchten. Telegraphische Depesche. Bayonne, 2?. Iun. Der Unterpräfecl von Bayonne an den Minister des Innern. St. Jean de Luz am 26. Abends. Die Factiosen ziehen in Frankreich über Olette, Sail« und Ainhoa ein i l500 Mann, die bereits hier angekommen sind, sollen morgen früh nach Bayonne aufbrechen. Nalmaseda befindet sich mit nur 500 Mann zu Atann. (Monit.) Der Con stitutionnel vom 29. Juni enthält folgende Nachrichten von der spanischen Gränze: Die Schlappe, welche Valmaseda erlitten hat, beweist, daß die Carlisten keinen Anhang mehr in den baskischen Provinzen finden,- sie ist aber noch von größerer Wichtigkeit, weil sie Cabrera's Plan« ver» eiteln wird, der, nachdem er vierzehn Bataillons gesammelt hatte, im Begrifft stand, durch Oberarago-nien nach Navarra aufzubrechen. Dieser Chef hatte sich bereits der Conca de Tremp genähert, würde wahrscheinlich über die Cinca gegangen, und durch d«n nördlichen Theil der Provinz Barbastro nach Navarra gezogen seyn. Seine Erscheinung auf die» sem Puncte hatte einigen Allarw in Saragossa (wo sich die Königinnen befinden) verbreitet. Es waren Trupp«« nach Balaguer instrabirt, und Befehle abgeschickt worden, all« Brücken und Kahne an der Cii»ca zu zerstören. Wenn diese Befehle vollzogen worden sind, wird Cabrera, wenn er den schlechten Ausgang der Erpedition Balmascba'S vernimmt, nothwendiger Weise seinen Plan aufgeben, und der Krieg !wird solchergestalt auf Catalonien beschränkt bl«ib«n. (Otst. B.) Großbritannien. London, 22. Juni. Courvoisier soll nächsten Montag den Tod des Verbrechens am Galgen sterben. Einer französischen Wirthinn, welcher ein Aus' lander, den sie nur unter dem Namen Jean gekannt hatte, vor einiger Zeit ein Päckchen aufzuheben ge- geben hatte, siel es auf einmal am Donnerstag eln, dieser Mann dürfte wohl Courvoisier selbst seyn, und baS Päckchen Dinge enthalten, welche zu wichtigen Aufschlüssen führen könnten. Sie meldete sich dem« nach bei dcr Polizei, erhielt Einlaß ins Gefängniß, erkannte Courvoisier unter mehreren andern Gefangenen als den besagten Jean, und in dem Päckchen fand sich — die silbernen Löffel und anderes Eigen« thum deS ermordeten Edelmannes, welches man bis-her vergebens gesucht yatte. Auch entmannte diese Entdeckung den Thäler so gänzlich, daß er sogleich, wie er in den Gerichtssaal trat, seinen Vertheidigern (?) s«in Verbrechen bekannte. Diese ließen sich natürlich öffentlich nichts hievon merken, sondern lie. ßen den Prozeß vor sich gehen, der dann auch erst Sonnabend Nachmittag zum Schlüsse kam. Nun aber wird vielseitig die Frage aufgeworfen, ob «s er: laubt sey, daß Advocate«, wie hier geschehen, del der vollkommenen Ueberzeugung, daß sie einen ver, lucht,n Mörder zu vertheidigen haben, die Zeugen gröblich mißhandeln, den Geschworenen vor dem jung« stcn Tage bange machen, und sich auf Gott berufen dürfen, baß sie d«n Angeklagten für unschuldig Hal« l«n? Phillips hatte nämlich zu verstehen gegeben, die zwei Mägde, welche zur Zeit des Mordes im Haus, schliefen, könnten die That selbst begangen haben; die Polizlidi»n«c hätt»n die blutigen Handschuhe, die man nach dreimaliger Durchsuchung in CourvoisierS Koffer fand, selbst hinein practicirl und die französische Wirthinn halte ein Spielhaus, ober sey noch etwas Aergeres. Wer würde da. heißt es, an der Verhaftung eines Verbrechers Theil nehmen, oder zur Förderung der Gerechtigkeit als ZtUge auf« treten wollen, wenn man statt Lob, Schimpf und Schmähungen zu gewärtigen habe. Es heißt zwar, einer der Nichter habe im Geheimen dem vorlauten Advocate« einen starken Verweis gegeben; aber ich glaube kaum, daß daS Publikum sich hicmil bcgnll, gen wird. Auch Gould ist schuldig befunden, und zu lebenslänglicher Keltenstrafe in einer der Slrasco, lonien verurtheilt worden, indem der Richter sagte, ob er gleich nicht zum zweiten Male desselben Mordes angeklagt w«rd«n könne, sey doch gar nicht ^u zweifeln, daß er nach dem Einbrüche das unglücklich? Opfer sein« Habsucht entweder allein, oder mit Hilfe anderer, ermordet. Dieser Mensch wurde nämlich vor einigen Monaten der Ermordung und Beraubung eines Mannes, Namens Templeman. beschuldigt, und aus Mangel an hinlänglichem Beweis freigesprochen. Die allgemeine Ueberzeugung jedoch, daß er des Verbrechens wirklich schuldig war, ließ ihn nicht hoffen, in England ferner sein Brod finden zu können, und er willigte deßwegen gern in den Vor« schlag 223 schlag, nach Neusübwales zu gehen. Er ließ eS sich sogar gefallen, bis zur Abscgtlung «meö Schiffes in einem der hiesigen Gefängnisse zu bleiben. Inzwischen bot die Negierung für die Entdeckung von Tem-plemans Mörder eine Belohnung von 200 Pf.; und da Gould nach Beendigung seines Prozessis gesagt hatte, er wisse, wer die Mordlhac begangen, so mach-le sich ein Polizeisergeant, als er schon am Bord, des Schiffes war, an ihn, und bewog ihn zurückzu-kehren. In der TtM aber hatte er einen VerhaftS-btfehl gegcn ihn. weil man Grund zu haben glaubte, ihn des Einbruchs überführen zu können. In der Hoffnung, nun selbst los zu kommen, und noch dazu 200 Pf. zu verdienen, machte er ein angebliches Ve5emttniß, worin er einen Mann und dessen Weib mit in das Verbrechen verflocht. Dieses Bekennt« niß widerrief «r am folgenden Tag. und da sich ge-gen jene beiden Leute nichts Bestätigendes finden ließ, so wurden sie sogleich wieder auf freien Fuß ge« seht. Gould halte sich in seinem eigenen Netze gefan' gen; denn mehrcres von seiner Aussage wurde in Ve-zug auf ihn selbst aus «veilere Untersuchung als wahr befunden — und er ist nun nahe daran, eine Strafe zu empfangen, welche so gräßlich seyn sott, daß manche Verbrecher zuweilen in ihren Kelten tobt niederstürzen, und andere ihre Cameraden ermorden, um ihr« Leiben am Galgen enden zu können. — Oxfords Prozeß ist auf den Antrag des von seinen Venrand» ten bestellten Vertheidigers bis zum 9. Juli verscho« den worden. Man erwartet und hofft fast allgem«in, daß man ihn als wahnsinnig wird annehmen können. Inzwischen sendet man in allen Gotteshäusern Dank-gebele für die gluckliche Abwendung deS Königsmor-beS zum Himmel, und die Königinn erhalt täglich die Herzlichsien Glückwünsche ihrer treuen Unterthanen. Courvoisier hat nach seiner Verurlheilung, cinen — nur durch den anwesenden Polizcibeamcen verhinderten — Versuch gemacht, sich »nit einem Handtuch, das «r in seinen Mund stopfte, zu ersticken. Er äußert« später den lebhaften Wunsch, ftincn Oheim (>n Dienst bei Sir G. Veaumont) noch einmal zu sprechen; doch hat ihm derselbe diesen letzten Liedes-dienst abgeschlagen. Seine Hinrichtung ist auf den 6, Iul, festgesetzt. (Mg. Z.) u u ß l a n v. Galacz, !?. I"". Die Abtheilung der russischen Flotte, welche in Theodosia die 15. Division nebst mehrern Bataillons der 15. eingeschifft und an die tscherkessische Küste gebracht hat, ist nach Se-bastopol zurückgekehrt, nachdem jene Truppen Tuabs Wieder besetzt und Position daselbst gefaßt hatten. Zwri andere Divisionen haben ihren Marsch von (Zur Laib. Zeitung Nr. 55. I8c»0.) der Krim zu Lande angetreten und begeben sich an den Terek, den sie in der ersten Hälfte dcs IuniuS bereits überschrillen haben werden, um gegen die Tschclschenzen und Lesgbier zu operiren. Auch dcr General Grabbe hat sich zu Ende M.n's vom Kuban aus in Bewegung gesetzt. — Aus I.issy erfährt man, daß der französische Graf Pindray daselbst ar-retirt worden ist. — Derselbe hatte in Tries! von einem englischen Hause auf einen verfälschten Wech, sel die Summe von l600 Pfd. erhoben. Er halte einen falschen Namen angenommen; seine Anwesenheit in Iassy ward aber durch einen Zufall dem eng. lischen Consul in Iassy bekannt, der sich soglcich an den französischen wandte, um seine Arrctirung zu bewirken. Man fand das Geld nicht mehr bei ihm, und man vermuthet, daß er dasselbe in einen sichern Versteck gebracht hade. Warschau, 23. Juni. Vorgestern früh starb hier nach achttägiger Krankheit der verdienstvolle Beförderer der Industrie, John Cockcrill, dcr erst kürzlich von Rußland hierher zurückgekehrt war, im 50. Jahre seines Alters. Die irdische Hülle des verstorbenen ist einbalsamirt und in einen metallenen Sarg gelegt worden, in welchem sie nach Belgien aebracht werden soll. um ihre Ruhestätte dort zu finden, wo sein Gewervsfteiß so reiche Frucht getragen hat. (Mg. Z.) Gsmanisches Neich. Die türkische Staatszeitung vom t9. Re« biulachir 1256 (19. Juni lL^»0) enthält das Hatti-Scherif des Sultans i'n Betreff mit dem Großwesi-riaie vorgenommenen Veränderung; es ist an den neuen Großwesir Rauf Pascha gerichtet, und lauter folgendermaßen: «Mein getreuer Wesir! Da dein Vorgänger, Chosrew Pascha, seines hohen Alters wegen , den Geschäften des Reichs nicht mehr Zehörig vorstehen konnte, und die Verwaliungsangclegenhei-ten, und insbesondere die meinem Beschluß zu Folg« allentbalben eingeführten ersprießlichen Maßregeln viele Mühewaltung und ausdauernden E'fer erheischen, so ernenne ich dich, der du einer meiner gelreuen Würdenträger bist, und allen deinen bishcrigen Aemtern mit Eifer, Geschick und Nechtschsssscnyrit vorgestanden hast. zum Großwcsic, und vcnraue mein. großherrlicheS Siegel deiner H>'nd an. — Die durch deine Ernennung erledigte Stelle eincs Präsidenten des obersten Pfortcncons.ils verleihe ich dem Mit-glicde desselben, Hassid Pascha, und d?m Finanzmi-nlstcr, Hadschi Salb Efendi, verleihe icu den Rang eines Muschir, mit dem Titel Pascha. — Sofort hast du dich an meine hohe Pforte zu begeben, und vereint mit nllen Wülbinträgern und Beamten der 224 Verwaltung dcr Angelegenheit,« meiner N»gierung beflissen zu seyn. — Der Allerhöchste mache Alle, die mir treu und redlich dienen, zum Gegenstände seiner göttlichen Gnade.« — Dcm ehemaligen Großwesir, Chosrew Pascha, ließen Se. Hoheit befehlen, sich aufsein? Villa zurückzuziehen, und sich daselbst ruhig zu verhalten. Berichte aus Constantinop«! vom 25. Juni melden : „Vorgestern veranstaltete Se. kaif. Hoheit der Her: Erzherzog Friedrich am Bord der k. k. Fregatte „Guerriera" ein Gastmahl, zu welchem die ecstcn Würdenträger und Minister des Neichö geladen waren. — An demselben Tage langte auf dem toscani-schen Dampsboote „Hadsch! Laba" Sami Bei, erster Adiutarnzdes Statthalters von Aegypten, hier an, welcher den Aufirag hat, Se. Hoheit dem Sultan aus Anlaß der Geburt der Prinzessinn Mewhibe zu beglückwünschen. Derselbe soll auch mit sonstigen Aufträgen versehen seyn, üder deren Inhalt jedoch nichts verlautet hat, da sich die Schreien, deren Ueber« drinker er ist, noch in der Qucnantaine befinden.— Der kais. russische Generalconsul in Bukarest, Hr. Von Titow, welcher bestimmt ist, den mit Urlaub abgehenden Gesandten, Hrn. von Vutenoff, in der Eigenschaft eines Geschäftsträgers provisorisch zu er« setzen, ist gestern über Gallacz hier eingetroffen. — Der öffentliche Gesundheitszustand in der Hauptstadt ist fortwährend befriedigend." (B«od.) A e g y p t e n. Alexandria, 19. Juni. Als Mehemed Ali ln Kairo den Ausbruch dcS neuen Aufstandes in Su-rien erfuhr, schrieb er einen langen Brief an Emir Beschir, worin er ihn um die Ursache desselben frag, t«; »rührt der Aufstand allein daher (sagt er), daß Ibrahim P.ischa den Drusen rhre W.iffen abgefordert, so verzeihe ich ihnen, denn bicß derudt auf einem Irrthum; nie hade ich meinem Sohne Bcfthl gegeben, dcn Drusen die ihnen ausgcchcilten Waffen wieder abzunehmen; empören sich dieselben aber, weil sie die rechtmäßigen .'!I>gabcn nicht bezahlen wollen, so versichert ich euch, daß ich selbst mit 100.000 Mann euch angreifen werde, und mit 100.000 Mann treibe ich selbst «uere Berge über die Gränze; ihr kennt mich! auf jeden Fall sende ich meinen Enkel Abbas Pascha nach Syrien ab, mit ihm hast du dich nunmehr zu verstehen." Emir Veschir hat hierauf geantwortet, daß er für d!e Drusen siehe,- dieselben ha-' ben sich denn auch unterworfen. Die Maronilcen dagegen sind noch unter den Waffcn, hatten Saida und Beirut berennt, und haben selbst das Lazarett) letzlc-rer Stadt angegriffen, da sie erfahren, daß in demsel- ben Pulver und Waffen niedergelegt worden. Inilssm hat eine ägyptische Goelette durch ihr gut gerichtetes Feuer ihr Unternehmen vereitelt. Die Schiffe, die nach Syrien abgehen, sind meistens türkische Fregatten, de-nen man ein Drittel ihrer Mannschaft läßt, die an» dern zwei Drittel werden von ägyptischen Matrosen «rseht. Osman Bey, ein türkischer LimenschissZcapilän, befehligt diese Escadre. (Allg. Z ) Vermischte Nachrichten. In dcr Venezianer Zeitung kündigt sich des Ca^ nonico Cav. Francesco Folitro als Erfinder eines neuen Telegraphen mit folgenden Worten an: Der Unterzeichnete, von Spalato gebürtig, in Venedig b,l San Giuseppe di Castello, Strada Saracina Nr. 1225 wohnhaft, hat eincn pneumatischen Telegraphen erfunden, der Jahrhunderte dauernd, Tag und Nacht dient, ohne andere Unkosten zu erfordern, als di«dc»er« sten Errichtung von 6N0 fl. für jede venezianische Mei, le. Mit einem solchen Telegraphen wird man ein« lange Nede an einem von mehreren beliebigen OrliN, in beliebiger Entfernung, im Zeiträume von zehn Minu-ten mittheilen tonnen. Damit erspart man die unentbehrlichen Auslagen für Stationsgebäude von zehn za zehn Miglien, für Fernröhre, für die vielen ,0bür-und Unterbeamten, für die Herstellungen von drei M drei Jahren; ein solcher Telegraph ist nicht tn Gefahr, vom Feinde oder vom Blitze zerstört zu werden, und beseitiget den Nachtheil der jeht üblichen Telegraph«», deren man sich nur in heiteren Tagen btditnen fann. Endlich wird mittelst desselben jeder Souverän für stch allein, ohne desiw.-gcn aus feinem Cabinecre treten zu müssen, seine Rede einem anderen mittheilen können. Der Erfinder erbieter sich zur Vorlegung des Modells, undzur Voruahme von Versuchen ln GegenwartjcneS Souveräns, der gegen billiges entsprechendes Entgeld in dessen Besitz zu kommen sucht. Als vor einign' Zeit die Truppen der Königinn von Spanien in ein Dorf kamen, fand es sich, das; alle Männer aus demselben entflohen oder den Carüsten gefolgt waren. Der Genaral hatte den klugen Einfall, sogleich einen Gemeinderath von Frau» cn und eine Ortsrichterinn zu ernennen. Das Spaßhaft teste dabei war, das? dl? Männer, als sie endlich in das Dorf zurückkamen, sich der Herrschaft des gesetzlich gewählten Frauenrathcs unterwerfen und ihm gehör» chen mußten. & 2 st & & m •& vt •&< Jodermann, der vom Einspinnen der Seidenraupe (im Kleinen) Kcnntniss zu erhallen wünscht, wird eingeladen, die Baumschule (ehedem Schottergrube) an der Kärntner Strasse zu besuchen. Laibach am 9. Juli 1810. Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.