Wortlaut der Lieder. o o o Waldesgespräch. Es ist schon spät, es ist schon kalt, Was reifst du einsam durch den Wald? Der Wald ist lang, du bist allein. Du schöne Braut, ich führ’ dich heim ! „Groß ist der Männer Trug und List, Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist. Wohl irrt ein Waldhorn her und hin, O flieh! du weißt nicht, wer ich bin!“ So reich geschmückt ist Roß und Weib, So wunderschön der junge Leib! Jetzt kenn ich dich, Gott steh mir bei, Du bist die Hexe Lorelei! „Du kennst mich wohl, von hohem Stein Schaut still mein Schloß tief in den Rhein. Es ist schon spät, es ist schon kalt, Kommst nimmermehr aus diesem Wald!“ Die Quelle. Chamisso. Unsre Quelle kommt im Schatten Duft’ger Linden an das Licht, Und wie dort die Vögel singen, Nein, das weiß doch jeder nicht. Und das Mädchen kam zur Quelle, Einen Krug in jeder Hand, Wollte schnell die Krüge füllen, Als ein Jüngling vor ihr stand. Mögen wohl geplaudert haben, Kam das Mädchen spät nach Haus! „Gute Mutter, sollst nicht schelten, Sandtest selbst mich ja hinaus. Geht man leicht zur Quelle, Trägt man doch zu Haus ein schwer Gewicht, Und wie dort die Vögel singen, Mutter, nein, das weißt du nicht!“ Liebestreu. R. Reinick. „O versenk, o versenk dein Leid, mein Kind, In die See, in die tiefe See!“ Ein Stein wohl bleibt auf des Meeres Grund, Mein Leid kommt stets in die Höh’! „Und die Lieb’, die du im Herzen trägst, Brich sie ab, brich sie ab, mein Kind!“ Ob die Blum’ auch stirbt, wenn man sie bricht, Treue Liebe nicht so geschwind. „Und die Treu, die Treu, ’s war nur ein Wort In den Wind damit hinaus!“ O Mutter, und splittert der Fels auch im Wind, Meine Treue, die hält ihn aus! Gretchen am Spinnrad. Goethe. Meine Ruh’ ist hin, Mein Herz ist schwer; Ich finde sie nimmer Und nimmermehr. Wo ich ihn nicht hab’, Ist mir das Grab, Die ganze Welt Ist mir vergällt. Mein armer Kopf Ist mir verrückt, Mein armer Sinn Ist mir zerstückt. Sein hoher Gang, Sein’ edle Gestalt, Seines Mundes Lächeln, Seiner Augen Gewalt. Und seiner Rede Zauberfluß, Sein Händedruck Und ach sein Kuß! Meine Ruh’ ist hin, Mein Herz ist schwer; Ich finde sie nimmer Und nimmermehr. Meine Ruh’ ist hin, Mein Herz ist schwer; Ich finde sie nimmer Und nimmermehr. Mein Busen drängt Sich nach ihm hin; Ach dürft ich fassen Und halten ihn! Nach ihm nur schau ich Zum Fenster hinaus, Nach ihm nur geh’ ich Aus dem Haus. Und küssen ihn, So wie ich wollt, An seinen Küssen Vergehen sollt! Im Herbst. W. Müller. Die Heide ist braun, einst blühte sie rot, Die Birke ist kahl, grün war einst ihr Kleid; Einst ging ich zu zwei’n, Jetzt geh’ ich allein; Weh über den Herbst und die gramvolle Zeit. Einst blühten die Rosen, jetzt welken sie all’, Voll Duft war die Blume, nun zog er heraus; Einst pflückt’ ich zu zwei’n, Jetzt pflück’ ich allein; Das wird ein dürrer, ein duftloser Strauß! Die Welt ist so öd’, sie war einst so schön, Ich war einst so reich, jetzt bin ich voll Not; Einst ging ich zu zwei’n, Jetzt geh’ ich allein; Mein’ Lieb ist falsch, o wäre ich tot! Es blinkt der Tau. Es blinkt der Tau in den Gräsern der Nacht, Der Mond zieht vorüber in stiller Pracht, Die Nachtigall singt in den Büschen. Es schwebt über Wiesen und Dämmerschein, Der ganze Frühling duftet hinein, Wir beide wandeln dazwischen. O Lenz, wie bist du so wunderschön! In dem blühenden Rausch dahin zergehn, Am Arm seine zitternde Liebe, Mit dem ersten Kuß in den Himmelsraum, Und fest zu glauben im törichten Traum, Daß es ewig, ewig so bliebe! „Wie ist doch die Erde so schön!“ R. Reinick. Wie ist doch die Erde so schön! Wie ist doch die Erde so schön, Das wissen die Vögelein, Das wissen die Flüss’ und die Seen, Sie heben ihr leichtes Gefieder Sie malen im klaren Spiegel Und singen so fröhliche Lieder Die Gärten und Städt’ und Hügel In den blauen Himmel hinein. Und die Wolken, die drüber gehn. Und Sänger und Maler wissen’s Und es wissen’s viel andere Leut’, Und wer’s nicht malt, der singt es, Und wer’s nicht singt, dem klingt es In dem Herzen vor lauter Freud’! Kleinmayr & Bamberg, Laibach. 3682